Physikkurs – erhöhtes Anforderungsniveau – St. Ursula-Schule Hannover – 27.06.2008 ☼ Interferenz von Licht am Transmissionsgitter Bezug zu den Schwerpunkten / RRL Benutze die Links, um zu den einzelnen Kategorien zu gelangen! Fragestellung(en) Experiment(e) Hintergrund Simulationen Übungen / Aufgaben Anwendungen Quellen Bezug zu den Schwerpunkten / RRL Thematischer Schwerpunkt: Interferenz und Spektroskopie Wellenlängenbestimmung bei Licht mit Hilfe eines Transmissionsgitter (RRL) Fragestellung(en) entfernt ist, desto größer wird zwar das Bild, doch dies zu Lasten der Helligkeit. Um die Interferenzen möglichst scharf auf dem Schirm abzubilden, wird hinter dem Beleuchtungsspalt ein Objektiv aufgestellt, wodurch der auf dem Schirm zu beobachtende weiße Lichtspalt scharf gestellt wird. Ca. 5cm hinter dem Objektiv wird ein Transmissionsgitter positioniert. Mittels Feinregulierung des Objektivs wird letztlich das auf dem Schirm zu sehende Bild scharf gestellt. Bild des Schirmes bei verschiedenen Transmissionsgittern: Wieso ist das Sonnenlicht eigentlich weiß? Kann Licht auch durch ein Gitter gebeugt werden? Experiment(e) Damit sich Interferenzmuster bei Licht beobachten lassen, wird zuerst eine Lichtquelle wie zum Beispiel eine Quecksilberhochdrucklampe benötigt. Das Licht der Lichtquelle wird mit Hilfe eines Kondensors ( hier eine Sammellinse1), dessen Entfernung zur Lichtquelle die doppelte Brennweite beträgt, auf einen Beleuchtungsspalt (Irisblende) fokussiert. Dieser Beleuchtungsspalt stellt die Interferenzlichtquelle dar. Um Interferenzen erkennen zu können, wird ein Schirm 89,4cm hinter der Interferenzlichtquelle aufgestellt, wobei ein wichtiger Faktor nicht vernachlässigt werden darf: Je weiter der Schirm von der Interferenzlichtquelle 1 Brennweite der Sammellinse f=10cm 80 Spalte pro Millimeter 250 Spalte pro Millimeter © Marcel Runge 1 / 5 1 Physikkurs – erhöhtes Anforderungsniveau – St. Ursula-Schule Hannover – 27.06.2008 2 BBk ak BB2 BB1 BB0 BB1’ g Optische Achse 570 Spalte pro Millimeter Gitter Schirm e Nahaufnahme eines Beugungsbildes bei 570 Spalte pro Millimeter Auf dem Schirm sind folgende Beobachtungen zu machen: Je größer die Spaltanzahl pro Millimeter des Transmissionsgitters ist, desto größer sind die Farbbereiche innerhalb eines Beugungsbildes (BB) und desto weiter sind die Beugungsbilder auseinander. (nicht maßstabsgerecht, da g im Verhältnis zu e viel kleiner sein müsste) Da die Gitterkonstante g im Verhältnis zur Strecke Gitter-Schirm (e) sehr klein ist, kann der Gangunterschied Δs durch die Fraunhofersche Betrachtung ermittelt werden. Zum BBk . Im Beugungsbild 0. Ordnung (BB0), welches sich auf der optischen Achse befindet, ist immer ein weißer Streifen zu erkennen. Es fällt auf, dass sich links vom BB0 die Farbe Rot am linken Rand eines Beugungsbildes befindet. Rechts vom BB0 ist die Farbe Rot jedoch am rechten Rand eines Beugungsbildes zu finden. Hintergrund Um das Zustandekommen der auf dem Schirm zu sehenden Beugungsbilder zu erklären, folgt eine Seitenansicht des Versuchsaufbaus. Wie an der Skizze zu erkennen, wird das Licht durch das Transmissionsgitter gebeugt. Da für Interferenzen mindestens zwei Wellen gleicher Wellenlänge zeitlich und räumlich kohärent sein müssen, kann somit zur Erklärung wieder auf die Betrachtung des Doppelspaltes abstrahiert werden, wobei „g“ die Gitterkonstante darstellt. Sie gibt die Entfernung zweier benachbarter Spalte an. g Δs = k • λ Fraunhofersche Betrachtung (g<<e) Skizziert man das Gitter bzw. den Doppelspalt so, dass die Gitterkonstante auf dem Blatt wesentlich größer ist, als in Wirklichkeit, so entfernt sich maßstabsgerecht der Schirm, wodurch bei Betrachtung eines kleinen Ausschnitts alle Strecken von den Spalten bis zum Beugungsbild parallel verlaufen. Es kann somit zur Bestimmung des Gangunterschiedes das Lot gefällt werden. BB1 BB0 BB1’ Objektiv Sammellinse Lichtquelle Beleuchtungsspalt Transmissionsgitter