Integration eines Kiosksystems und Internet Online

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Integration eines Kiosksystems und
Internet Online-Stores
mit SAP Retail
- Am Beispiel eines Prototypen für den
Versandhandel -
Diplomarbeit im Fachbereich Wirtschaftsinformatik
an der Fachhochschule Furtwangen
vorgelegt von
Markus Frommherz
Furtwangen, August 1998
Referenten
Eingereicht am 31.08.1998
Prof. Dipl.-Inform. J. Anton Illik (Erstbetreuer)
Prof. Dipl.-Kfm. Rolf M. Katzsch (Zweitbetreuer)
Peter Oldorff (Firmenbetreuer)
FACHHOCHSCHULE FURTWANGEN
Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre hiermit an Eides Statt, daß ich die vorliegende Diplomarbeit
selbständig und ohne unzulässige fremde Hilfe angefertigt habe.
Die verwendeten Quellen sind vollständig zitiert.
Furtwangen, den 30.01.2001
Markus Frommherz
Beim Widmen 22
D-79736 Rickenbach
Vorwort
Zielgruppe der Diplomarbeit sind potentielle Kunden der Siemens Nixdorf Informationssysteme
AG (SNI) in den Bereichen SAP Retail, Kiosksysteme und Internet Online-Stores.
Für sie soll ein prototypisches Framework entwickelt werden, das zeigen soll, was im Bereich
der Anbindung von Kiosksystemen beziehungsweise Online-Stores an das SAP Retail-System
möglich und sinnvoll ist. Hierfür werden zunächst die wirtschaftlichen Anforderungen beleuchtet und
anschließend auf die technischen Alternativen zur Umsetzung eingegangen. Darauf aufbauend werden
Vorgehensweise, Problembereiche, Erfolgsfaktoren und Konzeption einer konkret erstellten
Musterlösung eines Internet-Online-Stores beschrieben, der mit SAP Retail gekoppelt ist und um ein
Kiosksystem erweitert wurde.
Zuletzt werden weitere zu berücksichtigende Randbedingungen und Auswirkungen beschrieben
und ein ‚Bild der Zukunft’ des beschriebenen Lösungsansatzes gezeichnet.
Ziel der Diplomarbeit ist es also, Kunden der Siemens Nixdorf Informationssysteme AG, die
eine entsprechend kombinierte Lösung einsetzen wollen, Lösungskompetenz in Form einer
Musterlösung zu demonstrieren.
An der Erstellung der Diplomarbeit waren, was die Informationsbeschaffung sowie die
materielle, fachliche und organisatorische Unterstützung betraf, die Mitarbeiter der Abteilung ICC
SAP Retail der Siemens Nixdorf Informationssysteme AG – insbesondere Frau Heike Bredel, Herr
Peter Strauss, Herr Nehroo Dzaiy und Herr Peter Oldorff – maßgeblich beteiligt. Ihnen und den
Betreuern der Fachhochschule Furtwangen, Herr J. Anton Illik und Herr Rolf M. Katzsch, möchte
ich deshalb hiermit für ihre Unterstützung danken.
Inhaltsverzeichnis
1
DISPOSITION..................................................................................................................13
2
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ...................................................................................15
3
EINLEITUNG...................................................................................................................23
4
3.1
Motivation................................................................................................................................................................23
3.2
Einordnung .............................................................................................................................................................24
ELECTRONIC COMMERCE (EC) IM HANDEL .......................................................27
4.1
Einordnung .............................................................................................................................................................27
4.2
Ablauf.......................................................................................................................................................................28
4.3
Trends im Handel ..................................................................................................................................................28
4.4
Warenwirtschaftssysteme (WWS)....................................................................................................................29
4.4.1
SAP Retail........................................................................................................................................................30
4.4.2
Beteiligte Module ...........................................................................................................................................31
4.5
5
Verkaufsförderungssysteme ..............................................................................................................................31
WIRTSCHAFTLICHE VORAUSSETZUNGEN .........................................................33
5.1
Einführung..............................................................................................................................................................33
5.2
Verwendungsmöglichkeiten ...............................................................................................................................34
5.2.1
Software- und Multimediaprojekt ................................................................................................................35
5.2.2
Geeignete Produkte........................................................................................................................................36
5.2.3
Geeignete Branchen.......................................................................................................................................37
5.3
Voraussetzungen beim Handel ...........................................................................................................................39
5.3.1
Motivation.......................................................................................................................................................39
5.3.2
Anpassung der Vertriebsorganisation: Business Process Reengineering (BPR) ................................39
5.3.3
Marketing-Controlling...................................................................................................................................41
5.3.4
Betreiber-Szenario ..........................................................................................................................................43
5.3.5
Stand der Dinge bei den größten deutschen Handelsunternehmen ......................................................44
5.3.6
Einsatzgebiete für SAP Retail.......................................................................................................................46
5.4
Voraussetzungen beim Konsumenten...............................................................................................................46
5.4.1
Kiosksysteme..................................................................................................................................................46
5.4.2
Erfolgsfaktoren aus Sicht des Marketings .................................................................................................49
5.4.3
Zielgruppe .......................................................................................................................................................52
6
TECHNISCHE UMSETZUNG EINES ONLINE-STORES.......................................55
6.1
Überblick.................................................................................................................................................................55
6.2
Integrationsalternativen.......................................................................................................................................57
6.3
Produkte zur Anbindung .....................................................................................................................................60
6.4
Backend-System SAP Retail...............................................................................................................................66
6.5
Frontend-System....................................................................................................................................................68
6.5.1
Dialog-Design.................................................................................................................................................68
6.5.2
SAP Online Store............................................................................................................................................70
7
DIE UMGESETZTE LÖSUNG......................................................................................71
7.1
Umfeld......................................................................................................................................................................73
7.2
Erfolgsfaktoren......................................................................................................................................................74
7.3
Projekt.....................................................................................................................................................................76
7.4
Analyse....................................................................................................................................................................80
7.4.1
Komponenten .................................................................................................................................................81
7.4.2
Funktionsumfang ...........................................................................................................................................83
7.5
Design......................................................................................................................................................................83
7.5.1
Einführung.......................................................................................................................................................83
7.5.2
Strukturierung.................................................................................................................................................87
7.5.3
Architektur......................................................................................................................................................88
7.5.4
Farbgestaltung................................................................................................................................................92
7.6
Implementierung ...................................................................................................................................................92
7.7
Problembereiche....................................................................................................................................................94
8
ERWEITERUNG UM EIN KIOSKSYSTEM................................................................97
8.1
Motivation................................................................................................................................................................97
8.2
Multimediale Erweiterungen.............................................................................................................................100
8.3
Einsatzszenarien .................................................................................................................................................101
8.3.1
Kontaktszenarien..........................................................................................................................................101
8.3.2
Einsatz im Democenter.................................................................................................................................103
8.4
9
Problembereiche..................................................................................................................................................104
RANDBEDINGUNGEN ...............................................................................................107
9.1
Rechtliche Probleme bei EC ..............................................................................................................................107
9.2
Soziale Auswirkungen durch Online-Stores ................................................................................................107
9.3
Psychologie am Kiosksystem............................................................................................................................108
10
10.1
AUSBLICK .................................................................................................................109
Szenarien..............................................................................................................................................................109
10.2
11
Die Zukunft des Electronic Commerce...........................................................................................................112
LITERATURVERZEICHNIS ....................................................................................115
ANHANG A: BESCHREIBUNG DER ANBINDUNGSOBJEKTE
ANHANG B: KRITERIEN FÜR SKILL-BEWERTUNG
ANHANG C: ANALYSEPHASE DES PROJEKTES
ANHANG D: KONZEPTION DES ONLINE-STORES
ANHANG E: PROJEKTAUFWÄNDE
ANHANG F: FUNKTIONSUMFANG DES SNI WEBFACERS
ANHANG G: VORSCHLÄGE ZUR ERWEITERUNG DES PROTOTYPEN
1 Disposition
Inhalt und Aufbau dieser Diplomarbeit orientieren sich an dem in Abbildung 1 dargestellten
Modell. Das Gliederungsprinzip entspricht dabei dem Top-Down-Ansatz:
Abbildung 1 - Inhalt und Aufbau des Dokuments
Als erstes wird allgemein auf den Electronic Commerce im Handel eingegangen. Dabei werden
der Business-To-Consumer-Bereich, das Warenwirtschaftssystem SAP Retail und die
Verkaufsförderung mit Hilfe von Kiosksystemen und Online-Stores fokussiert. Nach einer
gesamtheitlichen wirtschaftlichen Betrachtung des Themas wird die Rolle des Händlers (Anbieter)
und des Konsumenten (Nachfrager) aus wirtschaftlicher Sicht beschrieben. Anschließend wird auf
die technischen Aspekte des Themas eingegangen und diese bezüglich der Frontend- und
Backendseite detailliert. Im folgenden wird eine ausgewählte und umgesetzte Lösung beschrieben
und zu den vorangegangenen Abschnitten in Beziehung gestellt. Zum Schluß werden sonstige
relevante Randbedingungen wie rechtliche Probleme, soziale Auswirkungen und psychologische
Aspekte erläutert.
1 Disposition
14
Tabelle 1 gibt Aufschluß darüber, wie die beteiligten Fachgebiete in die in diesem Dokument
dargestellten Sichten eingebettet wurden:
Fachgebiete
Anbieter
Wirtschaft
Handelsbranche
(Anforderungen,
Geschäftsproz.),
Controlling
Verbindung/
EC
Ist Artikel
Onlinefähig?
Nachfrager
Akzeptanz durch
Konsumenten
(Anforderungen,
Zielgruppen)
Online-Stores
(Verbreitung,
Einsatzgebiete)
MarketingControlling
(Marketing-Mix,
Konkurrenz), PM
Alle
Tabelle 1 - Relevante Fachgebiete
Technik
Backend SAP
Retail
(Interfaces,
Funktionalität),
Datenbankdesign
Netzwerkdesign
(Sicherheit,
Verteilung)
SW-Entwicklung
(Dialog-Design,
Frontend-SW,
Multimedia- und
Webdesign)
Sonstige
Sozialfolgen
(Arbeitsplätze im
Filialbereich)
Alle
Warenwirtschaftssystem
(SAP Retail)
Psychologie
(Layouts,
Positionierung
Kiosksystem)
Produkte zur
Integration,
Middleware
Verkaufsförderungssysteme
(Online-Stores,
Kiosksysteme)
Recht
(Datenschutz,
Multimediagesetz)
2 Abkürzungsverzeichnis
15
2 Abkürzungsverzeichnis
Folgende Tabelle soll helfen, das Verständnis für spezielle in diesem Dokument verwendete
Begriffe zu erleichtern. Dabei handelt es sich in der Regel nicht um Definitionen im engeren Sinne,
sondern die Erklärung von Begriffen und deren Abkürzungen, die sich im Sinne eines Eigennamens
etabliert haben:
Begriff
ABAP (Advanced
Business Application
Programming)
API (Application
Programming Interface)
B-2-B (Business-ToBusiness)
B-2-C (Business-ToConsumer/Customer)
BAPI (Business
Application Programming
Interface)
Browser
Definition/Erklärung
„Der Name der Programmiersprache setzt sich aus den
Anfangsbuchstaben von ‚Advanced Business Application
Programming‘ zusammen. ABAP/4 zeichnet sich durch seine
Eigenschaften als Programmiersprache der vierten Generation aus.
Markant sind:
• Strukturierbarkeit,
• Sprachmächtigkeit,
• Funktionalität.“
(Will u.a., Administration des SAP-Systems R/3... 291)
„Application Programming Interface, eine dokumentierte und über
Bibliotheken verfügbare Programmschnittstelle zu Funktionen oder
Diensten.“ (Pérez u.a. 495)
Electronic-Commerce-Geschäftsbeziehung zwischen
Gewerbetreibenden, also zwischen Hersteller und Händler oder
zwischen Groß- und Einzelhandel und ähnlichem.
Electronic-Commerce-Geschäftsbeziehung zwischen
Gewerbetreibenden (Händler, Hersteller etc.) und Endkunden
beziehungsweise Konsumenten.
„Ein Business API ist eine wohldefinierte Schnittstelle zu Prozessen
und Daten einer betriebswirtschaftlichen Anwendung, das als
Methode eines Objekts im R/3 Business Object Repository (BOR)
implementiert ist.“ (SAP AG, „Vom virtuellen Supermarkt ...“, 50)
„Software, die zur Bedienung des World Wide Web benutzt wird.
Existiert für eine Reihe unterschiedlicher Rechnerplattformen. Durch
die zunehmende Integration anderer Anwendungen (beispielsweise
Dateibetrachter) entwickeln sich die Browser zunehmend zu einer
zentralen Anwendung in der EDV.“ (Lamprecht 206).
„Im Internet wird darunter der WWW-Client verstanden.“ (Pérez
u.a. 496).
„Programm, das eine Benutzeroberfläche für das WWW darstellt“
(Canter 326)
2 Abkürzungsverzeichnis
Category Management
„Unter dem Begriff Category Management wird das
‘wirtschaftsstufenübergreifende Prozeßmanagement verstanden, bei
dem Warengruppen durchgängig als selbstständige und
gewinnverantwortliche Geschäftseinheiten geführt werden, um auf
Geschäftsstättenebene durch optimale Bedürfnisbefriedigung der
Konsumenten die Erreichung der Erlösziele zu verbessern’“
(Schüppler 92)
CGI (Common Gateway „Common Gateway Interface - eine API-Schnittstelle zwischen
Interface)
einem WWW-Server und Applikationen, die damit kommunizieren,
um interaktive WWW-Seiten zu bedienen - z.B. solche mit
Formularen oder mit sich dynamisch verändernden Inhalten.“
(Pérez u.a. 497)
DNS (Domain Name
Ein Domain Name Server ermöglicht es, der IP-Adresse eines
Server)
Web-Servers – wie ‚141.28.02.10’ - einen ‚Namen’ in Form einer
URL (Uniform Ressource Locator) – wie ‚http://www.alpha.fhfurtwangen.de/’ zuzuweisen. Geht nun eine Anfrage der URL beim
Domain Name Server ein, dann stellt dieser die Verbindung mit
dem Web-Server mit der entsprechenden IP-Adresse her.
Dynpro
„DYNamisches PROgramm, das sowohl aus einem Bildschirmbild
als auch der unterliegenden Ablauflogik besteht.
Die Hauptkomponenten eines Dynpros sind:
• Dynproattribute (z.B. Dynpronummer, Folgedynpro)
• Dynprolayout (Anordnung der Texte, Felder und der anderen
Elemente)
• Feldattribute (Definition der Eigenschaften der einzelnen Felder)
• Dynpro-Ablauflogik (Aufrufe der relevanten ABAP-Module)“
(SAP AG, Online Dokumentation SAP Retail Rel. 4.0)
EC (Electronic Commerce) Konzept zur Nutzung bestimmter Informations- und
Kommunikationstechnologien zur elektronischen Integration und
Verzahnung von Wertschöpfungsketten
„Electronic Commerce - Geschäftsabwicklungen auf
elektronischem Wege“ (Pérez u.a. 499)
ECR (Efficient
Oberbegriff für fast alle Ideen und Maßnahmen, die eine
Consumer/Customer
Verbesserung der unternehmensübergreifenden Kommunikation
Response)
und Kooperation zwischen Lieferant, Dienstleister und Handel
anstreben.
„Ausgehend von dem Gesichtspunkt des Business Reengineering
bedeutet ECR die Optimierung des gesamten Logistikprozesses
über alle Stufen der Wertschöpfung hinweg auf Basis genauer
Kenntnisse des Verbraucherverhaltens. Der unter Einsatz von
Scannerdaten ermittelte Kundenbedarf wird über intelligente
Entscheidungssysteme dazu genutzt, zum einen
vertriebslinienbezogene und standortspezifische, modulare
Sortimente zu entwickeln und zum anderen die Disposition auf
Basis der Abverkaufsdaten zu automatisieren. (asw Nr. 3/95)“
(Eggert 191)
EDI (Electronic Data
„Electronic Data Interchange (EDI) dient zum koordinierten
16
2 Abkürzungsverzeichnis
Interchange)
Austausch von Geschäftsdaten zwischen zwei Unternehmen. Dabei
werden bestimmte Standards eingehalten (EDIFACT, ODETTE,
etc.)“ (Pérez u.a. 499)
Elektronischer Markt
„Ein elektronischer Markt ist der gedankliche Ort des
Zusammentreffens von Angebot und Nachfrage.“ (Illik 12)
Firewall
„Unter einem Firewall versteht man eine Art Brandmauer gegen
einen unzulässigen Zugang anderer zum eigenen System. Dazu wird
ein eigenes Rechnersystem eingerichtet, welches den Zugang zum
Internet realisiert und spezielle Schutzmechanismen besitzt, die
festlegen, wer Zugang zum System haben soll und wer diese ständig
überprüft. Diese Software wird auch als Firewall-Software
bezeichnet. Sie protokolliert außerdem illegale Zugriffsversuche.“
(Pérez u.a. 500)
Gateway
„Ein Computer, der Daten aus einem Netzwerk in ein anderes
überträgt. Im weiteren Sinne eine Einrichtung, die die
Kommunikationen zwischen zwei miteinander nicht kompatiblen
Systemen zuläßt.“ (Lamprecht 206).
„Ein System, welches als Brücke zwischen unterschiedlichen
Netzen dient.“ (Pérez u.a. 500)
HTML (Hypertext Markup HTMLBusiness: „Sammlung von Meta-Anweisungen, die in HTMLLanguage), HTML+,
Templates abgelegt und vom ITS zum Abmischen aktueller
Business
HTML
Feldwerte benötigt werden.“ (Pérez u.a. 501)
„Diese Kommandos gehören nicht zum HTML-Standard und
werden daher auch nicht von den Web-Browsern ausgewertet. Sie
steuern lediglich die Arbeit des Kopplungsprogramms zwischen
Internet und R/3-System.“ (Hantusch, Matzke und Pérez 176)
HTTP (Hyper Text
„Das Hyper Text Protocol definiert das Protokoll zwischen einem
Transfer Protocol)
Web-Server und dem Web-Client. Eine Variante für sichere
Übertragungen ist SHTTP.“ (Pérez u.a. 501)
Hypertext/HyperLinks
„Hypertext ist eine Darstellungsform von Text, aus der heraus
Querverweise auf andere Textstellen, aber auch Rücksprünge
möglich sind.“ (Canter 324).
„Sind Querverweise in einem Hypertext-Dokument. Klickt man auf
einen solchen Verweis, so springt die Anzeige automatisch an die
Stelle oder in das Dokument, auf das verwiesen wurde. Diese
Technik wird in HTML-Dokumenten eingesetzt“ (Pérez u.a. 501).
Online-Hilfe-Systeme sind normalerweise auf die gleiche Weise
aufgebaut.
IACs (Internet Application „Internet-Anwendungskomponenten bestehen zum einen aus
Components)
Programmen, die zum R/3-System gehören, zum anderen aus
Steuerungsdaten, die sich im Internet-Transaktion-Server befinden.
Letztere sind Informationen, die der ITS zum Auffinden der R/3Anwendung, für die Benutzerberechtigung und für die
Parameterübergabe benötigt.“ (Moehrlen und Kokot, 829).
„Bei Internet-Anwendungen für den ITS, die sich aus den
Bestandteilen der ABAP-Transaktion sowie den zugehörigen
HTML-Templates zusammensetzen, spricht man auch von Internet
17
2 Abkürzungsverzeichnis
IDES (International
Demonstrating and
Education System)
Intelligent Agents
Internet
Intranet
Inside-Out-Ansatz1
IP-Nummer (Internet
Protocol Nummer)
ITS (Internet Transaction
Server)
Kiosksystem
1
18
Application Components (IACs).“ (Pérez u.a. 162).
„IACs umfassen eine R/3-Transaktion sowie die für eine InternetAnbindung notwendigen externen Dateien (Templates,
Sprachressourcen usw.).“ (Pérez u.a. 502)
„Von der SAP AG vorkonfigurierte Musterfirma im R/3-System.
Über diese Firma können die verschiedenen Module getestet und
Schulungen durchgeführt werden.“ (Pérez u.a. 502)
„Als intelligenten Softwareagenten bezeichnet man ein
Softwareprogramm, das für einen Benutzer bestimmte Aufgaben
erledigen kann und dabei einen Grad an Intelligenz besitzt, der es
befähigt, seine Aufgaben in Teilen autonom durchzuführen und mit
seiner Umwelt auf sinnvolle Art und Weise zu interagieren“
(Brenner, Zarnekow und Wittig)
Das Internet ist ein auf einheitlicher Technologie basierendes,
weltumspannendes Netzwerk, das niemandem ‚gehört’.
Das Intranet ist ein auf der Internet-Technologie basierendes
Netzwerk in einem Unternehmen oder Konzern.
Die Anwendungslogik befindet sich im Backend-System (SAP).
Das Frontend dient lediglich zur Präsentation.
„Eine 32 Bit-Zahl, die üblicherweise byteweise, durch Punkte
getrennt dargestellt wird (z.B. 212.100.20.1). Die Identifizierung
eines Rechners im Internet erfolgt über IP-Nummern. Sie bilden die
Grundlage der Adressierung“ (Canter 325)
„Dabei handelt es sich um das Gateway zwischen R/3-System und
World Wide Web.“ (Pérez u.a. 503)
„Das ist das eigentliche Kopplungsprogramm zwischen dem
Internet und dem R/3-System. Auf dieses Programm hat der
Entwickler keinen direkten Zugriff.
Der ITS übernimmt alle zur Laufzeit anfallenden Aufgaben:
• Kommunikation mit dem Web-Server
• Auswertung der Benutzeranforderungen
• Kommunikation mit dem R/3-System
• Generierung der HTML-Seiten“ (Hantusch, Matzke und Pérez
175)
„Die Verwendung des Begriffes ‚Kiosk‘ in Theorie und Praxis
zeigt, daß es keine allgemein akzeptierte Definition gibt.“
(Holfelder).
In diesem Dokument wird ein Kiosksystem - bis auf die private
Zugänglichkeit - wie folgt definiert:
„Demnach kann ein Kiosk-System charakterisiert werden als ein
rechnerbasiertes Informationsauskunfts- und Transaktionssystem,
das sowohl in öffentlichen als auch in privaten Bereichen zugänglich
ist, auch von nicht geschulten Personen intuitiv bedient werden
kann, eine räumliche und zeitliche Unabhängigkeit von der
physikalischen Präsenz des Produktes oder des Dienstleisters
Siehe auch Pérez, Mario [u.a.]. Geschäftsprozesse im Internet mit SAP R/3 ... , 144.
2 Abkürzungsverzeichnis
LUW (Logical Unit of
Work)
Netiquette
Online-Store
Outside-In-Ansatz
POP (Point-Of-Presence)
POS/POI (Point Of
Sales/Point Of Interest)
Produktkatalog
2
19
ermöglicht und auf unterschiedlichen Technikplattformen realisiert
werden kann.“ (Holfelder). Damit entspricht der hier verwendete
Begriff der folgenden Definition: „Ein Kiosksystem ist ein
(verteiltes) Multimedia-System an öffentlich zugänglichen Orten,
welches ein ‘User Interface for All’ aufweist.“ (Stary 156). Dabei
kann zwischen passiven Kiosksystemen, die nur zur Information
dienen und aktiven Kiosksystemen, mit denen eine Interaktion
möglich ist, unterschieden werden.
Transaktion aus technischer Sicht: Datenbank-Transaktion, welche
die ACID-Bedingungen (Atomic, Consistent, Isolation, Durable)
erfüllt. Eine SAP-Transaktion (=betriebswirtschaftliche Sicht) kann
eine oder mehrere LUWs umfassen.
Verhaltensregeln für die Benutzung von Internet-Diensten. Die
‚Netiquette’ wird von der Internet-Gemeinde vorgegeben und
entspricht einer Art ‚Online-Knigge’. Ein Beispiel für die Netiquette
ist, daß Werbe-Wurfsendungen per e-Mail verpönt sind.
„Das Internet ist geprägt durch dezentrale Organisation und hat
dadurch bedingt sehr große Freiheitsgrade. Die Problematik der
Entfernung zwischen den einzelnen Systemen und der Benutzer
untereinander hat zu einem Verhaltenscodex geführt, der
Netiquette, der nirgendwo schriftlich fixiert ist, dessen Geist aber in
allen Bereichen präsent ist.“ (Canter 326).
„Acceptable advertising practices on the Internet are governed by
the informal guidelines to behaviour on the Internet referred to as
‘netiquette’.“ (Ollier 57)
Ein Online-Store ist ein Produktkatalog mit integrierter
Kundenauftragserfassung. Damit haben Kunden die Möglichkeit,
direkt Bestellungen im Internet aufzugeben.
Die Anwendungslogik befindet sich im Frontend-System und greift
direkt auf die Daten im Backend-System zu.2
„Steht für Point of Presence und meint einen Einwählpunkt zum
Netz.“ (Pérez u.a. 507)
„Bei POS-Systemen steht die automatische Verkaufsabwicklung im
Vordergrund, während das POI-System versucht, die individuellen
Informationsbedürfnisse der Benutzer am Point of Information zu
befriedigen. Die Begriffe werden in der Literatur häufig gemeinsam
verwendet, was die fließende Grenze zwischen ihnen unterstreicht
und oft eine exakte Zuordnung bzw. Unterscheidung erschwert.“
(Segerer 15)
Mit der R/3-Anwendungskomponente Produktkatalog läßt sich die
Produktpalette wirkungsvoll im Internet präsentieren. Die
Anwendungskomponente Produktkatalog kann dabei in zwei
Ausführungen eingesetzt werden: als reiner Produktkatalog und als
Online-Store, welcher zusätzlich einen Einkaufs- und
Bestellvorgang ermöglicht.
Vgl. Pérez, Mario [u.a.]. Geschäftsprozesse im Internet mit SAP R/3 ... , 147.
2 Abkürzungsverzeichnis
Proxy-Server/Proxy Host
RFC (Remote Function
Call)
RFC (Request for
Comment)
SAP Automation
SAPGUI (SAP Graphical
User Interface)
SCM (Supply Chain
Management)
SLIP (Serial Line IP)
SMTP (Simple Mail
Transport Protocol)
TCP (Transmission
Control Protocol)
Templates
URL (Uniform Resource
20
„Bezeichnet einen dedizierten Rechner, auf dem Internet-ClientSoftware läuft. Er fungiert für das Internet als Stellvertreter für ein
ganzes dahinterliegendes Netz, welches damit für das Internet nicht
mehr sichtbar ist. Sinn ist die Gewährleistung von hoher
Netzsicherheit des lokalen Netzes gegen einen Einbruchsversuch
aus dem Internet.“ (Pérez u.a. 507)
„Mit Hilfe des RFCs können Anwendungsfunktionen auf anderen
Rechnern aufgerufen werden“ (Buck-Emden und Galimow 86)
„Der Remote Function Call (RFC) ist das Protokoll für den
rechnerinternen und rechnerübergreifenden Aufruf spezieller
ABAP/4-Unterprogramme, die als Funktionsbausteine bezeichnet
werden.“ (Buck-Emden und Galimow 92)
„Neue Protokolle und Dienste werden über sogenannte RFCDokumente im Netz vorgestellt. Netzteilnehmer werden damit
aufgefordert, diese Vorschläge zu kommentieren.“ (Pérez u.a. 507).
„Technologie zur Fernsteuerung einer R/3-Anwendung über deren
Anwendungsoberfläche. Damit sind Anwendungen auch über das
Internet möglich.“ (Pérez u.a. 508)
„Client (Benutzeroberfläche) zur Bedienung der R/3-Systems.“
(Pérez u.a. 508).
„Das SAPGUI (SAP Graphical User Interface) ist der SAP-eigene
Terminalprozeß, der die Möglichkeiten der jeweils verfügbaren
Präsentationssoftware ausnutzt, um die grafische Oberfläche des
R/3-Systems (einschließlich der Aus- und Eingabedaten) auf der
jeweiligen Hardware zu realisieren.“ (Will u.a., Administration des
SAP-Systems R/3... 28)
„Aus dem Bereich der ‘industriellen Abwicklung entlehnter Begriff
für die informationstechnisch optimierte Unterstützung der
logistischen Abwicklung bzw. des Warenflusses’“ (Schüppler 92)
„Steht für Serial Line IP und ist ähnlich wie PPP ein
Leitungsprotokoll für serielle Leitungen. Es wird häufig als Basis für
eine TCP/IP-Verbindung über Modem-Strecken eingesetzt.“
(Pérez u.a. 509)
„Simple Mail Transport Protocol, das im Internet übliche Protokoll
zum Mail-Austausch zwischen Mail-Servern... ...Für die
Kommunikation zwischen dem Mail-Server und den Mail-Clients
hat sich hingegen überwiegend das POP3-Protokoll durchgesetzt.“
(Pérez u.a. 509)
„Das Transmission Control Protocol ist eines der wesentlichen
Basis-Protokolle des Internets, auf dem dann die höheren ServerProtokolle aufsetzen.“ (Pérez u.a. 510)
„Templates sind HTML-Seiten, die spezielle Informationen darüber
enthalten, welche Dynpro-Felder an welcher Stelle des
Dokumentes eingemischt werden sollen. Jedes Template
korrespondiert mit einem Dynpro der entsprechenden R/3Anwendung...“ (Hantusch, Matzke und Pérez 176)
„Abkürzung für Uniform Resource Locator, eine standardisierte
2 Abkürzungsverzeichnis
Locator)
Virtual mall
VKF (Verkaufsförderung)
WebSite/Online-Site
WebStudio
WWS
(Warenwirtschaftssystem)
WWW (World Wide
Web)
21
Form, eine Ressource im Netz zu benennen. HyperLinks in
HTML-Dokumenten werden mit solchen URLs aufgebaut.“ (Pérez
u.a. 510)
Angebot von einem oder mehreren Händlern im Internet in Form
einer virtuellen Einkaufspassage.
„Internet Shopping Center, die +Hyperlinks zu WWW-Seiten
beinhalten, auf denen man bestimmte Produkte einkaufen kann.“
(Roll 163)
„Verkaufsförderungen sind zeitlich begrenzte Maßnahmen, die über
zusätzliche Kaufanreize zu einer Erhöhung des Absatzes führen
sollen.“ (Roll 75)
„Oberbegriff für die Online-Präsenzen von z.B. Unternehmen in
kommerziellen Online-Services und im World Wide Web.“
(Oenicke 186)
„Werkzeug zur Generierung von HTML-Templates,
Servicebeschreibungen und Sprachressourcen im Rahmen der
SAP-Internet-Anbindung.“ (Pérez u.a. 511).
„Das Web-Studio dient zur Generierung und Bearbeitung der
verschiedenen Dateien, die außerhalb des R/3-Systems im
Dateisystem des NT-Rechners liegen, auf dem der ITS
läuft...Außerdem ist das Studio dafür zuständig, die modifizierten
Dateien nach der Bearbeitung wieder im R/3-System abzulegen.
Das Studio gehört zu den Werkzeugen, die jeder Entwickler zur
Erstellung von Internet-Anwendungen benötigt. Es läuft außerhalb
des R/3-Systems.“ (Hantusch, Matzke und Pérez 175)
„Der Begriff Warenwirtschaftssystem hat sich im Laufe der Zeit
sehr gewandelt und wird auch heute noch in durchaus
unterschiedlichen Zusammenhängen verwendet; ganz allgemein
versteht man darunter die mengen- und wertmäßige Darstellung und
Steuerung des Warenflusses in einem Handelsunternehmen.“
(Hertel, „Erfolgsfaktor Warenwirtschaftssysteme“ 76)
„Ein Warenwirtschaftssystem ist ein Modell aller Geschäftsprozesse
eines Handelsunternehmens; es besteht aus vier Ebenen, die jeweils
Teilprozeßmodelle bilden: 1. Das Warenprozeßmodell... 2. Das
Dispositionsprozeßmodell... 3. Das Abrechnungsprozeßmodell... 4.
Informations- und Planungsprozeßmodell“ (Hertel,
Warenwirtschaftssysteme 2)
„Abkürzung für das World Wide Web. Alternative Bezeichnungen
sind Web oder W3.“ (Hantusch, Matzke und Pérez 278)
3 Einleitung
3.1
Motivation
Das Internet ermöglicht Herstellern, ihre Produkte direkt, günstig1, einfach, schnell und direkt zu
vertreiben. Diese Möglichkeit wird von der Industrie bereits rege genutzt. Der Handel ist bisher im
Consumer-To-Business Bereich des Electronic Commerce (EC) unzureichend vertreten: „Setzt sich
die Entwicklung fort und gewinnen die Industrieunternehmen weiterhin an Vorsprung, so droht dem
Zwischenhandel der Verlust des zukünftigen EC-Geschäfts.“ (Hartmann u.a., Electronic Commerce
in deutschen... 18). Deshalb ist es für den deutschen Handel wichtig, eine mit dem eigenen
Warenwirtschaftssystem gekoppelte benutzerfreundliche Internet-Präsenz und OnlineBestellmöglichkeiten aufzubauen. Kiosksysteme sind dabei eine Möglichkeit, die Kunden auf dieses
entsprechende Angebot einzustimmen und sich als ein in diesem Bereich aktives Unternehmen zu
zeigen.
