■ ➧ Aids von A–Z Fragen, Antworten, Informationen zu Aids, HIV und zum Test Ausgabe 2006 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Aids von A–Z Fragen, Antworten und Informationen zu Aids, HIV und zum Test Im Jahr 1981 wurde zum ersten Mal über eine neue, tödliche Infektionskrankheit berichtet: Aids. Seitdem wächst die Zahl der Infektionen Jahr für Jahr – in weiten Bereichen der Welt ungebremst und mit katastrophalen Folgen für das soziale und wirtschaftliche Leben, vor allem in der Generation der jüngeren Erwachsenen. In Deutschland haben sich seit Beginn der Epidemie etwa 75.000 Menschen mit dem HI-Virus infiziert. An Aids erkrankt waren davon bis Anfang 2006 etwa 24.300, ca. 26.000 von ihnen sind inzwischen verstorben. Pro Jahr infizieren sich in Deutschland mit steigender Tendenz etwa 2500 Menschen neu, die Zahl der durch Aids bedingten Todesfälle betrug im Jahr 2005 ca. 750. Erschreckende Zahlen, im internationalen Vergleich aber niedrig: ein Erfolg des veränderten Verhaltens vieler Menschen durch die intensive Aufklärung in Deutschland seit Mitte der 80er Jahre Aber diese Erfolge sind kein Grund zur – von vielen erhofften – Entwarnung oder gar Sorglosigkeit. Denn seit einigen Jahren stecken sich auch in Deutschland wieder mehr Menschen mit HIV an. Und die Zahl anderer sexuell übertragbarer Krankheiten wie z.B. Syphilis hat sich – vor allem bei Männern – deutlich erhöht. Die Gefahr durch HIV und Aids bleibt auch im neuen Jahrtausend bestehen. Aids breitet sich weltweit mit zum Teil katastrophaler Geschwindigkeit aus: geschätzt wird, dass sich seit dem Auftreten der ersten Fälle bis Anfang 2006 mehr als 42 Millionen Menschen angesteckt haben, von denen über 25 Millionen bereits verstorben sind. Weltweit infizieren sich heute täglich mehr als 13.500 Menschen neu mit HIV – in jeder Minute 10 Neuansteckungen! Ein Heilmittel gegen Aids oder einen Impfstoff gegen HIV wird es auf lange Sicht nicht geben. Es gibt heute zwar verbesserte Behandlungsmöglichkeiten der HIV-Infektion und der Aids-Symptome – aber deren Wirkung ist begrenzt. Deshalb gilt auch weiterhin: Der einzige Schutz vor Aids ist die Vermeidung der Ansteckung mit HIV! Die Ansteckungswege und Möglichkeiten des Schutzes vor dem Aids-Virus HIV sind sehr gut bekannt. Diese Broschüre möchte Sie deshalb informieren: damit Sie Ihre Gefährdung abschätzen, Ihr Verhalten anpassen und so eine Ansteckung wirksam vermeiden können. Die Informationen in dieser Broschüre sollen auch dazu beitragen, unnötige Sorgen und Ängste zu vermeiden sowie Vorurteile abzubauen, damit ein gesellschaftliches Klima ohne Ausgrenzung und Diskriminierung von Infizierten oder Kranken gestärkt wird. 1 Aktuelle Informationen über www.unaids.org Inhalt Infektion und Krankheit 1 2 3 4 5 6 Was ist Aids? Was ist HIV? Was passiert nach der Infektion mit HIV? Wie erkennt man eine Infektion mit HIV? Wann gibt es eine Schutzimpfung? Welche Fortschritte gibt es bei der Behandlung? Seite 2 2 3 4 4 4 Risiken und Nicht-Risiken 7 8 9 10 11 12 13 Wie gelangt das Virus ins Blut? Was ist besonders riskant? Was ist mit Blutprodukten und Bluttransfusionen? Wer ist gefährdet? Was führt nicht zur Infektion? Wie ist das im Krankenhaus oder bei der Körperpflege? Wie groß ist das Risiko, beim Blutspenden infiziert zu werden? 14 Wie groß ist das Risiko bei der ersten Hilfe? 6 7 9 10 12 13 13 14 Schutz 15 16 17 18 Wie schützen Sie sich beim Sex? Gibt es im Urlaub und auf Reisen besondere Risiken? Was sollten Sie über Kondome wissen? Was tun, wenn das Kondom reißt? – Tipps und Sofortmaßnahmen 19 Was tun, wenn das Kondom reißt? – Medikamente für den Notfall 15 17 18 20 21 HIV-Test und Beratung 20 Was wird beim HIV-Test untersucht? 21 Gibt es andere Testverfahren auf HIV? 22 Was kann der HIV-Test nicht aussagen? 23 Wann ist ein HIV-Test sinnvoll? 24 Warum ist die persönliche Beratung wichtig? 25 Wo können Sie sich beraten und testen lassen? 26 Wenn der HIV-Test positiv ist … was nun? Ein Wort zum Schluss Service: Wenn Sie mehr wissen oder Broschüren bestellen wollen Impressum 23 24 25 25 27 29 30 32 33 Infektion und Krankheit 1 ■ ➧ Was ist Aids? Aids* ist eine schwere, durch HIV ausgelöste Schwächung des körpereigenen Abwehrsystems. Aids macht den Körper wehrlos gegen viele Krankheitserreger, die ein gesunder Mensch ohne Probleme abwehrt. Die durch die Schwächung des körpereigenen Immunsystems ausgelösten Krankheiten (wie auch Tumore) führen schließlich ohne Behandlung zum Tode. * Acquired Immune Deficiency Syndrome, also „erworbenes AbwehrschwächeSyndrom” (Syndrom: Komplex verschiedener Symptome). 2 ■ ➧ Was ist HIV? HIV (Humanes Immundefekt Virus) ist ein Virus, das vor allem die Zellen des Abwehrsystems befällt. Es vermehrt sich in ihnen, setzt sie außer Funktion und zerstört sie schließlich. Das körpereigene Abwehrsystem kann – anders als bei den meisten anderen Infektionen – HIV nicht aus dem Körper entfernen, obwohl einige Wochen nach der Infektion Abwehrstoffe (Antikörper) gegen das eingedrungene Virus gebildet werden. 