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UNIVERSITÄTSKLINIKUM DES SAARLANDES
- Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie D – 66421 Homburg/Saar
Neuropsychiatrie für
Psychologen
Suchterkrankungen
SS 2009
Dr. Bernd Behrendt
Neuropsychiatrie für Psychologen SS 2009
UKS Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Dr. Bernd Behrendt
Folie 1
Übersicht
• Störungen durch psychotrope Substanzen
nach ICD10
• Begriffsbestimmungen, Zahlen,
Symptomatik
• Alkoholbedingte Störungen
• Drogenbedingte Störungen
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Der Kleine Prinz
ANTOINE DE SAINT-EXUPÈRY
Kapitel XII
Den nächsten Planeten bewohnte ein Säufer. Dieser Besuch war sehr kurz, aber er
tauchte den kleinen Prinzen in eine tiefe Schwermut.
»Was machst du da?« fragte er den Säufer, den er stumm vor einer Reihe leerer und
einer Reihe voller Flaschen sitzend antraf.
»Ich trinke«, antwortete der Säfer mit düsterer Miene.
»Warum trinkst du?« fragte ihn der kleine Prinz.
»Um zu vergessen«, antwortete der Säufer.
»Um was zu vergessen?« erkundigte sich der kleine Prinz, der ihn schon bedauerte.
»Um zu vergessen, daß ich mich schäme«, gestand der Säufer und senkte den Kopf.
»Weshalb schämst du dich?« fragte der kleine Prinz, der den Wunsch hatte, ihm zu
helfen.
»Weil ich saufe!« endete der Säufer und verschloß sich endgültig in sein Schweigen.
Und der kleine Prinz verschwand bestürzt.
Die großen Leute sind entschieden sehr, sehr wunderlich, sagte er zu sich auf seiner
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Reise.
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Überblick: ICD10-Kategorien
•
•
•
•
•
•
F0
F1
F2
F3
F4
F5
•
•
•
•
F6
F7
F8
F9
• F99
Organische und symptomatische psychische Störungen
Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen
Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen
Affektive Störungen
Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen
Verhaltensauffälligkeiten in Verbindung mit körperlichen
Störungen
Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
Intelligenzminderung
Entwicklungsstörungen
Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der
Kindheit und Jugend
nicht näher bezeichnete psychische Störung
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F 1 Psychische und Verhaltensstörungen
durch psychotrope Substanzen (ICD 10)
F10 Störungen durch Alkohol
F11 Störungen durch Opioide
F12 Störungen durch Cannabinoide
F13 Störungen durch Sedativa oder Hypnotika
F14 Störungen durch Kokain
F15 Störungen durch andere Stimulantien,
einschliesslich Koffein
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F 1 Psychische und Verhaltensstörungen
durch psychotrope Substanzen (ICD 10)
F16 Störungen durch Halluzinogene
F17 Störungen durch Tabak
F18 Störungen durch flüchtige Lösungsmittel
F19 Störungen durch multiplen Substanzgebrauch
und Konsum anderer psychotroper
Substanzen
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Begriffsbestimmungen
Sucht
leitet sich aus dem altgermanischen ab:
Suht = Krankheit
Siechtum
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Begriffsbestimmungen
Seelische Abhängigkeit
das unwiderstehliche Verlangen, nach einer weiteren oder
dauernden Einnahme einer Substanz, um Lust zu erzeugen und
Missbehagen zu vermeiden.
Körperliche Abhängigkeit
Ist ein Zustand des Organismus, in dem gegenüber der Droge eine
Toleranz entwickelt worden ist. Um ein Entzugssyndrom zu vermeiden,
muss die Droge ständig zugeführt werden.
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Begriffsbestimmungen
Toleranzentwicklung
Nach längerem Gebrauch muss die Dosis gesteigert werden, um die
gleiche Wirkung zu erzielen
Entzugssyndrom
Symptome, die nach längerem Gebrauch und deren nachfolgendem
Absetzen der Substanz auftreten
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Begriffsbestimmungen
Suchtpotential
„Fähigkeit“ einer Substanz, bei einem Menschen Abhängigkeit zu
erzeugen; korreliert mit der Anzahl der Menschen, die davon abhängig
werden und der Geschwindigkeit der Abhängigkeitsentwicklung
Polytoxikomanie
Mehrfachabhängigkeit; die Betroffenen haben mindestens 6 Monate
lang wiederholt mindestens 3 unterschiedliche psychotrope Substanzen
konsumiert.