SAP Retail wird in Handelsunternehmen international zunehmend eingesetzt. Die bisherige
Lücke des Lösungsportfolios der SAP AG im Filial-, Frontend- 2 und Vertriebsbereich3 läßt sich
durch die Kompetenzen und Produkte der SNI LoB Retail Systems in diesen Bereichen ideal zu
einer integrierten Problemlösung für den Betreiber ergänzen.
Die die Diplomarbeit tragende Abteilung ‚ICC SAP Retail’ beteiligt sich an internationalen
Projekten im Bereich SAP Retail und leistet Second-Level-Support für die nationalen für SAP Retail
zuständigen Competence Center (CC) der Siemens Nixdorf Informationssysteme AG. Die
Diplomarbeit kann deshalb der Abteilung zu Demonstrationszwecken gegenüber den nationalen
Competence Centers und SAP Retail-Kunden dienen und helfen, die Ressourcen innerhalb der
Siemens Nixdorf AG für die hier beschriebene Problemlösung zu identifizieren.
1
Siehe Selg, Matthias. „Am Internet-Boom verdienen“. PC direkt 3 (1998), 22.
Gemäß „SAP schließt Lücken in Front-Office-Bereich“. Computerwoche: Die aktuelle ..., 17.
3
Vgl. hierzu Buxmann, Peter, und Wolfgang König. „Empirische Ergebnisse zum Einsatz ...“ , 334 (Bild 4).
2
3 Einleitung
3.2
24
Einordnung
Bezüglich dem Grad der Entwicklung läßt sich die hier vorgestellte Lösung im Phasenmodell der
KPMG Unternehmensberatung GmbH für Electronic Commerce in der folgenden, vereinfachten
Abbildung 2 in Phase 3 einordnen:
Abbildung 2 - Einordnung der Lösung in das KPMG-Phasenmodell4
Je nach Internetfähigkeit der anzubietenden Produkte (passende Zielgruppe, Marktgebiete und
so weiter) und Entwicklungsstand des Unternehmens läßt sich die Internet-Präsenz eines
Unternehmens gemäß diesem Phasenmodell in vier Phasen einteilen.
1. Marketing: Bereitstellung statischer Informationen, Präsentation und Marketing
2. Publishing: Dynamische Informationen und interaktive Elemente
3. Transaction: Einsatz als Verkaufs- und Vertriebskanal, Integration in virtual malls
4. Interactive: Maßgeschneidertes Marketing, Einsatz von Intelligent Agents, individuelle
Zielpersonenansprache
Wenn noch ausreichend Zeit für das Unternehmen besteht, ist es sinnvoll, die Online-Präsenz
entlang der einzelnen Phasen stufenweise aufzubauen: Es kann zu sehr geringen Anfangskosten erst
einmal Erfahrung gesammelt werden um bei späteren, kostenintensiveren Phasen grobe Fehler zu
vermeiden. Das KPMG-Phasenmodell erscheint in weiteren Veröffentlichungen in ähnlicher Form –
4
Vereinfachter Auszug aus Hartmann, Detlef [u.a.]. Electronic Commerce in deutschen ... , 5.
Ebenfalls Guptill, B. „Electronic Marketplace Survey Reveals the Danger of Vague Commitments“ ... , 4.
3 Einleitung
25
unter anderem mit den Stufen ‚noch kein Internet’, ‚statisches Internet’, ‚dynamisches Internet’ und
‚integriertes Internet’.5
5
Siehe Pérez, Mario [u.a.]. Geschäftsprozesse im Internet mit SAP R/3 ..., 154.
4 Electronic Commerce (EC) im Handel
4.1
Einordnung
Electronic Commerce (EC) unterstützt Efficient Consumer/Customer Response (ECR), das
heißt die bei ECR geforderte Verbesserung der unternehmensübergreifenden Kommunikation wird
durch die mit dem Electronic Commerce verbundene Nutzung bestimmter Informations- und
Kommunikationstechnologien unterstützt.
Eine gängige Gliederung des Electronic Commerce besteht in der Unterscheidung der beteiligten
Instanzen:
EC im Business-To-Consumer-Bereich (B-2-C) bedeutet Handel zwischen Händler
beziehungsweise Hersteller im Direktvertrieb und Konsumenten oder Verbraucher. Gemäß einer
Umfrage von KPMG unter 112 der 500 größten deutschen Handels- und Industrieunternehmen
planen diese die verstärkte Ansprache der Endverbraucher. So haben 59% der untersuchten
Unternehmen in diesem Bereich bereits EC-Lösungen im Einsatz, während 100% welche planen. Die
geplante Ansprache von Firmenkunden (55%) und Zwischenhändlern (36%) fällt dabei
vergleichsweise gering aus.1 Die sich in diesem Bereich ergebenden Anwendungsszenarien wie
Home-Shopping über das Internet und Kiosksysteme werden hier näher beschrieben.
EC im Business-To-Business-Bereich (B-2-B) bedeutet Handel zwischen Geschäftspartnern.
Die sich daraus ergebenden Anwendungsszenarien wie Telearbeit und konzernweite Anwendungen
sind – wie Tabelle 2 zeigt - nicht Bestandteil dieses Dokuments. Es läßt sich jedoch eventuell dort
verwenden, wo die Rolle eines beteiligten Geschäftspartners ähnlich der eines Konsumenten ist
(beispielsweise Kleinbetriebe und Selbstständige):
Anwendungsfokus in [%]
Digitale Güter2
Semi-digitale Güter
Semi-physische Güter
Physische Güter
B-2-C
5%
10%
75%
5%
B-2-B
0
0
5%
0
Tabelle 2 - Anwendungsfokus der vorgestellten Lösung3
Obwohl dem Internet-basierten Handel im Business-To-Business-Bereich in etwa das
zehnfache4 Volumen gegenüber dem Handel im Business-To-Consumer-Bereich vorausgesagt wird,
ist es dennoch sinnvoller, den Fokus der hier vorgestellten Lösung eher auf den Business-To1
Gemäß Schaubild in Hartmann, Detlef [u.a.]. Electronic Commerce in deutschen Industrie- ... , 14.
Die Unterscheidung der Güter geschieht aufgrund der integrierten Betrachtung von Bestellwesen, Distribution,
Produkten und Dienstleistungen.
3
Güterkategorien gemäß Illik, J. Anton. „Electronic Commerce - eine systematische Bestandsaufnahme“, 15-17.
4
Unter anderem in Pérez, Mario [u.a.]. Geschäftsprozesse im Internet mit SAP R/3 ... , 65 und
Hartmann, Detlef [u.a.]. Electronic Commerce in deutschen Industrie- und Handelsunternehmen ... , 15.
2
4 Electronic Commerce (EC) im Handel
28
Consumer- als auf den Business-To-Business-Fall zu setzen. Zu ‚Internet-basiert’ werden nämlich in
diesem Zusammenhang alle auf dem TCP/IP-Protokoll basierenden EC-Lösungen gerechnet, zu
denen neben dem WWW auch der EDI-Datenaustausch, e-Mail, Telnet, File Transfer Protocol
(FTP) und ähnliches gehört. Betrachtet man ausschließlich die Anwendung als WWW-Interface, so
liegt die zukünftige Bedeutung eher im Business-To-Consumer-Bereich:
Any application that is an interface to the customer is a natural for Web-enabling
(Wilder 48).
Sicherheitsaspekte (Firewalls wie Virtual Vault und ähnliches) und Zahlungsverfahren (SET,
SSL, ...) werden in dieser Diplomarbeit nicht beschrieben.
4.2
Ablauf
Prinzipiell läuft der Handel über elektronische Märkte gleich wie der herkömmliche Handel ab.
Je nach Integrationsgrad und Onlinefähigkeit werden mehr oder weniger Vorgänge in elektronischer
Form abgewickelt:5
Verkaufsphase
Begrüßung/
Sympathiephase
Bedarfsermittlung/
Vertrauensphase
Angebot, Vorschlag/
Überzeugungsphase
Abschluß, Entscheidung/
Entscheidungsphase
Entscheidungsbestätigung/
Hindurchverkaufsphase
Zahlungsabwicklung
Erhalt des Produktes/Services
Verabschiedung/Kundenservice
4.3
Abbildung auf vorgestellte Lösung/Elektronischen Handel
Bei Kiosksystem: Teaser, Multimedia-Präsentation
Bei Internet-Stores: Gestaltung der Homepage
Einfluß entfällt, da das WWW ein Pull-Mechanismus ist. Statt
dessen unabhängige Informationssuche sowie Produkt- und
Preisvergleiche durch den Konsumenten.
Darstellung Produktpräsentation/Produktkatalog
Füllung des Warenkorbes
Bestellung mit Erfassung der Teilnehmerdaten mit
elektronischer Bestellbestätigung (HTML oder e-Mail)
Bisher überwiegend außerhalb des Systems
(Per Nachnahme oder auf Rechnung).
Bei digitalen oder semi-digitalen Gütern über das System,
ansonsten außerhalb.
Kundenservice im Rahmen von digitalen Updates durch das
System möglich.
Trends im Handel
Im allgemeinen Trend der letzten Jahre steht der Handel zunehmend unter Druck: Zunehmender
Wettbewerb, geringere Gewinnspannen und stagnierende Umsatzzahlen führen zu Zusammenbrüchen
beziehungsweise Übernahmen, aber auch zu neuen Konzepten. Dabei verfolgten die jetzt so unter
5
Siehe Segerer, J. Interaktive Verkaufsförderung: Kiosksysteme fuer den POI/POS... , 70 und
Brenner, Walter, und Claudia Schubert. „Einsatz intelligenter Softwareagenten im elektronischen ... , 30.
4 Electronic Commerce (EC) im Handel
29
Druck stehenden Warenhauskonzerne ursprünglich einen ebenso revolutionären Ansatz wie das
heutige Electronic Shopping:
Oscar Tietz, sein Onkel Hermann und weitere Pioniere revolutionierten mit ihrer
Marketing-Idee »Warenhaus« im vergangenen Jahrhundert den Einzelhandel. Die
damals neue Betriebsform hob sich augenfällig von der Masse der anderen
Handelsbetriebe ab und trug damit dem fundamentalen Stragegieprinzip »anders sein
als Andere« erfolgreich Rechnung. (Köhler 9)
SAP Retail verbreitet sich weltweit. Warenwirtschaftssysteme integrieren immer mehr, sodaß
die Integration von Frontendsoftware wie Kiosksystemen im Trend liegt. „Die Definition des Begriffs
WWS ist in den letzten Jahren immer weiter ausgedehnt worden...“ (Hertel, „Erfolgsfaktor
Warenwirtschaftssysteme“ 80).
So wie Ihr Platz, Fielmann und Reichelt schmeißen immer mehr Handelsunternehmen
ihre Individuallösungen raus und bauen ihre Zukunft auf Standardprodukte. Ob
Lekkerland, Lidl & Schwarz, Brehmke & Hörster, Douglas und Bauhaus in
Deutschland, Meinl und Spar in Österreich, Möbel Pfister in der Schweiz, Harrods in
England oder Esso in den Niederlanden - allenthalben schlägt bislang bewährten
Lösungen die Stunde, triumphieren Standardprodukte über den langjährigen Fleiß der
Bits- und Bytes-Mannen im eigenen Haus. ...Lang haben die deutschen Händler anders als die großen Industrieunternehmen - bei EDV-Problemen auf ihre eigene
Kompetenz vertraut. Angesichts immer komplexerer Aufgaben beginnt nun aber auch
im Einzelhandel das große Umdenken: Individuelle EDV-Lösungen verlieren an
Bedeutung, Standardsoftware legt gewaltig zu. Bisher stammen nur 5
beziehungsweise 12 Prozent der betriebswirtschaftlichen Software im Groß- und
Einzelhandel von IBM und SAP. Bei Neuinstallationen 1998 werden es die Top-Player
nach Schätzungen auf 21 (IBM) beziehungsweise 14 Prozent (SAP) bringen. (Dietz
64-66)
4.4
Warenwirtschaftssysteme (WWS)
„Zentrale Aufgabe eines Warenwirtschaftssystems ist die Kontrolle des Warenabflusses, das
heißt das Warenausgangsmodul. Wichtigste Funktion des Warenausgangsmoduls ist die
artikelgenaue Erfassung der Verkaufsdaten, zum Beispiel mit Scanner-Kassen.“ (Köhler 138). Im
Laufe der Zeit wurde der Begriff des Warenwirtschaftssystems komplexer, da immer mehr
Funktionen integriert wurden. Warenwirtschaftssysteme übernehmen wesentliche Aufgaben in der
Abwicklung der Geschäftsprozesse eines Handelsunternehmens und den Datenaustausch mit
Fremdsystemen. Wie wichtig ein funktionierendes Warenwirtschaftssystem für den Handel in der
Rolle des Anbieters ist, zeigen die Folgen der problematischen Einführung eines
Warenwirtschaftssystems im Jahr 1985 bei HERTIE („Vier Jahre nach dem Start wurden auf diese
Weise gerade mal 30 Prozent des Gesamtumsatzes der Hertie-Warenhäuser abgewickelt.“ [Köhler
138]). „Man kann ein Warenwirtschaftssystem als ein Modell aller Geschäftsprozesse eines
Handelsunternehmens definieren, das sich aus den vier Ebenen oder Teilprozeßmodellen
Warenprozeßmodell, Dispositionsprozeßmodell, Abrechnungsprozeßmodell und Informations- und
Planungsprozeßmodell zusammensetzt“ (Hertel, „Erfolgsfaktor Warenwirtschaftssysteme“ 76). Es
sind jedoch auch andere Gruppierungsalternativen der beteiligten Prozesse denkbar.
4 Electronic Commerce (EC) im Handel
4.4.1
30
SAP Retail
„SAP Retail ist ein Gesamtsystem zur Unterstützung einer wettbewerbsgerechten
Sortimentspolitik, variabler Absatztechnologien und zugehöriger Betriebstypen, sowie einer
Endverwender-orientierten Verteillogistik im Handel mit Konsumgütern. Es stellt Ihnen alle wichtigen
Funktionen zur Verfügung, die Sie zur Abbildung Ihrer Geschäftsprozesse in einem
Handelsunternehmen benötigen.
Zielsetzung ist die geschlossene Abbildung der ‚Value Chain’, der Wertschöpfungskette vom
Endverbraucher bis hin zum Lieferanten und die Optimierung der vielfältigen Abläufe und
Steuerungsprozesse im Waren- und Informationsfluß zwischen Lieferanten, Handel und
Konsumenten....
Wesentliche warenwirtschaftliche Prozesse [für die hier beschriebene Aufgabenstellung] sind:
•
Sortimentsgestaltung
•
Verkaufspreiskalkulation...
•
Disposition und Bestellung...
•
Kommissionierung und Lieferung
... Neue Trends wie z.B. Internet oder ECR werden auf einer kontinuierlichen
Entwicklungsschiene genauso unterstützt wie sich ändernde Rechtsformen oder Gepflogenheiten wie
z.B. Einkaufsverbände oder Franchising.“ (SAP AG, Online Dokumentation)
„Den Kern des Systems SAP Retail bilden die speziell für den Handel entwickelten RetailFunktionen. Sie bauen teilweise auf den R/3-Komponenten Materialwirtschaftssystem (Materials
Management, MM), Vertriebssystem (Sales and Distribution, SD) und Lagerverwaltungssystem
(Warehouse Management, WM) auf.“ (SAP AG, Online Dokumentation):
Abbildung 3 - SAP Retail als ein auf den Handel zugeschnittenes SAP R/3-System
4 Electronic Commerce (EC) im Handel
31
Dabei ist anzumerken, daß Funktionen der Module ‚MM‘ und ‚SD‘ des Standard-SAPSystems zwar von SAP Retail genutzt werden, daß diese Module jedoch als solche nicht im
Lieferumfang von ‚SAP Retail 4.0‘ enthalten sind, also nicht eigenständig genutzt werden können.
4.4.2
Beteiligte Module
Für die hier vorgestellte Lösung sind folgende Module des SAP-Systems direkt relevant:6
Anwendung
Produktkatalog
Online Store
Kundenauftragserfassung
Kundenauftragsstatus
Verfügbarkeitsprüfung
Modul
LO
LO
SD
SD
SD
Priorität
MUSS
MUSS
KANN
KANN
MUSS
Zweck
Darstellung von Produkten
Bestellung von Produkten
Abwicklung der Aufträge
Bearbeitungsstatus des Auftrags
Verfügbarkeit des Produktes
Dabei hat die Auftragsabwicklung natürlich auch Auswirkungen auf andere Module wie AC
(Anwendungsübergreifende Komponenten - bei der Entwicklung und Anpassung von IACs) oder FI
(Finanzwesen). Die mit dem Produktkatalog und dem Online Store verbundenen R/3-Transaktionen
laufen über mehrere Module im Modul Logistik (LO). So müssen beispielsweise die
Artikelstammdaten aus dem Modul MM (Materialwirtschaft) geholt werden, während der
Verkaufspreis aus dem Modul SD (Vertriebsabwicklung) stammt.
4.5
Verkaufsförderungssysteme
Die verschiedenen Verkaufsförderungssysteme wachsen technisch-multimedial zusammen und
unterscheiden sich häufig im wesentlichen nur noch durch den Push- oder Pull-Mechanismus. Push
bedeutet dabei aktiver Verkäufer (vgl. ‚Bringschuld’), wie beispielsweise bei Wurfsendungen und
Pull bedeutet aktiver Käufer (vgl. ‚Holschuld’), wie beim Filial-Layout.
Gängige Verkaufsförderungssysteme im Handel sind unter anderem Computer/Multimedia,
Ladenfunk, Direktwerbung, Video, Deckenmonitore, Schilder und Plakate, wobei sich im Bereich
der elektronischen Verkaufsförderungsinstrumente ein leichtes Wachstum ergibt, während die
herkömmlichen Instrumente leicht reduziert werden.7 Vor diesem Hintergrund liegt der Einsatz von
Kiosksystemen im Handel im Trend.
„Die VKF-Maßnahmen, die im WWW durchgeführt werden können, ähneln im Prinzip denen,
die auch offline üblich sind...“. Gemäß dieser Aussage von Roll (75) ergeben sich auch die gleichen
Vorteile wie die Erzeugung von Verkehr und der Aufbau von Adressenlisten.
Die durch VKF-Maßnahmen mögliche Aquirierung von Neukunden ist vor allem für die
Etablierung von Kiosksystemen interessant. So können Gewinnspiele, Preisnachlässe und ähnliches
entsprechende Teilnehmer zur Rückkehr bewegen. Eine sinnvoll erscheinende Variante für
6
7
Vgl. Pérez, Mario [u.a.]. Geschäftsprozesse im Internet mit SAP R/3 ... , 204-206.
Gemäß Segerer, J. Interaktive Verkaufsförderung: Kiosksysteme fuer den POI/POS ..., 20.
4 Electronic Commerce (EC) im Handel
32
Gewinnspiele sind Kiosksysteme mit integriertem Drucker, die unmittelbar den Gewinn in Form eines
Gutscheins ausdrucken könnten.
5 Wirtschaftliche Voraussetzungen
5.1
Einführung
Die USA sind im Bereich Electronic Commerce führend. Ein Beispiel hierfür ist der
Greengrocers Lebensmittel-Direktversand, bei dem ausschließlich über das Internet bestellt werden
kann. Allerdings ist das SAP-System in den USA noch nicht so weit verbreitet wie in Deutschland.
In Deutschland ergibt sich die umgekehrte Situation: Der Electronic Commerce befindet sich gerade
erst auf dem Weg zum Durchbruch, während das SAP-System etabliert ist. In Deutschland ist die
Industrie bezüglich Electronic Commerce bisher innovativer als der Handel. Bei einem auf dem
„Internet Kongreß ’98“ präsentierten Vergleich1 der Internetaktivitäten von 18 verschiedenen
Branchen befindet sich der Handel auf dem letzten Platz und der Bereich Nahrungs- und Genußmittel
mit Bekleidung auf dem drittletzten Platz. Innerhalb des Handels hat der Versandhandel (Karstadt’s
‚myworld’, Quelle, Neckermann, Conrad Electronic und andere bieten im Internet an) momentan
den größten Anteil an EC Lösungen im B-2-C-Bereich. „Während sich die Internet-Anhänger mit
euphorischen Umsatzprognosen gegenseitig übertrumpfen, warnt eine ganze Reihe von Experten vor
einer maßlosen Überschätzung des E-Commerce. Vobis-Gründer Theo Lieven beispielsweise sieht
im Handel übers Internet nicht viel mehr als eine moderne Weiterentwicklung des längst etablierten
Versandhandels.“ (Scharrer 38). Für diese Aussage spricht, daß die Prozesse beim Versandhandel
bis auf die Angebotserstellung und die integrierte Auftragserfassung dem Handel über das Internet
gleichen. Dagegen sprechen die neuen interaktiven Möglichkeiten sowie die gesteigerte Aktualität
und Effizienz der Online-Angebote gegenüber einem Print-Katalog. Deshalb werden sich in Zukunft
vermutlich für den Handel zwar keine signifikanten Umsatzsteigerungen realisieren lassen, aber der
Electronic Commerce wird aufgrund der potentiell geringeren Betriebs- und Prozeßkosten pro
Kundenauftrag auf Kosten des konventionellen Handels in manchen Bereichen rasant Marktanteile
gewinnen. Der Handel lebt von im Verhältnis zu den erzielten Umsätzen sehr geringen
Gewinnspannen, die in der Regel nur durch eine Kostendegression aufgrund eines hohen
Mengenvolumens erreicht werden. In dieser Situation haben es neue (EC-) Vertriebswege schwer,
Fuß zu fassen, da es aufgrund dieser Umstände lange dauern kann, bis ausreichende Umsatzvolumina
erzielt werden, um über eine Kostendegression zu einem positiven Ergebnis zu kommen.
Dieser kurze erste Überblick verdeutlicht, daß die beim Einsatz von Electronic CommerceLösungen viele Zusammenhänge zu berücksichtigen sind:
Die Planung des Interneteinsatzes ist komplex, weil sie viele mit einander eng
verknüpfte betriebswirtschaftliche und technische Aspekte enthält. (Alpar 119)
Der Einsatz einer EC-Lösung für Endkunden ist für die meisten Handelsunternehmen bisher in
erster Linie als strategische Maßnahme beispielsweise zur Kundenbindung, als Marketingmaßnahme
oder zum Aufbau entsprechenden Know-Hows zu sehen, denn ein direktes positives Ergebnis einer
solchen Lösung ist meistens nur mittel- bis langfristig zu erwarten:
1
Siehe Rebstock, Michael. „Neue Marktchancen durch das Internet [Folienskript]“. Internet-Kongreß’98.
5 Wirtschaftliche Voraussetzungen
34
... Das stimmt zwar, doch vom Umsatz allein hat bisher noch kein Unternehmen
gelebt. Was zählt, ist das Gesamtergebnis, da sieht es leider ziemlich schlecht aus,
selbst bei Firmen, die von den Medien immer wieder zum Vorbild für erfolgreichen ECommerce hochstilisiert werden. (Weber 25)
Dieses schlechte Bild ergibt sich hauptsächlich aus den hohen Einstiegskosten in der
Anfangsphase:
Die Informationsproduktion ist ein erheblicher Kostenfaktor und muß daher
sorgfältig im Hinblick auf den Nutzen des Kiosk-Systems abgewogen werden.
(Niemeier und Schäfer 77)
Eines der Hauptziele der hier beschriebenen Lösung ist es deshalb auch, den
Implementierungsaufwand zu verringern.
5.2
Verwendungsmöglichkeiten
Bei einem Vergleich zwischen konventionellem Store Retailing und Electronic Shopping ergeben
sich folgende Unterschiede:
Abbildung 4 - Unterscheidung klassischer Ladenhandel und Electronic Shopping (Arend-Fuchs
121)
Weitere Unterschiede zum konventionellen Handel sind die dauernde Verfügbarkeit (24
Stunden, 7 Tage) des Angebotes, neue Sicherheitsrisiken (Ausfälle, Manipulationen) und neue
interaktive Möglichkeiten wie die Bestimmung der Farbe des gewünschten Produktes.
5 Wirtschaftliche Voraussetzungen
35
Bei dem kombinierten Einsatz eines SAP-Systems mit dem Internet werden folgende Vorteile
vermutet: (Bischoff, „SAP im Internet bei PRISMA EXPRESS“)
•
Entlastung des Vertriebspersonals von Routineanfragen.
•
Aktualität der Informationen wie Kundendaten, Produktinformationen, Preise und Verfügbarkeiten
‚on the spot‘.
•
Beschleunigung der logistischen Abwicklung durch Wegfall der manuellen Auftragserfassung für
Internet-Aufträge.
•
Von Kunden jederzeit für die Plazierung von Bestellungen und den Abruf von Informationen
erreichbar.
•
Der Kunde erhält Informationen und bestellt kostengünstig.
•
Das System ist ausbaufähig. So ist unter anderem das Tracking des Versandweges durch
Speditionsanbindung möglich.
Gemäß einer Studie von FORRESTER RESEARCH über ‚Internet Commerce Software’
werden ‚Enterprise package extensions’ von Komplettsystemen wie BAAN, SAP oder PeopleSoft
für das Internet neben ‚Turnkey commerce applications’ und ‚Commerce platform components’
zwischen 1998 und 1999 30% Marktanteil an Internet Commerce Software bekommen:
ERP vendors – led by SAP with BAPIs – will open up and engage platform players
‘coopetitiverly.’ They will win 30% of the commerce software market, limiting turnkey
app vendors to a 10% market share. (Dolberg 9-10)
5.2.1
Software- und Multimediaprojekt
Auf die Risikoanalyse sollte bei Projekten dieser Art besonderer Wert gelegt werden: Die
wirtschaftliche Risikoidentifikation bezüglich Markt, Strategie und Marketing ist aufgrund fehlender
Erfahrungen im EC-Bereich kritisch für den erfolgreichen Einsatz der Lösung. Da in der Regel keine
oder nur wenige frühere Projekte dieser Art gemacht wurden und sich diese meistens bezüglich
Nutzungsform, Standortwahl des Kiosksystems und Zielsetzung unterscheiden, ist eine
Risikoprojektion schwierig.
Bei der Integration von Online-Stores mit einem SAP System ist besonders darauf zu achten,
daß volles Verständnis und eine formelle Unterstützungszusage der Geschäftsführung vorliegt. Da
einige Unternehmensbereiche (Materialwirtschaft, Vertrieb, Marketing) betroffen sind und die
erforderlichen Anpassungen im Unternehmen oft unterschätzt werden. Die KPMG
Unternehmensberatung GmbH sagt deshalb auch voraus: „Die organisatorischen und
implementierungsbezogenen Aufgaben bei der Einführung von EC werden von vielen Unternehmen
unterschätzt werden.“(Hartmann u.a., Electronic Commerce in deutschen... 14).
5 Wirtschaftliche Voraussetzungen
36
Eine typische Konstellation ist die Kooperation zwischen Provider,
Datenbankentwickler und Medienagentur. Der Provider stellt die Internet-Technik.
Das Verwaltungssystem mit Suchroutinen wird von den Datenbankfachleuten
entwickelt. Die Medienagentur gestaltet das Frontend, also die Web-Seiten. Bei der
Auswahl der Medien- beziehungsweise Werbeagentur sollte man darauf achten, daß
dort bereits Online-Know-How vorhanden ist. Betritt die Agentur Neuland, wird man
als Shop-Betreiber mit hohen Entwicklungskosten konfrontiert - oder das Resultat
sieht doch wieder aus wie ein gedruckter Prospekt.
(Kossel und Wronski 150)
5.2.2
Geeignete Produkte
Für den Online-Vertrieb gibt es geeignete Produkte, ungeeignete und welche, die abhängig vom
geschaffenen Zusatznutzen geeignet sind (beispielsweise Lebensmittel, zu denen entsprechende
Rezepte angeboten werden, bei denen die erforderlichen Zutaten dann automatisch in den
Warenkorb gelegt werden können):
Doch die Experten sind sich einig: Nur ganz bestimmte Warengruppen haben in
Verbindung mit cleveren Marketingkonzepten gute Erfolgsaussichten.
(Kossel und Wronski 146)2
Gute Chancen werden Produkten zugeschrieben, die zumindest eine der folgenden Bedingungen
erfüllen:3
•
Produkte, die sich digital bestellen, bezahlen und liefern lassen.
•
Produkte, bei denen der Kunde nicht mit dem Verkäufer direkt in Kontakt treten muß, will oder
kann (Kondome 4, Kreditberatung und ähnliches).
•
Produkte, die sich gut über das WWW präsentieren lassen wie Audio- und Videoprodukte und
Auszüge aus zu verkaufenden Büchern.
•
Produkte, die nicht physisch gesehen oder berührt werden müssen, um eine Kaufentscheidung zu
fällen (ein Nachteil für verderbliche, offene Lebensmittel).
•
Produkte, die leicht zu verstehen, zu modifizieren und zu bestellen sind. Der Gesamtprozeß ist bei
solchen Produkten weitestgehend automatisierbar.
•
Standardisierte Produkte wie Bücher oder Lebensmittel in Dosen.
•
Produkte, die eine globale Kundschaft haben und global verteilt werden können. Lokal
beschränkte Angebote, beispielsweise für frische Lebensmittel, können jedoch auch sinnvoll sein.
2
Eine detaillierte Übersicht von Beurteilungskriterien der Eignung von Produkten für Werbung im Internet bietet
Alpar, P. Kommerzielle Nutzung des Internet. Berlin: Springer ... , 176.
3
Ollier, Anna. The Web Factory Guide to Marketing on the Internet. London ..., 64-67.
4
Siehe beispielsweise ‘http://www.durex.com’.
5 Wirtschaftliche Voraussetzungen
5.2.3
37
Geeignete Branchen
Längst nicht jede Branche darf sich vom ECommerce Vorteile versprechen:
Abbildung 5 - Welche Branchen sind ECommerce-tauglich? (Kossel und Wronski 148)
Die Eignung ist unter anderem abhängig von folgenden Faktoren:
•
Ist das Einsparungspotential auf Anbieter- und Nachfragerseite insgesamt höher als die Kosten für
den Zugang und das Angebot?
•
Liegt die durchschnittliche Bestellmenge in einem ‚vernünftigen’ Verhältnis zu den
Versandkosten?
•
Läßt sich ein Zusatznutzen oder ‚Value-added-Service’ mit dem Angebot gegenüber dem
konventionellen Vertrieb einbauen?
5 Wirtschaftliche Voraussetzungen
38
Dabei fällt auf, daß bei Branchen mit überwiegend homogener Preis- und Produktstruktur die
größten Chancen gesehen werden:
Während bislang noch die Bekleidungsindustrie die Nase vorn hat, wird die
Touristikbranche als künftiger Favorit für die Web-Millionen gehandelt, gefolgt von
Computer-Anbietern und dem Buch- und Musikhandel. (Matzke)
Eine im Rahmen der Erstellung des Prototypen durchgeführte Analyse, für welche Branchen sich
die hier vorgestellte Lösung eignet, ergab folgendes Ergebnis:5
Aufgrund der geringen Eignung eines Onlineangebots im Lebensmittel- und Frischwarenbereich
und der relativ vielen SAP-Retail-Referenzkunden im Wholesale-Bereich erscheint die Erstellung des
Prototyps zugeschnitten auf die Bedürfnisse von Warenhauskonzernen als die beste Alternative.
Allerdings haben diese nach Einschätzung von Helmut Krauth (Vertriebsbeauftragter für die Siemens
Nixdorf Informationssysteme AG Deutschland, Vertriebscenter Retail Systems Südwest) kein
Interesse an einem solchen zusätzlichen Vertriebsweg, da sie eventuell ihren mit hohen Investitionen
verbundenen Warenhäusern selbst Konkurrenz machen würden und bei dem harten
Verdrängungswettbewerb der Warenhauskonzerne 6 kaum an den strategischen Vorteil einer solchen
Lösung gedacht wird. Dies bestätigten Gespräche mit Herr Günter Korff, Sortimentsmanager bei der
Karstadt AG. Das gewählte Anwendungsszenario für den Prototypen ist deshalb ein
Versandhandelsunternehmen, das keinen oder kaum stationären Handel besitzt. Bei der Wahl
zwischen den typischen SAP-Retail-Versandhändlern Bauwaren- und Elektronikversand ergeben
sich für letzteren eindeutige Vorteile:
Elektronikversand
Bauwarenversand
•
Überwiegend zum Versand geeignete
Waren
•
Sperrige zum Versand teilweise ungeeignete
Waren
•
Zielgruppe entspricht Benutzergruppe von
Kiosk- und Onlinesystemen (jung,
technikfreundlich)
•
Viele ‚Me-Too’-Produkte aufgrund der oft
komplexen Problemlösungen (zum Beispiel
Schrauben, Schraubenzieher, Nuten etc.) dadurch entsteht der Bedarf häufig erst beim
Einkaufen.
