VO 1 Sprachgeschichte 6.10.2015 VO 1 Sprachgeschichte Prüfung: 26.1.2016 Folien sind auf moodle! Neuhochdeutsch seit etwa 1650 Synchronie und Diachronie I Saussure – Begriffspaare Sprachliches Zeichen besteht aus Ausdrucks- und Inhaltsseite Diachronie= Zeit, Synchronie=Zeitpunkt Einen Ausschluss der Zeit gibt es NICHT! Die Lautverschiebung fand auf der diachronen Achse statt Veränderung, Entwicklung, Wandel Feinsemantische Unterschiede zwischen diesen Wörtern! Veränderung: ist anders als früher/ in anderen Texten Entwicklung: zielgerichteter Ablauf, führt i.wo hin, inkl. Wertung, idR negative Bedeutung, „früher urde esser gespro he /ges hrie e “ Wandel: Umgestaltung, Verlust, Neubildung, stabiler Grundbestand, der sich kontinuierlich ändert Variation und Wandel Variation – Koexistenz von Alternativen Meer-chen / Märchen …, eil es ist Bären / Beeren ir ei fa h zu kalt V2 …, eil es ei fa h zu kalt ist final Eine Variation führt nicht automatisch zu einem Sprachwandel, aber sehr häufig. (Man kann nicht sagen wo es hingeht) Variation ist nicht definitiver Faktor. Spiegel der Diachronie – „Glei hzeitigkeit des U glei hzeitige “ Dynamik von Sprache Hu oldt: „ ir erä der Spra he“ Wir sind die Akteure von Sprachwandel, wir sind tätig – das Dynamische ist vom Wesen unzertrennlich, Wandel ist eine universelle Eigenschaft, die Art des Wandels kann man empirisch feststellen Lexik im Sprachgebrauch – man lernt ständig dazu Der Wortschatz wandelt sich, Wörter verabschieden sich Zwiebelmodell Umso weiter innen desto länger dauert die Dynamik Helene Kausl VO 1 Sprachgeschichte „ eil“ o 6.10.2015 Su sta ti „die Weile“ Sprache als dynamisches Modell Jakobson, fließende Übergänge retrospektive Periodisierung Helene Kausl VO 2 Sprachgeschichte 13.10.2015 VO Sprachgeschichte (Lenz) 2. Einheit, 13.10.2015 MOODLE! „Vorges hi hte“: I doeuropäis h u d Ger a is h Indogermanisch ist keine ethnische Einheit Indoeuropäisch/-germanisch: Franz Bopp hat im 19. Jahrhundert eine Vergleichende Grammatik erstellt, auf der Suche nach Urverwandtschaften dieser Sprachen Ist Indogermanisch eine Ursprache oder nicht? – siehe Schmidt und Schmid Wenn von Indogermanisch die Rede ist nehmen wir die Ränder in den Blick (Germanisch als westlichste Ausprägung und Indisch als östlichste Ausprägung), beim Indoeuropäischen eher die Kontinente – geographische Gesamterstreckung Indoeuropäisch: war eine flektierende Sprache -> verglei he „lauda a tur“ 3.P.Pl, Passi , Imperfekt); synthetischer Sprachbau; 8 Kasus; 3 Numeri (Dual!); 3 Genera Verbi (Aktiv, Passiv, Mediu ; stark ausgeprägter A laut; „freier“ Wortakze t; lexikalische Gemeinsamkeiten (alleine in Wiedergabe der Schrift lassen sich Gemeinsamkeiten erkennen) Germanische Sprachen: leider nicht so gut überliefert wie beispielsweise romanische Sprachen Sprachtypologie: synthetisch <-> analytisch Synthetisch -> alles in einem, Wörter aus zahlreichen Morphemen zusammengesetzt (siehe „lauda a tur“ Analytisch -> aufgelöst, analysiert, Morpheme durch Einzelwörter ausgedrückt siehe „Sie urde gelo t.“ Im Deutschen spannende Mischung aus synthetischen und analytischen Tendenzen -> „i “ geht auf „i de “ zurü k oder „gi ge“ u d „ ürde gehe “ -> periphrastische Formen nehmen zu! Isolierender Sprachtyp: unveränderbare Wörter (ein Wort einspricht einem Morphem – keine Morphemkombinationen) I korporiere de Spra he : „ei erlei e d“, ei Satzteil i t a dere „i si h auf“ Agglutinierende Sprachen: Morpheme die miteinander kombiniert werden, aber auch sehr gut wieder auseinander genommen werden, jedes Morphem hat eine Bedeutung – ein unveränderlicher Stamm, an den unselbstständige Morpheme treten (diese sind aber auch gut wieder voneinander trennbar), Affixe und Präfixe Flektierende Sprachen: -> das Deutsche zählt hierzu; sind ähnlich agglutinierender Sprachen, Formveränderungen auch innerhalb der Wortstämme Das Germanische ist eine umfangreiche Sprachfamilie -> es gehören viele Subgruppen hinzu Kentum <-> Satemsprachen: Je nachdem ob der Erhalt der alten palatalen k-/g-Laute oder Spirantisierung vorliegt Finnisch gehört nicht zu Germanischen Sprachen (Nordgermanisch, Skandinavisch)! Benrater-Linie bildet Grenze zwischen Sprachräumen, Hoch-, Mittel- und Oberdeutscher Sprachraum Germanisch: die Quellen hierfür sind recht schwach belegt -> hauptsächlich Einzelwortnennungen und hier hauptsächlich Namen Patricia Denk VO 2 Sprachgeschichte 13.10.2015 Goldhörner von Gallhust -> sehr häufig bei solchen Inschriften sind Namen von denen die das Objekt hergestellt oder besessen haben oder von Göttern Codex arge tus e thält das „Vater U ser“ aus de Matthäus E a geliu Germanisch: Phänomen Akzentwandel, 1. Lautverschiebung, Vereinfachung des Endungssystems, ... -> Teilphänomene die germanischen Sprachen auszeichnen