„Grundlagen des Energieeinkaufs – Einsparpotenziale und Einkaufsstrategien“ Michael Behr, VEA Rhein Ruhr Niederrheinische IHK / IHK zu Essen, 25.03.2014 1 Agenda • • • • • • Preiszusammensetzung Strom Preisentwicklung Strom Vom Lastgang zum Energiepreis Beschaffungswege Beispiel Tipps Niederrheinische IHK / IHK zu Essen, 25.03.2014 2 VEA im Überblick Der Bundesverband der Energie-Abnehmer e. V. ist seit 1950 die größte Energie-Interessengemeinschaft des deutschen Mittelstands. Er vertritt mehr als 4.500 Industrie- und Handelsunternehmen aller Branchen und öffentliche Einrichtungen mit über 20.000 Abnahmestellen im gesamten Bundesgebiet. Auftrag durch den Vorstand ist eine kostengünstige Energieberatung für die mittelständische deutsche Wirtschaft anzubieten. Das Leistungsspektrum ist umfangreich, u.a. Rechnungsprüfung, regelmäßige individuelle Preisinformationen… Niederrheinische IHK / IHK zu Essen, 25.03.2014 3 Preisbestandteile Strom Strompreisentwicklung 1998 - 2014 Quellen: VEA-Strompreisvergleiche Mittelspannungsseitige Versorgung; Abnahmefälle: 100 kW/1.600 h/a bis 4.000 kW/ 5.000 h/a Durchschnittspreise inkl. Stromsteuer – Preise in Ct/kWh Niederrheinische IHK / IHK zu Essen, 25.03.2014 4 Preiszusammensetzung 5,7 Mio. kWh / 1.390 kW = 4.100 h/a §19-Umlage 0,8% KWKG 0,4% KA 0,7% OffshoreUmlage 0,6% AbLAV 0,1% Stromsteuer 10,4% in % Energiepreis 28,7% Netznutzung 16,3% EEG 42,1% Netzbetreiber Stadtwerke Duisburg Netzgesellschaft Niederrheinische IHK / IHK zu Essen, 25.03.2014 Gesamtpreis 14,814 ct/kWh 5 Preisentwicklung Strom EEX 60 €/MWh Peak 2015 Base 2015 Base 2016 Peak 2016 Base 2017 Peak 2017 50 40 Niederrheinische IHK / IHK zu Essen, 25.03.2014 6 01.04.2014 01.03.2014 01.02.2014 01.01.2014 01.12.2013 01.11.2013 01.10.2013 01.09.2013 01.08.2013 01.07.2013 01.06.2013 01.05.2013 01.04.2013 01.03.2013 30 Vom Lastgang zum Energiepreis Vorgaben des Lieferanten: • Marge • Risikozuschläge • Bindefristzuschläge … Lastgang Börsenpreise Berechnungstool Energiepreis Niederrheinische IHK / IHK zu Essen, 25.03.2014 7 Ein Blick in das Berechnungstool Beispiel - Stromeinkauf Power [MW] Terminmarktprodukte (Base, Peak) Niederrheinische IHK / IHK zu Essen, 25.03.2014 Einzelstunden (EEX Spotmarkt) Regel-/Ausgleichsenergie (ÜNB) 8 Im Vorfeld einer Beschaffung • Analyse des derzeitigen Vertrages • • • • Laufzeitende => ab wann frei Kündigungsfristen => sind hier welche zu beachten Derzeitiger Preis => für einen sinnvollen Vergleich Mengentoleranzen => falls ja, können diese innerhalb der Laufzeit kritisch werden • Analyse des derzeitigen Lastgangs • Liegt er mir vor? • Aktuelle Menge / künftige Menge (bzw. Lastverhalten) • Planungen im Unternehmen • Eigenerzeugung in Planung oder Bau? • Produktionsverlagerungen geplant? • Umbaumaßnahmen geplant? • Wirtschaftliche Rahmenbedingungen • Derzeitige Preissituation an den Börsen Niederrheinische IHK / IHK zu Essen, 25.03.2014 9 Beschaffungswege Aufwand Vorteil klassische Ausschreibung Festpreis („mal sehen, was es so gibt“) keine Einschränkungen, „Ideenwettbewerb“ Tranchenbeschaffung mit Vorgaben klare Strategie, Angebote vergleichbar Ausschreibungen auf Online-Plattformen, wie www.vea-online.de hohe Marktdurchdringung, schnelles Ergebnis, Auktionen auf Online-Plattformen schnelle Vergabe zum günstigsten Preis, keine Vertragsdiskussion (Mustervertrag), Beauftragung/Bevollmächtigung eines Dritten mit dem Vertragsabschluss interner Aufwand beim Kunden wird reduziert Niederrheinische IHK / IHK zu Essen, 25.03.2014 10 Einkaufsstrategien • Es gibt keine einheitlichen Strategien! • Die jeweilige Strategie hängt von der individuellen