Haydn für Kinder - Tonkünstler

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Haydn für Kinder
Ein Projekt im Rahmen der Tonspiele
für 7- bis 10-Jährige Schülerinnen und Schüler
Vorbereitende Unterrichtsmaterialien
für Lehrerinnen und Lehrer von Volksschulen
zusammen gestellt von Christina Krug
Inhalt
Vorwort EVN
Seite 3
Vorwort Tonspiele
Seite 4
Programm
Seite 5
Geschichten zum Vorlesen oder Erzählen über Joseph Haydn
Seite 6
Der kleine Sepperl in Rohrau
Seite 6
Josephs Lehrjahre
Seite 8
Ein junger Musiker in Wien
Seite 10
Haydn in Diensten Esterházys
Seite 12
Haydn auf Reisen
Seite 15
Zurück in Wien
Seite 17
Ideen für den Unterricht
Seite 18
Haydns Tagesablauf
Seite 21
Ideen für den Unterricht
Seite 21
Das Orchester
Seite 23
Ideen zur Bearbeitung von Haydns Werken im Unterricht
Seite 29
Symphonie G-Dur Hob.I:94 «Paukenschlag», 2. Satz
Seite 29
Symphonie D-Dur Hob.I:104 «London», 4. Satz
Seite 32
Streichquartett C-Dur op. 76/3 «Kaiserquartett», 2. Satz
Seite 34
Symphonie g-moll Hob.I:83 «La Poule», 1. Satz
Seite 36
Mitwirkende
Seite 38
Quellen
Seite 40
2
EVN unterstützt das Projekt «Tonspiele» des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich
– spielerisch Musik erleben
Die seriöse Wissensvermittlung an Kinder und Jugendliche in zielgruppengerechter Form ist
EVN ein großes Anliegen. Seit weit über 4 Jahrzehnten wird seitens EVN eine aktive
Schulbetreuung («Young Energy») durchgeführt. Sowohl die Breite des Schulangebotes, als auch
die lange Tradition der Betreuung sind unter den österreichischen EVU´s einmalig. Den
Schwerpunkt bildet die Bereitstellung von Lehrbehelfen über Energie, Vorträge der EVN,
Schulbetreuer in den Klassen, sowie Besichtigungen von Kraftwerken und Anlagen von EVN. Mit
der Unterstützung der «Tonspiele», die Kinder und Jugendliche in einem sehr frühen Stadium
für klassische Musik begeistern sollen, leistet EVN einen Beitrag zu einer modernen
Musikvermittlung in Niederösterreich.
Dr. Burkhard Hofer, Vorstandssprecher EVN
www.young.evn.at
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Liebe Lehrerin, lieber Lehrer!
Das Jahr 2009 steht ganz im Zeichen des vor 200 Jahren verstorbenen aus Niederösterreich
stammenden Komponisten Joseph Haydn. Haydns Werke sind unvergessen und werden damals
wie heute in den großen Konzertsälen gespielt. Sie gehören zum Standardrepertoire jedes
Symphonieorchesters und so will das Tonkünstler-Orchester Haydns Musik auch dem jüngsten
Konzertpublikum näher bringen.
Marko Simsa hat für dieses Konzert ausgewählte Werke von Joseph Haydn altersgerecht
aufbereitet und für Kinder leicht verständlich und zugänglich gemacht. Die Musikvermittlerin
Marlies Krug (www.stimmwerkstatt.at) hat dazu ein Vermittlungskonzept erstellt, mit dem die
Werke kreativ und altersgerecht im Unterricht erarbeitet werden können.
In diesem Lehrer-Package finden Sie Informationen zum Komponisten, den Werken, den
Mitwirkenden, sowie Anregungen für die Vorbereitung im Unterricht. Die Lebensgeschichte von
Joseph Haydn ist für Kinder aufbereitet, so dass sie gemeinsam gelesen oder auch vorgelesen
werden kann (ob die gesamte Geschichte gelesen bzw. erzählt wird oder nur einzelne Teile, liegt
im Ermessen der Lehrerin oder des Lehrers) und kann durch die angegebenen Unterrichtsideen
und Arbeitsblätter ergänzt werden. Zusätzlich zur Info-Mappe würde ich empfehlen, mit der
Klasse das ein oder andere Stück von der beiliegenden CD anzuhören.
Marko Simsas Stück «Haydn für Kinder» ist übrigens auch als CD erhältlich. Im Booklet finden
Sie weitere Anregungen und Ideen für den Unterricht. Die CD können Sie auf der Website
www.markosimsa.at/cd.php bestellen.
Viel Spaß bei der gemeinsamen Vorbereitung und natürlich beim Konzert wünscht Ihnen
Christina Krug von den Tonspielen
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Haydn für Kinder
Programm
JOSEPH HAYDN
Symphonie g-moll Hob.I:83 «La Poule», 1. Satz
Konzert für Trompete und Orchester Es-Dur Hob.VIIe:1, 3.Satz
Symphonie D-Dur Hob.I:101 «Die Uhr», 2. Satz
Symphonie G-Dur Hob.I:94 «Paukenschlag», 2. Satz
Streichquartett C-Dur op. 76/3 «Kaiserquartett», 2. Satz
Symphonie D-Dur Hob.I:104 «London», 4. Satz
Kroatisches Volkslied: Jelena, Jelena
Sauschneider-Lied
Mitwirkende
Tonkünstler-Orchester Niederösterreich
DIRIGENT
Bruno Weinmeister
ERZÄHLER UND KONZEPT Marko Simsa
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Geschichten zum Vorlesen oder Erzählen
Die folgenden Geschichten sind dazu geeignet sie als Fortsetzungsgeschichte gemeinsam mit
den Kindern zu lesen, sie vorzulesen oder sie zu erzählen. Natürlich ist es auch möglich, einzelne
Teile daraus zu entnehmen und diese mit den Kindern im Detail durchzugehen, während der
Rest nur in Stichworten erzählt wird.
Der kleine Sepperl in Rohrau
«Am 31. März im Jahre des Herrn 1732 Franciscus Josephus
Haydn», schrieb der Pfarrer mit feiner Feder ins Taufregister der
Kirche von Rohrau. Dann dreht er sich um und sah freundlich das
Bündel in Anna Maria Haydns Armen an. «Ein stattlicher Name»,
meinte er. Anna Maria zog das Wolltuch fester um ihren winzigen
Sohn, sie knickste, bekreuzigte sich und ging hinaus. Vor der
Kirche stand ein Baum, in dem zwitscherten Meisen. Und sie hätte
schwören mögen, dass der kleine Bub die Ohren spitzte. Nicht weit
von der Kirche stand das Haus. Es duckte sich unter einem
Strohdach, lehnte an der kleinen Scheune und schaute mit
rundem Tor auf die Hauptstraße. Es war nicht groß, denn Vater
Haydn war nicht reich, auch wenn er Ratsmitglied im Dorf war,
Wagenmacher
und
noch
Bauer
dazu.
