Handlungsempfehlungen für eine erfolgreiche Implementierung von Content Marketing in Unternehmen. Masterarbeit Zürcher Fachhochschule HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich eingereicht bei: Beat Bühlmann DBA EMBA BSc Managing Director Global Product Development, HULT Int. Business School vorgelegt von: Cyrill Hauser und Birger Armstrong MBA-Studiengang: Executive MBA Marketing Adresse: Cyrill Hauser Im Talacher 13 8306 Brüttisellen Zürich, 20. Juni 2014 Birger Armstrong Itenhardstrasse 38 5620 Bremgarten AG HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 MANAGEMENT SUMMARY Der Implementierungsprozess von Content Marketing wurde bisher bestenfalls lückenhaft untersucht. Die meisten Autorenwerke und Best-Practice-Studien fokussieren sich auf die Relevanz und Umsetzung. Das erstaunt insofern, als dass die Einführung von Content Marketing als komplexer Change Management Prozess ein signifikantes Hindernis für Unternehmen darstellt. Die vorliegende Masterarbeit untersucht daher den Prozess der Implementierung von Content Marketing und gibt konkrete Handlungsempfehlungen ab. Das Ergebnis dieser Arbeit ist eine Checkliste mit 15 Punkten für C-Level-Führungskräfte, welche als Entscheidungsgrundlage dient. Alle Empfehlungen basieren auf der Synthese der vorhandenen Literatur sowie den Aussagen von Experten. So wurden im Rahmen dieser Arbeit schriftliche Interviews mit zehn ContentMarketing-Experten aus dem deutschsprachigen Raum durchgeführt. Im theoretischen Teil wird die Relevanz von Content Marketing anhand der veränderten gesellschaftlichen und technologischen Rahmenbedingungen sowie der Evolution der MarketingOrganisation aufgezeigt und mit den Kernaussagen der wenigen vorhandenen Studien ergänzt. Neben fehlenden Ressourcen und der Produktion von Inhalten sind die Anforderungen an die Organisation und Struktur von Unternehmen eine der zentralen Herausforderungen im Content Marketing. Im empirischen Abschnitt werden die Experteninterviews detailliert analysiert und interpretiert. Richtig eingeführt und verankert, kann Content Marketing einen signifikanten Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten und Firmen einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Content Marketing muss als abteilungsübergreifende Funktion und Disziplin innerhalb des Marketing-Mix angesehen werden, die im Rahmen eines Change Management Prozess implementiert wird. Die gewachsenen Silos der einzelnen Unternehmensbereiche müssen abgebaut und eine netzwerkartige Themen-Governance etabliert werden. Es braucht das Bekenntnis der Geschäftsleitung ebenso wie eine klare Content-Marketing-Strategie und internes Stakeholder Management. Zudem müssen das nötige Know-how Verantwortlichkeiten definiert und neue Prozessabläufe verankert werden. I aufgebaut, die HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 INHALTSVERZEICHNIS Management Summary ................................................................................................. I Inhaltsverzeichnis ......................................................................................................... II Ehrenwörtliche Erklärung ............................................................................................. V Vorwort ...................................................................................................................... VI Glossar ....................................................................................................................... VII 1 2 Einleitung ............................................................................................................... 1 1.1 Ausgangslage ............................................................................................................ 1 1.2 Zielsetzung ................................................................................................................ 3 1.3 Vorgehensweise ........................................................................................................ 4 1.4 Abgrenzungen ........................................................................................................... 5 1.5 Aufbau und Struktur der Arbeit ................................................................................ 6 Quo Vadis Content Marketing ................................................................................. 7 2.1 Die Entwicklung des Content Marketing .................................................................. 7 2.1.1 2.1.2 2.1.3 2.1.4 2.1.5 2.2 Die Marketing-Organisation im Wandel ................................................................. 20 2.2.1 2.2.2 2.2.3 2.3 Bestehende Modelle .................................................................................................... 21 Moderne Anforderungen............................................................................................. 22 Rivalitäten und Missverständnisse .............................................................................. 23 Die grössten Herausforderungen im Content Marketing ....................................... 25 2.3.1 2.3.2 2.3.3 2.4 Vom Outbound zum Inbound Marketing ...................................................................... 8 Entwicklung und Best Practice ..................................................................................... 12 Definition Content Marketing ...................................................................................... 16 Studien Content Marketing ......................................................................................... 17 Bedeutung im deutschsprachigen Raum ..................................................................... 18 Fehlende Ressourcen ................................................................................................... 27 Effiziente Produktion von erfolgreichen Inhalten ....................................................... 28 Anforderungen an Organisation und Struktur ............................................................. 28 Die Implementierung von Content Marketing ....................................................... 31 2.4.1 2.4.2 2.4.3 Content-Audit durchführen ......................................................................................... 32 Passende Organisationsform finden ............................................................................ 32 Koordinationsbedarf reduzieren.................................................................................. 35 II HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) 2.4.4 2.4.5 2.4.6 3 Bekenntnis der Geschäftsleitung einfordern ............................................................... 37 Gesamtverantwortung regeln ..................................................................................... 37 Allgemeingültige Empfehlungen .................................................................................. 38 Empirie: Interviews mit Content-Marketing-Experten............................................ 40 3.1 Methodik................................................................................................................. 40 3.1.1 3.1.2 3.1.3 3.1.4 3.1.5 3.1.6 3.1.7 3.1.8 3.2 Auswahlverfahren der Experten .................................................................................. 41 Persönliche Angaben ................................................................................................... 42 Teilnehmerliste Experten............................................................................................. 42 Wahl des Erhebungsverfahrens ................................................................................... 43 Strukturierung des Fragebogens.................................................................................. 43 Wahl des Auswertungsverfahren ................................................................................ 44 Verarbeitung der Daten ............................................................................................... 44 Gewählte Objektivitätskriterien .................................................................................. 45 Auswertungen der Interviews ................................................................................ 46 3.2.1 Relevanz von Content Marketing ................................................................................ 46 3.2.1.1 3.2.1.2 3.2.1.3 3.2.1.4 3.2.1.5 3.2.2 Warum Unternehmen investieren sollten .......................................................................... 46 Einfluss auf das klassische Marketing ................................................................................. 49 Welche Schweizer und deutsche Unternehmen führend sind ........................................... 52 Gründe für geografische Unterschiede .............................................................................. 55 Allgemeingültigkeit der Relevanz ....................................................................................... 57 Organisation und Struktur ........................................................................................... 58 3.2.2.1 3.2.2.2 3.2.2.3 3.2.2.4 3.2.2.5 3.2.2.6 3.2.2.7 3.2.2.8 3.2.2.9 3.2.2.10 3.2.2.11 3.2.2.12 3.2.2.13 3.2.2.14 4 JUNI 2014 Anforderungen an Organisation und Struktur.................................................................... 59 Strukturelle Hindernisse ..................................................................................................... 62 Tipps zur Überwindung dieser Hindernisse ........................................................................ 64 Rolle der einzelnen Unternehmensbereiche ...................................................................... 66 Empfohlene Kollaborations-Tools ...................................................................................... 68 Wer die Gesamtverantwortung tragen soll ........................................................................ 71 Notwendige Fähigkeiten ..................................................................................................... 72 Struktur des Content-Marketing-Teams............................................................................. 74 Massnahmen für interne Wertschätzung ........................................................................... 76 In welche Bereiche investiert werden soll ........................................................................ 78 Einsparungen im Marketing-Mix ...................................................................................... 80 Bedeutung der Publishing-Plattform ................................................................................ 81 Die Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern ........................................................... 82 Ergänzende Hinweise für die Implementierung ............................................................... 84 3.3 Fazit Relevanz ......................................................................................................... 86 3.4 Fazit Organisation und Struktur .............................................................................. 89 Schlussbetrachtung............................................................................................... 92 4.1 Handlungsempfehlungen für eine erfolgreiche Implementierung ........................ 92 4.2 Reflexion der Ergebnisse und Erkenntnisse............................................................ 96 4.3 Ausblick und weitere Forschung ............................................................................. 97 4.4 Fazit der Autoren .................................................................................................... 98 III HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Literaturverzeichnis .................................................................................................... 99 Tabellenverzeichnis ...................................................................................................103 Abbildungsverzeichnis ...............................................................................................104 Anhang A: Fragebogen ..............................................................................................105 Anhang B: Interviews ................................................................................................108 Interview 1: Daria Lederrey ........................................................................................... 108 Interview 2: Pia Schilcher ............................................................................................... 112 Interview 3: Eduard Klein ............................................................................................... 117 Interview 4: Ingo Hermann ............................................................................................ 124 Interview 5: Daniel Jörg ................................................................................................. 127 Interview 6: Jean-Marc Grand ....................................................................................... 132 Interview 7: Tobias Dennehy ......................................................................................... 136 Interview 8: Patrick Strössler ......................................................................................... 142 Interview 9: Judith Wilhelm ........................................................................................... 149 Interview 10: Anonym.................................................................................................... 153 IV HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 EHRENWÖRTLICHE ERKLÄRUNG Wir bestätigen hiermit, dass die vorliegende Masterarbeit selbständig durch die Verfasser und ohne Benützung anderer als der angegebenen Quellen und Hilfsmittel angefertigt wurde, die benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich als solche kenntlich gemacht wurden; und diese Arbeit in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner Prüfungskommission vorgelegt wurde. Zürich, 20. Juni 2014 .................................... .................................... Cyrill Hauser Birger Armstrong V HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 VORWORT Auch wenn der Begriff „Content Marketing“ in der globalen Marketing-Community als Buzzword gehandelt wird, und – wie ein Blick auf die Geschichte zeigt – eigentlich kein neues Konzept ist, sehen die Autoren dieser Arbeit in der Vermarktung von Inhalten eine einmalige Chance für Unternehmen. Denn nicht nur das Mediennutzungs- und Kaufverhalten des heutigen Konsumenten hat sich durch die Digitalisierung dramatisch verändert. Auch die sinkende Effektivität und Effizienz von Push-Marketing-Massnahmen beeinflussen die Entwicklung. Zugleich beobachten die Verfasser in ihrem Arbeitsalltag, wie schwer sich Führungskräfte im deutschsprachigen Raum tun, die bestehenden Strukturen anzupassen, um Content Marketing strategisch im Unternehmen zu verankern. Mit dieser Arbeit möchten die Autoren einen wissenschaftlichen Praxisbeitrag leisten, damit die Hürde einer Implementierung gesenkt werden kann. Cyrill Hauser ist Geschäftsführer Public Relations der Zürcher Kommunikationsagentur Jung von Matt/Limmat und beschäftigt sich seit seinem Einstieg in die Marketing- und Kommunikationsbranche vor zwölf Jahren mit Inhalten und wie sich diese über Gatekeeper und eigene Kanäle verbreiten lassen. Birger Armstrong seinerseits ist Key Account Manager beim Pharma-Konzern Eli Lilly (Suisse) und schätzt den Wert von relevanten Inhalten. Denn genau diese Inhalte sind es, welche Ärzte und Patienten von den Produkten überzeugen. Die Autoren dieser Arbeit möchten sich bei ihrem Betreuer Beat Bühlmann für die hilfreichen Tipps und Feedbacks danken, ohne welche diese Arbeit so nicht hätte realisiert werden können. Ein grosses Dankeschön gebührt auch den Experten, die trotz ihrer vollen Terminkalender, sich Zeit für die Beantwortung des umfangreichen Fragebogens genommen haben. VI HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 GLOSSAR AdWords Online-Werbeform von Google Affiliate Vermittlungs- oder Werbepartner eines Internetanbieters Awareness Bekanntheitsgrad oder Wahrnehmung Bannering Display-Werbung auf Online-Plattformen Best Practice Bewährte, optimale Umsetzung einer Massnahme Blog Online Journal zu einem bestimmten Thema Business to Business Geschäftsbeziehung zwischen zwei Unternehmen Business to Customer Beziehung zwischen Unternehmen und Konsument C-Level Höchste Führungsebene eines Unternehmens Change Management Veränderungsmanagement, meist bereichsübergreifend Community Gruppe von Menschen mit gemeinsamen Interessen Earned Media Unbezahlte Aufmerksamkeit in klassischen und sozialen Medien Google Hangouts Video-Chatfunktion von Google für mehrere Personen Inbound Marketing Marketing-Methode, um vom Kunden gefunden zu werden Outbound Marketing Distribution von werblichen Botschaften an ein breites Publikum Owned Media Medienkanäle, die dem Unternehmen selbst gehören Paid Media Gekaufte Medialeistung wie beispielsweise Werbung ROPO-Effekt Beschreibt ein Kaufverhalten (online suchen und offline kaufen) Social Media Digitale Medien, die den gegenseitigen Austausch ermöglichen Touchpoint Berührungspunkt einer Person mit Unternehmen oder Produkt Worst Practice Schlechte Umsetzung einer Massnahme VII HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 1 EINLEITUNG In diesem Kapitel erläutern Hauser und Armstrong die Ausgangslage hinsichtlich Relevanz von Content Marketing für Unternehmen und beschreiben die Motivation, warum sich die Autoren mit dem Thema befassen. Darauf folgen die Darstellung der Zielsetzung dieser Arbeit sowie die Beschreibung der methodischen Vorgehensweise. Abschliessend werden die im Rahmen des Forschungsprozesses vorgenommen Abgrenzungen sowie die von den Verfassern gewählte Struktur der vorliegenden Masterarbeit erläutert. 1.1 Ausgangslage Der technologische Fortschritt und die damit einhergehende exponentielle Verbreitung des Internet haben das Informationsverhalten unserer Gesellschaft – und damit auch die Anforderungen an das Marketing – in diesem Jahrtausend nachhaltig verändert. Etablierte PushMassnahmen wie beispielsweise Werbung werden immer teurer und verlieren durch die ungebremste Fragmentierung der analogen und digitalen Medien weiter an Relevanz. Zudem sinkt die Akzeptanz, da Push-Marketing den Konsumenten oft und ungefragt in seinem Alltag unterbricht. Der Konsument von heute bewegt sich aktiv in einer digitalen und vernetzten Welt und sucht primär nach Inhalten, die sein Bedürfnis nach Information oder Unterhaltung decken. Bevor Kunden heute einen Einkauf tätigen, ist bereits ein beachtlicher Teil des Kaufprozesses abgeschlossen. Die zunehmende Bedeutung des ROPO-Effekts (Research Online, Purchase Offline) zeigt eindrücklich, wie wichtig erfolgreiches Content Marketing für Unternehmen heute ist. Aus Sicht der Autoren ist dies für Unternehmen eine zentrale Erkenntnis. Denn: Unternehmen und Marken, die im digitalen Raum nicht zu relevanten Informationen und Themen auffindbar sind, dürften für die Konsumenten zunehmend unsichtbar werden. Die Autoren dieser Arbeit sind daher überzeugt, dass Unternehmen und Marken qualitativ hochwertige und relevante – im Sinne von Mehrwert bietenden – Inhalte (engl. Content) produzieren müssen, um den Kunden von heute und morgen für sich gewinnen und oder an sich binden zu können. In der Experten-Diaspora hat sich für diese Inbound-Marketingtechnik das Wort „Content Marketing“ etabliert. Wichtig anzumerken ist, dass die Inhalte zwingend auf die Unternehmensziele einzahlen müssen: „Your content may engage or inform, but if it’s not SEITE 1 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 accomplishing your business goals (for example, cutomer retention or lead generation), it’s not content marketing.“1 Den Wert von erfolgreichem Content Marketing haben zahlreiche Unternehmen bereits erkannt. Aus Marken werden Medien.2 Die Budgets für Content Marketing werden laufend erhöht.3 Es werden zusätzliche Mitarbeitende rekrutiert und ganze Organisationen neu aufgestellt. Content Marketing gehört für viele Firmen in den USA, UK oder Australien bereits seit mehreren Jahren zum Marketing-Repertoire – im deutschsprachigen Raum hingegen beginnen viele Unternehmen erst, sich mit der Materie auseinanderzusetzen. Dies belegen die überschaubare Anzahl von BestPractice-Beispielen wie auch die Aussagen der im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Experteninterviews. Doch auch Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum möchten in Content Marketing investieren, wie eine Studie aus Deutschland von 2013 zeigt: „Die Content-Marketing-Budgets werden wachsen. 43 Prozent der Befragten werden ihre Etats in den nächsten fünf Jahren definitiv ausbauen.“4 Auch Schweizer Firmen haben den Wert erkannt, wie eine 2013 durchgeführte Studie zeigt: 72% der befragten Marketingentscheider erachten Content Marketing als wichtig für ihr Unternehmen.5 Eine dritte Studie aus Österreich zeigt, dass zwar schon 89% der befragten Marketingentscheider von Content Marketing gehört haben, aber nur 58% Content Marketing im Mix einsetzen.6 Die aktuellste und am häufigsten zitierte mehrjährige Benchmarking-Studie des Content Marketing Instituts in Zusammenarbeit mit MarketingProfs zeigt, dass neben den Ressourcen (Zeit und Geld) und der Produktion von Inhalten auch die Strukturen und Prozesse eines Unternehmen eine Herausforderung darstellt.7 Befragt wurden Unternehmen aus Nordamerika, UK und Australien. Als grösste Herausforderung wurden zu wenig Zeit und Budget oder die Produktion 1 Pulizzi Joe 2013, S. 10 2 vgl. Baetzgen Andreas / Tropp Jörg 2013, S. 5 3 Pulizzi Joe / Combemale Chris 2013, Content Marketing in the UK: 2014 Benchmarks, Budgets and Trends, in: http://contentmarketinginstitute.com/wp-content/uploads/2013/12/UK_Research_2014_Final1.pdf, 17.01.2014 4 Sturm Anja 2013, S. 18-19 5 vgl. Hristova Gergina 2013, S. 12 6 vgl. Bredl Martin 2013, Erste Content Marketing Umfrage in Österreich, in: http://www.takeoffpr.com/contentmarketing-umfrage, 14.04.2014 7 vgl. Löffler Miriam 2014, S. 67 SEITE 2 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 von relevantem Content genannt. Aber auch zahlreiche organisatorische Hindernisse wurden angeführt. Die Autoren dieser Studie vermuten, dass bei einer Befragung von Unternehmen im deutschsprachigen Raum die Herausforderungen hinsichtlich Organisation und Struktur höher gewichtet würden. Dies vor allem daher, weil Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz noch weniger weit sind im Entwicklungsprozess des Content Marketing. Im Rahmen der Literaturrecherche ist den Autoren zudem aufgefallen, dass sich die meisten Experten in Literatur und digitaler Diaspora vor allem mit dem „How-to“ nach der Einführung von Content Marketing beschäftigen und nur selten darauf eingehen, worauf Unternehmen bei einer Implementierung achten sollten. Man kann daher in diesem noch relativen jungen Forschungsfeld durchaus von einer Forschungslücke sprechen. Aus diesen Gründen haben sich die Autoren dieser Arbeit dazu entschieden, als Ergänzung zu den Erkenntnissen aus der Literatur und Praxis explorative Interviews mit Experten aus dem deutschsprachigen Raum durchzuführen. 1.2 Zielsetzung Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit ist, herauszufinden, worauf Unternehmen bei der Implementierung von Content Marketing achten sollten. Die Autoren fokussieren dabei primär auf die Organisation und Struktur von Unternehmen, da Content Marketing hohe Ansprüche an die Prozesse stellt. Dabei entstehen Konflikte und Widerstände, die es zu überwinden gibt: „Den notwendigen strategischen Veränderungsprozessen im Unternehmen stehen dabei festgefahrene Verhaltensweisen, Machtstrukturen, spezifische bereichsbezogene Werthaltungen und Denkstrukturen ebenso entgegen, wie Wiederstände und Konflikte (...), durch die der Implementierungsprozess verzögert oder sabotiert werden kann.“8 Aus der Synthese der Erkenntnisse aus Literatur sowie den im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Experteninterviews sollen allgemeingültige Handlungsempfehlungen, die für alle Branchen und Unternehmensgrössen gelten, abgeleitet werden. Die Autoren dieser Arbeit sind sich bewusst, dass es für jedes Unternehmen eine andere Ideallösung gibt. Aus diesem Grund sollen die Ergebnisse dieser Arbeit als Leitfaden in Form einer Checkliste verstanden werden, welche als Orientierungshilfe vor einer Implementierung von Content Marketing herangezogen werden kann. 8 Meffert Heribert / Burmann Christoph / Kirchgeorg Manfred 2011, S. 778 SEITE 3 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Wie die Autoren dieser Arbeit zudem festgestellt haben, wurde die Relevanz und Entwicklung von Content Marketing im deutschsprachigen Raum bisher gar nicht bzw. nur lückenhaft untersucht. Aus diesem Grund haben sich die Verfasser entschieden, bei den Experteninterviews diesen Aspekt zusätzlich zu beleuchten. Diese Arbeit richtet sich primär an C-Level-Führungskräfte aus dem deutschsprachigen Raum, welche sich Gedanken machen, ob und wie sie Content Marketing professionell einführen möchten. Die Auswertungen und Resultate dieser Arbeit sollen die Relevanz von Content Marketing für das eigene Unternehmen aufzeigen sowie als Ausgangslage für einen potentiellen Implementierungsprozess dienen. 1.3 Vorgehensweise Eine umfassende Literaturrecherche in den von der „Redaktorenkonferenz der Fachhochschulen der Schweiz“ zur Verfügung gestellten Datenbanken wie beispielsweise Nexis, WISO oder Factiva sowie der Zentralbibliothek Zürich und der ETH-Bibliothek hat gezeigt, dass es über „Content Marketing“ nur eine geringe Anzahl an Publikationen gibt. Aus diesem Grund haben die Autoren dieser Arbeit ihre Recherchen auf zusätzliche digitale Quellen wie Blogbeiträge, eBooks, White Papers und Best Practices ausgeweitet. Hierfür wurden Plattformen wie Google Scholar, Twitter, Blogs, Slideshare, LinkedIn und Xing Fachgruppen sowie weitere „Owned Channels“ von Experten zum Thema systematisch durchsucht. Dabei wurden folgende Suchbegriffe verwendet: Content Marketing, Content sowie Inbound Marketing. Aufgrund der eigenen Sprachkenntnisse haben sich die Autoren auf deutsche und englische Quellen beschränkt. Ergänzend wurden im Rahmen dieser Arbeit die zwei Marketing-Standardwerke aus dem deutschsprachigen Raum von Kotler, Keller und Bliemel („Marketing Management: Strategien für wertschaffendes Handeln“) sowie von Meffert, Burmann und Kirchgeorg („Marketing: Grundlagen marktorientierter Unternehmensführung. Konzepte - Instrumente – Praxisbeispiele“) als Quelle herangezogen. Im Anschluss haben die Autoren dieser Arbeit alle berücksichtigten Quellen gesammelt und exzerpiert. Auf dieser Grundlage wurde der Fragebogen für die Experteninterviews erarbeitet. Parallel wurde im Rahmen einer umfassenden Personenrecherche eine Kontaktliste mit potenziellen Interviewpartnern erstellt. Mittels strukturierten und schriftlichen Interviews wurden im April 2014 zehn Experten aus dem deutschsprachigen Raum über die Relevanz von Content Marketing sowie die Herausforderungen bei der Implementierung in Unternehmen befragt. Die Erfassung sowie Auswertung der Daten erfolgt mittels des computergestützten Analyse-Tools SEITE 4 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 „NVivo“ (Version 10 für Windows und Beta für Mac). Weitere Informationen zur Vorgehensweise der im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten empirischen Untersuchung finden sich im Kapitel 3.1 „Methodik“. 1.4 Abgrenzungen Ursprünglich wollten die Autoren herausfinden, welche allgemeingültigen Erfolgsfaktoren für Content Marketing gelten. Eine erste Literaturrecherche sowie das Gespräch mit dem Betreuer haben aber gezeigt, dass dies mit den im Rahmen dieser Arbeit zur Verfügung stehenden Ressourcen schwierig zu beantworten sein wird. Basierend auf den eigenen Erfahrungen aus dem beruflichen Alltag haben die Autoren anschliessend die These aufgestellt, dass viele Unternehmen – gerade im deutschsprachigen Raum, wo Content Marketing im Vergleich zu anderen Ländern noch weniger etabliert ist – schon an der Implementierung von Content Marketing scheitern. Es muss festgehalten werden, dass dies eine persönliche Vermutung ist, die nicht mit Fakten bestätigt werden kann, die wissenschaftlichen Standards genügen. Die Antworten der im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Interviews zeigen aber, dass diese These auch von den befragten Experten unterstützt wird. Aus diesen Gründen haben sich die Verfasser dazu entschieden, im Rahmen dieser Arbeit bewusst nur den Implementierungsprozess zu untersuchen. Weil Content Marketing ausgesprochen hohe Anforderungen an die Prozesse stellt, fokussiert diese Untersuchung zudem primär auf den Teilaspekt von Organisation und Struktur. Ziel der Arbeit ist es explizit nicht, eine Anleitung für eine erfolgreiche Content-MarketingStrategie oder Umsetzung zu geben. Dies würde einerseits den Umfang dieser Arbeit sprengen, gerade weil die Erfolgsfaktoren je nach Branche, Markt und Unternehmensgrösse sehr unterschiedlich ausfallen dürften. Andererseits wäre dies zweifelsohne eine äusserst komplexe Herausforderung bzw. wäre es unter Umständen wenig sinnvoll, allgemeingültige Empfehlungen abzugeben. Die Autoren möchten zudem anführen, dass die Antworten der zehn befragten Experten weder repräsentativ sind noch abschliessend für alle Unternehmen im deutschsprachigen Raum stehen dürfen. Weiterführende Informationen zur Abgrenzung der im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten empirischen Untersuchung finden sich im Kapitel 3.1 „Methodik“. SEITE 5 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 1.5 Aufbau und Struktur der Arbeit Die vorliegende Arbeit gliedert sich in vier Hauptkapitel. Im Anschluss an die Einleitung werden im theoretischen Teil „Quo Vadis Content Marketing“ die Grundlagen des Themas dargestellt sowie die daraus abgeleiteten Erkenntnisse beschrieben. Hier zeigen die Autoren die Entwicklung von Content Marketing sowie der Marketing-Organisation auf und beschreiben die grössten Herausforderungen. Diese ergänzenden Kontext-Informationen sind aus Sicht der Autoren darum relevant, weil die nachfolgenden Empfehlungen so besser eingeordnet werden können. Das Theorie-Kapitel schliesst mit Handlungsempfehlungen, die es bei einer Implementierung von Content Marketing zu beachten gilt. In Kapitel 3 „Empirie: Interviews mit Content-MarketingExperten“ widmen sich die Autoren der Methodik und Analyse der Expertenbefragung, welche im Rahmen dieser Arbeit durchgeführt wurde. Dabei wird unterschieden zwischen den Themen „Relevanz“ sowie „Organisation und Struktur“. Im vierten und letzten Kapitel fassen die Autoren dieser Arbeit im Rahmen einer Synthese von Theorie und Empirie die zentralen Erkenntnisse als Checkliste mit konkreten Handlungsempfehlungen zusammen. Abschliessend reflektieren die Verfasser dieser Arbeit die Ergebnisse, geben ihre persönliche Einschätzung hinsichtlich weiterführender Forschung ab und ordnen im Gesamtfazit die Erkenntnisse ein. SEITE 6 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) 2 JUNI 2014 QUO VADIS CONTENT MARKETING In diesem Kapitel beleuchten die Verfasser dieser Arbeit eingangs die Entwicklung und Relevanz von Content Marketing. Aufgezeigt wird auch, welche Relevanz Content Marketing im deutschsprachigen Raum aufweist. Danach fassen die Autoren dieser Arbeit zusammen, wie sich die Marketingorganisationen gewandelt haben und welche Konflikte sich aufgrund der modernen Herausforderungen ergeben können. Im darauffolgenden Kapitel wird beschrieben, was die grössten Herausforderungen hinsichtlich Content Marketing sind. Im Schlusskapitel dieses Abschnitts sind die zentralen Erkenntnisse aufgeführt, die ein Unternehmen bei der Implementierung von Content Marketing beachten muss. 2.1 Die Entwicklung des Content Marketing Obschon der Begriff „Content Marketing“ erst nach der Jahrtausendwende erstmals im Internet und in der Literatur auftaucht, ist das eigentliche Konzept bereits über 120 Jahre alt. Denn schon 1891, als Dr. Oetker auf sein Backpulver auf der Rückseite Rezeptvorschläge druckte, ging es bereits um die Vermarktung von Inhalten. Seit damals haben sich jedoch einige Faktoren massgeblich verändert: Das Internet mit den modernen Suchmaschinen haben das Informationsverhalten stark verändert, das Aufkommen zusätzlicher digitaler Kanäle und sozialer Netzwerke haben die Chance auf zusätzliche Reichweite erhöht und zugleich die Fragmentierung der Medien weiter vorangetrieben. Hinzu kommt, dass es mittels klassischen Push Marketing immer teurer wird, die gleiche Anzahl Personen zu erreichen und die Glaubwürdigkeit von Paid Media weiter sinkt. Dies haben auch viele Unternehmen erkannt. Aus Marken werden daher immer mehr Medien: Statt in Werbezeiten zu investieren, bauen immer mehr Marken eigene Informations- und Unterhaltungsangebote auf.9 Auch wenn Content Marketing derzeit das Buzzword im digitalen Marketing ist – gibt es sehr wenige Studien oder Forschungsarbeiten in dieser noch jungen Disziplin. Eine der wenigen Studien, die regelmässig durchgeführt und aktualisiert wird, ist die Langzeitstudie des Content Marketing Institut. Im deutschsprachigen Raum wurde die Relevanz und Entwicklung von Content bisher nur lückenhaft untersucht (siehe Kapitel 2.1.5). 9 vgl. Baetzgen Andreas / Tropp Jörg 2013, S. 5 SEITE 7 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 2.1.1 Vom Outbound zum Inbound Marketing „Outbound Marketing: Oftmals auch als ‚old Marketing’ bezeichnet, bezieht sich auf die Distribution von rein werblichen Botschaften an ein breites Publikum mit der Hoffnung, potentielle Konsumenten mit dieser Botschaft zu erreichen. Als Beispiele können hier klassische Kanäle – TV, Radio oder Print – herangezogen werden. Die Ich-Perspektive des Unternehmens steht hierbei im Vordergrund.“10 David Meerman Scott beschreibt die Aufgaben des alten Marketing in seinem Buch „Die neuen Marketing- und PR-Regeln im Social Web“ daher treffend so: Marketing bedeutet einfach Werbung (Branding = Entwicklung einer Marke) Werbung muss die Massen ansprechen Werbung basiert darauf, Menschen zu unterbrechen Werbung ist eine Einwegangelegenheit: Unternehmen/Marke zu Konsument Werbung hat ausschliesslich mit dem Verkauf von Produkten zu tun Werbung basiert auf Kampagnen von begrenzter Dauer Werbung und PR sind separate Disziplinen, die von verschiedenen Leuten mit separaten Zielen, Strategien und Messkriterien betrieben werden.11 Doch mit der Entwicklung des Internet änderten sich die Rahmenbedingungen. Vor 15 Jahren war das Internet in seiner kommerziellen Phase angelangt. Firmen konnten jetzt über diesen neuen Kanal Online Marketing betreiben. Unternehmen jeglicher Grösse richteten sich eine Art Internetpräsenz ein. Aber das Internet war mehr eine Marketing-Fussnote als ein MarketingStandbein. Die meisten Kaufentscheidungen wurden immer noch so getroffen wie vor 50 Jahren. Print, Radio, TV und Directmailing waren die bevorzugten Marketingkanäle.12 Der technologische Fortschritt und die damit einhergehende exponentielle Verbreitung des Internet haben in den folgenden Jahren unsere Gesellschaft und die Möglichkeiten der Kommunikation stark verändert. Besonders deutlich wird dies, wenn man sich ein paar beeindruckende Zahlen zur Entwicklung des Internet vor Augen führt. In einer Infografik von 10 Peham Thomas 2014, Inbound Marketing vs. Outbound Marketing: Die Unterschiede im Detail, in: http://thomaspeham.com/2014/01/03/inbound-marketing-vs-outbound-marketing-die-unterschiede-im-detail/, 23.03.14 11 vgl. Scott Meerman David 2012, S. 50 12 vgl. Pulizzi Joe / Barrett Newt 2009, S. xiii-xxii SEITE 8 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Admin 2013 sieht man, dass das Internet 1984 noch aus 1’000 Nutzern bestand. Heute sind 2,7 Milliarden Menschen online – das entspricht 39% der Weltbevölkerung. Die Anzahl der Webseiten hat sich von 130 im Jahr 1993 auf 3,1 Milliarden vervielfacht (Stand Mai 2014).13 Auch die Anzahl der Suchanfragen im Internet ist eindrücklich. 1998 verzeichnete Google 9'800 Suchanfragen pro Tag. Im Jahr 2014 sind es bereits über 3,5 Milliarden tägliche Suchanfragen.14 Diese exponentielle Entwicklung in den vergangenen Jahren ist sicherlich auch den sozialen Medien geschuldet. So hat das 2004 gestartete Netzwerk Facebook Ende 2013 schon über 1,2 Milliarden Nutzer.15 Google+ ist 2011 gestartet und zählt gegen Ende 2013 schon 300 Millionen aktive Nutzer.16 Zum ersten Mal in der Geschichte sind Konsumenten in der Lage sich flächendeckend mit ihresgleichen in sozialen Medien, Blogs, Foren und Bewertungsportalen über Produkte oder Dienstleistungen auszutauschen, Leuten denen sie vertrauen. „Heutzutage, wo das Web zu einem alltäglichen Nutzungsumfeld geworden ist, sind die User nicht mehr tolerant, wenn sie an minderwertige, schwer zugängliche oder schlecht aufbereitete Webinhalte geraten. Sie lassen sich auch nicht mehr von blinkenden Werbebotschaften oder klassischen Online-Werbemitteln beeindrucken. (...) Stattdessen suchen Website-Besucher nach Informationen und Unterhaltung, nach Lösungen und einem aktiven Austausch zu Problemen oder Produkten.17 Unternehmen und deren Marketing-Organisationen mussten nach neuen Strategien suchen, um die Konsumenten wieder zu engagieren und in den Dialog mit ihnen zu treten. In diesem Zusammenhang wurde der Begriff Inbound Marketing von Rand Fishkin im April 2012 bei der SMX in München in seiner Keynote „How SEO Blinded Me, then Opened My Eye“ das erste Mal im deutschsprachigen Raum auf die grosse Bühne gebracht. Global hatte das Thema schon länger ein wachsendes Interesse erzeugt, so zum Beispiel im Buch „Inbound Marketing – Get Found Using Google, Social Media and Blogs“ der beiden Hubspot-Gründer Dharmesh Shah und Brian Halligan, welches 2009 erschienen war.18„Inbound Marketing oder auch als ‚New Marketing’ bezeichnet, beschäftigt sich im 13 vgl. de Kunder Maurice 2014,The Size oft he World Wide Web, in: www.worldwidewebsize.com, 02.05.2014 14 Dazeinfo 2014, Google Inc. (GOOG) Search Receives 3.5 Billion Queries Daily; The Meteoric Rise Of The Internet Giant!, in: http://www.dazeinfo.com/2014/05/16/google-inc-goog-search-queries-daily-rise-of-internet-giant/, 20.05.2014. 15 vgl. Morschhäuser Tanja 2013, Offizielle Facebook Nutzerzahlen Q3 2013, in: http://www.socialmediastatistik.de/offizielle-facebook-nutzerzahlen, 02.05.2014 16 vgl. Kirch Nico 2013, 300 Millionen aktive Nutzer im Stream, Google+ macht grossen Sprung, in: http://www.socialmediastatistik.de, 02.05.2014 17 Löffler Miriam 2014, S. 25 18 vgl. Kopp Olaf 2013, Inbound Marketing Definition: Marketing das anzieht, begeistert und nicht nervt, in: http://www.sem-deutschland.de/inbound-marketing-content/was-inbound-marketing, 14.04.2014 SEITE 9 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Gegensatz zum Outbound Marketing mit der effizienten Gewinnung und Bindung von Kunden basierend auf deren Interessen. Der Pull-Effekt – also das passive ‚sich Auffinden lassen’ von Unternehmen – steht dabei im Vordergrund des Inbound Marketing.“19 Es beinhaltet folgende Marketing-Instrumente: Content-Erstellung, Blogging, Public Relations, Social Media Marketing, Suchmaschinen-Marketing (SEO), Landingpage-Optimierung, Conversion Optimierung, E-MailMarketing, Web-Analyse und Customer Relationship Management.20 Rand Fishkin von MOZ hat 2012 das Marketing in seiner Infografik in die beiden Bereiche Interruption Marketing und Inbound Marketing unterteilt.21 Abbildung 1: Interruption versus Inbound Marketing Quelle: Fishkin Rand (2013), Good Bye SEOmoz. Hello Moz!, in: http://moz.com/blog/goodbye-seomoz-hello-moz, 10.04.2014 19 Peham Thomas 2014, Inbound Marketing vs. Outbound Marketing: Die Unterschiede im Detail, in: http://thomaspeham.com/2014/01/03/inbound-marketing-vs-outbound-marketing-die-unterschiede-im-detail/, 23.03.14 20 vgl. Kopp Olaf 2013, Inbound Marketing Definition: Marketing das anzieht, begeistert und nicht nervt, in: http://www.sem-deutschland.de/inbound-marketing-content/was-inbound-marketing, 14.04.2014 21 vgl. Fishkin Rand 2013, Good Bye SEOmoz. Hello Moz!, in: http://moz.com/blog/goodbye-seomoz-hello-moz, 10.04.2014 SEITE 10 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Inbound Marketing ist demnach das Zusammenspiel aus Inbound-Online-Marketing, Public Relations und Content Marketing.22 „Aus Marken werden Medien: Statt Werbezeiten und -plätze einzukaufen, investieren immer mehr Marken in eigene Informations- und Unterhaltungsangebote, so genannte Markenmedien (Owned Media). Sie markieren den Anbruch einer neuen Evolutionsstufe der Markenkommunikation.“23 Tabelle 1: Die Marke als Medium Kommunikative Evolutionsstufen der Marke Marke als selbstbezügliche Kommunikation Marke in redaktionellen Kontext integriert Marke als Medium für Kommunikation Erscheinungsform Trennung von werblicher und redaktioneller Kommunikation Werbung als integraler Bestandteil des redaktionellen Kontext Redaktionell aufbereitetes Fernseh-/Online-/ Print-Angebot Beispielhafte Instrumente Klassische Werbung (u.a. TV-Spot, Plakat, Banner) Placement, Sponsoring, ProduktPR, Campaigning Corporate Publishing, Content Marketing Verhältnis Marke/Medien Paid Media Paid Media Earned Media Owned Media Ziele Aufmerksamkeit, Werbeerinnerung, Imageaufbau Imagetransfer, Involvement, Reaktanzvermeidung Interaktion, Nutzwert der Kommunikationsund Medienangebote Wahrnehmung Passives Reizreaktionsmuster aktive Zuwendung zum redaktionellen Kontext Aktive Zuwendung zum Kommunikationsund Medienangebot der Marke Quelle: Baetzgen Andreas / Tropp Jörg 2013, S. 4 Unternehmen geraten bei der enormen Anforderung hinsichtlich Organisation und Struktur ins Schwanken, da die kontinuierliche Kreation und Veröffentlichung von Inhalten nicht nur die Marketing-Abteilung betrifft, sondern das Unternehmen als Ganzes. Durch die Verschiebung der 22 vgl. Kopp Olaf 2013, Inbound Marketing Definition: Marketing das anzieht, begeistert und nicht nervt, in: http://www.sem-deutschland.de/inbound-marketing-content/was-inbound-marketing, 14.04.2014 23 Baetzgen Andreas / Tropp Jörg 2013, S. 5 SEITE 11 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Aufmerksamkeit der Verbraucher auf relevante, unterhaltsame und nützliche Inhalte, sind die Unternehmen gefordert, sich von kurzzeitigen „Push“-Kampagnen hin zu langfristigen und kontinuierlichen "Pull"-Content-Marketing-Strategien zu bewegen, was neue strategische Ansätze erfordert.24 2.1.2 Entwicklung und Best Practice Content Marketing fokussiert bei der Unternehmenskommunikation auf Inhalte, bei denen die Bedürfnisse oder Probleme der Konsumenten im Mittelpunkt stehen. Content Marketing war das Buzz-Wort 2013 und ist auch 2014 omnipräsent an Marketingtagungen und in der digitalen Expertendiaspora. Befasst man sich eingehend mit der Geschichte, wird deutlich, dass der Begriff zwar neu ist – der Ansatz hingegen bereits seit über 120 Jahren existiert. Als Dr. Oetker im Jahr 1891 sein Backpulver an seine Kunden verkauft, druckt er auf die Rückseite der Packung Rezeptvorschläge, um seinen Kunden einen zusätzlichen inhaltlichen Nutzen zu bieten. Voraussetzung dafür war, dass er sich den Bedürfnissen seiner Kunden stellte. Als ein ContentMarketing-Pionier wird auch der amerikanische Hersteller von landwirtschaftlichen Maschinen, John Deere, genannt. Er druckt im Jahr 1895 die Zeitschrift „The Furrow“, die Farmer über die neueste Technologien und Trends für eine erfolgreiche Landwirtschaft aufklären soll. Das Magazin hält sich bis heute.25 Im Jahr 1900 drucken die Gebrüder Michelin, die Hersteller von Autoreifen, ein Buch, das ihre Kunden zum Autofahren anregen sollte. Der „Guide Michelin“ enthält eine fachmännische Anleitung zum Wechseln eines Autoreifen und listet hunderte Ortsnamen samt einer Kurzvorstellung: Einwohnerzahl, Entfernung von Paris, Bahnhöfe, Post- und Telegrafenämter, Apotheken, Hotels (je nach Preisklasse mit einem, zwei oder drei Sternen versehen) und Reparaturwerkstätten. Das System hat sich über mehr als ein Jahrhundert bewährt und ist bis heute für Restaurants in aller Welt ein allgemeingültiger Ausweis ihrer Güte.26 Auf dem TV-Bildschirm geht es rund 60 Jahre später auch um Inhalte: „Am 3. November 1956 wird zum ersten Mal ein Werbespot der Firma Henkel für das Waschmittel Persil ausgestrahlt. Schon dieser erste deutsche Werbespot der Fernsehgeschichte arbeitet geschickt mit einem wichtigen Content-Marketing-Element: dem Storytelling. (...) Dabei spielt das Produkt nur eine dezente 24 vgl. Lieb Rebecca 2012, S. 6 25 vgl. Löffler Miriam 2014, S. 209-210 26 vgl. KircherBurkhardt 2013, Der Guide Michelin – Content Marketing vor 100 Jahren, in: http://www.kircherburkhardt.com/blog/der-guide-michelin-das-erbe-eines-fruhen-fuhrers, 09.04.2014 SEITE 12 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Nebenrolle und wird erst ganz am Ende der Geschichte eingeführt.27 In den 60er-Jahren erreicht eine kleine, jähzornige Zeichentrick-Werbespot-Figur bei den deutschen TV-Zuschauern einen unglaublichen Bekanntheitsgrad von 96 Prozent. Der Hersteller von Zigaretten bietet dem ComicHelden nahezu die komplette Bühne für eine unterhaltsame One-Man-Show und platziert das Produkt dabei geschickt im Hintergrund. Erst am Schluss des Werbespot, wenn der Protagonist wieder einmal sprichwörtlich „in die Luft geht“, kommt die Zigarettenmarke ins Spiel. Das HBMännchen schreibt Geschichte mit seinen Geschichten und avanciert mit seinen KurzfilmAbenteuern zur kultigen Werbefigur. 1966 und 1968 treten Klementine und Tilly auf die TVBühne. Während die eine Hausfrau in Ariel-Werbefilmen kompetent zu allen Fragen rund um das Thema „Wäsche waschen“ Auskunft gibt, sorgt die andere in Spots für die Marke Palmolive für streichelzarte Hände bei der Kundschaft. Es werden Figuren in den Mittelpunkt gestellt, die eine Verbindung zu den Zuschauern aufbauen. Die Beispiele machen Schule und viele Firmen führen in der Folge Persönlichkeiten in ihre Werbespots ein, die den Produkten ein Gesicht verleihen und bei den Zuschauern eine hohe Glaubwürdigkeit und Sympathie geniessen.28 Im Jahr 1992 wird der Beck’s-Song „Sail Away“ erstmals in einem Werbespot vorgestellt. Das Lied verkauft sich rund 1,6 Millionen Mal und garantiert der Biermarke Beck’s bis heute einen hohen Wiedererkennungswert. 2005 erscheint die Zeitschrift „The Red Bulletin“ der Firma Red Bull das erste Mal anlässlich des Formel 1 Grand Prix in Monaco. Seit 2007 wird das Magazin monatlich herausgegeben und ist mittlerweile in elf Ländern und in vier Sprachen erhältlich. Im Jahre 2006 geht die virale Kampagne „Will it blend?“ an den Start. Ziel der YouTube-Videos ist es, die Mixer der Firma Blendtec zu bewerben. Zu diesem Zweck wird so ziemlich alles – vom Golfball bis zum iPad - durch den Mixer gejagt. Die Videos erreichten bis zum März 2013 die beeindruckende Zahl von 294 Millionen Seitenaufrufen.29 Ende 2011 präsentiert der Coca-Cola-Konzern seine Strategie „Content 2020“. Multimediales Storytelling, die Erstellung von relevanten und ansteckenden Inhalten, Content-Partnerschaften, User-generated Content und eine gelungene Einbindung von Social Media: Coca-Cola spielt die komplette Content-Klaviatur in virtuoser Manier rauf und runter – und setzt auf Content, der Kunden zu markentreuen Fans macht und sie über alle Touchpoints hinweg engagiert.30 Im Oktober 2012 folgt das bisher meist beachtete Content- 27 vgl. Löffler Miriam 2014, S. 211 28 vgl. ebenda, S. 212 29 vgl. ebenda, S. 213-214 30 vgl. ebenda, S. 394-396 SEITE 13 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Marketing-Projekt „Stratos“. Red Bull lässt Felix Baumgartner aus fast 40 Kilometern Höhe auf die Erde springen und inszeniert diesen Anlass über die eigenen Kanäle sowie über klassische Medien global und ausserordentlich wirksam.31 Auch in der Schweiz gibt es Beispiele von Unternehmen, die Content Marketing sehr erfolgreich angewendet haben: Etwa das Warenhausunternehmen Globus, das in den 40er-Jahren mit Globi eine Content-Marketing-Strategie umsetzte – äusserst erfolgreich, wie sich heute zeigt. Oder Betty Bossi, lanciert um das Speisefett von Astra vermehrt in die Schweizer Küchen zu bringen. 