Erster Praktikumsbericht von Ann-Kathrin Bernstetter (Juli/August 2013) Das erste, was mir in den Sinn kommt, ist zu sagen, dass die Zeit hier so schnell vergangen ist und der erste Monat hier bei Wajibu Wetu schon vorbei ist. Eigentlich wollte ich meinen ersten Bericht nicht mit diesen Worten beginnen, doch es ist erstaunlich, wie die Zeit hier verfliegt. Gleich in meiner ersten Woche bin ich das erste Mal nach Nairobi gefahren. Zusammen mit Cecilia und Junior waren wir im Kenyatta Hospital, da Junior dort bei einem Psychologen einen Termin hatte. Soweit ich weiß, bekommt er und Margaret dort regelmäßig kostenlose Therapiestunden zur Vergangenheitsbewältigung und Kontrolle von etwaigem auffälligem Verhalten. Da wurde mir wieder bewusst, dass viele der WW-Kinder schwierige Vergangenheiten haben, was ich sonst, wenn ich bei WW bin, nur allzu leicht vergesse. In meiner zweiten Woche bei Wajibu Wetu begleitete ich 6 der Kinder zum `barber-shop´, dem Friseurladen, wo sie alle kahl geschoren wurden. Es war für mich sehr spannend anzusehen, aber besonders für Sharon nicht sehr lustig, da sie schließlich längere, geflochtene Haare und somit den größten Verlust hatte. Leider war dies aber nötig, da viele Kinder eine Pilzinfektion am Kopf hatten und zur Behandlung immer eine Salbe auf die betroffenen Stellen aufgetragen werden muss. Eine solche Infektion können sie bekommen, wenn sie beim Spielen etwas Dreckiges vom Boden aufheben und anfassen. Bei Kindern ist dies eigentlich unvermeidlich, aber wie gesagt behandelbar. Das Highlight dieses Monats nicht nur für mich, sondern für jeden hier, war sicherlich die Hochzeit von Grace, einer langjährigen Betreuerin bei WW. Allein der Weg zur Kirche war speziell, da es regnerisch, und dadurch extrem schlammig war und ich das Gefühl hatte, man führt mich durch ein Labyrinth aus Hütten und Mauern. An diesem Tag gingen all meine von Europa gewohnten Hochzeitsvorstellungen über Bord. Es war eine traditionelle afrikanische Hochzeit mit einer langen religiösen Zeremonie vielen Bräuchen, Geschenken und Farben – unglaublich schön und mitreißend! Grace trug ein rüschig-glänzendes Kleid mit LED-blinkendem Krönchen, das mich an andere Zeiten erinnerte. Eine neue Erfahrung für mich war der Brauch mit der Hochzeitstorte: Es ist so, dass einige Teile sofort vor Ort gegessen und andere komplett verschenkt werden. Dabei ging das größte Stück – mit Widmung – an Wajibu, worüber sich alle sehr gefreut haben. Und wer von den Kindern nicht persönlich dort sein konnte, konnte sich die Fotos anschauen, die die Jungs mit meiner Kamera gemacht haben. Ich denke jeder hat sie mittlerweile bestimmt mindestens dreimal gesehen. Besonders die Kleineren waren fasziniert und wollen sie immer wieder ansehen. Seit letzter Woche sind jetzt auch die älteren Schüler aus der Highschool wieder im Heim, da sie seit Freitag alle Ferien haben. Diesmal nur für 2 Wochen, da viele durch den einmonatigen Lehrerstreik von vor nicht mal 4 Wochen schon Ferien hatten. Für die Mädels der Preparatory-School schloss die Schule sogar noch eine Woche früher, da es zu kalt war, um zu unterrichten. Zuerst dachte ich mir, dass die Ferienzeit unglaublich stressig werden würde und war froh, dass es nur zwei Wochen sind. Jetzt aber, nachdem ich die Älteren kennengelernt habe, bin ich ganz anderer Meinung und wünschte, dass sie länger blieben. Es tut einfach gut, wenn man sich, als Ausgleich zu den Jüngeren, auch einmal mit beinahe Gleichaltrigen unterhalten kann und eben andere Eindrücke bekommt. Auch führe ich hier das Geburtstagskuchen-Backen fort, das Ulrike vor mir eingeführt hat. Zumindest versuche ich es, und mein Motto lautet: Das Aussehen ist egal, Hauptsache es schmeckt. Wie ich herausgefunden habe ist es wichtig, dass man sich vorher schon überlegt, wie man 6 kleine Helferchen bei der Zubereitung des Teigs organisiert, sodass jeder etwas machen kann und nichts irgendwie großartig schief läuft. Challenge accepted! Bisher haben wir schon einige Kuchen gebacken: einer für Kinu zum 24., einer für Mary zum 19. und einer für Waheto zum 15. Geburtstag. Happy Birthday!! Neben den Kuchen mache ich auch noch ab und zu Pancakes/ Pfannkuchen mit freundlicher Unterstützung von verschiedenen Personen. Was mir auch immer wieder auffällt ist, dass hier bei Wajibu Wetu der Glaube eine zentrale Rolle einnimmt. Nicht nur abends bei den gemeinsamen Gebeten kann man das (mit)erleben. Es ist ein Zusammenkommen der ganzen WW-Familie mit viel Gesang und Tanz, einer Bibelstelle und natürlich den täglichen Neuigkeiten. Wenn ich mich an den Kirchengesang in Deutschland erinnere, habe ich immer den Eindruck, dass alles doch sehr zaghaft und in gewisser Weise leise abläuft, wohingegen mir hier immer eine Stimmgewalt entgegenschallt. Und nicht zuletzt ist der Kirchenbesuch am Sonntag für alle die Gelegenheit sich mal richtig rauszuputzen, was vor allem von den Mädels voll ausgenutzt wird: Kleider, Röcke, Schmuck und Absätze, um `smart´ (hübsch) auszusehen. Eine meiner täglichen Routinen ist es mit William Buchstaben und Zahlen durchzugehen. Dazu haben wir ein kleines Übungsheft, womit wir das Alphabet lernen und die Buchstaben einüben. Manchmal sind wir ganz konzentriert und ein andermal geht das sehr zäh voran. Den Mädels lese ich jeden Abend eine Gutenachtgeschichte vor, die sie sich selber aussuchen können. Eine Sache, die auch immer eingehalten werden muss. Mit den älteren sehe ich abends zwei- bis dreimal in der Woche Glee auf meinem Laptop an, da Waheto ein großer Fan der Serie ist und sogar die ersten 4 Staffeln geschenkt bekommen hat. Das nutzt jeder aus und guckt mit – ob es einem wirklich gefällt oder auch nicht. Ich genieße die Zeit hier total! Jetzt kann man auch mehr draußen machen, da es wieder wärmer wird hier in Kenia. Dass ich bald schon einen zweiten Bericht zu schreiben hab, daran will ich gar nicht denken. Die Zeit vergeht viiiiiel zu schnell… Viele Grüße von Ann-Kathrin und der ganzen Wajibu Wetu-Familie