Türkenkriege
und
rebellierenden Ungarn hatten dafür gesorgt, dass Rohrau kein
wohlhabendes Dorf war. Sie waren durch dieses ärmliche
Grenzgebiet zwischen Österreich und Ungarn gerast und hatten
nichts als Armut und Elend zurück gelassen. Doch heute war nicht
Krieg. Die Sonne schien und Anna Maria hatte ihren ersten Sohn
zur Taufe getragen.
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Ein paar Jahre später sitzt Anna Maria Haydn mit ihren beiden
ältesten Kindern vor dem Haus. Joseph, genannt Sepperl, war nun
6 Jahre alt und mochte nichts lieber als singen. Es war schon
Abend und der Vater hatte zu seiner kleinen Harfe gegriffen.
«Noch einmal», befahl Sepperl, «das klingt gar so hübsch!» Die
Mutter begann und die Kinder fielen ein. Joseph stellte sich eine
Geige vor und begleitete mit Gesten die Eltern. «Schön», dröhnte
eine tiefe Stimme. Mathias Franck, Schulrektor und Chorleiter in
Hainburg und ein Freund der Eltern, bog ums Hauseck. «Wie
Sepperl den Takt hält und ganz richtig so tut, als ob er Geige
spielte! Da muss man was machen, das kann man nicht so einfach
lassen. Der Bub singt wie ein Glöckerl!» Er setzte sich auf eine
Bank, streckte die Füße von sich und ließ sich einen Holundersaft
bringen. Der Abend nahm seinen Lauf, und als es schon Nacht
war, beschlossen die Eltern, dass Sepperl nach Hainburg ziehen
würde, zu Onkel Mathias. «Was er dort alles lernen wird! Lesen
und Scheiben, Singen und fast alle Blas- und Saiteninstrumente.
Aus dem Buben wird noch was!» schwärmte der Vater. «Ein
Geistlicher vielleicht?» fragte Anna Maria schüchtern, denn sie
dachte, das sei ein ehrenwerter Beruf. «Geistlicher, Musiker,
Komponist… Wenn er gut ist, stehen ihm alle Fürstenhäuser
offen!» rief der Onkel aufgeregt.
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Josephs Lehrjahre
«Hui, gerade noch entkommen!» seufzte Sepperl und lutsche
zufrieden an einem gestohlenem Stück Zucker. Seit er nach
Hainburg gezogen war, hatte er es nicht mehr so leicht. Viel später
erinnerte er sich, dass er «mehr Prügel als zu essen» bekommen
hatte. Er war ein schelmischer Junge und sein Onkel ließ ihn seine
Streiche bitter büßen. Überhaupt war es eine Zeit der strengen
Zucht, Joseph lernte nicht nur eine sehr leserliche Handschrift, er
wurde auch sattelfest in der Gesangstechnik und erhielt Unterricht
auf mehreren Instrumenten. Dazu bekam er Religionsstunden.
Sprachen und Rechtschreibung blieben dafür auf der Strecke,
ebenso Lesen und Rechnen, das er nur wenig lernte. Dafür war er
fromm, sauber und ordentlich. Schon in Hainburg trug er ständig
eine Perücke und kränkte sich, dass seine Hemden oft fleckig
waren: «Pfui, da ist schon wieder ein Floh!» Der Besuch des
Domkappellmeisters Georg Reutter in Hainburg sollte für Sepperl
erstaunliche Folgen haben. Reutter war unter anderem für den
Domchor des Wiener Stephansdoms zuständig. Während er eines
Tages mit seinem Freund, dem Pfarrer Kirschen aß, schimpfte er:
«Immer wieder fallen mir Buben aus, weil sie in den Stimmbruch
kommen. Dann muss ich neue finden, prüfen, einstellen und
ausbilden. Ich komme gar nicht mehr zum Dirigieren.» «Ich kann
Ihnen da vielleicht aushelfen, zufällig weiß ich von einem recht
begabten Burschen» murmelte der Pfarrer und spuckte einen Kern
aus. Gesagt, getan, der Pfarrer ließ sogleich Sepperl rufen. Den
interessierten die roten Kirschen auf dem Tisch mehr als die
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Lieder, die er vortragen sollte. Aber er sang gut und bekam ein
paar Früchte in seinen Hut. «Vergelt´s Gott» rief er und zog
fröhlich ab. «Eine brillante Zukunft kann ich Ihrem Sohn bieten»
wandte sich Reutter an Sepperls Eltern, «wenn Sie ihn mir nach
Wien mitgeben…». Und sie waren einverstanden. Es machte sie
stolz, dass Joseph nach Wien ziehen und bei einem so bekannten
Chor wie dem Domchor studieren sollte. Im Jahr 1745 sollte er mit
dem Domchor vor Kaiserin Maria Theresia singen. Schönbrunn,
ihr Sommerschloss, war damals noch nicht fertig gebaut und
fröhlich kletterte der Junge auf eines der Gerüste. Das sorgte für
viel Gelächter. Die Kaiserin lachte nicht, sie ließ ausrichten, dass
die Buben sich dort nicht mehr sehen lassen sollten, sonst setze es
was. Am Tag darauf kam Joseph wieder. Nicht faul, kletterte der
Junge aufs Neue los. Diesmal wurde er erwischt und vom
Baumeister gründlich versohlt. Auf etwas konnte er sich allerdings
freuen. Der Vater schickte Josephs jüngeren Bruder Michael in die
Chorschule, Sepperl sollte auf ihn aufpassen. Doch schon bald
hatte Sepperl mit seinem Stimmbruch zu kämpfen. Bei einem Fest
behauptete Maria Theresia: «Du singst nicht mehr, du krächzt nur
noch wie eine Krähe!» Nun sprang Michael ein. Er sang so schön,
dass er dafür 24 Golddukaten bekam. Sepperl hingegen musste
den Chor verlassen. «Na, denen zeig ich´s» Hinterlistig schnitt er
einem seiner Kameraden beim Singen den Zopf ab…
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Ein junger Musiker in Wien
Nach dem Rauswurf beim Domchor hielt sich Joseph mit
Gelegenheitsarbeiten und Kompositionen über Wasser. Dazu
spielte er mit seinen Freunden am Abend in den Gassen Wiens
und verdiente sich so hin und wieder ein Abendessen. 1755
forderte der Freiherr von Fürnberg den jungen Haydn auf, ihn auf
seinem Schloss zu besuchen. «Er ist ja mittlerweile etwas herum
gekommen und einen Ruf hat Er auch!» Also wurde Joseph
aufgefordert für den Baron Musik zu schreiben, die dieser mit
seinem Verwalter und dem Pfarrer aufführen konnte. Haydn
nahm den Auftrag an und komponierte Stücke für zwei Geigen,
Bratsche und Cello. Er selbst übernahm beim Spielen die Bratsche:
«Hab ihren Ton so gern!» meinte er. So entstanden Haydns erste
Streichquartette, viele weitere sollte noch folgen. Zu viert im Salon
und im Kreise der Familie zu spielen sollte ein beliebter
Zeitvertreib werden. «Munter komponiert Er, charmant! Freche
Oktaven, vorlaute Akkorde, hat man so was schon gehört?»