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Begriffsbestimmungen
Missbrauch (Abusus)/schädlicher Konsum
bezeichnet die Verwendung von Medikamenten oder Genussmitteln
ohne medizinische Indikation und/oder in übermäßiger Dosierung;
oft ist es noch möglich, dass die Betroffenen aufgrund eigener
Anstrengungen den Missbrauch beenden können, häufig aber auch
die Vorstufe zur Abhängigkeit.
- Der Suchtmittelkonsum führt zur Vernachlässigung von Pflichten
- Das Suchtmittel wird trotz körperlicher Risiken konsumiert.
- Das Suchtmittel wird konsumiert, obwohl Probleme mit der Polizei
auftreten (z.B. Führerscheinentzug)
- Das Suchtmittel wird konsumiert, obwohl psychosoziale
Folgeprobleme auftreten
Missbrauch = Mindestens eines dieser Kriterien im letzten Jahr
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Begriffsbestimmungen
Abhängigkeit (nach ICD-10)
• starker Wunsch oder eine Art „Zwang“, Suchtmittel zu konsumieren
• verminderte Kontrollfähigkeit
• körperliches Entzugssyndrom
• Nachweis einer Toleranz
• fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügen oder Interessen
• anhaltender Konsum trotz Nachweises eindeutiger schädlicher Folgen
(Mindestens drei dieser Kriterien gleichzeitig im letzten Jahr)
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Diagnostik
Veränderungen von Laborwerten
pathologische Erhöhung bei
- Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT)
bei 70-80% der Alkoholabhängigen erhöht
- mittleres Erythrozytenvolumen (MCV), bei mehr als zwei
Dritteln der Alkoholabhängigen
- Leberenzyme GOT und GPT erhöht
- ebenso das „Carbohydrate-deficient transferrin“ CDT
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Diagnostik
Zusatzdiagnosen bei Alkoholabhängigen (Komorbidität)
• bei 40-60% der alkoholabhängigen Frauen
- Angststörungen und depressive Syndrome
- seltener Persönlichkeitsstörungen
• bei Männern 20-40% psychiatrische Komorbidität
- depressive Erkrankungen
- Angststörungen
- Persönlichkeitsstörungen
- 10% zusätzlich abhängig von anderen Substanzen
• bei Komorbidität intensivere Behandlung, schlechtere
Prognose
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Einige Zahlen...
- in Deutschland gibt es ca. 2 Millionen Alkoholabhängige:
- 5 % der erwachsenen Männer
- 2 % der erwachsenen Frauen
- der jährliche pro-Kopf-Konsum beträgt etwa 12 Litern reinen Alkohol
- Todesfälle an Leberzirrhosen korrelieren mit dem Alkoholkonsum
- hohe Suizidraten
Behandlungsprävalenz
- 30% aller Patienten in psychiatrischen Krankenhäusern
- 20% Alkoholabhängige in internistischen und chirurgischen Abteilungen
- 10% der Patientinnen in der Gynäkologie
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Folie 16
Relative Häufigkeit der Abhängigkeitserkrankungen
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Folie 17
Entwicklung von Abhängigkeit
Biologische Faktoren
(Rezeptoren)
Genetische Faktoren
Soziale Faktoren
Lerngeschichte
Sucht
Persönlichkeitsstruktur
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Aktuelle
Belastungen
Verfügbarkeit
der Droge
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Dispositions-Expositions-Modell
hohe Disposition
niedrige Exposition
a
krank
niedrige Disposition
hohe Exposition
b
gesund
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c
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Dispositions-Expositions-Modell
Heroin
a
krank
Alkohol
b
gesund
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c
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Alkoholbedingte Störungen
Entwicklungsstadien (nach Jellinek):
• Präalkoholische Phase
Trinken zum Spannungsabbau, erhöhte Alkoholtoleranz
• Prodromalphase
weitere Toleranzentwicklung, heimliches Trinken,
