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VO 1 Sprachgeschichte
6.10.2015
VO 1 Sprachgeschichte
Prüfung: 26.1.2016
Folien sind auf moodle!
Neuhochdeutsch seit etwa 1650
Synchronie und Diachronie I
Saussure – Begriffspaare
Sprachliches Zeichen besteht aus Ausdrucks- und Inhaltsseite
Diachronie= Zeit, Synchronie=Zeitpunkt
Einen Ausschluss der Zeit gibt es NICHT! Die Lautverschiebung fand auf der diachronen Achse statt
Veränderung, Entwicklung, Wandel
Feinsemantische Unterschiede zwischen diesen Wörtern!



Veränderung: ist anders als früher/ in anderen Texten
Entwicklung: zielgerichteter Ablauf, führt i.wo hin, inkl. Wertung, idR negative Bedeutung,
„früher urde esser gespro he /ges hrie e “
Wandel: Umgestaltung, Verlust, Neubildung, stabiler Grundbestand, der sich kontinuierlich
ändert
Variation und Wandel
Variation – Koexistenz von Alternativen
Meer-chen / Märchen
…, eil es ist
Bären / Beeren
ir ei fa h zu kalt  V2
…, eil es ei fa h zu kalt ist  final
Eine Variation führt nicht automatisch zu einem Sprachwandel, aber sehr häufig. (Man kann nicht sagen
wo es hingeht) Variation ist nicht definitiver Faktor. Spiegel der Diachronie – „Glei hzeitigkeit des
U glei hzeitige “
Dynamik von Sprache
Hu
oldt: „ ir erä der Spra he“
Wir sind die Akteure von Sprachwandel, wir sind tätig – das Dynamische ist vom Wesen unzertrennlich,
Wandel ist eine universelle Eigenschaft, die Art des Wandels kann man empirisch feststellen
Lexik im Sprachgebrauch – man lernt ständig dazu  Der Wortschatz wandelt sich, Wörter
verabschieden sich
Zwiebelmodell
Umso weiter innen desto länger dauert die Dynamik
Helene Kausl
VO 1 Sprachgeschichte
„ eil“  o
6.10.2015
Su sta ti „die Weile“
Sprache als dynamisches Modell
Jakobson, fließende Übergänge  retrospektive Periodisierung
Helene Kausl
VO 2 Sprachgeschichte
13.10.2015
VO Sprachgeschichte (Lenz)
2. Einheit, 13.10.2015
MOODLE!
„Vorges hi hte“: I doeuropäis h u d Ger a is h
Indogermanisch ist keine ethnische Einheit
Indoeuropäisch/-germanisch: Franz Bopp hat im 19. Jahrhundert eine Vergleichende Grammatik
erstellt, auf der Suche nach Urverwandtschaften dieser Sprachen
Ist Indogermanisch eine Ursprache oder nicht? – siehe Schmidt und Schmid
Wenn von Indogermanisch die Rede ist nehmen wir die Ränder in den Blick (Germanisch als
westlichste Ausprägung und Indisch als östlichste Ausprägung), beim Indoeuropäischen eher die
Kontinente – geographische Gesamterstreckung
Indoeuropäisch: war eine flektierende Sprache -> verglei he „lauda a tur“ 3.P.Pl, Passi ,
Imperfekt); synthetischer Sprachbau; 8 Kasus; 3 Numeri (Dual!); 3 Genera Verbi (Aktiv, Passiv,
Mediu ; stark ausgeprägter A laut; „freier“ Wortakze t;
lexikalische Gemeinsamkeiten (alleine in Wiedergabe der Schrift lassen sich Gemeinsamkeiten
erkennen)
Germanische Sprachen:
leider nicht so gut überliefert wie beispielsweise romanische Sprachen
Sprachtypologie: synthetisch <-> analytisch
Synthetisch -> alles in einem, Wörter aus zahlreichen Morphemen zusammengesetzt (siehe
„lauda a tur“
Analytisch -> aufgelöst, analysiert, Morpheme durch Einzelwörter ausgedrückt siehe „Sie urde
gelo t.“
Im Deutschen spannende Mischung aus synthetischen und analytischen Tendenzen -> „i “ geht auf
„i de “ zurü k oder „gi ge“ u d „ ürde gehe “ -> periphrastische Formen nehmen zu!
Isolierender Sprachtyp: unveränderbare Wörter (ein Wort einspricht einem Morphem – keine
Morphemkombinationen)
I korporiere de Spra he : „ei erlei e d“, ei Satzteil i
t a dere „i si h auf“
Agglutinierende Sprachen: Morpheme die miteinander kombiniert werden, aber auch sehr gut
wieder auseinander genommen werden, jedes Morphem hat eine Bedeutung – ein unveränderlicher
Stamm, an den unselbstständige Morpheme treten (diese sind aber auch gut wieder voneinander
trennbar), Affixe und Präfixe
Flektierende Sprachen: -> das Deutsche zählt hierzu; sind ähnlich agglutinierender Sprachen,
Formveränderungen auch innerhalb der Wortstämme
Das Germanische ist eine umfangreiche Sprachfamilie -> es gehören viele Subgruppen hinzu
Kentum <-> Satemsprachen:
Je nachdem ob der Erhalt der alten palatalen k-/g-Laute oder Spirantisierung vorliegt
Finnisch gehört nicht zu Germanischen Sprachen (Nordgermanisch, Skandinavisch)!
Benrater-Linie bildet Grenze zwischen Sprachräumen, Hoch-, Mittel- und Oberdeutscher Sprachraum
Germanisch: die Quellen hierfür sind recht schwach belegt -> hauptsächlich Einzelwortnennungen
und hier hauptsächlich Namen
Patricia Denk
VO 2 Sprachgeschichte
13.10.2015
Goldhörner von Gallhust -> sehr häufig bei solchen Inschriften sind Namen von denen die das Objekt
hergestellt oder besessen haben oder von Göttern
Codex arge tus e thält das „Vater U ser“ aus de Matthäus E a geliu
Germanisch:
Phänomen Akzentwandel, 1. Lautverschiebung, Vereinfachung des Endungssystems, ...
