Neue Autorität in der Schule Schloss Puchberg 16.11.2011 Dipl.-Psych. Martin Lemme Gewaltloser Widerstand Systemische Annahmen Eskalationsdynamiken Präsenz (c) Martin Lemme Schulalltag anstrengend und herausfordernd Lustlose, unmotivierte, auffällige Schü Genannte Hauptbelastungen: Verhalten als schwierig erlebter Schü Klassenstärke Anzahl Unterrichtsstunden / Aufgaben Isolation, Konkurrenz und Abwertung (c) Martin Lemme Dilemmata Hoher Anspruch vs. Unerreichtem Aufmerksamkeit fokussiert und allgemein Provokationen persönlich gemeint? Angst vor offener Feindseligkeit Einzelkämpfer? KonkurrentInnen? (c) Martin Lemme Schule: Lust oder Pflicht? Anderes wichtiger? Perspektiven Gewalt: Opfer von Schikanen (ca. 30%) Opfer körperlicher Gewalt (ca. 10%) Mobbing als Alltagsphänomen Leistungsdruck und körperliche Belastungen Respektloses Verhalten, Verweigerungen (c) Martin Lemme Opfer von Bullying bei 10-Jährigen (PIRLS2006): ca. 20% Opfer/Täter von Bullying bei 11- bis 15-Jährigen (HBSC 2005/06): ca. 15% Opfer von Bullying bei 12/13- bis 15/16-Jährige in Städten (ISRD2): ca. 10% körperliche Gewalt in Gruppen bei 12/13- bis 15/16-Jährige in Städten (ISRD): ca. 10% im letzten Jahr, 20% bei Lebenszeitbetrachtung Opfer von verbaler Gewalt in der Schule bei 15- bis 20-Jährigen (ÖJIGewaltstudie 2006): ca. 50% Opfer von körperlicher Gewalt in der Schule bei 15- bis 20-Jährigen (ÖJI-Gewaltstudie 2006): ca. 15% ungerechte Behandlung durch Lehrer/innen, 12- bis 14jährige Schüler/innen (Krumm u.a. 1997): ca. 30% (c) Martin Lemme Schulabwesenheiten: Vermeidung, Verweigerung, Kontrollverlust? Scham und Beschämung Unmöglichkeit / Unfähigkeit der sozialen Verarbeitung unerträglicher Gefühle moral emotions Beschämung erscheint als körperliche Reaktion. Sie scheint sich kaum beherrschen zu lassen und kann scheinbar nur durch Rückzug oder eben Gewalt abgewehrt werden. (c) Martin Lemme Konzentration auf Lehrplan und Bildungsaufgabe, wenig aktives Beziehen Sanktionierungen, Konsequenzen als Katalog Expertentum Mögliche Probleme: Entstehung von „blinden“ Stellen Lösungskompetenz kann sinken Präsenzverlust ist möglich, Beziehungsabbrüche LehrerInnen als PädagogInnen? (c) Martin Lemme Präsenz & Neue Autorität Haim Omer, Tel Aviv Arist v. Schlippe, Witten-Herdecke IF Weinheim Pflicht zum Widerstand gegen destruktives Verhalten Grundsätzliche Ähnlichkeit und Vielstimmigkeit (svaraj – Selbstherrschaft, Demut) Asymmetrie der Mittel (ahimsa) Illusion der Kontrolle Transparenz und Öffentlichkeit Das Prinzip des Reifens (c) Martin Lemme Erzieherische Haltung: • • Ich weiß, dass ich dich nicht kontrollieren kann, aber ich kann mein Verhalten ändern. Ich werde dich nicht aufgeben, nicht nachgeben und mich nicht abschütteln lassen, egal was du tust, weil ich dies als meine Pflicht sehe. Ziel: • • • (Wieder-)Herstellung der Beziehung Win-Win-Situationen Widerstand gegen destruktives Verhalten Auf die Dauer der Zeit nimmt die Seele die Farbe der Gedanken an. Marc Aurel Neuroplastizität (c) Martin Lemme eine (konflikthafte) Verhaltensweise ergibt sich aus zirkulären und wechselwirkungsbedingten Prozessen und Zusammenhängen (c) Martin Lemme Destruktives Verhalten ist ein Eskalationsmuster und keine „psychische Störung“ Beziehungs- und Kooperationsmuster verringern die Eskalationswahrscheinlichkeit (c) Martin Lemme Kindliche Verhaltensweisen sind nicht zwangsläufig Symptome eines tief sitzenden Problems, sondern vorübergehende Lösungswege für die Notlage des Kindes oder dessen Bedürfnisse. Eine (tiefenpsychologische) Psychotherapie als primäre Lösung eines Konfliktes wahrzunehmen, vergrößert möglicherweise die Hilflosigkeit der Beteiligten. (c) Martin Lemme Die Welt erscheint für uns Menschen so, wie wir sie wahrnehmen und konstruieren (Konstruktivismus) Menschen haben alles, was sie brauchen! (Ressourcenorientierung) Vielstimmigkeit des Menschen (Respekt) Systeme neigen dazu, sich immer wieder in ihren Ursprungszustand zurückzubringen (Autopoiese) (c) Martin Lemme Symmetrischer Konflikt: „Gleiches“ wird mit „Gleichem“ vergolten, Steigerungsdynamik, Verschärfung, Gefahr der Explosion, Kontrollverlust möglich! Komplementärer Konflikt: Forderungen wird durch Nachgiebigkeit begegnet, dies zieht verstärkte Forderungen nach sich, Gefahr des Zusammenbruchs oder Explosion, wenn zuviel nachgegeben wurde In der Realität finden wir meist Mischformen, die sich abwechseln. Nicht selten entwickeln sich Systemregeln, die extreme Formen begünstigen und diese chronifizieren. (c) Martin Lemme Symmetrisch Rigidität (c) Martin Lemme Komplementär Diffusion Eskalation hat einen Prozess Unter Eskalation ist (nur) Schutz, vielleicht DeEskalation möglich Veränderungsmöglichkeiten bestehen vor und nach einer Eskalation Rahmengestaltung kann Eskalation unwahrscheinlicher werden lassen (c) Martin Lemme Präsenz Intentionale Präsenz Pragmatische Präsenz Internale Präsenz Moralische Präsenz Interpersonale Präsenz Physische Präsenz „Man kann das Pferd zum Wasser führen, man kann es nicht zum Trinken zwingen. Trinken ist seine Sache. Aber selbst wenn das Pferd durstig ist, kann es nicht trinken, solange Sie es nicht zum Wasser führen. Das Hinführen ist Ihre Sache.“ Gregory Bateson