Herr Christian Reinwald von der ‚CoMedia Conrad Neue Medien GmbH’ - einem
Tochterunternehmen des Elektronikversands ‚Conrad Electronic’ zeigte sich dementsprechend auch
an einer Zusammenarbeit im Themenbereich dieser Diplomarbeit interessiert. Die Verkaufszahlen der
entsprechenden WebSite von Conrad Elektronic bestätigen das Analyseergebnis: „Über seine
Website setzte Conrad Electronic dieses Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag um. Das Sortiment
ist besonders Internet-tauglich, die Kunden meistens Technikfreaks und deshalb überdurchschnittlich
Netzsurfer.“ (Felger 42ff.)
5
6
Entsprechende Grunddaten befinden sich in Anhang C: Analysephase des Projektes.
Siehe Köhler, Friedrich W. Zur Geschichte der Warenhäuser: Seenot und Untergang des Hertie-Konzerns.
5 Wirtschaftliche Voraussetzungen
5.3
39
Voraussetzungen beim Handel
5.3.1
Motivation
Für ein Handelsunternehmen können sich als Anbieter in einem Online-Store prinzipiell folgende
Vorteile ergeben:
•
Unabhängigkeit von Vorschriften bezüglich Öffnungszeiten
•
Gezielte Werbung und Verkaufsmaßnahmen
•
Erweiterte Kundenbindung und Kundenpflege
•
Attraktiver Werbe-, Informations- und Vertriebskanal zu relativ geringen Kosten
•
Imageverbesserung und Profilierung des Unternehmens
•
Optimierung der Logistikkette durch Maßnahmen wie die automatische Auftragserfassung
•
Additives Produktangebot und die Möglichkeit, international anbieten zu können
•
Umsatzsteigerung über zusätzliche Einkaufsmöglichkeiten
•
Kosteneinsparung zum Beispiel durch die Einsparung von Regalflächen
•
Schnelle Präsentation von Informationen und Angeboten
•
Weitere Wettbewerbsvorteile (langfristig) 7
•
Vertrieb rund um die Uhr
Dabei sind vor allem die erweiterte Kundenbindung und Kundenpflege sowie die Optimierung
der Logistikkette als kritische Erfolgsfaktoren zur Erreichung der anderen Vorteile zu sehen, weshalb
darauf im folgenden detaillierter eingegangen wird.
5.3.2
Anpassung der Vertriebsorganisation: Business Process Reengineering
(BPR)
Die potentiellen Vorteile eines Online-Vertriebs wie die Kostenreduktion durch Wegfall der
Filialen und die Verkürzung der Durchlaufzeiten können nur genutzt werden, wenn die beteiligten
Prozesse optimiert werden: Die Kostenreduktion beim Wegfall der Filialen beim Onlinevertrieb wird
ohne zusätzliche BPR-Maßnahmen durch die entstehenden Mehraufwände unter anderem bei der
Zusammenstellung des Warenkorbes für den Konsumenten oder die Betreuung des OnlineProduktkatalogs vermutlich wieder zunichte gemacht. Damit wird das Online-Angebot für den
Konsumenten, der zusätzlich Versandkosten und Onlinegebühren bezahlen muß, in preissensitiven
Absatzmärkten unattraktiv. Eine Möglichkeit dieses Dilemma zu überwinden liegt in der
7
Auch in Nilsson, Ragnar. „Electronic Retailing bei Karstadt - my-world ein Jahr nach dem Start“ ... , 65:
„wer frühzeitig den Umgang mit den neuen Technologien übt und Erfahrungen mit der Kundenakzeptanz sammelt,
kann neue Akzente im Verkaufsprozeß setzen und sich wichtige Wettbewerbsvorteile schaffen.“
5 Wirtschaftliche Voraussetzungen
40
Rationalisierung und Anpassung der beteiligten Geschäftsprozesse an die Anforderungen des
Onlinevertriebs. Dadurch lassen sich die Kosten für Akquisition, Verkaufsabwicklung und
Verkaufsverwaltung erheblich verringern.
Eine integrierte Betrachtung von Organisations- und Prozeßneugestaltung ist
aufgrund des Potentials von Electronic Commerce unabdingbar. (Hartmann u.a.,
Electronic Commerce in deutschen... 16)
Denn nur durch die Anpassung und Beschleunigung der Auftragsbearbeitung kann der
potentielle Geschwindigkeits- und Kostenvorteil beim Einkaufen via Internet auch genutzt werden:
Abbildung 6 - Welch ein Fortschritt: Auftragsbearbeitung ohne BPR (Weber 8)
Der Gedanke des Efficient Consumer/Customer Response spielt dabei für die integrierte
Betrachtung von Verbesserungsansätzen eine wichtige Rolle:
Für alle Handelssegmente, insbesondere aber die großen Betriebe, gilt: Die Logistik
ist zu automatisieren, die Entscheidungen müssen, wenn nicht ebenfalls
automatisiert, so doch zumindest technisch aufbereitet werden. Deshalb geht an ECR
kein Weg vorbei. (Eggert, 95)
Der Umfang und Aufwand der Anpassung wird dabei bei Unternehmen, die in das
Onlineshopping einsteigen, oft unterschätzt. Der Anpassungsbedarf erstreckt sich nämlich in der
Regel über alle am Verkauf beteiligten Bereiche im Unternehmen bis zu den Schnittstellen zu externen
beteiligten Einheiten:
5 Wirtschaftliche Voraussetzungen
41
Wenn der Kunde als Resultat aber einen Bestellschein erhält, den er ausdrucken und
per Post oder Fax absenden muß, hat das Online-Angebot seinen Sinn verfehlt.
(Kossel und Wronski 147)
Der Online-Vertriebsweg entspricht am ehesten dem Logistik- und Marketing-Konzept des
Versandhandels, weshalb der stationäre Handel bei der Einrichtung eines Online-Vertriebs
entsprechende Anpassungen einplanen muß. So ergibt sich auch für die schwedische ‚KF’: „Noch
läßt B&W die Bestellungen von Mitarbeitern im Warenhaus im Einkaufswagen zusammen sammeln.
Doch Bho Vilhelmsson läßt keinen Zweifel daran, daß die Zukunft aus Kostengründen separaten
Kommisionierzentren gehört, wie ein erstes deutsches von Kaiser's in Berlin zeigt.“ (Rode, „InternetFood vom SBW ...“ 38)
5.3.3
Marketing-Controlling
Es liegt auf der Hand, daß sich innovative Marktforschung im Handel auf den
Kunden konzentriert. Qualitative Studien, bei denen der Kunde, der Nicht-mehr- oder
Noch-nicht-Kunde ins Visier genommen wird, gewinnen an Bedeutung.
(Dürr 25)
Im stationären Einzelhandel sind mit dem Onlineverkauf über Kiosksysteme erstmals
kundenbezogene Informationen verfügbar. Während der Konsument beim herkömmlichen Einkaufen
anonym bleibt und dementsprechend nur Warenkörbe analysiert werden können, hinterläßt er beim
Online-Shopping mit der Bestellung zwangsläufig seine Identität.
Daraus ergibt sich eine Reihe neuer Auswertungsmöglichkeiten:8
•
Historische Entwicklung des Kunden
•
Vertragssituation und getroffene Vereinbarungen
•
Rang in einer ABC-Analyse
•
Zuordnung von Warenkörben zu Alters- und Berufsgruppen
•
Kongruenz des Individual-Warenkorbs zum Standardwarenkorb
•
Identifikation der 20% der Klientel, die 65% des Umsatzes bringen9
•
Bonität des Kunden
•
Umsätze des Kunden
•
Kundendeckungsbeiträge
•
Kundenbezogene Einzelkosten
8
Weitere in Witt, Frank-Jürgen, und Kerin Witt. Controlling für Mittel- und Kleinbetriebe ... , 184
und Ehrmann, Harald. Marketing-Controlling: Modernes Marketing für Studium und Praxis ..., 74-138
sowie Goos, Anke. „Multimedia-Kioske als Instrument der Kundenbindung“. Computerwoche ... .
9
Geschätzte Werte aus dem Handel.
5 Wirtschaftliche Voraussetzungen
•
Individuelles Kaufverhalten
•
Kaufkontinuität des Kunden
•
Besuchshäufigkeit des Kunden
42
Im Internet lassen sich über den verdeckten Zugriff auf die eigenen WWW-Seiten zusätzlich
folgende Daten ermitteln: (Hantusch, Matzke und Pérez 51)
•
Die IP-Adresse des Besuchers
•
Der Host-Name der IP-Adresse
•
Der Zeitpunkt und die Dauer des Besuchs
•
Welche Seiten besucht wurden
•
Herkunftsseite, die den Link auf die eigenen Seiten ermöglicht hat
•
Die E-Mail Adresse des Besuchers10
Aufbauend auf den neu verfügbaren Informationen lassen sich die aus dem Versandhandel
bekannten Möglichkeiten zur Kundenbetreuung modifiziert einsetzen - unter anderem durch:
•
Selektive Werbung nach Altersgruppen11
•
Auf den Kunden bezogenes Exception-Reporting mit Kundenbindungsmaßnahmen
•
Pflege langfristiger Geschäftsbeziehungen mit entsprechenden Konditionen (beispielsweise nach
dem x. Einkauf erhält der Konsument y. Prozent ‚Rabatt’).
•
Ereignis- und berufsgruppenabhängige Marketing-Maßnahmen (Beispiel: Eine Lohnerhöhung der
IG Medien führt zur Werbung für Consumer Electronics gegenüber Kunden mit entsprechenden
Berufen)
•
Kundengruppenspezifische Warenkorb-Angebote
•
Kundenindividuelle Festlegung der zulässigen Zahlungsarten
Andererseits ergibt sich durch die zusätzlich verfügbaren Informationen auch Anpassungsbedarf
auf der Beschaffungsseite. Durch die Analyse von Kaufverhalten, Kaufkontinuität und
Besuchshäufigkeit einzelner Kunden beziehungsweise Kundengruppen lassen sich die Logistikfehler
verringern, wodurch sich die aus dem Just-In-Time-Paradigma bekannten Änderungen wie
Verringerung der Lagerbestände, Verkleinerung der Lieferfenster und Verkürzung der
Innovationszyklen und im Handel der Fluktuation der Artikel im Sortiment ergeben.
10
11
Herkunft und Verwendung entsprechen jedoch nicht der ‘Netiquette’.
Zu beachten sind dabei die Empfehlungen zur Werbung im Internet in Canter, L.A. Profit..., 309-315.
5 Wirtschaftliche Voraussetzungen
43
Letztendlich können diese Informationen entsprechend verdichtet auch im strategischen
Controlling zur Positionierung in einem bestimmten Marktsegment genutzt werden. So könnte zum
Beispiel eine Analyse über die Berufsgruppen ergeben, daß der überwiegende Teil der Kundschaft in
der Verwaltung beschäftigt ist und das Sortiment entsprechend angepaßt werden. Voraussetzung für
die Umsetzung dieser neuen Möglichkeiten ist jedoch - wie bei der Anpassung der
Vertriebsorganisation - eine umfassende Internet-Marketingstrategie:
An effective Internet marketing strategy must be fully and wholly integrated with
your organisation's overall business objectives and firmly placed within your current
marketing strategy. (Ollier 23)
5.3.4
Betreiber-Szenario
Die Frage nach dem Betreiber des Kiosksystems ist laut Helmut Krauth (Vertriebsbeauftragter
der Siemens Nixdorf Informationssysteme AG Deutschland, Vertriebscenter Retail Systems
Südwest) ein kritischer Erfolgsfaktor für deren Einsatz. Bezüglich der hier vorgestellten Lösung für
den Versandhandel ist aus Sicht der Siemens Nixdorf Informationssysteme AG folgendes BetreiberSzenario vorstellbar:
Abbildung 7 - Betreiber-Szenario für den kombinierten Einsatz als Kiosksystem und OnlineStore 12
Dabei ist darauf zu achten, daß dem Kunden die beteiligten Produkte und Teillösungen im Sinne
einer ganzheitlichen, integrierten Electronic-Commerce-Problemlösung angeboten werden. Hierbei
haben Großunternehmen wie die Siemens Nixdorf Informationssysteme AG den Vorteil, daß sich ihr
Lösungsportfolio über die gesamte Wertschöpfungskette eines – auch mehrstufigen –
Handelsunternehmens erstreckt. Das Unternehmen hat somit die Möglichkeit, für den Kunden als
durchgängiger Lösungsanbieter (‚Alles aus einer Hand’) aufzutreten.
12
Vgl. Eggert, Ulrich. Der Handel im 21. ..., 124: Plan-Modell ELMA (Elektronischer Marktplatz).
5 Wirtschaftliche Voraussetzungen
5.3.5
44
Stand der Dinge bei den größten deutschen Handelsunternehmen
Da sich die einzelnen Länder in Europa bezüglich der Anzahl der Internetbenutzer, Angebote im
Internet und dem Stand des EC stark unterscheiden, wurden lediglich deutsche Handelsunternehmen
unter besonderer Berücksichtigung des Lebensmittel- und Versandhandels untersucht. Durch die
neuen Möglichkeiten des EC können sich mittelfristig signifikante Markverschiebungen durch die
Übernahme einzelner Handelsfunktionen durch Mitbewerber ergeben. So wäre zwar der OnlineVertrieb mit dem ‚Online-Katalog’ eigentlich eine Domäne des deutschen Versandhandels, die
überwiegende Anzahl der Versandhandelskunden ist jedoch weiblich, während die überwiegende
Anzahl der Internet-Benutzer männlich und bisher noch unter 30 Jahre alt ist.13 Hier könnten
Kiosksysteme dem Lebensmittel- und Einzelhandel als ‚Brückenbauer’ dienen, um die zukünftige
WWW-Klientel an sich zu binden. Andererseits sind die Prozesse im Versandhandel gegenüber dem
stationären Handel bereits auf Direktmarketing und direkte Vertriebskanäle abgestimmt und die
altersbedingte Divergenz zwischen den Versandhandels- und Onlinekunden verschwindet mit der
zunehmenden Alterung der ‚Online-Generation’ zunehmend. Dementsprechend prophezeit KPMG:
„Der Versandhandel wird gegenüber dem stationären Handel einen Wettbewerbsvorteil bei der
Einführung von EC-Anwendungen verzeichnen.“ (Hartmann u.a., Electronic Commerce in
deutschen... 18). Jedenfalls ist die Frage der geeigneten Zielgruppe ein wesentlicher Erfolgsfaktor für
das zukünftige EC-Geschäft im Handel:
‚In the conventional retail sector, over 70% of shoppers are women and it is predicted that this
tilt on-line will become obvious by the year 2000.’14
Das bisher eher zurückhaltende Engagement des Handels im Online-Vertrieb läßt sich teilweise
auf die wirtschaftliche Situation in der Branche zurückführen: In wirtschaftlich schwierigen Zeiten
neigen Unternehmen normalerweise dazu, sich auf operative Vorteile zu konzentrieren und
strategische Maßnahmen, die einen späten und schwer identifizierbaren Return On Investment (ROI)
haben, zu verschieben oder abzulehnen. Dadurch, daß sich viele Handelsunternehmen gerade erst in
der Einführungsphase für das SAP Retail-System befinden, gab es bezüglich der hier vorgestellten
Lösung bisher allerdings ohnehin keine Nachfrage.
13
14
Siehe Roll, Oliver. Marketing im Internet: Neue Märkte erschließen ... , 56.
Entnommen aus ‚http://www.4ibs.com/wp.htm‘.
5 Wirtschaftliche Voraussetzungen
45
Im folgenden werden die Ergebnisse einer im Rahmen der Diplomarbeit durchgeführten Analyse
einiger der größten deutschen Handelsunternehmen bezüglich ihres Electronic Commerce-Standes
dargestellt und interpretiert:
Abbildung 8 - Welche Handelsunternehmen betreiben Electronic Commerce?15
Demnach erreicht keines der untersuchten Unternehmen mit seiner Internet-Präsenz die
vollständige Integration und Ausreizung der technischen Möglichkeiten (der Einsatz von Intelligent
Agents, individuelle Zielpersonenansprache und EC-Makler und -Vertriebsmanager).
Versandhandelsunternehmen wie Schickedanz/Quelle und der Neckermann Versand, aber auch
versandorientierte Mittelständler wie Hinundmit besitzen ausgereifte WebSites, die sich teilweise
auch schon als eigenständiger Vertriebskanal etabliert haben. Dies deckt sich mit der von der debis
Systemhaus Internet Business Solutions GmbH erstellten - in Abbildung 5 dargestellten - Prognose,
nach der sich der Versandhandel gut für Electronic Commerce eignet. Ebenso stimmt die Prognose
für den allgemeinen Handel mit dem Status der untersuchten Unternehmen überein. Dabei fiel auf,
das sich einige dieser Seiten und der Seiten des Lebensmittelhandels gerade im Aufbau befanden
(‚Spar’ mit Prototyp, Aldi: ‚Coming soon’, Lidl: ‚diese Seiten sind in Vorbereitung’). Der
Lebensmittelhandel besitzt mit seinen leicht verderblichen, preissensitiven Artikeln mit ihren geringen
Gewinnspannen ein nur bedingt für den elektronischen Handel geeignetes Sortiment.
Dementsprechend haben Edeka und Lidl gerade mal die Internet-Präsenz an sich angekündigt.
15
*)
Zugehörige Daten befinden sich im Anhang C – Analysephase des Projektes.
Der Server befand sich zum Zeitpunkt der Analyse (4/1998) noch nicht im Netz.
5 Wirtschaftliche Voraussetzungen
46
Dennoch hebt sich ‚Kaiser’s Frischmarkt‘16 mit seinem umfangreichen Online-Angebot erheblich von
anderen Lebensmittelhändlern ab. Bei Kaiser’s wird anscheinend der Versuch unternommen, dem
Kunden über die Kriterien ‚Frische’ (direkt vom Verteilzentrum) und ‚Bequemlichkeit’ (Lieferung am
nächsten Tag innerhalb eines Lieferfensters) einen Zusatznutzen transparent zu machen. Inwieweit der
Kunde bereit ist, bei branchenüblichen Artikelpreisen einen zusätzlichen Versandkostenaufschlag
dafür zu bezahlen, ist abzuwarten. Obwohl beim Einzelhandel je nach Sortiment und Kundenprofil
teilweise gute Voraussetzungen für Electronic Commerce gegeben sind, sind entsprechende
Unternehmen bisher kaum vertreten.
Aus dieser Situation heraus könnte bei allgemeinen Handelsunternehmen, dem Einzelhandel und
bedingt auch dem Lebensmittelhandel Interesse an der in dieser Diplomarbeit beschriebenen Lösung
entstehen. Beim Versandhandel, der häufig bereits laufende Online-Stores besitzt, kann durch den
Wechsel vom bestehenden Warenwirtschaftssystem zu einem SAP-System Interesse an einer
entsprechenden Migrationslösung für den Online-Store entstehen. Dabei werden
Versandhandelsunternehmen allerdings vermutlich häufig aufgrund unterschiedlicher Schwerpunkte
auf das SAP Retail-System zugunsten eines Standard SAP-Systems verzichten.
5.3.6
Einsatzgebiete für SAP Retail
Unternehmen, die SAP Retail einsetzen wollen, sind typischerweise in der Handelsbranche tätig.
Die Streuung über die einzelnen Bereiche (Versand-, Einzel-, Lebensmittelhandel, Elektronik,
Bauwaren etc.) ist dabei ziemlich hoch. Gemeinsam ist den Unternehmen, die SAP Retail dem
Standard-SAP-System vorziehen, daß sie keine Produktion besitzen, die durch Abverkauf und
Artikelstamm typischen hohen Mengen an Datensätzen haben und die Effizienz in der Logistik der
wichtigste Faktor für den Erfolg und das Bestehen des Unternehmens darstellt.
5.4
5.4.1
Voraussetzungen beim Konsumenten
Kiosksysteme
Der Handel setzt im Gegensatz zu Banken und öffentlichen Einrichtungen nur zögerlich und
punktuell Kiosksysteme ein und hält sich auch sonst im Bereich des Electronic Commerce in
Deutschland zurück. Die Karstadt AG, die Schickedanz-Unternehmensgruppe AG (Quelle), die
Neckermann AG und weitere haben zwar bereits Online-Angebote im Internet, jedoch sind diese
nicht als Kiosksystem-Versionen verfügbar. Dabei wären Kiosksysteme für den Versandhandel eine
preiswerte, innovative Möglichkeit zum Einstieg in den ‚stationären’ Handel. Dabei stellt sich die
Frage: „Stehen Internet und Online-Dienste in Konkurrenz zu SB-Terminals?“ (Krallmann 15),
welche aufgrund der unterschiedlichen Anwendungsszenarien als mit ‚überwiegend nein’ beantwortet
werden kann.
Kiosksysteme sind nicht für den Massenmarkt geeignet. Vielmehr müssen in der heutigen Zeit
der Informationsflut jeweils Nischen gefunden werden, in denen Kiosksysteme bezüglich zeitlicher
oder geographischer Zugänglichkeit, Aktualität und Umfang der Information, Möglichkeiten zur
Interaktion und psychologischer Aspekte einen Mehrwert gegenüber vorhandenen Informations- und
Transaktionssystemen bieten:
16
Kaiser’s ist eine Vertriebsorganisation der Tengelmann-Gruppe.
5 Wirtschaftliche Voraussetzungen
47
Abbildung 9 - Kiosksysteme sind ein Nischenprodukt
Eine wichtige Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz von Kiosksystemen ist außerdem,
daß dem Benutzer schnell und offensichtlich ein Zusatznutzen (beispielsweise ein Preisvorteil) oder
eine Zusatzinformationen (wie die Vorschau der Wirkung verschiedener Kosmetika auf der
kundenspezifischen Haut) vermittelt wird. Die Zusatzinformation läßt sich meistens nur bei
erklärungsbedürftigen Produkten einbringen. So macht zum Beispiel die multimediale Präsentation
einer Dose Erbsen wenig Sinn, wenn diese im Regal nebenan direkt begutachtet werden kann - wohl
aber Zusatzinformationen wie das Herkunftsland oder welche Zutaten für den aus einer
Salatbibliothek ausgewählten Salat benötigt werden (und wo diese im Supermarkt zu finden sind).
Folgende Vorteile ergeben sich für den Kunden typischerweise beim Einsatz von Kiosksystemen:
•
Shopping/Verfügbarkeit rund um die Uhr
•
Umfassende und detaillierte Information mit entsprechenden Suchmöglichkeiten
•
Gegebenenfalls größeres Angebot
•
Aktuelle Produkte und Sonderangebote
5 Wirtschaftliche Voraussetzungen
•
Lebendige Präsentation
•
Keine Wartezeiten, hohe Bequemlichkeit
•
Auf dem europäischen Markt: Überwindung von Sprachbarrieren.
•
Individuelle Variantenwahl durch Interaktivität möglich
•
Einfache und schnelle Bedienung
48
Für den Handel ist die Bedienung jedoch gemäß eigenen Erfahrungen aufgrund der hohen
Anzahl verschiedener Artikel und der normalerweise umfangreichen Warenkörbe zwangsläufig
aufwendig. Abhilfe könnte hier ein Benutzerkonto schaffen, mit dem sich konsumentenabhängig
Warenkörbe speichern und aufrufen lassen. Diese wäre eine auch für das Marketing-Controlling17
sinnvolle Erweiterung.
Damit entsprechen Kiosksysteme dem Trend im Konsumverhalten und Wertewandel:18
•
Der Trend zum Erlebniskauf19 aufgrund der zunehmenden Bedeutung von Werten wie Freizeit,
Genuß, Umwelt und individueller Lebensqualität wird durch die lebendige Präsentation unterstützt.
Allerdings haben Kiosksysteme beim Erlebniskauf teilweise auch Nachteile (unter anderem keine
haptische Interaktivität).
•
Der Trend zur Individualität bei der Anschaffung und Auswahl von Produkten und
Dienstleistungen kann durch die Möglichkeit zur automatischen und direkten Verarbeitung der
Kundenwünsche mit Kiosksystemen gut unterstützt werden. Im Rahmen des Production-OnDemand-Prinzips könnte beispielsweise ein Computergehäuse entsprechend der Farbauswahl
durch den Kunden am Kiosksystem direkt entsprechend gefärbt werden.
•
Der Trend zur Kommunikation in Form von fachkundigen Beratungsgesprächen und
Informations- und Entscheidungshilfen kann mit Kiosksystemen sehr gut abgebildet werden. Die
aktive Rolle des Kunden bei diesen Systemen kann von diesem in manchen Fällen begrüßt
werden: So bekommt der Kunde nicht das Gefühl ‚überredet’ zu werden und kann sich bei
unangenehmen Themen (wie der Aufnahme eines Kredites) anonym informieren.
•
Der Trend zum Einkaufskomfort wird durch Kiosksysteme vor allem durch den Wegfall der
Öffnungszeiten, die bessere Erreichbarkeit und Lage (ein Kiosksystem kann sich auch dort lohnen,
wo eine Filiale es nicht tut) und - falls richtig umgesetzt - die bessere Orientierungsmöglichkeit
(beispielsweise im Buchhandel) unterstützt.
„Ungeachtet der vorausgesagten Steigerungsrate von 750% läßt sich auch in Deutschland eine
kontinuierliche Zunahme der Kiosksysteme an allen möglichen Einsatzorten feststellen“. (Segerer
365). „Die Frage des richtigen Standorts war und ist für viele Kiosksysteme seit den Anfangsjahren
ein wesentlicher Faktor, der über Erfolg oder Mißerfolg des Projekts entscheidet.“ (Segerer 367).
Einflußfaktoren für die Wahl des Standortes sollten weniger technische Voraussetzungen, sondern
eher Akzeptanzkriterien potentieller Benutzer sein. Die Wahl des Standorts ist unter anderem
17
Siehe Abschnitt 5.3.3 (Marketing-Controlling).
Gemäß Niemeier, Joachim, und Martina Schäfer. „Kiosk-Systeme - Point of Information“ ... , 75.
19
Ergänzend in Eggert, Ulrich. Der Handel im 21. Jahrhundert. ... , 150-157: Erlebnishandel.
18
5 Wirtschaftliche Voraussetzungen
49
abhängig von den in Abschnitt 8.3.1 (Kontaktszenarien) genannten Kontaktszenarien,
psychologischen Aspekten, der Zielgruppe(n) und der Art der angebotenen Artikel. Durch die vielen,
sich gegenseitig beeinflussenden Einflußfaktoren für die Wahl des Standorts ist es schwierig,
pauschale Aussagen darüber zu machen. Sinnvoller ist es deshalb, sich situativ in die Rolle des
potentiellen Benutzers zu versetzen und sich zu fragen ‚würde ich an der Stelle des typischen
Benutzers in der für diesen Standort typischen Situation das Kiosksystem benutzen?’. Dafür macht
es Sinn, die Umgebung des (geplanten) Standorts und das Verhalten der dortigen Zielgruppen zu
beobachten. Standorte, die prinzipiell für den Einsatz von Kiosksystemen geeignet erscheinen sind: 20
•
Abseits der Ballungsgebiete oder wo eine konventionelle Filiale nicht lohnt und überall, wo nur ein
Teil des Sortiments vor Ort gehalten werden kann
•
Bahnhöfe und Flughäfen für Auskunft, Lageplan, Preise und Fahrten
•
Messen und Ausstellungen für Veranstaltungshinweise, Lageplan, Kataloge und
Telefonverzeichnis
•
Überall, wo Menschen warten müssen
•
Im stationären Handel für Produktpräsentationen, Sonderangebote, Warenangebot und Lageplan
oder an der Peripherie zu den Filialen, um Kunden auch außerhalb der Öffnungszeiten bedienen zu
können.
Eine vermutlich oft unterschätzte Konsequenz aus dem Einsatz von Kiosksystemen ist die
Tatsache, daß von Ihnen wichtige Verbundeffekte ausgehen können. So können Kiosksysteme als
Katalysator für den Einkauf per Kundenkarte dienen, denn Kundenkarteninhaber kaufen laut einer
unveröffentlichten Studie der Boston Consulting Group mehr.21 Zudem gelingt es über eine gezielte
Kundenansprache (Identifikation über die Karte), die 20% der eigenen Klientel herauszufiltern, die
65% des Umsatzes bringt. Da Kiosksysteme beim Kauf die Identifikation des Kunden voraussetzen
und diese sich heute in der Regel mit einer proprietären oder Kreditkarte machen läßt, könnten
Kunden vielleicht etwas eher zu deren Benutzung angehalten werden. „Eine Präsenz im WWW ist an
sich schon eine Maßnahme der Öffentlichkeitsarbeit. Wer heute bereits im WWW vertreten ist, zeigt,
daß er die Herausforderung der Technik annimmt und mit seinem Unternehmen auf der Höhe der
Zeit ist”. Diese Aussage von Roll (75) läßt sich auch auf Kiosksysteme beziehen, die - an öffentlichen
Plätzen stehend - einem breiten Publikum die Innovationsbereitschaft des Unternehmens
demonstrieren. Durch den in Kapitel 8 (Erweiterung um ein Kiosksystem) vorgestellten kombinierten
Einsatz von Internet-Online-Store und Kiosksystem läßt sich mit jeweiligen Verweisen auf das
andere System – beispielsweise durch die Angabe der URL auf dem Kioskgehäuse - dieser
Eindruck noch verstärken.
5.4.2
Erfolgsfaktoren aus Sicht des Marketings
Der Umstieg auf ein neues Medium bedeutet für den Kunden zunächst einen zusätzlichen
Aufwand und muß deshalb mit einem deutlichen Zusatznutzen oder Anreiz verbunden sein. Anbieter
müssen deshalb versuchen, durch Prozeßoptimierung eine Kostenreduktion und somit eine Erhöhung
20
21
Siehe auch Holfelder, Wieland. Multimediale Kiosksysteme: Informationssysteme zum Anfassen ... .
Gemäß Siemens Nixdorf Informationssysteme AG. LoB Retail Systems: The Enterprise Solution Portfolio.
5 Wirtschaftliche Voraussetzungen
50
der Gewinnspanne zu erreichen und einen Teil dieses Vorteils an den Kunden weitergeben. So
verkauft Greengrocers in den USA verkauft Lebensmittel Online durchschnittlich 10% unter dem
Preis im Supermarkt.
Doch der Preis als Anreiz für den Kunden, seine Konsumgewohnheiten zu wechseln ist häufig
nicht ausreichend. Es müssen branchen- und anwendungsspezifisch Mehrwerte für den Kunden
ermittelt werden. Bezogen auf den Versandhandel stehen Kiosksysteme und Online-Stores vor allem
in Konkurrenz zu Katalogen. Unterschiede, auf denen sich Mehrwerte aufbauen lassen, sind die
Aktualität der Daten (so ist unter anderem eine flexiblere Preispolitik bei Online-Systemen möglich),
der mögliche Preisvorteil beim Marketing (vgl. Druckkosten eines Katalogs mit den
Erstellungskosten für ein Online-System), die geringeren Transaktionskosten (vgl. die Erfassung von
Hand oder am Telefon mit der automatischen Erfassung im WWS) und die Erschließung neuer
Kundenkreise (Versandhauskunden sind weiblich und älter, Online-Store-Benutzer männlich und
jünger).
Daraus ergeben sich unterschiedliche Stärken und Schwächen verschiedener Elemente des
Marketing-Mix bezogen auf das Medium Internet:
Marketing Mix
Produkt
Preis
Internetnutzung:
begrenzt
*News
*WWW
Internetnutzung:
eher hinderlich
Kommunikation
Distribution
Internetnutzung:
sehr gut
*WWW
*E-Mail
*News
Internetnutzung:
gut
*WWW
*ftp
*E-Mail
Abbildung 10 - Der Marketing Mix und das Internet (Roll 45 [Bild 1])
Die Vermarktungsstrategie setzt sich aus Angebots- (Preis, Produkt), Kommunikations- und
Distributionspolitik zusammen.