2 3 ■ ➧ Was passiert nach der Infektion mit HIV? Wenige Wochen nach einer HIV-Ansteckung kann es zu ersten Anzeichen der Infektion wie z.B. kurz andauerndem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Hautausschlag und Lymphknoten-Schwellungen kommen. Dieses vorübergehende Krankheitsbild („akute HIV-Erkrankung“) ist jedoch nicht mit der Krankheit Aids („Vollbild“) gleichzusetzen. Die meisten Menschen mit HIV bleiben über viele Jahre beschwerdefrei. Die Infektion wirkt sich in dieser Zeit nicht spürbar aus und ist den infizierten Menschen nicht anzusehen. Ganz wichtig ist aber, dass mit der Ausbreitung des Virus im Körper diese Menschen andere anstecken können (씮Fragen 8 und 26), und zwar eventuell schon einige Tage, bevor Antikörper im HIV-Test (씮Fragen 20–25) nachweisbar sind. Auch dann, wenn das Virus aufgrund einer Behandlung mit Medikamenten nicht mehr im Blut nachweisbar sein sollte, ist eine Übertragung des Virus auf andere möglich. Im Verlauf mehrerer Jahre entwickelt sich eine Schwächung des Immunsystems, die schließlich zur Erkrankung Aids führt – dem ohne Behandlung tödlich verlaufenden Endstadium der HIV-Infektion. Ursächlich für den Tod sind meist Infektionen, ausgelöst durch verschiedene, für Gesunde meist harmlose Erreger. 3 4 ■ ➧ Wie erkennt man eine Infektion mit HIV? Eine HIV-Infektion kann man niemandem ansehen! Auch wenn manche Menschen dies glauben – und sich dann möglicherweise aufgrund dieses Irrtums lebensgefährlichen Ansteckungsrisiken aussetzen. Eine HIV-Infektion lässt sich nur durch Laboruntersuchungen des Blutes nachweisen (씮Fragen 20–25 zum HIV-Test). Auch eine Aids-Erkrankung kann nur der Arzt feststellen. Denn viele Symptome, die bei Aids auftreten, kommen auch bei anderen Erkrankungen vor. 5 ■ ➧ Wann gibt es eine Schutzimpfung? Trotz intensiver Forschung konnte bisher kein wirksamer Impfstoff gegen HIV entwickelt werden. Auch für die absehbare Zukunft ist dies nicht zu erwarten. Der einzige wirkliche Schutz vor einer HIV-Infektion bleibt nach wie vor die Vermeidung der Ansteckung (씮Fragen 15–17)! 6 ■ ➧ Welche Fortschritte gibt es bei der Behandlung? Die Entwicklung neuer Medikamente hat seit etwa 1996 einen bedeutenden Fortschritt in der HIV- und Aids-Behandlung gebracht. Lebenserwartung und 4 Lebensqualität von Menschen mit HIV und Aids wurden in den letzten Jahren erheblich verbessert: Hoffnung und Chance zugleich. Aber eine Heilung gibt es – entgegen immer wieder verbreiteter und oft bereitwillig geglaubter Meldungen – noch nicht. Gegen Medikamente, die die Vermehrung von HIV im Körper für einige Zeit aufhalten können, wird das Virus häufig irgendwann unempfindlich (resistent). Mit Kombinationen moderner Medikamente können Nebenwirkungen gemindert und Resistenzentwicklungen verzögert werden. In den letzten Jahren sind immer wieder neue, wirksame Medikamente verfügbar geworden. Diese Entwicklung wird voraussichtlich weitergehen. Erfolge gibt es auch bei der Vorbeugung und Behandlung der einzelnen Krankheiten, die infolge der fortgeschrittenen Immunschwäche gehäuft auftreten. Mit den modernen Medikamenten lässt sich auch die Wahrscheinlichkeit der Übertragung von HIV von der Mutter auf das ungeborene Kind (씮Frage 8) sehr deutlich reduzieren. In Fällen mit eindeutigem Infektionsrisiko gibt es auch die Möglichkeit, mit den heutigen Medikamenten unter enger ärztlicher Kontrolle die Wahrscheinlichkeit einer Infektion nach einem eindeutigen und nachgewiesenen Risikokontakt zu verringern. Diese so genannte „Post-Expositions-Prophylaxe“ muss sehr schnell begonnen werden. Sie müssen sich daher in einem solchen Notfall schnellstens beraten 5 lassen. Ob ein solcher Ausnahmefall vorliegt, erfahren Sie bei 씮Frage 19; Beratungsmöglichkeiten finden Sie unter 씮Frage 25. Achtung: Es gibt keine wissenschaftlich gesicherten Belege dafür, dass HIV-infizierte Menschen, bei denen mit den heute verfügbaren Medikamenten-Kombinationen die im Blut nachweisbare Menge an HIV stark gesenkt werden konnte, deswegen generell nicht mehr infektiös sind. Auch wenn HIV im Blut nicht mehr nachweisbar ist, kann es im Sperma oder im Vaginalsekret trotzdem noch vorhanden sein. Risiken und Nicht-Risiken 7 ■ ➧ Wie gelangt das Virus ins Blut? HIV befindet sich vor allem im Blut und in der Samen- oder Scheidenflüssigkeit infizierter Menschen. Wenn diese stark virushaltigen Körperflüssigkeiten in die Blutbahn eines anderen Menschen eindringen, kann die Infektion weitergegeben werden. 6 In die Blutbahn gelangt das Virus 쮿 direkt, zum Beispiel über die gemeinsame Benutzung der Spritzen von infizierten Drogenkonsumenten; 쮿 über Schleimhäute (zum Beispiel im Mund, in der Scheide, an der Eichel, Harnröhre und inneren Vorhaut sowie im Enddarm), auch wenn keine spürbaren Verletzungen vorhanden sind. Verletzungen und Entzündungen der Schleimhäute (z.B. durch zusätzliche sexuell übertragene Infektionen) erhöhen das Risiko; 쮿 nur sehr selten durch offene Wunden und Hautverletzungen (relevante Übertragungsmöglichkeiten bestehen hauptsächlich, wenn virusbehaftete Instrumente die Haut durchdringen). Kinder können durch ihre infizierten Mütter 쮿 im Mutterleib, während der Geburt und beim Stillen angesteckt werden. (씮Frage 23) Die sehr geringen Virusmengen in Speichel, Tränen, Urin und Kot führen nicht zur Ansteckung (씮Frage 11). 8 ■ ➧ Was ist besonders riskant? Der häufigste Ansteckungsweg für HIV ist der ungeschützte Geschlechtsverkehr. Denn dabei können stark virushaltige Körperflüssigkeiten mit Schleimhäuten des Partners oder der Partnerin in Kontakt kommen. 