brummelte einer der Gäste, der Graf Morzin, und warb Joseph
kurzer Hand ab und ließ ihn ab jetzt für seine kleine Musikkapelle
komponieren. «Na also, es geht ja vorwärts mit ihm» stellten
Haydns Freunde fest.
In Wien lernte Haydn Therese Keller kennen, die jüngste Tochter
eines Perückenmachers, und verliebte sich in sie. Vater Keller
betrachtete die Liebe des jungen Komponisten zu seiner hübschen
Tochter mit Argwohn. «Im Kloster ist sie besser aufgehoben»
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beschloss er. Gesagt, getan, Therese Keller wurde ins Kloster
geschickt und war von nun an für Joseph unerreichbar.
Inzwischen hatte aber die ältere Schwester Maria Anna ein Auge
auf ihn geworfen. Maria Anna war anders als ihre kleine Schwester
und weder charmant noch hübsch. Im Gegenteil: Rechthaberisch,
geizig und zänkisch sollte sie sein. «Jetzt heiraten Sie endlich die
Maria Anna. Sie ist ein anständiges Mädel, was will man mehr?»
Herr Keller hatte Haydn schon oft geholfen, wenn er in
Schwierigkeiten steckte – und die Hochzeit wurde beschlossen. Im
Stillen war Her Keller sicher froh, die weniger hübsche Tochter an
den Mann zu bringen. «Wenn das nur gut geht…» dachten Haydns
Freunde. Als Therese im Kloster ihr Gelöbnis gab, komponierte
Haydn eine wunderschöne Messe, sozusagen, um sie zu
verabschieden. Die Ehe mit Maria Anna wurde alles andere als
fröhlich. Die Ehefrau hatte kaum Interesse für die Musik ihres
Mannes. Sie verwendete seine Partituren als Haarwickler und als
Pastetenunterlagen.
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Haydn in Diensten der Esterházys
Fürst Esterházy stellte Haydn als Kapellmeister an. Der Fürst
mochte Musik sehr gerne und so sollte Haydn tüchtig
Kirchenmusik, Sinfonien, Kammermusik und was der Fürst sonst
noch wünschte, komponieren. Fürst Esterházy spielte selbst etliche
Instrumente und verstand viel von Musik. Er war stolz auf seinen
neuen Dirigenten und überhäufte ihn mit Aufgaben. Außerdem
sollte Haydn mit den Musikern freundlich umgehen, immer
sauber sein und stets eine gepuderte Perücke tragen. Haydn sollte
sich besser benehmen als alle anderen Musiker, immerhin war er
nun «Personalchef». Dem Fürsten stets zu Diensten sein und das
Organisieren der vielen Konzerte verstand sich von selbst, und im
Übrigen sollte er junge Sängerinnen unterrichten. «Na, das kann
ja was werden.» bemerkte Maria Anna dazu. Ihr Mann war zwar
nicht schön, er hatte eine große Nase und viele Narben im Gesicht,
doch bei den jungen Damen der Musikwelt stieß er immer wieder
auf Bewunderung.
Haydn wurde nun ein bekannter Komponist und leitete ein für
damalige Zeiten großes Orchester mit zwanzig Musikern. Er
komponierte viele Symphonien, manche davon mit lustigen
Namen wie «Die Henne» oder «Die Uhr». Der Fürst starb und so
folgte sein jüngerer Bruder Nikolaus Esterházy, der «Der
Prächtige» genannt wurde. Er liebte Prunk und Luxus und ließ
sich in der Nähe des Neusiedler Sees das Schloss Esterházy bauen.
«Immer diese verdammten Mücken» murrten die Musiker und
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schlugen um sich, denn das neue Schloss befand sich inmitten
eines großen Sumpfes. Schloss Esterházy wurde zum Treffpunkt
für den Adel und die Künstler – einmal kam sogar Kaiserin Maria
Theresia! Das Schloss hatte inzwischen auch ein Opernhaus
bekommen und gegenüber davon wurde ein Marionettentheater
gebaut. Dies alles ging in Blumenbeeten, Ziersträucher und
Springbrunnen förmlich unter. Nikolaus war stolz auf sein
wunderschönes Schloss und blieb immer länger dort – mitsamt
seiner Dienerschaft und seinen Musikern. Aber die Musiker, die
ihre Familien nicht mit ins Schloss bringen durften, hatten
Heimweh. «Sie müssen etwas für uns tun, Maestro, damit wir
wieder nach Eisenstadt zurück kehren!» jammerten sie. «Ich werde
mir das durch den Kopf gehen lassen» meinte Haydn
nachdenklich. Er komponierte die «Abschiedssymphonie» in der
am Ende ein Instrument nach dem anderen verstummt und die
Musiker leise die Bühne verlassen. Der Fürst verstand den Wink,
schmunzelte und befahl schon am nächsten Tag die Rückkehr in
die Stadt. Die Musiker seufzten erleichtert auf. Der Fürst hatte sie
auf jedem seiner unzähligen Feste spielen lassen! Beliebt waren
auch Bälle und Tanzvorführungen bis in die tiefe Nacht. Das alles
machte Hunger und so erwartete die Gäste spätabends eine reich
gedeckte Tafel. Man aß und tanzte bis in den frühen Morgen – das
bedeutete viel Arbeit für die Diener und Musiker. Alle freuten sich
also auf Eisenstadt – schon allein, weil es dort weniger Mücken
gab.