amnestische Lücken
• Kritische Phase
starke psychische Abhängigkeit, beginnende Wesensänderung
• Chronische Phase
prolongierte Räusche, beginnende Alkoholintoleranz,
morgendliche Entzugserscheinungen
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Typologie nach Jellinek
Typ
Muster
Abhängigkeit Kennzeichen
Alpha
Konflikt-Trinker
zeitweise
psychisch
Kein Kontrollverlust
Fähigkeit zur Abstinenz
GelegenheitsTrinker
keine
Kein Kontrollverlust
Fähigkeit zur Abstinenz
Zuerst psychisch
dann physisch
Kontrollverlust
zeitweise Fähigkeit zur
Abstinenz
physisch
Kein Kontrollverlust
Unfähigkeit zur Abstinenz
psychisch
Kontrollverlust
Fähigkeit zur Abstinenz
5%
Beta
5%
Gamma Süchtiger
65%
Trinker
Delta
GewohnheitsTrinker
20%
Epsilon Episodischer
5%
Trinker ‚Dipsomanie‘
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Typologie nach Cloninger
Typ
Kennzeichen
I
Später Krankheitsbeginn
Kaum familiäre Belastung
Keine Geschlechterpräferenz
Bessere Prognose
II
Beginn vor dem 25. Lebensjahr
Erhöhte familiäre Belastung
Eher männlich
Häufig in Kombination mit antisozialer
Persönlichkeitsstörung
Schlechtere Prognose
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Symptomatik
Einfacher Alkoholrausch:
Psychopathologie
Vegetative Symptome
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Bewußtseinstrübung
Durchgangssyndrom
Denk-, Konzentrationsstörungen
Euphorie und Enthemmung
Depressive Verstimmung
Erhöhte Suizidgefahr
Gesichtsrötung, Augentränen,
Tachykardie, Schwitzen,
Übelkeit
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Folie 24
Symptomatik
Alkoholwirkung:
ab 0,3‰
Euphorisierung, Enthemmung, Reaktionsverlangsamung
0,8 - 1,2‰
Angetrunkenheit: erste Anzeichen von Störungen der
Koordination
1,2 - 1,6‰
leichter Rausch: ausgeprägte Enthemmung mit
Situationsverkennung und Fehleinschätzung von
Gefahrensituationen, erhebliche Störung von
Aufmerksamkeit und Reaktionsvermögen,
Gangunsicherheit, lallende Sprache
1,6 - 2,0‰
sukzessive Zunahme der erwähnten Merkmale
> 2,0‰
schwerer Rausch: zunehmende Schwerbesinnlichkeit mit
Übergang in Somnolenz; erheblich eingeschränkte
Steuerungsfähigkeit
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Folie 25
Symptomatik
Alkoholentzugssyndrom (Prädelir):
Magen-Darm-Trakt: Brechreiz, Durchfälle
Kreislauf:
Tachykardie, Hypertonie
Atmung:
Tachypnoe
Vegetativum:
erhöhte Schweißneigung,
Schlafstörungen
ZNS:
generalisierte Krampfanfälle,
Tremor, Dysarthrie, Ataxie, innere
Unruhe, Antriebssteigerung,
ängstliche, dysphorische, depressive
Verstimmung, (opt.)Halluzinationen,
Wahrnehmungsstörungen
Generalisierte Krampfanfälle Folie 26
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Symptomatik
Alkoholentzugssyndrom (Prädelir):
• Das Entzugssyndrom klingt in der Regel nach 3 bis 7
Tagen ab
• Bei etwa einem Drittel ist eine medikamentöse
Mitbehandlung erforderlich (z.B. Distraneurin,
Carbamazepin oder Benzodiazepine)
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Symptomatik
Alkoholdelir (Delirium Tremens) :
• Tritt bei 5 – 15% aller Alkoholabhängigen auf
• Auslöser oft „Gelegenheitsursachen“ (z.B. Infekte,
Unfälle, die das Fortsetzen des Konsums nicht zulassen)
• Letalitätsrate bei 25%, wenn unbehandelt
• Dauer ca. 3-5 Tage
• Symptomatik ist ausgeprägter als beim Prädelir
• Interindividuelle Unterschiede
bei der Symptomatik
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Symptomatik
Alkoholdelir (Delirium Tremens) :
•
•
•
•
•
•
•
•
Bewusstseinstrübung
Desorientiertheit
Situations- und Personenverkennung
Optische Halluzinationen und Akoasmen
Paranoides Erleben
Erhöhte Suggestibilität
Hypermotorik (Nesteln, Herumsuchen)
Ausgeprägte vegetative, psychische und körperliche
Symptomatik
