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Studienreise 3.-7. Januar 2012
Anne Frank: Frankfurt – […] – Bergen-Belsen
DIE FAMILIE FRANK
Die Familienmitglieder
• Otto Frank wurde am 12. Mai 1889 in Frankfurt am Main geboren.
• Edith Holländer wurde am 16. Januar 1900 in
Im Sommer 1933 verbrachte die Familie Frank
ihre Ferien bei Ediths Mutter, Oma Holländer,
in Aachen.
Aachen geboren.
• Otto und Edith heirateten am 12 Mai 1925.
• Margot Frank wurde am 16. November 1926
in Frankfurt am Main geboren.
• Anne Frank wurde am 12. Juni 1929 in Frankfurt am Main geboren.
Die Familie Frank wohnte seit Herbst 1927 am
Marbachweg 307 in Frankfurt am Main und
zog dann im März 1931 an die Ganghoferstrasse 24.
«Ich will nicht mehr darüber sprechen, was ich empfand,
als in Auschwitz auf der Rampe
meine Familie auseinander gerissen wurde.»
Otto Frank, 1979
Flucht, Versteck und das Ende
Am 5. Dezem-
werden.
ber
Tatsächlich
Anne nach Bergen-Belsen gebracht. Kurz vor
wurde
der Befreiung von Bergen-Belsen durch die Eng-
zunächst Edith
ihr Versteck verra-
länder am 15. April 1945 starben Anne und
und Margot in
ten und alle Unter-
Margot im März 1945 an Typhus.
die Niederlande
getauchten wurden
nach
am 4. August 1944
flüchteten
Amster-
dam, im Febru-
gefangen
ar 1934 zogen
men und zunächst
auch Otto und
in
Anne nach. Im
Niederlanden
März
gelegene Lager Westerbork gebracht.
1939
das
genomin
den
folgte ihnen Oma Holländer, die bereits im Ja-
Am 3. September 1944 wurden sie in einem
nuar 1942 starb.
Transport ins Lager Auschwitz im heutigen Po-
In diesem Jahr bekam Anne zu ihrem 13. Ge-
len deportiert. Dort starb Edith am 6. Januar
burtstag ihr Tagebuch geschenkt.
1945 an Erschöpfung, kurz bevor Auschwitz am
Am 6. Juli 1942 zog die Familie Frank ins Hin-
27. Januar von russischen Truppen befreit wur-
terhaus der Firma des Vaters. Zwei Jahre lang
de. Otto Frank kam frei.
lebten sie dort in der Angst, entdeckt zu
Bereits im Oktober 1944 wurden Margot und
Nicola Streit
Studienreise 3.-7. Januar 2012
Anne Frank: Frankfurt – […] – Bergen-Belsen
DAS LEBEN DER ANNE FRANK
1929–1942: Frankfurt
Am 12. Juni 1929 wird Anne Frank in Frankfurt
1933 werden die Juden in Deutschland immer
Zu ihrem 13. Geburtstag im Jahr 1942 be-
am Main geboren und lebt dort mit ihrer Fami-
stärker diskriminiert und verfolgt. Die Familie
kommt Anne ein Tagebuch. Sie beginnt sofort
lie bis 1934.
Frank flüchtet aus diesen Gründen in die Nie-
mit Schreiben.
Ab der Machtergreifung Adolf Hitlers im Jahre
derlande.
1942–1944: Amsterdam
1940 nehmen die Deutschen die Niederlande
steck im Hinterhaus der Fabrik von Otto Frank.
nerinnen und Bewohner des Hinterhauses von
ein. Zwei Jahre später bekommt Margot einen
Einige Zeit später kommt auch Fritz Pfeffer da-
einem Unbekannten verraten. Ihr Versteck wird
Aufruf, sich zu einem Transport nach Deutsch-
zu.
aufgelöst, Anne und ihre Familie sowie alle an-
land zu melden.
Anne schreibt während der zwei Jahre im Hin-
deren werden verhaftet.
Daher zieht die Familie Frank 1942 gemeinsam
terhaus ihr Tagebuch.
mit der befreundeten Familie van Pels ins Ver-
Am 4. August 1944 werden die acht Bewoh-
1944–1945: Auschwitz und Bergen-Belsen
Nach einem kurzen Aufenthalt in Westerbork,
kurz davor, an Typhus: Eine Krankheit, die we-
wo die Juden in die verschiedenen Lager einge-
gen Hunger und fehlender Hygiene ausbricht
teilt wurden, werden Edith, Otto, Margot und
und zusammen mit der körperlichen Erschöp-
Anne nach Auschwitz im heutigen Polen depor-
fung bei vielen Menschen in Bergen-Belsen zum
tiert. Edith und Otto bleiben in Auschwitz, wo
Tod geführt hat.
