Vorlesungen - Uni Tübingen

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Kommentiertes
Veranstaltungsverzeichnis
des Philosophischen Seminars
der Universität Tübingen
Wintersemester 2006/2007
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PHILOSOPHISCHES SEMINAR
Bursagasse 1, 72070 Tübingen, T. 29-72405
Direktor:
Stellvertreter:
Studiendekan:
Geschäftsstelle und Prüfungsamt:
Seminarassistent:
Seminarsekretärin:
Bibliothek:
Frauenbeauftragte:
Ausländerbeauftragter:
Für Studierende:
Prof. Dr. Anton Friedrich Koch
Prof. Dr. Albert Newen
Prof. Dr. Albert Newen
Dietmar Koch, T. 29-76852
Marianne Ott-Haug, T. 29-72405
Dietmar Koch, T. 29-76852
Marianne Ott-Haug, T. 29-72405
G. David, R. Stephan, T. 29-76067
Dr. Catrin Misselhorn, T. 29-77963
Dietmar Koch, T. 29-76852
Dietmar Koch, T. 29-76852
Lehrkörper
Universitätsprofessoren
Fahrenbach, Helmut, Dr. phil., Prof. i. R.
Frank, Manfred, Dr. phil., Dr. h.c. o. Prof.
Heidelberger, Michael, Dr. phil., o. Prof.
Höffe, Otfried, Dr. phil. Dr. h.c., o. Prof.
Hoering, Walter, Dr. phil., Dr. rer. nat., Prof. i.R.
Jähnig, Dieter, Dr. phil., Prof. i. R.
Keuth, Herbert, Dr. phil., Prof. i. R.
Koch, Anton Friedrich, Dr. phil., o. Prof.
Krämer, Hans Joachim, Dr. phil., Prof. i. R.
Newen, Albert, Dr. phil., Prof.
Schwartländer, Johannes, Dr. phil., Prof. i. R.
Wimmer, Reiner, Dr. phil., Prof. i. R.
Kooptierte Universitätsprofessoren
Brachtendorf, Johannes, Dr. phil., o. Prof. (Katholisch-Theologische Fakultät)
Engels, Eve-Marie, Dr. phil., o. Prof. (Fakultät für Biologie)
Jüngel, Eberhard, Dr. theol., Dr. h.c. mult. o. Prof. emer. (Evangelisch-Theologische Fakultät)
Kaminski, Gerhard, Dr. phil., o. Prof. emer.(Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften)
Schroeder-Heister, Peter, Dr. phil., Prof. (Fakultät für Informatik)
Szlezák, Thomas A., Dr. phil., o. Prof. (Fakultät für Kulturwissenschaften)
Wieland, Georg, Dr. phil., o. Prof. (Katholisch-Theologische Fakultät)
Wiesing, Urban, Dr. med., Dr. phil., o. Prof. (Medizinische Fakultät)
Fortsetzung: Innenseite des hinteren Umschlagblattes
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Allgemeine Studienberatung: Dietmar Koch, Fakultätsassistent
Di 10-12, Raum 214
Eventuelle Änderungen gegenüber dem kommentierten
Veranstaltungsverzeichnis werden aktuell angeschlagen!
Soweit nicht anders im Kommentar vermerkt, ist die Anmeldung zu den
Veranstaltungen nicht erforderlich.
Die Teilnahme an Proseminaren von Studierenden, die die
Zwischenprüfung bereits abgelegt haben, bedarf der
ausdrücklichen Zustimmung des Seminarleiters.
Wintersemester 2006/2007
Semestertermine:
Beginn der Vorlesungen: 16.10.2006
Ende der Vorlesungen: 17.02.2007
Vorlesungsfrei:
24.12.2006-6.01.2007
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Außerplanmäßige Professoren
Hesse, Heidrun, apl. Prof. Dr.
Hägler, Rudolf Peter, apl. Prof. Dr.
Klinger, Cornelia, apl. Prof. Dr.
Kümmel, Friedrich, apl, Prof. Dr.
Schneider, Jakob Hans Josef, apl. Prof. Dr.
Honorarprofessor
Tugendhat, Ernst, Prof. Dr.
Privatdozenten
Figueroa, Dimas, PD Dr.
Koslowski, Stefan, PD Dr.
Rinderle, Peter, PD Dr.
Schick, Friedrike, PD Dr.
Zenkert, Georg, Prof. Dr.
Wissenschaftliche Assistenten
Geiger, Rolf, Dr.
Misselhorn, Catrin, Dr.
Scarano, Nico, Dr.
Schick, Friedrike, PD Dr. Oberassistentin
Wissenschaftliche Angestellte
Dietrich, Julia
Gerber, Doris, Dr.
Hofmann, Frank, Dr.
Koch, Dietmar
Kreß, Angelika, Dr.
Müller-Koch, Uta, Dr.
Neuber, Matthias
Lehrbeauftragte
Bohlken, Eike, Dr.
Gordon, John, Dr.
Goy, Ina
Keul, Hans-Klaus, Dr.
Koridze, Georg
Loewe, Daniel, Dr.
Mirbach, Dagmar
Nassar, Dalia
Oberauer, Alexander
Panno, Giovanni
Potthast, Thomas, Dr. rer. nat.
Schröder, Wolfgang, Dr.
Stefan Seit
Thomas, Philipp, PD Dr.
Weidtmann, Niels, Dr.
Forschungsstelle Politische Philosophie
Bursagasse 1, 72070 Tübingen, T. 29-74549
Leiter:
Koordination:
Otfried Höffe, Prof. Dr. phil. Dr. h. c.
Rolf Geiger, Dr.
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„ Vorlesungen
Brachtendorf: Metaphysik I (Antike und Mittelalter)
Mo 10-12, Mi 11-12, Hörsaal: siehe Aushang, Beginn: 18.10.2006
Die Vorlesung erörtert die Frage nach dem Sein, indem sie die wichtigsten Vorschläge zur
Beantwortung dieser Frage historisch nachzeichnet. Sie ist auf zwei Semester angelegt. Im WS geht es
um die Seinsfrage von den Vorsokratikern bis zum Spätmittelalter. Das Sommersemester wird der
Metaphysik von Descartes bis Heidegger gewidmet sein.
Literatur:
Disse, J., Kleine Geschichte der abendländischen Metaphysik von Platon bis Hegel, 2001.
Schmidinger, H., Metaphysik: Ein Grundkurs, Stuttgart 2000.
Engels, E.-M.: Charles Darwin: Leben, Werk und Rezeption II
Di 10-12, Hörsaal: Auf der Morgenstelle 1, Kleiner Botanischer Hörsaal N11, Beginn: 17.10.2006
Kaum ein Naturforscher des 19. Jahrhunderts hat unser Natur- und Menschenbild so einschneidend
verändert und nachhaltig geprägt wie Charles Darwin (1809-1882). Zur Hervorhebung seiner
revolutionären Bedeutung wurde er bereits zu seinen Lebzeiten immer wieder mit bedeutenden
Denkern und Wissenschaftlern wie Kopernikus und Newton verglichen. Mit seiner Abstammungsund Selektionstheorie deckt Darwin einen natürlichen Mechanismus auf, der es ermöglichen soll, die
Entstehung von Arten und von Zweckmäßigkeit im Lebendigen ohne naturimmanente Finalursachen
oder andere metaphysische Annahmen zu erklären. Auch der Mensch einschließlich seiner kognitiven
und sozialen Fähigkeiten gehört zum Anwendungsbereich der Darwinschen Theorie. Während im WS
2005/07 Darwins Leben und Werk im Zentrum der Vorlesung standen, soll der Schwerpunkt nun auf
der Rezeption seiner Werke in verschiedenen Kontexten liegen.
Empfohlene Literatur:
Autobiographie: Charles Darwin. Mein Leben 1809-1882. Hrsg. von seiner Enkelin Nora Barlow. Aus
dem Engl. übers. von Christa Krüger. Frankfurt: Insel Verlag 1993.
Eve-Marie Engels, Hrsg. (1995): Die Rezeption von Evolutionstheorien im 19. Jh. Frankfurt:
Suhrkamp.
Jonathan Howard (1996): Darwin: eine Einführung. Stuttgart: Reclam (Darwin. Oxford 1982).
Mark Ridley, Hrsg. (1996): Darwin lesen. Eine Auswahl aus seinem Werk. München: dtv (A Darwin
Selection. Fontana Press 1987). Kontakt: [email protected]
Höffe: Politische Philosophie
Do 10-11, Hörsaal: siehe Aushang, Beginn: 19.10.2006
Der Ausdruck „Politik“ verweist auf deren exemplarische Gestalt, die klassische griechische Form
eines Gemeinwesens, die Polis. Ansatzweise findet sich die Form allerdings auch andernorts,
mittlerweile in großen Teilen der Welt: dass die Menschen ihr Zusammenleben, ihr Mit- und
Gegeneinander, selbst gestalten. Auf dem Niveau einer Einführung wird das Themenfeld weniger
philosophiegeschichtlich als systematisch abgehandelt.
Wichtige Themen werden sein:
1. Begriffe von Politik
2. Warum Politik: Politische Anthropologie
2.1 Kooperation 2.2 Konflikt
3. Grammatik der Politik 1: Regeln (Recht)
4. Grammatik der Politik 2: öffentliche Gewalten (Staat)
5. Grammatik der Politik 3: Kampf um Zustimmung und um Macht
6. Rechtfertigung: Legitimation und Limitation
7. Leitziel: politische Gerechtigkeit
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8. Zu welchem Zweck: Parteienmacht oder Bürgerverantwortung
9. Grenzen der Politik: Wider den Imperialismus der Politik
10. Freunde und Feinde
11. Welche Demokratie?
12. Welt-offen: Politik im Zeitalter der Globalisierung
13. Ausblick: Politik und Religion
Literatur wird in der Vorlesung angegeben.
Prüfung in Form einer Abschlussklausur.
Newen: Einführung in die Sprachphilosophie – auch für Studierende des Faches Psychologie
Mi 10-12, Hörsaal: siehe Aushang, Beginn: 18.10.2006
Die Vorlesung wird historisch und systematisch in die Sprachphilosophie des 20. Jahrhunderts
einführen. Zunächst werden die Urväter der analytischen Sprachphilosophie vorgestellt: Frege, Russell
und der frühe Wittgenstein. Sie haben die Philosophie der formalen Sprache eingeführt. Eine wichtige
Weiterentwicklung stellt die Sprachphilosophie Carnaps dar, die zugleich paradigmatisch die
Philosophie des logischen Empirismus repräsentiert. Im zweiten Block wird die Philosophie der
normalen Sprache vorgestellt, die ausgehend vom späten Wittgenstein vor allem von Quine und Austin
weiterentwickelt wurde. Hierzu werden beispielsweise Quines Theorie der Reizbedeutung, seine These
von der Unbestimmtheit der Referenz sowie Austins Theorie der Sprechakte sowie die
Weiterentwicklung bei Searle ausführlich diskutiert.
Im dritten Teil der Vorlesung werden Theorien vorgestellt, die sich nicht mehr den Kategorien
„normale versus formale Sprachphilosophie“ zuordnen lassen. Davidsons Sprachphilosophie baut auf
Tarskis formaler Wahrheitstheorie auf und ist zugleich mit der These der radikalen Interpretation eng
an natürlichem Sprach- und Interpretationsverhalten orientiert. Im vierten Teil wird die
Sprachphilosophie von Paul Grice vorgestellt, der eine Definition von Bedeutung vorschlägt, die
wesentlich auf die Intentionen des Sprechers Bezug nimmt. Außerdem hat er eine erste systematische
Theorie der Abgrenzung von Semantik und Pragmatik entwickelt. Im fünften Teil der Vorlesung
werden die neueren Entwicklungen in der Sprachphilosophie verstärkt unter systematischen
Gesichtspunkten präsentiert: Dabei geht es um die Theorien der Bedeutung von Namen (Kripke), von
Kennzeichnungen (Donnellan) und von indexikalischen Ausdrücken (Kaplan, Perry, Lewis).
Bei der Präsentation wird Wert darauf gelegt, dass nicht nur die sprachphilosophischen Thesen
vorgestellt, sondern auch die Kernthesen zur Ontologie, zur Erkenntnistheorie oder zur Philosophie
des Geistes erläutert werden, die darauf aufbauen. Im letzten Teil der Vorlesung werden wichtige
Verbindungen von Sprachphilosophie und anderen Disziplinen aufgezeigt, die offene Fragen
darstellen: 1. Wie ist die Verbindung von Sprache und Denken (Putnams These „Bedeutungen sind
nicht im Kopf“)? 2. Was ist die Verbindung von Sprache und Erkennen (Putnams
Gedankenexperiment vom Gehirn im „Tank“)? sowie 3. Was ist die Verbindung von Sprache und Sein
(Quines These zu „Was es gibt“)?
Literatur:
Newen, A.: Einführung in die Analytische Philosophie, Hamburg: Junius Verlag 2005 (Reihe
Einführungen)
Blume, Demmerling: Grundprobleme der analytischen Sprachphilosophie. Von Frege zu Dummett,
Stuttgart UTB 1998.
Schroeder-Heister: Nichtklassische Logiken
Di 15-17, Kleiner Hörsaal, Sand 6, Beginn: 17.10.2006
Bitte auch Homepage des Veranstalters beachten
Nichtklassische Logiken sind logische Systeme, die gegenüber der üblichen zweiwertigen klassischen
Logik erweiterte Ausdrucksmittel bereitstellen, oder in denen zentrale Gesetze der klassischen Logik
(wie z. B. das „tertium non datur“) nicht uneingeschränkt gelten. Aus der Vielzahl von nichtklassischen
Logiken werden in dieser Vorlesung zwei Konzeptionen herausgegriffen: Mehrwertige und
nichtmonotone Logiken. Mehrwertige Logiken sind wahrheitsfunktional wie die klassische Logik,
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gehen jedoch von der Annahme von mehr als zwei Wahrheitswerten aus (also z.B. von drei
Wahrheitswerten in der dreiwertigen Logik oder von einem Kontinuum von Wahrheitswerten in der
sog. „fuzzy logic“). In nichtmonotonen Logiken behandelt man Folgerungsbegriffe, bei denen durch
zusätzliche Information (d.h. durch eine Verstärkung der Prämissen) ursprünglich gefolgerte
Behauptungen nicht notwendigerweise gültig bleiben. Nichtmonotone Logiken sind für die
Modellierung von Schließen unter beschränkten Information oder unter Unsicherheit von Bedeutung
und spielen eine wichtige Rolle in Inferenzsystemen der Künstlichen Intelligenz.
Zur Vorlesung finden Übungen sowie ein Seminar statt. Das Seminar wird in kompakter Form in der
zweiten Semesterhälfte stattfinden. Hier kann durch ein Referat mit Ausarbeitung ein benoteter
Hauptseminarschein erworben werden. Genauere Ankündigungen hierzu ergehen zu Beginn der
Vorlesung.
„ Übungen zu den Vorlesungen
Frank: Jean-Paul Sartres philosophische Anfänge (1936-1943)
Di 14-16, Burse, Schellingzimmer, Beginn: 17.10.2006
Darin werden Auszüge aus den wichtigsten der Texte gelesen und gemeinsam ausgelegt, von denen in
der Vorlesung die Rede sein wird.
Schroeder-Heister: Nichtklassische Logiken
Zeit und Ort: siehe homepage des Veranstalters
Einführungsveranstaltung für Studienanfänger
Frank: Einführungsvorlesung: Jean-Paul Sartres philosophische Anfänge (1936-1943)
Di 16-18, Hörsaal: siehe Aushang, Beginn: 17.10.2006
In loser Fortsetzung der zweisemestrigen Phänomenologie-Vorlesung (2005/06) werde ich in Sartres
phänomenologische Anfänge und Grundprobleme von L'être et le néant (1943) einführen.
Zur Lektüre empfehle ich: Gerhard Seel, Sartres Dialektik [...], Bonn: Bouvier, 1971.
Achtung! Die Vorlesung wird flankiert von einer themengleichen Übung.
Heidelberger: Einführungsvorlesung: Einführung in die Logik – mit Tutorium
Di 10-12 Hörsaal: siehe Aushang, Beginn: 17.10.2006
Das Proseminar, das als Vorlesung abläuft, bietet eine Einführung in die moderne Aussagen- und
Prädikatenlogik nebst einem Ausblick in die induktive Logik. Es wird der Kalkül des natürlichen
Schließens zugrunde gelegt und die Formalisierung von Argumentationen geübt. Da zum
Philosophieren das Begründen gehört und Begründen argumentativ geschieht, ist eine Untersuchung
der Möglichkeiten und Grenzen des Argumentierens für die Philosophie unerlässlich, sowohl für das
eigene philosophische Argumentieren als auch für die Analyse schon vorliegender philosophischer
Argumentationen. Die Logik bietet für eine solche Reflexion das passende Instrumentarium.
Es wird ein Skriptum im Netz bereitgestellt, das durch den Text von Hoyningen-Huene (s.u.) ergänzt
wird. Es findet ein die Veranstaltung begleitendes Tutorium statt.
Scheinerwerb durch zwei bestandene Klausuren.
Text: Skriptum im Netz (Ilias-Lernplattform) und Paul Hoyningen-Huene, Formale Logik. Eine
philosophische Einführung, Stuttgart: Reclam 1998 (UB Nr. 9692), Euro 8,10.
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„ Proseminare besonders für das erste Studienjahr
Heidelberger: John Locke: An Essay Concerning Human Understanding
Mi 10-12, Burse, Raum X, Beginn: 18.10.2006
Mit Lockes philosophischem Hauptwerk von 1690 beginnt die moderne Erkenntnistheorie. Buch I:
„Of Innate Ideas“ kritisiert Descartes’ Philosophie, Buch II: „Of Ideas“ untersucht den Ursprung und
die Natur der Vorstellungen, gibt eine Theorie personaler Identität und untersucht Handlung und
Willensfreiheit. Buch III: „Of Words“ behandelt Bedeutung und Funktion von Sprache, Buch IV: „Of
Knowledge and Opinion“ die Begrenztheit menschlichen Wissens. Locke war nicht nur
philosophiehistorisch entscheidend, sondern setzt mit vielen seiner Themen auch noch für heute die
Standards.
