Haydn für Kinder Ein Projekt im Rahmen der Tonspiele für 7- bis 10-Jährige Schülerinnen und Schüler Vorbereitende Unterrichtsmaterialien für Lehrerinnen und Lehrer von Volksschulen zusammen gestellt von Christina Krug Inhalt Vorwort EVN Seite 3 Vorwort Tonspiele Seite 4 Programm Seite 5 Geschichten zum Vorlesen oder Erzählen über Joseph Haydn Seite 6 Der kleine Sepperl in Rohrau Seite 6 Josephs Lehrjahre Seite 8 Ein junger Musiker in Wien Seite 10 Haydn in Diensten Esterházys Seite 12 Haydn auf Reisen Seite 15 Zurück in Wien Seite 17 Ideen für den Unterricht Seite 18 Haydns Tagesablauf Seite 21 Ideen für den Unterricht Seite 21 Das Orchester Seite 23 Ideen zur Bearbeitung von Haydns Werken im Unterricht Seite 29 Symphonie G-Dur Hob.I:94 «Paukenschlag», 2. Satz Seite 29 Symphonie D-Dur Hob.I:104 «London», 4. Satz Seite 32 Streichquartett C-Dur op. 76/3 «Kaiserquartett», 2. Satz Seite 34 Symphonie g-moll Hob.I:83 «La Poule», 1. Satz Seite 36 Mitwirkende Seite 38 Quellen Seite 40 2 EVN unterstützt das Projekt «Tonspiele» des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich – spielerisch Musik erleben Die seriöse Wissensvermittlung an Kinder und Jugendliche in zielgruppengerechter Form ist EVN ein großes Anliegen. Seit weit über 4 Jahrzehnten wird seitens EVN eine aktive Schulbetreuung («Young Energy») durchgeführt. Sowohl die Breite des Schulangebotes, als auch die lange Tradition der Betreuung sind unter den österreichischen EVU´s einmalig. Den Schwerpunkt bildet die Bereitstellung von Lehrbehelfen über Energie, Vorträge der EVN, Schulbetreuer in den Klassen, sowie Besichtigungen von Kraftwerken und Anlagen von EVN. Mit der Unterstützung der «Tonspiele», die Kinder und Jugendliche in einem sehr frühen Stadium für klassische Musik begeistern sollen, leistet EVN einen Beitrag zu einer modernen Musikvermittlung in Niederösterreich. Dr. Burkhard Hofer, Vorstandssprecher EVN www.young.evn.at 3 Liebe Lehrerin, lieber Lehrer! Das Jahr 2009 steht ganz im Zeichen des vor 200 Jahren verstorbenen aus Niederösterreich stammenden Komponisten Joseph Haydn. Haydns Werke sind unvergessen und werden damals wie heute in den großen Konzertsälen gespielt. Sie gehören zum Standardrepertoire jedes Symphonieorchesters und so will das Tonkünstler-Orchester Haydns Musik auch dem jüngsten Konzertpublikum näher bringen. Marko Simsa hat für dieses Konzert ausgewählte Werke von Joseph Haydn altersgerecht aufbereitet und für Kinder leicht verständlich und zugänglich gemacht. Die Musikvermittlerin Marlies Krug (www.stimmwerkstatt.at) hat dazu ein Vermittlungskonzept erstellt, mit dem die Werke kreativ und altersgerecht im Unterricht erarbeitet werden können. In diesem Lehrer-Package finden Sie Informationen zum Komponisten, den Werken, den Mitwirkenden, sowie Anregungen für die Vorbereitung im Unterricht. Die Lebensgeschichte von Joseph Haydn ist für Kinder aufbereitet, so dass sie gemeinsam gelesen oder auch vorgelesen werden kann (ob die gesamte Geschichte gelesen bzw. erzählt wird oder nur einzelne Teile, liegt im Ermessen der Lehrerin oder des Lehrers) und kann durch die angegebenen Unterrichtsideen und Arbeitsblätter ergänzt werden. Zusätzlich zur Info-Mappe würde ich empfehlen, mit der Klasse das ein oder andere Stück von der beiliegenden CD anzuhören. Marko Simsas Stück «Haydn für Kinder» ist übrigens auch als CD erhältlich. Im Booklet finden Sie weitere Anregungen und Ideen für den Unterricht. Die CD können Sie auf der Website www.markosimsa.at/cd.php bestellen. Viel Spaß bei der gemeinsamen Vorbereitung und natürlich beim Konzert wünscht Ihnen Christina Krug von den Tonspielen 4 Haydn für Kinder Programm JOSEPH HAYDN Symphonie g-moll Hob.I:83 «La Poule», 1. Satz Konzert für Trompete und Orchester Es-Dur Hob.VIIe:1, 3.Satz Symphonie D-Dur Hob.I:101 «Die Uhr», 2. Satz Symphonie G-Dur Hob.I:94 «Paukenschlag», 2. Satz Streichquartett C-Dur op. 76/3 «Kaiserquartett», 2. Satz Symphonie D-Dur Hob.I:104 «London», 4. Satz Kroatisches Volkslied: Jelena, Jelena Sauschneider-Lied Mitwirkende Tonkünstler-Orchester Niederösterreich DIRIGENT Bruno Weinmeister ERZÄHLER UND KONZEPT Marko Simsa 5 Geschichten zum Vorlesen oder Erzählen Die folgenden Geschichten sind dazu geeignet sie als Fortsetzungsgeschichte gemeinsam mit den Kindern zu lesen, sie vorzulesen oder sie zu erzählen. Natürlich ist es auch möglich, einzelne Teile daraus zu entnehmen und diese mit den Kindern im Detail durchzugehen, während der Rest nur in Stichworten erzählt wird. Der kleine Sepperl in Rohrau «Am 31. März im Jahre des Herrn 1732 Franciscus Josephus Haydn», schrieb der Pfarrer mit feiner Feder ins Taufregister der Kirche von Rohrau. Dann dreht er sich um und sah freundlich das Bündel in Anna Maria Haydns Armen an. «Ein stattlicher Name», meinte er. Anna Maria zog das Wolltuch fester um ihren winzigen Sohn, sie knickste, bekreuzigte sich und ging hinaus. Vor der Kirche stand ein Baum, in dem zwitscherten Meisen. Und sie hätte schwören mögen, dass der kleine Bub die Ohren spitzte. Nicht weit von der Kirche stand das Haus. Es duckte sich unter einem Strohdach, lehnte an der kleinen Scheune und schaute mit rundem Tor auf die Hauptstraße. Es war nicht groß, denn Vater Haydn war nicht reich, auch wenn er Ratsmitglied im Dorf war, Wagenmacher und noch Bauer dazu. Türkenkriege und rebellierenden Ungarn hatten dafür gesorgt, dass Rohrau kein wohlhabendes Dorf war. Sie waren durch dieses ärmliche Grenzgebiet zwischen Österreich und Ungarn gerast und hatten nichts als Armut und Elend zurück gelassen. Doch heute war nicht Krieg. Die Sonne schien und Anna Maria hatte ihren ersten Sohn zur Taufe getragen. 