Edith an Erschöpfung stirbt. Otto überlebt.
Von Anne und Margot gibt es in Bergen-Belsen
Margot und Anne werden nach Bergen-Belsen
kein Grab, aber einen Gedenkstein für die zwei
gebracht. Dort stirbt Anne, wie ihre Schwester
Schwestern.
«Irgendwann wird dieser schreckliche Krieg doch zu Ende sein,
irgendwann werden wir doch wieder Menschen und nicht nur Juden sein!»
Anne Frank, 9. April 1944
Shania Lauper
Studienreise 3.-7. Januar 2012
Anne Frank: Frankfurt – […] – Bergen-Belsen
DIE ENTRECHTUNG DER JUDEN
IM NATIONALSOZIALISMUS
Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Sehr bald darauf begann die Schikanierung und Entrechtung der Juden in Deutschland. Es fing an mit einem Boykott.
Antijüdische Massnahmen
1. April 1933
7. April 1933
Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) ruft zu einem
Boykott der jüdischen Geschäfte, Arzt- und Anwaltspraxen auf. Deutsche
Antijüdische Gesetze
sollen nicht mehr in jüdische Geschäfte gehen. Da dies zunächst nur ein
• Juden müssen einen Judenstern tragen.
Aufruf und noch kein Gesetz ist und einige Leute damit nicht einverstanden
• Juden müssen ihre Fahrräder abgeben.
sind, gehen sie trotzdem nach wie vor auch zu Juden.
• Juden dürfen nicht mit der Strassenbahn
Das «Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums» wird einge-
fahren.
führt. Dies führt zur Entlassung aller jüdischen Beamten.
• Juden dürfen nicht Auto fahren.
20. April 1934
Juden werden von leitenden Positionen in der Wirtschaft ausgeschlossen.
• Juden dürfen nur in der Zeit von 15.00 bis
10. September 1935
Es werden besondere Schulklassen für jüdische Kinder eingerichtet.
15. September 1935
Die «Nürnberger Gesetze» werden eingeführt: Juden und «arische» Deut-
• Juden dürfen nur zu jüdischen Frisören.
sche dürfen nicht mehr privat miteinander verkehren. Das führt zu Verlus-
• Juden müssen von 20.00 Uhr bis 6.00 Uhr
ten sehr guter Freundschaften. Die Menschen werden in «Rassen»
zu Hause sein, d.h. im Haus und z.B. nicht
im Garten.
eingeteilt.
9. November 1938
17.00 Uhr einkaufen gehen.
Im Novemberpogrom (von Nationalsozialisten «Reichkristallnacht» ge-
• Juden dürfen nicht ins Schwimmbad, Kino,
nannt) werden jüdische Synagogen, Geschäfte und sogar Privatwohnungen
Theater und sonstige der Vergnügung die-
zerstört und abgebrannt. Über 30'000 Männer werden in Konzentrationsla-
nende Einrichtungen.
ger verschleppt.
• Juden dürfen nicht Tennis, Hockey, Fussball
1. September 1939
Mit dem deutschen Überfall auf Polen beginnt der 2. Weltkrieg.
10. Mai 1940
Deutschland greift die neutralen Niederlande an und besetzt das Land. Die
und viele andere Sportarten treiben.
• etc.
Besetzer führen auch in den Niederlanden antijüdische Gesetze ein.
«Ich traue mich nichts mehr zu machen,
ich habe Angst, dass es nicht mehr erlaubt ist.»
Anne Frank, 20. Juni 1942
Juden wurden aus Geschäften, Hotels und sogar ihren Wohnungen geholt, um öffentlich schikaniert zu werden. Sie wurden auf die Strasse gestellt und mussten beleidigende Schilder um den Hals tragen. Die Schikanierungen und Entrechtungen wurden immer schlimmer bis dahin, dass Juden schliesslich in Konzentrationslagern vernichtet wurden.
Patrik Gerber
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Anne Frank: Frankfurt – […] – Bergen-Belsen
WIDERSTAND
GEGEN DEN NATIONALSOZIALISMUS
Seit dem Jahr 1933, in dem die Nationalsozialistische
• Bei Juden einkaufen, obwohl es verboten war
Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) zur mächtigsten Partei
• Juden aus Einwohnerverzeichnissen löschen
Deutschlands wurde, lehnten sich immer wieder Bürger,
• Juden verstecken
Beamte etc. gegen Hitler und die Nationalsozialisten auf.
