Konjunktur - Neue Lernwelten

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Konjunktur
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Unter Konjunktur (lateinisch coniunctura ‚Verbindung‘, im Sinne von sich aus der Verbindung verschiedener Erscheinungen ergebende Lage, zu lat. coniungere
‚verbinden‘) versteht man Schwankungen im Auslastungsgrad des Produktionspotenzials einer Volkswirtschaft. Weiterhin können mehr oder weniger regelmäßige
Schwankungen ökonomischer Größen stattfinden wie z. B. Produktion, Beschäftigung, Zinssatz und Preise mit der Folge, dass zyklische Schwankungen der
gesamtwirtschaftlichen Aktivität entstehen können. Gemessen werden kann dieses durch den Grad der Kapazitätsauslastung. Der wichtigste Indikator hierfür ist das
Bruttoinlandsprodukt (BIP).
Genauer versteht man unter dem Begriff Konjunktur, wenn Nachfrage- und Produktionsschwankungen zu Veränderungen des Auslastungsgrades der
Produktionskapazitäten führen (in Abgrenzung von der Entwicklung der Kapazitäten im Sinne von wirtschaftlichem Wachstum selbst) und wenn sie eine gewisse
Regelmäßigkeit aufweisen (in Abgrenzung von einmaligen Sondereinflüssen).
Diese in Konjunkturzyklen wiederkehrende wellenförmige Veränderungsweise des wirtschaftlichen Aktivitätsniveaus innerhalb einer Marktwirtschaft wird durch die
Konjunkturtheorien untersucht und zu erklären versucht. Dabei werden unterschiedliche Methoden angewandt, um aus den beobachteten Daten das regelmäßige
Ablaufmuster eines Konjunkturzyklus zu gewinnen, insbesondere dessen oberen und unteren Umkehrpunkt.
Im Unterschied dazu betrachtet die Wachstumstheorie den langfristigen Trend des Wachstums einer Volkswirtschaft im Gleichgewicht. Um den Konjunkturverlauf an
und für sich zu betrachten, muss demzufolge von dem zugrunde liegenden Wachstumstrend abstrahiert werden. Die konjunkturtheoretische Analyse überschneidet sich
zum Teil mit der Beschäftigungstheorie.
Als einzelne Phasen eines Konjunkturzyklus werden häufig unterschieden:
◾
◾
◾
◾
Aufschwungphasen (Expansion, Prosperität),
Hochkonjunktur (Boom),
Abschwungphasen (Rezession) und den
Tiefphasen (Depression).
Je nach zugrunde gelegter Theorie, verfügbaren Indikatoren und den für die einzelnen Volkswirtschaften maßgeblichen Gremien gibt es jedoch abweichende
Definitionen darüber, was etwa eine „Rezession“ darstellt und dementsprechend auch wann diese eingetreten ist.
Verbessert sich die Konjunktur in bestimmten Teilbereichen einer Volkswirtschaft aufgrund einer außerordentlichen Situation – zum Beispiel einer Änderung
gesetzlicher Rahmenbedingungen – für einen begrenzten Zeitraum, so spricht man auch von einer Sonderkonjunktur.
Wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Abschwächung konjunktureller Schwankungen werden als Konjunkturpolitik bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
◾ 1 Wirtschaftsschwankungen
◾ 2 Länge der Zyklen
◾ 3 Phasen des Zyklus
◾ 3.1 Expansive Phase (Aufschwung)
◾ 3.2 Hochkonjunktur (Boom)
◾ 3.3 Rezession (Abschwung)
◾ 3.4 Depression (Konjunkturtief)
◾ 4 Konjunkturtheorien
◾ 5 Konjunkturforschung und -prognose
◾ 5.1 Allgemein
◾ 5.2 Forschungseinrichtungen
◾ 5.3 Methoden der Konjunkturprognose
◾ 6 Konjunkturbarometer
◾ 7 Konjunkturdiagnose
◾ 8 Konjunkturdienst
◾ 9 Konjunkturzyklen in Deutschland
◾ 10 Konjunkturzyklen in der Schweiz
◾ 11 Siehe auch
◾ 12 Literatur
◾ 13 Weblinks
◾ 14 Einzelnachweise
Wirtschaftsschwankungen
Folgende Arten von Wirtschaftsschwankungen lassen sich aufgrund der Länge der Zyklen unterscheiden:
◾ Saisonale Schwankungen sind kurzfristig (etwa drei Monate) und relativ leicht vorhersehbar. Häufig werden sie durch die sich jahreszeitlich ändernden
Wetterbedingungen bedingt und machen sich besonders in bestimmten, diesen besonderen Einflüssen besonders stark unterworfenen Wirtschaftszweigen, wie
etwa der Baubranche, bemerkbar.
◾ Konjunkturelle Schwankungen sind mittelfristiger Natur (etwa vier Jahre). Sie sind schwieriger in den Griff zu bekommen und sind die typische Aufgabe von
Konjunkturpolitik. Sie kommen durch Ungleichgewichte zwischen gesamtwirtschaftlicher Nachfrage und gesamtwirtschaftlichem Angebot zustande, die zudem
noch von zeitlichen Anpassungsverzögerungen beeinflusst werden.
◾ Strukturelle Schwankungen (Kondratjew-Zyklen) sind langfristiger Natur (rund 50 bis 60 Jahre). Sie werden durch tiefgreifende Veränderungen in der Wirtschaft
ausgelöst (Innovationen in den Schlüsseltechnologien) und haben große Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Hier kann Politik nur schwerlich gestaltend
eingreifen.[1]
Länge der Zyklen
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Unabhängig voneinander haben mehrere Konjunkturforscher Schwankungen unterschiedlicher Länge identifiziert. Der Kitchin-Zyklus wird zur Beurteilung der
betriebswirtschaftlichen Produktions- und Absatzplanung bzw. der Lagerhaltung herangezogen. In der ersten Phase wird mehr produziert als verkauft wird, um die
Lager zu füllen. Sobald sich ein langsameres Wachstum abzeichnet, wird in der zweiten Phase die Produktion gedrosselt. Für diesen Zyklus ist eine Länge von 3-4
Jahren empirisch nachweisbar.[2] Der Juglar-Zyklus beschreibt Investitionsphasen. Er dauert zwischen 6 und 10 Jahren.[2] Auslöser für den Kondratjew-Zyklus mit einer
Dauer von 40 bis 50 Jahren sind technologische Innovationen.[3]
Die Länge, die man einem Konjunkturzyklus zuschreibt, hängt wesentlich davon ab, ob man das Niveau der wirtschaftlichen Aktivität (in der Regel gemessen an der
gesamtwirtschaftlichen Produktion, also dem Bruttoinlandsprodukt) als Maßstab heranzieht, oder die Wachstumsraten. Grenzt man Anfang und Ende eines
Konjunkturzyklus danach ab, ob die Wirtschaftsleistung absolut rückläufig war („Klassische Konjunkturzyklen“), so findet man längere Zyklen. Eine Einteilung anhand
von Zuwachsraten führt zu einer größeren Zahl von kürzeren „Wachstumszyklen“. Alternativ kann man Konjunkturen daran messen, wie stark die
Produktionskapazitäten der Unternehmen ausgelastet sind. Hier sind Schwankungen zwischen etwa 70 Prozent (Rezession) und 100 Prozent (Boom) denkbar.
Entsprechend lautet die betriebswirtschaftliche Definition der Konjunktur nach gängiger Lehrmeinung: Schwankungen im Auslastungsgrad des Produktionspotenzials
einer Volkswirtschaft. Hier wird sowohl ein Makrozyklus von mehreren Jahren bis zu Jahrzehnten Dauer beschrieben als auch beinhaltete Mikrozyklen von wenigen
Jahren, nicht jedoch unterjährige Saisonzyklen.
Phasen des Zyklus
Von verschiedenen Forschern und Institutionen werden Konjunkturzyklen in mehrere Phasen eingeteilt.
Verbreitet ist ein Zwei-Phasen-Schema, bei dem der Konjunkturzyklus in einen Aufschwung und einen
Abschwung eingeteilt wird. Dabei nehmen die Aufschwungphasen meist den weitaus größten Teil des
Zyklus ein, während Abschwungphasen im Allgemeinen recht kurz sind. Dieses Schema ist insbesondere
in den USA sehr verbreitet. Dort dauerten die Aufschwünge zwischen 1945 und 2001 im Durchschnitt
57 Monate, die Abschwünge hingegen nur 10 Monate.[4] Die letzte, ziemlich schwache Expansionsphase in
den USA wird in einem EPI-Papier den Jahren 2001 bis 2007 zugeordnet.[5]
Expansive Phase (Aufschwung)
Eigenschaften von Konjunkturphasen1
Konjunkturphase Erwartungen Lageeinschätzung
Rezession
negativ
negativ
Aufschwung
positiv
negativ
Boom
positiv
positiv
Abschwung
negativ
positiv
1
gemäß der im ifo Geschäftsklimaindex verwendeten Systematik
Als expansive Phase bezeichnet man die Phase des wirtschaftlichen Aufschwungs. Sie ist geprägt durch
steigende Auftragsbestände und Produktionen, das Sinken der Arbeitslosenquoten, eine tendenziell wahrnehmbare jedoch noch
geringe Preissteigerung (Inflation), niedrige Zinsen mit steigender Tendenz sowie optimistische Prognosen zur wirtschaftlichen
Entwicklung.
Weiterhin ist sie gekennzeichnet durch verbesserte Kapazitätsauslastung, steigende private Investitionen und Lohnsumme,
zunehmendes Volkseinkommen und erhöhten privaten Konsum.
Hochkonjunktur (Boom)
In der Phase der Hochkonjunktur (obere Wendepunktphase, Boom) sind aufgrund von starker Nachfrage die Kapazitäten einer
Wirtschaft voll ausgelastet. Es herrscht Vollbeschäftigung. Das Lohnniveau steigt, die Preise und die Zinsen ziehen weiter an,
eine Erhöhung des realen Volkseinkommens ist nicht mehr möglich. Die Produktion wird so lange gesteigert, bis eine
Überhitzung des Marktes eintritt – wenn also steigende Zinsen aufgrund erhöhter Kreditnachfrage und vermehrte
Fehlinvestitionen aufgrund übermäßig optimistischer Erwartungen immer mehr Unternehmen Probleme bereiten. Man spricht
hier von Marktsättigung. Merkmale eines gesättigten Marktes:
◾
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◾
◾
◾
◾
Konjunkturverlauf (Theorie).
Rezession = Abschwung; Depression
= Konjunkturtief
Marktvolumen steigt nur noch in geringem Umfang
Teilmärkte werden von Stagnation oder Schrumpfung erfasst
Preisverfall
weniger produktive und viele kleine Unternehmen scheiden aus dem Markt aus
Unternehmensübernahmen verstärken Konzentrations- und Konsolidierungsprozesse
polypolistische Marktstrukturen werden durch oligopolistische Strukturen ersetzt
Von nun an nimmt das Bruttoinlandsprodukt zwar noch weiter zu, jedoch mit sinkenden Wachstumsraten. Die Phase des
Abschwungs wurde eingeleitet.
Rezession (Abschwung)
Rezession bezeichnet die kontraktive Konjunkturphase, in welcher ein Abschwung der Wirtschaft verzeichnet wird. Nach der am
meisten verbreiteten Definition liegt eine Rezession vor, wenn die Wirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen im
Vergleich zu den Vorquartalen nicht wächst oder ein Rückgang zu verzeichnen ist (sinkendes Bruttoinlandsprodukt).
Theoretischer Konjunkturverlauf in
der Konjunkturuhr, wie sie z. B. im
Rahmen des ifo-Geschäftsklimaindex
Verwendung findet. (Die Ifo
bezeichnet abweichend das
Konjunkturtief als Rezession.)
In den Vereinigten Staaten beobachtet das Business Cycle Dating Committee des National Bureau of Economic Research die statistischen Daten über die
Konjunkturentwicklung, wobei es indes nicht immer die gleichen Messgrößen verwendet. Je nach Datenqualität wird unterschiedlichen Indikatoren die Fähigkeit
zugesprochen, das wirtschaftliche Aktivitätsniveau zutreffend abzubilden; so 2007/2008 insbesondere den Beschäftigungszahlen, die bei den Unternehmen erhoben
wurden. Eine Rezessionsphase wird dabei bestimmt vom oberen Scheitelpunkt bis zum untersten.[6]
Nach dem Kriterium des Sachverständigenrates liegt eine Rezession dann vor, wenn ein Rückgang der relativen Output-Lücke um mindestens zwei Drittel der
jeweiligen Potenzialwachstumsrate mit einer aktuell negativen Output-Lücke einhergeht.[7]
Laut dem Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) in Österreich ist allein ein Rückgang der Wachstumsraten in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen (immer im
Vergleich zur Vorjahresperiode) noch nicht als Rezession zu bezeichnen, sondern erst wenn zwei Quartale mit Negativwachstum vorliegen. Also erst eine
schrumpfende Wirtschaft steckt in einer Rezession, nicht aber schon eine nur mehr noch leicht wachsende Wirtschaft.
Eine Rezessionsphase ist im Allgemeinen gekennzeichnet durch:
◾
◾
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◾
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Abschwächung der Hochkonjunktur
pessimistische Prognosen für die Wirtschaftslage
Rückgang der Nachfrage
überfüllte Lager
Abbau von Überstunden und beginnende Kurzarbeit
fehlende Investitionen
teilweise Stilllegung von Produktionsanlagen
stagnierende oder sinkende Preise, Löhne und Zinsen
fallende Börsenkurse
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Während für Schumpeter die Aufschwungphase mit der Einführung einer Innovation mit wirtschaftlicher Schlüsselbedeutung zu tun hat, ist für ihn die Rezessionsphase
die „Erntezeit“, wo die Ergebnisse der während der Innovationsphase getätigten Investitionen eingefahren werden. Im Vergleich zu den Übertreibungen der Boomphase
wird die Wirtschaft im Allgemeinen wieder „vernünftiger“. Einige unter den neuen technologischen Bedingungen nicht mehr lebensfähige Unternehmen verschwinden
vom Markt.[8]
Steigert sich der Abschwung weiter oder kommt es zu einer anhaltenden Stagnation, spricht man von Depression.
Depression (Konjunkturtief)
Ein Konjunkturtief ist der Tiefstand, in den eine Volkswirtschaft durch einen Abschwung gerät. Verharrt die Wirtschaft hartnäckig über einen ungewöhnlich langen
Zeitraum in diesem Tiefstand und sind noch weitere Abwärtsbewegungen nicht auszuschließen, wird von Depression (lat.: deprimere = ‚niederdrücken‘) gesprochen.
Die weit verbreitete Annahme, dass es „keine akademische Definition“ von „Depression“ gebe, ist nicht zutreffend.[9] Thorstein Veblen etwa hatte schon 1904 seine
Theorie der Zyklen der Geschäftsaktivitäten mit einer Wachstumstheorie beschlossen, die im Wesentlichen chronische Tendenzen zum Verharren in Depression
beschrieb.[10] 1939 unterschied Joseph A. Schumpeter „Depression“ von „Rezession“ dadurch, dass Rezession im Ablauf der kapitalistischen Wirtschaft gleichsam ein
normaler Vorgang sei, der das Gleichgewicht wieder herstellt. In der Depression hingegen komme es durch „abnorme Liquidation“ zur Vernichtung vieler Dinge, die
ohne diese einfach weiter bestehen würden. Während die Abschaffung der Rezession einer Abschaffung des kapitalistischen Prozesses insgesamt gleichkäme, sei die
Depression indes eine besondere wirtschaftliche Notlage, die das Eingreifen des Staates so gut wie unvermeidlich mache.[11] In ähnlichem Sinne spricht Paul Krugman
im Wesensunterschied zur geläufigen Konjunkturpolitik von „Depression Economics“.[12]
Ein Konjunkturtief wird oftmals verstärkt durch das Aufbrechen von Strukturkrisen, wie etwa Überkapazitäten in einzelnen Industriezweigen. Es geht über eine lange
Zeit die gesamte wirtschaftliche Tätigkeit (wie etwa durch das Bruttoinlandsprodukt angezeigt) zurück, die Börsenkurse fallen, die Arbeitslosigkeit steigt stark an, und
Tendenzen zu einer Deflation kommen auf (das Preisniveau sinkt, auch die Endverbraucherpreise fallen).
