Bagamoyo

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TANSANIA
Bagamoyo Dezember 2009-Februar 2010
Praktikumsbericht von Maya Rutishauser
Vorwort ................................................................. 3
Organisation ........................................................ 3
Tansania ............................................................... 4
Allgemeine Daten über die Gesundheit in Tansania............................................................5
Sansibar ............................................................... 5
Sprachschule ......................................................................................................................5
Leben in einer Sansibari-Familie .........................................................................................7
Stromausfall ....................................................................................................................8
Islam ...............................................................................................................................8
Kontakte .............................................................................................................................8
Begrüssung .....................................................................................................................9
Freizeitaktivitäten ................................................................................................................9
Bagamoyo ............................................................ 9
Zusammenarbeit STI mit IHI .............................................................................................10
Ifakara Health Institute (IHI) ...........................................................................................10
Zielsetzung ....................................................................................................................11
Bagamoyo Research and Training Unit (BRTU) ............................................................11
Arbeit im Krankenhaus......................................................................................................11
Studie über den Malariaimpfstoff RTS,S ...........................................................................16
Start der klinischen Phase-3-Studie...............................................................................16
Resultate der Phase 2-Studien ......................................................................................16
Struktur und Design der Phase 3-Studie .......................................................................17
Studientyp .....................................................................................................................17
Ablauf ............................................................................................................................18
Wirkmechanismus .........................................................................................................19
Geschichte von RTS,S ..................................................................................................19
Beteiligte Organisationen ..............................................................................................20
Ausschlusskriterien für den Einsatz von RTS,S .............................................................20
Endpoints ......................................................................................................................20
Schwierigkeiten .............................................................................................................20
Reisen ................................................................. 21
Schlusswort ....................................................... 22
Anhang 1 .......................................................................................................................24
Anhang 2 .......................................................................................................................25
Anhang 3 .......................................................................................................................26
Anhang 4 .......................................................................................................................27
Vorwort
Ich bin Mitte April 2008 per Zufall durch Medizinstudenten aus Zürich auf Gruhu1 gestossen.
Da ich in Bern studiere, wusste ich nicht, ob Berner Studenten auch von Gruhu profitieren
können. Ich habe mich informiert und wurde in den Newsletterverteiler aufgenommen. Im
November 2008 bekam ich einen Newsletter, in dem erwähnt wurde, dass das
Schweizerische Tropeninstitut (neu Swiss Tropical and Public Health Institute, abgekürzt
Swiss TPH) in Basel einen interessierten Studenten unterstützen würden. Nachdem ich ein
Motivationsschreiben geschickt hatte, wurde ich nach Basel eingeladen und lernte Prof. Dr.
M. Tanner persönlich kennen. Ich durfte frei entscheiden, wo ich hin wollte (Asien,
Westafrika, Ostafrika). Einzige Bedingung war, dass der Aufenthalt mindestens 3 mon
dauerte.
Nachdem ich mich ausführlich informiert hatte, war die Sache klar: Ich wollte nach Tansania.
Organisation
Freundlicherweise übernahm Frau C. Walliser vom Swiss TPH2 die Flugbuchung, die
Organisation des Sprachkurses und die Hotel- und Fährenbuchung. Ich musste nur nach
Basel fahren, im Swiss TPH die Impfungen machen lassen, die Malariaprophylaxe und PEPProphylaxe mitnehmen und war startklar. Für Tansania wird eine Gelbfieberimpfung