-> Teilphänomene die germanischen Sprachen auszeichnen
Patricia Denk
VO 3 Sprachgeschichte
20.10.2015
VO 3 Sprachgeschichte
Folien auf moodle sind wichtig für die Prüfung, Mitschrift soll nur als Ergänzung dienen! (Tabellen,
Ablautreihen, usw stehen alle auf den Folien)
Häufig im NHD:



-en <bitten>
-er <bitter>
-e <bitte>
Schwache Verben – Bsp: sagen – sagte – gesagt
t-Suffix wird an Wurzel gehängt
(der) Hund  Nominativ und Dativ fallen zusammen
(dem) Hund(e)  niemand sagt sprechsprachlich dem HundE
Akzent
Unterschiedliche artikulatorische Ausdrücke
Atemdruck, Tonhöhe
Latein hat einen freien Wortakzent.
Der germanische Akzentwandel erfolgte nach der 1. Lautverschiebung  nach dem grammatischen
Wechsel
Synthetisch – analytisch:
Ich käme – ich käm – würde kommen
Hund – dem Hunde
Artikelwörter, Subjektpronomina kommen zum Einsatz und werden obligatorisch
Erste Lautverschiebung
Grimm hat dies erstmals systematisch beschrieben. In der Sprechsprache oft <krün> statt grün. Es gab in
Wien einmal die Linie D und T  T wurde aufgelöst, da es zu ähnlich klingt.
Grammatischer Wechsel hat in Verschiebung der mediale Aspirate hineingefunkt
Die erste Lautverschiebung war abgeschlossen bevor die Römer und Germanen in Kontakt kamen
Vernersches Gesetz = Grammatischer Wechsel
Helene Kausl
VO 4 Sprachgeschichte
27.10.2015
VO 4 Sprachgeschichte
Althochdeutsch
500 – 1050 nach Chr.
Der Anfang des AHD ist wegen der Quellenlage schwierig zu datieren, Grafik ab 750 – wir arbeiten mit
Modell 2, 300-Jahresschritte, (Folien auf moodle) Alt – hoch – deutsch  3 Lexeme
Deutsch
Adjektiv deutsch  zum Volk gehörig bis zur Sprache dieses Volkes, d – stimmhaftes Plosiv
12. Jahrhundert sk  sch
Hochdeutscher Sprachraum = geografisch
(unterhalb der gestrichelten Linie auf der Folie)  Benrather Linie hebt niederdeutschen (keine 2.
Lautverschiebung) vom hochdeutschen Sprachraum ab. (hochdeutsch ist nicht gleichzusetzen mit
Standardsprache!!!)
Sprachgeografisch, südlich der Benrather Linie, neu sind die Affrikate:
[kx] [ts] [pf]
= Doppelkonsonanten, die im Rahmen der 2. Lautverschiebung entstanden sind
Das AHD ist keine einheitliche Sprache – es gibt eine Fülle von Varietäten, häufig Wort für Wort
Übersetzungen aus dem Lateinischen, die Stammsilbe wird betont, die übrigen Silben werden weniger
betont, der Vokal wurde reduziert, erst im MHD wird der i-Umlaut verschriftlicht
Fulda – Hildebrandslied
Enthält hochdeutsche und niederdeutsche Elemente, auch oberdeutsche Merkmale
Hyperkorrekturen  wenn eine Regel über das Ziel hinausschießt, wird an der falschen Stelle angewandt
Tatian: 1. Bibelübersetzung, ostfränkisch, zweisprachig
Isidor: lateinisch und AHD, Übersetzungstext
Abrogans: Synonym-Wörterbuch, lateinisch, AHD, bairisch
Die 2. hochdeutsche Lautverschiebung
Affrikate sind entstanden, Lautwandelprozess, unterschiedliche Grade, nur die Verschlusslaute sind
betroffen
t, p, k  einfache Spiranz
oder Affrikate
ss, s
ff, f
ch
z, tz
pf
k, ch, ck
Im Altsächsischen gab es keine 2. Lautverschiebung.
b, d, g  p, t, k
drink  trinken, daughter  Tochter
ich/ach Linie, Dorp/Dorf, ik/ich
Helene Kausl
VO 4 Sprachgeschichte
27.10.2015
ahd <gasti> wird zu nhd <Gäste> - Die Artikulation im Rachen verändert sich  wird erleichtert!
Lautwandel kann zu Lautwechsel führen
Helene Kausl
VO 5 Sprachgeschichte
10.11.2015
VO 5 Sprachgeschichte
Althochdeutsch
750 – 1050
Das Althochdeutsche war eine Silbensprache (NHD ist eine Wortsprache)
2. Lautverschiebung, i-Umlaut, Artikel, Subjektpronomina
Pfund – pound
Katze – cat
Wir differenzieren zwischen oberdeutschem und mitteldeutschem Raum, im Niederdeutschen hat die 2.
Lautverschiebung nicht stattgefunden.
i-Umlaut in der Schrift nachvollziehbar, kombinatorischer Lautwandel
Umlautung ae
gasti  gesti
Umgelauteter Vokal, der etwas mit einem i zu tun hat
a, o, u  ä, ö, ü
gast – kurzes a, wird umgelautet
Lautwandel ist nicht gleich Lautwechsel!
Kombinatorischer Lautwandel  Wandel mit Bedingungen  in Folgesilbe i/j haltiger Laut
Tiefster Vokal a wird zu i  e ist eine Aussprachevereinfachung, eine Annäherung der Vokale findet statt
Assimilation
(Angleichung
Umlautung

zurückführende/regressive Assimilation
verschiedener
Laute),
bei
Umlautung
Dissimilation – überzogen artikulieren
Bären – Beeren  Laute ähneln sich
Primärumlaut betrifft das kurze e
/a/ > /e/
lang – lengiro (länger)
erste Phase  Aussprachephänomen, Allophon
umlautfähige Vokale im AHD werden umgelautet (auch o, u)
Hindernisfaktoren: zwischen a und i/j Konsonantenverbindungen
Sekundärumlaut  im 11. Jahrhundert sehen wir, dass er in der Schrift vorkommt, im Mündlichen ist
dies jedoch wahrscheinlich schon viel früher geschehen, wurde aber erst später verschriftlicht und heute
haben wir nur schriftliche Quellen aus dieser Zeit
Zwischenphase – Umlautung hat stattgefunden und der umlautverhindernde Faktor war auch noch da
Hauptphasen des i-Umlauts: Primärumlaut – 8. Jahrhundert, 2 verschiedene phonetische Varianten,
heute nicht mehr, vielleicht noch in den Dialekten, mittlerweile hat sich der Umlaut verselbständigt:
Helene Kausl
VO 5 Sprachgeschichte
10.11.2015
gesund  gesunder (gesünder)
krank  kranker (kränker)
Konj. II
brauchen  brauchte (bräuchte)
Bei der Umlautung kommen neue Vokale, zu den Vorderzungenvokalen kommen gerundete hinzu  gibt
es im Dialekt nicht!