6 Ein paar Jahre später sitzt Anna Maria Haydn mit ihren beiden ältesten Kindern vor dem Haus. Joseph, genannt Sepperl, war nun 6 Jahre alt und mochte nichts lieber als singen. Es war schon Abend und der Vater hatte zu seiner kleinen Harfe gegriffen. «Noch einmal», befahl Sepperl, «das klingt gar so hübsch!» Die Mutter begann und die Kinder fielen ein. Joseph stellte sich eine Geige vor und begleitete mit Gesten die Eltern. «Schön», dröhnte eine tiefe Stimme. Mathias Franck, Schulrektor und Chorleiter in Hainburg und ein Freund der Eltern, bog ums Hauseck. «Wie Sepperl den Takt hält und ganz richtig so tut, als ob er Geige spielte! Da muss man was machen, das kann man nicht so einfach lassen. Der Bub singt wie ein Glöckerl!» Er setzte sich auf eine Bank, streckte die Füße von sich und ließ sich einen Holundersaft bringen. Der Abend nahm seinen Lauf, und als es schon Nacht war, beschlossen die Eltern, dass Sepperl nach Hainburg ziehen würde, zu Onkel Mathias. «Was er dort alles lernen wird! Lesen und Scheiben, Singen und fast alle Blas- und Saiteninstrumente. Aus dem Buben wird noch was!» schwärmte der Vater. «Ein Geistlicher vielleicht?» fragte Anna Maria schüchtern, denn sie dachte, das sei ein ehrenwerter Beruf. «Geistlicher, Musiker, Komponist… Wenn er gut ist, stehen ihm alle Fürstenhäuser offen!» rief der Onkel aufgeregt. 7 Josephs Lehrjahre «Hui, gerade noch entkommen!» seufzte Sepperl und lutsche zufrieden an einem gestohlenem Stück Zucker. Seit er nach Hainburg gezogen war, hatte er es nicht mehr so leicht. Viel später erinnerte er sich, dass er «mehr Prügel als zu essen» bekommen hatte. Er war ein schelmischer Junge und sein Onkel ließ ihn seine Streiche bitter büßen. Überhaupt war es eine Zeit der strengen Zucht, Joseph lernte nicht nur eine sehr leserliche Handschrift, er wurde auch sattelfest in der Gesangstechnik und erhielt Unterricht auf mehreren Instrumenten. Dazu bekam er Religionsstunden. Sprachen und Rechtschreibung blieben dafür auf der Strecke, ebenso Lesen und Rechnen, das er nur wenig lernte. Dafür war er fromm, sauber und ordentlich. Schon in Hainburg trug er ständig eine Perücke und kränkte sich, dass seine Hemden oft fleckig waren: «Pfui, da ist schon wieder ein Floh!» Der Besuch des Domkappellmeisters Georg Reutter in Hainburg sollte für Sepperl erstaunliche Folgen haben. Reutter war unter anderem für den Domchor des Wiener Stephansdoms zuständig. Während er eines Tages mit seinem Freund, dem Pfarrer Kirschen aß, schimpfte er: «Immer wieder fallen mir Buben aus, weil sie in den Stimmbruch kommen. Dann muss ich neue finden, prüfen, einstellen und ausbilden. Ich komme gar nicht mehr zum Dirigieren.» «Ich kann Ihnen da vielleicht aushelfen, zufällig weiß ich von einem recht begabten Burschen» murmelte der Pfarrer und spuckte einen Kern aus. Gesagt, getan, der Pfarrer ließ sogleich Sepperl rufen. Den interessierten die roten Kirschen auf dem Tisch mehr als die 8 Lieder, die er vortragen sollte. Aber er sang gut und bekam ein paar Früchte in seinen Hut. «Vergelt´s Gott» rief er und zog fröhlich ab. «Eine brillante Zukunft kann ich Ihrem Sohn bieten» wandte sich Reutter an Sepperls Eltern, «wenn Sie ihn mir nach Wien mitgeben…». Und sie waren einverstanden. Es machte sie stolz, dass Joseph nach Wien ziehen und bei einem so bekannten Chor wie dem Domchor studieren sollte. Im Jahr 1745 sollte er mit dem Domchor vor Kaiserin Maria Theresia singen. Schönbrunn, ihr Sommerschloss, war damals noch nicht fertig gebaut und fröhlich kletterte der Junge auf eines der Gerüste. Das sorgte für viel Gelächter. Die Kaiserin lachte nicht, sie ließ ausrichten, dass die Buben sich dort nicht mehr sehen lassen sollten, sonst setze es was. Am Tag darauf kam Joseph wieder. Nicht faul, kletterte der Junge aufs Neue los. Diesmal wurde er erwischt und vom Baumeister gründlich versohlt. Auf etwas konnte er sich allerdings freuen. Der Vater schickte Josephs jüngeren Bruder Michael in die Chorschule, Sepperl sollte auf ihn aufpassen. Doch schon bald hatte Sepperl mit seinem Stimmbruch zu kämpfen. Bei einem Fest behauptete Maria Theresia: «Du singst nicht mehr, du krächzt nur noch wie eine Krähe!» Nun sprang Michael ein. Er sang so schön, dass er dafür 24 Golddukaten bekam. Sepperl hingegen musste den Chor verlassen. «Na, denen zeig ich´s» Hinterlistig schnitt er einem seiner Kameraden beim Singen den Zopf ab… 9 Ein junger Musiker in Wien Nach dem Rauswurf beim Domchor hielt sich Joseph mit Gelegenheitsarbeiten und Kompositionen über Wasser. Dazu spielte er mit seinen Freunden am Abend in den Gassen Wiens und verdiente sich so hin und wieder ein Abendessen. 