Dabei ist die Angebotspolitik ein kritischer Erfolgsfaktor für den Online-Vertrieb, da sich aus
der hohen Preistransparenz des Internets und der weltweiten Konkurrenz ein Käufermarkt mit
entsprechender Preissensitivität ergibt. Die Produktpolitik gestaltet sich je nach
Erklärungsbedürftigkeit, Beschaffenheit und Zielgruppe des Produktes unterschiedlich einfach oder
schwierig: „Ideal sind Produkte, bei denen die Versandkosten in einem angemessenen Verhältnis zu
dem Preis des Produktes stehen.“ (Roll 48). Das Internet kann aber auch dazu verwendet werden,
die Akzeptanz neuer Produkte bei weltweiten potentiellen Konsumenten zu testen. Vorversionen von
Software sind ein gängiges Beispiel hierfür. Als Zusatznutzen oder zusätzliche Produkte zu den
5 Wirtschaftliche Voraussetzungen
51
vorhandenen - zu verkaufenden Produkten - lassen sich im Internet eine Reihe ganz neuer - nur im
Internet verfügbarer und individuell kreierter - Produkte erzeugen, beispielsweise individuell für den
Käufer zusammengestellte Musik-CD’s:
The Internet itself offers a wealth of opportunities for the creation of new products
and services that can only exist on the Internet, such as information based products
and services... (Ollier 12)
Dementsprechend sollte das Sortiment daraufhin überprüft werden, ob zusätzliche
Dienstleistungen – auch durch Partnerunternehmen erbringbar – integriert werden können. Weiterhin
lassen sich die Automatismen des Online-Vertriebs zur Unterstützung des Convenience-Gedankens
beim Sortimentsaufbau benutzen: Individuelle, auf den Kunden zugeschnittene Warenkörbe oder
Problemlösungswarenkörbe wie ‚Frühstück für zwei Personen’ sind Beispiele für eine entsprechende
Sortimentsgestaltung.
Bei der Preispolitik konkurriert der WWW-Anbieter gegen Angebote aus der ganzen Welt.
Ziel der Preispolitik wird es deshalb sein, entweder aufgrund bestimmter Voraussetzungen wie dem
Effekt der Kostendegression die Preisführerschaft zu übernehmen, oder Produkte anzubieten, die
sich von denen der Konkurrenz abheben. Eine ‚Preisverschleierung’ oder die Rechtfertigung
überhöhter Preise wird dabei aufgrund der technischen Möglichkeiten des WWW nur schwer
möglich sein.
Die Kommunikationspolitik ist eine der Stärken des Online-Vertriebs: Potentielle Kunden
können weltweit kostengünstig erreicht werden. Allerdings sind dabei hauptsächlich nur PullMechanismen anwendbar, da Push-Kommunikation wie das Verschicken von e-Mail aufgrund der
vielen Anbieter im Internet in vielen Fällen tabu ist. Push-Kommunikation ist dann anwendbar, wenn
der Empfänger – zum Beispiel durch frühere Bestellungen - bereits eindeutig als möglicher Interessent
für das eigene Angebot identifiziert worden ist. Dies ermöglicht die Unterbreitung weiterer Angebote
und vor allem die Festigung der Kundenbeziehung durch einen darauf aufbauenden After-SalesService. Da der neue Internetauftritt eines Unternehmens in der Regel Reaktionen in der
Öffentlichkeit wie Veröffentlichungen nach sich ziehen kann, ist auf einen reibungslosen und
erfolgreichen Einstieg zu achten. Damit kann das Unternehmen dann auch gezielt versuchen,
öffentliche Reaktionen zu generieren. Deshalb sollten sich Unternehmen nicht dazu verleiten lassen,
aufgrund der geringen Einstiegskosten des Internets einen Werbe-Schnellschuß ‚abzuschießen:
Marketing media planners must approach the decision to advertise on the Internet
with the same rigour as for other media vehicles. (Ollier 14)
Die Distribution über das Internet ist risikolos - da kostengünstig - und kann leicht angepaßt
werden, falls das erstellte Distributionssystem nicht erfolgreich sein sollte. Die Einrichtung eines
Distributionskanals Internet kann jedoch die Beziehung zu konventionellen Distributoren
beeinträchtigen. Gerade Handelsunternehmen können sich durch den Direktvertrieb der Hersteller
über das Internet massiv beeinträchtigt sehen. Vermutlich wird der Handel seine Rolle in der
Wertschöpfungskette bei Internetfähigen Produkten jedoch nur halten können, wenn er den
Distributionskanal Internet integriert, bevor ihn die Hersteller übernehmen:
5 Wirtschaftliche Voraussetzungen
52
The traditional marketing channel of producer-wholesale-retailer-consumer is slowly
being eroded and replaced by a new marketing system where producers interface
directly with the consumer via the Internet. Traditional retailers should examine how
this will affect their business and adapt to the new environment by working on ther
current strengths, such as their relationships with customers... ...Beware when taking
the decision to sell your products and services over the Internet that you are not
alienating your traditional distributors and customers. If you are selling physical
goods it is important to maintain both traditional and on-line channels, or you may
end up being worse off (Ollier 12 und 64)
Durch den Einsatz eines Internet Online-Stores können sich also neue Distributionskanäle und
neue Kombinationen der beteiligten Parteien ergeben. Ein Beispiel für eine solche neue
Kombinationsmöglichkeit ist die Bestellannahme durch den Hersteller und der Verkauf durch den
Einzelhändler. Damit läßt sich zum einen die Time-To-Market verkürzen und direkt auf die
Kundenwünsche reagieren und zum anderen die vorhandene Distributionslogistik des Einzelhändlers
nutzen.22 Der Onlinevertrieb über das WWW unterstützt ebenfalls den Trend zur Globalisierung und
Internationalisierung der Distribution bezüglich dem Endkunden.
5.4.3
Zielgruppe
Eine allgemeine Zielgruppe läßt sich für den Handel insgesamt nicht ausmachen: Während sich
bei Consumer Electronics manchmal ‚Snob-Effekte’ für bestimmte Artikel erreichen lassen, sind die
Konsumenten im Lebensmittelhandel fast ausschließlich preisgesteuert.
Einer Statistik zum Kaufverhalten bezüglich Lebensmitteln zufolge gaben die deutschen
Privathaushalte (Haushaltstyp 2) gemäß dem Statistischen Bundesamt 1966 noch 35% ihres
Einkommens für Nahrung aus, während es heute lediglich noch 16% sind.
Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) unterscheidet auf der Basis von Daten aus dem
G&I Verbraucherpanel zwei Konsumentengruppen:23
•
Aktionskäufer: Kauft 27% seiner Lebensmittel im Rahmen von Aktionen, konzentriert sich sonst
jedoch auf führende Markenartikel.
•
Nicht-Aktionskäufer/Discountkäufer: Kauft vier Prozent seiner Lebensmittel im Rahmen von
Aktionen, kauft jedoch überwiegend Handelsmarken und andere, preisgünstigere Marken.
Zielgruppe für den Internet Online-Store sowie das Kiosksystem sollte bezogen auf den
Lebensmittelhandel eher die Gruppe der Nicht-Aktionskäufer, also die Discountkäufer sein. Gründe
hierfür sind:
•
22
23
Es ergibt sich eine größere Übereinstimmung bei Zielpreisen gemäß Prozeßkostenrechnung: Die
durch den Online-Store zu erwartende Verringerung der Kosten bezieht sich auf den gesamten
Verkaufsprozeß und ist unabhängig vom einzelnen Artikel. Dies entspricht eher den
Zielpreisvorstellungen des Discountkäufers, der auf ein allgemein günstiges Niveau der Preise
achtet.
Vgl. Alpar, P. Kommerzielle Nutzung des Internet. Berlin: Springer ... , 197-201.
Gemäß Preißner, Andreas. „Die Kunden sparen nur noch: Verschiedene Kunden verlangen ...“ , 46-48.
5 Wirtschaftliche Voraussetzungen
•
53
Bei der geringen Markentreue des Discountkäufers spielen visuelle Anreize in Form von
Produktpräsentationen vermutlich eine geringere Rolle als beim Aktionskäufer. Deshalb kann bei
Fokussierung dieser Klientel auf die unter Umständen aufwendige, kostenintensive und
‚performancefressende’ multimediale Darstellung der Artikel verzichtet werden. Entsprechend der
gewählten Käufergruppe müssen das Online-Sortiment, das Layout und weitere Aspekte des
Marketing-Mix abgestimmt werden.
Ein allgemeines K.O.-Kriterium für die Entscheidung über eine Online-Vertriebslinie sollte die
Frage sein, ob die Kundschaft überhaupt ‚On-Line’ ist. So sind beispielsweise Internet-Anwender
zwangsläufig auch Computerbenutzer, weshalb sich Computer und -zubehör gut für den Verkauf
übers Internet eignen. Bei der hier vorgestellten kombinierten Lösung mit einem Kiosksystem
ergeben sich jedoch weitere Kombinationsmöglichkeiten und eventuell Synergieeffekte, die zu
verschiedenen empfehlenswerten Standardstrategien führen:
Abbildung 11 - Sind die Kunden Ihres Angebotes Kiosk- und/oder WWW-Anwender?
Sind sowohl für das Kiosksystem als auch die WebSite potentielle Kunden vorhanden, so ist
die Einführung der hier vorgestellten Lösung zu empfehlen. Existieren nur WWW-Kunden, so sollte
zunächst auf den Aufbau der Kiosksysteme verzichtet werden und lediglich eine WebSite eingerichtet
werden. Sind nur potentielle Kiosk-Anwender vorhanden (wie das beim Lebensmittelhandel der Fall
sein könnte), so muß untersucht werden, ob sich der Aufbau der Kiosksysteme ohne eine zusätzliche
WebSite rechnet und wie weit Kiosksystem-Benutzer über das Angebot zu WWW-Benutzern
gemacht werden können. Vorstellbar ist zum Beispiel die präsentative Darstellung der URL der
Internet-WebSite auf den Gehäusen von Kiosksystemen. Häufig ist es bei einer solchen
Konfiguration sinnvoll, alleine schon aus Werbezwecken neben den Kiosksystemen eine WebSite zu
halten, zumal der dadurch zusätzlich entstehende Aufwand eher gering ist.24 Sind weder potentielle
WWW-Kunden noch potentielle Kiosksystem-Anwender vorhanden, so läßt sich eine Internet24
Wenn man von gemeinsamer Entwicklung und Betrieb der WebSite und der Kiosksysteme ausgeht, wie dies im
Prototyp dieser Diplomarbeit geschehen ist.
5 Wirtschaftliche Voraussetzungen
54
Präsenz allenfalls noch durch den damit zu erzielenden indirekten Werbeeffekt durch die Nennung
dieser Präsenz in Funk und Fernsehen und ähnlichem rechtfertigen. Dafür reicht dann jedoch eine
Präsenz ohne Online-Einkaufsmöglichkeit vollkommen aus.
Allgemein sollte die Zielgruppe für die hier vorgestellte Lösung hauptsächlich aufgrund der
Parameter ‚Onlinebereitschaft’, ‚Trends im Konsumverhalten’25 und ‘generierbarer Zusatznutzen’ für
die Zielgruppe ermittelt werden. So könnte der Trend zum ‚Convenience’-Kauf und eine älter
werdende ‚Online-Generation’ auch für ältere Menschen ein entsprechendes Online-Angebot mit
einer frei-Haus-Belieferung mit dem Zusatznutzen von mehr Unabhängigkeit und mehr
Bequemlichkeit gegenüber dem Einkauf im stationären Handel rentabel machen.26
25
Siehe Abschnitt 5.4.1 (Kiosksysteme).
Gemäß Eggert, Ulrich. Der Handel im ... , 86 - besteht bei der eher älteren Zielgruppe der Trend zu
Convenience/Betreuung/Service und bei der jüngeren zu Erlebnis/Event/Entertainment.
26
6 Technische Umsetzung eines Online-Stores
6.1
Überblick
„Ein Online-Shop besteht prinzipiell aus drei Komponenten: dem Katalog, dem Warenkorb und
der Schnittstelle zum Bestellwesen des Anbieters. Optional besitzt er noch eine Anbindung an die
Abwicklungsstellen bestimter Online-Zahlverfahren...“ (Kossel und Wronski 147). Hinter diesem
einfachen Aufbau steckt - für den Benutzer verborgen - ein Softwaresystem mit komplexer
Geschäftslogik. Bei der Anbindung an ein Warenwirtschaftssystem sind zusätzlich verschiedene
Standards, Standardsoftwares, Topologien und Schnittstellen zu beachten, welche in der folgenden
Tabelle 3 für die hier beschriebene Lösung in ein Schichtenmodell eingeordnet wurden:1
Layer
Business
apps
Frontend
Lokales WWS, SAP
Online Store und Teile
der Geschäftslogik
Netzwerk
Technical
apps
Kiosk:
WebFACER, Netkey
Browser:
MS I.Expl., Netscape
IDOC, ODBC, JDBC
WWW-Server, Internet
Transaction Server
Standards
software
Operating
system
Presentation
Session
Transport
Network
Link
Physical
Windows NT, Windows
95, NC
HTML-Interpreter,
OS-GUI, SAPGUI
ALE, TCP
IP
ISDN
Kioskgehäuse:
Electra, ProInfo
Computer: PC, NC
Monitor: Touchscreen
EDI, OpenSCS, IDOC, RFC,
DIAG, OLE2, ODC, BDC
Firewall: Virtual Vault (HP)
WebSrv: Win. NT, UNIX
Backend
SAP Retail 4.0
Business Objects
POS-Interface,
Produktkatalog
BAPIs, IACs
IDOC, ODBC
Beliebig
SAP dummy-user
ALE, TCP, CPI-C
ALE, TCP
IP
IP
ISDN, ATM, GigaEthernet
FDDI, ISDN
ITS-Server: 1-3 PCs f. WGate, SAP-ServerFirewall, AGate
Maschine
Tabelle 3 - Einordnung beteiligter Objekte in ein Schichtenmodell2
Dabei wurde eine physische Schicht für die Hardware, eine Link-Schicht für Basisprotokolle,
eine Network- und Transport-Schicht für Netzwerk-Protokolle, eine Session-Schicht für einzelne
Sessions, eine Presentation-Schicht für mögliche Präsentationsvarianten und GUIs, eine Operating
System-Schicht für die zur Verfügung stehenden Betriebssysteme, eine Standardsoftware-Schicht für
1
2
Angelehnt an das ISO/OSI Schichtenmodell.
Die Tabelle ist als Versuch der Einordnung zu sehen.
6 Technische Umsetzung eines Online-Stores
56
Standard-Libraries und Tools sowie wirtschaftsnahe Standards, eine Technical Applications-Schicht
für technisch unterstützende Software und eine Business Applications-Schicht für Software mit
integrierter Geschäftslogik dargestellt.
Aus der Business Applications-Schicht ergeben sich zum einen der Outside-In-Ansatz mit
lokalem WWS, welches die Geschäftslogik enthält und das zentrale WWS nur als ‚Datenbank’
benutzt und zum anderen der Inside-Out-Ansatz, bei dem die Geschäftslogik im zentralen WWS
abläuft und das Frontend nur als Interaktionsschnittstelle fungiert.3
Auf der Technical-Applications-Schicht werden beim Frontend die Standard-Browser für das
Internet (Microsoft Internet Explorer, Netscape Navigator) um Werkzeuge für die KioskFunktionalität (WebFACER, Netkey) für den kombinierten Einsatz ergänzt. Im Netzwerkbereich
setzt der Internet Transaction Server von SAP auf einem WWW-Server auf, um die Kommunikation
zum Backend herzustellen. Beim Backend wird mit Hilfe der IACs über die vom SAP-System
bereitgestellten BAPIs auf die SAP-Transaktion zugegriffen.
Auf der Standards Software-Schicht läßt sich entweder über ODBC, OLE2 oder JDBC direkt
auf die Daten des Backend-Systems zugreifen, oder mittels IDOC, RFC oder DIAG die Verbindung
zur Transaktion im Backend herstellen.
Auf der Operating Systems-Schicht lassen sich als Alternativen für das Frontend Windows NT,
Windows 95 oder auch Network-Computer einsetzen. Ob für andere Betriebssysteme
entsprechende Software existiert, wurde nicht überprüft. Im Netzwerkbereich sind die für
Internet/Intranet-Lösungen gängigen Betriebssysteme einsetzbar mit der Ausnahme, daß das AGate
des Internet Transaction Servers bisher nur für Windows NT 4.0 oder neuer verfügbar ist. Für das
Backend ergeben sich die Beschränkungen des SAP-Systems, das prinzipiell auf fast jedem
Betriebssystem zur Verfügung steht.
Auf der Presentation-Schicht kann beim Frontend zwischen dem GUI des jeweiligen
Betriebssystems (SAP Automation), dem SAP-GUI (Java-SAPGUI4) und dem HTML-Interpreter
des WWW-Browsers gewählt werden, wobei für die hier beschriebene Lösung aufgrund der in
Unterkapitel 6.2 (Integrationsalternativen) genannten Gründe nur die HTML-Variante in Frage
kommt.
Auf der Session-Schicht muß berücksichtigt werden, daß bei der Nutzung des ITS
normalerweise mehrere Benutzer des Online-Stores auf einen dummy-user im SAP-System
abgebildet werden. Dies kann zu Problemen führen (wie läßt sich beispielsweise ein
Bestellmengenlimit einbauen?).
Auf der Transport-Schicht und der Network-Schicht werden die Standard-Protokolle des
Internet (TCP/IP) und des SAP-Systems (ALE) verwendet.
3
Siehe Pérez, Mario [u.a.]. Geschäftsprozesse im Internet mit SAP R/3 ... , 140-153.
Das Java-SAPGUI befindet sich seit ungefähr einem Jahr (in 7/1998) im Beta-Stadium. Es bleibt deshalb
abzuwarten, ob er jemals offiziell verfügbar wird oder die Entwicklung daran eingestellt wird.
4
6 Technische Umsetzung eines Online-Stores
57
Auf der Link-Schicht ergeben sich die für ein leistungsfähiges Netzwerk, das für die
Übertragung von Multimedia-Daten erforderlich ist notwendigen Protokolle.
Auf der Physical-Schicht steht im Frontend-Bereich das jeweilige Frontend des Internet-OnlineStore-Benutzers und bei den Kiosksystemen das Gehäuse mit Touchscreen und einem integrierten
Rechner. Im Netzwerkbereich können WGate, Firewall und AGate wahlweise auf verschiedenen
Maschinen oder auf der gleichen Maschine laufen. Im Backend wird die dedizierte Hardware für das
SAP-System verwendet.
6.2
Integrationsalternativen
Bei der Betrachtung der Kombinationsmöglichkeiten zur Anbindung wird zwischen dem
Outside-In- und dem Inside-Out-Ansatz unterschieden. Vorstellbar ist jedoch auch eine gemischte
Variante, bei der die Anwendungslogik teilweise im Front- und teilweise im Backend ausgeführt
wird. Falls für das jeweilige Anwendungsproblem bereits eine offene BAPI-Schnittstelle vorliegt,
kann bei den meisten Lösungsansätzen über diese auf das SAP-System zugegriffen werden. In der
folgenden Abbildung 12 wurden verschiedene Anbindungsalternativen gesammelt:
Abbildung 12 - Anbindungsalternativen zwischen Online-Store und SAP-System5
Das Netzwerkdesign entspricht den gängigen hinreichend bekannten Anforderungen für
Netzwerke für Multimedia-Daten und wird deshalb hier nicht näher betrachtet. Bei der Vielzahl der
in Abbildung 12 genannten Anbindungsalternativen ist auf den ersten Blick zu erkennen, daß es kein
Problem ist, irgendeine Anbindungsmöglichkeit zu finden, sondern vielmehr die für die
Problemstellung geeignetste zu wählen. „Maßgeblich für die Unterscheidung dieser Einsatzbereiche
ist dabei die Komplexität der gewünschten R/3-Internet-Anwendung und der damit verbundene
Integrationsgrad des R/3-Systems“ (Pérez u.a. 141).
5
Vgl. Hantusch, T., B. Matzke, und M. Perez. SAP R/3 im Internet: Globale Plattform..., 88.
Die einzelnen Objekte sind in Anhang A beschrieben.
6 Technische Umsetzung eines Online-Stores
58
Gemäß dem Outside-In-Ansatz kann mit einer externen Applikation die Anwendungslogik
implementiert und über ODBC, JDBC, Remote Function Calls und ähnliches direkt auf die
Funktionen und Daten des SAP-Systems zugegriffen werden. Durch die Umgehung des SAPSystems wird somit dieses nicht belastet, was bei Massenbearbeitungen wie der Erfassung neuer
Daten per Batch-Job Performancevorteile bringt. Bei interaktiver Benutzung - wie sie hier
vorgesehen ist - führt die Umgehung der Transaktionslogik des SAP-Systems möglicherweise zu
Inkonsistenzen in der Datenbank und Transaktionskonflikten gegenüber dem SAP-System sowie
einem hohen Sicherheitsrisiko bei einem unzureichendem Berechtigungskonzept bei der FrontendApplikation. Deshalb sind diese Alternativen für die interaktive und umfassende Benutzung der SAPFunktionalität weniger geeignet. Für die Wahl dieses Ansatzes spricht die größere Flexibilität bei der
Wahl der Laufzeitumgebung, Entwicklungsumgebung, Programmiersprache und
Präsentationsplattform. Gerade die Präsentationsplattform ‚Kiosksystem’ kann mit diesem Ansatz
multimedial ausgereizt werden. Für die in dieser Diplomarbeit angestrebte Lösung für den
kombinierten Einsatz eines Kiosksystems mit einem Internet-Online-Store ist dieser Ansatz jedoch
nicht geeignet, da ausschließlich die bereits vorhandene Hard- und Software des anonymen InternetAnwenders genutzt werden kann. Akute Sicherheitslücken beim direkten weltweiten Direktzugriff auf
die SAP-Daten sind ein weiteres K.O.-Kriterium für den Einsatz dieses Ansatzes in World Wide
Web und Kiosksystemen.
Weitere Möglichkeiten ergeben sich durch die lose Kopplung zwischen Frontend- und
Backend-System, zum Beispiel durch den Datenaustausch über die Generierung von e-Mails und die
Konvertierung in EDI-Dokumente, die dann über das POS-Interface von SAP-Retail gelesen und
geschrieben werden oder über ein Frontend-Warenwirtschaftssystem, das ein Interface zum SAPSystem besitzt. Obwohl diese Alternative sehr sicher ist, können aufgrund der asynchronen
Übertragung auf der WWW-Seite keine aktuellen Daten zur Verfügung gestellt werden. Somit
werden ‚Echtzeit’-Funktionen wie die Lieferfähigkeitsabfrage unmöglich. Dies ist bei den sich heute
verkürzenden Time-To-Market-Zeiten und dem ECR-Paradigma ein Nachteil, der nicht unterschätzt
werden darf. Zudem kann sich zwar durch die verteilte Anwendungslogik die Netzbelastung
verringern, aber die notwendige verteilte Wartung erhöht auch die Wartungskosten, was bei
tendenziell sinkenden Telekommunikationskosten und steigenden Wartungskosten eher als Nachteil
zu sehen ist. Weiterhin können bei verteilter Datenhaltung durch den Einsatz eines InternetMerchant-Systems Redundanzen und Inkonsistenzen auftreten. Deshalb sollte diese Möglichkeit nur
dort eingesetzt werden, wo die Standardanbindung über den ITS nicht ausreicht oder aufwendiger zu
realisieren ist (zum Beispiel weil eventuell keine ABAP/4 Kenntnisse vorhanden sind).
Gemäß dem Inside-Out-Ansatz kann die Anbindung je nach vorhandenem Know-How und
Anwendungsfall über SAP-Automation (Intelligent Terminal-Ansatz) oder den Internet Transaction
Server erforderlichenfalls mit Java-Applets laufen. Während der ITS mit seinem HTMLBusiness darauf
ausgelegt ist, lediglich die Präsentationslogik umzusetzen, läßt sich über Java die Anwendungslogik
nach Wunsch auf Front- und Backend verteilen und alle Features einer Programmiersprache zur
Darstellung nutzen. Andererseits ergeben sich aus der Benutzung von Java eine höhere
Fehleranfälligkeit und Entwicklungsaufwände von Eigenentwicklungen und die geringere
Unterstützung durch diverse Browser. Java-Applets werden deshalb als ein probates Mittel gesehen,
das System um Funktionen und Darstellungen, die mit HTMLBusiness nicht möglich sind zu erweitern.
Dabei sollte jedoch darauf geachtet werden, daß - soweit möglich - keine Anwendungs-, sondern
lediglich Präsentationslogik mit Java implementiert wird um beim Inside-Out-Ansatz zu bleiben.
Dadurch, daß sich die Ablauflogik im SAP-System befindet, wird die Entwicklung beziehungsweise
6 Technische Umsetzung eines Online-Stores
59
Anpassung von Internet-Anwendungen ebenfalls im SAP-System vorgenommen. Dies hat den
Vorteil, daß die gesamte umfangreiche SAP-Entwicklungsumgebung zur Verfügung steht und
zwangsläufig damit auch den Nachteil, daß bei der Entwicklung von Internet-Anwendungen
erfahrene ABAP/4-Entwickler benötigt werden.
Durch den Einsatz des ITS ergibt sich - je nach Anwendungsfall und Implementierungsweise eine mehr oder weniger gute Lasttrennung zwischen dem SAP-System und dem Internet. Manche
Dritthersteller bieten eine zusätzliche RDBMS-Schnittstelle zu einem Replikat der SAPDatenbank an, welche Performancevorteile für das Internet, mehr Sicherheit und eine zusätzliche
Entlastung des SAP-Systems bringen soll.6 Wieweit diese Vorteile gegenüber der alleinigen Nutzung
des ITS auftreten und die damit einhergehenden Nachteile - wie die zusätzliche Komplexität übertreffen, wurde in dieser Diplomarbeit nicht untersucht. Bei entsprechenden Projekten muß man
sich jedoch je nach Umfeld und Gegebenheiten sorgfältig für eine der beiden Alternativen
entscheiden. Die folgende Grafik zeigt den prinzipiellen Aufbau einer auf dem ITS basierenden
Internet-Netzwerkarchitektur:
Handelspartner
Firmen
INTERNET
Privatkunde
INTRANET
Kiosk
Firewall
HTTPServer
R/3Webnutzer
ITS
R/3Intensivnutzer
SAP R/3
Abbildung 13 - Prinzipaufbau der R/3-Internet-Architektur mit dem ITS (Pérez u.a. 145;
Hantusch, Matzke und Pérez 89)7
Während beim Frontend der Internet-Heimanwender die Schnittstelle WWW-Browser
voraussetzt, ist dies beim Kiosksystem nicht zwingend der Fall. So könnte man auch das
Kiosksystem mit einem vollkommen anderen GUI versehen als die WWW-WebSite und über eigene
6
7
Zum Beispiel in IMPRESS IT-Systeme GmbH. IMPRESS/OIS für SAP R/3: Geschäftsprozesse ..., 8.
Die in den Quellen dargestellte Abbildung wurde leicht modifiziert.
6 Technische Umsetzung eines Online-Stores
60
Applikationen mit Hilfe von CoRBA oder ODBC mit dem SAP-System verbinden. Dies wurde in
der Vergangenheit auch überwiegend so gemacht und bot gegenüber der hier propagierten Lösung
folgende Vor- und Nachteile gegenüber der gemeinsamen Entwicklung der WWW-WebSite und
des Kiosksystems:
Getrennte Entwicklung
Gemeinsame Entwicklung
•
flexibel gegenüber Kundenwünschen
•
•
flexibel gegenüber technischen Anforderungen wie der
Übertragungsrate und der Wartezeit
•
unabhängiger Betrieb beider Bereiche
(führt unter anderem zur Lastentkopplung)
geringerer Wartungs- und
Entwicklungsaufwand
Durch die heute sinkenden Kosten und steigenden Kapazitäten im Telekommunikationsbereich
sowie durch die Erweiterungen der Fähigkeiten von WWW-Browsern treten die Flexibilität
gegenüber technischen Anforderungen und die Unabhängigkeit im Betrieb als Argumente in den
Hintergrund. Der heute auftretende ‚Anwendungs-Stau’ und der steigende Engpaß von Wartungsund Entwicklungskapazitäten im IT-Bereich sind weitere Argumente für eine auf einer gemeinsamen
Entwicklung basierenden Lösung.
Die sich bei den Kundenwünschen ergebenden Unterschiede bei Kioksystembenutzer und
WWW-Benutzer zu Hause sind hauptsächlich zum einen durch das unterschiedliche Umfeld (vgl. die
Standort- und Wegbeschreibung bei lokalen Kiosksystemen) und zum anderen durch die
aktive/passive Rolle in der Anfangsphase (der WWW-Benutzer sucht die Seite, während der
Kiosksystembenutzer zum System ‚gelockt’ werden muß) gegeben. Da dies jedoch nur einen
kleinen Teil der gesamten Entwicklung ausmacht, sollten beide Wege gemeinsam entwickelt und bei
Bedarf um getrennte Elemente erweitert werden. So ist beispielsweise eine Animation (‚Teaser’)
vorstellbar, die nur auf dem Kiosksystem sichtbar ist, welches bei Berührung des Touchscreens auf
die gemeinsame, identische Homepage umschaltet.
6.3
Produkte zur Anbindung
Fast jedes größere Softwareunternehmen ‚wittert’ Chancen und versucht in den Handel im
Internet einzusteigen. Aus Sicht des Betreibers ergibt sich somit auch bei der Wahl des Produktes
nicht das Problem, überhaupt eine Lösung zu finden, sondern die ‚richtige’ auszuwählen.
Da das Produktangebot in diesem Bereich einem sehr schnellen Wandel unterliegt und sich fast
täglich vergrößert, wurde der Schwerpunkt in der folgenden Tabelle auf die Analyse der jeweiligen
Produktkategorie (Typ) gelegt. Die für die hier vorgestellte Lösung besonders wichtigen Produkte
wurden farblich hervorgehoben:8
8
Vgl. Kossel, Axel, und Hans-Jürgen Wronski. „Web-Warenhäuser – Erfolgreich ... , 150: Tabelle.
6 Technische Umsetzung eines Online-Stores
Produktname
URL (http://...)
WebKiosk
www.
Intraweb.de
BroadVision
One-To-One
www.
Broadvision.
com
Cybcérone
www-iis.
unil.ch/
Anglais/
Recherche/
rechercheframe.html
ElecTRA
www.
Siemens
nixdorf.
com/public/
aswc/aswc8/
index.htm
www.sni.de/
public/media/
new_serv/
new_us/
eleccomm/
highligh.htm
EntropolisTM
iCat
Commerce
Suite
IMPRESS/
OIS
9
www.icat.co.
uk
61
T Hersteller/ Kurzbeschreibung
y Vertrieb
p
c intraWeb ‚WebKiosk-Browser‘: WebKiosk FrontendGmbH,
Software auf Basis eines HTML-Browsers
München und/oder Java-Applikationen. Es sind jedoch nur
Serviceleistungen und Projekte beziehungsweise
Komplettlösungen darauf aufbauend verfügbar.
t BroadModernes objektorientiertes Shopping- und
Vision
Entwicklungssystem für Electronic CommerceDeutsch- Lösungen für das Internet. Besonderheit:
land
Individuelle Ansprache der WWW-Benutzer
GmbH
möglich. Schwerpunkt auf Industrielösungen.
k Universität ‚Cybcérone is the result of an interactive kiosk
Lausanne, project for the University of Lausanne,
Schweiz Switzerland, and consists of an interrelated group
of services based on the Web and on Java’9 Das
Projekt wurde 1995 durchgeführt. Das
Kiosksystem sollte als universitätsinterne
Informationsbasis dienen. Da damals die
Möglichkeiten des WWW und die Anforderungen
an multimediale Kiosksysteme noch zu weit
auseinanderklafften, wurde auf die Bereitstellung
im Internet vorerst verzichtet.
h Siemens
Kiosk-Hardware der Siemens Nixdorf AG. Mit
Nixdorf
Installationsvariante Indoor, freistehend oder in
AG,
der Wand, Touchscreen, Soundsystem,
Paderoptionalem Videokonferenzsystem, Telefonkit,
born
Termobondrucker und Kartenlesegerät.
c Siemens
AG,
München
Electronic Commerce Plattform für Unternehmen:
Technische Infrastruktur, auf die unterschiedliche
Kundenlösungen aufgesetzt werden können. Die
Technische Plattform von Entropolis ist
BroadVision One-To-One. Es existieren dafür
bereits einige Referenzprojekte (Deutsche
Bundesbank, KAUT-BULLINGER GROUP,
Allianz und weitere).
Shopsystem für Shopping-Malls und OnlineKataloge für kleine und mittlere Unternehmen.
Zahlreiche Referenz-Installationen verschiedener
Branchen im Internet vorhanden.
t iCat
Central
Europe,
Unterföhring
www.impress.d e IMPRES Erweiterung zum SAP-System kombiniert mit dem
e
S IT-Syst. SAP-ITS und einem weiteren RDBMS. Soll
Entnommen aus ‚http://www.singularis.ch/cybc/whitepaper/cybcWP.html‘.
6 Technische Umsetzung eines Online-Stores
Intershop
Online 3
Internet
Transaction
Server und
SAP@WebStudio
InterWorld
Commerce
Exchange
62
GmbH,
Stuttgart
www.intershop. t INTERde
SHOP
Communications
GmbH,
Jena
www.Sape SAP AG,
ag.de/
Walldorf
bfw/index.htm
Performance- und Sicherheitsvorteile bringen.
www.