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Symptomatik
Alkoholhalluzinose :
•
•
•
•
•
akustische Halluzinationen
Dauer: einige Tage bis mehrere Monate
Patienten sind meist zeitlich und örtlich orientiert
keine vegetativen Entgleisungen
Patienten wissen, dass sie halluzinieren
(„Pseudohalluzinationen“)
• ängstliche Grundstimmung
• Symptome bilden sich bei Abstinenz und Therapie mit
Antipsychotika zurück
• bei fortgesetztem Abusus Chronifizierung möglich
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Symptomatik
Wernicke-Enzephalopathie :
• schwerste Alkoholfolgeerkrankung
• Bewusstseinstrübung
• amnestisches Syndrom
• neurologische Symptome
(pathologischer Nystagmus,
Augenmuskellähmungen,
Pupillenstörung, Ataxie)
Atrophie der Corpora mamillaria
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Symptomatik
Korsakow-Syndrom:
•
•
•
•
•
•
amnestisches Syndrom
kann bei verschiedensten Hirnschädigungen auftreten
gekennzeichnet durch
1. Desorientierung zu Zeit, Ort und evtl. eigener
Person
2. Merkfähigkeitsstörung (besonders KZG)
3. Konfabulationen
Kann sich nach einem Alkoholdelir entwickeln
prinzipiell rückbildungsfähig, oft aber chronischer Verlauf
Letalität 15 – 20%
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Symptomatik
Folgen:
neurologisch
psychiatrisch
internistisch
sozial:
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- Anfälle, Wernicke-Syndrom, Korsakow-Syndrom,
Atrophie (Groß- und Kleinhirn) Polyneuropathie,
Myopathie
- Delir, Halluzinose, Wesensänderung, KorsakowSyndrom, Demenz
- Magen-Darm-Trakt (Magenschleimhaut- LeberBauchspeicheldrüsenentzündung, Leberzirrhose,
Mangelernährung, B1-Mangel, Karzinome),
Herzmuskelerkrankung, Bluthochdruck, hormonell:
Hodenatrophie, erniedrigtes Testosteron und
erhöhtes Östrogen, Abwehrschwäche,
Infektionskrankheiten (z.B. Tuberkulose)
- Invalidität, Delikte, Suizidalität (1/4 Suizidversuche,
15 % Suizid), soziale Komplikationen (in Beruf und
Familie)
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Folie 33
Therapie
Frühintervention:
individuelle Planung je nach Krankheitsstadium
- bei schädlichem Gebrauch:
Gespräch mit Hinweis auf Warnsymptome
- bei Alkholabhängigkeit:
aufklärendes und konfrontierendes Gespräch
- Motivationsarbeit unter Einbeziehung der Angehörigen
- Überweisung in Fachambulanz bzw. Suchtberatungsstelle
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Folie 34
Therapie
Entgiftung:
- stationäre Entwöhnungstherapie
- ambulante Behandlung
- Selbsthilfegruppen
pharmakologische Behandlung bei 30-50% der Entgiftungen
• Distraneurin (Clomethiazol – hypnotische und antikonvulsive
Wirkung)
• Neuroleptika (bei halluzinatorischen Symptomen)
• Carbamazepin (zur Anfallsprophylaxe)
• Aponal (bei leichten Entzugssymptomen)
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Folie 35
•
Therapie
Entwöhnung:
Ziel: Festigung des Abstinenzwunsches
individuelle Therapieplanung:
- ambulante Behandlung
- teilstationäre Behandlung
- stationäre Kurzzeitbehandlung (4-6 Wochen), mittelfristige
Behandlung (2-4 Monate)
-6 Monatsbehandlung bei schlechter Prognose
- Prognose eher ungünstig: Rezidivquote nach 5 Jahren
zwischen 50 und 80%
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Folie 36
Therapie
Einteilung
• Kontaktphase
• Entgiftungsphase
• Entwöhnungsphase
• Nachsorgephase
Erfolgsraten
• bei der Entgiftung können bis zu 50 % der primär
unmotivierten Patienten zum Antreten der nächsten
Behandlungsschritte motiviert werden
• nach der Entwöhnung können 50 % langfristig stabilisiert
werden
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Folie 37
Therapie
Selbsthilfegruppen:
• Kreuzbund
• Anonyme Alkoholiker
• Blaues Kreuz
• Caritas-Verband
• Guttempler ...