32 Ein weiteres Vorzeigebeispiel ist Maggi. Unter dem Titel „Erprobte Rezepte“ bringt das Unternehmen 1930 ein Kochbuch heraus und verschafft sich so einen Zugang zu neuen Kundengruppen und sichert sich einen festen Markenplatz in den Küchen im deutschsprachigen Raum. Dabei werden nicht die Produkte beworben, sondern mit Rezepten für Inspiration gesorgt.33 Doch auch mit kleinen Budgets ist gutes und sehr wirkungsvolles Content Marketing umsetzbar, wie die folgenden Beispiele zeigen, die Miriam Löffler in ihrem Buch „Think Content“ zusammengetragen hat. Die Schwenninger Krankenkasse hat mit ihrem Portal „Babyharmonie.de“ einen festen Content-Marketing-Schwerpunkt in ihrer Unternehmenskommunikation. OnlineSpezialisten und professionelle Autoren erstellen aus dem fachlichen Input von Experten wie Psychologen und Medizinern, die Beiträge, welche auf ‚Babyharmonie.de’ veröffentlicht werden. Die Schwenninger Krankenkasse erreicht damit 10'000 Besucher pro Monat. 2012 drehte Michael Dubin, Mitbegründer von „Dollar Shave Club“, einer Plattform die Rasierklingen im Monatsabonnement verkauft, mit minimalem Budget ein Video, dass bereits einen Tag nach der Veröffentlichung 5'000 Abonnenten hatte und bis heute über 14 Millionen mal auf YouTube aufgerufen wurde. Dubin agiert im Video selbst und zeigt, dass eine gewinnende Unternehmensund Produktpräsentation von einer Persönlichkeit, der guten Geschichte und einer für die Zielgruppe attraktiven Inszenierung lebt. Und beweist so eindrücklich, dass sich erfolgreiches Content Marketing auch mit einer kleinen Investition umsetzen lässt.34 31 vgl. Löffler Miriam 2014, S. 216 32 vgl. Mauch Thomas 2013, Content Marketing: Leads generieren mit Blogs und Social Media, in: http://www.blogwerk.com/2013/03/26/content-marketing-leads-generieren-mit-blogs-und-social-media, 14.4.2014 33 vgl. Löffler Miriam 2014, S. 210 34 vgl. ebenda, S. 401-409 SEITE 14 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Auch im B2B-Bereich gibt es imposante Beispiele für gutes Content Marketing. So setzt der Personaldienstleister und Outsourcing-Experte KellyOCG schon seit Längerem auf Content Marketing mit einer ganzheitlichen Content-Strategie. Der Webauftritt der Firma sieht im ersten Moment mehr wie ein Online-Magazin aus. Nicht die von KellyOCG angebotenen Dienstleistungen, sondern die Themeninhalte stehen dabei eindeutig im Vordergrund. Der IT- und Finanz-Software-Anbieter DATEV liefert ein weiteres mustergültiges B2B-Content-MarketingBeispiel. Zur Zielgruppe des IT-Dienstleisters zählen Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte. Sie werden auf der Firmen-Webseite mit Unmengen an Tipps, News, Tutorials, Fachartikeln und Whitepapers versorgt, die den Joballtag erleichtern und Antworten auf wichtige Fachfragen liefern. Der B2B-Zulieferer Indium, der Materialien entwickelt und produziert, die zur Weiterverarbeitung in der elektronischen Industrie benötigt werden, beweist eindrücklich, dass B2B-Content keine schwere Kost sein muss. Was Indium so besonders macht, sind seine bloggenden Ingenieure. Auf der Unternehmens-Webseite geben die Mitarbeiter von Indium in der Rubrik „From one Engineer to Another“ in ihren Blogeinträgen Einblicke in die Entwicklung neuer Produkte und Materialien, berichten von Tests oder neuen Erkenntnissen und diskutieren die aktuellsten Branchen-News. Indium paart Professionalität und Kompetenz mit Authentizität und erreicht so eine klare Differenzierung zum Wettbewerb.35 Abschliessend möchten die Autoren dieser Arbeit ein Beispiel anführen, welches zeigt, dass Content Marketing auch für Behörden interessant ist und viel Aufmerksamkeit erzeugen kann. Im Jahre 2009 schrieb die australische Tourismusbehörde des Bundesstaates Queensland in einer viralen Content-Marketing-Aktion „The Best Job in the World“ eine Stelle aus. Die Behörde nimmt eine Million Australische Dollar, investiert einen grossen Teil in die Suche nach einem einzigen Mitarbeiter und zahlt ihm den Rest als üppiges Gehalt aus. Das Ergebnis: In 34'000 Videobewerbungen aus der ganzen Welt buhlten die abenteuerlustigen Jobanwärter um die Chance, am Great Barrier Reef als Inselhüter arbeiten zu dürfen. Der Gewinner sollte sich ein Jahr lang für das Gehalt von 150'000 Australischen Dollar als Botschafter für die Ferienregion einsetzen und in Blogs über seine Abenteuer und Unternehmungen im Paradies berichten. Die Idee der Behörde hatte durchschlagenden Erfolg. Schätzungen zufolge erhielt die Kampagne eine mediale Aufmerksamkeit, die einem Wert von 200 Millionen Australischen Dollar entspricht. Ausserdem 35 vgl. Löffler Miriam 2014, S. 420-422 SEITE 15 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 wurde von den Usern selbst umfassender Video-, Bild- und Text-Content erstellt, der sich in der ganzen Welt verbreitete.36 2.1.3 Definition Content Marketing Bei der Suche nach Definitionen zum Begriff haben die Autoren dieser Arbeit gemerkt, dass allein schon unter Experten ein sehr heterogene Meinung herrscht, was Content Marketing eigentlich ist. Aus diesem Grund stellt dieses Kapitel die Ausführungen der Meinungsführer zum Thema Content Marketing gegenüber. Die Summe aller zitierten Aussagen über Content Marketing führen aus Sicht der Verfasser dieser Arbeit alle relevanten Aspekte ins Feld. So vergleicht Rebecca Lieb, eine weltweit anerkannte Expertin für digitales Marketing, Publishing, Media- und Content-Strategien in ihrem Buch „Content Marketing – Think Like a Publisher“ Content Marketing mit anderen Marketingdisziplinen und zeigt so auf, was Content Marketing nicht ist: „(...) However, here’s the point of differentiation from more traditional forms of marketing and advertising: Using content to sell isn’t selling, or sales-ey. It isn’t advertising. It isn’t push marketing, in which messages are sprayed out at groups of consumers. Rather it’s a pull strategy – it’s the marketing of attraction. It’s being there when consumers need you and seek you out with relevant, educational, helpful, compelling, engaging and sometimes entertaining information.“37 Joe Pulizzi vom Content Marketing Institut geht in seiner Definition auf die Ziele ein: „Content marketing is a marketing technique of creating and distributing valuable, relevant and consistent content to attract and acquire a clearly defined audience – with the objective of driving profitable customer action.“38 Pulizzi macht deutlich, dass es sich nur um Content Marketing handelt, wenn die Inhalte fesselnd sind, einen Mehrwert für den Konsumenten bieten und Firmen auch ihre gesteckten Ziele erreichen. „Your content may engage or inform, but if it’s not accomplishing your business goals (for example, customer retention or lead generation), it’s not content marketing. The content you create must work directly to attract and/or retain customers in some way. Good content marketing makes a person stop, read, think and behave differently.“39 Häufig wird auch darüber diskutiert, inwiefern sich Content Marketing von Social Media unterscheidet. Hierzu liefert Jay Baer zwei treffende Analogien: „The goals of content marketing are consumption, then 36 vgl. Löffler Miriam 2014, S. 399 37 Lieb Rebecca 2011, S. 1 38 Pulizzi Joe 2013, S. 5 39 ebenda, S. 10 SEITE 16 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 behavior. The goals of social media are participation, then behavior. Social media is the new telephone. Content marketing the new brochure.“40 Ein letzter Aspekt ist die Langfristigkeit der Mission „Content Marketing“, die Ann Handley und C.C. Chapman ansprechen: „It also isn’t a tactic that you can just turn on and off and hope that will be successful. It has to be a mindset that is embraced and encouraged.“41 2.1.4 Studien Content Marketing Bei der Recherche über die Relevanz des Content Marketing haben die Verfasser dieser Arbeit festgestellt, dass nur wenige Studien zu diesem noch relativ jungen Forschungsthema zur Verfügung stehen. Die Ergebnisse der aktuellsten Studien finden sich in diesem Kapitel zusammengefasst. Die Resultate zeigen klar, dass Content Marketing global zunehmend an Bedeutung gewonnen hat und bereits in zahlreichen Unternehmen zum festen Bestandteil der Marketing-Strategie geworden ist. Das Content Marketing Institute aus Cleveland führt jährlich Befragungen mit über 4'500 B2B und B2C-Unternehmen in Nordamerika, Grossbritannien und Australien durch. Ziel dieser Studien ist herauszufinden, welchen Stellenwert Content Marketing in diesen Unternehmen einnimmt, mit welchen Herausforderungen die Unternehmen konfrontiert sind und die Ergebnisse einem Vergleich der drei Regionen zu unterziehen. In ihrer jüngsten Untersuchung „Content Marketing in the UK: 2014 Benchmarks, Budgets and Trends“, welche im Dezember 2013 veröffentlicht worden ist, sieht man sehr deutlich, dass Content Marketing ein fester Bestandteil der Marketingaktivitäten von Unternehmen aus dieser Region geworden ist. 88 Prozent der befragten britischen Unternehmen setzen Content Marketing ein und knapp die Hälfte (48 Prozent) kommen zur Einschätzung, dass Content Marketing sehr effektiv in ihren Organisationen umgesetzt wird. In Nordamerika sehen das 41 Prozent und in Australien 33 Prozent der befragten Unternehmen so. Deutlich wird die Relevanz auch in der Menge des produzierten Contents. 76 Prozent der britischen, 72 Prozent der amerikanischen und 81 Prozent der australischen Unternehmen werden mehr Inhalte produzieren als im Jahr zuvor. Hierfür werden 56 Prozent der britischen Firmen in den nächsten zwölf Monaten ihr Marketingbudget erhöhen – in Nord Amerika 58 Prozent und in Australien sogar 69 Prozent der Unternehmen. Im Durchschnitt 40 Baer Jay 2014, Here’s the Difference Between Content Marketing and Social Media, in: http://www.convinceandconvert.com/social-media-strategy/heres-the-difference-between-content-marketing-andsocial-media, 10.4.2014. 41 Cohen Heidi 2011, Content Marketing Definition: 21 Experts Weigh In, in: http://heidicohen.com/content-marketingdefinition, 9.4.2014. SEITE 17 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 bedeutet das, dass die Unternehmen dieser drei Regionen rund ein Drittel ihres gesamten Marketingbudgets für Content Marketing bereitstellen werden.42 Joe Pulizzi betont in seiner Definition, dass erfolgreiches Content Marketing nicht nur fesselnd und relevant für die Konsumenten sein sollte, sondern auch zur Erreichung der Unternehmensziele führen muss. In einer Studie der Kommunikationsagentur Waggener und Edstrom wurden auch diese Aspekte untersucht. In der Studie „Content Marketing: Puncturing the Hype and Getting Practical“ sind 150 Marketing- und Kommunikationsentscheider in EMEA (Europe, Middle East, South Africa) zu ihren Erfahrungen und Meinungen zum Thema Content Marketing befragt worden. 81 Prozent der Befragten gaben an, dass sie durch Content Marketing Engagement mehr Traffic auf ihrer Website generieren konnten und bei 61 Prozent hat es sich positiv auf die Verkaufszahlen ausgewirkt.43 Eine weitere Studie hat die digitale Marketingagentur iMakeNews Inc. aus Waltham MA global durchgeführt. Sie hat Marketingentscheider aus kleinen und mittleren Unternehmen über verschiedene Branchen hinweg in ihrem „2013 Content Marketing Survey Report“ befragt und kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Obwohl Content Marketing für 91 Prozent der Befragten eine hohe Priorität besitzt, hat nur knapp die Hälfte (49%) eine formale Content-Marketing-Strategie, 31 Prozent besitzen eine Strategie länger als ein Jahr und 18 Prozent haben sie erst im letzten Jahr eingeführt. Für die Messung des Erfolgs der Content-Marketing-Programme gab zirka die Hälfte der Befragten an die Anzahl der generierten Neukunden zu zählen, 20 Prozent messen die Umsatzsteigerung und 20 Prozent das Wachstum auf ihren Social-Media-Kanälen.44 2.1.5 Bedeutung im deutschsprachigen Raum Im deutschsprachigen Raum wurde die Relevanz und Entwicklung von Content bisher nur lückenhaft untersucht. Die Autoren dieser Arbeit sind im Rahmen ihrer Recherche auf je eine empirische Untersuchung aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gestossen. In Zusammenarbeit mit dem Magazin HORIZONT hat die zur Service-Plan-Gruppe gehörende Facit Research unter Leitung von Katrin Meyer-Schönherr die Studie Content Marketing 2013 in 42 vgl. Pulizzi Joe / Combemale Chris 2013, Content Marketing in the UK: 2014 Benchmarks, Budgets and Trends, in: http://contentmarketinginstitute.com/wp-content/uploads/2013/12/UK_Research_2014_Final1.pdf, 17.01.2014 43 Talago Chris 2013, Content Marketing: Puncturing the Hype and Getting Practical, in: http://waggeneredstrom.com/downloads/Content-Marketing-Guide.pdf , 24.01.2014 44 vgl. iMakeNews Inc. 2013, S. 2-8 SEITE 18 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Deutschland durchgeführt. An der Umfrage beteiligten sich 60 Marketingleiter und marketingverantwortliche Geschäftsführer von Unternehmen aus verschiedenen Branchen. Die Hälfte der Befragten arbeiten in Unternehmen von 100 bis 499 Mitarbeitern, die anderen für Firmen ab 500 Mitarbeitern. „Eines der wichtigsten Learnings der Studie ist, dass das Thema Content Marketing in den Unternehmen bereits heute präsenter ist, als wir im Vorfeld vermutet hatten“. (...) Auf einer Skala von 1 (überhaupt nicht wichtig) bis 6 (sehr wichtig) vergeben die befragten Marketingentscheider Content Marketing eine klare 5,1 wenn es um Owned Media Kanäle geht, eine 5,0 für Earned Media und immerhin noch eine 4,7 für Paid Media.“45 Die Relevanz ist erkannt – doch wie sieht es mit den Investitionen aus? „Die Content-MarketingBudgets werden wachsen. 43 Prozent der Befragten werden ihre Etats in den nächsten fünf Jahren definitiv ausbauen, weitere 50 Prozent vielleicht. Nur 7 Prozent wissen heute schon, dass sie in Content Marketing auch künftig nicht mehr Geld investieren werden. Und: 64 Prozent der Etat-Erhöher wollen in ihren Unternehmen zusätzliche finanzielle Ressourcen für Content Marketing bereitstellen. Nur 36 Prozent werden die Gelder aus anderen Kanälen abziehen, hier insbesondere aus klassischen Medien (65 Prozent), Sponsoring (40 Prozent) und PR (25 Prozent).“46 Wie die Studie zeigt, haben deutsche Unternehmen die Notwendigkeit des Wandels ihrer Marketingorganisation erkannt und setzen dies bereits in Form von Investitionen in das Content Marketing um. Ebenfalls in Zusammenarbeit mit HORIZONT führte die Content Marketing Agentur Take Off PR aus Wien 2013 die Studie „Content Marketing in Österreich“ durch. Im Rahmen einer elektronischen Befragung wurden 150 Marketing- und PR-Fachleute zum Thema Content Marketing in Österreich befragt. Die Bekanntheit von Content Marketing wird von den Befragten bestätigt. 89 Prozent der 150 Befragten haben schon einmal von Content Marketing gehört. Aber nur knapp zwei Drittel (58 Prozent) von denen, die von Content Marketing gehört haben, setzen Content Marketing auch in ihrem Unternehmen ein. Das entspricht umgerechnet 51,6 Prozent aller Befragten. Im Vergleich zu den Zahlen (USA und UK) des Content Marketing Institut, wo bereits 94 Prozent der Unternehmen Content Marketing einsetzen, ist das ein geringer Anteil. Brand Awareness, Kundenbindung und Kundenakquise sind die meist genannten Ziele, die mit dem Einsatz von Content Marketing erreicht werden sollen. Gemessen wird der Erfolg neben dem Feedback der Kunden am Website-Traffic und dem Social Media Sharing. Die Umsetzung von Content Marketing erfolgt bei 83 Prozent der Befragten durch Artikel auf der Unternehmensseite, 45 Sturm Anja 2013, S. 18-19 46 ebenda, S. 18-19 SEITE 19 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 gefolgt von Newslettern und dem Auftritt in den Social-Media-Kanälen. Die Frage nach der Effektivität der Massnahmen ergibt allerdings eine etwas andere Reihenfolge. Hier sehen die Befragten mit deutlichem Abstand (55 Prozent zu je 35 Prozent) den Auftritt in den Social-MediaKanälen als effektivste Massnahme an, gefolgt von Artikeln auf der Website und Blogs. Auf die Frage‚ wer den Content erstellt, geben 63 Prozent an dies im Unternehmen selbst zu realisieren. Drei Prozent arbeiten mit einem Dienstleister und 33 Prozent setzen bei der Produktion von Inhalten auf interne und externe Ressourcen. Parallelen zu den Zahlen in den USA und UK sehen die Autoren der Studie im Bezug auf die Frage zur Bedeutung von Content Marketing in der Zukunft. 62 Prozent der befragten Unternehmen aus Österreich planen künftig mehr Budget für Content Marketing einzusetzen, in den USA und UK sind 64 Prozent. Die Bedeutung ist also erkannt, in der Umsetzung zögern die Firmen aber noch. Eine klare Übereinstimmung zeigen die Befragten auch, was die grössten Herausforderungen in Zusammenhang mit Content Marketing anbelangt. 81 der Befragten nennen Produktion von relevantem Content als grösste Herausforderung.47 Die Internetagentur Namics AG, mit Standorten in der Schweiz und Deutschland, zeigt in ihrem 2013 publizierten Content-Marketing-E-Book „The Marketing Evolution – Analyzing the Value of Content Marketing for Business-to-Business“, dass 72 Prozent der befragten Schweizer Unternehmen Content Marketing für wichtig befinden und 76 Prozent geben an, dass es auch in Zukunft von grosser Bedeutung für ihre Firma ist. 94 Prozent der Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum setzen auf Corporate Publishing und Content Marketing, 88 Prozent tun dies vor allem via digitale Medien. Die Autorin der Studie räumt aber ein, dass die Ergebnisse aufgrund der kleinen Zahl (48) an befragten Schweizer Unternehmen nicht repräsentativ sind.48 2.2 Die Marketing-Organisation im Wandel Technologische, politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen wirken sich auf die Organisation von Unternehmen aus und haben damit auch einen Einfluss auf die Marketingorganisation. „Die Funktion des Marketing wuchs im Lauf der Zeit von der einfachen Verkaufsfunktion zu einem komplexen Bündel an Aktivitäten.“49 Gerade die technologischen und 47 vgl. Bredl Martin 2013, Erste Content Marketing Umfrage in Österreich, in: http://www.takeoffpr.com/contentmarketing-umfrage, 14.04.2014 48 vgl. Hristova Gergina 2013, S. 11 49 Kotler Philipp / Keller Kevin Lane / Bliemel Friedhelm 2007, S. 1142 SEITE 20 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 gesellschaftlichen Veränderungen sowie das Content Marketing stellen hohe Anforderungen an eine erfolgreiche Marketingorganisation. Seit der Jahrtausendwende geht es verstärkt um individuelles, multioptionales vernetztes Beziehungsmarketing.50 Aus diesem Grund möchten die Autoren dieser Arbeit in diesem Kapitel auf die Evolution von bestehenden sowie die Anforderungen an moderne Organisationsmodelle eingehen. Als Basis dienen die im deutschsprachigen Raum am häufigsten zitierten Standardwerke „Marketing Management: Strategien für wertschaffendes Handeln“ von Kotler, Keller und Bliemel sowie „Marketing: Grundlagen marktorientierter Unternehmensführung. Konzepte - Instrumente – Praxisbeispiele“ von Meffert, Burmann und Kirchgeorg. 2.2.1 Bestehende Modelle Die Entwicklung der Marketingorganisation ist je nach Unternehmen verschiedenweit fortgeschritten und zugleich auch im Detaillierungsgrad unterschiedlich. Nach Kotler kann man die Entwicklung in sechs unterschiedliche Stufen gliedern: In der ersten Stufe ist Marketing eine Aufgabe der Verkaufsleitung. Sie leistet Support beispielsweise bei Marktforschung oder Werbung. Meist wird ein externer Partner für die Dienstleistung hinzugezogen. In der zweiten Stufe wird das Marketing als Unterabteilung im Verkauf geführt. Die Marketingabteilung der dritten Stufe ist für viele Teilfunktionen des Marketing zuständig und eine dem Verkauf gleichberechtigte Hauptabteilung. In der vierten Stufe werden Verkauf- und Marketingabteilung unter der Führung eines Marketingleiters zusammengeführt. Eine Weiterentwicklung stellt die fünfte Stufe dar: Hier ist Marketing eine integrierende Unternehmensaufgabe, an der sich alle beteiligen. In der sechsten Stufe ist das Marketing in eine prozess- und projektgeleitete Struktur eingebunden, wo die Mitarbeitende aus Marketing und Verkauf in disziplinübergreifenden Teams arbeiten.51 Ein zweites von Alfred Kieser und Peter Walgenbach aufgestelltes Modell unterscheidet die Marketingorganisation nicht nach den unterschiedlichen und chronologischen Entwicklungsstadien, sondern vielmehr nach folgenden drei Gestaltungsparametern: Spezialisierung, Koordination und Entscheidungsdelegation. Die Marketingorganisation wird nach Spezialisierungsgrad und Art der Spezialisierung unterschieden. Oft unterscheidet man nach Produkt, Kunde oder Region. Aus der Spezialisierung ergibt sich der Koordinationsbedarf. Hierfür 50 vgl. Meffert Heribert / Burmann Christoph / Kirchgeorg Manfred 2011, S. 8 51 vgl. Kotler Philipp / Keller Kevin Lane / Bliemel Friedhelm 2007, S. 1142-1146 SEITE 21 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 stehen unterschiedliche Informations-, Kommunikations- und Kontrollinstrumente zur Verfügung. Im Rahmen der Entscheidungsdelegation stehen verschiedene Verteilungen der Entscheidungsbefugnisse zur Verfügung. Diese können zentral oder dezentral erfolgen.52 2.2.2 Moderne Anforderungen Die sich stetig und immer schneller verändernden Anforderungen haben einen starken Einfluss auf die Marketingorganisation. Gerade auch in Hinblick auf die Implementierung von Content Marketing in Unternehmen. Jennifer Rooney, Redakteurin bei Forbes, stellt in einem ihrer jüngsten Artikel zum Thema folgende These auf: „Marketing organizations that aren’t restructuring to meet the demands of 2020 – of today, for that matter – will be left by the wayside.“53 Gerade die duale Integration des Marketing in Geschäftseinheit und Geschäftsführung wird dabei als zentraler Erfolgsfaktor angesehen.54 Um auf diese Rolle genauer eingehen zu können, möchten die Autoren dieser Arbeit die Definition der American Marketing Organization (AMA) anführen: „Marketing is an organisational function and a set of processes for creating, communicating and delivering value to customers and for managing customer relationships in ways that benefit the organization and it’s stakeholders.“55 Heute sollte Marketing als duales Führungskonzept verstanden werden, das sowohl funktionsbezogene als auch funktionsübergreifende Dimensionen vereint. Das heisst: Das Marketing soll als Leitbild des Managements (Shared Values) wie auch als gleichberechtige Unternehmensfunktion wahrgenommen werden.56 Die Organisation einerseits, aber auch der Austausch der einzelnen Bereiche untereinander ist in einer modernen Marketingorganisation gefordert: „Effektive fortschrittliche Organisationen sind geprägt durch eine intensive 52 vgl. Kieser Alfred / Walgenbach Peter 2010, zitiert nach: vgl. Meffert Heribert / Burmann Christoph / Kirchgeorg Manfred 2011, S. 812-813 53 Rooney Jennifer 2013, Here’s What The Marketing Organization Of The Future Should Look Like, in: http://www.forbes.com/sites/jenniferrooney/2013/10/04/heres-what-the-marketing-organization-of-the-futureshould-look-like, 10.04.2013 54 vgl. Grehan Brett 2012, Mc Kinsey Quarterly: The marketing organization of the future, in: http://mckinseyonmarketingandsales.com/sites/default/files/pdf/McKinsey-CMSO-Marketing-Org-of-the-Future.pdf, 12.04.2013 55 American Marketing Association 2004, zitiert in: Meffert Heribert / Burmann Christoph / Kirchgeorg Manfred 2011, S.11 56 vgl. Meffert Heribert / Burmann Christoph / Kirchgeorg Manfred 2011, S. 13 SEITE 22 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) Kooperation zwischen den verschiedenen JUNI 2014 Unternehmensbereichen (...) und eine unternehmensweite Marktorientierung.“57 2.2.3 Rivalitäten und Missverständnisse Die Beziehungen zwischen Marketing und anderen Unternehmensabteilungen sind oft durch tiefgreifende Rivalitäten und Missverständnisse geprägt. Die Konflikte entstehen durch die unterschiedlichen Auffassungen, was für das Unternehmen am besten ist – aber auch Machtkämpfe und stereotypische Vorurteile gegenüber den anderen Unternehmensbereichen verhindern die angestrebte Zusammenarbeit. Denn: Andere Abteilungen beugen sich in der Praxis nur ungern dem durch die Marketingabteilung herangetragenen Interesse der Kunden.58 Die daraus resultierenden Spannungsfelder lassen sich anhand von folgenden beispielhaften Abteilungskonflikten aufzeigen: Tabelle 2: Konflikte zwischen den Abteilungen Die Abteilung bevorzugt Marketingabteilung bevorzugt Beschaffung Begrenzte Produktlinie, standardisierte Teile, Preis der beschaffenen Ware, Einkauf in optimaler Losgrösse, Beschaffung nach einem Turnus Breite Produktlinie, differenzierte Teile, Qualität der beschaffenen Ware, Vermeidung von Verkaufsengpässen, sofortiger Einkauf bei Kundenbedarf Forschung und Grundlagenforschung, intrinsische Entwicklung Qualität, funktionswirksame Produktausstattungselemente Angewandte Forschung, wahrgenommene Qualität, verkaufswirksame Produktausstattung Operations Bequem für das Personal, alltägliche Umgangsformen, ausreichende Dienste Komfortabel für die Kunden, freundliche Umgangsformen, bemerkenswerte Dienste Kreditwesen Vollständige Offenlegung der Kreditwürdigkeit der Kunden, niedriges Kreditrisiko, harte Kreditbedingungen, Strenge beim Inkasso von Aussenständen Minimal notwendige Kreditwürdigkeitsprüfung, mittleres Kreditrisiko, generöse Kreditbedingungen, Konzilianz beim Inkasso von Aussenständen 57 Kotler Philipp / Keller Kevin Lane / Bliemel Friedhelm 2007, S. 1170 58 vgl. ebenda, S. 1158-1160 SEITE 23 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) Konstruktion Lange Vorlaufzeiten zur Konstruktionserstellung, wenige Modellausführungen, standardisierte Komponenten für alle JUNI 2014 Viele Modellausführungen, Sonderfertigung für Kunden Quelle: Kotler Philipp / Keller Kevin Lane / Bliemel Friedhelm 2007, S. 1160 „Koordinationsbedarf innerhalb des Unternehmens entsteht als Folge der Spezialisierung (Arbeitsteilung), da zwischen den verschiedenen Tätigkeiten im Unternehmen Interdependenzen bestehen.“59 Die Konflikte zwischen den einzelnen Unternehmensbereichen lassen sich wie folgt beschreiben und kategorisieren: Aufgabenabhängigkeiten: Ist die Leistungserfüllung einer Unternehmenseinheit an die andere gekoppelt, entstehen Abhängigkeiten. Qualitätsprobleme und Verzögerungen können daraus resultierende negative Folgen sein. Horizontale Differenzierung: Arbeiten zwei Unternehmensbereiche eng zusammen und weisen individuell eine stark unterschiedliche horizontale Differenzierung auf hinsichtlich Abteilungszielen, Führungsstil oder Wertevorstellung, kann es zu Konflikten kommen. Kulturelle Konflikte: Sind die kulturellen Verständnisse der Abteilungen zu verschieden, entstehen Reibungsmomente, welche zu Konflikten führen können. Verteilungskonflikte: Werden finanzielle oder personelle Ressourcen im Rahmen einer Zusammenarbeit von mehreren Abteilungen benötigt, kann es zu Meinungsverschiedenheiten kommen. Erwartungsdivergenzen: Haben die Führungspersonen der unterschiedlichen Abteilungen sich diametral gegenübergestellte Ansichten, was beispielsweise der Erfolg einer Marketingstrategie anbelangt, sind Konflikte vorprogrammiert. Grad der Formalisierung: Je höher der Formalisierungsgrad eines Unternehmensbereiches ist, desto schwieriger wird die Zusammenarbeit. Machtausübung: Grundvoraussetzung für die Ausübung von Macht ist die Akzeptanz derselben seitens der betroffenen Mitarbeitenden. Doch gilt es nicht nur die Vermeidung 59 Adam Dietrich 1997, zitiert in: Meffert Heribert / Burmann Christoph / Kirchgeorg Manfred 2011, S.805 SEITE 24 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 von konfliktären Anweisungen, sondern auch die Ausstattung der Führungspersonen mit klaren Weisungsbefugnissen sicherzustellen. Partizipationsgrad: Beschreibt, inwieweit sich Mitarbeitende und Führungspersonen am Prozess und der Implementierung beteiligen können.60 Grundsätzlich lassen sich die Konflikte nach drei Dimensionen unterscheiden: rationale, politische und emotionale. „Während rationale Widerstände auf logisch nachvollziehbaren Argumentationen seitens der betroffenen Unternehmensmitglieder beruhen, entstehen politische Widerstände vor allem aus der Angst vor dem Verlust der eigenen hierarchischen Stellung. (...) Emotionale Widerstände entstehen ebenfalls aus der Angst vor den kommenden Veränderungen und basieren auf den subjektiven Empfindungen.“61 2.3 Die grössten Herausforderungen im Content Marketing Bis Unternehmen das Potenzial von Content Marketing voll ausreizen können, ist es ein steiniger Weg mit zahlreichen Hindernissen. Was sind also aus Sicht der Unternehmen die grössten Herausforderungen? Die aktuellste und am häufigsten zitierte Benchmarking-Studie des Content Marketing Institut in Zusammenarbeit mit MarketingProfs zeigt, dass neben den Ressourcen (Zeit und Geld) und der Produktion von Inhalten auch die Strukturen und Prozesse eines Unternehmen eine Herausforderung darstellt.62 Content Marketing stellt hohe Ansprüche an die Organisation eines Unternehmens wie auch an die Fähigkeiten der Mitarbeitenden. Wie im vorangehenden Kapitel beschrieben wurde, kann es vor, während und nach der Implementierung sehr oft zu Konflikten und Widerständen kommen, die es zu überwinden gilt. 60 vgl. Tarlatt Alexander 2001, zitiert in: Meffert Heribert / Burmann Christoph / Kirchgeorg Manfred 2011, S.780-783 61 Meffert Heribert / Burmann Christoph / Kirchgeorg Manfred 2011, S. 778 62 vgl. Löffler Miriam 2014, S. 67 SEITE 25 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Abbildung 2: Herausforderungen im Content Marketing (B2C und B2B) Quelle: Löffler Miriam 2014, S. 67 Hier möchten die Autoren dieser Arbeit anmerken, dass die Studie mit nordamerikanischen B2Bund B2C-Unternehmen realisiert wurde. Eine Befragung von Verantwortlichen im deutschsprachigen Raum existiert leider nicht. Hier würde sich aber, so die Vermutung der Autoren dieser Arbeit, eine andere Priorisierung der Herausforderungen ergeben. Gerade darum, weil Unternehmen im deutschsprachigen Raum weniger weit sind, was die Erfahrung mit Content Marketing anbelangt. Zudem muss angemerkt werden, dass die Herausforderungen nicht nur nach Kundenmarkt (B2B/B2C) und Region variieren, sondern auch nach Unternehmensgrösse, Branche und Entwicklungsstand im Content Marketing. Eine im April vom Content Marketing Institut veröffentlichte Studie bei nordamerikanischen B2B-Unternehmen ab 1000 Mitarbeitenden zeigt beispielsweise, dass die Herausforderung Nummer eins die unzureichende Integration in den Marketing-Mix ist.63 Die hohe Priorisierung von fehlenden Ressourcen (Zeit und Geld) kann aus Sicht der Autoren als Indiz angesehen werden, dass die strategische Verankerung von Content Marketing in 63 vgl. Content Marketing Institut 2014, B2B ENTERPRISE CONTENT MARKETING: 2014 Benchmarks, Budgets, and Trends – North America, in: http://contentmarketinginstitute.com/wp-content/uploads/2014/04/B2B_Enterprise_2014.pdf, 26.4.2014. SEITE 26 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Unternehmen noch ungenügend ist. Wie eine aktuelle Studie von IBM zeigt, ist das fehlende Know-how des CMO auch ein Faktor. Wird der CMO (Chief Marketing Officer) vom CEO (Chief Executive Officer) heute zwar öfters in strategischen Fragen konsultiert – haben es nur wenige CMO geschafft, eine robuste digitale Marketingorganisation aufzubauen. Dies hat vor allem damit zu tun, dass 37 Prozent aller befragten Marketingleiter in die von IBM definierte Kategorie der „Traditionalisten“ fallen. Sie sind gefordert hinsichtlich Datenexplosion, dem Wachstum in Social Media sowie einer Vielzahl von physischen und digitalen Verkaufskanälen. Traditionalisten interagieren selten mit Kunden über die sozialen Netzwerke und nutzen nur gelegentlich die gewonnenen Daten um Erkenntnisse über die Kunden abzuleiten.64 2.3.1 Fehlende Ressourcen Auch wenn sich die Content-Marketing-Experten nicht immer einig sind, was die grössten Herausforderungen anbelangt65 – in einem Punkt sind sich alle einig: Für erfolgreiches Content Marketing braucht es ausreichend Ressourcen. Werden diese nicht bereitgestellt, ist ein Scheitern vorprogrammiert. Löffler ortet den Grund für die mangelnde Ressourcen-Allokation im fehlenden Verständnis für den wirtschaftlichen Wert von guten Inhalten.66 Ähnlich sieht dies Lieb im Rahmen ihrer Betrachtung, was die Entwicklung von Unternehmen anbelangt: „(...) but the more mature a company’s content marketing efforts, the better it’s understood that effective content initiatives require significant investment in internal staff, production and distribution resources, and often new sources of strategic support.“67 Blogwerk-Verlagsleiter Thomas Mauch betrachtet das Vorhandensein von ausreichend Zeit als Mindestanforderung: „Content Marketing muss nicht viel Geld kosten. Zeit sollte man allerdings schon dafür haben (...).“68 Löffler ihrerseits geht noch einen Schritt weiter und spricht sich explizit für eine Re-Allokation der verteilten Budgets aus. Beim Einkauf von Google AdWords, Affiliates oder andere Online-Kampagnen „sitzt der Budgetgürtel in vielen Unternehmen seltsamerweise meist lockerer als beim Thema Content-Produktion.“69 64 vgl. IBM 2014, Stepping up to the challenge: CMO insights from the Global C-suite Study, in: http://public.dhe.ibm.com/common/ssi/ecm/en/gbe03593usen/GBE03593USEN.PDF, 15.03.2014 65 vgl. Löffler Miriam 2014, S. 67 66 vgl. ebenda, S. 71 67 Lieb Rebecca / Kirchner Zak / Jaimy Szymanski 2012, S. 7 68 Mauch Thomas 2013, Content Marketing: Leads generieren mit Blogs und Social Media, in: http://www.blogwerk.com/2013/03/26/content-marketing-leads-generieren-mit-blogs-und-social-media, 14.4.2014. 69 Löffler Miriam 2014, S. 71 SEITE 27 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 2.3.2 Effiziente Produktion von erfolgreichen Inhalten Planlosigkeit und die Philosophie „Masse statt Klasse“ sieht Löffler als die grössten Stolpersteine, wenn es um die Produktion von Content geht. Ein weiterer Irrweg aus Sicht der Autorin sind die unrealistischen Vorstellungen bezüglich Timing und Umfang von Content-Projekten. Denn bei vielen Webprojekten stehe die Content-Produktion ganz am Ende der Planung und Umsetzung. Ebenfalls von zentraler Bedeutung sei der Einsatz von Publishing-Tools wie Themenplan und Produktionskalender. Weiterhin führt Löffler an, dass oft das crossmediale Denken fehlt. Um gute Inhalte produzieren zu können, sollte man unbedingt auch Offline-Aktionen und Events integrieren.70 Nebst der „Wie“-Frage muss auch die „Was“-Frage beantwortet werden. Eine der häufigsten Herausforderungen ist es noch immer, relevante Inhalte für die Zielgruppe(n) zu erstellen. Dabei ist darauf zu achten, dass der Inhalt dem Nutzer einen klaren Mehrwert bietet, das heisst ihn beim Kauf- oder Entscheidungsprozess unterstützt oder unterhält. Lieb fasst diese Herausforderung so zusammen: „The problem isn’t enough content. It’s knowing what content actually merits time and attention.“71 Eine weitere Herausforderung ist die Zusammenarbeit von Unternehmen mit externen Agenturen, wenn es um die Content-Erstellung geht. Philipp Schönen, Head of Brand Communications von Philips, bringt das Problem in einem Interview auf den Punkt: „Die Fragmentierung der Kanäle hat zur Fragmentierung des Agentur-Setups geführt.“72 Damit sei das heutige Agentur-Set-up der grossen Konzerne völlig unpassend, um die neuen Herausforderung zu meistern. 2.3.3 Anforderungen an Organisation und Struktur Gemäss der aktuellsten Benchmarking-Studie des Content Marketing Institut sind es diese Herausforderungen, welche die Organisation und Struktur eines Unternehmens betreffen: fehlendes Content-Controlling, mangelhaftes Know-how und Ausbildung, fehlendes visionäres 70 vgl. Löffler Miriam, S. 70-71 71 Lieb Rebecca 2011, S. 49 72 Reidel Michael / Sturm Anja 2013, S. 18 SEITE 28 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Denken im Management, unzureichende Integration in den Marketing-Mix sowie die nicht vorhandene Integration der verschiedenen Abteilungen (beispielsweise HR). 73 Um Content-Controlling überhaupt machen zu können, braucht es klare Zielvorgaben. Bereits hier scheitern laut Löffler zahlreiche Unternehmen: „Auf die Frage, welches primäre Ziel mit der Webpräsenz ihres Unternehmens erreicht werden sollte, erhalte ich von Kunden und Seminarteilnehmern in 99 % aller Fälle die Antwort: ‚Umsatz!’ (...) Es genügt jedoch nicht, (...) ein pauschal formuliertes Wischiwaschi-Ziel (...) auf die Agenda zu schreiben.“74 Ein weiterer Effekt stellt sich ein: Aufgrund von fehlenden Content-Controlling-Massnahmen ist der ContentVerantwortliche leicht angreifbar.75 Hauptursache für das fehlende oder schlechte ContentControlling ortet Lieb in der fehlenden abteilungsübergreifenden Strategie: „(...) but the multidisciplinary reach of content initiatives creates diverse and often conflicting metrics, ranging from ‚engagement’ from one group to hard leads or sales to another.“76 Mangelhaftes Know-how und fehlende Ausbildung sind weitere Fallstricke. Dies hat aus Sicht der Autoren dieser Arbeit zwei Hauptgründe: Die relative Neuheit des Content Marketing als strategische Disziplin sowie die durchaus sehr hohen Anforderungen an die beteiligten Mitarbeitenden. Schön illustriert dies das von Joe Pulizzi veröffentlichte Jobprofil eines CCO (Chief Content Officers): „The Chief Content Officer (CCO) oversees all marketing content initiatives, both internal and external, across multiple platforms and formats to drive sales, engagement, retention, leads and positive customer behaviour. This individual is an expert in all things related to content and channel optimization, brand consistency, segmentation and localization, analytics and meaningful measurement. The position collaborates with the departments of public relations, communications, marketing, customer service, IT and human resources to help define both the brand story and the story as interpreted by the customer.“77 Da Content Marketing sehr viele Facetten von Wissen voraussetzt und sich auch stetig verändert, empfiehlt Löffler in einem ersten Schritt intern die Voraussetzungen zu schaffen, damit alle Mitarbeitende, welche Inhalte produzieren, mit ausreichend Wissen ausgestattet sind. So soll der Know-how-Aufbau und 73 vgl. Löffler Miriam 2014, S. 67 74 ebenda, S. 69 75 vgl. ebenda, S. 74 76 Lieb Rebecca / Silva Chris / Tran Christine 2013, S. 8 77 Pulizzi Joe 2011, Job Description: Chief Content Officer, in: http://contentmarketinginstitute.com/wpcontent/uploads/2011/05/Chief-Content-Officer-Job-Description-Sample.pdf, 09.04.2014 SEITE 29 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Transfer sichergestellt werden. Mit einer guten Portion Sarkasmus empfiehlt die Autorin den Entscheidern abschliessend, doch bitte keine Praktikanten für die Produktion von Content einzusetzen.78 Fehlt das visionäre Denken im Management und die damit verbundene Würdigung von Content Marketing, ist die Umsetzung eine Herausforderung. Gemäss Lieb lassen sich viele Entscheider von neuen Technologien ablenken und vernachlässigen so die Grundsätze von Strategie und Marketing.79 Eine weitere Herausforderung ist die unzureichende Integration von Content Marketing in den Marketing-Mix. Lieb sieht gerade in der Integration von Content in Werbung einen grossen Vorteil: „Increasing confidence in and reliance on content marketing is causing marketers to reevaluate, and often to cut back, on advertising and shift those dollars to content production and distribution. For optimal impact and success, content and advertising should be integrated – or at least interrelated. In tandem, the two can more fully express a brand story.“80 Abbildung 3: Die Fragmentierung des Content Quelle: Lieb Rebecca / Silva Chris / Tran Christine 2013, S. 5 78 vgl. Löffler Miriam 2014, S. 74 79 vgl. Lieb Rebecca / Kirchner Zak / Jaimy Szymanski 2012, S. 7 80 ebenda, S. 7 SEITE 30 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Doch nicht nur die Integration innerhalb des Marketing ist ein Stolperstein. Auch die Abstimmung unter den verschiedenen Abteilungen eines Unternehmens ist eine komplexe Aufgabe: Marketing-Alleingänge ohne Abstimmung mit den restlichen Aktivitäten, unklare Teamstrukturen und Verantwortlichkeiten sowie Kommunikationsschwächen und -hemmnisse der einzelnen Teammitgliedern erschweren die Zusammenarbeit.81 Die Abstimmungsprobleme entstehen vor allem dadurch, weil die Zuständigkeiten für Content stark fragmentiert sind und sehr oft keine Abstimmungsprozesse definiert sind. „The fragmented approach leads to inconsistant messaging, huge variations in voice, tone, brand and messaging and an inconsistant customer experience.“82 2.4 Die Implementierung von Content Marketing Die Einführung einer Marketingstrategie – und aus Sicht der Autoren dieser Arbeit weist die Einführung von Content Marketing eine ähnliche Komplexität auf – ist in der Regel mit einem umfangreichen Lern- und Wandlungsprozess verbunden. „Den notwendigen strategischen Veränderungsprozessen im Unternehmen stehen dabei festgefahrene Verhaltensweisen, Machtstrukturen, spezifische bereichsbezogene Werthaltungen und Denkstrukturen ebenso entgegen, wie Wiederstände und Konflikte (...), durch die der Implementierungsprozess verzögert oder sabotiert werden kann.“83 Um die Konflikte zu lösen bzw. Widerstände zu überwinden braucht es ein Managementsystem, welches sowohl Informations-, Kommunikations- und Kontrollsysteme als auch Anreizsysteme für die Mitarbeitenden beinhaltet.84 Die fortschreitende Digitalisierung und das Aufkommen zusätzlicher digitaler Kommunikationskanäle haben aber dazu geführt, dass immer höhere Anforderungen an die Organisation und Struktur von Unternehmen gestellt werden, die Content Marketing erfolgreich umsetzen möchten. Die Autoren dieser Arbeit möchten anführen, dass es in einem Grossteil der Literatur über Content Marketing vor allem um das „How-to“ nach der Implementierung geht und weniger um die Voraussetzungen, die eine Organisation überhaupt erfüllen muss. Nachfolgend haben sich die Verfasser daher nicht nur mit Lösungsansätzen aus der Literatur des Content Marketing auseinandergesetzt, sondern auch einzelne Ansätze aus Strategieimplementierung und Change Management dargestellt und miteinander verknüpft. Die folgenden Unterkapitel beschreiben Lösungsansätze für die aus Sicht 81 vgl. Löffler Miriam 2014, S. 73-74 82 Lieb Rebecca / Silva Chris / Tran Christine 2013, S. 5 83 Meffert Heribert / Burmann Christoph / Kirchgeorg Manfred 2011, S. 778 84 vgl. ebenda, S. 817 SEITE 31 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 der Autoren dieser Arbeit zentralen Punkte, welche vor der Einführung von Content Marketing beachtet werden sollten. Die Reihenfolge entspricht der für die Verfasser dieser Arbeit logischen Chronologie. 2.4.1 Content-Audit durchführen Lieb wie auch Löffler empfehlen vor einer Implementierung zwingend einen Content-Audit durchzuführen. Im Rahmen einer umfassenden Katalogisierung aller bestehenden Inhalte über alle unterschiedlichen Kanäle (Website, Social Media, Broschüren usw.) soll ein Überblick über Umfang, Qualität, Aktualität, Stimmigkeit und Relevanz aller Inhalte eines Unternehmens gewonnen werden.85 Ziel ist es auch, herauszufinden, welche Themen die einzelnen Inhalte abdecken (und welche nicht) sowie, ob diese Inhalte einen erkennbare Konsistenz mit den Unternehmenszielen aufweisen. Ebenfalls Gegenstand eines solchen Audits muss sein, zu eruieren, wie und in welchen Abteilungen bisher Inhalte erstellt und ausgetauscht wurden.86 Fazit der Autoren: Bevor eine Content-Strategie definiert und implementiert werden kann, gilt es aus Sicht der Autoren dieser Arbeit, die gewonnen Erkenntnisse aus dem Content-Audit einzusetzen, um beurteilen zu können, ob die bestehende Organisationsstruktur angepasst werden sollte. Ein Audit ermöglicht die detailgetreue Abbildung des Status Quo. 2.4.2 Passende Organisationsform finden „Organizations are not structured to act in concert with regard to content. The lack of orchestration results in duplicative efforts that waste time and money while producing inconsistent messaging.“87 Lieb zeigt in einem Whitepaper verschiedene Modelle auf, wie sich Unternehmen organisieren, die Content Marketing bereits erfolgreich implementiert haben. 85 vgl. Löffler Miriam 2014, S. 81-90 86 vgl. Lieb Rebecca 2011, S. 163-169 87 Lieb Rebecca / Silva Chris / Tran Christine 2013, S. 6 SEITE 32 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Abbildung 4: Wie Unternehmen sich für Content Marketing organisieren Quelle: Lieb Rebecca / Silva Chris / Tran Christine 2013, S. 9 „To align and enable efficient, coordinated, cost-effective, and strategic content strategy, creation, production, companies/brands must organize for content. Band-Aid solutions neither scale nor will work, except in the very short term.“88 Das ideale Modell, welches sich für alle Unternehmen am besten eignet, gibt es nicht. Die Auswahl sollte abhängig sein von unterschiedlichen Faktoren wie Budget oder Typ sowie den Anforderungen an die Inhalte. Allen Modellen gleich ist aber die flache Struktur – auf eine starke Hierarchie sollte daher auf jeden Fall verzichtet werden.89 Zudem müssen alle Abteilungen miteinander interagieren können. „Ein Nebeneinander von Offline und Online, von Marketing und PR kann es dann nicht mehr geben.“ 90 Eine Übersicht über die unterschiedlichen Modelle liefert folgende Aufzählung: Content Center of Excellence: Eine Expertengruppe aus unterschiedlichen Abteilungen ist verantwortlich für die Belange des Content Marketing. Dies ist aber nicht ihre alleinige 88 Lieb Rebecca / Silva Chris / Tran Christine 2013, S. 9 89 ebenda, S. 9 90 Campillo-Lundbeck Santiago 2012, S. 16 SEITE 33 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Funktion, da sie in ihren bestehenden Abteilungen andere Aufgaben erfüllen müssen. Dieses Modell eignet sich für Organisationen, welche keine oder nur wenige Erfahrungen mit Content Marketing gemacht haben. Oft ist dies eine Zwischenlösung, da man bereits nach kurzer Zeit merkt, dass es mehr Vollzeitressourcen braucht. Editorial Board (Content Council): Content-Produzenten und Marketingexperten von unterschiedlichen Abteilungen treffen sich regelmässig zur Abstimmung der vorhandenen Inhalte. Ziel ist es, die Aktivitäten und Botschaften zu synchronisieren sowie Doppelspurigkeiten zu vermeiden. Oft fehlt jedoch die strategische Klammer, was die Gefahr erhöht, sich im Dschungel des Tagesgeschäfts zu verirren. Content Lead: Eine Führungsperson steuert alle Inhalte eines Unternehmens. Die Person übernimmt neben der Produktion der Inhalte auch die Steuerung der internen Stakeholder, Technologie sowie externen Dienstleistern. Dieses Modell ist sehr stark abhängig von der Durchsetzungsfähigkeit der Person, da ohne organisationsübergreifende Autorität zahlreiche Konflikte und Widerstände auftreten können. Executive Steering Committee: Eine funktionsübergreifende und strategische Gruppe von erfahrenen Führungspersonen übernimmt die Steuerung aller Content Prozesse. Oft fehlt es in diesem Modell an praktischer Umsetzungserfahrung, wodurch taktische Elemente vernachlässigt werden können. Cross-Functional Content Chief: Oft die Rolle des CCO (Chief Content Officer) oder Head of Digital Strategy, welche mit organisationsübergreifender Entscheidungskompetenz ausgestattet ist. Diese Person hat nicht zwingend eigene Mitarbeitende im Team, kann aber auf Ressourcen anderer Abteilungen zugreifen. Oft scheitert die Implementation dieses Modells an den fehlenden Argumenten gegenüber der Unternehmensführung, neben dem CMO (Chief Marketing Officer) eine weitere erfahrene und daher auch teure Führungsperson einzustellen. Content Department (Division): Ein Team innerhalb des Unternehmens oder eine externe Agentur sind für alle Inhalte verantwortlich. Oft wird das Modell eingesetzt, wenn die qualitativen und zeitlichen Anforderungen an die Content-Produktion sehr hoch sind. Obschon dieses Modell ideal bezüglich SEITE 34 / 156 Skalierbarkeit ist, wird ein hoher HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) Koordinationsaufwand benötigt, JUNI 2014 um die autonomen Teams in die Gesamtmarketingaktivitäten zu integrieren.91 Fazit der Autoren: Jedes Modell weist unterschiedliche Vor- und Nachteile auf. Egal, für welches Organisationsmodell sich ein Unternehmen entscheiden – aus Sicht der Autoren dieser Arbeit ist es wichtig, dass die Verantwortlichkeiten klar geregelt sind, um eine Koordination überhaupt zu ermöglichen. Sobald Content Marketing eine geschäftskritische Rolle hat – und dies sollte bei einem erfolgreichen Content Marketing so sein – dürfte sich das Modell des „Cross-Functional Content Chief“ bewähren. Bei kleineren Unternehmen mit geringeren Ressourcen sollte sich die Geschäftsleitung gut überlegen, welche Fähigkeiten eine Führungsperson im Marketing mitbringen sollte. 