empfohlen. Zusätzlich ist ein vollständiger Impfstatus notwendig: Tetanus, Polio, Diphterie,
Röteln und Hepatitis A. Für Personen, die im Gesundheitswesen tätig sind, ist wie in der
Schweiz eine Hepatitis B-Impfung empfohlen und für Personen, die mit Kindern tätig sind,
zusätzlich eine Meningokokkenimpfung. Für Risikopersonen, die viel Kontakt mit Tieren
haben, wird die Tollwutimpfung empfohlen.
Eine Typhusimpfung ist nicht unbedingt notwendig für Aufenthalte in der Küstenregion, kann
falls gewünscht, ebenfalls gemacht werden.
Als Malariaprophylaxe bekam ich Malarone (Atovaquone und Proguanil), welches 1/d
eingenommen wird, einen DEET-Spray für die Kleider und Anti-Brumm Forte für die Haut.
Ein Touristen-Visum mit 3 monatiger Gültigkeit kann bei der Einreise am Flughafen für 50
USD gelöst werden.
1
2
http://www.gruhu.ch/
http://www.swisstph.ch/
Tansania
Hauptstadt: Dodoma
Regierungssitz: Dar Es Salaam
Staats- und Regierungsform: Präsidialrepublik
Staatsoberhaupt: Präsident Jakaya Kikwete
Unabhängigkeit: vom Vereinigten Königreich am 9. Dezember 1961
Landessprachen: Suaheli und Englisch
Fläche: 945.087 km²
Bevölkerung: 41.048.532 (Stand Juli 2009)
Bevölkerungsdichte 39 Einwohner pro km²
Währung: Tanzanian Shilings (TSH)
Allgemeine Daten über die Gesundheit in Tansania
Gesamte Population (in Millionen)
Bevölkerung unter 15J (in Prozent)
Haushalte ohne Toiletten (in Prozent)
Geschlechterverteilung (Männer pro 100 Frauen)
Lebenserwartung bei Geburt
Kindersterblichkeit (pro 1,000 Lebendgeburten)
Säuglingssterblichkeit (pro 1,000 Lebendgeburten)
Fruchtbarkeitsrate
Jährliche Wachstumsrate
Analphabetenrate
Waisenkinderrate
34.4
44.2
9.2
96
51
153
95
6.3
2.9
29
1.1
(Quelle 2002 population and housing census)3
Sansibar
Sprachschule
STI schickt alle seine Mitarbeiter, die für einige Monate in Tansania arbeiten in einen
dreiwöchigen Sprachkurs auf Sansibar. Da ich ebenfalls als Mitarbeiterin im STI behandelt
wurde, kam ich in den Genuss eines dreiwöchigen Aufenthaltes mit Privatsprachkurs und
Unterkunft bei einer Sansibari-Familie.
Am Sonntag, dem 29.11.2009 reiste ich von Dar Es Salaam mit der Fähre nach Sansibar.
Bei der Ankunft in Sansibar wurde ich sofort von mehreren Menschen umringt, die mir ein
Hotel oder eine Taxifahrt andrehen wollten. Zum Glück wartete jemand mit einem Schild auf
mich, dieser Jemand stellte sich als Mr. Farouk, dem Leiter der Sprachschule heraus. Er
brachte mich zu meiner Gastfamilie. Nach einer kurzen Taxifahrt erreichten wir das Haus von
Mama Khadija. Hinter einem hohen Gittertor verbarg sich ein Vorhof mit vielen Werkbänken
und ein von Holzspänen bedeckter Boden, der Eingang zum Haus befand sich an der linken
Seite, dahinter war hinter vielen Truhen versteckt der Eingang zur Küche zu sehen. Mein
Zimmer war vom Wohnzimmer aus zugänglich und überblickte den Innenhof.
In dem Haus wohnten Mama Khadija, ihr Ehemann, Issa, der 26jährige Sohn und Dallha,
seine 18jährige Frau, Izdi, die 25jährige Tochter, Mafoudu, der 11jährige Enkel (Sohn einer
weiteren Tochter, die in Dar Es Salaam lebte) und gelegentlich Fatma, 6jährig und Avatif,
5jährig, die Kinder einer anderen Tochter, die mit ihrem Ehemann in Stone Town lebte.
Das Haus hatte zwei Wohnzimmer und zwei Bäder, ich wohnte im Parterre neben Issa und
Dallha.
Die Familie war reich und besass eine Schreinerei, wo sie Sansibari-Truhen herstellten und
drei Läden in der Innenstadt, wo sie die Truhen verkauften.
Issa arbeitete in der Schreinerei seines Vaters mit und Izdi arbeitete im Laden, wo sie
Truhen und andere Souvenirs verkaufte.
Ich hatte 3h Privatunterricht pro Tag, die meist von 15.00-18.00 bei Dallha im Innenhof
stattfanden. Manchmal ging ich auch an die University of Zanzibar zum American Corner, je
nach Laune von Mr. Farouk. Die Stunden waren sehr lehrreich, ich musste am Anfang immer
3
www.ihi.or.tz
ca. 5min lang erzählen, was ich am vorherigen Tag gemacht und gegessen hatte. In den
Kurskosten waren Kopien von einem Grammatik- und einem Übungsbuch, ebenso ein
Übungsheft und ein Kugelschreiber inbegriffen.
Mr.Farouk bringt mir die Aussprache des „J“ bei
Mr. Farouk kam leider regelmässig eine Dreiviertelstunde zu spät und ging oft früher, aber
als ich einmal zu spät kam, da wurde er etwas unangenehm.
Mr.Farouk nahm mich einmal mit zu sich nach Hause, ausserhalb von Stone Town, wo er
umgeben von Lehmhütten in einem ärmlichen Viertel in einem grossen ebenerdigen Haus
mit seiner Familie wohnte. Er engagierte sich sehr dafür, dass ich einen Einblick in die
sansibarische Kultur und Lebensweise bekam und wollte, dass ich in seiner Schule Englisch
unterrichte, leider waren gerade Schulferien. Auf meinen Wunsch hin zeigte er mir die
Salama Clinic und fragte, ob ich dort zuschauen dürfte. Dr. Rahmadani, ein Medical Officer,
empfing mich sehr herzlich, liess mich an den Sprechstunden teilnehmen und lud mich zu
Chai und Chapati ein.
Er zeigte mir die Räume der Klinik: ein Behandlungsraum mit Liege und Waage, inkl. ein
altes Blutdruckgerät aus Deutschland, eine Apotheke mit zahlreichen Medikamenten und
einem Apotheker, ein Verbandsraum, ein Infusionsraum und ein Labor mit einem alten
Lichtmikroskop für Blutausstrichuntersuche. Kleinere Operationen konnten in der Clinic
gemacht werden, kompliziertere Fälle wurden sofort ins staatliche Krankenhaus „mnazi
moja“ überwiesen. Die meisten Patienten kamen wegen Husten und Schnupfen. Bei allen