Patricia Denk VO 3 Sprachgeschichte 20.10.2015 VO 3 Sprachgeschichte Folien auf moodle sind wichtig für die Prüfung, Mitschrift soll nur als Ergänzung dienen! (Tabellen, Ablautreihen, usw stehen alle auf den Folien) Häufig im NHD: -en <bitten> -er <bitter> -e <bitte> Schwache Verben – Bsp: sagen – sagte – gesagt t-Suffix wird an Wurzel gehängt (der) Hund Nominativ und Dativ fallen zusammen (dem) Hund(e) niemand sagt sprechsprachlich dem HundE Akzent Unterschiedliche artikulatorische Ausdrücke Atemdruck, Tonhöhe Latein hat einen freien Wortakzent. Der germanische Akzentwandel erfolgte nach der 1. Lautverschiebung nach dem grammatischen Wechsel Synthetisch – analytisch: Ich käme – ich käm – würde kommen Hund – dem Hunde Artikelwörter, Subjektpronomina kommen zum Einsatz und werden obligatorisch Erste Lautverschiebung Grimm hat dies erstmals systematisch beschrieben. In der Sprechsprache oft <krün> statt grün. Es gab in Wien einmal die Linie D und T T wurde aufgelöst, da es zu ähnlich klingt. Grammatischer Wechsel hat in Verschiebung der mediale Aspirate hineingefunkt Die erste Lautverschiebung war abgeschlossen bevor die Römer und Germanen in Kontakt kamen Vernersches Gesetz = Grammatischer Wechsel Helene Kausl VO 4 Sprachgeschichte 27.10.2015 VO 4 Sprachgeschichte Althochdeutsch 500 – 1050 nach Chr. Der Anfang des AHD ist wegen der Quellenlage schwierig zu datieren, Grafik ab 750 – wir arbeiten mit Modell 2, 300-Jahresschritte, (Folien auf moodle) Alt – hoch – deutsch 3 Lexeme Deutsch Adjektiv deutsch zum Volk gehörig bis zur Sprache dieses Volkes, d – stimmhaftes Plosiv 12. Jahrhundert sk sch Hochdeutscher Sprachraum = geografisch (unterhalb der gestrichelten Linie auf der Folie) Benrather Linie hebt niederdeutschen (keine 2. Lautverschiebung) vom hochdeutschen Sprachraum ab. (hochdeutsch ist nicht gleichzusetzen mit Standardsprache!!!) Sprachgeografisch, südlich der Benrather Linie, neu sind die Affrikate: [kx] [ts] [pf] = Doppelkonsonanten, die im Rahmen der 2. Lautverschiebung entstanden sind Das AHD ist keine einheitliche Sprache – es gibt eine Fülle von Varietäten, häufig Wort für Wort Übersetzungen aus dem Lateinischen, die Stammsilbe wird betont, die übrigen Silben werden weniger betont, der Vokal wurde reduziert, erst im MHD wird der i-Umlaut verschriftlicht Fulda – Hildebrandslied Enthält hochdeutsche und niederdeutsche Elemente, auch oberdeutsche Merkmale Hyperkorrekturen wenn eine Regel über das Ziel hinausschießt, wird an der falschen Stelle angewandt Tatian: 1. Bibelübersetzung, ostfränkisch, zweisprachig Isidor: lateinisch und AHD, Übersetzungstext Abrogans: Synonym-Wörterbuch, lateinisch, AHD, bairisch Die 2. hochdeutsche Lautverschiebung Affrikate sind entstanden, Lautwandelprozess, unterschiedliche Grade, nur die Verschlusslaute sind betroffen t, p, k einfache Spiranz oder Affrikate ss, s ff, f ch z, tz pf k, ch, ck Im Altsächsischen gab es keine 2. Lautverschiebung. b, d, g p, t, k drink trinken, daughter Tochter ich/ach Linie, Dorp/Dorf, ik/ich Helene Kausl VO 4 Sprachgeschichte 27.10.2015 ahd <gasti> wird zu nhd <Gäste> - Die Artikulation im Rachen verändert sich wird erleichtert! Lautwandel kann zu Lautwechsel führen Helene Kausl VO 5 Sprachgeschichte 10.11.2015 VO 5 Sprachgeschichte Althochdeutsch 750 – 1050 Das Althochdeutsche war eine Silbensprache (NHD ist eine Wortsprache) 2. Lautverschiebung, i-Umlaut, Artikel, Subjektpronomina Pfund – pound Katze – cat Wir differenzieren zwischen oberdeutschem und mitteldeutschem Raum, im Niederdeutschen hat die 2. Lautverschiebung nicht stattgefunden. i-Umlaut in der Schrift nachvollziehbar, kombinatorischer Lautwandel Umlautung ae gasti gesti Umgelauteter Vokal, der etwas mit einem i zu tun hat a, o, u ä, ö, ü gast – kurzes a, wird umgelautet Lautwandel ist nicht gleich Lautwechsel! Kombinatorischer Lautwandel Wandel mit Bedingungen in Folgesilbe i/j haltiger Laut Tiefster Vokal a wird zu i e ist eine Aussprachevereinfachung, eine Annäherung der Vokale findet statt Assimilation (Angleichung Umlautung zurückführende/regressive Assimilation verschiedener Laute), bei Umlautung Dissimilation – überzogen artikulieren Bären – Beeren Laute ähneln sich Primärumlaut betrifft das kurze e /a/ > /e/ lang – lengiro (länger) erste Phase Aussprachephänomen, Allophon umlautfähige Vokale im AHD werden umgelautet (auch o, u) Hindernisfaktoren: zwischen a und i/j Konsonantenverbindungen Sekundärumlaut im 11. Jahrhundert sehen wir, dass er in der Schrift vorkommt, im Mündlichen ist dies jedoch wahrscheinlich schon viel früher geschehen, wurde aber erst später verschriftlicht und heute haben wir nur schriftliche Quellen aus dieser Zeit Zwischenphase – Umlautung hat stattgefunden und der umlautverhindernde Faktor war auch noch da Hauptphasen des