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Folie 38
Therapie
Psychologische Therapieverfahren
• Aversionsverfahren
• Verdeckte Konditionierung
• tiefenpsychologisch orientierte Psychotherapie
• kognitive Verhaltenstherapie
• Selbstkontrolltechniken
• multimodale Behandlungsstrategien
• Psychoedukation
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Folie 39
F 1 Psychische und Verhaltensstörungen
durch psychotrope Substanzen (ICD 10)
F10 Störungen durch Alkohol
F11 Störungen durch Opioide
F12 Störungen durch Cannabinoide
F13 Störungen durch Sedativa oder Hypnotika
F14 Störungen durch Kokain
F15 Störungen durch andere Stimulantien,
einschliesslich Koffein
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Folie 40
Drogenbedingte Störungen
„Illegale Drogen“
• „weiche“ Drogen: Cannabis, Marihuana, ...
• „harte“ Drogen: Opiate, Kokain, Crack, ...
• Lebenszeitprävalenzrate für Marihuana:
Männer 17%, Frauen 9%
• Anstieg von Kokain- und Amphetaminkonsum,
Reduzierung bei Heroin (aber immer noch die
häufigste Droge)
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Folie 41
Drogenbedingte Störungen
Störungen vom Morphin-/Opiat-Typ (F11)
• Wichtigste Substanzen: Morphin, Heroin, Codein,
Methadon
• Hauptwirkung: euphorisierend; Morphinderivate:
schmerzlindernd
• Höchstes Abhängigkeitspotential unter den Drogen,
rasche Toleranzentwicklung
• Entzugssymptomatik etwa 8 Stunden nach Absetzen
(v.a. Unruhe, Muskelschmerzen, Schlaflosigkeit,
abdominelle Krämpfe, Temperatur- und
Blutdruckanstieg); Dauer der Entzugssymptomatik:
ca. 10 Tage
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Folie 42
Drogenbedingte Störungen
Störungen durch Cannabinoide (F12)
• Wichtigste Substanzen: Cannabis, Marihuana
• Hauptwirkung: euphorisierend; aber auch vegetative
Symptome, Angstzustände, Wahrnehmungsstörungen
• Marihuana: Blätter und Blüten der Cannabispflanze, THCGehalt 1-5%(∆-9-Tetrahydrocannabinol)
• Haschisch: Cannabisharz, bis 10% THC-Gehalt
• Keine körperliche Abhängigkeit
• Cannabisintoxikation: u.a. Beeinträchtigung der
motorischen Koordination, Euphorie, Angst,
Mundtrockenheit, Zeitgitterstörung, Inhibition von Übelkeit
und Erbrechen; Horror-Trip; Flash-Back (psychotische
Episode ohne Einnahme der Droge)
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Folie 43
Therapie drogenbedingter Störungen
Psychotherapeutische Behandlung
• Verhaltenstherapie
• Tiefenpsychologische Therapieformen
• Gesprächspsychotherapie
• Eklektische Ansätze
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Folie 44
Therapie drogenbedingter Störungen
Sozialtherapeutische Behandlung
• Therapeutische Wohn- und Lebensgemeinschaften mit
„Exusern“ als Betreuern
• Therapeutische Gemeinschaft mit professionellen
Therapeuten (Fachklinik)
• Ambulante Selbsthilfegruppen (z.B. Blaukreuz,
Guttempler, Anonyme Alkoholiker)
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Folie 45
Therapie drogenbedingter Störungen
Medikamentöse Behandlung
• Unterstützung bei der Entgiftung (z.B. Beruhigung,
Schmerzlinderung)
• Behandlung der Begleit- und Folgeerkrankungen
• Methadon-Substitution bei Drogenabhängigen