Patienten mit Fieber musste ein Malaria-Abstrich gemacht werden. Eine Konsultation
dauerte maximal 5min.
Die Mittel waren sehr beschränkt, das Blutzuckermessgerät war leider kaputt und es gab nur
ein billiges Blutdruckstethoskop um Herz und Lunge abzuhören.
Das Medical Officer Studium dauert 4Jahre. Gewisse Wissenslücken scheinen zu bestehen,
so fragte mich Dr. Rahmadani, weshalb es bei Diabetes mellitus Typ 2 zur Glucoseintoleranz
kommt. Auch dass zu häufig angewendete Antibiotika zu Resistenzen führen können war
ihm nicht bekannt, er führte die Resistenzen v.a. auf die Malcompliance der Patienten
zurück.
Dr.Rahmadani erzählte mir eine Geschichte einer jungen Frau, die schwanger war und
abtreiben wollte. Da Abtreibungen illegal und vor allem gesellschaftlich geächtet sind,
versuchte sie mit speziellen Methoden (aus Dorftradition) abzutreiben: Sie machte sich aus
Blättern einen Tee und war danach mehrere Tage lang bewusstlos. Obwohl Abtreibungen
illegal sind findet sich immer ein Arzt, der eine Abtreibung machen kann.
Da die Salama Clinic eine private Klinik ist, bezahlen die Patienten 500 Shilingi für die
Konsultation und zusätzlich die Medikamente.
An öffentliche Kliniken müssen Patienten gewisse spezielle Medikamente selber bezahlen,
der Rest wird vom Staat bezahlt.
Leider durfte ich nur einen Morgen in der Salama Clinic zuschauen, da deren administrative
Leiter meinte, es wäre kompliziert und man müsse viele Formulare ausfüllen, falls ich
regelmässig kommen möchte, obwohl er beim ersten Mal, als ich mich mit Mr.Farouk
vorgestellt hatte, auch einverstanden war, dass ich zweimal pro Woche morgens kommen
darf.
Ich habe dann auf eigene Faust in einer anderen privaten Klinik nachgefragt. Der zuständige
Arzt meinte, die Patienten wollen keine weiteren Zuhörer, es liege aber nicht daran, dass ich
mzungu sei.
Dies war das Ende meiner medizinischen Erfahrungen auf Sansibar, da auch im staatlichen
Krankenhaus „mnazi moja“ viele Formalitäten nötig gewesen wären. Ich war ziemlich
desillusioniert und verstand nicht, weshalb ich nicht einfach zuschauen konnte..
Leben in einer Sansibari-Familie
Der Tag begann mit einem Frühstück, das aus Chapati und Chai bestand. Manchmal gab es
Früchte wie Bananen oder Ananas dazu. Jeder ass, wann es ihm passte. Ich ass meistens
mit Izdi, die um 9 Uhr zur Arbeit in den Laden ging. Die Kinder hatten Ferien und waren
meistens zuhause oder spielten auf der Strasse. Mittagessen gab es um 3 Uhr nachmittags,
es bestand meistens aus Reis mit mchuzi (Sauce mit Rindfleisch), manchmal gab es auch
Kartoffeln oder Kabissalat. Abends wurde um 8 Uhr gegessen. Meistens assen Mama
Khadija, Izdi und ich zusammen. Mama Khadija hatte drei Haushaltshilfen, die kochten und
putzten.
Mama Khadija’s Familie stammte ursprünglich aus Jemen, deswegen war die ganze Familie
nicht ganz schwarz. Die Haushaltshilfen waren alle von dunkler Hautfarbe.
Mama Khadija lag meistens im Wohnzimmer und schaute indische Fernsehserien, weil ihr
die Handlungen so gut gefielen, obwohl sie kein Hindu verstand.
Die ganze Familie war sehr freundlich zu mir. Manchmal wünschte ich mir, Mama Khadija
hätte mehr Geduld um mir zuzuhören. Ich versuchte immer Suaheli zu sprechen, aber leider
fehlten mir noch viele Worte. Mama Khadija sprach kein Englisch, die anderen sprachen ein
bisschen und Izdi verstand und sprach Englisch recht gut. In der Schule lernen alle Kinder ab
der ersten Klasse Englisch.
No power - Generator im Wohnzimmer
Mama Khadija bäckt Chapati
Stromausfall
In der zweiten Woche fiel der Strom aus, anfangs dachten alle, dass es nur einige Stunden
dauern würde. Kürzere Stromausfälle gab es öfters. Ungewöhnlich war, dass der Strom auch
in dem Regierungsviertel, in dem wir wohnten, ausfiel. Ich duschte bei Kerzenlicht. Als am
nächsten Tag immer noch kein Strom da war, wurden erste Gerüchte laut, dass der
Stromausfall länger dauern würde. Einige sprachen von einem Schaden in der unterirdischen
Stromleitung. Andere meinten, es gäbe einen Zusammenhang mit den Reparaturarbeiten,
die auf Pemba, der Nachbarinsel, im Gange waren. Zuerst wurde von einer Woche ohne
Strom gesprochen, leider dauerte der Stromausfall an, bis ich Ende Februar in die Schweiz
zurückkehrte. Anscheinend war die Unterwasserleitung, die von Dar nach Sansibar führte
schon vor 15 Jahren reparaturbedürftig gewesen. Die Reparatur wurde so lange
hinausgezögert, bis es keine Ersatzteile mehr gab, als die Leitung dann endgültig den Dienst
versagte.
Die ersten zwei Tage hatten wir noch genug Wasser zum Duschen, Klo spülen, etc. Ein
Nachbar hatte einen Generator und eine Wasserpumpe. Später mussten wir uns mit Wasser
aus Kübeln behelfen, die immer morgens gefüllt wurden.
Für Bauern und Leute auf dem Land war dies jedoch ein schwieriger Zustand, da diese vom
Wasser abhängig waren und ohne Strom keine Wasserpumpen funktionierten. Generatoren
wurden in grossen Mengen gekauft.
Mr. Farouk war ein gewiefter Geschäftsmann und hatte als einziger in seinem Quartier einen
Generator und verlangte von seinen Nachbarn 300TSH fürs Aufladen ihrer Handies.
Islam
Ich begann mit Izdi abends bei Kerzenschein und ohne Ventilator Turnübungen zu machen.
Dabei erzählte sie mir einiges über den Islam, so zum Beispiel, dass die Frauen, wenn sie
ihre Periode haben oder geboren haben nicht beten dürfen. Sie erklärte mir auch, dass die
Frauen sich vor den Männern verhüllen, da sie die Männer nicht aufreizen wollen.