Ausgangssituation ab und muss für jedes Unternehmen „entwickelt“ werden. • Strategie muss zur „Unternehmensphilosophie“ passen! Entwickeln Sie Ihre eigene Einkaufsstrategie! Niederrheinische IHK / IHK zu Essen, 25.03.2014 11 Strategie I – Verhandlung • Ausgangssituation: • Lieferantenwechsel kommt nicht in Frage! • Kunde ist mit Lieferanten und seinem Service zufrieden. • Kurzfristig soll abgeschlossen werden. • Vorgehensweise: • • • Lieferant wird angesprochen Marktpreisniveau wird unabhängig ermittelt Angebot wird dann entsprechend nachverhandelt Niederrheinische IHK / IHK zu Essen, 25.03.2014 12 Beispiel einer (längeren) Nachverhandlung Soziale Einrichtungen in Köln (Gas) 24 Monate Laufzeit Reine Energiepreise Angebot 1 Angebot 2 Angebot 3 Angebot Lieferant 7.639.135 2,9960 2,9455 aktuelles Angebot 2,9107 228.868,48 225.010,72 222.352,30 2,8656in ct/kWh 218.907,05in €/a Angebotsverbesserung 0,0853 ct/kWh VEA-Indikation 7.639.135 2,8933 2,8842 2,8656 2,8538in ct/kWh 221.023,77 220.328,66 218.906,67 218.006,37in €/a Marktveränderung 0,0395 ct/kWh Potenzial -0,103 -0,061 -0,045 -7.844,71 -4.682,06 -3.445,63 Niederrheinische IHK / IHK zu Essen, 25.03.2014 -0,012in ct/kWh -900,69in €/a 13 Strategie II – Ausschreibung • Bereitzustellen: • • • • • • • Historischer Lastgang Künftige Verbrauchwerte (Prognose) Zusatzinfos, wie Eigenerzeugung vorhanden bzw. in Planung Ggf. Mengentoleranz vorgeben Laufzeitwünsche Indikatives Angebot oder mit Bindefrist (Dauer angeben) Abgabetermin für Angebote • Zusammenzustellen: • Potenzielle Lieferanten • Anfragen und Vergleichen Niederrheinische IHK / IHK zu Essen, 25.03.2014 14 Beispiel einer Ausschreibung Pharmabranche (Gas) Laufzeit 2014/2015 kWh kW h/a Anbieter aktuell Energiepreis Durchsch.Preis Kosten 2,865 3,302 810.368,81 indikativ 2,720 3,157 774.766,97 indikativ 2,722 3,159 775.257,74 18.09.13 2,732 3,170 777.809,72 17.09.13 2,733 3,170 777.956,95 indikativ 2,733 3,170 777.956,95 indikativ 2,734 3,171 778.188,88 indikativ 2,738 3,175 779.122,43 indikativ 2,746 3,183 781.146,93 indikativ 2,755 3,192 783.232,68 indikativ 2,756 3,193 783.478,07 indikativ 2,758 3,195 784.091,52 indikativ 2,766 3,203 786.054,59 indikativ 2,779 3,216 789.244,56 indikativ 2,781 3,218 789.735,33 indikativ 2,784 3,221 790.471,48 indikativ 2,790 3,227 791.943,77 indikativ 2,828 3,265 801.145,63 indikativ 2,863 3,301 809.974,63 Aktueller Lieferant Jahresmenge P max Benutzungsdauer 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 Niederrheinische IHK / IHK zu Essen, 25.03.2014 24.538.284 6.713 3.655 Rang 1 2 3 4 4 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 Differenz zu Platz 1 ct/kWh €/a 0,002 0,012 0,013 0,013 0,014 0,018 0,026 0,035 0,035 0,038 0,046 0,059 0,061 0,064 0,070 0,107 0,143 15 491 3.043 3.190 3.190 3.422 4.355 6.380 8.466 8.711 9.325 11.288 14.478 14.968 15.705 17.177 26.379 35.208 Strategie III - Tranchenbeschaffung Niederrheinische IHK / IHK zu Essen, 25.03.2014 16 Verfügbare Produkt- und Risikokategorien • Manueller Beschaffung von 4 bis 12 Tranchen á 2-10 GWh • tägliche (!) Marktbeobachtung notwendig Strategie I • Abgleich mit internen Entscheidungswegen notwendig • Automatische Beschaffung von 4 bis 12 Tranchen á 2-10 GWh • sinnvolle Parameter notwendig, die regelmäßig kontrolliert und justiert werden müssen Strategie II Strategie III • zukünftig: „Options-“Modelle • Absicherungen gegen extreme Schwankungen • zukünftig in beide Richtungen möglich? Tranchenpreis • Beschaffung zum Börsendurchschnitt • kann mit Limits kombiniert werden 80 75 70 65 60 55 50 45 40 35 30 Preisformel Cal Put mit Absicherung 35 40 45 50 55 