Diachrone Phonologie
Phonetischer Wandel betrifft die Aussprache, Phonemverschiebung, Phonemspaltung  p in pf oder f
gespalten,
Phonemverschmelzung: Laib/Leib nur in Schrift differenziert
Pluralmarkierungen, Konjunktiv, Komperativ/Superlativ  durch Umlaute markiert, auch Diminuitiv,
Kausativ, Ableitung (Folie 144)  Umlaut bekommt feste grammatische Funktion
Helene Kausl
VO 6 Sprachgeschichte
17.11.2015
VO 6 Sprachgeschichte
Althochdeutsch
Umlauthinderungsfaktoren  zb Konsonantenkombination
Umlautungsphasen des i-Umlautes: (manchmal erst verschriftlicht im MHD – machen wir daran fest:
ougilin > öugelin – umlautbewirkender Faktor wird nicht mehr benötigt), zunehmende
Grammatikalisierung des Umlauts – zuerst regressive Fernassimilation, kombinatorischer Lautwandel,
mit dem Wegfall der komb. Kategorien  grammatische Kategorien
Auch heute bei neu aufgenommenen Substantiven: Laptop – Laptöpchen  Präferenz mit Umlautung zu
markieren, Steuerung eines Umlautvokals wird an grammatischen Kategorien festgemacht,
Berge – Gebirge (Kollektiv – Ansammlung von Bergen)
Land – Gelände
Positiv kein umgelauteter Vokal, Komperativ und Superlativ schon: lang – länger – am längsten
Rückumlaut
Bezeichnung nicht so passend – vielleicht sogar falsch, Verbformen, in denen niemals ein Umlaut im
Präteritum und Partizip II vorlag – nur im Infinitiv und Präsens
brennen – brannte – gebrannt
senden – sandte – gesandt
kennen – kannte – gekannt
jan-Verben
Silbe mit einem J, (i, kurz i, j  Kontaktassimilation kann entstehen)
brennjan – brennida (nur im Präsens Umlautungen, i-Ausfall im Präteritum, kein
umlautbewirkender Faktor)
nerian – nerita (kurzsilbige jan-Verben, je länger eine vorangehende Silbe ist, umso kürzer sind
die Folgesilben)
bei der schwachen Konjugation Präteritum und Partizip II  t-Suffix wird angehängt: brennen – brannte
– gebrannt, sagen – sagte – gesagt
bei den starken Verben hat man den Vokalwechsel (Ablaut): singen – sang – gesungen
Präferenz in der Mündlichkeit: starke Formen verschwinden, mehr schwache Formen, Präferenz der
schwachen Verben, (er buk – er backte, er frug – er fragte)
2. Lautverschiebung
Graduelle und langwierige Prozesse, nur im Althochdeutschen, nicht im Altniederdeutschen
Obligatorisches Subjektpronomen ICH gab es im Althochdeutschen noch nicht, Personen waren wie im
Lateinischen an den Verben ablesbar, Endsilben mit grammatischen Funktionen sind verschwunden, man
Helene Kausl
VO 6 Sprachgeschichte
17.11.2015
weicht also aus auf analytische Formen, Personalpronomina kommen, zB wir glauben, sie glauben, auch
bei der Kasusmarkierung Hund Nominativ, Hund Dativ – der Hund, dem Hund – Artikel zeigt uns den
Kasus, mit Personalpronomina und Artikel wird markiert
Mittelhochdeutsch 1050 – 1350 n. Chr.
Wir sind nun in der Mitte des Periodenmodells, Texte sind schon deutlich leichter rezipierbar,
Längenzeichen zeigen an, wann Vokale lang gesprochen werden (Nazarêth, Dâvîdis, Bêthlehêm),
neuhochdeutsche Diphthongierung – hier im MHD die langen Monophthonge; Differenz zwischen Onset
und Offset wird größer, bei der Diphthongierung haben wir als Ausgangslage Monophthonge,
FrühMHD Texte schauen sehr anders aus als SpätMHD Texte!