Izdi nahm mich mehrmals mit ihren Kolleginnen mit auf den Nachtmarkt, wo wir SansibariPizza assen. Sie war noch nicht verheiratet und wohnte deswegen noch zuhause. Zwei
Männer warben um sie und sie musste sich für einen entscheiden, wobei sie mit beiden noch
nie alleine unterwegs war und die Kommunikation sich auf gelegentliche Telefonate
beschränkte.
Auf Sansibar laufen die meisten Frauen verhüllt herum. Touristinnen, welche in kurzen
Röcken oder Hotpants auftreten, werden dementsprechend begafft und angemacht. Mein
Sprachlehrer, Mr. Farouk wies mich einmal, als ich zuhause ein Träger-T-Shirt und darüber
ein helles, lockeres langärmliges Shirt trug, darauf hin, dass ich so besser nicht auf die
Strasse sollte, da die Leute meinten, ich hätte nur Unterwäsche an.
Mafoudu war öfters in meinem Zimmer und hat ein Neckholdershirt von mir gesehen und
meinte, dies sei mein Badeanzug.
Mafoudu fragte mich mehrmals, ob ich „mchristo“ (=Christin) sei, was ich bejahte, worauf hin
er weiter fragte, ob ich mchristo besser fände als mwislamo (=Muslim). Er war ziemlich
radikal für seine 11 Jahre und wollte, dass ich mit ihm betete.
Sobald fremde Männer ins Haus kamen, verhüllten die Frauen ihre Haare. Mama Khadija
trug selten ein Kopftuch zuhause. In der Familie gingen die Männer fünfmal am Tag in die
Moschee um zu beten. Die Frauen beteten zuhause. Mama Khadija hab ich nie beten sehen.
Kontakte
In Stone Town wird man als Weisse immer und überall angesprochen, was teilweise sehr
anstrengend sein kann. Die Leute, die in meinem Quartier wohnten, kannten mich mit der
Zeit und wollten meistens nur Hallo sagen.
In Tansania ist die Begrüssung sehr wichtig und die Tansanier testen so die SuaheliKenntnisse der Touristen.
Begrüssung
Mambo vipi? Poa/Safi/Mzima. (Umgangsprache, unter Freunden)
Wie geht’s? Gut.
Habari (yako)? Nzuri tu. Salama. (eher mit Respektspersonen)
Was gibts Neues (von dir)? Gut nur. Friedlich.
Salama aleikum? Aleikum salama. (eher mit Respektspersonen)
Guten Tag.
Sobald man etwas Suaheli kann sind die Leute sehr offen, hilfreich und interessiert.
Trotzdem versuchen einige von den Wazungu und deren Unerfahrenheit zu profitieren, man
muss immer etwas skeptisch sein und sich in Acht nehmen.
Freizeitaktivitäten
Da ich täglich nur 3h Schule hatte und nicht mehr in die Salama Clinic konnte, ging ich fast
täglich Schnorcheln und Tauchen. Die Riffs vor Sansibar sind wunderschön. Ich machte
auch kleinere Ausflüge mit dem Daladala (Minibus) in die nähere Umgebung. In Stone Town
konnte man nicht gut baden gehen. Es gab zwar einen Strand, aber es gab nur wenige
Touristen da und viele Einheimische und ich wollte mich nicht vor den Einheimischen
entblössen.
Mit Izdi spielte ich manchmal ubao, das traditionelle Brettspiel.
Ich lernte viele Leute kennen und unterhielt mich gerne mit ihnen, da ich so mein holpriges
Suaheli verbessern konnte.
Bagamoyo
Am 23.12. 2009 reiste ich nach Dar Es Salaam, wo mich glücklicherweise ein Fahrer des
Ifakara Health Institute (IHI) abholte. Der Hafen in Dar Es Salaam ist noch etwas
unangenehmer als der in Stone Town. Sofort wird man von allen möglichen Menschen
umringt, die einem ein Taxi, Hotel, etc anbieten wollen. Nach einer 2stündigen Fahrt
erreichten wir Bagamoyo. Auf Sansibar erzählten mir einige, dass Bagamoyo sehr langweilig
sei. Andere meinten Bagamoyo sei wie Stone Town, nur kleiner. Im ersten Augenblick war
ich etwas enttäuscht. Ich hatte eine Stadt wie Stone Town erwartet. Doch es gab nur zwei
geteerte Strassen, keinen Supermarkt und nur einen Bankomat, der nicht mit Mastercard
oder Maestro funktionierte.
Impressionen aus Bagamoyo
Mein Apartment war sehr schön und modern und Teil
einer umzäunten Apartment-Anlage. Das Apartment
bestand aus einer Küche mit Elektroherd, einem
Wohnzimmer mit Kühlschrank, einem Badezimmer und
einem Schlafzimmer mit AC und Ventilator. Es war
jedoch nicht sehr afrikanisch. Die ganze ApartmentAnlage erinnerte mich an „Desperate Housewives“.
Mein Apartment (links)
Der Fahrer vom IHI kam mit mir auf den Markt und half mir, die wichtigsten Lebensmittel zu
besorgen. Im Krankenhaus lernte ich Dr. K. Shubis kennen, der mir meinen Praktikumsplatz
verschaffte. Er hatte sein Büro im IHI-Hauptgebäude, welches mit AC und WiFi ausgerüstet
und sehr modern war. Von der Terrasse hatte man einen wunderschönen Blick auf das Meer
und konnte die Fischer und Dhau-Captains beobachten.
Am Weihnachtsabend lernte ich meine norwegischen Nachbarn kennen, ein Ehepaar. Der
Mann unterrichtete für ein Jahr an dem Bagamoyo Art College. Mit ihnen und ihren
norwegischen und afrikanischen Freunden feierte ich auch Silvester.
Zusammenarbeit STI mit IHI
Ifakara Health Institute (IHI)4
Das Ifakara Health Institute (IHI), früher IHRDC, ist ein autonomes, nicht-profitorientiertes,
bezirksbasiertes Forschungsinstitut. Der Hauptsitz ist in Ifakara im Bezirk Kilombero, Region
Morogoro, westlich von Dar Es Salaam. Das Institut hat weitere Sitze in Dar Es Salaam,
Bagamoyo, Rufiji, Mtwara und Kigoma. Vor fast 50 Jahren wurde das Institut als ein
Feldlabor des Schweizerischen Tropeninstitutes gegründet, im Jahre 1996 wurde das IHI
registriert als eine tansanische Stiftung unter der Führung des Überwachungsausschusses
unter dem staatlichen Gesundheitsam, das den Vorsitz hat. Andere Mitglieder des
Ausschusses sind National Institute for Medical Research, Swiss Agency for Development
and Cooperation, Swiss Tropical Institute, Commission for Science and Technology,