1755 forderte der Freiherr von Fürnberg den jungen Haydn auf, ihn auf seinem Schloss zu besuchen. «Er ist ja mittlerweile etwas herum gekommen und einen Ruf hat Er auch!» Also wurde Joseph aufgefordert für den Baron Musik zu schreiben, die dieser mit seinem Verwalter und dem Pfarrer aufführen konnte. Haydn nahm den Auftrag an und komponierte Stücke für zwei Geigen, Bratsche und Cello. Er selbst übernahm beim Spielen die Bratsche: «Hab ihren Ton so gern!» meinte er. So entstanden Haydns erste Streichquartette, viele weitere sollte noch folgen. Zu viert im Salon und im Kreise der Familie zu spielen sollte ein beliebter Zeitvertreib werden. «Munter komponiert Er, charmant! Freche Oktaven, vorlaute Akkorde, hat man so was schon gehört?» brummelte einer der Gäste, der Graf Morzin, und warb Joseph kurzer Hand ab und ließ ihn ab jetzt für seine kleine Musikkapelle komponieren. «Na also, es geht ja vorwärts mit ihm» stellten Haydns Freunde fest. In Wien lernte Haydn Therese Keller kennen, die jüngste Tochter eines Perückenmachers, und verliebte sich in sie. Vater Keller betrachtete die Liebe des jungen Komponisten zu seiner hübschen Tochter mit Argwohn. «Im Kloster ist sie besser aufgehoben» 10 beschloss er. Gesagt, getan, Therese Keller wurde ins Kloster geschickt und war von nun an für Joseph unerreichbar. Inzwischen hatte aber die ältere Schwester Maria Anna ein Auge auf ihn geworfen. Maria Anna war anders als ihre kleine Schwester und weder charmant noch hübsch. Im Gegenteil: Rechthaberisch, geizig und zänkisch sollte sie sein. «Jetzt heiraten Sie endlich die Maria Anna. Sie ist ein anständiges Mädel, was will man mehr?» Herr Keller hatte Haydn schon oft geholfen, wenn er in Schwierigkeiten steckte – und die Hochzeit wurde beschlossen. Im Stillen war Her Keller sicher froh, die weniger hübsche Tochter an den Mann zu bringen. «Wenn das nur gut geht…» dachten Haydns Freunde. Als Therese im Kloster ihr Gelöbnis gab, komponierte Haydn eine wunderschöne Messe, sozusagen, um sie zu verabschieden. Die Ehe mit Maria Anna wurde alles andere als fröhlich. Die Ehefrau hatte kaum Interesse für die Musik ihres Mannes. Sie verwendete seine Partituren als Haarwickler und als Pastetenunterlagen. 11 Haydn in Diensten der Esterházys Fürst Esterházy stellte Haydn als Kapellmeister an. Der Fürst mochte Musik sehr gerne und so sollte Haydn tüchtig Kirchenmusik, Sinfonien, Kammermusik und was der Fürst sonst noch wünschte, komponieren. Fürst Esterházy spielte selbst etliche Instrumente und verstand viel von Musik. Er war stolz auf seinen neuen Dirigenten und überhäufte ihn mit Aufgaben. Außerdem sollte Haydn mit den Musikern freundlich umgehen, immer sauber sein und stets eine gepuderte Perücke tragen. Haydn sollte sich besser benehmen als alle anderen Musiker, immerhin war er nun «Personalchef». Dem Fürsten stets zu Diensten sein und das Organisieren der vielen Konzerte verstand sich von selbst, und im Übrigen sollte er junge Sängerinnen unterrichten. «Na, das kann ja was werden.» bemerkte Maria Anna dazu. Ihr Mann war zwar nicht schön, er hatte eine große Nase und viele Narben im Gesicht, doch bei den jungen Damen der Musikwelt stieß er immer wieder auf Bewunderung. Haydn wurde nun ein bekannter Komponist und leitete ein für damalige Zeiten großes Orchester mit zwanzig Musikern. Er komponierte viele Symphonien, manche davon mit lustigen Namen wie «Die Henne» oder «Die Uhr». Der Fürst starb und so folgte sein jüngerer Bruder Nikolaus Esterházy, der «Der Prächtige» genannt wurde. Er liebte Prunk und Luxus und ließ sich in der Nähe des Neusiedler Sees das Schloss Esterházy bauen. «Immer diese verdammten Mücken» murrten die Musiker und 12 schlugen um sich, denn das neue Schloss befand sich inmitten eines großen Sumpfes. Schloss Esterházy wurde zum Treffpunkt für den Adel und die Künstler – einmal kam sogar Kaiserin Maria Theresia! Das Schloss hatte inzwischen auch ein Opernhaus bekommen und gegenüber davon wurde ein Marionettentheater gebaut. Dies alles ging in Blumenbeeten, Ziersträucher und Springbrunnen förmlich unter. Nikolaus war stolz auf sein wunderschönes Schloss und blieb immer länger dort – mitsamt seiner Dienerschaft und seinen Musikern. Aber die Musiker, die ihre Familien nicht mit ins Schloss bringen durften, hatten Heimweh. «Sie müssen etwas für uns tun, Maestro, damit wir wieder nach Eisenstadt zurück kehren!» jammerten sie. «Ich werde mir das durch den Kopf gehen lassen» meinte Haydn nachdenklich. Er komponierte die «Abschiedssymphonie» in der am Ende ein Instrument nach dem anderen verstummt und die Musiker leise die Bühne verlassen. Der Fürst verstand den Wink, schmunzelte und befahl schon am nächsten Tag die Rückkehr in die Stadt. Die Musiker seufzten erleichtert auf. Der Fürst hatte sie auf jedem seiner unzähligen Feste spielen lassen! Beliebt waren auch Bälle und Tanzvorführungen bis in die tiefe Nacht. Das alles machte Hunger und so erwartete die Gäste spätabends eine reich gedeckte Tafel. Man aß und tanzte bis in den frühen Morgen – das bedeutete viel Arbeit für die Diener und Musiker. Alle freuten sich also auf Eisenstadt – schon allein, weil es dort weniger Mücken gab. 13 Haydn war nun ein berühmter Komponist geworden. Bei den Esterházys bekam er einen stattlichen Lohn. Dazu gehörten unter anderem neun Fässer Wein, ein ganzes Schwein, ein Eimer Kraut und Rüben sowie