i-Umlauts: Primärumlaut – 8. Jahrhundert, 2 verschiedene phonetische Varianten, heute nicht mehr, vielleicht noch in den Dialekten, mittlerweile hat sich der Umlaut verselbständigt: Helene Kausl VO 5 Sprachgeschichte 10.11.2015 gesund gesunder (gesünder) krank kranker (kränker) Konj. II brauchen brauchte (bräuchte) Bei der Umlautung kommen neue Vokale, zu den Vorderzungenvokalen kommen gerundete hinzu gibt es im Dialekt nicht! Diachrone Phonologie Phonetischer Wandel betrifft die Aussprache, Phonemverschiebung, Phonemspaltung p in pf oder f gespalten, Phonemverschmelzung: Laib/Leib nur in Schrift differenziert Pluralmarkierungen, Konjunktiv, Komperativ/Superlativ durch Umlaute markiert, auch Diminuitiv, Kausativ, Ableitung (Folie 144) Umlaut bekommt feste grammatische Funktion Helene Kausl VO 6 Sprachgeschichte 17.11.2015 VO 6 Sprachgeschichte Althochdeutsch Umlauthinderungsfaktoren zb Konsonantenkombination Umlautungsphasen des i-Umlautes: (manchmal erst verschriftlicht im MHD – machen wir daran fest: ougilin > öugelin – umlautbewirkender Faktor wird nicht mehr benötigt), zunehmende Grammatikalisierung des Umlauts – zuerst regressive Fernassimilation, kombinatorischer Lautwandel, mit dem Wegfall der komb. Kategorien grammatische Kategorien Auch heute bei neu aufgenommenen Substantiven: Laptop – Laptöpchen Präferenz mit Umlautung zu markieren, Steuerung eines Umlautvokals wird an grammatischen Kategorien festgemacht, Berge – Gebirge (Kollektiv – Ansammlung von Bergen) Land – Gelände Positiv kein umgelauteter Vokal, Komperativ und Superlativ schon: lang – länger – am längsten Rückumlaut Bezeichnung nicht so passend – vielleicht sogar falsch, Verbformen, in denen niemals ein Umlaut im Präteritum und Partizip II vorlag – nur im Infinitiv und Präsens brennen – brannte – gebrannt senden – sandte – gesandt kennen – kannte – gekannt jan-Verben Silbe mit einem J, (i, kurz i, j Kontaktassimilation kann entstehen) brennjan – brennida (nur im Präsens Umlautungen, i-Ausfall im Präteritum, kein umlautbewirkender Faktor) nerian – nerita (kurzsilbige jan-Verben, je länger eine vorangehende Silbe ist, umso kürzer sind die Folgesilben) bei der schwachen Konjugation Präteritum und Partizip II t-Suffix wird angehängt: brennen – brannte – gebrannt, sagen – sagte – gesagt bei den starken Verben hat man den Vokalwechsel (Ablaut): singen – sang – gesungen Präferenz in der Mündlichkeit: starke Formen verschwinden, mehr schwache Formen, Präferenz der schwachen Verben, (er buk – er backte, er frug – er fragte) 2. Lautverschiebung Graduelle und langwierige Prozesse, nur im Althochdeutschen, nicht im Altniederdeutschen Obligatorisches Subjektpronomen ICH gab es im Althochdeutschen noch nicht, Personen waren wie im Lateinischen an den Verben ablesbar, Endsilben mit grammatischen Funktionen sind verschwunden, man Helene Kausl VO 6 Sprachgeschichte 17.11.2015 weicht also aus auf analytische Formen, Personalpronomina kommen, zB wir glauben, sie glauben, auch bei der Kasusmarkierung Hund Nominativ, Hund Dativ – der Hund, dem Hund – Artikel zeigt uns den Kasus, mit Personalpronomina und Artikel wird markiert Mittelhochdeutsch 1050 – 1350 n. Chr. Wir sind nun in der Mitte des Periodenmodells, Texte sind schon deutlich leichter rezipierbar, Längenzeichen zeigen an, wann Vokale lang gesprochen werden (Nazarêth, Dâvîdis, Bêthlehêm), neuhochdeutsche Diphthongierung – hier im MHD die langen Monophthonge; Differenz zwischen Onset und Offset wird größer, bei der Diphthongierung haben wir als Ausgangslage Monophthonge, FrühMHD Texte schauen sehr anders aus als SpätMHD Texte! Ritterliche Kunstsprache, höfische Dichtkunst, Hartmann von Aue, Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach, Gottfried von Strassburg, - starke mundartliche Gliederung, man kann oberdeutsch, mitteldeutsch erkennen, klassische Texteditionen orientieren sich am normalisierten MHD (Karl Lachmann), auf Fußnoten achten!, ist am ehesten dem schwäbischen Sprachraum zuzuordnen (Süddeutschland), Zirkumflex unterscheidet Langvokal von Kurzvokal ( â, ô, û, ê, î) – wenn es keinen Zirkumflex gibt dann Kurzvokal, liabe guote brüeder verschriftlichtest H hat verschiedenste Artikulationsarten c ist im Auslaut als k-Plosiv zu artikulieren, <ph> – [pf] vröude – auf Folie mind. 21 verschiedene Schreibvarianten vorhanden, (f od v möglich), Vokal des Stammes wird unterschiedlich verschriftlicht, Vereinfachung von Formenvielfalt (aus vielen Formen eine möglichst einheitliche erstellen) Vater unser – im MHD ist die Auslautverhärtung verschriftlicht, heute zB Hund (d-Graphie am Ende, auch wenn als stimmloses t artikuliert wird), im MHD anders tac – tage, zum NHD hin wieder rückgängig gemacht (Hund), gewaltic – g-Graphie im Gegenwartsdeutschen, unterschiedlich artikuliert, Zweter