ellerland Appenzeller Zeitung Montag, 22. August 2016 Montag, 22. August 2016 Das Passé composé als Ohrwurm Das Haus des Lernens in Herisau geht nach 20 Jahren neue Wege. Vor einer Woche startete mit der Kunst- und Denkschule eine polyartive Oberstufe, dies neben der Futura. Eindrücke von der Eröffnungsfeier. MARK RIKLIN er n s - p- Es - as .» - - - att de h f- HERISAU. Freitag, kurz vor 19 Uhr. Auf dem Weg in die neuen Räumlichkeiten der Kunst- und Denkschule im Haus des Lernens (SBW) stossen die Gäste auf eine lebende Installation. Regungslos sitzt ein junger Mann in Denkerpose auf dem Treppengeländer, den Kopf in RodinManier aufgestützt, im Hintergrund ergänzt von einer Frau, die eingefroren in der Ecke als Kunstfigur willkommen heisst. Schöpferische Facetten fördern Langsam werden die zahlreichen Figuren zum Leben erweckt, setzen sich in Richtung Musikatelier in Bewegung, bevor sie sich in einem stimmlichen Klangteppich auflösen. Unter grossem Applaus wird das Ensemble – 25 jugendliche Akteure und deren Arrangeure – vorgestellt: Die Geburtsstunde der SBW-Kunst- und Denkschule, die als polyartive Oberstufe auf Persönlichkeitsentwicklung mit künstlerischen Mitteln setzt. Neben den schulischen Kernfächern sollen die kreativen und schöpferischen Facetten der Jugendlichen gefördert werden, und dies von professionellen Kunstschaffenden aus der Region: Cordelia Alder (Tanz und Bewegung), Matthias Flückiger (Theater), Urs Irniger (Fotografie), Roman Rutishauser (Musik), Helmut Sennhauser (Bildnerisches Gestalten) und Barbara Sonderegger (Philosophie). Mit Leidenschaft und Humor «Die intensive Beschäftigung mit Musik, Theater, Tanz und Gestalten fördert Lernprozesse in allen Bereichen», sagt Roman Rutishauser, der Spiritus Rector der SBW-Kunst- und Denkschule, «gerade auch beim Lernen einer Fremdsprache oder beim Verstehen mathematischer Zusammenhänge.» Was damit gemeint sein könnte, wird am Eröffnungsabend am Beispiel schulischer Knacknüsse eindrücklich de- Bild: Regula Immler Grenzen ausloten, Position beziehen und sich exponieren ist an der SBW Kunst- und Denkschule Teil des Programms. monstriert, an denen sich schon x Generationen die Zähne ausgebissen haben: der PythagorasSatz oder das Passé composé beispielsweise. Wenn französische Verben mit Leidenschaft und einer Prise Humor gesungen oder getanzt werden, bekommen sie Farbe und Energie und werden so zu einer körperlichen Erfahrung. Was bisher kaum vorstellbar schien, wird in diesem Moment bewiesen: Auch sperrigere Bildungsinhalte gewinnen an spielerischer Leichtigkeit. Das eigene Leben proben «Die SBW-Kunst- und Denkschule ist keine Schule im klassi- schen Sinne, sondern eine Art Theater, in dem das eigene Lebensstück geprobt wird», sagt Rutishauser. Immer wieder von neuem sollen die Jugendlichen herausgefordert und begeistert werden. Beginn mit Irritation So begann bereits der erste Schultag mit einer kleinen Irritation im öffentlichen Raum. Weisse Gestalten überquerten den Fussgängerstreifen, suchten im Schatten einer Passage Schutz vor der Sonne und erstarrten dort zu Skulpturen. Der Bus verlangsamte sein Tempo, Fahrgäste wunderten sich über die In- stallation. Eine erste Erfahrung, in ungewohnte Rollen zu schlüpfen und dabei die Wirkung auf sich und andere zu beobachten. Ein Spiel zwischen sich verstecken und exponieren, zwischen sehen und (nicht) gesehen werden. Fortsetzung folgt. SBW Futura Abschluss mit Anschluss Neben der SBW Kunst- und Denkschule (7. bis 10. Schuljahr) bietet die SBW Herisau mit der SBW Futura wie bisher ein 9. und 10. Schuljahr mit dem Ziel, eine passende Anschlusslösung zu finden. Nebst der neuen Leitung unter Jan Egger und den frisch umgebauten Räumlichkeiten wurden auch stundenplantechnische Anpassungen vorgenommen. So haben die Jugendlichen gleitende Arbeitszeiten – ein schweizweites Novum. Weitere Informationen unter: www.sbw.edu. (pd)