Regional Medical Officer for Morogoro, Managing Trustee of African Malaria Intervention
4
www.ihi.or.tz
Network, Muhimbili University College of Health Sciences, Economic and Social Research
Foundation, INDEPTH, Representative of Regional Administration and Local Government.
Zielsetzung
Das Ziel des IHI ist es distriktorientierte Gesundheitszentren zu generieren und relevante
Informationen über Gesundheitsthemen zu entwickeln, zu erhalten und an die Bevölkerung
weiterzugeben.
Bagamoyo Research and Training Unit (BRTU)
Die „Bagamoyo Research and Training Unit“ wurde als eine Erweiterung des Ifakara Health
Institute (IHI) im Jahre 2005 gegründet. BRTU hat sich der Förderung effizienter Lösungen
wichtiger Gesundheitsthemen mittels Forschung, Training und Dienstleistungen für das
Gemeinwesen gewidmet. BRTU hat sich in kurzer Zeit profiliert als führende klinische
Forschungsstation und hat einen bedeutenden positiven Einfluss auf die Gemeinschaft durch
die Verbesserungen, welche sie dem Bagamoyo District Hospital (BDH) und den peripheren
Gesundheitseinrichtungen in der Umgebung des Krankenhaus gebracht hat.
Arbeit im Krankenhaus
Am 26.12.2009 ging ich zum ersten Mal ins Krankenhaus. Es war sehr hektisch: Ein
4jähriges, lebloses Kind lag im Notfallzimmer, ich wusste gar nicht, was los war. Die
Pädiaterin erklärte mir, dass das Kind am Morgen von seiner Mutter im Wasser liegend
aufgefunden wurde, sie wusste nicht, wie lange es dort lag. Aus allen Körperöffnungen kam
Schleim heraus. Die Ärztin bemühte sich vergeblich. Das tote Kind wurde in einen Kanga
(grosses Allzwecktuch) eingewickelt und in einem Auto wegtransportiert.
Spitalareal
Nach diesem ersten Schock wurde ich sehr freundlich empfangen in der Kinderstation, wo
ich die meiste Zeit verbringen sollte. Die Kinderstation besass 16 Betten, davon waren drei
durch einen Vorhang abgetrennt im hinteren Teil der Station, der Isolierstation aufgestellt. Dr.
Ali, der zuständige Arzt erklärte mir sehr viel und nahm sich Zeit mir alle Patienten
vorzustellen, er sprach auch meistens Suaheli mit mir. Die meisten Krankenschwestern
konnten gut Englisch und unterhielten sich lieber in Englisch mit mir, weil sie ihr Englisch
üben wollten. Mein Tag begann meistens um 9 Uhr mit der Visite, die bis 11 Uhr ging,
danach füllte ich die Discharge Forms aus und ging Mittagessen. Leider konnte ich nicht viel
selbständig arbeiten und lief Dr. Ali hinterher und untersuchte mit ihm zusammen die Kinder.
Die Visite war sehr kurz gehalten; Dr. Ali fragte die Mütter, wie es den Kindern gehe, hörte
dann kurz auf die Lunge/Herz oder palpierte die Milz und verordnete die Medikamente.
Einmal fragte ich Dr. Ali, wieso bei oberen Atemwegsinfekten Antibiotika so oft verordnet
würden, wo ja zumindest in der Schweiz die meisten oberen Atemwegsinfekte viral bedingt
seien. Er meinte, dass in Tansania Bakterien und die offenen Feuer in kleinen, schlecht
Wadi ya watoto (Kinderabteilung)
Sr.Mushi zeigt die Absaugmaschine
belüfteten Hütten die Hauptauslöser seien. Für mich war es schwierig zu verstehen, dass
Kindern bei einer Pneumonie Chloramphenicol verabreicht wurde; ein Medikament, welches
in der Schweiz nur noch bei Erwachsenen mit vorderen Augenabschnittsentzündungen
gegeben wird, falls der Erreger resistent ist auf alle andere Antibiotika. Bekannt sind
Nebenwirkungen von Panzytopenie, Leukozytopenie, Thrombozytopenie über aplastische
Anämie bis zum Grey-Syndrom (Zyanose, Atemdepression, Kreislaufversagen, Ursache:
mangelnde Glucuronidierung) bei Neugeborenen und Säuglingen.
Ich brachte Dr. Ali ein bisschen Französisch bei und er las mit mir zusammen eine Zeitung
auf Suaheli. Er erklärte mir sehr viel, auch über die Kultur und das Leben der Swahili. Alle
Ärzte waren sehr offen und erklärten mir auch, dass AIDS (= ukimwi) trotz vielen öffentlichen
Hinweisen immer noch ein Tabuthema sei und viele Leute sich lieber nicht testen lassen,
anstatt die Wahrheit zu erfahren und eine adäquate Therapie zu bekommen.
Dr. Ali war vom IHI für das Malariaprojekt angestellt, einen Monat nach meiner Ankunft
wurde ihm eine neue Aufgabe zugewiesen und er half fortan die Qualität der
Malariaimpfstoffstudie zu überprüfen. Danach waren die Ärztin Dr. Khadija und der Arzt Dr.
Paul für die Kinderabteilung zuständig. Die häufigsten Kinderkrankheiten waren: Pneumonie,
Malaria und Diarrhoe. (siehe Anhang 2)
Eine traurige Geschichte wird mir immer in Erinnerung bleiben. Ein 2 jähriges Kind wurde
erstmalig wegen Fieber, Lungenentzündung und oraler Candidose hospitalisiert; es war seit
Geburt immer krank, die Mutter litt an AIDS und war sehr krank. Die Eltern hatten insgesamt
4 Kinder gehabt, wovon 3 schon an AIDS gestorben sind. Der Vater wollte sich nicht testen
lassen. Das Kind war mit nur 5kg sehr kachektisch und lag in der Isolation Bay. Einmal kam
die Mutter zu Besuch, die ebenfalls kachektisch war und kurz wegging als wir auf der Visite
vorbeikamen. Das Kind sollte nach der Hospitalisation zum Care and Treatment Center
(CTC) um eine retrovirale Therapie zu beginnen. Etwa 2 Wochen später brachte der Vater
das Kind erneut ins Krankenhaus wegen Fieber, Husten und Hautausschlägen. Der
Hämoglobingehalt im Blut war bei 2,7g/dl (N 120g/dl). Die Mutter des Kindes war eine
Woche zuvor verstorben. Nun brauchte das Kind mit der Blutgruppe B- dringend eine
Bluttransfusion, vom Labor hiess es erst es gäbe kein Blut, ein Transfer nach Dar wurde
geplant. Am späteren Abend erhielt der Vater dann gegen Zahlung von 30’000TSH