(Behandlung mit legalen Ersatzstoffen illegaler
Substanzen)
• Einsatz von Opiatantagonisten
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Therapie drogenbedingter Störungen
Phase
Therapievorbereitung
Entgiftung
Entwöhnung
Nachsorge
Organisationsform
Ambulant
In der Regel stationär
In der Regel stationär,
zunehmend auch ambulant
In der Regel ambulant, zunehmend
auch teilstationär
Durchführende
Institution
Alkohol- und Drogenberatungsstellen,
psychosoziale
Beratungsstellen
Allgemeinkrankenhaus
(internistische Stationen),
spezielle Drogenkliniken,
Abteilungen psychiatrischer Krankenhäuser
Psycho- und soziotherapeut. orientierte Therapieeinrichtungen, weiterführende Stufen von Suchtkliniken,
Abteilungen psychiatrischer
Krankenhäuser
(Therapeutische)
Wohngemeinschaften, Nachsorgeeinrichtungen, Drogenberatungsstellen
Behandlungsziele
Beratung/Motivation,
Diagnosestellung,
Erstellung des
Behandlungsplans,
Vorbereitung auf die
stationäre Behandlung,
Überbrückungsbehandlung bei Wartezeiten
Körperliche Entgiftung,
Diagnose und Therapie
somatischer Begleiterkrankungen, Vorbereitung
auf Entwöhnungsbehandlung, erste psychotherapeutische Maßnahmen
Behandlung psychischer
Störungen, Rückfallprophylaxe, Aufbau von
Alternativen in wichtigen
Lebensbereichen,
Vorbereitung auf die
Entlassung
Bewältigung von
Krisen im Alltag, evtl.
Weiterbehandlung
mit Therapieinhalten aus der
Entwöhnungsphase
Behandlungsdauer
Ca. 2-10 Wochen,
zunehmend nur einige
Tage („Therapie sofort“)
1-3 Wochen (soweit keine
somatischen Begleiterkrankungen vorliegen)
1,5-6 Monate (Alkohol) bzw.
3-9 Monate (Drogen)
3-12 Monate
Vertretene
Berufe
Vorwiegend Sozialarbeiter und DiplomPsychologen,
konsiliarisch tätig
niedergelassene Ärzte
Vorwiegend Ärzte und
Pflegepersonal,
begleitende Betreuung
durch Mitarbeiter der
Beratungsstellen
Sozialarbeiter und DiplomPsychologen, Arbeits-,
Beschäftigungs- und
Sporttherapeuten
Teilstationär:
Sozialarbeiter und
Dipl.-Psychologen;
ambulant: siehe
Beratungsstelle
... und nun: Werbung
gegen
• Neuralgie
• Hysterie
• Depression
• Hirntonikum
• Kopfschmerz
• körperliche
und
psychische
Erschöpfung
• etc.
1886 Dr. John Pemberton Atlanta
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... und nun: Werbung
1885 Kokain für Kinder mit Zahnschmerzen
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Folie 49
... und nun: Werbung
gegen
• Schmerzen
• Beruhigung
• Depression
• Husten
• Bronchitis
• Asthma
• Magenkrebs
etc.
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Folie 50
... und nun: Werbung
als
• Narkotikum
• Schmerzmittel
• Beruhigungsmittel
vor 1937 in USA
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... und nun: Werbung
Amphetamine
zur
• Anregung
und als
• Appetitzügler
1938 Benzedrin Inhalator im Flugzeug, Methedrine als Appetitzügler
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Folie 52
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1887: Morphiumtropfen für zahnende Babys.
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Folie 53
... und nun: Werbung
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