7 Besonders hohes Ansteckungsrisiko: 쮿 Analverkehr (Darmverkehr) ohne Kondom – weil die Darmschleimhaut besonders leicht verletzlich ist. Beide Partner sind gefährdet! Hohes Ansteckungsrisiko: 쮿 Vaginalverkehr (Scheidenverkehr) ohne Kondom – besonders während der Menstruation (dabei haben beide Partner ein erhöhtes Risiko!). Riskant: 쮿 Oralverkehr (Mundverkehr) – besonders wenn Samenflüssigkeit in den Mund kommt. Weitere wichtige Ansteckungswege: 쮿 Die gemeinsame Benutzung von Spritzen unter Drogenkonsumenten ist besonders riskant. Solange Fixer ihre eigenen Spritzen und Nadeln nur selbst benutzen (und nicht etwa mit anderen teilen oder tauschen) und auch sonst bei der Vorbereitung oder beim Teilen der Drogen keine Möglichkeit der Verunreinigung mit Blut anderer besteht (z.B. beim sog. „backloading“), können sie sich über ihren Drogenkonsum nicht infizieren und eine eigene Infektion nicht weitergeben. Einmal-Spritzen und Einmal-Nadeln gibt es in Apotheken und Drogenhilfe-Einrichtungen. 쮿 Die Infektion eines Kindes während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder beim Stillen. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine infizierte Mutter ihr Kind im Mutterleib oder bei der Geburt ansteckt, liegt heute bei unter 2%, wenn vor der Geburt gezielte medizinische Behandlun- 8 gen erfolgen (sprechen Sie ggf. mit Ihrem behandelnden Arzt oder wenden Sie sich an eine gynäkologische Krankenhaus-Ambulanz). Auch über die Muttermilch kann HIV übertragen werden. (씮Frage 23) Wie Sie sich beim Sex schützen können, erfahren Sie bei 씮Frage 15. 9 ■ ➧ Was ist mit Blutprodukten und Bluttransfusionen? Produkte aus Blut sind bei ordnungsgemäßer Herstellung wegen der sorgfältigen Spenderauswahl, der HIV-Tests für Spender und virusabtötender Produktionsverfahren für Plasma-Produkte sicher. Bei Bluttransfusionen bleibt ein äußerst geringes Restrisiko: denn in den ersten Wochen nach einer Infektion des Spenders sind HIV-Antikörper oder Virusbestandteile nicht sicher nachweisbar. Weil Blut nicht mit virusabtötenden Verfahren behandelt werden kann, wird bei planbaren Operationen die Eigenblutspende empfohlen. 9 10 ■ ➧ Wer ist gefährdet? Gefährdet ist jeder, der mit einem Infizierten (auch wenn diese/r mit Medikamenten optimal behandelt wird) ungeschützte sexuelle Kontakte hat oder Spritzen tauscht. Überdurchschnittlich häufig gibt es Infektionen 쮿 bei Männern, die mit Männern ungeschützten Sex haben oder hatten; 쮿 bei Drogenbenutzern, die mit anderen ihre Spritzen getauscht haben oder tauschen; 쮿 bei Einwohnern von Ländern, in denen sich HIV besonders stark verbreitet hat (heute vor allem Afrika, die Karibik, Süd-/Ostasien, 씮Frage 16); 쮿 bei Sexualpartnern und Sexualpartnerinnen der drei genannten Gruppen. Die Gefährdung wächst mit der Häufigkeit der Situationen mit Ansteckungsrisiko und der Höhe des Ansteckungsrisikos des jeweiligen Kontaktes (씮Frage 8). Aber: Selbst wenn die Ansteckungs-Wahrscheinlichkeit pro Einzelrisiko (statistisch) klein erscheinen mag – einmal kann genau einmal zu viel sein! Und viele „kleine“ Risiken sind ganz sicher ein „großes“ Risiko. 10 Das Robert-Koch-Institut schätzt die Zahl der HIVNeuinfektionen auf derzeit etwa 2.500 pro Jahr. Davon waren im Jahre 2005 etwa 59% durch homosexuelle Kontakte zwischen Männern, etwa 16% über heterosexuelle Kontakte und 7% über intravenösen Drogengebrauch übertragen worden. Weitere 16% stammen aus Ländern, in denen HIV/Aids sehr stark verbreitet ist und in denen heterosexuelle Kontakte der vorherrschende Übertragungsweg sind. Unter den in Deutschland lebenden, seit Anfang 2003 an Aids erkrankten Männern beträgt der Anteil derjenigen, die sich über homosexuelle Kontakte infiziert haben etwa 59%, der Anteil intravenös drogenabhängiger Menschen etwa 9% und etwa 7% haben sich über heterosexuelle Kontakte infiziert. 6% der an Aids erkrankten Männer stammen aus Ländern, in denen HIV/Aids sehr stark verbreitet ist. Unter den seit Anfang 2003 an Aids erkrankten Frauen geben 19% heterosexuelle Kontakte und 18% intravenösen Drogengebrauch als Infektionsweg an. Etwa 39% kommen aus Ländern mit hoher HIV-Rate. Von den seit Anfang 2003 neu an Aids Erkrankten waren 81% Männer und 19% Frauen. 11 11 ■ ➧ Was führt nicht zur Infektion? HIV ist außerhalb von lebenden Zellen und Körperflüssigkeiten sehr empfindlich. Durch 쮿 Austrocknen, 쮿 Erhitzen und 쮿 Reinigungsmittel wird es schnell und sicher zerstört. HIV wird nicht über die Luft (Tröpfcheninfektion) weiterverbreitet, wie zum Beispiel Tuberkulose oder Grippe, sondern nur auf wenigen klar benennbaren und vermeidbaren Wegen (씮Frage 8). Nicht möglich ist die Ansteckung im alltäglichen Umgang miteinander – ob am Arbeitsplatz, in Kindergarten und Schule, im Privatleben: also 쮿 nicht durch Händeschütteln, Anhusten oder Anniesen, 쮿 nicht beim gemeinsamen Spiel, 쮿 nicht durch gemeinsames Benutzen von Geschirr, Gläsern oder Besteck, 쮿 nicht durch gemeinsames Benutzen von Toiletten, Handtüchern oder Bettwäsche, 쮿 nicht beim Besuch von Saunen und Schwimmbädern, 쮿 nicht beim Küssen (bei Zungenküssen kann – falls blutende Verletzungen vorhanden sind – eine Infektionsmöglichkeit nicht ganz ausgeschlossen werden, ist aber sehr unwahrscheinlich), 쮿 nicht durch Mücken, andere Insekten oder andere Tiere. 