Schirm (Die Linsen sind nur durch deren Mittelebenen dargestellt) © Marcel Runge 2 / 5 Physikkurs – erhöhtes Anforderungsniveau – St. Ursula-Schule Hannover – 27.06.2008 Die sichtbaren (hellen) Bereiche kommen durch konstruktive Interferenz zustande, wodurch der Gangunterschied Δs ein ganzzahliges Vielfaches der Wellenlänge sein muss. Es gilt: Δs = k • λ für k ∈ Ν Aus der Winkelbeziehung sin(α) = Δs k • λ = g g folgt: g • sin(α) k a a tan(α) = k ⇔α = arctan( k ) folgt: e e λ= mit λ= Die weiße Bande bei dem Beugungsbild 0. Ordnung basiert auf der Tatsache, dass sich auf der Achse ähnlich wie vor dem Transmissionsgitter Wellen verschiedener Wellenlängen überlagern, wodurch hier wieder polychromatisches Licht entsteht, dessen Farbe der Betrachter als weiß sieht. g a • sin(arctan( k )) k e Dies ist die uns bekannte Herleitung, doch wird in Lehrbüchern häufig eine andere Formel angegeben: Aus der Winkelbeziehung sin(α) = Δs k • λ = g g Hyperbeln, den Interferenzhyperbeln, beschrieben werden kann. Wie an der Formel zu erkennen, ist mit zunehmender Wellenlänge eine größere Beugung vorhanden. Beim Vergleich mit den oben angeführten Bildern muss folglich das rote Spektrum die größte Wellenlänge haben, da dessen Farbbereich innerhalb eines Beugungsbildes die größte Entfernung zur optischen Achse aufweist. Dem gegenüber steht das violette bzw. blaue Licht, was eine sehr kurze Wellenlänge haben muss, da es im sichtbaren Spektrum eines Beugungsbildes die kürzeste Entfernung zur optischen Achse aufweist. BB2 BB1 folgt: λ= g a • sin(α) ; mit sin(α) = 2 k 2 k e + ak λ= g a • 2 k 2 k e + ak folgt: BB0 . Die Entstehung der Beugungsbilder ist nun erklärt, doch warum entstehen Farbbereiche innerhalb eines Beugungsbildes? Anhand der Farbbänder eines Beugungsbildes erkennt man, dass das von der Lichtquelle erzeugte Licht aus der Überlagerung mehrerer Wellen besteht, welche jeweils eine unterschiedliche Wellenlänge haben. Daher wird das von der Lichtquelle erzeugte Licht als polychromatisches Licht bezeichnet. Das Transmissionsgitter zerlegt folglich das Licht in sein Spektrum. Wichtig ist hierbei, dass sich Wellen mit verschiedenen Wellenlängen zwar überlagern, jedoch nicht miteinander interferieren, da Interferenzen nur entstehen, wenn die Wellen die gleiche Wellenlänge haben. Somit erscheint dem Betrachter das Licht, was von der Quecksilberhochdrucklampe erzeugt wird, als weiß. Die Wellenfronten der Wellen unterschiedlicher Wellenlänge treffen auf das Transmissionsgitter, wodurch die Spalte Ausgangspunkte neuer Elementarwellen sind (siehe Huygensches Prinzip). Die Elementarwellen mit gleicher Wellenlänge interferieren aufgrund ihrer zeitlichen und räumlichen Kohärenz, wodurch es zu Punkten konstruktiver Interferenz kommt, deren geometrischer Ort mit Transmissionsgitter BB1’ BB2’ Schirm Transmissionsgitter Diese Skizze verdeutlicht nochmals die unterschiedliche Stärke der Beugung bei verschiedenen Wellenlängen. Um die Übersichtlichkeit zu bewahren, wurde der Doppelspalt an dem Schirm gespiegelt und als Beugungsobjekt für Wellen mit einer im Verhältnis zur linken Seite größeren Wellenlänge genutzt. In der Praxis liegen die Erregerzentren aller Wellen aufeinander. Außerdem kann hier die Frage beantwortet werden, warum sich das rote Spektrum auf der einen Seite linksaußen und auf der anderen Seite rechtsaußen befindet. Die Antwort ist, dass die optische Achse als Spiegelachse verstanden werden kann. © Marcel Runge 3 / 5 3 Physikkurs – erhöhtes Anforderungsniveau – St. Ursula-Schule Hannover – 27.06.2008 Aus der Formelsammlung lassen sich folgende Werte für das sichtbare Farbspektrum entnehmen: http://www.walter-fendt.de/ph14d/doppelspalt.htm Farbe des Lichtes Violett Wellenlänge in nm 390...430 Blau 430...490 Grün 490...570 Gelb 570...600 Es folgt: Orange 600...620 blau Rot 620...780 Übungen / Aufgaben Durch die in unserem Experiment gemessenen Größen, kann die Wellenlänge bestimmt