Zusammenfassung V Zusammenfassung Y-P30 ist ein 30 Aminosäuren großes Peptid, das aus dem N-Terminus des Dermcidin-Proteins besteht. Dermcidin ist ein antimikrobielles Protein aus humanem Schweiß, dessen Funktionen bisher nicht gänzlich bekannt sind. Y-P30 kann vermutlich über die Blut-Plazenta-Schranke ins Gehirn des Fötus übertragen werden und ist bereits während der frühen Entwicklung des Organismus präsent. Einige Studien konnten bereits eine Wirkung von Y-P30 auf die Entwicklung des Gehirns zeigen, da die Präsenz von Y-P30 das Überleben, die Migration und das Neuritenwachstum verschiedener Zelltypen positiv beeinflusste. Durch Kontroversen bezüglich der Präsenz von Dermcidin und Y-P30 in verschiedenen Spezies wurde in dieser Studie die Präsenz von Dermcidin sowie von Y-P30 im Menschen und in Nagern auf Genom- sowie Proteomebene analysiert. Mittels Untersuchungen von Proteinen in menschlichen Fingerabdrücken, Liquor cerebrospinalis sowie genomischer DNA konnte die Präsenz von Dermcidin und Y-P30 im Menschen bestätigt werden. Durch diese Analysen konnten bisher gängige antikörperbasierte Verfahren zur Detektion von Dermcidin als ungeeignete Methoden eingestuft werden, da die erhältlichen Antikörper sich durch massive unspezifische Bindungen auszeichneten. Anhand weiterer Analysen von Proteinen mittels Western Blotting und massenspektrometrischer Methoden, sowie genomischer DNA verschiedener Spezies konnte die Präsenz von Dermcidin und YP30 nur in Primaten zweifelsfrei nachgewiesen werden. Auf Grund dieser Erkenntnisse wurden die folgenden durchgeführten Studien zur Analyse zellulärer Prozesse während der Gehirnentwicklung an natürlichen knock out-Modellorganismen, wie Nagern, durchgeführt. Ein weiteres Ziel dieser Arbeit bestand darin, die Auswirkungen von Y-P30 auf die Entwicklung des Gehirns zu überprüfen und zelluläre Effekte sowie molekulare Signalmechanismen, insbesondere in kortikalen Neuronen, während der Entwicklung des Gehirns zu analysieren. Da Y-P30 die Bindung von Pleiotrophin an die Syndecane-2/-3 verstärkt, wurde ein besonderes Augenmerk auf die Analyse der Pleiotrophin-Syndecan-Signalkaskade gelegt und die an dieser Kaskade beteiligten Moleküle in ihrer Expression mittels Zusammenfassung VI molekularbiologischer Methoden, wie RT-PCR, real-time qPCR und Western Blotting, analysiert. Dabei konnte gezeigt werden, dass Y-P30 nicht die Expressionen seiner an dieser Signalkaskade beteiligten Interaktionspartner Syndecan-2/-3 beeinflusst. Auch reguliert YP30 nicht die Expression der intrazellulären Signalmoleküle Ca2+/calmodulin serine/ threonine dependent kinase (CASK), Caseinkinase 2 (CK2), Reelin oder der N-Methyl-DAspartat-Rezeptoruntereinheiten GluN2A und GluN2B in kortikalen Kulturen, aber aktiviert die an dieser Kaskade beteiligten Proteinkinasen Src und Erk. Die Aktivierung dieser Kinasen führte vermutlich zu den anschließend detektierten zellulären Veränderungen in Präsenz von Y-P30. So konnte nach Stimulation mit Y-P30 eine verringerte Dichte dendritischer Dornfortsätze auf apikalen Dendriten kortikaler Pyramidenzellen, ein gesteigertes Axonwachstum von Motoneuronen sowie eine verstärkte Stabilisierung axonaler Wachstumskegel bei kortikalen Neuronen gemessen werden. Diese Effekte zeigen, dass Y-P30 einen Einfluss auf die Reifung von Nervenzellen, wie kortikalen Neuronen und spinalen Motoneuronen, ausübt, indem die zur interzellulären Verschaltung und Signalgebung wichtigen Zellfortsätze wie Axone und dendritische Dornfortsätze über die Aktivierung von Signalkaskaden unter Beteiligung der Src- und ErkKinasen moduliert werden. Die vorliegende Arbeit konnte zeigen, dass Nager als natürliche Dermcidin und Y-P30 knock out-Modellorganismen fungieren, deren Nervenzellen durch die Präsenz von Y-P30 in ihrer intrazellulären Signalgebung und zellulären Morphologie verändert werden.