Scheinerwerb durch Referat und Hausarbeit.
Textgrundlage: Bitte eine englische Ausgabe des Essay anschaffen (auf Vollständigkeit achten). Es gibt
zwar eine zweibändige deutsche Ausgabe in der Philosophischen Bibliothek (Verlag Felix Meiner,
Hamburg); sie ist aber teurer als die z. Z. erhältlichen englischen Ausgaben und eben nicht in der
Originalsprache.
Hofmann: Einführung in die Erkenntnistheorie
Mi 14-16, Burse, Schellingzimmer, Beginn: 18.10.2006
In der Erkenntnistheorie fragen wir uns, was Wissen (Erkenntnis) und erkenntnistheoretische
Rechtfertigung sind und wie wir sie erlangen können. Wohl jeder hat sich schon einmal die Frage
gestellt, ob das, was er oder sie zu wissen glaubte, tatsächlich ein Wissen darstellt. Solche Fragen sind
skeptische Fragen, die auch durch skeptische Argumente untermauert werden können, wie z. B. das
skeptische Dämon-Argument: Wenn all meine Erfahrung für mich ununterscheidbar ist von einer
entsprechenden Erfahrung, die ein Dämon in mir hervorrufen würde, dann kann sie doch kein Wissen
darstellen. Skeptische Fragen sollen uns vor allem dazu herausfordern, uns über die Natur von Wissen
und über die Möglichkeiten des Wissenserwerbs klar zu werden. Daneben stellen sich in der
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Erkenntnistheorie noch andere grundlegende Fragen. Das Ziel-Problem: Was ist überhaupt das Ziel
unserer epistemischen Bemühungen, Wissen oder wahre Meinung? Das Regress-Problem: Wenn
Meinungen nur durch andere Meinungen (epistemisch) gerechtfertigt werden können, wie kann man
dann einen unendlichen Regress vermeiden? In diesem Proseminar soll eine systematische Einführung
in die Grundprobleme der Erkenntnistheorie durchgenommen werden. Das Proseminar ist
insbesondere auch für Erstsemester geeignet, und es werden daher auch die grundlegenden Studierund Arbeitsweisen (Referat, Hausarbeit, Zitieren etc.) erläutert. (Die Texte werden zu Beginn des
Semesters in Form einer Textsammlung zur Verfügung gestellt.)
Scheinerwerb: schriftliche Hausarbeit.
Literatur:
J. Dancy, An Introduction to Contemporary Epistemology, Blackwell, 1985.
Th. Grundmann, Analytische Einführung in die Erkenntnistheorie, de Gruyter, im Erscheinen 2006.
Koch, D.: Einführung in Grundfragen und Grundbegriffe der Geschichte philosophischen Denkens
Mo 10-12, Burse, Raum X, Beginn: 16.10.2006
Dieses Proseminar dient der umfassenden Grundorientierung im Philosophiestudium. Es ist vor allem
für Erst- und Zweitsemester im Fach Philosophie vorgesehen.
Aufgabe der Veranstaltung ist es, Kenntnisse zum Studienablauf und zur Studienorganisation zu
vermitteln, grundlegende Literatur bekannt zu machen, eine Anleitung zu wissenschaftlichem Arbeiten
zu geben, in erster Linie jedoch in Grundprobleme und Grundbegriffe philosophischen Denkens
einzuführen. Dies geschieht anhand von Textauszügen zentraler philosophischer Werke von der
Antike bis ins 20. Jahrhundert.
Leistungsnachweise für einen benoteten Schein:
Vier Protokolle (Umfang: zwei bis drei Seiten á 2000 Anschläge) und ein Kurzessay. Die genauen
Modalitäten werden zu Beginn des Seminars erläutert.
Leistungsnachweise für einen unbenoteten Schein: ein Protokoll (Umfang: zwei bis drei Seiten á 2000
Anschläge).
Misselhorn: Einführung in die analytische Ästhetik
Di 10-12, Burse, Schellingzimmer, Beginn: 17.10.2006
Ästhetik bezeichnet heutzutage diejenige philosophische Disziplin, die sich mit ästhetischer Erfahrung
und Kunst beschäftigt. Im Zentrum stehen dabei drei Hauptfragen: 1. Was ist Kunst? 2. Was
kennzeichnet ästhetische Eigenschaften wie Schönheit, Erhabenheit, aber auch Hässlichkeit oder
Intensität? 3. Wie lassen sich die Besonderheiten ästhetischer Erfahrung erklären?
Innerhalb dieser drei Problembereiche ergeben sich dann eine Reihe speziellerer Fragestellungen wie:
Welche Rolle spielt die Form für Kunst? Wie ist der ontologische Status von Kunstwerken
aufzufassen? Welche Bedeutung kommt dem mimetischen Aspekt von Kunst zu? Drücken
Kunstwerke Gehalte aus? Dienen sie der Kommunikation? Was hat ästhetische Erfahrung mit
Emotionen zu tun? Setzt uns die ästhetische Erfahrung immer in eine gewisse Distanz zu ihrem
Gegenstand? Inwiefern sind die ästhetischen Eigenschaften eines Kunstwerks abhängig von seinen
nicht-ästhetischen Eigenschaften? Kann Kunst Erkenntnis vermitteln? Kann man angesichts der
immer wieder vorkommenden grundlegenden Umwälzungen in der Geschichte der Kunst überhaupt
ein für alle mal definieren, was Kunst ist?
Wir wollen uns diesen Fragen im Seminar mit den Mitteln der sog. analytischen Philosophie nähern,
v. a. der Begriffsanalyse. Die Grundlagen dieser Methode werden wir uns zu Beginn des Seminars
aneignen und sie dann auf ästhetische Fragestellungen anwenden. Aufgrund ihres methodisch
grundlegenden Charakters ist die Veranstaltungen sehr gut für Studienanfänger(inn)en geeignet, aber
auch fortgeschrittene Studierende im Grundstudium mit einem besonderen Interesse an Fragen der
Ästhetik sind herzlich willkommen.
Da wir englischsprachige Texte lesen, sind gute Englischkenntnisse Voraussetzung.
Erwerb eines benoteten Scheins: Referat und Hausarbeit
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Zur Einführung: Levinson, Jerrold: “Philosophical Aesthetics: An Overview”, in: The Oxford
Handbook of Aesthetics, ed. by Jerrold Levinson, Oxford 2003, 3-25.
Literatur: Carroll, Noel: Philosophy of Art. A Contemporary Introduction, London/New York 1999.
Neuber: Logisch-semantische Propädeutik
Mo 16-18, Burse, Raum X, Beginn: 16.10.2006
Die Lehrveranstaltung ist als Ergänzung zur herkömmlichen „Einführung in die Logik“ gedacht.
Behandelt werden Fragen, die in der Logik nur am Rande behandelt oder stillschweigend vorausgesetzt
werden, für gewöhnlich aber als die „eigentlich philosophischen Fragen“ empfunden werden, da sie
bestimmte Probleme unseres etablierten Logik-Verständnisses betreffen. Gemeint sind solche
Fallstricke wie der Begriff der Implikation, das Konzept der Analytizität und das Problem der Existenz.
Diese und andere Fragen sollen im Seminar systematisch aufbereitet und in grundlegender Weise
diskutiert werden, wobei das einführende Buch von Tugendhat und Wolf als inhaltlicher Leitfaden
dienen wird. (Zusätzlich zum Seminar wird voraussichtlich ein Tutorium angeboten.)
Benoteter Schein: Referat und Hausarbeit
Textgrundlage: Ernst Tugendhat & Ursula Wolf, Logisch-semantische Propädeutik, Stuttgart: Reclam 1983.
„ Proseminare für das gesamte Grundstudium
Aschenberg: Fragen der Religionsphilosophie – Fachdidaktisches Proseminar für Studierende
des Lehramtsstudiengangs Philosophie/Ethik und für andere an der Thematik Interessierte
Mo 8-9.45, Burse, Raum X, Beginn: 23.10.2006
Die Lehrveranstaltung führt in Fragen der Religionsphilosophie ein. Dabei wird es in der Hauptsache
um Themen gehen, die für den Philosophie- und Ethikunterricht am Gymnasium relevant sind (so
z.B.: Begriff und Funktion von Religion, Gottesbeweise, Theodizee-Problem, Religionskritik, Religion
und Moral, Religion und Philosophie). Fachdidaktische Aspekte der Thematik werden berücksichtigt.
Qualifizierter Schein: (1) regelmäßige Teilnahme, (2) mündliche Präsentation, (3) schriftliche Hausarbeit.
Literatur zur Einführung/Vorbereitung:
S. Grätzel/A. Kreiner: Religionsphilosophie, Stuttgart/Weimar: Metzler, 1999.
Bohlken: Grundzüge der Ethik (EPG 1) – Blockveranstaltung
2.12.-3.12.; 16.12.-17.12.2006, 10-16 Uhr, Burse, Schellingzimmer
Die Teilnehmerzahl ist auf 35 begrenzt. Anmeldung per E-Mail bis zum 6.11. an [email protected].
Das Kompaktseminar bietet eine Einführung, die Kenntnisse über die wichtigsten Grundbegriffe und
Ansätze innerhalb der Ethik vermitteln soll. Im Anschluss an eine Klärung der Begriffe Moral, Ethik
und Sittlichkeit werden wir uns am ersten Wochenende mit den Ansätzen der Kantischen
Vernunftethik, der Diskursethik, der Tugendethik und des Utilitarismus beschäftigen. Nachdem damit
ein erster Überblick gewonnen ist, sollen weitere Grundbegriffe wie Freiheit, Autonomie, gut/böse,
Glück und Würde erörtert werden.
Im Mittelpunkt des zweiten Seminarwochenendes steht das Verhältnis von Allgemeiner Ethik und
Anwendungsbezogener (oder auch: Angewandter) Ethik. Um dieses Verhältnis besser zu verstehen,
werden wir uns mit Entstehungsbedingungen und Grundfragen der Bioethik, Technikethik und
Wirtschaftsethik befassen. Abschließend soll die Verbindung von Ethik und Pädagogik diskutiert
werden.
Scheinvoraussetzungen: Für den Erwerb des Scheins muss eine Klausur geschrieben werden.
Textgrundlage: Annemarie Pieper: Einführung in die Ethik, 5. Aufl. Tübingen/Basel 2003, 19,90 €
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Dietrich: Einführung in die Angewandte Ethik – Ethisches Argumentieren am konkreten 'Fall'
(EPG 2) Mi 14-16, Verfügungsgebäude, Wilhelmstr.19, Raum 1.01, Beginn: 18.10.2006
Während sich die Allgemeine Ethik auf die Klärung, Prüfung und Begründung der ethischen
Grundlagen konzentriert, geht es der Angewandten Ethik vorrangig um die ethische Reflexion
konkreter Handlungskonflikte. Hierfür hat sie sich mittlerweile in verschiedene Teilbereiche wie z. B.
die Medizin- und Bioethik, die Medienethik oder die Wirtschaftsethik ausdifferenziert. Das Seminar
führt in die grundlegenden Begrifflichkeiten und theoretischen Ansätze der Angewandten Ethik ein.
Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, was es eigentlich bedeutet, Ethik 'anzuwenden': Wie komme ich
zu einem konkreten ethischen Urteil? Wie sind ethische Argumentationen aufgebaut und wie lässt sich
die eigene ethische Argumentationskompetenz verbessern? Nach einer Einführung in verschiedene
Begründungsansätze Angewandter Ethik werden Grundlagen der (ethischen) Argumentationstheorie
erarbeitet und eine Reihe von ethischen Urteilsbildungsmodellen vorgestellt und kritisch reflektiert. Mit
diesem Instrumentarium werden dann konkrete 'Fälle' insbesondere aus der Medizin-, Bio- und
Umweltethik diskutiert und systematisch durchgearbeitet. Das Ziel ist es, die Fähigkeit zur Analyse und
Kritik von ethischen Argumentationen sowie zur Begründung eines eigenen ethischen Urteils weiter zu
entwickeln.
In dieser Veranstaltung kann ein Leistungsnachweis für das Ethisch-Philosophische Grundlagenstudium nach Anlage C, 1.2., WPO für das Lehramt an Gymnasien, zu fach- bzw. berufsethischen
Fragen erworben werden (EPG 2).
Voraussetzungen: Vorkenntnisse zur Allgemeinen Ethik (z. B. einschlägiger Fachschein oder EPG 1),
gflls. Rücksprache mit der Dozentin ([email protected]).
Benoteter Schein: Aktive Mitarbeit und Hausarbeit (Fachschein) oder Klausur (EPG 2).
Engels, E.-M.: Grundfragen bioethischer Bereichsethiken (EPG 2)
Mi 10-12, Verfügungsgebäude Wilhelmstr. 19, Raum 1.01, Beginn: 18.10.2006
Einer der Begründer der Bioethik und Wortschöpfer des Begriffs „bioethics“ bestimmte die Bioethik
als eine neue Disziplin, als „Überlebenswissenschaft“ und „Brücke in die Zukunft“ (1970/71). In
Überwindung der unfruchtbaren Kluft zwischen den Natur- und Humanwissenschaften sollte die
Bioethik Wertbetrachtungen und Naturwissenschaft zusammenführen, inter- bzw. multidisziplinär sein.
Im Laufe ihrer Entwicklung hat sich die allgemeine Bioethik in eine Vielfalt von Bereichsethiken
ausdifferenziert. Hierzu gehören neben der biomedizinischen Ethik und ihren Schwerpunkten die
Natur-, Umwelt- und Tierethik. Von zunehmender Relevanz wird die Neuroethik, die sich mit den
anthropologischen und ethischen Herausforderungen der Neurowissenschaften und ihrer neuen
Techniken befasst. Das Seminar soll in Schwerpunkte der wichtigsten Bereichsethiken einführen. Eine
Liste mit der im Seminar zu behandelnden Literatur wird zu Beginn des Semesters verteilt.
Für Studierende der Philosophie, Biologie und des EPG 2-Studiums sind die Bedingungen für den
Erwerb eines unbenoteten Leistungsnachweises neben regelmäßiger Teilnahme ein Seminarvortrag mit
Thesenpapier, für einen benoteten Leistungsnachweis eine zusätzliche schriftliche Hausarbeit oder eine
Klausur. Die Anforderungen für Studierende anderer Fächer richten sich nach deren Studienbedingungen.
Das Seminar ist anrechenbar für das EPG 2. Kontakt: [email protected]
Fenner: Einführung in die Allgemeine Ethik (EPG 1) – Blockveranstaltung
21.10.-22.10., 4.11.-5.11.2006, 10 Uhr, Burse, Raum X
Die Teilnehmerzahl ist beschränkt, so dass eine Anmeldung per e-mail erforderlich ist.
([email protected])
Das Kompaktseminar führt in die Grundlagen der Allgemeinen Ethik ein. Anhand von Friedo Rickens
Allgemeine Ethik soll ein systematischer Überblick über die Grundbegriffe und Begründungsansätze der
philosophischen Ethik erarbeitet werden:
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Was bedeutet eigentlich „Ethik“, was „Moral“ und was „Handlung“ als primärer Gegenstand ethischer
Beurteilung? Was sind „Glück“, „Gerechtigkeit“, „Freiheit“ und „Gewissen“? Wie lassen sich die drei
Teildisziplinen „normative Ethik“, „Metaethik“ und „Angewandte Ethik“ voneinander abgrenzen?
Worin liegen die Vorzüge und Nachteile des ethischen Traditionalismus, Emotivismus, Intuitionismus
oder Universalismus? In dieser Veranstaltung kann ein Leistungsnachweis für das EthischPhilosophische Grundlagenstudium nach Anlage C, 1.1., WPO für das Lehramt an Gymnasien, zu
ethisch-philosophischen Grundfragen erworben werden (EPG 1).
Um einen benoteten Schein oder einen EPG 1- Leistungsnachweis zu erwerben, ist aktive Mitarbeit
und das Bestehen einer Abschlussklausur vorausgesetzt. Da es sich um eine Kompaktveranstaltung
handelt, sollte der Text bereits vor dem ersten Wochenende gelesen werden.
Textgrundlage: Friedo Ricken: Allgmeine Ethik, 3. erw. Auflage, Stuttgart/Berlin/Köln 1998.
Geiger: Die Religionsphilosophie von David Hume
Mi 10-12, Burse, Schellingzimmer, Beginn: 18.10.2006
In diesem Seminar werden wir uns mit einigen Grundfragen der Religionsphilosophie beschäftigen: mit
dem Verhältnis von Vernunft und Glauben, mit den Problemen von Gottesbeweisen (vor allem des
teleologischen, aber auch des kosmologischen), mit den Schwierigkeiten, über Eigenschaften Gottes zu
sprechen und mit dem Theodizeeproblem. All diese Themen sind Gegenstand der Diskussionen, die
David Hume in seinem religionsphilosophischen Hauptwerk, den Dialogen über natürliche Religion,
dargestellt hat. Ich würde außerdem gerne einen Blick in die Kapitel X und XI der Untersuchung über
den menschlichen Verstand werfen, die ebenfalls Fragen der Religionsphilosophie erörtern (Hume
formuliert dort z. B. seine berühmte erkenntnistheoretische Kritik an der Zuverlässigkeit von
Wunderberichten) und, wenn noch Zeit bleibt, in seine kurze Abhandlung zur Naturgeschichte der
Religion. Der Haupttext, den wir uns im Seminar gemeinsam erschließen wollen, sind die genannten
Dialoge, die in einer günstigen Ausgabe bei Reclam erhältlich sind und deren Lektüre (der Text ist
nicht besonders lang) vor Seminarbeginn vorausgesetzt wird.
Über die Modalitäten der Scheinvergabe wird in der ersten Sitzung gesprochen.