Der Begriff „Depression“ wurde für die Weltwirtschaftskrise am Ende der 1920er Jahre benutzt (US-Englisch: Great Depression). Diese Depression war geprägt von
einer Massenarbeitslosigkeit in einem bis dahin unbekannten Ausmaß. Als Beginn der damaligen Weltwirtschaftskrise wird der Zusammenbruch der Börsen am
sogenannten schwarzen Freitag, dem 25. Oktober 1929, betrachtet. Die internationalen Wirtschaftskrisen im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts sind ebenfalls so
bezeichnet worden, nämlich als Große bzw. Lange Depression. Zur Frage, was aus Weltwirtschaftskrisen zu lernen sei, fand am 31. März 2009 vor dem USSenatskomitee ein Hearing mit namhaften Ökonomen statt.[13]
In sozialpsychologischer Sichtweise wird oft als Grund für eine Depression der Verlust des Vertrauens in das Funktionieren der Wirtschaft genannt. Schumpeter hält
das für eine Pseudo-Erklärung und warnt davor, psychologische Erwartungen als exogene Variable, also reale äußere Bedingungen anzusehen.[14] Die Angst davor, den
Arbeitsplatz zu verlieren und damit das dadurch gesicherte Einkommen, führt zur Verringerung der Konsumausgaben, deren Absinken wiederum zu vermehrtem
Arbeitsplatzabbau führt. Andere Erklärungsversuche machen wirtschaftspolitische Fehlentscheidungen verantwortlich (im Fall der Weltwirtschaftskrise etwa ein hohes
Maß an Protektionismus sowie mangelhafte Maßnahmen, um Einflüsse von Kursverlusten auf wichtige Märkte zu reduzieren), oder andere Faktoren wie Herdentrieb
bei Investoren und/oder exogene Einflüsse.
Konjunkturtheorien
→ Hauptartikel: Konjunkturtheorien
Dem Phänomen Konjunktur kann man sich aus unterschiedlichen Perspektiven nähern:
◾ Eine phänomenologische Sichtweise setzt sich mit dem Konjunkturzyklus als solchem auseinander. Sie versucht, aus dessen Dauer, der Länge der verschiedenen
Phasen und dem Verhalten verschiedener Teilaggregate (wie Beschäftigung, Investitionen, Exporte) Lehren für den künftigen Ablauf der Konjunktur zu ziehen.
Diese Sichtweise ist insofern wichtig, als sie Konjunkturzyklen überhaupt erst als eigenständiges Forschungsobjekt etabliert.
◾ Eine analytische Sichtweise versucht, das Zustandekommen von Konjunkturschwankungen durch Ansätze aus der Wirtschaftstheorie zu erklären. Einen
Ansatzpunkt bieten Akzelerator-Multiplikator-Ansätze (Multiplikator-Akzelerator-Modell). Andere Erklärungsversuche stellen Lagerzyklen in den Mittelpunkt
der Erklärung. Als Auslöser von Konjunkturschwankungen werden zudem finanz- oder geldpolitische Maßnahmen analysiert; auch werden politische Zyklen
diskutiert, sowie psychologische und sonstige Ursachen. Wieder andere Erklärungsansätze verwenden Räuber-Beute-Modelle der Populationsdynamik, um mit
Hilfe von Lotka-Volterra-Gleichungen Konjunkturschwankungen zu erklären.[15][16][17]
◾ Eine exogene (außerwirtschaftliche) Sichtweise betrachtet die Faktoren, die nicht unmittelbar mit der Wirtschaft zu tun haben. So sind zum Beispiel Kriege,
Naturkatastrophen, Entdeckungen, Erfindungen, neue Rohstoffquellen Faktoren, die die Konjunktur verändern können.
Die verschiedenen Schulen der Volkswirtschaftslehre favorisieren dabei unterschiedliche Erklärungsansätze. Diese unterschiedlichen Auffassungen spiegeln sich in den
konjunkturpolitischen Empfehlungen wider.
Konjunkturforschung und -prognose
Allgemein
Mittels methodisch kontrollierter empirischer Verfahren sucht man die konjunkturelle Entwicklung einer konkreten Wirtschaft zu diagnostizieren und vorauszusagen.
Diese Art von Konjunkturforschung lässt sich somit von der theoretischen Analyse der Konjunktur unterscheiden.
Forschungseinrichtungen
In den USA wurde die Konjunkturforschung von Arthur F. Burns und Wesley Clair Mitchell begründet. Der von ihnen in den 1920er Jahren entwickelte HarvardIndikator geriet in Misskredit, als er die Weltwirtschaftskrise 1929 nicht anzeigte. Die Konjunkturforschung lebte danach erst in den 1930er Jahren wieder auf.
In Deutschland waren hier unter anderem Arthur Spiethoff und Ernst Wagemann die Vorreiter. In eigentlichem Sinne begann die Konjunkturforschung mit Gründung
des Instituts für Konjunkturforschung in Berlin (heute: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, DIW). Daneben etablierten sich in Deutschland einige weitere
Wirtschaftsforschungsinstitute, die regelmäßig Konjunkturprognosen veröffentlichen.
Diese erstellen seit 1950 zweimal im Jahr eine Gemeinschaftsdiagnose im Auftrag der Bundesregierung. Seit 2007 wird die Gemeinschaftsdiagnose öffentlich
ausgeschrieben, sodass auch andere Institute daran beteiligt sein können. Das DIW als Vorreiter schied dabei aus, weil die Bundesregierung Vorbehalte hatte betreffend
der Leistungsfähigkeit des Instituts wegen des Weggangs von erfahrenen Mitarbeitern vom DIW.[18]
Der 1963 gegründete Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung erstellt ebenfalls im Auftrag der Bundesregierung einmal pro Jahr
eine Konjunkturprognose, die im November veröffentlicht wird.
Weitere regelmäßige Prognosen veröffentlichen internationale Organisationen. Die OECD veröffentlicht in ihrem OECD-Wirtschaftsausblick zwei Mal jährlich eine
Konjunkturprognose für alle ihre Mitgliedsländer sowie die großen Schwellenländer. Auch die EU-Kommission und der IWF veröffentlichen regelmäßige
Konjunkturprognosen.
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In Deutschland befassen sich zudem die Forschungsinstitute der Arbeitgeber (Institut der Deutschen Wirtschaft) und der Gewerkschaften (seit 2005 das neu gegründete
Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung) mit Konjunkturanalysen. Das Institut für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit analysiert die Auswirkungen der Konjunkturentwicklung auf den Arbeitsmarkt.
Die Zuverlässigkeit der über die letzten zehn Jahre angestellten Prognosen ist nur wenig besser als die Qualität einer „naiven“ Vorhersage. Dabei gehen die
prognostizierten Werte der untersuchten Experten zum Teil beträchtlich auseinander; allenthalben wird aber die Höhe des künftigen Wachstums tendenziell überschätzt.
[19]
Methoden der Konjunkturprognose
Konjunkturprognosen werden ausgehend von den Erfahrungen der Vergangenheit über den Ablauf früherer Konjunkturzyklen, empirisch festgestellten wirtschaftlichen
Zusammenhängen (zum Beispiel die Wirkung von Zinsen auf Investitionen oder von Steuern auf die Konsumnachfrage) und schließlich Konjunkturindikatoren
abgeleitet.
Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung liefert den definitorischen Rahmen, um die Konsistenz der Prognosen herzustellen. Dabei bedient man sich zum Teil
intuitiver Verfahren, zum Teil ökonometrischer Methoden. Ökonometrische Konjunkturmodelle stützen sich auf mathematisch-statistische Verfahren; es können aber
zusätzliche Informationen in die Modelle einfließen, die sogenannten Adds (konstante additive), oder aber auch multiplikative Veränderungen der endogenen Variablen.
Zum Beispiel müssen neue politische Maßnahmen „per Hand“ in die Modellstruktur aufgenommen werden, die Wirkungen kann das Modell sodann allein ausrechnen.
Konjunkturbarometer
Jeden Monat bringt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) das DIW-Konjunkturbarometer heraus. Es schätzt ein, wie das reale Bruttoinlandsprodukt
des jeweils abgelaufenen Quartals aussehen könnte; denn zu diesem Zeitpunkt liegen noch keine Daten des Statistischen Bundesamtes vor. Dabei stützt es sich auf
solche Indikatoren wie Produktion und Umsatz in wichtigen Wirtschaftszweigen; darunter der Großhandelsumsatz und die Auftragseingänge, die Einnahmen aus der
Umsatzsteuer und auch die Kfz-Zulassungen.
Einmal im Monat stellt das ifo-Institut diese Frage: „Wird das Geschäft im nächsten halben Jahr besser, schlechter oder laufen die Geschäfte gleich gut?“ Aus den 7000
Antworten darauf wird ein Indikator für die Entwicklung der Wirtschaft berechnet.
Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) befragt für seinen ZEW-Index 350 ausgesuchte Börsenexperten zu deren Konjunkturerwartungen.
„Sowohl ifo-Geschäftserwartungen als auch ZEW-Konjunkturerwartungen weisen einen signifikanten Vorlauf zur Jahresveränderungsrate der Industrieproduktion in
Deutschland auf. Dieser beträgt für die ZEW-Konjunkturerwartungen bis zu 6 Monate, während bei den ifo-Erwartungen ein Vorlauf von maximal 4 Monaten vorliegt.
Darüber hinaus zeigen Granger-Kausalitätstests, dass der ZEW-Indikator einen signifikanten Vorlauf von einem Monat vor dem ifo-Indikator hat.“[20]
Thomas Fricke hingegen weist auf die qualitativ unterschiedliche Vorgehensweise bei den von ifo-Institut und ZEW verwendeten Messverfahren hin: „Ein
Grundproblem des ZEW-Index liegt ganz offenbar darin, Analysten zu befragen, die zu starken Herdentrieben neigen - und dann auch noch zur allgemeinen Lage im
Lande (und nicht wie beim Ifo zur Lage des eigenen Betriebs).“[21]
Konjunkturdiagnose
Der konjunkturelle Ist-Zustand einer Wirtschaft wird durch verschiedene Methoden bestimmt. Zum einen kann eine Zeitreihenanalyse durchgeführt werden, wobei
bestimmte makroökonomische Größen wie das Bruttoinlandsprodukt, Volkseinkommen, Konsum und Investitionen herangezogen werden. Sollte eine differenzierte
Konjunkturdiagnose stattfinden, wird eine Vielzahl von weiteren Zeitreihen wie z. B. der Auftragseingang verwendet.
Durch die Zeitreihenanalyse können verschiedene Konjunkturindikatoren konstruiert werden. Weiterhin kann eine Befragung
von zahlreichen Unternehmen über den gegenwärtigem Konjunkturzustand stattfinden. In der Bundesrepublik Deutschland
werden solche Befragungen vom ifo-Institut für Wirtschaftsforschung durchgeführt zum einen durch den Konjunkturtest und
durch eine Tendenzbefragung. Außerdem kann ein Vergleich von Produktionspotenzial und tatsächlicher Produktion stattfinden.
Durch diesen Vergleich wird der konjunkturelle Zustand einer Wirtschaft durch den Auslastungsgrad abgeleitet.
Konjunkturdienst
Es handelt sich hierbei um eine periodische Berichterstattung mit dem Ziel, Ergebnisse und Daten der Konjunkturforschung
auszuwerten und den einzelnen wirtschaftlichen Aktoren nutzbar zu machen. Dazu dienen z. B. folgende Publikationen: der ifoSchnelldienst des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung in München; der des iwd, des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln
sowie die einer Reihe anderer Wirtschaftsforschungsinstitute.
Verlauf des Auftragseingangs der
deutschen Industrie seit 1952
Konjunkturzyklen in Deutschland
Im Gegensatz zu den USA, wo es eine „offizielle“ Datierung der Konjunkturzyklen gibt, liegt eine offizielle Klassifikation der Zyklen für Deutschland nicht vor.
Betrachtet man nur Konjunkturen im engeren Sinne, die durch absolute Rückgänge in der Wirtschaftsleistung begrenzt werden, so lassen sich seit 1945 fünf volle
Zyklen erkennen, die zumeist mit Abschwächungen der Weltwirtschaft zusammenfielen.
Der erste Nachkriegsaufschwung endete 1966, als das Bruttoinlandsprodukt erstmals seit 1949 sank. Der zweite Zyklus endete mit der Rezession 1974, als es wegen der
ersten Ölkrise zu einem Nachfrageentzug kam. Ein dritter Zyklus endete 1981/82 im Gefolge der zweiten Ölkrise. Das Ende des vierten Zyklus markiert die Rezession
1993, der bisher einzigen Rezession in der Bundesrepublik, die binnenwirtschaftlich ausgelöst wurde, wegen der im vorhergehenden Wiedervereinigungsboom
aufgetretenen Übersteigerungen und der daraufhin restriktiven Geldpolitik, die wegen der zuvor hohen Inflation auf Bremskurs gegangen war.
Ein fünfter Zyklus endete nach dieser Zählung 2001, ausgelöst unter anderem durch das Ende des Booms in der IT- und Kommunikationsbranche. Die Schwächephase
zog sich lange hin (2002–2004). Erst das relativ starke Wirtschaftswachstum seit 2005 läutete den Beginn des sechsten Zyklus in Deutschland ein. Dieser endete abrupt
2008 im Zuge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise. Im Jahr 2009 ging das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) preisbereinigt um fünf Prozent zurück. Das war
der größte Rückgang der Nachkriegsgeschichte.[22]
Die jüngsten Gemeinschaftsprognosen der Wirtschaftsinstitute liegen bei 2,8 Prozent BIP-Wachstum für 2011 und 2,0 Prozent für 2012.[23]
Konjunkturzyklen in der Schweiz
Die vom Weltkrieg unversehrte Schweiz erlebte nach dem Krieg einen bis zur Ölkrise anfangs der 1970er Jahre anhaltenden, vor allem auch durch den Export
gestützten Aufschwung, der in seiner letzten Phase in eine Inflation mündete und durch die Ölkrise sowie eine Baukrise abrupt gestoppt wurde. Beim zweiten Zyklus
erstreckte sich der Aufschwung vor allem über die 1980er Jahre, er wurde anfangs der 1990er Jahre durch eine geplatzte Blase im Immobiliensektor gestoppt. Der
erneute Aufschwung ab zweiter Hälfte 1990er Jahre nahm sein Ende wie in Deutschland mit dem Platzen der Dot-Com-Blase des amerikanischen IT-Sektors. Der vierte
Zyklus-Aufschwung schließlich wurde durch die Banken- und Finanzkrise von 2008 unterbrochen.[24][25]
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Siehe auch
◾ Wirtschaftskrise
◾ Schweinezyklus
Literatur
Das Phänomen der Konjunktur wird in allen gängigen makroökonomischen Lehrbüchern erörtert, zum Beispiel:
◾
◾
◾
◾
Lutz Arnold: Makroökonomik. Mohr Siebeck, Tübingen 2008, ISBN 3-16-148075-9.
Olivier Blanchard und Gerhard Illing: Makroökonomie. 4., aktualisierte Auflage. Pearson Studium, 2006, ISBN 978-3-8273-7209-3.
Michael C. Burda und Charles Wyplosz: Makroökonomik. Eine europäische Perspektive. 2. Auflage. Vahlen, 2003, ISBN 978-3-8006-2856-8.
N. Gregory Mankiw: Makroökonomik. 5. Auflage. Schäffer-Poeschel, 2003, ISBN 978-3-7910-2026-6.
Folgende Lehrbücher beschäftigen sich speziell mit der Konjunktur:
◾ Lutz G. Arnold: Business cycle theory. Oxford University Press, Oxford 2002, ISBN 0-19-925682-9.
◾ Alfred Maußner: Konjunkturtheorie. Springer, Berlin 1994, ISBN 3-540-57790-4.
◾ Gunther Tichy: Konjunktur. Stilisierte Fakten, Theorie, Prognose. 2. Auflage. Springer, Berlin 2007, ISBN 978-3-540-57437-8.
Weblinks
Wiktionary: Konjunktur – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
◾
◾
◾
◾
◾
DIHK-Konjunktur-Links (http://www.dihk.de/themenfelder/standortpolitik/konjunktur-und-wachstum/service/konjunkturlinks)
Konjunkturberichte und -umfragen (http://www.bankenverband.de/konjunktur) des Bundesverbandes deutscher Banken
ifo-Geschäftsklimaindex (http://www.ifo-geschaeftsklima.info/)
Konjunkturprognosen der OECD (http://www.oecd.org/de/wirtschaftsausblick/)
Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder (http://www.statistik-bw.de/Arbeitskreis_VGR/ergebnisse.asp?lang=de-DE#LA-GDP)
Einzelnachweise
1. Korotayev, Andrey V., & Tsirel, Sergey V.(2010). A Spectral Analysis of World GDP Dynamics: Kondratiev Waves, Kuznets Swings, Juglar and Kitchin Cycles
in Global Economic Development, and the 2008–2009 Economic Crisis (http://www.escholarship.org/uc/item/9jv108xp). Structure and Dynamics. Vol.4. #1.
P.3-57.
2. Lothar Wildmann, Wirtschaftspolitik, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2007, ISBN 978-3-486-58197-3, Seite 83
3. Lothar Wildmann, Wirtschaftspolitik, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2007, ISBN 978-3-486-58197-3, Seite 83, 84
4. US Business Cycle Expansions and Contractions (http://wwwdev.nber.org/cycles/cyclesmain.html)
5. Aktuelle EPI-Zahlen zum GDP (http://www.epi.org/research/macroeconomic-performance/)
6. Determination of the December 2007 Peak in Economic Activity (http://mirror.nber.org/dec2008.pdf) (PDF-Datei; 29 kB)
7. Sachverständigen Gutachten 2008 (http://www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de/download/gutachten/ga08_i.pdf)
8. Joseph A. Schumpeter: Konjunkturzyklen. Eine theoretische, historische und statistische Analyse des kapitalistischen Prozesses. Bd. I, Göttingen 1961 (engl.