2.4.3 Koordinationsbedarf reduzieren „Koordinationsbedarf innerhalb von Unternehmen entsteht als Folge der Spezialisierung (Arbeitsteilung), da zwischen den verschiedenen Tätigkeiten im Unternehmen Interdependenzen bestehen.“92 Die Zerschneidung von Interdependenzen ist also die Hauptursache für die Entstehung des Koordinationsbedarfs. In der Praxis agiert das Marketing nicht selten unabhängig von den anderen Abteilungen einer Organisation. Um den Koordinationsbedarf reduzieren zu können, gibt es nach organisationstheoretischem Ansatz acht Möglichkeiten, welche sich je nach Unternehmen und Spezialisierungsgrad eher oder weniger eignen, um das Problem zu lösen93: Prozessorientierte Entkopplung: Durch die Bildung von organisatorischen Teileinheiten wird der Abstimmungsbedarf verringert. Funktional zusammengehörige Tätigkeiten werden so in Abteilungen oder Teams zusammengefasst.94 Fokussierung: Eine bewusste Fokussierung durch ein Outsourcing von Unternehmenstätigkeiten kann der Koordinationsbedarf weiter reduziert werden.95 91 vgl. Lieb Rebecca / Silva Chris / Tran Christine 2013, S. 10-11 92 Adam Dietrich 1997, zitiert in: Meffert Heribert / Burmann Christoph / Kirchgeorg Manfred 2011, S. 805 93 vgl. Meffert Heribert / Burmann Christoph / Kirchgeorg Manfred 2011, S. 806-807 94 vgl. Kieser Alfred / Walgenbach Peter 2010, zitiert in: Meffert Heribert / Burmann Christoph / Kirchgeorg Manfred 2011, S. 806 95 vgl. Ries Al 1996, zitiert in: Meffert Heribert / Burmann Christoph / Kirchgeorg Manfred 2011, S. 806 SEITE 35 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Überschussressourcen: Eine weitere Massnahme ist die Bereitstellung von Überschussbzw. Reserveressourcen. Die Verfügbarkeit freier Kapazität verringert den Planungsaufwand zur Abstimmung verschiedener Tätigkeiten. Darin eingeschlossen ist nicht nur der Produktionsbereich, sondern auch Bearbeitungs- und Entscheidungskapazität in anderen Organisationsbereichen.96 Flexibilisierung von Ressourcen und Kompetenzen: Die breite Qualifikation von Mitarbeitenden und Teams sowie die Möglichkeit, im Rahmen von Projekten auf Humanressourcen anderer Abteilungen zurückgreifen zu können, reduzieren den Abstimmungsbedarf. Der langfristigen, strategischen Flexibilisierung aller Ressourcen und Kompetenzen zur Sicherung der Existenz kommt heute eine deutlich höhere Bedeutung zu als noch vor wenigen Jahren.97 Verringerung der Koordinationsparameter: Zur Reduktion des Koordinationsbedarfs kann die Anzahl der zu koordinierenden Einheiten verringert werden. Die Ausgestaltung ist abhängig vom Grad der Individualisierung der Produkte, die ein Unternehmen anbietet.98 Standards (Bandbreiten): Mit dem Festlegen von Bandbreiten kann der Abstimmungsaufwand reduziert werden. Eine funktionsübergreifende Abstimmung erfolgt nur dann, wenn beispielsweise die zwischen den Funktionsbereichen ausgetauschte Informationen von einem vorgegebenen Standard um mehr als die definierte Toleranz abweichen.99 Verringerung des Anspruchsniveaus: Der Koordinationsbedarf kann auch durch die Senkung des Anspruchsniveaus reduziert werden. Wird beispielsweise die Zielvorgabe bezüglich dem Anteil zufriedener Kunden von 95 Prozent auf 80 Prozent gesenkt, sinkt auch der Abstimmungsaufwand.100 96 vgl. Kieser Alfred / Walgenbach Peter 2010, zitiert in: Meffert Heribert / Burmann Christoph / Kirchgeorg Manfred 2011, S. 806 97 vgl. Sanchez Ron / Heene Aime 2005, zitiert in: Meffert Heribert / Burmann Christoph / Kirchgeorg Manfred 2011, S. 807 98 vgl. Meffert Heribert / Burmann Christoph / Kirchgeorg Manfred 2011, S. 807 99 vgl. ebenda, S. 807 100 vgl. ebenda, S. 807 SEITE 36 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Fazit der Autoren: Von den genannten Lösungsansätzen sind aus Sicht der Autoren zwei besonders relevant für die Implementierung von Content Marketing. Die prozessorientierte Entkopplung sowie die Flexibilisierung von Ressourcen und Kompetenzen. Beide Ansätze verringern den Koordinationsbedarf stark und ermöglichen so eine ideale Abstimmung zwischen den einzelnen Abteilungen innerhalb eines Unternehmens. 2.4.4 Bekenntnis der Geschäftsleitung einfordern Bei Veränderungsprozessen kommt der Geschäftsleitung eine zentrale Bedeutung zu, da „ohne klare Ausrichtung, permanente Unterstützung und Steuerung der Wandlungsprogramme seitens der Unternehmensspitze (...) eine Umgestaltung und Neuausrichtung der Unternehmung praktisch aussichtslos ist.“101 Auch Lieb führt in ihrem Whitepaper an, dass die Geschäftsleitung von der wachsenden Wichtigkeit von Content Marketing überzeugt werden muss. „Content initiatives must be efficiently organized and financed, efforts cannot be reduplicated across divisions, and strategy should be aligned company-wide.“102 Fazit der Autoren: Ohne das Bekenntnis der Geschäftsleitung wird eine Implementierung von Content Marketing mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern. Es braucht daher aus Sicht der Autoren zwingend das Verständnis und die Unterstützung der Geschäftsleitung. 2.4.5 Gesamtverantwortung regeln Die optimale Aufgabenverteilung und Verantwortungszuweisung, das zeigen die in Kapitel 2.4.2 aufgeführten Organisationsmodelle, variieren je nach Unternehmensgrösse, Entwicklungsstand sowie den zur Verfügung stehenden Ressourcen. Bei Meinungsführern herrscht gemäss der im Rahmen dieser Arbeit getätigten Recherchen aber Einigkeit, dass idealerweise eine erfahrene Führungsperson für Content Marketing verantwortlich zeichnen sollte. „It’s now evident that the challenge is not just understanding digital channels but also coping with the volume, nature, and velocity of the content needed to use them effectively. (...) The emergence of companies-aspublishers demands the appointment of a chief content officer (CCO).“103 Lieb beschreibt die 101 Krüger Wilfried / Janz Andreas 2009, zitiert in: Meffert Heribert / Burmann Christoph / Kirchgeorg Manfred 2011, S. 784 102 vgl. Lieb Rebecca / Silva Chris / Tran Christine 2013, S. 6 103 Grehan Brett 2012, Mc Kinsey Quarterly: The marketing organization of the future, in: http://mckinseyonmarketingandsales.com/sites/default/files/pdf/McKinsey-CMSO-Marketing-Org-of-the-Future.pdf, 12.04.2013 SEITE 37 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Handlungsempfehlung noch konkreter: „Appoint an empowered cross-functional governor or governing body – a conductor – with executive support and/or authority.“104 Auch Eugene Farber erachtet es vor der Implementierung von Content Marketing als enorm wichtig, dass jemand den Lead übernimmt: „The first thing (...) is to decide who’s in charge so that the content marketing process doesn’t become a monster with too many heads.“105 Joe Pulizzi betont seinerseits die Wichtigkeit der Schnittstellenfunktion: „The position collaborates with the departments of public relations, communications, marketing, customer service, IT and human resources to help define both the brand story and the story as interpreted by the customer.“106 Fazit der Autoren: Da Content Marketing eine abteilungsübergreifende Zusammenarbeit bedingt, sollte die Verantwortung jemand haben, der mit den nötigen Kompetenzen und Entscheidungsbefugnissen ausgestattet ist. Worauf niemand eingeht, ist die Frage, ob der Chief Marketing Officer (CMO) zugleich auch Chief Content Officer sein kann. Aus Sicht der Autoren dieser Arbeit ist dies durchaus eine sinnvolle Option – sofern die notwendigen Fähigkeiten vorhanden sind. 2.4.6 Allgemeingültige Empfehlungen Es gibt bis heute zahlreiche Ratgeber und Best-Practice-Beispiele für erfolgreiches Content Marketing in Literatur und der digitalen Experten-Diaspora. Die wenigen Studien befassen sich primär mit dem Erheben der Relevanz. Zudem wird jeweils nur punktuell darauf eingegangen, wie Unternehmen die organisatorischen und strukturellen Hindernisse bei der Einführung von Content Marketing überwinden können. Den Autoren dieser Arbeit ist bewusst, dass dies auch damit zusammen hängt, dass die ideale Lösung für jedes Unternehmen differenziert betrachtet werden muss und die Angaben oft auch vertraulich behandelt werden müssen. Basierend auf der in dieser Arbeit dargestellten Herausforderungen und Lösungsansätzen aus der Theorie, können folgende fünf allgemeingültige Empfehlungen abgeleitet werden: Bevor eine Content-Strategie definiert und eine Implementierung erfolgen kann, sollte ein Content-Audit durchgeführt werden, der aufzeigt, wo und wie bisher welche Inhalte 104 vgl. Lieb Rebecca / Silva Chris / Tran Christine 2013, S. 13 105 Farber Eugene 2012, The Content Marketing Implementation Timeline, in: http://www.contentstrategyhub.com/content-marketing-implementation-timeline, 07.04.2014 106 Pulizzi Joe 2011, Job Description: Chief Content Officer, in: http://contentmarketinginstitute.com/wpcontent/uploads/2011/05/Chief-Content-Officer-Job-Description-Sample.pdf, 09.04.2014 SEITE 38 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 erzeugt wurden. Die daraus gewonnen Erkenntnisse liefern eine Entscheidungsgrundlage für die nötigen organisatorischen Anpassungen. Bei der Wahl des Organisationsmodells (siehe Kapitel 2.4.2) sollte darauf geachtet werden, dass das Modell zu den Kompetenzen der Mitarbeitenden sowie zur Struktur des Unternehmens passen. Eine Flexibilisierung der Ressourcen und Kompetenzen ist aus der Sicht der Autoren dieser Arbeit zwingend notwendig. Ebenfalls zu empfehlen ist es, einer erfahrenen Führungsperson mit dem nötigen Knowhow sowie Entscheidungsgewalt die Verantwortung für Content Marketing zu übertragen. Durch die prozessorientierte Entkoppelung innerhalb der Organisation reduziert sich der Koordinationsbedarf zusätzlich. Content Marketing muss von Beginn weg als Bestandteil des gesamten Marketing-Mix betrachtet werden. Crossmediales und interdisziplinäres Denken ist gefragt. Synergien sollten so früh wie möglich erkannt werden. Um Content Marketing erfolgreich implementieren zu können, braucht es das Verständnis sowie die Unterstützung der Geschäftsleitung. Dies wird erreicht, indem aufgezeigt werden kann, welchen Beitrag Content Unternehmensziele leisten kann. SEITE 39 / 156 Marketing für die Erreichung der HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 3 EMPIRIE: INTERVIEWS MIT CONTENT-MARKETINGEXPERTEN Mittels strukturierten schriftlichen Interviews wurden im April 2014 zehn Content Marketing Experten aus dem deutschsprachigen Raum über die Relevanz sowie die Herausforderungen bei der Implementierung von Content Marketing in Unternehmen befragt. In diesem Kapitel widmen sich die Autoren der Methodik und Analyse der Expertenbefragung, welche im Rahmen dieser Arbeit durchgeführt wurde. Ziel ist es, die Entscheidungen und Prozesse transparent und für die Leser dieser Arbeit nachvollziehbar darzustellen. Abschliessend werden die zentralen Erkenntnisse nach den Themenblöcken „Relevanz“ sowie „Organisation und Struktur“ in einem Fazit zusammengefasst. 3.1 Methodik Um die in dieser Masterarbeit zugrundeliegenden Fragen beantworten zu können, wurden Methoden der empirischen Kommunikationsforschung angewendet. Diese versteht sich als „systematische Erhebung von Daten zu dem gesellschaftlichen Problem und deren Auswertung, die auf einer anerkannten und nachvollziehbaren Methode beruht.“107 Die Autoren haben in der ersten Phase des Entdeckungszusammenhangs eine allgemeine Themenstellung definiert und daraus die wissenschaftlichen Fragestellungen formuliert, die im Zentrum der Untersuchung stehen.108 Die Rahmenbedingungen dieser Arbeit haben die Auswahl der Methodik massgeblich geprägt. Das limitierte Zeitbudget für die empirische Untersuchung, die geografische Streuung sowie die erwartungsgemäss vollen Terminkalender der angefragten Experten waren entscheidend für die Wahl der Methodik. Die Autoren sind sich bewusst, dass die Repräsentativität der Stichprobe sowie die Signifikanz der Stichprobenergebnisse nur bedingt gilt bzw. ungenügend ist. Trotzdem dürften die Antworten der teilnehmenden Experten einen substantiellen Überblick geben über die Relevanz und Herausforderungen bei der Implementierung von Content Marketing in Unternehmen. Denn: Das Ziel einer qualitativer Analyse ist nicht statistische Repräsentativität, 107 Brosius Hans-Bernd / Koschel Friederike 2001, S. 22 108 vgl. ebenda, S. 34-35 SEITE 40 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 „sondern vielmehr die Identifikation von für die Zielgruppe typischen Deutungs- und Handlungsmustern.“109 3.1.1 Auswahlverfahren der Experten Die Autoren dieser Arbeit haben sich entschieden, ausschliesslich Content-Marketing-Experten zu befragen, da das Ziel ein Wissenstransfer ist, damit die Zielgruppe dieser Arbeit (C-LevelFührungskräfte) vom Wissen profitieren können. Bei der Selektion der Experten haben sich die Verfasser dieser Arbeit auf folgende drei Kriterien gestützt: Erstens sollen die Experten für Unternehmen im deutschsprachigen Raum tätig sein, da das Thema Content Marketing in Deutschland, Österreich und der Schweiz ähnlich relevant und entwickelt ist und sich die Arbeit primär an C-Level-Führungskräfte aus dieser Region richtet. Damit die Relevanz der Aussagen gegeben ist, sollen die Experten zudem einen klaren Leistungsausweis (Best Practice, Keynote-Speaker sowie mehrjährige Erfahrung) zum Thema vorweisen können. Und drittens soll die Grundgesamtheit der befragten Personen mindestens je zwei Organisationstypen (Unternehmen, Agentur, Verband/Institution) aufweisen, damit eine ausgewogene interne und externe Betrachtungsweise gegeben ist. Im Rahmen einer umfassenden Personenrecherche wurde eine Kontaktliste mit insgesamt 23 potenziellen Interviewpartnern erstellt. Folgende Medien dienten hierfür als Recherche-Quellen: Fachartikel, Blogs, Social Influencer Listen inklusive LinkedIn und Xing Groups zum Thema „Content Marketing“, Speaker-Panels von Fachtagungen sowie in der Literatur erwähnte Personen bzw. Verantwortliche von Unternehmen mit Best-Practice-Beispielen. Vorgabe seitens der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) war es, mindestens acht Experten zu befragen. Die Autoren dieser Arbeit haben daher die Experten aufgrund ihrer jeweiligen Erfahrung in zwei Kategorien (Priorisierung 1 und 2) eingeteilt. Die Kontakte mit Priorität 2 sollten erst kontaktiert werden, falls nicht genügend Experten mit Priorität 1 zusagen. 17 Experten haben die Verfasser dieser Arbeit anfangs April elektronisch bzw. telefonisch kontaktiert. Schliesslich haben sich zehn Experten für eine Teilnahme bereit erklärt, fünf haben aus Vertraulichkeits- oder Zeitgründen abgesagt und bei zwei Experten blieb die Kontaktaufnahme trotz mehreren Versuchen ohne Erfolg. 109 Lamnek Siegfried 2010, zitiert in: Naderer Gabriele / Balzer Eva 2011, S. 410 SEITE 41 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 3.1.2 Persönliche Angaben Neun von zehn der teilnehmenden Experten haben der Publikation von Name, Funktion und Unternehmen im Rahmen dieser Arbeit zugestimmt. Sollte diese Arbeit zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht werden, müssen die Teilnehmer um ihre Erlaubnis angefragt werden. Ein Teilnehmer hat explizit gewünscht, dass seine Antworten nicht in Verbindung mit seinen persönlichen Angaben gebracht werden. Die Autoren haben daher allfällige Hinweise im spezifischen Interview anonymisiert. 3.1.3 Teilnehmerliste Experten Folgende zehn Experten zum Thema Content Marketing haben an den im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Interviews teilgenommen: Tabelle 3: Das Experten-Panel für die Interviews Unternehmen Name Funktion Arnold.KircherBurkhardt AG Daria Lederrey Geschäftsführung Beratung Content Fleet (seit 1.5 JvM/365) Pia Schilcher Director Content & Clients Content Marketing Institut Eduard Klein Chief Content Officer Die Schwenninger Krankenkasse Ingo Hermann Verantwortlicher Content Marketing Farner Consulting AG Daniel Jörg Digital Strategist Gesellschaft für Marketing GfM Jean-Marc Grand Geschäftsführer Siemens AG Tobias Dennehy Corporate Story Architect Touring Club Schweiz TCS Patrick Strössler Head of E-Business/Digital Volkswagen AG Judith Wilhelm Leiterin Onlinekommunikation Anonym* Anonym - Quelle: Eigene Aufbereitung *Auf Wunsch dieses Teilnehmers wird darauf verzichtet, Unternehmen, Name und Funktion zu nennen. SEITE 42 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 3.1.4 Wahl des Erhebungsverfahrens Die Autoren haben sich aufgrund der Rahmenbedingungen dieser Arbeit für schriftliche strukturierte Experteninterviews als Erhebungsmethode entschieden. Dabei wurden die Interviewten als Akteure in den von ihnen repräsentierten Funktionskontext angesprochen.110 Die Teilnehmer wurden in der ersten Aprilhälfte 2014 persönlich für eine Interview-Teilnahme angefragt und hatten anschliessend 21 Tage Zeit für die Beantwortung des standardisierten Fragebogens. Die Interviews wurden via E-Mail und daher asynchron durchgeführt. Diese Befragungsart bietet eine Reihe von Vorteilen (tiefere Kosten, Zeitersparnis, grössere Offenheit, Auflösung von Hierarchien), weist aber auch Nachteile (geringere Spontanität, fehlende nonverbale Hinweisreize) auf.111 Dessen sind sich die Verfasser dieser Arbeit bewusst. 3.1.5 Strukturierung des Fragebogens Nach der Literaturrecherche und dem Exzerpieren haben die Verfasser dieser Arbeit ein Set der aus ihrer Sicht relevanten Forschungsfragen definiert und im Rahmen eines Fragebogens aufbereitet. Neben Fragen über die Herausforderungen bei der Implementierung von Content Marketing in Unternehmen wollten die Autoren auch abfragen, wie die Relevanz des Content Marketing von den Experten beurteilt wird. Aus diesem Grund wurde der Fragebogen nach einer kurzen Einleitung über die Rahmenbedingungen der Arbeit in die Themenblöcke „Relevanz“ sowie „Organisation und Struktur“ gegliedert. Der Fragebogen wurde mit der Formularfunktion von Microsoft Word erstellt. Damit die Vergleichbarkeit der Antworten gegeben ist, wurde der Fragebogen standardisiert und allen Experten in gleicher Form und zum gleichen Zeitpunkt zugestellt. Bei der Ausarbeitung und Formulierung wurde darauf geachtet, dass die Fragen verständlich und eindeutig formuliert sind, die Sprache der Befragtengruppe entsprechend aufbereitet ist und der Umfang dem vereinbarten Zeitaufwand von maximal drei Stunden Bearbeitungszeit entspricht.112 Der standardisierte Fragebogen findet sich im Anhang A dieser Arbeit. 110 vgl. Mey Günter / Mruck Katja 2011, S. 264 111 vgl. Gnabs Timo / Batinic Bernad 2011, S. 388-390 112 vgl. Hafermalz Otto 1976, S. 22-24 SEITE 43 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 3.1.6 Wahl des Auswertungsverfahren Im Rahmen einer qualitativen Querschnittsanalyse untersuchen die Autoren dieser Arbeit die Antworten Frage für Frage hinsichtlich Gemeinsamkeiten, divergierenden Meinungen sowie überraschende Aussagen. Im einem ersten Schritt ging es um die Reduktion des Datenmaterials. Relevante Daten sollen identifiziert und gesammelt werden. Anschliessend wurden die Daten so strukturiert, damit ein Intravergleich gemacht werden kann.113 Auf eine horizontale Analyse der einzelnen Interviews verzichten die Autoren im Rahmen dieser Arbeit, da aufgrund der Datenerhebungsmethode eine ungenügende Anzahl von Kontextinformationen zur Verfügung steht. Ziel dieser Analyse ist es, Gemeinsamkeiten, Divergenzen sowie aus Sicht der Autoren überraschende Aussagen zu identifizieren und in einem Fazit jeweils die Ergebnisse zu interpretieren. Schliesslich sollen daraus allgemeingültige Empfehlungen abgeleitet werden können. 3.1.7 Verarbeitung der Daten Die Auswertung der im Rahmen dieser Arbeit erfassten Daten erfolgte mittels der computergestützten Forschungssoftware „NVivo“ (Version 10 für Windows und Beta für Mac). Das Programm wurde von der Firma „QSR“ für die Auswertung von nichtnumerischen Daten entwickelt und eignet sich aufgrund der Funktionalitäten für die Analyse von Interviews. In einem ersten Schritt wurden die Experteninterviews als Word-Dokument in das Programm importiert. NVivo erkennt die Struktur in den Interviewformularen und ordnet die Antworten der Experten automatisch der jeweiligen Frage zu. Die erhaltenen Antworten, das heisst, einzelne Sätze oder Teile der Antworten konnten nun per „drag & drop“ einzelnen Themenclustern – im Programm „Knoten“ genannt – zugeordnet werden. Jeder dieser Themencluster (Knoten) konnte frei beschlagwortet werden und wurde so durch die Software automatisch farblich differenzierend markiert. Diese Funktion war für die Verfasser sehr hilfreich, da so Unterschiede und Gemeinsamkeiten schnell erkannt werden konnten. Die Autoren dieser Arbeit schätzten zudem die Datenmanagement-Funktionen der Software, welche eine Analyse der Antworten nach Frage für Frage stark vereinfacht. Zudem ermöglichte die Verwendung des digitalen Datensatzes, dass beide Autoren parallel und auf unterschiedlichen 113 vgl. Naderer Gabriele 2011, S. 415-416 SEITE 44 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Endgeräten zu jedem Zeitpunkt Zugriff auf die strukturierten Expertenaussagen hatten. Unterstützend wurden auch die Visualisierungsfunktionen wie „Tag Cloud“, „Wörterbaum“ und „Cluster“ eingesetzt. Die Autoren dieser Arbeit verzichten aus Gründen der Relevanz, diese Grafiken bei jeder Frage anzufügen, da diese keinen Mehrwert zu den zusammengefassten Aussagen bieten. Abbildung 5: Datenmanagement und Analyse mit NVivo Quelle: Eigene Aufbereitung 3.1.8 Gewählte Objektivitätskriterien Die Autoren dieser Arbeit haben sich entschieden, die Auswertung der Fragen unabhängig voneinander und parallel durchzuführen um den Grad der Objektivität zu erhöhen. Unterschiedliche Interpretationen in der Analyse wurden im Rahmen des Auswertungsprozesses diskutiert und wo immer möglich ein gemeinsames Verständnis etabliert. Um die Kontexteffekte114 zu reduzieren, haben die Verfasser dieser Arbeit zudem die Auswertung der 114 vgl. Naderer Gabriele 2011, S. 409 SEITE 45 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Antworten ohne Rückbezugsmöglichkeit auf die persönlichen Daten (Name, Firma und Funktion) vorgenommen. Selbstverständlich eliminiert dies die Kontexteffekte nicht ganz, da aus einzelnen Antworten Rückschlüsse auf die Person gezogen werden können. 3.2 Auswertungen der Interviews In den nachfolgenden Unterkapiteln werden die Aussagen der Experten verdichtet und zusammengefasst. Die Auswertung erfolgt Frage für Frage und ist übergeordnet in die zwei Themenblöcke „Relevanz“ sowie „Organisation und Struktur“ unterteilt. Der Aufbau ist jeweils immer gleich: Nach der einleitenden Frage folgt die Darstellung der Aussagen hinsichtlich Gemeinsamkeiten, abweichenden Meinungen sowie überraschenden Aussagen. Abschliessend reflektieren die Autoren jeweils die zentralen Punkte und verknüpfen diese mit dem eigenen Wissensstand im Rahmen eines Fazits. In den beiden letzten Kapiteln 3.3 und 3.4 fassen die Autoren die wichtigsten Erkenntnisse der Themen „Relevanz“ und „Organisation und Struktur“ zusammen. 3.2.1 Relevanz von Content Marketing Die Verfasser dieser Arbeit möchten mit den Interviewfragen drei bis sieben die Relevanz von Content Marketing im deutschsprachigen Raum empirisch untersuchen. Die Befragten beschreiben aus ihrer Perspektive und Erfahrung, warum es für Unternehmen wichtig ist, in Content Marketing zu investieren und welche Auswirkungen die Einführung von Content Marketing auf das klassische Marketing von gestern hat. Die Autoren möchten von den Experten wissen, ob es im deutschsprachigen Raum schon Unternehmen gibt, die eine führende Rolle im Content Marketing einnehmen und auch, warum diese aus Sicht der Experten eine führende Rolle einnehmen. In Ländern wie den USA, UK oder Australien ist Content Marketing bereits länger etabliert. Die Autoren der Arbeit möchten von den Befragten daher wissen, welche Unterschiede hierfür verantwortlich sind. Abschliessend möchten die Autoren dieser Arbeit erfahren, ob Content Marketing überall eingesetzt werden kann oder ob es aus Sicht der Experten, Regionen, Branchen oder Marken gibt, wo Content Marketing, eine geringere Bedeutung besitzt. 3.2.1.1 Warum Unternehmen investieren sollten Frage 3: Diverse Studien zeigen, dass Unternehmen mehr Geld in Content Marketing investieren möchten. Warum ist Content Marketing für Unternehmen aus Ihrer Sicht wichtig? SEITE 46 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Die Autoren der Arbeit orten zwei Hauptargumente in den Antworten der Befragten. Zum einen zeigen die Antworten, dass eine effiziente Zielgruppenansprache wichtiger geworden ist, zum anderen, dass Unternehmen mit Informationen zu ihren Produkten allein keine Aufmerksamkeit mehr generieren. Das veränderte Konsumentenverhalten führt dazu, dass Unternehmen ihre Marketingstrategien überdenken müssen. Die Flut an Werbebotschaften, denen die Konsumenten ausgesetzt sind, führt zu einer Werbemüdigkeit. Teure Paid Media Kampagnen erzielen nicht mehr die gewünschte Wirkung und Reichweite.115 „Klassische Werbung basiert auf ‚erzwungener Unterbrechung’. Man bezahlt, um Konsumenten in einem Moment, in dem sie etwas tun, etwas vorzusetzen, das sie in diesem Moment meistens wirklich nicht wollen.“116 Konsumenten wünschen sich Informationen zu ihren Bedürfnissen und Lösungen zu ihren Problemen. Mehrfach wurde erwähnt, dass durch Content Marketing die Informationen und Lösungen noch nie so zielgruppengerecht und frequenzgenau geliefert werden konnten.117 Ein Experte beschreibt dies so: „Weil es das Marketing Modell der Zukunft ist. Es drängt sich aus vielen Gründen auf. Hauptgrund ist meiner Meinung nach, dass die digitalen Medien das Verhalten der Zielgruppen grundlegend verändern. Wir stehen erst am Anfang dieser Entwicklung.“118 Viele dieser Inhalte besitzen die Unternehmen bereits und können diese in Form von Geschichten auch quer über alle Kanäle wie Website, Mobile Apps, Facebook, Twitter oder YouTube zur Verfügung stellen. Als Stichwort wird hier multimediales Storytelling genannt.119 Das macht Unternehmen unabhängiger von bezahlten Medien (Paid Media), wo bisher ihre Werbung platziert wurde. Die Unternehmen werden selbst zu Publishern und können ihre Konsumenten am Dialog beteiligen. Im Web finden täglich Millionen von themenspezifischen Suchen und Diskussionen statt.120 Content Marketing hilft den Unternehmen die Konsumenten oder Mitglieder auf einer emotionalen Ebene abzuholen und auf einer nutzenbringenden Ebene anzusprechen.121 Weiter ist angeführt worden, dass Unternehmen qualitativ hochwertigen Content liefern müssen, wenn sie Suchmaschinenoptimierung (SEO) betreiben, weil Google das in seinem Suchalgorithmus so 115 vgl. Jörg Daniel, Interview vom 30. April 2014 116 ebenda, Interview vom 30. April 2014 117 vgl. Anonym, Interview vom 30. April 2014 118 Lederrey Daria, Interview vom 30. April 2014 119 vgl. Strössler Patrick, Interview vom 30. April 2014 120 vgl. Daniel Jörg, Interview vom 30. April 2014 121 vgl. Strössler Patrick, Interview vom 30. April 2014 SEITE 47 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 vorgibt.122 Eine aus Sicht der Autoren dieser Arbeit sehr interessante Antwort war, dass ein Unternehmen oder eine Marke sich durch Content Marketing einen einzigartigen Konkurrenzvorteil verschaffen kann. Gute Inhalte erreichen in einem Markt mit sehr homogenen Produkten eine Differenzierung gegenüber dem Wettbewerb, womit eine Steigerung in der Wahrnehmung der Konsumenten allein über differenzierende Inhalte erreicht werden kann.123 Ebenfalls neu war für die Autoren dieser Arbeit war der Aspekt, das Content Marketing auch im Kontext zum Stakeholder Management gesehen werden kann. Denn: Content Marketing gibt nicht nur Konsumenten, sondern allen Stakeholdern die Möglichkeit, sich über ein Unternehmen, dessen Produkte und Dienstleistungen zu informieren, was letztlich für die Reputation einer Firma von entscheidender Bedeutung ist.124 Fazit der Autoren: Die Antworten der Experten illustrieren die Wichtigkeit von Content Marketing auf unterschiedliche Art und Weise. Doch alle Begründungen machen deutlich, dass vor allem die technologischen und gesellschaftlichen Veränderungen dazu geführt haben, dass die Kommunikation zwischen Konsument und Unternehmen angepasst werden muss. So erzielen klassische Marketing Massnahmen (TV, Print, Directmailing usw.) nicht mehr die gewünschte Wirkung, weil Konsumenten immer weniger gewillt sind, sich durch Werbung unterbrechen zu lassen. Durch das Internet haben sie die Möglichkeit, für sie relevante Informationen zu ihren Bedürfnissen, zum Zeitpunkt wo die Informationen benötigt werden, selbst zu recherchieren oder in sozialen Netzwerken zu diskutieren. Eigentlich besitzen viele der Unternehmen bereits die gewünschten Informationen, zögern aber noch, diese auch gegen aussen darzustellen. Unternehmen sollten sich dessen bewusst sein und ihre Informationen für die Konsumenten zugänglich und auch auffindbar machen. Nach der Implementierung von Content Marketing sind Unternehmen in der Lage, ihren Konsumenten bedürfnisgerechte Informationen und Lösungen zu ihren Problemen anzubieten. Und dies alles zu einem Zeitpunkt, wo das Thema für den Konsumenten hochrelevant ist. Die aus Sicht der Autoren drei zentralen Argumente für Content Marketing: Erstens sind Unternehmen so in der Lage, mit ihren Kunden über verschiedene Kanäle in einen Dialog zu treten, sie emotional abzuholen und im Sinne ihrer Ziele gewinnbringend anzusprechen – ganz ohne klassisches Produktmarketing. Zweitens können Unternehmen oder Marken durch relevante und nützliche 122 vgl. Klein Eduard, Interview vom 30. April 2014 123 vgl. Hermann Ingo, Interview vom 30. April 2014 124 vgl. Strössler Patrick, Interview vom 30. April 2014 SEITE 48 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Inhalte in Märkten mit sehr homogen Produkten oder Dienstleistungen sich klar gegenüber dem Wettbewerb differenzieren. Drittens kann Content Marketing auch zur Kommunikation gegenüber zusätzlichen Stakeholdern einer Unternehmung genutzt werden. Denn nicht nur Kunden, sondern auch Mitarbeitende, Lieferanten, Journalisten usw. informieren sich über potenzielle Themen. 3.2.1.2 Einfluss auf das klassische Marketing Frage 4: Inwiefern verändert Content Marketing das klassische Marketing von gestern? Die Befragten sind sich überwiegend einig, dass sich die klassischen Kanäle im Marketing in der Vergangenheit bewährt haben und dies auch heute noch tun. „(…) allen voran TV, mit dem man auch 2014 die grösste Reichweite erhält – jedoch zu einem hohen Preis. Auch die klassischen Direct-Mailings sind heute noch ein effizientes Marketing-Instrument.“125 Eine andere Antwort resümiert dazu passend: „Ich weiss gar nicht, ob das klassische Marketing von gestern (…) überholt ist, gutes Marketing war für mich schon immer zeitlos. Aber natürlich verändert sich durch den vermehrten Einsatz von Technologie das Marketing. Hier sind auf der einen Seite die Messbarkeit und hohe Zahl von generierten Kunden-Daten zu nennen, auf der anderen Seite die unterschiedlichen Medien mit denen Inhalte plattformübergreifend und auch parallel konsumiert werden. Ich denke, dass das klassische Marketing weiter existiert, es kommt (wieder einmal) nur noch eine weitere Disziplin mit neuen Herausforderungen dazu.“126 Drei der zehn Befragten sind sich einig, dass sich durch die technologische und gesellschaftliche Entwicklung die Kommunikation angepasst hat. Ein Experte bringt das mit folgenden Worten auf den Punkt: „Die Beziehung zwischen Unternehmen und Stakeholdern und das Kräfteverhältnis haben sich fundmental geändert. Die Unternehmen mussten in den letzten Jahren kontinuierlich Macht an die Konsumenten und weitere Stakeholders abgeben. Die Einweg-Kommunikation von den Unternehmen in Richtung Konsumenten/Stakeholders gibt es nicht mehr. Das Marketing muss dieser neuen Art von Interaktion und Kommunikation Rechnung tragen.“127 Mehrfach wurde auch die Verschiebung von Push zu Pull Marketing erwähnt: „Sowohl klassische Marketing-Massnahmen wie Print und TV, als auch online Marketing-Massnahmen wie Banner oder Newsletter stellen einseitige Kommunikation in Richtung des Endkonsumenten dar. Content 125 Strössler Patrick, Interview vom 30. April 2014 126 Anonym, Interview vom 30. April 2014 127 Grand Jean-Marc, Interview vom 30. April 2014 SEITE 49 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Marketing ist auch Pull-Marketing: Durch die Konzentration auf das Bedürfnis des Endkunden erhält dieser seine Informationen, wenn er sie benötigt und danach sucht.“128 So setzt Content Marketing primär auf den Dialog, auf Gespräch und Austausch und nicht auf Botschaften.129 Einen umfassenden Überblick über die Veränderungen sowie die Gründe liefert ein anderer Experte: „Das klassische Marketing ist im Zeitalter des Internets immer mehr digitalisiert worden - zuerst mit den E-Mailings/E-Newsletter und den ersten Online-Bannerwerbungen auf viel frequentierten Webseiten (...), dann ist mit Google ein weiteres wichtiges Zeitalter im Marketing angebrochen: das Internet-User-Verhalten hat sich grundlegend geändert. Statt genaue URL-Adressen einzugeben, hat man begonnen mit Suchbegriffen zu arbeiten. Das hat dann wiederum das klassische Marketing wesentlich beeinflusst. SEO als v.a. auf redaktioneller Seite wichtiges Instrument und SEM - die bezahlten AdWords-Kampagnen - haben dazu geführt, dass Unternehmen vermehrt über das Suchverhalten der User ihre Produkte bewerben oder auf ihr Unternehmen aufmerksam machen bzw. Markenkampagne betreiben. Suchmaschinenmarketing kann zudem sehr gut, rasch und zielgenau, getrackt werden, so dass die Unternehmen die Wirksamkeit ihrer Kampagnen stets vor Augen haben und die Massnahmen laufend anpassen können.“130 Weiter wird der Einfluss von Content Marketing auf den Kaufprozess angeführt: „(…) nicht vergessen darf man, dass durch Content Marketing der Kaufentscheid und nicht zuletzt der Kaufprozess insgesamt gegenüber früher verkürzt worden ist.“131 Für die Autoren dieser Arbeit illustriert folgende Aussage das organisatorische Spannungsfeld eindrücklich: „Das ‚Verkaufsgespräch’, die Konversation, findet nun im Internet statt. Während (Massen-) Marketing bisher nur Kauf-Stimuli gegeben hat, sind nun Aufgaben zu erfüllen, die eigentlich der Vertrieb inne hatte (1:1 Gespräch, Überzeugungsarbeit, Einwand Behandlung). Marketingmitarbeiter sind jedoch nicht ausgebildet und geübt im 1:1-Gespräch und nicht so nah am Kunden wie der Vertrieb. Hier gibt es viel Konfliktpotential in den Unternehmen. Eine Zusammenarbeit zwischen beiden Abteilungen ist entscheidend.“132 Was passieren kann, wenn Unternehmen kein Content Marketing betreiben, wird in dieser Antwort deutlich: „Bevor Kunden in den Laden gehen, informieren sie sich online. 70% des Kaufprozesses sind abgeschlossen, bevor 128 Schilcher Pia, Interview vom 30. April 2014 129 vgl. Lederrey Daria, Interview vom 30. April 2014 130 Strössler Patrick, Interview vom 30. April 2014 131 ebenda, Interview vom 30. April 2014 132 Klein Eduard, Interview vom 30. April 2014 SEITE 50 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 der Kunde ein Unternehmen kontaktiert. Wer hier keine Informationen im Internet hat, der wird vom Kunden im Kaufprozess nicht berücksichtigt. Der Kunde sucht aber mehr als Werbeversprechen - er sucht Bewertungen, Informationen, Beratung, Anleitungen, etc. Alles Content, den nur die wenigsten Unternehmen haben. Sie geben die Kontrolle ab an andere Unternehmen (tripadvisor, Bewertungsportale) welche diesen Content generieren und bereitstellen. Der Anbieter verliert die Kontrolle über die kauf-entscheidenden Informationen.“133 Folgende Aussage eines Experten bringt den Einfluss von Content Marketing aus Sicht der Autoren schön auf den Punkt: „Das Content Marketing hat also das klassische Marketing von gestern insofern verändert, als die Marketing-Massnahmen heute rascher geplant und umgesetzt werden und v.a. rascher angepasst werden können. Zudem sind Marketing-Kampagnen dank Content Marketing heute breiter gefächert und als konzertierte Aktionen effizienter geworden, also über viele Kanäle gleichzeitig, zeitlich genau abgestimmt und klar zielgruppenorientiert. Die MarketingMassnahmen sind aber nicht unbedingt günstiger geworden, wenn man beispielsweise die Preise für AdWords, Affiliate und Bannering anschaut. Obschon das Content Marketing sicher dazu geführt hart, dass weniger Marketing-Geld auf anderen Kanälen ausgegeben wird (…).“134 Fazit der Autoren: Content Marketing wird das klassische Marketing nicht ersetzen, sich aber als eigene Disziplin im Marketing-Mix etablieren. Ebenfalls einig mit den Experten sind die Autoren dieser Arbeit, dass Content Marketing als integrativer Bestandteil des Marketing-Mix angesehen werden muss. Die Argumente für Content Marketing sind so zahlreich wie verschieden: Seit der Etablierung von Suchmaschinen wie Google suchen Konsumenten nicht mehr nach Firmen- oder Produkt-Webseiten, sondern nach relevanten Inhalten, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Ein entscheidender Vorteil gegenüber klassischen Marketing-Massnahmen ist die Messbarkeit. So können digitale Marketing-Massnahmen schneller auf ihren Erfolg hin überprüft und entsprechend angepasst werden. Zudem funktioniert das klassische Push-Marketing mit seiner Einweg-Kommunikation in Richtung Konsument heutzutage nur noch bedingt. Die Autoren dieser Arbeit möchten abschliessend zwei Expertenaussagen hervorheben, welche die Relevanz des Content Marketing eindrücklich illustrieren. Erstens: die Relevanz für den Kaufprozess. Bevor Kunden in den Laden gehen um etwas zu kaufen, ist bereits 70 Prozent des Kaufprozesses abgeschlossen. Wer im Internet also keine umfassenden Informationen über seine Produkte sowie die dazugehörigen relevanten Themen hat, wird schlichtweg nicht berücksichtigt. 133 Klein Eduard, Interview vom 30. April 2014 134 Strössler Patrick, Interview vom 30. April 2014 SEITE 51 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Alternativ muss er sonst viel Geld für klassische Push-Massnahmen ausgeben. Zweitens: Die Verlagerung des Verkaufsgesprächs ins Internet. Die Marketing-Abteilung muss heute Aufgaben übernehmen, die bisher in der Kompetenz des Vertriebs lagen. Eine sehr enge Zusammenarbeit der beiden Abteilungen ist daher von entscheidender Bedeutung für den Erfolg von Content Marketing, da hier grosses Konfliktpotential besteht. 3.2.1.3 Welche Schweizer und deutsche Unternehmen führend sind Frage 5: Welche Unternehmen aus der Schweiz und/oder Deutschland nehmen aus Ihrer Sicht eine führende Rolle im Content Marketing ein? Die Interview-Partner sind sich mehrheitlich einig, dass grössere Unternehmen weiter sind: „Tendenziell sind die Grossunternehmen aktiver als die KMUs. Die Grossunternehmen stehen mehr im Interesse der Öffentlichkeit und haben zudem auch mehr Mittel um Content Marketing zu betreiben. Spontan sind Nestlé, UBS, Novartis, etc. zu erwähnen. Der gleiche Trend lässt sich in Deutschland beobachten.“135 Und liefern die Gründe für die führende Rolle aus ihrer Sicht gleich mit: „In der Schweiz: Grosse, global tätige Unternehmen, weil diese die Entwicklung in USA/UK kennen und darum vertrauter sind mit Content Marketing und weil diese auch über entsprechende Budgets verfügen, um in die ganze Entwicklungsarbeit zu investieren. Oder dann ganz kleine, mutige, die mit wenig Aufwand mal probehalber ein Projekt umsetzen.“136 Drei der befragten Experten sehen Red Bull als Vorreiter in Sachen Content Marketing im deutschsprachigen Raum. Stellvertretend möchten die Autoren dieser Arbeit folgende Aussage anführen: „Red Bull hat von Beginn weg konsequent den ‚Content is King’-Ansatz verfolgt und Marketing als ganzheitlichen Ansatz verstanden: von der Positionierung bis zum aktiven Vertrieb (Reichweite - Interaktion - Transaktion). Mit gezielten Aktionen (Extremsportarten, Red Bull Stratos, Fun etc.) über die verschiedensten Kanäle (Guter Content gehört in alle Kanäle!) die gewünschte Zielgruppe ansprechen und dabei immer das Produkt in den Vordergrund stellen (was mit dem Namen ‚Red Bull’ relativ einfach ist). Ein wichtiger Faktor spielt hierbei der Einsatz der Social-Media-Video-Plattform YouTube, wo die eindrucksvollen Bilder nach dem Ereignis noch millionenfach heruntergeladen werden, was die Marke Red Bull im Netz noch weiter stärkt (…).“137 Ebenfalls drei Experten sehen Schwarzkopf, insbesondere die deutsche Website (www.schwarzkopf.de) als Vorzeigeprojekt. „Nicht Produkte stehen im Vordergrund sondern die 135 Grand Jean-Marc, Interview vom 30. April 2014 136 Lederrey Daria, Interview vom 30. April 2014 137 Strössler Patrick, Interview vom 30. April 2014 SEITE 52 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 User-Bedürfnisse: Die Webseite wirkt wie ein Beauty-Magazin, das seinen Leser hilfreiche Tipps zu Haarpflege, Styling und Frisuren bietet. Auf den ersten Blick sind keine Produkte zu sehen, erst in den Unterkategorien werden diese passend zu den redaktionellen Inhalten angezeigt. (...) So hat es das Unternehmen geschafft, den Traffic auf die Webseite massgeblich zu steigern und eine langfristige Bindung mit seinen Kunden aufzubauen.“138 Erwähnt werden neben grossen global agierenden Firmen wie SAP oder Hugo Boss auch Beispiele aus der eigenen Unternehmung: „Die Schwenniger Krankenkasse zeigt, wie man auch mit einem Special Interest-Thema erfolgreich Content Marketing betreiben kann. Das Portal www.babyharmonie.de liefert Ratgeber-Inhalte zu den Themen Kinderwunsch, Schwangerschaft und Geburt. Qualitativ hochwertige Beiträge beantworten die wichtigsten Fragen der Zielgruppe und präsentieren die Schwenninger Krankenkasse als kompetenten, vertrauenswürdigen Partner.“139 Einer der befragten Schweizer Experten bemängelt den Entwicklungsrückstand in der Schweiz: „In der Schweiz gibt es nur sehr wenige, die wirklich eine führende Rolle einnehmen. Wir hinken etwa zwei, drei Jahre hinter Deutschland her; diese wiederum zwei, drei Jahre hinter UK (...).“140 Und trotzdem wird neben Grossunternehmen wie Migros, Nestlé, UBS und Novartis ein Vorzeigebeispiel aus der Schweizer Versicherungsbranche genannt: „In Zusammenhang mit YouTube ist auch ‚Die Mobiliar’ (Versicherung) aus Schweizer Sicht zu erwähnen, die ebenfalls gezielt Content Marketing betreibt. Das Didier-Cuche-Video, das sich viral stark verbreitet hat, noch bevor jemand wusste, in welchem Zusammenhang es steht, ist beispielhaft. Zudem konnte die Mobiliar ihren Wiedererkennungswert aus dem klassischen Marketing ‚Liebe Mobiliar…’ direkt ins Content Marketing übernehmen. Die Mobiliar ist auch stark im Mobile-Bereich und hat beispielsweise mit ihrer App "Pilotifant" mehrere Preise an den Swiss App Awards 2012 abgeräumt.“141 Besonders hervorheben möchten die Autoren dieser Arbeit ein Beispiel, welches zeigt, dass erfolgreiches Content Marketing nicht nur zum Erreichen der Unternehmensziele beitragen, sondern auch die Kommunikation und Zusammenarbeit innerhalb der Firma nachweislich verändern kann. „Rügenwalder - mit der Transparenzinitiative haben sie Vertrauen in die Marke geschaffen, rückten von Platz 23 der bekanntesten Lebensmittelmarken auf Platz 9 und haben 138 Schilcher Pia, Interview vom 30. April 2014 139 ebenda, Interview vom 30. April 2014 140 Lederrey Daria, Interview vom 30. April 2014 141 Strössler Patrick, Interview vom 30. April 2014 SEITE 53 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 durch die gesteigerte Markenbekanntheit und das Vertrauen in die Produkte etliche neue Produktvariationen auf den Markt bringen können. Da die gesamte Firma an der ContentErstellung beteiligt wurde, hat sich sogar das Betriebsklima durch die Zusammenarbeit deutlich verbessert.“142 Ein befragter Experte attestiert zwei deutschen Agenturen eine führende Rolle: „Wir sehen die Firmen ‚TextProvider’ und ‚Contilla’ (...) als Firstmover im Bereich ContentMarketing (...).“143 Fazit der Autoren: Am häufigsten mit je drei Nennungen wurden die Unternehmen Red Bull und Schwarzkopf angeführt. Die genannten Beispiele zeigen, dass es derzeit im deutschsprachigen Raum primär global agierende Unternehmen sind, welche in Content Marketing investieren und auch als Leader wahrgenommen werden. Das verwundert die Autoren der Arbeit nicht, denn diese Unternehmen profitieren einerseits von den bereits vorhandenen Content Marketing Erfahrungen in den USA oder UK und zum anderen sind sie mit den entsprechenden finanziellen Möglichkeiten ausgestattet. Trotzdem gibt es auch zwei Beispiele von regionalen Unternehmen. Hier werden die Schwenninger Krankenkasse in Deutschland sowie die Schweizerische Mobiliar genannt. Beide Unternehmen aus der Versicherungsbranche beweisen, dass mit Content Marketing, konsequent umgesetzt, gerade in einer Branche mit einer hohen Homogenität der Produkte und Dienstleistungen eine Differenzierung zum Wettbewerb erreicht werden kann, indem sich die Unternehmen mit ihren zielgruppenrelevanten Inhalten über die verschiedenen Kanäle als kompetenter und vertrauenswürdiger Partner präsentieren. Dass Content Marketing auch intern etwas verändern kann zeigt das Rügenwalder-Beispiel: Hier wurde zugleich auch das interne Betriebsklima verbessert. Die Beispiele zeigen, dass Unternehmen mit gutem Content Marketing sehr viel bewegen können. Die geringe Anzahl an Beispielen zeigt aber auch, dass wir im deutschsprachigen Raum im Vergleich zu anderen Regionen durchaus Entwicklungspotenzial haben. Betrachtet man die von den Experten genannten Unternehmen, können aus Sicht der Autoren zwei allgemeingültige Erfolgsfaktoren identifiziert werden. Erstens geht es darum, relevante Inhalte konsequent vor das Produkt zu stellen und so die Aufmerksamkeit der Konsumenten zu gewinnen. Zweitens vermuten die Autoren, dass der Erfolg auch daher rührt, dass die Unternehmen als „First Mover“ in ihrer Branche auftreten. 142 Klein Eduard, Interview vom 30. April 2014 143 Hermann Ingo, Interview vom 30. April 2014 SEITE 54 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 3.2.1.4 Gründe für geografische Unterschiede Frage 6: Unsere These ist, dass deutsche und Schweizer Unternehmen im Vergleich zu Firmen aus den USA oder UK weniger weit sind was Content Marketing anbelangt. Welche Unterschiede sind aus Ihrer Sicht dafür verantwortlich? Wie die Antworten der befragten Experten zeigen, gibt es eine Vielzahl von Ursachen. Mehrfach genannt wurden aber die unterschiedlichen Kulturen der Regionen als Grund für die ungleiche Entwicklung: „Die Amerikaner reden gerne über sich, stellen sich und ihre Leistung gerne dar, produzieren einfach mal so ein Video zuhause auf dem Sofa und erreichen damit zig Millionen Menschen. Die Kinder lernen schon früh in der Schule, wie man eine Story schreibt, sie erstellen eigene Storybooks und lernen, wie man vor Publikum redet. (...) In Deutschland und der Schweiz sind die Menschen eher zurückhaltend und wollen sich nicht in den Vordergrund stellen. Sie sind nicht so geübt in der freien Rede und haben deshalb Ängste, dass sie etwas falsch machen und man das dann später sehen kann. Lieber nichts tun, als was Falsches. (...) Ich spüre diese MedienAngst der Deutschen immer wieder, wenn Firmenmitarbeiter vor die Kamera sollen. Das überlassen sie lieber der PR-Abteilung oder externen Personen. Content Marketing lebt aber von der authentischen Inszenierung der Mitarbeiter im Unternehmen.