Brennholz. Außerdem wurde er geradezu fürstlich eingekleidet, mit Perücke und einer hellblauen, mit vielen silbernen Borten und noch mehr Pailletten geschmückten Uniform. Haydn bedankte sich mit Opern, von denen heute viele vergessen oder verschwunden sind. Für den Fürsten selbst schrieb er eine Vielzahl an Duetten, Trios und Quartetten, die große Bewunderung ernteten. «Da capo, Da capo!» schrie das Publikum. Das beflügelte Haydns Fantasie und so komponierte er unter anderem rund 106 Symphonien und 126 Trios. «Tüchtig, lieber Haydn, tüchtig!» rief der Fürst, wenn Haydn ihm seine Streichquartette überreichte. Diese Quartette beeindruckten sogar Wolfgang Amadeus Mozart, so dass er Haydn als seinen Lehrmeister bezeichnete und «Papa Haydn» in vielem nacheiferte. Der Fürst selbst wusste nicht, wie berühmt sein Kapellmeister bereits war, es kamen nur erstaunlich oft fremde Leute nach Schloss Esterházy und erkundigten sich nach dem großen Meister Haydn. 14 Haydn auf Reisen Der Fürst starb. Sein Nachfolger mochte keine Musik. Er ließ das Orchester auf und behielt nur eine Blaskapelle, den Konzertmeister und Haydn. «Ab jetzt, lieber Kapellmeister, sind Sie ein freier Mann, doch Ihren Lohn erhalten Sie weiterhin.» Haydn freute sich sehr. Er bekam ein Angebot aus London: «Wie wäre es mit einer Oper und sechs Symphonien mit so vielen Konzertauftritten, wie Sie es sich nur wünschen! Am Geld soll´s bestimmt nicht scheitern!» Da sagte Haydn zu. Viele Freunde warnten ihn vor der beschwerlichen Reise, Haydn sei zu alt und das Unternehmen zu gefährlich. Immerhin war Haydn jetzt schon 58 Jahre alt. «Papa, Sie sprechen keine fremde Sprache!» mahnte ihn sogar Mozart. «Oh, meine Sprache versteht die ganze Welt!» meinte Haydn fröhlich und machte sich auf den Weg. Besonders beeindruckte ihn die Fahrt nach England. Es war das erste Mal, dass er so viel Wasser sah. Damals war London die größte Stadt Europas, viele Reiche, Wissenschaftler, Künstler und Philosophen lebten dort. Haydn fühlte sich in seiner neuen Umgebung sehr wohl. Besonders angetan hatte es ihm das British Museum – und Gehsteige sowie Öllampen, die es beide in Wien nicht gab, faszinierten ihn. Über den Nebel, der schon am frühen Morgen herrschte, konnte er sich nicht genug wundern. Auch hier wurde er schnell zum Tagesgespräch. König, Adel und Bürgertum luden ihn abwechselnd ein, die Tageszeitungen überschlugen sich. Er besuchte Konzerte um zu sehen, wie man in 15 England musizierte. Er selbst gab auch Konzerte, dirigierte vom Klavier aus und ein Erfolg reihte sich an den anderen. In Oxford wurde er zum Ehrendoktor ernannt und schrieb dafür die «Oxford Symphonie», denn er fühlte sich sehr geehrt. Er war auch für musikalische Überraschungen zu haben und komponierte die «Symphonie mit dem Paukenschlag». «Wollten Sie das Publikum mit diesem einen lauten Paukenschlag aus seinen Träumen wecken?» wurde er gefragt? Da musste Haydn schmunzeln. Denn das schlafende Konzertpublikum wollte er schon lange einmal ordentlich wachrütteln… Zurück in Wien machte sich Haydn an die Arbeit zu einem ganz besonderen Werk. Haydn wollte das Entstehen der Welt, also die Schöpfung, in Musik umwandeln. Der Glaube an Gott hatte ihm schon seit seiner Kindheit viel bedeutet. «Lob sei Gott» schrieb er daher oft an das Ende einer Komposition, denn er fand, dass er seinem Schöpfer viel zu verdanken hatte: hatte Gott doch nicht nur den kleinen Sepperl, sondern den jungen Joseph und später noch Papa Haydn gnädig vor Unglück und Krankheiten beschützt. Mit großem Eifer fing er an, mit Melodien zu erzählen, wie Gott die Welt erschaffen hatte und wie glücklich Adam und Eva im Paradies gewesen waren. Oratorium nannte man ein solches Musikwerk und es gelang Haydn besonders gut. «Die Schöpfung» hatte großen Erfolg und so machte sich Haydn gleich an das zweite Oratorium, nämlich «Die Jahreszeiten». 16 Zurück in Wien Noch aus London hatte Haydn die englische Hymne «God save the King» im Ohr, die man dort sang. Die Franzosen sangen inzwischen stolz die «Marseillaise», ihre Revolutionshymne. «Warum sollte Österreich nicht auch seine eigene Hymne haben?» fragte sich Haydn. Das dachte sch auch ein hoher Beamter bei Hof und gab bei Haydn eine Hymne für des Kaisers 29. Geburtstag in Auftrag. So entstand das «Volcks-Lied», wie es anfangs genannt wurde, das bald schon zur weltberühmten Kaiserhymne wurde. «Da ist mir aber etwas Feines gelungen, es wird einem nie langweilig, es zu spielen» meinte er. Also schrieb er eine Fassung für Klavier, eine für Orchester und zuletzt verwendete er die Hymne in einem Streichquartett, das dann auch gleich den Namen «Kaiserquartett» bekam. Haydn war inzwischen 76 Jahre alt und komponierte kaum noch. Aber obwohl er keine Musik mehr schrieb, spielt er immer noch gerne seine Kaiserhymne, oft mehrmals am Tag. An der hatte er eine besondere Freude. «Unser guter Papa wurde immer schwächer und ruhiger. Den 31. Mai 1809 entschlief er selig und sanft.» berichtete einer von Haydns Hausdienern. Seine Musik jedoch blieb zum Glück bis heute lebendig. 17 Ideen für den Unterricht Lassen Sie die Kinder Haydns Lebensgeschichte mit Hilfe der Bilder mit eigenen Worten nacherzählen! 