Business Cycles. A Theoretical, Historical, and Statistical Analysis of the Capitalist Process. New York 1939). S. 152
9. „… economists are using the word depression — a subjective term with no academic definition — to describe a condition of broad and extreme economic distress
that remains stubbornly in place for much longer than a typical downturn.“ (Peter S. Goodman: Sharper Downturn Clouds Obama Spending Plans.
(http://www.nytimes.com/2009/02/28/business/economy/28recession.html?_r=1&hp) The New York Times 27. Februar 2009)
10. Douglas Dowd: Introduction to the Transaction Edition. In: Thorstein Veblen: The Theory of Business Enterprise. Transaction Books, New Brunswick. NJ. ISBN
0-87855-699-0. S. xvi
11. Joseph Alois Schumpeter: Konjunkturzyklen. Eine theoretische, historische und statistische Analyse des kapitalistischen Prozesses. Erster Band. S. 152, 158 f
Vandenhoeck & Ruprecht: Göttingen 1961. ISBN 3-525-13237-9, 9783525132371
12. „When depression economics prevails, the usual rules of economic policy no longer apply: virtue becomes vice, caution is risky and prudence is folly.“ (Paul
Krugman: Depression Economics Returns. (http://www.nytimes.com/2008/11/14/opinion/14krugman.html) New York Times, 14. November 2008)
13. Lessons from the New Deal (http://banking.senate.gov/public/index.cfm?FuseAction=Hearings.Hearing&Hearing_ID=f5afa171-b136-4f39-9b81-27937a9bbd3b)
14. Joseph Alois Schumpeter: Konjunkturzyklen. Eine theoretische, historische und statistische Analyse des kapitalistischen Prozesses. Erster Band. S. 152, 158 f
Vandenhoeck & Ruprecht: Göttingen 1961. S. 150 ISBN 3-525-13237-9, 9783525132371
15. Dem Goodwin-Modell zur Erklärung von Konjunkturschwankungen liegen Lotka-Volterra-Gleichungen zugrunde, wobei der Lohnquote die Rolle des Räubers
und der Beschäftigungsquote die Rolle der Beute zukommt.
16. Gerold Blümle (1989): Wachstum und Konjunktur bei Differenzgewinnen - Ein Schumpeter-Modell der wirtschaftlichen Entwicklung, in: H.J. Ramser und Hajo
Riese (Hrsg.) Beiträge zur angewandten Wirtschaftsforschung, Gottfried Bombach zum 70. Geburtstag. Berlin S. 13-37. Dargestellt auch in Frank Schohl (1999):
Die markttheoretische Erklärung der Konjunktur. Schriften zur angewandten Wirtschaftsforschung. Tübingen.
17. Wolfgang Weidlich, Günther Haag (1983): Concepts and Models of a Quantitative Sociology - The dynamics of Interacting Populations. Berlin, Heidelberg, New
York. Dort das Kapitel 5: „Non-Equilibrium Theory of Investment: ‚The Schumpeter Clock‘“
18. DIW droht Ausschluss von Gemeinschaftsdiagnose, 25. Juni 2007 FTD: DIW droht Ausschluss von Gemeinschaftsdiagnose, 25. Juni 2007
(https://web.archive.org/web/20120112004342/FTD:)
19. Steffen Osterloh: Accuracy and Properties of German Business Cycle Forecasts. (http://aeq.diw.de/aeq/index.jsp?n=0010&p=10&c=summary/AEQ_08_1_2)
Applied Economics Quarterly 54/1 (2008)
20. Prognosequalität der ZEW – Konjunkturerwartungen im Vergleich (ftp://ftp.zew.de/pub/zew-docs/div/Prognose_Konjunkturrep.pdf) ZEW Konjunkturreport,
März 2001
21. Für ein Ministry of silly indicators Für ein Ministry of silly indicators (https://web.archive.org/web/20090221094735/) 17. Februar 2009
22. Statistisches Bundesamt: Zeitreihen zum Bruttoinlandsprodukt für Deutschland (https://wwwgenesis.destatis.de/genesis/online/data;jsessionid=6C68E1476E55ED0F1748F3E3AE4DBEBA.tomcat_GO_2_2?
operation=abruftabelleBearbeiten&levelindex=2&levelid=1348129953617&auswahloperation=abruftabelleAuspraegungAuswaehlen&auswahlverzeichnis=ordnun
0001&auswahltext=&werteabruf=starten)
23. CES ifo: Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2011 (http://www.cesifo-group.de/portal/page/portal/ifoHome/a-winfo/d2kprog/20kproggd/_kproggd?
item_link=kprog-inhalt-20110407.htm)
24. Ulrich Im Hof: Geschichte der Schweiz. Kohlhammer 2001. ISBN 3170170511
25. Bulletin SKA der Schweiz. Kreditanstalt, 6/1996
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Konjunkturpolitik – Wikipedia
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Konjunkturpolitik
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Unter Konjunkturpolitik im weiteren Sinne versteht man wirtschaftspolitische Maßnahmen, die ein angemessenes Wirtschaftswachstum,
Preisniveaustabilität, einen hohen Beschäftigungsstand und ein außenwirtschaftliches Gleichgewicht erreichen und sichern sollen (Magisches Viereck).[1]
Demgegenüber versteht man unter Konjunkturpolitik im engeren Sinne wirtschaftspolitische Maßnahmen die darauf zielen, Konjunkturschwankungen
in Grenzen zu halten und ein möglichst gleichmäßiges Wirtschaftswachstum zu erreichen.[2]
Mögliche Instrumente der Konjunkturpolitik sind dabei die Fiskalpolitik, die Geldpolitik und die Einkommenspolitik.[3]
Inhaltsverzeichnis
◾ 1 Aufgabe der Konjunkturpolitik
◾ 2 Konjunkturtheorien als Grundlage für
Konjunkturpolitik
◾ 3 Konjunkturrisiken
◾ 4 Arten der Konjunkturpolitik
◾ 5 Instrumente der Konjunkturpolitik
◾ 5.1 Fiskalpolitik
◾ 5.1.1 Konjunkturelles Defizit
◾ 5.1.2 Fiskalpolitische
Instrumente
◾ 5.1.3 Probleme der
Fiskalpolitik
◾ 5.2 Geldpolitik
◾ 5.3 Einkommenspolitik
◾ 6 Wirtschaftspolitische Einordnung
◾ 6.1 Nachfrageorientierte Positionen
◾ 6.1.1 Mögliche Maßnahmen
◾ 6.1.2 Evaluierung und Kritik
◾ 6.2 Angebotsorientierte Positionen
◾ 6.2.1 Mögliche Maßnahmen
◾ 6.2.2 Evaluierung und Kritik
◾ 7 Historische und aktuelle Beispiele
◾ 8 Literatur
◾ 9 Weblinks
◾ 10 Einzelnachweise
Ausgaben- und Einnahmenüberschüsse der einzelnen Sektoren[4]
Aufgabe der Konjunkturpolitik
Probleme wie z. B. hohe Arbeitslosigkeit können aus unterschiedlichen Gründen auftreten. Man unterscheidet daher zwischen Fehlentwicklungen die
einerseits durch Wirtschaftsschwankungen und andererseits durch strukturelle Probleme hervorgerufen werden (z. B. strukturelle Arbeitslosigkeit,
machtbedingte (Lohnkosten-) Inflation).
Die Zielsetzung der Konjunkturpolitik im engeren Sinne besteht darin, starke Konjunkturausschläge und konjunkturelle Arbeitslosigkeit möglichst zu
vermeiden. Hierzu wird versucht Abweichungen des Auslastungsgrades vom Normalauslastungsgrad (Rezessionen einerseits, konjunkturelle
Überhitzung andererseits) gering zu halten.[1] Es wird also versucht durch einen rechtzeitigen Einsatz konjunkturpolitischer Mittel eine Überforderung
des Produktionspotentials (die Gefahr eines starken Preisanstiegs und struktureller Fehlentwicklungen durch überzogene Wachstumsrate) sowie eine
Unterauslastung des Produktionspotentials (die Gefahr eines Beschäftigungsrückganges und sich weiter verschlechternder Situation aufgrund
pessimistischer Perspektiven) zu vermeiden.
Die Ziele der Konjunkturpolitik im weiteren Sinne bestehen darin ein angemessenes Wirtschaftswachstum, Preisniveaustabilität, einen hohen
Beschäftigungsstand und ein außenwirtschaftliches Gleichgewicht zu erreichen und zu sichern (Magisches Viereck).[1] Diese Ziele sind in Deutschland
im Stabilitäts- und Wachstumsgesetz (§ 1 StabG von 1967) geregelt. Dabei kann es durchaus zu Zielkonflikten kommen, wenn z. B. der Staat mit aller
Macht versucht die Beschäftigungszahlen zu erhöhen, denn dies würde sich wiederum negativ auf die Geldwertstabilität auswirken.
Bevor die Politik Handlungsmaßnahmen entwickeln kann, müssen die Ursachen für die Entstehung von Konjunkturzyklen definiert werden.[5]
Konjunkturtheorien als Grundlage für Konjunkturpolitik
→ Hauptartikel: Konjunkturtheorien
Die Konjunkturtheorie untersucht und beschreibt die Ursachen und Auswirkungen der Konjunktur und des Konjunkturzyklus. Im Jahre 1937 wurde von
Gottfried von Haberler, im Auftrag des damaligen Völkerbundes, eine Systematik sowie ein Überblick über die ersten Konjunkturtheorien erstellt.
Gottfried von Haberler gilt als Pionier der Konjunkturtheorien. Seit seiner Aufstellung der oben genannten Theorien, haben Vertreter dieser Theorien
unterschiedliche Ursachen für Konjunkturzyklen in Betracht gezogen und weitere Theorien aufgestellt.[6] Die Konjunkturtheorien lassen sich wie folgt
grob unterteilen:
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◾ Vorkeynesianische Konjunkturtheorien
◾ Auf Keynes basierende Weiterentwicklungen
◾ Neoklassische Konjunkturtheorien
Konjunkturrisiken
Jede Rezession ist mit einem Rückgang der Nachfrage verbunden. Bei einem flexiblen Arbeitsmarkt gehen damit auch Senkungen des Reallohns einher.
Es besteht daher die große Gefahr, dass die stagnierende Volkswirtschaft in eine
Deflationsspirale gerät.[7] Paradebeispiel für dieses wirtschaftspolitische Dilemma einer
stagnierenden Volkswirtschaft ist die japanische Krise Anfang der 1990er Jahre.
Arten der Konjunkturpolitik
Die Konjunkturpolitik lässt sich nach ihrer Wirkung folgendermaßen einteilen:
◾
◾
◾
◾
Expansive Konjunkturpolitik: wirkt positiv auf das Wirtschaftswachstum
Kontraktive Konjunkturpolitik: wirkt negativ auf das Wirtschaftswachstum
Antizyklische Konjunkturpolitik: diese soll einer Entwicklung entgegenwirken
Prozyklische Konjunkturpolitik: diese verfestigt eine bereits bestehende Entwicklung
Zu Salden-Interdependenz.
Instrumente der Konjunkturpolitik
Fiskalpolitik
→ Hauptartikel: Fiskalpolitik
Mittels der Fiskalpolitik können im Fall einer Rezession die öffentlichen Ausgaben (z. B. öffentliche Investitionen) erhöht und/oder die öffentlichen
Einnahmen (z. B. Steuern) gesenkt werden, um damit die Kaufkraft im privaten Sektor zu stärken. Infolgedessen wird ein negatives Budgetsaldo der
öffentlichen Haushalte bewirkt, um die Gesamtnachfrage anzukurbeln (deficit spending) und in einer Konjunkturschwankung einen Budgetüberschuss zu
erwirtschaften, um einer Überbeanspruchung des Produktionspotenzials entgegenzuwirken. Diese antizyklische Entwicklung des Budgetsaldos ergibt
sich aufgrund der Ausgestaltung des deutschen Steuersystems, weil das Steueraufkommen in den Rezessionsphasen zurückgeht, während sich die
meisten Staatsausgaben (z. B. Arbeitslosengeld) in der Rezession erhöhen. Somit hat der öffentliche Haushalt eine automatisch stabilisierende Wirkung
auf die Konjunktur (automatische Stabilisierung). Voraussetzung für eine stabilisierende Wirkung des öffentlichen Budgets ist, dass in den
Aufschwungphasen genügend Steuermittel stillgelegt wurden, damit diese in der Rezession für zusätzliche Ausgaben verwendet werden können. Der
Staat betreibt dann Fiskalpolitik, wenn er fiskalpolitische Instrumente im Rahmen der Konjunkturpolitik einsetzt.[8]
Konjunkturelles Defizit
→ Hauptartikel: Automatischer Stabilisator
Ein konjunkturelles Defizit entsteht bei öffentlichen Haushalten auch ohne aktive Fiskalpolitik bereits durch die konjunkturellen Auswirkungen auf die
Steuereinnahmen und das Sozialsystem. Zum einen durch konjunkturbedingte Steuerausfälle, da die Menschen aus Unsicherheit vor einer etwaigen
schlechten wirtschaftlichen Zukunft weniger konsumieren. Aber auch durch Mehrausgaben von staatlichen Einrichtungen, wie die Agentur für Arbeit in
Form von Arbeitslosengeld 1 bzw. Arbeitslosengeld 2, da in der Abschwung- bzw. Rezessionsphase die Arbeitslosenzahl steigt.
Fiskalpolitische Instrumente
Der Staat setzt folgende Instrumente zur Steuerung der Konjunkturpolitik ein:
◾ Erhöhung staatlicher Ausgaben
◾ Erhöhung staatlicher Investitionen
◾ Subventionen
◾ Erhöhung staatlicher sozialer Leistungen (verändern das verfügbare Einkommen und wirken sich dadurch auf den Konsum aus)
◾ Senkung von Abgaben wie
◾ Steuererleichterungen, also Steuersenkungen, „Haushaltsschecks“ (USA), steuerliche Begünstigung von Investitionen über günstigere
Abschreibungsmöglichkeiten
◾ Senkung der Beitragssätze zur staatlichen Sozialversicherung
◾ Schaffung günstiger Arbeits- und Produktionsumgebung (z. B. flexiblere Tarifverträge)
Je nachdem, welche wirtschaftspolitischen Ziele verfolgt werden, können Instrumente unterschiedlich eingesetzt werden.[9]
Nach der Wirkungsweise lassen sich Fiskalpolitische Maßnahmen wie folgt einteilen:
◾ Expansive Fiskalpolitik: Instrumente werden zur Förderung des Wachstums eingesetzt, z. B. durch Erhöhung der Staatsausgaben, Auflösung der
Konjunkturausgleichsrücklagen. Notfalls müssen Budgetdefizite in Kauf genommen werden, damit sich die öffentlichen Ausgaben erhöhen und
somit die Konjunktur belebt wird (deficit spending).
◾ Kontraktive Fiskalpolitik: Hier werden Instrumente zur Dämpfung der Konjunktur eingesetzt, z. B. durch Senkung der Staatsausgaben und
Bildung von Konjunkturausgleichsrücklagen (surplus saving).[9]
Probleme der Fiskalpolitik
◾ Sind Zielkonflikte vorhanden, ist es unmöglich alle Ziele gleichzeitig zu erreichen. Somit muss der Staat Prioritäten zwischen den Zielen setzten.
◾ Parlamentarische Hürden schränken die Handlungsfähigkeit des Staates ein. So können einmal gewährte Privilegien nur schwer rückgängig
gemacht werden.
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◾ Indirekte Einflussnahme auf wirtschaftliche Größen macht es dem Staat schwer, diese direkt zu beeinflussen. Demnach hat der Staat nur durch die
Staatsausgaben eine direkte Einflussnahme auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage.
◾ Eine zeitliche Verzögerung der Maßnahmen aufgrund von indirekten Einflussnahmen, führt dazu, dass bestimmte Maßnahmen sich erst in
Folgeperioden auswirken. Wenn sich die Wirtschaftsentwicklung bis dahin umkehrt, wirken staatliche Maßnahmen kontraproduktiv, da sie dann
mitunter ungewünschte Entwicklungen verstärken.[8]
Der Begriff „Konjunkturimpuls“, auch „fiskalischer Impuls“ genannt, bezieht sich auf die erhöhten Staatsausgaben, die gezielt zur Bekämpfung des
konjunkturellen Abschwungs beschlossen werden.[10] Im Hintergrund steht die Überlegung, dass die staatlichen Ausgaben den Nachfrage-Ausfall am
Markte kurzfristig ersetzen sollen. Die Produktionslücke (die Differenz zwischen dem Sozialprodukt, das mit dem vorhandenen Potenzial produziert
werden könnte, und dem, was tatsächlich aufgrund der zurückbleibenden Nachfrage produziert wird) soll möglichst geschlossen werden.