“144 Ein anderer Experte geht noch einen Schritt weiter und ortet die Ursache auch in den unterschiedlichen Erwartungshaltungen der Stakeholder: „Im angelsächsischen Raum hat sich das Machtverhältnis zwischen Unternehmen und Konsumenten/Stakeholders noch extremer verschoben. Content Marketing ist für Unternehmen deshalb überlebenswichtig, wenn sie von den verschiedenen Stakeholders nicht permanent angegriffen werden wollen.“145 Neben kulturellen Unterschieden gibt es aus Sicht der Experten aber auch technologische Gründe: „Die Pionierarbeit von USA und UK zeigt sich nicht nur im Content Marketing. In jeglichen informationstechnologischen Bereichen (...) liegt die DACH-Region zurück. Der Grund dafür ist meiner Ansicht nach in der Risikobereitschaft der USA und UK zu finden. Try and Error lautet die Devise. Es gibt eine hier zu Lande untypische Fehlerkultur. Hinzukommt der zeitliche Vorsprung: Die alltägliche Nutzung des Internets hat in den USA und UK wesentlich früher eingesetzt als in den deutschsprachigen Ländern.“146 „In den USA hat sich das Internet früher und rascher durchgesetzt, die grössten und bekanntesten IT-Unternehmen haben ihren Sitz in den USA. Die 144 Klein Eduard, Interview vom 30. April 2014 145 Grand Jean-Marc, Interview vom 30. April 2014 146 Schilcher Pia, Interview vom 30. April 2014 SEITE 55 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 USA waren zudem bei jeder neuen technischen Errungenschaft im Medienbereich Vorreiter (Radio, Fernsehen).“147 Warum die beiden Ländern ähnlich weit sind, was die Entwicklung von Content Marketing anbelangt, begründet ein Experte so: „UK ist der engste Verbündete der USA, v.a. auch in Bezug auf wirtschaftliche Verbindungen und weist deshalb eine analoge Entwicklung auf, was die Digitalisierung und insbesondere das Content Marketing betrifft.“148 Ein weiterer Grund für die Unterschiede der Regionen ist gemäss der befragten Experten auch der Stellenwert des Marketing innerhalb der Organisation: „Generell sind US- oder UK-Unternehmen per se Marketing-affiner. Das zeigt sich alleine in Budgets von US-Unternehmen im Vergleich zu denen in Deutschland oder der Schweiz. (...) Auch kein Wunder, das US-Unternehmen schon immer auch im Bereich des digitalen Marketing schneller und innovativer waren. Als Kommunikations-Verantwortlicher eines Unternehmens muss man leider immer ein Vielfaches der Kosten, die ein Inhalt in der Produktion verursacht, für dessen Bewerbung einplanen. Klar, gerade bei US-Unternehmen ist gerne auch mal mehr Marketing als Content (im Sinne von Gehalt) da, insofern haben Unternehmen in Deutschland und der Schweiz eigentlich eine bessere Ausgangsposition: Die Substanz, über die man gerne mal vergisst, auffällig zu sprechen, ist da, man muss nur drüber sprechen. Und zwar so, dass es auffällt - was nicht immer eine Frage der Lautstärke ist.“149 Als letzter Grund für die unterschiedlichen Entwicklungen wird die Sprache angeführt: „Die gesamte digitale Kommunikation, vor allem Social Media, aber auch Content Marketing verbreitet sich schlicht und einfach allein wegen der Sprache in englischsprachigen Ländern schneller und einfacher. Diesen Grund hat mir James Freedman, CEO von zone in London, kürzlich genannt. Ich finde ihn überraschend, aber auch einleuchtend.“150 Fazit der Autoren: Wie die Erläuterungen der Experten zeigen, sind die Gründe so unterschiedlich wie zahlreich, wenn es darum geht, zu erklären, warum Schweizer und deutsche Unternehmen im Vergleich zu Firmen aus den USA oder UK weniger weit sind hinsichtlich Content Marketing. Wie die Aussagen der Experten zeigen, sind neben den kulturellen Unterschieden (geringe Hemmschwelle, sich zu exponieren, die Risikobereitschaft sowie die von der Öffentlichkeit 147 Strössler Patrick, Interview vom 30. April 2014 148 ebenda, Interview vom 30. April 2014 149 Dennehy Tobias, Interview vom 30. April 2014 150 Lederrey Daria, Interview vom 30. April 2014 SEITE 56 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 eingeforderte Transparenz), auch technologische Eigenheiten (Nutzung von neuen Medien im Alltag sowie die Pionierrolle unternehmensspezifische und Affinität Gegebenheiten bezüglich (Bedeutung von neuer Technologien) Marketing innerhalb und eines Unternehmens und Budgetgrössen für die Massnahmen) von Bedeutung. Eine Tatsache aber, davon sind die der Autoren dieser Arbeit überzeugt, ist mindestens ebenso entscheidend: die Sprache. Inhalte für mehrere Sprachen – gerade beispielsweise in der Schweiz mit vier offiziellen Landessprachen bei rund acht Millionen Einwohnern – aufzubereiten, ist sehr kostenintensiv. Wenn es dann zusätzlich darum geht, die Inhalte flankierend durch Paid Media zu bewerben – wird das Content Marketing für sehr viele Unternehmen schlichtweg zu kostspielig. Kleine Sprachund Markträume sind insofern ungünstig, da der grosse Vorteil der Skalierbarkeit von Content Marketing nicht ausgespielt werden kann. Egal ob ich Content für acht Millionen oder 800 Millionen produziere – die Produktionskosten bleiben mehrheitlich gleich. In diesem Sinne stimmen die Autoren dieser Arbeit James Freedman, dem CEO von zone in London, zu. 3.2.1.5 Allgemeingültigkeit der Relevanz Frage 7: Gibt es Unternehmen oder spezifische Marken, Branchen oder Länder, wo Content Marketing weniger wichtig ist? Die Antworten zeigen, dass die Befragten eine sehr einheitliche Meinung haben. Auf den Punkt bringen dies die nachfolgenden zwei Antworten: „Aus unserer Sicht nur weniger bzw. total unwichtig in Ländern ohne oder mit sehr schlechter Anbindung ans www. Ansonsten über alle Marken und Branchen anwendbar.“151 „Immer weniger. Ich denke, von Content Marketing profitieren alle Unternehmen, Marken und Branchen. Die Nachfrage bestimmt das Angebot und heute rufe ich zuerst eine App auf, bevor ich ein Restaurant besuche, gerade im Ausland oder an Orten, die ich nicht kenne. Bezüglich der Länder ist es sicherlich so, dass in ärmeren Gegenden (Afrika, Asien) Content Marketing eine weniger grosse Rolle spielt, weil auch weniger Personen Zugriff auf das Internet haben.“152 Aber: „Früher oder später entwickelt sich überall die Welt, vom Trend der Digitalisierung und sozialen Medien überrollt, dahin, dass Menschen Echtes, Authentisches, Interessantes und Relevantes wollen (weil sonst blockiere ich den Content auf meiner Aufmerksamkeits-Wall). Und als Unternehmen werde ich dann schnell erkennen (wenn ich den Mut zum transparenten Messen habe), dass ich die Inhalte auch vermarkten muss, wenn 151 Hermann Ingo, Interview vom 30. April 2014 152 Strössler Patrick, Interview vom 30. April 2014 SEITE 57 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 mich jemand wahrnehmen will.“153 Interessant aus Sicht der Autoren ist die Aussage, dass bei Unternehmen, die aufgrund ihres Geschäftsmodells mit vielen unterschiedlichen Stakeholdern interagieren, eine besondere Notwendigkeit für Content Marketing gegeben ist. „Grundsätzlich ist Content Marketing für alle Marken, Branchen und Länder relevant. Es lässt sich aber ganz klar feststellen, das börsenkotierte Firmen, die in sensiblen Branchen (z.B. Nahrungs- und Genussmittel, Pharma, Finanzindustrie) tätig sind, mehr Druck verspüren aktives Content Marketing zu betreiben.“154 Nur ein Experte findet, nachdem er explizit länger darüber nachdenken musste, dass es auch Unternehmen gibt, die kein Content Marketing machen müssen: „Für Braunkohle brauchen Sie kein Content Marketing und für Gas aus Russland wahrscheinlich auch nicht.“155 Fazit der Autoren: Dass Content Marketing grundsätzlich für alle Marken und Branchen sowie in Ländern mit einer genügend hohen Internetabdeckung und -nutzung ein relevantes MarketingInstrument darstellt – davon sind die Autoren dieser Arbeit ebenfalls überzeugt. In der industrialisierten Welt und damit auch im deutschsprachigen Raum ist Content Marketing für Unternehmen aus allen Branchen interessant, weil die Nachfrage nach den spezifischen Themen da ist. Und zwar für Unternehmen im B2C- wie auch im B2B-Segment gleichermassen. 3.2.2 Organisation und Struktur Im folgenden Kapitel untersuchen die Verfasser dieser Arbeit die unterschiedlichen Herausforderungen, die Content Marketing an die Organisation und Struktur eines Unternehmens stellt. Die Fragen acht bis 21 lassen sich grob in drei Subthemen gliedern. Im ersten Teil fragen die Autoren der Arbeit nach den Anforderungen und Hindernissen generell und möchten mehr über die cross-funktionale Zusammenarbeit der verschiedenen Abteilungen in Erfahrung bringen. Der zweite Block der Fragen untersucht die hierfür notwendigen Personalressourcen und Fähigkeiten und beleuchtet, wie man Verständnis und Wertschätzung für Content Marketing über alle Organisationsbereiche hinweg schaffen kann. Im letzten Teil geht es primär um das Thema Investitionen, die ein Unternehmen für die Implementierung von Content Marketing tätigen muss. Hierbei werden die Aspekte Budgetallokation, Tools wie auch Sourcing abgedeckt. Abschliessend haben die Verfasser dieser Arbeit die Experten gefragt, worauf ein Chief Marketing 153 Dennehy Tobias, Interview vom 30. April 2014 154 Grand Jean-Marc, Interview vom 30. April 2014 155 Klein Eduard, Interview vom 30. April 2014 SEITE 58 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Officer (CMO) achten sollte, wenn er in seinem Unternehmen Content Marketing einführen möchte. 3.2.2.1 Anforderungen an Organisation und Struktur Frage 8: Welche Anforderungen stellt Content Marketing an die Organisation und Struktur einer Unternehmung? In den Antworten zu dieser Frage wird ein Punkt besonders häufig genannt: Sieben von zehn Experten nennen die Integration von Content Marketing in die Organisation und damit auch in den bestehenden Marketing-Mix als eine der grossen Herausforderungen. Dabei geht es in einem ersten Schritt primär um die Etablierung eines Kulturwandels: „Heute produziert jede Abteilung jedes Unternehmens für sich in Silos (mehr oder minder gute) Inhalte. (..) Moderne Unternehmen müssen Silos aufbrechen, Themen und Inhalte vor Kanäle und Zielgruppen stellen, denn: Habe ich gute Geschichten, von denen ich weiss, dass sie nicht nur fürs Unternehmen interessant sind, sondern auch für Welt da draussen, erst dann überlege ich mir, wann und für wen aufbereitet ich diese Geschichten verwende.“156 Gemäss Eduard Klein braucht es neben der Veränderung in der Kultur der Zusammenarbeit auch einen anderen Mindset: „Etablieren Sie eine Kultur des Scheiterns. Wenn Scheitern keine Option ist, dann ist Erfolg auch keine Option. Die transparente Kommunikation direkt an Endkunden ist totales Neuland für die Unternehmen. Die ersten Pioniere werden schwitzen müssen, bevor sich Best-Practices entwickeln können. Weder die Medienbranche, noch die Unternehmen haben sich dieser Aufgabe bisher gestellt. Und in der schnelllebigen, direkten Online-Welt kann jeden Tag alles passieren. Hier sind junge, risikobereite, dynamische Personen gefragt, die nicht von den konservativen Kräften des Unternehmens gebremst werden dürfen. Kreativität entsteht nicht durch Weisung.“157 Ebenfalls häufig angesprochen wurden die Herausforderungen in der Abstimmung der unterschiedlichen Abteilungen: „Die klassische bisherige Trennung in Corporate Communication und Marketing, interne und externe Kommunikation, print und digital, muss aufgehoben werden. Alle am Prozess beteiligten Abteilungen müssen eng zusammenarbeiten wenn nicht sogar zusammengenommen werden. Content Marketing basiert auf einer netzwerkartigen Form der Zusammenarbeit, über Disziplinen, Abteilungen und Bereiche hinweg; es bedingt zudem den Bezug von mehreren externen Experten, die ebenfalls sehr eng miteinander zusammenarbeiten 156 Dennehy Tobias, Interview vom 30. April 2014 157 Klein Eduard, Interview vom 30. April 2014 SEITE 59 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 müssen.“158 Strukturen, Abläufe, Verantwortlichkeiten, Timings, Ziele wie auch die inhaltliche Ausrichtung gilt es zu definieren, sonst ist die Gefahr, planlos Geld auszugeben, sehr hoch.159 Auch der zeitliche Faktor darf nicht vernachlässigt werden: „Die Reaktionszeiten um positive Inhalte zu verbreiten oder negative Inhalte richtig und rechtzeitig zu kommunizieren, sind viel kürzer geworden. Die Organisation muss diesem Umstand Rechnung tragen.“160 Strössler bringt es auf den Punkt: „Effizientes Content Marketing erfordert gut organisierte und strukturierte Prozesse innerhalb eines Unternehmens.“161 Damit der Wandel in der Organisation und Struktur eines Unternehmens auch erfolgen kann, ist ein klares Bekenntnis der Geschäftsleitung zu Content Marketing unabdingbar: „Content Marketing muss (...) meiner Meinung nach weit oben im Organigramm eines Unternehmens angesiedelt werden; einige Unternehmen setzen heute schon auf einen Chief Content Officer (CCO), der für die Content-Strategie sowie für Qualität und Verbreitung von Inhalten über verschiedene Kanäle zuständig ist.“162 Die Zusammenarbeit von Marketing, PR und Vertrieb sowie Produktentwicklung funktioniert nur, wenn die Geschäftsleitung die Weichen stellt.163 Eine letzte Herausforderung sind aus Sicht der Experten die hohen Anforderungen an die Fähigkeiten der beteiligten Personen im Content Marketing. So sollen Unternehmen beginnen, wie Redaktionen zu denken und zu arbeiten.164 „Bisher gab es keine Funktion im Unternehmen, die transparente Kommunikation direkt zu den Kunden betrieben hat. Hier herrscht ein Nachholbedarf. Während die PR Abteilung einmal im Monat einen Artikel für Journalisten schreibt sollte ein Corporate Blog mindestens einmal pro Woche veröffentlichen. Dieses Tempo kann kaum ein Unternehmen einhalten unter Berücksichtigung der Randfaktoren. Schon die üblichen Abstimmungsprozesse sind hier nicht mehr möglich. Es braucht viel Mut für diesen Prozess.“ 165 Jean-Marc Grand und Patrick Strössler sind sich einig: „Gutes Content Marketing kann nur von 158 Lederrey Daria, Interview vom 30. April 2014 159 vgl. Schilcher Pia, Interview vom 30. April 2014 160 Grand Jean-Marc, Interview vom 30. April 2014 161 Strössler Patrick, Interview vom 30. April 2014 162 ebenda, Interview vom 30. April 2014 163 vgl. Klein Eduard, Interview vom 30. April 2014 164 vgl. Jörg Daniel, Interview vom 30. April 2014 165 Klein Eduard, Interview vom 30. April 2014 SEITE 60 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 ausgebildeten Fachkräften (mit journalistischer Ausbildung) ausgeübt werden.“166 „Es ist (...) wichtig, dass Content Marketing auch von Leuten betrieben wird, die mit Storytelling gut vertraut sind.“167 Dass die Realität anders aussieht, zeigt diese Aussage: „Kommunikateure in Unternehmen sind heute noch meistens Projektmanager und Agentursteuerer. Sie müssen aber Journalisten im Dienste ihres Unternehmens werden. Das sich jeder Kommunikator so fühlt und auch so handelt, bedarf aber einer grundlegenden motivatorischen und strukturellen Veränderung.“168 Tobias Dennehy gibt abschliessend auch bereits Empfehlungen ab, wie ein Kulturwandel zu erreichen ist: „Mauern einreissen und aus Einzelbüros Newsrooms machen. Schlanke Organisationen mit einer klaren Themen-Governance installieren. Incentives für jeden Mitarbeiter schaffen, der ihn um Geschichten ‚kämpfen’ lässt und journalistische Leidenschaft dem heutigen ‚Komm ich heute nicht, komm ich morgen’ entgegensetzt. In allererster Linie ist diese Veränderung aber ein Frage der Einstellung, der Attitude, der Kultur - und die ändert sich nie von heute auf morgen, muss das aber mittelfristig tun. Und muss vom Top- und mittleren Management vorgelebt werden.“169 Fazit der Autoren: Die Antworten der Experten bestätigen, dass Content Marketing sehr hohe Anforderungen an die Organisation und Struktur von Unternehmen stellt. Dies hat vor allem damit zu tun, dass gute Inhalte oft nur im Zusammenspiel aller Unternehmensbereiche und nicht in einzelnen „Silos“ produziert werden können. Bevor ein Unternehmen sich aber über die Organisation und Struktur Gedanken machen kann, braucht es zwingend das Bekenntnis der Geschäftsleitung. Content Marketing muss so weit oben wie möglich im Organigramm angesiedelt werden wie möglich – am besten auf C-Level. Ist das Bekenntnis und damit auch das Verständnis für den unternehmerischen Wert von Content Marketing einmal da, sollten sich Firmen überlegen, ob und wie man die existierende Kultur ändern muss. So sollten moderne Unternehmen Themen und Inhalte vor Kanäle und Zielgruppen stellen. Mitarbeitende müssen so motiviert werden, dass sie um ihre Geschichten „kämpfen“. Da die transparente Kommunikation an Endkunden für viele Unternehmen noch Neuland ist, sollte zudem in Betracht gezogen werden, eine Kultur des Scheiterns zu etabliert. Warum? Denn nur so können Unternehmen und damit 166 Grand Jean-Marc, Interview vom 30. April 2014 167 Strössler Patrick, Interview vom 30. April 2014 168 Dennehy Tobias, Interview vom 30. April 2014 169 ebenda, Interview vom 30. April 2014 SEITE 61 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 auch die Mitarbeitende lernen, welche Inhalte gut und weniger gut funktionieren. Anschliessend muss die Trennung der einzelnen Abteilungen eliminiert werden. Das erreicht man nur, indem das alte Silo-Denken – jede Abteilung arbeitet für sich – aufgehoben wird und stattdessen eine netzwerkartige Struktur mit klar definierter Themen-Governance geschaffen wird. Die heute übliche Trennung von Marketing Communication und Corporate Communication verhindert eine erfolgreiche Implementierung von Content Marketing. Entscheidend ist auch, alle Abläufe und Verantwortlichkeiten klar zu regeln – sonst entsteht bei den Mitarbeitenden eine Unsicherheit, welche für den Content Marketing Prozess schädlich ist. Im Idealfall arbeiten die verschiedenen Abteilungen wie eine Redaktion zusammen. Ein „Chief Content Officer“ oder „Corporate Storyteller“ übernimmt hierbei als Chefredaktor die Koordination der Inhalte und das Zusammenspiel der internen Abteilungen mit den externen Dienstleistern. Neben der Wahl einer für Content Marketing geeigneten Organisationsstruktur ist es wichtig, die passenden Mitarbeiter mit den richtigen Fähigkeiten zu haben. Die Autoren dieser Arbeit sind mit Tobias Dennehy einig, dass Kommunikatoren in Unternehmen heute meistens noch Projektmanager und Agentursteurer sind. Dies reicht nicht aus. Alle im Content Marketing beteiligten Personen brauchen ein journalistisches Verständnis. Es ist zentral zu wissen, welche Geschichten die unterschiedlichen Stakeholder interessieren und wie man diese als Story aufbereiten kann. Der Ansatz Journalisten einzustellen, greift aus Sicht der Autoren zu kurz. Ein schlagkräftiges Content-Marketing-Team muss neben einem journalistischen Verständnis auch ein umfassendes Wissen über Zielgruppen und Kanäle wie auch ein solides Know-how der anderen Marketing- und Kommunikationsdisziplinen haben. 3.2.2.2 Strukturelle Hindernisse Frage 9: Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen strukturellen Hindernisse für ein Unternehmen, das Content Marketing erfolgreich einführen möchte? In den Antworten der Experten zu dieser Frage wird deutlich, wie schwierig es ist, den für Content Marketing nötigen Organisationsumbau in Angriff zu nehmen. „Strukturen sollten eigentlich immer veränderbar sein. Das Problem ist, dass es eben total neue Strukturen braucht. Um einen solchen Totalumbau der Marketing- und Kommunikationsabteilung in Angriff zu nehmen, muss ein Unternehmen erstmals die Bedeutung von Content Marketing erkennen. In vielen Unternehmen herrscht zurzeit grosse Unsicherheit, weil offensichtlich ist, dass die neuen Formen der Kommunikation mit den alten Strukturen nicht machbar sind. Man ist sich durchaus bewusst, dass Veränderungen gemacht werden müssen. Aber man scheut sich, mutig und visionär SEITE 62 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 vorzugehen. Das Resultat sind zurzeit an vielen Orten Machtkämpfe um Budgets, um Verantwortlichkeiten etc.“170 Hauptursache für eben diese Machtkämpfe ist laut Experten das Denken in Silos bzw. das Festhalten an alten Machtstrukturen. Oft würden Inhalte als Machtinstrument verwendet, wodurch die Inhalte nicht geteilt, sondern in jeder Abteilung für sich angesammelt werden.171 Aber auch der fehlende Wille der übrigen Abteilungen, zugunsten von Content Marketing auf „Altbewährtes“ zu verzichten oder gar Ressourcen zu verschieben, sollte berücksichtigt werden.172 Dies läuft dem Grundprinzip von Content Marketing diametral entgegen: „relevante Inhalte (Content) werden nicht nur in der Marketingabteilung generiert. Traditionelle Organisationen, die in Silos aufgeteilt sind, werden Mühe haben, relevante Inhalte rechtzeitig zu identifizieren und via richtige Kanäle zu kommunizieren.“173 Was dann passiert zeigt folgende Aussage: „Einkauf, Marketing, PR, SEO, Social Media, Dienstleister (...) - von vielen Seiten wird oft ohne Abstimmung Content produziert. So kommt es zu abgeschlossenen Content-Silos ohne übergreifende ContentStrategie und klar definierte Ziele.“174 Dass nicht eine Abteilung alleine verantwortlich sein kann, zeigt diese Aussage: „Liegt das Thema in PR? Liegt es in Marketing? Liegt es in Social Media? Nein, es geht vermutlich alle etwas an und ist eher ein übergeordnetes Ziel.“175 Ein weiteres Hindernis – zwar nicht struktureller Art, aber trotzdem relevant – stellen die finanziellen Ressourcen dar: „Content Marketing ist nicht per se günstiger als klassisches Marketing. Zumindest in einer Übergangsphase (...) können die Synergien noch nicht voll genutzt werden, weshalb Content Marketing einen Verursacher zusätzlicher Kosten darstellt.176 Ein letztes Hindernis ortet ein Experte in den rechtlichen Rahmenbedingungen hinsichtlich Datenschutz und Sicherheit.177 170 Lederrey Daria, Interview vom 30. April 2014 171 vgl. Dennehy Tobias, Interview vom 30. April 2014 172 vgl. Stössler Patrick, Interview vom 30. April 2014 173 Grand Jean-Marc, Interview vom 30. April 2014 174 Schilcher Pia, Interview vom 30. April 2014 175 Anonym, Interview vom 30. April 2014 176 Stössler Patrick, Interview vom 30. April 2014 177 vgl. Wilhelm Judith, Interview vom 30. April 2014 SEITE 63 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Fazit der Autoren: Wer erfolgreich Content Marketing einführen möchte, muss seine bestehenden Unternehmensstrukturen (nicht nur Marketing und Kommunikation) adaptieren. Denn häufig basiert die bestehende Struktur auf einer klaren Trennung der Abteilungen hinsichtlich ihrer Aufgaben und Verantwortlichkeiten. Da Content Marketing jedoch eine abteilungsübergreifende Zusammenarbeit und kontinuierliche Abstimmung erfordert, müssen die geschaffenen Barrieren zwischen den Abteilungen aufgelöst werden. Das ist zweifelsohne ein langwieriger und schmerzhafter Prozess – aber zweifelsohne machbar. Doch warum zögern trotzdem noch viele Unternehmen, obschon sie den Wert von Content Marketing erkannt haben? Als Hauptursache sehen die Autoren dieser Arbeit den fehlenden Mut oder die Unfähigkeit, bestehende Machtstrukturen und Budgetaufteilungen hinterfragen zu wollen. Die Autoren dieser Arbeit empfehlen den Verantwortlichen zudem, Content Marketing bei der Einführung nicht einfach als neues Element im Marketing-Mix zu betrachten, sondern als eigene Disziplin, welche im Rahmen eines Change Management Prozesses implementiert werden muss. 3.2.2.3 Tipps zur Überwindung dieser Hindernisse Frage 10: Was für Tipps können sie Unternehmen geben, um diese Hindernisse zu überwinden? Auch wenn sich die Tipps in der expliziten Formulierung unterscheiden – acht von zehn Experten sehen die Einführung von Content Marketing als typischen Change Management Prozess. „Die Geschäftsleitung muss sich intensiv informieren, was diese Kommunikation für das Unternehmen bedeutet und Leitplanken für die Mitarbeiter definieren. Innerhalb dieser müssen sich die kreativen Mitarbeiter frei bewegen dürfen. Wenn es zu Konflikten kommt, muss eine Lösung unter Einbezug des Machtzentrums geschaffen werden. Wenn Ressourcen aus Produktmarketing, PR oder Vertrieb nicht wie benötigt ihre Unterstützung anbieten, ist die Unterstützung des Machtzentrums nötig. Content Marketing ist 80% Change und 20% Produktion. Statt Holzhammer ist hier gefragt: Mitarbeiter informieren, schulen, einbeziehen, zu Beteiligten machen, ‚interner Verkauf’.“178 Hier sind mutige Führungsverantwortliche gefragt, „die sich nicht scheuen, die Veränderung in Angriff zu nehmen und rasch neue Strukturen einführen; Prozesse, Verantwortlichkeiten etc. zu klären und umzusetzen. Das tut weh, muss aber leider sein. Und man kann diese Change Prozesse ja auch begleiten.“179 Im Kern geht es darum, allen Mitarbeitenden 178 Klein Eduard, Interview vom 30. April 2014 179 Lederrey Daria, Interview vom 30. April 2014 SEITE 64 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 die Bedeutung von Content Marketing klar zu machen.180 Ziel müsse es sein „einen internen Strategie-Prozess anzustreben, in welchem Content Marketing ein zentrales Element darstellt (mit Hilfe von externen Experten, Best Practices, Benchmark etc.), damit alle die wichtige Bedeutung von Content Marketing verstehen lernen. Immer wieder Best Practices kommunizieren, aufzeigen, welche guten Erfahrungen die Konkurrenz mit Content Marketing macht.“181 Eine klare Empfehlung über die Reihenfolge gibt diese Expertin ab: „Bevor ein Unternehmen damit beginnt, Content-Dienstleister zu beauftragen oder intern Budget für redaktionelle Inhalte auszugeben, sollte die Zeit für die Entwicklung einer Content-Strategie aufgewendet werden. Das beinhaltet nicht nur eine Entscheidung über die inhaltliche Ausrichtung, sondern eben auch die Einführung der dafür notwendigen Strukturen und Prozesse.“182 Ein anderer Experte sieht in der Lancierung von Pilotprojekten eine grosse Chance: „Ein effizientes Mittel, um Content Marketing in einem Unternehmen einzuführen, sind auch Pilotprojekte, die den Erfolg von solchem Marketing aufzeigen sollen. Klein anfangen und dann systematisch ausbauen. Im TCS beispielsweise habe ich, als ich vor 4 Jahren die Verantwortung über die EBusiness-Abteilung übernommen habe, YouTube als Videoportal für den TCS eingeführt (mit Branding etc.) - also sowohl als YouTube-Kanal, als auch als Portal, aus welchem wir unsere anderen Web-Kanäle mit Videos ‚versorgten’. (...) Diesen Entscheid traf ich nicht zuletzt auch aus Kostengründen, denn ich wollte mehr Video-Beiträge zu den Inhalten und mit dem TCS mehr bildlich visuell mit auf den Kanälen präsent sein, hatte aber nicht das Geld, um teure Videoproduktionen in Auftrag zu geben und die Flash-Videos dann auf teuren Servern hosten zu lassen. Aus diesem Grund stellt ich einen Medienfachmann ein, der u.a. als VJ bei einem Lokalsender gearbeitet hatte. Dieser baute dann den Dienst systematisch aus und heute gehören wir mit fast 4 Mio. Video Views zu den Top 4 Marken in der Schweiz.“183 Fazit der Autoren: Wie im Fazit der vorgängigen Frage festgehalten, sehen die Verfasser dieser Arbeit die grösste Hürde bei der Implementierung von Content Marketing im fehlenden Mut oder der Unfähigkeit von Entscheidern in Unternehmen, bestehende Machtstrukturen und Budgetaufteilungen zu hinterfragen. Folgende drei Lösungsansätze können aus Sicht der Autoren dieser Arbeit helfen, die strukturellen Hindernisse zu überwinden: 180 vgl. Grand Jean-Marc, Interview vom 30. April 2014 181 Strössler Patrick, Interview vom 30. April 2014 182 Schilcher Pia, Interview vom 30. April 2014 183 Strössler Patrick, Interview vom 30. April 2014 SEITE 65 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 1. Sich der Tragweite bewusst sein, dass die Implementierung von Content Marketing ein facettenreicher Change Management Prozess ist, der viel Zeit und Energie in Anspruch nehmen wird. Ist man sich dessen von Beginn an bewusst, erspart man sich mittelfristige Unannehmlichkeiten. 2. Ohne motivierte Mitarbeitende kein Content Marketing. Es ist zentral, nicht nur eine Strategie zu entwickeln und die Struktur anzupassen, sondern auch die relevanten Mitarbeitenden für die „Sache Content Marketing“ zu gewinnen: Nebst einem intensiven Informationsaustausch müssen alle Mitarbeitenden in die Prozesse integriert und laufend geschult werden. 3. Verständnis schaffen. Da Content Marketing für viele Mitarbeitende derzeit noch „Ein Buch mit sieben Siegeln“ ist, empfiehlt es sich, regelmässig mit Best-Practice-Beispielen auf die Relevanz von Content Marketing aufmerksam zu machen. Fehlt das Bekenntnis der Geschäftsleitung, kann auch mit internen Pilotprojekten das Verständnis Schritt für Schritt aufgebaut werden. 3.2.2.4 Rolle der einzelnen Unternehmensbereiche Frage 11: Welche Rolle können die unterschiedlichen Abteilungen (HR, Kommunikation, Vertrieb, Sales, Produktion, F&E, IT usw.) einer Unternehmung im Content Marketing spielen? Die Antworten der befragten Experten zeigen deutlich, dass das Zusammenspiel der Abteilungen eine Grundvoraussetzung für erfolgreiches Content Marketing ist. „Nur gemeinsam können sie stark sein und sich gegenseitig befruchten. Sprich: Jede dieser Abteilungen sitzt auf wichtigen Daten, elementarem Wissen entweder über Inhalte oder Kanäle, über die diese Inhalte an den richtigen Mann und die richtige Frau gebracht werden können. Würden diese alle an einem Strang ziehen, der Erfolg wäre nicht auszuhalten.“184 „Sie können entsprechend der Content-Strategie ihre inhaltliche und fachliche Hoheit für das jeweilige Fachgebiet einbringen - entscheidend sind die Ziele, die von allen gleichermassen mitgetragen werden müssen. Wichtig ist, dass keine Content-Silos entstehen (…).“185 Wer den Lead übernehmen soll und wie die Zusammenarbeit aussehen könnte – darüber gibt es verschiedene Meinungen: „Die Abteilungen müssen das Content Marketing aktiv unterstützen, sei es in Form von Entwicklung/Weiterentwicklung von Systemen (IT), Mitarbeit bei den Kundenkontakten über die digitalen Kanäle (Customer Interaction Center), Aufsetzen von Marketing-Vertriebskampagnen (Vertrieb, Sales) und Unterstützung im Bereich E-Commerce (Sales), aber auch als Inhaltslieferanten (HR, 184 Dennehy Tobias, Interview vom 30. April 2014 185 Schilcher Pia, Interview vom 30. April 2014 SEITE 66 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Kommunikation, Business). Die Abteilung Content Marketing muss aber ganz klar den Gesamtüberblick behalten und als verantwortliche Stelle sämtliche digitalen Massnahmen/Aktivitäten koordinieren.“186 Vor allem IT und Marketing müssen aus Sicht eines Experten enger zusammenarbeiten: „Die Unternehmen können immer mehr Daten generieren. Dies geschieht typischerweise in der IT. Aus diesen Daten relevante Erkenntnisse zu gewinnen und relevante Inhalte zu kommunizieren ist die Aufgabe des Marketings.“187 Content Marketing schafft aber auch Schnittstellen zu anderen Abteilungen, wie diese Aussage zeigt: „HR: Wenn Sie sich transparent im Web darstellen, dann sehen das auch Ihre neuen Mitarbeiter (Rekrutierung). Kommunikation: Die Botschaften zwischen PR und Marketing müssen kongruent sein. Vertrieb: Der Vertrieb ist die einzige Abteilung, die versteht, wie 1:1-Kommunikation mit dem Kunden funktioniert. Sie kennen alle Probleme und Einwände, die Kunden tagtäglich loswerden. Dieses Know-how ist essentiell. Produktion, Forschung und Entwicklung: Produkte werden von Experten erstellt. Oft hat es Gründe, wieso die Produkte sind, wie sie sind. Experten geniessen das bestmögliche Vertrauen. Erfolgreiches Content Marketing sollte alle Experten vor die Kamera setzen und sie erklären lassen, wieso sie ihre Arbeit so tun, wie sie es tun. Kunden lieben das.“188 Eine für die Autoren dieser Arbeit spannende Aussage ist auch der Umkehrschluss: „Keine der Abteilungen soll denken, dass Content Marketing auf einmal die Lösung für alle Probleme ist. (...) Die Rolle der Abteilungen sollte vorher klar sein und nicht erst durch Content Marketing in Frage gestellt werden.“ Interessant ist auch der Vergleich eines Experten der Business Units mit redaktionellen Ressorts: „Sie alle sind Content-Lieferanten, sie alle sind aber auch Distributionskanäle. Sie alle sind Insights-Generatoren/Feedback-Loops. Im Prinzip sind die unterschiedlichen Business Units in etwa das, was die Ressort/Ressortverantwortlichen in einer Zeitung sind. Sie setzen/gestalten ihren eigenen Themenkontext.“189 Fazit der Autoren: Betrachtet man die Aussagen der Experten, wird deutlich, dass praktisch jede der einzelnen Abteilungen einen substantiellen Beitrag für das Content Marketing leisten kann. Idealerweise sieht die Zusammenarbeit wie folgt aus: HR (Human Resources) unterstützt durch 186 Strössler Patrick, Interview vom 30. April 2014 187 Grand Jean-Marc, Interview vom 30. April 2014 188 Klein Eduard, Interview vom 30. April 2014 189 Daniel Jörg, Interview vom 30. April 2014 SEITE 67 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 eine professionelle Kommunikation der Werte einer Unternehmung die Rekrutierung von qualifizierten Fachkräften und trägt durch interne Weiterbildungsangebote dazu bei, dass Content Marketing im Unternehmen wertgeschätzt und noch effektiver umgesetzt werden kann. Die ITAbteilung unterstützt durch die Schaffung einer Infrastruktur die Zusammenarbeit der am Content Marketing beteiligten Abteilungen, liefert wichtige Key Performance Indikatoren zur Erfolgsmessung und arbeitet eng mit der Marketing-Abteilung zusammen und versorgt diese mit den generierten Nutzerdaten. Produktion, Forschung und Entwicklung liefern relevante Inhalte aus der Expertenperspektive und treten unterstützend in den Dialog mit den Kunden, um mehr über ihre Bedürfnisse und ihre zu lösenden Probleme im Zusammenhang mit den Produkten und Dienstleistungen zu erfahren. Marketing und PR stellen sicher, dass die Botschaften übereinstimmen und sich gegenseitig ergänzen. Der Vertrieb stellt sicher, dass die anderen Abteilungen von ihrer Erfahrung hinsichtlich one-to-one-Kommunikation mit dem Kunden profitieren, da der Vertrieb am besten über Bedürfnisse, Einwände und Probleme der Konsumenten Bescheid weiss. Entscheidend für erfolgreiches Content Marketing ist aus Sicht der Autoren die kompromisslose Sicherstellung des Austausches unter den einzelnen Abteilungen. Denn jede Abteilung besitzt wichtige Daten und Wissen über Inhalte und Kanäle der Stakeholder. Erst wenn das gesamte Wissen aller Abteilungen verarbeitet wird, kann Content Marketing die volle Schlagkraft entfalten. Um ein besseres Verständnis zu schaffen, kann die Redaktionsmetapher durchaus hilfreich sein. Die einzelnen Abteilungen sollen als Redaktoren eines Zeitungsressorts agieren – mit dem Content-Verantwortlichen als Blattmacher und Chefredaktor. 3.2.2.5 Empfohlene Kollaborations-Tools Frage 12: Welche Möglichkeiten und Tools kennen Sie, um den Austausch der verschiedenen Abteilungen sicherzustellen bzw. zu optimieren? Die Experten nennen im Rahmen der Befragung konkrete Tools, weisen aber mehrheitlich darauf hin, dass der Austausch zwischen den Abteilungen zuerst ein Kulturwechsel des Status Quo bedeutet: „Change Management – so abgedroschen es auch klingen mag – ist der erste und schwierigste Schritt. Technisch ist (fast) alles machbar. Aber die verschiedenen Abteilungen sind es nicht gewohnt, wirksam miteinander zusammen zu arbeiten und Inhalte zu teilen.“190 „Moderne Technik hilft, kann aber immer nur unterstützen. Zuerst müssen mal die Abteilungen 190 Grand Jean Marc, Interview vom 30. April 2014 SEITE 68 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 überhaupt zusammenarbeiten wollen und das auch tun. Es ist primär eine Frage der Haltung und sekundär eine Frage der Technik.“191 Aber auch offene Kommunikation, Ehrlichkeit sowie ein starkes Management, das den Austausch fördert, sei wichtig „Zum Beispiel wöchentliche Q&A des Management. Klarheit darüber, dass in einem Unternehmen alle Abteilungen einem grossen Ziel folgen. Wir bei Firma X benutzen zum Beispiel geschlossene (...) Gruppen zur Kommunikation. Ich kann das wirklich nur empfehlen.“192 „Regelmässiger Austausch muss immer auch sein. Sitzungskultur: Eine gute Mischung aus direkten Meetings und Austauschformen wie Telefonkonferenzen etc. Hilfreiche Tools sind: gemeinsame Arbeits- und Ablageplattformen, Issue-Management-Tools für die Themenbewirtschaftung; einfache Kommunikationsmittel für die interne Kommunikation wie interne Chatplattformen, Videokonferenzen etc.“193 Konkrete Empfehlungen hinsichtlich Software geben Daniel Jörg und Pia Schilcher ab: „Für die redaktionelle Tätigkeit steht mit Podio.com ein Projekt Management Tool zur Verfügung in dem die Teamarbeit an grösseren Projekten koordiniert wird. Unterstützt durch Google Drive als Dokumenten-Management-System, Google Hangouts für die Redaktionsbesprechungen und WhatsApp für die Organisation des Team Organisation bei Einsätzen an Events.“194 „Mithilfe eines zentralen Content-Bereichs (zum Beispiel einem Content Service Center) kann die Erstellung der Inhalte übergreifend koordiniert und für regelmässige Abstimmungen der einzelnen Abteilungen gesorgt werden. So sind Jour-Fix-Termine mit allen Beteiligten unabdingbar, ebenso wie ein Themenplan, mit dem alle Verantwortlichen arbeiten. Die einheitliche Nutzung von Tools ist zu empfehlen. So wird die Einhaltung von standardisierten Prozessen und dem Nachhalten von erarbeiteten Inhalten und Wissen gefördert. Das beinhaltet ein benutzerfreundliches Content Management System wie Wordpress, ein professionelles Dokumenten Management-System und ein Projektmanagement-System (zum Beispiel Redboot). Optimale Ergänzung stellt ein internes Wiki wie Confluence dar.“195 Generell seien Cloud-Lösungen wie Google Docs, BOX oder Dropbox ideal für die kollaborative Zusammenarbeit, so ein weiterer Experte.196 191 Lederrey Daria, Interview vom 30. April 2014 192 Anonym, Interview vom 30. April 2014 193 Lederrey Daria, Interview vom 30. April 2014 194 vgl. Jörg Daniel, Interview vom 30. April 2014 195 Schilcher Pia, Interview vom 30. April 2014 196 vgl. Klein Eduard, Interview vom 30. April 2014 SEITE 69 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Sich sehr stark an der Arbeitsweise einer modernen Redaktion hat sich Siemens in Deutschland orientiert: „Es gibt hier sicher Einige. Wir haben bei Siemens ein eigenes entwickelt, das wir "News Dashboard" nennen. Das Tool ist webbasiert, ist aber auch über einen grossen Screen im Herzen unseres Newsrooms einsehbar. Es enthält Live-Ticker wichtiger klassischer und sozialer Medien zum Unternehmen und seinen Themen aber auch einen integrierten Kommunikationsplan mit Wochen- und Monatsperspektive. (...) Zusätzlich ist der regelmässige persönliche Austausch elementar. So haben wir neben den normalen Koordinationsmeetings eine tägliche Redaktionsrunde (‚Morgenlage’ genannt) eingeführt, bei der potentiell jeder Kommunikator, de facto täglich zwischen 50 und 100 Kollegen im Raum oder am Telefon sind, um über Aktivtäten des jeweiligen Tages, der jeweiligen Woche oder auch der kommenden Wochen zu sprechen.“197 Fazit der Autoren: Es ist anzumerken, dass die Mehrheit der genannten Werkzeuge professionelle Cloud-basierte Kollaborations-Tools sind. Aber auch kostenlose und aus dem Alltag bekannte Services wie Google Docs, Hangouts, WhatsApp oder Dropbox können von Unternehmen für den Informationsaustausch genutzt werden. Um die Inhaltserstellung abteilungsübergreifend und effizient zu realisieren, braucht es ein nutzerfreundliches Content Management System, beispielsweise ‚WordPress’ als GNU General Public License (GPL) und zum anderen stehen Projekt Management Tools wie ‚Podio’ von Citrix oder ‚RedBoot’ (GPL) zur Verfügung. Um den internen Informationsaustausch zu verbessern kann beispielsweise das interne Wiki ‚Confluence’ von Atlassian verwendet werden. Sind ausreichend Ressourcen vorhanden, kann auch eine eigene redaktionelle All-in-One-Lösung etabliert werden, wie das Beispiel von Siemens zeigt. Die Autoren dieser Arbeit sind mit den Experten einig, dass die Einführung von Tools erst dann sinnvoll ist, wenn die Abteilungen auch miteinander arbeiten möchten und die Unternehmensführung eine Kultur der Kollaboration unterstützt. Daria Lederrey bringt es aus Sicht der Autoren auf den Punkt: „Es ist primär eine Frage der Haltung und sekundär eine Frage der Technik.“198 Abschliessend muss angeführt werden, dass der persönliche Austausch auch nicht vernachlässigt werden sollte: Q&A Sessions, Redaktionsmeetings für die Abstimmung des Themenplans, Diskussionsrunden über die strategischen Aspekte oder einfach nur ein gemeinsamer Kaffee im Gemeinschaftsraum fördern die Zusammenarbeit. 197 Dennehy Tobias, Interview vom 30. April 2014 198 Lederrey Daria, Interview vom 30. April 2014 SEITE 70 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) 3.2.2.6 JUNI 2014 Wer die Gesamtverantwortung tragen soll Frage 13: Wer sollte aus Ihrer Sicht die Gesamtverantwortung für Content Marketing in einem Unternehmen tragen? Bei dieser Frage geben alle Experten einstimmig an, dass die Verantwortung im Bereich Marketing oder Kommunikation liegen muss. Warum, zeigen folgende Aussagen: „Content Marketing hat das Ziel relevante Information aus dem Unternehmen an den Kunden zu kommunizieren und ihn dafür zu begeistern. Entsprechend sollte die Marketing-Kommunikation die führende Rolle übernehmen.“199 „Als erster Schritt ist es am einfachsten, wenn die Gesamtverantwortung im Marketing angesiedelt ist. Dort sollte das Verständnis für die Bedeutung von Content Marketing bereits vorhanden sein.“200 Einzelne Expertenaussagen beschreiben konkret, welcher Funktionsträger für Content Marketing verantwortlich zeichnen sollte: „Der Chief Content Officer bzw. der Verantwortliche Digital. Nur er kann die Verbindung zwischen redaktionellen (Storytelling, Content Management), Social-Media, Webdesign-, digitale Kampagnen-Massnahmen etc. herstellen.“201 „Der Kommunikationschef, verantwortlich für ALLE Fakultäten und Zielgruppen, also Marketing, Presse, Interne, Kundenkommunikation, etc. alles unter einem Dach. Ein Kommunikationschef muss künftig eine Art Chefredakteur sein, der seine Kommunikationsabteilung leitet wie ein Medium mit verschiedenen Ressorts. Unterstützen müssen ihn dann neben den normalen Teams auch klassische CvD's, die die redaktionelle Koordination übernehmen. (...) Sein grosser Vorteil im Vergleich zum klassischen Chefredakteur ist aber: Er braucht keine Anzeigen, um sein Medium zu finanzieren, sondern hat selbst das Budget, muss nur mehr draus machen als bisher.“202 Ebenfalls genannt werden Chief Marketing Officer203 (CMO), Corporate Storyteller204 (Vollzeit) sowie der Leiter Unternehmenskommunikation205 (Abteilung Corporate Communication). 199 Wilhelm Judith, Interview vom 30. April 2014 200 Grand Jean-Marc, Interview vom 30. April 2014 201 Strössler Patrick, Interview vom 30. April 2014 202 Dennehy Tobias, Interview vom 30. April 2014 203 vgl. Anonym, Interview vom 30. April 2014 204 vgl. Klein Eduard, Interview vom 30. April 2014 205 vgl. Lederrey Daria, Interview vom 30. April 2014 SEITE 71 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Drei der befragten Experten erachten die Anbindung an die Geschäftsführung als zentral: „Im Allgemeinen gilt: Je höher die Content-Strategie in der Hierarchie des Unternehmens verantwortet wird, desto höher die Akzeptanz. Die Content-Strategie ist eng an die Unternehmensstrategie gekoppelt, weshalb das Involvement der Chefetage Sinn macht. Analog zu einem Medienhaus sollte Content Marketing von einer Art "Chefredakteur" hauptverantwortlich geleitet werden.“206 „Mittelfristig muss aber auch die Geschäftsleitung und der CEO den Gedanken des Content Marketing aktiv unterstützen.“207 „Es sollte auf jeden Fall jemand sein, der direkt ins oberste Leadership reporten kann. Nur dann sind die Ressourcen etc. auch gesichert.“208 Fazit der Autoren: Die Autoren teilen die Meinung der Experten, dass die Gesamtverantwortung in der Marketingkommunikation angesiedelt sein muss. Einerseits liegt in dieser Abteilung, neben dem Vertrieb, die grösste Kompetenz in Sachen Kommunikation mit dem Konsumenten. Andererseits findet man hier das grösste Verständnis für Content Marketing. Egal ob Chief Marketing Officer (CMO), Kommunikationsleiter, Head of Digital, Chief Content Officer (CCO) oder Corporate Storyteller – entscheidend ist weniger die Funktionsbezeichnung, sondern vielmehr die Fähigkeiten, welche die verantwortliche Person besitzen sollte. 3.2.2.7 Notwendige Fähigkeiten Frage 14: Welche Fähigkeiten muss der Verantwortliche für Content Marketing mitbringen, um erfolgreich zu sein? Der Verantwortliche sollte aus Sicht eines Experten digital fit sein: „Neben den traditionellen Marketingfähigkeiten sind neu auch journalistische und IT-Fähigkeiten gefragt. Wenn der Verantwortliche diese Fähigkeiten selber nicht besitzt, so sollte er zumindest verstehen, dass diese Fähigkeiten in der Organisation aufgebaut werden müssen.“209 „Generalist mit methodischer Kompetenz in der Content-Entwicklung und Produktion. Software- & Tools-Experte (Wissen im Umgang mit aktuellen Analyse- und Monitoring Tools).“210 Dass dies nur ein Teil der Anforderungen ist, zeigt die Aussage eines anderen Experten: „Gute Management-Fähigkeiten, gutes Know-how und Erfahrung in Content Management, Marketing, Kommunikation und 206 Schilcher Pia, Interview vom 30. April 2014 207 Grand Jean-Marc, Interview vom 30. April 2014 208 Daniel Jörg, Interview vom 30. April 2014 209 Grand Jean-Marc, Interview vom 30. April 2014 210 Schilcher Pia, Interview vom 30. April 2014 SEITE 72 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Strategieentwicklung (digitale Strategie). Offen, kommunikativ, gut vernetzt intern und extern. Überzeugendes Auftreten, Durchsetzungskraft, problemlösungs- und lösungsorientiert.“211 Mehrfach genannt wird auch das journalistische Verständnis, wie man Geschichten aufbaut und erzählt: „Die Fähigkeit mögliche interessante Inhalte im gesamten Unternehmen zu identifizieren und gemeinsam mit den Fachabteilungen und/oder Dritten für Kunden /Interessenten aufzubereiten.“212 „Inhalte müssen ihm wichtiger sein als Kanäle, Strukturen und Konsens. Er muss zuhören können, allen Zielgruppen, die er erreichen will, um wirklich relevante Inhalte mit Gehalt zu produzieren. Und er muss ein Bewusstsein dafür haben, dass Unternehmensinhalte vermarktet werden müssen, was nichts mit klassischer Werbung zu tun hat. Daher muss er zwar die "alte Welt" kennen, sich aber noch besser in der digitalen Welt und ihren Möglichkeiten und Fallstricken auskennen.“213 Ebenfalls wichtig ist das Interesse an der Auseinandersetzung mit Unternehmens- und Kunden-Themen sowie Trends und Innovationen am Markt.214 Auch die Fähigkeit, sich in die verschiedenen Perspektiven der Stakeholder versetzen zu können ist eine Anforderung, die erfüllt werden muss: „Die Fähigkeit Themen durch die Brille der Konsumenten und nicht durch die eigene inside-out Perspektive zu betrachten. Auch das ist ein Paradigmenwechsel, den Content Marketing bedingt: Die Themen werden nicht einfach auf dem Reissbrett (oder in der Marketingplanung) definiert, sondern man muss auch immer wieder schauen, was denn das Publikum überhaupt interessiert.