(ca.20CHF) Blut für das Kind. Kurz nach der Transfusion stirbt das Kind, es starb vermutlich
an den Folgen einer Volumenüberbelastung des Kreislaufs.
Dr.Khadija bei der Visite
Defibrillator
Zum Mittagessen gab es drei verschiedene Gerichte: Wali na Samaki au Ngombe (Reis mit
Fisch/Rindfleisch), Pilau (Gewürzreis) oder Ugali na Samaki au Ngombe (Maisbrei mit
Fisch/Rindfleisch), dazu Kabissalat oder Spinat. Das Mittagessen kostete 1500TSH
(1.30CHF). Wenn die Köchin einen schlechten Tag hatte, verlangte sie mehr und meinte,
dass der Fisch teurer geworden sei. Dies kam aber nur bei Wazungu (Weissen) vor.
Die Mensa wurde eingerichtet für die Kinder und Mütter der Forschungsstation, die sich dort
gratis verpflegen konnten.
Mensa
Wali na Maharagwe na Ngombe
Nachmittags ging ich entweder in die Outpatient Clinic, wo die ambulanten Patienten
behandelt wurden oder in die BRTU, wo die Kinder des Malariaimpfprojektes untersucht und
geimpft wurden. Dreimal durfte ich mit auf einen Field Trip zu den Dispensaries (kleinere
Versorgungsstationen). Die Dispensaries übernehmen die Primärversorgung der
Bevölkerung. Es gibt ein Mikroskop, ein kleines Labor, einen grossen Medikamentenschrank
(mit Impfungen, Oxytocin, Coartem), Malaria- und HIV-Schnelltests und Gratiskondome,
bzw. Femidome für die Frauen. Viele Frauen gehen nicht ins Krankenhaus, sondern gebären
in einem Dispensary.
Auf Plasmodium-Suche
Medi-Schrank
Hebamme
Wenn es Operationen gab, ging ich in den Operationssaal und schaute dort zu. Manchmal
war ich auch erste Assistenz und durfte sogar zunähen. Die Operationsmäntel und
baumwollenen Mundschütze wurden nach jeder Operation gewaschen und draussen zum
Trocknen aufgehängt. Leider konnte der OPs nicht steril gehalten werden, so kam es vor,
dass sich eine Fliege auf den freigelegten Darm setzte oder eine Ameise dem Chirurgen
über den Mantel lief. Die meisten Patienten wurden mit Ketamin anästhesiert, da Ketamin
nicht atemsuppressiv wirkt, mussten die Patienten nicht beatmet werden. Es gab nur ein
Blasbalg zum Beatmen. Der Blutdruck wurde regelmässig gemessen. Es gab weder
Pulsoxymeter noch Beatmungsapparat. Der Anästhesist machte keine Spinalanästhesie, da
er zuwenig Übung hatte. Hydrozelenoperationen wurden in Lokalanästhesie durchgeführt.
Ein Patient war entweder sehr schmerzempfindlich oder die Lokalanästhesie war nicht
ausreichend, er schrie mehrmals auf vor Schmerzen.
Kleinere Operationen wie Hernien, Hydrozelen, Zirkumzision, obstruktiver Darmverschluss
wegen Inkarzeration und Sectio wurden durchgeführt. Für grössere Operationen wie
Repositionen von Frakturen wurden die Patienten direkt ins staatliche Krankenhaus
„Muhimbili“ in Dar Es Salaam verlegt.
Moris im OPS
Preisliste für Operationen
Anästhesiewagen
Operationssaal von aussen
Ich besuchte auch die Frauenabteilung und die Männerabteilung, wo alle quer
durcheinandergewürfelt nebeneinander lagen. Da die Tuberkulose-Station im Umbau war,
lagen TB-Patienten neben AIDS-Patienten.
Es gab eine separate AIDS-Station, die von einer Organisation in den USA mitfinanziert
wurde, wo die Patienten ambulant aufgeklärt und betreut wurden und dreimal pro Woche Uji,
einen Getreidebrei zum Frühstück bekamen.
Die Mittel waren sehr beschränkt im Vergleich zur Kinderstation, wo es drei Betten mit
Sauerstoffversorgung und ein Zimmer mit Defibrillator, Absaugmaschine,
Blutchemieanalysemaschine gab. Dies war wichtig, da auf der Kinderstation die Kinder von
der Malariaimpfstudie hospitalisiert wurden.
Hauptgebäude des Ifakara Health Institute in Bagamoyo
Das Labor war im IHI-Hauptgebäude und sehr modern ausgestattet.
In der BRTU wurden die Mütter aufgeklärt über das Malariaimpfprojekt, die Kinder geimpft
und die Kontrolluntersuchungen durchgeführt. Bei einer Kontrolluntersuchung wurde Blut
abgenommen und die Mutter befragt, ob das Kind Husten, Schnupfen und andere Symptome
gehabt habe.
Falls das Kind ernsthaft krank war, wurde es sofort zur weiteren Betreuung auf die
Kinderstation verlegt. Die Mütter erhielten bei der ersten Konsultation eine ID-Card, auf der
eine Notfallnummer vermerkt war, welche die Mütter 24h pro Tag anwählen konnten, falls ihr
Kind krank wurde. Die Mutter und das Kind wurden dann von einem Fahrer des IHI jederzeit
in ihrem Dorf abgeholt und ins Spital gebracht.
Auch für die Kontrolluntersuchungen wurden die Mütter und Kinder abgeholt und wieder
nach Hause gebracht.
ID-Card (Vorderseite)
ID-Card (Rückseite)
Studie über den Malariaimpfstoff RTS,S5
Mütter beim Aufklärungsgespräch
Start der klinischen Phase-3-Studie6 im Mai 2009, an 11 verschiedenen Zentren in
Burkina Faso, Gabun, Ghana, Kenia, Malawi, Mozambik und Tansania mit insgesamt 16,000
Kindern und Säuglingen.
Zentren mit unterschiedlichen Übertragungsmuster und ganzjährlichem oder nur saisonalem
Vorkommen von Malaria. Grösste Malariaimpfstoffstudie weltweit.
7 der 11 Zentren haben schon an Phase 2-Studien teilgenommen.
Resultate der Phase 2-Studien
Reduktion klinischer Malariaepisoden in Kleinkindern um 53% über eine achtmonatige
Follow-Up Periode und 65% Schutz vor Infektion in Säuglingen über eine sechsmonatige
Follow-Up Periode.
Kürzlich publizierte Ergebnisse7 zeigten, dass RTS,S sicher gleichzeitig mit den üblichen
empfohlenen Kinderimpfungen verabreicht werden kann.
Zwei Studiengruppen: Kleinkinder 5-17 Monate alt und Säuglinge 6-12 Wochen alt
5
6
7
http://videoportal.sf.tv/video?id=350ae61d-1d39-4a14-8ab7-9792bd500068