Interworld.
com
Technisch flexibel einsetzbares (Plattformen etc.)
Shoppingsystem. Die Integration von EC in das
Unternehmen wird in den Werbetexten betont.
KISS
t InterWorl
dCorp.,
New
York
www.
c Siemens
siemensnixdorf.
Nixdorf
com/public/
AG,
aswc/aswc8/
Paderborn
index.htm
MS Site
Server
www.
microsoft.de
t Microsoft,
Unterschleißheim
Shopsystem für kleinere und mittlere
Unternehmen. Es gibt die Versionen Intershop 3
Merchant Edition und Intershop 3 Hosting Edition.
WWW-Erweiterung zum SAP-System: Setzt
SAP-Transaktionen in WWW-Transaktionen um.
Entwicklungsumgebung ist SAP@WebStudio.
Middleware ist der ITS.
KISS (Kiosk Information Services) ist ein MarktInformationssystem für den Handel, mit dem auch
bestellt werden kann. KISS unterstützt die
Darstellung von HTML und basiert auf MS
ACCESS oder einer anderen ODBC-fähigen
Datenbank
Shopsystem. Beinhaltet MS Merchant Server und
MS Commerce Server. Umgesetzt für
verschiedene Branchen mit sehr erfolgreichen
Referenzen wie 1-800-Flowers, Dell Computer
und Gateway 2000.
Netkey 2.1
www.lexitech.c k Lexitech Produkt zur Nutzung von Webseiten in
om/netkey/
Inc., USA Kiosksystemen - ähnlich dem WebFACER. Läuft
auf Explorer-Basis. Vermutlich ein Low-CostProdukt. Beim Testen des öfteren abgestürzt.
Open Market www.
t Open
Shopsystem mit Fokus auf Sicherheit. Bietet laut
Transact 4
openmarket.
Market
Werbetext vollständige Funktionalität für Ecom
Internetsof Business (‚Analysis and Profiling’, ‚Demand
tware,
Generation’, ‚Order Management’, ‚Payment’,
Hoofd‚Customer Service’, ‚Reporting’ etc.).
dorp,
Niederlande
OpenScape
www.
e OneWave Macht Baan- und PeopleSoft-Systeme webfähig.
onewave.com
Inc.,
OneWave betreibt auch ein Lösungsgeschäft für
CamSystemanbindungen an das WWW.
bridge,
USA
Open SCS
www.
Siemens
Die Kommunikation im Business-to-Business-
6 Technische Umsetzung eines Online-Stores
siemensnixdorf.
com/
Nixdorf
AG,
München
Pandesic
www.
pandesic.com
ProInfo
www.
h Siemens
siemensnixdorf.
Nixdorf
com/public/
aswc/aswc8/
index.htm
SAM für
Volkswagen
t Pandesic
(Tochter
von SAP
und Intel)
http://www.
p Siemens
siemensnixdorf.
Nixdorf
com/public/
aswc/aswc8/
index.htm
ShopMaker
www.
ShopShopmaker.de
Maker
GmbH,
Limburg
Shopping Star www.
c Siemens
siemensnixdorf.
Nixdorf,
com/public/
Paderborn
aswc/aswc8/
index.htm
63
Bereich erfolgt in der Regel über ein EDIProtokoll über Inter- oder Intranet. Bei EDI steht
die Rationalisierung bestehender Business-toBusiness-Handelsbeziehungen im Mittelpunkt.
Open SCS hingegen ist auf die Kommunikation
zwischen Point-Of-Sales, also den
Endverkaufsstellen und den entsprechenden
Zentralstellen ausgerichtet. Die strukturellen und
mengenmäßigen Anforderungen einer solchen
Verbindung können durch ein gängiges EDIProtokoll nicht ausreichend abgedeckt werden.
SAP und Intel haben das Joint-Venture ‚Pandesic'
gegründet, welches das gleichnamige Produkt für
kleine Unternehmen anbietet. Damit lassen sich
unter anderem WebSites erstellen. Durch
Allianzen mit der Citibank und dem Paketdienst
UPS soll der gesamte Ablauf des Verkaufs über
das Internet unterstützt werden. Pandesic LLC
und The Vision Factory haben eine Allianz
gegründet, wodurch das Produkt Pandesic mit
Storefront-Kreationen und Managementexpertisen
erweitert wird. Pandesic ist gemäß den
Werbetexten die einzige vollständige End-to-End
E-Business Lösung und unterstützt alles in
‚Echtzeit’. Es lohnt sich für EC-Interessierte, die
Entwicklung dieses Unternehmens genauer zu
verfolgen.
Multimedia-Kiosk-Terminal mit Kartenleser und
Drucker. Als Indoor, Frontload oder integrierte
Variante mit Audio-Ausstattung, Touchscreen,
Alpha-, EPP- oder Kombitastatur, Thermobon-,
Formular- oder Laserdrucker, Magnet- oder
Hybridkartenleser und Näherungssensor.
Projekt für die Volkswagen AG: Kiosksystem zur
Unterstützung von Service, Annahme und
Abholung von Fahrzeugen.
Shopsystem mit fein abgestuftem Angebot
(‚ShopMakler Light’ bis ‚ShopMaker
Einkaufszentrum’)
Informations- und Bestellsystem. Kiosksystem mit
Anbindung an ein SAP R/3-System. Allerdings ist
es nicht für den kombinierten Einsatz mit dem
WWW konzipiert.
6 Technische Umsetzung eines Online-Stores
WebFACER
www.
k Siemens
siemensnixdorf.
Nixdorf,
com/public/
Paderborn
aswc/aswc8/
index.htm
64
Der WebFACER, ein Produkt der Siemens
Nixdorf Informationssysteme AG, dient zur
Aufbereitung einer Browserdarstellung für
Kiosksysteme. Der WebFACER stellt dabei die
vom Microsoft Internet Explorer interpretierten
Webseiten dar und ersetzt die WindowsUmgebung und Bedienoberfläche des Browsers
mit einer Kiosksystem-Oberfläche.
Tabelle 4 - Produkte zur Anbindung von Online-Stores und Kiosksystemen an ein SAP-System
Produktkategorien zur voranstehenden Tabelle:10
t = Turnkey Commerce Applications - Schlüsselfertige Shopsysteme
c = Commerce Platform Components - EC-Plattformkomponenten
e = Enterprise Package Extensions - Wirtschaftssystem-Erweiterungen
p = Projekt
h = Hardware11
k = Kiosksystem-Software
Die Softwareprodukte lassen sich in schlüsselfertige Shopsysteme, PlattformkomponentenSoftware und die Internet-Anbindungen von existierenden Unternehmenslösungen unterteilen:
•
Sind komplexe Geschäftsprozesse zu berücksichtigen, so sind Erweiterungen von existierenden
Unternehmenslösungen zu bevorzugen. Dies ist häufig bei großen Unternehmen der Fall.
•
Wird mehr Wert auf die Präsentation im Internet gelegt, sollen weitergehende individuelle
Wünsche berücksichtigt werden oder ist die Komplexität der Geschäftsprozesse niedrig, so kann
eine Individuallösung aufbauend auf Plattformkomponenten sinnvoll sein. Dies trifft tendenziell bei
kleineren Unternehmen zu.
•
Schlüsselfertige Shopsysteme eignen sich für Umgebungen mit mittlerer Komplexität der
Geschäftsprozesse und dementsprechend eher für kleine bis mittelgroße Unternehmen.
Allerdings muß bei schlüsselfertigen Applikationen stets geprüft werden, ob deren Funktionalität
den jeweiligen Anforderungen entspricht. Dies ist beim Medium Internet, das häufig ausschließlich
einen Zusatznutzen aus speziellen Zusatzfunktionalitäten generiert, häufig nicht der Fall.
Dementsprechend wird für schlüsselfertige Anwendungen ein Marktanteil von lediglich 10% für 1999
vorausgesagt, während es bei Plattformkomponenten 60% und bei Anbindungen an
Unternehmenslösungen 30% sind.12 Dies spiegelt den allgemeinen Trend in der Wirtschaft wieder,
bei dem Großunternehmen, die alle Bereiche einer Branche abdecken und kleine hochspezialisierte
Unternehmen zunehmen und der klassische Mittelstand abnimmt.
10
Siehe auch Dolberg, Stan [u.a.]. „The Forrester ... , 9: Schaubild ‚Commerce Software Vendors Compared‘.
Es wurden nur die verbreitetsten und relevanten Kiosksysteme berücksichtigt, da die konkrete Auswahl des
Systems und der entsprechenden Optionen von den jeweiligen Gegebenheiten abhängig ist.
12
Gemäß Dolberg, Stan [u.a.]. „The Forrester Report - Software Strategies“. FIZ Wirtschaft ... , 10.
11
6 Technische Umsetzung eines Online-Stores
65
Unter den schlüsselfertigen Produkten ist ‚BroadVision One-to-One’ das technisch beste und
auch relativ stark verbreitet. Weitere gängige ‚Shopsysteme’ sind der ‚Microsoft Site Server’ und
‚Intershop Online’. Die Entwicklung des Produktes ‚Pandesic’ erscheint interessant und sollte weiter
verfolgt werden. Da die Plattformkomponenten unterschiedlichste Anwendungsbereiche und
Zielgruppen ansprechen, ist ein Vergleich schwierig. Die Siemens Nixdorf AG bietet für
Kiosksysteme eine breite Palette von Plattformkomponenten und Software an. Bei den
Erweiterungen zu Unternehmenslösungen hängen Verbreitung und Einsatzmöglichkeiten der
Erweiterung von der jeweiligen Unternehmenslösung ab. So werden für SAP-Systeme von der SAP
AG zur Verfügung gestellte Werkzeuge wie das SAP@WebStudio angeboten, während für Baanund PeopleSoft-Systeme Lösungen der Firma OneWave wie OpenScape eingesetzt werden können.
Bei der für die hier vorgestellte Lösung benötigten Hardware und Kiosksystem-Software
bietet die Siemens Nixdorf AG eine breite Palette von Lösungen an. So existieren mit dem
WebFACER und mit KISS bereits Softwarelösungen für den kombinierten Einsatz von Internet
Online-Store und Kiosksystem und mit dem Shopping Star ein Informations- und Bestellsystem mit
Anbindung an ein SAP-System. Eine Kombination aller drei Komponenten, wie sie hier vorgestellt
wird, existierte jedoch bisher nicht. Bei der Kiosksystem-Hardware bietet die Siemens Nixdorf AG
für viele verschiedene Anwendungsbereiche zugeschnittene Systeme an. Verbreitet sind dabei das
Kiosk-Terminal ElecTRA und dessen Nachfolger ProInfo. Weiterhin existieren auf dem Markt viele
Sonderlösungen für Kiosksysteme wie GlassTHRU - ein System, das die Bedienung des
Kiosksystems durch das Schaufenster ermöglicht oder ein virtuelles Touch Terminal von Siemens
Nixdorf mit videobasierter Gestikerkennung oder ein Kiosksystem mit ‚Geruchsmodul’ in einer
Parfümabteilung. Diese Sonderlösungen belegen, daß Kiosksysteme ein Nischenprodukt sind
(geringe Stückzahlen bei vielen unterschiedlichen Anwendungsbereichen). Dies zeigte sich auch auf
der CeBIT ‘98, bei der Kiosksysteme in einigen unterschiedlichen nach Themen gegliederten Hallen
von einer Vielzahl unterschiedlicher Hersteller präsentiert wurden. Das Design der Kiosksysteme
spielt dabei eine wesentliche Rolle für deren Akzeptanz. So wurde beim Projekt ‚Cybcérone’ der
Universität Lausanne das Kiosksystem einem Büroarbeitsplatz nachempfunden, um den Eindruck
des für Studenten und Akademiker gewohnten Arbeitsumfeldes entstehen zu lassen:
6 Technische Umsetzung eines Online-Stores
66
Abbildung 14 - Designstudie im Projekt ‚Cybcérone' der Universität Lausanne 13
Diese „Computer-Augmented Environments sind mit Computersystemen speziell erweiterte
Umgebungen. In diesen Umgebungen stellen Computersysteme bekannten Objekten, wie dem
Schreibtisch, neue Funktionalität (z.B. Öffnen von Laden auf Fingerzeig) zur Verfügung. Diese Art
von Interaktivität erfordert eine Konzeption von Interaktionsformen, die sich ausschließlich an die
vorhandene Umgebung sowie den Menschen in dieser Umgebung anzupassen haben“ (Stary 173176).
6.4
Backend-System SAP Retail
Anbieterseitig ergeben sich aus dem elektronischen Shopping für das Warenwirtschaftssystem
folgende Auswirkungen: (Hertel, Warenwirtschaftssysteme 70)
•
Ausbau und Integration der notwendigen Hardwaresysteme
•
Anbindung an die öffentlichen Kommunikationsnetze (soweit erforderlich)
•
Aufnahme des Objekts „Konsument“ in das Warenwirtschaftssystem und dessen Datenbanken „Entanonymisierung des Kunden“
•
Anpassung und Erweiterung aller bestehenden warenwirtschaftlichen Subsysteme, insbesondere in
den Bereichen Disposition, Kommissionierung, Warenausgang und Abrechnung
•
Weiterentwicklung beziehungsweise Anpassung der Subsysteme für zusätzliche Funktionalitäten
wie Data-Base-Marketing.
13
Entnommen aus ‚http://www-iis.unil.ch/Anglais/Recherche/recherche-frame.html‘.
6 Technische Umsetzung eines Online-Stores
67
Die Integration eines Online-Stores wirkt sich im SAP Retail-System prinzipiell auf alle an einem
Verkaufsprozeß beteiligten Module aus. Zwingend anzupassen sind der Produktkatalog, die
Kundenstammdaten, das Sortiment sowie Einkaufs- und Verkaufspreise. Je nach Bedarf müssen
weiterhin der Artikelstamm, Artikeltypen, Konditionen, Funktionen zur Vertriebsunterstützung,
Funktionen im Bestellwesen und die Rechnungsprüfung angepaßt werden. Die im Lieferumfang
enthaltene IAC ‚Online-Store’ (Transaktion WW20) deckt zwar Standardanforderungen ab, es
existieren jedoch bisher keine auf verschiedene Branchen wie den Versandhandel zugeschnittene
Lösungen. Das System ist vielmehr darauf ausgelegt, daß betreiberspezifische Anpassungen
möglichst leicht selbst vorgenommen werden können. So können zum Beispiel sogenannte ‚Themen’
vom vorgegeben Standard-IAC abgeleitet werden. Die Integrationsentwicklung des SAP-Systems
und die zunehmende Anzahl mitgelieferter BAPI’s (von ca. 150 in Release 3.1 auf ca. 360 in Release
4.0) zeigen jedoch, daß sich die SAP AG stetig bemüht, diesen Bereich zu verbessern:
Abbildung 15 - Die Integrationsentwicklung von SAP R/3 (Hantusch, Matzke und Pérez 83)14
14
Ebenfalls in Pérez, Mario [u.a.]. Geschäftsprozesse im Internet mit SAP R/3 ... , 124.
6 Technische Umsetzung eines Online-Stores
68
Weiterhin wurden in Version 4.0 des SAP-Systems folgende Neuerungen integriert:
•
Die Integration von BAPIs in ALE ermöglicht jetzt auch die asynchrone Datenübertragung über
BAPIs
•
BAPI-Browser
•
Business Object Builder zur Entwicklung von BAPIs
•
Das Design aller IACs wurde aktualisiert
•
Neue IACs ‚Teilnahme buchen’ und ‚Teilnahme stornieren’ für Web-Benutzer
•
Im integrierten Eingangskorb im Internet werden jetzt grundsätzlich alle Workitems angezeigt.
6.5
6.5.1
Frontend-System
Dialog-Design
Das User Interface Design bestimmt die ‚Verpackung' der Software und eine gute Nutzung der
Funktionalität wird erst durch durchdachte Interfaces möglich. Dies gilt insbesondere für das OnlineShopping, bei dem häufig unerfahrene, mit dem System nicht vertraute und wenig lernbereite
Benutzer zu bedienen sind. So läßt sich das psychologische Profil eines typischen KiosksystemBenutzers mit risikoabgeneigt, ängstlich und mit niedriger Akzeptanz gegenüber dem System
beschreiben. 15 Deshalb müssen die entsprechenden Systeme nicht nur einfach zu bedienen,
selbsterklärend und fehlertolerant sein, sondern auch noch optische Anreize zur Benutzung bieten.
Dies stellt bei der hier vorgestellten Lösung durch den Einsatz von HTML ein Problem dar, da mit
HTML die Manipulation der GUI nur eingeschränkt möglich ist. Dementsprechend sagte Dr. Georg
Thaler, Leiter des Innovationsmanagements bei Kaufhof:
Angesichts der mangelnden Bandbreiten kann das Internet der guten
Videopräsentation von Kiosksystemen auf absehbare Zeit nicht das Wasser reichen
(Rode, „Kioske für Wein und Mode ...“ 36)
Dennoch sind 125 der 348 bei Kaufhof eingesetzten Kiosksysteme Internet-Terminals! Zudem
läßt sich durch den ergänzenden Einsatz von Java-Applikationen oftmals doch noch ein
zufriedenstellendes Ergebnis erreichen.
15
Gemäß Pressman, Roger S. Software Engineering: A Practitioner's Approach. 3. Aufl. ... , 460: Psychologische
Skalen für Interfaces.
6 Technische Umsetzung eines Online-Stores
69
Wichtige Erfolgsfaktoren für den kombinierten Einsatz von Kiosksystemen und Internet-OnlineStores sind:
•
Akzeptieren die Benutzer von Kiosksystemen und von Internet-Online-Stores das gleiche GUI?
Durch die zunehmende Durchdringung des Internets in unserer Gesellschaft gleichen sich auch
beide Benutzergruppen an, wodurch davon ausgegangen werden kann.
•
Erlauben die technischen Restriktionen eine für beide Gruppen zufriedenstellende Lösung?
Durch den Trend der stark zunehmenden Bandbreiten bei Netzwerken, multimedialen
Erweiterungen des WWW und neue Verschlüsselungsverfahren verschwinden die technischen
Restriktionen zunehmend. Allerdings könnten die Systemantwortzeiten bei Abfragen aus dem
SAP-System zu kritischen Antwortzeiten führen. Die SAP AG hat deshalb in der neuen Version
SAP Retail 4.0 die Bestandsabfragen auf einem separaten System lauffähig gemacht und den
Internet Transaction Server gut skalierbar mit der Fähigkeit zur virtuellen Installation
beziehungsweise mehreren Instanzen sowie der Trennbarkeit zwischen Internet-Seite (WGate)
und SAP-Seite (AGate) konzipiert.
•
Für den Business-To-Business-Bereich könnten sich bei der Benutzung auch Komplikationen
durch die Unterschiede zwischen SAP-GUI und WWW-GUI ergeben: So ist es unter anderem
beim WWW nicht möglich, die Funktionstasten F1 und F4 mit Hilfefunktionen zu belegen. Da die
Internet-Benutzer und Benutzer von Kiosksystemen jedoch ohnehin keinen direkten Zugriff auf
das SAP-System haben, entfällt dieser ‚Umgewöhnungsfaktor’ im Business-To-ConsumerBereich.
Ausgehend von diesen Erfolgsfaktoren lassen sich folgende Empfehlungen ableiten:
•
Beim Design des GUI kann die Oberflächengestaltung in Computerspielen oft als Vorlage
dienen: Sie sind für ähnlich unerfahrene Benutzer konzipiert, die eine ähnlich kurzweilige,
interaktive und bequeme Bedienung verlangen. Zudem läßt sich durch Anlehnung an ein
entsprechendes Thema (beispielsweise Auwahlmenü im ‚Raumschiff-Kommandozentrale-Stil’)
unter Umständen ein Wiedererkennungseffekt bei bestimmten Zielgruppen erreichen.
•
Konstant kurze Wartezeiten bei Interaktionen werden besser akzeptiert als schwankende, auch
wenn die Gesamtwartezeit dadurch etwas länger wird. Dies sollte vor allem bei der Entwicklung
eigener Transaktionen berücksichtigt werden.
•
Die Zeitdauer, bis etwas auf dem Bildschirm passiert ist kritischer für die Akzeptanz als die
Zeitdauer bis zum vollständigen Abschluß der Darstellung: „Dabei ist es entgegen der landläufigen
Meinung nicht so entscheidend, wie lange eine Seite zum vollständigen Laden hat, sondern wie
lange es geht, bis auf der Seite etwas passiert.“ (Bollinger 4). Deshalb sollten sich zeitkritische
Masken sukzessive aufbauen.
•
Für die Benutzer des Internet-Online-Stores spielen die Ladezeiten bisher noch eine große Rolle.
Diese lassen sich vor allem durch Maßnahmen zur Verkleinerung von Grafikdateien optimieren.
Beispiele hierfür sind die Verringerung der Farbanzahl, die Ermittlung optimaler Packoptionen und
die geschickte Verteilung und Kombination kleiner Grafikelemente.
•
Der Zahlungsverkehr in Deutschland geschieht bei den bisher implementierten Systemen - auch
mit dem Angebot elektronischer Zahlungweisen - hauptsächlich traditionell (per Nachnahme oder
auf Rechnung), weshalb vor der Implementierung eines State-of-the-art-Zahlungsverkehrs sein
Nutzen im Verhältnis zum dadurch zusätzlich entstehenden Aufwand analysiert werden sollte.
6 Technische Umsetzung eines Online-Stores
70
• Weiterhin sollten die WWW-Transaktionen dem Einkaufsvorgang ‚im richtigen Leben’
nachempfunden werden:16
• Die Produkte in den Webseiten können wie in Supermarktregalen dargestellt werden
•
Der Kunde sammelt alle Artikel, legt sie gegebenenfalls zurück und entscheidet sich am Schluß
einmalig und endgültig zu deren Kauf. Allerdings bekommt er bei physischen Waren im
Gegensatz zum Einkauf in der Filiale diese erst später zugeschickt.
•
Ein elektronischer Einkaufswagen (Warenkorb) dient - wie ein richtiger Einkaufswagen - dazu,
besichtigte Waren zu sammeln oder auch gesammelte zurück zu legen. Dabei gibt es
verschiedene technische Umsetzungsmöglichkeiten:
1. Die entsprechenden Informationen werden als ‚Cookies’ beim Client abgelegt
2. Die Informationen über eine Benutzer-Session werden über ein CGI-Skript gespeichert
3. Über die Identifikation der IP-Adresse des Benutzers werden seine Informationen
gespeichert.
•
Eine elektronische Einkaufsliste für den Fall, daß der Kunde den Warenkorb erst später
einkaufen will oder öfters einen ähnlichen Warenkorb einkauft. Hier ist bezüglich der
Kundenbetreuung und den Auswertungsmöglichkeiten ein hohes Potential vorhanden
(beispielsweise automatisch alle Artikel zur Lösung einer bestimmten Problemstellung in den
Warenkorb zu legen).
6.5.2
SAP Online Store
Der SAP Online-Store beziehungsweise der Produktkatalog war ursprünglich eher für den
Einsatz im Business-To-Business-Bereich, also zwischen Hersteller und Distributor oder
Großhändler und Einzelhändler gedacht. Mittlerweile wurde das entsprechende Szenario erweitert.
„Online Store ist sowohl für die Geschäftsabwicklung zwischen Unternehmen als auch für den
elektronischen Verkauf an den Endverbraucher via Internet gedacht“ (Will, „SAP geht in die Filialen“
3) und es spricht nichts mehr gegen die Verwendung im Business-To-Consumer-Bereich, zumal die
Grenzen zwischen B-2-B und B-2-C bezogen auf diesen Anwendungsfall ohnehin fließend sind. Der
SAP Online-Store unterstützt Online-Zahlungstransaktionen und Multimediapräsentationen.
Technisch gliedert sich die Internet-Anwendungskomponente Online-Store in die entsprechenden
WebSite-Komponenten und die korrespondierende Transaktion im SAP-System (WW20). Die
Entwicklungsumgebung besteht auf der SAP-Seite aus der normalen Entwicklungsumgebung für
SAP-Transaktionen (Business Framework) und auf Webseite aus dem SAP@WebStudio. Die
Daten für das Sortiment stammen aus dem Produktkatalog des SAP Retail-Systems. Die Analyse
der Internet-Verkaufsdaten erfolgt durch das Informationssystem von SAP Retail.
16
Siehe ‚http://www.4ibs.com/wp.htm‘.
7 Die umgesetzte Lösung
Ziel der hier beschriebenen Lösung ist die Unterstützung potentieller Handelskunden der
Siemens Nixdorf Informationssysteme AG bei der Umsetzung der Integration eines Online-Stores
mit SAP Retail 4.0. Dabei werden die spezifischen Bedürfnisse des Handels und der kombinierte
Einsatz mit Kiosksystemen berücksichtigt. Da die Analysephase des Projektes eine Eignung vor
allem für den Versandhandel ergab, wird zu diesem Zweck eine möglichst universell für den
Versandhandel einsetzbare Musterlösung beziehungsweise ein Framework erarbeitet, und dann
darauf aufbauend ein Prototyp umgesetzt. Es geht also nicht primär darum, einen Prototypen für ein
bestimmtes System möglichst detailliert darzustellen, sondern eher darum, gute Voraussetzungen für
die Implementierung beliebiger derartiger Systeme durch die Beschreibung möglichst aller für
Versandhandelsunternehmen relevanten Bereiche zu schaffen. Für die Eignung der
Standardkomponente ‚Produktkatalog’ spricht dabei der folgende Auszug aus der SAP Online Hilfe:
Der Internet-Produktkatalog kann für die unterschiedlichsten Zielgruppen und
Zwecke eingesetzt werden, beispielsweise im Versandhandel, im Großhandel (z.B.
Internet-Katalog für Einzelhändler), in der Zulieferindustrie oder als MultimediaKiosk am Point-Of-Sale der Filialen, wo er auch vom Verkaufspersonal als
Präsentationsmedium genutzt werden kann, um Kunden über Produkte zu
informieren, die möglicherweise in dieser Filiale nicht am Lager sind, aber bestellt
werden können.“ (SAP AG, Online Dokumentation... Produktkatalog)
Für die Umsetzung des Prototyps wurden folgende Projekttätigkeiten durchgeführt:
Tätigkeit
Beschreibung des Ablaufs der Entwicklung
eines Online-Stores mit Hilfe des Internet
Transaction Servers ITS.
Entwicklung einer - auf der IAC ‚OnlineStore’ basierenden – Gesamtlösung für den
Versandhandel, die auf das hier
vorgestellte Szenario (Online-Store und
Kiosksystem) zugeschnitten ist.
Die ursprünglich geplante Umsetzung eines
Prototypen für den Versandhandel am
Beispiel von Conrad Electronic wurde aus
terminlichen Gründen aufgegeben.
Zweck
Eine entsprechende Beschreibung konnte bisher nicht in
der Literatur gefunden werden und soll den Einstieg in
die technische Umsetzung erleichtern.
Reduzierung des Anpassungsaufwands bei Projekten
mit ähnlichen Anwendungsszenarien. Es muß nicht
jedesmal die mitgelieferte IAC ‚WW20’ angepaßt und
in die eigene Unternehmens-WebSite integriert werden,
sondern nur noch die erarbeitete Lösung.
Demonstration der Lösungskompetenz gegenüber
möglichen Kunden und Überprüfung der
Verwendbarkeit des Framework/Muster IACs.
Gründe für die Wahl des von der SAP AG vorgegebenen Standards zur Anbindung von OnlineStores über den ITS waren:
•
„Eine direkte Datenverbindung zwischen Warenwirtschaftssystem und Web-Server ist die beste
Lösung, da sie keinen manuellen Eingriff erfordert und immer die aktuellen Daten liefern kann.“
(Kossel und Wronski 148).
7 Die umgesetzte Lösung
72
•
Es muß wenig neu programmiert werden und es kann weitestgehend auf vorhandene Software
zurückgegriffen werden: Wenn Software existiert, welche die Anforderungen erfüllen kann, ist es
fast immer besser und billiger, diese einzusetzen als neue zu entwickeln. 1
•
Ein weiterer Vorteil ist die Integration der gesamten R/3 Funktionalität (Übernahme von SAPTransaktionen ins Internet). Anstehende Anforderungen wie die Einführung des Euro und die
Jahr-2000-Problematik werden vom SAP-System und dadurch auch von der WebSite unterstützt
und Internet-Transaktionen haben die gleiche Qualität wie R/3-Transaktionen.
•
Es kann die gesamte Entwicklungsumgebung des R/3-Systems genutzt werden.
•
Durch den Einsatz des Internet Transaction Servers wird das Verarbeitungssystem vom
Informationssystem teilweise entkoppelt: Bei statischen Informationen/Objekten reicht die
Kommunikation zwischen Client und WGate des ITS aus. Nur bei dynamischen Informationen und
Eingaben muß der Datenfluß an das SAP System weitergereicht werden. Dies führt zu besseren
Anwortzeiten und ermöglicht einfachere Wartung, da das Informationssystem WebServer und
der ITS mit dem SAP@WebStudio unabhängig vom Produktivsystem SAP gewartet werden
können. Die hier vorgestellte Lösung nutzt diese Unterscheidungsmöglichkeit transaktionsloser und
transaktionsgebundener Seiten über die Spiegelung der WebSite aus.2
•
„Die mehrschichtige R/3-Internet-Architektur, mit dem ITS-Server bietet u.a. die Vorteile der
Skalierbarkeit und ist für die Verarbeitung großer Transaktionsvolumen ausgelegt.“ (Moehrlen und
Kokot 816). Insbesondere läßt sich durch die Trennung von WGate und AGate und der im
Prototypen dieser Diplomarbeit verwendeten Trennung zwischen Unternehmens- und SAPrelevanter WebSite ein hoher Grad an Skalierbarkeit erreichen.
•
Sicherheit über die physische Trennung von AGate und WGate und die Sicherheitsmechanismen
und die Zugriffsverwaltung des SAP Systems.
•
Wartungsfreundlichkeit und Zukunftssicherheit durch die ausschließliche Benutzung von
verbreiteten Standardanwendungen und die zentrale Kontrolle der Wartung und der Updates über
das R/3-System.
1
2
Siehe Pressman, Roger S. Software Engineering: A Practitioner's Approach. 3. Aufl. ... , 74ff.
Dargestellt in Abbildung 24, 90.
7 Die umgesetzte Lösung
73
Eine Anfrage aus dem WWW wird beim Einsatz des ITS wie folgt bearbeitet:
Abbildung 16 - Der typische Ablauf einer Anfrage in einer ITS-Sitzung (Pérez u.a. 174)
Hierbei ist zu beachten, daß das AGate des ITS bisher nur auf Windows NT - der Version 4.0
und neuer - verfügbar ist.
Bei der Umsetzung wurde aufgrund zu Anfang unklaren Anforderungen und
Machbarkeitsaspekte Throw-away-Prototyping verwendet.3
7.1
Umfeld
Die Siemens Nixdorf Informationssysteme AG besitzt Kernkompetenzen im Bereich Handel,
Kiosksysteme und Multimedia-Applikationen und ist als globaler Logo-, Hardware-, Technologie-,
Entwicklungs-, Complementary-Software- und R/3-Systemhaus-Partner der SAP AG auch weltweit
an der Durchführung von SAP-Projekten beteiligt.4 Die die Diplomarbeit unterstützende Abteilung
SNI LoB RS S2 ICC SAP Retail (Siemens Nixdorf Line of Business Retail Systems S2
International Competence Center for SAP Retail) betreibt zum einen Second-Level-Support für die
nationalen Competence Centers und unterstützt diese zum anderen bei Projekten. Nun wollte man
die sich aus den obengenannten Kernkompetenzen ergebenden Synergieeffekte nutzen und diese den
potentiellen Kunden aufzeigen. Da sich eine ‚Querschnittslösung’ mit Komponenten aus dem SAP-,
Kiosksystem- und Netzwerkbereich wie der hier erstellte Prototyp organisatorisch auf mehrere
Bereiche innerhalb des Unternehmens erstreckt, war es außerdem ein Ziel dieser Diplomarbeit, die
3
4
Gemäß Hallmann, Matthias. Prototyping komplexer Softwaresysteme ... , 5 und Kapitel 3.
Aufgrund der Kategorisierung in Hantusch, T., B. Matzke, und M. Perez. SAP R/3 im Internet ... , 871-872.
7 Die umgesetzte Lösung
74
entsprechenden Ansprechpartner für eine solche Lösung innerhalb der Siemens Nixdorf AG und des
Siemens Konzerns zu identifizieren.
