FÖRDERPROJEKTE Lateinische Philologie der LMU Rom-Exkursion von TOBIAS UHLE Vom 12. bis 20. September 2014 fand unter der Leitung von Prof. rum unseres Interesses stand dabei die Zeit der späten römi- Dr. Therese Fuhrer, unterstützt von Dr. Christina Kreuzwieser schen Republik, der frühen und hohen Kaiserzeit sowie der und mir, eine wissenschaftliche Exkursion für Studierende der Spätantike. Vor den jeweiligen Bau- bzw. Kunstwerken hielten Lateinischen Philologie nach Rom statt. Ziel einer solchen Ex- die Studierenden Referate, in denen sie – unter Verwendung kursion ist es, die Stätten der römischen Antike in Augenschein archäologischer Fachliteratur – die jeweiligen Gegenstände zu nehmen und auf diese Weise das räumliche Setting der Tex- beschrieben, ihre Entstehung erläuterten, sie in den Zeitkon- te, mit denen sich die Lateinische Philologie beschäftigt, vor text einordneten und ihre politische bzw. kulturelle Bedeutung Ort kennenzulernen. Die Kenntnis der materialen Grundlage in den Blick nahmen. Im Anschluss an die Referate gab es der antiken Kultur ermöglicht dann wiederum einen reicheren Raum für Fragen und Diskussionen. Blick auf die Texte. Schwerpunkte unserer Besichtigungen waren das Forum Zusammen mit einer Gruppe von 31 Studierenden nahmen Romanum mit den Bauten auf dem Palatin, das Kapitol, der wir Quartier im historischen Zentrum Roms, in der Nähe der Circus Maximus, die Kaiserforen sowie die augusteische Be- ­Piazza Navona, der das antike Stadion des Kaisers Domitian bauung des Marsfeldes (Ara Pacis, Horologium Augusti, (81–96 n. Chr.) zugrunde liegt. Der größere Teil unserer Grup- Augustus-Mausoleum). Ebenso besichtigten wir das in tra- pe wohnte sogar in einer Herberge, deren Mauern teilweise janisch-hadrianischer Zeit errichtete Pantheon, das seinen den originalen Grundriss des 55 v. Chr. erbauten Pompeius- guten Erhaltungszustand der frühen Umwandlung in eine Theaters abbilden. Die zentrale Wohnlage bot den Vorteil, dass christliche Kirche verdankt, die Caracalla-Thermen sowie die wir beinahe alle Ausflüge zu Fuß machen konnten. Im Zent- Rom in südöstlicher Richtung verlassende Via Appia Antica, FÖRDERPROJEKTE »Die Kenntnis der materialen Grundlage der antiken Kultur ermöglicht dann wiederum einen reicheren Blick auf die Texte.« deren Bau bereits 312 v. Chr. begonnen wurde und die von zahlreichen bedeutenden Bauwerken gesäumt ist. Auch das christliche Rom war Gegenstand unseres Interesses. So besichtigten wir die ebenfalls an der Via Appia Antica gelegenen Katakomben San Sebastiano. Neben diesen „Stadtspaziergängen“ machten wir zwei größere Ausflüge mit dem Reisebus. Zum einen fuhren wir nach Tivoli (entspricht dem antiken Tibur), wo Kaiser Hadrian (117–138 n. Chr.) eine ausgedehnte Villenanlage, die sogenannte Villa Hadriana, errichten ließ, deren beeindruckende Überreste man heute gut besichtigen kann. Zum anderen erkundeten wir Ostia, eine zu großen Teilen ausgegrabene antike Hafenstadt an der Tibermündung. Bei unseren vielfältigen Besichtigungen und den dazu gehaltenen Referaten wurde vor allem der enge Zusammenhang zwischen Bautätigkeit und politischer Repräsentation augenfällig. Dies lässt sich an einem Beispiel gut veranschaulichen: Die politische Rivalität zwischen Pompeius und Caesar, die 49 v. Chr. zum Bürgerkrieg führte, spiegelt sich eindrucksvoll in den Bauprojekten der beiden mächtigen Politiker wider. So reagierte Caesar auf die Fertigstellung des gigantischen Pompeius-Theaters mit dem Bau des Caesar-Forums, das die Bedeutung des „alten“ Forums relativieren und ein neues, allein auf Caesar ausgerichtetes Machtzentrum schaffen sollte. Einsichten wie diese, die uns in situ besonders einReferat im Palazzo Altemps vor einem Exponat (Bacchus & Satyr) der Ludovisi-Sammlung drücklich wurden, eröffneten uns einen neuen Blick auf das antike Rom und seine politische Kultur. Für die großzügige finanzielle Unterstützung der Exkursion durch die Münchener Universitätsgesellschaft sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Fotos: Prof. Dr. Therese Fuhrer Unsere Exkursionsgruppe auf den Stufen zum Capitolium auf dem Forum von Ostia Abteilung für Griechische und Lateinische Philologie, Dr. Tobias Uhle, Schellingstraße 3, 80799 München, Tel.: +49 89 2180-3323, Fax: +49 89 2180-2355, [email protected], www.klassphil.uni-muenchen.de