http://www.malariavaccine.org/files/1122009_RTSSP3_FactSheet_PATH_FINAL.pdf
Abdullah et al 2008
Bei Erfolg der Phase 3-Studie könnte RTS,S 2012 für Kleinkinder und 2014 für Säuglinge
zugelassen werden.
Klinische Phasen einer Studie
Anzahl
Probanden
50-200
Patienten
Dauer
Schwerpunkte
Ziele
1-2
Jahre
Beurteilung des
Sicherheitsprofil und der
Immunantwort in Malarianaiven und –exponierten
Populationen
Phase 2
100-500
Patienten
2-3
Jahre
Phase 3
unterschiedlich
2-4
Jahre
Phase 4
unterschiedlich
Jahre
Pharmakokinetik,
Pharmakodynamik
(Aufnahme, Abbau
und Ausscheidung),
Verträglichkeit (Tests
mit
subtherapeutischen
Dosen) und
Sicherheit, FIM (First
in Man)
Überprüfung des
Therapiekonzepts,
Findung der
geeigneten
Therapiedosis,
Beobachtung positiver
Therapieeffekte
Signifikanter
Wirkungsnachweis
und Dokumentation
der NW, Vergleich
Substanz mit einem
Plazebo
Letzte Phase vor
Marktzulassung
Feststellung sehr
seltener NW,
Langzeiteffekt, WWK
mit anderen
Medikamenten
Phase I
Immunantwort
messen, Schutz vor
Infektionen und
klinischer
Erkrankung
beurteilen
Wirksamkeit im
grossen Ausmass
bestimmen
Dauer der
Wirksamkeit messen
und Bewerten der
Impfstoffcompliance
Ein Phase I-Wirkstoff hat ca. 8% Chance auf dem Markt zugelassen zu werden.
Struktur und Design der Phase 3-Studie
Zwei Teilnehmergruppen, die die vulnerabelsten Bevölkerungsgruppe abdecken:
Kinder von 5 bis 17 Monaten
Säuglinge von 6 bis 12 Wochen
Insgesamt sind 16,000 Teilnehmer geplant, davon mindestens je 6000 pro
Teilnehmergruppe.
Alle Kinder bekommen einen von der WHO empfohlenen Impfstoff, welcher vor 5
häufige Kinderkrankheiten schützt.
Studientyp: double-blind Studie
Ablauf:
Gruppe 5 bis 17 Monate
1A
Monat 0
RTS,S mit GSK8
AS01E Adjuvant
System
Monat 1
RTS,S mit GSK
AS01E Adjuvant
System
Monat 2
RTS,S mit GSK
AS01E Adjuvant
System
Monat 20
RTS,S mit GSK
AS01E Adjuvant
System
1B
RTS,S mit GSK AS01E
Adjuvant System
1C
Rabies-Impfstoff
RTS,S mit GSK AS01E
Adjuvant System
Rabies-Impfstoff
RTS,S mit GSK AS01E
Adjuvant System
Rabies-Impfstoff
Meningitis C-Impfstoff
Meningitis C-Impfstoff
Ziel aus Vergleich Gruppe 1A und 1B: Kann eine Boosterdosis (erneute Gabe von
RTS, S) den Effekt von RTS, S erhöhen?
Ziel aus Vergleich Gruppe 1A und 1C: Wirksamkeit von RTS,S?
Gruppe 6 bis 12 Wochen
2A
Monat 0 *
RTS,S mit GSK
AS01E Adjuvant
System
Monat 1 *
RTS,S mit GSK
AS01E Adjuvant
System
Monat 2 *
RTS,S mit GSK
AS01E Adjuvant
System
Monat 20
RTS,S mit GSK
AS01E Adjuvant
System
2B
RTS,S mit GSK AS01E
Adjuvant System
2C
Meningitis C-Impfstoff
RTS,S mit GSK AS01E
Adjuvant System
Meningitis C-Impfstoff
RTS,S mit GSK AS01E
Adjuvant System
Meningitis C-Impfstoff
Meningitis C-Impfstoff
Meningitis C-Impfstoff
*gleichzeitige Gabe von Diphterie (D), Tetanus (T), whole-cell Pertussis (Pw) und
Hämophilus influenzae B (Hib) gemäss Empfehlungen der WHO (EPI)
8
GSK AS01E: GlaxoSmithKline Adjuvant System 01 E
Wirkmechanismus9
Ziel ist das Immunsystem so zu stimulieren, dass es bei Eintritt des Malarierregers
Plasmodium falciparum in den Blutkreislauf oder bei Infektion der Leberzellen mit einer
effizienten Abwehr beginnt um so die Reifung, Vermehrung des Parasiten in der Leber,
den Wiedereintritt in den Blutstrom und die Infektion roter Blutzellen zu verhüten.
RTS, S Antigen verbindet das für die Invasion menschlicher Hepatozyten essentielle
Oberflächenprotein (PfEMP-1) mit einem Hepatitis B Oberflächenantigen. Dank des
Zusatzes des GSK eigenen Adjuvant System (AS) wird die Immunantwort (Produktion
von T-Zellen und Antikörpern) sogar noch stärker stimuliert.
Martha nimmt Blut für die Kontrolle
Geschichte von RTS,S
RTS,S wurde 1987 in den Laboratorien von GSK Biologicals entwickelt. Erstmals getestet
wurde RTS, S in gesunden Erwachsenen in Belgien und den USA, bevor es 1998 in Gambia
bei Erwachsenen getestet wurde.
Resultate einer Phase II Studie, die in 2002 gestartet wurde und mit mehr als 2000 Kindern
in Süd-Mozambik durchgeführt wurde, bewiesen die Durchführbarkeit einer
Malariaimpfstoffverabreichung in Kindern. RTS,S konnte während mindestens 18 Monaten
die Inzidenz einer klinischen Malaria um 35% senken und die einer schweren Malaria um
49%. Gemäss einer im Oktober 2007 erschienenen Publikation kann RTS,S nach einem
vollen Impfzyklus in Kleinkindern die Inzidenz einer Infektion um 65% senken während einer
3monatigen Follow-Up Periode.
Die Resultate zweier unterschiedlicher Studien über RTS,S wurden anfangs Dezember 2008
im NEJM10 publiziert und zeigten, dass RTS, S einen signifikanten Schutz vor einer Infektion
und vor einer Progression der Infektion zu einer klinischen Erkrankung bietet. Resultate in 5
bis 17 Monate alten Kindern zeigten, dass RTS,S das Risiko einer klinischen Episode
während einer 8monatigen Follow-UP Periode um 53% senken kann und ein gutes
Sicherheitsprofil hat. Eine weitere Studie zeigte, dass RTS,S gleichzeitig mit anderen
gewöhnlichen Kinderimpfungen verordnet ein vielversprechendes Sicherheits- und Wirkprofil
hat. Swiss TPH hat an diesen Entwicklungen direkt teilgenommen als Standortpartner des
Bagamoyo Research and Training Centre (BRTC), Teil des Ifakara Health Institute (IHI),
welches die Kleinkinderstudie durchgeführt hatte.
9
http://www.malariavaccine.org/files/12052008__RTSSfactsheet.pdf
Abdulla 2008, Bejon 2008
10
Beteiligte Organisationen
PATH Malaria Vaccine Initiative (MVI), United States Walter Reed Army Institute of
Research und Unterstützung von der Bill and Melinda Gates Foundation.
Ausschlusskriterien für den Einsatz von RTS,S