12 12 ■ ➧ Wie ist das im Krankenhaus oder bei der Körperpflege? Die Übertragung von HIV kann bei Einhaltung der erforderlichen Hygienemaßnahmen nahezu ausgeschlossen werden 쮿 im Krankenhaus, beim Arzt oder Zahnarzt, 쮿 bei der Akupunktur, 쮿 beim Friseur, bei Maniküre und Pediküre (Fußpflege) und 쮿 beim Piercing und beim Tätowieren. Durch die sachgerechte Sterilisation von Instrumenten wird HIV zuverlässig zerstört. 13 ■ ➧ Wie groß ist das Risiko, beim Blutspenden infiziert zu werden? Es gibt in Deutschland beim Blutspenden kein Infektionsrisiko. Denn bei der Blutspende gibt man eigenes Blut und kommt mit fremdem Blut nicht in Berührung. Für jeden Spender wird Einmal-Material verwendet. Im Übrigen gelten auch für die Blutspende die vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen. 13 14 ■ ➧ Wie groß ist das Risiko bei der ersten Hilfe? Eine HIV-Übertragung ist nur möglich, wenn das Blut des Verletzten direkt in die Blutbahn des Ersthelfers gelangt. Dieser Ansteckungsweg mit HIV ist aber bisher in Deutschland nie beobachtet worden. HIV kann die unverletzte Haut nicht durchdringen. Wegen möglicher – auch kleinster – Verletzungen an den Händen und aus Gründen der allgemeinen Hygiene sollten Ersthelfer aber trotzdem Schutzhandschuhe benutzen. Bei der Atemspende wird die Mund-zu-NaseBeatmung empfohlen. Eine Infektion über Blut ist durch einfache Masken vermeidbar, die leicht in den Erste-Hilfe-Kasten im Auto passen. Erste Hilfe hilft Leben retten – helfen Sie deshalb in jedem Fall! Aids ist keinesfalls ein Grund, die häufig lebensentscheidende erste Hilfe zu verzögern oder gar zu verweigern! Empfehlenswerte Ausbildungen und Nachschulungen zur ersten Hilfe bieten z.B. der Arbeiter-Samariter-Bund, das Deutsche Rote Kreuz, die Johanniter-Unfallhilfe und der Malteser-Hilfsdienst an. 14 Schutz 15 ■ ➧ Wie schützen Sie sich beim Sex? Wirksamen Schutz vor einer Ansteckung gibt Safer Sex. Das sind sexuelle Kontakte, bei denen keine Samen- oder Scheidenflüssigkeit und kein Blut (auch Blutspuren) auf Schleimhäute (씮Frage 7), in offene Wunden oder in den Körper der Partnerin oder des Partners gelangen. Das gilt für alle Menschen – ganz unabhängig von sexueller Orientierung und sexuellen Vorlieben! Safer Sex schützt übrigens auch vor einer ungewollten Schwangerschaft, und weitgehend auch vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten. Deshalb: Immer, wenn Sie sich nicht ganz sicher sind – Safer Sex und Kondome! Safer Sex heißt: auf jeden Fall Kondome überrollen vor dem Vaginal- oder Analverkehr. Beim Analverkehr zusätzlich reichlich fettfreies, wasserlösliches Gleitmittel verwenden (씮Frage 17). Oder Sex ohne „Eindringen“ des Gliedes in eine Körperöffnung des Partners/der Partnerin (z.B. Petting). Beim Oralverkehr sollte vor allem kein Sperma in den Mund gelangen. Über die Virusmenge im so genannten Lusttropfen kann man keine sicheren Aussagen machen. Das Infektionsrisiko dadurch allein (also ohne, dass Sperma in den Mund kommt) ist nach heutiger Kenntnis als äußerst gering einzu- 15 stufen. Wer ganz sichergehen will, sollte auch beim Oralverkehr ein Kondom verwenden. Beim Oralverkehr mit einer Frau kann die Aufnahme von möglicherweise infektiöser Flüssigkeit durch Latextücher oder reißfeste Klarsichtfolien verhindert werden2. In der Scheidenflüssigkeit kann die HI-Viruskonzentration ebenfalls hoch sein – also ist eine Infektion bei vaginalem Verkehr möglich. Während der Menstruation besteht wegen der möglichen Blutbeimengungen ein erhöhtes Infektionsrisiko für den Mann, aber wegen der entstandenen Wunde in der Gebärmutter auch für die Frau. Auch beim Sex zwischen Frauen sollte deshalb darauf geachtet werden, dass keine Scheidenflüssigkeit auf die Schleimhäute oder in Körperöffnungen der Partnerin gelangt. Wenn Sie Genaueres wissen möchten oder sich bezüglich Ihres eigenen sexuellen Verhaltens unsicher sind, lassen Sie sich am besten persönlich beraten (씮Fragen 24 und 25) oder informieren Sie sich anhand von Informationsmaterial (siehe Seite 32). Wichtig: Eine HIV-Infektion kann man niemandem ansehen! Ob Ihre Sexualpartnerin oder Ihr Sexualpartner infiziert ist, erfahren Sie vielleicht gar nicht. Oder Sie wollen es gar nicht so genau wissen, weil Sie verliebt sind. Auch und gerade, wenn man in einer langen Partnerschaft lebt – Risiken werden leicht verdrängt. Absoluten Schutz vor einer HIVInfektion beim Sex gibt es nur 쮿 bei sexueller Enthaltsamkeit oder 쮿 in einer vollständig treuen Partnerschaft zwischen zwei nicht infizierten Partnern. 2 Eine solche Abdeckung ist ggf. eine sinnvolle Maßnahme; es gibt jedoch keine wissenschaftlichen Studien über die Wirksamkeit solcher Barrieren gegen die HIV-Infektion. 16 Mehr zu Safer Sex erfahren Sie in der Broschüre „Safer Sex ... sicher“, die Sie kostenlos bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bestellen (siehe Seite 32) oder im Internet (www.gib-aids-keine-chance.de) lesen können. 