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Haydn war nun ein berühmter Komponist geworden. Bei den
Esterházys bekam er einen stattlichen Lohn. Dazu gehörten unter
anderem neun Fässer Wein, ein ganzes Schwein, ein Eimer Kraut
und Rüben sowie Brennholz. Außerdem wurde er geradezu
fürstlich eingekleidet, mit Perücke und einer hellblauen, mit vielen
silbernen Borten und noch mehr Pailletten geschmückten
Uniform. Haydn bedankte sich mit Opern, von denen heute viele
vergessen oder verschwunden sind. Für den Fürsten selbst schrieb
er eine Vielzahl an Duetten, Trios und Quartetten, die große
Bewunderung ernteten. «Da capo, Da capo!» schrie das Publikum.
Das beflügelte Haydns Fantasie und so komponierte er unter
anderem rund 106 Symphonien und 126 Trios. «Tüchtig, lieber
Haydn, tüchtig!» rief der Fürst, wenn Haydn ihm seine
Streichquartette überreichte. Diese Quartette beeindruckten sogar
Wolfgang Amadeus Mozart, so dass er Haydn als seinen
Lehrmeister bezeichnete und «Papa Haydn» in vielem nacheiferte.
Der Fürst selbst wusste nicht, wie berühmt sein Kapellmeister
bereits war, es kamen nur erstaunlich oft fremde Leute nach
Schloss Esterházy und erkundigten sich nach dem großen Meister
Haydn.
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Haydn auf Reisen
Der Fürst starb. Sein Nachfolger mochte keine Musik. Er ließ das
Orchester
auf
und
behielt
nur
eine
Blaskapelle,
den
Konzertmeister und Haydn. «Ab jetzt, lieber Kapellmeister, sind
Sie ein freier Mann, doch Ihren Lohn erhalten Sie weiterhin.»
Haydn freute sich sehr. Er bekam ein Angebot aus London: «Wie
wäre es mit einer Oper und sechs Symphonien mit so vielen
Konzertauftritten, wie Sie es sich nur wünschen! Am Geld soll´s
bestimmt nicht scheitern!» Da sagte Haydn zu. Viele Freunde
warnten ihn vor der beschwerlichen Reise, Haydn sei zu alt und
das Unternehmen zu gefährlich. Immerhin war Haydn jetzt schon
58 Jahre alt. «Papa, Sie sprechen keine fremde Sprache!» mahnte
ihn sogar Mozart. «Oh, meine Sprache versteht die ganze Welt!»
meinte Haydn fröhlich und machte sich auf den Weg. Besonders
beeindruckte ihn die Fahrt nach England. Es war das erste Mal,
dass er so viel Wasser sah. Damals war London die größte Stadt
Europas, viele Reiche, Wissenschaftler, Künstler und Philosophen
lebten dort. Haydn fühlte sich in seiner neuen Umgebung sehr
wohl. Besonders angetan hatte es ihm das British Museum – und
Gehsteige sowie Öllampen, die es beide in Wien nicht gab,
faszinierten ihn. Über den Nebel, der schon am frühen Morgen
herrschte, konnte er sich nicht genug wundern.
Auch hier wurde er schnell zum Tagesgespräch. König, Adel und
Bürgertum luden ihn abwechselnd ein, die Tageszeitungen
überschlugen sich. Er besuchte Konzerte um zu sehen, wie man in
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England musizierte. Er selbst gab auch Konzerte, dirigierte vom
Klavier aus und ein Erfolg reihte sich an den anderen. In Oxford
wurde er zum Ehrendoktor ernannt und schrieb dafür die «Oxford
Symphonie», denn er fühlte sich sehr geehrt. Er war auch für
musikalische Überraschungen zu haben und komponierte die
«Symphonie mit dem Paukenschlag». «Wollten Sie das Publikum
mit diesem einen lauten Paukenschlag aus seinen Träumen
wecken?» wurde er gefragt? Da musste Haydn schmunzeln. Denn
das schlafende Konzertpublikum wollte er schon lange einmal
ordentlich wachrütteln…
Zurück in Wien machte sich Haydn an die Arbeit zu einem ganz
besonderen Werk. Haydn wollte das Entstehen der Welt, also die
Schöpfung, in Musik umwandeln. Der Glaube an Gott hatte ihm
schon seit seiner Kindheit viel bedeutet. «Lob sei Gott» schrieb er
daher oft an das Ende einer Komposition, denn er fand, dass er
seinem Schöpfer viel zu verdanken hatte: hatte Gott doch nicht nur
den kleinen Sepperl, sondern den jungen Joseph und später noch
Papa Haydn gnädig vor Unglück und Krankheiten beschützt. Mit
großem Eifer fing er an, mit Melodien zu erzählen, wie Gott die
Welt erschaffen hatte und wie glücklich Adam und Eva im
Paradies gewesen waren. Oratorium nannte man ein solches
Musikwerk und es gelang Haydn besonders gut. «Die Schöpfung»
hatte großen Erfolg und so machte sich Haydn gleich an das zweite
Oratorium, nämlich «Die Jahreszeiten».
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Zurück in Wien
Noch aus London hatte Haydn die englische Hymne «God save the
King» im Ohr, die man dort sang. Die Franzosen sangen
inzwischen stolz die «Marseillaise», ihre Revolutionshymne.
«Warum sollte Österreich nicht auch seine eigene Hymne haben?»
fragte sich Haydn. Das dachte sch auch ein hoher Beamter bei Hof
und gab bei Haydn eine Hymne für des Kaisers 29. Geburtstag in
Auftrag. So entstand das «Volcks-Lied», wie es anfangs genannt
wurde, das bald schon zur weltberühmten Kaiserhymne wurde.
«Da ist mir aber etwas Feines gelungen, es wird einem nie
langweilig, es zu spielen» meinte er. Also schrieb er eine Fassung
für Klavier, eine für Orchester und zuletzt verwendete er die
Hymne in einem Streichquartett, das dann auch gleich den Namen
«Kaiserquartett» bekam.
Haydn war inzwischen 76 Jahre alt und komponierte kaum noch.
Aber obwohl er keine Musik mehr schrieb, spielt er immer noch
gerne seine Kaiserhymne, oft mehrmals am Tag. An der hatte er
eine besondere Freude. «Unser guter Papa wurde immer
schwächer und ruhiger. Den 31. Mai 1809 entschlief er selig und
sanft.» berichtete einer von Haydns Hausdienern. Seine Musik
jedoch blieb zum Glück bis heute lebendig.
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Ideen für den Unterricht
Lassen Sie die Kinder Haydns Lebensgeschichte mit Hilfe der Bilder mit eigenen Worten
nacherzählen!
