Dr. Jürgen Senger INDUKTIVE STATISTIK Wahrscheinlichkeitstheorie, Schätz- und Testverfahren ÜBUNG 3.1 - LÖSUNGEN 1. Werfen eines idealen Würfels a. Sei A das Ereignis, eine 6 zu würfeln A ={6} Das Ereignis, keine 6 zu würfeln, ist dann das Komplementärereignis A zu A. Für die Wahrscheinlichkeit des Komplementärereignisses gilt gemäß Folgerung 1 aus den Axiomen P ( A ) = 1 − P( A) = 1 − b. 1 5 = 6 6 Sei A das Ereignis, eine gerade Zahl und B das Ereignis, eine Primzahl zu würfeln A = { 2, 4, 6} B = { 2, 3, 5} (1 ist keine echte Primzahl!) Das Ereignis, eine gerade Zahl oder eine Primzahl zu würfeln, ist dann die Vereinigung von A und B A ∪ B = { 2, 3, 4, 5, 6} Die Wahrscheinlichkeit beträgt P( A ∪ B) = | A∪ B | 5 = |M | 6 Mit Hilfe des Additionssatzes (Folgerung 6) erhalten wir alternativ P( A ∪ B) = P ( A) + P( B ) − P( A ∩ B ) = c. 3 3 1 5 + − = 6 6 6 6 Sei A das Ereignis, eine ungerade Zahl und B das Ereignis, eine Primzahl zu würfeln A = {1, 3, 5} Senger – Induktive Statistik ÜBUNG 3.1 - LÖSUNGEN 2 B = { 2, 3, 5} Das Ereignis, eine ungerade Zahl oder eine Primzahl zu würfeln, ist dann wieder die Vereinigung von A und B A ∪ B = {1, 2, 3, 5} mit der Wahrscheinlichkeit P( A ∪ B) = 4 2 = 6 3 Mit dem Additionssatzes (Folgerung 6) erhalten wir alternativ P( A ∪ B) = P( A) + P( B) − P( A ∩ B) = 2. 3 3 2 4 2 + − = = 6 6 6 6 3 Zweimaliges Werfen eines Würfels (m.B.A.) Sei A1 das Ereignis, beim 1. Wurf und A2 das Ereignis, beim 2. Wurf eine 6 zu würfeln. Das Ereignis, beim zweimaligen Werfen des Würfels mindestens eine 6 zu werfen, bedeutet beim 1. oder 2. Wurf eine 6 zu würfeln und entspricht der Vereinigung von A1 und A2. Nach dem Additionssatz folgt P( A1 ∪ A2 ) = P( A1 ) + P ( A2 ) − P ( A1 ∩ A2 ) = 1 6 + 1 6 1 36 − = 2.Wurf 1.Wurf 1 A1 Senger – Induktive Statistik 11 36 A2 2 3 4 5 6 1 (1,1) (1,2) (1,3) (1,4) (1,5) (1,6) 2 (2,1) (2,2) (2,3) (2,4) (2,5) (2,6) 3 (3,1) (3,2) (3,3) (3,4) (3,5) (3,6) 4 (4,1) (4,2) (4,3) (4,4) (4,5) (4,6) 5 (5,1) (5,2) (5,3) (5,4) (5,5) (5,6) 6 (6,1) (6,2) (6,3) (6,4) (6,5) (6,6) A1 ∩ A2 ÜBUNG 3.1 - LÖSUNGEN 3. 3 Dreimaliges Werfen eines Würfels (m.B.A.) Sei A das Ereignis, nicht dreimal dieselbe Zahl zu würfeln. Die direkte Berechnung der Wahrscheinlichkeit wäre wegen der großen Anzahl von Elementarereignissen (216) sehr umständlich. Wir wählen daher den Umweg über das Komplementärereignis A , dreimal dieselbe Zahl zu würfeln A = {(1, 1, 1) , (2, 2, 2), (3, 3, 3), (4, 4, 4), (5, 5, 5), (6, 6, 6)} Die Wahrscheinlichkeit drei gleiche Zahlen zu werfen, beträgt P( A ) = |A| 6 1 = 3= = 0,028 M 6 36 Für die Wahrscheinlichkeit des Komplementärereignisses A zu A gilt Folgerung 1 P ( A) = 1 − P( A ) = 1 − 4. 