• Juden auf «Rückstellungslisten» setzen, was eine Depor-
Dieser Widerstand war auf sehr verschiedene Arten
möglich:
tation vorerst verhinderte
• Juden in andere Länder «schmuggeln»
Otto Kaspar
Willem Arondeus
Der Frankfurter Polizeimeister Otto Kaspar än-
Willem Arondeus leitete im März 1943 einen
derte eigenmächtig die Einträge über die Reli-
Brandanschlag auf das Einwohnermeldeamt in
gionszugehörigkeit auf den Meldekarten zahl-
Amsterdam, so dass nach dem Verlust der Kar-
reicher Frankfurter Juden, so auch die der
teien die Auffindung jüdischer Familien stark er-
Frankfurter
Familie
schwert wurde. Willem Arondeus wurde von ei-
Senger. Da ihm die-
nem deutschen Gericht in Amsterdam zum To-
se Änderungen spä-
de verurteilt und am 1. Juli 1943 hingerichtet.
Victor Kugler, Miep Gies,
Jo Kleiman und Bep Voskuijl
ter nicht mehr sicher genug erschienen, vernichtete er
zum Teil die alten
Karteikarten
und
legte neue an, so
Miep Gies, Johannes Kleimann, Victor Kugler
dass die Änderun-
und Bep Voskuijl, die Angestellten von Otto
gen nicht mehr nachvollziehbar waren. Die Fa-
Frank, versteckten die Familie Frank und die mit
milie Senger, durch deren Nachforschungen die
ihnen befreundete Familie van Pels sowie Fritz
Manipulierungen von Otto Kaspar in der Nach-
Pfeffer im Hinterhaus. Dadurch handelten sie
kriegszeit überhaupt erst bekannt wurden, kan-
alle unter Lebensgefahr. Sie wurden von einem
nte Otto Kaspar kaum und konnte sich nicht er-
bis heute unbekannten Informanten verraten.
klären, warum er dies für sie getan hatte.
Victor Kugler und Jo Kleiman wurden verhaftet,
Miep Gies und Bep Voskuijl jedoch nicht.
Anne hegte grosse Bewunderung für jene Menschen, die Untergetauchten halfen:
«Es ist erstaunlich, wie oft, wie nobel und wie uneigennützig diese Arbeit verrichtet
wird und wie die Leute unter Einsatz ihres Lebens anderen helfen und andere retten.
Das beste Beispiel dafür sind wohl unsere Helfer. Nie haben wir von ihnen ein Wort
gehört, das auf die Last hinweist, die wir doch sicher für sie sind.
Niemals klagt einer, dass wir ihnen zu viel Mühe machen.»
Anne Frank, 28. Januar 1944
Lena Georgescu
Studienreise 3.-7. Januar 2012
Anne Frank: Frankfurt – […] – Bergen-Belsen
DAS TAGEBUCH DER ANNE FRANK:
SYMBOL UND DOKUMENT ZUGLEICH
Das Tagebuch der Anne Frank ist ein Symbol für den Völkermord an den Juden durch die Nazi-Verbrecher und ein Dokument der Lebenswelt einer einzigartig begabten jungen Schriftstellerin.
Anne Frank und ihr Tagebuch
sich selbst bzw. an Kitty, eine von ihr erfundene
Person. Dann hörte sie im Radio aus London,
dass man nach dem Krieg alles über die Leiden
des niederländischen Volkes veröffentlichen
wollte. Da fing Anne an, ihr Tagebuch umzuschreiben und zu korrigieren: Sie liess Passagen weg, die sie uninteressant fand und schrieb
neue dazu. Anne bereitete ihr Tagebuch zur
Veröffentlichung vor.
Der letzte Eintrag von Anne Frank ist datiert mit
dem 1. August 1944. Drei Tage später wurde
das Versteck verraten. Alle Untergetauchten,
dazu auch ihre Helfer, wurden verhaftet und
Anne Frank führte vom 12. Juni 1942 bis zum 1.
August 1944 ein Tagebuch, das sie an ihrem 13.
Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Bis
zum Frühjahr 1944 schrieb sie ihre Einträge für
kamen in verschiedene Konzentrationslager.
Miep Gies und Bep Voskuijl stellten noch am
Tag der Verhaftung die Aufzeichnungen von
Anne Frank sicher.
«Ich kann dir, so hoffe ich, alles anvertrauen, wie ich es bisher
bei niemandem konnte, und ich hoffe, du wirst mir eine
grosse Stütze sein.»