60 Großhandelsnotierung Niederrheinische IHK / IHK zu Essen, 25.03.2014 17 65 70 Vertragsgestaltung • In der Regel legt der Lieferanten seinen Mustervertrag vor. • Kundenwünsche können entweder im Vertrag oder über entsprechende Zusatzvereinbarungen, Nebenabreden oder Vertragsbegleitendes Anschreiben (Vertragsbestandteil) vereinbart werden. • Änderungen in den Lieferanten AGB sind sehr kritisch! Prüfen Sie die Vertragsunterlagen vor Angebotsannahme! Niederrheinische IHK / IHK zu Essen, 25.03.2014 18 Kritische Punkte in Energielieferverträgen • Bedarfsdeckung • „Der Kunde verpflichtet sich, seinen gesamten Bedarf an elektrischer Energie vom Lieferanten abzunehmen.“ => könnte bei einer geplanten Eigenerzeugung kritisch werden! • Mengentoleranzen • Wann greifen diese Klauseln? • Welche Kosten fallen beim Verlassen des Toleranzbandes an? • Prognoseklausel • Meldung von Änderungen der Bedarfsstruktur (Ferien, Kurzarbeit etc.) • • • • Zahlungsbedingungen Bonität / Rating / Sicherheitsleistungen Weitergabe der Netznutzungentgelte (bei All-Inclusive-Verträgen) Klauseln zu Steuern und Abgaben Niederrheinische IHK / IHK zu Essen, 25.03.2014 19 Transparente Mengenklausel • +/- 10 % pro Jahr marktüblich (+/-3% bis +/-30%) • • • pro Quartal / Monat pro Schaltzeit (HT-Menge/NT-Menge) pro Stunde (Fahrplanabweichung) • was passiert bei Unter-/Überschreitung? • Abrechnungsbasis 100% oder 90%/110%? • klare Berechnungsbasis bei Über-/Unterschreitung vereinbaren • • • • • Durchschnitt Spotmarkt, d.h. Base? Spotmarkt mit Struktur? Welche wird genommen? Schlecht: für Überschreitungen wird der doppelte Arbeitspreis / der 2,7 fache Grenzübergangspreis (gilt für Gas) berechnet. Ebenfalls schlecht: „Der Kunde zahlt 90 % der vereinbarten Jahresmenge mit dem vereinbarten Preis.“ Besser: Der Kunde zahlt 90 % der vereinbarten Menge und erhält für die Fehlmenge einen Marktpreis (Spotmarkt). Niederrheinische IHK / IHK zu Essen, 25.03.2014 20 Tipp: Rückerstattung (GAS) Regel- und Ausgleichsenergieumlage • Die Marktgebietsverantwortlichen NCG und Gaspool schütten die Überschüsse ihrer Regel- und Ausgleichsenergiekonten aus. • Bei NCG rd. 300 Mio. € und bei Gaspool rd. 170 Mio. € • Betroffener Zeitraum April bis September 2013 • Erstattungspotenzial: Marktgebiet RLMmT / SLP ct/ kWh RLMoT ct/ kWh Niederrheinische IHK / IHK zu Essen, 25.03.2014 NCG 0,1773 0,1573 Gaspool 0,1796 0,0996 21 Tipp: Pooling von Entnahmestellen (Strom) Neuregelung ab 2014 • Neu in §17 StromNEV: Niederrheinische IHK / IHK zu Essen, 25.03.2014 22 Tipp: Atypische Netznutzung • §19 Absatz 2 Satz 1 – Atypik: • Weicht die Höchstlast eines LV vorhersehbar erheblich von der zeitgleichen Jahreshöchstlast ab, ist ein individuelles Entgelt anzubieten. • Hierzu werden sog. Hochlastzeitfenster von jedem Netzbetreiber definiert • Wenn die maximale Leistung des LV innerhalb mehr als 20 % niedriger ist als außerhalb des Fenster und die Differenz mindestens 100 kW beträgt, so wird die maximale Spitze innerhalb für die Berechnung der Netznutzung herangezogen . Niederrheinische IHK / IHK zu Essen, 25.03.2014 23 Beispiel Atypik Schwelle: 2.094,4 kW Spitze 2.618 kW 3.000 2.500 2.000 kW 1.500 1.000 Max. im HLZF: 1.818 kW 500 Lastgang P max P Schwelle P HLZF 0 Vorteil: (2.618 – 1.818) kW * 40,27 €/kW = 32.216 €!! Niederrheinische IHK / IHK zu Essen, 25.03.2014 24 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Bundesverband der Energie-Abnehmer e.V. Michael J. Behr Dipl.-Ing. Westring 303 Tel.: 02323 / 925-391 44629 Herne Fax: 02323 / 925-390 E-Mail: [email protected] Internet: www.vea.de Niederrheinische IHK / IHK zu Essen, 25.03.2014 25