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Text für eine Rollenspiel-Szene
Erzähler: Wien, im Jahre 1798. Joseph Haydn sitzt in einer
Kutsche auf dem Weg zur ersten Aufführung seines berühmten
Werkes «Die Schöpfung». Er unterhält sich mit dem Kutscher.
Kutscher: Sie sind also der berühmte Herr Haydn. Ich habe noch
nie mit einem so berühmten Komponisten persönlich sprechen
können. Wo fahren Sie denn jetzt hin?
Haydn: Ins Palais Schwarzenberg. Dort wird mein neuestes Werk
aufgeführt, das Oratorium «Die Schöpfung»
Kutscher: Aha. Was ist denn ein Oratorium?
Haydn: In einem Oratorium wird ein Text aus der Bibel mit Musik
vertont. In der Schöpfung zum Beispiel geht es um die
Erschaffung der Welt durch Gott. Und ein Oratorium ist ein
Musikwerk, in dem nicht nur das Orchester spielt, sondern ein
großer Chor und Sängersolisten singen!
Kutscher: Aha, interessant. Gibt es auch andere berühmte
Oratorien?
Haydn: Ja, z. B. gibt es einen Komponisten, der Georg Friedrich
Händel heißt. Seine Musik habe ich in England kennen gelernt.
Kutscher: Sie waren in England? Aber können Sie englisch? Wie
haben Sie sich denn mit den Leuten dort verständigt?
Haydn: Meine Sprache – also die Musik – versteht man auf der
ganzen Welt!
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Haydns Tagesablauf
Haydn hielt viel auf Ordnung und Regelmäßigkeit. Seine Zimmer
waren immer reinlich und sauber, die Papiere und Noten nie
durcheinander. Gleich nach dem Aufstehen kleidete er sich so an,
dass er nur noch Hut und Stock nehmen brauchte, um überall
erscheinen zu können. Wenn er Besuche erwartete, steckte er
einen Brillantring an den Finger. Im Sommer stand er um halb
sieben auf und rasierte sich gleich ohne fremde Hilfe. Damals
hatte man nämlich oft Hausdiener und Kammerzofen, die ihren
Herren beim Ankleiden, Frisieren und Rasieren halfen. Wenn
während des Ankleidens bereits ein Schüler wartete, musste der
inzwischen seine Lektion auf dem Klavier vorspielen. Haydn
merkte alle Fehler an und gab neue Aufgaben. Um 8 Uhr
frühstückte er, dann setzte er sich ans Klavier und fantasierte so
lange, bis er eine Melodie fand, die ihm gefiel. Die schrieb er dann
auch gleich auf. Gegen Mittag kamen Besuche oder er machte
einen Spaziergang. Sein Mittagessen gab es erst zwischen 2 und 3
Uhr. Dann ging er in seine Bibliothek und las. Ab 4 Uhr
komponierte er wieder. Die Ideen vom Vormittag wurden
aufgenommen und säuberlich ins Reine geschrieben. Dazu
braucht er drei bis vier Stunden. Um 8 Uhr ging er aus und kam
um 9 Uhr wieder um weiter zu komponieren oder zu lesen. Um
10 Uhr abends gab es das Nachtmahl. Das war oft nichts anderes
als Wein und Brot. Um halb 12 Uhr ging er schlafen.
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Ideen für den Unterricht
Alltag damals und heute
Haydns Tagesablauf ist typisch für einen Musiker des 18. Jahrhunderts. Tauchen Sie mit den
Kindern in den Alltag eines Musikers der damaligen Zeit ein und besprechen Sie die
Unterschiede zwischen damals und heute.
•
•
•
•
•
Zeichnen Sie Haydns Tagesablauf in einen Stundenplan.
Wie könnte der Tagesablauf eines Musikers in der heutigen Zeit aussehen?
Was ist heute anders? Wie lange muss es früher mit Perücken, Reifröcken oder Gehrock
wohl gedauert haben, sich in der Früh fertig zu machen?
Hatte Haydn viel Freizeit? Was könnte er damals in seiner Freizeit gerne gemacht haben?
Wie sieht im Unterschied zu Haydn der Tagesablauf der Kinder aus?
Menschen damals und heute
Zeigen Sie den Kindern die beiden Bilder. Wo sind die Unterschiede in der Erscheinung damals
und heute?
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Haydn Rätsel
Beantworte die Fragen und setze die Buchstaben der grau markierten Felder der
Reihe nach in das Lösungsfeld ein! Die Lösung ist eine Musikgattung, von der
Haydn viel komponiert hat…
1. Wie hieß der Onkel, bei dem Haydn als Bub lebte? _ _ _ _ _ _ _
2. Wie hieß der Fürst, bei dem Joseph Haydn lange Jahre gearbeitet hat?
_________
3. Welche Stelle hatte Joseph Haydn beim diesem Fürsten?
_____________
4. Wie heißt das Oratorium, in dem Haydn die Erschaffung der Welt
besingt? _ _ _ _ _ _ _ _ _
5. In welchem Ort lebte Joseph Haydn als kleiner Bub mit seinem Onkel?
________
6. Wie hieß der Geburtsort von Joseph Haydn?_ _ _ _ _ _
7. Was war Joseph Haydn von seinem 8. bis 16. Lebensjahr?
___________
8. In welcher Stadt starb Joseph Haydn? _ _ _ _
9. Wie war der Mädchenname von Joseph Haydns Frau? _ _ _ _ _ _
LÖSUNG: ___ ___ ___ ___ ___ ___ ___ ___ ___
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Das Orchester
Kennst du die Orchesterinstrumente? Nun sollen die wichtigsten
Instrumente vorgestellt werden!
Die Streichinstrumente
Geige, Bratsche, Cello, Kontrabass
Die Streichinstrumente werden mit einem Bogen gespielt. Über
die Instrumentenkörper sind Saiten gespannt. Damit die
Instrumente klingen, streicht man mit dem Bogen über die Saiten.
Die Geige ist das kleinste Mitglied der Familie. Die Bratsche ist
etwas größer als die Geige, und deshalb klingt sie auch ein
bisschen tiefer. Die Geige und die Bratsche werden beim Spielen
zwischen Schulter und Kinn geklemmt. Das Cello ist noch größer,
deshalb wird es zwischen den Knien fest gehalten und auf einem
Stachel abgestützt. Es klingt noch viel tiefer als Geige und
Bratsche. Das größte und tiefste Saiteninstrument ist aber der
Kontrabass. Er ist so groß, dass man ihn nur stehend oder auf
einem hohen Hocker sitzend spielen kann.