7.2
Erfolgsfaktoren
Gemäß Erfahrungen mit einem eigenen Online-Store ist das sorgfältige Design des
Warenkorbs ein kritischer Erfolgsfaktor für einen Online-Store: Der Kunde sollte die gewählten
Artikel möglichst einfach bestellen und jederzeit korrigierend eingreifen können. Außerdem sollte er
die Bestellmenge variieren und Artikel wieder aus der Bestellung entfernen können. Ein weiterer
Erfolgsfaktor sind einfache und leistungsfähige Suchfunktionen, die - vor allem beim
Spezialversand - individuell auf den Umfang des Sortimentes und die Art der Artikel abgestimmt sein
müssen. Weil die Benutzer von Kiosksystemen sowie von Internet Online-Stores aus einer Masse
anonymer, oft im Umgang mit Informationssystemen ungeübten Anwendern bestehen, müssen
leistungsfähige und einfache Transaktionen und Masken entwickelt werden. „Das A und O
erfolgreicher Kioske ist deren Benutzeroberfläche. Ihre Gestaltung beschäftigt nicht nur Hard- und
Softwarespezialisten. Genauso gefragt sind Psychologen, Kommunikationsdesigner,
Unterhaltungskünstler und Filmproduzenten.“ (Goos 1).
Dieses Zitat belegt auch denjenigen kritischen Erfolgsfaktor, bei dem am ehesten Engpässe zu
erwarten sind: Bei sich ständig verkürzenden Produktzyklen und einem sich beschleunigendem
Wachstum an Wissen und Methoden - vor allem im Informatikbereich - werden die für ein Projekt
verfügbaren Fähigkeiten und Fertigkeiten immer wichtiger. Bei einer Integration zweier
unterschiedlicher ‚Welten’ (SAP und Internet) spielen - wie in Tabelle 1 gezeigt wurde - viele
verschiedene, sich ständig verändernde Fachgebiete eine Rolle. Dadurch ist der Erfolgsfaktor
‚Know-How’ für eine solche Integration besonders kritisch, wie die folgende Aussage zeigt:
Während in den USA eine Bevorzugung des SAP Automation-Ansatzes zu erkennen
ist, findet man sonst eher den ITS-Befürworter. Der wesentliche Grund dafür liegt
aber nicht in der Überzeugung, jener sei der bessere technische Lösungsansatz,
sondern in der Tatsache, daß der ITS-Ansatz nicht ohne ABAP-Programmierer
auskommt, die außerdem auch noch das World Wide Web verstehen müssen. Es ist
offensichtlich, daß es in den USA einfacher sein wird, einen Visual BasicProgrammierer zu finden, als einen ABAP-Spezialisten...Neben der Verwendung
zahlreicher programmiertechnischer Tools im Umfeld der HTML-Programmierung,
wird aber auch die Beherrschung gestalterischer und ergonomischer Aspekte zur
professionellen und erfolgreichen Gestaltung der grafischen Benutzeroberflächen
gefordert. Selten bringt eine einzelne Person all diese Fähigkeiten mit; daher ist eine
enge Kooperation zwischen den mit unterschiedlichen Aufgaben versehenen
Teammitgliedern gefordert. (Pérez u.a. 142, 145 und 146)
Deshalb soll mit der folgenden Tabelle versucht werden, einen Überblick darüber geben, welche
Kenntnisse in welchem Umfang für die erfolgreiche Umsetzung der hier vorgestellten Lösung
erforderlich sind:5
5
Siehe auch Ewald, Stefan. Electronic Commerce mit SAP ... und
Segerer, J. Interaktive Verkaufsförderung: Kiosksysteme fuer den POI/POS ... , 85-94.
Grundlage der Bewertung sind die in Anhang B – Kriterien für die Skill-Bewertung dargestellten Kriterien.
7 Die umgesetzte Lösung
Rolle
Branchenwissen Handel
Marketing-Controlling
1 2 3 4 5 6 Bemerkungen
x
Vertrieb, Absatz, Verkauf
x
Marketing-Mix, Kundenbetreuung,WebContent
Projektmanagement
x
SAP-, Software- u. Multimedia-Projekt
Entwicklung/Coding SAP
x Interfaces, Basis, Dynpros, ABAP/4,
Transaktionen
Entwicklung/Coding
x
HTMLBusiness, HTMLscript, Java, JavaSCRIPT
WWW
Datenbankdesign
x
Frontend-WWS, Backend-Direktzugriff
Netzwerkdesign
x
Nur ISO/OSI-Layer > 5 untersucht
Multimedia-Design
x
Design des Web- und KioskGUI und Umfeld
Software-Evaluierung
x
Frontendsoftware und Middleware bewerten
Recht
x
Vertragsrecht, Multimediagesetz, Datenschutz
Warenwirtschaftssysteme
x
SAP-Retail: Aufbau, Funktionalität und
Struktur
Verkaufsförderungssys.
x
Kiosksysteme und Internet-Online-Stores
75
A6
s
s
a
a
s
a
a
a
a
a
s
s
Kenntnisse-Skala:
•
‚1’ entspricht ‚keine’
•
‚2’ entspricht ‚schon einmal gesehen’
•
‚3’ entspricht ‚Überblick’
•
‚4’ entspricht ‚einfache Aufgaben lösbar’
•
‚5’ entspricht ‚komplizierte Aufgaben lösbar’
•
‚6’ entspricht ‚beherrsche’
Die hier vorgestellte Lösung zeichnet sich dadurch aus, daß vergleichsweise wenig Spezial- und
tiefergehende Kenntnisse erforderlich sind, da fast vollständig auf Eigenprogrammierung verzichtet
werden kann und möglichst nur einige wenige Standardkomponenten benutzt wurden. Allerdings
muß bei WWW-Entwicklungen allgemein ein relativ breites Spektrum an Wissen vorausgesetzt
werden, was sich bei der hier vorgestellten Lösung durch den Zusatz der SAP-Komponenten noch
verschärft:
Das innovative Medium WWW verlangt nach Systementwicklern mit einem breiten
Erfahrungsschatz in der Programmierung, Multimedia-Anwendungen und
Netzwerktechnologie, die auch über den Rand des „Informatik-Tellers“
hinausschauen. Komplementär dazu sind im fachlichen Team Vertreter des
Unternehmens gefragt, die neuen Technologien offen und konstruktiv-kritisch
gegenübertreten. (Schwickert 35)
6
Art des Kennnisse: allgemein (a)/Generalistenwissen oder speziell für die Integration (s)/Spezialistenwissen
7 Die umgesetzte Lösung
76
Korrekte Zeitplanung ist oft wichtiger als korrekte Kostenplanung, da die Kosten durch
Fehlzeiten hoch sind.7 Dies gilt insbesondere für eine Anbindung eines SAP-Systems an das Internet,
da die entsprechenden Aktivitäten mit den Einführungs- und Umstellungsaktivitäten für die
bestehende WebSite und das SAP-System synchronisiert werden müssen. Deshalb wurden als
Orientierungshilfe die Zeitaufwände für den hier erstellten Prototypen im folgenden Unterkapitel
genau erfaßt und interpretiert.
7.3
Projekt
Für die hier dargestellte Lösung wurde - angelehnt an das Vorgehensmodells der
Koordinierungs- und Beratungsstelle der Bundesregierung für Informationstechnik in der
Bundesregierung (KBSt)8 - ein kleines Softwareprojekt durchgeführt. Da das Projekt auf eine
Person beschränkt war, wurden nur die zum Betrieb erforderlichen Kernfunktionen umgesetzt. Da es
bei der Anfertigung durch eine Person keine Abstimmung beim Phasenwechsel gibt und dem
erforderlichen Mindestaufwand eine sehr geringe Projektlaufzeit und Manpower gegenüber stand,
wurde das Wasserfallmodell als lockere Vorgabe für das Vorgehen benutzt, das heißt Sprünge über
alle Phasen hinweg sind erlaubt, solange der zeitliche Schwerpunkt innerhalb der entsprechenden
Phase bleibt:
Abbildung 17 - Grobterminierung für das Softwareprojekt
7
8
Gemäß Pressman, Roger S. Software Engineering: A Practitioner's Approach. 3. Aufl. ... , 102-103.
Siehe KBSt. Planung und Durchführung von IT-Vorhaben in der Bundesverwaltung.
7 Die umgesetzte Lösung
77
Dem standen nach Beendigung des Projektes die in der folgenden Abbildung dargestellten ISTAufwände gegenüber:9
Abbildung 18 - Projektbezogene Aufwände pro Aufwandsart im Zeitverlauf
Hierbei verteilen sich die Analyseaufwände in mehrere Teile entlang der gesamten Zeitachse.
Dies ergibt sich aus den unterschiedlichen Zielen der Einzelaufwände. Als erstes wurde die
Machbarkeit und die dafür notwendige Software evaluiert (KW11-13). Danach wurden Merkmale
eines geeigneten Handelsunternehmems gesucht (KW14-17) und anschließend der Funktionsumfang
festgelegt (KW20-25). Als die Implementierung bereits fortgeschritten war, wurde schließlich noch
ein Anwendungsszenario bezogen auf die Siemens Nixdorf AG als Lösungsanbieter ermittelt
(KW28-31). Aufbauend auf die Machbarkeitsprüfung und die Evaluierung der Software wurde in
der Arbeitsvorbereitung das entsprechende Umfeld hergestellt (KW17-22). Im Rahmen dieser
Machbarkeitsprüfung, die mit Hilfe eines Vorprototypen erstellt wurde, ergab sich ebenfalls ein
geringer Test- und Korrekturaufwand (KW15-18). Die Erstellung eines Vorprototypen ist außerdem
auch bei der Erstellung einer kommerziell zu nutzenden WebSite sinnvoll: Er dient als
Kommunikationsmedium zum ‚Kunden’-Handelsunternehmen. Gemäß dem Motto “Create early
GUI-Prototypes, get detailed soon” (Wood) für Visual Prototyping lassen sich somit Struktur,
Aussehen und Funktionalität der WebSite frühzeitig und anschaulich besprechen:
Durch praktische Demonstrationen der Auszeichnungssprache HTML mit ihren
Möglichkeiten und Limitationen wuchs das Verständnis dafür, daß viele Anregungen
bzgl. Plazierungen, Farben und Größe von Bildschirmelementen nicht in der Form der
Printmedien übernommen werden konnten. (Wickert 32)
Als die zu verwendenden Produkte bekannt waren und das Umfeld hergestellt war, folgte eine
Einarbeitungsphase (KW18-22). Danach wurde das Design des Prototypen des Internet OnlineStores erstellt (KW22-27) und dieses implementiert (KW25-30). Zuletzt wurde ein Konzept
(=Design) für den kombinierten Einsatz des konkreten Prototypen mit einem Kiosksystem entwickelt
(KW30-32) und dieses ebenfalls implementiert (KW31-32). Zum Abschluß wurden dann der
9
Eine Definition der Aufwandsarten und eine Liste der durchgeführten Tätigkeiten befindet sich in Anhang E.
7 Die umgesetzte Lösung
78
Internet-Online-Store und die Kiosksystem-Variante zusammen getestet (KW31-32). Ein getrennter
Test erschien hierbei nicht sinnvoll, da die Vorversion des Internet-Online-Stores bereits in KW1517 getestet wurde und sich auch hohe gegenseitige Abhängigkeiten ergaben - so führt zum Beispiel
das Einblenden einer virtuellen Tastatur auf dem Touchscreens des Kiosksystems bei der Variante
für den Internet-Heimanwender zwangsläufig auf einen Fehler, der umgangen oder abgefangen
werden muß.
Bezogen auf die Aufwandsart ergaben sich die folgenden Aufwände:
Abbildung 19 - Projektaufwände nach Art des Aufwands
Die Mehrzahl der auf die Aufwandsart bezogenen Aufwände ergab sich hierbei aus
projektspezifischen und bezogen auf die genau für diese Lösung typischen Umstände:
Danach entfielen 14% des relevanten Aufwandes auf die Analyse. Die Sammlung von
Informationen über eventuelle existierende ähnliche Projekte und entsprechenden Kontaktpersonen
innerhalb und außerhalb der Siemens Nixdorf AG und vor allem die Identifizierung geeigneter
Handelsunternehmen für ein mögliches Kundenprojekt beziehungsweise eine Musterlösung ergaben
hierbei den Hauptanteil am Analyseaufwand. Ein weitaus geringerer Teil wurde für die
Machbarkeitsprüfung aufgewendet und weitere Analyseaufwände wie die Definition des
Funktionsumfanges sowie die Evaluierung geeigneter Produkte waren vernachlässigbar gering. Der
hohe Analyseaufwand bei der Festlegung für ein geeignetes Handelsunternehmen ergab sich aus dem
sich schnell wandelnden Markt und dem Wunsch, ein Kundenprojekt abzuwickeln. Außerdem war
es schwierig, aufgrund der besonderen Fragestellung des kombinierten Einsatzes des Online-Stores
mit Kiosksystemen ein optimal geeignetes Handelsunternehmen zu finden.
7 Die umgesetzte Lösung
79
Der Anteil für die Arbeitsvorbereitung fiel mit 19% des Gesamtaufwandes etwas höher aus.
Dabei benötigte die Installation der Software auf dem NT-Server die Hälfte dieser Zeit. Hauptgrund
hierfür war einerseits die Menge der zu installierenden Software (Browser, WebServer,
Entwicklungsumgebung WebStudio etc.) und andererseits die Probleme, die sich daraus ergaben. So
ließ sich Windows NT (Version 4.00) nach der Installation des Microsoft Internet Explorer und
einem daraus resultierenden Konflikt bei der Grafikkarte trotz erheblicher Bemühungen nicht mehr
starten. Den zweithöchsten Zeitverbrauch in dieser Kategorie hatte die Beschaffung der Software:
Da einige Produkte die Existenz anderer Produkte mit einer bestimmten Version und Sprache auf
dem Rechner voraussetzten, 10 mußte beispielsweise der zum Bearbeitungszeitraum noch schwer
erhältliche Microsoft Internet Explorer 4.01 beschafft werden. Diese Probleme würden vermutlich
zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr auftreten. Die Anbindung an das - existierende - SAP-System
verursachte - auch bei einem Wechsel der Version 4.0a auf 4.0b keine größeren Aufwände.
Die Einarbeitungszeit blieb mit 14% des Gesamtaufwandes im Verhältnis zur relativ
komplexen Aufgabenstellung im Rahmen. Über die Hälfte dieser Zeit wurde für die Einarbeitung in
die SAP-Middleware-Technologie für den Online-Store, also den ITS, SAP@WebStudio und
SAP-Internet-Transaktionen aufgebracht. Die Einarbeitung in die für diese Lösung spezifischen
Bereiche von SAP Retail 4.0 und für die Entwicklungsumgebung zur Erstellung der statischen
WebSite (Microsoft FrontPage) teilten sich den restlichen Anteil. Diese Verteilung ergab sich
aufgrund der unterschiedlichen Vorkennnisse bezüglich dem bereits vertrauten SAP-System und der
Erstellung von WebSites im Verhältnis zur neuartigen Entwicklung mit dem SAP@WebStudio. Die
hierzu nur dürftig vorhandenen SAP-Unterlagen erhöhten dabei den Aufwand für die Bearbeitung
des Online-Stores noch.
Für das Design der Lösung wurde mit 7% der geringste Anteil am Gesamtaufwand benötigt.
Dabei half der ‚Rich-picture’-Ansatz11 und die Trennung von statischer WebSite und SAP-OnlineStore, den Aufwand für das Design gering zu halten. Dies sollte jedoch nicht darüber
hinwegtäuschen, daß bei einer vom SAP-Standard bezüglich des Transaktionsablaufs abweichenden
Version eines Online-Stores mit einem wesentlich höheren Designaufwand gerechnet werden muß.
Die Implementierung benötigte 35% des betrachteten Gesamtaufwandes. Der Hauptanteil am
Implementierungsaufwand wurde für das GUI-Design der WebSite - vor allem des SAP-OnlineStores - benötigt. Verursacht wurde dieser zu einem Drittel dadurch, daß einerseits die
Notwendigkeit bestand, eine gleichermaßen für Kiosksystembenutzer wie auch für InternetHeimanwender geeignete Oberfläche zu entwickeln und andererseits das SAP WebStudio keine
WYSIWYG12-Entwicklung, sondern nur die direkte Manipulation von HTML-Code ermöglichte.
Bei der Verwendung der hier entwickelten Lösung in ähnlichen Projekten dürfte der
Implementierungsaufwand durch die bereits vorgefertigten, auf die Benutzung mit einem Kiosksystem
ausgerichteten Masken, geringer ausfallen. Ein weiterer signifikanter Anteil am
Implementierungsaufwand ergab sich durch die Pflege der Daten im SAP-System: Die für die hier
vorgestellte Lösung speziellen Einstellungsmöglichkeiten im Customizing des SAP-Systems und die
komplexen Zusammenhänge zum Beispiel bei der Preisfindung beziehungsweise den
Kalkulationsschemata erzeugten diesen Aufwand, wobei ein mit dem Modul SD des SAP-Systems
10
Detailliert in Abbildung 20, 82.
Siehe Abbildung 23, 88.
12
‚What You See Is What You Get’ – hier: visuell unterstützte GUI-Implementierung.
11
7 Die umgesetzte Lösung
80
vertrauter Entwickler vermutlich weniger Zeit gebraucht hätte. Der restliche
Implementierungsaufwand verteilte sich auf verschiedene Bereiche, wie zum Beispiel die
Materialsammlung (Grafiken und Texte) für die WebSite und die Artikel.
Die Tests und Korrekturen verursachten mit 10% einen relativ geringen Anteil am
Gesamtaufwand. Hierbei zahlte es sich aus, sich weitestgehend an den Standard-Online-Store des
SAP-Systems gehalten und auf eigene Programmierung soweit wie möglich verzichtet zu haben. Bei
der Verwendung spezieller, eigener SAP-Transaktionen würde sich vermutlich auch der
Testaufwand beträchtlich erhöhen.
Allgemein sollte bei der Entwicklung von IACs die Programmierung der ABAP-Transaktion
sowie die Ausarbeitung der HTML-Templates von der gleichen Person erfolgen. Bei einem größeren
Programmierprojekt würde die Aufteilung immer zu entwickelnde Dynpros und deren HTMLVertreter gemeinsam umfassen, um einen iterativen Entwicklungsprozeß zu ermöglichen.13 Werden
die durch Kiosksysteme vorgegebenen zusätzlichen Einschränkungen über die Beschränkung der
Seitenlänge hinaus berücksichtigt, so muß das Dialogdesign für die Kiosksysteme zusätzlich in den
iterativen Entwicklungsprozeß mit aufgenommen werden. Verzichtet man auf ein auf die
Kiosksysteme zugeschnittenes WWW-Dialogdesign, so kann die Anbindung dieser Systeme noch
nach Abschluß der Entwicklung der eigentlichen WebSite vorgenommen werden.
7.4
Analyse
In der Analysephase wurden verschiedene Handelsbranchen auf ihre Eignung für eine
Musterlösung geprüft.14 Weiterhin wurde versucht, mit der Firma Conrad Electronic ein
Kundenprojekt zu starten. 15 Aus den hieraus gewonnenen Ergebnissen wurde als
Musterunternehmen für den Prototypen eine Online-Mall ‚FlashSell’ aufgebaut, in der sich der
Anbieter ‚SiNiTron’ befindet. Dieser ist als Versandhandel für Siemens Nixdorf-Produkte für den
privaten Bereich konzipiert worden.
13
Eine detailliertere Beschreibung zum Entwicklungsprozeß findet sich in
Pérez, Mario [u.a.]. Geschäftsprozesse im Internet mit SAP R/3: Chance zur Neugestaltung ..., 185ff.
14
Siehe 5.2.3 Geeignete Branchen, 37.
15
Hintergrundinformationen hierzu befinden sich in Anhang D.
7 Die umgesetzte Lösung
7.4.1
81
Komponenten
Für die hier vorgestellte Lösung wurden folgende Komponenten benutzt:
Bereich
FRONTEND
Produkt
Beschreibung
MS Windows 95 / Windows NT Betriebssystem für das Kiosksystem
SNI WebFACER16
Kiosksystem-Maskierung für BrowserGUIs: „Es wird möglich, in einer
Entwicklungslinie Intranet- und InternetInformationsangebote sowohl über PCs als
auch über Selbstbedienungsterminals
bereitzustellen.“ (WebFACER... 4)
BACKEND
BS+DBMS
Umgebung für das SAP-System
SAP Retail 4.0
Warenwirtschaftssystem. Benötigt werden
n MM/Produktkatalog
mindestens die integrierten Logistikmodule
n SD/Bestellen Sie hier!
Materialwirtschaft (MM) und Vertrieb
n SD/Verfügbarkeitsanfrage
(SD)
MIDDLEWARE SAP Internet Transaction Server Verbindet WebServer und SAP-System
MS WinNT Server 4.0
Bisher einzige Plattform für ITS
MS WinNT 4.0 Service-Pack
Muß installiert werden
ENTWICKLUNG MS FrontPage 97
WebSite-Entwicklung – viele alternative
Werkzeuge dafür auf dem Markt. Zur
Vorbereitung für das SAP@WebStudio
SAP WebStudio 2.0
Zur Entwicklung dynamischer Seiten mit
SAP HTMLBusiness als alleinige
Entwicklungsumgebung für die WWW-Site
unzureichend. Die Verwendung der
Version 1.1 ist ebenfalls möglich.
Netscape Navigator 4.03
Zum Test des Internet Online-Stores über
NSAPI für Netscape-Benutzer
MS Internet Explorer 4.01
Zum Test des Internet Online-Stores über
ISAPI für Explorer-Benutzer und für den
Einsatz im Kiosksystem: WebFACER setzt
darauf auf. Version 4.01 ist zwingend
notwendig.
DESIGN
Micrografx PicturePublisher 7
Grafiken der WebSite erstellen und
bearbeiten.
Leonardo Mindmap
Mindmaps für die Präsentation und falls
(Josef Schmidt Colleg GmbH)
erforderlich für die WebSite erstellen
Graphics Workshop 1.1n
Gruppenweise Bildkonvertierung
(Alchemy Mindworks Inc.)
Micrografx Simply 3D 2
GIF-Animationen und Objekte mit
Lichteffekten erstellen
16
Eine Liste der Funktionen des WebFACERs und möglichen Erweiterungen befindet sich im Anhang F.
7 Die umgesetzte Lösung
82
Bei der Installation dieser Komponenten ergeben sich folgende Abhängigkeiten für die
Reihenfolge der Installationsschritte:
Backend
Middleware
BS+DBMS
Windows NT
- Server -
Frontend
Windows 95
oder NT
Windows NT
- Service Pack -
Internet
Explorer
SAP Retail
ITS
WebStudio
Internet
Explorer
WebFACER
Abbildung 20 - Was muß wann installiert werden?
Dabei ist hervorzuheben, daß der Internet Transaction Server und das SAP@WebStudio eine
Windows-NT-Server-Installation der Version 4.0 in der entsprechenden Sprache, dessen Service
Pack sowie den Microsoft Internet Explorer der Version 4.01 benötigen, um installiert werden zu
können. Da bei der Installation des ITS eine Reihe von Parametern des SAP-Systems eingegeben
werden müssen und diese auch gleich überprüft werden, muß zudem bereits der Zugang zu einem
SAP-System vorhanden sein. Der WebFACER von Siemens Nixdorf benutzt den Microsoft Internet
Explorer als HTML-Interpreter.
7 Die umgesetzte Lösung
7.4.2
83
Funktionsumfang
Der Funktionsumfang des Online-Stores wurde aufgrund von Vergleichen mit existierenden
WebSites und Empfehlungen der Literatur festgelegt (Entscheidungskriterien stehen in Anhang C):
MUSS-Bestandteil
Suchmöglichkeit für Artikel
Unterschiedliche Preispolitik
zwischen konventionellem und
Online-Kunden
E-Mail als Auftragsbestätigung
(machbar, jedoch hat die Zeit dafür
nicht mehr gereicht)
Online-Bestellmöglichkeit
e-Mail-Abonnement
Kontaktseite
KANN-Bestandteil
Online-Diskussionsforum (Chat) (falls das
Angebot erklärungsbedürftig ist)17
Lieferfähigkeitsangabe (falls der
Erstellungsaufwand zu bewältigen ist)
IST-NICHT-Bestandteil
Softwareagenten
Verweise auf
unabhängige
Veröffentlichungen und
zu Non-ProfitOrganisationen18
Individualisiertes Angebot (falls dadurch ein
Zusatznutzen gegenüber dem Normalkauf
generierbar ist)
Unterstützung von nicht dem Standard
entsprechenden Zugängen (keine
Unterstützung von Grafik, Frames, JavaScript
oder ähnliches auf der Client-Seite) – Eine
Minimalunterstützung mit der Meldung ‚Your
Browser doesn’t support frames!’-wurde
implementiert
Informations-Mehrwerte (falls es
erklärungsbedürftige Artikel und langlebige
Informationen sind - gab es beim
Musterunternehmen nicht)
Multimediale Erweiterungen (falls daraus ein
Zusatznutzen generierbar ist).19
Unterstützte Sprachen: Die Landessprache und
englisch - im Prototypen in deutsch, aber
ausgelegt auf die Erweiterung um weitere
Sprachen.
Gewinnspiele (falls die Zielgruppe diese nutzen
würde)
Tabelle 5 - Funktionsumfang des Prototypen20
7.5
7.5.1
Design
Einführung
Bei der hier gewählten Lösung wurde der SAP-Online Store in Verbindung mit dem
Produktkatalog des SAP-Systems verwendet. „Die Produktkatalogfunktionalität ermöglicht das
Speichern, Abrufen und Verwalten von Daten, die in Verbindung mit Werbemitteln, wie Katalogen,
17
Gespräche mit Benutzern der ‚Neckermann‘-Chatbox ergaben, daß die in der Regel 25- bis 30-jährigen Benutzer
meistens nur geringen oder gar keinen Bezug zum restlichen Online-Angebot der WebSite haben.
18
Um den Kunden dennoch im eigenen Angebot zu halten, ist die Darstellung des Verweises in einem neuen
(Child-)-Browserfenster sinnvoll. Dies ist jedoch bei der Kiosksystem-Version nicht umsetzbar.
19
Als EyeCatcher-Funktion für den Erstkontakt wurde im Prototyp eine Animation eingebaut.
20
Grün (hell) entspricht 'umgesetzt' und rot (dunkel) entspricht 'nicht umgesetzt'.
7 Die umgesetzte Lösung
Prospekten, CD-ROMs, Online-Diensten (WWW, Compuserve etc.) und multimediafähigen
Kiosksystemen am POS , anfallen.“ (SAP AG, Online Dokumentation Produktkatalog:
Einsatzmöglichkeiten).
Das folgende Schaubild gibt einen Überblick über die relevanten Anbindungswege und
Funktionen:21
Abbildung 21 - Relevante Module und Funktionen
21
Gemäß Hartmann, Joachim. Retail Internet-Szenarien Release 4.0.
84
7 Die umgesetzte Lösung
Die folgende Abbildung veranschaulicht beispielhaft den dabei auftretenden Daten- und
Steuerfluß zwischen dem WWW und dem SAP-System:
Abbildung 22 - Beispiel zur Verbindung zwischen WWW und SAP über den ITS
85
7 Die umgesetzte Lösung
86
Ausgangspunkt für dieses Szenario ist das zuvor in der Produktauswahl gewählte Frame
‚Käsetheke’ mit der ‚produkte_screeb.area’ ‚3’. Dort wird entsprechend der ‚product_id’ ‚2’
Hyperlink ‚Gouda, jung’ dargestellt. Beim klicken auf diesen Hyperlink werden dem WGate des ITS
das gewählte Produkt (SELECTED_ITEM=2), der Produktbereich (SELECTED_AREA=3), das
Zielframe (FRAME_4) und das Ereignis ‚~OkCode=„ITEM“’ übergeben. Aufgrund der
Bezeichnung ‚SAPMWWMJ_3420.html’ der ITS-HTML-Datei liest das AGate die entsprechende
Service-Datei, versorgt im SAP-System das Bild ‚3420, SAPMWWMJ’ mit den ensprechenden
Parametern im Dynproformat, und ruft damit das Ereignis ‚ITEM’ (‚Show’-Befehlsschaltfläche) auf.
Das zugehörige ABAP-Unterprogramm ruft anschliessend veranlaßt durch das Ereignis „when
‚ITEM’“ das Folgebild ‚3430, SAPMWWMJ’ auf. Dieses lädt entsprechend der ausgewählten
Produktauswahl (‚bapilaya-area’) und dem ausgewählten Produkt (‚bapilayit-item’) die
Detailinformationen des Produktes in das Bild ‚3430’. Das AGate bekommt den neuen
Dynproschirm und generiert mit diesem (=Inhalt) und dem entsprechenden ITS-Template (=Form)
die neue HTML-Seite - die Detailansicht des Produktes im WWW.22
Die komplette Transaktion und die entsprechenden Dynpros laufen also vollständig innerhalb
des SAP-Systems ab. Das bedeutet auch, daß man entsprechende Transaktionen im SAP-System
auch ohne WWW-Anbindung ausführen kann. Die Aufgabe des ITS und die Anbindung besteht also
darin, die Daten zwischen dem WWW-GUI und dem entsprechenden SAP-GUI zu transportieren.
Dementsprechend beschränken sich die erforderlichen Kenntnisse und Aufwand auf WWW-Seite
auf das GUI-Design mit HTMLBusiness (es ist also kein Java erforderlich), während im SAP-System
komplette Transaktionen nebst zugehöriger Oberfläche geschrieben werden müssen. Allerdings wird
bei dem IAC ‘Verfügbarkeitsanfrage’ (Available to Promise; Transaktion CDKAV) ein zusätzliches
Java-Applet zur multimedialen Präsentation der Materialien eingesetzt.
22
Siehe auch Hantusch, T., B. Matzke, und M. Perez. SAP R/3 im Internet: Globale Plattform ... , 105:
Zeitablaufdiagramm einer ITS-Sitzung.
7 Die umgesetzte Lösung
7.5.2
Strukturierung
Obwohl bei der hier vorgestellten Lösung der SAP Online-Store und die statische WebSite
über die Frametechnik getrennt implementiert wurden, wurde das Design der kompletten WebSite
zunächst als Ganzes vorgenommen, um die Integrität beider Teile zu gewährleisten. Die folgende
Abbildung gibt den prinzipiellen Aufbau der mit dem Prototypen erstellten WebSite wieder. Dabei
wurde gemäß der Analyseergebnisse für den Funktionsumfang (siehe Tabelle 5) zwischen MUSSund KANN-Objekten unterschieden:
Tabelle 6 - Auszug aus der Linkstruktur des Prototypen
87
7 Die umgesetzte Lösung
88
Die obige Tabelle ist nur ein vereinfachter Auszug aus dem kompletten Design der WebSite,
welches gemäß dem Paradigma des ‚Rich-Picture’23 durchgeführt wurde.
Diese Methode erhöht den eigenen Überblick und bietet eine Gesprächsbasis mit dem Kunden
des Projektes. Dabei wird eine alles umfassende integrierte Darstellung der aufzubauenden WebSite
angestrebt. Bei dem hier angefertigten Prototypen wurden hierzu auf einem DIN A 2-Blatt die
einzelnen HTML-Seiten skizziert, benannt und die Hyperlink-Struktur eingetragen. Dies ermöglichte
auch bei der Überarbeitung der WebSite eine effiziente Statuskontrolle für die einzelnen HTMLSeiten. In der folgenden Abbildung ist ein Auszug dieses ‚Rich pictures’ dargestellt:
Abbildung 23 - Auszug aus dem ‚Rich picture'-Papierkonzept zur WebSite des Prototypen
7.5.3
Architektur
Um das harmonische Zusammenspiel der einzelnen Frame-Inhalte, vor allem zwischen dem
SAP Online-Store und der restlichen WebSite zu gewährleisten, wurden Frame-Muster (Patterns),
das heißt einheitliche Vorgaben für verschiedene Framearten der WebSite erstellt. Diesen Patterns
23
Wood, L.E. User Interface Design: Bridging the Gap from User Requirements to ... , 152ff: Als erstes sind
globale, abstrakte Grafiken des Gesamtsystems zu erstellen.
7 Die umgesetzte Lösung
89
wurden dann die einzelnen Inhalte zugewiesen (rot entspricht ‚MUSS’, grün entspricht ‚KANN’enthalten sein):
Einzelseite - Homepage Anbieter:
EINZELFRAME
n Sprachwechsel
n Unternehmensinfos
n Information
n Einkaufen
n Suche
n Teaser (WWW-orientiert)
n Index
n Spezialkataloge
n Tips&Trends
n Gewinnspiel
n Jobs
Einzelseite - Homepage Mall:
EINZELFRAME
n Sprachwechsel
n Shop
n Betreiber-Infos
n Teaser (Kiosk-orientiert)
Kombinierte Seite aus Home-, Querverweis-, Kontext- und Inhalt-Frame:
HOMEFRAME
Zurück zur Startseite
des Anbieters
‚SiNiTron’
QUERVERWEISFRAME
• Über uns (Anbieterinfos)
• Information&Service
• Einkaufen (OL-Store)
• Suche
• Abo-Service
KONTEXTFRAME
INHALTFRAME
• Onlinestore
• [Betreiberinfos]
(Rubrik
• Anbieterinfos
Multimedia,
• Volltextsuche
Halbleiter, ...)