Ritterliche Kunstsprache, höfische Dichtkunst, Hartmann von Aue, Walther von der Vogelweide, Wolfram
von Eschenbach, Gottfried von Strassburg, - starke mundartliche Gliederung, man kann oberdeutsch,
mitteldeutsch erkennen,
klassische Texteditionen orientieren sich am normalisierten MHD (Karl Lachmann), auf Fußnoten
achten!, ist am ehesten dem schwäbischen Sprachraum zuzuordnen (Süddeutschland),
Zirkumflex unterscheidet Langvokal von Kurzvokal ( â, ô, û, ê, î) – wenn es keinen Zirkumflex gibt dann
Kurzvokal,
liabe guote brüeder
verschriftlichtest H hat verschiedenste Artikulationsarten
c ist im Auslaut als k-Plosiv zu artikulieren,
<ph> – [pf]
vröude – auf Folie mind. 21 verschiedene Schreibvarianten vorhanden, (f od v möglich), Vokal des
Stammes wird unterschiedlich verschriftlicht, Vereinfachung von Formenvielfalt (aus vielen Formen eine
möglichst einheitliche erstellen)
Vater unser – im MHD ist die Auslautverhärtung verschriftlicht, heute zB Hund (d-Graphie am Ende, auch
wenn als stimmloses t artikuliert wird), im MHD anders  tac – tage, zum NHD hin wieder rückgängig
gemacht (Hund), gewaltic – g-Graphie im Gegenwartsdeutschen, unterschiedlich artikuliert, Zweter
präferierte wohl plosive Aussprache, die verschriftlicht wurde, vergip – in Gegenwartssprache mit bGraphie verschriftlicht, egal wie ausgesprochen, verschriftlichte Auslautverhärtung im MHD
Komplexes und kompliziertes Phonemsystem: min nüwes hus
Es gi t la ge e’s i
MHD, au h la ges a,
NHD: nur mehr3 Diphthonge (ei, eu, au) – im MHD noch 6, restlichen 3 werden zu langen
Monophthongen
Im Vokalismus des MHD gab es noch 3 verschiedene e-Vokale, Kurzvokale die zu Langvokalen werden
und umgekehrt (MHD – NHD),
Palatalisierung des s vor bestimmten Konsonanten (vor c/k) (vor lmnv) (nach r) (im Anlaut vor t und p)
Helene Kausl
VO 6 Sprachgeschichte
17.11.2015
Endreime lösen Anlautreime (Stabreime) ab,
Prozesse der Abschwächung in Nebensilben
Gemination – Verdopplung von Konsonanten bei Knabe – Knappe
Kontraktion aus einem alten –egi- wurde ein –ei- , aus einem –abe- wurde ein langes a, sehr häufig wird
aus 2 Vokalen 1 Vokal, (han – haben)
Helene Kausl
VO 7 Sprachgeschichte
24.11.2015
VO Sprachgeschichte
7. Einheit, 24.11.2015
MHD. Verbkonjugation
Bereich der Morphologie; Morphologie als Grammatik am Wort – Konjugation als Grammatik am
Verb
Person, Numerus, Modus, ...
2 Verbklassen: starke Verben – schwache Verben
 schwache Konjugationstyp:
dominiert Gegenwart (z.B. sagen, mailen); bei Bildung der Stammformen nur t-Suffix um Präteritum
zu bilden und bei Partizip II- Bildung: t-Suffix und ge-Präfix; tu-Periphrase daraus wird dieses t
abgeleitet (ich tu telefonieren); Tempus wird durch t-Suffix gebildet
 starke Verben:
haben kein t-Suffix, sondern Bildung durch Ablaut und vokalischen Wechsel (z.B. geben-gabgegeben); nicht vorhanden sein eines t-Suffix; Vokalwechsel hat mit Ablaut zu tun und kann
unterschiedliche Formen annehmen (-> singen-sang-gesungen, laufen-lief-gelaufen); ist älter als
schwache Verbkonjugation und diese Wörter sind häufig dem Grundwortschatz entnommen
starke Verben – Phänomen des Ablauts:
Beispiel: singen-sang-gesungen; Ablaut= regelmäßiger Wechsel von Vokalen in etymologisch
verwandten Wörtern; geht auf verschiedene Betonungsmöglichkeiten des indogermanischen zurück;
dynamischer (quantitativ) oder musikalischer (qualitativ) Akzent -> quantitativer und qualitativer
Ablaut
Qua titati er A laut „A stufu g“ – 4 Stufen (siehe Folie)
Qualitativer Ablaut
Ablaut im Indogermanischen und Germanischen:
Im Germanischen regelmäßiger Vokalwechsel systematisch genutzt für Konjugation der starken
Verben und für Wortbildung
(sing-sang) – (sag-te)
im Germanischen 7 Ablautreihen unterscheidbar; Ablaut deutlich komplexer gestaltet im MHD als
heute; Ablaut wichtiges Mittel der Konjugation (heute reichen 3 Stammformen im Deutschen aus –
z.B. singen-sang-gesungen); MHD: niesen (=genießen) mit 5 Stammformen ist Paradigma bildbar und
nachvollziehbar; Paradigmenausgleich -> Vereinfachung der Formenvielfalt vom MHD zum NHD,
deshalb kommen wir heutzutage in den meisten Fällen mit 3 Stammformen aus um das gegebene
Paradigma zu erschließen
7 verschiedene Ablautreihen/Ablautklassen:
-> Muster nach denen starke Verben im MHD ihre Stammformen ausgebildet haben (aus riten wurde
reiten) -> (siehe Folie Ablautreihen); leichte Schwankungen innerhalb der Ablautreihen; nur im
Präteritum (Präsenz?) Singular Differenzierung zwischen (1)a und (1)b
Vokalreduktion bis hin zu Vokalausfall; phonetisch, phonologische Phänomene, die aber zu
grammatikalischen Änderungen führen
Indikativ und Konjunktiv (siehe Folien)
Lexer ist berühmtes MHD-Wörterbuch (Nachschalgewerk)
gibt Verben die irgendwo dazwischen stehen -> „Mis h er e “ So derklasse :
bringen und beginnen
bringen-bringe-brahte-(ge)braht (mitunter branc-brungen)
beginnen-beginne-began/begunde-begunnen (md. begunst/begonst)
Patricia Denk
VO 7 Sprachgeschichte
24.11.2015
„Präterito-Präse tie “:
bei diesen Verben sind Tempusformen durcheinandergeraten (-> Modalverben)
z.B. können – kunnen; starke Verben im Präteritum die aber präsentische Bedeutung haben (neues
Präteritum wird schwach gebildet; ursprüngliches Präsens ging verloren und Präteritums-Form hat
Präsensbedeutung angenommen (-> richtiges Präteritum wird schwach gebildet);
bei jeder Ablautreihe einen Vertreter der als Präterito-Präsent durchgeht
So der er : „ elle “:
Verschiebungen innerhalb des Modus; sehr viel Modalität in diesem Verb, deshalb nicht
verwunderlich, dass diese Modusformen durcheinander geraten sind (-> Konjunktivformen wurden
als Infinitivformen interpretiert); archaische Formen haben sich mitunter erhalten
s h a he Ver e
Verben
it soge a
te
„Rü ku laut“ – z-B. re
e u d „ga z or ale“ s h a he
Wurzelverben:
-> z.B. tuon (tun), sin, gan/gen, stan/sten (siehe Folie)
-> thematische vs. athematische Formen; thematisch (z.B. nem-e-te)
athematisch: tuon
das variationsreichste Wort = sein (=Wurzelverb sin), weil es aus drei verschiedenen Wurzeln ableitet
wird; Konjunktiv ist ebenfalls sehr abwechslungsreich gestaltet (s- und w- anlautende Formen);
s-, b- und w- anlautende Formen sind die drei Wurzeln von denen sich die verschiedenen Formen von
„si “ herleite
Lexer: z.B. lesen (= starkes Verb der fünften Ablautreihe), auch etymologische Funktionen werden
genannt
-> e kei Lexer, da „Trierer Wörter u h etz“ – online
weitere Charakteristika des MHD:
 Palatalisierung des s vor c/k
 Endreim löst Stabreim ab
 Abschwächung voller Vokale in Nebensilben
 verschriftlichter Sekundärumlaut
 Gemination
 Kontraktion
 Auslautverhärtung
 Primärberührungseffekt
Auslautverhärung: b,d,g -> p,t,c/(k?)