Anne Frank, 12. Juni 1942
Die Veröffentlichung des Tagebuchs
Als sich herausgestellt hatte, das Anne Frank in Bergen-Belsen gestorben war, las ihr
Vater Otto Frank das Tagebuch. Nach reiflicher Überlegung entschloss er sich, seiner
Tochter den Traum zu erfüllen, Schriftstellerin zu werden, und veröffentlichte das
Tagebuch.
Das Buch erschien 1947 in den Niederlanden, inzwischen wurde das Buch in mehr als
sechzig Sprachen übersetzt. Noch heute werden jährlich ca. 100'000 Exemplare
verkauft.
Über das Tagebuch der Anne Frank wurden bald auch Theater geschrieben und Filme
gedreht, die zahlreich besucht wurden.
Nur Dank des Tagebuchs wissen wir heute so viel über Anne Frank.
Jannis Oetterli
Studienreise 3.-7. Januar 2012
Anne Frank: Frankfurt – […] – Bergen-Belsen
DAS HINTERHAUS
Hinter dem Geschäftshaus von Otto Frank in der Amsterdamer Prinsengracht 163 liegt noch ein Hinterhaus. Es ist durch
einen Durchgang zu erreichen, der durch ein verschiebbares Bücherregal versteckt ist.
«Verstecken, wo sollten
wir uns verstecken, in der
Stadt, auf dem Land, in
einem Haus, in einer Hütte,
wann, wie, wo …?»
Anne Frank, 8. Juli 1942
Die Räume
46: Magazin
58: Privatbüro und Küche
68: Büro Victor Kugler
74: Büro Miep Gies, Jo Kleiman, Bep Voskuijl
90: Lager
98: Treppenpodest mit Drehregal
108: Zimmer Otto, Edith und Margot Frank
126: Zimmer Anne Frank und Fritz Pfeffer
148: Waschraum
154: Zimmer Hermann und Auguste van Pels
170: Zimmer Peter van Pels und Dachboden
Die Personen
Anne Franks Zimmer
Das Badezimmer
Im Hinterhaus lebten Otto und Edith Frank mit
Anne Frank teilte am Anfang das Zimmer mit
Das Badezimmer war sehr klein und hatte keine
ihren Töchtern Anne und Margot, ausserdem
ihrer Schwester Margot. Als später Fritz Pfeffer
Badewanne oder Dusche, sondern nur ein Lava-
Hermann und Auguste van Pels mit ihrem Sohn
dazukam, musste Margot in das Zimmer ihrer
bo. Dort haben sich alle Untergetauchten ge-
Peter. Dazu kam später Fritz Pfeffer.
Eltern gehen und Anne das Zimmer mit Fritz
waschen.
Victor Kugler, Miep Gies, Jo Kleiman und Bep
Pfeffer teilen. Anne Franks Zimmer war sehr
Voskuijl brachten jeden Tag das Essen und et-
einfach eingerichtet: Nahe der Tür stand ein
was zum Lesen. Nur diese vier Personen kann-
Pult mit dem Tagebuch, an der Wand hingen
ten das Versteck.
Poster und Fotos von der Familie
und
verschiedenen
Filmstars.
Laura Grünenwald
Studienreise 3.-7. Januar 2012
Anne Frank: Frankfurt – […] – Bergen-Belsen
DAS KONZENTRATIONSLAGER BERGEN-BELSEN
Geschichte
1935
Der Truppenübungsplatz Bergen wird
errichtet.
1940
Das Gelände wird zum Kriegsgefangenenlager ausgebaut.
1943
Aus dem Lager entsteht ein Austauschlager mit prominenten Juden, die gegen im Ausland internierte Deutsche
ausgetauscht werden sollen.
März 1944
Das Häftlingslager wird mit kranken Häftlingen aus anderen Konzentrationslagern belegt. Bergen-Belsen wird Auffang- und Sterbelager. Die meisten dieser kranken Häftlinge sterben.
August 1944
Aus Platzmangel wird ein Zeltlager für ca. 8'000 Frauen aus dem KZ Auschwitz-Birkenau errichtet. Unter diesen Frauen sind auch
Anne und Margot Frank. Die Zelte brechen in einem Novembersturm zusammen, die Frauen werden in Baracken verlegt.
März 1945
Margot und Anne Frank sterben in Bergen-Belsen an Typhus.
15. April 1945
Bergen-Belsen wird durch britische Truppen befreit. Etwa 60'000 Menschen sind noch im Lager, dazu ca. 10'000 Tote.
«Irgendwann wird dieser schreckliche Krieg doch zu Ende sein,
irgendwann werden wir doch wieder Menschen und nicht nur Juden sein!»