Gerber: Kant, Grundlegung zur Metaphsyik der Sitten
Mi 10-12, Burse, Melanchthonzimmer, Beginn: 18.10.2006
Immanuel Kants 1785 erstmals erschienene Grundlegung zur Metaphysik der Sitten ist ein zentraler
Text nicht nur der Kantischen, sondern der Moralphilosophie überhaupt – jedenfalls jener
Moralphilosophie, die davon ausgeht, dass die Moralität einer Handlung nicht nach ihren
Konsequenzen (wie der Utilitarismus betont), sondern vielmehr nach den Prinzipien, aufgrund derer
sie vollzogen wird, zu beurteilen ist. Metaphysik ist nach Kant die Philosophie immer dann, wenn sie
sich mit solchen Gegenständen befasst, die nur für den reinen Verstand Gegenstände sein können. Die
Grundlegung zur Metaphysik der Sitten formuliert also die Grundlagen einer auf reine Vernunft
begründeten Sittlichkeit und Moral. Zu den wesentlichen Bestandteilen dieses Programms einer
Gründung der Moral in der Idee der Vernunft gehören zum einen die verschiedenen Formeln des
kategorischen Imperativs, der kategorisch ist, weil er auf unbedingte Weise gebietet und also ein Gesetz
der Sittlichkeit formuliert; zum anderen gehört dazu der Begriff des freien Willens, der für Kant
identisch ist mit einem Willen, der unter sittlichen Gesetzen steht, weil die Freiheit eine Eigenschaft
des Willens aller vernünftigen Wesen ist, die eben aufgrund ihrer Vernunft, und nur aufgrund ihrer
Vernunft, moralisch sein können. Die Vernunft gebietet uns moralisch zu sein, aber dies tut sie aus
eigener Einsicht und um ihrer selbst Willen.
Voraussetzungen für einen benoteten Schein: Stundenvorbereitung und Hausarbeit.
Literatur:
I. Kant: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, Hamburg 1965.
O. Höffe: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten: ein kooperativer Kommentar, Frankfurt a. M. 2000.
F. Kaulbach: Immanuel Kants „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“: Interpretation und
Kommentar, Darmstadt 1988.
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D. Schönecker: Kants „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“: ein einführender Kommentar,
Paderborn 2003.
Gordon: Einführung in die philosophische Ethik (EPG 1) – Blockveranstaltung
10.02.-11.02.; 17.02.-18.02.2007, Vorbesprechung: 20.10.2006, 16 Uhr
Voranmeldung erforderlich bis zum 6.11.2006 [email protected]
Das Seminar gibt anhand der kritischen Lektüre ausgewählter Texte, die eingehend untersucht und
diskutiert werden sollen, einen umfassenden Überblick über die zentralen Themen in der Ethik, z.B.:
Typen ethischer Theorien, Metaethik, Angewandte Ethik, bioethische Themen (Abtreibung,
Sterbehilfe), das Problem der Willensfreiheit. Die Veranstaltung führt einerseits in die einzelnen
Themen der Philosophischen Ethik ein, wobei der jeweilige Kerngedanke herausgearbeitet wird, und
erhebt andererseits den Anspruch, das wissenschaftliche Arbeiten zu vermitteln, so dass die
Teilnehmer(Inn)en anschließend in der Lage sein werden, eigenständig philosophische Themen zu
bearbeiten.
Zu Beginn des Seminars wird ein Veranstaltungsplan mit einer ausführlichen Literaturliste verteilt. In
dieser Veranstaltung kann ein Leistungsnachweis für das Ethisch-Philosophische Grundlagenstudium
nach Anlage C, 1.1., WPO für das Lehramt an Gymnasien, zu ethisch-philosophischen Grundfragen
erworben werden (EPG 1).
Voraussetzungen: keine
Benoteter Schein: Kurzreferat (10 min.), mündliche Prüfung (20 min.) und Hausarbeit
Goy: hoi physiologoi – Die älteren Vorsokratiker
Do 18-20, Burse, Schellingzimmer, Beginn: 26.10.2006
Die vorsokratische Philosophie steht am Anfang der abendländischen Philosophietradition. Sie beginnt
um 600 v. Chr. mit Thales von Milet und endet, schon zu Lebzeiten des Sokrates, um 380 v. Chr. mit
dem Todesjahr des Atomisten Demokrit von Abdera. Während mit Sokrates der Mensch und
zunehmend ethische Fragen ins Zentrum der Philosophie rücken, versuchen die frühen physiologoi
(Naturforscher), die Natur und das Wesen der Welt im Ganzen zu erklären. Ontologische,
naturphilosophische, kosmologische, theologische und erkenntnistheoretische Fragen stehen dabei im
Vordergrund. In einer ersten Orientierung unterscheidet man die ionische oder milesische
Naturphilosophie (Thales, Anaximander und Anaximenes) von der italischen oder eleatischen Schule
(Parmenides, Melissos und Zenon), denen jüngere Eklektiker und Pluralisten folgen (Empedokles,
Anaxagoras, Leukipp und Demokrit). Schwierig einzuordnen sind die religionskritischen Verse des
Xenokrates. Die Spruchtiefe des Heraklit steht der ionischen, die pythagoreische Zahlenmystik der
eleatischen Schule näher. Im Wintersemester lesen wir die doxographischen Berichte und die
überlieferten Fragmente der frühesten vorsokratischen Denker bis Parmenides. Griechischkenntnisse
sind erwünscht.
benoteter Schein: Hausarbeit
Textausgabe:
Die Vorsokratiker, übers. und erl. v. J. Mansfeld, Stuttgart 1983, 2 Bde.
Die (sehr teure) Standardausgabe von Diels/Kranz wird zur Anschaffung empfohlen: Die Fragmente
der Vorsokratiker, hg. v. H. Diels u. W. Kranz, Zürich 61952, 3 Bde.
Literatur:
Barnes, J. 1979, The Presocratic Philosophers, London/New York.
Guthrie, W.K.C. 1962/1965, A History of Greek Philosophy, Cambridge, vols. 1/2.
Rapp, Chr. 1997, Die Vorsokratiker, München.
Höffe: Grundmodelle der politischen Philosophie: Aristoteles, Hobbes, Rawls, Kant
Do 11-13, Forum Scientiarum, Kleiner Raum, Doblerstraße 33, Beginn: 19.10.2006
14
Das Proseminar führt in die politische Philosophie (Rechts- und Staatsphilosophie) ein anhand epochal
wichtiger Vertreter.
Wir lesen aus Aristoteles Politik ausgewählte Kapitel beginnend mit Buch I, Kap. 1-2 zur politischen
Natur des Menschen.
Von Hobbes analysieren wir aus dem Leviathan v. a. aus den Kapiteln 13 und 14 über den Naturzustand
und dessen Überwindung. Bei Kant studieren wir die bis heute einzige überragende Schrift zu einer
globalen Rechtsordnung: Zum ewigen Frieden, schließlich den wichtigsten Beitrag zur politischen
Ethik des 20. Jahrhunderts, John Rawls’ Eine Theorie der Gerechtigkeit (ausgewählte Passagen aus
Teil I).
Keul: Wissenschaft und Verantwortung. Eine Einführung in die Ethik (EPG 1) –
Blockveranstaltung 19.02.-21.02.2007, Burse, Raum X
Vorbesprechung: 30.10.2006, 12s.t.-13 Uhr, Burse, Raum XI
Die Teilnehmerzahl in dieser Veranstaltung ist beschränkt. Eine Anmeldung ist bis zum 27.10.2006
erforderlich ([email protected]).
Zu einem der Schlüsselbegriffe philosophischer Ethik zählt der Begriff der Verantwortung. Nach einer
mehrfachen Relation ausdifferenziert: dem Subjekt, dem Gegenstand, dem Gegenüber der
Verantwortung und nicht zuletzt einer Instanz, vor der man sich zu verantworten hat, bildet dieser
Begriff einen neuralgischen Punkt im intersubjektiven Gewebe menschlicher Angelegenheiten.
Zugleich verweist er grundsätzlich auf ein anspruchsvolles Konzept menschlicher Freiheit, das nicht
allein die Folgen des Handelns mit bedenkt, sondern sich über den Bereich des Individuellen hinaus
auch auf den kooperativen Aspekt der Institutionen erstreckt.
Anhand des Begriffs Verantwortung will dieses Proseminar in die philosophische Ethik einführen.
Ausgehend von der philosophischen Tradition, namentlich von Aristoteles und Kant, werden Texte zu
gegenwärtigen Theorien der Verantwortung (Jonas, Höffe, Lenk und Bayertz) gemeinsam gelesen und
diskutiert. Im letzten Teil des Seminars werden wir auf einige Probleme der angewandten Ethik
eingehen, wobei die Frage nach dem Verhältnis von Wissenschaft und Verantwortung im Zentrum
stehen soll. Das Seminar wendet sich an Studierende aller Fächer.
Benoteter Schein: Mitarbeit und Abschlussklausur.
In dieser Veranstaltung kann ein Leistungsnachweis für das Ethisch-Philosophische Grundlagenstudium nach Anlage C, 1.1., WPO für das Lehramt an Gymnasien, zu ethisch-philosophischen Grundfragen erworben werden (EPG 1).
Koch, A.F.: Aristoteles, Metaphysik – Interpretationskurs Teil I
Do 16-18, Burse, Raum X, Beginn: 2.10.2006
In diesem zweisemestrigen Kurs werden wir die beiden letzen Bücher (M und N) der Aristotelischen
Metaphysik lesen und interpretieren, in denen der ontologische Status der mathematischen Entitäten,
die Platonische Ideenlehre und Lehre von den Idealzahlen sowie Fragen der Prinzipien des Seienden
kritisch erörtert werden. In der Seminarbibliothek wird ein Handapparat mit Forschungsliteratur
eingerichtet. Für den Scheinerwerb sind aktive Mitarbeit (Bereitschaft zur Übernahme eines
Stundenprotokolls) und eine Hausarbeit pro Semester erforderlich, von denen eine durch ein Referat
ersetzt werden kann. Griechischkenntnisse sind erwünscht, aber keine notwendige Bedingung der
Teilnahme.
Koch, A. F.: Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts – Interpretationskurs Teil II
Di 16-18, Burse, Raum X, Beginn: 17.10.2006
In diesem zweisemestrigen Kurs lesen und interpretieren wir auszugsweise Hegels Grundlinien der
Philosophie des Rechts. Im Sommersemester wurden die Einleitung und der erste Teil („Das abstrakte
Recht“) behandelt. Im Wintersemester werden wir den zweiten Teil („Die Moralität“) und ersten
Abschnitt des dritten Teiles („Die Familie“) behandeln. In der Seminarbibliothek wurde ein
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Handapparat mit Forschungsliteratur eingerichtet. Für den Scheinerwerb sind aktive Mitarbeit
(Bereitschaft zur Übernahme eines Stundenprotokolls) und eine Hausarbeit pro Semester erforderlich,
von denen eine durch ein Referat ersetzt werden kann.
Koch, D.: Platon, Politeia – Interpretationskurs Teil I
Di 10-12, Burse, Raum X, Beginn: 17.10.2006 (In der ersten Sitzung findet eine Vorbesprechung statt.)
Platons „Politeia“ ist eine der großen Schlüsseltexte abendländischen Philosophierens. Noch vor jeder
späteren schulmäßigen Einteilung in Disziplinen wie theoretischer und praktischer Philosophie wird
hier ein Kosmos von Bezügen philosophischer Themen entfaltet, der sich stets im Blick auf die
vermittelte Ganzheit von allem hält.
Der Interpretationskurs will versuchen, dieser Vermittlungsleistung Platons von der politischen
Bedeutung der Musik und Dichtung bis hin zur Idee des Guten als derjenigen Idee, die noch über der
Gerechtigkeit steht, zu entsprechen.
Textgrundlage:
Platon „Politeia“ in der Übersetzung von Friedrich Schleiermacher (auf dem Buchmarkt sind
verschiedenste Ausgaben der Schleiermacher-Übersetzung zu finden; Sie können jede Ausgabe
benutzen)
Scheinerwerb: eine Hausarbeit pro Semester (Umfang: 10 bis 15 Seiten à 2000 Anschläge). Eine
Vorschlagsliste von Hausarbeitsthemen wird zu Beginn ausgegeben. Bitte beachten Sie, dass in einem
Interpretationskurs nur benotete Scheine erworben werden können.
Koch, D.: Martin Heidegger, Der Ursprung des Kunstwerks
Di 18-20, Burse, Raum X, Beginn: 17.10.2006 (In der ersten Sitzung findet eine Vorbesprechung statt.)
Martin Heideggers „Der Ursprung des Kunstwerkes“ ist eine der wichtigsten Abhandlungen zur Kunst
in der Philosophie des vergangenen Jahrhunderts. Dem Entwurf der Kunst als dem „Ins-Werk-Setzen
der Wahrheit“ näher zukommen und damit zugleich das Verhältnis von Philosophie und Kunst im
Kontext der Wahrheitsfrage zu bestimmen, wird Hauptaufgabe der Veranstaltung sein. Wir werden uns
dabei nicht allein auf die Schrift „Der Ursprung des Kunstwerkes“ in der 1960 im Reclam-Verlag
veröffentlichten Fassung beschränken, sondern auch eine Vorfassung (veröffentlicht in den HeideggerStudien 1989) mit heranziehen, sowie im Laufe des Seminars weitere Abhandlungen Heideggers zur
Kunst (wie zum Beispiel „Die Kunst und der Raum“, „Bemerkungen zu Kunst – Plastik – Raum“,
„Die Herkunft der Kunst und die Bestimmung des Denkens“).
Textgrundlage: Martin Heidegger, Der Ursprung des Kunstwerkes, Stuttgart, Reclam-Verlag 1995 (oder
später).
Leistungsnachweis für einen unbenoteten Schein: Anfertigung eines Protokolls (Umfang: 2-3 Seiten).
Leistungsnachweis für einen benoteten Schein: Hausarbeit (Umfang: 10 bis 15 Seiten à 2000
Anschläge; Abgabetermin: 30.04.2007).
Eine Vorschlagsliste für Hausarbeitsthemen wird zu Beginn des Semesters ausgegeben.
Koridze: Einführung in die Philosophie des Geistes im Mittelalter
Do 18-20, Burse, Raum X, Beginn: 26.10.2006
Die Wurzeln der heutigen Auseinandersetzung zur Philosophie des Geistes reichen weit bis ins
Mittelalter zurück. Die damaligen Diskussionen haben den akademischen Betrieb an den neu
entstandenen Schulen und Universitäten mitgeprägt. Dabei standen die Fragen im Mittelpunkt, die
heute zum festen Bestandteil der Philosophie des Geistes gehören: Wie entsteht ein Begriff oder wie
kommt eine Erkenntnis der Außenwelt zustande. Aber auch die Fragen nach der Repräsentation und
Wahrheit, Bedeutung und Bezugnahme werden erneut aktuell. Der Aufschluss über die einschlägigen
Antworten der führenden mittelalterlichen Philosophen kann zum vertieften Verständnis der
gegenwärtigen Debatten beitragen und den Blick für Kontinuitäten und Diskontinuitäten in der
angegebenen Fragestellung öffnen.
16
Im Proseminar werden neben den Schlüsselbegriffen der mittelalterlichen Diskussion vor allem die
Positionen von Thomas von Aquin, Johannes Duns Scotus und Wilhelm von Ockham erörtert, indem
sie anhand der ausgewählten Texte erarbeitet und diskutiert werden.
Unbenoteter Schein: Referat. Benoteter Schein: Hausarbeit
Primärliteratur:
Ausgewählte Texte werden zur Verfügung gestellt.
Sekundärliteratur:
Schulthess, Peter und Imbach, Ruedi: „Philosophie im lateinischen Mittelalter.“ Zürich: Artemis 1996.
Perler, D. (Hrsg.): „Ancient and Medieval Theories of Intentionality.“ Studien und Texte zur
Geistesgeschichte des Mittelalters, Bd. 76. Brill. Leiden 2001.
Ders.: „Theorien der Intentionalität im Mittelalter.“ Frankfurt am Main: Klostermann, 2002.
Kreß: J. G. Fichte: Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre (1794) – Interpretationskurs Teil II
Mo 14-16, Burse, Raum X, Beginn: 16.10.2006
Nachdem sich die Textinterpretation im Sommersemester auf die Begriffsschrift und die drei
Grundsätze der WL konzentrierte, stehen nun mit den §§ 4 und 5 Fichtes Überlegungen zur
Verbindung zwischen theoretischer und praktischer Philosophie und seine Begründung des
Zusammenhangs von Subjektivität und Absolutem zur Diskussion. Daneben sollen verstärkt auch
Rezeptionen und Anschlusskonzeptionen besprochen werden. Wer ein Referat vorbereiten will, sollte
das noch während der Ferien mit mir besprechen.
Kreß: Historische und systematische Einführung in die Grundtheorien der Ethik (EPG 1)
Di 12-14, Burse, Raum X, Beginn: 17.10.2006
Hinweis auf Begrenzung der Teilnehmerzahl für EPG-1-Seminare. Anmeldefrist bis 5. September
2006. E-Mail: [email protected]
Das Proseminar soll in die Genese der modernen Moraltheorie, ihre Grundbegriffe, Positionen und
Begründungskonzepte einführen. Leitend sind dabei die Frage nach der Fundierung der Ethik, die
Frage nach dem Wissensstatus moralischer Urteile und Wertungen und die Frage nach dem Verhältnis
zwischen ethischen und kognitiven Überzeugungen. Die zentralen Theorien der Ethik –
Eudämonismus, Deontologie, Utilitarismus – werden anhand von Textpassagen ihrer bedeutendsten
Vertreter vorgestellt.
Ein EPG-Schein kann durch ein Referat mit schriftlicher Ausarbeitung oder eine Hausarbeit erworben
werden. In der Veranstaltung kann ein Leistungsnachweis für das Ethisch-Philosophische
Grundlagenstudium nach Anlage C, 1.1, WPO für das Lehramt an Gymnasien, zu ethischphilosophischen Grundfragen erworben werden (EPG 1).
Literatur:
Otfried Höffe: Lesebuch zur Ethik. Philosophische Texte von der Antike bis zur Gegenwart; München
1998 (Beck).
Truls Wyller: Geschichte der Ethik. Eine systematische Einführung. Paderborn 2002 (mentis).
Loewe: Eine Einführung in moralische Argumentationen am Beispiel der Tierethik (EPG 1)
Fr 16-19, Burse, Raum X, Erste Sitzung 10. November. Der Turnus wird dann bekannt gemacht.