16 ■ ➧ Gibt es im Urlaub und auf Reisen besondere Risiken? Auch auf Reisen gilt: Eine HIV-Infektion kann man niemandem ansehen. Aber die Suche nach Entspannung, Abenteuer oder auch Liebe kann die gewohnte Vorsicht vergessen lassen. Und über Infektionsrisiken wird im entscheidenden Augenblick kaum miteinander gesprochen. Oder es fehlen in der fremden Sprache die richtigen Worte. In sehr vielen Ländern ist HIV heute erheblich stärker verbreitet als in Deutschland. Das gilt nicht etwa nur für weit entfernte Reiseziele: auch in vielen europäischen Ländern sind sexuell übertragbare Infektionen einschließlich HIV erheblich stärker verbreitet als in Deutschland. Der Schutz durch Kondome ist also auf Reisen eine besonders wichtige Lebensversicherung. Am besten nehmen Sie bereits genügend qualitätsgeprüfte Kondome auf die Reise mit. Kondome schützen nicht nur vor HIV, sondern weitgehend auch vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten. Einige dieser – weltweit zunehmend verbreiteten – Krankheiten sind absolut nicht harmlos, sondern eine u.U. folgenschwere Gesundheitsgefährdung! 17 Gesundheitstipps für unbeschwertes Reisen und Urlaub finden Sie im Internet unter www.bzga-reisegesundheit.de oder in der kostenlosen Broschüre der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung „ReiseFieber – Gesundheitstipps für einen unbeschwerten Urlaub“ (Bestell-Nummer 80040000, bestellen siehe „Service“, Seite 32). Sollten Sie ein Risiko eingegangen sein, lassen Sie sich nach der Rückkehr beraten (씮Frage 25). 17 ■ ➧ Was sollten Sie über Kondome wissen? Kondome bestehen meist aus einer nur wenige hundertstel Millimeter dünnen, hochelastischen und gleichzeitig sehr belastbaren Latexhaut. Sie sind bei richtiger Anwendung sehr zuverlässig. Es gibt auch latexfreie Kondome aus Polyurethan (PU). Ihre Sicherheit liegt nach heutigem Wissen auf gleichem Niveau wie bei Latexkondomen. Sie sind vor allem für Menschen mit einer Latexallergie empfehlenswert. Verwenden Sie nur Produkte mit dem hohen Europaeinheitlichen Sicherheitsstandard: Auf der Verpackung finden Sie die CE-Kennzeichnung [ ] mit einer Nummer der Prüfstelle. Wichtig: das Haltbarkeitsdatum! Kondome dürfen nur einmal verwendet werden. Sie sollten keinen höheren Temperaturen (z.B. Sonnenhitze) oder Druck (z.B. in der Geldbörse) ausgesetzt werden. 18 Als Gleitmittel (insbesondere beim Analverkehr reichlich zu verwenden) dürfen bei Latexkondomen nur wasserlösliche Produkte verwendet werden (zum Beispiel Femilind oder Soft Glide3). Öl- und fetthaltige Produkte (wie zum Beispiel Vaseline, Hautcremes oder Lotionen) machen Latexkondome spröde und führen schon bei geringer Beanspruchung zum Zerreißen. Auch die Verwendung von Spucke als Gleitmittel erhöht die Gefahr, dass das Kondom zerreißt. Kondome können Sie in fast allen Ländern kaufen. Es ist aber oft besser, sie wegen der Qualität von hier mitzunehmen. Kondome gibt es in Supermärkten, Drogerien, Apotheken, Tankstellen, speziellen Kondomläden, Sexshops und aus Automaten. Die richtige und sichere Anwendung erfordert etwas Übung. Jeder Kondompackung liegt eine Gebrauchsanleitung mit praktischen Tipps bei. Am besten probiert man(n) es erst einmal allein aus. Und auch Frauen sollten sich rechtzeitig mit der Handhabung von Kondomen vertraut machen – dann geht es im Ernstfall weit besser und sicherer! Frauen wie Männer sind gleichermaßen verantwortlich für Wohlbefinden und Sicherheit beim Sex. Beide sollten also im Zweifelsfall auf Kondomen bestehen. Und: Ihr Partner oder Ihre Partnerin wird es mit großer Wahrscheinlichkeit gut finden und erleichtert sein, wenn Sie die Initiative dazu übernehmen. 3 Die Nennung dieser Produkte bedeutet keine Werbung! 19 18 ■ ➧ Was tun, wenn das Kondom reißt? – Sofortmaßnahmen und Tipps für den Notfall Trotz aller Sorgfalt – und trotz der hohen Sicherheit, die Kondome bieten: manchmal kann doch etwas schief gehen. Und man befürchtet eine Ansteckung oder eine unerwünschte Schwangerschaft. Wenn das Kondom reißen sollte, müssen Sie jedoch nicht in Panik geraten. Denn Sie können etwas tun. Als Notfallmaßnahme zur Verhütung einer Schwangerschaft kann durch die „Pille danach“ innerhalb von maximal 72 Stunden die Einnistung einer befruchteten Eizelle verhindert werden. Gehen Sie daher sobald wie möglich (je früher, desto besser) zu einem Frauenarzt, einer Beratungsstelle (mit Ärztin) oder, speziell am Wochenende, zu den Notdiensten oder einem Krankenhaus mit gynäkologischer Abteilung. Sollte es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen passieren, dass z.B. durch ein gerissenes oder abgerutschtes Kondom die Möglichkeit einer HIV-Ansteckung besteht, kann eine Infektion durch Sofortmaßnahmen und – unter bestimmten Bedingungen – die rechtzeitige Einnahme spezieller Medikamente möglicherweise verhindert werden (씮Frage 19). Wenn das Kondom reißt, sollten Sie bzw. Ihre Partnerin oder Ihr Partner zur Senkung des Ansteckungsrisikos sofort Folgendes tun: 쮿 Bei oralem Sex Sperma sofort ausspucken, den Mund ausspülen und Mund und Rachen mit möglichst hochprozentigem Alkohol nachspülen. 20 쮿 Bei Aufnahme von Sperma in die Scheide oder in den Enddarm kann äußerliches Abbrausen zur Risikominderung beitragen. Durch Pressen bzw. Stuhlgang können Sie versuchen, aufgenommenes Sperma teilweise aus der Scheide bzw. dem Enddarm zu entfernen. Nehmen Sie keine inneren Spülungen von Scheide oder Enddarm vor, da dabei die Infektionsgefahr durch mögliche Verletzungen und tieferes Hineinspülen der Krankheitserreger eher erhöht als verringert wird. 