präferierte wohl plosive Aussprache, die verschriftlicht wurde, vergip – in Gegenwartssprache mit bGraphie verschriftlicht, egal wie ausgesprochen, verschriftlichte Auslautverhärtung im MHD Komplexes und kompliziertes Phonemsystem: min nüwes hus Es gi t la ge e’s i MHD, au h la ges a, NHD: nur mehr3 Diphthonge (ei, eu, au) – im MHD noch 6, restlichen 3 werden zu langen Monophthongen Im Vokalismus des MHD gab es noch 3 verschiedene e-Vokale, Kurzvokale die zu Langvokalen werden und umgekehrt (MHD – NHD), Palatalisierung des s vor bestimmten Konsonanten (vor c/k) (vor lmnv) (nach r) (im Anlaut vor t und p) Helene Kausl VO 6 Sprachgeschichte 17.11.2015 Endreime lösen Anlautreime (Stabreime) ab, Prozesse der Abschwächung in Nebensilben Gemination – Verdopplung von Konsonanten bei Knabe – Knappe Kontraktion aus einem alten –egi- wurde ein –ei- , aus einem –abe- wurde ein langes a, sehr häufig wird aus 2 Vokalen 1 Vokal, (han – haben) Helene Kausl VO 7 Sprachgeschichte 24.11.2015 VO Sprachgeschichte 7. Einheit, 24.11.2015 MHD. Verbkonjugation Bereich der Morphologie; Morphologie als Grammatik am Wort – Konjugation als Grammatik am Verb Person, Numerus, Modus, ... 2 Verbklassen: starke Verben – schwache Verben schwache Konjugationstyp: dominiert Gegenwart (z.B. sagen, mailen); bei Bildung der Stammformen nur t-Suffix um Präteritum zu bilden und bei Partizip II- Bildung: t-Suffix und ge-Präfix; tu-Periphrase daraus wird dieses t abgeleitet (ich tu telefonieren); Tempus wird durch t-Suffix gebildet starke Verben: haben kein t-Suffix, sondern Bildung durch Ablaut und vokalischen Wechsel (z.B. geben-gabgegeben); nicht vorhanden sein eines t-Suffix; Vokalwechsel hat mit Ablaut zu tun und kann unterschiedliche Formen annehmen (-> singen-sang-gesungen, laufen-lief-gelaufen); ist älter als schwache Verbkonjugation und diese Wörter sind häufig dem Grundwortschatz entnommen starke Verben – Phänomen des Ablauts: Beispiel: singen-sang-gesungen; Ablaut= regelmäßiger Wechsel von Vokalen in etymologisch verwandten Wörtern; geht auf verschiedene Betonungsmöglichkeiten des indogermanischen zurück; dynamischer (quantitativ) oder musikalischer (qualitativ) Akzent -> quantitativer und qualitativer Ablaut Qua titati er A laut „A stufu g“ – 4 Stufen (siehe Folie) Qualitativer Ablaut Ablaut im Indogermanischen und Germanischen: Im Germanischen regelmäßiger Vokalwechsel systematisch genutzt für Konjugation der starken Verben und für Wortbildung (sing-sang) – (sag-te) im Germanischen 7 Ablautreihen unterscheidbar; Ablaut deutlich komplexer gestaltet im MHD als heute; Ablaut wichtiges Mittel der Konjugation (heute reichen 3 Stammformen im Deutschen aus – z.B. singen-sang-gesungen); MHD: niesen (=genießen) mit 5 Stammformen ist Paradigma bildbar und nachvollziehbar; Paradigmenausgleich -> Vereinfachung der Formenvielfalt vom MHD zum NHD, deshalb kommen wir heutzutage in den meisten Fällen mit 3 Stammformen aus um das gegebene Paradigma zu erschließen 7 verschiedene Ablautreihen/Ablautklassen: -> Muster nach denen starke Verben im MHD ihre Stammformen ausgebildet haben (aus riten wurde reiten) -> (siehe Folie Ablautreihen); leichte Schwankungen innerhalb der Ablautreihen; nur im Präteritum (Präsenz?) Singular Differenzierung zwischen (1)a und (1)b Vokalreduktion bis hin zu Vokalausfall; phonetisch, phonologische Phänomene, die aber zu grammatikalischen Änderungen führen Indikativ und Konjunktiv (siehe Folien) Lexer ist berühmtes MHD-Wörterbuch (Nachschalgewerk) gibt Verben die irgendwo dazwischen stehen -> „Mis h er e “ So derklasse : bringen und beginnen bringen-bringe-brahte-(ge)braht (mitunter branc-brungen) beginnen-beginne-began/begunde-begunnen (md. begunst/begonst) Patricia Denk VO 7 Sprachgeschichte 24.11.2015 „Präterito-Präse tie “: bei diesen Verben sind Tempusformen durcheinandergeraten (-> Modalverben) z.B. können – kunnen; starke Verben im Präteritum die aber präsentische Bedeutung haben (neues Präteritum wird schwach gebildet; ursprüngliches Präsens ging verloren und Präteritums-Form hat Präsensbedeutung angenommen (-> richtiges Präteritum wird schwach gebildet); bei jeder Ablautreihe einen Vertreter der als Präterito-Präsent durchgeht So der er : „ elle “: Verschiebungen innerhalb des Modus; sehr viel Modalität in diesem Verb, deshalb nicht verwunderlich, dass diese Modusformen durcheinander geraten sind (-> Konjunktivformen wurden als Infinitivformen interpretiert); archaische Formen haben sich mitunter erhalten s h a he Ver e Verben it soge a te „Rü ku laut“ – z-B. re e u d „ga z or ale“ s h a he Wurzelverben: -> z.B. tuon (tun), sin, gan/gen, stan/sten (siehe Folie) -> thematische vs. athematische Formen; thematisch (z.B. nem-e-te) athematisch: tuon das variationsreichste Wort = sein (=Wurzelverb