Heureka IV – Antike Metropolen Die Bedeutung urbaner Zentren im griechisch-römischen Kulturraum Eine Vorlesungsreihe am D-GESS der Fachschaft Alte Sprachen zur Antike und ihrer Rezeption (FS 2017) Durchgeführt von Dr. M. Amann1, Dr. B. Beer2, Dr. A. Broger3, Dr. F. Egli4, Dr. R. E. Harder5 und Dr. Ch. Utzinger6 Mittwoch, 17-19 (ab 22.2.2017) Raum: ML F 39 (Maschinenlabor, ETH) Ausgangslage: Unsere Kultur und die wissenschaftliche Tradition haben eine lange Geschichte. In den vorangehenden Vorlesungsreihen wurden wichtige Themen wie Architektur, "Physik", Technik (Heureka I), Mythologie/Religion (Heureka II) und die Menschen der Antike (Heureka III) herausgegriffen, und es wurde versucht, die Verwurzelung unserer heutigen Gesellschaft in der Antike verstehbar zu machen. In der aktuellen Heureka-Reihe soll diese Kultur ausgehend von der Stadt als dem Ort menschlichen Zusammenlebens und -wirkens beleuchtet werden. Der (weiten) Frage "Was ist eine Stadt?" wird unter topographisch-archäologischen, historischen, politischen, soziokulturellen, wirtschaftlichen und ideologischen Aspekten nachgegangen. Lernziele: Die Studierenden lernen einige antike Städte und ihre Bedeutung im griechisch-römischen Kulturraum kennen und erhalten Einblicke in die verschiedenen Aspekte urbanen Lebens. Sie kennen wichtige Elemente aus diesem Themenkomplex und sind in der Lage, behandelte Lerngegenstände in anderen Kontexten zu identifizieren, sie einzuordnen, untereinander zu vergleichen und zu deuten. Aufbau: Die Vorlesungsreihe gliedert sich in sechs thematische Module (1-6). Am Ende steht eine Lernzielkontrolle: Modul 1: Athen4 (Wie eine Stadt zur Grossstadt wurde) Modul 2: Alexandria6 (Schmelztiegel der Kulturen und Stadt der Wissenschaft) Inhalt: Am Anfang des 6. Jahrhunderts v. Chr. war Athen eine lokale Polis, die Akropolis vor allem für Einheimische interessant. Das Modul zeigt, welche Faktoren dazu führten, dass Athen zu einer Grossstadt wurde, die Akropolis sich zu einem Magneten für Kunst und Architektur entwickelte und Athen eine politische und kulturelle Blüte erlebte. Inhalt: Alexandria, von Alexander dem Grossen 331 v. Chr. gegründet, wurde schnell zu einer bedeutenden Stadt und entwickelte sich zur geistigen Metropole: Um das berühmte Museion mit seiner grossen Bibliothek blühte der wissenschaftliche Fortschritt in Mathematik, Geographie, Astronomie, Medizin und Mechanik. Die Stadt war zugleich ein Schmelztiegel der Kulturen und Religionen: Griechen, Ägypter, Juden, später Heiden und Christen, lebten hier zusammen, was nicht immer ohne Schwierigkeiten verlief. Modul 3: Byzanz – Konstantinopel – Istanbul5 (Die christliche Hauptstadt und ihre Anziehungskraft) Modul 4: Rom1 (Die ewige Stadt) Inhalt: Der Umbau der griechischen Kolonie Byzanz zu Konstantinopel, zur christlichen Hauptstadt des spätrömischbyzantinischen Reiches, wird anhand der Stadtgeographie und des politisch-religiösen Zeremoniells besprochen. Die Anziehungskraft, welche die Kapitale über Jahrhunderte auf die Byzantiner selber, auf den Westen und auf den Orient ausübte, soll mit ausgewählten Quellentexten dokumentiert werden. Inhalt: 753 v. Chr. – 320 n. Chr. – 1500 n. Chr.: Drei Mal im Abstand von etwa tausend Jahren soll die ewige Stadt betrachtet und ihre Veränderungen analysiert werden. Was steckt hinter dem sagenhaften Gründungsmythos? Wie lebte der einfache Römer in der Zeit der Kaiser? Wie fanden die humanistischen Gelehrten die Stadt vor und liessen die antiken Ruinen wieder auferstehen? Eine Zeitreise durch die ewige Stadt soll Antworten geben. Modul 5: Der Golf von Neapel2 (Die Goldküste Roms) Modul 6: Troja: Eine Stadt zwischen Realität und Fiktion3 (Der Mythos vom trojanischen Krieg und seine Bedeutung für das antike Geschichtsbild Inhalt: Zu den Immobilien des aristokratischen Stadtrömers gehörte in der Regel auch eine Villa im Golf von Neapel, auf die er sich zurückzog, wenn das Klima in Rom zu heiss wurde. Die Landschaft um Neapel übernahm so als „Garten Roms“ mittelbar auch eine urbane Funktion. Besonders im Golf von Neapel bildete sich eine Villenarchitektur heraus, in die durch illusionistische Wandmalereien Landschaftsidylle integriert wurde. In Vergils Aeneis betritt der Held Aeneas erstmals am Golf von Neapel italischen Boden, ein ein Umstand, der die Gegend über die Antike hinaus bis in die Neuzeit zum Bildungsort machte. Schluss-Sitzung: Lernzielkontrolle, Evaluation Inhalt: Der Mythos vom Krieg um Troia spielte während Jahrhunderten eine wichtige Rolle im antiken Geschichtsbild: Er diente als Beispiel für militärische Konflikte, er wurde herangezogen bei Stadtgründungen sowie für Herrschaftslegitimation und Herrschaftsideologie. Doch in welchem Verhältnis steht der Troia-Mythos zu modernen archäologischen, historischen und literaturwissenschaftlichen Erkenntnissen?