beim Übergang von AHD zu MHD; Ausgleichsprozesse passierten; verschriftlichte Auslautverhärtung
Patricia Denk
VO 8 Sprachgeschichte
1.12.2015
VO 8 Sprachgeschichte
Frühmittelhochdeutsch
Annolied:
49 Strophen, vor 1100 niedergeschrieben, Zirkumflex über dem u  Länge, alte Monophthonge, die zu
ei wurden, nach der Krönung von Rudolph, anonymer Autor, aus dem westfränkischen Raum,
Originalabschrift nicht mehr erhalten, alte Diphthonge ou (doufe – Taufe)
Das Klassische MHD
Hartmann von Aue – Der arme Heinrich
(PR: das könnte ein Text aus dieser Zeit sein, denn aus diesen und jenen Gründen … Text sprachlich
analysieren)
MHD Verserzählung, um 1190 entstanden, 4 große epische Werke, dieses ist das vorletzte, geht um den
Ritter Heinrich, der wie Hiop (altes Testament) mit Krankheit gestraft wird, es bedarf einer Jungfrau, die
ihn trotz seines entstellten Aussehens liebt und sogar für ihn sterben würde, dann wird er geheilt,
was kann man aus der Schrift ableiten?
Zirkumflexe in MHD Texten, 2 Verbableitungen: gelêret was, was – 3.P.SG., w-anlautende Form, sFrikativ, heute nur mehr war und waren – NICHT was!, gelêret (am Ende Dentalsuffix) Partizip II, das
prädikativ verwendet wird, daz er an den buochen las – z-Graphie für s verwendet, buochen mit
abweichendem Plural, Diphtong uo gibt es gegenwartssprachlich nicht mehr, fallender Diphtong  lange
Monophthonge (liabe guate brueder – liebe gute Brüder), las – Indikativ Präteritum vom Verb lesen,
MHD Stammformen: 5. Ablautreihe, swaz er dar an geschriben vant: vant - 3. Ablautreihe, n- Nasal, r und
l sind Liquide, geschriben – starkes Verb, Partizip II ohne Dentalsuffix, 1. Ablautreihe, der was Hartmann
genant: schwaches Verb, Rückumlaut, neuhochdeutsche Monophthongierung  Ausgang sind fallende
Diphthonge; dienstman was er zOuwe – Diphthongqualität hat sich geändert, er nam im manige schouwe
– nam ist starkes Verb, dar an begunde er suochen – beginnen – begann – begonnen, Ablautreihe 3a,
begunde ist eine schwach konjugierte Form, d/t Graphie  mal so mal so wiedergegeben, suochen –
klassisches schwaches Verb, Diphthong uo ist heute ein Monophthong u, ob er iht des vunde – nicht = ni
+ iht (kein etwas), vunde Präteritum von finden, Ablautreihe 3a, finde – fand – funden – gefunden, da
mite er sware stunde mohte senfter machen – Präteritopräsentien, und von sô gwanten sachen , daz
gotes êren töhte – töhte – tugen, (taugen), Präteritopräsentien, auch möhte, gelieben den liuten – lieben
schwaches Verb
Spätmittelhochdeutsch
Meister Eckart war ein Mystiker, Albrecht von Scharfenberg – re ht ekanntes Werk „Der jüngere
Titurel“, eine Reihe von Minnesängern (zB Johannes Hadlau – repräsentiert das Ende der MHD
Sprachperiode)
Was wird nach dem SpätMHD anders?
Frühneuhochdeutsch
Buchdruck, Reformation, maßgeblicher Einfluss auf soziolinguistische Prozesse
Helene Kausl
VO 8 Sprachgeschichte
1.12.2015
Dativ SG mit Dativ-E (Weib – Weibe), Syntax (Reihenfolge im Satz etwas seltsam), Graphie: best. Dinge
anders verschriftlicht und Schreibvarianten, an Lautungen merkt man Veränderungen nicht unbedingt,
Kürze von Vokalen durch folgende Doppelkonsonanten verschriftlicht, verschriftlichte Auslautverhärtung
wurde wieder zurückgenommen (Land), in Schrift rückgängig gemacht, in Artikulation nicht
Seltsame Phase – Zwischenphase, Übergangsphase, MHD nimmt zunehmend ab
Gehört nicht zum Neuhochdeutschen, ist eine eigene Phase!
Nachstellung des Possesivartikels: Vater unser
Es ist ein Ros entsprungen aus einer Wurzel zart. Hänschen klein ging allein. (zarte Wurzel, kleines
Hänschen)
Extralinguistische Prozesse
Reformation: Phänomene aus dem Ostoberdeutschen,  Mischung mit Ostmitteldeutsch
Ostfränkisch – Ostoberdeutsch
Unsere Standardsprache ist am meisten gespeist durch das Ostoberdeutsche und das Ostmitteldeutsche.