18 Text für eine Rollenspiel-Szene Erzähler: Wien, im Jahre 1798. Joseph Haydn sitzt in einer Kutsche auf dem Weg zur ersten Aufführung seines berühmten Werkes «Die Schöpfung». Er unterhält sich mit dem Kutscher. Kutscher: Sie sind also der berühmte Herr Haydn. Ich habe noch nie mit einem so berühmten Komponisten persönlich sprechen können. Wo fahren Sie denn jetzt hin? Haydn: Ins Palais Schwarzenberg. Dort wird mein neuestes Werk aufgeführt, das Oratorium «Die Schöpfung» Kutscher: Aha. Was ist denn ein Oratorium? Haydn: In einem Oratorium wird ein Text aus der Bibel mit Musik vertont. In der Schöpfung zum Beispiel geht es um die Erschaffung der Welt durch Gott. Und ein Oratorium ist ein Musikwerk, in dem nicht nur das Orchester spielt, sondern ein großer Chor und Sängersolisten singen! Kutscher: Aha, interessant. Gibt es auch andere berühmte Oratorien? Haydn: Ja, z. B. gibt es einen Komponisten, der Georg Friedrich Händel heißt. Seine Musik habe ich in England kennen gelernt. Kutscher: Sie waren in England? Aber können Sie englisch? Wie haben Sie sich denn mit den Leuten dort verständigt? Haydn: Meine Sprache – also die Musik – versteht man auf der ganzen Welt! 19 Haydns Tagesablauf Haydn hielt viel auf Ordnung und Regelmäßigkeit. Seine Zimmer waren immer reinlich und sauber, die Papiere und Noten nie durcheinander. Gleich nach dem Aufstehen kleidete er sich so an, dass er nur noch Hut und Stock nehmen brauchte, um überall erscheinen zu können. Wenn er Besuche erwartete, steckte er einen Brillantring an den Finger. Im Sommer stand er um halb sieben auf und rasierte sich gleich ohne fremde Hilfe. Damals hatte man nämlich oft Hausdiener und Kammerzofen, die ihren Herren beim Ankleiden, Frisieren und Rasieren halfen. Wenn während des Ankleidens bereits ein Schüler wartete, musste der inzwischen seine Lektion auf dem Klavier vorspielen. Haydn merkte alle Fehler an und gab neue Aufgaben. Um 8 Uhr frühstückte er, dann setzte er sich ans Klavier und fantasierte so lange, bis er eine Melodie fand, die ihm gefiel. Die schrieb er dann auch gleich auf. Gegen Mittag kamen Besuche oder er machte einen Spaziergang. Sein Mittagessen gab es erst zwischen 2 und 3 Uhr. Dann ging er in seine Bibliothek und las. Ab 4 Uhr komponierte er wieder. Die Ideen vom Vormittag wurden aufgenommen und säuberlich ins Reine geschrieben. Dazu braucht er drei bis vier Stunden. Um 8 Uhr ging er aus und kam um 9 Uhr wieder um weiter zu komponieren oder zu lesen. Um 10 Uhr abends gab es das Nachtmahl. Das war oft nichts anderes als Wein und Brot. Um halb 12 Uhr ging er schlafen. 20 Ideen für den Unterricht Alltag damals und heute Haydns Tagesablauf ist typisch für einen Musiker des 18. Jahrhunderts. Tauchen Sie mit den Kindern in den Alltag eines Musikers der damaligen Zeit ein und besprechen Sie die Unterschiede zwischen damals und heute. • • • • • Zeichnen Sie Haydns Tagesablauf in einen Stundenplan. Wie könnte der Tagesablauf eines Musikers in der heutigen Zeit aussehen? Was ist heute anders? Wie lange muss es früher mit Perücken, Reifröcken oder Gehrock wohl gedauert haben, sich in der Früh fertig zu machen? Hatte Haydn viel Freizeit? Was könnte er damals in seiner Freizeit gerne gemacht haben? Wie sieht im Unterschied zu Haydn der Tagesablauf der Kinder aus? Menschen damals und heute Zeigen Sie den Kindern die beiden Bilder. Wo sind die Unterschiede in der Erscheinung damals und heute? 21 Haydn Rätsel Beantworte die Fragen und setze die Buchstaben der grau markierten Felder der Reihe nach in das Lösungsfeld ein! Die Lösung ist eine Musikgattung, von der Haydn viel komponiert hat… 1. Wie hieß der Onkel, bei dem Haydn als Bub lebte? _ _ _ _ _ _ _ 2. Wie hieß der Fürst, bei dem Joseph Haydn lange Jahre gearbeitet hat? _________ 3. Welche Stelle hatte Joseph Haydn beim diesem Fürsten? _____________ 4. Wie heißt das Oratorium, in dem Haydn die Erschaffung der Welt besingt? _ _ _ _ _ _ _ _ _ 5. In welchem Ort lebte Joseph Haydn als kleiner Bub mit seinem Onkel? ________ 6. Wie hieß der Geburtsort von Joseph Haydn?_ _ _ _ _ _ 7. Was war Joseph Haydn von seinem 8. bis 16. Lebensjahr? ___________ 8. In welcher Stadt starb Joseph Haydn? _ _ _ _ 9. Wie war der Mädchenname von Joseph Haydns Frau? _ _ _ _ _ _ LÖSUNG: ___ ___ ___ ___ ___ ___ ___ ___ ___ 22 Das Orchester Kennst du die Orchesterinstrumente? Nun sollen die wichtigsten Instrumente vorgestellt werden! Die Streichinstrumente Geige, Bratsche, Cello, Kontrabass Die Streichinstrumente werden mit einem Bogen gespielt. Über die Instrumentenkörper sind Saiten gespannt. Damit die Instrumente klingen, streicht man mit dem Bogen über die Saiten. Die Geige ist das kleinste Mitglied der Familie. Die Bratsche ist etwas größer als die Geige, und deshalb klingt sie auch ein bisschen tiefer. Die Geige und die Bratsche werden beim Spielen zwischen Schulter und Kinn geklemmt. Das Cello ist noch größer, deshalb wird es zwischen den Knien fest gehalten und auf einem Stachel abgestützt. Es klingt noch viel tiefer als Geige und Bratsche. Das größte und tiefste Saiteninstrument ist aber der Kontrabass. Er ist so groß, dass man ihn nur stehend oder auf einem hohen Hocker sitzend spielen kann. 23 Die Holzblasinstrumente Querflöte, Oboe, Klarinette, Fagott