sin), weil es aus drei verschiedenen Wurzeln ableitet wird; Konjunktiv ist ebenfalls sehr abwechslungsreich gestaltet (s- und w- anlautende Formen); s-, b- und w- anlautende Formen sind die drei Wurzeln von denen sich die verschiedenen Formen von „si “ herleite Lexer: z.B. lesen (= starkes Verb der fünften Ablautreihe), auch etymologische Funktionen werden genannt -> e kei Lexer, da „Trierer Wörter u h etz“ – online weitere Charakteristika des MHD: Palatalisierung des s vor c/k Endreim löst Stabreim ab Abschwächung voller Vokale in Nebensilben verschriftlichter Sekundärumlaut Gemination Kontraktion Auslautverhärtung Primärberührungseffekt Auslautverhärung: b,d,g -> p,t,c/(k?) beim Übergang von AHD zu MHD; Ausgleichsprozesse passierten; verschriftlichte Auslautverhärtung Patricia Denk VO 8 Sprachgeschichte 1.12.2015 VO 8 Sprachgeschichte Frühmittelhochdeutsch Annolied: 49 Strophen, vor 1100 niedergeschrieben, Zirkumflex über dem u Länge, alte Monophthonge, die zu ei wurden, nach der Krönung von Rudolph, anonymer Autor, aus dem westfränkischen Raum, Originalabschrift nicht mehr erhalten, alte Diphthonge ou (doufe – Taufe) Das Klassische MHD Hartmann von Aue – Der arme Heinrich (PR: das könnte ein Text aus dieser Zeit sein, denn aus diesen und jenen Gründen … Text sprachlich analysieren) MHD Verserzählung, um 1190 entstanden, 4 große epische Werke, dieses ist das vorletzte, geht um den Ritter Heinrich, der wie Hiop (altes Testament) mit Krankheit gestraft wird, es bedarf einer Jungfrau, die ihn trotz seines entstellten Aussehens liebt und sogar für ihn sterben würde, dann wird er geheilt, was kann man aus der Schrift ableiten? Zirkumflexe in MHD Texten, 2 Verbableitungen: gelêret was, was – 3.P.SG., w-anlautende Form, sFrikativ, heute nur mehr war und waren – NICHT was!, gelêret (am Ende Dentalsuffix) Partizip II, das prädikativ verwendet wird, daz er an den buochen las – z-Graphie für s verwendet, buochen mit abweichendem Plural, Diphtong uo gibt es gegenwartssprachlich nicht mehr, fallender Diphtong lange Monophthonge (liabe guate brueder – liebe gute Brüder), las – Indikativ Präteritum vom Verb lesen, MHD Stammformen: 5. Ablautreihe, swaz er dar an geschriben vant: vant - 3. Ablautreihe, n- Nasal, r und l sind Liquide, geschriben – starkes Verb, Partizip II ohne Dentalsuffix, 1. Ablautreihe, der was Hartmann genant: schwaches Verb, Rückumlaut, neuhochdeutsche Monophthongierung Ausgang sind fallende Diphthonge; dienstman was er zOuwe – Diphthongqualität hat sich geändert, er nam im manige schouwe – nam ist starkes Verb, dar an begunde er suochen – beginnen – begann – begonnen, Ablautreihe 3a, begunde ist eine schwach konjugierte Form, d/t Graphie mal so mal so wiedergegeben, suochen – klassisches schwaches Verb, Diphthong uo ist heute ein Monophthong u, ob er iht des vunde – nicht = ni + iht (kein etwas), vunde Präteritum von finden, Ablautreihe 3a, finde – fand – funden – gefunden, da mite er sware stunde mohte senfter machen – Präteritopräsentien, und von sô gwanten sachen , daz gotes êren töhte – töhte – tugen, (taugen), Präteritopräsentien, auch möhte, gelieben den liuten – lieben schwaches Verb Spätmittelhochdeutsch Meister Eckart war ein Mystiker, Albrecht von Scharfenberg – re ht ekanntes Werk „Der jüngere Titurel“, eine Reihe von Minnesängern (zB Johannes Hadlau – repräsentiert das Ende der MHD Sprachperiode) Was wird nach dem SpätMHD anders? Frühneuhochdeutsch Buchdruck, Reformation, maßgeblicher Einfluss auf soziolinguistische Prozesse Helene Kausl VO 8 Sprachgeschichte 1.12.2015 Dativ SG mit Dativ-E (Weib – Weibe), Syntax (Reihenfolge im Satz etwas seltsam), Graphie: best. Dinge anders verschriftlicht und Schreibvarianten, an Lautungen merkt man Veränderungen nicht unbedingt, Kürze von Vokalen durch folgende Doppelkonsonanten verschriftlicht, verschriftlichte Auslautverhärtung wurde wieder zurückgenommen (Land), in Schrift rückgängig gemacht, in Artikulation nicht Seltsame Phase – Zwischenphase, Übergangsphase, MHD nimmt zunehmend ab Gehört nicht zum Neuhochdeutschen, ist eine eigene Phase! Nachstellung des Possesivartikels: Vater unser Es ist ein Ros entsprungen aus einer Wurzel zart. Hänschen klein ging allein. (zarte Wurzel, kleines Hänschen) Extralinguistische Prozesse Reformation: Phänomene aus dem Ostoberdeutschen, Mischung mit Ostmitteldeutsch Ostfränkisch – Ostoberdeutsch Unsere Standardsprache ist am meisten gespeist durch das Ostoberdeutsche und das Ostmitteldeutsche. Martin Luther als Schöpfer des NHD zu bezeichnen ist verfehlt! – ist teilweise sogar seiner Zeit zurück, Verschriftlichung des ä, Linguistische Prozesse Fnhd. Diphthongierung – passiert graduell, mîn niuwez hûs – mein neues Haus, Diphthonge ei ou öu haben sich verändert, ei hat 2 Quellen, einmal aus