Um Anmeldung wird gebeten bis zum 6.11.2006 ([email protected])
Ziel des Seminars ist die Einführung in Grundbegriffe der philosophischen Ethik und die vielfältigen
Formen des moralischen Argumentierens. Den thematischen Schwerpunkt bilden dabei die
Begründungsfragen der Naturethik.
Es gibt keine Moral ohne eine moralische Gemeinschaft. Wer dazu gehört, ist allerdings keineswegs
unstrittig. Begründungsfragen der Tierethik stellen uns vor grundlegende Entscheidungen hinsichtlich
allgemeiner Strategien der ethischen Argumentation: Ist die Pflicht der Menschen gegen sich selbst
17
dasjenige, das uns Richtlinien für unser Handeln vorgibt, oder ist es der moralische Status der
nichtmenschlichen Tiere? Und wenn Letzteres zutrifft, worauf gründet dieser moralische Status?
Bei der Untersuchung dessen, was es im Falle der Tierethik heißt, moralisch zu argumentieren, werden
in diesem Seminar moralische Grundbegriffe (Zweck an sich, intrinsische Werte usw.) und bekannte
Moraltheorien (Ansätze in der Tradition Kants, Utilitarismus, biozentrische Moraltheorien) dargestellt
und diskutiert. Zu Beginn des Semesters wird ein Reader bereitgestellt.
Scheinerwerb: Referat mit Ausarbeitung oder Hausarbeit.
Merle: Theorien des Strafrechts – Blockveranstaltung
13.01.-14.01.; 24.02.-25.02.2007, Burse, Raum X
Vorbesprechung: 23.10, 9-10 Uhr, Burse, Melanchthonzimmer
Um Anmeldung wird gebeten: [email protected]
Der Begriff der Strafe lässt sich relativ unkontrovers bestimmen. Die rechts-philosophische Debatte
über die Strafe betrifft vielmehr die Rechtfertigung der Strafe, genauer sowohl die Rechtfertigung der
Existenz der Strafe als auch die Rechtfertigung des Strafmaßes. Die Strafe kann einen der folgenden
Zwecke u. a. verfolgen: die Abschreckung potentieller Verbrecher (Generalprävention), die
Abschreckung des Verbrechers vor der Wiederholung (Spezialprävention), die Besserung bzw. die
Resozialisierung des Verbrechers, die öffentliche Missbilligung der Gesellschaft (Expressivismus).
Kantische Retributivisten lehnen aber jeden Zweck der Strafe ab. Zunehmend sprechen sich Autoren
für verschiedene Mischtheorien aus. Einige Autoren plädieren für die Ablösung der Strafe durch einen
zivilrechtlichen Prozess. Wir werden klassische sowie aktuelle Texte der einzelnen philosophischen
Straftheorien lesen.
Ein Reader mit allen Texten, die im Seminar gelesen werden, wird ab August zur Verfügung stehen.
Voraussetzung für einen benoteten Schein: Referat und Hausarbeit; Voraussetzung für einen
unbenoteten Schein: Referat.
Literatur:
Ch. Beitz, J. Cohen, M. Cohen u. A. J. Simmons (Hrsg.): Punishment, Princeton University Press 1995.
H. L. A. Hart: Punishment and Responsibility, Oxford University Press 1968.
J.Braithwaite und Philip Pettit: Not Just Desert: A Republican Theory of Criminal Justice, Oxford
1990.
Th. Vorbaum (Hrsg.): Strafrechtsdenker der Neuzeit, Baden-Baden: Nomos 1998.
J.-C. Wolf: Verhütung oder Vergeltung? Freiburg i. Br.: Alber 1992.
Mirbach: „Perceptio, cognitio, appetitio“: Die Verbindung von Erkenntnistheorie und Ethik bei
Leibniz, Wolff und Baumgarten Fr 12-14, Burse, Raum X, Beginn: 3.11.2006
Alexander Gottlieb Baumgarten fordert in seiner Aesthetica (1750/58) als Voraussetzungen eines
„glücklichen Ästhetikers“ (felix aestheticus) nicht nur einen „angeborenen anmutigen und
geschmackvollen Geist? (ingenium venustum et elegans connatum, § 29), sondern auch ein
entsprechendes angeborenes Temperament (temperamentum connatum, § 44) oder eine „angeborene
Größe des Herzens“ (magnitudo pectoris connata, § 45) – mithin nicht nur eine entsprechende
Verfassung und Ausbildung der Erkenntnisvermögen (facultates cognoscitivae), sondern auch eine
entsprechende Disposition der Begehrungsvermögen (facultates appetitivae). Vorstellung (perceptio),
Erkenntnis (cognitio) und Begehren (appetitio) sind nicht voneinander zu trennen und bilden die
Grundlage sowohl der ethischen Implikationen der Ästhetik als Theorie der sinnlichen Erkenntnis wie
auch der erkenntnistheoretischen Voraussetzungen der Ethik als auf der natürlichen Religion
basierende Sitten- und Tugendlehre.
Wir wollen uns im Seminar zunächst die Grundlagen der Verknüpfung von perceptio, cognitio und
appetitio bei Leibniz (Monadologie, 1714, Auszüge aus der Theodizee, 1705) erarbeiten, ihre Aufnahme bei
Christian Wolff (Psychologia empirica, 1732) betrachten und schließlich ihre strukturelle und inhaltliche
Relevanz für die Philosophie Baumgartens untersuchen, der nicht nur – wie bekannt – als Begründer
der Ästhetik als wissenschaftliche Disziplin, sondern – weniger bekannt – auch als Verfasser einer stark
rezipierten Ethica philosophica (EA 1740) die philosophische Lehre im 18. Jahrhundert vor und bis zu
18
Kant entscheidend mitbestimmte. Ausgehend vom historischen Material sollen dabei auch
systematische Fragestellungen nach Möglichkeiten des Beziehungsverhältnisses von Ästhetik und Ethik
in den Blick genommen werden.
Benoteter Schein: Referat und schriftliche Hausarbeit.
Texte: Leibniz: Monadologie. Frz./Dt. Übers. und hg. von Hartmut Hecht. Stuttgart 1998. Zu Leibniz’
Theodizee, zu Wolff und Baumgarten wird eine Kopiervorlage erstellt, die vor Beginn des Semesters bei
den Seminarapparaten zur Verfügung stehen wird.
Das Seminar beginnt wegen eines zweimonatigen Auslandsaufenthalts meinerseits erst am 3.
November. Die fehlenden Sitzungen werden in Absprache mit den Teilnehmern(Inn)en nachgeholt.
Müller-Koch: Einführung in die allgemeine Ethik (EPG 1)
Do 11-13, Verfügungsgebäude, Wilhelmstr. 19, Raum 1.01, Beginn: 19.10.2006
Bitte melden Sie sich an: [email protected]
In diesem Proseminar werden wir wichtige theoretische Ansätze der Ethik erörtern, etwa die
deontologische Ethik Kants, die Strebensethik, die utilitaristische Ethik, u.a. Dabei werden Texte
verschiedener Autoren im systematischen Zusammenhang behandelt. Die unterschiedlichen
theoretischen Ansätze sollen auch auf konkrete aktuelle Beispiele angewandt werden. Ziel des Seminars
ist es, einen Überblick über die theoretischen Ansätze der allgemeinen Ethik zu gewinnen,
Argumentationsweisen in ethischen Diskussionen kennen zu lernen und schließlich zu lernen, aktuelle
ethische Fragestellungen erschließen und einschätzen zu können. Das Seminar richtet sich an
Studierende aller Fächer. Literatur wird zu Beginn des Seminars angegeben. Voraussetzung für den
Erwerb eines Scheins: Aktive Mitarbeit, Klausur (für den EPG 1-Schein) bzw. Hausarbeit (für den
Philosophie-Fachschein).
Müller-Koch: Einführung in die angewandte Ethik (EPG 2)
Di 9-11, Verfügungsgebäude, Wilhelmstr. 19, Raum 1.01, Beginn: 17.10.2006
Bitte melden Sie sich an: [email protected]
Die allgemeine Ethik konzentriert sich auf die Klärung, Prüfung und Begründung der ethischen
Grundlagen; dagegen geht es in der angewandten Ethik vorrangig um die ethische Reflexion konkreter
Handlungskonflikte. Das Seminar führt in einem interdisziplinären Rahmen und anhand von aktuellen
Beispielen aus der Medizin, den Natur-, Sozial- und Literaturwissenschaften in die grundlegenden
Begrifflichkeiten und Argumentationsweisen der angewandten Ethik ein. Die angewandte Ethik hat
sich mittlerweile in verschiedene Bereichsethiken – etwa die Medizinethik, die Bioethik, die Naturethik,
– differenziert weiterentwickelt. Anhand von konkreten Fällen oder aktuellen Streitfragen sollen im
Seminar Probleme und Aufgaben der verschiedenen Bereichsethiken bearbeitet werden.
Anforderungen für einen benoteten Schein: Aktive Mitarbeit und Klausur (EPG 2-Schein) bzw.
Hausarbeit (Fachschein Philosophie). Vorkenntnisse in Ethik sind dringend erwünscht (etwa der
Besuch einer EPG 1-Veranstaltung).
Nassar: Schleiermachers Reden und Schellings Naturphilosophie
Mo 18-20, Burse, Melanchthonzimmer, Beginn: 16.10.2006
Im Deutschen Idealismus, besonders in zwei Schriften aus dem Jahr 1799, war das Absolute und seine
Darstellung in der Natur, der Kunst und der menschlichen Welt Gegenstand eines kontroversen
philosophischen Diskurses. Verschiedene Anschauungen über die Natur des Absoluten, die sich zum
Teil widersprachen, entstanden im Verlauf dieser Debatte: Lässt sich das Absolute in der endlichen
Welt darstellen? Kann das Absolute begrifflich oder auf andere Weise adäquat erfasst werden? Und
welche Disziplin soll sich mit dem Absoluten beschäftigen: die Philosophie oder die Religion?
Zwei prominente Teilnehmer an dieser Debatte, F.D.E. Schleiermacher und F.W.J. Schelling,
entwickelten in diesen Punkten unterschiedliche Ansichten. Obwohl sie ähnliche Begriffe verwenden
19
(z. B. die Natur, der Organismus, das Ganze, die Kräfte der Natur, die Gottheit, das Unendliche, die
Anschauung) und obwohl sie sogar den gleichen philosophischen Hintergrund haben und verwandte
Methoden gebrauchen, bezeichnet Schleiermacher als „Religion“ was für Schelling als „Philosophie“
gilt.
In diesem Seminar stellen wir die gleichen Fragen, die dem Diskurs über das Absolute zugrunde lagen,
und zwar insbesondere die Frage, welche Philosophen und Theologen 1799 gestellt hatten: was ist das
Absolute?
Wir lesen Schleiermachers Reden über die Religion (1799) und vergleichen sie mit Schellings Erster Entwurf
eines Systems der Naturphilosophie (1799) und die Einleitung (1799) davon. Wir versuchen den
philosophischen Hintergrund dieser Frage zu verstehen (warum hatten die Philosophen und
Theologen diese Frage von Anfang an gestellt?). Dabei beschäftigen uns auch immer die Fragen:
warum ist das Absolute philosophisch und theologisch wichtig und ist das Absolute eine
philosophische oder theologische Sache?
Scheinerwerb: 2 Referate oder 1 Referat und 1 Hausarbeit.
Literatur:
Texte:
Schleiermacher, Reden über die Religion (1799).
Schelling, Erster Entwurf eines Systems der Naturphilosophie (1799).
Schelling, Einleitung zu dem Entwurf eines Systems der Naturphilosophie (1799).
Sekundärliteratur:
Süskind, Hermann: Der Einfluss Schellings auf die Entwicklung von Schleiermachers System
zu Schelling:
Frank, Manfred: Eine Einführung in Schellings Philosophie.
Jaspers, Karl, Schelling: Größe und Verhängnis.
Tilliette, Xavier: Schelling, une philosophie en devenir (Bd. 1).
zu Schleiermacher:
Dilthey, Wilhelm: Leben Schleiermachers (Bd. 1).
Nowak, Kurt: Schleiermacher und die Frühromantik: Eine literaturgeschichtliche Studie zum
romantischen Religionsverständnis und Menschenbild am Ende des 18. Jahrhunderts in Deutschland.
Lamm, Julia: The living God: Schleiermacher’s theological appropriation of Spinoza.
Generell:
Haym, Rudolph: Die romantische Schule.
Bell, David: Spinoza in Germany.
G. L. Plitt, hrsg.: Aus Schellings Leben: in Briefen.
Wilhelm Dilthey, hrsg.: Aus Schleiermachers Leben: in Briefen.
Newen: Ludwig Wittgenstein: Tractatus logico-philosophicus - Philosophie verstehen und
präsentieren Di 14-16, Burse, Raum X, Beginn: 17.10.2006
Ludwig Wittgenstein (1889-1951) gehört zu den wichtigsten Philosophen des 20. Jahrhunderts, weil er
gleich zwei Grundströmungen der modernen Philosophie entscheidend mit geprägt hat, die
Philosophie der formalen Sprache und die Philosophie der normalen Sprache. Wittgenstein hat eine
von Logik und Sprachphilosophie ausgehende Position entwickelt, die zugleich Stellung bezieht zu
Fragen der Erkenntnistheorie, der Philosophie des Geistes, der Ontologie, der Logik, aber auch der
Ethik und Ästhetik. Zu seinen Lebzeiten erschien nur der „Tractatus logico-philosophicus“ (1922), mit
dem Wittgenstein zunächst meinte, die philosophischen Probleme „im Wesentlichen endgültig gelöst
zu haben“. Zentral ist hierbei Wittgensteins Gedanke, dass die Natur der Sprache in der Abbildung der
Wirklichkeit besteht. Die geeignete Methode, um dieses Programm durchzuführen, sieht er in der
idealisierenden Analyse der logischen Form von Sätzen. Wittgenstein wurde aber zu seinem eigenen
stärksten Kritiker. In seinem zweiten Hauptwerk, den „Philosophischen Untersuchungen“ (posthum,
1953), entwickelt er die These, dass die Bedeutung sprachlicher Zeichen im Gebrauch besteht, d.h. dass
sie nur durch die Gebrauchsweisen der Zeichen, durch die Einbindung von Sprache in die
zwischenmenschlichen Interaktionen und durch die Erläuterung der menschlichen Lebensformen
20
charakterisiert werden kann. Das Proseminar konzentriert sich jedoch auf das Wittgensteinsche
Frühwerk und verfolgt zwei Ziele:
1. Die nur in wenigen Sätzen formulierten Thesen Wittgensteins sollen verständlich gemacht und im
philosophischen Kontext des frühen 20. Jahrhunderts diskutiert werden.
2. Die Teilnehmer sollen in Kleingruppen Präsentationen von Kernthesen aus Wittgensteins
„Tractatus“ ausarbeiten (Poster, Vorträge), mit dem Ziel, das neu Erlernte in sehr anschaulicher Weise
zu präsentieren. Die Präsentationen sollen idealerweise dazu geeignet sein, die Kernthesen des
„Tractatus“ dem interessierten Laien klar vor Augen zu führen.
Das Seminar richtet sich vor allem an Studierende im zweiten Studienjahr und ist besonders für
diejenigen geeignet, die an der Vermittlung von Philosophie interessiert sind.
Scheinvergabe: Referat und Hausarbeit.
Textgrundlage: L. Wittgenstein, Werkausgabe, Bd. 1, Franfurt/M. 1984 ff. (stw).
Zur Einführung:
Newen, A.: Einführung in die Analytische Philosophie, Hamburg: Junius Verlag 2005 (Das Kapitel zu
Wittgensteins „Tractatus“).
Monk, Ray: Ludwig Wittgenstein. The Duty of Genius, London 1990 (die Biografie ist auch in
deutscher Übersetzung erhältlich).
Oberauer: G.W.F. Hegel, Phänomenologie des Geistes, Einleitung: Sinnliche Gewissheit –
Interpretationskurs Teil I
Do 14-16, Burse, Schellingzimmer, Beginn: 26.10.2006
Hegels Phänomenologie des Geistes gehört zu den einflussreichsten Texten der Philosophiegeschichte.
Wir werden im ersten Teil des Interpretationskurses zunächst Hegels philosophische Standortbestimmung in Vorrede und Einleitung und dann die im Zentrum der gegenwärtigen Hegelrenaissance
in der analytischen Philosophie stehenden Abschnitte über sinnliche Gewissheit und Wahrnehmung
sowie über Bewusstsein und Selbstbewusstsein lesen. Im zweiten Teil des Interpretationskurses
wenden wir uns dann den Ausführungen zur praktischen Philosophie zu.
Scheinerwerb: Übernahme eines Protokolls plus (wahlweise) Referat oder Hausarbeit.
Textgrundlage: G.W.F. Hegel, Phänomenologie des Geistes, Frankfurt am Main 1973.
Panno: Platons Politische Philosophie: Das Dionysische und das Gesetz – Blockveranstaltung
24.02.-25.02.; 17.03.-18.03.2006, Burse, Schellingzimmer
Die Anmeldung erfolgt per e-mail: [email protected]
„Ein Gott oder ein Mensch ist der Urheber der Gesetzgebung, Lakedämonier?“ Das Seminar
bezweckt, die Spannung zwischen menschlichem und göttlichem Anteil an der Strukturierung eines
politischen Gemeinwesens zu untersuchen. Anhand anderer Texte (Staatsmann, Politeia) wird hier eine
Lektüre der Nomoi angeboten, die einerseits die wichtigsten Koordinaten des politischen Gedankens
Platons hervorhebt, andererseits die Rolle des Dionysos und der Mimesis innerhalb der Ritualität der
letzten Stadt namens Magnesia aufzeigt.
Da der Platonische Text reich an Verweisen auf athenische Gesellschaft und andere Dialoge Platons
ist, sind die Kommentare Schöpsdaus und Steiners (s.u.) hilfreich. Je nach persönlichen Interessen ist
die Formel Text+Kommentar+Sekundärliteratur, abgesehen vom Text der Nomoi, flexibel zu
gestalten. Vorschläge und neue Perspektiven innerhalb der hier vorgeschlagenen Themen werden
herzlich willkommen geheißen, sind jedoch in der Vorbesprechung zu vereinbaren.