Die Wirtschaftshistorikerin und Regierungsberaterin Christina D. Romer zieht aus der Weltwirtschaftskrise von 1929 und einer Evaluation der
damaligen Wirtschaftspolitik des New Deal folgende konjunkturpolitische Lehren: Der Stimulus muss gesamtwirtschaftlich ins Gewicht fallen und darf
nicht vorschnell ausgesetzt werden. Die Bundesstaaten und die Kommunen dürfen nicht rigider Budgetregeln wegen zu prozyklischen
Ausgabekürzungen gezwungen werden. Die Geldpolitik kann auch bei einem extrem niedrigen Zinsniveau unterstützend wirken, indem sie der Bildung
deflationärer Erwartungen entgegenwirkt.[11]
Geldpolitik
→ Hauptartikel: Geldpolitik
Diese kann mit ihren Instrumenten die gesamtwirtschaftliche Nachfrage nicht unmittelbar beeinflussen. Folglich kann die Geldpolitik aber über Zinssatzund Geldmengenänderung indirekt auf die Ausgabendispositionen der privaten Haushalte und Unternehmen Einfluss nehmen. Hierbei ist die Stärke des
Zusammenhangs zwischen monetärem und realem Bereich einer Wirtschaft ausschlaggebend für die Wirksamkeit einer konjunkturpolitisch orientierten
Geldpolitik. Dabei betont die keynesianische Erklärung die Liquiditätskomponente geldpolitischer Maßnahmen. Demnach führt eine Erhöhung der
Bankenliquidität zur Senkung der Zinssätze und auch der Kreditkosten und beeinflusst dadurch die realen Investitionen.
Die monetäre Erklärung betont hingegen die Vermögenskomponenten. D. h. Geldmengenerhöhungen setzen eine lange Kette von
Substitutionsvorgängen frei. Folglich steigt zunächst die Nachfrage nach Wertpapieren und an Finanzaktiva, während deren Rendite sinkt und es am
Ende der Kette zu steigender Geldnachfrage kommt. Zu beachten ist, dass reale Effekte der Geldpolitik nur vorübergehend sind und langfristig gesehen
nur das Preisniveau steigt.[8]
Siehe auch Kreditplafondierung, als rigide konjunkturdämpfende Massnahme bei Überhitzungs-Tendenz.
Einkommenspolitik
→ Hauptartikel: Einkommenspolitik
Neoklassischer-monetaristischer Ansatz
Hier gilt der Grundsatz, dass eine anhaltende Arbeitslosigkeit immer und überall auf ein zu hohes Reallohnniveau zurückzuführen ist. Dies bedeutet, dass
es bei einer Vollbeschäftigung zu Lohnerhöhungen kommt und über die Produktionsentwicklung hinweg zur Steigerung der Kosten und damit zur
Inflation führt. Deshalb werden je nach Lage kostenniveauneutrale Lohnregeln (kostenniveauneutrale Lohnpolitik) bzw. vollbeschäftigungskonforme
Richtlinien (vollbeschäftigungskonforme Lohnpolitik) empfohlen, wodurch die Einkommenspolitik zum Instrument der Konjunkturpolitik wird. Da der
Marktmechanismus auch das Ziel der verteilenden Gerechtigkeit erfüllt, werden deshalb aktive Umverteilungsbemühungen abgelehnt, weil die
Lohnregeln und -empfehlungen sowieso nur die stattfindende marktmäßige Entwicklung vorwegnehmen und beschleunigen. Dabei geht es nicht um die
Lösung des Verteilungskonflikts sondern darum, die Gegenseite (Arbeitnehmer, Gewerkschaften) davon zu überzeugen, dass sie ihre autonomen
Verteilungspläne aufgeben.[8]
Ansätze keynesianischer Prägung
Auch hier wird laut keynesianischer und postkeynesianischer Annahme zugrundegelegt, dass die traditionelle Konjunkturpolitik mit den Zielen
Preisstabilität und Vollbeschäftigung teilweise aufgrund des Verteilungskonflikts zwischen den Gruppen versagt. Laut der Ansicht dieser
Konjunkturmodelle dient Einkommens- bzw. Lohnpolitik nicht nur zur konjunkturpolitischen Absicherung, sondern hat auch einen
Umverteilungscharakter, solange ungerechtfertigte Ungleichheiten vorliegen.[8]
Wirtschaftspolitische Einordnung
Nachfrageorientierte Positionen
→ Hauptartikel: Nachfragepolitik
nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik basierend auf dem von Keynes begründeten Keynesianismus und antizyklischer Finanzpolitik. Nach dem
Keynesianismus ist bei pessimistischen Konjunkturerwartungen ein Marktgleichgewicht auch bei Unterbeschäftigung möglich und zum anderen führt
eine Nachfrageschwäche bzw. ein Nachfragerückgang zu niedrigen Absatzerwartungen der Unternehmen, was wiederum die Investitionen verhindert
(beeinflusst).
Bei der nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik kommt dem Staat die Aufgabe zu, in konjunkturellen Rezessionen die Wirtschaft durch
„Konjunkturimpulse“ anzukurbeln, ggf. auch durch staatliche Schuldenaufnahme (Deficit Spending). Hierzu können Steuern gesenkt, zeitlich begrenzte
Investitionsanreize für Unternehmen gesetzt und/oder staatliche Investitionen in Infrastrukturprojekte getätigt werden. Nicht alle Arten von Ausgaben
sind rasch oder in gleicher Höhe nachfragewirksam. So werden bei einer Senkung der Einkommensteuer oder der Unternehmenssteuern nicht sofort
diese betreffenden Geldbeträge in derselben Höhe für wachstumsfördernden Konsum oder Investitionen ausgegeben, sondern werden angespart oder zur
Schuldentilgung eingesetzt.[12] Schneller und zu einem größeren Teil nachfragewirksam (Multiplikatorwirkung) sind Erhöhungen des verfügbaren
Einkommens der einkommensschwachen Privathaushalte sowie schnell umsetzbare Infrastrukturinvestitionen.[13] Ergänzt wird eine nachfrageorientierte
Konjunkturpolitik durch eine antizyklische Geldpolitik. In einer Krise soll eine Niedrigzinspolitik (Politik des billigen Geldes) Investitionen und die
Finanzierung staatlicher Budgetdefizite erleichtern.[14]
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Dem Einwand einer drohenden Staatsverschuldung wird entgegengewirkt, indem darauf hingewiesen wird, dass die durch die Schuldenaufnahme
finanzierten Investitionen in die Infrastruktur als Basis für den wachsenden Wohlstand einer Volkswirtschaft ebenfalls von Bedeutung sind. Wenn man
die Schuldenaufnahme auf die Größe des Bruttosozialprodukts bezieht, so wird durch die staatlichen Maßnahmen gleichzeitig die Größe des Nenners
dieser Bruchzahl verändert. „Kreditfinanzierung heißt nicht, dass sich der Saldo aus Staatsausgaben und -einnahmen in gleicher Höhe verschlechtert.“
Mögliche Maßnahmen
1.
2.
3.
4.
Steuersenkung bzw. -anhebung, um damit die Konsumgüternachfrage zu beeinflussen
Variation des Zinssatzes, um damit die Konsum- und Investitionsnachfrage zu beeinflussen
Kompensation privater Nachfrage durch Staatsnachfrage
Staatliche Investitionen
Evaluierung und Kritik
Aus neoklasssicher Sicht genannte Kritikpunkte an nachfrageorientierter Wirtschaftspolitik / keynesianischer Konjunkturpolitik sind:[15]
◾ Eine expansive Fiskalpolitik verursache zunehmende Staatsverschuldung, da Demokratien nur selten die Keynessche Forderung einhalten, in der
Krise aufgenommene Schulden während einer wirtschaftlich guten Phase wieder zu tilgen.
◾ Von dieser Entwicklung ginge auch der sogenannte Crowding-out-Effekt aus, nach dem eine expansive Neuverschuldung des Staates die
Kreditmärkte austrockne, wodurch zu wenig Kredite für die Privatwirtschaft und den privaten Konsum zur Verfügung stünden, die gerade in einer
Rezession wichtig wären.
◾ Eine einseitige Ausrichtung der Wirtschaftspolitik auf die Nachfrageseite vernachlässigt die Angebotsseite, was zu einer Verringerung der
Investitionstätigkeit und folglich zu einer Verlangsamung der Wachstumsdynamik führe
◾ In der Realität fiele der Multiplikatoreffekt von staatlichen Beschäftigungsprogrammen wesentlich geringer aus, als in keynesianischen Modellen
angenommen. Vielfach treten nur kurzfristige „Strohfeuereffekte“ auf, während langfristig sogar negative Effekte auf Produktions- und
Beschäftigungsentwicklung zu verzeichnen sind.
◾ Staatliche Vollbeschäftigungspolitik verschärfe Verteilungskämpfe und Inflation, wodurch sich die Wachstumsdynamik verlangsame
◾ In keynesianischen Modellen würden die langfristigen Folgen der Inflation verharmlost
◾ Die „positiven Wirkungen von Reinigungskrisen“ würden außer Kraft gesetzt – mit auf Dauer negativen Wirkungen für Wachstum und
Beschäftigung.
◾ Kurzfristige Orientierung: Die Summe kurzfristig „richtiger“ Maßnahmen könnte in der mittleren und langen Frist zu Problemen führen. Es
bestünde eine Tendenz zur Inflation durch eine immer wieder von neuem expansive Geldpolitik, die auf Dauer die Geldmenge zu stark ausweite
◾ Antizyklische Konjunkturpolitik kann mit langen time-lags verbunden sein. Dann wirkt sie nicht mehr antizyklisch sondern prozyklisch.
◾ Ein Versagen der antizyklischen Politik könne zu zunehmendem Staatsinterventionismus führen, der die marktwirtschaftliche Ordnung untergrabe.
Der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages hat am 22. Januar 2009 in einem Papier die von 1967-1982 in Deutschland betriebene
Globalsteuerung, also den Versuch einer Feinsteuerung der wirtschaftlichen Entwicklung auf ein reales Wirtschaftswachstum von 4 %, einer
Arbeitslosenquote von unter 0,8 % und einer Inflationsrate von unter 1 %[16] für insgesamt gescheitert erklärt.[16]
Ein Arbeitspapier von Daniel Leigh and Sven Jari Stehn kommt zum Ergebnis, dass die Geldpolitik in der Regel im Sinne einer erfolgreichen
Konjunkturpolitik antizyklisch eingesetzt werden konnte, während das Bild für die Fiskalpolitik gemischt ausfällt. Während die Wirkung von
fiskalischen Konjunkturprogrammen in kontinentaleuropäischen Ländern und Japan zumeist erst verspätet eintrat und folglich prozyklisch wirkte, trat
die Wirkung der Fiskalpolitik in angelsächsischen Ländern rechtzeitig ein, so dass diese hier antizyklisch wirkte.[17]
Angebotsorientierte Positionen
→ Hauptartikel: Angebotspolitik
Die monetaristisch-neoklassisch orientierte Angebotspolitik geht von der Stabilität des privaten Sektors aus. Abgesehen von exogenen Schocks beruhen
Konjunkturschwankungen demnach im Wesentlichen auf Unvollkommenheiten des Marktes. Zur Vermeidung von Konjunkturschwankungen gelte es
also, die Marktunvollkommenheiten zu beseitigen.[18] Aktive Konjunkturpolitik (Diskretionäre Geldpolitik und Fiskalpolitik) wird grundsätzlich für
schädlich gehalten. Der Monetarismus fordert eine regelgebundene Geldpolitik. Durch Anpassung der Geldmenge am Produktionspotenzial sollen
gesamtwirtschaftliche Ungleichgewichte vermieden werden.[19]
Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik basiert auf der Sayschen Theorie, nach der jedes Angebot sich selbst eine Nachfrage schafft. Durch Stärkung der
Leistungsanreize und Abbau von Leistungshemmnissen soll das Investitions- und Produktionsklima auf lange Sicht verbessert werden. Stetige
Beseitigung von Angebotshemmnissen (Verstetigungspolitik).
Mögliche Maßnahmen
Die Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik hat ihre Aufgabe darin, Hemmnisse für die privatwirtschaftlichen Aktivitäten, besonders bei Investitionen,
abzubauen, um so zu einer „Revitalisierung“ der Wirtschaft zu gelangen.
◾
◾
◾
◾
◾
◾
◾
◾
Geldwertstabilität durch potentialorientierte Geldpolitik
Produktivitätsorientierte Lohnpolitik der Tarifpartner
Marktpolitik (Unterbindung wettbewerbsbeschränkenden Verhaltens, Abbau einer „überhöhten“ Sozialpolitik)
Deregulierung z. B. arbeitsrechtlicher Regelungen
Schaffung günstiger Rahmenbedingungen für Investitionen der Unternehmen
Senkung von Steuern und Abgaben für Unternehmen und private Haushalte.
Weitgehender Verzicht des Staates auf Eingriffe in die Märkte.
Grundsätzlich wird eine konjunkturneutrale Haushaltspolitik angestrebt, wobei konjunkturelle Abschwünge aber durch automatische Stabilisatoren
und halbautomatischen Stabilisatore abgemildert werden sollen. Automatische Stabilisatoren haben ohne Aktionen der Wirtschaftspolitik eine
antizyklische Wirkung auf den Konjunkturverlauf (Bsp.: Arbeitslosenversicherung, Sozialhilfe, Progressive Einkommensteuer). Bei schweren
Wirtschaftskrisen sollen auch diskretionäre bzw. „halbautomatische“ Stabilisatoren genutzt werden. Gemeint ist fallweise („diskretionäre“)
postkeynesianische (antizyklische) Fiskalpolitik.[15]
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Der konjunkturneutrale Haushalt ist ein Budgetkonzept des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Erstmals
hat der Sachverständigenrat 1967/68 den konjunkturneutralen Haushalt in seinen Jahresgutachten entwickelt und angewandt. Das Haushaltsvolumen ist
in diesem Konzept konjunkturneutral, wenn es unmittelbar keine Abweichung der Auslastung des Produktionspotenzials von dem bewirkt, was
mittelfristig als normal angesehen wird. Die Regeln des konjunkturneutralen Haushaltes sind:
◾
◾
◾
◾
Konjunkturneutral sind die öffentlichen Ausgaben, wenn sie auf ein Basisjahr bezogen proportional zum Produktionspotenzial zu- oder abnehmen.
Basisjahr ist der Zeitraum, in dem die öffentlichen Ausgaben einen allokativen und distributiven Zielinhalt gemäß Quote aufweisen.
Steuereinnahmen, die den gleichen prozentualen Zuwachs wie das Volkseinkommen haben.
Wenn die öffentliche Verschuldung den gleichen Zuwachs aufweist wie der des Produktionspotenzials.
Mit dem Konzept des konjunkturgerechten Haushalts wird auf den konjunkturellen Impuls von öffentlichen Haushalten abgezielt. Die aufgrund des
konjunkturneutralen Haushaltes ermittelten tatsächlichen expansiven oder kontraktiven Impulse werden mit denjenigen verglichen, die notwendig
gewesen wären, wenn bei einer gegebenen Abweichung vom Gleichgewichtspfad der Haushaltspolitik ein Nachfragedefizit oder ein
Nachfrageüberschuss ausgeglichen werden sollte. Es werden hier die quantitativen Effekte der jeweiligen Haushaltspläne aufgezeigt.
Evaluierung und Kritik
Kritisiert wird unter anderem:[15]
◾ Eine „Umverteilung von unten nach oben“. Viele Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen werden von Bevölkerungsteilen als
sozialpolitisch „ungerecht“ und verteilungspolitisch schädlich empfunden.
◾ Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik erziele bestenfalls langfristig Erfolge, Politiker benötigten aber oftmals kurzfristige Erfolge.
◾ Die (unerwünschten) Auswirkungen bestimmter angebotspolitischer Maßnahmen auf Nachfrageeffekte (und somit auf Wachstum und
Beschäftigung) würden (zumindest) den Verzicht auf eine radikale Angebotspolitik nahelegen (z. B. keine radikale Austeritätspolitik und keine
forcierte Lohnzurückhaltung).
◾ Zweifelhaftigkeit des Laffer-Effekts: die abrupten Steuersenkungen in den Vereinigten Staaten unter Präsident Ronald Reagan verursachten
extreme Haushaltsdefizite und hierdurch bedingte extreme Defizite in der Leistungsbilanz.
◾ Bei niedriger Kapazitätsauslastung werden die Unternehmen nur Rationalisierungsinvestitionen durchführen, wodurch die Beschäftigung weiter
sinkt.