Um einem Blasinstrument einen Ton zu entlocken, genügt es nicht, mit voller Kraft in das Mundstück zu blasen. Der Musiker muss seine Atmung vorsichtig einsetzen und genau wissen, wie viel Luft er in das Instrument blasen muss. Es gibt die Familie der Blechblasinstrumente und die Familie der Holzblasinstrumente. Die Querflöte ist zwar aus Metall gebaut, zählt aber trotzdem zu den Holzblasinstrumenten, weil sie in früheren Zeiten aus Holz gebaut wurde. Man hält die Querflöte seitlich und bläst in das Mundloch – dann entsteht der Ton. Die Oboe ist wirklich aus Holz und etwas größer als die Flöte. Sie klingt auch etwas tiefer und hat kein Anblasloch, sondern ein Mundstück mit einem Doppelrohrblatt. Die Klarinette hat auch ein Mundstück, das sieht aber wie ein Schnabel aus. Der Ton der Klarinette ist sehr weich und samtig. Das Fagott ist viel größer als die anderen Instrumente und hat ein Doppelrohrblatt wie die Oboe. Querflöte Oboe Fagott Klarinette 24 Die Blechblasinstrumente Trompete, Posaune, Horn, Tuba Nun kommen wir zu den lauten Blechblasinstrumenten. Die Trompete hat an einem Ende ein Mundstück, am anderen Ende einen Schalltrichter. Die Töne kann man mit Ventilen verändern. Die Trompete verleiht dem Orchester strahlenden Glanz. Dann gibt es die Posaune. Die hat zum Verändern der Töne eine Zugvorrichtung – zwei unterschiedlich große, ineinander gesteckte Rohre, die sich verschieben lassen! Und das Rohr zwischen Mundstück und Schalltrichter ist viel länger, als bei der Trompete. Deshalb klingt die Posaune auch tiefer. Das Horn wiederum kennt ihr sicher alle – es wird auch heute noch bei der Jagd verwendet. Wenn man eine Hand in den Schalltrichter steckt, kann man den Klang des Hornes verändern. Aber es gibt auch die Ventile, um bestimmte Töne zu spielen. Die Tuba ist das größte unter den Blechblasinstrumenten, und daher auch das tiefste. Sie wird normalerweise im Sitzen gespielt, wobei sie auf dem Schoß des Tuba-Spielers ruht. Horn Trompete Posaune Tuba 25 Schlagwerk Xylophon, Triangel, Drum Set, Marimbaphon, Claves, Glockenspiel, große Trommel, kleine Trommel, Becken Die Schlaginstrumente funktionieren anders als die bisher vorgestellten Instrumente: man schlägt, schüttelt oder reibt sie und sie klingen. Der Schlagzeuger kann in einem Orchester ganz schön viel zu tun haben. Es gibt nämlich sehr viele verschiedene Schlaginstrumente, z. B. Trommeln, Becken, Rasseln, Glocken und Pauken. Bei der Pauke kann man sogar einen eigenen Ton einstellen. In den Pausen, wenn sie gerade nicht spielen, sieht man die Pauker deshalb oft mit den Fingern am Paukenfell spielen – sie hören vorsichtig ab, ob die Pauke noch stimmt. Dann gibt es das Xylophon und das Metallophon mit verschieden großen Klangstäben, die ähnlich wie eine Klaviatur angeordnet sind und auf denen man mit Schlegeln Melodien spielen kann. Harfe Die Harfe ist wahrscheinlich eines der ältesten Instrumente überhaupt! Sie besteht aus Saiten, die in einen Rahmen gespannt sind. Die große Konzertharfe ist sehr schwer zu spielen: sie hat 47 Saiten und 7 Pedale zum Umstimmen der Saiten! 26 Das Orchester und sein Dirigent Wenn dann alle Musikerinnen und Musiker zusammenkommen, dann haben wir ein Orchester. In einem großen Symphonieorchester sind das manchmal bis zu 100 Spielern! Bei einem Konzert sind nicht immer alle Instrumente gleichzeitig im Einsatz. Jedes Instrument erklingt nur an den Stellen, an denen der Komponist es wollte. Ein Komponist ist jemand, der sich ein Musikstück ausgedacht und es niedergeschrieben hat. Jeder Musiker hat ein Notenheft, aus dem er genau herauslesen kann, was er spielen muss und wann er dran kommt. Beim Konzert müssen die Musiker und Musikerinnen sehr einfühlsam spielen, alle Instrumente müssen zusammenpassen. Und damit das auch funktioniert, dafür gibt es den Dirigenten. Er zeigt den Musikern, wie sie spielen sollen, schnell oder langsam, laut oder leise, sanft oder energisch. Er zeigt ihnen, wann sie anfangen und wann sie aufhören sollen. Damit alle seine Einsätze gut sehen können, hat er einen Taktstock in der Hand. Und damit die Musik im Konzert auch wirklich gut klingt, müssen alle gemeinsam viel proben! 27 Instrumentenquiz Ordne die Instrumente den richtigen Familien zu! Saiteninstrument – Holzblasinstrument – Blechblasinstrument – Schlagwerk ___________________ _____________________________ ________________________________ _______________________________________ ________________________________________ ______________________________________ ___________________________ 28 Ideen zur Bearbeitung von Haydns Werke im Unterricht Klassenorchester – Symphonie G-Dur Hob.I:94 (Paukenschlag), 2. Satz Anfang MATERIAL: Klangstäbe/Glockenspiele F-Dur mit b und h Diverse Perkussionsinstrumente 3 Schilder: Kirschen, Gasserl, Wunsch CD-Player und Material-CD Die Lehrerin/der Lehrer singt den Anfang des Liedes «Geh’ im Gasserl» und zeigt mit der Hand die Tonhöhen vor dem Körper mit: F-Dur-Dreiklang hinauf, Dominantseptakkord hinunter. Als ersten Wunsch füllt er/sie ein: «viele Sänger hätt’ ich gern» und fordert die Kinder auf, nach der «Papageienmethode» (einer sagt etwas vor, dabei lauschen die anderen, dann wiederholen alle) mitzusingen. In zweitaktigen