Die Übernahme eines Referats ist Bedingung für die Erwerbung eines unbenoteten Scheins, die
Verfassung einer Hausarbeit für die Erwerbung eines benoteten.
Text: Platon, Nomoi-Gesetze.
Jede vollständige Ausgabe, vorausgesetzt mit Griechischem Text, auch in anderen Fremdsprachen,
wird angenommen; vorgeschlagen wird die Übersetzung Susemihls in Platon, Nomoi, Insel, Frankfurt
1991.
Kommentare:
21
Schöpsdau, K.: Nomoi I-III, übersetzt und kommentiert, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1994;
Schöpsdau, K.: Nomoi IV-VII, übersetzt und kommentiert, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen
2003.
Steiner, P. M.: Nomoi X, übersetzt und kommentiert, Akademie Verlag, Berlin 1992.
Sekundärliteratur :
Bertrand, J.-M. : De l’écriture à l’oralité. Lectures des Lois de Platon, Panthéon Sorbonne, Paris 1999.
Bobonich, C.: Plato’s Utopia Recast, Clarendon Press, Oxford 2002.
Hentschke, A. B.: Platons „Nomoi“ im Verhältnis zum Platonischen Gesamtwerk und zur „Politik“
des Aristoteles, Frankfurt am Main, Klostermann, 1971, 22004.
Lisi, F.: Einheit und Vielheit im Platonischen Nomosbegriff. Eine Untersuchung zur Beziehung
zwischen Philosophie und Politik bei Platon, Taunus, Königstein 1985.
Morrow, G.: Plato’s Cretan city, Princeton U. P., New Jersey 1960.
Seubert H.: Polis und Nomos: Untersuchungen zu Platons Rechtslehre, Duncker u. Humblot, Berlin
2005.
Sharafat, S.: Elemente von Platons Anthropologie in den Nomoi, Frankfurt am Main Peter Lang 1998.
Potthast: Einführung in die Allgemeine Ethik (EPG 1)
Di 14-16, Verfügungsgebäude, Wilhelmstr. 19, Raum 1.01, Beginn: 17.10.2006
Die Zahl der Teilnehmenden in dieser Veranstaltung ist beschränkt. Es ist eine Anmeldung beim
Dozenten bis zum 6. Oktober 2006 erforderlich.
Anmeldung und Kontakt für Rückfragen: [email protected]
Was sind ethische Tugenden, Prinzipien, Normen, Werte? Wie lassen sie sich analysieren und wie
begründen? Wie bestimmt sich das Verhältnis von gelebter Sittlichkeit und einer philosophischen
Reflexionstheorie der Moral? Im Seminar werden wir solche und andere Grundfragen der Ethik in
Form einer Einführung diskutieren. Dazu werden Auszüge aus klassischen Texten (u. a. Aristoteles,
Kant, Mill, Rawls u. a.) sowie aktuelle Literatur zu systematischen Fragen behandelt. Ziel ist es einen
Überblick über Grundlagen, Problemstellungen und – durchaus konkurrierende – Positionen der
Allgemeinen Ethik zu gewinnen.
In der Veranstaltung kann ein Leistungsnachweis für das Ethisch-Philosophische Grundlagenstudium
nach Anlage C, 1.1, WPO für das Lehramt an Gymnasien, zu ethisch-philosophischen Grundfragen
erworben werden (EPG 1).
Leistungsnachweis für einen benoteten Schein: durch Referat mit schriftlicher Ausarbeitung oder
Klausur.
Literatur: Ein Reader zum Seminar wird in der ersten Sitzung besprochen. Zur Übersicht: Marcus
Düwell, Christoph Hübenthal & Micha H. Werner: Handbuch Ethik. Stuttgart 2002; Otfried Höffe:
Lexikon der Ethik, 6. Auflage. München 2002.
22
Scarano: John Rawls, Gerechtigkeit als Fairneß
Fr 10.15-12.30, Burse, Schellingzimmer, Beginn: 20.10.2006
John Rawls konnte mit seiner 1971 erschienenen Theorie der Gerechtigkeit die Diskussionen in der
politischen Philosophie entscheidend beeinflussen. Er entwickelt darin eine umfassende
Gerechtigkeitskonzeption, mit deren Hilfe sich die grundlegenden gesellschaftlichen Institutionen
bewerten lassen. Die wichtigsten Vertreter der politischen Ethik setzten sich seither mit seinen Thesen
auseinander und entwickeln ihre Theorien zumeist in der Auseinandersetzung mit seinen Argumenten.
Aber auch Rawls hat seine eigene Konzeption in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt. Sein 2001
23
veröffentlichtes Buch Gerechtigkeit als Fairneß. Ein Neuentwurf enthält den Versuch, seine
ursprüngliche Konzeption mit den sich in der Zwischenzeit ergebenden Neuerungen und Revisionen
noch einmal zu einer einheitlichen Theorie zusammenzufügen.
In dem Proseminar werden wir die Thesen von Rawls diskutieren und seine Argumente prüfen.
Zugleich bietet die Auseinandersetzung mit seiner Theorie eine Einführung in die Grundfragen der
politischen Philosophie. Einen Teilnahmeschein erhält man durch die Übernahme eines Thesenpapiers,
einen benoteten Schein durch das zusätzliche Verfassen einer Hausarbeit.
Literatur:
John Rawls: Gerechtigkeit als Fairneß. Ein Neuentwurf, Frankfurt/M. 2003 (Taschenbuchausgabe
2006).
Schick: Die Identität der Person
Di 12-14, Burse, Schellingzimmer, Beginn: 17.10.2006
In der Analytischen Philosophie ist die Frage nach der Identität einer Person vorrangig als die Frage
nach ihrer diachronen Identität, ihrer Persistenz, verfolgt worden, d. h. als die Frage nach Kriterien
dafür, dass eine zeitliche Folge von Erlebnissen, Ereignissen, Wünschen und Handlungen als zum
Lebenslauf einer einzigen, sich in diesem Wechsel kontinuierenden Person verstanden werden kann.
Nach einem allgemeinen Einführungsteil werden wir in diesem Seminar die neuere Diskussion zum
Thema verfolgen. Unsere Textgrundlage wird der von Michael Quante herausgegebene und eingeleitete
Sammelband „Personale Identität“ (Paderborn u .a. 1998; utb 2082) bilden.
Erwerb eines benoteten Scheins: Referat oder Hausarbeit.
Schick: Intentionalität
Do 12-14, Burse, Schellingzimmer, Beginn: 19.10.2006
Sprachlichen Ausdrücken und geistigen Akten ist ein allgemeiner Zug gemeinsam, der in der
Sprachphilosophie und der Philosophie des Geistes unter dem Namen „Intentionalität“ geführt wird:
Sie sind wesentlich von oder über etwas oder auf etwas gerichtet; so heißt Bezeichnen immer EtwasBezeichnen, Nachdenken heißt Nachdenken über etwas und Wünschen Etwas-Wünschen. Diesen
allgemeinen Zug zu verstehen, scheint maßgeblich für das Verständnis von Sprache und von Geistigem
überhaupt zu sein, zugleich aber nicht ganz einfach. Eines der Rätsel, vor die sich Theoretiker des
Intentionalen gestellt sahen und sehen, besteht darin, dass dieses Sich-auf-etwas-Richten keine
gewöhnliche Beziehung von der Art zu sein scheint, für die gilt, dass die Pole der Beziehung existieren
müssen, soll die Beziehung bestehen; bezeichnen, thematisieren oder wünschen lässt sich auch NichtExistentes, sogar logisch Unmögliches. Soll man angesichts dessen sagen, solche Objekte gebe es
irgendwie doch – „im Geist“ oder „in der Sprache“? Und wenn einem das über die logische Hutschnur
geht – wie erklärt man dann das Phänomen der Emanzipation des Intentionalen vom Existierenden?
Nicht nur dieses Rätsel, sondern vor allem auch die zugrunde liegenden allgemeinen Auffassungen des
Intentionalen als solchen sollen in diesem Proseminar vorgestellt und diskutiert werden.
Wichtige Textgrundlagen werden Auszüge aus zwei „Klassikern“ zum Thema sein: Franz Brentanos
„Psychologie vom empirischen Standpunkt“ (1874) und Edmund Husserls „Fünfte Logische
Untersuchung“ (1900); zusammen mit ergänzenden Texten anderer Autoren werden die Auszüge bis
Semesterbeginn in einem Reader im Handapparat zur Verfügung gestellt.
Erwerb eines benoteten Scheins: Referat oder Hausarbeit.
Schröder: Analytik der Moral: Einführung in die philosophische Ethik (EPG 1)
Mo 8-10, Burse, Schellingzimmer, Beginn: 23.10.2006
Was ist und was soll „Moral“? Was macht Haltungen und Handlungen „moralisch“ oder
„unmoralisch“? Welches sind Grundthemen der Ethik (als Moraltheorie)? Und anhand welcher
Methodik kann man konkurrierende Moraltheorien „objektiv“ miteinander vergleichen? Am Leitfaden
24
dieser Fragen zielt das Proseminar auf eine systematische Einführung in die philosophische Ethik für
Studierende aller Fakultäten.
Textgrundlage der Seminardiskussion ist: Bernard Williams, „Ethics and the Limits of Philosophy”,
Harvard University Press.
Einen benoteten EPG-1-Schein erwirbt man durch eine Hausarbeit zu einem zentralen Aspekt der
Seminarthematik.
Referenzliteratur zur Konsultation:
O. Höffe: Lexikon der Ethik, 6. Aufl., München 2002.
E. Tugendhat: Vorlesungen über Ethik, 2. Aufl., Frankfurt a. M. 1994.
Seit: Thomas von Aquin, De unitate intellectus contra Averroistas
Mo 12-14, Burse, Schellingzimmer, Beginn: 16.10.2006
Die (schrittweise) Rezeption des Aristotelischen Gesamtwerks, nicht allein des „Organon“ oder sogar
nur derjenigen logischen Schriften, die zur sogenannten logica vetus gehören, steht im Mittelpunkt eines
der folgenreichsten Umbrüche in der Geschichte des abendländischen Denkens. Diesen kennzeichnet
nicht nur der Aufstieg des Aristoteles zu dem „philosophus“ schlechthin, sondern – vielleicht noch
mehr – eine erste Professionalisierung der Wissenschaft und der wissenschaftlichen Bildung; prägend
ist weiterhin das Ringen um die Vermittlung der ihrerseits durch einen christlichen Platonismus
augustinischer und boethianischer Prägung dominierten christlichen Tradition mit einem
philosophischen Konzept, das zunächst nicht ohne weiteres mit ihr zu vereinbaren ist, – zumal
insofern es in der Verbindung mit arabisch-islamischen Aristotelesinterpretationen in Erscheinung tritt.
Die aus dieser Situation resultierenden Konflikte kulminieren auch und insbesondere in der Diskussion
um die ‚Einheit des Intellekts’, d. h. zunächst um die angemessene (und akzeptable) Auslegung der
unklaren und deshalb hochgradig interpretationsfähigen und –bedürftigen Andeutungen, die
Aristoteles in De anima III/5 (430a10ff.) macht.
Im Zentrum des Seminars steht die gemeinsame Lektüre und Interpretation derjenigen Schrift, in der
sich Thomas von Aquin (der so namentlich die Möglichkeit verteidigt, einen moderat verstandenen
Aristoteles aufzunehmen) mit radikalen Interpretationen der Aristotelischen Intellektlehre kritisch
auseinandersetzt, wie sie an der Pariser Artistenfakultät vertreten worden sind, z. B. von Siger von
Brabant, dessen De-anima-Interpretation ebenfalls erörtert werden wird. Außerdem kann ggf. der
Diskussionsbeitrag Alberts d. Gr., Thomas’ Lehrer, vergleichsweise herangezogen werden. Die
Beschäftigung mit diesen Texten zielt nicht nur auf die Rekonstruktion der jeweiligen
Intellektkonzeptionen, sondern berücksichtigt auch den weiteren wissenschaftsgeschichtlichen
Kontext. Außerdem wird eine Einführung in den Umgang mit philosophischen Texten des Mittelalters
gegeben.
Eine erste Lektüre von Thomas’ Schrift sowie die Kenntnis des Aristotelischen Grundtextes (s. o.)
werden vorausgesetzt.
Textgrundlage:
Thomas von Aquin: Über die Einheit des Geistes gegen die Averroisten. De unitate intellectus contra
Averroistas. Übersetzung, Einführung und Erläuterungen von Wolf-Ulrich Klünker. Stuttgart 1987.
Weitere Quellen:
Albertus Magnus: De unitate intellectus. In: Ders.: Opera omnia, Bd.17,1. Hg. v. Alfons Hufnagel.
Münster 1975.
Siger de Brabant: Quaestiones in tertium de anima, De anima intellectiva. Hg. v. Bernardo Bazán.
Louvain/Paris 1972 (Philosophes medievaux XIII); Übersetzung von „De anima intellectiva“ in:
Klünker, Wolf-Ulrich/Sandkühler, Bruno: Menschliche Seele und kosmischer Geist. Siger von Brabant
in der Auseinandersetzung mit Thomas von Aquin. Mit einer Übersetzung der Schrift Sigers De anima
intellectiva (Über die Geistseele), S.38-77. Stuttgart 1988 (Beiträge zur Bewusstseinsgeschichte 3).
Literatur zur Einführung:
Flasch, Kurt: Thomas von Aquino: De unitate intellectus contra Averroistas., In: Ders. (Hg.):
Hauptwerke der Philosophie. Mittelalter. Stuttgart 1988, S.245-269.
25
Einführung und Erläuterung des Herausgebers in: Thomas von Aquin: Über die Einheit des Geistes
gegen die Averroisten. De unitate intellectus contra Averroistas. Übersetzung, Einführung und
Erläuterungen von Wolf-Ulrich Klünker. Stuttgart 1987, S.9-18. 113-169.
Einführendes zu Thomas von Aquin:
Mensching, G.: Thomas von Aquin. Frankfurt/Main 1995.
Pesch, O. H.: Thomas von Aquin. Grenze und Größe mittelalterlicher Theologie. Mainz 31995.
Thomas: Geschichte der Ethik im Überblick
Mo 14-16, Burse, Schellingzimmer, Beginn: 16.10.2006
Das Proseminar richtet sich speziell an Studierende des Lehramtsstudiengangs Philosophie/Ethik,
andere Interessierte sind willkommen. Der Fachdidaktikschein kann erworben werden.
Ziel ist die Erarbeitung eines soliden Grundwissens in den Bereichen Glücks- und Strebensethik,
Folgenethik, Sollensethik, Verantwortungsethik sowie Funktion und Kritik der Moral (vgl. die
Bildungsstandards für das Fach Ethik in der Kursstufe:
http://www.bildung-staerktmenschen.de/service/downloads/Bildungsstandards/Gym/Gym_Eth_bs.pdf).
Weidtmann: Edmund Husserl, Die Krisis der Europäischen Wissenschaften und die
Transzendentale Phänomenologie Mi 17-19, Doblerstr. 33, Forum Scientiarum, Beginn: 18.10.2006
In seinem unvollendet gebliebenen Spätwerk zeigt Husserl, dass die Objektivierung von Welt, wie sie
vor allem in den modernen Naturwissenschaften vorgenommen wird, eine „historische“ Leistung des
Menschen ist, die nicht ohne Rückgriff auf andere, zur Gewohnheit gewordene und deshalb in
Vergessenheit geratene Leistungen möglich gewesen wäre. Die Summe dieser Leistungen konstituiert
die historisch gewachsene „Lebenswelt“, auf der auch die in den modernen Wissenschaften
objektivierte Gegenstandswelt aufruht. Umgekehrt fließen wissenschaftliche Erkenntnisse über ihre
technische Nutzbarmachung in die Lebenswelt ein. Die Krise der Wissenschaften, so Husserl, besteht
nun darin, nur eine idealisierte (und dadurch überhaupt erst objektivierbare) Welt, nicht aber die reale
Lebenswelt zu erforschen, und als Folge daraus auch das Bewusstsein für die Verantwortlichkeit des
Menschen zu verlieren. Gefordert ist daher eine wissenschaftliche Beschreibung der Lebenswelt. Diese
ist nur phänomenologisch möglich.
Husserls Analyse ist heute aktueller denn je. In der Rückgewinnung einer ihre eigenen
Konstitutionsleistungen reflektierenden Wissenschaft liegt auch die Chance zum Dialog zwischen
Geistes- und Naturwissenschaften. Das Seminar bietet eine Einführung in die phänomenologische
Philosophie und den Begriff der Lebenswelt, der neben der Philosophie auch andere Disziplinen stark
beeinflusst hat.
Studierende anderer Fachrichtungen, insbesondere aus den Naturwissenschaften, sind ausdrücklich zur
Teilnahme eingeladen.
Scheinvergabe: Einen unbenoteten Schein erhalten Sie durch aktive Teilnahme (Vorbereitung der
Sitzungen), einen benoteten Schein durch das zusätzliche Verfassen einer Hausarbeit.
Literatur:
Edmund Husserl, Die Krisis der europäischen Wissenschaften und die transzendentale
Phänomenologie. Teil I-III. Gesammelte Schriften Bd. 8, hg. von Elisabeth Schröter, Hamburg:
Meiner 1992 (oder Husserliana VI, hg. von Walter Biemel, Den Haag: Martinus Nijhoff 1956, 2.
Auflage).
Klaus Held, Einleitung zu Edmund Husserl, Phänomenologie der Lebenswelt. Ausgewählte Texte II,
hg. von Klaus Held, Stuttgart: Reclam 1986.