• Abo-Service
• Information
• Kontaktinfos
(Katalog
• Darstellung der Artikel
bestellen,
• Warenkorb/Merkzettel
Presseinfos, Jobs, • Bestellformular
...)
• AGB’s/Lieferbedingungen
• Index ABC...
• Bestellbestätigung
• Artikelliste,
Trefferliste,
Sonderangebotsliste
•
•
•
•
Index
Tips&Trends
Gewinnspiel
Jobs
Dabei besteht die typische Arbeitsseite des Benutzers aus der oben dargestellten kombinierten
Seite aus Home-, Querverweis-, Kontext- und Inhalt-Frame. Dabei läuft der SAP Online-Store
vollständig im Inhaltframe ab. Die Randframes (Homeframe, Querverweisframe und Kontextframe)
sind entsprechend sparsam zu gestalten.
7 Die umgesetzte Lösung
90
Weiterhin existieren zwei identische Verzeichnisse der WebSite. Während der Benutzer
einkauft, befindet er sich im Verzeichnis ‚InShop/’ und vor oder nach dem Einkauf im Verzeichnis
‚OutShop/’. Diese Verzeichnisse sind identisch bis auf den Umstand, daß beim Einstieg in den
‚InShop/’ die entsprechende Online-Store-Transaktion aufgerufen wird und beim Ausstieg in den
‚OutShop/’ die Transaktion mit einer entsprechenden Meldung beendet wird. Die folgende
Abbildung stellt die prinzipielle Hyperlink-Struktur der gespiegelten WebSite dar:
Abbildung 24 - So funktioniert der Wechsel zwischen dem ‚InShop/' und dem ‚OutShop/' Verzeichnis
Aus der Verwendung der Frametechnik und der Spiegelung der WebSite ergibt sich eine relativ
starke Trennung zwischen dem SAP Online-Store und der restlichen Unternehmens-WebSite. Diese
Architektur wurde gewählt, weil sich dadurch eventuell folgende Vorteile ergeben:
•
Der SAP Online-Store und Unternehmenswebsite werden fast vollständig voneinander entkoppelt.
Dadurch können sie weitestgehend voneinander getrennt entwickelt und gewartet werden.
•
Bei Anpassungen der WebSite müssen diese nur in beide Verzeichnisse kopiert werden. Dabei
sind keine Anpassungen am SAP Online-Store notwendig.
•
Es ist auf einfache Weise möglich24, nach Unternehmenswebsite und Online-Shop getrennte
Informationen über das Benutzerverhalten zu erhalten. 25
•
Die das SAP-System belastende Online-Shopping-Transaktion läuft in der Regel nur so lange, wie
der Benutzer auch einkauft. Dabei wird ihm jedoch die Flexibilität gelassen, zwischendurch auch
andere Themen aufzurufen.
Der folgende Auszug einer Linkstruktur stellt entsprechend der zuvor prinzipiell dargestellten
Spiegelung der WebSites beispielhaft den Ablauf eines Einkaufvorgangs und somit die
24
25
Beispielsweise ein Zähler.
Zum Beispiel: ‚Wieviel Benutzer waren wie lange auf der Unternehmenswebsite und im Online-Shop?‘.
7 Die umgesetzte Lösung
91
Verknüpfungen an der Schnittstelle zwischen dem SAP-Online-Store und der restlichen WebSite
dar:
Abbildung 25 - Auszug aus der Linkstruktur zwischen dem SAP-Online-Store und der restlichen
WebSite 26
26
Durch welche Dateien sich ‚InShop/‘ und ‚OutShop/‘ unterscheiden, steht in Anhang D.
7 Die umgesetzte Lösung
92
Der Benutzer springt nach dem Aufruf der Unternehmens-Website auf beliebige Inhalte wie zum
Beispiel ‚Com.htm’ (Mitte, links). Gelangt er auf die Einkaufen-Startseite ‚Shop.htm’ (oben, links),
so kann er über den Querverweis ‚Einkaufen’ in das ‚InShop/’-Verzeichnis wechseln und den
Einkaufsvorgang starten. Hier hat er nun neben der Bedienung des SAP Online-Stores ‚RetCat.htm’
(oben, rechts) im Inhalte-Frame auch die Möglichkeit, zwischendurch auf beliebige andere Inhalte
wie ‚Info.htm’ (Mitte, rechts) zu wechseln und später den Einkaufsvorgang fortzusetzen. Wird der
Einkauf wie bei ‚Shop.htm’ (rechts, unten) beendet oder abgebrochen, so wechselt der Benutzer
wiederum in das ‚OutShop/’-Verzeichnis, wo er wiederum verschiedene Inhalte aufrufen und den
Einkaufsvorgang von neuem starten kann.
Bei der Spiegelung der WebSite ist darauf zu achten, daß die Dateien wirklich nur kopiert
werden, und die relativen Adressen in den Hyperlinks erhalten bleiben. Wird zum Beispiel innerhalb
der Entwicklungsumgebung ‚MS FrontPage’ kopiert, so werden die entsprechenden Hyperlinks
automatisch umgebogen. Deshalb sind die Kopien der Dateien konventionell mit dem MS-Explorer
oder ähnlichem zu erstellen.
7.5.4
Farbgestaltung
Die Farbgebung des Online-Stores sollte für den Prototypen folgende Bedingungen erfüllen:
•
Eine auch für leicht sehbehinderte und farbenblinde Menschen gut lesbare Schrift
•
Jugendlich-dynamisches Erscheinungsbild zur Ansprache der entsprechenden Zielgruppe
•
Einen harmonischen, konsistenten Gesamteindruck
Entsprechend dieser Vorgaben wurde folgende Farbkombination gewählt:27
•
Schwarzer Hintergrund
•
Hyperlinks in gold-orange
•
Text in türkis
7.6
Implementierung
Wie in Unterkapitel 7.2 (Erfolgsfaktoren) beschrieben, stellt das umfangreiche, erforderliche
Know-How einen zentralen Erfolgsfaktor für die erfolgreiche Entwicklung dar. Durch die Situation
eines ‚Ein-Mann-Projektes’ verschärfte sich bei der Erstellung des Prototypen die Situation noch.
Als Richtlinie für die Implementierung bei solchen Projekten kann deshalb empfohlen werden:
•
Auf Eigenentwicklungen mit Programmiersprachen soweit wie möglich zu verzichten.
•
Standard-Entwicklungsumgebungen wie Microsoft FrontPage zu verwenden.
27
Vgl. Stary, Christian. Interaktive Systeme: Software-Entwicklung und Software-Ergonomie ... , 71.
7 Die umgesetzte Lösung
93
SAP@WebStudio bietet keine komplette WebSite-Entwicklungsumgebung mit grafischer
Manipulationsmöglichkeit der WWW-GUI und ähnlichem. Deshalb erscheint es – sofern nicht auf
vorgefertigte IACs zurückgegriffen wird - sinnvoll, zuerst eine Vorabversion der WebSite mit
entsprechender Software zu erstellen und diese dann in SAP@WebStudio zu übernehmen. Da im
SAP@WebStudio der HTML-Code um die entsprechenden HTMLBusiness-Befehle erweitert
werden muß, ist dieser Schritt allerdings irreversibel, was zu Problemen bei der Wartung und
interaktiver Entwicklung führen kann.28
Durch die Notwendigkeit, umfangreiche Anpassungen am von der SAP AG vorgegebenen
Internet Online-Store vorzunehmen verbunden mit der direkten Manipulation des HTML-Codes im
SAP@WebStudio ergab sich ein beträchtlicher Entwicklungsaufwand. Ein Beispiel für eine solche
Anpassungsmaßnahme wird durch die folgenden beiden Grafiken verdeutlicht:
Abbildung 26 - Ursprüngliche (SAP-Muster) Form des GUI-Elements29
Der Wechsel der Shops im obigen Frame (SAPMWWMJ_3310.html) ist undurchsichtig und
für den ungeübten Benutzer in der Bedienung schwierig nachzuvollziehen, da die Positionierung
keinen Aufschluß über die Funktionen ‚zum vorhergehenden Shop’ beziehungsweise ‚zum nächsten
Shop’ gibt. Außerdem kann es bei Kiosksystemen durch die nahe Positionierung der beiden Buttons
je nach Beschaffenheit des Fingers des Benutzers relativ leicht zu Fehlbedienungen am Touchscreen
kommen.
Sinnvoller ist es, den gerade aktiven Shop zwischen den beiden davor und dahinter liegenden
Shops zu plazieren, um die Funktionen der Buttons zu verdeutlichen, und beide Buttons etwas weiter
entfernt voneinander anzubringen:
Abbildung 27 - Abgeändertes GUI-Element
Durch diesen Ansatz konnte auch der Platzbedarf verringert werden. Weiterhin weisen die
grafisch angepaßten Buttons keine ‚scharfen Kanten’ mehr auf, sodaß die Berührung der unten
28
29
Siehe Gellersen, Hans-Werner. „Web Engineering: Softwaretechnik für Anwendungen...“ , 42.
In Maske ‚SAPMWWMJ_2210.html‘ des SAP Online-Stores.
7 Die umgesetzte Lösung
94
dargestellten grünen Buttons mit dem Finger als angenehmer empfunden werden kann als die der
oben dargestellten, blauen Buttons.
7.7
Problembereiche
Bei einer Anbindung über den ITS-Server werden die Online-Shopper durch einen dummyBenutzer im SAP-System repräsentiert. Dadurch ergibt sich das Problem, daß zwar zum einen die
einzelnen Online-Shopper ein Bestellimit haben müssen, der dummy-SAP-Benutzer jedoch keines
haben darf, weil dieses ansonsten für alle Online-Shopper insgesamt gelten würde. Dadurch müssen
zusätzliche Plausibilitätsprüfungen außerhalb des R/3-Systems aufgebaut werden.
Es werden zwar nur geprüfte und bewährte SAP-Schnittstellen und gängige Standardsoftware
verwendet, sowie der Anteil an Eigenentwicklungen minimal gehalten. Dennoch ergeben sich aus der
Vielzahl der beteiligten Komponenten Unsicherheiten in deren Zusammenspiel in der Entwicklung
und im Betrieb sowie unter Umständen Performanceprobleme.
Während das WGate des ITS wahlweise unter Windows NT oder HP-Unix betrieben werden
kann,30 funktioniert das AGate nur unter Windows NT 4.0. Dadurch können bei groß
dimensionierten Systemen durch die Beschränkungen von Windows NT Probleme auftreten.
Die unterschiedliche Dialogsteuerung und -darstellung des WWW und des SAP-Systems kann
nicht nur - wie in 6.5.1 Dialog-Design erläutert - zu Bedienungsproblemen, sondern auch zu
zusätzlichen Entwicklungsaufwänden und Umstellungsproblemen von der SAP- auf die WWW-GUI
führen. So müssen im WWW Alternativen zu den im SAP-System gebräuchlichen Menüs und
Popups gefunden werden und Text Areas und Step-Loops programmtechnisch in HTML umgesetzt
werden.
Beim Ablauf einer dialoggesteuerten Geschäftstransaktion gibt es im Internet jederzeit die
Möglichkeit, zu bereits dargestellten Dialogen zurück zu ‚springen’. „Der Ablauf einer
beispielhaften Sitzung eines Internet-Anwenders und die Interaktion mit dem Web-Server, dem
Internet Transaction Server sowie dem R/3-System ist dabei nicht trivial, da der Ablauf der R/3Transaktion im R/3-System völlig korrekt mit dem Zustand der Visualisierung auf dem WebBrowser übereinstimmen muß.“ (Pérez u.a. 173). Probleme können zusätzlich dadurch entstehen,
daß eine SAP-Transaktion31 mehrere SAP-LUWs32 beinhalten kann.33 Diese sind in ihrer zeitlichen
Reihenfolge fest aneinander gebunden, sodaß ein über einen Webbrowser technisch möglicher
Rücksprung zu einer vorhergehenden SAP-LUW innerhalb einer SAP-Transaktion vom SAPSystem nicht vollzogen werden kann. Auch beim Start einer Transaktion gibt es Einschränkungen: So
ist es zum Beispiel nicht möglich, über entsprechende Parameter im URL direkt an eine beliebige
Stelle der Transaktion zu springen beziehungsweise die Punkte bis dorthin automatisch abzuarbeiten.
Die WGate.DLL bietet als Übergabeparameter zwar eine Reihe von Steuerbefehlen, einen
‚OkCode’, mit dem sich eine Eingabe simulieren läßt und die Möglichkeit, die Inhalte der Felder
einer Maske zu belegen, das Problem besteht aber darin, daß pro Aufruf nur ein solcher ‚OkCode’
30
Vgl. Ewald, Stefan. Electronic Commerce mit SAP ... .
Betriebswirtschaftlich konsistente, funktional und logisch zusammenhängende Dialogschritte.
32
SAP-Logical Units of Work: Technisch konsistente (Datenbank-) Transaktion.
33
Vgl. Administration des SAP-Systems R/3: Leitfaden zur Systembetreuung und –optimierung ..., 59-61.
31
7 Die umgesetzte Lösung
95
übergeben werden kann. Um zum Beispiel aber auf Knopfdruck sofort die verfügbaren
Sonderangebote anzeigen zu lassen, müßte jedoch zuerst der ‚OkCode’ für die Auswahl des
Produktkatalogs und der Sprache gesendet, und dann für die nächste Maske der ‚OkCode’ für den
gewünschten Shop (Sonderangebote) und den obligatorischen Shopbereich (Restposten oder
ähnliches) übergeben werden. Somit ist es ohne zusätzliche technische Kniffe - wie die Bearbeitung
mehrerer URLs über einen Hyperlink - nur möglich, die Maske(n) am Anfang der Transaktion zu
überspringen.
Die HTML-Dateien werden aus den HTML-Templates des SAP@WebStudio generiert. Da
diese HTML-Templates spezielle Steuerkommandos (HTMLBusiness-Kommandos) enthalten, ist die
Entwicklung der WebSite mit einem gängigen Werkzeug in vielen Fällen nicht möglich.34 Das
SAP@WebStudio ist jedoch keine adäquate Entwicklungsumgebung für WebSites, da wichtige
Funktionalitäten einer heutigen state-of-the-art-Entwicklungsumgebung für WebSites wie ein
WYSIWYG35-Editor und die grafische Darstellung der Linkstruktur fehlen. Dadurch muß entweder
Zusatzaufwand getrieben werden, bis eine konventionelle Entwicklungsumgebung so umgebaut
wurde, daß sie auch HTMLBusiness-Kommandos bearbeitet, oder es muß zusätzlicher Aufwand beim
umständlichen Erstellen der HTML-Seiten über die direkte Manipulation des HTML-Codes
betrieben werden.
Das WWW bietet nationalen oder regionalen Anbietern die Möglichkeit, ihren Vertriebsbereich
weltweit auszudehnen. Dem stehen allerdings auch Mehraufwände bei der Entwicklung und im
Betrieb gegenüber. So müssen beispielsweise die nationalen Einfuhrbeschränkungen, Steuersätze,
Währungen und ähnliches im SAP-System gepflegt werden. Außerdem erfordert dies bei bereits
bestehenden SAP-Systemen vermutlich einige Anpassungen und Erweiterungen an den bestehenden
Prozessen (zum Beispiel landesabhängige Zahlungsziele). Deshalb sind bei der Erweiterung zu einem
internationalen Angebot der Zusatznutzen und die zusätzlichen Aufwände je Vertriebsregion sorgfältig
gegeneinander abzuwägen.
Zusätzliche Kosten können durch benötigte Lizenzen entstehen. Die SAP AG definiert die
Anzahl der benötigten Lizenzen in der Regel über die Anzahl der Benutzer, die gleichzeitig die
Funktionen des SAP-Systems benutzen. Die Lizenzpolitik bei WWW-Benutzern mit Zugriff auf das
SAP-System ist jedoch noch nicht vollständig geklärt und stellt ein Konfliktpotential dar, da zwar
einerseits SAP-Funktionalität genutzt wird, andererseits jedoch nicht auf die GUI und
Dialogsteuerung des SAP-Systems zugegriffen wird.
Frames werden vom Microsoft Internet Explorer und vom Netscape Navigator bezüglich
dem SAP WebStudio unterschiedlich unterstützt: Während sich beim Navigator dynamisch
Framenamen zuweisen lassen, kann dies beim Microsoft Internet Explorer nur statisch geschehen.
Selbst beim Internet-Explorer 3.02 werden bestimmte Hyperlinks standardmäßig in weiß dargestellt,
während sie mit der Version 4.01 in variabler Farbe (beispielsweise orange) dargestellt werden. 36
Aufgrund dieser Unterschiede in der HTML-Interpretierung verschiedener Browser wurde der
Prototyp wurde nur für den Microsoft Internet Explorer lauffähig entwickelt. Um ihn auch für den
34
MS Frontpage entfernt z. B. alle nicht erkennbaren Elemente - also auch die HTMLBusiness-Anweisungen.
In diesem Fall sind die HTML-Elemente in ihrer endgültigen Darstellungsform direkt editierbar im Gegensatz zur
Bearbeitung der (textlichen) HTML-Anweisungen.
36
Bei den durch die Installation vorgegebenen, voreingestellten Parametern beziehungsweise Optionen.
35
7 Die umgesetzte Lösung
96
Netscape Navigator lauffähig zu machen, müßten noch einige Anpassungen in der Frametechnik
vorgenommen werden. Für die Umsetzung als Produkt müssen unter anderem deshalb
entsprechende Tests und Anpassungen bezüglich den gewünschten zu unterstützenden Browsern –
auch bezogen auf unterschiedliche Versionen dieser – vorgenommen werden. Dies bedeutet
zusätzlicher Entwicklungs- und Verwaltungsaufwand.
Eine Analyse der Antwortzeiten des Testsystems legt die Vermutung nahe, daß die
entsprechenden Zeiten zwar noch toleriert werden können, daß jedoch im Produktivbetrieb stets
darauf zu achten ist, daß sich diese Zeiten nicht erhöhen, da sonst die ‚Schmerzgrenze‘ für die
Benutzer des Online-Stores überschritten wird.
Ein besonderes Anliegen bei öffentlich zugänglichen und betrieblich zeitkritischen
Benutzungsschnittstellen stellen die Antwortzeiten interaktiver Software dar. Dabei
sollten folgende Richtwerte eingehalten werden: (Stary 157)
Richtwert
Einstieg in die Anwendung: max. 3
Sekunden
Feedback auf Benutzereingaben:
max. 0,2 Sekunden
Anfragen: max. 5 Sekunden
Browsing: max. 1 Sekunde
IST-Wert Testsystem
5,3 Sekunden
Kommentar
IST-Wert ist konstant
0,1 Sekunden (Sanduhr)
IST-Wert ist konstant
5 Sekunden (Verfügbarkeitsprüfung,
Darstellung des Angebotes und
Benutzer-Authentifizierung)
1,8 (Auswahl der Kategorie)
2,30 (Produktansicht mit Grafik)
1,6 Shops einblenden
1,4 Einkaufkorb einblenden
0,4 Hilfe einblenden
IST-Wert kann je nach Belastung es
SAP-Systems bis auf 30 Sekunden
steigen
IST-Werte können etwas
schwanken, liegen aber, sobald
SAP-Daten beteiligt sind, über einer
Sekunde.
Tabelle 7 - SOLL-IST-Wertevergleich bezüglich dem Antwortzeitverhalten des Testsystems37
Da das System mit dem ITS gut skalierbar ist, sind keine signifikanten Erhöhungen im
Anwortzeitverhalten zu erwarten. Dennoch sind die bisherigen IST-Werte bereits an der Grenze der
Tolerierbarkeit. Signifikante Verbesserungen durch Optimierungmaßnahmen sind allerdings ebenfalls
nicht zu erwarten, da die relativ vielen Umsetzungsstufen (zwischen HTML-Interpreter, HTMLTemplate, SAP-Steuersignal, SAP-Dynpros und Datenbank) mit der Verarbeitungslogik im SAPSystem, also auf der Serverseite einen prinzipiellen potentiellen Performanceengpaß bilden.
37
Das Testumfeld bestand aus folgenden Komponenten: Client: Siemens Nixdorf Pro C5 200 MHz, 32 MB RAM,
Windows 95, Internet-Explorer 4.0. Web-Server: Siemens Nixdorf PCE-5Smp mit Windows NT 4.0, ITS 2.1, 512 MB
RAM. Backend: SAP Retail 4.0b.
8 Erweiterung um ein Kiosksystem
8.1
Motivation
Kiosksysteme lassen sich proprietär, nach etwaigen Standards oder basierend auf einem
Internet-Browser erstellen.
Die bisher gängigen, proprietären Kiosksysteme bringen häufig Nachteile mit sich. Mögliche
Nachteile sind:
•
Sie sind nicht für den Netzwerkbetrieb ausgelegt
•
Client-Server-Architektur wird nicht unterstützt
•
Proprietäre und somit herstellerabhängige Basis
•
Keine oder unzureichende Programmiersprache
•
Höherer Aufwand für Entwickler über die Phasen hinweg
Wird auf einem Internet-Browser aufgebaut, dann wird vor den Browser eine
Maskierungssoftware wie der WebFACER von Siemens Nixdorf oder Netkey von Lexitech
aufgeschaltet, welche die Browser-Funktionalitäten im gewünschten Maße einschränkt und
Zusatzfunktionen wie ein Touchscreen-Keyboard oder eine Lautstärkeregelung enthält. Das KioskTerminal (Hardware) kann von einem beliebigen Hersteller stammen. Siemens Nixdorf bietet
ebenfalls ein breites Spektrum von modular erweiterbaren und auf spezielle Anforderungen
zugeschnittenen Kiosksystemen wie ElecTRA, ProInfo, Virtueller Touch Terminal und andere. Die
GUI wird durch den jeweiligen HTML-Interpreter im Browser dargestellt und nach Bedarf durch
Java-Applets und JavaSCRIPT ergänzt. Eine neue, elegante Möglichkeit zur Einrichtung eines
solchen Kiosksystems ist die Verwendung des WebBrowser-Steuerelements des Microsoft InternetExplorer in eigenen Programmen.1 Damit lassen sich auf einfache Weise multimediale und funktionale
Erweiterungen bei den Kiosksystemen implementieren. So können zum Beispiel EyeCatcherFunktionen oder Klänge beziehungsweise Musik damit eingebunden werden. Durch diese Lösung
lassen sich auch elegant die performancelastigen Elemente, die auf der Internet-Heimanwenderseite
unerwünscht sind, jedoch bei Kiosksystemen Sinn machen, einbauen:
1
Vgl. Grandle, R. [u.a.]. Microsoft Internet Explorer 4: Die technische Referenz ..., 154-158.
8 Erweiterung um ein Kiosksystem
98
Abbildung 28 - Beispiel zur Erweiterung des Kiosk-User Interface mittels einer Applikation
Da für das Recht zur Nutzung von Browsersteuerelementen des Internet Explorers in eigenen
Anwendungen keine Gebühren bezahlt werden müssen,2 lassen sich mit dieser Lösung zugleich
gegenüber konventioneller Kiosksystem-Software die Betriebskosten reduzieren. Die hier
vorgestellte Lösung nutzt jedoch das Produkt ‚WebFACER’ von Siemens Nixdorf zum Aufbau der
Kiosk-Funktionalität, da eine Eigenentwicklung im Rahmen der Diplomarbeit - insbesondere da
Texteingaben für den Bestellvorgang erforderlich sind - zu aufwendig geworden wäre.
Gemäß dem Projektsteckbrief zum Projekt Shopping Star von Siemens Nixdorf ergeben sich
durch Kiosksysteme folgende Vorteile:3
Für den Endkunden:
•
Shopping rund um die Uhr
•
Einfache und schnelle Bedienung
•
Umfassende und detaillierte Information
•
Aktuelle Produkte und Sonderangebote
2
3
Gemäß Grandle, R. [u.a.]. Microsoft Internet Explorer 4: Die technische Referenz ..., 161.
Entnommen aus ‚http://www.siemensnixdorf.com/public/aswc/aswc8/projects/el_shop/sstar_d.htm’.
8 Erweiterung um ein Kiosksystem
•
Lebendige Präsentation
•
Keine Wartezeiten, hohe Bequemlichkeit
•
1a Service
99
Für den Anbieter:
•
Unabhängigkeit von Öffnungszeiten
•
Additives Produktangebot
•
Attraktiver Werbe- und Informationskanal
•
Kundenbindung, Kundenpflege
•
Entlastung des Personals
•
Umsatzsteigerung
•
Imageverbesserung
•
Wettbewerbsvorteile
•
Schnelle Präsentation von Informationen und Angeboten
•
Analyse des Kaufverhaltens
•
Gezielte Werbung und Verkaufsmaßnahmen
„Derzeit eignet sich das Internet wegen seiner wechselhaften Performance nur bedingt als
Kommunikationsmedium für Multimedia-Kioske.“ (Goos). Dieses Argument wird durch ständig
zunehmende Bandbreiten im Netzwerkbereich zugunsten von Entwicklungs- und Wartungsvorteilen
zurückgedrängt, sodaß mittelfristig mögliche Performanceprobleme keinen Engpaß mehr für die
integrierte Anwendung in Kiosksystemen und Internet Online-Stores darstellen werden. Ein
Vergleich der hier favorisierten Lösung, bei der das Angebot für den Internet Online-Store und die
Kiosksysteme aus der gleichen Quelle stammen, mit einer getrennten Entwicklung beider Systeme,
ergibt folgende Vor- und Nachteile:
PRO Kombiniertes System
PRO Getrenntes System
•
Der Wiedererkennungsfaktor zwischen
Home-Shopping und Kioskshopping ist höher.
Damit ergeben sich bessere Orientierungsmöglichkeiten für Benutzer beider Systeme
•
Dadurch, daß die Beschränkungen
des WWW entfallen, ist die Lösung
prinzipiell individueller auf
Kundenbedürfnisse abstimmbar
•
Weniger Entwicklungs- und
Wartungsaufwand
•
Höhere Sicherheit beim Ausfall
eines Vertriebsweges
•
Höhere Konsistenz des Angebots
•
Lastentkopplung: InternetOnlineshopping beeinträchtigt nicht
8 Erweiterung um ein Kiosksystem
100
die Performance der Kiosksysteme
Dabei fällt auf, daß einige der Vorteile des getrennten Systems durch die momentane
Entwicklung der WWW-Erweiterungen – wie Dynamisches HTML - und zunehmende Bandbreiten
im Netzwerkbereich abgeschwächt werden oder ganz verschwinden. Die Vorteile des kombinierten
Systems - vor allem der geringere Entwicklungs- und Wartungsaufwand - gewinnen bei knappen ITRessourcen zunehmend an Bedeutung. Dementsprechend ändern sich die Einsatz- und
Kombinationsmöglichkeiten von EC-Lösungen für den Handel:
„Eigenständige Kiosksysteme als Multimedia-Anwendung finden im deutschen Handel immer
weniger Interesse. Das zeigte ausgerechnet die Fachkonferenz Smart Kiosk. Symptomatisch war
dort die Ankündigung von Karstadt, testweise für zwei Sortimente My-World-WWW-Zugänge statt
Kiosksystemen in den Häusern aufzustellen.“ (Rode, „Aus für Musicmaster?...“ 36). Diese Aussage,
bei der öffentliche WWW-Terminals nicht zu Kiosksystemen gezählt wird, bestätigt den Bedarf nach
einer kombinierten Lösung zwischen Internet-Online-Store und öffentlichem Terminal. Dadurch
erhofft sich Karstadt die Einsparung von Konvertierungs- und Servicekosten in Höhe von 600 000,DM pro Jahr und eine subtile Form der Werbung für die eigene Internet-WebSite.
8.2
Multimediale Erweiterungen
Um den hohen Anforderungen an die Oberfläche von Kiosksystemen gerecht zu werden,
können bei den Kiosksystemen gegenüber der WWW-WebSite multimediale Erweiterungen sinnvoll
sein. Vorstellbar sind hierbei eine Eye-Catcher-Animation bis zur ersten Interaktion und multimediale
Produktpräsentationen. Elegant und mit wenig Zusatzaufwand läßt sich dies umsetzen, indem die für
den Internetbenutzer vorgesehenen Grafikdateien im GIF-Format durch ihre animierten Pendants für
das Kiosksystem ersetzt werden. Bei der Festlegung der Verteilung von multimedialen Erweiterungen
ist auf das durchschnittliche Aktualisierungsintervall der jeweiligen Erweiterung zu achten. So macht
es zum Beispiel wenig Sinn, bei einem kurzlebigen Sortiment wie bei der Modebekleidung
multimediale Animationen auf dem Kiosksystem zu pflegen. Um einerseits multimediale
Erweiterungen in die Kiosksysteme einbauen zu können und andererseits den Vorteil des geringeren
Wartungsaufwandes beim kombinierten Einsatz zu behalten, sollten sich diese Erweiterungen sinnvoll
in das folgende Schema einbauen lassen:
8 Erweiterung um ein Kiosksystem
101
complex/static
CD-ROM
Kiosk
Internet
trivial/both
OL-Store
CD-ROM
complex/static
Abbildung 29 - Datenverteilung bei multimedialen Erweiterungen
Die Darstellung auf dem Kiosksystem-GUI und dem Online-Store teilt sich in die Bereiche
‚komplexe statische Daten’ (multimediale Artikelpräsentationen und ähnliches) und ‚einfache
statische und dynamische Daten’ wie Preise, Verfügbarkeiten und Artikelbezeichnungen auf. Die
Kiosksystem-Stationen besitzen ein CD-ROM-Laufwerk, von dem bei Bedarf die komplexen Daten
gelesen werden. Die einfachen Daten werden über das Inter- beziehungsweise Intranet online
beschafft. Beim Online-Store werden die dynamischen Daten ebenfalls aus dem Internet geladen und
um eine ‚Light’-Version der statischen Daten ergänzt. Der Benutzer erhält jedoch die Möglichkeit,
beim Anbieter eine CD-ROM zu bestellen, um ebenfalls die komplexen Daten darstellen zu können.
Solange kein Kunde am Kiosksystem tätig ist, können multimediale Inhalte dominieren. Sobald
ein Kunde es benutzt, reichen einfach dargestellte Inhalte aus, da sowohl Kiosksystembenutzer sowie
Benutzer von Internet-Online Stores normalerweise gezielt nach Informationen beziehungsweise einer
Problemlösung suchen, und daher ohnehin nur wenig durch Werbung im Sinne der Push-Medien zu
beeinflussen ist.
8.3
Einsatzszenarien
8.3.1
Kontaktszenarien
Je nach Einsatzort, Branche und Zielgruppe ergeben sich unterschiedliche Kontaktszenarien
zwischen Benutzer und Kiosksystem. Die am häufigsten vorzufindenden sind:4
•
Single-Szenario: Der Benutzer geht von sich aus auf das System zu. Er hat keinen Kontakt zu
einem Verkaufsberater. Dies ist vermutlich das für den Einsatz im stationären Handel am
häufigsten anzutreffende Szenario.
•
Remote-Help-Szenario: Ähnelt dem Single-Szenario, es ist aber zusätzlich ein Kontakt mit einem
Verkaufsberater über das System möglich. Da Netzwerke mit ausreichend
Übertragungskapazitäten für Videoübertragungen noch relativ teuer sind, lohnen sich entsprechend
ausgestattete Systeme wohl kaum. Allerdings sollte bei der Planung des Netzwerks berücksichtigt
4
Siehe Segerer, J. Interaktive Verkaufsförderung: Kiosksysteme fuer den POI/POS ..., 68-70.
8 Erweiterung um ein Kiosksystem
102
werden, ob später Videos übertragen werden sollen oder nicht. Weiterhin werden sich in der
Anfangsphase eines Kiosksystem-Angebots für den Endkunden vermutlich kaum ausreichend
Benutzer finden lassen, um den Synergieeffekt eines gemeinsamen Verkaufsberaters nutzen zu
können.
•
Waitingroom-Szenario: Der Kunde wird zur Zeitüberbrückung - wenn gerade kein
Verkaufsberater zur Verfügung steht oder sich andere Engpässe in der Kundenbetreuung ergeben
– an das System geführt. Dieses Szenario läßt sich unter anderem einsetzen, wenn das
Verkaufspersonal überlastet ist und es sich – wie bei Consumer Electronics - um überwiegend
erklärungsbedürftige Artikel handelt. Grundsätzlich sollte jedoch darauf geachtet werden die
Mehrzahl der Kunden möglichst sofort zu bedienen, da der Kunde sonst vermutlich bei dem unter
Verdrängungswettbewerb stehenden Handel bald auf einen anderen Anbieter ausweichen wird.
•
Reception-Szenario und Guide-Szenario: Hier benutzt der Verkaufsberater das System zur
Unterstützung bei der Verkaufberatung.