Historische und aktuelle Beispiele
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◾
◾
Der New Deal von 1933 bis 1938 in den USA
Arbeitsbeschaffungs-, Infrastruktur- und Aufrüstungsprojekte von 1933 bis 1936 im Deutschen Reich[20]
Der US-Marshallplan für Westeuropa ab 1948
Der Bau der Interstate Highways unter US-Präsident Dwight D. Eisenhower in den 1950er Jahren
Die Globalsteuerung in Deutschland seit 1967 bis in die zweite Hälfte der 1970er Jahre
Die potentialorientierte Stabilisierungspolitik in Deutschland in den 1980er und 1990er Jahren
Im Zuge der Finanzkrise ab 2007 und der daraus resultierenden Probleme beschlossene Konjunkturprogramme:
◾
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◾
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US-Konjunkturprogramme 2008 und 2009
Konjunkturpaket I (Maßnahmenpaket „Beschäftigungssicherung durch Wachstumsstärkung“) und II („Entschlossen in der Krise“) in Deutschland
Österreichische Konjunkturbelebungspakete I und II und Steuerreform 2009
Verschrottungsprämie
Wachstumsbeschleunigungsgesetz in Deutschland
Literatur
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◾
Walter Assenmacher: Konjunkturtheorie. 8. Auflage. Oldenbourg, 1998, ISBN 3-486-23998-8
Werner Glastetter: Konjunkturpolitik: Ziele, Instrumente, Alternative Strategien. Bund Verlag, 1987, ISBN 3-7663-3048-9
Michael Grömling: Fiskalpolitik kontrovers: Konjunkturpolitische Optionen für Deutschland. In: DIV, 2005, Nr. 18, ISBN 3-602-24115-7
Jürgen Heubes: Konjunktur und Wachstum. Vahlen, 1991. ISBN 3-8006-1485-5
Michael Holstein: Moderne Konjunkturtheorie: Reale Schocks, multiple Gleichgewichte und die Rolle der Geldpolitik. Metropolis, 1998, ISBN
3-89518-197-8
Alfred Maußner: Konjunkturtheorie. Springer, 1994, ISBN 3-540-57790-4
Jürgen Pätzold: Stabilisierungspolitik: Grundlagen der nachfrage- und angebotsorientierten Wirtschaftspolitik. 2008, ISBN 978-3-8006-3492-7
Ulrich Teichmann: Grundriß der Konjunkturpolitik: Wachstum in Stabilität als Ziel. 5. Auflage. Vahlen, 1997, ISBN 3-8006-2191-6
Gunther Tichy: Konjunkturpolitik: Quantitative Stabilisierungspolitik bei Unsicherheit. 4. Auflage. Springer, 1999, ISBN 3-540-65910-2
Helmut Wagner: Stabilitätspolitik: theoretische Grundlagen und institutionelle Alternativen. 2004, ISBN 3-486-20031-3
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Einzelnachweise
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Konjunkturpolitik – Wikipedia
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(Finanzierungssalden)%20der%20einzelnen%20Sektoren%20der%20Volkswirtschaft%20erfasst.%22&f=false) (siehe auch Tabelle Übersicht 3:
Sektorale Finanzierungssalden auf S. 262):
„Wichtigster Ansatz dafür ist die Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung, die die Einnahmen- und Ausgabenüberschüsse
(Finanzierungssalden) der einzelnen Sektoren der Volkswirtschaft erfasst. Dabei gilt, dass die Summe der Finanzierungssalden der einzelnen
Sektoren (Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben) Null ergeben muss.“
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Kategorie: Konjunkturpolitik
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16.03.2014
Konjunkturtheorie – Wikipedia
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Konjunkturtheorie
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Konjunkturtheorie untersucht und beschreibt die Ursachen und Auswirkungen der Konjunktur
und des Konjunkturzyklus. Im Jahre 1937 wurde von Gottfried Haberler, im Auftrag des damaligen
Völkerbundes, eine Systematik sowie ein Überblick über die ersten Konjunkturtheorien erstellt.
Darin unterschied er fünf Gruppen der Konjunkturtheorie:
◾
◾
◾
◾
◾
1. Rein-monetäre Theorien
2. Überinvestitionstheorien
3. Unterkonsumtionstheorien
4. Psychologische Theorien
5. Erntetheorien
Gottfried von Haberler gilt als Pionier der Konjunkturtheorien. Seit seiner Aufstellung der oben
genannten Theorien, haben Vertreter dieser Theorien unterschiedliche Ursachen für
Konjunkturzyklen in Betracht gezogen und weitere Theorien aufgestellt.[1] Andere oder ähnliche
Theorien werden auch als „Überproduktionstheorien“ oder „Überakkumulationstheorien“
bezeichnet. Letztere spielt vor allem in der marxistischen Krisentheorie eine Rolle.[2]
Inhaltsverzeichnis
◾ 1 Vorkeynesianische Konjunkturtheorien
◾ 1.1 Rein-monetäre Konjunkturtheorie
◾ 1.2 Monetäre Überinvestitionstheorie
◾ 1.3 Nicht-monetäre Überinvestitionstheorie
◾ 1.4 Unterkonsumtionstheorie
◾ 1.5 Schumpetersche Konjunkturtheorien
◾ 1.6 Psychologischen Theorien
◾ 2 Neoklassische Konjunkturtheorien
◾ 2.1 Monetaristische Konjunkturmodelle (Monetarismus)
◾ 2.2 Neue Klassische Makroökonomie (NCM)
◾ 2.3 Angebotsökonomie (supply-side economics)
◾ 3 Die monetäre Konjunkturtheorie von Keynes
◾ 3.1 Das Einkommen bestimmt die Produktionsfaktoren
◾ 3.2 Die Ersparnis bestimmt das Einkommen
◾ 4 Auf Keynes basierende Weiterentwicklungen
◾ 4.1 Neue Keynesianische Makroökonomik (NKM)
◾ 4.1.1 Neue Keynesianische Makroökonomik I
◾ 4.1.2 Neue Keynesianische Makroökonomik II
◾ 4.2 Postkeynesianismus
◾ 5 Neue Politische Ökonomie (NPÖ)
◾ 6 Siehe auch
◾ 7 Einzelnachweise
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Vorkeynesianische Konjunkturtheorien
Rein-monetäre Konjunkturtheorie
Hier spielt die Kreditgewährung der Geschäftsbanken die zentrale Rolle. Ein Aufschwung kommt
dann zustande, wenn die Banken den Kreditzins senken. Der Handel reagiert mit einer Ausdehnung
seines Lagerbestandes, was wiederum dazu führt, dass die Hersteller ihre Produktion erhöhen
müssen um die Nachfrage des Handels befriedigen zu können. Dies erhöht auch das Einkommen der
Haushalte und steigert somit die Konsumnachfrage. Der Handel stockt weiterhin seinen
Lagerbestand auf und setzt somit einen kumulativen Prozess in Gang.
Im Zuge dieses Aufschwungs nimmt auch stetig der Bedarf der Haushalte nach Bargeld zu. D. h., es
kommt zu einem Abfluss des Zentralbankgeldes bei den Geschäftsbanken. Stellt die Notenbank/
Zentralbank nicht bereitwillig und zu unveränderten Kosten Zentralbankgeld zur Verfügung, können
die Geschäftsbanken den wachsenden Kreditbedarf nur mit höheren Zinsen abdecken. Durch den
Aufschwung kommt es zu einem Preisanstieg, der die Importe fördert und die Exporte benachteiligt.
Dadurch kommt es zur Verschlechterung der Handelsbilanz, was zu einem Abschwung führt.
Stehen die in- und ausländische Währung in fester Parität zum Gold, kommt es statt einer Abwertung
zum Goldexport. Gleichzeitig sinkt die Zentralbankgeldmenge, da sie mit dem Goldbestand
verbunden ist. Daraufhin steigen die Zinsen und beenden somit den Aufschwung. Der Handel baut
infolge der gestiegenen Zinsen seine Lagerbestände ab. Der darauf folgende Nachfrageausfall
veranlasst die Hersteller, ihre Beschäftigung zu reduzieren, was wiederum zu einem niedrigeren
Einkommen der Haushalte führt. Damit geht auch die Konsumgüternachfrage zurück und verstärkt
die konjunkturelle Talfahrt. Auch der Bargeldbestand der Nichtbanken sinkt. Preissenkungen
verschlechtern die Terms of Trade, wodurch sich die Handelsbilanz wieder verbessert und es zum
Goldimport kommt. Dabei kann auch die Zentralbankgeldmenge wieder steigen. Dadurch erweitert
sich der Kreditspielraum der Geschäftsbanken, es kommt erneut zu Senkung der Zinsen und ein
neuer Aufschwung wird wieder eingeleitet.[1]
Monetäre Überinvestitionstheorie
→ Hauptartikel: Monetäre Überinvestitionstheorie
Hier wird der Grund für Konjunkturzyklen in einem permanenten Ungleichgewicht zwischen der
Produktion von Investitionsgütern und Konsumgütern vermutet. Die Produktionsstruktur ist dann
ausgewogen, wenn die geplanten Ersparnisse mit der Nachfrage nach Ersatz- und
Erweiterungsinvestitionen übereinstimmen. Die Vertreter (Friedrich August von Hayek (1899-1992)
und Wilhelm Röpke (1899-1966)) dieser Theorie gehen davon aus, dass die Geschäftsbanken den
Aufschwung einleiten, da billige Kredite die Kosten einer kapitalintensiven Produktion verringern
könnten und somit die Nachfrage nach Produktivgütern (Investitionsgütern) gesteigert wird.
Dabei geht der Expansive Impuls von einer Differenz zwischen dem Geldzins und dem natürlichen
Zins aus.[1]
Nicht-monetäre Überinvestitionstheorie
→ Hauptartikel: Überinvestitionstheorie
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Laut den Vertretern (Gustav Cassel (1866–1945) und Arthur Spiethoff (1873-1957)) dieser Theorie
wird der Aufschwung durch Investitionen bzw. aufgrund des technischen Fortschritts ausgelöst, mit
denen neue Märkte erschlossen werden. Dabei ist zu beachten, dass die Bankkredite zwar diese
Projekte ermöglichen, aber sie nicht auslösen. Es wird aber dennoch die Produktion der
Investitionsgüterindustrie erhöht und damit wächst das Einkommen der Haushalte. Wenn die
Kapazitäten der Konsumgüterindustrie ausgelastet sind, wird diese nach weiteren Produktionsmitteln
nachfragen und dadurch den Impuls erhöhen.
Man spricht auch vom Akzeleratorprinzip, d. h. einerseits wird der Aufschwung gesteigert und
anderseits bei dessen Erlahmen der Abschwung eingeleitet. Der Aufschwung wird deshalb gebremst,
weil die Ersparnisse nicht mit den Investitionen Schritt halten können. Das bedeutet, wenn der
Kreditboom zum Stocken kommt, erhöhen die Banken ihre Zinsen. Dadurch können einige der
bereits angefangenen Investitionsprojekte nicht weiter finanziert werden, wodurch die vorhandenen
und kapitalintensiven Produktionstechniken unrentabel werden. Des Weiteren lässt die Nachfrage
nach Erweiterungs- und Ersatzinvestitionen nach. Die Folge ist, dass das Einkommen der Haushalte
stagniert und der Abschwung durch den Akzeleratoreffekt eingeleitet wird.[1]
Unterkonsumtionstheorie
→ Hauptartikel: Unterkonsumtionstheorie
Es handelt sich hier um eine Reihe von Argumenten, mit denen man versucht, den Abschwung zu
erklären. Dabei enthalten sie keine eigenständige Erklärung für den Konjunkturzyklus und gehen
davon aus, dass eine mangelnde Konsumnachfrage zur Unterbeschäftigung führen kann. Des
Weiteren müssen hier zwei Argumentationslinien unterschieden werden.
Die erste wird u.a. von John Hobson (1858-1940) vertreten, dieser kehrt die Argumentation in ihr
Gegenteil um. D. h. das nicht der Mangel, sondern eine zu große Ersparnis den Abschwung anleitet.
Er geht davon aus, dass der getragene Aufschwung der Produktionsgüterindustrie dazu führt, dass
am Ende der Ausreifungszeit der Investitionen die Konsumgütermärkte zugleich mit neuen
Produkten überschwemmt werden. Damit würden die Preise verfallen und Verluste entstehen,
worauf die Investitionsnachfrage der Konsumgüterindustrie wieder nachlässt. Verbunden mit dem
Rückgang der Produktion der Investitionsgüter und der Einkommen der Haushalte, sinkt auch die
Konsumnachfrage und der Abschwung tritt ein.
Die zweite Argumentation kommt vom Emil Lederer (1882-1939), er vertritt die Ansicht der
mangelnden Konsumnachfrage. Demnach steigt der Preis im Aufschwung stärker als die Löhne,
wodurch sich die Einkommensverteilung zugunsten der Kapitaleinkommensbezieher verschiebt.
Dadurch kommt es zu einer höheren Sparquote, welche sich negativ auf die Konsumnachfrage der
Gesamtwirtschaft auswirkt und wiederum den kumulativen Abschwungsprozess einleitet.[1]
Schumpetersche Konjunkturtheorien
Joseph Schumpeter begründete in seiner Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung (1911) als Treiber
des Konjunkturzyklus das Wechselspiel zwischen Unternehmen als Innovatoren oder
„Schumpetersche Pionierunternehmer“ und Imitatoren. Ausgangslage, als „rein gedankliche
Hilfskonstruktion“[3], ist ein Walrasianische Gleichgewicht, in dem die Unternehmensgewinne null
sind, alle Gewinne sind wegkonkurriert. Auf dieser Grundlage können „Pionierunternehmer“
Innovationen planen. Schumpeter zufolge stellt sich jeder innovative Unternehmer zunächst als
Monopolist dar mit einem vorübergehenden Monopolgewinn. Wenn Nachahmer auftreten, kommt es
zum Konjunkturaufschwung, aber die Stellung der schöpferischen Unternehmer wird durch die
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Konkurrenz der Imitatoren schwächer. Während zunächst die Innovatoren das Marktgleichgewicht
stören, bildet sich mit der Verbreitung der Imitatoren allmählich wieder ein neues Gleichgewicht,
das wieder durch Unternehmensgewinne von null gekennzeichnet ist, heraus, das den
Ausgangspunkt für einen neuen Zyklus bildet. Schumpeter erkannte damit das Wechselspiel aus
Innovation und Imitation als Triebkraft des Wettbewerbs. Es bildet die Grundlage für eine Reihe von
Konjunkturmodellen.[4]
Psychologischen Theorien
Auch hierbei handelt es sich um eine nichtselbstständige Konjunkturtheorie. Es werden lediglich
Verweise verschiedener Vertreter (Arthur C.Pigou (1877-1959) und John M. Keynes (1883-1946))
auf die Bedeutung von Preis- und Absatzerwartungen als möglicher Verstärker für Aufschwung und
Abschwung definiert.
So führen die durch den Aufschwung erzielten Gewinne der Unternehmen zu einer positiven
Grundstimmung, welche die Rentabilität von Investitionen überschätzen lässt. Sind die realen
Erwartungen dagegen enttäuschend für das Unternehmen, kommt es zu einem übertriebenen
Pessimismus. Diese führt dazu, dass die Einschränkungen für Investitionen sich erhöhen und damit
der Abschwung (Depression) beschleunigt wird. Durch einen Nachfragerückgang schwindet wieder
die Mutlosigkeit und es kommt ein vorsichtiger Optimismus für Investitionen auf, was wiederum
einen Aufschwung bewirken kann.[1]
Neoklassische Konjunkturtheorien
Die neoklassischen Konjunkturtheorien lassen sich in ältere und neuere Ansätze untergliedern. Zu
den älteren Ansätzen gehören die des Monetarismus, mitentwickelt von Milton Friedman. Diese
monetaristische Theorie befasst sich ausschließlich mit dem Inflationsproblem und nur im
Ausnahmefall mit Konjunkturfragen.
Bei den neueren Ansätzen handelt es sich um die der Neuen Klassischen Makroökonomik (NCM).
Diese gehen ebenfalls von Markträumung aus, aber im Gegensatz zum Monetarismus werden hier
rationale Erwartungen unterstellt.[5] Wichtiger Vertreter der Neuen Klassischen Makroökonomik ist
Robert Emerson Lucas
Exogene Konjunkturtheorien
Diese umfassen einerseits die Gleichgewichtstheorie des Konjunkturzyklus, nach der
Konjunkturschwankungen auf monetäre Störungen zurückzuführen sind und andererseits die Theorie
des Real-Business-Cycle-Theorie, die Konjunkturzyklen durch reale Störungen erklärt [6], wie
Veränderungen der verfügbaren Technologie.
Endogene Konjunkturtheorien
Zu diesen zählen zum einen Modelle, in denen Konjunkturzyklen auf eine nicht-lineare innere
Dynamik (intrinsic dynamics) der Wirtschaft zurückgreifen und zum anderen die Sunspot-Theorie,
die den Konjunkturverlauf mittels einer modifizierten Theorie rationaler Erwartungen definiert.[6]
Monetaristische Konjunkturmodelle (Monetarismus)
→ Hauptartikel: Monetarismus
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Monetarismus wird auch als Monetarismus Markt I bezeichnet und wurde als Reaktion auf die
wirtschaftspolitischen Vorschläge von John Maynard Keynes und von Milton Friedman entworfen.