쮿 Nach aktivem Scheiden- oder Darmverkehr kann der Mann die Infektionsgefahr durch Urinieren und Abbrausen des Gliedes vermindern. Dabei die Vorrhaut zurückziehen. 쮿 Wenn Sie mit einem HIV-positiven Partner zusammenleben, sollten Sie sich über zusätzliche Möglichkeiten beraten lassen, das Risiko im Fall des Falles zu verringern (씮Frage 25). 19 ■ ➧ Was tun, wenn das Kondom reißt? – Medikamente für den Notfall Es ist im Medizinbereich bekannt, dass gezielte therapeutische Maßnahmen das Infektionsrisiko bei Unfällen wie z.B. Nadelstichverletzungen senken können. Es gibt heute die Möglichkeit, das gleiche Prinzip auch bei sexueller HIV-Übertragung zu nutzen (so genannte PEP, Post-Expositions-Prophylaxe). Nachdem Sie zuerst die unter Frage 18 aufgeführten Sofortmaßnahmen durchgeführt haben, muss ggf. möglichst rasch (maximal 72 Stunden) nach einem 21 eindeutigen Risikokontakt mit der Einnahme von Medikamenten begonnen werden, die zur Behandlung von HIV und Aids eingesetzt werden. Dadurch hofft man, die Einnistung von HIV im Körper (also eine Ansteckung) noch verhindern zu können. Die Erfahrungen damit sind heute noch nicht umfassend genug, um zuverlässige und umfassende Aussagen über die Wirksamkeit machen zu können. Sinnvoll ist eine PEP (nur) in folgenden Situationen: 쮿 nach ungeschütztem analen oder vaginalen Geschlechtsverkehr mit einem bekannt HIV-positiven Menschen (z.B. wegen eines gerissenen Kondoms); 쮿 nach ungeschütztem Oralverkehr, wenn hierbei Sperma eines eindeutig HIV-infizierten Partners aufgenommen wurde; 쮿 nach Gebrauch von Spritzbesteck nachgewiesen HIV-infizierter Menschen. Je früher sie einsetzt, desto wirksamer ist die PEP. Hierzu sollten Sie und Ihr Partner oder Ihre Partnerin die HIV-Ambulanz einer Klinik, oder, wenn diese für Sie nicht so schnell erreichbar ist, eine HIV-Schwerpunktpraxis aufsuchen. Der Arzt kann nach einem klärenden Gespräch unverzüglich mit der Therapie beginnen, wenn er die Notwendigkeit bzw. Sinnhaftigkeit einer PEP geklärt hat. Die Medikamente müssen nach einem strikten Zeitplan ca. 4 Wochen lang eingenommen werden. Es handelt sich um eine prophylaktische Behandlung, die nicht risikolos ist und daher durch einen erfahrenen Arzt überwacht werden sollte. Wenn eine der genannten 22 Risikosituationen vorgelegen hat und der Arzt die Therapie verordnet, können die Kosten eventuell im Einzelfall von der Krankenkasse übernommen werden. Es ist aber auch möglich, dass Ihre Kasse dies ablehnt und Sie die (nicht geringen) Kosten selbst übernehmen müssen. Die persönliche Telefonberatung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 0 18 05 – 555 444, (Kostenpflichtig – i.d.R. 0,14 €/Min. aus dem dt. Festnetz, abweichender Mobilfunktarif möglich.), Montag bis Donnerstag von 10.00 – 22.00 Uhr, Freitag bis Sonntag von 10.00 – 18.00 Uhr) berät Sie zur PEP und kann im Notfall akut Betroffenen (für die meisten Gebiete Deutschlands) auch individuell medizinische Ansprechpartner benennen. Eine Beratung zur PEP oder zu Sofortmaßnahmen nach einer Risikosituation kann auch unabhängig von einem konkreten Notfall vorbeugend stattfinden, z.B. bei Partnerschaften, in denen ein Partner HIV-positiv ist. HIV-Test und Beratung 20 ■ ➧ Was wird beim HIV-Test untersucht? Nach einer Infektion werden nach einigen Wochen im Blut Antikörper (Abwehrstoffe) gegen HIV gebildet. Diese können mit dem „HIV-Test“ (korrekt oft auch als „HIV-Antikörpertest“ bezeichnet) nachgewiesen 23 werden. Nach etwa drei Monaten zeigt er mit hoher Sicherheit, ob HIV-Antikörper im Blut gebildet wurden („positiv“) oder nicht („negativ“). Weil im Blut eine Vielzahl anderer Antikörper vorhanden ist, wird ein im „Suchtest“ positives Testergebnis vor der Mitteilung mit einem sehr genauen und aufwendigen „Bestätigungstest“ kontrolliert – um die irrtümliche Annahme einer Ansteckung („falsch positiv“) auszuschließen. Ein „negatives“ Testergebnis (keine HIV-Antikörper nachgewiesen) ist also nur aussagekräftig, wenn das letzte Infektionsrisiko mindestens drei Monate zurückliegt. Bei einem „positiven“ Ergebnis des Such- und des Bestätigungstestes (HIV-Antikörper nachgewiesen) muss von einer HIV-Infektion ausgegangen werden. Ein solches Ergebnis ist für den betroffenen Menschen sehr folgenschwer (씮Frage 26). Grundsätzlich gilt: Der Test darf nur mit Ihrer Einwilligung durchgeführt werden. Eine Beratung vorher (am besten auch nach Erhalt des Testergebnisses) ist sehr anzuraten (씮Fragen 24 und 25)! 21 ■ ➧ Gibt es andere Testverfahren auf HIV? Neben dem HIV-Antikörpertest ist auch der direkte Nachweis des Virus selbst oder seiner Bestandteile möglich. Dies hat aber nur in speziellen Fällen Bedeutung (zum Beispiel bei Neugeborenen infizierter Mütter oder zur Therapiekontrolle). 24 HIV-„Heimtests“ sind in Deutschland nicht zugelassen. Ablehnungsgründe sind unter anderem ihre fragliche Anwendungssicherheit und die Tatsache, dass im Falle eines positiven Testergebnisses kein Bestätigungstest (씮Frage 20) und keine unmittelbare persönliche Beratung stattfindet (씮Fragen 24 und 25). 22 ■ ➧ Was kann der HIV-Test nicht aussagen? Der Test ist keine Vorbeugungsmaßnahme! Er kann Sie nicht vor einer Ansteckung schützen. Gerade wenn der Test negativ ausgefallen ist, müssen Sie sich künftig vor einer Ansteckung schützen. 