26
27
„ Seminare
Brachtendorf, Theobald: Philosophisch-neutestamentliches Seminar: Die Homilien des
Augustinus zum Johannes-Evangelium
Di 16-18, Raum: siehe Aushang, Beginn: 17.10.2006
Unter den zahlreichen Erklärungen des Augustinus (354-430) zur Heiligen Schrift nehmen seine 124
Homilien zum Johannesevangelium einen besonderen Rang ein. Gehalten hat er sie in Hippo,
wahrscheinlich in den Jahren 414-416. Auch wenn er griechische Texte zur Not selbst übersetzen
konnte, hat er sich in seinen Kommentaren und Predigten doch an die lateinische Übersetzung der
Schrift gehalten, zunächst an die sog. Vetus latina, später die Vulgata des Hieronymus. Uns steht eine
deutsche Übersetzung seiner Joh-Homilien in der „Bibliothek der Kirchenväter“ zur Verfügung, wir
müssen diese aber am lateinischen Original überprüfen, in das wir uns einlesen wollen.
Weil das vierte Evangelium mit seiner Logos-Christologie für Augustinus eminent wichtig war, bieten
seine literarisch und systematisch reifen Homilien zu diesem Buch eine ideale Lektüre, um das Denken
des Kirchenvaters kennen zu lernen. Sowohl in philosophischer als auch in theologischer Hinsicht
besitzt das Johannes-Evangelium für Augustinus eine herausragende Bedeutung. In seinen Homilien
begegnen sich Exegese, Hermeneutik und Verkündigung auf der Basis antiker Philosophie, Rhetorik
und Philologie. Es gibt also Gründe genug, sich mit diesen auch ästhetisch höchst ansprechenden
Texten gerade in einem interdisziplinären Seminar (Exegese und antike Philosophie) intensiv zu
befassen.
Textausgaben: Augustinus, In Johannis evangelium tractatus CXXIV: CC. SL 36 (Turnholt 1954);
deutsche Übersetzung: Th. Specht in: BKV², 3 Bde. (Kempten/München 1913/14).
Zur Einführung in das Denken Augustins: Fuhrer, Th., Augustinus, Darmstadt 2004 (WBG).
Teilnahmevoraussetzung: Bereitschaft zur Übernahme eines Referates und/oder Sitzungsprotokolls.
Es können Seminarscheine für die Fächer Neues Testament und Philosophie erworben werden.
Engels, E.-M., Hildt: Die künstliche Natur des Menschen in anthropologischer und ethischer
Perspektive (EPG 2) – Blockveranstaltung
Kurs A, Kurs B 9.02., 14-18 Uhr, 10.02. ganztägig, 11.02., 9-13 Uhr, 16.02., 14-18 Uhr, 17.02.
ganztägig, 18.02.2007, 9-13 Uhr , Vorbesprechung: Fr 27.10.2006, 10-12 Uhr
Verfügungsgebäude Wilhelmstr. 19, Raum 1.01
In Anschluss an klassische philosophische Vorläufer haben Vertreter der Philosophischen
Anthropologie des 20. Jahrhunderts den Menschen als ein Wesen bestimmt, das von Natur aus
ergänzungsbedürftig ist und für sein Überleben und Leben der kulturschöpferischen Tätigkeit bedarf.
Eines der Grundgesetze der Philosophischen Anthropologie von Helmuth Plessner ist das „Gesetz der
natürlichen Künstlichkeit“, Arnold Gehlen bestimmt den Menschen als Mängelwesen, welches zum
Ausgleich seiner Mängel auf kulturelles Handeln angewiesen ist. Hierzu gehört auch die Technik.
Mittels der Technik ist der Mensch nicht nur in der Lage, in die außermenschliche Natur, sondern auch
in seine eigene, menschliche Natur einzugreifen. Dennoch können solche Eingriffe der Art und dem
Ausmaß nach nicht beliebig sein. Vor dem Hintergrund solcher Überlegungen zur künstlichen Natur
des Menschen werden im Seminar anthropologische und ethische Fragen des Umgangs mit neuen
technologischen Entwicklungen der Biowissenschaften und der Medizin (Biotechniken) behandelt. Im
Mittelpunkt steht dabei die Frage, ob und auf welche Weise die Natur des Menschen einen Maßstab für
die Spielräume und Grenzen biotechnischer Eingriffe in die menschliche Natur darstellt. Überlegungen
über die Frage der normativen Bedeutung der natürlichen Ausstattung des Menschen stellen die Basis
dar für eine anthropologische und ethische Reflexion technologischer Entwicklungen und
Anwendungen, wie etwa genetischer Veränderungen, direkter Mensch-Maschine-Interaktionen oder
von Bestrebungen zur Verbesserung menschlicher Eigenschaften und Fähigkeiten über das individuell
und arttypisch Gegebene hinaus (Enhancement).
28
Bedingung für den Erwerb eines unbenoteten Leistungsnachweises ist neben regelmäßiger Teilnahme
ein Seminarvortrag mit Thesenpapier, für einen benoteten Leistungsnachweis eine zusätzliche
schriftliche Hausarbeit oder eine Klausur.
Bei der Vorbesprechung wird eine Liste der im Seminar zu behandelnden Literatur verteilt.
Das Seminar richtet sich an Studierende der Biologie, Philosophie, Bioinformatik, Informatik und
andere Interessierte.
Das Seminar ist auch anrechenbar für das EPG 2.
Kontakt: [email protected]
Geiger: Probleme der Platoninterpretation
Do 14-16, Burse, Raum X, Beginn: 26.10.2006
Wer Platon oder die Platonische Philosophie verstehen will, steht vor besonderen Schwierigkeiten, die
vor allem mit dem Platonischen Gebrauch der Dialogform zusammenhängen. Platon selber tritt in
diesen Texten bekanntlich nicht auf, so dass sich z. B. die Frage stellt, wer in den Dialogen eigentlich
für Platon spricht. Kann man wirklich sagen, dass Sokrates oder die anderen Gesprächsführer, die vor
allem in den Spätdialogen auftreten, immer als Sprachrohr für Platon fungieren? Kann man denn
überhaupt sagen, dass Sokrates in den Dialogen Thesen vertritt? Stellt er denn nicht nur Fragen? Und
gibt es nicht einen signifikanten Unterschied zwischen Fragen und Behaupten? Viele Dialoge enden
mit Aporien. Sind diese Aporien für Platon der Weisheit letzter Schluss? Ist Platon in den Frühdialogen
ein aporetischer Denker und muss man annehmen, dass er in den mittleren und späten Dialogen, die
kein aporetisches Ende mehr nehmen, eine philosophische Entwicklung durchgemacht hat? Oder
waren auch die Aporien aus den Frühdialogen schon keine echten Aporien, die sich aus der Sache
ergaben? Aber wenn das der Fall ist, warum werden diese Aporien dann formuliert? Im Phaidros wird
eine fundamentale Schriftkritik formuliert, die das Schreiben nur noch als eine Art höherer Spielerei
erscheinen lässt (im Unterschied zum wahren philosophischen Ernst, den es nur in einem Gespräch
mit einem geeigneten Partner geben kann). Die Fähigkeit, in Schriften etwas philosophisch
Gehaltvolles und Bedeutsames zu vermitteln, scheint radikal bezweifelt zu werden. Wenn das aber der
Fall ist, wie müssen wir dann den Stellenwert der Platonischen Dialoge selber einschätzen. Gilt die
Schriftkritik auch für sie? Über diese und eine ganze Reihe anderer grundsätzlicher Fragen der
Platoninterpretation wollen wir im Seminar gemeinsam sprechen. Mit Platon schon ein bisschen
vertraut zu sein, ist für die Teilnahme ganz sicher nützlich. Das Seminar soll einigermaßen
forschungsintensiv werden; der Ausgangspunkt für jede Sitzung wird ein Aufsatz sein, der uns in die
jeweilige Problematik einführt. Einen Seminarplan und eine genauere Liste mit der für uns wichtigen
Forschungsliteratur kann ich ab Anfang Oktober als attachment verschicken ([email protected]).
Über die Modalitäten der Scheinvergabe wird in der ersten Sitzung gesprochen.
Gerber: Willensfreiheit
Mo 16-18, Burse, Schellingzimmer, Beginn 16.10.2006
Zu den zentralen Vorstellungen, die wir von uns selbst als autonome Personen haben, gehört die Idee
der Freiheit: wir sind frei darin, dies oder jenes zu tun, oder dies oder jenes zu unterlassen. Gerade
deshalb, weil wir uns als frei handelnde Personen verstehen, können wir für unsere Handlungen und
unsere Unterlassungen auch moralisch und rechtlich verantwortlich gemacht werden. Die
philosophische Tradition unterscheidet dabei zwischen Willensfreiheit und Handlungsfreiheit:
Willensfreiheit bezeichnet das Vermögen des Menschen sich selbst zum Handeln zu bestimmen,
sodass sein freier Wille der alleinige und ursprüngliche Grund seiner selbst gesetzten Zwecke und
Absichten ist. Handlungsfreiheit hingegen meint die praktische Fähigkeit, zwischen verschiedenen
Handlungen, die diesen selbst gesetzten Absichten entsprechen, frei wählen zu können. Die Radikalität
der Idee der Willensfreiheit wird bisweilen illustriert, indem der freie Wille als eine Ursache aufgefasst
wird, die selbst von nichts anderem verursacht wurde. Aufgrund seines freien Willens, so die Idee,
handelt der Mensch aus sich selbst heraus.
29
Diese Idee der Willensfreiheit wird von verschiedenen Konzeptionen eines deterministischen
Weltbildes in Frage gestellt und zurückgewiesen – dies zeigt in jüngster Zeit insbesondere die Kritik an
dieser Idee, die aus dem neurobiologischen Lager der Hirnforschung kommt. Determinismus bedeutet
ganz allgemein: zukünftige Weltzustände sind durch den jetzigen Weltzustand und die in unserer Welt
herrschenden Naturgesetze mehr oder weniger eindeutig vorbestimmt (oder mit höherer oder
geringerer Wahrscheinlichkeit vorbestimmt). Warum sollte die handelnde Person von diesem
naturgesetzlichen Determinismus ausgenommen sein? Diese Frage wird spätestens dann brisant, wenn
man sich nicht auf einen strikten Dualismus zurückziehen will. Ist die Idee der Willensfreiheit also zu
radikal? Kann man tatsächlich einen sinnvollen und kohärenten Unterschied zwischen Willens – und
Handlungsfreiheit machen? Lässt sich die Idee der Freiheit mit einem deterministischen Weltbild
vereinbaren? Oder handelt es sich um zwei Menschen- und Weltbilder, die sich ausschließen?
Voraussetzungen für einen benoteten Schein: Stundenvorbereitung und Hausarbeit.
Literatur:
P. Bieri: Das Handwerk der Freiheit. Über die Entdeckung des eigenen Willens, München 2001
H. G. Frankfurt: The Importance of what we care about. Philosophical Essays, Cambridge 1988.
B. Guckes: Ist Freiheit eine Illusion? Eine metaphysische Untersuchung, Paderborn 2003.
Ch. Geyer: Hirnforschung und Willensfreiheit. Zur Deutung der neuesten Experimente, Frankfurt a.
M. 2004.
R. Kane: The Significance of Free Will, Oxford 1996.
R. Kane: The Oxford Handbook of Free Will, Oxford 2002.
D. Pereboom: Living without Free Will, Cambridge 2001.
U. Pothast (Hg.): Seminar: Freies Handeln und Determinismus, Frankfurt a. M. 1978.
Heidelberger: Interdisziplinäres Seminar zur Wissenschaftsphilosophie
Di 16-18, Forum Scientiarum, Doblerstr. 33, Beginn: 17.10.2006
Das Seminar hat zwei Ziele: Es soll einerseits ein Forum sein für die Vorstellung und Diskussion von
studentischen Arbeiten zur Wissenschaftsphilosophie und verwandten Gebieten. Andererseits soll
ausgewählte neuere wissenschaftsphilosophische Literatur gelesen und gemeinsam diskutiert werden.
Allgemeines Thema dieses Semesters (für diesen zweiten Teil) wird voraussichtlich die Philosophie der
Biologie aus interdisziplinärer Perspektive sein. Genauere Eingrenzung und einzelne Themen nach
Absprache in der ersten Sitzung.
Interessierte Teilnehmer aus allen Fächern sind herzlich willkommen. Es werden keine speziellen
biologischen Kenntnisse vorausgesetzt.
Wer gerne ein eigenes Thema vorstellen oder auch zum allgemeinen Semesterthema vortragen möchte,
möge sich bitte frühzeitig mit mir in Verbindung setzen.
Scheinerwerb durch Referat und Hausarbeit
Literatur: Voraussichtlich Ulrich Krohs, Georg Toepfer (hrsg.) Philosophie der Biologie. Eine
Einführung. Frankfurt/Main: Suhrkamp (suhrkamp taschenbuch wissenschaft 1745) 2005. Euro 16,00.
Hesse: Heidegger, Der Satz vom Grund
Mi 16-19, vierzehntäglich, Burse, Schellingzimmer, Beginn: 18.10.2006
Wer sich im Raum der Gründe zu behaupten und Ursachen und Gründe zu unterscheiden weiß, der
stellt die Fähigkeit unter Beweis, seine Urteile rational zu rechtfertigen. Es sind indessen nicht die
reichen Anwendungsmöglichkeiten des Grundsatzes rationaler Rechtfertigung, für die sich Heidegger
in seinem Werk über den Satz vom Grund interessiert, das den Text einer Vorlesung aus dem WS
1955/56 wiedergibt. Heidegger fragt vielmehr in der ihm eigenen Inständigkeit nach der „Herkunft“
und dem ontologischen Sinn dieses Prinzips, danach also, was es sehen lässt und durchsichtig macht,
nämlich lediglich Seiendes, und danach, was es im Ergründen verstellt, nämlich das Sein. Die
gründliche gemeinsame Interpretation des alles in allem doch recht schwierigen Textes, der nicht
zuletzt immer wieder auf Leibniz Bezug nimmt, wird daher Gelegenheit geben, sich mit der modernen
30
Rationalität ebenso auseinanderzusetzen wie mit der gebotenen philosophischen Nüchternheit mit
Heideggers Auffassung des darin verborgenen Seinsgeschicks.
Text: Martin Heidegger, Der Satz vom Grund (Klett-Cotta).
Scheinerwerb: Hausarbeit oder Klausur.
Höffe: Kant, Kritik der Urteilskraft
Mi 15-17.30, Burse, Raum X, Beginn: 18.10.2006
Schon im Jahr 1787, während der Wiederauflage der ersten und der Endredaktion der zweiten Kritik,
schreibt Kant, er sei in Eile, auf die beiden ersten Kritiken noch eine dritte, eine „Kritik des
Geschmacks“ folgen zu lassen. Damit wolle er sein „critisches Geschäft“ beschließen. Die Kritik der
Urteilskraft, 1790 veröffentlicht, enthält jedoch nicht nur eine Ästhetik oder Kritik des Geschmacks,
sondern zweitens auch eine Theorie der organischen Natur. Verbunden sind die beiden scheinbar so
heterogenen Gegenstandsbereiche durch das Prinzip der Urteilskraft, die Idee der Zweckmäßigkeit, die
der Mensch sowohl der Reflexion über die schönen Gegenstände der Natur und Kunst als auch seiner
Erforschung der organischen Natur zugrunde legt. Mit der Urteilskraft als Bindeglied zwischen
Verstand und Vernunft glaubt Kant drittens einen „Übergang“ zwischen theoretischer und praktischer
Philosophie gefunden zu haben, durch den sich die Natur- und Freiheitsbegriffe der beiden ersten
Kritiken in einem einzigen System vereinigen lassen.
Im Wintersemester lesen und interpretieren wir die Einleitung und die „Kritik der ästhetischen
Urteilskraft“. Dabei lernen wir Kants Theorie ästhetischer Urteile, seine Auffassungen über das Schöne
und über das Erhabene, über das Genie und das System der Künste kennen. Im anschließenden
Sommersemester studieren wir die „Kritik der teleologischen Urteilskraft“, einschließlich der
„Methodenlehre“. Eine Teilnahme nur im Wintersemester ist zulässig.
Scheinerwerb: Einen unbenoteten Schein erhält man für ein Protokoll oder ein Referat, einen
benoteten Schein für eine schriftliche Hausarbeit, die in der Regel das Referat ausarbeitet.
Textausgabe:
Immanuel Kant, Kritik der Urteilskraft, in: Kants Werke. Akademie Textausgabe, Berlin 1968, Bd. V,
165-486 (Paperback); oder die Ausgaben im Meiner- und Suhrkamp-Verlag.
Allgemeine Einführung in Kant:
Höffe, O. 62004, Immanuel Kant, München.
Erste Einführungen in die „Kritik der Urteilskraft“:
Cassirer, H. W. 21970, A Commentary on Kant’s Critique of Judgment, London.
Crowther, P. 1991, The Kantian Sublime. From Morality to Art, Oxford.
Frank, M./Zanetti, V. (Hg.) 2001, Schriften zur Ästhetik und Naturphilosophie: Text und Kommentar,
Frankfurt/M.
Fricke, Chr. 1990, Kants Theorie des reinen Geschmacksurteils, Berlin/New York.
Kulenkampff, J. 21994, Kants Logik des ästhetischen Urteils, Frankfurt/M.
Hofmann: Metaethik
Di 18-20, Burse, Schellingzimmer, Beginn: 17.10.2006
Wir wollen uns mit einigen der wichtigsten Ansätze zur Metaethik beschäftigen. Nach einer gängigen
Charakterisierung sind metaethische Fragen solche, die den epistemischen und semantischen Status
von ethischen Aussagen und Urteilen betreffen. Welchen Inhalt haben ethische Aussagen wie „Man
soll gegebene Versprechen einhalten!“? Und wie lassen sie sich begründen? Fragen dieser Art werden
von metaethischen Positionen beantwortet. Eine wichtige Trennlinie stellt die Grenze zwischen
Realismus und Expressivismus dar. Sie betrifft die Frage, ob ethische Aussagen sich auf ethische
Tatsachen beziehen (Realismus) oder geeignete Einstellungen ausdrücken (Expressivismus). Wir wollen
einige der wichtigsten metaethischen Positionen studieren und kritisch diskutieren, vor allem den sog.