altem Monophthong i und einmal aus altem Diphthong ei, gradueller Diphthongierungsprozess nur schriftlich überlieferte Daten, man weiß also nichts über die Aussprache, man kann nur nach der Schrift gehen, Schrift reagiert immer etwas verspätet, also wurde etwas schon früher artikuliert als verschriftlicht, Fnhd. Monophthongierung ie, ö, ü werden wieder eingeführt west- und ostmitteldeutsche Dialekte betroffen Fnhd. Diphthongwandel Neue Diphtonge ai, äu, au entstanden Dehnung in offener Tonsilbe Zunahme von Langvokalen, Dehnungen von ehemaligen Kurzvokalen (tag , tage [ta:k], [ta:ge] Tag, Tage), teilweise Ausgleich durch Analogien Helene Kausl VO 8 Sprachgeschichte 1.12.2015 Helene Kausl VO 9 Sprachgeschichte 15.12.2015 VO Sprachgeschichte 9. Einheit, 15.12.2015 Spätmittelhochdeutsch: ouch – Frühneuhochdeutsch: auch (Diphthongwandel?) Weitere Prozesse: Unterschiede in Quantitäten von Vokalen: Dehnung in offener Tonsilbe (z.B. Ta-ge) (das mittlerweile auch bei Tag ein lang gesprochenes a vorhanden ist, liegt an Paradigmenausgleich (-> beruht auf Sprachökonomie); (nemen >nehmen); Kürzen und Längen treffen aufeinander (-> nicht nur Vokalqualitäten müssen gespeichert werden) Dehnungsprozesse gehören hauptsächlich in den hochdeutschen Sprachraum – im Niederdeutschen bleiben Kürzen meistens erhalten Monophthongierung, Diphthongierung führt zu Verbesserung der Qualität im Neuhochdeutschen deutlich mehr Vokale; im AHD sehr viel Graphie Linguistische Prozesse: Nebensilbenschwund (im MHD fast durchgängig Schwa-Vokale in Endsilben von Wörtern (vgl. trahani-traehne-Träne aus dreisilbigen Wörtern wird aufgrund von Synkope ein zweisilbiges Wort); Synkope: Tilgung, Schwa-Ausfall im Wortinneren; Apokope: Schwa-Ausfall im Wortauslaut Rundungsprozesse (mitunter!): eine Lippenrundung kommt bei Artikulation hinzu Entrundungsprozesse (mitunter!): gegengesetzt zu Rundungsprozess; insbesondere in Dialekten (nur wenige Dialekte haben gerundete Vokale) Vokalsenkung vor Nasal Gedicht von Andreas Gryphius: „Threnen des Vatterlandes“ (1636) Text liegt nahe an neuhochdeutscher Sprache; an der Graphie und lexikalisch (-> lexikalischer Wandel) merkt man, dass Text älter ist als 2015; hier keine eindeutigen Angaben ob es kurz ausgesprochen wurde bzw. wie es ausgesprochen wurde; lautlich nicht viel zu holen, was wir als anders identifizieren als heutzutage mehr lexikalische, graphische und syntaktische Andersheiten (keine Monophthongierung und Diphthongierung etc.) das Frühneuhochdeutsche als Phase des Überganges, in der bestimmte Lautwandelprozesse stattgefunden haben, die aber bereits im MHD schon vorbereitet wurden Neuhochdeutsch (ab 1650 bis zur Gegenwart) Standardsprache wird von Bedeutung, aber zuerst nur schriftlich – bis Standardsprache auch gesprochen wird, dauert es noch Luther war mit seinen Schriften wichtig für die Ausbreitung 4 Phasen können Standardisierungsgeschichte des Deutschen zeigen (nach Sonderegger): Frühneuhochdeutsch (ab 1350) Älteres Neuhochdeutsch (ab 1650) Jüngeres Neuhochdeutsch (ab 1800) Gegenwartsdeutsch (ab 1945) -> 3 dieser Phasen gehören Neuhochdeutschem an Orthographie ist die Ebene, die am stärksten kodifiziert ist (durch Wörterbücher) Beispiele: Zeitungstexte (sind in Textsorte relativ stabil) Patricia Denk VO 9 Sprachgeschichte 15.12.2015 1. Text: Übernahme von französischen Fremdwörtern ins Deutsche (vgl. heutzutage englische Wörter die ins Deutsche aufgenommen werden) 2. Text: gehäufte Passivformen und häufig Weglassung des Auxiliars 3. Text: noch im 16. Jahrhundert eine Vielfalt von Dialekten Standardisierung: Dialekte als Diasystem wahrgenommen und im Varietätensystem sehr viel in den mündlichen Bereich verschoben; Dialekte wurden zu Gegenpol der Standardsprache (geographisch begrenzt, ...) Neuhochdeutsch: r-Vokalisierung (Lehrer -> Lehra) Entstehung silbischer Konsonanten (z.B. hab(e)n -> ha:bn, ha:bm); silbische Konsonanten sind charakteristisch für das Deutsche (begann schon im Germanischen: Nebensilben abgeschwächt oder fallen weg) Abbau des synthetischen Konjunktivs (I und II) Ausbau von würde+Infinitiv fortschreitender Präteritumsschwund (mit Zunahme von Perfekt) weitere Numerusprofilierung und Kasusnivellierung am Substantiv (tendenziell nehmen eindeutige Kasusmarkierungen bei Substantiven und Adjektiven ab – Numerusmarkierungen nehmen zu) Ausbau und Verbreitung des Rezipientenpassivs (-> Rezipient kann als Subjekt genannt werden) – (Der Sohn bekommt einen Ball geschenkt.) -> bekommen-Passiv (diese Konstruktion breitet sich erst in den letzten 150 Jahren aus) (z.B. aktiv: Der Vater schenkt dem Sohn einen Ball. -> Nominativ (Subjekt), Dativobjekt und Akkusativobjekt; Vater ist Agens des Satzes, Sohn ist Rezipient (bekommt etwas), Ball ist Patiens oder Thema) – (passiv: Dem