Anne Frank, 9. April 1944
Übersicht
1) Kriegsgefangenenlager, später Frauenlager
2) Vorlager: Verwaltung Schutz-Staffel (SS)
2E) Entlausung (Krankheiten) und Trennung Frauen/Männer
3) Kleines Frauenlager: ab Nov 1944 Frauen aus dem Zeltlager
4) Schuhbaracke: Zwangsarbeit
5) Austauschlager, «Sternlager»
6) Freigelegte Fundamente von Block 9 und 10
7) Häftlingslager
8) Zeltlager (bis Nov 1944)
Ich fand es sehr spannend, als wir am Freitag nach Bergen-Belsen ins ehemalige Konzentrationslager gegangen sind.
Leider konnte man nicht mehr sehr viel davon sehen, aber trotzdem war es sehr erstaunlich.
Jérôme Botteron
Studienreise 3.-7. Januar 2012
Anne Frank: Frankfurt – […] – Bergen-Belsen
DIE LEBENSBEDINGUNGEN IN BERGEN-BELSEN
Das Lager Bergen-Belsen war ein Arbeits-, Auffang- und Sterbelager. Die Menschen mussten sich zu Tode arbeiten, dazu
waren die Lebensbedingungen so schlecht, dass die meisten verhungerten oder an mangelnder Hygiene starben.
«Der Ort,
der einst
die Hölle war,
wo jede Stunde
Tod gebar.
Ein Ort
der Leichen,
Qual
und Schmerzen;
bestimmt, um
Leben auszumerzen.
Ein Ort
vom Totenkopf
besessen:
auf ewig
bleibt er
UNVERGESSEN!»
Brigitte Berger-Nenner
Die Lebensbedingungen
Die Lebensbedingungen in Bergen-Belsen waren von Beginn an unmenschlich, dazu verschlechterten sie sich mit der Zeit noch mehr.
Schliesslich war das Lager so überfüllt, dass eine grosse Anzahl Toter
einfach auf dem Gelände herumlag.
Wenn die Häftlinge nach ihren langen Reisen in den Viehwagen am
Bahnhof angekommen waren, mussten sie einen sechs Kilometer
langen Fussmarsch zurücklegen, obwohl sie schon so geschwächt
waren. Nach der Ankunft im Konzentrationslager durften sie kurz duschen und ihre Kleider wurden desinfiziert. Die Häftlinge bekamen viel zu wenig Nahrung, teilweise hatten sie nicht einmal ein Bett und
mussten oft auch im Winter am Boden schlafen. Die Arbeit, die sie verrichten mussten, war sehr hart
und eintönig. Zudem waren die hygienischen Verhältnisse schlimm. Alles dies führte dazu, dass in Bergen-Belsen die Häftlinge vor allem an Krankheiten, an der harten Arbeit und an Hunger gestorben sind.
Die Baracken
In den Baracken von Bergen-Belsen mit der Grösse von 10 x 40 Metern wurden zwischen 300 und 400 Menschen untergebracht, die in
diesem Raum assen, schliefen und nicht selten auch starben.
In «Block 10» waren die Lebensbedingungen am schlimmsten.
Nachdem die zunächst hier untergebrachten polnischen Juden nach
Auschwitz deportiert worden waren, war ein Transport mit ca. 2'000
ungarischen Juden nach Bergen-Belsen unterwegs. Im Lager kamen
nur noch 1'600 Menschen an, sie wurden in Block 10 untergebracht.
Doch dort wurde es immer stiller: Zehn Tage nach ihrer Ankunft mussten andere Häftlinge die Baracke
ausräumen. Sie fanden um die 200 Menschen, alle anderen waren vor Hunger und Erschöpfung
gestorben.
Jana Stritt
Studienreise 3.-7. Januar 2012
Anne Frank: Frankfurt – […] – Bergen-Belsen
DIE STRAFVERFOLGUNG
DER SS-ANGEHÖRIGEN VON BERGEN-BELSEN
Nachdem die Nationalsozialisten Millionen von Juden und Angehörige anderer Minderheiten in Konzentrationslagern ausgebeutet und getötet hatten, wurden – zuerst in Bergen Belsen — einige Angehörige der nationalsozialistischen SchutzStaffel (SS) gerichtlich verfolgt und verurteilt.
Strafverfolgung durch britische Militärgerichte
Unmittelbar nach der Befreiung des Konzentra-
Bergen-Belsen-Prozess durch.