Martin Luther als Schöpfer des NHD zu bezeichnen ist verfehlt! – ist teilweise sogar seiner Zeit zurück,
Verschriftlichung des ä,
Linguistische Prozesse
Fnhd. Diphthongierung – passiert graduell, mîn niuwez hûs – mein neues Haus,
Diphthonge ei ou öu haben sich verändert, ei hat 2 Quellen, einmal aus altem Monophthong i und
einmal aus altem Diphthong ei,
gradueller Diphthongierungsprozess
nur schriftlich überlieferte Daten, man weiß also nichts über die Aussprache, man kann nur nach der
Schrift gehen, Schrift reagiert immer etwas verspätet, also wurde etwas schon früher artikuliert als
verschriftlicht,
Fnhd. Monophthongierung
ie, ö, ü werden wieder eingeführt
west- und ostmitteldeutsche Dialekte betroffen
Fnhd. Diphthongwandel
Neue Diphtonge ai, äu, au entstanden
Dehnung in offener Tonsilbe
Zunahme von Langvokalen, Dehnungen von ehemaligen Kurzvokalen (tag , tage [ta:k], [ta:ge]  Tag,
Tage), teilweise Ausgleich durch Analogien
Helene Kausl
VO 8 Sprachgeschichte
1.12.2015
Helene Kausl
VO 9 Sprachgeschichte
15.12.2015
VO Sprachgeschichte
9. Einheit, 15.12.2015
Spätmittelhochdeutsch: ouch – Frühneuhochdeutsch: auch (Diphthongwandel?)
Weitere Prozesse: Unterschiede in Quantitäten von Vokalen:
 Dehnung in offener Tonsilbe (z.B. Ta-ge) (das mittlerweile auch bei Tag ein lang
gesprochenes a vorhanden ist, liegt an Paradigmenausgleich (-> beruht auf
Sprachökonomie); (nemen >nehmen); Kürzen und Längen treffen aufeinander (-> nicht nur
Vokalqualitäten müssen gespeichert werden)
Dehnungsprozesse gehören hauptsächlich in den hochdeutschen Sprachraum – im Niederdeutschen
bleiben Kürzen meistens erhalten
Monophthongierung, Diphthongierung führt zu Verbesserung der Qualität
im Neuhochdeutschen deutlich mehr Vokale; im AHD sehr viel Graphie
Linguistische Prozesse:
 Nebensilbenschwund (im MHD fast durchgängig Schwa-Vokale in Endsilben von Wörtern
(vgl. trahani-traehne-Träne  aus dreisilbigen Wörtern wird aufgrund von Synkope ein
zweisilbiges Wort); Synkope: Tilgung, Schwa-Ausfall im Wortinneren; Apokope: Schwa-Ausfall
im Wortauslaut
 Rundungsprozesse (mitunter!): eine Lippenrundung kommt bei Artikulation hinzu
 Entrundungsprozesse (mitunter!): gegengesetzt zu Rundungsprozess; insbesondere in
Dialekten (nur wenige Dialekte haben gerundete Vokale)
 Vokalsenkung vor Nasal
Gedicht von Andreas Gryphius: „Threnen des Vatterlandes“ (1636)
 Text liegt nahe an neuhochdeutscher Sprache; an der Graphie und lexikalisch
(->
lexikalischer Wandel) merkt man, dass Text älter ist als 2015; hier keine eindeutigen Angaben ob es
kurz ausgesprochen wurde bzw. wie es ausgesprochen wurde; lautlich nicht viel zu holen, was wir als
anders identifizieren als heutzutage
mehr lexikalische, graphische und syntaktische Andersheiten (keine Monophthongierung und
Diphthongierung etc.)
das Frühneuhochdeutsche als Phase des Überganges, in der bestimmte Lautwandelprozesse
stattgefunden haben, die aber bereits im MHD schon vorbereitet wurden
Neuhochdeutsch (ab 1650 bis zur Gegenwart)
Standardsprache wird von Bedeutung, aber zuerst nur schriftlich – bis Standardsprache auch
gesprochen wird, dauert es noch
Luther war mit seinen Schriften wichtig für die Ausbreitung
4 Phasen können Standardisierungsgeschichte des Deutschen zeigen (nach Sonderegger):
 Frühneuhochdeutsch (ab 1350)
 Älteres Neuhochdeutsch (ab 1650)
 Jüngeres Neuhochdeutsch (ab 1800)
 Gegenwartsdeutsch (ab 1945)
-> 3 dieser Phasen gehören Neuhochdeutschem an
Orthographie ist die Ebene, die am stärksten kodifiziert ist (durch Wörterbücher)
Beispiele:
Zeitungstexte (sind in Textsorte relativ stabil)
Patricia Denk
VO 9 Sprachgeschichte
15.12.2015
1. Text: Übernahme von französischen Fremdwörtern ins Deutsche (vgl. heutzutage englische
Wörter die ins Deutsche aufgenommen werden)
2. Text: gehäufte Passivformen und häufig Weglassung des Auxiliars
3. Text: noch im 16. Jahrhundert eine Vielfalt von Dialekten
Standardisierung: Dialekte als Diasystem wahrgenommen und im Varietätensystem sehr viel in den
mündlichen Bereich verschoben; Dialekte wurden zu Gegenpol der Standardsprache (geographisch
begrenzt, ...)
Neuhochdeutsch:
 r-Vokalisierung (Lehrer -> Lehra)
 Entstehung silbischer Konsonanten (z.B. hab(e)n -> ha:bn, ha:bm); silbische Konsonanten
sind charakteristisch für das Deutsche (begann schon im Germanischen: Nebensilben
abgeschwächt oder fallen weg)
 Abbau des synthetischen Konjunktivs (I und II)
 Ausbau von würde+Infinitiv
 fortschreitender Präteritumsschwund (mit Zunahme von Perfekt)
 weitere Numerusprofilierung und Kasusnivellierung am Substantiv (tendenziell nehmen
eindeutige Kasusmarkierungen bei Substantiven und Adjektiven ab – Numerusmarkierungen
nehmen zu)
 Ausbau und Verbreitung des Rezipientenpassivs (-> Rezipient kann als Subjekt genannt
werden) – (Der Sohn bekommt einen Ball geschenkt.) -> bekommen-Passiv (diese
Konstruktion breitet sich erst in den letzten 150 Jahren aus)
(z.B. aktiv: Der Vater schenkt dem Sohn einen Ball. -> Nominativ (Subjekt), Dativobjekt und
Akkusativobjekt; Vater ist Agens des Satzes, Sohn ist Rezipient (bekommt etwas), Ball ist
Patiens oder Thema) – (passiv: Dem Sohn wird ein Ball geschenkt. (von dem Vater); werdenPassiv; Sohn bleibt Rezipient, aber Akkusativobjekt erscheint als Subjekt
 seit 1902: Orthographie (zahlreiche Reformen)
 tiefes, komplexes, leserfreundliches System
Patricia Denk
VO 10 Sprachgeschichte
12.01.2015
VO 10 Sprachgeschichte
Warum? – bezüglich verschiedene Prozesse, die miteinander in Verbindung stehen
Dynamik von Sprache
Wandel ist nicht etwas außergewöhnliches, Wandel ist ein immerwährender Prozess und
selbstverständlich (unterschiedl. Geschwindigkeiten)
Zwiebelmodell – versch. Schichten (zB Wortschatz, weit außen, Systemebenen im Kern angesiedelt)
Laptop (neue Medien) – Wortschatz jüngeren Datums
Sprache ist dynamisch – ein immerwährender Prozess, Synchronie ist dynamisch (Saussure  Synchronie
= ein Punkt auf Zeitachse vs. Diachronie)
Sprachwandel – Sprachverfall
Es gibt keinen Wandel ohne Variation!