Sohn wird ein Ball geschenkt. (von dem Vater); werdenPassiv; Sohn bleibt Rezipient, aber Akkusativobjekt erscheint als Subjekt seit 1902: Orthographie (zahlreiche Reformen) tiefes, komplexes, leserfreundliches System Patricia Denk VO 10 Sprachgeschichte 12.01.2015 VO 10 Sprachgeschichte Warum? – bezüglich verschiedene Prozesse, die miteinander in Verbindung stehen Dynamik von Sprache Wandel ist nicht etwas außergewöhnliches, Wandel ist ein immerwährender Prozess und selbstverständlich (unterschiedl. Geschwindigkeiten) Zwiebelmodell – versch. Schichten (zB Wortschatz, weit außen, Systemebenen im Kern angesiedelt) Laptop (neue Medien) – Wortschatz jüngeren Datums Sprache ist dynamisch – ein immerwährender Prozess, Synchronie ist dynamisch (Saussure Synchronie = ein Punkt auf Zeitachse vs. Diachronie) Sprachwandel – Sprachverfall Es gibt keinen Wandel ohne Variation! Man muss mit Periodengrenzen vorsichtig sein. Sprachwandel passiert auch in der momentanen Phase – wird eigentlich als etwas Negatives angesehen, wird im öffentlichen Diskurs als Sprachverfall gesehen, ist aber etwas, das jahrhundertelang dauert Anglizismen im Durchschnitt nur 5% in dt. Sprache aufgenommen das ist jedoch normal, es muss sich etwas verändern, vieles schon eingedeutscht, wird nicht mehr als Anglizismus wahrgenommen (zB Keks von cakes abgeleitet) Mundart verkommt reine, unverfälschte Mundart wird durch Aufnahme nicht dialektaler Sprache verfälscht, Varianten aus anderen Varietäten werden aufgenommen Aussterben der Dialekte? 1720 – Weinrich Dialekt wird weniger gehört durch urbanen Einfluss 1754 – Richey entwickelt Wörterbuch um alte Wörter des Dialektes festzuhalten 1825 – Anton am Land geht Dialekt verloren 1843 – Firmenich man geht hochdeutscher Schriftsprache entgegen 1856 – Künzel Mobilität, Bildung verändert Sprache 1880 – Wegener Dialekte sind dem Untergang geweiht (heute sind das Deutsche und die Fremdsprache im Diskurs) 1886 – Wenker großflächige Dialektuntersuchung an VS, bis heute gibt es ähnliche Statements (siehe Folien) Sprachverfall ist immer ein Verfall der Sprache der anderen – Keller Auseinanderbrechen der Gesellschaft durch Turmbau zu Babel und Zerstörung durch Gott Wie in der Mode – Keller Helene Kausl VO 10 Sprachgeschichte 12.01.2015 „das Deuts h o früher ar esser“ häufiges Thema „ eil + Ver z eitstellu g“ „Possessi ko struktio e “ – das ist meinem Vater sein Haus, hält sich hartnäckig „tu ist ei s hli es/s hle htes Wort“ – trotzdem sehr beliebt Heute ist es ein Phänomen, dass man sich auch mit Dialekt ausdrückt (neue Medien – Facebook, SMS) man drückt sich so aus, wie man spricht Auch Gesellschaft ändert sich. Salienz Bestimmte Prozesse sind emotional aufgeladen „rettet u sere To ate “ – „rettet u sere Paradeiser“ Aufregung über Wortpaar (genauso wie bei Erdäpfel/Kartoffel) diese Wortpaare sind sehr emotional aufgeladen Besonders im Sinne von anders ohne Bewertung, anders sehen als anders bewerten Sprachsystemwandel und Sprachgebrauchswandel Soziolinguistisch – gesellschaftlich Auf welcher Ebene sind wir? Sprachgebrauchswandel – Abnahme der Domänen, in denen Dialekt verwendet wird Sprachsystemwandel – System verändert sich Sprachwandel und Varietätenwandel Gesamtsystem od best. Varietäten? 2. Lautverschiebung in sehr unterschiedlichem Grade durchgeführt, im Niederdeutschen nicht! Sprechsprachlicher und schriftsprachlicher Wandel Mediale Gesichtspunkte, bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur schriftsprachliche Quellen vorhanden, Sekundärumlaut man kann nur erahnen, wie gesprochen wurde Heute ist eine eindeutige Trennung und eine Beeinflussung nicht möglich können nur Hypothesen sein. Beklagen von Sprachwandel ist beklagen der Sprache Prinzipien des Sprachwandels Best. Prinzipien können abgeleitet werden! Prinzipien phonolog. Wandels – Lautebene Nübling Helene Kausl VO 10 Sprachgeschichte 12.01.2015 Wagen – Wägen, Bogen – Böge , … U laut s. Ni ht-Umlaut (SG – PL) ist in unseren Köpfen als Regel gespeichert, es wird angewendet bei zB Anekdote – Anekdötchen (Verkleinerung, Verniedlichung) Silbensprachlichkeit des AHD, auch Italienisch od Spanisch gute Silbenstruktur, beliebt beim Singen NHD ist eine Wortsprache – Wortgrenzen sind hier besonders entscheidend, beim Hörer werden klare Einheiten erkannt gilaubiu – Konsonant, Vokal, Konsonant, Vokal Strumpf – Konsonantencluster am Anfang und am Ende schrumpfst – hinten 4 Konsonanten (im AHD treffen max. 2 Konsonanten aufeinander) Subthemen i-Umlaut, 2. Lautverschiebung untermauern diese These (Wortsprache, Silbensprache) i-Umlaut kombinatorischer Lautwandel, der auf regressiver, partieller Fernassimilation beruht Vokale (gasti) Annäherung der Vokale/Vokalharmonie (geste) für den Sprecher von Vorteil, für Hörer schwieriger Zunehmende