쮿 Der Test kann keine Aussage über eine Infektion in den letzten Wochen machen. Sein Missbrauch (z.B. als „Aids-frei“-Bescheinigungen in Partnerclubs oder in Bordellen) ist irreführend und vermittelt eine trügerische Sicherheit. 쮿 Der Test kann keine Aussage über die Zukunft machen. Falls Sie infiziert sind, kann er nicht vorhersagen, ob oder wann Sie an Aids erkranken. Er ist also kein „Aids-Test“. 23 ■ ➧ Wann ist ein HIV-Test sinnvoll? Ein Test sollte immer dann in Betracht gezogen werden, wenn Sie ein HIV-Risiko hatten. Der Test ist vor allem sinnvoll 25 쮿 bei Krankheitssymptomen wie anhaltendem Fieber, andauernden massiven Durchfällen, lang anhaltendem Nachtschweiß, Hauttumoren oder dauernden Schwellungen der Lymphknoten. In solchen Fällen unbedingt einen Arzt aufsuchen! 쮿 beim Wunsch nach ungeschützter Sexualität. Paare mit dem Wunsch nach Sex ohne Kondom (씮Frage 15) sollten sich testen lassen, falls ein früheres Infektionsrisiko nicht auszuschließen ist („Bilanztest“); 쮿 falls Sie früher Bluttransfusionen oder Blutprodukte bekommen haben, deren HIVSicherheit nicht gewährleistet war. Heute ist in Deutschland eine Ansteckung auf diesem Weg praktisch ausgeschlossen (씮Frage 9). 쮿 vor einer geplanten Schwangerschaft. Eine infizierte Mutter kann den Erreger auf ihr Kind übertragen. Deshalb ist vor einer geplanten Schwangerschaft eine Beratung und ggf. ein Test für beide Partner empfehlenswert (씮Fragen 7 und 8); HIV-Test im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge: Die mögliche Übertragung der HIV-Infektion der Mutter auf das Kind während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder beim Stillen kann heute durch medizinische Maßnahmen in über 98 % der Fälle verhindert werden. Dazu muss die Infektion der Mutter jedoch dem Arzt rechtzeitig bekannt sein! Ein HIV-Test ist deshalb im Rahmen der Schwangeren-Vorsorgeuntersuchungen vorgesehen und kann von jeder Frau in Anspruch genommen werden. Sprechen Sie am besten Ihren Arzt darauf an! 26 Wenn Sie ein HIV-Risiko hatten 쮿 und einen Test machen wollen, sollten Sie sich unbedingt ausführlich bei einem Arzt, beim Gesundheitsamt oder in einer AidsBeratungsstelle beraten lassen; 쮿 und keinen Test machen wollen, müssen Sie sich zukünftig so verhalten, als ob Sie infiziert wären: also konsequent Safer Sex mit allen Sexualpartnerinnen oder -partnern (씮Fragen 15 und 25)! In den ersten Monaten nach einem möglichen Infektionsrisiko sollten Sie kein Blut oder Plasma spenden. Und auf keinen Fall sollten Sie versuchen, etwa über den Weg einer solchen Spende ein kurz (also mehrere Wochen) zurückliegendes Ansteckungsrisiko abzuklären – Sie würden dadurch die Empfänger u.U. massiv gefährden. 24 ■ ➧ Warum ist die persönliche Beratung wichtig? Ein HIV-Ansteckungsrisiko und die Überlegung, den Test zu machen, werfen sehr persönliche Fragen auf. Hier kann Ihnen eine – auf Sie persönlich zugeschnittene – Beratung entscheidend helfen. Sie sollten sich auf ein mögliches positives Testergebnis vorbereiten. Denn die Tatsache, sich mit HIV angesteckt zu haben, wäre höchstwahrscheinlich ein Schock und ein tiefer Einschnitt in Ihr Leben. 27 Die Anonymität der Beratung und des Testergebnisses sind bei Beratungsstellen gewährleistet. Sie brauchen Ihren Namen nicht zu nennen, Beraterinnen und Berater sind außerdem zur Verschwiegenheit verpflichtet. (씮Frage 25) Wichtige Punkte bei einer Beratung: Das könnten Sie gefragt werden: 쮿 Gab es für Sie ein Ansteckungsrisiko? 쮿 Wie viel Zeit ist seitdem vergangen? 쮿 Wie stark belastet Sie die Ungewissheit über das Testergebnis? 쮿 Wie könnten Sie die Mitteilung einer HIV-Infektion verarbeiten? 쮿 Was würde ein „positives“ Ergebnis für Sie selbst bedeuten? 쮿 Wie haben Sie sich bisher geschützt? 쮿 Wie können Sie sich in Zukunft sicher schützen? 쮿 Was würde ein „positives“ Ergebnis für Ihre Partnerin oder Ihren Partner bedeuten? 쮿 Mit wem könnten Sie über ein „positives“ Ergebnis sprechen? 쮿 Mit welcher Unterstützung könnten Sie im privaten Bereich rechnen? Das sollten Sie fragen: 쮿 Wird das Testergebnis persönlich mitgeteilt? 쮿 Wie kann ich die Beratung zukünftig nutzen? 쮿 Kann ich in der belastenden Wartezeit auf das Testergebnis mit einer Beratung rechnen, falls ich dies wünsche? 쮿 Welche Aussagekraft hat das Testergebnis in meinem Fall? 28 쮿 Welche medizinischen Behandlungs- und Hilfsangebote gibt es bei einem „positiven“ Test? 쮿 Welche Möglichkeiten der seelischen Betreuung kann mir die Beratungsstelle anbieten? 쮿 Wie werden Schweigepflicht und Anonymität der Beratung und des Testergebnisses gesichert? 25 ■ ➧ Wo können Sie sich beraten und testen lassen? Test und Beratung 쮿 Die meisten Gesundheitsämter und besondere Aids-Beratungsstellen können für einen – meistens kostenlosen – HIV-Test Blut entnehmen und im Labor untersuchen lassen. Sie werden dort auch auf Wunsch anonym beraten und untersucht. 쮿 Niedergelassene Ärzte können den Test im Rahmen der Klärung von Gesundheitsstörungen auf Kosten der Krankenkasse durchführen. Wenn Sie allerdings den Test anonym machen lassen wollen, besprechen Sie dies und die Frage der Kosten mit dem Arzt. 