Im Mittelpunkt steht eine monetäre Theorie zur Bestimmung des Nominaleinkommens. Dabei
unterstellt er, dass das Nominaleinkommen durch die Geldmenge bestimmt wird und die Einflüsse
der Fiskalpolitik „temporary and minor“ wären, wenn diese nicht von Änderungen der Geldmenge
begleitet werden. Als Nächstes definierte Friedman die Quantitätstheorie des Geldes, die von ihm als
Theorie der Nachfrage nach Realkassen umformuliert wurde. Ein Zusammenhang zwischen
Geldmenge und Nominaleinkommen wird einerseits durch temporäre Beeinflussung des
Realeinkommens und andererseits durch permanente Beeinflussung des Preisniveaus gebildet. Das
bedeutet, dass Schwankungen der Geldmenge gravierende Schwankungen beim Realeinkommen
hervorrufen. Somit gibt es auch im Monetarismus Markt I die Phillips-tradeoffs. In welchem
Zeitraum die realen Effekte eintreten, wie lange diese andauern und wann der Einfluss auf das
Preisniveau einsetzt, lässt sich theoretisch ohne weiteres ganz schlecht sagen. Laut der Ansicht von
Friedman sind die Verzögerungen lang und variabel. Er geht davon aus, dass die Gesamtwirkung
von der Änderung der Geldmenge bis zur Änderung des Nominaleinkommens sechs Monate bis
zwei Jahre dauert. Deshalb lehnt Friedman eine Feinsteuerung durch diskretionäre Maßnahmen der
Geldpolitik ab, da diese mit großer Wahrscheinlichkeit zu spät wirken und sich somit als
destabilisierend erweisen können. Demnach ist die Stabilisierungspolitik in diesem monetaristischen
Modell wenig erfolgversprechend und somit unwichtig, da die relativ schnell reagierenden Preise
und Löhne die private Nachfrage vom Vollbeschäftigungsgleichgewicht nie bedeutend abweichen
lassen.[6]
Wird das Gleichgewicht von Schocks gestört, die infolge von inhärenter Stabilität des privaten
Sektors und der geringeren Bedeutung außerwirtschaftlichen Beziehungen begründet sind, dann
handelt es sich hier um monetäre Schocks. D. h. die Anpassung erfolgt verzögert, weil
Wirtschaftssubjekte ihre Erwartungen adaptiv bilden. Wird die Geldmenge über einen
Portefeuillenanpassungsprozess durchgeführt, so steigt die Nachfrage nach Gütern und
Produktionsfaktoren.
Aufgrund der kurzfristigen und unkalkulierbaren Wirkungen auf die realen Größen, durch kräftige
und dauerhafte Wirkung auf das Preisniveau, schlägt Friedman (1959) die Geldmengenregel vor.
Diese monetaristische Geldmengenregel sagt aus, dass die Geldmenge an der
Wirtschaftswachstumsrate angepasst und gekoppelt wird. Dabei gilt ein konstantes Wachstum der
Geldmengen als Zwischenziel, der Nominalzinssatz ist dazu ungeeignet. Das bedeutet, dass die reale
Wirkung vom Realzinssatz ausgeht sowie dem Nominalzinssatz, gemindert um die erwartete
Inflationsrate. Es muss beachtet werden, dass der Realzinssatz keine einfach zu messende und keine
wirtschaftspolitische steuerbare Größe ist. Sogar eine Orientierung an diesem kann eine
Destabilisierung bewirken. Dabei dient einerseits die Erhöhung der Geldmenge als Instrument zur
Senkung des Zinssatzes und zum anderen zur Steigerung der Nachfrage, was wiederum die
Inflationserwartungen erhöht. Dadurch steigt der Nominalzinssatz, trotz gleichbleibendem und
sinkendem Realzinssatz. D. h. wenn der Nominalzinssatz durch die Zentralbank als Zwischenziel
gewählt wird, agiert diese bei hohem Zins expansiv, was zu stärkerer Inflation und zu einem
weiteren Anstieg des Nominalzinssatzes führt, wobei der Realzinssatz nicht sinkt und damit auch die
Nachfrage nicht anregt, sondern eher das Gegenteil bewirkt.
Auch eine Konjunkturpolitik über den automatischen Stabilisator des konstanten
Geldmengenwachstums ist im monetaristischen Modell selten erforderlich. Grund dafür ist, dass die
private Wirtschaft zur Stabilität neigt; somit kann das System auftretende Schocks relativ schnell
verarbeiten. Mögliche Abweichungen vom Gleichgewichtspfad können durch diskretionäre
Maßnahmen der Wirtschaftspolitik, besonders die der Stabilisierungspolitik, entstehen die infolge
ihrer verzögerten Wirkung prozyklisch wirken. Somit wirkt eine gleichmäßig wachsende Geldmenge
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verstetigt auf die (Preis-)Erwartungen und dient als automatischer Stabilisator, weil eine
Geldmengenausweitung bei hohem Wachstum zu knapp und bei niedrigen zu reichlich ist. Des
Weiteren kann das Modell nicht zwischen monetären Wirkungen des Preises und des realen Sektors
unterscheiden. Es handelt sich somit um eine Theorie des nominellen Volkseinkommens. Dabei ist
auch die Kassenhaltungsfunktion nicht wirklich stabil und die Geldmenge kein optimales
Zwischenziel der Geldpolitik. Aufgrund dessen wurde das monetaristische Modell zum NCM-Modell
weiterentwickelt.[5]
Neue Klassische Makroökonomie (NCM)
→ Hauptartikel: Makroökonomie
Dieses Modell stellt eine viel radikalere Herausforderung des traditionellen Modells der
Wirtschaftspolitik dar als der Monetarismus. Der wesentliche Unterschied zwischen den Modellen
besteht zum einen darin, dass die Annahme rationaler Erwartungen noch wichtiger, folgeschwerer
sind und zum anderen die der jederzeit vollständigen Markträumung.
In beiden Annahmem der rationalen Erwartungen wird davon ausgegangen, dass die
Wirtschaftssubjekte in diesem Modelltyp agents heißen und dass diese alle ihnen zur Verfügung
stehenden Informationen nutzen, entscheidende wirtschaftliche Zusammenhänge (des Modells)
kennen und dass diese bei der Erwartungsbildung keine systematischen Fehler machen. Zu
kritisieren ist hier, dass es in einer Welt mit Unsicherheiten oft die notwendigen Informationen
fehlen. Das wird bei den Informationen (bzw. Erwartungen) über die Reaktionen der anderen auf die
Schocks im Allgemeinen und des eigenen Verhaltens deutlich. Dabei können unterschiedliche
Annahmen zu sich selbst bestätigenden Resultaten führen und damit entgegen den Erwartungen der
NCM (Phelps und Friedman) beweisen, dass multiple Gleichgewichte durchaus möglich wären.
Somit können auf diese Weise keine eindeutigen rationalen Annahmen getroffen werden. Es ist aber
auch davon auszugehen, dass das Modell vielen Wirtschaftssubjekten unbekannt ist und damit sich
systematische Fehler dieser nicht vermeiden lassen. In der stochastischen Analogie zur
vollkommenen Sicherheit und zur perfekten Voraussicht des Neoklassischen Modells, sind solche
rationalen Annahmen, wie die Vernachlässigung dieser genannten Probleme, üblich und könnten
daher als stohastic perfect foresight bezeichnet werden.
Entscheidender als Annahmen der Rationalen Erwartungen ist die Annahme des Modells der NCM
der jederzeit-vollständigen Markträumung. Diese sagt aus, dass der Preismechanismus so effizient
funktioniert, dass Angebot und Nachfrage auch kurzfristig ausgeglichen sind. D. h., dass die agents
den Preis, Lohn und Zinssatz so auswählen, dass sie im Entscheidungszeitpunkt mit gegebenen
Informationen die Märkte jederzeit vollständig räumen und damit ihren Nutzen sowie Gewinn
maximieren können. Des Weiteren wird die Annahme der jederzeit vollständig geräumten Märkte
auch auf dem Arbeitsmarkt unterstellt, so gibt es demnach keine unfreiwillige Arbeitslosigkeit. Das
würde bedeuten das die Beschäftigungs- und Produktionsschwankungen nur durch
Anpassungsverzögerung oder durch falsche Erwartungen entstehen könnten, welche sich aus
mangelhaften Informationen ergeben.
Die zwei häufigsten Irrtümer die dabei gemacht werden, sind die permanent/transitorisch-Konfusion
und die absolut/relativ-Konfusion. Hier können die agents nicht unterscheiden, ob eine Entwicklung
bzw. eine Preissteigerung, langfristig oder vorübergehend ist. Es ist ihnen zunächst unklar, ob das
Preisniveau oder nur die (relativen) Preise von einer Störung betroffen sind. Wird hierbei eine
falsche Annahme von den agents getroffen, dass es sich um eine ganze oder teilweise permanente
bzw. relative Erhöhung der Preise handelt, werden sie ihr Angebot erhöhen, bis sie diesen Irrtum in
der nächsten Periode herausfinden. Somit können Produktionsschwankungen auch in einem NCM-
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Modell entstehen, weil in bestimmten Fällen doch nicht alle Märkte vollständig geräumt werden.
Dabei besteht ein Einfaches Modell dieser Art aus einer Angebots-, Nachfrage-, Geldangebots- und
Geldnachfragefunktion.[5]
Angebotsökonomie (supply-side economics)
Bei der supply-side-Schule versucht man mittels Steuersenkung die Wirtschaft so anzukurbeln, dass
die Steuereinnahmen steigen und das Budgetdefizit reduziert wird. Dabei werden zwei Wurzeln und
zwei Schulen unterschieden.
Die erste, theoriegeleitete Wurzel der supply-side economics ist die klassische Tradition. Bei dieser
wird ausschließlich die Angebotsseite betont und die Nachfrageseite wird dabei völlig
vernachlässigt, weil sich laut dem Sayschen Gesetz, jedes Angebot stets seine eigene Nachfrage
selbst schafft, womit das Güterangebot das gleichgewichtige Transaktionsvolumen eines Marktes
determiniert. Deshalb wird bei diesem Modell das Angebot als eine entscheidende Größe definiert.
Diese Denkweise wird traditionell bei jeder Untersuchung des Einflusses einer Steuerbelastung, der
Sozialversicherungen oder der relativen Preise auf das Angebot von Produktionsfaktoren weiterhin
fortgesetzt. Diese Position wurde in den Unternehmerparteien Europas ständig vertreten und spielte
somit in der Wirtschaftspolitik, vor allem in der Steuer- und Investitionspolitik, eine entscheidende
Rolle. Diese, in Europa liberale, Tradition betonte kontinuierlich auch die Rolle des freien
Unternehmertums sowie staatsfreier Räume (d. h. innerhalb eines festen ordnungspolitischen und
wettbewerbspolitischen Rahmens) für eine günstige Entwicklung von Wirtschaft und Beschäftigung.
Die zweite Wurzel der Angebotsökonomie betonte die anregende Wirkung von Steuersenkung, sie
versprach sogar die Budgetdefizite zu verringern. Der ideologische Führer dieser Schule ist G.
Gilder und die Leitfigur ist Arthur B. Laffer, dessen „Laffer-curve“ den zentralen Tatbestand
popularisierte. Mit dieser stellte er dar, dass jede Steuer bei steigenden Sätzen höhere Erträge und ab
einem Maximalpunkt abnehmende Erträge erbringt.
In dieser Schule geht es nicht um neue theoretische Ideen, sondern um die Größenordnung von
Effekten, die auch bereits bekannt sein können. Des Weiteren konnte diese Schule keine
überzeugenden empirischen Beweise für die Richtigkeit der von ihr postulierten Größenordnungen
der supply-side economics vorlegen.
Relevant an den supply-side economics ist das Augenmerk, welches sich auf das Angebot an
Produktionsfaktoren, den Kapitalstock und die Arbeitsbereitschaft lenkt. Des Weiteren beziehen sie
sich auf die Bedeutung von Steuern und Sozialabgaben für Investieren, Sparen, Erwerbsquote und
Arbeitszeit.
Nach der Ansicht der Angebotsökonomik ergeben sich zunächst Gewinnerhöhungen, die zur
besseren Produktivität und Wachstumssteigerung und somit zu steigenden Löhnen führen. Eine
ungleichmäßige Einkommensverteilung wird als Voraussetzung eines besseren Gesamtwohlstandes
angesehen. Nach dieser Auffassung löst der Wachstumsschub auch das Inflationsproblem, weil es
vorübergehend zu einem Überschussangebot und damit zu einem Druck auf dem Preis kommt.
Die Angebotsökonomik hatte in den ersten Jahren der Reagan-Administration (Reaganomics) ihren
größten Einfluss auf die Wirtschaftspolitik. Auch die von Margaret Thatcher in Großbritannien
durchgeführte Wirtschaftspolitik (Thatcherismus) folgte zum größten Teil den Ideen der
Angebotsökonomik. In Deutschland wurde eine gemäßigte Form der Angebotsökonomik durch den
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Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR) bis zum
Auftreten der weltweiten Rezession als Folge der globalen Finanzmarktkrise im Jahre 2007
propagiert.[5]
Die monetäre Konjunkturtheorie von Keynes
Die orthodoxe Ökonomie war nach
Ansicht von Keynes wegen der
angeblichen Neutralität des Geldes
eine Tauschwirtschaftstheorie. Im
Gegensatz dazu wollte Keynes in
seinem Werk Die Allgemeine Theorie
der Beschäftigung, des Zinses und des
Geldes den Einfluss des Geldes auf
die Ökonomie beweisen[7].
Keynes hatte bereits 1923 der
angeblichen Neutralität des Geldes
widersprochen, weil eine starke
Vergleich des Modells der Klassik/Neoklassik mit Keynes und
Deflation der Preise zu Verlusten bei
der Saldenmechanik
den meisten Unternehmen und
besonders ihren Investitionen und
Warenbeständen führe[8]. Das Sparen am Konsum der Haushalte bewirke also nicht steigende
Ersparnisse und Investitionen, wie die neoklassische Theorie lehrte, sondern sinkende Einkommen
und Ersparnisse, wie sie das Sparparadoxon beschreibt. Damit ist auch das Saysche Theorem
widerlegt, nach dem das Produktionspotenzial der Ökonomie immer voll ausgelastet sei. Sinkende
Ausgaben durch eine in Konkurrenz zu Geldanlagen nicht rentable Investition und das Sparen der
Haushalte am Konsum führen zu einer Produktionslücke und sinkenden Einkommen in der
Ökonomie.
Sobald monetäre Ursachen, wie etwa ein hohes Zinsniveau oder eine starke Deflation der Preise, die
Investitionen der Unternehmen einbrechen lassen, kommt es zu einer Einschränkung der Produktion
und unfreiwilliger Arbeitslosigkeit. Denn die Ersparnis der Haushalte ist in ihrem Umfang ganz von
der Investition der Unternehmen und dem deficit spending des Staates bestimmt. Ohne Investition
und Haushaltsdefizit müsste die Ökonomie in einer Wirtschaftskrise so stark verarmen, dass im
Saldo keine Ersparnis mehr möglich ist:
„Der Bestand an Kapital und das Niveau der Beschäftigung werden folglich schrumpfen
müssen, bis das Gemeinwesen so verarmt ist, daß die Gesamtersparnis Null geworden ist, so
daß die positive Ersparnis einiger Individuen oder Gruppen durch die negative Ersparnis
anderer aufgehoben wird. In einer unseren Annahmen entsprechenden Gesellschaft muß das
Gleichgewicht somit unter Verhältnissen des laissez-faire eine Lage einnehmen, in der die
Beschäftigung niedrig genug und die Lebensbedingung genügend elend ist, um die Ersparnisse
auf Null zu bringen“[9][10].
Bei den orthodoxen Ökonomen wurde das Einkommen der Ökonomie durch den Umfang der
Produktionsfaktoren Kapital und Arbeit bestimmt. Nach Keynes ist es die durch die Nettoinvestition,
das Staatsdefizit und den Außenhandelsüberschuss mögliche Ersparnis, die nur eine entsprechende
Höhe des Einkommens erlaubt und umgekehrt den Bestand an Kapital und das Niveau der
Beschäftigung bestimmt. Ein höheres Realeinkommen scheitert nicht an fehlendem Kapital oder
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mangelndem Arbeitseinsatz; es scheitert daran, dass aus einem höheren Einkommen der private
Sektor mehr sparen würde, wofür dann das Haushaltsdefizit des Staates zu niedrig ist, also an den
monetären Zusammenhängen der Ökonomie. In einer sehr schweren Krise, in der keine
Nettoinvestition erfolgt und der Staat den Haushalt ausgleicht, müssten die privaten Haushalte und
Unternehmen so weit verarmen, dass sie im Saldo trotz verzweifeltem Konsumverzicht nichts mehr
sparen können.
Das Einkommen bestimmt die Produktionsfaktoren
Während die orthodoxe Ökonomie lehrte, dass das Einkommen der Ökonomie nach ihrer
Produktionsfunktion vom Einsatz der Produktionsfaktoren Kapital und Arbeit abhinge, ist es nach
Keynes gerade umgekehrt: Weil das Einkommen monetär beschränkt ist, müssen der Bestand an
Kapital (Kapitalvernichtung durch Insolvenz und Bankrotte, unterlassene Investitionen, Forschungen
und Entwicklungen[11]) und das Niveau der Arbeit (Verhungern, Verelendung, Deklassierung des
Humankapitals, Demotivation, Verlust der Qualifikation in den Krisen) nach Keynes entsprechend
schrumpfen, so dass keine höhere Produktion mehr möglich ist, als es die vom Umfang der
möglichen Ersparnis erzwungene Verarmung des Gemeinwesens erlaubt.