1 35 = = 0,972 36 36 Ziehen einer Karte aus einem Skatspiel Sei A das Ereignis, ein As und B das Ereignis ein Karo zu ziehen. Das Ereignis, beim Ziehen einer Karte ein As oder ein Karo zu ziehen, entspricht der Vereinigung von A und B. Da die Ereignisse nicht disjunkt sind, es gibt ja das Karo As, muß der Additionssatz angewandt werden P( A ∪ B ) = P( A) + P( B) − P ( A ∩ B) 4 8 1 11 = + − = = 0,34 32 32 32 32 5. Zweimaliges Ziehen einer Karte aus einem Skatspiel (mit Zurücklegen) Das Ziehen je einer Karte aus zwei Kartenspielen entspricht dem zweimaligen Ziehen einer Karte mit Zurücklegen aus einem Kartenspiel. Sei A das Ereignis, Herzdame beim 1. Zug und B das Ereignis, Herzdame beim 2. Zug zu ziehen. Das Ereignis mindestens eine Herzdame zu ziehen bedeutet, beim 1. oder 2. Zug eine Herzdame zu ziehen und entspricht der Vereinigung von A und B. Da es möglich ist, sowohl beim 1. als auch beim 2. Zug eine Herzdame zu ziehen, sind die Ereignisse nicht disjunkt. Daher ist wieder der Additionssatz anzuwenden P( A ∪ B) = Senger – Induktive Statistik 1 1 1 1 1 1 + − 2 = + − = 0,0615 32 32 32 32 32 1024 ÜBUNG 3.1 - LÖSUNGEN 6. 4 Ziehen einer Karte aus einem Skatspiel Sei A das Ereignis, einen Buben und B das Ereignis, ein Karo zu ziehen. Das Ereignis kein Karo (also ein Kreuz, Pik oder Herz) zu ziehen, ist dann das Komplementärereignis B von B. a. Das Ereignis, einen Buben oder kein Karo zu ziehen, bedeutet einen Buben oder ein Kreuz, Pik oder Herz zu ziehen, entspricht also wieder der Vereinigung von A und B . Da die Ereignisse nicht disjunkt sind, es gibt ja den Kreuzbuben, den Pikbuben und den Herzbuben, wird der Additionssatz angewandt P ( A ∪ B ) = P( A) + P( B ) − P( A ∩ B ) = b. 4 24 3 25 + − = = 0,78 32 32 32 32 Das Ereignis, einen Buben und kein Karo zu ziehen, entspricht der Differenz von A und B und bedeutet den Kreuzbuben, den Pikbuben oder den Herzbuben zu ziehen. Für die Wahrscheinlichkeit der Differenz gilt die Folgerung 5 P ( A \ B) = P( A) − P( A ∩ B) 4 1 3 = − = = 0,09375 32 32 32 7. Zweimaliges Ziehen einer Karte aus einem Skatspiel (ohne Zurücklegen) Sei A das Ereignis, As beim 1. Zug und B das Ereignis, As beim 2. Zug zu ziehen. In diesem Beispiel wird ohne Zurücklegen gezogen, die zuerst gezogene Karte also beiseite gelegt, bevor die 2. Karte gezogen wird. Die Wahrscheinlichkeit, beim 2. Zug ein As zu ziehen, hängt also davon ab, welche Karte beim 1. Zug gezogen wurde. Die Wahrscheinlichkeit beim 2. Zug ein As zu ziehen, wenn bereits beim 1. Zug ein As gezogen wurde, ist die bedingte Wahrscheinlichkeit von B unter der Bedingung A. Nach dem 1. Zug sind nur noch 31 Karten im Spiel, darunter noch 3 Asse. Die bedingte Wahrscheinlichkeit läßt sich also direkt berechnen und beträgt P( B / A) = 3 = 0,0968 31 Wenn die bedingte Wahrscheinlichkeit nicht direkt berechnet werden kann, muß die Definition benutzt werden P ( B / A) = Senger – Induktive Statistik P( A ∩ B) P( A) ÜBUNG 3.1 - LÖSUNGEN 5 Die Wahrscheinlichkeit, beim 1. Zug ein As zu ziehen, beträgt P( A) = 124 4 1 = = 992 32 8 und die Wahrscheinlichkeit, beim 1. und 2. Zug ein As zu ziehen P( A ∩ B) = 12 992 Die Anzahl der Elementarereignisse, d.h. der möglichen Karten-Kombinationen beim 1. und 2. Zug beträgt | M | = 32 2 − 32 = 1024 − 32 = 992 Die Zahl der Fälle, in denen beim 1. Zug ein As gezogen wird unabhängig davon, welche Karte beim 2. Zug gezogen wird, ist | A | = 4 ⋅ 32 − 4 = 124 Die Zahl der