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Die Holzblasinstrumente
Querflöte, Oboe, Klarinette, Fagott
Um einem Blasinstrument einen Ton zu entlocken, genügt es
nicht, mit voller Kraft in das Mundstück zu blasen. Der Musiker
muss seine Atmung vorsichtig einsetzen und genau wissen, wie
viel Luft er in das Instrument blasen muss. Es gibt die Familie der
Blechblasinstrumente und die Familie der Holzblasinstrumente.
Die Querflöte ist zwar aus Metall gebaut, zählt aber trotzdem zu
den Holzblasinstrumenten, weil sie in früheren Zeiten aus Holz
gebaut wurde. Man hält die Querflöte seitlich und bläst in das
Mundloch – dann entsteht der Ton. Die Oboe ist wirklich aus Holz
und etwas größer als die Flöte. Sie klingt auch etwas tiefer und hat
kein Anblasloch, sondern ein Mundstück mit einem
Doppelrohrblatt. Die Klarinette hat auch ein Mundstück, das sieht
aber wie ein Schnabel aus. Der Ton der Klarinette ist sehr weich
und samtig. Das Fagott ist viel größer als die anderen Instrumente
und hat ein Doppelrohrblatt wie die Oboe.
Querflöte
Oboe
Fagott
Klarinette
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Die Blechblasinstrumente
Trompete, Posaune, Horn, Tuba
Nun kommen wir zu den lauten Blechblasinstrumenten. Die
Trompete hat an einem Ende ein Mundstück, am anderen Ende
einen Schalltrichter. Die Töne kann man mit Ventilen verändern.
Die Trompete verleiht dem Orchester strahlenden Glanz. Dann
gibt es die Posaune. Die hat zum Verändern der Töne eine
Zugvorrichtung – zwei unterschiedlich große, ineinander gesteckte
Rohre, die sich verschieben lassen! Und das Rohr zwischen
Mundstück und Schalltrichter ist viel länger, als bei der Trompete.
Deshalb klingt die Posaune auch tiefer. Das Horn wiederum kennt
ihr sicher alle – es wird auch heute noch bei der Jagd verwendet.
Wenn man eine Hand in den Schalltrichter steckt, kann man den
Klang des Hornes verändern. Aber es gibt auch die Ventile, um
bestimmte Töne zu spielen. Die Tuba ist das größte unter den
Blechblasinstrumenten, und daher auch das tiefste. Sie wird
normalerweise im Sitzen gespielt, wobei sie auf dem Schoß des
Tuba-Spielers ruht.
Horn
Trompete
Posaune
Tuba
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Schlagwerk
Xylophon, Triangel, Drum Set, Marimbaphon, Claves,
Glockenspiel, große Trommel, kleine Trommel, Becken
Die Schlaginstrumente funktionieren anders als die bisher
vorgestellten Instrumente: man schlägt, schüttelt oder reibt sie und
sie klingen. Der Schlagzeuger kann in einem Orchester ganz
schön viel zu tun haben. Es gibt nämlich sehr viele verschiedene
Schlaginstrumente, z. B. Trommeln, Becken, Rasseln, Glocken
und Pauken. Bei der Pauke kann man sogar einen eigenen Ton
einstellen. In den Pausen, wenn sie gerade nicht spielen, sieht
man die Pauker deshalb oft mit den Fingern am Paukenfell spielen
– sie hören vorsichtig ab, ob die Pauke noch stimmt.
Dann gibt es das Xylophon und das Metallophon mit verschieden
großen Klangstäben, die ähnlich wie eine Klaviatur angeordnet
sind und auf denen man mit Schlegeln Melodien spielen kann.
Harfe
Die Harfe ist wahrscheinlich eines der
ältesten Instrumente überhaupt! Sie besteht
aus Saiten, die in einen Rahmen gespannt
sind. Die große Konzertharfe ist sehr schwer
zu spielen: sie hat 47 Saiten und 7 Pedale
zum Umstimmen der Saiten!
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Das Orchester und sein Dirigent
Wenn dann alle Musikerinnen und Musiker zusammenkommen,
dann haben wir ein Orchester. In einem großen
Symphonieorchester sind das manchmal bis zu 100 Spielern!
Bei einem Konzert sind nicht immer alle Instrumente gleichzeitig
im Einsatz. Jedes Instrument erklingt nur an den Stellen, an denen
der Komponist es wollte. Ein Komponist ist jemand, der sich ein
Musikstück ausgedacht und es niedergeschrieben hat. Jeder
Musiker hat ein Notenheft, aus dem er genau herauslesen kann,
was er spielen muss und wann er dran kommt. Beim Konzert
müssen die Musiker und Musikerinnen sehr einfühlsam spielen,
alle Instrumente müssen zusammenpassen. Und damit das auch
funktioniert, dafür gibt es den Dirigenten. Er zeigt den Musikern,
wie sie spielen sollen, schnell oder langsam, laut oder leise, sanft
oder energisch. Er zeigt ihnen, wann sie anfangen und wann sie
aufhören sollen. Damit alle seine Einsätze gut sehen können, hat
er einen Taktstock in der Hand.
Und damit die Musik im Konzert auch wirklich gut klingt, müssen
alle gemeinsam viel proben!
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Instrumentenquiz
Ordne die Instrumente den richtigen Familien zu!
Saiteninstrument – Holzblasinstrument – Blechblasinstrument – Schlagwerk
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Ideen zur Bearbeitung von Haydns Werke im Unterricht
Klassenorchester – Symphonie G-Dur Hob.I:94 (Paukenschlag), 2. Satz Anfang
MATERIAL:
Klangstäbe/Glockenspiele F-Dur mit b und h
Diverse Perkussionsinstrumente
3 Schilder: Kirschen, Gasserl, Wunsch
CD-Player und Material-CD
Die Lehrerin/der Lehrer singt den Anfang des Liedes «Geh’ im Gasserl» und zeigt mit der Hand
die Tonhöhen vor dem Körper mit: F-Dur-Dreiklang hinauf, Dominantseptakkord hinunter. Als
ersten Wunsch füllt er/sie ein: «viele Sänger hätt’ ich gern» und fordert die Kinder auf, nach der
«Papageienmethode» (einer sagt etwas vor, dabei lauschen die anderen, dann wiederholen alle)
mitzusingen. In zweitaktigen Phrasen wird das Lied gelernt (mehrmals wiederholen). Die letzte
Periode wird öfter gesungen: Was könnte man sich noch wünschen? Vorschläge der Kinder
einbauen.