Mit der monetär bewirkten Verarmung und Verelendung des Gemeinwesens wäre dann durchaus
eine Art Vollbeschäftigung auf einem niedrigeren Niveau von Arbeit möglich (z.B. der arbeitslose
Chefarzt als wenig produktiver Landarbeiter, der Lehrer als Zeitungsausträger, die Dolmetscherin als
Putzfrau). Entsprechende gesellschaftliche und ökonomische Prozesse der Kapitalvernichtung und
Dequalifikation von Arbeit sind in jeder Krise offensichtlich[12], werden aber von der orthodoxen
Ökonomie als nach den Regeln des Marktes notwendiger Anpassungsprozess an die optimale
Nutzung der Ressourcen betrachtet. Die orthodoxen Ökonomen fordern in jeder Krise Maßnahmen,
wie etwa ein verstärktes Sparen, durch das die Verarmung der Ökonomie und die Vernichtung von
Kapital noch verschärft werden muss. Auch der in Krisen nachdrücklich geforderte Sozialabbau und
die Deregulierung der Arbeitsmärkte verstärken den Entwertungsprozess von Humankapital in der
Ökonomie.
Die Ersparnis bestimmt das Einkommen
Der von Keynes betonte Zusammenhang von Einkommen und Ersparnis wurde in der
anschließenden Rezeption seiner Lehre verdreht: Während in der monetären Konjunkturtheorie nach
Keynes die durch Investition, Staatsdefizit und Exportüberschüsse mögliche Ersparnis die Höhe des
Einkommens der Ökonomie bestimmt, lehrten die verschiedenen Richtungen des (Bastard-)
Keynesianismus dagegen, dass die Ersparnis von der Höhe des Einkommens der Ökonomie
abhängig sei. Damit wird der kausale Zusammenhang verschleiert, dass die mögliche Ersparnis das
durch die Produktion erzielbare Einkommen beschränkt und nicht umgekehrt.
Auf Keynes basierende Weiterentwicklungen
Neue Keynesianische Makroökonomik (NKM)
→ Hauptartikel: Keynesianismus bzw. Neukeynesianismus
Die Neue Keynesianische Makroökonomik hat sich in zwei charakteristischen Schüben entwickelt.
Zeitlich lassen sich diese Entwicklungen einerseits in der zweiten Hälfte der 60er, den 70er und
anderseits der 80er Jahre einordnen.
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Der erste Schub wird als NKM I bzw. Neue Keynesianische Makroökonomik I bezeichnet und
konzentriert sich auf die Ungleichgewichtsmodelle. In diesen werden Transaktionen zu nichtmarkträumenden Preisen durchgeführt. Wobei sich aus diesen nominellen Preisrigiditäten die
„Keynesiansiche“ Arbeitslosigkeit und damit Aufgaben für die Stabilisierungspolitik ergeben.
Der zweite Schub, NKM II, konzentriert sich seit den achtziger Jahre auf die Frage, wieso nominelle
Schocks reale Folgen haben können. Damit sind mikrotheoretische Überlegungen einer kompatiblen
Begründung der Preis- und Lohnrigiditäten gemeint. Hierbei wird von einem Modell des
unvollständigen Wettbewerbs ausgegangen.[5]
Neue Keynesianische Makroökonomik I
Die Entwicklung dieses Modells wurde u.a. durch Clower, Barro/Grossman und Malinvaud
charakterisiert und wird als Ungleichgewichtstheorie bezeichnet und hat mit echten
Ungleichgewichten sowie mit echter Unsicherheit nichts zu tun. Es handelt sich hier mehr um
Temporäre Gleichgewichte mit Mengenrationierung. Das heißt, fehlen bestimmte Beschränkungen
auf den Güter-, Arbeits- und Geldmärkten, dann würde zu den jeweiligen Preisen mehr angeboten
bzw. nachgefragt werden. Diese Beschränkungen ergeben daher, weil sich die Preise und Löhne
nicht schnell genug anpassen, dass damit die Märkte vollständig geräumt werden. Diese
Mengendiskrepanzen können für eine ungewisse Zeit verbleiben und in diesem Zeitraum werden die
Transaktionen zu Nicht-Gleichgewichtspreisen durchgeführt (trading at false prices). Wobei ein
temporäres Gleichgewicht in dem Sinn bestehen bleibt, dass die Handlungen zwischen den
Wirtschaftssubjekte konsistent sind.
Besonders bedeutsam sind die spill-over-Prozesse von einem rationierten Markt auf die anderen.
Wird nicht die gesamte angebotene Arbeit zum gegebenen Lohn nachgefragt, so kommt es zu einer
Verringerung der Haushalte auf dem Arbeitsmarkt. Des Weiteren müssen sie ihre
Transaktionswünsche auch auf den anderen Märkten anpassen. D. h., wenn die Nachfrage sinkt,
werden die Unternehmer als Folge am Gütermarkt rationiert und können dadurch ihre gesamte
Produktion nicht mehr am Gütermarkt absetzen. D. h. durch die spill-over-Porzesse werden die
Ungleichgewichte aufeinander aufgeschaukelt. Im Gegensatz zu der Neoklassischen Synthese wird
bei der NKM I eine mirkroökonomisch-entscheidungslogische Fundierung auf der Grundlage des
traditionellen Rationalverhaltens geboten und die Konsistenz der wichtigen Hypothesen
sichergestellt.
Im Vergleich zur NCM erfolgt hier die Berücksichtigung von Angebotsrestriktionen und die
Konzentration auf den Anpassungsprozess, der durch die verzögerte Reaktion der Preise an
Bedeutung gewinnt. Das System befindet sich daher ständig in einem Ungleichgewicht, da die
Reaktion der Preise und Löhne auf die häufig auftretenden Änderungen exogener Einflüsse
(Schocks) zögerlich ist. Damit befindet sich dieses stets in einem Anpassungsprozess, weil es immer
gestört wird, bevor es sein Ziel erreichen kann. Auch ist die NKM I gegen die Ansicht, dass es nur
ein einziges Gleichgewicht gebe, was für die stabilisierungspolitische Debatte von großer
Wichtigkeit ist. Dabei ist an dem Rationierungsmodell für die Stabilisierungspolitik von Bedeutung,
dass Arbeitslosigkeit nicht durch überhöhte Reallöhne entstehten muss, sondern diese kann auch
entstehen, wenn sich die Nominallöhne und Nominalpreise nicht zeitnah an die nominelle Nachfrage
anpassen. Damit wäre in solchen Fällen die Nachfragesteuerung und nicht die Lohnpolitik eine
angemessene Politik. Neben dem Arbeitsmarkt oder dem Gütermarkt kann in weiterführenden
Modellen sogar der Kreditmarkt, aufgrund von zugrundeliegenden Verhaltensannahmen und
Reaktionsmechanismen, rationiert sein.
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Die Preise und Löhne werden sich unter dem Einfluss der Rationierung ändern und es kommt zu
Bestandsanpassungsprozessen. Dennoch nahm Malinvaud weiter an, dass eine Überschussnachfrage
zu Preis- bzw. Lohnsteigerungen auf den entsprechenden Märkten führen würde und dass die
Investitionen von den adaptiven Erwartungen der Kapazitätsauslastung und den Faktorpreisen sowie
Arbeitsproduktivität abhängig sind. Bei dieser Annahme reagiert das Modell sensibel auf die exakte
Spezifikation der Verhaltensgleichung und ist teilweise ad hoc. Es zeigt sich eine Tendenz zu
zyklischen Anpassungen durch Regimewechsel, zu einer Persistenz des keynesianischen Regimes
und zu einer Bewegung in Richtung Walras-Gleichung bei zeitnaher Preis- und Lohnanpassung.
Malinvaud versuchte u.a. die mangelnde Preisflexibilität, mangelnde Anpassung,
Rationierungsphänomene und besonders das Weiterwirken der Rationierung von einem Markt auf
andere (spill-over) zu erfassen, um die Bedeutung der NKM für die Stabilisierungspolitik deutlich zu
machen. Kritik an seiner Annahme ist, dass die realistische Formulierung des Modells sehr schnell
komplex und nicht mehr Handhaber und damit die Rationierung eher bildhaft als analytisch wird. Es
fällt nicht leicht zu verstehen was unter temporär formuliert wird und unter welchen Bedingungen es
zu einer Anpassung der Preise und Löhne kommt. Also wird in diesem, wie auch in den anderen
Modellen eine echte Unsicherheit vernachlässigt und der Anpassungsprozess der rationierten
Wirtschaftssubjekte findet unendlich rasch statt. D. h. es gelten dieselben Verhaltensannahmen für
die Wirtschaftssubjekte wie im Klassischen Modell. Auch wenn Transaktionen zu nichtmarkträumenden Preisen andere Verhaltensweisen bei Wirtschaftssubjekten und beim System
ermöglichen.[5]
Neue Keynesianische Makroökonomik II
Dieses Modell hatte ihre Wurzel zu Beginn der 1980er Jahre, in denen man versuchte, eine zentrale
Annahme für langsam reagierende Preise und Löhne zu finden, die im Gegensatz zu der Annahme
der jederzeit vollständig geräumten Märkte realistischer erscheint, aber Anlass für die Lucas-Kritik
bietet.
Lucas-Kritik (von Robert E. Lucas, in den 1970er Jahren entstanden):
„Da die Struktur eines ökonometrischen Modells optimale Entscheidungsregeln der
Wirtschaftssubjekte umfasst und da optimale Entscheidungsregeln sich systematisch mit den für die
Wirtschaftspolitik relevanten Zeitreihendaten ändern, wird jede Änderung der Wirtschaftspolitik die
Struktur des ökonometrischen Modells ändern“.
(„Wenn man nicht weiß, warum die Preise nicht genügend rasch reagieren, lassen sich
Verhaltensänderungen nicht prognostizieren, weil man nicht weiß, wann die Preise rascher und
wann sie langsamer reagieren.“)[5]
Dabei muss einerseits zwischen Reallohn- und Nominallohnrigiditäten und andererseits realer und
nominaller Preisrigidität unterschieden werden.
Reallohnrigidität
Unter Reallohnrigidität versteht man die Starrheit der relativen Löhne. Diese kann u.a. aus impliziten
Kontrakten, der Existenz von Gewerkschaften, der Struktur des Arbeitsmarktes oder aus
Effizienzüberlegung entstehen.[5]
Lohnrigidität
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Die Lohnrigidität aus implizierten Kontrakten (Baily und Azariadis) besagt, dass die Unternehmer
normalerweise weniger risikoavers sind als die Arbeitnehmer und somit bereit sind, die Risiken von
Absatzschwankungen zum größten Teil allein zu tragen. So sind z.B. die Lohnzahlungen zum
Zeitpunkt des Vertragsabschlusses um eine hypothetische Versicherungsprämie niedriger als
markträumende Löhne. Des Weiteren steigt die Varianz der Arbeitslosigkeit aufgrund der Rigidität
der Reallöhne (Akerlof/Miyazaki).[5]
Weiterhin kann es zur relativen Stabilität des Reallohns bei starken Beschäftigungsschwankungen
anhand der Existenz von formalen Lohnverhandlungen zwischen Gewerkschaften und
Unternehmerverbänden kommen, wenn diese sich als Monopolisten gegenüberstehen
(McDonald/Solow).
Dazu muss weiterhin noch die Struktur des Arbeitsmarktes zur Erklärung der Reallohnrigidität
herangezogen werden (Doering/Piore und Lindbeck/Snower). Bei der Modellbetrachtung muss man
zwischen Gewerkschaftmitgliedern und Nichtmitgliedern, Stammbelegschaft und Aushilfskräften,
Fachpersonal und angelernten Kräften sowie zwischen Beschäftigten und Nicht-Beschäftigten
(Arbeitslosen) unterscheiden. Dabei ist eine starke Vertrauensbeziehung zwischen den
Arbeitskräften der erstgenannten Gruppe und dem Unternehmen vorhanden, die sich aus Kenntnis
der Qualifikation ergibt und die man nur durch eine längere Beobachtung erkennen kann. Weiterhin
wehren sich die Arbeitnehmer der primary labour-force (erstgenannten Gruppe) gegen
Neueinstellung von Personal zu niedrigeren Löhnen. Denn sie befürchten, dass ihre eigenen Löhne
gesenkt oder sie durch billigere Arbeitskräfte ersetzt werden könnten. Da es aber meistens nur die
Personen der zweitgenannten Gruppe (secondary labour-force) betrifft, kommt es zur impliziten
Zustimmung der Mehrheit.[5]
Effizienzlohn-Hypothese
Hier wird von der Annahme ausgegangen, dass die Produktivität der Arbeitskräfte vom Reallohn
abhängt. D. h. je höher dieser ist, desto höher ist die Anstrengung und Firmenloyalität der
Mitarbeiter. Das führt weiterhin zu einer besseren Auswahl des Personals, zu niedrigeren Fehlzeiten
sowie zur geringeren Fluktuation, wobei die Produktivitätszuwächse mit zunehmender Reallohnhöhe
wieder abnehmen. Dadurch müssen die Unternehmen den Punkt finden, in dem der Lohn und die
marginale Produktivität gleich sind. Auch bei Nachfrageänderungen kann das Unternehmen nicht
mit Lohnkürzungen, sondern muss mit Entlassungen reagieren. Wird häufig bzw. ständig entlassen,
kann dies dazu führen, dass es den produktivitätssteigernden Faktoren entgegenwirkt.[5]
Nominallohnrigidität
Hier handelt es sich meistens um überlappende Verträge, d. h. ein Arbeitnehmer schließt zum
Zeitpunkt t und ein anderer zum Zeitpunkt t+1 einen nicht änderbaren Lohnvertrag ab (Fischer &
Taylor). Daraus folgt, dass die Löhne der nächsten verhandelnden Gruppe geringer sind, weil sie
durch den monetären Schock gedrückt werden, der Arbeitsmarkt wird nicht geräumt, da die andere
Gruppe von der festgelegten Nominallohnhöhe ganz oder teilweise arbeitslos wird. Des Weiteren
wiederholt sich dies für die nächste Gruppe, wenn die Arbeitsverträge der Vorgruppe ablaufen.
Dadurch kommt es selten zu einer vollständigen Anpassung markträumender Löhne, doch wann
diese Situation erreicht wird, ist zeitlich ungewiss. Weiterhin sind Preisrigiditäten sehr wichtig, da
diese aufgrund der flexiblen Preise die Nachteile von Lohnrigiditäten hinreichend beseitigen
könnten. Die realen Preisrigiditäten sind bei Preisregulierungen, oligopolistischen Strategien,
Suchkosten sowie Input-Output-Verflechtungen zu erkennen.[5]
Oligopolistische Märkte
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Preisrigiditäten entstehen hier aufgrund dessen, dass Preisstrategien weniger effizient sein können.
Der Grund dafür ist, dass die Konkurrenz Preisänderung leicht beobachten und dementsprechend
darauf reagieren kann. Dies gilt aber nicht im selben Maße für andere Strategien (wie für
Mengenanpassung, Produktdifferenzierung, Forschung, Werbung usw.) (Schmidt).[5]
Suchkostenansätze
Hier werden Auktions- und Kundenmärkte unterschieden (Okun). Dabei ist zu erwähnen, dass bei
Kundenmärkten die Qualität der Produkte nicht klar zu erkennen bzw. wegen anderen Gründen keine
vollständige Marktübersicht zu bekommen ist. Deswegen sind eingespielte Kundenkontakte sehr
hilfreich, da diese durch vorübergehende Preisänderungen nicht gestört werden. Folglich bringt eine
Preissenkung unter den genannten Voraussetzungen dem Anbieter geringfügig einen weiteren
Absatz und kann sich unter bestimmten Bedingungen als problematisch erweisen. Weil durch die
Preisänderung der Kunde automatisch den Markt neu erkunden wird, auf der Suche nach einem
preisgünstigeren Anbieter.[5]
Input-Outputerklärungen der Preisrigidität (Blanchard und Gordon)
Hier bilden die Anpassungskosten i.w.S. die Grundlage für die Input-Output-Verflechtungen. Hier
wird davon ausgegangen, dass es verschiedene Unternehmen mit unterschiedlichen Kostenpositionen
gibt und dass diese Positionen zu unterschiedlichen Zeitpunkten geändert werden. Dabei weiß das
Unternehmen nicht, welche Änderungen temporär oder dauerhaft sind und welche durch andere
Kostenänderungen wieder kompensiert bzw. verstärkt werden. Aufgrund der Unsicherheiten (wie
häufiger Preisänderungskosten, langer Durchlaufzeiten der Preisänderungen und der gesamten InputOutputstrukturen) kann es relativ lange dauern, bis sich die Preisänderung auf den Verbraucher
niederschlagen, weil selbst die unmittelbare Preisanpassungen jedes Produzenten dem aggregierten
Preisniveau unterliegen (aufgrund der langen Durchlaufzeiten). Auch von einer Indexierung aller
Gründe der Preisrigiditäten wird abgeraten, weil man dafür eine Vielzahl von komplizierten
Verträgen benötigt, was aus der praktischen Sicht schlecht durchsetzbar und teuer ist. Die Definition
der möglichen Ursachen der Preis- und Lohnrigiditäten ist zwar ein wichtiger Schritt, dennoch
bleiben dabei noch zwei Probleme offen.[5]
1. Das Hauptproblem bei der Konjunkturtheorie liegt darin, dass durch die nominellen Schocks
die nominellen Rigiditäten die zentrale Rolle übernehmen/darstellen. Dabei hat die
Begründung nomineller Rigiditäten eine geringere Überzeugungskraft als die der Realen. Des
Weiteren können die nominellen Rigiditäten durch Indexierung überwunden werden.