Phrasen wird das Lied gelernt (mehrmals wiederholen). Die letzte Periode wird öfter gesungen: Was könnte man sich noch wünschen? Vorschläge der Kinder einbauen. Jetzt geht es um die 2. Stimme: die Lehrerin/der Lehrer singt die Melodie und spielt z. B. auf dem Klavier oder der Gitarre die Bassstimme mit. Die Kinder beobachten und klatschen den Bass-Rhythmus auf den Oberschenkeln mit. Die Melodie wird noch einmal gesungen, mit folgendem Wunsch: «ein Orchester hätt ich gern!» Die Klasse wird in 3 Gruppen geteilt, indem durchgezählt wird: Gasserl – Kirsche – Wunsch. Jede der Gruppen findet sich bei ihrem Schild zusammen und erhält die der Gruppe zugeteilten Instrumente. Rhythmusinstrumente spielen jeweils die Bassstimme mit. Die einzelnen Gruppen üben hintereinander ihre Themen (ohne «Paukenschlag» am Schluss!) und singen ihren jeweiligen Text mit. Jetzt wird das Stück zusammengesetzt. Wenn das funktioniert wird die Überraschung Haydns vorgestellt, der Paukenschlag, bei dem alle kräftig mitspielen. Anekdote: Joseph Haydn hat sich diese Überraschung ausgedacht, um diejenigen Leute im Publikum, die bis dahin eingeschlafen sind, mit einem Mal wachzurütteln. Einzelne Kinder können nun die Rolle des Dirigenten übernehmen und den Gruppen die Einsätze geben. Eventuell kann auch mit den Karten dirigiert werden: Kind hält eines der drei Schilder in die Höhe, um Einsatz zu geben Anhören der Orchesterfassung: CD Track 4 bis 0:51 Hauptthema + Seitenthema 1x, Überraschung kommt erst nach der Wiederholung Was hat euch besser gefallen? 29 30 31 Tanz: O Jelena, Jelena (Kroatisches Volkslied) Symphonie D-Dur Hob.I:104 (London) 1. Satz MATERIAL: Klavier, Gitarre oder anderes Instrument CD-Player und Material-CD «Wie Joseph Haydn ein kroatisches Lied nach England gebracht hat» Kinder sitzen im Kreis am Boden Die Lehrerin/der Lehrer spielt auf ihrem/seinem Instrument den Anfang von O Jelena vor und erzählt Joseph Haydn hat lange Zeit seines Lebens im Burgenland verbracht. Er ist in Niederösterreich geboren und hat die ersten Jahre dort gewohnt. Da er eine besonders schöne Stimme hatte und sehr musikalisch war ist er schon als Bub nach Wien gekommen und hat bei den Sängerknaben im Stephansdom gesungen bis er 17 war. Danach hat er bei verschiedenen Musikern Unterricht in Komponieren und Singen genommen, bevor er von einem Fürsten als Hofmusiker engagiert wurde und ab dann am Fürstenhof gelebt hat, im Burgenland, nämlich in Eisenstadt und Esterház. Joseph Haydn schrieb sehr viele Stücke, er hatte unheimlich viele Ideen. Manchmal hat er sich auch von Musik, die er gehört hat inspirieren lassen und hat sie in seine Kompositionen eingebaut. Im Burgenland leben ja auch viele Kroaten, und da hat Haydn dieses Lied (O Jelena) von ihnen kennen gelernt, das im sehr gut gefallen hat. Ihr erkennt es vielleicht, wenn wir es jetzt von einem Orchester hören werden. Anhören (CD Track 6, bis ca. 0:5 0:55 – Fadeout!) Joseph Haydn hat ein paar große Reisen unternommen. Er war zum Beispiel in Paris, und auch in London, weil die Leute auch dort seine Musik hören wollten. Da brauchte er damals mehrere Tage, weil er ja mit der Kutsche reisen musste. Das burgenländisch-kroatische Lied hat Joseph Haydn in einer seiner Symphonien verwendet, die sich die englischen Gastgeber gewünscht hatten. Und so kam es, dass Joseph Haydn kroatische Musik nach England mitbrachte. Wir haben das Lied jetzt gehört und werden es auch noch tanzen. Dazu steht alle auf! (Kreis bilden) Die Lehrerin/der Lehrer spielt O Jelena auf dem Klavier oder der Gitarre, eine zweite Person ist mit den Kindern im Kreis und zeigt die Tanzschritte vor. Tanz (Choreographie von Marko Simsa) 8 Schritte (Viertel) nach rechts (gehen im Kreis mit gehaltenen Händen) 8 Schritte nach links 4 Schritte in die Mitte 4 Schritte auseinander 8 Schritte nach rechts Tanz 5 x hintereinander, dabei immer schneller werden 32 33 Kaiserhymne Joseph Haydn: Streichquartett C-Dur Op.76 Nr.3 (Kaiserquartett), 2. Satz MATERIAL: A3 Papierbögen Buntstifte oder Ölkreiden, unbedingt auch rot CD-Player und Material-CD Für seinen Fürsten Esterhazy, das war quasi sein Chef, schrieb Joseph Haydn fast jeden Tag neue Stücke – für Orchester oder kleinere Ensembles, und auch Opern. Außerdem probte er mit dem Orchester des Fürsten und führte seine Kompositionen auf. So verdiente er seinen Lebensunterhalt und konnte zeigen, welche musikalische Ideen er hatte. Auch seinem Kaiser, das war Franz I, war er treu ergeben. Für ihn schrieb er dann auch ein Lied, das er ihm zum 29. Geburtstag schenkte. Es ist die so genannte «Kaiserhymne». Spielen Sie das Thema des Stücks auf CD vor! Was würdet ihr eurem Kaiser zum Geburtstag wünschen? Zu Haydns Zeit wünschte man: «Gott erhalte, Gott beschütze unser’n guten Kaiser Franz» Diese Textzeile würdevoll taktweise vor-/nachsprechen (Papageienmethode) Die Kaiserhymne ist eine Melodie, die mit Orchester gespielt wird, oder als Streichquartett, oder als Lied gesungen. Das Lied geht so: Singen Sie die erste Phrase der Kaiserhymne vor (flottes Tempo!) Was heißt variieren? Wenn der Kaiser sein Winken (nur die Geste/Mimik) variiert – wie sieht das aus? – fröhlich, traurig, schüchtern, angeberisch,…? Erklären Sie den Kindern, wie man in der Musik Variationen komponiert. Jedes Kind sucht sich einen Platz am Boden, erhält ein A3-Papier und Buntstifte bzw. Ölkreiden, unbedingt auch rot. Nun werden das Thema und die ersten zwei Variationen der Kaiserhymne vorgespielt (CD Track 5 – bis 4:00 oder Fadeout nach dem 3.x Kaiserthema bei ca. 3:25) Aufgabe: Zur Musik malen. Assoziativ, mit der Bewegung der Musik, kann aber auch gegenständlich sein. Wann immer das Kaiserthema kommt, wird mit rot gemalt. Wenn es vorbei ist, die Farbe wechseln. Das Kaiserthema verändert sich – aber wie? Jedes Kind soll dann kurz seine Zeichnung vorstellen, die Unterschiede der Variationen werden herausgearbeitet. 