Fälle, in denen beim 1. Zug und beim 2. Zug ein As gezogen wird, ist | A ∩ B | = 4 2 − 4 = 12 2. Zug 1. Zug 1 1 2 3 4 2 B 3 4 L L 27 28 29 30 31 32 – – – – M M 27 28 29 A 30 31 32 Senger – Induktive Statistik – – – – A∩B – – ÜBUNG 3.1 - LÖSUNGEN 6 Damit ergibt sich für die bedingte Wahrscheinlichkeit 12 3 P( A ∩ B) 992 12 P( B / A) = = = = 124 124 31 P( A) 992 8. Sei A das Ereignis "1. Chip defekt" und B das Ereignis "2. Chip defekt". a. Die Wahrscheinlichkeit, daß der zweite Chip defekt ist, wenn bereits der erste defekt war, ist die bedingte Wahrscheinlichkeit von B unter der Bedingung A. Nachdem beim 1. Zug ein defekter Chip entnommen wurde, liegen noch 9 Chips in der Schachtel darunter noch 2 defekte. Die bedingte Wahrscheinlichkeit läßt sich also direkt berechnen und beträgt P ( B / A) = 2 = 0,22 2 9 Wenn die bedingte Wahrscheinlichkeit nicht direkt berechnet werden kann, muß die Definition benutzt werden P ( B / A) = P( A ∩ B) P( A) Die Wahrscheinlichkeit, beim 1. Zug einen defekten Chip zu ziehen, beträgt P ( A) = 27 3 = 90 10 und die Wahrscheinlichkeit, beim 1. und 2. Zug einen defekten Chip zu ziehen P( A ∩ B) = 6 1 = 90 15 Damit ergibt sich für die bedingte Wahrscheinlichkeit 6 P( A ∩ B) 90 6 2 P ( B / A) = = = = 27 27 9 P ( A) 90 Die Anzahl der Elementarereignisse, d.h. der möglichen Chip-Kombinationen beim 1. und 2. Zug beträgt | M | = 10 2 − 10 = 100 − 10 = 90 Senger – Induktive Statistik ÜBUNG 3.1 - LÖSUNGEN 2. Zug 1. Zug 1 1 2 B 3 4 5 6 7 8 9 10 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 – 7 – 8 A 7 – 9 A∩B – 10 – Die Zahl der Fälle, in denen beim 1. Zug ein defekter Chip gezogen wird, unabhängig davon welcher Chip beim 2. Zug gezogen wird, ist | A | = 3 ⋅10 − 3 = 30 − 3 = 27 Die Zahl der Fälle, in denen beim 1. Zug und beim 2. Zug ein defekter Chip gezogen wird, ist | A ∩ B | = 32 − 3 = 6 b. Das Ereignis, daß sowohl der 1. als auch der 2. Chip defekt sind, ist der Durchschnitt der Ereignisse A und B. Die Wahrscheinlichkeit des Durchschnitts beträgt direkt berechnet P( A ∩ B) = 6 1 = 90 15 oder mit Hilfe des Multiplikationssatzes P ( A ∩ B) = P ( A) ⋅ P( B / A) = Senger – Induktive Statistik 3 2 6 1 ⋅ = = 10 9 90 15 ÜBUNG 3.1 - LÖSUNGEN 9. 8 Sei A das Ereignis, daß ein kontrolliertes Radio den Fehler A und B das Ereignis, daß ein kontrolliertes Radio den Fehler B aufweist. Da von den 20 fehlerhaften Autoradios 10 den Fehler A haben und 15 den Fehler B, müssen 5 Radios beide Fehler aufweisen. Also gilt | M | = 100 | A | = 10 | B | = 15 | A∩ B | = 5 Die Wahrscheinlichkeit, daß ein Radio mit dem Fehler A auch den Fehler B hat, ist die bedingte Wahrscheinlichkeit von B unter der Bedingung A. In diesem Beispiel läßt sich die bedingte Wahrscheinlichkeit nicht direkt berechnen. Da wir die Zahl der Radios, die beide Fehler aufweisen, kennen, können wir die Wahrscheinlichkeit des Durchschnitts der Ereignisse A und B sofort angeben P( A ∩ B) = 5 1 = 100 20 Die bedingte Wahrscheinlichkeit beträgt also 5 P( A ∩ B) 100 5 1 = = = P ( B / A) = 10 10 2 P ( A) 100 Senger – Induktive Statistik