Deutschland. In den folgenden Jahren führte
tionslagers Bergen-Belsen nahm die britische
15 Angeklagte wurden zum Tode verurteilt und
die Justiz der Bundesrepublik Deutschland eini-
Armee das SS-Personal fest und begann mit der
25 SS-Angehörige wurden zu mehrjährigen
ge Ermittlungsverfahren durch; es kam jedoch
Untersuchung der in Bergen-Belsen verübten
Haftstrafen verurteilt. Die meisten Leute des SS-
zu keiner Anklage.
Verbrechen. Ein britisches Militärgericht führte
Personals standen jedoch niemals vor Gericht.
von September bis November 1945 den ersten
Das britische Militärgericht arbeitete bis 1949 in
SS-Angehörige von Bergen-Belsen vor Gericht
Josef Kramer, Lagerkommandant in den Konzentrationslagern
Natzweiler-Struthof,
Au-
schwitz-Birkenau und Bergen-Belsen
Irma Grese, Aufseherin in den Konzentrationsla-
Am 17. September 1945 begann in Lüneburg
gern Ravensbrück, Auschwitz-Birkenau und
der Bergen-Belsen-Prozess.
Bergen-Belsen
Strafverfolgung durch deutsche Zivilgerichte
In den 1950er Jahren wurden NS-Straftaten
reits in der NS-Zeit tätig gewesen waren, hatten
Jahren 1944/45 auf. Die Ermittlungen blieben
kaum verfolgt. In der deutschen Bevölkerung
wenig Interesse an wirkungsvollen Prozessen
ohne Ergebnisse.
waren Sympathien für den Nationalsozialismus
gegen NS-Straftaten. Im Jahr 1962 nahm die
Zu den im Konzentrationslager Bergen-Belsen
noch weit verbreitet, seine Verbrechen wurden
Staatsanwaltschaft Lüneburg Ermittlungen ge-
verübten Verbrechen haben seit 1949 keine
teilweise als Randerscheinungen angesehen.
gen die Verantwortlichen des Massensterbens
Gerichtsverfahren stattgefunden.
Richter, Staatsanwälte und Polizisten, die be-
im Konzentrationslager Bergen-Belsen in den
«Was war der Grund zu den Gaskammermorden?»
– «Ich weiss es nicht, die Vorgesetzten haben es mir nie gesagt.»
Josef Kramer
Severin Zürcher
Studienreise 3.-7. Januar 2012
Anne Frank: Frankfurt – […] – Bergen-Belsen
DER ALTE JÜDISCHE FRIEDHOF IN FRANKFURT
Der alte jüdische Friedhof am Börneplatz in Frankfurt am Main wird heute von einer Mauer umgeben, in der 11'134 Steine an die Namen der im nationalsozialistischen Holocaust umgebrachten Frankfurter Jüdinnen und Juden erinnern.
Holocaust
Als Holocaust (griechisch: «Vollständige Vernichtung») oder Shoah (hebräisch
«Unheil») wird die Ermordung der etwa 6 Millionen Juden, Sinti, Roma, Homosexuellen, Behinderten und politischen Gegner der Nationalsozialisten zwischen
1938 und 1945 in Europa bezeichnet.
Diese Menschen wurden «vergast», erschossen, durch Arbeit ermordet oder sie
starben wegen der schlechten Lebensbedingungen an Hunger und Krankheiten.
Der Friedhof
Der alte jüdische Friedhof in Frankfurt wurde
Im «Judenvertrag» von 1939 drängte die Stadt
1180 erstmals urkundlich erwähnt und gilt als
Frankfurt die jüdische Gemeinde unter anderem
zweitältester jüdischer Friedhof in Deutschland.
zum Verkauf des Friedhofs. 1942 ordnete der
Die ältesten heute noch nachweisbaren Gräber
Frankfurter Oberbürgermeister Friedrich Krebs
stammen von 1272, bis 1828 wurden die jüdi-
die Zerstörung des Friedhofs und der Grabstei-
schen Toten in Frankfurt am Main dort begra-
ne an.
ben.
Nur ein kleiner Teil des Friedhofs befindet sich
Weil es für jüdische Friedhöfe eine unantastbare
heute noch im Originalzustand.
Totenruhe gibt, blieb der alte Friedhof lange
Zeit unverändert.
«Niemand ist mit einem Etikett um den Hals auf die Welt
gekommen, auf dem steht ‹Mensch erster Qualität› oder ‹Mensch
zweiter Qualität›. Die Etiketten haben wir Menschen erfunden.»