34 35 Klassenorchester – Musikalisches Gespräch Joseph Haydn: Symphonie Nr. 83 g-moll Hob.I: 83 (La Poule), 1. Satz MATERIAL: Klavier oder anderes Instrument Klangstäbe/Glockenspiele Diverse Perkussionsinstrumente CD-Player und Material-CD Folgende Szene kann von zwei Lehrerinnen/Lehrern dargestellt werden: Ein Musiker setzt sich auf einen Sessel im Orchester. Ein anderer kommt und beschwert sich, dass er auf seinem Platz sitzt (z.B Flötist mitten unter den Celli). Sie geben sich ein kurzes Wortgefecht, das dann in einen musikalischen Dialog übergeht: Dialoge aus der Symphonie «La Poule» (siehe Noten) Wenn ihr ins Konzert geht, werdet ihr viele Gespräche auf der Bühne miterleben. Nicht, dass die Musiker so viel auf der Bühne miteinander reden, aber in der Musik stecken lauter Dialoge. Manchmal sind sich die verschiedenen Instrumente einig und sie spielen alle gemeinsam eine Melodie, aber oft ergänzen sie sich auch, oder sie unterbrechen sich, fallen sich ins Wort. Manchmal streiten sie sogar. Wisst ihr eigentlich, was «Konzert» heißt? Das heißt eigentlich zusammenfügen, oder auch wetteifern. Manchmal wetteifert ein einziges Instrument mit allen anderen, wie zum Beispiel im Trompetenkonzert von Joseph Haydn, manchmal einzelne Gruppen miteinander. Spielen Sie den Kindern mit Klavier, Blockflöte oder Gitarre die drei Motive vor. Immer wenn eine Frage oder eine Aussage kommt, kommt eine ganz bestimmte Antwort. Spielen Sie nochmals die Motive vor und unterlegen Sie sie mit den Kindern gemeinsam mit den Texten. Jetzt dürfen die Kinder an den Instrumenten die Fragen und Antworten spielen (nur Motiv 2 und 3). In 2 Gruppen geteilt: eine Gruppe vereinbart einen Beginn, die andere antwortet mit dem passenden Satz. Wie klingt das jetzt, wenn das ganze Orchester miteinander redet? Die Symphonie von Joseph Haydn wird «La Poule» – das Huhn genannt. Vielleicht hört ihr am Schluss, warum? (Oboe gackert…) Anhören CD Track 1 bis 1:52 36 37 Mitwirkende im Konzert Bruno Weinmeister – Dirigent Marko Simsa – Erzähler und Konzeption 38 Tonkünstler-Orchester Niederösterreich Das Tonkünstler-Orchester zählt zu den wichtigsten Institutionen der traditionellen österreichischen Musikkultur und geht gleichzeitig seit einigen Jahren unkonventionelle Wege in die Orchesterzukunft. Zum einen basieren das Repertoire und die Klangkultur auf einer annähernd 100-jährigen Geschichte und einer gewachsenen Aufführungstradition. Zum anderen setzt das Orchester unter der Leitung seines dynamischen Chefdirigenten Kristjan Järvi mit frischen Programmen und einem groß angelegten Musik-Vermittlungsprojekt für junge Menschen Akzente. Mit seinen drei Residenzen Musikverein Wien, Festspielhaus St. Pölten und Schloss Grafenegg verfügt das Orchester über sehr gegensätzliche, aber gleichermaßen hochkarätige Spielstätten. Als Gäste standen bedeutende Musiker wie Clemens Krauss, Paul Hindemith, Arvid und Mariss Jansons, Zubin Mehta, Christoph von Dohnányi, HK Gruber und Jeffrey Tate am Pult der Tonkünstler. Prominente Solistinnen und Solisten wie Arthur Grumiaux, Leonid Kogan, Wolfgang Schneiderhan, Mstislaw Rostropowitsch, Isabelle van Keulen, Heinrich Schiff, Alfred Brendel, Rudolf Buchbinder, Grigorij Sokolow, Edita Gruberova, Agnes Baltsa und Christa Ludwig konzertierten mit dem Orchester. Aufnahmen auf CD spiegeln die traditionelle wie unkonventionelle Seite des Orchesters wider. So liegen Einspielungen mit Werken von Schubert, Pleyel, Bruckner, Mahler, Richard Strauss und Johann Strauß vor. Mit dem Chefdirigenten Kristjan Järvi entstehen eine Reihe von Neuaufnahmen mit Werken von Joseph Haydn, Ludwig van Beethoven, Gustav Mahler und Franz Schmidt, aber auch von HK Gruber, Steve Reich und Leonard Bernstein. 39 Quellen Laube, Siegrid / Opgenoorth, Winfried: Joseph Haydn. Ein musikalisches Bilderbuch. Annette Betz Verlag, Wien – München 2008 http://www.q4you.at/haydnkids/start/index.htm Simsa, Marko: Joseph Haydn für Kinder. Jumbo Neue Medien & Verlag GmbH, Hamburg Workshop Konzept im Auftrag der Tonspiele zu «Haydn für Kinder» von Marlies Krug (www.stimmwerkstatt.at) Auflösung der Rätsel Haydn Rätsel 1. Mathias 2. 2. Esterházy 3. Kapellmeister 4. Schöpfung 5. Hainburg 6. Rohrau 7. Sängerknabe 8. Wien 9. Keller Instrumentenquiz 1. Trompete – Blechblasinstrument 2. Violine – Saiteninstrument (Streichinstrument) 3. Xylophon – Schlaginstrument 4. Tuba – Blechblasinstrument 5. Fagott – Holzblasinstrument 6. Harfe – Saiteninstrument (Zupfinstrument) 7. Klarinette - Holzblasinstrument Lösung: Symphonie 40