Diese Szenarien lassen sich auch in autonome Systeme (Nutzung durch den Kunden selbst) und
moderierte Systeme (während eines Beratungs- oder Verkaufsgespräches) einteilen.
Da die Personalkosten auf den zunehmend unter Kosten- und Preisdruck stehenden
Konsumgütermärkten ein entscheidender Erfolgsfaktor sind, wurde und wird im Handel versucht,
soviel Personal wie möglich - auch in Form von Verkaufsberatern – einzusparen beziehungsweise
dem mittlerweile knapp bemessenen Personal Routineaufgaben abzunehmen. Deshalb sollten in
diesem Bereich eingesetzte Kiosksysteme auf die Entlastung des Verkaufspersonals ausgerichtet
sein. Im Rahmen der oben vorgestellten Kontaktszenarien sollte deshalb das Kiosksystem für das
Single-Szenario und punktuell für das Waitingroom-Szenario konzipiert werden. Während man bei
den Szenarien mit moderierten Systemen davon ausgehen kann, daß der Bediener eine gewisse
Vertrautheit mit dem System besitzt, können bei autonomen Systemen keine Vorkenntnisse
vorausgesetzt werden. Bei diesen Systemen muß der Kunde zudem erst einmal mit entsprechenden
Hinweisen (Eye-Catcher, Teaser, Infomercials) auf das System aufmerksam gemacht werden.
8 Erweiterung um ein Kiosksystem
8.3.2
103
Einsatz im Democenter
In der folgenden Abbildung wird ein möglicher Aufbau zu Demonstrationszwecken auf Messen
und in Demoräumen vorgestellt:
Tabelle 8 - Einsatzszenario des Prototypen zu Demonstrationszwecken
Dabei läuft auf einem Internet-PC (Mitte-rechts) die Lösung für den Internet-Heimanwender
und auf einem Kiosksystem (Mitte-links) die entsprechend für Kiosksysteme maskierte Lösung ab.
Beim Aufruf einer SAP-Transaktion werden auf den Rechnern mit den SAP-GUIs (außen) die
entsprechenden Masken eingeblendet. Dies geschieht mit Hilfe des ITS-Debuggers.5 Ruft also ein
Kiosksystembenutzer einen bestimmten Artikel auf, so wird dieser in der WWW-GUI des
Kiosksystems dargestellt und auf der korrespondierenden SAP-GUI (links außen) das
entsprechende Bild der Transaktion eingeblendet.
5
Der Debugger wurde in der Diplomarbeit diesbezüglich nicht getestet.
8 Erweiterung um ein Kiosksystem
8.4
104
Problembereiche
Kiosksysteme werden nur genutzt, wenn sie attraktiv gestaltet sind. Da jedoch bei einer Vielzahl
von Internet-Anwendern momentan noch eine relativ geringe Bandbreite vorhanden ist, muß ein
Kompromiß zwischen Benutzerfreundlichkeit und Performance gefunden werden. Die Basis dafür ist
bisweilen oft sehr eng. Dies zeigen Aussagen aus dem 1995 gestarteten Projekt ‚Cybcérone’, bei
dem auf WWW-Basis ein Kiosksystem entwickelt wurde:
Compared with classic multimedia tools, there is a considerable handicap to be
overcome: the main aims of these tools is to obtain highly-sophisticated, even flashy
presentations. It is difficult to explain to a majority of users why, with the Web,
everything is so much more ugly than on conventional kiosks, why everything is so
static why there is no video or sound.6
Die Lösung dieses Problems wurde bei den Projektverantwortlichen im massiven Einsatz von
Java-unterstützten Multimedia-Elementen gesehen, welcher jedoch eine Benutzung über das
Internet/WWW unmöglich machte:
The actual services currently provided by Cybcérone are available only within the
University intranet, mainly because it is kiosk-oriented, utilizing many large graphics
files. In the future, the Cybcérone services will be trimmed-down and accessible by
any Java-enabled browser on the internet.7
Ein kritischer Erfolgsfaktor für solche Projekte besteht also darin, eine geeignete Mischung aus
Effizienz, Ladezeiten, Bedienungsfreundlichkeit und multimedialer Erscheinung zu finden und diese mit
dem gemischten Einsatz von Java und HTML abzubilden. Die komplexe Aufgabenstellung eines
Online-Stores mit der Bedienungsfreundlichkeit und den vor allem immer noch zu begrenzten
multimedialen Möglichkeiten von Kiosksystemen wie der Beschränkung der geringen
Bildschirmgröße von Touchscreens zu verbinden, ist eine - wie das im Rahmen dieser Diplomarbeit
durchgeführte Projekt gezeigt hat - lösbare, aber bislang schwierige Aufgabe.
Weiterhin ergeben sich aus dem kombinierten Einsatz für die Kiosksystem-Seite noch folgende
Probleme:
•
Überlange WWW-Seiten können in gängigen Browsern mit einer eingeblendeten vertikalen
Bildlaufleiste durchgesehen werden. Die Bildlaufleiste ist jedoch mit einem Touchscreen schwierig
zu bedienen und einem unerfahrenen Anwender nicht zumutbar. Deshalb sollten die WWW-Seiten
entweder so entwickelt werden, daß sie in eine auf dem Kiosksystem darstellbare Seite passen,
oder es muß eine Maskierungssoftware entwickelt werden, die bei Seiten-Überlänge automatisch
eine einfache und komfortable Möglichkeit zum Blättern über einen Touchscreen bereitstellt.
•
Die Anzeige der Artikellisten und der Produkthierarchie sollte wegen der obengenannten besseren
Bedienbarkeit ohne vertikale Bildlaufleisten erfolgen. Allerdings ergeben sich dadurch wesentliche
Einschränkungen bei der Gestaltung der Layout-Hierarchie des Produktkataloges und ebenfalls
Einschränkungen bei der Flexibilität: So muß bei der Listung eines neuen Artikels oder eines neuen
6
7
Entnommen aus ‚http://www-iis.unil.ch/~cybc/whitepaper/cybcWP.html‘
Entnommen aus ‚http://www-iis.unil.ch/~cybc/overview.html‘
8 Erweiterung um ein Kiosksystem
105
Layout-Bausteins im Layout stets geprüft werden, ob dieser bei der Darstellung nicht die
Bildschirmabmessung beziehungsweise die Abmessung des HTML-Frames überschreitet.
•
Der SAP Online-Store bietet über die Funktion ‚~gadisplaythresh’ die Möglichkeit, die Auswahl
von Varianten bei Sammelartikeln abhängig von der Anzahl der Varianten und Kombinationen
unterschiedlich darzustellen. 8 Da diese Funktion aufgrund der Datenfülle und des auf dem
Bildschirm unzureichend zur Verfügung stehenden Platzes für Kiosksysteme vermutlich schwierig
umzusetzen ist, wurde sie im Prototyp nicht berücksichtigt.
•
Für notwendige Tastatureingaben wie die Eingabe der Kundendaten muß eine Tastatur vorhanden
sein. Der WebFACER von Siemens Nixdorf unterstützt eine Touchscreen-Tastatur, die allerdings
- vor allem für ungeübte Benutzer - etwas gewöhnungsbedürftig ist. Das Problem bei der
Verwendung einer physischen Tastatur mit einem Kiosksystem besteht im hohen Verschleiß zum
Beispiel durch Vandalismus: „An Interaktionsmedien kommen bei Kiosksystemen zur Eingabe von
Kontroll- und Dateneingaben vor allem Touch Screens und spezielle Tastaturen zum Einsatz ...
Touch Screens zeichnen sich vor allem durch ihre Robustheit und Fehlertoleranz bei Eingaben aus.
Allerdings ist die Eingabe von Daten umständlich, da sie Lokalisier-, Positionier- und SelektierAufwand erfordert.“ (Stary 157).
•
Kombinationsfelder und Optionsschaltflächen lassen sich in HTML nicht in ihrer Größe einstellen.
Dies wäre aber für die Bedienung per Touchscreen besser.
•
Die im Internet verbreiteten e-Mail-Querverweise lassen sich im Kiosksystem nicht einsetzen. Da
der WebFACER weder eine Funktion unterstützt, um die e-Mail-Querverweise auszublenden,
noch eine speziell auf Kiosksysteme zugeschnittene Oberfläche zum Verfassen von e-Mails zur
Verfügung stellt, muß bei der Verwendung des WebFACERs vorerst auf entsprechende
Verweise verzichtet werden.
Dynamische HTML-Seiten mit variabler Länge (beispielsweise als Ergebnis einer Suchanfrage)
erfordern einen Seitenumschaltmechanismus, um die gesamte Seite auf dem physisch verfügbaren
Bildschirm zugänglich zu machen. Dies geschieht bei Internet-Browsern normalerweise durch eine
vertikale Bildlaufleiste. Bei Kiosksystemen ist jedoch die Darstellung von Seiten mit Überlänge ein
Problem, da eine Bildlaufleiste mit einem Touchscreen schwierig zu bedienen ist und es dem
Kiosksystem-Benutzer nicht zuzumuten ist, eine solche zu bedienen. Zumutbar sind jedoch ‚nachoben’ und ‚nach-unten’ Knöpfe zum antippen. Der Einbau solcher Bedienelemente in die HTMLSeiten ist zwar machbar, bringt jedoch einige Nachteile mit sich:
•
Diese Bedienelemente lassen sich bei den Internetzugängen aufgrund unterschiedlicher
Auflösungen nicht verwenden und sind auch nicht zusätzlich zu den Scrollbars erwünscht.
•
Bei der Entwicklung zweier, unterschiedlicher Versionen für Kiosksysteme und InternetHeimanwender würden die mit der in dieser Diplomarbeit vorgestellten Lösung einhergehenden
Synergieeffekte verloren gehen - man hätte wieder additive Entwicklungs- und
Wartungsaufwände für beide Systeme
Eine Lösung, die beide Nachteile vermeidet, ist es, die ‚Seitenblätterfunktionalität’ in die
Maskierungssoftware des Kiosksystems einzubauen: Wird die Maskierungssoftware selbst erstellt,
so kann die Länge der Seite abgefragt werden und bei Überlänge entsprechende Steuerelemente
außerhalb der HTML-GUI eingeblendet werden. Bei Internet-Heimanwendern werden in diesem
8
Gemäß SAP AG. Online Dokumentation SAP Retail Rel. 4.0: Produktkatalog.
8 Erweiterung um ein Kiosksystem
106
Fall bei der Verwendung des Browsers einfach die Bildleisten eingeblendet. Dennoch sollte beim
GUI-Design darauf geachtet werden, daß diese Funktion in den Kiosksystemen nur dort erscheint,
wo es sich nicht vermeiden läßt (bei Suchergebnissen mit variabler Länge, variablen Listen oder
ähnlichem), da bei der niedrigen Toleranzschwelle von Kiosksystembenutzern das ‚Blättern’, um die
restlichen fünf Prozent der Information zu bekommen, schnell zum Ausstieg aus dem System führen
kann. Bei der Entwicklung des Prototypen wurde klar, daß sich der überwiegende Teil der Masken
des Online-Stores trotz verkleinerter Darstellung in einem Frame soweit anpassen lassen, daß sie
weiterhin gut bedienbar sind und auf einer einzigen Bildschirmseite vollständig Platz finden. Engpässe
diesbezüglich ergaben sich bei variablen Listen mit variabler Länge, bei der Eingabe der - allerdings
sehr umfangreichen (Name3, Name4, Region, Telefon2 etc.) Benutzerdaten und vor allem beim
Bestellformular, in welchem die Liste der bestellten Produkte, die Kundendaten, die Zahlungsart und
die Zahlungsdaten gleichzeitig dargestellt werden. Soll der SAP-Online-Store auf einem Kiosksystem
ohne Seiten mit Überlänge umgesetzt werden, so lassen sich aufgrund der ohne Blättern maximal
darstellbaren Objekte in etwa maximal 750 Artikel verwenden. 9
Da eine andere Lösung als der Einbau von Steuerelementen zum Seitenwechsel in die
Maskierungssoftware der Kiosksysteme nicht sinnvoll erscheint, im Rahmen der Diplomarbeit jedoch
die Entwicklung einer eigenen Maskierungssoftware zu aufwendig war, wurde dieses Problem im
Prototypen nicht gelöst. Vielmehr wird darauf gesetzt, daß zukünftige Versionen des WebFACERs
diese Funktionalität in verbesserter Form enthalten.
9
Errechnet sich aus: 25 Shops * 6 Produktgruppen * 5 Artikel.
9 Randbedingungen
9.1
Rechtliche Probleme bei EC
Beim Handel im Internet und über Kiosksysteme sind eine Reihe rechtlicher Faktoren zu
berücksichtigen. Einem internationalen Handel stehen nationale Gesetzgebungen gegenüber, weshalb
an dieser Stelle nur allgemeine Fragen erläutert werden, die dann für das jeweilige Land der
Handelspartner zu überprüfen sind. Das Vertragsrecht ist oft noch nicht für den elektronischen
Handel und Zahlungsverkehr ausgebaut. So muß zum Beispiel überprüft werden, wieweit digitale
Unterschriften und Online-Bestellungen rechtlich wirksam sind und wie dem Konsumenten die
Geschäftsbedingungen darzustellen sind. Dies ist für das Internet besonders wichtig, weil es kaum
Möglichkeiten zur Überprüfung der Authentizität und Bonität des Konsumenten gibt:
Gesellschaften, die sich und ihr abgeleitetes Rechtssystem seit Hunderten von
Jahren auf die Kulturtechnik des geschriebenen Wortes in Dokumenten und Büchern
stützten, tun sich mit dem Verschwinden der dokumentierten Beweise schwer. Denn
plötzlich fehlt die Grundlage für ein Jahrhunderte altes Arrangement: der Beweis.
(Oenicke, Online-Marketing... 49)
Weiterhin ergeben sich durch das weltweite Medium Internet Einfuhrbeschränkungen für
bestimmte Länder. So gibt es beispielsweise in Schweden ein Importverbot für Trinkalkohol.
Schließlich muß die Erfassung und Verarbeitung kundenbezogener Daten den jeweiligen
datenschutzrechtlichen Bestimmungen gerecht werden. In Deutschland muß daß von der
Bundesregierung verabschiedete Multimedia-Gesetz überprüft und dessen Interpretation durch die
deutschen Gerichte abgewartet werden. Aus der Lücke zwischen Internationalisierung und nationaler
Gesetzgebung werden sich bezogen auf das World Wide Web und Electronic Commerce in Zukunft
vermutlich noch einige Probleme und Konflikte ergeben.
9.2
Soziale Auswirkungen durch Online-Stores
Bei der Umsetzung von EC-Lösungen im Business-To-Consumer-Bereich sollte darauf geachtet
werden, daß das bestehende Angebot ergänzt wird. Wie bei jedem Boom schlägt das Pendel der
EC-Enthusiasten zur Zeit in Richtung eines reinen Online-Vertriebs. Langfristig wird sich jedoch eine
Kombination aus konventionellem und Online-Angebot bilden, da beide Varianten spezifische
Vorteile haben (konventionell: besserer Zugriff auf Waren; Online: billiger und großes Sortiment). Als
Richtlinie für Handelsunternehmen gilt deshalb: EC bringt Umsatzsteigerungen, aber keine Einsparung
von Arbeitsplätzen, da die entsprechenden Systeme eher zur Ergänzung von Warenangebot und
Dienstleistungen als zu deren Substitution eingesetzt werden können:
Eine Untersuchung der Technischen Universität Dresden hat folgende
Erfolgsvoraussetzungen für Electronic-Shopping ermittelt: ... Electronic-Shopping
darf nicht als Alternative zum stationären Handel aufgebaut werden, sondern als
bequeme, rationelle Ergänzung. (Eggert 120)
9 Randbedingungen
108
Sicherlich muß beim Design eines Online-Shops ein Teil der Benutzer immer enttäuscht werden,
um die restlichen zufriedenstellen zu können. So kann unter anderem nicht auf Grafik verzichtet
werden, nur weil ein Bruchteil der Internet-Benutzer keinen grafikfähigen Browser besitzt. Um es zu
keiner Zweiklassengesellschaft bei der Benutzung von Online-Shops kommen zu lassen, ist jedoch
auf die speziellen Bedürfnisse unterschiedlicher Gruppen Rücksicht zu nehmen, sofern diese mit
denen der ‚Masse’ verträglich implementierbar sind. Die hier vorgestellte Lösung ist aus Sicht des
Internet-Heimanwenders gerade für behinderte Menschen interessant: Sie können sicher, schnell und
bequem einkaufen und ersparen sich somit den unter Umständen strapaziösen Weg in die Filiale.
Leider wurde bei den bisher installierten Systemen kaum auf behindertengerechtes Design geachtet.
Verbesserungsansätze sind unter anderem höhenverstellbare Kiosksysteme, die sich auch von
Rollstuhlfahrern einigermaßen bequem bedienen lassen, auf Farbenblindheit beziehungsweise
monochrome Bildschirme abgestimmtes GUI-Design, zusätzliche Eingabehilfen am Kiosksystem
(zum Beispiel Joystick) für körperlich eingeschränkte Benutzer und abschaltbare multimediale
Erweiterungen für Benutzer mit anfallsbedingten Störungen.1 Sicherlich ist im Einzelfall zu prüfen, ob
sich eine entsprechende Anpassung ‚lohnt’. Die Vernachlässigung solcher Überlegungen kann jedoch
dazu führen, daß man wichtige Zielgruppen und somit Marktsegmente übersieht und sich eine
Chance für die erfolgreiche Positionierung am elektronischen Markt verspielt.
9.3
Psychologie am Kiosksystem
Psychologische Aspekte sind für die Akzeptanz von Kiosksystemen wichtig. So hat die
Positionierung des Kiosksystems vermutlich Einfluß auf die Hemmschwelle zur Benutzung. Weiterhin
muß das GUI sortiments- und zielgruppenspezifisch abgestimmt werden. Der Aufbau
beziehungsweise die Gestaltung eines Kiosksystems (Hardware) kann die Akzeptanz ebenfalls
entscheidend beeinflussen. Deshalb wurde das in Abbildung 14 dargestellte Kiosksystem für
Akademiker und Studenten bewußt der gewohnten Arbeitsumgebung in Form eines
Büroarbeitsplatzes nachempfunden. Die Akzeptanz kann also durch Wahrnehmungsattribute wie
Größe, Schärfe, Farbe, Position und Bewegung sowie durch Gewohnheiten wie Lesegewohnheiten
und Ablaufgewohnheiten der Benutzer beeinflußt werden.2
1
2
Siehe Grandle, R. [u.a.]. Microsoft Internet Explorer 4: Die technische Referenz ... , 634-640.
Vgl. Pressman, Roger S. Software Engineering: A Practitioner's Approach. 3. Aufl. ... , 457-480.
10 Ausblick
10.1 Szenarien
Die sich in kürzer werdenden Zeitintervallen ändernden wirtschaftlichen Anforderungen an ein
Unternehmen verlangen ständig nach neuen Ideen und Konzepten, um diesen gerecht zu werden.
Aus der parallel dazu laufenden rasanten technischen Entwicklung resultieren laufend neue technische
Möglichkeiten, die wiederum Basis für neue wirtschaftliche Entwicklungen sind. Ein Hauptziel für ein
Unternehmen muß es deshalb sein, die technische Entwicklung zu verfolgen und mögliche
Auswirkungen auf das eigene Umfeld festzustellen. Werden entsprechende Möglichkeiten von
Unternehmen aktiv verfolgt, so kann es dadurch einen strategischen Geschäftsvorteil erlangen. Denn
‚nicht die größten überleben, sondern die schnellsten’. Im folgenden sind deshalb einige Ideen und
Konzepte aufgeführt, die im Rahmen der Entwicklung bei Kiosksystemen, Kundenverhalten und
Internet-Techniken im Laufe der Erstellung der Diplomarbeit aufgefallen sind:
•
Multifunktionskioske: Bisher existieren für das jeweilige Einsatzgebiet getrennte Kiosksysteme.
Mit der zunehmenden Durchdringung dieser Systeme in verschiedenen Bereichen macht es
aufgrund von Synergieeffekten - wie der Senkung der Wartungskosten pro Funktionalität - Sinn,
ein Kiosksystem für mehrere Funktionen zu konzipieren. Vorstellbar wäre beispielsweise die
Ausstattung von Telefonzellen mit Multifunktions-Kiosksystemen, die Bestellmöglichkeiten bei
mehreren Anbietern bieten, eine Geldausgabefunktion, einen Internet-Zugang und weitere
Funktionen besitzen. Für Anbieter wie die Deutsche Telekom würden sich die Kosten aufgrund
der bereits vorhandenen Infrastruktur in Grenzen halten und es könnte ein Zusatznutzen gegenüber
den Funknetzen (Handys) vermittelt werden.
•
Um die Ladenschlußzeiten umgehen zu können (nicht nur rechtliche, sondern auch
kapazitätsbedingte), könnten Kiosksysteme vor oder an den Kaufhäusern und Filialen aufgestellt
werden, über die bestellt werden kann. Das Kiosksystem ‚GlassTHRU’, das hinter einem
Schaufenster angebracht werden kann und über die Berührung des Schaufensters von außen
bedient wird, ist eine mögliche Lösung für diese Idee.
•
Durch die zunehmende Verbreitung der Laptops sind mittelfristig auch Kiosksysteme als
öffentliche Laptop-Dockingstations denkbar. Hemmschwellen dafür sind bisher
Inkompatibilitäten der Dockingstations einzelner Hersteller und die Abrechnungsproblematik.
•
Die Erfassung von handschriftlichen Überweisungsaufträgen ist bei Banken verbreitet und wird
bei Kunden akzeptiert. Deshalb könnten auch im Handel unter bestimmten Voraussetzungen
Kiosksystem-lesbare Bestellzettel angeboten werden. Dies senkt die Hemmschwelle für mit dem
System nicht vertraute Benutzer und diese können ortsunabhängig ihren Bedarf erfassen.
•
Ein Dilemma bei der Ortswahl der Kiosksysteme ist, daß sie einerseits wahrgenommen - also am
besten zentral positioniert - werden müssen, andererseits sich Kunden aber aus psychologischen
Gründen nur ungern an einer solchen Position ‚ungeschützt’ aufhalten. 1 Die Lösung dieses
Problems könnte in beweglichen oder entsprechend gestalteten Kiosksystemen liegen.
•
Der Einsatz von biometrischen Identifikationssystemen - insbesondere der Fingererkennung
steht kurz vor der Marktreife2 und könnte die Bereitschaft der Konsumenten, auf elektronischem
1
2
Zum Beispiel verteilen sich die Personen in einem Festzelt i.d.R. zuerst auf die am Rande liegenden Plätze.
Gemäß Sietmann, Richard. „Augen auf, Finger gezeigt!“. c't – magazin für computer technik ... , 100-111.
10 Ausblick
110
Wege zu zahlen, erhöhen. Zusätzlich erhält der Anbieter dadurch ein zuverlässiges, bequemes und
preiswertes Mittel zur Authentifizierung des Konsumenten.
•
Durch den Push-Mechanismus ‚e-Mail’ des Internet kann ein möglicher Zusatznutzen für
Kunden generiert werden: Kunden können durch e-Mail automatisch an mit Käufen verbundene
periodisch wiederkehrende Ereignisse erinnert werden. So ist unter anderem die Erinnerung an
Geburtstage, Ölwechsel, Ölfilterwechsel, Weihnachten und sonstige Feiertage und so weiter
möglich. Der Kunde kann beim Internet-Online-Anbieter seiner Wahl diese Ereignisse zusammen
mit einem Vermerk über das zu bestellende Produkt (Ölfilter xy) oder den Produktbereich
(Blumen) hinterlegen. Am Stichtag wird der Kunde per e-Mail oder Anruf (=‚Push’)
benachrichtigt, wobei das System bereits automatisch Kaufvorschläge (Maiglöckchen) bei Angabe
eines Produktbereichs geben kann. Die logische Weiterführung dieser Idee wäre die Möglichkeit,
Daueraufträge (Ölfilter xy alle 8 Monate) aufzunehmen.
•
Die Aufbereitung von grafischen Produktpräsentationen stellt für den Handel mit geringen
Gewinnspannen und einer Vielzahl unterschiedlicher Artikel ein nicht zu vernachlässigender
Kostenfaktor dar. Um auf die grafische Darstellung des Sortiments nicht verzichten zu müssen,
bietet sich als preisgünstige Alternative an, das Layout einer real existierenden ‚Musterfiliale’
zu fotografieren und quasi 1:1 im Online-Store zu übernehmen. Um den Anforderungen eines
Online-Stores gerecht zu werden, müssen dafür noch ein paar Anpassungen wie die Umstellung
auf einen einfarbigen beziehungsweise blauen Hintergrund für eine Blue-Box-Verarbeitung
vorgenommen werden. Die Vorteile dieser Lösung sind ein geringerer Aufwand und damit
Kostenersparnis und ein höherer Wiedererkennungsfaktor bei Online-Kunden, die auch schon
konventionell beim gleichen Händler eingekauft haben. Bei Unternehmen mit homogener
Filialstruktur kann dieses Konzept relativ leicht umgesetzt werden.
•
Mit dem folgenden in Abbildung 30 dargestellten ‚eKiosk’-Anwendungsszenario für die hier
vorgestellte Lösung bietet sich ein neuer orts- und zeitunabhängiger Vertriebsweg. Da der Erfolg
der ‚Tankstellenfilialen’ gute Chancen für den erfolgreichen Einsatz dieses Szenarios vermuten
läßt, wird darauf etwas detaillierter eingegangen.
Abbildung 30 - Anwendungsszenario ‚eKiosk'
Beim Anwendungsszenario ‚eKiosk’ werden spezielle Container im Verteilzentrum mit einem
auf die technischen und wirtschaftlichen Anforderungen abgestimmten Sortiment gefüllt. Diese
Container werden dann je nach Bedarf an entsprechende Einsatzplätze (öffentliche Veranstaltungen,
dünn besiedelte Gebiete und ähnliches) transportiert. Der Kunde kann dann - ähnlich einem
Getränkeautomaten - an einem im Container integrierten Kiosksystem das Sortiment einsehen und an
der POS/Cash-Schnittstelle bezahlen. Eine sich im Container befindende Ausgabeautomatik (ähnlich
wie in einem Lager) stellt dann den gewünschten Warenkorb zusammen und gibt ihn über die
Ausgabeschnittstelle an den Kunden aus. Der Container enthält dabei zudem eine verschlüsselte
10 Ausblick
111
Funkverbindung zum Verteilzentrum, mit der Informationen wie Abverkaufsdaten, Bestände,
Sicherheitsinformationen und Preisabgleiche übertragen werden.
Daraus ergeben sich gegenüber einer konventionellen Filiale folgende Vorteile:
•
Der Abverkauf ist direkt an der Bedarfsstelle möglich (vor Kinos, Stadions etc.)
•
Die Time-To-Market wird verkürzt
•
Es entstehen keine klassischen Filialkosten (Miete, Heizung, Personal...)
•
Es können weitestgehend Standardkomponenten verwendet werden (Lager-, Kiosk- und
Cashsystem)
•
Das Sortiment enthält gemäß dem Einsatzgebiet viele Artikel im Convenience-Bereich, mit
welchen sich in der Regel relativ hohe Gewinnspannen erzielen lassen (siehe Tankstellen)
Dem stehen folgende Nachteile gegenüber:
•
Aufgrund technischer Restriktionen ist nur ein eingeschränktes Sortiment verwendbar
•
Der Investitionsaufwand im Verteilzentrum für die Einrichtung dieses neuen Vertiebsweges wenn Rationalisierungseffekte genutzt werden sollen - ist erheblich
•
Da der Container vollautomatisch funktioniert ist er anfällig und es kann dadurch in der
Anfangsphase vermehrt zu Störungen kommen.
Dennoch zeigt dieses Beispiel anschaulich, wie sich die traditionellen Vertriebswege mit Hilfe
von an das WWS gekoppelten Kiosksystemen ergänzen lassen. Der zu vermutende Kostenvorteil
bei gleichzeitiger Absatzsteigerung der Artikel mit meist hoher Gewinnspanne (typisches Sortiment
für öffentliche Veranstaltungen und akuten Bedarf) würde vermutlich den Aufbau einer solchen
Lösung rechtfertigen.
Die Siemens Nixdorf Informationssysteme AG entwickelt für die Business-Architektur
BRILLANT eine auf einem Standard-SAP-System basierende Musterfirma ‚LIVE Sales&Service
AG’. Diese ist unter anderem darauf ausgelegt, Produkte über verschiedene Vertriebswege an den
Zwischenhandel zu verkaufen. Im Sinne einer durchgängigen Wertschöpfungskette und dem Trend
zur vertikalen Integration im Handel wurden die in der hier vorgestellten Musterfirma ‚SiNiTron AG’
verwendeten Daten (Artikelstamm, Verkaufspreise etc.) so gewählt, daß später eine Anbindung an
die LIVE Sales&Service AG möglich ist:
10 Ausblick
112
Musterfirma
LIVE Sales&Service AG
Stuttgart
SAP R/3
Zwischenhandel
Musterfirma
Versandhandel
SiNiTron AG
SAP Retail
Abverkauf
Konsument Supply Chain
Abbildung 31 - Integration des Prototypen in eine die gesamte Wertschöpfungskette
durchlaufende Demonstrationsumgebung
Mittel- bis langfristig wird es zunehmend Unternehmen geben, die sowohl produzieren als auch
Handel betreiben. Es existiert jedoch bisher kein SAP-System, das beide Bereiche in ausreichendem
Maße unterstützt, denn während SAP Retail wichtige Produktionsfunktionen wie die
Variantenkonfiguration fehlen, wird das Standard SAP-System den komplexen Anforderungen des
Handels nicht gerecht. Mit der oben dargestellten Musterlösung vom Hersteller bis zum
Konsumenten kann sich die Siemens Nixdorf Informationssysteme AG und ihre
Schwesterunternehmen für Unternehmen mit entsprechendem Bedarf als interessanter Partner
vorstellen.
10.2 Die Zukunft des Electronic Commerce
Der Electronic Commerce wird sich abhängig von Konsumverhalten und regionalen
Gegebenheiten in verschiedenen Ländern unterschiedlich entwickeln. Auch über den Anteil von ECLösungen am Gesamthandel herrschen unterschiedliche Meinungen:
Die meisten seriösen Experten gehen davon aus, daß Multimedia bis zur
Jahrtausendwende kaum zu einem relevanten Massenmedium heranwachsen wird.
Auch der Saarbrücker Marketingexperte Joachim Zentes glaubt, daß sich Multimedia
eher langsam entwickeln wird. Diese Ansicht entspricht der sogenannten
Evolutionsthese, die davon ausgeht, daß sich der Schritt ins Multimedia-Zeitalter
erst im Zeitraum einer Generation vollzieht - also eher eine evolutionäre Entwicklung
aufweisen - wird, während die Multimedia-Experten als Anhänger der
Revolutionsthese mit einer Durchsetzungsphase von weniger als 10 Jahren rechnen.
(Eggert 105-106)
10 Ausblick
113
Bezieht man sich bei der Ermittlung von zukünftigen Marktanteilen nicht auf allgemeine
Schlagworte wie ‚Multimedia’, sondern das interaktive Electronic-Shopping durch den Endkunden
von zu Hause aus, so liegt die Mehrzahl der Prognosen dafür zwischen 2% und 6% des
Handelsumsatzes:
Der Direktor des Instituts für Internationales Marketing an der Universität
Saarbrücken, Prof. Dr. Joachim Zentes, glaubt, daß die Versandhändler zu ihrem
jetzigen Marktanteil von 4 bis 5% auf elektronischem Wege noch 2 bis 3%
hinzugewinnen können. (Der Handel Nr. 3/95) ... Die BBE-Köln schätzt die
Aussichten des Electronic-Shopping in Deutschland für das Jahr 2010 mit etwa 6%
Marktanteil relativ positiv ein. ... 6% vom Handelsumsatz klingt wenig - und doch
zugleich überheblich: Es dürfte sich dabei um 50 bis 60 Mrd. DM Umsatz handeln.
(Eggert 116-118)
Der im Rahmen dieser Diplomarbeit erarbeitete Prototyp zum integrierten Vertrieb über Internet
Online-Stores und Kiosksysteme dürfte hiermit in Zukunft für den deutschen Versandhandel eine
interessante Lösung darstellen:
„Das im Herbst '97 gestartete Online-Einkaufszentrum Shopping 24, eine Tochter des
Otto-Konzerns, will bis Jahres-ende rund 15 Millionen Mark Umsatz erwirtschaften. ...
Den größten Sprung will Quelle machen. Nach com!-Informationen stieg der Umsatz
der Fürther Versandhauses gegenüber 1997 um fast 300 Prozent und wird 1998
zwischen 18 und 22 Millionen Mark liegen. ... Marktforscher schätzen, daß der
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