“215 Abschliessend zeigen die Aussagen der Experten, dass die Führungserfahrung sowie der Charakter entscheidend sind: „Er muss eine integrierende Führungsrolle einnehmen können, mutig, visionär sein; journalistisches Verständnis für Themen und Grundwissen Marketing, Offenheit gegenüber technologischen Veränderungen.“216 Aber auch diplomatisches Geschick sowie ein freundlicher Kommunikationsstil sollte der ideale Kandidat vorweisen können. 217 211 Strössler Patrick, Interview vom 30. April 2014 212 Hermann Ingo, Interview vom 30. April 2014 213 Dennehy Tobias, Interview vom 30. April 2014 214 vgl. Wilhelm Judith, Interview vom 30. April 2014 215 Jörg Daniel, Interview vom 30. April 2014 216 Lederrey Daria, Interview vom 30. April 2014 217 vgl. Klein Eduard, Interview vom 30. April 2014 SEITE 73 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Fazit der Autoren: Folgendes Profil sollte ein Verantwortlicher für Content Management mitbringen, um erfolgreich zu sein: Die Person besitzt eine Kombination aus Marketing- und Publishing-Mentalität und denkt sehr kundenorientiert. Er beherrscht neben Marketing auch die Klaviatur anderer Disziplinen wie PR oder Social Media, ist mit Storytelling vertraut und besitzt ein breites Wissen über die analogen und digitalen Kanäle. Da er sich in die Perspektiven der unterschiedlichen Stakeholder hineinversetzen kann, weiss er, wie man Inhalte passgenau aufbereitet und über welche Kanäle diese gespielt werden können. Der Verantwortliche für Content Marketing ist ebenso versiert in strategischer Markenführung wie Content Controlling und digitalen Prozessen. Schliesslich hat die Person langjährige Führungserfahrung, pflegt einen integrativen und offenen Kommunikationsstil und agiert visionär und mutig. Das ausserordentlich komplexe Anforderungsprofil zeigt die Schwierigkeit auf, die passende Person für diese Rolle zu finden. Diese Beschreibung dürfte für Unternehmen aber eine solide Entscheidungsgrundlage bieten, um zu bestimmen, ob jemand aus der bestehenden Organisation den Job als Verantwortlicher für Content Marketing übernehmen kann oder ob man eine neue Person rekrutieren muss. Ist dies in Personalunion nicht möglich, kann auch ein komplementäres Team zusammengestellt werden, welches die Fähigkeiten in Summe abdeckt. 3.2.2.8 Struktur des Content-Marketing-Teams Frage 15: Wie sieht aus ihrer Sicht der ideale Team-Setup aus, um erfolgreich Content Marketing implementieren und umsetzen zu können? Dass ein Content-Marketing-Team aus Mitarbeitenden mit unterschiedlichen Fähigkeiten bestehen sollte, zeigt diese Expertenaussage: „Um erfolgreich Content Marketing implementieren und umsetzen zu können, braucht es ein Web-Redaktionsteam (...) mit einem ausgewiesenen Social-Media-Manager/Community-Manager, der die gesamten Social-Media-Aktivitäten plant, aufsetzt, koordiniert und das Monitoring übernimmt, einen Mobile-Verantwortlichen (für die Betreuung der Apps und Konzeptionierung neuer Apps), einen Webmaster als Schnittstelle zur IT, evtl. eine eigene Videoabteilung oder zumindest einen Verantwortlichen für den Videokanal YouTube, Web-Designer, evtl. E-Commerce-Einheit (wenn nicht in Sales angesiedelt; je nach Grösse und Struktur des Unternehmens). Schliesslich den Content Marketing Verantwortlichen den CCO, Chief Content Officer.“218 Ein anderer Experte sieht es ähnlich, ergänzt die Aufstellung des Teams aber um eine neue Personengruppe: „Eine Truppe an Zielgruppenspezialisten berät 218 Strössler Patrick, Interview vom 30. April 2014 SEITE 74 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 diese Themenabteilung bzgl. Kanälen und Zeitpunkten, die Zielgruppen am effektivsten zu erreichen. ALLE müssen inhaltlich denken und arbeiten können, aber auch die digitale Welt kennen ohne die analoge zu verachten. Es gibt keine Silos, nur ein systemimmanentes, vorgegebenes und notwendiges Miteinander, um die Kommunikationsziele zu erreichen.“219 Gemäss Aussagen der Experten gibt es aber auch noch zahlreiche weitere Personen, die ein Content-Marketing-Team schlagkräftig machen: SEO-Spezialisten220, Data-Analysten221, Fotograf222, Kameramann223 oder Texter224. Nur ein Experte geht in seinen Antworten darauf ein, wen es mindestens braucht: „Zwei Posten halte ich für empfehlenswert: 1. Content-Stratege / Berater (für die Entwicklung der Ziele der übergreifenden Content-Strategie und deren Erfüllung - das kann auch ein externer Partner sein), 2. Content Manager (für die Organisation und Koordination des Contents aus den verschiedenen Abteilungen). Ansonsten kommt es auf die Struktur des Unternehmens an.“225 Eine funktionsunabhängige, aber einprägsame Empfehlung geben folgende zwei Experten ab: „Teamplayer, Strategen, Journalisten, Techies, Marketingprofis.“226 „50% Marketing, 25% Journalismus, 25% IT. Langfristig sollte der Mix ausgeglichen sein, d.h. je 1/3 Marketing, Journalismus und IT.“227 Fazit der Autoren: Die Hälfte aller Experten sprechen sich für ein Team-Setup aus, der sich an den Kompetenzen einer Redaktion ausrichtet. Aus Sicht der Autoren dieser Arbeit ist dies durchaus sinnvoll, da es im Kern um Publishing-Prozesse geht. Eine weitere zentrale Erkenntnis ist die Heterogenität des Teams. Gemäss Erfahrungen der Autoren ist heute die Mehrzahl der Marketing-Teams mit Mitarbeitenden besetzt, welche alle ähnliche Skillsets mitbringen. Dies ist aus Sicht der Autoren ein weiterer Grund, warum Unternehmen im deutschsprachigen Raum eher 219 Dennehy Tobias, Interview vom 30. April 2014 220 vgl. Daniel Jörg, Interview vom 30. April 2014 221 vgl. ebenda, Interview vom 30. April 2014 222 vgl. Klein Eduard, Interview vom 30. April 2014 223 vgl. ebenda, Interview vom 30. April 2014 224 vgl. ebenda, Interview vom 30. April 2014 225 Schilcher Pia, Interview vom 30. April 2014 226 Lederrey Daria, Interview vom 30. April 2014 227 Grand Jean-Marc, Interview vom 30. April 2014 SEITE 75 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 zögern, wenn es um die Einführung von Content Marketing geht. Im Rahmen der gemachten Expertenaussagen wurden drei Themenfelder identifiziert, die ein schlagkräftiges ContentMarketing-Team beherrschen sollte: Inhalte und Geschichten, Zielgruppenverständnis und Kanäle sowie ein solides Basiswissen über alle Marketing- und Kommunikationsdisziplinen. Eine für Unternehmen zweifelsohne spannende Frage ist die, was für Fähigkeiten mindestens benötigt werden, um mit überhaupt Content Marketing starten zu können. Hier unterstützen die Autoren dieser Arbeit die Aussage von Daria Lederrey, dass ein Content Stratege sowie ein Content Manager bereits ausreichen können. Je nach Ressourcen und Zielerwartungen sollte das Team aber mit um zusätzliche Personen erweitert werden (in beliebiger Reihenfolge): Webdesigner/Online AD, Online Texter, Social Media Manager, PR Manager, Mobile Manager, e-Commerce Spezialist, SEO-Spezialist, Data-Analyst, Fotograf oder Kameramann. 3.2.2.9 Massnahmen für interne Wertschätzung Frage 16: Was kann ein Content Marketing Verantwortlicher tun, damit das Verständnis und die Wertschätzung von Content Marketing über alle Organisationsbereiche wachsen? Ein erster Schritt zum Erfolg ist aus Sicht der Experten das Involvieren der einzelnen Organisationsbereiche sowie die aktive und transparente Kommunikation: „Am anschaulichsten und einprägsamsten sind immer best und worst practice Beispiele. Wenn die anderen Organisationsbereiche sehen, wie andere Unternehmen (vielleicht sogar die Konkurrenz) im Content Marketing besser als das eigene Unternehmen sind, oder welche Fehler man anhand von worst practice Beispielen vermeiden sollte, dann sollten das Verständnis und die Wertschätzung rasch steigen.“228 Zudem sollen die Fachbereiche aktiv auf mögliche Inhalte aus ihrem Unternehmensbereich hingewiesen229, gemeinsame Projekte vorgeschlagen230 sowie „die Geschichten und Inhalte so aufbereitet werden, dass sich die einzelnen Fachbereiche auch richtig vertreten sehen und verstanden fühlen. In konstruktive Diskussion gehen, und um Geschichten kämpfen um langfristig das Verständnis für die Erzählweise der Geschichten zu erhöhen.“ 231 Unterstützend können aus Sicht eines Experten folgende Massnahmen helfen, dies zu erreichen: „Eine Veranstaltung, in der alles erklärt wird, worum es geht, eine Standardpräsentation für die 228 Grand Jean-Marc, Interview vom 30. April 2014 229 vgl. Hermann Ingo, Interview vom 30. April 2014 230 vgl. Strössler Patrick, Interview vom 30. April 2014 231 Wilhelm Judith, Interview vom 30. April 2014 SEITE 76 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Beteiligten zum Einstieg der Gespräche, eine Blogparty. Alle Beiträge per E-Mail auch an die internen Mitarbeiter senden.“232 Ebenfalls von zentraler Bedeutung ist aus Sicht der Experten die Messbarkeit von Content Marketing: „Grundsätzlich sollte er mit Zahlen nachweisen, was er erreicht. Das können sein: Reichweite, Interaktionen, Reaktionen, Engagement etc. Idealerweise sind Unternehmensziele wie Abverkauf messbar und direkt auf Content Marketing rückführbar. Dann sollte das mit der Wertschätzung kein Problem sein.“233 Neben dem Reporting der KPI ist es auch wichtig, den ganzen Lernprozess (Messen, lernen, anpassen, reporten, überzeugen) abzubilden.234 Dass die Messbarkeit aus Sicht der befragten Experten sehr wichtig ist, zeigen die Antworten zweier weiterer Experten: „Machen und Wirkung nachweisen.“235 „Er muss regelmässig Statistiken/Reportings innerhalb des Unternehmens veröffentlichen.“236 Ein dritter Punkt, den die Experten nennen, um das Verständnis und die Wertschätzung von Content Marketing über alle Organisationsbereiche zu sichern, ist das schrittweise Vorgehen: „Meiner Erfahrung nach entstehen die grössten Probleme in Unternehmen, wenn ein Verantwortlicher alles auf einmal umsetzen möchte. Gerade bei fest eingefahrenen Strukturen ist der Fokus auf Content Marketing oft mit Unverständnis der einzelnen Abteilungen begleitet. Deshalb kann es auch keinen allgemeingültigen Masterplan geben – es braucht kleine Lösungen, die Schritt für Schritt umgesetzt werden.“237 Hierfür eignen sich beispielsweise Pilotprojekte: „Er muss vielleicht mal den ein oder anderen Piloten starten, um dann damit auch Skeptiker zu überzeugen.“238 Ebenfalls genannt wurde die Möglichkeit, Expertenwissen ins Unternehmen zu holen und diese als Botschafter für Content Marketing einzusetzen.239 Auf jeden Fall sei es wichtig, die Strategie beim 232 Klein Eduard, Interview vom 30. April 2014 233 Anonym, Interview vom 30. April 2014 234 vgl. Jörg Daniel, Interview vom 30. April 2014 235 Lederrey Daria, Interview vom 30. April 2014 236 Strössler Patrick, Interview vom 30. April 2014 237 Schilcher Pia, Interview vom 30. April 2014 238 Dennehy Tobias, Interview vom 30. April 2014 239 vgl. Lederrey Daria, Interview vom 30. April 2014 SEITE 77 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 CEO zu verankern, um sich dessen Unterstützung sicher zu sein.240 Ein letzter Punkt ist die Legitimierung durch externe Stakeholder: „Er muss dafür sorgen, dass die Arbeit des Content Managements auch ausserhalb der Firma Beachtung findet („man spricht darüber“, Teilnahme an Awards etc).“ 241 Fazit der Autoren: Betrachtet man die Expertenaussagen, so wird deutlich, dass drei grundlegende Massnahmen immer wieder genannt werden. Erstens muss der Verantwortliche für Content Marketing die anderen Organisationsbereiche regelmässig involvieren und über die laufenden Projekte informieren (Best- und Worst-Practice-Beispiele aufzeigen, Inhalte und gemeinsame Projekte vorschlagen, bei den Inhalten darauf schauen, dass die Fachabteilungen sich verstanden fühlen). Zweitens gilt es, Content Marketing messbar zu machen und auch den Lernprozess transparent gegenüber den anderen Abteilungen abzubilden. Aus Sicht der Autoren ist es von höchster Bedeutung, dass Content Marketing auf die Erfüllung der Unternehmensziele einzahlt. Key Performance Indicators (KPI) wie Reichweite, Engagement oder Sentiment sind zwar ebenfalls wichtig, dürften aber bei einzelnen Organisationsbereichen nicht für die ausreichend hohe Wertschätzung sorgen. Im Idealfall könnte man daher definieren, welchen Beitrag Content Marketing für die Ziele jeder einzelnen Abteilung leistet. Dass dies auch möglich ist, davon sind die Verfasser dieser Arbeit überzeugt. Drittens sollte der Verantwortliche für Content Marketing bei der Implementierung schrittweise vorgehen und nicht alles auf einmal verändern wollen. Denn oft werden im Rahmen des Prozesses bestehende Strukturen und Machtverhältnisse angegriffen wodurch Widerstände entstehen. Mit erfolgreichen Pilotprojekten lassen sich einzelne Skeptiker zwar überzeugen – geht es um die Beschneidung bestehender Machtverhältnisse (Budgets, Autorität) wird die Veränderung aus Sicht der Autoren meist nur gelingen, wenn die Geschäftsleitung diese Verschiebungen top-down und aktiv unterstützt. 3.2.2.10 In welche Bereiche investiert werden soll Frage 17: Welche Investitionen muss ein Unternehmen aus ihrer Sicht zwingend tätigen, um im Content Marketing erfolgreich zu sein? 240 vgl. Dennehy Tobias, Interview vom 30. April 2014 241 Strössler Patrick, Interview vom 30. April 2014 SEITE 78 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Mehrere der befragten Experten sprechen sich für eine Investition in die passenden Mitarbeitenden aus, damit eine Content-Marketing-Strategie erarbeitet werden kann: „Investition in Analyse ob mögliche Content-Nischen für das eigene Unternehmen vorhanden sind. Bereitstellung von fähigen und kompetenten Mitarbeitern um die Analyseergebnisse aufzubereiten und auf deren Basis eine Content-Marketing-Strategie zu entwickeln.242 Dass die Investition in die personellen Ressourcen wichtig ist, bestätigt auch diese Aussage: „Investition in (...) erfahrene Content Manager, (...) ausgewiesene Social-Media-/Community-Manager, MobileExperten, Videoexperten etc.“ 243 Der Aufbau der Strategie-Kompetenzen kann im Unternehmen selbst oder in der Einführungsphase auch durch die Investition in eine externe Beratung erfolgen.244 Ein anderer Experte ist davon ebenfalls überzeugt, und führt an, dass es auch nach der Implementierung regelmässig externe Beratung braucht.245 Ebenfalls mehrfach genannt wurde die kontinuierliche Investition in Media-Budget, davon überwiegend in Search Engine Optimization (SEO) und Search Engine Marketing (SEM).246 Als drittes Feld wird von den befragten Experten die Anschaffung bzw. Anpassung von IT-Tools genannt. Auf der einen Seite muss die Content Produktion und Distribution unterstützt werden. Mit Investitionen in ein gutes Redaktionssystem mit offenen Schnittstellen, das skalierbar und erweiterbar ist.247 Auf der anderen Seite müssen die Inhalte auch mit Tools überwacht werden, ob sie die definierten Key Performance Indikatoren erfüllen.248 Als einziger die Kosten beziffert hat ein Experte aus Deutschland indem er eine Einschätzung abgibt, was ein Corporate Blog ein Unternehmen in etwa kostet: Corporate Storyteller: 50 bis 80'000 Euro. Blog Design und Programmierung: 25'000 Euro. Konzept (Agentur): 25'000 Euro. Kosten für den Betrieb des Blogs im ersten Jahr bei 4 Artikeln pro Monat inklusive Text, Bild und Videoproduktion: Zwischen 100'000 und 500'000 Euro.249 Fazit der Autoren: Die Antworten zu dieser Frage zeigen klar auf, dass ein Unternehmen beim Content Marketing in drei Bereiche investieren sollte. Primär gilt es, in Know-how (Aufbau eigene 242 Hermann Ingo, Interview vom 30. April 2014 243 Strössler Patrick, Interview vom 30. April 2014 244 vgl. Schilcher Pia, Interview vom 30. April 2014 245 vgl. Strössler Patrick, Interview vom 30. April 2014 246 vgl. Dennehy / Stössler / Wilhelm, Interviews vom 30. April 2014 247 vgl. Strössler Patrick, Interview vom 30. April 2014 248 vgl. Dennehy / Schilcher, Interview vom 30. April 2014 249 vgl. Klein Eduard, Interview vom 30. April 2014 SEITE 79 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 personelle Ressourcen und/oder externe Beratung) zu investieren. Ergänzend braucht es – falls nicht bereits vorhanden – das Budget für ein skalier- und erweiterbares Content Management und Publishing System wie auch passende Tracking und Listening Tools. Abschliessend sollten sich Unternehmen bewusst sein, dass zusätzlich Geld bereitgestellt werden muss für Paid Media. Aus Sicht der Autoren ist der Umfang der Investition hier sehr stark abhängig von den verwendeten Publishing-Kanälen. Dies kann wie erwähnt SEO oder SEM sein, aber auch Facebook Ads, gesponserte Tweets, Native Advertising wie auch viele anderen Formen der bezahlten Kommunikation. 3.2.2.11 Einsparungen im Marketing-Mix Frage 18: Wenn sie entscheiden müssten: In welchen Bereichen des Marketing-Mix würden sie zugunsten von Content Marketing Einsparungen vornehmen? Sechs von zehn der befragten Experten würden, sofern das Budget nicht erhöht werden kann, im Bereich der klassischen Werbung einsparen. Genannt wurden vor allem Offline MarketingMassnahmen wie Direct Mailing, Print, TV, Give-aways sowie Branding aber auch bei anderen digitalen Ausgaben wie Display Werbung, SEO und Social Media. „Ich würde jeden Bereich auf Effizienz hin überprüfen und CM als zusätzliches Element verstehen, das Teil in jedem Bereich sein sollte.“250„Generell gilt, dass für Content Marketing zunächst zusätzliches Budget aufgenommen werden muss, bevor Einsparungen in anderen Bereichen getätigt werden sollten. Der Grund: Content Marketing erfordert Durchhaltevermögen. Es wirkt mittel- und langfristig, im Gegensatz zu kurzfristigen performancebasierten Kampagnen.“251 Fazit der Autoren: Da alle Experten den Wert von Content Marketing aus eigener Erfahrung kennen, erstaunt es nicht, dass aus ihrer Perspektive vor allem Einsparungen bei klassischen Offline-Massnahmen gemacht werden sollten. Einig sind die Verfasser dieser Arbeit mit der Aussage, dass jede Massnahme hinsichtlich Effektivität und Effizienz hin untersucht und dann der Entscheid getroffen werden muss, wo eingespart wird. Zudem gilt es aus Sicht der Autoren zu berücksichtigen, dass der Marketing-Mix je nach Organisation, Zielgruppe und unternehmerischen Vorgaben anders ausgestaltet werden kann. Eine pauschale Aussage, wo eingespart werden sollte, ist daher praktisch unmöglich. 250 Anonym, Interview vom 30. April 2014 251 Schilcher Pia, Interview vom 30. April 2014 SEITE 80 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 3.2.2.12 Bedeutung der Publishing-Plattform Frage 19: Wie entscheidend für den Erfolg von Content Marketing ist eine Publishing-Plattform? Hier gehen die Expertenmeinungen stark auseinander. Klar für die Relevanz sprechen folgende Aussagen: „Sie ist für erfolgreiches Content Marketing (…) Voraussetzung. Je besser die Software, desto besser die Qualität der Massnahmen/Kampagnen und desto weniger Kosten. Zudem müssen Innovationen rasch und unkompliziert umgesetzt werden können (offene Schnittstellen, state-of-the art).“252 Vor allem hinsichtlich Effizienz und Controlling eignet sich eine passende Software-Lösung aus Sicht eines anderen Experten: „Die Einführung und Nutzung von Software sehe ich als notwendig an. Inhalte müssen leben, sich verändern und stetig den Bedürfnissen der User angepasst werden. Ohne CMS-, Webanalyse- und Monitoring-Systeme kann Content nicht effizient produziert und ausgewertet werden.“253 Aber auch die Usability für die Publisher und die User-Experience für den Kunden können damit verbessert werden: Die Software „trägt einen grossen Teil zum Erfolg bei. Sowohl Backendseitig (zufriedene Redakteure), als auch Frontendseitig (Responsive bzw. einfache und vielseitige Adaption der Inhalte für verschiedene Plattformen).“254 Zwischendrin positionieren sich diese zwei Experten: „Ist wichtig, aber nicht das Wichtigste. Aber: die richtigen Tools können gute Inhalte noch besser sichtbar machen.“255 „Muss zwingend Teil der Lösung sein, klar, aber entscheidend?“256 Gar nicht entscheidend ist das Tool gemäss Aussagen dieser drei Experten, welche von „wenig entscheidend“257 bis „gar nicht entscheidend“258 und „völlig egal“259 reichen. „A fool with a tool is still a fool. Content und Konzept und Attitude müssen passen. Dann kann ein Tool evtl. unterstützen, aber ein Tool per se hilft auch nicht, wenn ich nichts Interessantes zu erzählen habe oder das Interessante uninteressant erzähle. “260 252 Strössler Patrick, Interview vom 30. April 2014 253 Schilcher Pia, Interview vom 30. April 2014 254 Wilhelm Judith, Interview vom 30. April 2014 255 Jörg Daniel, Interview vom 30. April 2014 256 Lederrey Daria, Interview vom 30. April 2014 257 vgl. Hermann Ingo, Interview vom 30. April 2014 258 vgl. Dennehy Tobias, Interview vom 30. April 2014 259 vgl. Klein Eduard, Interview vom 30. April 2014 260 Dennehy Tobias, Interview vom 30. April 2014 SEITE 81 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Fazit der Autoren: Da die Verfasser dieser Arbeit über keine eigenen Erfahrungen mit Content Marketing Software besitzen, können hier nur die Aussagen der befragten Experten gegeneinander abgewogen werden. Dass die richtigen Tools eine Rolle spielen und den Erfolg von Content Marketing beeinflussen können, davon gehen die Autoren aus. Je nach bestehender ITUmgebung ist eine Integration einfacher oder weniger einfacher. Wichtiger scheint viel mehr, eine passende Strategie zu verfolgen und damit auch die „richtigen“ Inhalte, das heisst die für die Zielgruppen relevanten und für das Unternehmen absatzfördernde, über die passenden Kanäle zu vermarkten. Spannend aus Sicht der Autoren dieser Arbeit ist die Tatsache, dass keiner der befragten Experten konkrete Lösungen wie beispielsweise von Hubspot, Marketo, Eloqua, Curata oder Kapost genannt haben. 3.2.2.13 Die Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern Frage 20: Thema Sourcing: Welche Leistungen sollte ein Unternehmen im Idealfall selbst erbringen und welche Leistungen sollten eher durch externe Dienstleister eingekauft werden? Wie die Auswertungen der Aussagen zeigen, gibt es bei dieser Frage sehr unterschiedliche Meinungen, ob die Leistungen intern erbracht und extern eingekauft werden sollten. Ebenfalls nicht möglich ist eine Tendenz nach Organisationstyp (Unternehmen, Agentur oder Institution) abzuleiten. Lediglich drei Experten haben sich in ihren Antworten mit der Sourcing-Frage in der Strategiebzw. Implementierungsphase beschäftigt – alle anderen haben sich ausschliesslich auf die Content Produktion bezogen. Für zwei Experten von Agenturseite ist die Hinzunahme von externen Dienstleistern bereits in der Strategie-Phase sinnvoll: Ein Experte empfiehlt beispielsweise, dass sich Unternehmen zur Einführung von Content Marketing extern beraten lassen sollten: „Und das sag ich nicht, weil ich auf Dienstleister-Seite bin, sondern weil sonst die Einführung zu lange geht oder gar scheitert.“261 Ähnlich sieht dies auch an zweiter Experte: „Die Strategie kann durch einen externen Dienstleister erstellt werden. Ich selber habe Strategien für Unternehmen entwickelt und gute Erfolge mit diesen Unternehmen erzielt. Wichtig ist nur, dass es auf Unternehmensseite eine Person gibt, die für das Thema Content verantwortlich ist.“262 Ebenfalls betrachtet werden kann die Sourcing-Frage aus der zeitlichen Perspektive: „Kurzfristig sind Unternehmen auf 261 Lederrey Daria, Interview vom 30. April 2014 262 Schilcher Pia, Interview vom 30. April 2014 SEITE 82 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Experten angewiesen. Wenn aber klar wird, dass Content Marketing langfristig zum Erfolg des Unternehmens beitragen wird, sollten eigene Ressourcen (...) angeschafft werden.“263 Bei der Frage, ob die Produktion der Inhalte eher intern oder extern erfolgen sollte, sind die Experten geteilter Meinung: „Am Schluss müssen die Geschichten, die Expertise und die Insights aus dem Unternehmen selbst stammen. Das lässt sich nicht outsourcen.“264 Tobias Dennehy von Siemens meint, dass inhaltliche Arbeiten eher inhouse erbracht werden sollen – ausser es fehlen entsprechende Fähigkeiten bzw. Ressourcen.265 Die eindeutigste Meinung hat dieser Experte: „Content Creation ist für mich zu 100% intern.“266 Dem widerspricht Judith Wilhelm, Leiterin Onlinekommunikation bei Volkswagen: „Im Idealfall werden die Themen aus einem gemischten Team generiert (intern & extern). Interne Absprachen, Zugänge funktionieren am geschmeidigsten mit einem internen Team. Kreative Ideenentwicklung, insbesondere über verschiedene Disziplinen (Media Disziplinen) sind mit einer externen Brille oft leichter zu entwickeln.“267 Daniel Jörg, Digital Strategist bei Farner Consulting, vermerkt in seiner Aussage, dass hierfür die Briefings stimmen müssen.268 Für Ingo Hermann von der Schwenninger Krankenkasse ist klar, dass das Unternehmen zumindest das Rohmaterial bereitstellen muss. „Die Produktion bzw. Optimierung von Content sollte eher durch externe Dienstleister eingekauft werden.“269 Eduard Klein vom Content Marketing Institut möchte sich nicht auf eine allgemeingültige Aussage festlegen: „Jedes Content Marketing Team ist individuell zu betrachten. Ein Modeunternehmen hat völlig andere Anforderungen als ein Autohersteller oder ein ITKonzern.“270 Gerade bei der Produktion von multimedialen Inhalten, für die in Unternehmen meist keine Ressourcen vorhanden sind, wie beispielsweise die Entwicklung von Mobile und Web 263 Grand Jean-Marc, Interview vom 30. April 2014 264 Jörg Daniel, Interview vom 30. April 2014 265 vgl. Dennehy Tobias, Interview vom 30. April 2014 266 Anonym, Interview vom 30. April 2014 267 Wilhelm Judith, Interview vom 30. April 2014 268 vgl. Daniel Jörg, Interview vom 30. April 2014 269 Hermann Ingo, Interview vom 30. April 2014 270 Klein Eduard, Interview vom 30. April 2014 SEITE 83 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Applikationen (...) Spielen oder Videos, eignet sich gemäss Patrick Strössler vom TCS die Vergabe an externe Partner.271 Fazit der Autoren: Auch bereits in der Strategie- und Implementierungsphase kann es aus Sicht der Verfasser dieser Arbeit für Unternehmen mit wenig Know-how zu Content Marketing sinnvoll sein, externe Berater hinzuzuziehen. Einerseits um einen Wissenstransfer sicherzustellen und andererseits, um den Implementierungsprozess in einem nützlichen Zeitfenster zu realisieren. Die Autoren dieser Arbeit möchten jedoch darauf hinweisen, dass der Erfolg einer Implementierung auch sehr stark von internen Faktoren hinsichtlich Change Management abhängig sind, auf die bereits im Rahmen dieser Arbeit hingewiesen wurden (vgl. Kapitel 2.4). Wenn es anschliessend um die Produktion von Inhalten geht, sind unterschiedliche Modelle der Zusammenarbeit denkbar. Da die Themen und Geschichten ihren Ursprung meistens im Unternehmen selbst haben, sollte die Auswahl des Content tendenziell eher inhouse erfolgen. Die verschiedenen Abteilungen sind näher dran, im direkten Kontakt mit den Kunden und verstehen so auch deren Bedürfnisse und Probleme besser als ein externer Dienstleister. Zudem wird so auch das Verständnis und die Wertschätzung für Content Marketing im Unternehmen gefördert. Die Produktion der Inhalte kann jedoch je nach vorhandenen Ressourcen inhouse oder durch einen externen Dienstleister erfolgen. Einen nicht zu unterschätzender Vorneil sehen die Autoren dieser Arbeit darin, dass durch die Zusammenarbeit mit einem externen Dienstleister auch die Gefahr der eigenen Betriebsblindheit minimiert werden kann. Ebenfalls unterstützen möchten die Autoren die Aussage von Jean-Marc Grand, dass je geschäftskritischer Content Marketing wird, desto eher sollte ein Unternehmen die nötigen Ressourcen inhouse aufbauen. 3.2.2.14 Ergänzende Hinweise für die Implementierung Frage 21: Was sollte ein CMO aus Ihrer Sicht sonst noch beachten, wenn er in seinem Unternehmen Content Marketing einführen möchte? Aus der von den Autoren dieser Arbeit abschliessenden und bewusst offen gestellten Frage lassen sich vier zusätzliche Empfehlungen ableiten, die ein Chief Marketing Officer (CMO) bei der Einführung von Content Marketing berücksichtigen sollte: 1. Es braucht eine klare Strategie mit Konzept. Und den Willen, schnell aus Fehlern zu lernen: „Es sollte bereits im Vorfeld eine klare Strategie vorliegen was mit Content-Marketing erreicht 271 vgl. Strössler Patrick, Interview vom 30. April 2014 SEITE 84 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 werden soll. Also Neukundengewinnung, Steigerung Abverkauf, Steigerung Reichweite der Marke, Positionierung der Markte zu Thema x usw.“272 Es braucht aber auch klar definierte Prozessen und Verantwortlichkeiten der einzelnen Organisationseinheiten und ein feststehendes Budget.273 Jean-Marc Grand von der GfM empfiehlt, erst einmal mit kleinen Schritten zu starten, durchaus auch mit „Trial & Error“. Das gibt Unternehmen schnell die Möglichkeit, auf den gemachten Erfahrungen aufzubauen und sich so kontinuierlich zu verbessern.274 2. Das Verständnis muss von Anfang an da sein, dass Content Marketing eine langfristige Investition darstellt.275 Pia Schilcher macht dies an einem Beispiel deutlich. „Bringen Sie Geduld mit. Content Marketing zeigt seine Erfolge nicht von heute auf morgen. Nehmen wir zum Beispiel Google: Für Suchmaschinen ist der kontinuierliche Auf- und Ausbau von Inhalten ein Qualitätskriterium zur Beurteilung einer Webseite. Die Inhalte müssen reifen und Relevanz aufbauen - Google braucht seine Zeit, bis es den Content bewertet hat und eine entsprechende Rankingposition vergibt.“276 Ein anderer Experte vergleicht Content Marketing gar mit einem Marathon.277 3. Der CMO muss alle Facetten des Content Marketing verstehen und sich bewusst sein, dass die Inhalte den Kunden gefallen müssen – und nicht ihm selbst. „Er sollte sich unbedingt ausführlich informieren, was Content Marketing wirklich bedeutet. Viele CMOs bilden sich selbst nicht fort. Die Konferenzen werden von ihren Mitarbeitern besucht und der Austausch findet auf dem Flur in zwei Zeilen statt. Oft sehen sie etwas bei der Konkurrenz oder bei anderen Unternehmen, das ihnen gefällt und wollen das dann kopieren. Kopiert ist nicht kapiert. Ein ganzheitliches Verständnis ist jedoch mehr als ein subjektiver Impuls und der eigene Geschmack zählt hier nicht. Content Marketing muss den Kunden gefallen.“278 4. Die Einführung von Content Marketing zwingt den CMO, die Rolle des Integrators einzunehmen: „Die verschiedenen Teams und Projekte zusammen bringen, aber auch 272 Hermann Ingo, Interview vom 30. April 2014 273 vgl. Strössler Patrick, Interview vom 30. April 2014 274 vgl. Grand Jean-Marc, Interview vom 30. April 2014 275 vgl. Lederrey Daria, Interview vom 30. April 2014 276 Schilcher Pia, Interview vom 30. April 2014 277 Jörg Daniel, Interview vom 30. April 2014 278 Klein Eduard, Interview vom 30. April 2014 SEITE 85 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 hervorheben, das Content Marketing verschiedene Ebenen hat. Es gibt eine deutlich werbliche Ebene von Content Marketing. Das Thema kann aber auch stark redaktionell aufbereitet werden. Entsprechend muss man die unterschiedliche Ausrichtung deutlich machen. Natürlich gibt es hier auch Grauzonen, und die Bereiche überschneiden sich.“279 Fazit der Autoren: Erstens braucht es nach der Festlegung der Content-Marketing-Strategie (Die Kernfrage hier lautet: Welche Kunden möchte ich über was für Kanäle und zu welchem Zweck mit was für Inhalten angehen?) ein Konzept, das die Abläufe und Verantwortlichkeiten innerhalb der Organisation definiert sowie die Etablierung einer Kultur des Lernens, damit man mit den gemachten Erfahrungen schnell auf eine Lernkurve kommt. Zweitens muss Content Marketing im Gegensatz zu klassischen Marketingmassnahmen, die bisher meistens als Kampagnen funktionierten, als eine langfristige Investition angesehen werden. Inhalte brauchen Zeit um ihre Wirkung zu entfalten und die Erfolge stellen sich erst mit der Zeit ein. Es braucht am Anfang viel Überzeugungsarbeit und Geduld. Drittens muss sich ein CMO der Komplexität der Thematik bewusst sein. Er muss alle Facetten des Content Marketing verstehen und sich darüber im Klaren sein, dass die Inhalte den Kunden gefallen müssen – und nicht ihm selbst. Viertens zwingt die Einführung von Content Marketing den CMO eine integrative Rolle innerhalb des Unternehmens einzunehmen und auch dafür zu sorgen, dass alle Disziplinen der überdachenden Strategie zugeführt werden. 3.3 Fazit Relevanz Wie im Kapitel 2.1.5 „Bedeutung im deutschsprachigen Raum“ bereits angeführt, wurde die Relevanz von Content Marketing in Deutschland, Österreich und der Schweiz bisher nur lückenhaft untersucht. Die drei zitierten Studien befassen sich ausschliesslich mit der Priorisierung (Wichtigkeit, Budgetentscheidungen) von Content Marketing. Erhebungen, warum die Marketingentscheider in Content Marketing investieren sollten, fehlen gänzlich. Aufgrund der im Rahmen dieser Arbeit erfassten Expertenaussagen haben die Autoren fünf zentrale Aspekte identifiziert, die zeigen, warum sich Unternehmen besser heute als morgen über die Implementierung einer Content-Marketing-Strategie Gedanken machen sollten: Der technologische Fortschritt und die damit einhergehende exponentielle Verbreitung des Internet haben das Informationsverhalten unserer Gesellschaft in den letzten Jahren nachhaltig verändert. Etablierte Push-Massnahmen wie beispielsweise Werbung werden 279 Wilhelm Judith, Interview vom 30. April 2014 SEITE 86 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 immer teurer und verlieren durch die ungebremste Fragmentierung der analogen und digitalen Medien weiter an Relevanz. Zudem sinkt die Akzeptanz, da Push-Marketing den Konsumenten oft und ungefragt unterbricht. Der Konsument bewegt sich aktiv in einer digitalen und vernetzten Welt und sucht primär nach Inhalten, die sein Bedürfnis nach Information oder Unterhaltung decken. Bevor Kunden heute einen Einkauf tätigen, ist bereits 70 Prozent des Kaufprozesses abgeschlossen.280 Die Signifikanz des ROPO-Effekts (Research Online, Purchase Offline) zeigt eindrücklich, wie wichtig bereits heute erfolgreiches Content Marketing für Unternehmen ist. Marken, die im digitalen Raum nicht mit relevanten Informationen auffindbar sind, werden für die Konsumenten zunehmend unsichtbar. Für Unternehmen in Märkten mit homogenen Produkten kann Content Marketing die einzige Möglichkeit sein, sich gegenüber der Konkurrenz zu differenzieren. Gute und relevante Inhalte können eine Steigerung in der Wahrnehmung der Konsumenten erreichen. Die eingangs erwähnten Aussagen der Relevanz-Studien werden durch die Expertenaussagen gestützt. Alle zehn befragten Experten gaben an, dass Content Marketing unabhängig von Marke und Branche relevant ist. Die Stärke von Content Marketing liegt auch in der Universalität. Passend aufbereitet und über die richtigen Kanäle distribuiert, können relevante Inhalte auch zusätzliche Anspruchsgruppen (Stakeholder) erreichen. Denn nicht nur Kunden, sondern auch Mitarbeitende, Lieferanten, Journalisten usw. informieren sich über potenzielle Themen. Die zwei von den Experten am häufigsten genannten Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum, die hinsichtlich Content Marketing eine führende Rolle einnehmen, sind Red Bull und Schwarzkopf. Beide Unternehmen stellen in ihrer Marketing-Kommunikation konsequent die für die Konsumenten relevanten Inhalte in den Vordergrund. Das Produkt wird, wenn überhaupt, erst in einem nachgelagerten Schritt thematisiert. Weniger konsequent, da nur im Rahmen einer Kampagne oder für einzelne Unternehmensbereiche, machen dies auch andere Unternehmen. Wie die Aussagen der Experten zeigen, sind Unternehmen wie beispielsweise die Schwenninger Krankenkasse, SAP, Globetrotter, Hornbach, Hugo Boss, Rügenwalder Mühle, Migros, die Mobiliar oder AXA Winterthur vorne mit dabei, wenn es um die Vermarktung von Inhalten geht. Aufgrund 280 Klein Eduard, Interview vom 30. April 2014 SEITE 87 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 der im Rahmen dieser Arbeit gewonnen Erkenntnisse sind die Verfasser überzeugt, dass ein beachtlicher Teil des Erfolgs der genannten Firmen im Content Marketing auch damit zusammenhängt, dass bis heute noch wenige Unternehmen die Chance erkannt und genutzt haben, sich mit Inhalten zu positionieren. Eine These der Autoren dieser Arbeit ist, dass Unternehmen in den USA oder in UK im Vergleich zu Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum weiter fortgeschritten bezüglich Content Marketing sind. Aus Sicht der Experten hat dies unterschiedliche Ursachen. Einerseits werden unterschiedliche kulturelle Eigenheiten (geringe Hemmschwelle, sich zu exponieren, die Risikobereitschaft sowie die von der Öffentlichkeit eingeforderte Transparenz), aber auch technologische Gründe (Nutzung von neuen Medien im Alltag sowie die Pionierrolle und Affinität bezüglich neuer Technologien) wie auch unternehmensspezifische Gegebenheiten (Bedeutung von Marketing innerhalb eines Unternehmens und Budgetgrössen für die Massnahmen) ins Feld geführt. Ein mindestens ebenso wichtiger Grund ist aus Sicht der Autoren die Sprache. Inhalte für mehrere Sprachen – wie beispielsweise in der Schweiz mit vier offiziellen Landessprachen und acht Millionen Einwohnern – aufzubereiten, ist sehr kostenintensiv, vor allem bei multimedialen Inhalten. Kleine Sprach- und Markträume sind insofern ungünstig, da der grosse Vorteil der Skalierbarkeit von Content Marketing nicht ausgespielt werden kann. Egal ob ich Content für eine Million oder eine Milliarde produziere – die Erstellungskosten bleiben mehrheitlich gleich. Abschliessend möchten die Autoren eine Erkenntnis aus dem Interview mit Eduard Klein besonders hervorheben: der effektiven Verlagerung des Verkaufsgesprächs ins Internet. „Während (Massen-) Marketing bisher nur Kauf-Stimuli gegeben hat, sind nun Aufgaben zu erfüllen, die eigentlich der Vertrieb inne hatte (1:1 Gespräch, Überzeugungsarbeit, Einwand Behandlung). Marketingmitarbeiter sind jedoch nicht ausgebildet und geübt im 1:1-Gespräch und nicht so nah am Kunden wie der Vertrieb. (..) Eine Zusammenarbeit zwischen beiden Abteilungen ist entscheidend.“281 Dieser Tatsache gilt es im Rahmen einer Implementierung von Content Marketing Rechnung zu tragen. Je nach Branche ist diese Tatsache stärker oder weniger der Fall. Das Marketing sollte auf jeden Fall einen Wissenstransfer mit dem Vertrieb durchführen, um zu überprüfen, welche Argumente und Geschichten bei den Kunden wirksam sind. 281 Klein Eduard, Interview vom 30. April 2014 SEITE 88 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 3.4 Fazit Organisation und Struktur Die gemachten Expertenaussagen belegen, dass die Herausforderungen an die Organisation und Struktur von Unternehmen bei der Implementierung von Content Marketing zahlreich sind. Ebenfalls klar aus Sicht der Autoren ist, dass es keine allgemeingültige Ideallösung gibt. Und trotzdem können zusammenfassend folgende allgemeingültigen Empfehlungen abgeleitet werden: Content Marketing muss als abteilungsübergreifende Funktion und Disziplin innerhalb des Marketing-Mix angesehen werden, die im Rahmen eines Change Management Prozess implementiert wird. Da oft bestehende Machtstrukturen und Budgetaufteilungen hinterfragt werden, braucht es zudem zwingend das Bekenntnis der Geschäftsleitung. Bevor sich Unternehmen also über die Organisation und Struktur Gedanken machen, empfiehlt es sich neben dem Commitment der Geschäftsleitung ein Konzept auszuarbeiten, das die Implementierung sicherstellt. Man muss sich der Tatsache bewusst sein, dass die Implementierung von Content Marketing ein facettenreicher Change Management Prozess ist, der viel Zeit und Energie in Anspruch nehmen wird. Ist man sich dessen von Beginn an bewusst, erspart man sich mittelfristig zahlreiche Unannehmlichkeiten. Eine schrittweise Implementierung von Content Marketing ist ratsam. Denn oft werden im Rahmen des Prozesses bestehende Strukturen und Machtverhältnisse angegriffen, was zwangsweise auf Widerstand innerhalb der Organisation stossen wird. Mit erfolgreichen Pilotprojekten lassen sich einzelne Skeptiker zwar überzeugen – geht es aber um die Beschneidung bestehender Machtverhältnisse (Budgets, Autorität) wird die Veränderung nur gelingen, wenn die Geschäftsleitung diese Verschiebung top-down und aktiv unterstützt. Es ist von zentraler Bedeutung die relevanten Mitarbeitenden für die „Sache Content Marketing“ zu gewinnen: Nebst einem intensiven Informationsaustausch (beispielsweise mit Best- und WorstPractice-Beispielen aus dem eigenen und anderen Unternehmen oder einem internen Wiki) müssen alle Mitarbeitenden der verschiedenen Abteilungen in die Projektprozesse integriert und laufend geschult werden. Mitarbeitende sollten zudem durch Massnahmen wie beispielsweise Zielvorgaben motiviert werden, damit sie um ihre Geschichten kämpfen. Die Wirkung von Content Marketing muss zwingend messbar gemacht und auch der daraus resultierende Lernprozess gegenüber den anderen Abteilungen sichtbar gemacht werden. Wichtig ist, dass Content Marketing einen Beitrag zu den Unternehmenszielen leistet und damit eine SEITE 89 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 erhöhte Anerkennung sichergestellt ist. Im Idealfall unterstützt Content Marketing ebenfalls die Ziele der einzelnen Abteilungen. Die klare Trennung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten der einzelnen Abteilungen innerhalb der Organisation muss aufgehoben werden. Weg mit dem Silo-Denken – stattdessen sollte eine netzwerkartige Struktur mit klar definierter Themen-Governance geschaffen werden. Wichtig ist auch der Austausch: Jede Abteilung besitzt nämlich wichtige Daten und Kenntnis über Inhalte und Kanäle der Stakeholder. Erst wenn das gesamte Wissen aller Abteilungen verarbeitet wird, kann Content Marketing die volle Schlagkraft entfalten. Wichtig dabei ist, dass die Abläufe und Verantwortlichkeiten klar geregelt sind – so verhindert man, dass Unsicherheiten und Missgunst die Implementierung sabotieren. Ebenfalls von zentraler Bedeutung ist die Einführung einer Kultur des Lernens, damit man mit den gemachten Erfahrungen schnell auf eine Lernkurve kommt. Im Idealfall arbeiten die verschiedenen Abteilungen wie eine Redaktion zusammen. Dabei muss jemand die Funktion des „Chefredaktors“ übernehmen, der die Koordination der Inhalte und das Zusammenspiel der internen Abteilungen und externen Dienstleister sicherstellt. Die Verantwortung für Content Marketing sollte in der Marketingkommunikation angesiedelt sein. Egal ob Chief Marketing Officer (CMO), Kommunikationsleiter, Head of Digital, Chief Content Officer (CCO) oder Corporate Storyteller – entscheidend ist weniger die Funktionsbezeichnung, sondern vielmehr die Fähigkeiten, die eine verantwortliche Person besitzen sollte. Entstanden ist diese durch die Synthese der Expertenmeinungen und dem Wissen der Autoren dieser Arbeit: „Die Person besitzt eine Kombination aus Marketing- und Publishing-Mentalität und denkt sehr kundenorientiert. Beherrscht neben Marketing auch die Klaviatur anderer Disziplinen wie PR oder Social Media, ist mit Storytelling vertraut und besitzt ein breites Wissen über die analogen und digitalen Kanäle. Da die Person sich in die Perspektiven der unterschiedlichen Stakeholder hineinversetzen kann, weiss sie, wie man Inhalte passgenau aufbereitet und über welche Kanäle diese gespielt werden können. Der Verantwortliche für Content Marketing ist ebenso versiert in strategischer Markenführung wie Content Controlling und digitalen Prozessen. Schliesslich hat die Person langjährige Führungserfahrung, pflegt einen integrativen und offenen Kommunikationsstil und agiert visionär und mutig.“ Diese Beschreibung dürfte für Unternehmen eine solide Entscheidungsgrundlage bieten, um zu bestimmen, ob jemand aus der bestehenden Organisation den Job als Verantwortlicher für Content Marketing übernehmen kann oder ob man eine neue Person rekrutieren muss. SEITE 90 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Auf die Frage, mit welchen Funktionen und Fähigkeiten das ideale Content-Marketing-Team ausgestattet sein muss, gibt es keine für alle Unternehmen gültige Antwort. Trotzdem sollten bei der Zusammenstellung des Teams ein paar Grundsätze beachtet werden: Da viele verschiedene Fähigkeiten benötigt werden, ist es ratsam ein heterogenes Team aufzustellen. Beim Set-up kann man sich an der Aufstellung einer modernen Online-Redaktion orientieren. Ein schlagkräftiges Content-Marketing-Team braucht aber nicht nur journalistische Fähigkeiten. Denn neben dem Verständnis, wie man Inhalte relevant und dramaturgisch spannend erzählt, braucht es ein umfassendes Wissen über Zielgruppen und Kanäle wie auch ein solides Know-how der anderen Marketing- und Kommunikationsdisziplinen. Dass ein Content-Marketing-Team idealerweise aus zahlreichen Spezialisten besteht, zeigt die Auflistung aller Funktionsnennungen aus den Experteninterviews: Webdesigner/Online AD, Online Texter, Social Media Manager, PR Manager, Mobile Manager, Content Stratege, Content Manager, e-Commerce Spezialist, SEO-Spezialist, Data-Analyst, Fotograf oder Kameramann. Dass sich nur wenige Unternehmen dies leisten können, sind sich die Autoren dieser Arbeit bewusst. Um mit Content Marketing beginnen zu können, braucht es aus Expertensicht mindestens zwei Personen: Einen Content Strategen und einen Content Manager. Geht es um finanzielle Investitionen, sollte primär sollte in den Aufbau von Wissen (eigene Mitarbeitende oder externe Berater) investiert werden. Bereits in der Strategie- und Implementierungsphase kann es für Unternehmen mit geringem Know-how über Content Marketing sinnvoll sein, externe Berater hinzuzuziehen. Einerseits um einen Wissenstransfer sicherzustellen und andererseits, um den Implementierungsprozess in einem nützlichen Zeitfenster zu realisieren. Wenn es anschliessend um die Produktion von Inhalten geht, sind unterschiedliche Modelle der Zusammenarbeit denkbar: Da die Themen und Geschichten ihren Ursprung im Unternehmen selbst haben, sollte die Auswahl des Content eher inhouse erfolgen. Die Produktion kann hingegen, je nach vorhandenen Ressourcen, entweder durch eigene Mitarbeitende oder externe Dienstleister wie Agenturen erfolgen. Ebenfalls zum Erfolg von Content Marketing beitragen können Investitionen in skalier- und erweiterbare Content Management und Publishing Systeme, passende Tracking und Listening Tools sowie die Bereitstellung eines Paid Media Budgets, damit Inhalte auch aktiv mit gekaufter Reichweite verbreitet werden können. SEITE 91 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 4 SCHLUSSBETRACHTUNG Im letzten Kapitel beschreiben die Autoren dieser Arbeit, basierend auf den Erkenntnissen aus Theorie und Experteninterviews, worauf Unternehmen bei der Implementierung von Content Marketing achten sollten. Im Anschluss an die Reflexion der Ergebnisse geben die Autoren einen Ausblick und führen mögliche Forschungsfelder an. Im abschliessenden und letzten Teilkapitel beschreiben die Autoren, welche Implikationen die im Rahmen dieser Arbeit erlangten Erkenntnisse für Unternehmen im deutschsprachigen Raum haben. 4.1 Handlungsempfehlungen für eine erfolgreiche Implementierung Die nachfolgenden Handlungsempfehlungen der Autoren dieser Arbeit sollen die erfolgreiche Implementierung von Content Marketing in Unternehmen begünstigen. Diese Checkliste ist als Orientierungshilfe für C-Level-Führungskräfte aus dem deutschsprachigen Raum gedacht, die sich überlegen, ob und wie sie Content Marketing professionell einführen möchten. Die Verfasser dieser Arbeit haben die 15 Handlungsempfehlungen zwecks Übersichtlichkeit als Checkliste in drei Kategorien unterteilt: A. Voraussetzungen. Mit der richtigen Einstellung starten: Alle beteiligten Stakeholder im Unternehmen müssen sich bewusst sein, dass die strategische Implementierung von Content Marketing ein facettenreicher Change Management Prozess ist, der zeit- und ressourcenintensiv ist. Unterstützung der Geschäftsleitung ist unabdingbar: Oft werden im Rahmen des Implementierungsprozesses bestehende Strukturen und Machtverhältnisse (Budgets und Autorität) hinterfragt, was zu Widerständen innerhalb der Organisation führt. Dies bedingt, dass der Implementierungsprozess von der gesamten Geschäftsleitung mitgetragen werden muss – sonst ist ein Scheitern wahrscheinlich. Es braucht eine Content-Marketing-Strategie: Vor einer Implementierung braucht es zwingend eine klar definierte Strategie, was Content Marketing leisten soll. Es braucht eine Analyse, ob Content-Nischen vorhanden sind und die Beantwortung folgender Frage: „Welche Kunden möchte ich über was für Kanäle und zu welchem Zweck mit was für Inhalten angehen?