Anita Lasker-Wallfisch
Die Friedhofsmauer
im Jahr 1996 wurden 11'134 Steine in die
ren zahllos erscheinenden Gedenksteinen sehr
Friedhofsmauer eingelassen. Auf jedem Stein
eindrücklich.
steht jeweils der Name, das Geburts- und das
Wenn man aber bedenkt, dass im Holocaust
Sterbedatum
gesamthaft etwa 6 Millionen, also 538 Mal
eines
Frankfurter
Juden/einer
Frankfurter Jüdin, der/die im nationalsozialisti-
mehr Juden umgebracht wurden, ist die Mauer
schen Holocaust gestorben ist.
immer noch kurz und die Zahl der Gedenksteine
Die Friedhofmauer ist in ihrer Länge und mit ih-
klein.
Ariana Lüthi
Studienreise 3.-7. Januar 2012
Anne Frank: Frankfurt – […] – Bergen-Belsen
ANNE FRANK:
FRANKFURT – […] – BERGEN-BELSEN
Eine Studienreise auf den Spuren von Anne Frank
für Schülerinnen und Schüler der Oberstufe
vom 3. bis zum 7. Januar 2012
Idee
Ziele
Der Ausgangspunkt für die Planung dieser Stu-
Für die Studienreise wurden schliesslich folgen-
dienreise waren «Wandmalereien» während ei-
de Ziele formuliert:
nes Lagers einer Moosseedorfer Konfirmations-
• Erarbeitung von erlebnis- und erfahrungsbe-
klasse: Unter anderem war an einem Balken des
zogenem Wissen über Nationalsozialismus,
Lagerhauses mit dickem Filzstift ein Hakenkreuz
Holocaust und Antisemitismus anhand der
angebracht.
Lebensgeschichte der Anne Frank
Abgesehen von der Diskussion, ob dieses Ha-
• Kenntnis eines Konzentrationslagers/einer Ge-
kenkreuz tatsächlich von unserer oder doch ei-
denkstätte aus eigener Anschauung
ner anderen Gruppe stammte, wurde in den
• Wahrnehmung von aktuellem Antisemitismus
Gesprächen mit der Konfirmationsklasse deut-
und Rassismus, auch von Ansätzen oder Spu-
lich, dass bei den meisten SchülerInnen nur sehr
ren rassistischen Denkens oder Argumentie-
rudimentäres Wissen über Nationalsozialismus
und Holocaust vorhanden war. Andererseits
stiess das Thema bereits in der Konfirmationsklasse auf grosses Interesse.
Bei der Planung des Jahresprogramms 2012
kristallisierte sich die Idee heraus, gemeinsam
mit SchülerInnen der Klassen 7 bis 9 im Rahmen
einer Studienreise ein Konzentrationslager zu
besuchen und sich im Kontext dazu mit Nationalsozialismus und Holocaust zu beschäftigen.
Um diese Beschäftigung schliesslich an der Biografie einer auch unter Jugendlichen oftmals
bereits bekannten Person festzumachen, wurde
die Biografie der Anne Frank als zeitliches und
rens bei den TeilnehmerInnen selbst
• Prävention von Antisemitismus und Rassismus
• Herstellung eines persönlichen Kurs-Journals
(«Tagebuch») mit Notizen und Fotos; Präsentation ausgewählter Inhalte auf einem Poster
am Nachtreffen
geografisches Raster gewählt.
Zeitplan des Projekts
Juli/August 2011: Ausschreibung, Werbung in
Begleitung von interessierten Eltern und Ge-
Oldau (Anne-Frank-Haus) bzw. Bergen-Bel-
Schulbesuchen, Flyer, Aushänge, Website,
schwistern: Motivation der TeilnehmerInnen,
sen (Gedenkstätte), Führung des Kurs-Jour-
Hinweis auf der Gemeindeseite von «refor-
Kurs-Ziele, Beginn Kurs-Journal, Organisato-
miert.»
rische Absprachen
nals
10. Januar 2012: Nachtreffen mit interessierten
(sobald genügend Anmeldungen da sind:) Be-
Eigenständige Vorbereitung der TeilnehmerIn-
Eltern, Geschwistern, KollegInnen und Freun-
antragung von Fremdmitteln: Fachstelle für
nen anhand des Tagebuchs der Anne Frank
dInnen: Präsentation ausgewählter Inhalte
Rassismusbekämpfung,
sowie weiterer empfohlener Materialien und
aus den Kurs-Journalen auf Postern, Kurs-
Anne-Frank-Fonds,
Ref. Kirchen Bern-Jura-Solothurn
31. August 2011: Anmeldeschluss
14. September 2011: Vorbereitungstreffen in
des Kurs-Journals
3.–7. Januar 2012: Studienreise nach Frankfurt
Auswertung
evtl. anschliessende Ausstellung der Poster
(Jugendbegegnungsstätte Anne Frank) und
Finanzen
Das Gesamtbudget des Projekts beträgt (ohne
Betrag von Fr. 2'400 den grössten Teil des Bud-
nen für die Unterstützung des Projekts gewon-
Personalkosten) Fr. 8'000.