2. Neben den Preisanpassungskosten existieren noch die Mengenanpassungskosten. Des
Weiteren ist anzunehmen, dass eine geringe Abweichung der Preise von den
gewinnmaximierenden nur einen geringfügigen Verlust dabei bedeutet. Deshalb können kleine
Abweichungen toleriert werden, da diese einen gering wirtschaftlichen Effekt bewirken. Ganz
anders sieht das bei großen Abweichungen aus. Diese haben einen weitaus stärkeren Effekt
und sind kaum tolerierbar.
Eine andere Ansicht vertreten George A. Akerlof, Janet Yellen und Gregory Mankiw. Sie behaupten,
dass die oben genannten Annahmen für den oligopolistischen Wettbewerb nicht zutreffen. Da die
Gewinnfunktion nach dem Preis abgeleitet wird, ist bei einem preissetzenden Unternehmen das
Optimum = (gleich) 0. Dies bedeutet, dass eine geringe Abweichung des Preises vom Optimum nur
geringe (second order) Gewinneinbußen bewirkt, wenn sich auch die anderen nicht anpassen.
Weiterhin bewirkt eine geringfügige Erhöhung der Geldmenge bei Existenz von
Preisanpassungskosten eine kaum nennenswerte Preisänderung. Demnach erleiden Produzenten nur
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einen geringen Gewinneinbußen. Andererseits führt eine höhere Geldmenge zu Einkommens- und
eventuell Wohlfahrtssteigerungen (first order). Ist die Erhöhung der Geldmenge dauerhaft, so
werden sich die Preise früher oder später wieder anpassen.
Weiterhin beeinflussen die Verhaltensweisen anderer Wirtschaftssubjekte, ob nominelle Schocks als
nominelle oder als reale gehandhabt werden bzw. wirken. D. h. nehmen andere Wirtschaftssubjekte
an einer nominellen Schock-Anpassung nicht Teil und ein Wirtschaftssubjekt erwartet dies, dann hat
die relative Preisänderung die Wirkung eines realen Schocks. Die Folge ist, dass nominelle und reale
Preis- und Lohnrigiditäten interagieren.[5]
Postkeynesianismus
→ Hauptartikel: Postkeynesianismus
Es handelt sich hierbei um ein NKM-Modell, welches eine neue Neoklassische Synthese darstellt
und echte Unsicherheiten sowie makroökonomische Aspekte der Erwartungsbildung nicht
berücksichtigt und somit den Ausgangspunkt des post-keynesianischen Ansatzes bildet. Die
Vertreter dieses Modells sind G. L. S. Shackle, Paul Davidson, Hyman P. Minsky, Brian Loasby und
Jan Kregel.[5]
Im Mittelpunkt der post-keynesianischen Überlegung stehen natürlich die Unsicherheiten, welche
sich durch ihre Nicht-Einschätzbarkeit vom Risiko der NCM-Modelle unterscheiden. Das heißt es
herrscht eine absolute Unwissenheit bei der Einschätzung der Ergebnisse. Demnach ist die
Unsicherheit, im Gegensatz zum Risiko, nicht berechenbar. Aufgrund dessen sind zukünftige
Ereignisse nicht vorhersehbar, worauf die Wirtschaftssubjekte gezwungen werden andere
Verhaltensweisen und andere institutionelle Vorkehrungen zu treffen.
So ist z.B. eine Fremdfinanzierung sowohl für Kreditgeber wie auch für Kreditnehmer bei
Unsicherheiten höchst gefährlich, denn in so einem Fall hägngt der Konsum in erster Linie vom
laufenden Einkommen und im Aggregat zusätzlich von der Einkommensverteilung ab. Hierbei sind
die Investitionen vom laufenden Gewinn und den Erwartungen, die oft mit Intuitionen verbunden
sind, abhängig. Weil bei Unsicherheit die Folgen von Preisänderungen nicht vorhersehbar sind und
weitere Verunsicherungen bei den Abnehmern hervorrufen können, werden die Preise seltener
geändert als bei Sicherheit. In solchen Zeiten stehen dann die Investitionen (Akkumulation) im
Mittelpunkt der Unternehmensplanung. Die Unternehmen erhoffen sich dabei ein schnelles
Wachstum, damit sie zum einen den Gewinn über Größenvorteile und Marktmacht
(Oligopolisierung) steigern können und zum anderen die Unsicherheit reduzieren können. Folglich
werden oft Verträge ohne einen bestimmten Inhalt abgeschlossen, um spätere Informationen
berücksichtigen zu können. Des Weiteren werden hierarchische Organisationsformen (in den
Unternehmen) bedeutsamer als marktmäßige Koordinierung. Der Grund hierfür ist, dass der Inhalt
von Verträgen (z.B. von Liefer- und Arbeitsverträgen) nicht im Vorfeld festgelegt werden kann. Eine
Optimierung bei Unsicherheit ist deshalb schlecht möglich, weil nicht alle Alternativen bekannt sind
und bewertet werden können. Das einzig mögliche was auftreten bzw. vorkommen könnte, ist ein
satisfizierendes Verhalten. Aufgrund dessen ist ein Ungleichgewicht der Normalfall und kein
Übergangsstadium zwischen den Gleichgewichten beim Post-Keynesianismus. Deshalb haben
Machtphänomene eine bedeutende Rolle bei diesem Modell, d. h. die Entwicklung wird von
historischen, institutionellen, sozialpsychologischen, politischen und anderen Faktoren beeinflusst.
Somit wird die Erwartungsbildung durch Ansteckungseffekte geprägt, damit treten Optimismus und
Pessimismus, Wirtschaftswunder und Finanzkrisen mit gewisser Wahrscheinlichkeit auf.
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Weiterhin lässt sich aus dem post-keynesianischen Modell die Theorie ableiten, dass es keine
modellmäßigen Handlungsabläufe gibt aber sich durchaus Hinweise für die Wirtschaftspolitik
ergeben. Keynes selbst hat zwei Gruppen von Maßnahmen aufgestellt.[5]
Erste Maßnahme
◾ Mit Interventionen sollen Fehlentwicklungen im Einzelfall verhindert werden; dieses
Vorgehen stellt dabei hohe Anforderungen an die wirtschaftspolitischen Instanzen.
Zweite Maßnahme
◾ Beinhaltet, dass stabilisierende Faktoren in das Wirtschaftssystem eingebaut werden,
sogenannte „socialization“ (gesellschaftliche Kontrolle) der Investition, d. h. eine
Beschränkung der internationalen Kapitalbewegungen und die Umverteilung zugunsten
niedriger Einkommensschichten.
Bis heute werden unterschiedliche Instrumente und institutionelle Vorkehrungen entwickelt, mit
denen man versucht, geregelt in das Wirtschafts- und Gesellschaftssystem einzugreifen.[5]
Zu diesen zählen u.a.:
◾
◾
◾
◾
Bemühungen zur Verstetigung der Wirtschaftspolitik
Verteidigung der diskretionären Maßnahmen gegen Regelbildungen ohne Rückkopplung
Maßnahmen zur Stabilisierung des (Welt-)Finanzsystems
Diskussionen um eine funktionierende Mischung von Regulierung und Deregulierung zu
erreichen
Neue Politische Ökonomie (NPÖ)
→ Hauptartikel: Neue Politische Ökonomie
Im Jahre 1958 wurde von Duncan Black das Buch „The Theory of Committees and Elections“ (über
Mathematik des Wahlprozesses) veröffentlicht, worauf sich in den 1960er und 1970er Jahren eine
Vielzahl von amerikanischen Ökonomen der staatlichen Willensbildung in demokratisch erfasster
Gesellschaft widmeten.[5]
Zu diesen zählen u.a.:
◾
◾
◾
◾
James M. Buchanan & Gordon Tullock (The Calculus of Consent 1962)
Gordon Tullock (The Politics of Bureaucracy 1965)
Anthony Downs (An Economic Theory of Democracy 1957 und Inside Bureaucracy 1967)
William A. Niskanen (Bureaucracy and Representative Government 1971)
Die Neue Politische Ökonomie ist eine Erweiterung der ökonomischen Analyse auf den Bereich der
Politik. Im Zentrum der Betrachtung stehen politische Institutionen und das Handeln politischer
Akteure. Des Weiteren verwenden die Vertreter der NPÖ unterschiedliche Methoden, wie:
◾
◾
◾
◾
die Neoklassische Theorie
die Spieltheorie
die Neue Institutionenökonomik
die Experimentelle Ökonomik
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Es wird aber auch auf die klassischen Methoden Politischer Ökonomie zurückgegriffen.[5]
Im Mittelpunkt der NPÖ steht die Untersuchung des Handelns von politischen Akteuren, d. h. der
Wähler, Politiker, Bürokraten, Interessengruppen und Medien. Diese besitzen ein ausreichendes
rationales Entscheidungsverhalten und agieren wie Privatpersonen, wodurch u.a. die konventionellen
neoklassischen, spieltheoretischen, neuen institutionenökonomischen Instrumente der Ökonomik auf
den Bereich der Politik anwendbar sind. Weiterhin wird angenommen, dass politische
Entscheidungsträger vor allem eigene persönliche Interessen verfolgen, statt am Wohlergehen der
Gemeinschaft interessiert zu sein. Damit können die Politiker als Unternehmer und die Wähler als
Konsumenten bezeichnet werden. Demnach stellt Bürokratie die öffentlichen Güter zur Verfügung,
während die Medien als Anbieter von Informationen agieren. Dieses Zusammenwirken der
Interessengruppen, Bürokraten und Politikern wird auch als „Eisernes Dreieck“ beschrieben. Hierbei
wird das tatsächliche Verhalten politischer Handlungsträger durch die positive Theorie empirisch
dargestellt. Die normativen Ansätze müssen von den entsprechenden Institutionen so bewusst
genutzt werden, damit diese gewisse normative Ziele erreichen. Dadurch wird eine enge Verbindung
zur Konstitutionenökonomik hergestellt, d. h. hier wird die normative Public-Choice-Theorie und
positive Public-Choice-Theorie der NPÖ gegenübergestellt. So steht zwischen der positiven eine
normative NPÖ und zwischen der normativen eine positive Konstitutionenökonomik.
Somit hat sich die NPÖ in methodischer und thematischer Hinsicht zu einer weit gefächerten
Forschungsrichtung innerhalb der Ökonomik entwickelt und in anderen Bereichen an Bedeutung
gewonnen. So sind Public-Choice-Ansätze im Rahmen der Rational-Choice-Theorie in Soziologie
und in der Politikwissenschaft zu finden. Es ist auch zu beobachten, dass sich die ökonomische
Analyse der Politik zunehmend den vorhandenen und neuen Bereichen öffnet. Damit gilt die
ökonomische Analyse der Politik (auch Rechtsökonomik genannt) inzwischen als eine eigenständige
Fachrichtung innerhalb der Ökonomik. Zu den aktuellen Forschungsfeldern, in denen die
ökonomische Analyse auf den Bereich der Politik angewendet wird, zählen u.a. der Wandel
politischer Institutionen, globale Politikphänomene, das Handeln supranationaler Organisationen,
individuelle Einstellungen und Wahrnehmungen der Bürger gegenüber der Politik, die
Institutionalisierung von Vertrauen, der Einfluss der Medien und die Wirkung von Politikberatung.[5]
Siehe auch
◾ Konjunktur
◾ Konjunkturpolitik
◾ Wachstumstheorie
Einzelnachweise
1. Alfred Maußner: Konjunkturtheorie. Springer Verlag 1994. Berlin/Heidelberg. ISBN 3-54057790-4. S. 25 ff.
2. Alfred Müller: Die marxsche Konjunkturtheorie - Eine überakkumulationstheoretische
Interpretation. Dissertation 1983, veröffentlicht Köln 2009
3. Frank Schohl, S. 13.
4. Frank Schohl: Die markttheoretische Erklärung der Konjunktur. Tübingen 1999; G. Haag, W.
Weidlich, G. Mensch (1987): The Schumpeter Clock, in: D. Batten, J. Casti, B. Johansson
(eds.): Economic Evolution and Structural Adjustment. Berlin S. 187–226.; Wolfgang
Weidlich, Günter Haag: Concepts and Models of a Quantitative Sociology - The Dynamics of
Interacting Populations. Berlin, Heidelberg, New York 1983. Chapter 5 „Non-Equilibrium
Theory of Investment: ‚The Schumpeter Clock‘“
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5. Gunther Tichy: Konjunkturpolitik, Quantitative Stabilisierungspolitik bei Unsicherheiten. 4.
Auflage. Sptinger Verlag. Berlin/Heidelberg 1999. ISBN 3-540-65910-2. S. 79 ff.
6. Jürgen Heubes: Konjunktur und Wachstum. Vahlen Verlag 1991. München. ISBN 3-80061485-5. S. 28 ff.
7. John Maynard Keynes: A Monetary Theory of Production (1933) in The Collected Writings,
Band XIII S. 408:
„An economy, which uses money but uses it merely as a neutral link between transactions in
real things and real assets and does not allow it to enter into motives and decisions, might be
called - for want of a better name - a real-exchange economy. The theory which I desiderate
would deal, in contradistinction to this, with an economy in which money plays a part of its
own and affects motives and decisions and is, in short, one of the operative factors in the
situation, so that the course of events cannot be predicted, either in the long period or in the
short, without a knowledge of the behaviour of money between the first state and the last. And
it is this which we ought to mean when we speak of a monetary economy.“
8. Keynes: Essays in Persuasion, Macmillan 1931, S. 189f:
„The policy of gradually raising the value of a country`s money to (say) 100 per cent above its
present value in terms of goods amounts to giving notice to every merchant and every
manufacturer, that for some time to come his stock and his raw materials will steadily
depreciate on his hands, and to every one who finances his business with borrowed money that
he will, sooner or later, lose 100 per cent on his liabilities (since he will have to pay back in
terms of commodities twice as much as he has borrowed). Modern business, being carried on
largely with borrowed money, must necessarily be brought to a standstill by such a process. It
will be to the interest of everyone in business to go out of business for the time being; and of
everyone who is contemplating expenditure to postpone his orders so long as he can. The wise
man will be he who turns his assets into cash, withdraws from the risks and the exertions of
activity, and awaits in country retirement the steady appreciation promised him in the value of
his cash. A probable expectation of Deflation is bad enough; a certain expectation is
disastrous.“
9. John Maynard Keynes: Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes,
Dunker&Humblot, Berlin 1936/2006 S. 183
10. John Maynard Keynes: The General Theory of Employment, Interest and Money Chapter
16/III (http://www.marxists.org/reference/subject/economics/keynes/generaltheory/ch16.htm):
Hence the stock of capital and the level of employment will have to shrink until the
community becomes so impoverished that the aggregate of saving has become zero, the
positive saving of some individuals or groups being offset by the negative saving of others.
Thus for a society such as we have supposed, the position of equilibrium, under conditions of
laissez-faire, will be one in which employment is low enough and the standard of life
sufficiently miserable to bring savings to zero.
11. Paul Krugman: The Mutilated Economy
(http://www.nytimes.com/2013/11/08/opinion/krugman-the-mutilated-economy.html?
partner=rssnyt&emc=rss) NYT, 7. November 2013:
How so? According to the paper (with the unassuming title “Aggregate Supply in the United
States: Recent Developments and Implications for the Conduct of Monetary Policy”), our
seemingly endless slump has done long-term damage through multiple channels. The longterm unemployed eventually come to be seen as unemployable; business investment lags
thanks to weak sales; new businesses don’t get started; and existing businesses skimp on
research and development.
12. Paul Krugman: The Mutilated Economy
(http://www.nytimes.com/2013/11/08/opinion/krugman-the-mutilated-economy.html?
partner=rssnyt&emc=rss) NYT, 7. November 2013:
These dry numbers translate into millions of human tragedies — homes lost, careers
destroyed, young people who can’t get their lives started. And many people have pleaded all
http://de.wikipedia.org/wiki/Konjunkturtheorie
16.03.2014
Konjunkturtheorie – Wikipedia
Seite 18 von 18
along for policies that put job creation front and center. Their pleas have, however, been
drowned out by the voices of conventional prudence. We can’t spend more money on jobs, say
these voices, because that would mean more debt.
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Kategorie: Konjunktur
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