쮿 Einige freie und kirchliche Aids-Beratungsstellen bieten den Test an, außerdem Medizinaluntersuchungsämter und Tropeninstitute. Beratung 쮿 Die AIDS-Hilfen bieten Beratung an, jedoch nicht die Durchführung des Tests (siehe Telefonbuch oder im Internet www.aidsberatung.de). 29 쮿 Die Telefonberatung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Köln berät Sie täglich ab 10 Uhr persönlich und anonym. Sie nennt Ihnen auch Beratungsstellen in Ihrer Nähe: Telefon 0 18 05–555 444 (Kostenpflichtig – i.d.R. 0,14 €/Min. aus dem dt. Festnetz, abweichender Mobilfunktarif möglich.). Über [email protected] oder www.aidsberatung.de können Sie auch online Fragen stellen. 26 ■ ➧ Wenn der HIV-Test positiv ist … was nun? Eine HIV-Infektion verändert das Leben grundlegend. Doch die Chancen auf eine längere Zeit ohne Krankheitssymptome haben sich in den letzten Jahren deutlich gebessert. Voraussetzung: Sie leben gesundheitsbewusst, Sie lassen sich regelmäßig medizinisch betreuen und Sie halten sich an den Rat Ihres Arztes. HIV-positiv sein heißt, lebenslang für andere Menschen ansteckend zu sein. Im Blut und in anderen zellreichen Körperflüssigkeiten wie Scheidenoder Samenflüssigkeit befindet sich ansteckungsfähiges HIV. Auch wenn das Virus als Folge der Medikamente im Blut nicht mehr nachweisbar ist, kann die HIV-Konzentration in der Samenflüssigkeit oder im Scheidensekret noch hoch genug sein, um andere anzustecken! 30 쮿 Im eigenen Interesse ist es sinnvoll, alle behandelnden Ärzte über die HIV-Infektion zu informieren. Dadurch können wichtige Entscheidungen für Diagnose und Behandlung getroffen werden. 쮿 Sie sollten Ihre Sexualpartnerinnen und -partner über die Infektion informieren. Die konsequente Benutzung von Kondomen bei Sexualkontakten ist unbedingt notwendig. Bitte denken Sie auch daran: HIV-Infizierte dürfen 쮿 kein Blut oder Plasma, 쮿 keine Organe und 쮿 keinen Samen spenden. Spenderausweise müssen vernichtet werden. Wie die Mitteilung Ihrer Infektion auf Ihre Familie, Lebenspartner, Freunde oder Bekannte wirkt, kann kaum vorausgesagt werden. Deshalb sollten Sie bereits vorher die Unterstützung von erfahrenen Beraterinnen und Beratern oder auch von Selbsthilfegruppen nutzen. Um die Probleme, die sich ergeben können, besser bewältigen zu können. 31 Ein Wort zum Schluss HIV-Infizierte oder Aidskranke sind – wie andere schwerkranke Menschen auch – in besonderem Maße auf unsere mitmenschliche Zuwendung und unsere praktische Solidarität angewiesen. Wir können ihnen dadurch helfen, die besonderen Belastungen leichter zu ertragen. Und: Mit Spenden an Aids-Initiativen wie z.B. die Deutsche AIDS-Stiftung (Konto 400 bei Bank für Sozialwirtschaft [BfS], Köln, BLZ 370 205 00) oder die Deutsche AIDS-Hilfe (Konto 220 220 220 bei Berliner Sparkasse, BLZ 100 500 00) können Sie deren wichtige Arbeit entscheidend unterstützen. Auch wenn Sie keinen Infizierten oder Aidskranken persönlich kennen, können Sie zu einem gesellschaftlichen Klima beitragen, in dem Gefährdete und Betroffene ohne Angst vor Ablehnung und Ausgrenzung leben: am Arbeitsplatz, im Freundesund Bekanntenkreis, in der Familie. Eltern infizierter Kinder – vor allem Alleinerziehende – sind ganz besonders auf Hilfe und Unterstützung von außen angewiesen. Und noch etwas: Infizierte, die keine Angst vor Zurückweisung haben müssen, können auch ihrerseits durch Offenheit leichter zum Abbau von Vorurteilen und zum Schutz ihrer Sexualpartner beitragen. 32 Service: Wenn Sie mehr wissen oder Broschüren bestellen wollen Ausgewählte Broschüren der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zur Aids-Information: 쮿 „HIV-Übertragung und Aids-Gefahr, Situationen/Risiken/Ratschläge", Bestell-Nr.: deutsch 70280000, türkisch 70280060, englisch 70280070, französisch 70280080, russisch 70280110 쮿 „Safer-Sex ... sicher“, Bestell-Nr.: 70420000 쮿 „ReiseFieber! Gesundheits-Tipps für einen unbeschwerten Urlaub“, Bestell-Nr.: 80040000 쮿 „Ach, übrigens …“. Informationen über sexuell übertragbare Infektionen, Bestell-Nr.: 70410000 쮿 „...ist da was?“. Kurz und knapp: Wichtiges über sexuell übertragbare Krankheiten, mit vielen Zeichnungen, Bestell-Nr.: 70430000 쮿 Aids-Prävention, Medienübersicht über die aktuellen Materialien, Bestell-Nr.: 70950000 33 Weitergehende Informationen auch im Internet: www.gib-aids-keine-chance.de und www.machsmit.de Die persönliche Telefonberatung der BZgA ist auch online unter www.aidsberatung.de erreichbar. Die Materialien der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sind in der Regel kostenlos erhältlich. Bestellungen: per Post: per Telefax: im Internet: per E-Mail: 34 BZgA, 51101 Köln 02 21 – 89 92 257 www.bzga.de [email protected] Persönliche Telefonberatung: 0 18 05 – 555 444 (Kostenpflichtig – i.d.R. 0,14 €/Min. aus dem dt. Festnetz, abweichender Mobilfunktarif möglich.) Internet: www.aidsberatung.de www.gib-aids-keine-chance.de Impressum: Ausgabe 2006 Herausgegeben von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln, im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit. Erscheinungsdatum: April 2007 Auflagenangabe: 7.150.10.07 Diese Broschüre wird von der BZgA, 51101 Köln, kostenlos abgegeben. Sie ist nicht zum Weiterverkauf durch die Empfängerin/den Empfänger oder Dritte bestimmt. Bestell-Nr.: 70010000 Alle Rechte vorbehalten.