gets, dazu kommen noch Subventionen aus
nen werden: Die Fachstelle für Rassismusbe-
Vom Gesamtbetrag werden Fr. 1'600 durch die
dem Ressort Kirchliche Unterweisung (KUW)
kämpfung FRB des Eidgenössischen Departe-
Beiträge der zehn TeilnehmerInnen getragen.
der Kirchgemeinde in Höhe von Fr. 1'000 sowie
ments des Innern EDI, der Anne Frank Fonds in
Das Ressort Jugend (juk – JUGENDKIRCHE) der
sämtliche Personalkosten, die hier nicht ausge-
Basel sowie die Reformierten Kirchen Bern-Jura-
evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Mün-
wiesen werden.
Solothurn (KISTE-Kredit) unterstützen das Pro-
chenbuchsee-Moosseedorf finanziert mit einem
Glücklicherweise konnten drei andere Institutio-
jekt mit je Fr. 1'000. Herzlichen Dank!
Studienreise 3.-7. Januar 2012
Anne Frank: Frankfurt – […] – Bergen-Belsen
ANNE FRANK:
FRANKFURT – […] – BERGEN-BELSEN
Eine Studienreise auf den Spuren von Anne Frank
für Schülerinnen und Schüler der Oberstufe
vom 3. bis zum 7. Januar 2012
Impressionen Frankfurt
Impressionen Bergen-Belsen/Oldau
Studienreise 3.-7. Januar 2012
Anne Frank: Frankfurt – […] – Bergen-Belsen
DISKRIMINIERUNG:
DAMALS UND HEUTE
Statements der TeilnehmerInnen zum Thema «Diskriminierung» am Auswertungsabend
Diskriminierung – Auch bei uns?
«Diskriminierung ist sehr schlimm, weil dort Leute ausgeschlossen werden. Leider werden auch heute
noch Leute diskriminiert, zum Beispiel Muslime.» Nicola Streit
«Da Juden häufig zurückhaltend leben, werden sie oft ausgegrenzt.» Patrik Gerber
«Durch die Annahme der Minarett-Initiative wurde den Muslimen ein Teil ihrer Religionsfreiheit genommen.» Lena Georgescu
«Leider gibt es in der Schweiz immer noch Ausländerdiskriminierung. Ich habe gehört, dass in manchen Clubs Ausländer nicht hereinkommen auf Grund ihrer Nationalität.» Jérôme Botteron
«In der Schule findet man auch Diskriminierung, zum Beispiel werden Mädchen immer bevorzugt.
Natürlich werden auch manchmal Männer bevorzugt, aber nicht so stark.» Jannis Oetterli
«Homosexuelle – Man schaut sie meist schon recht schräg an, und ‹schwul›, also wenn man sagt ‹Du
bist schwul!›, dann ist es ein Schimpfwort.» Severin Zürcher
Diskriminierung – Wie sieht das genau aus?
«Sie sagen, sie seien dumm …, weil sie anders sind.» Shania Lauper
«Manchmal in der Schule: Sie beleidigen sie, weil sie eine andere Nationalität haben.» Laura Grünenwald
«Wir hatten in der Schule früher auch Leute, welche die Sprache nicht ganz richtig konnten. Die wurden immer ausgelacht, wenn sie irgendeinen Fehler gemacht hatten. Zum Beispiel bei den Artikeln,
wenn es bei ihnen ‹der Fenster› hiess oder so. Ich habe dann meistens gesagt ‹das ist gar nicht lustig!› Wenn wir in ihr Land gehen würden, dann könnten wir ihre Sprache auch nicht. Und wir fänden es dann auch nicht lustig, wenn sie uns auslachen würden.» Jana Stritt
Diskriminierung – Was kann man dagegen tun?
«Sie nicht mehr ausgrenzen! – Sie einfach annehmen, wie sie sind.» Patrik Gerber
«Zum Beispiel den anderen sagen, dass sie auch nur Menschen sind und nicht etwas anderes.» Laura
Grünenwald
«Wenn jemand diskriminiert wird, nicht auf der Seite der Mehrheit zu stehen, sondern zu ihm gehen
und ihm beizustehen, ihn verteidigen. Denn auch wenn er anders ist, darf er doch trotzdem seine
eigene Meinung haben.» Jana Stritt
«Nicht mitmachen oder sagen ‹Halt, Stop, das ist nicht richtig! Warum machst du das?›» Ariana Lüthi
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