Jetzt geht es um die 2. Stimme: die Lehrerin/der Lehrer singt die Melodie und spielt z. B. auf
dem Klavier oder der Gitarre die Bassstimme mit. Die Kinder beobachten und klatschen den
Bass-Rhythmus auf den Oberschenkeln mit.
Die Melodie wird noch einmal gesungen, mit folgendem Wunsch: «ein Orchester hätt ich gern!»
Die Klasse wird in 3 Gruppen geteilt, indem durchgezählt wird: Gasserl – Kirsche – Wunsch. Jede
der Gruppen findet sich bei ihrem Schild zusammen und erhält die der Gruppe zugeteilten
Instrumente. Rhythmusinstrumente spielen jeweils die Bassstimme mit. Die einzelnen Gruppen
üben hintereinander ihre Themen (ohne «Paukenschlag» am Schluss!) und singen ihren
jeweiligen Text mit.
Jetzt wird das Stück zusammengesetzt. Wenn das funktioniert wird die Überraschung Haydns
vorgestellt, der Paukenschlag, bei dem alle kräftig mitspielen. Anekdote: Joseph Haydn hat sich
diese Überraschung ausgedacht, um diejenigen Leute im Publikum, die bis dahin eingeschlafen
sind, mit einem Mal wachzurütteln.
Einzelne Kinder können nun die Rolle des Dirigenten übernehmen und den Gruppen die
Einsätze geben. Eventuell kann auch mit den Karten dirigiert werden: Kind hält eines der drei
Schilder in die Höhe, um Einsatz zu geben
Anhören der Orchesterfassung: CD Track 4 bis 0:51
Hauptthema + Seitenthema 1x, Überraschung kommt erst nach der Wiederholung
Was hat euch besser gefallen?
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Tanz: O Jelena, Jelena (Kroatisches Volkslied)
Symphonie D-Dur Hob.I:104 (London) 1. Satz
MATERIAL:
Klavier, Gitarre oder anderes Instrument
CD-Player und Material-CD
«Wie Joseph Haydn ein kroatisches Lied nach England gebracht hat»
Kinder sitzen im Kreis am Boden
Die Lehrerin/der Lehrer spielt auf ihrem/seinem Instrument den Anfang von O Jelena vor und
erzählt
Joseph Haydn hat lange Zeit seines Lebens im Burgenland verbracht. Er ist in Niederösterreich
geboren und hat die ersten Jahre dort gewohnt. Da er eine besonders schöne Stimme hatte und
sehr musikalisch war ist er schon als Bub nach Wien gekommen und hat bei den
Sängerknaben im Stephansdom gesungen bis er 17 war. Danach hat er bei verschiedenen
Musikern Unterricht in Komponieren und Singen genommen, bevor er von einem Fürsten als
Hofmusiker engagiert wurde und ab dann am Fürstenhof gelebt hat, im Burgenland, nämlich
in Eisenstadt und Esterház. Joseph Haydn schrieb sehr viele Stücke, er hatte unheimlich viele
Ideen. Manchmal hat er sich auch von Musik, die er gehört hat inspirieren lassen und hat sie in
seine Kompositionen eingebaut. Im Burgenland leben ja auch viele Kroaten, und da hat Haydn
dieses Lied (O Jelena) von ihnen kennen gelernt, das im sehr gut gefallen hat. Ihr erkennt es
vielleicht, wenn wir es jetzt von einem Orchester hören werden.
Anhören (CD Track 6, bis ca. 0:5
0:55 – Fadeout!)
Joseph Haydn hat ein paar große Reisen unternommen. Er war zum Beispiel in Paris, und
auch in London, weil die Leute auch dort seine Musik hören wollten. Da brauchte er damals
mehrere Tage, weil er ja mit der Kutsche reisen musste. Das burgenländisch-kroatische Lied
hat Joseph Haydn in einer seiner Symphonien verwendet, die sich die englischen Gastgeber
gewünscht hatten. Und so kam es, dass Joseph Haydn kroatische Musik nach England
mitbrachte.
Wir haben das Lied jetzt gehört und werden es auch noch tanzen. Dazu steht alle auf!
(Kreis bilden)
Die Lehrerin/der Lehrer spielt O Jelena auf dem Klavier oder der Gitarre, eine zweite Person ist
mit den Kindern im Kreis und zeigt die Tanzschritte vor.
Tanz
(Choreographie von Marko Simsa)
8 Schritte (Viertel) nach rechts (gehen im Kreis mit gehaltenen Händen)
8 Schritte nach links
4 Schritte in die Mitte
4 Schritte auseinander
8 Schritte nach rechts
Tanz 5 x hintereinander, dabei immer schneller werden
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Kaiserhymne
Joseph Haydn: Streichquartett C-Dur Op.76 Nr.3 (Kaiserquartett), 2. Satz
MATERIAL:
A3 Papierbögen
Buntstifte oder Ölkreiden, unbedingt auch rot
CD-Player und Material-CD
Für seinen Fürsten Esterhazy, das war quasi sein Chef, schrieb Joseph Haydn fast jeden Tag neue
Stücke – für Orchester oder kleinere Ensembles, und auch Opern. Außerdem probte er mit dem
Orchester des Fürsten und führte seine Kompositionen auf. So verdiente er seinen
Lebensunterhalt und konnte zeigen, welche musikalische Ideen er hatte. Auch seinem Kaiser, das
war Franz I, war er treu ergeben. Für ihn schrieb er dann auch ein Lied, das er ihm zum 29.
Geburtstag schenkte. Es ist die so genannte «Kaiserhymne».
Spielen Sie das Thema des Stücks auf CD vor!
Was würdet ihr eurem Kaiser zum Geburtstag wünschen? Zu Haydns Zeit wünschte man:
«Gott erhalte, Gott beschütze unser’n guten Kaiser Franz»
Diese Textzeile würdevoll taktweise vor-/nachsprechen (Papageienmethode)
Die Kaiserhymne ist eine Melodie, die mit Orchester gespielt wird, oder als Streichquartett, oder
als Lied gesungen. Das Lied geht so:
Singen Sie die erste Phrase der Kaiserhymne vor (flottes Tempo!)
Was heißt variieren? Wenn der Kaiser sein Winken (nur die Geste/Mimik) variiert – wie sieht das
aus? – fröhlich, traurig, schüchtern, angeberisch,…?
Erklären Sie den Kindern, wie man in der Musik Variationen komponiert. Jedes Kind sucht sich
einen Platz am Boden, erhält ein A3-Papier und Buntstifte bzw. Ölkreiden, unbedingt auch rot.