Man muss mit Periodengrenzen vorsichtig sein.
Sprachwandel passiert auch in der momentanen Phase – wird eigentlich als etwas Negatives angesehen,
wird im öffentlichen Diskurs als Sprachverfall gesehen, ist aber etwas, das jahrhundertelang dauert
Anglizismen  im Durchschnitt nur 5% in dt. Sprache aufgenommen  das ist jedoch normal, es muss
sich etwas verändern, vieles schon eingedeutscht, wird nicht mehr als Anglizismus wahrgenommen (zB
Keks von cakes abgeleitet)
Mundart verkommt  reine, unverfälschte Mundart wird durch Aufnahme nicht dialektaler Sprache
verfälscht, Varianten aus anderen Varietäten werden aufgenommen
Aussterben der Dialekte?
1720 – Weinrich  Dialekt wird weniger gehört durch urbanen Einfluss
1754 – Richey  entwickelt Wörterbuch um alte Wörter des Dialektes festzuhalten
1825 – Anton  am Land geht Dialekt verloren
1843 – Firmenich  man geht hochdeutscher Schriftsprache entgegen
1856 – Künzel  Mobilität, Bildung verändert Sprache
1880 – Wegener  Dialekte sind dem Untergang geweiht
(heute sind das Deutsche und die Fremdsprache im Diskurs)
1886 – Wenker  großflächige Dialektuntersuchung an VS,
bis heute gibt es ähnliche Statements (siehe Folien)
Sprachverfall ist immer ein Verfall der Sprache der anderen – Keller
Auseinanderbrechen der Gesellschaft durch Turmbau zu Babel und Zerstörung durch Gott
Wie in der Mode – Keller
Helene Kausl
VO 10 Sprachgeschichte
12.01.2015
„das Deuts h o früher ar esser“  häufiges Thema
„ eil + Ver z eitstellu g“
„Possessi ko struktio e “ – das ist meinem Vater sein Haus, hält sich hartnäckig
„tu ist ei s hli
es/s hle htes Wort“ – trotzdem sehr beliebt
Heute ist es ein Phänomen, dass man sich auch mit Dialekt ausdrückt (neue Medien – Facebook, SMS) 
man drückt sich so aus, wie man spricht
Auch Gesellschaft ändert sich.
Salienz
Bestimmte Prozesse sind emotional aufgeladen
„rettet u sere To ate “ – „rettet u sere Paradeiser“  Aufregung über Wortpaar (genauso wie bei
Erdäpfel/Kartoffel)  diese Wortpaare sind sehr emotional aufgeladen
Besonders im Sinne von anders ohne Bewertung, anders sehen als anders bewerten
Sprachsystemwandel und Sprachgebrauchswandel
Soziolinguistisch – gesellschaftlich
Auf welcher Ebene sind wir?
Sprachgebrauchswandel – Abnahme der Domänen, in denen Dialekt verwendet wird
Sprachsystemwandel – System verändert sich
Sprachwandel und Varietätenwandel
Gesamtsystem od best. Varietäten?
2. Lautverschiebung in sehr unterschiedlichem Grade durchgeführt, im Niederdeutschen nicht!
Sprechsprachlicher und schriftsprachlicher Wandel
Mediale Gesichtspunkte, bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur schriftsprachliche Quellen vorhanden,
Sekundärumlaut  man kann nur erahnen, wie gesprochen wurde
Heute ist eine eindeutige Trennung und eine Beeinflussung nicht möglich  können nur Hypothesen
sein.
Beklagen von Sprachwandel ist beklagen der Sprache
Prinzipien des Sprachwandels
Best. Prinzipien können abgeleitet werden!
Prinzipien phonolog. Wandels – Lautebene
Nübling
Helene Kausl
VO 10 Sprachgeschichte
12.01.2015
Wagen – Wägen, Bogen – Böge , … U laut s. Ni ht-Umlaut (SG – PL)  ist in unseren Köpfen als Regel
gespeichert, es wird angewendet bei zB Anekdote – Anekdötchen (Verkleinerung, Verniedlichung)
Silbensprachlichkeit des AHD, auch Italienisch od Spanisch  gute Silbenstruktur, beliebt beim Singen
NHD ist eine Wortsprache – Wortgrenzen sind hier besonders entscheidend, beim Hörer werden klare
Einheiten erkannt
gilaubiu – Konsonant, Vokal, Konsonant, Vokal
Strumpf – Konsonantencluster am Anfang und am Ende
schrumpfst – hinten 4 Konsonanten (im AHD treffen max. 2 Konsonanten aufeinander)
Subthemen
i-Umlaut, 2. Lautverschiebung untermauern diese These (Wortsprache, Silbensprache)
i-Umlaut
kombinatorischer Lautwandel, der auf regressiver, partieller Fernassimilation beruht
Vokale (gasti)  Annäherung der Vokale/Vokalharmonie (geste)  für den Sprecher von Vorteil, für
Hörer schwieriger
Zunehmende Morphologisierung  Umlaut beliebt
2. Lautverschiebung
Wandlung von Plosive hin zu Spiranten od. Affrikaten (ship  Schiff)
Spiranz od. Affriakte? – sehr regelhaft passiert, in best. lautlichen Kontexten, je nach Position des
Ausgangslauts und Vorangehen des Typs (Vokal, Konsonant)
Entwicklung einer Mehrsilbensprache zu einer Wortsprache
Was ist eine Silbe?