“ Die Content-Marketing-Strategie muss zwingend im Einklang mit der SEITE 92 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Unternehmens-Strategie stehen. Unternehmen sollten Themen und Inhalte vor Kanäle und Zielgruppen stellen. B. Organisation und Struktur. Silos der Abteilungen einreissen: Die klare Trennung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten der einzelnen Abteilungen innerhalb der Organisation muss aufgehoben werden. Stattdessen sollte eine netzwerkartige Struktur mit klar definierter Themen-Governance geschaffen und die Interdependenzen wieder hergestellt werden. Jede Abteilung besitzt ihrerseits wichtige Daten und hat Kenntnis über relevante Inhalte und Kanäle der unterschiedlichen Stakeholder. Beispielsweise kann das Marketing von der Nähe des Vertriebes am Kunden lernen (Verkaufsgespräch, Überzeugungsarbeit oder Einwandbehandlung). Erst wenn das gesamte Wissen aller Abteilungen verarbeitet wird, kann Content Marketing die volle Schlagkraft entfalten. Im Idealfall arbeiten die verschiedenen Abteilungen wie eine Redaktion zusammen. Dabei muss jemand die Funktion des „Chefredaktors“ übernehmen, der die Koordination der Inhalte und das Zusammenspiel der internen Abteilungen und externen Dienstleister sicherstellt. Wichtig dabei ist, dass die Abläufe und Verantwortlichkeiten klar geregelt sind – so verhindert man, dass Unsicherheiten und Missgunst die Implementierung sabotieren. Alle Abteilungen müssen ihren Beitrag leisten: Human Resources unterstützt durch eine professionelle Kommunikation der Werte einer Unternehmung die Rekrutierung von qualifizierten Fachkräften und trägt durch interne Weiterbildungsangebote dazu bei, dass Content Marketing im Unternehmen wertgeschätzt und noch effektiver umgesetzt werden kann. Die IT-Abteilung unterstützt durch die Schaffung einer Infrastruktur die Zusammenarbeit der am Content Marketing beteiligten Abteilungen, liefert wichtige Key Performance Indikatoren zur Erfolgs-messung und arbeitet eng mit der MarketingAbteilung zusammen und versorgt diese mit den generierten Nutzerdaten. Produktion, Forschung und Entwicklung liefern relevante Inhalte aus der Expertenperspektive und treten unterstützend in den Dialog mit den Kunden, um mehr über ihre Bedürfnisse und ihre zu lösenden Probleme im Zusammenhang mit den Produkten und Dienstleistungen zu erfahren. Marketing und PR stellen sicher, dass die Botschaften übereinstimmen und sich gegenseitig ergänzen. Der Vertrieb stellt sicher, dass die anderen Abteilungen von ihrer Erfahrung hinsichtlich one-to-one-Kommunikation mit dem Kunden profitieren, da der SEITE 93 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Vertrieb am besten über Bedürfnisse, Einwände und Probleme der Konsumenten Bescheid weiss. Verantwortung einer erfahrenen Führungsperson übertragen: Die Verantwortung für Content Marketing sollte in der Marketingkommunikation angesiedelt sein. Egal ob dies der Chief Marketing Officer (CMO) selbst, der Kommunikationsleiter, der Head of Digital, der Chief Content Officer (CCO) oder der Corporate Storyteller ist – entscheidend ist weniger die Funktionsbezeichnung, sondern vielmehr die Fähigkeiten, die eine verantwortliche Person besitzen sollte. Gibt es im Unternehmen keine Person, die diese Anforderungen erfüllt, sollte die Person rekrutiert werden. Dass die Ansprüche hoch sind, zeigt folgendes von den Autoren definiertes Anforderungsprofil: Die Person besitzt eine Kombination aus Marketing- und Publishing-Mentalität und denkt sehr kundenorientiert. Beherrscht neben Marketing auch die Klaviatur anderer Disziplinen wie PR oder Social Media, ist mit Storytelling vertraut und besitzt ein breites Wissen über die analogen und digitalen Kanäle. Da die Person sich in die Perspektiven der unterschiedlichen Stakeholder hineinversetzen kann, weiss sie, wie man Inhalte passgenau aufbereitet und über welche Kanäle diese gespielt werden können. Der Verantwortliche für Content Marketing ist ebenso versiert in strategischer Markenführung wie Content Controlling und digitalen Prozessen. Schliesslich hat die Person langjährige Führungserfahrung, pflegt einen integrativen und offenen Kommunikationsstil und agiert visionär und mutig. Zuerst in Aufbau von Wissen investieren: Geht es um finanzielle Investitionen, sollte primär in den Aufbau von Wissen (eigene Mitarbeitende oder externe Berater) investiert werden. Bereits in der Strategie- und Implementierungsphase kann es für Unternehmen mit geringem Know-how über Content Marketing sinnvoll sein, externe Berater hinzuzuziehen. Einerseits um einen Wissenstransfer sicherzustellen und andererseits, um den Implementierungsprozess in einem nützlichen Zeitfenster zu realisieren. Ein schlagkräftiges Content-Marketing-Team zusammenstellen: Beim Set-up kann man sich an der Aufstellung einer modernen Online-Redaktion orientieren. Ein schlagkräftiges Content-Marketing-Team braucht aber nicht nur journalistische Fähigkeiten. Denn neben dem Verständnis, wie man Inhalte relevant und dramaturgisch spannend erzählt und produziert, braucht es ein umfassendes Wissen über Zielgruppen und Kanäle, wie auch ein solides Know-how der anderen Marketing- und Kommunikationsdisziplinen. Da viele verschiedene Fähigkeiten benötigt werden, ist es empfehlenswert, ein heterogenes Team SEITE 94 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 aus Spezialisten zusammenzustellen. Ist das Personalbudget begrenzt, kann mit einem Content Marketing Strategen und einem Content Manager gestartet werden. Eine Möglichkeit ist ebenfalls, die Ressourcen der bestehenden Mitarbeitenden unterschiedlicher Abteilungen zu flexibilisieren und diese zu nutzen. C. Prozess. Zuerst einen Content-Audit durchführen: Bevor Content Marketing implementiert werden kann, empfiehlt es sich, einen Content-Audit durchzuführen, um den Status Quo abzubilden. Inhalt des Audits ist die Katalogisierung und Bewertung aller Inhalte eines Unternehmens (Paid, Owned und Earned Media, sowohl online als auch offline). Ebenfalls Teil des Audits ist es, herauszufinden, welche Personen und Abteilungen bisher wie (Prozesse, Ressourcen, Ziele) Inhalte produziert haben, welche Content Tools eingesetzt werden und welchen Beitrag Content Marketing zu welchen Unternehmenszielen leistet. Schrittweise Implementierung anstreben: Aufgrund der internen Widerstände empfiehlt es sich, Content Marketing Schritt für Schritt einzuführen. Mit Pilotprojekten können die Stakeholder der unterschiedlichen Abteilungen nach und nach von der Wirksamkeit von Content Marketing überzeugt werden. Internes Verständnis schaffen und richtig motivieren: Es ist sehr wichtig, bereits von Anfang an die relevanten Mitarbeitenden für die „Sache Content Marketing“ begeistern zu können. Nebst einem intensiven Informationsaustausch (beispielsweise mit Best- und Worst-Practice-Beispielen aus dem eigenen Unternehmen, Konkurrenten oder auch einem internen Wiki) müssen alle Mitarbeitenden der verschiedenen Abteilungen in die Projektprozesse involviert und laufend geschult werden. Mitarbeitende müssen zudem durch flankierende Massnahmen wie beispielsweise Zielvorgaben motiviert werden, damit sie um ihre Geschichten kämpfen. Wirkung messbar machen: Die Wirkung von Content Marketing muss zwingend messbar und der daraus resultierende Lernprozess auch gegenüber den anderen Abteilungen sichtbar gemacht werden. Wichtig ist vor allem, dass Content Marketing einen messbaren Beitrag zu den Unternehmenszielen leistet. Im Idealfall unterstützt Content Marketing ebenfalls die Teilziele der einzelnen Abteilungen. SEITE 95 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 In die richtigen Tools investieren: Ebenso zum Erfolg von Content Marketing beitragen können Investitionen in skalier- und erweiterbare Content Management und Publishing Systeme sowie passende Tracking und Listening Tools. Content Marketing im Marketing-Mix integrieren und Synergien nutzen: Content Marketing muss von Anfang an als Teil des gesamten Marketing-Mix betrachtet werden. Crossmediales und interdisziplinäres Denken ist gefragt und Synergien sollten über alle Kanäle und Massnahmen hinweg realisiert werden. Zudem empfiehlt es sich, ein separates Paid Media Budget bereitzustellen, damit die Reichweite bei Bedarf aktiv erhöht werden kann. Modell der Content Produktion definieren: Wenn es um die Produktion von Inhalten geht, sind unterschiedliche Modelle der Zusammenarbeit denkbar: Da die Themen und Geschichten ihren Ursprung im Unternehmen selbst haben, sollte die Auswahl des Content eher inhouse erfolgen. Ausser natürlich, das nötige Know-how fehlt. Die Produktion und Verbreitung der Inhalte kann, je nach vorhandenen Ressourcen, entweder durch eigene Mitarbeitende oder externe Dienstleister wie beispielsweise Agenturen oder Publisher erfolgen. 4.2 Reflexion der Ergebnisse und Erkenntnisse Die vorgängig abgegebenen Handlungsempfehlungen für eine erfolgreiche Implementierung von Content Marketing decken aus Sicht der Autoren die relevanten Aspekte ab. Die Checkliste zeigt einer C-Level-Führungskraft auf, welche Punkte aus welchen Gründen bei der Implementierung beachtet werden sollten. Es wäre unvernünftig zu behaupten, dass die Checkliste abschliessend ist – gerade in Hinblick auf die unterschiedlichen Anforderungen der einzelnen Unternehmen. Ebenfalls muss erwähnt werden, dass die Erkenntnisse dieser Arbeit keine Anleitung für den individuellen Prozess der Implementierung von Content Marketing darstellt. Gerne möchten die Verfasser dieser Arbeit mit der Beantwortung von folgenden Fragen die Relevanz der Erkenntnisse beleuchten: Sind die Handlungsempfehlungen für Unternehmen aus allen Branchen relevant? Die Autoren dieser Arbeit möchten diese Frage mit einem deutlichen „Ja“ beantworten. Selbstverständlich unterliegen einzelne Branchen wie beispielsweise Pharma, Banken oder die Lebensmittelindustrie SEITE 96 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 regulatorischen Einschränkungen – dies hat aber vor allem einen Einfluss auf die Content Strategie und Produktion und nicht auf den Implementierungsprozess selbst. Kann ein Unternehmen erfolgreich im Content Marketing sein, ohne die Handlungsempfehlungen zu befolgen? Diese Frage kann zwar mit einem „Ja“ beantwortet werden, muss aber sogleich wieder relativiert werden. Die Autoren dieser Arbeit sind nämlich überzeugt, dass Content Marketing noch erfolgreicher ist, wenn die abgegebenen Handlungsempfehlungen befolgt werden. Die Autoren dieser Arbeit hoffen, dass die vorliegenden Erkenntnisse C-Level-Führungskräften helfen, die Relevanz von Content Marketing für ihr Unternehmen besser einschätzen zu können und eine Entscheidungsgrundlage haben, wenn es um die Implementierung von Content Marketing geht. 4.3 Ausblick und weitere Forschung Wie die Autoren im Rahmen dieser Arbeit festgestellt haben, wurde die Implementierung von Content Marketing bisher praktisch gar nicht untersucht – in der Theorie, wie auch in der Praxis. Die abgegebenen Handlungsempfehlungen sollen daher als Grundlage für die weiterführende Forschung verstanden werden. Anhand der vorliegenden Erkenntnisse dieser Arbeit wird empfohlen, den Prozess der Implementierung von Content Marketing im Detail zu untersuchen. Dabei wäre es spannend, die Wirkungen von getroffenen Massnahmen hinsichtlich Effektivität und Effizienz zu analysieren. Dabei ist es aus Sicht der Autoren zentral, dass nicht nur die Experten, welche den Implementierungsprozess verantwortet haben, befragt werden, sondern auch alle weiteren am Prozess beteiligten Stakeholder (diverse Abteilungen und Funktionen inklusive Geschäftsleitung). Zudem sollte die Grundgesamtheit unbedingt mit Personen und Unternehmen aus entwickelten Märkten (hinsichtlich Content Marketing) wie den USA, UK oder Australien erweitert werden. Ein wichtiges Kriterium für die Aussagekraft weiterführender Forschung wird es sein, die Ergebnisse nach Branche, Zielmarkt und Unternehmensstruktur aufzuschlüsseln. Da die Implementierung von Content Marketing geschäftskritische Prozesse betrifft und so oft vertraulich eingestuft wird, wird es für künftige Forschungsreihen nicht einfach sein, an die nötigen Informationen zu kommen. Und trotzdem muss Best-Practice-Forschung im Interesse von SEITE 97 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Wissenschaft und Wirtschaftsverbänden sein, damit die Content-Marketing-Hürden für Unternehmen im deutschsprachigen Raum gesenkt werden können. 4.4 Fazit der Autoren Aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse sind die Autoren dieser Arbeit überzeugt, dass Content Marketing – strategisch verankert und exzellent umgesetzt – heute für Unternehmen im deutschsprachigen Raum einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz bedeuten kann. Wie ein Blick auf die Geschichte von Content Marketing zeigt, ist die Vermarktung von Inhalten kein eigentlich neues Konzept. Unternehmen treffen heute aber stark veränderte Rahmenbedingungen an: Das Mediennutzungs- und Kaufverhalten der Kunden hat sich mit der Digitalisierung und der Etablierung von Suchmaschinen stark gewandelt, die Differenzierung über Produkte ist schwieriger geworden und die Akzeptanz wie auch Effizienz von Push-MarketingMassnahmen nimmt tendenziell ab. Die schlechte Nachricht: Es ist wichtig, dass Unternehmen im DACH-Raum so schnell wie möglich eine Lernkurve durchlaufen, da Content Marketing ein langfristiger Prozess darstellt. Tun Unternehmen dies nicht, ignorieren sie die veränderten Rahmenbedingungen und werden aus Sicht der Autoren, wenn nicht kurzfristig, dann zumindest mittelfristig an Relevanz verlieren. Die gute Nachricht: Im deutschsprachigen Raum können sich Unternehmen mit Content Marketing aktuell noch allein durch den nicht zu unterschätzenden Vorteil des „First Mover“ innerhalb der eigenen Branche Wettbewerbsvorteile sichern. Content Marketing ist kein Allerheil-Mittel. Dessen sind sich die Autoren dieser Arbeit bewusst. Richtig eingesetzt kann Content Marketing aber einen signifikanten Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten. Entscheidend hierfür sind neben einer klaren Content-MarketingStrategie, dem Aufbau des benötigen Know-hows auch ein erfolgreicher Implementierungsprozess. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass die Implementierung von Content Marketing ein langfristiger Change-Management-Prozess ist und daher auch als solcher verstanden werden muss. Gerade bei etablierten Unternehmen erschweren bestehende Strukturen und Prozesse eine erfolgreiche Implementierung. SEITE 98 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 LITERATURVERZEICHNIS Adam Dietrich (1997), Planung und Entscheidung, 4. Auflage, Wiesbaden. Baer Jay (2014), Here’s the Difference Between Content Marketing and Social Media, in: http://www.convinceandconvert.com/social-media-strategy/heres-the-difference-betweencontent-marketing-and-social-media, 10.4.2014. 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SEITE 102 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 TABELLENVERZEICHNIS Tabelle 1: Die Marke als Medium ........................................................................................... 11 Tabelle 2: Konflikte zwischen den Abteilungen ....................................................................... 23 Tabelle 3: Das Experten-Panel für die Interviews .................................................................... 42 SEITE 103 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abbildung 1: Interruption versus Inbound Marketing ............................................................. 10 Abbildung 2: Herausforderungen im Content Marketing (B2C und B2B) .................................. 26 Abbildung 3: Die Fragmentierung des Content ........................................................................ 30 Abbildung 4: Wie Unternehmen sich für Content Marketing organisieren ............................... 33 Abbildung 5: Datenmanagement und Analyse mit NVivo ........................................................ 45 SEITE 104 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 ANHANG A: FRAGEBOGEN Einleitung Ausgangslage: Content Marketing ist das Buzzwort in der Marketingbranche weltweit. Doch noch scheitern viele Unternehmen in Deutschland und der Schweiz, sich erfolgreich in dieser Domäne zu behaupten. Zielgruppe: Unsere Arbeit richtet sich primär an Chief Marketing Officers (CMOs) aus Deutschland und der Schweiz, welche für ihr Unternehmen Content Marketing einführen möchten. Forschungsziel: Das Kondensat der Arbeit (Theorie und Befragung) soll eine Checkliste mit Handlungsempfehlungen für die Implementierung von Content Marketing sein, an der sich ein CMO orientieren kann. Expertenauswahl: Teilnehmer der Befragung sind ausgewählte Content Marketing Experten aus Unternehmen, Agenturen und Instituten aus Deutschland und der Schweiz. Antworten: Bitte begründen Sie Ihre Antworten jeweils immer so umfassend wie möglich (warum?). Gerne können Sie Ihre Argumente mit Beispielen aus ihrem Unternehmen oder Arbeitsalltag illustrieren. Wichtig: Es soll sich dabei immer um Ihre subjektive Meinung handeln, die auf ihren persönlichen Erfahrungen basiert. Veröffentlichung: Eine Veröffentlichung der Arbeit ist derzeit nicht geplant. Sollte dies zu einem späteren Zeitpunkt angestrebt werden – würden wir Sie selbstverständlich vorher kontaktieren. Timing: Damit die Auswertung zeitgleich erfolgen kann, sind die Autoren der Arbeit Ihnen dankbar, wenn Sie den ausgefüllten Fragebogen bis am 30. April an [email protected] retournieren. Sollten Sie ein paar Tage mehr Zeit benötigen, sind wir froh, wenn Sie uns rechtzeitig informieren. Fragebogen Persönliche Angaben - Vor- und Nachname: - Unternehmen: - Funktion: Bitte ausfüllen Bitte ausfüllen Bitte ausfüllen 1. Wie viele Jahre beschäftigen Sie sich schon mit ausgewählten Themen des Content Marketings? Bitte hier antworten 2. Beschreiben Sie ihre Rolle beim Content Marketing in Ihrem Unternehmen oder für Ihre Kunden/Interessenvertreter. Bitte hier antworten SEITE 105 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Relevanz 3. Diverse Studien zeigen, dass Unternehmen mehr Geld in Content Marketing investieren möchten. Warum ist Content Marketing für Unternehmen aus Ihrer Sicht wichtig? Bitte hier antworten 4. Inwiefern verändert Content Marketing das klassische Marketing von gestern? Bitte hier antworten 5. Welche Unternehmen aus der Schweiz und/oder Deutschland nehmen aus Ihrer Sicht eine führende Rolle im Content Marketing ein und warum? Bitte hier antworten 6. Unsere These ist, dass deutsche und Schweizer Unternehmen im Vergleich zu Firmen aus den USA oder UK weniger weit sind, was Content Marketing anbelangt. Welche Unterschiede sind aus Ihrer Sicht dafür verantwortlich? Bitte hier antworten 7. Gibt es Unternehmen oder spezifische Marken, Branchen oder Länder, wo Content Marketing weniger wichtig ist? Bitte hier antworten Organisation und Struktur 8. Welche Anforderungen stellt Content Marketing an die Organisation und Struktur einer Unternehmung? Bitte hier antworten 9. Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen strukturellen Hindernisse für ein Unternehmen, das Content Marketing erfolgreich einführen möchte? Bitte hier antworten 10. Was für Tipps können Sie Unternehmen geben, um diese Hindernisse zu überwinden? Bitte hier antworten 11. Welche Rolle können die unterschiedlichen Abteilungen (HR, Kommunikation, Vertrieb, Sales, Produktion, F&E, IT usw.) einer Unternehmung im Content Marketing spielen? Bitte hier antworten 12. Welche Möglichkeiten und Tools kennen Sie, um den Austausch der verschiedenen Abteilungen sicherzustellen bzw. zu optimieren? Bitte hier antworten 13. Wer sollte aus Ihrer Sicht die Gesamtverantwortung für Content Marketing in einem Unternehmen tragen? Bitte hier antworten 14. Welche Fähigkeiten muss der Verantwortliche für Content Marketing mitbringen, um erfolgreich zu sein? Bitte hier antworten 15. Wie sieht aus Ihrer Sicht der ideale Team-Setup aus, um erfolgreich Content Marketing implementieren und umsetzen zu können? SEITE 106 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Bitte hier antworten 16. Was kann ein Content Marketing Verantwortlicher tun, damit das Verständnis und die Wertschätzung von Content Marketing über alle Organisationsbereiche wachsen? Bitte hier antworten 17. Welche Investitionen muss ein Unternehmen aus Ihrer Sicht zwingend tätigen, um im Content Marketing erfolgreich zu sein? Bitte hier antworten 18. Wenn Sie entscheiden müssten: In welchen Bereichen des Marketing-Mix würden Sie zugunsten des Aufbaus von Content Marketing Einsparungen vornehmen? Bitte hier antworten 19. Wie entscheidend für den Erfolg von Content Marketing ist eine Publishing-Plattform? Bitte hier antworten 20. Thema Sourcing: Welche Leistungen sollte ein Unternehmen im Idealfall selbst erbringen und welche Leistungen sollten eher durch externe Dienstleister eingekauft werden? Bitte hier antworten 21. Was sollte ein CMO aus Ihrer Sicht sonst noch beachten, wenn er in seinem Unternehmen Content Marketing einführen möchte? Bitte hier antworten Ergänzungen 22. Vielen Dank für Ihr Engagement. Abschliessend möchten wir Ihnen die Möglichkeit geben, zusätzliche Gedanken mit uns zu teilen. Bitte hier antworten SEITE 107 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 ANHANG B: INTERVIEWS Interview 1: Daria Lederrey Persönliche Angaben - Vor- und Nachname: - Unternehmen: - Funktion: Daria Lederrey Arnold.KircherBurkhardt Strategische Beratung; Geschäftsführung 1. Wie viele Jahre beschäftigen Sie sich schon mit ausgewählten Themen des Content Marketings? 25 Jahre Corporate Publishing, Content Marketing seit der Begriff aufgetaucht ist. 2. Beschreiben Sie ihre Rolle beim Content Marketing in Ihrem Unternehmen oder für Ihre Kunden/Interessenvertreter. Strategische Konzepte entwickeln und die Umsetzung (Entwicklungsarbeit) begleiten Relevanz 3. Diverse Studien zeigen, dass Unternehmen mehr Geld in Content Marketing investieren möchten. Warum ist Content Marketing für Unternehmen aus Ihrer Sicht wichtig? Weil es das Marketing Modell der Zukunft ist. Es drängt sich aus vielen Gründen auf. Hauptgrund ist meiner Meinung nach, dass die digitalen Medien das Verhalten der Zielgruppen grundlegend verändern. Wir stehen erst am Anfang dieser Entwicklung. 4. Inwiefern verändert Content Marketing das klassische Marketing von gestern? Es braucht editoriale Inhalte, strategische Ausrichtung der Konzepte; es ist interdisziplinär, multimedial etc. Es setzt auf Dialog, auf Gespräch und Austausch und nicht auf reine Botschaften und Handlungen. 5. Welche Unternehmen aus der Schweiz und/oder Deutschland nehmen aus Ihrer Sicht eine führende Rolle im Content Marketing ein und warum? In der Schweiz gibt es nur sehr wenige, die wirklich eine führende Rolle einnehmen. Wir hinken etwa zwei, drei Jahre hinter Deutschland her; diese wiederum zwei, drei Jahre hinter UK , diese wieder zwei, drei Jahre hinter UK/USA. In der CH: Grosse, global tätige Unternehmen, weil diese die Entwicklung in USA/UK kennen und darum vertrauer sind mit Content Marketing und weil diese auch über entsprechende Budget verfüge, um in die ganze Entwicklungsarbeit zu investieren. Oder dann ganz kleine, mutige, die mit wenig Aufwand mal probehalber ein Projekt umsetzen. SEITE 108 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 6. Unsere These ist, dass deutsche und Schweizer Unternehmen im Vergleich zu Firmen aus den USA oder UK weniger weit sind, was Content Marketing anbelangt. Welche Unterschiede sind aus Ihrer Sicht dafür verantwortlich? Die gesamte digitale Kommunikation, vor allem Social Media, aber auch Content Marketing verbreitet sich schlicht und einfach allein wegen der Sprache in englischsprachigen Ländern schneller und einfacher. Dieser Grund hat mir James Freeman, CEO von zone in London, kürzlich genannt. Ich finde ihn überraschend, aber auch einleuchtend. 7. Gibt es Unternehmen oder spezifische Marken, Branchen oder Länder, wo Content Marketing weniger wichtig ist? Warum sollte es die geben? Ich sehe keine Gründe, das klassische Marketing beizubehalten. Organisation und Struktur 8. Welche Anforderungen stellt Content Marketing an die Organisation und Struktur einer Unternehmung? Die klassische bisherig Trennung in Corporate Communication und Marketing, interne und externer Kommunikation, print und digital, muss aufgehoben werden. Alle am Prozess beteiligten Abteilungen müssen eng zusammenarbeiten , wenn nicht sogar zusammen genommen werden. Content Marketing basiert auf einer netzwerkartigen Form der Zusammenarbeit, über Disziplinen, Abteilungen und Bereiche hinweg; es bedingt zudem den Bezug von mehreren externen Experten, die ebenfalls sehr eng miteinander zusammenarbeiten müssen. 9. Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen strukturellen Hindernisse für ein Unternehmen, das Content Marketing erfolgreich einführen möchte? Strukturen sollten eigentlich immer veränderbar sein. Das Problem ist, dass es eben total neue Strukturen braucht. Um einen solchen Totalumbau der Marketing - und Kommunikationsabteilung in Angriff zu nehmen, muss ein Unternehmen erstmals die Bedeutung von Content Marketing erkennen. In vielen Unternehmen herrscht zurzeit grosse Unsicherheit, weil offensichtlich ist, dass die neuen Formen der Kommunikation mit den alten Strukturen nicht machbar sind. Man ist sich durchaus bewusst, dass Veränderungen gemacht werden müssen. Aber man scheut sich, mutig und visionär vorzugehen. Das Resultat sind zurzeit an vielen Orten Machtkämpfe um Budgets, um Verantwortlichkeiten etc. 10. Was für Tipps können Sie Unternehmen geben, um diese Hindernisse zu überwinden? Eine klare Vision der zukünftigen Form der Kommunikation und des Marketings; mutige Führungsverantwortliche, die sich nicht scheuen, die Veränderung in Angriff zu nehmen und rasch neue Strukturen einführen; Prozesse, Verantwortlichkeiten etc. zu klären und umzusetzen. Das tut weh, muss aber leider sind. Und man kann diese Change Prozesse ja auch begleiten. 11. Welche Rolle können die unterschiedlichen Abteilungen (HR, Kommunikation, Vertrieb, Sales, Produktion, F&E, IT usw.) einer Unternehmung im Content Marketing spielen? SEITE 109 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Sie müssen schlicht gut zusammen arbeiten. Frage ist hier: Wer übernimmt den Lead? Wer hat die Budgets? Wer entscheidet schlussendlich über die Projekte? Wer welche Rolle übernimmt , ist meiner Meinung nach sekundär, solange Prozesse , KOmpetenzen, Verantwortlichkeiten etc . geklärt sind. 12. Welche Möglichkeiten und Tools kennen Sie, um den Austausch der verschiedenen Abteilungen sicherzustellen bzw. zu optimieren? Moderne Technik hilft, kann aber immer nur unterstützen. Zuerst müssen mal die Abteilungen überhaupt zusammenarbeiten wollen und das auch tun.Es ist primär eine Frage der Haltung und sekundär eine Frage der Technik. Regelmässiger Austausch muss immer auch sein. Sitzungskultur: Eine gute Mischung aus direkten Meetings und Austauschformen wie Telefonkonferenzen etc. Hilfreiche Tools sind: gemeinsame Arbeits- und Ablageplattformen, Issue Management-Tools für die Themenbewirtschaftung; einfache Kommunikationsmittel für die interne Kommunikation wie interne Chatplattformen, Videokonferenzen etc. 13. Wer sollte aus Ihrer Sicht die Gesamtverantwortung für Content Marketing in einem Unternehmen tragen? Leiter der Unternehmenskommunikation (Corporate Communication) 14. Welche Fähigkeiten muss der Verantwortliche für Content Marketing mitbringen, um erfolgreich zu sein? Er muss eine integrierende Führungsrolle einnehmen können, mutig, visionär sein ; journalistisches Verständnis für Themen und Grundwissen Marketing, Offenheit gegenüber technologischen Veränderungen 15. Wie sieht aus Ihrer Sicht der ideale Team-Setup aus, um erfolgreich Content Marketing implementieren und umsetzen zu können? Teamplayer; Strategen, Journalisten, Techies, Marketingprofis 16. Was kann ein Content Marketing Verantwortlicher tun, damit das Verständnis und die Wertschätzung von Content Marketing über alle Organisationsbereiche wachsen? Machen und Wirkung nachweisen; Expertenwissen ins Unternehmen holen und Content Marketing Profis als Botschafter einsetzen 17. Welche Investitionen muss ein Unternehmen aus Ihrer Sicht zwingend tätigen, um im Content Marketing erfolgreich zu sein? zuerst mal in eine gute Content Marketing Strategie investieren 18. Wenn Sie entscheiden müssten: In welchen Bereichen des Marketing-Mix würden Sie zugunsten des Aufbaus von Content Marketing Einsparungen vornehmen? Marketingkommunikation, Branding 19. Wie entscheidend für den Erfolg von Content Marketing ist eine Publishing-Plattform? Muss zwingend Teil der Lösung sein, klar, aber entscheidend? 20. Thema Sourcing: Welche Leistungen sollte ein Unternehmen im Idealfall selbst erbringen und welche Leistungen sollten eher durch externe Dienstleister eingekauft werden? Um Content Marketing aufzubauen und einzuführen: Projektleitung, Koordination mit allen internen Abteilungen, sonst alles extern SEITE 110 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 (und das sag ich nicht, weil ich auf DL-Seite bin, sondern weil sonst die Einführung zu lange geht oder gar scheitert) Wenn Content Marketing erfolgreich eingeführt ist: Strategie, Themenmanagement, Koordination; Umsetzungsseitig je nach vorhandenen Resourcen, weil Content Marketing braucht total andere Spezialisten 21. Was sollte ein CMO aus Ihrer Sicht sonst noch beachten, wenn er in seinem Unternehmen Content Marketing einführen möchte? Dass Content Marketing eine langfristige Investition ist. Ergänzungen 22. Vielen Dank für Ihr Engagement. Abschliessend möchten wir Ihnen die Möglichkeit geben, zusätzliche Gedanken mit uns zu teilen. Bitte hier antworten SEITE 111 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Interview 2: Pia Schilcher Persönliche Angaben - Vor- und Nachname: - Unternehmen: - Funktion: Pia Schilcher Jung von Matt / 365 Content Director 1. Wie viele Jahre beschäftigen Sie sich schon mit ausgewählten Themen des Content Marketings? Content Marketing begleitet mich bewusst seit 2010, als ich für den Webpublisher Content Fleet tätig war und dort den ContentBereich verantwortete. Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt seitdem auf der technologie-gestützten Content-Erstellung mit Hinblick auf SEO, Reichweitensteigerung und Zielgruppen-Generierung. Der Unterschied zwischen damals und heute: Früher lag der Fokus darauf, Online-Publikationen durch Special Interest-Themen neue Lesergruppen zuzuführen. Doch nach und nach stellte sich heraus, dass die Aufbereitung von redaktionellen Inhalten auch für Produkt- und Branding-Themen essentiell ist. 2. Beschreiben Sie ihre Rolle beim Content Marketing in Ihrem Unternehmen oder für Ihre Kunden/Interessenvertreter. Mein Fokus liegt auf der Entwicklung von Content-Strategien sowie Produktion der Inhalte und deren Evaluation, je nach Zielsetzung der Unternehmen. Diese reichen von Reichweitengenerierung über Brandbuilding bis hin zur Erschließung neuer Zielgruppen. Relevanz 3. Diverse Studien zeigen, dass Unternehmen mehr Geld in Content Marketing investieren möchten. Warum ist Content Marketing für Unternehmen aus Ihrer Sicht wichtig? Das Internet bietet Endkunden die Möglichkeit, sich umfassend über ihre Interessen zu informieren. Sie suchen nach qualitativ hochwertigen und gut aufbereiteten Inhalten und lassen sich nicht mehr allein durch klassische Werbemittel überzeugen. Aus diesem Grund ist es für Unternehmen notwendig, den Kunden nicht mehr nur als Käufer zu betrachten, sondern als anspruchsvollen Leser, der nicht auf der Suche nach Produkten, sondern nach Lösungen für seine Probleme ist. 4. Inwiefern verändert Content Marketing das klassische Marketing von gestern? 1. Vom Push zum Pull: Sowohl klassische Marketing-Maßnahmen wie Print und TV als auch Online Marketing-Maßnahmen wie Banner oder Newsletter stellen eine einseitige Kommunikation in Richtung des Endkonsumenten dar. Content Marketing ist auch Pull-Marketing: Durch die Konzentration auf das Bedürfnis des Endkunden erhält dieser seine Informationen, wenn er sie benötigt und danach sucht. 2. Der Kunde "lauert" jetzt überall: Das Ziel des klassischen Marketings unterscheidet sich nicht wesentlich vom Content Marketing: Die richtige Zielgruppe soll zum richtigen Zeitpunkt mit dem richtigen Inhalt am richtigen Ort erreicht werden. Doch SEITE 112 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 durch Google, Facebook & Co. existieren nun viel mehr Kanäle, mit denen der Kunde interageiert. Content Marketing ist dynamischer als klassisches Marketing, auf die Zielgruppen kann schneller reagiert werden - und zwar über alle zur Verfügung stehenden Medienkanäle. 5. Welche Unternehmen aus der Schweiz und/oder Deutschland nehmen aus Ihrer Sicht eine führende Rolle im Content Marketing ein und warum? 1. Schwarzkopf (www.schwarzkopf.de) Nicht Produkte stehen stehen im Vordergrund, sondern die UserBedürfnisse: Die Webseite wirkt wie ein Beauty-Magazin, das seinen Leser hilfreiche Tipps zu Haarpflege, Styling und Frisuren bietet. Auf den ersten Blick sind keine Produkte zu sehen, erst in den Unterkategorien werden diese passend zu den redaktionellen Inhalten angezeigt. Schwarzkopf bietet neben hochwertigen Inhalte auch interaktive Maßnahmen in den Social Media-Kanälen. So hat es das Unternehmen geschafft, den Traffic auf die Webseite maßgeblich zu steigern und eine langfristige Bindung mit seinen Kunden aufzubauen. 2. Schwenniger Krankenkasse Die Schwenniger Krankenkasse zeigt, wie man auch mit einem Special Interest-Thema erfolgreich Content Marketing betreiben kann. Das Portal www.babyharmonie.de liefert Ratgeber-Inhalte zu den Themen Kinderwunsch, Schwangerschaft und Geburt. Qualitativ hochwertige Beiträge beantworten die wichtigsten Fragen der Zielgruppe und präsentieren die Schwenninger Krankenkasse als kompetenten, vertrauenswürdigen Partner. 6. Unsere These ist, dass deutsche und Schweizer Unternehmen im Vergleich zu Firmen aus den USA oder UK weniger weit sind, was Content Marketing anbelangt. Welche Unterschiede sind aus Ihrer Sicht dafür verantwortlich? Die Pionierarbeit von USA und UK zeigt sich nicht nur im Content Marketing. In jeglichen informationstechnologischen Bereichen (Nutzung von Software, Smartphones, ...) liegt die DACH-Region zurück. Der Grund dafür ist meiner Ansicht nach in der Risikobereitschaft der USA und UK zu finden. Try and Error lautet die Devise. Es gibt eine hier zu Lande untypische Fehlerkultur. Hinzukommt der zeitliche Vorsprung: Die alltägliche Nutzung des Internets hat in den USA und UK wesentlich früher eingesetzt als in den deutschsprachigen Ländern. 7. Gibt es Unternehmen oder spezifische Marken, Branchen oder Länder, wo Content Marketing weniger wichtig ist? Da der Kunde mehr und mehr lernt, jede seiner Entscheidung vorab im Netz zu validieren, sollte sich kein Bereich dem Content Marketing verschließen. In allen Bereichen der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens kann Content Marketing den Akteueren zur besseren Positionierung dienen. Organisation und Struktur 8. Welche Anforderungen stellt Content Marketing an die Organisation und Struktur einer Unternehmung? SEITE 113 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 In vielen Unternehmen gibt es noch keinen festen Content-Bereich im Organigramm. Aus diesem Grund ist es ggf. notwendig, interne Prozesse anzupassen. Strukturen, Abläufe, Verantwortlichkeiten, Timings, Ziele, inhaltliche Ausrichtung - all das muss klar definiert und vor allem in den einzelnen Abteilungen etabliert werden. Zu groß ist sonst die Gefahr, ohne Strategie Content Marketing zu betreiben und planlos Geld auszugeben. 9. Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen strukturellen Hindernisse für ein Unternehmen, das Content Marketing erfolgreich einführen möchte? Einkauf, Marketing, PR, SEO, Social Media, Dienstleister ... - von vielen Seiten wird oft ohne Abstimmung Content produziert. So kommt es zu abgeschlossene Content-Silos ohne übergreifende Content-Strategie und klar definierte Ziele. 10. Was für Tipps können Sie Unternehmen geben, um diese Hindernisse zu überwinden? Bevor ein Unternehmen damit beginnt, Content-Dienstleister zu beauftragen oder intern Budget für redaktionelle Inhalte auszugeben, sollte die Zeit für die Entwicklung einer ContentStrategie aufgewendet werden. Das beinhaltet nicht nur eine Entscheidung über die inhaltliche Ausrichtung, sondern eben auch die Enführung der dafür notwendigen Strukturen und Prozesse. 11. Welche Rolle können die unterschiedlichen Abteilungen (HR, Kommunikation, Vertrieb, Sales, Produktion, F&E, IT usw.) einer Unternehmung im Content Marketing spielen? Sie können entsprechend der Content-Strategie ihre inhaltiche und fachliche Hoheit für das jeweilige Fachgebiet einbringen entscheidend sind die Ziele, die von allen gleichermaßen mitgetragen werden müssen. Wichtig ist, dass keine Content-Silos entstehen und Kommunikationsziele, Inhalte, Veröffentlichungszeiträume, etc. abgestimmt werden. 12. Welche Möglichkeiten und Tools kennen Sie, um den Austausch der verschiedenen Abteilungen sicherzustellen bzw. zu optimieren? Mithilfe eines zentralen Content-Bereichs (zum Beispiel einem Content-Service-Center) kann die Erstellung der Inhalte übergreifend koordiniert und für regelmäßige Abstimmungen der einzelnen Abteilungen gesorgt werden. So sind Jour Fix-Termine mit allen Beteiligten unabdingbar, ebenso wie ein Themenplan, mit dem alle Verantwortlichen arbeiten. Die einheitliche Nutzung von Tools ist zu empfehlen. So wird die Einhaltung von standardisierten Prozessen und dem Nachhalten von erarbeiteten Inhalten und Wissen gefördert. Das beinhaltet ein benutzerfreundliches Content Management System wie Wordpress, ein professionelles Dokumenten Management-System und ein Projektmanagement-System (zum Beispiel Redboot). Optimale Ergänzung stellt ein internes Wiki wie Confluence dar. 13. Wer sollte aus Ihrer Sicht die Gesamtverantwortung für Content Marketing in einem Unternehmen tragen? Im Allgemeinen gilt: Je höher die Content-Strategie in der Hierarchie des Unternehmens verantwortet wird, desto höher die Akzeptanz. Die Content-Strategie ist eng an die Unternehmensstrategie gekoppelt, weshalb das Involvement der SEITE 114 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Chefetage Sinn macht. Analog zu einem Medienhaus sollte Content Marketing von einer Art "Chefredakteur" hauptverantwortlich geleitet werden. 14. Welche Fähigkeiten muss der Verantwortliche für Content Marketing mitbringen, um erfolgreich zu sein? - Generalist mit methodischer Kompetenz in der Content-Entwicklung und Produktion - Software- & Tools-Experte (Wissen im Umgang mit aktuellen Analyse- und Monitoring Tools) 15. Wie sieht aus Ihrer Sicht der ideale Team-Setup aus, um erfolgreich Content Marketing implementieren und umsetzen zu können? Zwei Posten halte ich für empfehlenswert: 1. Content-Stratege / Berater (für die Entwicklung der Ziele der übergreifenden Content-Strategie und deren Erfüllung - das kann auch ein externer Partner sein) 2. Content Manager (für die Organisation und Koordination des Contents aus den verschiedenen Abteilungen) Ansonsten kommt es auf die Struktur des Unternehmens an. Im Allgemeinen ist es sinnvoll, noch folgende weiteren Positionen vertreten zu haben: - SEO Social Media Manager IT Redaktion (Hausintern und/oder externer Dienstleister) 16. Was kann ein Content Marketing Verantwortlicher tun, damit das Verständnis und die Wertschätzung von Content Marketing über alle Organisationsbereiche wachsen? Meiner Erfahrung entstehen die größten Probleme in Unternehmen, wenn ein Verantwortlicher alles auf einmal umsetzen möchte. Gerade bei fest eingefahrenen Strukturen ist der Fokus auf Content Marketing oft von Unverständnis der einzelnen Abteilungen begleitet. Deshalb kann es auch keinen allgemeingültigen Masterplan geben - es braucht kleine Lösungen, die Schritt für Schritt umgesetzt werden. 17. Welche Investitionen muss ein Unternehmen aus Ihrer Sicht zwingend tätigen, um im Content Marketing erfolgreich zu sein? Investiionen in Personal (Content-Strategen, Service-Center, ...) und Systeme (CMS, Analyse, Monitoring). Außerdem kann zur Einführung durchaus die Beratungsleistung von Experten hinzugezogen werden. 18. Wenn Sie entscheiden müssten: In welchen Bereichen des Marketing-Mix würden Sie zugunsten des Aufbaus von Content Marketing Einsparungen vornehmen? Das ist pauschal nicht zu beantworten, da es abhängig vom Unternehmen, dem Produkt und den aktuellen Zielen ist. Generell gilt, dass für Content Marketing zunächst zusätzliches Budget aufgenommen werden muss, bevor Einsparungen in anderen Bereichen getätigt werden sollten. Der Grund: Content Marketing erfordert Durchhaltevermögen. Es wirkt mittel- und langfristig, im Gegensatz zu kurzfristigen performancebasierten Kampagnen. SEITE 115 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 19. Wie entscheidend für den Erfolg von Content Marketing ist eine Publishing-Plattform? Die Einführung und Nutzung von Software sehe ich als notwendig an. Inhalte müssen leben, sich verändern und stetig den Bedürfnissen der User angepasst werden. Ohne CMS-, Webanalyse- und MonitoringSysteme kann Content nicht effizient produziert und ausgewertet werden. 20. Thema Sourcing: Welche Leistungen sollte ein Unternehmen im Idealfall selbst erbringen und welche Leistungen sollten eher durch externe Dienstleister eingekauft werden? Unternehmen sind oft geneigt, einen externen Dienstleister zu beauftragen und Massen an Content zu produzieren, weil sie plötzlich "Content Marketing" machen wollen. Meiner Ansicht nach ist das rausgeschmissenes Geld. Es gilt: Qualität vor Quantität. Und so lange es keine übergreifende Content-Strategie gibt, läuft die Content-Produktion Gefahr, keinen Effekt zu erzielen. Die Strategie kann durch einen externen Dienstleister erstellt werden. Ich selber habe Strategien für Unternehmen entwickelt und gute Erfolge mit diesen Unternehmen erzielt. Wichtig ist nur, dass es auf Unternehmensseite eine Person gibt, die für das Thema "Content" verantwortlich ist. 21. Was sollte ein CMO aus Ihrer Sicht sonst noch beachten, wenn er in seinem Unternehmen Content Marketing einführen möchte? Bringen Sie Geduld mit. Content Marketing zeigt seine Erfolge nicht von heute auf morgen. Nehmen wir zum Beispiel Google: Für Suchmaschinen ist der kontinuierliche Auf- und Ausbau von Inhalten ein Qualitätskriterium zur Beurteilung einer Webseite. Die Inhalte müssen reifen und Relevanz aufbauen - Google braucht seine Zeit, bis es den Content bewertet hat und eine entsprechende Rankingposition vergibt. Ergänzungen 22. Vielen Dank für Ihr Engagement. Abschliessend möchten wir Ihnen die Möglichkeit geben, zusätzliche Gedanken mit uns zu teilen. Bitte hier antworten SEITE 116 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Interview 3: Eduard Klein Persönliche Angaben - Vor- und Nachname: - Unternehmen: - Funktion: Eduard Klein Content Marketing Institut Leiter 1. Wie viele Jahre beschäftigen Sie sich schon mit ausgewählten Themen des Content Marketings? 7 Jahre 2. Beschreiben Sie ihre Rolle beim Content Marketing in Ihrem Unternehmen oder für Ihre Kunden/Interessenvertreter. Berater für CM-Strategie & Konzepte, Unterstützungsbegleitung bei Start und Durchführung, Controlling, Optimierung, "Head of Text" Relevanz 3. Diverse Studien zeigen, dass Unternehmen mehr Geld in Content Marketing investieren möchten. Warum ist Content Marketing für Unternehmen aus Ihrer Sicht wichtig? 1. Unternehmen brauchen reichweitenstarken Qualitätscontent um dort ihre Werbebotschaft zu platzieren. Die Mediennutzung hat sich jedoch verändert zu OnDemand-Medien - Konsumenten nutzen mehr digitale Medien, während Print stetig zurückgeht. TV funktioniert noch, wird sich aber in Kürze mit den OnDemand Angeboten stark ändern. Medien werden digital, Marketing muss nachziehen. 2. Wer digital wirbt, hat ein Problem: Kunden ignorieren die Bannerwerbung. Die TKP Preise sinken immer weiter, für die Publikationen ist Bannerwerbung nicht lukrativ, für die Brands sind die Umfelder nicht hochwertig genug und die Reichweiten nicht effizient. Wer die digitale Aufmerksamkeit seiner Kunden will, der benötigt guten Content. In den sozialen Kanälen ist Content der Treibstoff der Konversation. Witzige Sprüche, lustige Bilder, alles von kreativen Privatleuten erschaffen, verbreitet sich blitzschnell rund um den Globus. Unternehmensmitarbeiter beobachten das und sehen, dass es funktioniert. Sie wollen nun selbst solche Inhalte schaffen, die sich viral verteilen. 3. Unternehmenn, die organische Suchmaschinenoptimierung (SEO) betreiben, müssen besseren Content liefern. Weil google das so vorgibt. SEO ist aktuell ein wichtiger Treiber im Content Marketing, aber insgesamt völlig überbewertet. Suchmaschinen sind nur ein Kanal zur Verbreitung, es gibt viele mehr. 4. Unternehmen können dank des Internets heute selbst Content produzieren (owned-media) und publizieren und können sich unabhängig machen von anderen Medien in denen sie bisher ihre Werbung platzieren (paid-media). SEITE 117 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 4. Inwiefern verändert Content Marketing das klassische Marketing von gestern? 1. Unternehmen werden selbst zum Publisher - und brauchen diese dann nicht mehr. Man kann seine eigenen Kanäle aufbauen und entwickeln. 2. Das "Verkaufsgespräch", die Konversation, findet nun im Internet statt. Während (Massen-) Marketing bisher nur KaufStimuli gegeben hat, sind nun Aufgaben zu erfüllen, die eigentlich der Vertrieb inne hatte (1:1 Gespräch, Überzeugungsarbeit, Einwandbehandlung). Marketingmitarbeiter sind jedoch nicht ausgebildet und geübt im 1:1-Gespräch und nicht so nah am Kunden wie der Vertrieb. Hier gibt es viel Konfliktpotential in den Unternehmen. Eine Zusammenarbeit zwischen beiden Abteilungen ist entscheidend. 3. Bevor Kunden in den Laden gehen, informieren sie sich online. 70% des Kaufprozesses sind abgeschlossen, bevor der Kunde ein Unternehmen kontaktiert. Wer hier keine Informationen im Internet hat, der wird vom Kunde im Kaufprozess nicht berücksichtigt. Der Kunde sucht aber mehr als Werbeversprechen - er sucht Bewertungen, Informationen, Beratung, Anleitungen, etc. Alles Content, den nur die wenigsten Unternehmen haben. Sie geben die Kontrolle ab an andere Unternehmen (tripadvisor, Bewertungsportale,..) welche diesen Content generieren und bereitstellen. Der Anbieter verliert die Kontrolle über die kauf-entscheidenden Informationen. 5. Welche Unternehmen aus der Schweiz und/oder Deutschland nehmen aus Ihrer Sicht eine führende Rolle im Content Marketing ein und warum? 1. Schwarzkopf hat statt einer Produktseite eine Themenseite mit Styles, Ideen, Tipps & Tricks (http://www.schwarzkopf.de/) (Evergreen Content und etwas aktueller Content) 2. Schwenninger Krankenkasse mit www.babyharmonie.de Evergreen Content und etwas aktueller Content) 3. Globetrotter (eCommerce) mit dem Reisemagazin "4-seasons" und der dazu passenden Seite http://4-seasons.de/ sowie dem Web-TVChannel http://www.4-seasons.tv/ .. Inhalte stehen im Vordergrund 4. http://www.nestle-marktplatz.de/.. insgesamt zu Produktlastig, es werden aber Fragen der Kunden beantwortet und Brand-Stories veröffentlicht, teils aufwändig mit Video 5. Rügenwalder - mit der Transparenzinitiative haben sie Vertrauen in die Marke geschaffen, rückten von Platz 23 der bekanntesten Lebensmittelmarken auf Platz 9 und haben durch die gesteigerte Markenbekanntheit und das Vertrauen in die Produkte etliche neue Produktvariationen auf den Markt bringen können. Da die gesamte Firma an der Contenterstellung beteiligt wurde, hat sich sogar das Betriebsklima durch die Zusammenarbeit deutlich verbessert. 