Nun werden das Thema und die ersten zwei Variationen der Kaiserhymne vorgespielt (CD Track
5 – bis 4:00 oder Fadeout nach dem 3.x Kaiserthema bei ca. 3:25)
Aufgabe: Zur Musik malen. Assoziativ, mit der Bewegung der Musik, kann aber auch
gegenständlich sein. Wann immer das Kaiserthema kommt, wird mit rot gemalt. Wenn es vorbei
ist, die Farbe wechseln. Das Kaiserthema verändert sich – aber wie?
Jedes Kind soll dann kurz seine Zeichnung vorstellen, die Unterschiede der Variationen werden
herausgearbeitet.
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Klassenorchester – Musikalisches Gespräch
Joseph Haydn: Symphonie Nr. 83 g-moll Hob.I: 83 (La Poule), 1. Satz
MATERIAL:
Klavier oder anderes Instrument
Klangstäbe/Glockenspiele
Diverse Perkussionsinstrumente
CD-Player und Material-CD
Folgende Szene kann von zwei Lehrerinnen/Lehrern dargestellt werden:
Ein Musiker setzt sich auf einen Sessel im Orchester. Ein anderer kommt und beschwert sich,
dass er auf seinem Platz sitzt (z.B Flötist mitten unter den Celli). Sie geben sich ein kurzes
Wortgefecht, das dann in einen musikalischen Dialog übergeht: Dialoge aus der Symphonie «La
Poule» (siehe Noten)
Wenn ihr ins Konzert geht, werdet ihr viele Gespräche auf der Bühne miterleben. Nicht, dass
die Musiker so viel auf der Bühne miteinander reden, aber in der Musik stecken lauter Dialoge.
Manchmal sind sich die verschiedenen Instrumente einig und sie spielen alle gemeinsam eine
Melodie, aber oft ergänzen sie sich auch, oder sie unterbrechen sich, fallen sich ins Wort.
Manchmal streiten sie sogar. Wisst ihr eigentlich, was «Konzert» heißt? Das heißt eigentlich
zusammenfügen, oder auch wetteifern. Manchmal wetteifert ein einziges Instrument mit allen
anderen, wie zum Beispiel im Trompetenkonzert von Joseph Haydn, manchmal einzelne
Gruppen miteinander.
Spielen Sie den Kindern mit Klavier, Blockflöte oder Gitarre die drei Motive vor. Immer wenn
eine Frage oder eine Aussage kommt, kommt eine ganz bestimmte Antwort. Spielen Sie
nochmals die Motive vor und unterlegen Sie sie mit den Kindern gemeinsam mit den Texten.
Jetzt dürfen die Kinder an den Instrumenten die Fragen und Antworten spielen (nur Motiv 2 und
3).
In 2 Gruppen geteilt: eine Gruppe vereinbart einen Beginn, die andere antwortet mit dem
passenden Satz.
Wie klingt das jetzt, wenn das ganze Orchester miteinander redet? Die Symphonie von Joseph
Haydn wird «La Poule» – das Huhn genannt. Vielleicht hört ihr am Schluss, warum? (Oboe
gackert…)
Anhören CD Track 1 bis 1:52
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Mitwirkende im Konzert
Bruno Weinmeister – Dirigent
Marko Simsa – Erzähler und Konzeption
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Tonkünstler-Orchester Niederösterreich
Das Tonkünstler-Orchester zählt zu den wichtigsten Institutionen der traditionellen
österreichischen Musikkultur und geht gleichzeitig seit einigen Jahren unkonventionelle Wege in
die Orchesterzukunft. Zum einen basieren das Repertoire und die Klangkultur auf einer
annähernd 100-jährigen Geschichte und einer gewachsenen Aufführungstradition. Zum anderen
setzt das Orchester unter der Leitung seines dynamischen Chefdirigenten Kristjan Järvi mit
frischen Programmen und einem groß angelegten Musik-Vermittlungsprojekt für junge
Menschen Akzente. Mit seinen drei Residenzen Musikverein Wien, Festspielhaus St. Pölten und
Schloss Grafenegg verfügt das Orchester über sehr gegensätzliche, aber gleichermaßen
hochkarätige Spielstätten.
Als Gäste standen bedeutende Musiker wie Clemens Krauss, Paul Hindemith, Arvid und Mariss
Jansons, Zubin Mehta, Christoph von Dohnányi, HK Gruber und Jeffrey Tate am Pult der
Tonkünstler. Prominente Solistinnen und Solisten wie Arthur Grumiaux, Leonid Kogan,
Wolfgang Schneiderhan, Mstislaw Rostropowitsch, Isabelle van Keulen, Heinrich Schiff, Alfred
Brendel, Rudolf Buchbinder, Grigorij Sokolow, Edita Gruberova, Agnes Baltsa und Christa
Ludwig konzertierten mit dem Orchester.
Aufnahmen auf CD spiegeln die traditionelle wie unkonventionelle Seite des Orchesters wider. So
liegen Einspielungen mit Werken von Schubert, Pleyel, Bruckner, Mahler, Richard Strauss und
Johann Strauß vor. Mit dem Chefdirigenten Kristjan Järvi entstehen eine Reihe von
Neuaufnahmen mit Werken von Joseph Haydn, Ludwig van Beethoven, Gustav Mahler und
Franz Schmidt, aber auch von HK Gruber, Steve Reich und Leonard Bernstein.
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Quellen
Laube, Siegrid / Opgenoorth, Winfried: Joseph Haydn. Ein musikalisches Bilderbuch. Annette
Betz Verlag, Wien – München 2008
http://www.q4you.at/haydnkids/start/index.htm
Simsa, Marko: Joseph Haydn für Kinder. Jumbo Neue Medien & Verlag GmbH, Hamburg
Workshop Konzept im Auftrag der Tonspiele zu «Haydn für Kinder» von Marlies Krug
(www.stimmwerkstatt.at)
Auflösung der Rätsel
Haydn Rätsel
1. Mathias
2. 2. Esterházy
3. Kapellmeister
4. Schöpfung
5. Hainburg
6. Rohrau
7. Sängerknabe
8. Wien
9. Keller
Instrumentenquiz
1. Trompete – Blechblasinstrument
2. Violine – Saiteninstrument (Streichinstrument)
3. Xylophon – Schlaginstrument
4. Tuba – Blechblasinstrument
5. Fagott – Holzblasinstrument
6. Harfe – Saiteninstrument (Zupfinstrument)
7. Klarinette - Holzblasinstrument
Lösung: Symphonie
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