Morphologisierung Umlaut beliebt 2. Lautverschiebung Wandlung von Plosive hin zu Spiranten od. Affrikaten (ship Schiff) Spiranz od. Affriakte? – sehr regelhaft passiert, in best. lautlichen Kontexten, je nach Position des Ausgangslauts und Vorangehen des Typs (Vokal, Konsonant) Entwicklung einer Mehrsilbensprache zu einer Wortsprache Was ist eine Silbe? Wolke – 2 Silben Phantasie – 3 Silben (Füße – Ja e , Tro häe ,…) Phonolog. Fuß ist dann wichtig, wenn man Wörter in best. Metrik einbauen möchte, Fuß bildet eine Einheit, die genau eine betonte Silbe und viele unbetonte enthält Schrank: Phänomen – Konsonantencluster Das sonorste (Vokal) steht im Zentrum einer Silbe (im Nucleus), die restl. Konsonanten sind so angeordnet, dass das sonorere näher am Nucleus steht Silben haben stets kurvenförmigen Sonoritätsverlauf Eine gute Silbenstruktur ist eine, die aussprachefreundlich oder produktionsfreundlich ist! Immer eine Produktions- und eine Rezeptionsseite! Eine einfache Aussprache bekommen wir, wenn wir eine einfache silbische Struktur haben Helene Kausl VO 10 Sprachgeschichte 12.01.2015 Am Anfang viele cv Strukturen – sind die einfachsten! (Mama, Lala) – ist aussprachefreundlich, liegt artikulatorisch nah beieinander, deshalb schwierig für Hörer Die optimale einfache Silbe dient der Sprachproduktion (cv). – geht auf Kosten des Hörens Wortsprachen sind rezeptionsfreudig, Silbensprachen produktionsfreudig geht immer auf Kosten des anderen (rezeptionsfreudig geht auf Kosten des Sprechens, produktionsfreudig auf Kosten des Hörens) Helene Kausl VO 11 Sprachgeschichte 19.01.2016 VO 11 Sprachgeschichte Silbensprachen AHD ist ein Silbensprachtyp, das NHD eine Wortsprache Spanisch und Italienisch sind Silbensprachen (siehe Einheit 10) Wie werden Verstehensprozesse vereinfacht? Wortsprachen Die Optimierung kann in verschiedene Richtungen gehen (Silben- vs. Wortsprachen Sprecher- vs. Hörerfreundlichkeit) Kriterienkatalog von Nübling wichtig für Prüfung (siehe Folien auf Moodle) Sonoritätsverlauf bei Silbensprachen ist kurvenförmig, nur bei Wortsprachen sind auch extrasilbige Elemente möglich, schrubbst (Folie) Wanne, Sonne besteht aus 2 Silben, betonte Silbe, unbetonte Silbe (Endsilbenabschwächung), bei unbetonten Silben oft schwa-Laute, lediglich in den betonten Silben volle Vokale, kein Wort des germanischen Grundwortschatzes endet auf a so wie Auto, im AHD häufig Wörter bei denen Vokale in Silben identisch sind (auch in unbetonten Silben können gleiche Vokale vorkommen), im NHD nicht mehr in unbetonten Silben nur mehr begrenzte Zahl an Vokalen Ausspracheerleichterung burg = burug (selbe Bedeutung im AHD für NHD Burg) cvcc – cvcvc, eingeschobener Vokal um Aussprache zu vereinfachen buan = buwan Einschub des w’s wege Ver eidu g des Hiatus = Aufei a dertreffe zweier Vokale gibu ich = gibuh Vokal wurde getilgt um Hiatus zu vermeiden Gemination: italienisch: brutto (langer Konsonant) – nicht wie im NHD brutto (brutto-netto) Wasser Silbenstruktur siehe Folie i-Umlaut a wird zu palatalem vorderen Vokal e verschoben, (Vokaltrapez), a ist velar gasti wird geste, es wird deutlich leichter in der Aussprache, Vokalharmonie, es ist nur eine partielle Fernassimilation, e wird ö die Phase in der i-Umlaut phonologische Auslöser hatte 2. Lautverschiebung Helene Kausl VO 11 Sprachgeschichte 19.01.2016 Hängt davon ab welcher Laut dem alten p vorangegangen ist Vokale, Liquide, Nasale Affrikate pf, ts nach Liquid entstanden, oder Geminate Apfel, Wortanfang Pfund makken- machen, water – Wasser, warum gibt es Unterschied ob ein alter Konsonant am Anfang eines Wortes stand oder nach einem Vokal odereinem Liquid? – warum unterschiedliche Ergebnisse? Abhängigkeit von der silbischen Struktur liegt vor! Phonologische Prozesse die auf Silbenebene passieren od auf Wortebene, richtet sich danach ob Silbengrenze deutlich bleibt, konsonantischer Prozess in Beziehung mit vokalischem Prozess grundsätzlicher Prozess von einer Silben- zu einer Wortsprache! Bereits im MHD feststellbar. Die phonologische Silbe wird nach und nach verschlechtert. Silbensprachliche Steuerung der 2. LV Prüfungsbesprechung Vorstufen indoeuropäisch und germanisch Dialektisoglossen spiegeln Grad der 2. LV wider, Primärumlaut ist bei kurz a losmarschiert Sekundärumlaut betrifft alle Vokale Grammatikalisierung des i-Umlauts!!! (Folie 114 wichtig) Rückumlaut – Grimm hat sich vertan, es lag kein Umlaut vor, Text, den man einordnen muss Kriterien nennen, grob einordnen können MHD: Ablautreihen lernen! Anwenden können! FNhd ist eine Übergansperiode, Rolle Luthers, mîn niuwez hûs, liebe guete brüeder, boum = Baum, Dehnungsprozesse, Rundungsprozesse, Entrundungsprozesse, Prozesse sind im FNhd nicht immer abgeschlossen, sind hier nur losgegangen VIEL GLÜCK!! Helene Kausl