6. Hornbach - Anleitungen, Ratgeber und Inspirationen auf der Seite, Videoanleitungen, ein Projektstammtisch und FacebookAktionen sorgen für lange Lesezeiten, Interaktion und Auseinandersetzung mit den Produkten ohne diese in den Vordergrund zu stellen. 6. Unsere These ist, dass deutsche und Schweizer Unternehmen im Vergleich zu Firmen aus den USA oder UK weniger weit sind, was Content Marketing anbelangt. Welche Unterschiede sind aus Ihrer Sicht dafür verantwortlich? SEITE 118 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 1. In den USA sind viele kleine Unternehmen und Startups stark in Content Marketing. Viele Unternehmen haben einen Blog für authentische Unternehmensinformationen und transparente Kommunikation. Kleine Unternehmen in Deutschland/Schweiz nutzen das kaum. Gründe: Siehe 2) 2. Die Gründe liegen in der Kultur: Die Amerikaner reden gerne über sich, stellen sich und ihre Leistung gerne dar, produzieren einfach mal so ein Video zuhause auf dem Sofa und erreichen damit zig Millionen Menschen. Die Kinder lernen schon früh in der Schule, wie man eine Story schreibt, sie erstellen eigene Storybooks und lernen, wie man vor Publikum redet. Für die Amerikaner ist es normal, sich ins Rampenlicht zu stellen. In Deutschland und der Schweiz sind die Menschen eher zurückhaltend und wollen sich nicht in den Vordergund stellen. Sie sind nicht so geübt in der freien Rede und haben deshalb Ängste, dass sie was falsch machen und man das dann später sehen kann. Lieber nichts tun, als was falsches. Bei Amerikanern ist das anders: "da wird erst geplappert und dann wird nachgedacht". Was dazu führt, dass auch viel Schrott produziert wird. Wenn aber intelligente Menschen was zu sagen haben, dann kommt eben was richtig gutes auf Weltklasse-Niveau dabei raus. Ich spüre diese Medien-Angst der Deutschen immer wieder, wenn Firmenmitarbeiter vor die Kamera sollen. Das überlassen sie lieber der PR-Abteilung oder externen Personen. Content Marketing lebt aber von der authentischen Inszenierung der Mitarbeiter im Unternehmen. 7. Gibt es Unternehmen oder spezifische Marken, Branchen oder Länder, wo Content Marketing weniger wichtig ist? Ich denke noch drüber nach, es fällt mir aber keine Branche ein. Content Marketing ist keine Disziplin, die für den einen wichtig, oder für den anderen weniger wichtig ist. Content ist das Gespräch, das asynchron mit dem Kunden stattfindet und der Treibstoff für die sozialen Netze (online und offline). Jetzt ist mir doch was eingefallen: Für Braunkohle brauchen Sie kein Content Marketing und für Gas aus Russland wahrscheinlich auch nicht. Organisation und Struktur 8. Welche Anforderungen stellt Content Marketing an die Organisation und Struktur einer Unternehmung? 1. Eine Kommunikationsstrategie entwickeln mit dem Commitment der Geschäftsleitung. Marketing, PR und Vertrieb, Produktentwicklung müssen zusammenarbeiten, das geht nur wenn die Geschäftsleitung die Weichen stellt 2. Die Beteiligten müssen sich klar sein, wie transparent sie sein wollen und wieviel Dialog sie zulassen möchten. (dies ist oft ein Showstopper für Content Marketing!) Bisher gab es keine Funktion im Unternehmen, die transparente Kommunikation direkt zu den Kunden betrieben hat. Hier herrscht Nachholbedarf. Während die PR Abteilung 1x im Monat einen Artikel für Journalisten schreibt, sollte ein Corporate Blog mindestens 1x pro Woche veröffentlichen. SEITE 119 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Dieses Tempo kann kaum ein Unternehmen einhalten unter Berücksichtigung der Randfaktoren. Schon die üblichen Abstimmungsprozesse sind hier nicht mehr möglich. Es braucht viel Mut für diesen Prozess. 3. Eigene Ressourcen in der Firma: Mindestens ein Mitarbeiter soll der Corporate Storyteller sein, der alle Beteiligten koordiniert. Das kann kein Mitarbeiter "so nebenbei machen". Das ist ein Fulltime-Job. 4. Ein "Head-of-Text" (intern oder extern). Diese Person arbeitet wie ein Chefredakteur und sollte wissen, was gute Texte auszeichnet und die internen und externen Personen beraten und unterstützen. Idealerweise hat diese Person publizistischen Background. Die Mitarbeiter sind eben keine gelernten Journalisten und unabhängige Journalisten schreiben nicht so, wie es ein Unternehmen benötigt. Diese Person sollte bei der Entwicklung der Kommunikationsstrategie früh eingebunden werden. Ich selbst habe diese Position bei Unternehmen als externer Berater inne. Diskussionen über subjektive Wahnehmung der Textästhethik könnten Monate lang geführt werden und oft werden sie nicht aus inhaltlichen Gründen geführt. Hier ist neben dem fachlichen Know-how auch diplomatisches Geschick gefragt, um alle Interessen in die richtige Richtung zu lenken und am Ende termingerecht zu veröffentlichen 5. Technische Unterstützung für HTML/CSS und Javascript. Wenn ein Blog wirklich schön werden soll, so werden mindestens 10-20% der Aufwände in HTML/CSS Themen investiert werden müssen. CrossBrowser-Thematik und responsive Design für alle Endgeräte sind nicht trivial und müssen von einem Experten begleitet werden, der die Redakteure unterstützt. 6. Langfristiges Commitment für mindestens 12 Monate. Content Marketing ist kein One-Night-Stand. 7. Etablieren Sie eine Kultur des Scheiterns. Wenn Scheitern keine Option ist, dann ist Erfolg auch keine Option. Die transparente Kommunikation direkt an Endkunden ist totales Neuland für die Unternehmen. Die ersten Pioniere werden schwitzen müssen, bevor sich Best-Practices entwickeln können. Weder die Medienbranche, noch die Unternehmen haben sich dieser Aufgabe bisher gestellt. Und in der schnellebigen, direkten Online-Welt kann jeden Tag alles passieren. Hier sind junge, risikobereite, dynamische Personen gefragt, die nicht von den konservativen Kräften des Unternehmens gebremst werden dürfen. Kreativität entsteht nicht durch Weisung. 9. Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen strukturellen Hindernisse für ein Unternehmen, das Content Marketing erfolgreich einführen möchte? 1. keine eigenen Ressourcen 2. kein Backup durch die Geschäftsleitung 3. Interne Kommunikation --> das Vorhaben intern verkaufen 10. Was für Tipps können Sie Unternehmen geben, um diese Hindernisse zu überwinden? Die Geschäftsleitung muss sich intensiv informieren, was diese Kommunikation für das Unternehmen bedeutet und Leitplanken für die Mitarbeiter definieren. Innerhalb dieser müssen sich die kreativen Mitarbeiter frei bewegen dürfen. Wenn es zu Konflikten kommt, muss SEITE 120 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 eine Lösung unter Einbezug des Machtzentrums geschaffen werden. Wenn Ressourcen aus Produktmarketing, PR oder Vertrieb nicht wie benötigt ihre Unterstützung anbieten, ist die Unterstützung des Machtezentrums nötig. Content Marketing ist 80% Change und 20% Produktion. Statt Holzhammer ist hier gefragt: Mitarbeiter informieren, schulen, einbeziehen, zu Beteiligten machen, "interner Verkauf". 11. Welche Rolle können die unterschiedlichen Abteilungen (HR, Kommunikation, Vertrieb, Sales, Produktion, F&E, IT usw.) einer Unternehmung im Content Marketing spielen? HR: Wenn Sie sich transparent im Web darstellen, dann sehen das auch Ihre neuen Mitarbeiter. (Rekrutierung) Kommunikation: Die Botschaften zwischen PR und Marketing müssen kogruent sein Vertrieb: Der Vertrieb ist die einzige Abteilung, die versteht, wie 1:1 Kommunikation mit dem Kunden funktioniert. Sie kennen alle Proleme und Einwände, die Kunden tagtäglich loswerden. Dieses Know-how ist essentiell. Produktion, F&E: Produkte werden von Experten erstellt. Oft hat es Gründe, wieso die Produkte sind, wie sie sind. Experten genießen das bestmögliche Vertrauen. Erfolgreiches Content Marketing sollte alle Experten vor die Kamera setzen und sie erklären lassen, wieso sie ihre Arbet so tun, wie sie es tun. Kunden lieben das. 12. Welche Möglichkeiten und Tools kennen Sie, um den Austausch der verschiedenen Abteilungen sicherzustellen bzw. zu optimieren? Cloud Lösungen wie google Docs,BOX, Dropbox & Co sind ideal. 13. Wer sollte aus Ihrer Sicht die Gesamtverantwortung für Content Marketing in einem Unternehmen tragen? Der Corporate Storyteller (Vollzeit). 14. Welche Fähigkeiten muss der Verantwortliche für Content Marketing mitbringen, um erfolgreich zu sein? 1. Digital, 2. Soziale Netzwerke, 3. Journalismus (zumindestens grobes Verständnis), Management- und Koordinationsvermögen, diplomatisches Geschick, offene, freundliche Kommunikation, Ergebnisorientierung 15. Wie sieht aus Ihrer Sicht der ideale Team-Setup aus, um erfolgreich Content Marketing implementieren und umsetzen zu können? 1. Corporate Storyteller (intern) - Chief Content Officer 2. "Head of Text" (intern oder extern) 3. Redakteur(e) intern oder extern 4. Texter (intern oder extern) 5. Fotograf / Kameramann (meist extern) 6. Web-Designer mit HTML, CSS, Javascript Know-how bei größeren Firmen/Vorhaben: Dialogue Manager --> Hört zu und antwortet auf den sozialen Kanälen 16. Was kann ein Content Marketing Verantwortlicher tun, damit das Verständnis und die Wertschätzung von Content Marketing über alle Organisationsbereiche wachsen? SEITE 121 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Interne Kommunikation aufsetzen. Eine Veranstaltung, in der alles erklärt wird, worum es geht, eine Standardpräsentation für die Beteiligten zum Einstieg der Gespräche, eine Blogparty. Alle Beiträge per E-Mail auch an die internen Mitarbeiter senden ! Die Mitarbeiter aktiv beteiligen (Interviews, Reports) Den Mitarbeitern Wertschätzung für die eigene Arbeit geben. 17. Welche Investitionen muss ein Unternehmen aus Ihrer Sicht zwingend tätigen, um im Content Marketing erfolgreich zu sein? Für einen Corporate Blog: Corporate Storyteller ~ 50-80.000 brutto Blog Design / Programmierung: ~ 25.000 Konzept (Agentur): ~ 25.000 Erstes Jahr (4 Artikel pro Monat) mit Produktion Text / Video : (MIN) 100.000 - 200.000 Euro (MID) 250.000 - 500.000 Euro (Max) … nach oben offen… 18. Wenn Sie entscheiden müssten: In welchen Bereichen des Marketing-Mix würden Sie zugunsten des Aufbaus von Content Marketing Einsparungen vornehmen? Display, Seo, Social Media, Print, TV 19. Wie entscheidend für den Erfolg von Content Marketing ist eine Publishing-Plattform? Völlig egal 20. Thema Sourcing: Welche Leistungen sollte ein Unternehmen im Idealfall selbst erbringen und welche Leistungen sollten eher durch externe Dienstleister eingekauft werden? Intern: Corporate Storyteller (verantwortlicher) Intern: Evtl. noch eigene Redakteure, je nach Größe des Vorhabens Extern: Redakteure, Texter, Grafiker, Web-Designer Jedes Content Marketing Team ist individuell zu betrachten. Ein Modeunternehmen hat völlig andere Anforderungen als ein Autohersteller oder ein IT Konzern. 21. Was sollte ein CMO aus Ihrer Sicht sonst noch beachten, wenn er in seinem Unternehmen Content Marketing einführen möchte? Er sollte sich unbedingt ausführlich informieren, was Content Marketing wirklich bedeutet. Viele CMOs bilden sich selbst nicht fort. Die Konferenzen werden von ihren Mitarbeitern besucht und der Austausch findet auf dem Flur in 2 Zeilen statt. Oft sehen sie etwas bei der Konkurrenz oder bei anderen Unternehmen, das ihnen gefällt und wollen das dann kopieren. Kopiert ist nicht kapiert. Ein ganzheitliches Verständnis ist jedoch mehr als ein subjektiver Impuls und der eigene Geschmack zählt hier nicht. Content Marketing muss den Kunden gefallen. Ergänzungen 22. Vielen Dank für Ihr Engagement. Abschliessend möchten wir Ihnen die Möglichkeit geben, zusätzliche Gedanken mit uns zu teilen. Die Konsumenten sind heute schon digitaler als das Marketing der Unternehmen. Die Unternehmen müssen nachziehen, tun sich aber sehr SEITE 122 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 schwer darin. Hat Marketing nicht mehr zu bieten, als kleine bunte Banner, die sören, unterbrechen und uns in den Wahnsinn treiben? Die Kunden ignorieren die Banner schon längst, nur noch die Marketer setzen die zukunft des Marketings darauf. Die Kunden wollen keine Werbeversprechen. Ein Blick zu den Journalisten genügt: Relavante Stories sind Content, den die Kunden wollen und sie bezahlen sogar dafür. Machen Sie Marketing so, dass die Kunden dafür zahlen würden. Das ist Content Marketing. Während Marketing behauptet, dass Ihr Unternehmen toll ist, kann Content Marketing es beweisen. Transparenz ist die Zukunft des Marketings. Echt gute Unternehmen mit echt guten Produkten müssen nur ihr Innerstes nach Außen kehren. Das ist Marketing genug. Werbeversprechen sind dann nicht mehr nötig. Unternehmen, die nichts zu bieten haben, haben ein Verfallsdatum: die Kunden werden dahinter kommen. Und es den anderen mitteilen. SEITE 123 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Interview 4: Ingo Hermann Persönliche Angaben - Vor- und Nachname: - Unternehmen: - Funktion: Ingo Hermann Die Schwenninger Krankenkasse Experte Online-Marketing (fachliche Leitung) 1. Wie viele Jahre beschäftigen Sie sich schon mit ausgewählten Themen des Content Marketings? Seit Mai 2011 2. Beschreiben Sie ihre Rolle beim Content Marketing in Ihrem Unternehmen oder für Ihre Kunden/Interessenvertreter. Als Projektverantwortlicher koordiniere ich die Erstellung von Content durch Dritte (Agenturen) wie die Erstellung von Content durch Mitarbeiter der Schwenninger Krankenkasse. Inhalte und Themenwelten werden auf Basis der Unternehmensziele abgeleitet. Relevanz 3. Diverse Studien zeigen, dass Unternehmen mehr Geld in Content Marketing investieren möchten. Warum ist Content Marketing für Unternehmen aus Ihrer Sicht wichtig? Krankenversicherungsprodukte sind identisch und austauschbar. Auf Basis unserer Content-Marketing-Strategie versuchen wir um die einzelnen Krankenversicherungsprodukte den entsprechenden Inhalt zu stricken. So findet der User mögliche Antworten zu seinen Fragen. Gleichzeitig können wir Lösungen und Angebote aus unserem Portfolio mit anbieten. 4. Inwiefern verändert Content Marketing das klassische Marketing von gestern? Wir sehen Content-Marketing als Pull-Medium. In der Vergangenheit haben wir uns starkt damit beschäftigt Angebote in den Markt zu drücken (Push). Von dieser angebotsorientierten Vermarktung möchten wir uns verabschieden und lieber hochwertigen Inhalt zur Verfügung stellen. Dies stellt für uns auch die Veränderung zum klassischen Marketing dar. 5. Welche Unternehmen aus der Schweiz und/oder Deutschland nehmen aus Ihrer Sicht eine führende Rolle im Content Marketing ein und warum? Wir sehen die Firmen "TextProvider" und "Contilla" (beide Sitz in Deutschland) als Firtmover im Bereich Content-Marketing an und haben auf Basis von selbstorganisieren Kongressen und Veranstaltungen eine führende Rolle unter den Agenturen für Contenterstellung erarbeitet. 6. Unsere These ist, dass deutsche und Schweizer Unternehmen im Vergleich zu Firmen aus den USA oder UK weniger weit sind, was Content Marketing anbelangt. Welche Unterschiede sind aus Ihrer Sicht dafür verantwortlich? Der "Trend" kommt aus unserer Sicht aus der SEO-Branche. Diese wiederum orentiert sich stark an Google. Aus diesem Grund dürften SEITE 124 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 UK und besonders Unternehmen aus den USA in den nächsten Jahren weiter sein, als Unternehmen aus Deutschland und Schweiz. 7. Gibt es Unternehmen oder spezifische Marken, Branchen oder Länder, wo Content Marketing weniger wichtig ist? Aus unserer Sicht nur weniger bzw. total unwichtig in Ländern ohne oder mit sehr schlechter Anbindung ans www. Ansonsten über alle Marken und Branchen anwendbar. Organisation und Struktur 8. Welche Anforderungen stellt Content Marketing an die Organisation und Struktur einer Unternehmung? Die Herausforderung stellt sich in der Findung von relevanten Themen und deren Aufbereitung/Briefing für Agenturen und die damit notwendigen Abstimmungsphasen intern wie extern. 9. Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen strukturellen Hindernisse für ein Unternehmen, das Content Marketing erfolgreich einführen möchte? Findung von erfahrenen Mitarbeitern bzw. Mitarbeitern mit einer Afinität zum Thema Content-Marketing. 10. Was für Tipps können Sie Unternehmen geben, um diese Hindernisse zu überwinden? Konsequente Förderung und Schulung von Mitarbeiterpotential im eigenen Haus. 11. Welche Rolle können die unterschiedlichen Abteilungen (HR, Kommunikation, Vertrieb, Sales, Produktion, F&E, IT usw.) einer Unternehmung im Content Marketing spielen? Jede Abteilung kann Content aus dem eigenen Bereich in eine Strategie einbringen. Siehe auch praktische Umsetzung:www.facebook.com/die.schwenninger 12. Welche Möglichkeiten und Tools kennen Sie, um den Austausch der verschiedenen Abteilungen sicherzustellen bzw. zu optimieren? Arbeitskreis, Abteilungsübergreifende E-Mailverteiler, zentrale Dokumente mit Zugriff für alle Beteiligten. 13. Wer sollte aus Ihrer Sicht die Gesamtverantwortung für Content Marketing in einem Unternehmen tragen? Bereich Marketing 14. Welche Fähigkeiten muss der Verantwortliche für Content Marketing mitbringen, um erfolgreich zu sein? Die Fähigkeit mögliche interessante Inhalte im gesamten Unternehmen zu identifizieren und gemeinsam mit den Fachabteilungen und/oder Dritten für Kunden/Interessenen aufzubereiten. 15. Wie sieht aus Ihrer Sicht der ideale Team-Setup aus, um erfolgreich Content Marketing implementieren und umsetzen zu können? Fachliche Leitung durch Marketingmitarbeiter der aktiv auf alle Mitarbeiter innerhalb des Unternehmens zugehen kann ohne hierarchische Schranken. SEITE 125 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 16. Was kann ein Content Marketing Verantwortlicher tun, damit das Verständnis und die Wertschätzung von Content Marketing über alle Organisationsbereiche wachsen? Ständige Kommunikation von erfolgreichen Projekten verbunden mit dem Hinweis selbst Inhalte aus dem eigenen Fachbereich zur Verfügung zu stellen. 17. Welche Investitionen muss ein Unternehmen aus Ihrer Sicht zwingend tätigen, um im Content Marketing erfolgreich zu sein? Investition in Analyse ob mögliche Content-Nischen für das eigene Unternehmen vorhanden sind. Bereitstellung von fähigen und kompetenten Mitarbeitern um die Analyseergebnisse aufzubereiten und auf deren Basis eine Content-Marketing-Strategie zu entwickeln. 18. Wenn Sie entscheiden müssten: In welchen Bereichen des Marketing-Mix würden Sie zugunsten des Aufbaus von Content Marketing Einsparungen vornehmen? Im Bereich Print. 19. Wie entscheidend für den Erfolg von Content Marketing ist eine Publishing-Plattform? Aus unserer Sicht hat dies einen geringen Anteil am Erfolg. 20. Thema Sourcing: Welche Leistungen sollte ein Unternehmen im Idealfall selbst erbringen und welche Leistungen sollten eher durch externe Dienstleister eingekauft werden? Bereitstellung (z.B. Rohtexte bzw. Findung von Content) sollte durch das Unternehmen selbst zur Verfügung gestellt werden. Produktion / Optimierung von Content sollte eher durch externe Dienstleister eingekauft werden. 21. Was sollte ein CMO aus Ihrer Sicht sonst noch beachten, wenn er in seinem Unternehmen Content Marketing einführen möchte? Es sollte bereits im Vorfeld eine klare Strategie vorliegen, was man mit Content-Marketing erreicht werden soll. Also Neukundengewinnung, Steigerung Abverkauf, Steigerung Reichweite der Marke, Positionierung der Markte zu Thema x usw. Ergänzungen 22. Vielen Dank für Ihr Engagement. Abschliessend möchten wir Ihnen die Möglichkeit geben, zusätzliche Gedanken mit uns zu teilen. Content-Marketing gab es auch schon vor 30 Jahren. Jedoch im Hinblick auf die Entwicklung des www ergeben sich hier in den nächsten fünf Jahren, auch im Hinblick auf SEO, weitere Potentiale. Mit guten Inhalten konnte man schon vor 30 Jahren punkten. Jetzt besteht die Möglichkeit diese Inhalte im besten Fall einem extrem Publikum zur Verfügung zu stellen. Dies ist aus unserer Sicht nur der Entwicklung de www zu verdanken. These: Ohne www kein Content-Marketing. SEITE 126 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Interview 5: Daniel Jörg Persönliche Angaben - Vor- und Nachname: - Unternehmen: - Funktion: Daniel Jörg Farner Consulting Digital Strategist 1. Wie viele Jahre beschäftigen Sie sich schon mit ausgewählten Themen des Content Marketings? Hier wären wir schon bei einem wichtigen Punkt anbelangt: Was genau ist eigentlich Content Marketing? Ich für mich definier’s wie folgt: Man gewinnt, hält und konvertiert Kunden basierend auf nützlichen Inhalten - und nicht basierend auf aufgezwungener Unterbrechung. Diese Denkhaltung ist eigentlich das, was PR schon immer für sich beanspruchte. In diesem Sinne beschäftige ich mich seit 12 Jahren mit Content Marketing. Nur nannte das vor drei Jahren kaum jemand Content Marketing. Das Buzzword ist neu - die Strategie nicht. Was Migros und Coop mit ihren Magazinen macht das ist Content Marketing - und die beiden Orangen Riesen tun das schon ewig. 2. Beschreiben Sie ihre Rolle beim Content Marketing in Ihrem Unternehmen oder für Ihre Kunden/Interessenvertreter. Ob bei Kunden oder in der Agentur selbst. Die Rolle ist dieselbe. Sie umfasst im Normalfall folgende Tätigkeiten: ● ● Aufzeigen der Notwendigkeit für konsequenteres und strategischeres Content Marketing. D.h. in der Regel am Anfang analysieren wie sichtbar ein Unternehmen in einem fürs Geschäft wichtigen Themengebiet ist. Dann analysieren und aufzeigen, wie die relevanten Zielgruppen jetzt mit den Inhalten des Unternehemns interagieren - und ob daraus überhaupt irgendwelche gewünschten Konversionen entstehen. Erarbeiten der Content Strategie, mit folgenden Kernelementen ○ Zielgruppen & Ziele ○ Themendefinition ○ Entwicklung von Guidelines / Frameworks: Go’s / No Go’s - Content Kategorien etc. ○ Definieren: Autoren/Prozesse ○ Definieren: Kanäle & Frequenzen - erstellen von Editorial Plans ○ Definieren & Aufsetzen: Tracking & Measurement Mechanismen (Analytics, Definition von Funnels / Conversions etc.) ○ Schulung der Teams ○ Und dann der härteste Teil: Motivation. Immer wieder. Im Normalfall ist nach 2-3 Monaten jeweil das erste Mal die Luft draussen. SEITE 127 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Relevanz 3. Diverse Studien zeigen, dass Unternehmen mehr Geld in Content Marketing investieren möchten. Warum ist Content Marketing für Unternehmen aus Ihrer Sicht wichtig? Weil das nun seit einem halben Jahrhundert betriebene klassische Werbemodell immer weniger gut - und bald gar nicht mehr funktioniert. Klassische Werbung basiert auf “erzwungener Unterbrechung”. Man bezahlt, um Konsumenten in einem Moment, in dem sie etwas tun, etwas vorzusetzen, das sie in diesem Moment meistens wirklich nicht wollen. Das hat zu einer starken Werbemüdigkeit geführt. Die meisten Werbungen werden schlicht ignoriert. Auf der anderen Seite finden im Web täglich Millionen von themenspezifischen Suchen- und Diskussionen statt - das sind neue Opportunities, um Konsumenten im richtigen Moment (sie suchen danach) mit dem richtigen Inhalt (=Nutzen) zu begegnen. Die neuen digitalen & sozialen Medien machen Content Marketing nun auch für KMU’s möglich. Auch wenn man nicht die Power einer Migros oder einer Coop hat - sehr vertikal und zielgerichtet kann heute jeder herausfinden, wo seine Zielgruppe was sucht/diskutiert - und wenn er was nützliches beizutragen hat - kann er einen Beitrag dazu leisten. 4. Inwiefern verändert Content Marketing das klassische Marketing von gestern? Es verändert die klassische Marketingabteilung auf allen Ebenen: ● ● ● ● Content Marketing ist ein Marathon - kein Sprint. Im Prinzip stirbt das alte Kampagnenmodell. Auch ist Content Marketing nicht wirklich gut delegierbar die Agentur kann das Content Marketing nicht im Alleingang machen - es braucht die Mitarbeit der unternehmensinternen Experten (Content/Story-Lieferanten - und zwar eben nicht mehr nur in “intensiven Vorbereitungsphasen” - sondern täglich. Langfristig. Es muss eine Budget-Reallokation gemacht werden -- weniger in Paid Marketing - mehr in eigene Ressourcen Es bedarf ein besseres Verständnis für digitale & soziale Kanäle - hier entstehen neue Bedürfnisse an Talents. 5. Welche Unternehmen aus der Schweiz und/oder Deutschland nehmen aus Ihrer Sicht eine führende Rolle im Content Marketing ein und warum? ● Migros: bietet für unterschiedliche Segmente (Migrosmagazin, Famigros, Vivai, Saisonküche)wirklich nützliche Inhalte. Immer wieder. Geht über die einfache Inhaltsvermittlung hinaus und beteiligt sich um die Themen auch an relevanten Diskussionen. Zudem versteht es die Migros die verschiedensten Kanäle und Formen (Owned, Earned, Paid) so zu SEITE 128 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 verknüpfen, dass das Content Marketing eine grosse Kraft entwickelt. ● SAP: SAP setzt seit Jahren konsequent auf Content Marketing und shiftet auch entsprechend Ressourcen um. Für IT und SAP Verantwortliche ist das, was SAP tagtäglich auf http://scn.sap.com/welcome oder http://blogs.sap.com/ publiziert wertvoller als jede IT-Fachpublikation. SAP versteht es zudem das Content Marketing mit Events (zB http://www.sapandasug.com/index.html) und Sponsored Content Partnerships (http://www.forbes.com/sites/sap/)über das eigene Netzwerk an relevante Öffentlichkeiten zu tragen. 6. Unsere These ist, dass deutsche und Schweizer Unternehmen im Vergleich zu Firmen aus den USA oder UK weniger weit sind, was Content Marketing anbelangt. Welche Unterschiede sind aus Ihrer Sicht dafür verantwortlich? Die Schweiz ist in Sachen Marketing- & Kommunikationstrends immer eher ein “Laggard”. Auf der anderen Seite ist unser Markt natürlich auch ein extrem schwieriger. 4 Sprachregionen. Unterschiedliche Kulturen. Ein Content Marketing Team von GE produziert Inhalte und Massnahmen, die für Multimilionen Publikum skaliert werden können - das geht hier in der Schweiz nicht. 7. Gibt es Unternehmen oder spezifische Marken, Branchen oder Länder, wo Content Marketing weniger wichtig ist? Nein, jedes Unternehmen, das einen Markt hat, muss kommunizieren. Und jedes kommunizierende Unternehmen kann von Content Marketing profitieren. Organisation und Struktur 8. Welche Anforderungen stellt Content Marketing an die Organisation und Struktur einer Unternehmung? → Siehe oben. Im Prinzip muss ein Unternehmen, das Content Marketing strategisch betreibt wie eine Redaktion zu arbeiten beginnen. Wie dies im Detail geschieht, ist stark abhängig vom einzelnen Unternehmen selbst. Es braucht entsprechendes Talente, Strukturen & Prozesse. Siehe hier für die “typischen” Strukturformen: http://www.webstrategist.com/blog/2010/04/15/framework-and-matrix-the-five-wayscompanies-organize-for-social-business/ 9. Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen strukturellen Hindernisse für ein Unternehmen, das Content Marketing erfolgreich einführen möchte? Strategisches Content Marketing ist ein Fulltime-Job. Kein Task, den man nebenbei macht. Die grösste Herausforderung aus meiner Erfahrung ist demnach folgende: Ohne echtes Commitment, gibt’s SEITE 129 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 kaum die erwünschten Resultate. Es ist eine klassische Huhn-EiFrage. Darum sind es auch die “Grossen”(Migros, RedBull, CocaCola, SAP etc), die in Sachene Content Marketing die Nase vorne haben. Sie haben die Möglichkeit entsprechende Ressourcen dafür zu allozieren. 10. Was für Tipps können Sie Unternehmen geben, um diese Hindernisse zu überwinden? Lieber 1 Person voll auf Content Marketing ansetzen, als 10 Mitarbeitern den “Zusatz-Task” Content Produktion & Marketing zu geben. Es braucht eine Person/Team, welche die Fäden zusammenhält, die Gesamtplanung macht, immer wieder motiviert und anschiebt. 11. Welche Rolle können die unterschiedlichen Abteilungen (HR, Kommunikation, Vertrieb, Sales, Produktion, F&E, IT usw.) einer Unternehmung im Content Marketing spielen? Unterschiedliche. Sie alle sind Contentlieferanten, sie alle sind aber auch Distributionskanäle. Sie alle sind InsightsGeneratoren/Feedback-Loops. Im Prinzip sind die unterschiedlichen Business Units in etwa das, was die Ressort/Ressortverantwortlichen in einer Zeitung sind. Sie setzen/gestalten ihren eigenen Themenkontext. 12. Welche Möglichkeiten und Tools kennen Sie, um den Austausch der verschiedenen Abteilungen sicherzustellen bzw. zu optimieren? In meinem Alltag haben sich folgende Tools bewährt. ● ● ● ● Podio.com → Damit bauen wir für grössere Projekte “Redaktionen” in der Cloud Google Drive → Hier werden Texte, Scripts und Pläne geschrieben - jeder kann mitarbeiten und kommentieren Google Hangouts → für Redaktionsbesprechungen WhatsApp → für Teamorganisation bei Einsätzen an Events 13. Wer sollte aus Ihrer Sicht die Gesamtverantwortung für Content Marketing in einem Unternehmen tragen? Gute Frage. Aber nicht eindeutig zu beantworten. Es sollte auf jeden Fall jemand sein, der direkt ins oberste Leadership reporten kann. Nur dann sind die Ressourcen etc. auch gesichert. Folgende “Leiter” habe ich bereits gesehen: ● ● ● Head of Marketing Kommunikationsverantwortliche Head of Digital 14. Welche Fähigkeiten muss der Verantwortliche für Content Marketing mitbringen, um erfolgreich zu sein? Journalistisches & vernetztes Denken. Eine gesunde Freude an Marktforschung und Statistik. Die Fähigkeit Themen durch die Brille der Konsumenten - und nicht durch die eigene inside-out Perspektive zu betrachten. Auch das ist ein Paradigmenwechsel, der Content Marketing bedingt: Die Themen werden nicht einfach auf dem Reissbrett (oder in der Marketingplanung) definiert, sondern man SEITE 130 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 muss auch immer wieder schauen, was den das Publikum überhaupt interessiert. 15. Wie sieht aus Ihrer Sicht der ideale Team-Setup aus, um erfolgreich Content Marketing implementieren und umsetzen zu können? Die ideal Content Marketing Redaktion besteht aus: ● ● ● ● ● Writers Social Media / Community Managers Multimedia Designers Developers Data Analyst / SEO / Insights Spezialists Wie viele hängt natürlich vom Unternehmen ab. 16. Was kann ein Content Marketing Verantwortlicher tun, damit das Verständnis und die Wertschätzung von Content Marketing über alle Organisationsbereiche wachsen? ● Klare Ziele & KPI’s definieren ● Messen, lernen, anpassen, reporten, überzeugen ● Auch immer gut: Case Studies von anderen Unternehmen in der eigenen Branche 17. Welche Investitionen muss ein Unternehmen aus Ihrer Sicht zwingend tätigen, um im Content Marketing erfolgreich zu sein? ● Siehe oben → Human Ressources 1st ● Dann erst Technik, Tools etc. 18. Wenn Sie entscheiden müssten: In welchen Bereichen des Marketing-Mix würden Sie zugunsten des Aufbaus von Content Marketing Einsparungen vornehmen? Klassische Werbung. Offline DM. Giveaways. 19. Wie entscheidend für den Erfolg von Content Marketing ist eine Publishing-Plattform? Ist wichtig, aber nicht das Wichtigste. Aber: die richtigen Tools, können gute Inhalte noch besser sichtbar machen. 20. Thema Sourcing: Welche Leistungen sollte ein Unternehmen im Idealfall selbst erbringen und welche Leistungen sollten eher durch externe Dienstleister eingekauft werden? Sehr unterschiedlich pro Firma. Am Schluss müssen die Geschichten, die Expertise und die Insights, die in den Content fliessen aus dem Unternehmen selbst stammen. Das lässt sich nicht outsourcen. Die Contentproduktion selbst ist aber zum Teil auch schon wieder Outsourcebar (wenn die Briefings stimmen). Auch die Content Distribution. 21. Was sollte ein CMO aus Ihrer Sicht sonst noch beachten, wenn er in seinem Unternehmen Content Marketing einführen möchte? Das es ein anstrengender Marathon wird. Ergänzungen 22. Vielen Dank für Ihr Engagement. Abschliessend möchten wir Ihnen die Möglichkeit geben, zusätzliche Gedanken mit uns zu teilen. Schön zu sehen, dass du mit dieser Arbeit tiefer gräbst. Und versuchst zu eruieren, was hinter dem BuzzWord steht. SEITE 131 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Interview 6: Jean-Marc Grand Persönliche Angaben - Vor- und Nachname: - Unternehmen: Marketing - Funktion: Jean-Marc Grand GfM Schweizerische Gesellschaft für Geschäftsführer 1. Wie viele Jahre beschäftigen Sie sich schon mit ausgewählten Themen des Content Marketings? 5 Jahre 2. Beschreiben Sie ihre Rolle beim Content Marketing in Ihrem Unternehmen oder für Ihre Kunden/Interessenvertreter. Rolle im Unternehmen: Ich bin für die Auswahl der Inhalte und für deren Aktualisierung verantwortlich. Kunden/Mitglieder: Ich versuche seit Jahren unsere Mitglieder (ca. 700 CH-Firmen) für das Thema Content Marketing zu sensibilisieren und zum Handeln zu animieren. Relevanz 3. Diverse Studien zeigen, dass Unternehmen mehr Geld in Content Marketing investieren möchten. Warum ist Content Marketing für Unternehmen aus Ihrer Sicht wichtig? Die verschiedenen Stakeholders informieren sich viel mehr als früher über ein Unternehmen, dessen Produkte, Dienstleistungen, usw. Dabei sind die unternehmenseigenen Inhalte eine wichtige Informationsquelle. 4. Inwiefern verändert Content Marketing das klassische Marketing von gestern? Die Beziehung zwischen Unternehmen und Stakeholders und das Kräfteverhältnis haben sich fundamental geändert. Die Unternehmen mussten in den letzten Jahren kontinuierlich Macht an die Konsumenten und weitere Stakeholders abgeben. Die EinwegKommunikation von den Unternehmen in Richtung Konsumenten/Stakeholders gibt es nicht mehr. Das Marketing muss dieser neuen Art der Interaktion und Kommunikation Rechnung tragen. 5. Welche Unternehmen aus der Schweiz und/oder Deutschland nehmen aus Ihrer Sicht eine führende Rolle im Content Marketing ein und warum? Tendenziell sind die Grossunternehmen aktiver als die KMU's. Die Grossunternehmen stehen mehr im Interesse der Öffentlichkeit und haben zudem auch mehr Mittel, um Content Marketing zu betreiben. Spontan sind Nestlé, UBS, Novartis, etc. zu erwähnen. Der gleiche Trend lässt sich in Deutschland beobachten. 6. Unsere These ist, dass deutsche und Schweizer Unternehmen im Vergleich zu Firmen aus den USA oder UK weniger weit sind, was Content Marketing anbelangt. Welche Unterschiede sind aus Ihrer Sicht dafür verantwortlich? Im anglosächsischen Raum hat sich das Machtverhältnis zwischen Unternehmen und Konsumenten/Stakeholders noch extremer verschoben. SEITE 132 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Content Marketing ist für die Unternehmen deshalb überlebenswichtig, wenn sie von den verschiedenen Stakeholders nicht permanent angegriffen werden wollen. 7. Gibt es Unternehmen oder spezifische Marken, Branchen oder Länder, wo Content Marketing weniger wichtig ist? Grundsätzlich ist Content Marketing für alle Marken, Branchen und Länder relevant. Es lässt sich aber ganz klar feststellen, das börsenkotierte Firmen, die in sensiblen Branchen (z.B. Nahrungsund Genussmittel, Pharma, Finanzindustrie) tätig sind, mehr Druck verspüren aktives Content Marketing zu betreiben. Organisation und Struktur 8. Welche Anforderungen stellt Content Marketing an die Organisation und Struktur einer Unternehmung? Neue Skills: Gutes Content Marketing kann nur von ausgebildeten Fachkräften (mit journalistischer Ausbildung) ausgeübt werden. Klare Informationswege in der Organisation: Die Reaktionszeiten um positive Inhalte zu verbreiten oder negative Inhalte richtig und rechtzeitig zu kommunizieren, sind viel kürzer geworden. Die Organisation muss diesem Umstand Rechnung tragen. 9. Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen strukturellen Hindernisse für ein Unternehmen, das Content Marketing erfolgreich einführen möchte? Silo-Struktur/-Denken: relevante Inhalte (Content) werden nicht nur in der Marketingabteilung generiert. Traditionelle Organisationen, die in Silos aufgeteilt sind, werden Mühe haben, relevante Inhalte rechtzeitig zu identifizieren und via richtige Kanäle zu kommunizieren. 10. Was für Tipps können Sie Unternehmen geben, um diese Hindernisse zu überwinden? - Allen Mitarbeitenden die Bedeutung von Content Marketing klar machen. - Klare Regeln aufstellen: Wer kommuniziert wie, was, wann an welche Zielgruppen - Krisen-Management: Wie reagiert das Unternehmen rasch auf negative Meldungen/Inhalte - Kernkompetenzen aufbauen. Gutes Content Marketing wird ein Erfolgsfaktor für die Unternehmen in der Zukunft sein. Wer wirksam kommuniziert, wird zu den Gewinnern gehören. 11. Welche Rolle können die unterschiedlichen Abteilungen (HR, Kommunikation, Vertrieb, Sales, Produktion, F&E, IT usw.) einer Unternehmung im Content Marketing spielen? Eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Abteilungen wird der Schlüssel zum Erfolg im Content Marketing sein. Vor allem IT und Marketing müssen besser zusammenarbeiten. Die Unternehmen können immer mehr Daten generieren. Dies geschieht typischerweise in der IT. Aus diesen Daten relevante Erkenntnisse zu gewinnen und relevante Inhalte zu kommunizieren ist die Aufgabe des Marketings. 12. Welche Möglichkeiten und Tools kennen Sie, um den Austausch der verschiedenen Abteilungen sicherzustellen bzw. zu optimieren? SEITE 133 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Change Management - so abgedroschen wie es auch klingen mag - ist der erste und schwierigste Schritt. Technisch ist (fast) alles machbar. Aber die verschiedenen Abteilungen sind es nicht gewohnt, wirksam miteinander zusammen zu arbeiten und Inhalte zu teilen. 13. Wer sollte aus Ihrer Sicht die Gesamtverantwortung für Content Marketing in einem Unternehmen tragen? Als erster Schritt ist es am einfachsten, wenn die Gesamtverantwortung im Marketing angesiedelt ist. Dort sollte das Verständnis für die Bedeutung von Content Marketing bereits vorhanden sein. Mittelfristig muss aber auch die Geschäftsleitung und der CEO den Gedanken des Content Marketings aktiv unterstützen. 14. Welche Fähigkeiten muss der Verantwortliche für Content Marketing mitbringen, um erfolgreich zu sein? Neben den traditionellen Marketingfähigkeiten sind neu auch journalistische und IT-Fähigkeiten gefragt. Wenn der Verantwortliche diese Fähigkeiten selber nicht besitzt, so sollte er zumindest verstehen, dass diese Fähigkeiten in der Organisation aufgebaut werden müssen. 15. Wie sieht aus Ihrer Sicht der ideale Team-Setup aus, um erfolgreich Content Marketing implementieren und umsetzen zu können? 50% Marketing, 25% Journalismus, 25% IT. Langfristig sollte der Mix ausgeglichen sein, d.h. je 1/3 Marketing, Journalismus und IT. 16. Was kann ein Content Marketing Verantwortlicher tun, damit das Verständnis und die Wertschätzung von Content Marketing über alle Organisationsbereiche wachsen? Am anschaulichsten und einprägnantesten sind immer best and worst practice Beispiele. Wenn die anderen Organisationsbereiche sehen, wie andere Unternehmen (vielleicht sogar die Konkurrenz) im Content Marketing besser als das eigene Unternehmen sind, oder welche Fehler man anhand von worst practice Beispielen vermeiden sollte, dann sollten das Verständnis und die Wertschätzung rasch steigen. 17. Welche Investitionen muss ein Unternehmen aus Ihrer Sicht zwingend tätigen, um im Content Marketing erfolgreich zu sein? Die IT-Infrastruktur muss angepasst werden, neue Skills (Journalismus und IT) müssen eingestellt werden. Und dann sollte man so schnell wie möglich loslegen. Auch in kleinen Schritten. 18. Wenn Sie entscheiden müssten: In welchen Bereichen des Marketing-Mix würden Sie zugunsten des Aufbaus von Content Marketing Einsparungen vornehmen? Da das Gesamt-Budget für das Marketing wahrscheinlich gleich bleiben wird, muss in traditionellen Bereichen (z.B. Werbung) gekürzt werden. 19. Wie entscheidend für den Erfolg von Content Marketing ist eine Publishing-Plattform? Grossunternehmen sollte diese Software kurz- bis mittelfristig anschaffen und auch ausgewählte KMU's sollte diese Investition mittelfristig prüfen. SEITE 134 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 20. Thema Sourcing: Welche Leistungen sollte ein Unternehmen im Idealfall selbst erbringen und welche Leistungen sollten eher durch externe Dienstleister eingekauft werden? Kurzfristig sind die Unternehmen auf externe Experten angewiesen. Wenn aber klar wird, dass Content Marketing langfristig zum Erfolg des Unternehmens beitragen wird, sollten eigene Ressourcen (Mitarbeiter, IT-Systeme, etc.) angeschafft werden. 21. Was sollte ein CMO aus Ihrer Sicht sonst noch beachten, wenn er in seinem Unternehmen Content Marketing einführen möchte? Am besten lernt man bei "trial and error", d.h. so schnell wie möglich mit kleinen Schritten Erfahrungen im Content Marketing sammeln. Auf diesen Erfahrungen aufbauen und sich kontinuierlich verbessern. Unternehmen in der Schweiz sind mehrheitlich im Premium-Preissegment tätig. Wirksames Content Marketing wird helfen auch langfristig in diesem Segment erfolgreich zu sein. Ergänzungen 22. Vielen Dank für Ihr Engagement. Abschliessend möchten wir Ihnen die Möglichkeit geben, zusätzliche Gedanken mit uns zu teilen. Content Marketing wird oft als Zwand oder notwendiges Übel missverstanden. Es geht nicht darum sich gegen unangenehme Angriffe zu wehren. Content Marketing sollte als Chance gesehen werden. Die Unternehmen, die professionelles, relevantes und proaktives Content Marketing betreiben, werden aus der Masse herausragen und zu den Gewinnern gehören. SEITE 135 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Interview 7: Tobias Dennehy Persönliche Angaben - Vor- und Nachname: - Unternehmen: - Funktion: Tobias Dennehy Siemens AG Senior Editorial Change Manager 1. Wie viele Jahre beschäftigen Sie sich schon mit ausgewählten Themen des Content Marketings? 4 2. Beschreiben Sie ihre Rolle beim Content Marketing in Ihrem Unternehmen oder für Ihre Kunden/Interessenvertreter. Zunächst: Es gibt keinen für Content Marketing Zuständigen bei Siemens, auch mich nicht. Es gibt Zuständige für Content, und Zuständige für Marketing. Ich verstehe mich als Schnittstelle zwischen beiden Welten, bin aber seit 2012 eher in der ContentEcke beheimatet, vorher mehrere Jahre im Marketing / MarCom für Inhalte und Inhaltsplanung der globalen Siemens Answers-Kampagne. Ich versuche primär immer erstmal guten, frischen, überraschenden Content zu produzieren und dann über dessen Vermarktung nachzudenken, denn erst, wenn ich weiß, was ich erzähle / erzählen will und auch für wen, erst dann kann ich entscheiden, wo und in welcher Intensität ich dies tun will. Aktuell beschäftige ich zum einen mit der Produktion attraktiven Contents für das Storytelling-Projekt "/answers" (u.a. youtube.com/answers) und deren Vermarktung primär mittels Native Adverstising und SEM. Zum anderen mit der Festlegung der thematischen Kommunikationsstrategie von Siemens und deren redaktioneller Exekution innerhalb der Abteilung Corporate Communications und dem physischen redaktionellen Newsroom am HQ in München. Relevanz 3. Diverse Studien zeigen, dass Unternehmen mehr Geld in Content Marketing investieren möchten. Warum ist Content Marketing für Unternehmen aus Ihrer Sicht wichtig? Weil kein Mensch auf Unternehmensinhalte wartet. Im Ernst: Vielleicht warten Journalisten (noch!) auf Pressemeldungen, weil sie wenig anderes offizielles bekommen, aber ansonsten ist es doch so, dass Menschen Inhalte und Geschichten von klassischen Medien, sozialen Medien, Verlagen, etc. erwarten, von Unternehmen aber vor allem deren Produkte. Und auch wenn Unternehmen immer mehr wie Publisher agieren müssen und dies auch vermehrt tun (siehe Siemens Newsroom und unsere redaktionelle Organisation), so dürfen wir doch die Aufmerksamkeit, die unsere Corporate-Inhalte per se generieren, nicht überschätzen. Nur weil wir eine geile Story auf unserer Webseite oder auf einem unserer sozialene Kanäle veröffentlichen, heißt das noch lange nicht, dass die Welt gleich schreit "Endlich wieder eine Geschichte von Siemens!". Daher müssen wir wir Gutes tun und darüber sprechen, oder moderner: Guten Content produzieren und dann auch über die div. Wege, die SEITE 136 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 uns zur Verfügung stehen, darauf aufmerksam machen. Wir haben beispielsweise bei unseren /answers-Storys bemerkt, dass diese obwohl sie natürlich wirklich gut sind - eine Art "Anschubfinanzierung bzw. -bewerbung" benötigen. Danach funktioniert es dann sehr gut, aber: Mit Inhalten generell und Unternehmensinhalten im Besonderen (die ja nach wie vor in Sachen Authentizität und Kredibilität nicht ganz oben auf der Liste des Publikums stehen) ist es wie mit der Nadel im Heuhaufen. Diese Nadel mag aus purem Gold sein, man muss sie aber erstmal finden. Und wer hat in der heutigen Zeit und im Heuhaufen Internet denn Zeit und Lust, diese Nadel ewig zu suchen? Da kann ein klein bisschen Aufmerksamkeitsunterstützung helfen. Doch müssen wir auch beachten: Wenn der eigentliche Content, den wir publizieren, nichts taugt, also nicht überraschend, nicht relevant ist, dann können wir bewerben wie wir wollen, da wird am Ende dann nichts bei rauskommen. 4. Inwiefern verändert Content Marketing das klassische Marketing von gestern? Nun, insofern, dass das Publikum heute (und da ist es egal, ob B2B oder B2C, denn im Endeffekt besteht das Publikum aus Menschen, Markets are Conversations!)gute, glaubhafte Geschichten hören/sehen/lesen will. Nicht Facts & Figures, Features, etc., sondern Enter- oder Infotainment, das unterhaltsamer (was NICHT heißt unseriöser!) dieselbe Botschaft vermittelt. Und hier spielt ja die wesentliche Komponente des Content Marketing hinein, nämlich "to inspire business and loyalty from buyers by delivering consistent, ongoing valuable information" (Wikipedia) Das Marketing alter Schule ist getrieben vom Broadcast-Gedanken, also der Kommunikation auf endogenem Messaging-Interesse heraus und nicht Kommunikation, die erst dann stattfindet, wenn man zugehört und VORHER herausgefunden hat, ob die Menschen, denen man etwas erzählen will, daran auch interessiert sind. Früher konnte einem das relativ egal sein, da einem Mediaagenturen über Reichweitenmärchen Erfolge vorgegaukelt haben, die gar nicht da waren. Heute, um digitalen Raum, ist alles messbar, also beweisbzw. widerlegbar. 