Wolke – 2 Silben
Phantasie – 3 Silben
(Füße – Ja
e , Tro häe ,…)
Phonolog. Fuß ist dann wichtig, wenn man Wörter in best. Metrik einbauen möchte, Fuß bildet eine
Einheit, die genau eine betonte Silbe und viele unbetonte enthält
Schrank: Phänomen – Konsonantencluster
Das sonorste (Vokal) steht im Zentrum einer Silbe (im Nucleus), die restl. Konsonanten sind so
angeordnet, dass das sonorere näher am Nucleus steht  Silben haben stets kurvenförmigen
Sonoritätsverlauf
Eine gute Silbenstruktur ist eine, die aussprachefreundlich oder produktionsfreundlich ist!
Immer eine Produktions- und eine Rezeptionsseite! Eine einfache Aussprache bekommen wir, wenn wir
eine einfache silbische Struktur haben
Helene Kausl
VO 10 Sprachgeschichte
12.01.2015
Am Anfang viele cv Strukturen – sind die einfachsten! (Mama, Lala) – ist aussprachefreundlich, liegt
artikulatorisch nah beieinander, deshalb schwierig für Hörer
Die optimale einfache Silbe dient der Sprachproduktion (cv). – geht auf Kosten des Hörens
Wortsprachen sind rezeptionsfreudig, Silbensprachen produktionsfreudig  geht immer auf Kosten des
anderen (rezeptionsfreudig geht auf Kosten des Sprechens, produktionsfreudig auf Kosten des Hörens)
Helene Kausl
VO 11 Sprachgeschichte
19.01.2016
VO 11 Sprachgeschichte
Silbensprachen
AHD ist ein Silbensprachtyp, das NHD eine Wortsprache
Spanisch und Italienisch sind Silbensprachen (siehe Einheit 10)
Wie werden Verstehensprozesse vereinfacht?  Wortsprachen
Die Optimierung kann in verschiedene Richtungen gehen (Silben- vs. Wortsprachen  Sprecher- vs.
Hörerfreundlichkeit)
Kriterienkatalog von Nübling wichtig für Prüfung (siehe Folien auf Moodle)
Sonoritätsverlauf bei Silbensprachen ist kurvenförmig, nur bei Wortsprachen sind auch extrasilbige
Elemente möglich,  schrubbst (Folie)
Wanne, Sonne  besteht aus 2 Silben, betonte Silbe, unbetonte Silbe (Endsilbenabschwächung), bei
unbetonten Silben oft schwa-Laute, lediglich in den betonten Silben volle Vokale, kein Wort des
germanischen Grundwortschatzes endet auf a so wie Auto,
im AHD häufig Wörter bei denen Vokale in Silben identisch sind (auch in unbetonten Silben können
gleiche Vokale vorkommen), im NHD nicht mehr  in unbetonten Silben nur mehr begrenzte Zahl an
Vokalen
Ausspracheerleichterung
burg = burug (selbe Bedeutung im AHD für NHD Burg)
cvcc – cvcvc, eingeschobener Vokal um Aussprache zu vereinfachen
buan = buwan
Einschub des w’s wege Ver eidu g des Hiatus = Aufei a dertreffe zweier Vokale
gibu ich = gibuh
Vokal wurde getilgt um Hiatus zu vermeiden
Gemination: italienisch: brutto (langer Konsonant) – nicht wie im NHD brutto (brutto-netto)
Wasser  Silbenstruktur siehe Folie
i-Umlaut
a wird zu palatalem vorderen Vokal e verschoben, (Vokaltrapez), a ist velar  gasti wird geste, es wird
deutlich leichter in der Aussprache, Vokalharmonie, es ist nur eine partielle Fernassimilation, e wird ö
die Phase in der i-Umlaut phonologische Auslöser hatte
2. Lautverschiebung
Helene Kausl
VO 11 Sprachgeschichte
19.01.2016
Hängt davon ab welcher Laut dem alten p vorangegangen ist  Vokale, Liquide, Nasale
Affrikate pf, ts nach Liquid entstanden, oder Geminate Apfel, Wortanfang Pfund
makken- machen, water – Wasser,
warum gibt es Unterschied ob ein alter Konsonant am Anfang eines Wortes stand oder nach einem Vokal
odereinem Liquid? – warum unterschiedliche Ergebnisse?
Abhängigkeit von der silbischen Struktur liegt vor!
Phonologische Prozesse die auf Silbenebene passieren od auf Wortebene, richtet sich danach ob
Silbengrenze deutlich bleibt,
konsonantischer Prozess in Beziehung mit vokalischem Prozess
grundsätzlicher Prozess von einer Silben- zu einer Wortsprache! Bereits im MHD feststellbar. Die
phonologische Silbe wird nach und nach verschlechtert.
Silbensprachliche Steuerung der 2. LV
Prüfungsbesprechung
Vorstufen  indoeuropäisch und germanisch
Dialektisoglossen spiegeln Grad der 2. LV wider,
Primärumlaut ist bei kurz a losmarschiert
Sekundärumlaut betrifft alle Vokale
Grammatikalisierung des i-Umlauts!!! (Folie 114 wichtig)
Rückumlaut – Grimm hat sich vertan, es lag kein Umlaut vor,
Text, den man einordnen muss  Kriterien nennen, grob einordnen können
MHD: Ablautreihen lernen! Anwenden können!
FNhd ist eine Übergansperiode, Rolle Luthers, mîn niuwez hûs, liebe guete brüeder, boum = Baum,
Dehnungsprozesse, Rundungsprozesse, Entrundungsprozesse,
Prozesse sind im FNhd nicht immer abgeschlossen, sind hier nur losgegangen
VIEL GLÜCK!!
Helene Kausl
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