Akute mässige bis schwere Erkrankung (T über 37,5C)

Klinisch signifikante akute oder chronische Krankheit

Anämie unter 5g/dl und klinische Zeichen einer Herzinsuffizienz oder Atemnot

Bedeutende angeborene Erkrankungen

Vorausgegangene allergische Reaktionen auf frühere Impfungen

Vorausgegangene neurologische Störungen oder atypische Krampfanfälle

Vorausgegangene hospitalisationsbedürftige Mangelernährung

Aktuell HIV Stadium III/IV

Vorausgegangene allergische Erkrankungen oder Reaktionen, die durch den
Studienimpfstoff möglicherweise exazerbiert würden

Aktuell in anderer klinischer Studie involviert, auch Nicht-Malariastudien¨

Vorausgegangene Teilnahme an anderer Malariastudie

Einnahme von Medikamenten oder Impfstoffen, die nicht für diese Indikation
zugelassen sind innert 30d vor der ersten Studienimpfdosis

Verabreichung eines Impfstoffes weniger als 30d vor Studienimpfdosis, nicht vom
Protokoll vorgesehen

Erhalt eines Impfstoffes innert der 7 einer Studienimpfdosis vorausgehenden Tage

Befrager befürchtet Risiko für gravierende Nebenwirkung

Befrager befürchtet Risiko für unvollständige oder ungenügende Datenerhebung
Endpoints
Um die Impfstoffeffizienz zu beweisen werden Befrager die Patienten mindestens während
weiteren 2,5 Jahren in regelmässigen Abständen kontrollieren und das Auftreten einer
klinischen Malaria registrieren.
Klinische Malaria äussert sich durch Fieber und Parasitämie und andere Symptome. Auch
die Intensität und die Inzidenz von schwerer Malaria wird überwacht.
Schwierigkeiten
Michael T White et al.11 haben in ihrer Arbeit „Heterogeneity in malaria exposure and vaccine
response: implications for the interpretation of vaccine efficacy trials“, die kürzlich im Malaria
Journal erschienen ist, einige Probleme der Malariaimpfstoffstudie aufgezeigt, so zum
Beispiel, dass Unterschiede in der Exposition oder in der immunologischen Antwort
11
White 2010
(partieller Impfschutz für alle oder totaler Impfschutz für wenige?) oder die Abnahme der
Impfstoffwirksamkeit die Auswertung der Wirkstoffeffizienz verfälschen könnte. Ausserdem
ist der Follow-Up schwierig; da gewisse Mütter nicht kommen, wenn ihr Kind gesund ist oder
wegziehen oder das Abholangebot nicht nutzen, da sie meinen, das Kind sei doch nicht so
krank oder anderweitige Verpflichtungen (weitere Kinder, die umsorgt werden
müssen/Arbeiten) haben.
Dr.Fadhili bei der Kontrolluntersuchung
Reisen
Bagamoyo liegt 2h nördlich von Dar Es Salaam, die Daladalas fahren schnell und
regelmässig. Ich bin am Wochenende einige Male nach Sansibar gefahren, habe die Inseln
vor Dar besucht oder war in Dar im Supermarkt einkaufen. Glücklicherweise hatte ich genug
Zeit um einige Nationalpärke zu besuchen und die beeindruckende Natur und Tierwelt zu
erleben.
Mit einer australischen Biologiestudentin und ihrem tansanischen Kollegen war ich im
Ngorongoro-Nationalpark und habe den wunderschönen Krater und seine vielfältige Tierwelt
bewundert. An einem anderen Wochenende war ich im Saadani-Nationalpark, der bekannt
ist für seine Vogelwelt und Nilpferde. Der Wami-River mündet in einem Flussdelta direkt in
den Ozean.
Am Ende meines Tansania-Aufenthaltes war ich mit schottischen Medizinstudenten, die auf
Sansibar ein Praktikum absolviert haben auf einer 4d Zelt-Safari in der Serengeti, im Lake
Manyara-Nationalpark und nochmals im Ngorongoro. Wir haben Löwen, die gemütlich am
Boden schliefen und ab und zu eine Pfote in die Luft streckten und Leoparden, die auf den
Bäumen schliefen beobachtet.
Schlusswort
Ich habe viel erlebt in diesen 3 Monaten und die Offenheit und Herzlichkeit der Tansanier
sehr geschätzt. Es war lehrreich einen Einblick in ein anderes Gesundheitssystem zu haben
und zu sehen, wie mit viel weniger diagnostischen Mitteln oftmals doch die richtige Diagnose
gestellt wird. In der Schweiz wird meist erst nach definitiver Diagnosestellung mit einer
Therapie begonnen. In Bagamoyo beginnt man schneller mit einer medikamentösen
Therapie, was zu Antibiotika- und Antimalariaresistenzen führen könnte.
Zudem sind mir einige Zusammenhänge klar geworden, die sich einem aus der
schweizerischen Perspektive nicht offenbaren. So fehlt es überall noch an Mitteln, doch
Entwicklungshilfe tut nicht nur ihr Gutes. Auch Umweltschutz ist in Tansania noch nicht
wirklich ein Thema, doch wer will schon Abfall trennen, wenn es kein sauberes
Leitungswasser gibt?
Ich möchte mich nochmals ganz herzlich bei dem Swiss TPH, Gruhu und insbesondere bei
Herrn M. Tanner, Basel dafür bedanken, dass sie mir diese grossartige und prägende
Erfahrung ermöglichten.
Anhang 1
AB Gabe vom 24.12.2009.-25.2.2010 in der Kinderabteilung des Bezirkspitals Bagamoyo
Amoxicillin
Aminopenicillin
"Ampiclox" (Ampicillin+Cloxacillin)
9
12
Ampicillin
Aminopenicillin
3
Ceftriaxon
Cephalosporin 3a
5
Chloramphenicol
43
Cloxacillin
Isoxazolpenicillin
4
"Erythrecin" (Erythromycin)
Makrolid
1
"Flagyl" (Metronidazol)
4
Gentamycin
Aminoglykosid
"Klacid" (Clarithromycin)
neueres Makrolid
20
3
Penicillin
61
"Septrim" (Cotrimoxazol=Trimethoprim+Sulfamethazol)
14
TOTAL 150 Eintritte, davon 101 AB Gabe
Anhang 2
Statistik Top Ten Diseases vom 24.12.2009-25.2.2010 in der Kinderabteilung des
Bezirkspitals Bagamoyo
Abszess
1
Anaemie
Sichelzellanaemie
9
1
Dehydration
1
Diarrhoe/Gastroenteritis
10
Gastritis
1
Gastrointestinalblutung
1
Hautinfektion
1
Ingestion von
Fremdkoerper
Kerosen
Medikamenten
1
2
1
Konvulsionen
1
Laktoseintoleranz
1
Lymphadenitis
sekundär zu TB
1
Malaria
93
Mangelernährung
4
PAIDS (pediatric aids)
4
Pneumonie
Aspirationspneumonie
61
1
Sepsis
3
septische Wunde
1
TB
1
Unfall
1
URTI (upper respiratory tract infection)
4
UTI (urinary tract infection)
2
Verbrennungen
3
Wurminfektionen
1
TOTAL
210
Anhang 3
Todesursachen Paediatrie vom 1.12.2009-25.2.2010
Dez
Jan
Feb
Gastroenteritis
1
0
0
Hepatitis
0
1
0
Malaria
1
5
0
Marasmus
1
0
0
Pneumonie
bei HIV
4
1
2
2
Sepsis
1
1
0
unbekannt
0
0
1
Total
8
8
5
166
94
48
Total Eintritte









Ueberweisungen nach Dar, Bundesspital Muhimbili
Frakturen
2
0
0
Malaria
0
1
1
Septische Wunde
0
1
0



Anhang 4
Ausgaben Tansania Nov 2009-Feb 2010
USD
28.11.2009
Visum
TSH
CHF
50USD
Transport Airport-Hotel
32500TSH
Accommodation
95550TSH
Transport Hotel-Harbour
9100TSH
Transport Ferry 29.11.2009
58500TSH
Sansibar 28.11.-23.12.2009
Sprachkurs 18dx3h/d à 8d/h
432USD
576720TSH
Accommodation and Food
Mama Khadija 23d x 15USD/d
345USD
448500TSH
35USD
46725TSH
23.12.2009
Ferry Ticket
Taxi
3000TSH
Essen
16000TSH
Bagamoyo 23.12.-26.02.2010
Accommodation Frazmah 2 vom 1200USD
23.12.2009 bis 26.02.2010
Food/Woche
9x 60000TSH
Mahlzeit im Krankenhaus
40x 2000TSH
Baiskeli
Housegirl
80000TSH
32000TSH
Umwechslungskurs
1330 TSH
1CHF
946650TSH
712CHF
2062CHF
Total TSH
Total USD
Total CHF
2062USD
540000TSH
80000TSH
2773CHF
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