Cornell-Realismus, den analytischen Funktionalismus und den Expressivismus. Ein grundlegendes
Spannungsfeld für jede metaethische Position wird durch die folgende prima-facie-Situation erzeugt:
Einerseits erscheinen moralische Tatsachen ontologisch und epistemisch suspekt, denn was sind sie
genau und wie sollen wir sie erkennen können, ohne auf eine obskure Intuition (vgl. Moore)
31
angewiesen zu sein? Andererseits haben ethische Aussagen eine gewisse Objektivität, die für alle
antirealistischen Positionen nicht leicht einzufangen ist. Dies wollen wir teilweise anhand von
Originaltexten, teilweise anhand des Sekundärtextes von Alexander Miller (s. u.) genauer untersuchen.
Scheinerwerb: schriftliche Hausarbeit.
Literatur:
A. Miller, An Introduction to Contemporary Metaethics, Polity, 2003.
Kehrer: Geschichte und Hauptlehre des Christentums (für Studierende des Lehramtsstudiengangs
Philosophie/Ethik) Mo 12-14, Burse, Raum X, Beginn: 23.10.2006
Das Seminar liefert einen Überblick über die Geschichte der Hauptlehren der christlichen Religion. Es
betrachtet diese Religion konsequent von außen. Zum gegenwärtigen Stand der Hauptlehren in ihrer
katholischen Variante (die protestantische Variante ist etwas unklar) ist unverzichtbar „Katechismus
der Katholischen Kirche“ (maßgeblich verfasst von Joseph Ratzinger und autorisiert von Johannes
Paul II). Wie und warum es zu diesen Lehren kam, ist Gegenstand des Seminars. Zum Erwerb des
Hauptseminarscheins für Studierende des Studiengangs „Ethik“.
Scheinerwerb: Ausgearbeitetes Referat und/oder Hausarbeit.
Klinger: Figuration des Anderen im Denken der Moderne: Der Mythos II – Blockveranstaltung
19.02.-21.02.2007, 10 Uhr, Burse, Schellingzimmer
Voranmeldung via e-mail ([email protected]) oder bei Frau Ott-Haug
Fortsetzung vom WS 2005/06; die Teilnahme am ersten Seminar ist NICHT Bedingung.
Aufgrund des großen Interesses an dem diesem Thema gewidmeten Kompaktseminar im
Wintersemester 2005/06 soll die Fragestellung nochmals zum Bestand einer Blockveranstaltung
gemacht werden. Den Leitfaden bildet wiederum die Frage nach dem Ort des Mythischen und
Mythologischen in der modernen Kultur und Gesellschaft. Dem entgegengesetzten Anschein zum
Trotz ist das Verhältnis der Moderne zum Mythos denkbar eng. Die Moderne hat nie eine Rückkehr
des Mythos erlebt, sondern war mythenbesessen von Anfang an, hat sich am Mythos abgearbeitet und
eine Fülle von Theorien des Mythos hervorgebracht. Das Seminar wird um drei Themenschwerpunkte
kreisen:
1. Die Idee der Neuen Mythologie am Beginn der Moderne
2. Der Mythos der Politik - Die Idee der Nation
3. Der Mythos des Ich - Der Einsatz der Psychoanalyse
4. Der Mythos und die Medien - Die Frage nach dem Ort des Mythischen in der Gegenwart
Literaturhinweise zur Einführung
Jan Assmann/Aleida Assmann, [Artikel] Mythos. In: Hubert Cancik u.a. (Hg.), Handbuch
religionswissenschaftlicher Grundbegriffe. Bd. 4. Stuttgart 1998. S. 179-200.
Wilfried Barner/Anke Detken/Jörg Wesche (Hg.), Texte zur modernen Mythentheorie. Stuttgart:
reclam 2003. Einleitung S. 8-19.
Christoph Jamme, Schwierigkeiten einer philosophischen Mythentheorie. In: Ders., Gott an hat ein
Gewand. Grenzen und Perspektiven philosophischer Mythos-Theorien der Gegenwart. Frankfurt:
suhrkamp 1991. S. 21-76.
Teilnahmebedingungen / Referate / Hausarbeiten
Wer ohne Referat/Hausarbeit am Seminar teilnehmen möchte, sollte vor Seminarbeginn mindestens
die drei oben genannten Einführungstexte gelesen haben.
Zur intensiveren Vorbereitung sowie als Grundlage für Referate und Hausarbeiten wird am Anfang des
Semesters eine Themen- und Literaturliste bekannt gegeben.
Zur Anmeldung für ein Referat und für alle weiteren Auskünfte wenden Sie sich bitte an:
[email protected].
32
Koslowski: Max Weber, Wissenschaftslehre – Blockveranstaltung
19.02.-23.02.2007, Burse, Melanchthonzimmer
Vorbesprechung: Do 26.10.2006, 13 Uhr, Burse, Melanchthonzimmer
Max Webers „gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre“ erschienen erstmalig 1922 unter dem Titel
„Ges. Aufsätze Max Webers zur Logik und Methodik der Kultur- und Sozialwissenschaften“. Die darin
enthaltenen Arbeiten entsprechen der Emanzipation Max Webers aus dem „Rechtspositivismus“, der
„Historischen Schule der Nationalökonomie“ und dem „Neukantianismus“. In ihnen legt der
Nationalökonom und Historiker Weber den Grundstein zum Bau einer selbständigen empirischen
Sozialwissenschaft neben Jurisprudenz und Nationalökonomie. Die „verstehende Soziologie“ orientiert
sich am „Sinn“ menschlichen Handelns, womit allen Einschränkungen Webers zum trotz die
Soziologie eine genuin philosophische Perspektive erhält: Rationales Handeln wird hypothetisch; der
einzelne muss erkennen, dass in der „entzauberten Welt“ des „versachlichten Polytheismus“
zweckrationale Ordnungen und Mächte über ihn entscheiden und ein jeder nicht mehr sieht, als „...was
er im Herzen trägt“ (WL., S. 105, 120, 209).
Das Seminar wird neben der wissenschaftstheoretischen Bedeutung von Webers „Wissenschaftslehre“
auch deren gnostizistischen Implikationen (die moderne Welt als stahlhartes Gehäuse und Verhängnis)
nachgehen.
Quelle:
Max Weber: Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, 7. Aufl. 1988 (Euro 16,80).
Literatur:
Wagner, Gerhard und Zipprian, Heinz (Hrsg.): „Max Webers Wissenschaftslehre. Interpretation und
Kritik“, Frankfurt a. M. 1994 (stw 1118).
Schluchter, Wolfgang: „Religion und Lebensführung“, Bd. 1 „Studien zu Max Webers Kultur- und
Werttheorie“, Frankfurt a. M. 1991 (stw 961).
Kreß: Hegels frühe Schriften über Moralität, Religion und absolutes Wissen (auch EPG 2)
Mi 14-16, Burse, Melanchthonzimmer, Beginn: 18.10.2006
Mit Rousseau teilt Hegel die Überzeugung, dass ein sittliches Leben und dessen Freiheit nicht durch
vernünftige Willensbestimmung allein, sondern immer auch im öffentlichen Bereich von Bildung,
historisch entfaltetem Freiheitsbewusstsein, Religion und öffentlicher Ordnung gefunden werden
müsse. In seinem Bemühen, Lebensverhältnisse verstehbar zu machen, galt sein Interesse jenen
weltgeschichtlichen Situationen, in denen entwickelte Stufen des Freiheitsbewusstseins in Konflikt mit
etablierten Lebensformen und Weltbildern gerieten. Über das Studium von Hegels frühen Schriften
gewinnen wir einen Zugang zur dialektischen Begriffsbildung und zugleich eine theoretische Grundlage
zur Reflexion des Verhältnisses zwischen allgemeiner und sogenannter angewandter Ethik in unseren
Gegenwartsdebatten.
Kantkenntnisse werden vorausgesetzt.
Ein benoteter Schein kann durch ein Referat mit schriftlicher Ausarbeitung oder eine Hausarbeit
erworben werden.
Literatur: G. W. F. Hegel, Werke, hrsg. v. K. M. Michel u. E. Moldenhauer, Bde.. I und II,
Frankfurt/M., 1971 ff. (Suhrkamp). Weitere Literaturhinweise werden in der ersten Sitzung gegeben.
Misselhorn: Fiktionalität
Do 10-12, Burse, Schellingzimmer, Beginn: 19.10.2006
Die Fiktionalität einer Äußerung wird gemeinhin daran festgemacht, dass sie auf keinen Gegenstand in
unserer Welt referiert und deshalb, wie es scheint, entweder falsch oder zumindest weder wahr noch
falsch ist. Das wirft Probleme insbesondere für literarische Fiktionen auf, gegen die von Platon
bekanntlich der Vorwurf der Lügenhaftigkeit erhoben wurde. Aristoteles hingegen betrachtete die
Dichtung gerade deshalb als der Geschichtsschreibung überlegen, weil sie nicht, wie diese, auf die
Beschreibung kontingenter Fakten beschränkt ist, sondern Mögliches darstellen kann und somit einer
höheren Art von Allgemeinheit fähig ist.
33
Angesichts des umstrittenen Status’? literarischer Fiktionen stellen sich drei grundlegende Fragen, mit
denen wir uns im Seminar auseinandersetzen wollen: 1. Was zeichnet fiktionale Äußerungen aus, was
ist ihre „Logik“? 2. Wie kann man erklären, dass wir emotional auf literarische Fiktionen reagieren? 3.
In welchem Verhältnis steht Fiktionalität zu Wahrheit? Und insbesondere: Untergräbt die Fiktionalität
den Wahrheitsanspruch literarischer Texte?
Erwerb eines benoteten Scheins: Referat und Hausarbeit
Zur Einführung: Lamarque, Peter: ”Fiction”, in: The Oxford Handbook of Aesthetics, ed. by Jerrold
Levinson, Oxford 2003, 377-91.
Literatur: Lamarque, Peter/Olsen, Stein Haugom: Truth, Fiction, and Literature. A Philosophical
Perspective, Oxford 1994.
Neuber: Objektivität
Mi 19-21, Burse, Schellingzimmer, Beginn: 18.10.2006
Gegenstand des Seminars sind klassische und neuere Texte zum Thema „Objektivität“. Ein
entsprechender Reader wird zu Semesterbeginn zur Verfügung gestellt. Vorkenntnisse auf dem Gebiet
der Erkenntnis- und/oder Wissenschaftstheorie sind hilfreich, aber nicht zwingend erforderlich.
Benoteter Schein: Referat und Hausarbeit
Rinderle: Theorien der Tragödie
Do 16-18, Burse, Schellingzimmer, Beginn: 26.10.2006
Die Tragödie ist seit jeher ein zentraler Gegenstand der Philosophie der Kunst. Zwei Fragen stehen im
Mittelpunkt der Diskussion: 1) Was ist das Wesen der Tragödie? Worin unterscheidet sie sich etwa von
der Komödie? Gibt es neben der tragischen Dichtung etwa auch tragische Musik? 2) Was ist die
Bedeutung, der Wert der Tragödie? Wie lässt sich das „Paradox der Tragödie“ – die merkwürdige
Tatsache, dass wir uns im Theater freiwillig negativen Emotionen aussetzen – lösen? Anhand
ausgewählter klassischer und zeitgenössischer Texte (von Aristoteles, Hume, Hegel, Nietzsche und
Menke) sollen die wichtigsten Antworten identifiziert und kritisch diskutiert werden.
Teilnahmevoraussetzungen: regelmäßige Teilnahme und aktive Mitarbeit
Scheinvergabe: Seminararbeit
Scarano: Moral als Vertrag? (auch EPG 2)
Fr 16-18, Burse, Schellingzimmer, Beginn: 20.10.2006
Moralisches Handeln scheint ein Handeln zu sein, das sich dadurch auszeichnet, dass es nicht von
Eigeninteressen bestimmt ist. Manchmal verlangt die Moral von uns, gegen unsere Interessen
zugunsten anderer zu handeln. Aber welchen Grund haben wir dann für ein solches Handeln?
Inwiefern ist es vernünftig, moralisch zu sein? Der moralische Kontraktualismus gibt darauf eine
verblüffende, weil auf den ersten Blick paradoxe Antwort: Es liegt letztlich doch im Eigeninteresse
eines jeden, sich den Pflichten der Moral unterzuordnen. Wie eine Argumentation für diese These
aussehen könnte und ob diese Art von Antwort überzeugen kann, werden wir anhand einer der
neueren kontraktualistischen Theorien erörtern, dem im Jahr 2000 erschienenen Buch „Handeln
zugunsten anderer“ von Peter Stemmer.
Einen Teilnahmeschein erhält man durch die Übernahme eines Thesenpapiers, einen benoteten Schein
durch das zusätzliche Verfassen einer Hausarbeit.
In dieser Veranstaltung kann auch ein Leistungsnachweis für das Ethisch-Philosophische
Grundlagenstudium nach Anlage C, 1.2., WPO für das Lehramt an Gymnasien, zu fach- bzw.
berufsethischen Fragen erworben werden.
Literatur:
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Peter Stemmer: Handeln zugunsten anderer. Eine moralphilosophische Untersuchung, Berlin/New
York 2000.
Anton Leist (Hrsg.): Moral als Vertrag? Beiträge zum moralischen Kontraktualismus, Berlin/New York
2003.
Schick: Theorien des Eigentums (auch EPG 2)
Mo 18-20, Burse, Raum X, Beginn: 16.10.2006
Die Institution des Eigentums gehört fraglos zu den Grundpfeilern der Gemeinwesen, in denen wir
leben; aber sie ist keine Sache, die sich von selbst versteht. Zum einen stellt sich die Frage, was genau
eigentlich damit institutionalisiert ist; zum anderen lässt sich fragen, ob, und wenn ja wie diese
Institution begründet oder gerechtfertigt ist. Beide Themenkreise werden wir im Seminar vor allem
anhand von ebenso klassischen wie kontroversen Antworten neuzeitlicher Autoren – Texten von
Locke, Hume, Kant, Hegel und Marx – studieren. Bis Semesterbeginn wird ein Reader mit den
ausgewählten Texten im Handapparat bereitgestellt.
Scheinerwerb: Referat oder Hausarbeit
In dieser Veranstaltung kann ein Leistungsnachweis für das Ethisch-Philosophische
Grundlagenstudium nach Anlage C, 1.2., WPO für das Lehramt an Gymnasien, zu fach- bzw.
berufsethischen Fragen erworben werden (EPG 2).
Schmidt: Der Satz vom zureichenden Grund
Fr 14-16, Burse, Raum X, 20.10.2006
Das Prinzip des zureichenden Grundes besagt, dass jede kontingente Tatsache eine Erklärung besitzt.
In der Geschichte der Philosophie war dieses Prinzip von herausragender Bedeutung. Mit Hilfe dieses
Prinzips versuchte zum Beispiel Thomas von Aquin zu beweisen, dass Gott existiert, Leibniz, dass die
Theorie eines absoluten Raumes falsch ist, Spinoza, dass es keine Freiheit gibt. In letzter Zeit ist das
Prinzip des zureichenden Grundes jedoch in Verruf geraten, sei’s, weil man es für unbeweisbar hält,
sei’s, weil man meint, es sei in sich widersprüchlich. Das Seminar ist der Frage gewidmet, ob die
Einwände gegen das Prinzip des zureichenden Grundes gerechtfertigt sind. Leitfaden für die neuere
Diskussion wird (voraussichtlich) Alexander Pruss: The Principle of Sufficient Reason, Cambridge,
2006 sein.
Scheinerwerb: Hausarbeit oder Referat mit schriftlicher Ausarbeitung.
Schneider: Dante Alighieri, Convivio – Blockveranstaltung
15.12.-16.12.; 22.12.-23.12.2006, 10-18 Uhr, Burse, Melanchthonzimmer
Schroeder-Heister: Nichtklassische Logiken
Zeit und Ort: siehe Homepage des Veranstalters.
Schroeder-Heister, Piecha: Philosophie der Berechenbarkeit
Do 17-19, Sand 6, Großer Seminarraum, Beginn: 26.10.2006
Bitte Homepage des Veranstalters beachten.
Die Churchsche These (‚Jede effektiv berechenbare Funktion ist rekursiv’) ist von grundlegender
Bedeutung für die Metamathematik und Informatik, da sie den intuitiven Begriff der effektiven
Berechenbarkeit einer Funktion durch den exakten Begriff der Rekursivität einer Funktion expliziert.
Kann von einer Funktion gezeigt werden, dass sie nicht rekursiv ist, so folgt mit der Churchschen
These, dass sie durch kein effektives Verfahren berechnet werden kann. Für ein durch diese Funktion
beschriebenes Problem ist dann dessen effektive Unentscheidbarkeit gezeigt.
35
Im Seminar werden Argumente für und gegen die Churchsche These untersucht. Dabei werden vor
allem Argumente der aktuellen Debatte über die sog. „Hypercomputation“ diskutiert. Unter
„Hypercomputation“ versteht man (z. B. physikalische) Berechenbarkeitsmodelle, welche die effektive
Berechnung auch nichtrekursiver Funktionen gestatten sollen, was eine Widerlegung der Churchschen
These bedeuten würde.
Ein Seminarschein kann aufgrund eines ausgearbeiteten Referats oder einer
Hausarbeit erworben werden. Weitere Informationen werden auf der Internet-Seite zu finden sein.
http://www-ls.informatik.uni-tuebingen.de/psh/lehre/aktuellelehre.html
Zenkert: Hobbes, Leviathan – Blockveranstaltung
4.10.-06.10.2006, 10-16 Uhr, Burse, Schellingzimmer
Um Anmeldung wird gebeten unter: [email protected]
Hobbes’ Leviathan ist fraglos ein Klassiker des politischen Denkens und in seiner Radikalität bis heute
polarisierend. Geschrieben ist er freilich in der Absicht, friedliche Verhältnisse zu stiften. Deshalb gilt
Hobbes die Differenz von Bürgerkrieg und Frieden als die Demarkationslinie aller Politik. Die daraus
erwachsenden Überlegungen zum Zusammenhang von Macht und Recht können ein heilsames
Korrektiv bilden angesichts der gegenwärtig zu beobachtenden Tendenz, alle politischen Fragen auf
der Ebene moralischer Gerechtigkeitsdebatten zu behandeln.