werden. Bei einer Gitterkonstanten von 570 Striche pro mm, einer Entfernung Gitter-Schirm e= 89,4 cm und der Strecke zum Beugungsbild erster Ordnung bei blauem Licht a1 = 22,7cm; bei grünem Licht a1 = 29 cm und bei orangem Licht a1 = 37,4cm, lassen sich die Wellenlängen für blaues, grünes und oranges Licht berechnen. blau 10-3 0, 227 m sin(arctan( ))m 570 0,894m 431, 76nm 10-3 0, 29m sin(arctan( ))m 570 0,894m 541,33nm grün Das sichtbare Spektrum umfasst folglich Wellenlängen im Bereich von ca. 400nm bis 800nm. Neben dem roten Farbbereich befindet sich das infrarote Licht mit einer Wellenlänge von 300µm bis 780µm. Neben dem blauen/violetten Farbbereich befindet sich das ultraviolette Licht mit einer Wellenlänge von 1nm bis 390nm. Das heißt, würde man zum Beispiel neben dem violetten bzw. blauen Farbbereich eine fluoreszierende Platte halten, so ist man in der Lage, den Bereich des UV-Lichtes für das menschliche Auge sichtbar zu machen. Um die Strecke zwischen der optischen Achse und einem bestimmten Farbbereich eines Beugungsbildes zu messen, eignet sich ein Farbfilter, welches nur Wellen eines bestimmten Wellenlängenbereichs durchlässt, hinter das Transmissionsgitter zu positionieren. Somit ist in einem Beugungsbild nur noch ein bestimmter Farbbereich zu sehen. Bei Verwendung einer monochromatischen Lichtquelle wie zum Beispiel eines Lasers bestehen die Beugungsbilder nur aus einer einzigen Farbbande. Dies beruht auf der Tatsache, dass die Lichtquelle nur Wellen einer bestimmten Wellenlänge erzeugt. Simulationen Allgemeine Übersicht zu Wellen unterschiedlicher Wellenlänge und deren Funktion http://www.loncapa.org/~mmp/applist/Spectrum/s.htm Hier ist nochmals die Überlagerung von Wellenfronten unterschiedlicher Wellenlänge zu beobachten http://mc2.cchem.berkeley.edu/Java/emission/Java %20Classes/emission.html grün 10-3 0,374m sin(arctan( ))m 570 0,894m 581,38nm orange orange Des Weiteren lassen sich die Aufgaben des bayrischen Abiturs „Interferenz an einer CD“ ebenfalls sehr gut transferieren. Hier wird zum Beispiel die Frage gestellt, ob das Spektrum „k-ter“ Ordnung noch auf den Schirm passt. Anwendungen Dieses Verfahren wird vor allem in der Astronomie und anderen Bereichen der Spektralanalyse angewandt. Die einzige Möglichkeit leuchtende Objekte wie Sterne oder Galaxien zu untersuchen, ist die Untersuchung der abgestrahlten Energie mit einem so genannten Spektrographen. Mit Hilfe eines Teleskops wird das Licht eines Himmelobjekts eingefangen, anschließend durch ein Transmissionsgitter gebeugt und letztlich auf einen Detektor geleitet. Dadurch wird das Licht in sein Spektrum zerlegt. Wie auch schon aus dem Chemieunterricht bekannt ist, hat jedes Element eine spezifische Flammenfärbung und somit ein spezifisches Spektrum. Durch Vergleich der Spektren der Elemente mit dem Lichtspektrum des leuchtenden Himmelsobjektes wird die elementare Zusammensetzung des Himmelsobjekts bestimmt. Unter der Berücksichtigung der Intensität des Spektrums kann zudem noch die Masse der Elemente Interferenz von Licht am Doppelspalt © Marcel Runge 4 / 5 4 Physikkurs – erhöhtes Anforderungsniveau – St. Ursula-Schule Hannover – 27.06.2008 bestimmt werden, wodurch dann auf die Masse des Himmelsobjektes zurück geschlossen werden kann. Doch kann die Messung durch elektromagnetische Strahlung anderer Himmelsobjekte beeinflusst werden. Die Genauigkeit wird folglich durch drei wichtige Faktoren bestimmt: Erstens muss eine sehr hohe Auflösung des Himmelsobjektes erreicht werden. Zweitens sollte das Objekt möglichst lichtstark sein und drittens muss die störende elektromagnetische Strahlung anderer Himmelsobjekte herausgefiltert werden. Je besser diese drei Faktoren erfüllt sind, desto genauer wird die Messung. Quellen http://leifi.physik.unimuenchen.de/web_ph12/musteraufgaben/06optik/cd_lk_0 7/cd.htm http://www.usm.unimuenchen.de/people/stella/praktikum/spektro/spektro.pdf © Marcel Runge 5 / 5 5