5. Welche Unternehmen aus der Schweiz und/oder Deutschland nehmen aus Ihrer Sicht eine führende Rolle im Content Marketing ein und warum? n.a. 6. Unsere These ist, dass deutsche und Schweizer Unternehmen im Vergleich zu Firmen aus den USA oder UK weniger weit sind, was Content Marketing anbelangt. Welche Unterschiede sind aus Ihrer Sicht dafür verantwortlich? Generell sind US- oder UK-Unternehmen per se Marketing-affiner. Das zeigt sich alleine in Budgets von US-Unternehmen im Vergleich zu denen in D oder CH. D.h., das Bewusstsein, nicht nur Interessantes zu erzählen zu haben, sondern auch zu erzählen, dass man etwas zu erzählen hat, ist stärker in deren DANN verankert. Da ist der Schritt zum Content Marketing ein kürzerer als bei uns. Auch kein Wunder, das US-Unternehmen schon immer auch im Bereich des digitalen Marketing schneller und innovativer waren. Als Kommunikationsverantwortlicher eines Unternehmens muss man leider immer ein Vielfachers der Kosten, die ein Inhalt in der Produktion verursacht für dessen Bewerbung einplanen. Klar, gerade bei US- SEITE 137 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Unternehmen ist gerne auch mal mehr Marketing als Content (im Sinne von GEhalt) da, insofern haben Unternehmen in D und CH eigentlich eine bessere Ausgangsposition: Die Substanz, über die man gerne mal vergisst, auffällig zu sprechen, ist da, man muss nur drüber sprechen. Und zwar so, dass es auffällt - was nicht immer eine Frage der Lautstärke ist. 7. Gibt es Unternehmen oder spezifische Marken, Branchen oder Länder, wo Content Marketing weniger wichtig ist? Nein. Früher oder später entwickelt sich überall die Welt, vom Trend der Digitalisierung und sozialen Medien überrollt, dahin, dass Menschen Echtes, Authentisches, Interessantes und Relevantes wollen (weil sonst blockiere ich den Content auf meiner Aufmerksamkeits-Wall). Und als Unternehmen werde ich dann schnell erkennen (wenn ich den Mut zum transparenten Messen habe), dass ich die Inhalte auch vermarkten muss, wenn mich jemand wahrnehmen will. Organisation und Struktur 8. Welche Anforderungen stellt Content Marketing an die Organisation und Struktur einer Unternehmung? Einen absoluten Kulturwandel. Heute produziert jede Abteilung jedes Unternehmens für sich in Silos (mehr oder minder gute) Inhalte. Bis diese abgestimmt sind, ist deren Relevanz meist schon ums Eck. Und der Kollege der Nachbarabteilung bekommt den Inhalt erst mit, wenn dieser schon publiziert ist. Moderne Unternehmen müssen Silos aufbrechen, Themen und Inhalte vor Kanäle und Zielgruppen stellen, denn: Habe ich gute Geschichten, von denen ich weiß, dass sie nicht nur fürs Unternehmen interessant sind, sondern auch für Welt da draußen, erst dann überlege ich mir, wann und für wen aufbereitet ich diese Geschichten verwende. Stichwort redaktionelles und journalistisches Arbeiten. Kommunikateure in Unternehmen sind heute noch meisten Projektmanager und Agentursteuerer. Sie müssen aber Journalisten im Dienste Ihres Unternehmens werden. Das sich jeder Kommunikator so fühlt und auch so handelt, bedarf aber einer grundlegenden motivatorischen und strukturellen Veränderung. Stichwort: Mauern einreißen und aus Einelbüros Newsrooms machen. Schlanke Organisationen mit einer klaren Themen-Governance installieren. Incentives für jeden Mitarbeiter schaffen, der ihn um Geschichten "kämpfen" lässt und journaliste Leidenschaft dem heutigen "Komm ich heute nicht, komm ich morgen" entgegensetzt. In aller erster Linie ist diese Veränderung aber ein Frage der Einstellung, der Attitude, der Kultur - und die ändert sich nie von heute auf morgen, muss das aber mittelfristig tun. Und muss vom Top- und mittleren Mgmt vorgelebt werden. 9. Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen strukturellen Hindernisse für ein Unternehmen, das Content Marketing erfolgreich einführen möchte? Alte Machtsilos. Falsche Aufmerksamkeits- und Budgetverteilung. Arroganz, dass man doch nur was produzieren müsse, und dann stürzen sich gleich alle drauf. Content, also Inhalte und Wissen, als Machtinstrument zu nutzen, anstatt transparent alle SEITE 138 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 kommunikativ daraus das Beste daraus machen zu lassen. Nochmal: Content Marketing scheitert nicht (nur) am mangelnden Budget und dessen falscher Allokation, sondern auch an einer veralteten Einstellung dazu, was Content heutzutage im Zeitalter sozialier Medien sein muss. 10. Was für Tipps können Sie Unternehmen geben, um diese Hindernisse zu überwinden? Siehe oben. 11. Welche Rolle können die unterschiedlichen Abteilungen (HR, Kommunikation, Vertrieb, Sales, Produktion, F&E, IT usw.) einer Unternehmung im Content Marketing spielen? Nur gemeinsam können sie stark sein und sich gegenseitig befruchten. Sprich: Jede diese Abteilungen sitzen auf wichtigen Daten, elementarem Wissen entweder über Inhalte oder Kanäle, über die diese Inhalte an den richtigen Mann und die richtige Frau gebracht werden können. Würde diese alle an einem Strang ziehen, der Erfolg wäre nicht auszuhalten. :) 12. Welche Möglichkeiten und Tools kennen Sie, um den Austausch der verschiedenen Abteilungen sicherzustellen bzw. zu optimieren? Es gibt hier sicher einige. Wir haben bei Siemens ein eigenes entwickelt, das wir "News Dashboard" nennen. Das Tool ist webbasiert, aber auch über einen großen Screen im Herzen unseres Newsrooms einsehbar. Es enthält Live-Ticker wichtiger klassischer und sozialer Medien zum Unternehmen und seinen Themen, aber auch einen integrierten Kommunikationsplan mit Wochen- und Monatsperspektive. Das Tool ist jedem Mitarbeiter zugänglich, so dass jeder auf dem aktuellen Stand der Planungen ist oder sein sollte - und auch rechtzeitig Feedback oder validen Input geben kann. Zusätzlich ist der regelmäßige persönliche Austausch elementar. So haben wir neben den normalen Koordinationsmeetings eine tägliche Redaktionsrunde ("Morgenlage" genannt) eingeführt, bei der potentiell jeder Kommunikator, de facto täglich zwischen 50 und 100 Kollegen im Raum oder am Telefon sind, um über Aktiväteten des jew. Tages, der jew. Woche oder auch der kommenden Wochen zu sprechen. Gerne können Sie sich dies hier vor Ort mal ansehen, wenn Sie dafür noch Zeit haben! 13. Wer sollte aus Ihrer Sicht die Gesamtverantwortung für Content Marketing in einem Unternehmen tragen? Der Kommunikationschef, verantwortlich für ALLE Fakultäten und Zielgruppen, also Marketing, Presse, Interne, Kundenkommunikation, etc. alles unter einem Dach. Ein Kommunikationschef muss künftig eine Art Chefredakteur sein, der seine Kommunikationsabteilung leitet wie ein Medium mit verschiedenen Ressorts. Unterstüten müssen ihn dann neben den normalen Teams auch klassische CvD's, die die redaktionelle Koordination übernehmen. Wenn das Thema nicht ganz oben aufgehängt ist, wird das nichts. Sein großer Vorteil im Vgl. zum klassischen Chefredakteur ist aber: Er braucht keine Anzeigen, um sein Medium zu finanzieren, sondern hat selbst das Budget, muss nur mehr draus machen als bisher. 14. Welche Fähigkeiten muss der Verantwortliche für Content Marketing mitbringen, um erfolgreich zu sein? SEITE 139 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Inhalte müssen ihm wichtiger sein als Kanäle, Strukturen und Konsens. Er muss zuhören können, allen Zielgruppen, die er erreichen will, um wirklich relevante Inhalte mit Gehalt zu produzieren. Und er muss ein Bewusstsein dafür haben, das Unternehmensinhalte vermarktet werden müssen, was nichts mit klassischer Werbung zu tun hat. Daher muss er zwar die "alte Welt" kennen, sich aber noch besser in der digitalen Welt und ihren Möglichkeiten und Fallstricken auskennen. 15. Wie sieht aus Ihrer Sicht der ideale Team-Setup aus, um erfolgreich Content Marketing implementieren und umsetzen zu können? Ein Chefredakteur / Komm.chef leitet die Abteilung. Ein ContentTeam ist für die Themenanalyse, Themensetzung und -planung zuständig. Eine Truppe an Zielgruppenspezialisten berät diese Themenabteilung bzgl. Kanälen und Zeitpunkten, die Zielgruppen am effektivsten zu erreichen. ALLE müssen inhaltlich denken und arbeiten können, aber auch die digitale Welt kennen ohne die analoge zu verachten. Es gibt keine Silos, nur ein systemimmanente vorgegebenes und notwendiges Miteinander, um die Kommunikationsziele zu erreichen. Das war jetzt echt superspontan runtergeschrieben. Organisationstechnisch müsste man das dann sicher noch verfeinern…;) 16. Was kann ein Content Marketing Verantwortlicher tun, damit das Verständnis und die Wertschätzung von Content Marketing über alle Organisationsbereiche wachsen? Siehe oben. Und: Er muss, das was er tun und tun will, beim CEO verankern und sich dessen Unterstützung sicher sein. Denn nur weil ein Konzept geil ist, heißt das noch lange nicht, dass alle es mögen. Er muss vielleicht mal den ein oder anderen Piloten starten, um dann damit auch Skeptiker zu überzeugen. 17. Welche Investitionen muss ein Unternehmen aus Ihrer Sicht zwingend tätigen, um im Content Marketing erfolgreich zu sein? Team-Setup. Listening. Flexible Budgets für digitaltes Marketing. Evtl. strategisch sinnvolle Kooperationen eingehen. Interne Fortbildungen. 18. Wenn Sie entscheiden müssten: In welchen Bereichen des Marketing-Mix würden Sie zugunsten des Aufbaus von Content Marketing Einsparungen vornehmen? Klassische Werbung. 19. Wie entscheidend für den Erfolg von Content Marketing ist eine Publishing-Plattform? Gar nicht entscheidend. A fool with a tool is still a fool. Content und Konzept und Attitude müssen passen. Dann kann ein Tool evtl. unterstützen, aber ein Tool per se hilft auch nicht, wenn ich nichts Interessantes zu erzählen habe oder das Interessante uninteressant erzähle. 20. Thema Sourcing: Welche Leistungen sollte ein Unternehmen im Idealfall selbst erbringen und welche Leistungen sollten eher durch externe Dienstleister eingekauft werden? Inhaltliche Arbeiten sollten meist (nicht überall, Ausnahmen muss es für frische Impulse immer geben) inhouse gemacht werden (WENN man die geeignete Leute an Bord hat, wenn nicht, dann nicht!). Das inkludiert Text genauso wie Fotografie, Film, etc. Technisches wie Tools, Website-CMS etc. kann gerne außer Haus gemacht werden. SEITE 140 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 21. Was sollte ein CMO aus Ihrer Sicht sonst noch beachten, wenn er in seinem Unternehmen Content Marketing einführen möchte? Denke, wenn er ein paar der oben erwähnten Dinge beachtet, reicht das schon. Wichtig ist die Auswahl seines Kommunikations/Marketingchefs und die Erkenntnis, dass man Kommunikation und Market nicht trennen darf. Im Endeffekt ist alles Kommunikation nach innen oder außen, und das muss alles zusammenpassen, weil es im Gegensatz ztu früher heutzutage sofort auffällt, wenn es das nicht tut. Und nur so kann man gemeinsam schnell auf Krisen und Opportunitäten reagieren - oder gar proaktiv agieren. Ergänzungen 22. Vielen Dank für Ihr Engagement. Abschliessend möchten wir Ihnen die Möglichkeit geben, zusätzliche Gedanken mit uns zu teilen. Denke, das reicht. All meine relevanten Gedanken zu diesem Thema und dem größeren des Storytelling erfahren Sie, wenn Sie eine der Konferenzen besuchen, auf denen ich Vorträge halte (siehe hier: http://storycodex.com/wheres-the-man-speaking/) oder meinen Blog lesen: http://storycodex.com/ :))) VIEL ERFOLG! SEITE 141 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Interview 8: Patrick Strössler Persönliche Angaben - Vor- und Nachname: - Unternehmen: - Funktion: Patrick Strössler Touring Club Schweiz (TCS) Leiter Digital Media 1. Wie viele Jahre beschäftigen Sie sich schon mit ausgewählten Themen des Content Marketings? Wenn man die 5 Jahre im Bereich E-Gov in der Bundeskanzlei dazu zählt, wo neben dem Angebot an verschiednenen E-GovDienstleistungen auch Werbung für die Leistungsangebote der Bundesverwaltung gemacht wurde (über Webseiten wie admin.ch und ch.ch), dann wären es rund 10 Jahre. Im TCS beschäftige ich mich seit 4,5 Jahren mit ausgewählten Themen des Content Marketings. 2. Beschreiben Sie ihre Rolle beim Content Marketing in Ihrem Unternehmen oder für Ihre Kunden/Interessenvertreter. Ich bin in strategischer und operativer Hinsicht verantwortlich für die digitalen Kanäle innerhalb des Gesamtunternehmens TCS (web, social, mobile, connected services und digital strategy) und leite die Abteilung "Digital Media" (E-Business). Relevanz 3. Diverse Studien zeigen, dass Unternehmen mehr Geld in Content Marketing investieren möchten. Warum ist Content Marketing für Unternehmen aus Ihrer Sicht wichtig? Zielgruppen können über spezifische Inhalte auf mehreren Kanälen angesprochen werden, was nicht nur die Reputation des Unternehmens steigert, sondern sich auch auf die Umsätze und das Wachstum positiv auswirkt. Dabei spielen qualitativ wertvolle Inhalte eine immer wichtigere Rolle, damit sie auch bei den Zielgruppen ankommen. Mit den richtigen Geschichten die Nutzer ansprechen, quer über alle Kanäle wie Website, mobile Kanäle, Facebook, Twitter, YouTube, Pinterest etc. (Stichwort: Storytelling). Mit Content Marketing kann das Mitglied oder der Kunde direkter auf der emotionalen Ebene abgeholt und auf der nutzenbringenden Ebene angesprochen werden. 4. Inwiefern verändert Content Marketing das klassische Marketing von gestern? Viele Kanäle des klassischen Marketings haben sich bewährt und es gibt sie heute noch - allen voran TV, mit dem man auch 2014 die grösste Reichweite erhält - jedoch zu meinem hohen Preis. Auch die klassischen Direct-Mailings sind heute noch ein effizientes Marketing-Instrument. Das klasssische Marketing ist im Zeitalter des Internets immer mehr digitalisiert worden - zuerst mit den EMailings/E-Newsletter und den ersten Online-Bannerwerbungen auf viel frequentierten Webseiten (insbesondere auf den ersten Newsplattformen wie in der Schweiz etwa Bluewin/Blick/NZZ), dann ist mit Google ein weiteres wichtiges Zeitalter im Marketing angebrochen: das Internet-User-Verhalten hat sich grundlegend geändert. Statt genaue URL-Adressen hat man begonnen, mit SEITE 142 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Suchbegriffen zu arbeiten. Das hat dann wiederum das klassische Marketing wesentlich beeinflusst. SEO als v.a. auf redaktioneller Seite wichtiges Instrument und SEM - die bezahlten AdWordsKampagnen - haben dazu geführt, dass Unternehmen vermehrt über das Suchverhalten der User ihre Produkte bewerben oder auf ihr Unternehmen aufmerksam machen bzw. Markenkampagne betreiben. Suchmaschinenmarketing kann zudem sehr gut, rasch und zielgenau, getrackt werden, so dass die Unternehmen die Wirksamkeit ihrer Kampagnen stets vor Augen haben und die Massnahmen laufend anpassen können. Unterstützt werden die Kampagnen durch parallele Massnahmen wie Banner-Marketing, Affiliate-Marketing etc. Das Content Marketing hat also das klassische Marketing von gestern insofern verändert, als die Marketingmassnahmen heute rascher geplant und umgesetzt werden und v.a. rascher angepasst werden können. Zudem sind Marketing-Kampagnen dank Content Marketing heute breiter gefächert und als konzertierte Aktionen effizienter geworden, also über viele Kanäle gleichzeitig, zeitlich genau abgestimmt und klar zielgruppenorientiert. Die Marketing-Massnahmen sind aber nicht unbedingt günstiger geworden, wenn man beispielsweise die Preise für AdWords, Affiliate und Bannering anschaut. Obschon das Content Marketing sicher dazu geführt hart, dass weniger Marketing-Geld auf anderen Kanälen ausgegeben wird (gerad im TV; zumindest für den TCS trifft das zu; wir fahren seit einiger Zeit keine TV-Kampagnen mehr, weil zu teuer). Nicht vergessen darf man, dass durch Content Marketing der Kaufentscheid- und nicht zuletzt der Kaufprozess insgesamt gegenüber früher verkürzt worden ist. 5. Welche Unternehmen aus der Schweiz und/oder Deutschland nehmen aus Ihrer Sicht eine führende Rolle im Content Marketing ein und warum? Der deutschsprachige Raum hat mit der österreichischen Marke Red Bull einen der Vorreiter in Sachen Content Marketing schlechthin. Red Bull hat von Beginn weg konsequent den "Content is King"Ansatz verfolgt und Marketing als ganzheitlichen Ansatz verstanden: von der Positionierung bis zum aktiven Vertrieb (Reichweite - Interaktion - Transaktion). Mit gezielten Aktionen (Extremsportarten, Red Bull Stratos, Fun etc.) über die verschiedensten Kanäle ("Guter Content gehört in alle Kanäle!") die gewünschte Zielgruppe ansprechen und dabei immer das Produkt in den Vordergrund stellen (was mit dem Namen "Red Bull" relativ einfach ist). Ein wichtiger Faktor spielt hierbei der Einsatz der Social-Media-Video-Plattform YouTube, wo die eindrucksvollen Bilder nach dem Ereignis noch millionenfach heruntergeladen werden, was die Marke Red Bull im Netz noch weiter stärkt (YouTube gilt mittlerweile als die zweitgrösste Suchmaschine). In Zusammenhang mit YouTube ist auch Die Mobiliar (Versicherung) aus Schweizer Sicht zu erwähnen, die ebenfalls gezielt Content Marketing betreibt. Das Didier-Cuche-Video, das sich viral stark verbreitet hat, noch bevor jemand wusste, in welchem Zusammenhang es steht, ist beispielhaft. Zudem konnte die Mobi ihren Wiedererkennungswert aus dem klassischen Marketing "Liebe Mobiliar…" direkt ins Content Marketing übernehmen. Die Mobi ist auch stark im Mobile-Bereich und hat beispielsweise mit ihrer App SEITE 143 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 "Pilotifant" mehrere Preise an den Swiss App Awards 2012 abgeräumt. Beim Stichwort App ist schliesslich noch die AXA, ebenfalls urpsrünglich ein Schweizer Versicherer, zu erfwähnen, der meiner Ansicht nach eine führende Rolle im Content Marketing einnimmt. Das Unternehmen setzt v.a. auf den App-Bereich. Die Apps werden sogar in TV-Spots von der Mobile-Verantwortlichen vorgestellt. AXA macht also Werbung mit seinen Innovationen im Bereich Content Marketing. 6. Unsere These ist, dass deutsche und Schweizer Unternehmen im Vergleich zu Firmen aus den USA oder UK weniger weit sind, was Content Marketing anbelangt. Welche Unterschiede sind aus Ihrer Sicht dafür verantwortlich? In den USA hat sich das Internet früher und rascher durchgesetzt,die grössten und bekanntesten IT-Unternehmen haben ihren Sitz in den USA. Die USA waren zudem bei jeder neuen technischen Errungenschaft im Medienbereich Vorreiter (Radio, Fernsehen). UK ist der engste Verbündete der USA, v.a. auch in Bezug auf wirtschaftliche Verbindungen und weist deshalb eine analoge Entwicklung auf, was die Digitalisierung und insbesondere das Content Marketing betrifft. Ein wesentlicher Faktor für den Vorsprung der beiden Ländern gegenüber Schweizer und Deutschen Unternehmen ist aber sicher auch die Tatsache, dass in den USA und in UK mehr grosse internationale Unternehmen angesiedelt sind, die weltweit operieren und die v.a. den angelsächsichen Raum beherrschen. Englisch ist die IT- und Internetsprache schlechthin, was das Content Marketing begünstigt. In den USA sind viele Unternehmen letztendlich auch den Vorreitern des Content Marketing gefolgt - allen voran Coca-Cola. 7. Gibt es Unternehmen oder spezifische Marken, Branchen oder Länder, wo Content Marketing weniger wichtig ist? Immer weniger. Ich denke, von Content Marketing profitieren alle Unternehmen, Marken und Branchen. Die Nachfrage bestimmt das Angebot und heute rufe ich zuerst eine App auf, bevor ich ein Restaurant besuche, gerade im Ausland oder an Orten, die ich nicht kenne. Bezüglich der Länder ist es sicher so, dass in ärmeren Gegenden (Afrika, Asien) Content Marketing eine weniger grosse Rolle spielt, weil auch weniger Personen Zugriff aufs Internet haben. Organisation und Struktur 8. Welche Anforderungen stellt Content Marketing an die Organisation und Struktur einer Unternehmung? Effizientes Content Marketing erfordert gut organisierte und strukturierte Prozesse innerhalb eines Unternehmens. Da eben guter Content "in alle kanäle" gehört, müssen Massnahmen/Kampagnen exakt aufeinander abgestimmt werden. Zudem brauchen alle Massnahmen/Kampagnen immer eine gute Story, die im Zentrum steht. Der User muss sofort erkennen, was die Botschaft ist. Es ist also wichtig, dass Content Marketing v.a. auch von Leuten betrieben SEITE 144 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 wird, die mit Storytelling gut vertraut sind. Wichtig ist auch, dass die Qualität der Inhalte stimmt (Videos, Apps, Landingpages, Web-Inhalte etc.)und aufeinander abgestimmt ist unter strenger Berücksichtigung der Markenelemente (Design, Sprache, Bildsprache). Content Marketing muss zudem meiner Meinung nach weit oben im Organigramm eines Unternehmens angesiedelt werden; einige Unternehmen setzen heute schon auf einen Chief Content Officer (CCO), der für die Content-Strategie sowie für Qualität und Verbreitung von Inhalten über verschiedene Kanäle zuständig ist. Ein konsequentes regelmässiges Überprüfen der Massnahmen/Kampagnen (Reportings, Analytics etc.) stellt ebenfalls eine zentrale Anforderung dar. 9. Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen strukturellen Hindernisse für ein Unternehmen, das Content Marketing erfolgreich einführen möchte? - Der fehlende Wille der Direktion, in Content Marketing zu investieren und den Weg in die Content-Marketing-Strategie konsequent zu gehen - Der fehlende Wille der übrigen Abteilungen, zugunsten von Content Marketing auf "Altbewährtes" zu verzichten oder gar Ressourcen zu verschieben. - Um eine effiziente Content-Marketing-Abteilung aufzubauen, muss je nach Unternehmen Personal ersetzt werden; d.h. es braucht neue Kompetenzen (Social Media, Mobile etc.) - Geld. Wie bereits erwähnt ist Content Marketing nicht per se günstiger als klassiches Marketing. Zumindest in einer Übergangsphase, wo das bisherige klassiches Marketing und das neu Content Marketing nebeneinander bestehen, können die Synergien n och nicht voll genutzt werden, weshalb Content Marketing ein Verursacher zusätzlicher Kosten darstellt. 10. Was für Tipps können Sie Unternehmen geben, um diese Hindernisse zu überwinden? Einen internen Strategie-Prozess anstreben, in welchem Content Marketing ein zentrales Elemenmt darstellt (mit Hilfe von externen Experten, Best Practices, Benchmark etc.), damit alle die wichtige Bedeutung von Content Marketing verstehen lernen. Immer wieder Best Practices kommunizieren, aufzeigen, welche guten Erfahrungen die Konkurtrenz mit Content Marketing macht. Ein effizentes Mittel, um Content Marketing in einem Unternehmen einzuführen, sind auch Pilotprojekte, die den Erfolg von solchem Marketing aufzeigen sollen. Klein anfangen und dann systematisch ausbauen. Im TCS beispielsweise habe ich, als ich vor 4 Jahren die Verantwortung über die E-Business-Abteilung übernommen habe, YouTube als Videoportal für den TCS eingeführt (mit Branding etc.) - also sowohl als YouTube-Kanal, als auch als Portal, aus welchem wir unsere anderen Web-Kanäle mit Videos "versorgten". Es war gerade die Zeit, als sich YouTube aus dem reinen "AmateurFerienvideo-Mief" verabschiedete und für die Unternehmen interessant wurde (insbesondere mit der Einführung der HDQualität). Diesen Entscheid traf ich nicht zuletzt auch aus SEITE 145 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Koistengründen, denn ich wollte mehr Video-Beiträge zu den Inhalten und mit dem TCS mehr bildlich visuell mit auf den Kanälen präsent sein, hatte aber nicht das Geld, um teure Videoproduktionen in Auftrag zu geben und die Flash-Videos dann auf teuren Servern hosten zu lassen. Aus diesem Grund stellt ich einen Medienfachmann ein, der u.a. als VJ bei einem Lokalsender gearbeitet hatte. Dieser baute dann den Dienst systematisch aus und heute gehören wir mit fast 4 Mio. Video Views zu den Top 4 Marken in der Schweiz. Der ADAC, unser deutscher Partnerclub, der damals noch ein teures Videoportal betrieb, präsentierte unabhängig von meinem Entscheid einige Wochen später sein neues Konzept, das adac.tv eintstellte und ebenfalls auf YouTube aufbaute. Auch in anderen Bereichen - etwa im Social Media - haben wir zuerst klein - aber mit etwas qualitativ Überzeugendem angefangen und dann systematisch ausgebaut. 11. Welche Rolle können die unterschiedlichen Abteilungen (HR, Kommunikation, Vertrieb, Sales, Produktion, F&E, IT usw.) einer Unternehmung im Content Marketing spielen? Die Abteilungen müssen das Content Marketing aktiv unterstützen, sei es in Form von Entwicklung/Weiterentwicklung von Systemen (IT), Mitarbeit bei den Kundenkontakten über die digitalen Kanäle (Customer Interaction Center), Aufsetzen von MarketingVertriebskampagnen (Vertrieb, Sales) und Unterstützung im Bereich E-Commerce (Sales), aber auich als Inhaltslieferanten (HR, Kommunikation, Business). Die Abteilung Content Marketing muss aber ganz klar den Gesamtüberblick behalten und als verantwortliche Stelle sämtliche digitalen Massnahmen/Aktivitäten koordinieren. 12. Welche Möglichkeiten und Tools kennen Sie, um den Austausch der verschiedenen Abteilungen sicherzustellen bzw. zu optimieren? CRM, Extranet, z.T. Intranet, aber v.a. auch Sitzungen, Mailverkehr, Telefon. Insbeosndere die internen digitalen Kommunikationsmassnahmen werden immer mehr an Bedeutung gewinnen. 13. Wer sollte aus Ihrer Sicht die Gesamtverantwortung für Content Marketing in einem Unternehmen tragen? Der Chief Content Officer bzw. der Verantwortliche Digital. Nur er kann die Verbindung zwischen redaktionellen (Storytelling, Content Management), Social-Media, Webdesign-, digitale KampagnenMassnahmen etc. herstellen. 14. Welche Fähigkeiten muss der Verantwortliche für Content Marketing mitbringen, um erfolgreich zu sein? Gute Management-Fähigkeiten, gutes Know-How und Erfahrung in Content Management, Marketing, Kommunikation und Strategieentwicklung (digitale Strategie). Offen, kommunikativ, gut vernetzt intern und extern. Überzeugendes Auftreten, Durchsetzungskraft, problemlösungs- und lösungsorientiert. 15. Wie sieht aus Ihrer Sicht der ideale Team-Setup aus, um erfolgreich Content Marketing implementieren und umsetzen zu können? Um erfolgreich Content Marketing implementieren und umsetzen zu können, braucht es ein Web-Redaktionsteam (Content Manager in erster Linie für die Betreuung der Webseiten und zur Unterstützung SEITE 146 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 der übrigen Kanäle wie z.B. Social Media/Mobile)mit einem Verantwortlichen, einen ausgewiesenen Social-MediaManager/Community-Manager, der die gesamten Social-MediaAktivitäten plant, aufsetzt, koordiniert und das Monitoring übernimmt, einen Mobile-Verantwortlichen (für die Betreuung der Apps und Konzeptionierung neuer Apps), einen Webmaster als Schnittstelle zur IT, evtl. eine eigene Videoabteilung oder zumindest einen Verantwortlichen für den Videokanal YouTube, WebDesigner, evtl. E-Commerce-Einheit (wenn nicht in Sales angesiedelt; je nach Grösse und Struktur des Unternehmens). Schliesslich den Content Marketing Verantwortlichen - den CCO, Chief Content Officer. 16. Was kann ein Content Marketing Verantwortlicher tun, damit das Verständnis und die Wertschätzung von Content Marketing über alle Organisationsbereiche wachsen? Siehe auch Tipps zum Überwinden der Hindernisse. Er muss regelmässig und transparent über die Projekte/Massnahmen informieren und die Erfolge innerhalb des Unternehmens kommunizieren. Er muss mit realen Beispielen aufzeigen, wie die anderen Abteilung vom Content Marketing profitieren. Er muss dafür sorgen, dass die Arbeit des Content Managements auch ausserhalb der Firma Beachtung findet ("man spricht darüber", Teilnahme an Awards etc.) Er muss aktiv auf die Organisationsbereiche zugehen und gemeinsame Projekte/Massnahmen vorschlagen. Er muss regelmässig Statistiken/Reportings innerhalb des Unternehmens veröffentlichen (Transparenz). Er muss v.a. die internen Stakeholder immer in die eigenen Strategie-Prozesse miteinbeziehen (Digital-, Social-Media-, Mobile-Strategie), bzw. sie aktiv an den Prozessen beteiligen lassen. 17. Welche Investitionen muss ein Unternehmen aus Ihrer Sicht zwingend tätigen, um im Content Marketing erfolgreich zu sein? Investition in die richtigen personellen Ressourcen - erfahrene Content Manager, erfahrene und ausgewiesene Social-Media/Community-Manager, Mobile-Experten, Videoexperten etc. Zudem in ein Medienbudget und in ein Budget für externe Beratung (die es trotz allen internen Kompetenzen von Zeit zu Zeit braucht). In ein gutes Redaktionssystem mit offenen Schnittstellen, das skalierbar/erweiterbar ist. Dann v.a. in SEO/SEM-Massnahmen, mit einem eigenen Budget. 18. Wenn Sie entscheiden müssten: In welchen Bereichen des Marketing-Mix würden Sie zugunsten des Aufbaus von Content Marketing Einsparungen vornehmen? - Direct-Mailing (Distribution) - Produktdifferenzierung (Product) - Produktvariation (Product) - Werbung (Communication) 19. Wie entscheidend für den Erfolg von Content Marketing ist eine Publishing-Plattform? Sie ist für erfolgreiches Content Marketing, wie bereits weiter oben erwähnt, Voraussetzung. Je besser die Software, desto besser die Qualität der Massnahmen/Kampagnen und desto weniger Kosten. Zudem müssen Innovationen rasch und unkompliziert umgesetzt werden können (offene Schnittstellen, state-of-the art). SEITE 147 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 20. Thema Sourcing: Welche Leistungen sollte ein Unternehmen im Idealfall selbst erbringen und welche Leistungen sollten eher durch externe Dienstleister eingekauft werden? Unbedingt selber erbringen: Content Management, Markenkommunikation, Social Media (Betreuen der Community allgemein) in Bezug auf den Dialog, Kundenbetreuung via digitale Kanäle (Support etc.), Kommunikation intern und extern.Evtl. Videoproduktion Extern: Entwicklung Mobile-Apps und Web-Applikationen, Spiele etc., evtl. Videoproduktion. Kanalmix für Kampagnen. 21. Was sollte ein CMO aus Ihrer Sicht sonst noch beachten, wenn er in seinem Unternehmen Content Marketing einführen möchte? Von Beginn weg ein klares Konzept, mit klar definierten Prozessen und Verantwortlichkeiten (unter den Organisationseinheiten) mit einem klar festgelegten Budget. Ergänzungen 22. Vielen Dank für Ihr Engagement. Abschliessend möchten wir Ihnen die Möglichkeit geben, zusätzliche Gedanken mit uns zu teilen. Bitte hier antworten SEITE 148 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Interview 9: Judith Wilhelm Persönliche Angaben - Vor- und Nachname: - Unternehmen: - Funktion: Judith Wilhelm Volkswagen AG Online Marketing 1. Wie viele Jahre beschäftigen Sie sich schon mit ausgewählten Themen des Content Marketings? 5 Jahren 2. Beschreiben Sie ihre Rolle beim Content Marketing in Ihrem Unternehmen oder für Ihre Kunden/Interessenvertreter. Online Marketing: Verantwortlich für Das Auto. Magazin, Online Kampagnen, Showrooms,… Relevanz 3. Diverse Studien zeigen, dass Unternehmen mehr Geld in Content Marketing investieren möchten. Warum ist Content Marketing für Unternehmen aus Ihrer Sicht wichtig? Die Kunden von heute bekommen ein vielfaches an Werbebotschaften pro Tag. Content Marketing kann dem Endkunden einen Mehrwert bieten - durch relevante Inhalte: z.B. Service Geschichten, emotionale Hintergrundberichte. Relevant wiederum kann der Inhalt nur sein, wenn die richtigen Themen zum richtigen Zeitpunkt (Touchpoint) am richtigen Ort (Medium) ausgespielt werden. Bsp.: WRC Geschichte 4. Inwiefern verändert Content Marketing das klassische Marketing von gestern? Content Marketing ist in sich komplexer, als das klassische Marketing von gestern. Es wird vielseitiger, geht aber gleichzeitig noch mehr in die Tiefe. Der Informationsgehalt muss relevanter werden, damit man den Kunden zum richtigen Zeitpunkt seines Kundenlebenszyklus abholen und für das Produkt interessieren kann. Die Komplexität steigt auch dahingehend, dass der Content nicht nur zum Launch eines Produktes verfügbar und relevant sein muss sondern darüber hinaus zu jeder Zeit im Kaufprozess des Kunden sichtbar sein muss. Die Anforderung an technische Umsetzung steigt. ("Targeting") 5. Welche Unternehmen aus der Schweiz und/oder Deutschland nehmen aus Ihrer Sicht eine führende Rolle im Content Marketing ein und warum? Red Bull (Österreich) - u.a. eigene TV-Kanäle (Servus TV) zur Verbreitung ihrer eigens kreierten Contents (Doku Extremsportler, etc.) Volkswagen - "Rally the World" - Storytelling durch alle Kanäle insb. Werbespots SEITE 149 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 6. Unsere These ist, dass deutsche und Schweizer Unternehmen im Vergleich zu Firmen aus den USA oder UK weniger weit sind, was Content Marketing anbelangt. Welche Unterschiede sind aus Ihrer Sicht dafür verantwortlich? Medienverhalten in den Ländern, abhängig von den Kunden. Blogs, etc. sind noch stärker verbreitet. Mangelnde Netzabdeckung (Wifi) im öffentlichen Raum Rechtliche Vorraussetzung, wie Datenschutz, etc. In Deutschland herrscht wachsendes Misstrauen bei den Kunden. Hier vielleicht noch Sicht KB? 7. Gibt es Unternehmen oder spezifische Marken, Branchen oder Länder, wo Content Marketing weniger wichtig ist? Bitte hier antworten Organisation und Struktur 8. Welche Anforderungen stellt Content Marketing an die Organisation und Struktur einer Unternehmung? Relevante Inhalte für den Kunden aufbereiten. Das bedeutet: - Kurze Abstimmungszeiten (Faktor zeitliche Relevanz)und kurze Reaktionszeiten/hohe Flexibiliät (positives Bsp.: Reaktion von SIXT auf tagesaktuelle Ereignisse) - Tiefe Informationsebenen (Kooperation zur Inhaltserstellung über unterschiedliche Bereiche) - Themen / Produkte aus verschiedenen Perspektiven zu kommunizieren, um die potentielle Relevanz (durch Reichweite) für das Produkt zu vergrößern. - Sicherheit und Datenschutz 9. Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen strukturellen Hindernisse für ein Unternehmen, das Content Marketing erfolgreich einführen möchte? - Die intensiven Abstimmungsschleifen, zwischen den unterschiedlichen Bereichen, u.a. bedingt durch die Informationstiefe und Hierarchien - Sowie Themen, die über die üblichen abgestimmten Kommunikationshighlights hinaus gehen. - Inhalte ohne Ecken und Kanten durch exzessive Abstimmungsrunden. - unsichere Termine (Verschiebungen, Änderungen am Produkt, etc.) 10. Was für Tipps können Sie Unternehmen geben, um diese Hindernisse zu überwinden? 11. Welche Rolle können die unterschiedlichen Abteilungen (HR, Kommunikation, Vertrieb, Sales, Produktion, F&E, IT usw.) einer Unternehmung im Content Marketing spielen? Marketing und Kommunikation müssen eng zusammen arbeiten, um Inhalte / Geschichten aus dem Unternehmen entsprechend zu kommunizieren. Vertrieb& Marketing bereiten die Themen für gezielte Zwecke, Kundenansprache auf. Kommunikation entsprechend für die Presse. Weitere Abteilungen: Die Themen werden aus den Fachbereichen geliefert und die Geschichten vom Marketing ansprechend aufgearbeitet. SEITE 150 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Unterstützung der IT bei infrastrukturellen Fragen 12. Welche Möglichkeiten und Tools kennen Sie, um den Austausch der verschiedenen Abteilungen sicherzustellen bzw. zu optimieren? Regelmäßige Termine, zwecks Themenaustausches, mit einem genannten Vertreter aus den Bereichen. Virtuelle Laufwerke, Projekt-E-Rooms 13. Wer sollte aus Ihrer Sicht die Gesamtverantwortung für Content Marketing in einem Unternehmen tragen? Content Marketing hat das Ziel relevante Information aus dem Unternehmen an den Kunden zu kommunizieren und ihn dafür zu begeistern. Entsprechend sollte die Marketing Kommunikation die führende Rolle übernehmen. 14. Welche Fähigkeiten muss der Verantwortliche für Content Marketing mitbringen, um erfolgreich zu sein? Sehr gutes Netzwerken. Ein Gespür/Verständnis für: - interessante Geschichten / Themeninteresse - Storytelling - Inhalte/Produkte - Marketing und (vs.) Journalismus - Trends und Innovationen am Markt kennen 15. Wie sieht aus Ihrer Sicht der ideale Team-Setup aus, um erfolgreich Content Marketing implementieren und umsetzen zu können? 16. Was kann ein Content Marketing Verantwortlicher tun, damit das Verständnis und die Wertschätzung von Content Marketing über alle Organisationsbereiche wachsen? Die Geschichten und Inhalte so aufbereiten, dass sich die einzelnen Fachbereiche auch richtig vertreten sehen und verstanden fühlen. In konstruktive Diskussion gehen, und um Geschichten kämpfen um langfristig das Verständnis für die Erzählweise der Geschichten zu erhöhen. Internes Marketing mit Best Practice Beispielen betreiben. 17. Welche Investitionen muss ein Unternehmen aus Ihrer Sicht zwingend tätigen, um im Content Marketing erfolgreich zu sein? Strategieentwicklung für CM, insb. welche Inhalte wann und wo kommuniziert werden. keine einmaligen sondern stetige Investitionen mit MediaUnterstützung 18. Wenn Sie entscheiden müssten: In welchen Bereichen des Marketing-Mix würden Sie zugunsten des Aufbaus von Content Marketing Einsparungen vornehmen? 19. Wie entscheidend für den Erfolg von Content Marketing ist eine Publishing-Plattform? es trägt einen großen Teil zum Erfolg bei, sowohl Backendseitig (zufriedene Redakteure) als auch Frontendseitig (Responsive bzw. einfache und vielseitige Adaption der Inhalte für verschiedene Plattformen) SEITE 151 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 20. Thema Sourcing: Welche Leistungen sollte ein Unternehmen im Idealfall selbst erbringen und welche Leistungen sollten eher durch externe Dienstleister eingekauft werden? Im Idealfall werden die Themen aus einem gemischten Team generiert (Intern & Extern). Interne Absprachen, Zugänge funktionieren am geschmeidigsten mit einem internen Team. Kreative Ideenentwicklung, insbesondere über verschiedene Disziplinen (Media Disziplinen) sind mit einer externen Brille oft leichter zu entwickeln. 21. Was sollte ein CMO aus Ihrer Sicht sonst noch beachten, wenn er in seinem Unternehmen Content Marketing einführen möchte? Die verschiedenen Teams und Projekte zusammen bringen, aber auch hevorheben, das Content Marketing verschiedene Ebenen hat. Es gibt eine deutlich werbliche Ebene von Content Marketing. Das Thema kann aber auch stark redaktionell aufbereitet werden. Entsprechend muss man die unterschiedliche Ausrichung deutlich machen. Natürlich gibt es hier auch Grauzonen, und die Bereiche überschneiden sich. Ergänzungen 22. Vielen Dank für Ihr Engagement. Abschliessend möchten wir Ihnen die Möglichkeit geben, zusätzliche Gedanken mit uns zu teilen. Bitte hier antworten SEITE 152 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 Interview 10: Anonym Persönliche Angaben - Vor- und Nachname: - Unternehmen: - Funktion: Anonym Anonym Anonym 1. Wie viele Jahre beschäftigen Sie sich schon mit ausgewählten Themen des Content Marketings? 4.5 Jahre 2. Beschreiben Sie ihre Rolle beim Content Marketing in Ihrem Unternehmen oder für Ihre Kunden/Interessenvertreter. Als Client Partner betreue ich seit 4.5 Jahren die größten Werbetreibenden in der Region DACH zum Thema (…). Das hat einerseits mit dem Thema bezahlte Anzeigen zu tun, aber zu einem großen Teil auch mit dem Thema Content Marketing bzw. Marketing im Internet (…). Dieser Punkt ist wichtig, da ich denke, dass man idealerweise alle Kanäle als zusammengehörig betrachten sollte. Die gesamte (Content-)Marketing Strategie sollte auf alle relevanten Plattformen strategisch übergreifend gedacht werden, auch wenn es natürlich plattform-spezifische Ausarbeitungen gibt. Die Unternehmen, die generell im Netz erfolgreich sind, betrachten das Thema CM channel-übergreifend. Relevanz 3. Diverse Studien zeigen, dass Unternehmen mehr Geld in Content Marketing investieren möchten. Warum ist Content Marketing für Unternehmen aus Ihrer Sicht wichtig? Grundsätzlich finde ich das sehr interessant, da viele glaube ich gar nicht genau wissen, was mit Content-Marketing gemeint ist. Wenn man dann sagt, dass man mehr Geld dafür ausgibt, finde ich das fast amüsant. Dennoch: das Thema ist für Unternehmen wichtig, da sich die Konsumenten in ihrem Verhalten gegenüber Werbung definitiv verändert haben. Um ein Schlagwort zu benutzen: "Facts tell, stories sell". Hinter einem guten Marketing-Plan sollte also immer eine gute Story stehen. Der Vorteil des Content-Marketings scheint mir ebenfalls in der Messbarkeit zu liegen (auch wenn viele Experten das wahrscheinlich noch bezweifeln würden). Nichsdestotrotz konnten Geschichten noch nie so zielgruppengenau und frequenzgenau erzählt bzw. ausgesteuert werden wie heute. Diese Geschichten sollten mit dem allgemeinen Brand-Narrative stets in Verbindung stehen und nicht losgelöst betrachtet werden. 4. Inwiefern verändert Content Marketing das klassische Marketing von gestern? Ich weiß gar nicht, ob das klassische Marketing von gestern (was ist das überhaupt genau) überholt ist, gutes Marketing war für mich schon immer zeitlos. Aber natürlich verändert sich durch den Einsatz von mehr Technologie das Marketing. Hier sind auf der einen Seite die Messbarkeit und hohe Zahl von generierten KundenDaten zu nennen, auf der anderen Seite die unterschiedlichen Medien mit denen Inhalte plattformübergreifend und auch parallel SEITE 153 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 konsumiert werden. Ich denke, dass das klassische Marketing weiter existiert, es kommt (wieder einmal) nur noch eine weitere Disziplin mit neuen Herausforderungen hinzu. 5. Welche Unternehmen aus der Schweiz und/oder Deutschland nehmen aus Ihrer Sicht eine führende Rolle im Content Marketing ein und warum? HUGO BOSS - plattformübergreifende Marketing-Strategie, die Videos, Textbeiträge, Live-Events, Foto-Galerien perfekt miteinander verbindet Red Bull - die Aktionen sind einfach hervorragend, fast schon überflüsig als Beispiel ;)(Felix Baumgartner etc.) Schwarzkopf.de - die Website hat sehr tiefe Inhalte, zahlreiche Hilfestellungen und sieht eigentlich eher aus wie Gala.de, als wie die Seite eines Produkt-Herstellers. Die Inhalte sind hochwertig und zielgerichtet. 6. Unsere These ist, dass deutsche und Schweizer Unternehmen im Vergleich zu Firmen aus den USA oder UK weniger weit sind, was Content Marketing anbelangt. Welche Unterschiede sind aus Ihrer Sicht dafür verantwortlich? Große Brands (P&G, GM, Coke, Mc Donalds, Mars, etc. ) werden oft aus US gesteuert (zumindest die, mit denen ich zu tun habe), hier werden zuerst Dinge getestet und der Mut, etwas zu testen ist größer (für mich durch die Mentalität bedingt). Zusätzlich ist der Druck wg. der Größe des Marktes und auch höher. Wegen der gemeinsamen Sprache ist dann oft UK am Testen / Ausprobieren. Deutsche Firmen sind vorsichtiger und wollen erst einmal wissen, ob das "überhaupt alles so funktioniert"/"was mir das bringt" und zeichnen sich meist eher durch Skepsis/Vorsicht aus (was nicht unbedingt schlecht sein muss!) 7. Gibt es Unternehmen oder spezifische Marken, Branchen oder Länder, wo Content Marketing weniger wichtig ist? Nein, wenn das Marketing gut ist, ist es überall wichtig Organisation und Struktur 8. Welche Anforderungen stellt Content Marketing an die Organisation und Struktur einer Unternehmung? CM sollte integriert gedacht werden. Da ich sehe, wie unterschiedlich Unternehmen aufgebaut sind, ist eine generelle Antwort sehr schwer. Der CMO sollte idealerweise das Thema verstanden haben und definieren, wo und wie das Thema am besten platziert und integriert werden sollte. Mit Sicherheit sollte es nicht der Praktikant einfach mal ausprobieren. 9. Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen strukturellen Hindernisse für ein Unternehmen, das Content Marketing erfolgreich einführen möchte? Hindernis: der eigene Mut und die bisherigen Strukturen. Liegt das Thema in PR? Liegt es in Marketing? Liegt es in Social Media? Nein es geht vermutlich alle etwas an und ist eher ein übergeordnetes Ziel. Ich würde nicht sagen, dass man Content Marketing "einführen" kann. SEITE 154 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 10. Was für Tipps können Sie Unternehmen geben, um diese Hindernisse zu überwinden? Zunächst klar definieren, was Content Marketing genau für das Unternehmen heisst / bedeutet. Ist es wirklich neu? GIbt es da nicht schon? Was ist außerdem die generelle Zielsetzung der Unternehmung. Wie kann nun dieses Ziel über unterschiedliche Wege erreicht werden. Einer dieser Wege kann CM sein. 11. Welche Rolle können die unterschiedlichen Abteilungen (HR, Kommunikation, Vertrieb, Sales, Produktion, F&E, IT usw.) einer Unternehmung im Content Marketing spielen? Keine der Abteilungen soll denken, dass CM auf einmal die Lösung für alle Probleme ist (die bisher nicht gelöst wurden). Die Rolle der Abteilungen sollte vorher klar sein und nicht erst durch CM in Frage gestellt werden. Grundsätzlich sollte sich am Marketing nichts ändern. Nur kann es natürlich sein, dass grundsätzlich die Verantwortungen nicht klar sind, deshalb kann CM ein Anlass sein, diese Verantwortungen zu überprüfen. 12. Welche Möglichkeiten und Tools kennen Sie, um den Austausch der verschiedenen Abteilungen sicherzustellen bzw. zu optimieren? Offene Kommunikation, Ehrlichkeit, Starkes Management, das den Austausch fördert. z.B. Wöchentliche Q&A des Management. Klarheit darüber, das in einem Unternehmen alle Abteilungen einem großen Ziel folgen. Wir bei (…) benutzen z.B. geschlossene (…)-Gruppen zur Kommunikation.Ich kann das wirklich nur empfehlen (nicht nur weil ich bei (…) arbeite) 13. Wer sollte aus Ihrer Sicht die Gesamtverantwortung für Content Marketing in einem Unternehmen tragen? CMO 14. Welche Fähigkeiten muss der Verantwortliche für Content Marketing mitbringen, um erfolgreich zu sein? Er sollte sich im klassischen Marketing auskennen, wissen was es heisst zu kommunizieren, das Unternehmen kennen, offen sein, ehrlich. Außerdem verstehen, welchen Business-Impact CM haben kann. Eigentlich sollte das aber jeder Mitarbeiter im Marketing. 15. Wie sieht aus Ihrer Sicht der ideale Team-Setup aus, um erfolgreich Content Marketing implementieren und umsetzen zu können? Die bisherigen Teams sollten CM als Teil ihrer Aufgabe sehen, eventuell ist das auch schon so und heisst nur anders? Generell sollte es eher im Unternehmen als bei einer Agentur liegen. Für mich kann nur ein Unternehmen 100% für das Unternehmen sprechen.Und wie vorher schon gesagt: ernst nehmen das Thema und nicht einfach mal den Praktikanten machen lassen, das kann nach hinten losgehen. ICh glaube nicht, dass es eine Regel gibt nach dem Motto 1 Person Blog, 1 Person Facebook etc. Das Team sollte in der Lage sein durch seine Kommunikation über CM auf Unternehmensziele einzuzahlen. 16. Was kann ein Content Marketing Verantwortlicher tun, damit das Verständnis und die Wertschätzung von Content Marketing über alle Organisationsbereiche wachsen? Am besten von Anfang an nicht den Praktikaten machen lassen, sondern das Thema ernst nehmen. Grundsätzlich das Thema nicht als SEITE 155 / 156 HAUSER & ARMSTRONG - MASTER THESIS (HWZ) JUNI 2014 "Hype" sehen, sondern als ganz normalen Teil des Marketing. Grundsätzlich sollte er mit Zahlen nachweisen, was er erreicht. Das können sein: Reichweite, Interaktionen, Reaktionen, Engagement etc. Idealerweise sind Unternehmensziele wie Abverkauf messbar und direkt auf CM rückführbar. Dann sollte das mit der Wertschätzung kein Problem sein. Wichtig: KPIs definieren! 17. Welche Investitionen muss ein Unternehmen aus Ihrer Sicht zwingend tätigen, um im Content Marketing erfolgreich zu sein? Schwierige Frage: eventuell die Investition die Mitarbeiter dafür zu sensibilisieren, dass das Thema wichtig ist und ein Teil ihrer Aufgabe. Es ist nichts Neues und niemand sollte davor Angst haben. Ob es einen CM im Unternehmen braucht, weiß ich nicht, das hängt vom Unternehmensgröße, zielen, etc. ab. Nur wenn man es dann angeht, dann richtig: mit einer klaren Definition von KPIs, das ist für mich die wichtigste Investition. 18. Wenn Sie entscheiden müssten: In welchen Bereichen des Marketing-Mix würden Sie zugunsten des Aufbaus von Content Marketing Einsparungen vornehmen? Ich würde jeden Bereich auf Effizienz hin überprüfen und CM als zusätzliches Element verstehen, das Teil in jedem Bereich sein sollte. Am besten auch gar nicht so argumentieren (Einsparungen etc.) so dass das Thema nicht als "Extra" / "Hype" verstanden wird. 19. Wie entscheidend für den Erfolg von Content Marketing ist eine Publishing-Plattform? Nicht nur für den Erfolg von CM wichtig, sondern generell sollte die Publishing Software die Ziele erfüllen, die sich das Unternehmen gesetzt hat. Nur weil die Software gut ist, wird man kein gutes CM machen. Aber mit guter Software, wird gutes CM evtl. noch besser. 20. Thema Sourcing: Welche Leistungen sollte ein Unternehmen im Idealfall selbst erbringen und welche Leistungen sollten eher durch externe Dienstleister eingekauft werden? Content Creation für mich zu 100% intern / Measurement evtl. extern. 21. Was sollte ein CMO aus Ihrer Sicht sonst noch beachten, wenn er in seinem Unternehmen Content Marketing einführen möchte? Das Thema ernst nehmen und wie schon gesagt nicht als etwas Neues verkaufen ("Hui wir machen jetzt CM!"). Grundsätzlich sollten die Business KPIs klar sein und um diese Ziele zu erreichen, gibt es verschiedene Wege. Ein Weg kann über CM dorthin führen. CM ist Teil des Marketings geworden und muss abteilungsübergreifend verstanden und gefördert werden. Über das Messen von vorher festgelegten KPIs kann über Erfolg / Miserfolg entschieden werden. Ergänzungen 22. Vielen Dank für Ihr Engagement. Abschliessend möchten wir Ihnen die Möglichkeit geben, zusätzliche Gedanken mit uns zu teilen. Viel Erfolg! SEITE 156 / 156