Das gemeinsame Textstudium wird sich konzentrieren auf die Anthropologie, den Machtbegriff, das
Vertragsmodell und die Staatskonstruktion. Lektüreschwerpunkte sind die Kapitel 4 (Sprache), 6
(Wille), 10 (Macht), 11 (Sitten), 13-21 (Naturzustand, Staatskonstruktion und Freiheit), 26 (Gesetze), 30
(Aufgaben des Souveräns). Eine Vorbereitung dieser Abschnitte ist die Voraussetzung für die
Teilnahme am Seminar.
Scheinerwerb: Hausarbeit
Text: Thomas Hobbes, Leviathan oder Stoff, Form und Gewalt eines kirchlichen und bürgerlichen
Staates, hrsg. v. I. Fetscher, Frankfurt a. M. 1984 (stw).
Sekundärliteratur:
W. Kersting (Hrsg.), Thomas Hobbes. Leviathan, Berlin 1996 (mit Auswahlbibliographie).
„ Oberseminare
Frank: Die Logik von Schellings Idee einer absoluten Identität von Natur und Geist (1801-1811)
Mo 16-18, Burse, Melanchthonzimmer, Beginn: 16.10.2006
Als „Identitäts-System“ hat Schelling sein souverän gewordenes Denken (1801) überschrieben, aber
sein Leben lang um eine Erklärung gerungen, wie der Anspruch einer Identität von Natur und Geist zu
verstehen sei. Das hing auch damit zusammen, dass er – seinem Tübinger Lehrer Ploucquet folgend dem Absoluten einen Hang zur ‚Selbstoffenbarung (manifestatio sui)’ einarbeitete, die er als durch die
„Form des prädikativen Urteils“ artikuliert verstand. Auch hier konnte er an Ploucquet anknüpfen, weil
auch der das kopulative ‚ist’ als eine Identitäts-Anzeige verstanden hatte.
Ich werde einen Reader mit ausgewählten Texten, nicht nur Schellings, sondern auch Ploucquets, der
von Schelling so genannten „älteren Logik“ („reduplicatio“), und Peter Geachs zur „relativen Identität“
vorbereiten. Von der Suhrkamp Werk-Ausgabe ist nützlich der Erwerb der Bände 2-4 (=stw 522-524).
Frank, Hofmann: Theorien der Imagination und Einbildungskraft
Mo 18-21, Burse, Schellingzimmer, Beginn: 16.10.2006
Imaginative Vorstellungen („mentale Bilder“, „Phantasien“, „Einbildungen“) stellen eine Klasse von
Bewusstseinszuständen dar, die recht eigentümliche Merkmale aufweisen und sich schon um ihrer
selbst willen als interessantes Feld erweisen, ganz zu schweigen von ihrer eventuellen epistemischen
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Rolle. Einerseits scheinen sie mentaler Kontrolle zu unterliegen („Stell dir mal fünf tanzende Bären
vor!“), so dass von (mentalen) Handlungen gesprochen werden könnte. Aber andererseits fehlt ihnen
eine weltbezogene affirmative Kraft, und daher scheinen sie irgendwie für das Kognitive irrelevant zu
sein, und ihr ganzer Sinn und Zweck steht in Frage. Dennoch weisen imaginative Vorstellungen
sicherlich einen intentionalen Gehalt auf – sei er begrifflich oder sei er nichtbegrifflich oder beides –,
wenngleich die für Bewusstseinszustände typische Durchsichtigkeit/Transparenz (im Sinne von
Moore, Harman, Tye) hier nicht so offensichtlich ist. (Das wird z. B. von Mike Martin diskutiert.) Wir
wollen bei der Lektüre mit Klassikern wie Sartre und Brentano beginnnen und uns dann in die
zeitgenössische Diskussion weiter vorarbeiten (O’Shaughnessy, McGinn, Martin). Insbesondere die
Abgrenzung gegenüber kognitiven Zuständen (Wahrnehmungen, Überzeugungen) und die Natur
mentaler Bilder („imagery debate“) werden wichtige Themen sein. (Geplant ist auch eine Einladung
zweier ehemaliger Tübinger, Gianfranco Soldati und Fabian Dorsch (beide Universität Fribourg,
Schweiz), die ausgesprochene Experten auf diesem Gebiet sind und mit uns den aktuellen Stand der
Debatte diskutieren würden.)
Das Oberseminar ist für alle Interessierten offen, ca. ab dem fortgeschrittenen Hauptstudium.
Literatur:
J.-P. Sartre, L’Imagination, Quadrige/PUF, 1936.
J.-P. Sartre, L’Imaginaire, Gallimard, 1940.
F. Brentano, „Von den wahren und fiktiven Objekten“, in: ders., Psychologie vom empirischen
Standpunkt, 2. Bd., 158-172.
M. Martin, „The Transparency of experience”, Mind and Language 17 (2002), 376-425.
C. McGinn, Mindsight, Harvard University Press, 2004.
B. O’Shaughnessy, Consciousness and the World, Clarendon, Oxford, 2000.
Höffe: Neuerscheinungen zur Ethik und Politischen Philosophie und Vorstellung eigener Projekte
nach Vereinbarung
Koch, A.F.: Probleme der ersten Philosophie
Di 20s.t. -22.15, Burse, Schellingzimmer, Beginn: 17.10.2006
Das Oberseminar soll Doktoranden die Möglichkeit geben, Themen im Zusammenhang mit ihren
Projekten zur Diskussion zu stellen. Im Übrigen werden wir uns mit der kritischen Rezeption von
Theorieangeboten beschäftigen, die möglichst für viele verschiedene philosophische Vorhaben
fruchtbar gemacht werden können. Nach der Lektüre John McDowell, Mind and World (1994), und
Gareth Evans, The Varieties of Reference (1982), in den vergangenen Semestern wird auch dieses Mal
wieder ein Text aus dem Bereich der gegenwärtigen analytischen Philosophie im Mittelpunkt stehen.
Newen: Intentionalität und Objektbezug in Wahrnehmung und Denken
Do 10-12, Burse, Raum X, Beginn 19.10.2006
Ziel des Oberseminars ist es, die Möglichkeiten und Grenzen einer naturalistischen Theorie der
Intentionalität auszuloten, wobei die philosophische Theoriebildung wesentlich die neuesten
psychologischen und neurowissenschaftlichen Ergebnisse mit einbeziehen soll. Dabei wird
Intentionalität von der Handlungsperspektive her betrachtet, d.h. es handelt sich primär um ein
Merkmal zielorientierten Verhaltens und erst in einem abgeleiteten Sinne um ein Merkmal mentaler
Zustände. Eine weitere Hintergrundannahme ist eine repräsentationale Theorie des Geistes, d.h.
intentionale Zustände (und zwar sowohl als Typen als auch als Vorkommnisse) werden als besondere
Repräsentationen aufgefasst. Eine Repräsentation ist genau dann intentional, wenn sie für das
zielgerichtete Handeln eines Organismus wesentlich ist.
In der Philosophie spricht man von Intentionalität in Bezug auf zwei Phänomene: 1. Wir können auf
Objekte Bezug nehmen, und 2. wir sind in der Lage propositionale Einstellungen (Wünsche,
Überzeugungen etc.) zu bilden. Der Objektbezug findet schon statt, wenn wir beim Sehen ein Objekt im
Wahrnehmungsbild herausgreifen, uns daran erinnern oder aber auch, wenn wir an bestimmte Objekte
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denken, die durchaus fiktive Entitäten sein können (z.B. wenn ich an Pegasus oder an Sherlock Holmes
denke). Die Bezugnahme auf Einzeldinge ist eine wichtige kognitive Fähigkeit des Menschen, ohne die
ausgeprägte Formen räumlicher Orientierung, stabile Gruppenbildungen und vieles mehr möglich
wären. Die philosophische Leitfrage dazu lautet: Welches sind die Rahmenbedingungen der
Wahrnehmung und Individuierung von Einzeldingen beim Menschen? Die zweite Ausprägung von
Intentionalität besteht in der Fähigkeit propositionale Einstellungen zu bilden, d.h. ein Subjekt hat
einen Wunsch, eine Überzeugung oder eine andere Einstellung mit dem Inhalt, dass p. Da wir
Gedanken fassen können, unabhängig davon, ob diese wahr sind, benötigen wir eine Theorie des
Inhalts von Einstellungen. Die Fähigkeit, uns gegenseitig Einstellungen zuzuschreiben, ist die zentrale
Grundlage für ausgeprägte Formen zwischenmenschlicher Interaktion. Eine zweite philosophische
Leitfrage lautet somit: Wie können wir Inhalte von Gedanken fassen?
Für beide Ausprägungen von Intentionalität soll untersucht werden, ob sie nicht als Spezialfälle einer
allgemeineren Sichtweise verstanden werden können, nämlich einer handlungstheoretischen Sichtweise:
Hierzu sind bereits interessante Ansätze in der Literatur zu finden, z.B. die Theorie von Barresi &
Moore (1996), die ein handlungstheoretisch fundiertes Stufenmodell der Intentionalität enthält. Auf
dieser Grundlage können schließlich auch noch Phänomene wie kollektive Intentionalität diskutiert
werden.
Scheinerwerb: Unbenoteter Schein: ausführlicher mündlicher Vortrag
Benoteter Schein: ausführlicher mündlicher Vortrag und Hausarbeit
Literatur:
Zum Beginn des Semesters wird ein Reader mit allen relevanten Texten bereitgestellt. Zum Einlesen: 1.
Objektbezug: Noe 2003; 2. Intentionalität und Einstellungen: Searle 1983/1991, Dennett 1971;
Barresi, J., Moore, C. (1996): Intentional relations and social understanding. In: Behavioral and Brain
Sciences 19, S. 107-122.
Dennett, D.C. (1971): Intentional Systems. In: The Journal of Philosophy 68, S. 87-106. (dt.: Intentionale
Systeme. In: P. Bieri (Hg.) (1981): Analytische Philosophie des Geistes. Königstein/Ts., S. 162-183).
– (1987): The Intentional Stance. Cambridge, MA.
Noe, A. (2003), Action in Perception.
Searle, J.R. (1983): Intentionality: an essay in the Philosophy of Mind. Cambridge, MA (dt.: Intentionalität. Eine
Abhandlung zur Philosophie des Geistes. Frankfurt/M. 1991).
– (1990): Collective intentions and actions. In: Intentions in communication. Hrsg. von P. Cohen, J.
Morgan, M.E. Pollack. Cambridge, MA.
„ Kolloquien
Brachtendorf: Heidegger nach der „Kehre“ – Kolloquium für Fortgeschrittene
Mi 18-20, Liebermeisterstr. 12, Theologicum, S 3
Vorbesprechung: 18.10.2006, 18 Uhr
Wir werden ausgewählte Werke des späteren Heidegger lesen. Das Kolloquium knüpft an die Kurse
der vergangenen Semester zu Sein und Zeit an. Fortgeschrittene Studierende können dennoch neu
hinzukommen.
Engels, E.-M.: Kolloquium für Examenskandidat(Inn)en, Diplomand(Inn)en u. a.
Blockveranstaltung 19.02.-20.02.2007, ganztägig, Verfügungsgebäude, Wilhelmstraße 19, Raum 025
Vorbesprechung: Fr. 27. Oktober 2006, 9-10 Uhr, Bibliothek des Lehrstuhls für Ethik in den
Biowissenschaften, Verfügungsgebäude Wilhelmstraße 19, Raum 0.25
Dieses Kolloquium bietet Studierenden, DoktorandInnen und Postdocs der Philosophie und Biologie
die Möglichkeit, ihre geplanten und laufenden Arbeiten (Examens- Magister- Diplomarbeiten,
Dissertationen, Potdoc-Projekte) vorzustellen und zu diskutieren. Gäste sind herzlich willkommen.
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Kümmel: Roland Barthes, Das Neutrum
Fr 18-20, Burse, Melanchthonzimmer, Beginn: 20.10.2006
Newen, Ulrich: Was ist Zeit? Zeit und Zeiterfahrung aus philosophischer, psychologischer und
neurobiologischer Perspektive
Do 14-16, vierzehntäglich, Doblerstr. 33, Forum Scientiarum, Beginn: 19.10.2006
Zeit ist eines der wichtigsten Alltagsphänomene einerseits und eines der rätselhaftesten Phänomene
andererseits: Im Kolloquium soll es interdisziplinär diskutiert werden, und zwar aus der Perspektive
von Philosophie, Psychologie und Neurowissenschaft. Die dazugehörigen Forschungsfragen
charakterisieren den interdisziplinären Horizont des Kolloquiums:
Ist Zeit eine realistische Eigenschaft von objektiven Prozessen oder ein reines Konstrukt des Subjekts?
Wie sieht die logische Grundstruktur von zeitlichen Behauptungen aus? Benötigen wir sowohl die
Beziehung „früher-später“ als auch „Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft“, um die zeitlichen
Beziehungen adäquat abzubilden?
Welche Rolle spielt die Zeiterfahrung für die Subjektivität und Personalität?
Wie funktioniert die Psychologie der Zeiteinschätzung und Zeitzuschreibung?
Welches sind die neuronalen Mechanismen der zeitlichen Kodierung von Ereignissen?
Warum verstreicht die Zeit im Alter schneller?
In welcher Beziehung stehen Zeiterfahrung und Gedächtnis zueinander?
In der ersten Sitzung wird die Literaturgrundlage kurz vorgestellt und ein Reader zur Verfügung
gestellt. Entsprechend der interdisziplinären Ausrichtung ist das Kolloquium für fortgeschrittene
Studierende der Fächer Philosophie, Psychologie und Neurowissenschaft besonders geeignet.
Vorausgesetzt wird die Bereitschaft, sich in die Perspektiven der jeweils anderen Fächer intensiv
einzuarbeiten.
Vorläufige Literatur aus Sicht der Philosophie
Zum Einlesen:
Robin LePoidevin, 2004, Wie die Schildkröte Achilles besiegte oder Die Rätsel von Raum und Zeit
Reclam Leipzig.
Ned Markosian, „Time“ in der Stanford Encyclopedia of Philosophy,
http://plato.stanford.edu/entries/time/
Robin LePoidevin, “The experience and perception of time”, http://plato.stanford.edu/entries/timeexperience/
Weiterführende Literatur:
1. Le Poidevin, Robin, and McBeath, Murray, 1993, eds. The Philosophy of Time, Oxford: Oxford
University Press.
2. Horwich, Paul: Asymmetries in Time, Problems in the Philosophy of Science, 1987.
3. Kienzle, B. (Hg.), 1994, Zustand und Ereignis, Frankfurt: suhrkamp (stw 1116).
4. Sonderheft Spektrum der Wissenschaft: Phänomen Zeit 1/2003.
Vorläufige Literatur aus Sicht der empirischen Kognitionswissenschaften
Zum Einlesen:
Zakay, D., & Block, R.A. (1997). Temporal Cognition.
Current Directions in Psychological Science, 6, 12-16.
Weiterführende Literatur:
1. Grondin, S. (2001). From physical time to the first and
second moments of psychological time. Psychological Bulletin,
127, 22-44. (nicht ganz einfach aber recht vollständige Übersicht)
2. Burr, D., Morrone, C. (2006) Time perception: Space-time in the brain
Current Biology, 16, 171-173.
3. Lewis, P.A., Miall, R.C. (2003). Distinct systems for automatic
and cognitively controlled time measurement: Evidence from neuroimaging
Current Opinion in Neurobiology, 13, 250-255.
4. Libet, B., 2005, Mind Time : wie das Gehirn Bewusstsein produziert - Frankfurt/M.: Suhrkamp.
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Schroeder-Heister: Logik und Sprachtheorie
Termin und Ort nach Vereinbarung (bitte Ankündigungen auf der homepage des Dozenten beachten).
Besprechung von Forschungsarbeiten sowie gelegentlich Gastvorträge. Interessierte können sich durch
e-mail an den Dozenten ([email protected]) in den Einladungsverteiler eintragen
lassen.
„ Arbeitskreise
Hoering, Fischer, Rex: Anfänge der Mathematischen Physik im 14. Jhd.– Nicolaus von Oresmes
Traktat über Beschreibungen veränderlicher Qualitäten und Bewegungen (Lektüre-Seminar)
Di 18-20, Alte Anatomie, Seminarraum, Beginn: 17.10.2006
Nikolaus von Oresme (*um 1330, + 1382) war ein herausragender Universalgelehrter. Er lehrte am
Collège von Navarre und an der Pariser Universität, war Berater des Königs Charles V. und in seinen
letzten Lebensjahren Bischof von Lisieux. In seinem um 1370 verfassten „Tractatus de
configurationibus qualitatum et motuum“ stellt er veränderliche Qualitäten wie Helligkeit, Wärme,
Bewegung dar durch senkrechtes Auftragen der Intensität über einer Zeitachse und klassifiziert sie
nach verschiedenen Formen der Gleichmäßigkeit bzw. der Ungleichmäßigkeit. Besonders interessant
ist seine Untersuchung über den Fall der Gleichmäßigkeit in der Veränderungsrate; die entsprechenden
geometrischen Betrachtungen und Ergebnisse haben verblüffende Ähnlichkeit mit denen Galileis zum
freien Fall. Als Textvorlage dienen Auszüge aus der hervorragend kommentierten Bilingua-Ausgabe
(latein/englisch) von Clagett. Lateinkenntnisse erforderlich.
In der Regel werden keine Seminarscheine vergeben; Ausnahmen sind bei entsprechender Leistung
und nach Absprache mit den zuständigen Prüfungsämtern möglich.
Hoering: Lernprogramme (insbesondere für Logik)
Di 16-18, Burse, Computer-Pool, Beginn: 17.10.2006
Seit einiger Zeit gibt es ein Tutor-Programm zum Einüben des logischen Ableitens in Formalismen der
Aussagen-, Prädikaten- und Modallogik, das im Rahmen dieses Arbeitskreises entwickelt worden ist.
Dieses Programm wurde zunächst in Pascal für IBM-kompatible Rechner geschrieben; für seine
Portierung auf andere Plattformen stellen wir Versionen in UML und Java her. Neue Mitglieder, die
bereits Kenntnisse in diesen Sprachen besitzen oder stark motiviert sind, sich einzuarbeiten, sind
herzlich willkommen. Wir arbeiten mit einer Münchener Gruppe zusammen. Auskünfte bei
[email protected] oder tel. 089/911769.
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