Schauspielprogramm der Spielzeit 09/10

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SCHAUSPIEL
FELLINIS 8 ½ UA *01.10.09
FAUSTRECHT DER FREIHEIT UA *10.10.09
BONNIE & CLYDE UA *13.02.10
GODARD DRIVING UA *26.03.10
ENDSTATION SEHNSUCHT *22.05.10
160
WIEDERAUFNAHMEN
DIE RÄUBER – NEUE FASSUNG!
WALLENSTEIN
DIRTY RICH
Vorspann
Ein Künstler in der Krise lernt, wieder
zu lieben. Ein Lottogewinner verschenkt sein Geld
an den Falschen. Eine junge Bankräuberin weiß nicht,
was sie mit ihrer plötzlichen Freiheit anfangen soll. Ein Paar lebt
eine Liebe in Zitaten. Eine Frau begehrt den Mann ihrer Schwester.
Liebes Publikum!
1 61
Auf der Suche nach einer vorübergehenden Heimat für das Heidelberger Schauspiel sind wir auf das seit kurzem leerstehende Schlosskino in der Hauptstraße 42 gestoßen. Den Geist dieses wunderbaren Raums aus den dreißiger Jahren wollen wir ernst
nehmen und für Sie mit „Mut zur Freiheit“ aus Kino Theater machen. Auf DVD, im Fernsehen und im Internet geht es vor allem um Special Effects, endlose Serien und kurze Clips. So
ist der Film heutzutage wie das Theater ein historisches Medium. Die im Vorspann angedeuteten großen Filmgeschichten lassen sich jetzt als moderne Mythen für die Bühne wiederentdecken. Ihre Schöpfer Fellini, Fassbinder, Penn, Godard und Kazan sind längst Klassiker: Die
Shakespeares und Schillers unserer Zeit. Alle von uns eingeladenen Regisseure sind begeistert,
einmal „großes Kino“ zu machen und in Deutschlands erstem und einzigem THEATERKINO,
zu inszenieren. Wir sind stolz darauf, dass berühmte Filme bei uns in Heidelberg fast alle zum
ersten Mal auf die Bühne kommen und laden Sie ganz herzlich ein, mit uns einen neuen Spielort zu entdecken. Vor und nach den Vorstellungen wollen wir Ihnen in der TRAUMFABRIK,
dem Nachfolgeraum des FRIEDRICH5, so oft wie möglich spannendes Bonusmaterial bieten: Heidelberger, die ihre Lieblingsfilme vorstellen, Schauspieler, die aus Drehbüchern
und Memoiren lesen, Experten, die Geheimnisse der Filmgeschichte verraten. Aktuelle
Informationen dazu finden Sie auf unser Website www.theaterkino.de und in allen
Publikationen des Theaters. Musik macht glücklich! Für eine Produktion ist das
Schauspiel-Ensemble ins OPERNZELT eingeladen. Heiner Kondschak schreibt
uns nach DYLAN eine weitere musikalische Biografie über einen Musiker,
der seinen Mut zur Freiheit lebte: LENNON – FREE AS A BIRD. Bis
demnächst dort und im THEATERKINO
Ihr Jan Linders
FELLINIS 8 ½
Idee & Drehbuch von Tullio Pinelli, Enio Flaiano, Federico Fellini, Brunello Rondi
Uraufführung
Regie Dariusch Yazdkhasti
Bühne Jürgen Höth
Kostüme Katharina Kromminga
Video Jens Dreske
Dramaturgie Kerstin Grübmeyer
162
„Vergiss nicht, dass es ein komischer Film ist“ – diesen Zettel hatte Federico Fellini sich für
die Dreharbeiten von 8 ½ an die Kamera geklebt. Sein Alter Ego, Filmregisseur Guido Anselmi, zieht sich in einen Kurort zurück, um seine Schaffens- und Beziehungskrise zu überwinden. Vergeblich, denn sein Filmteam, seine Ehefrau und seine Geliebte reisen ihm hinterher.
Guido ist blockiert – er kann die Fragen seiner Schauspieler und des Produzenten nicht beantworten und auch seine Frauen nicht so lieben, wie sie es möchten. Da erscheint seine
Hauptdarstellerin Claudia. Ist sie seine Rettung? 8 ½ ist ein Film über die Zwänge der
Freiheit, über Liebe, Kunst, Schuld, Erlösung und über die Frage, wie wir leben sollen. Das Werk wurde mit zwei Oscars ausgezeichnet und kommt zur Eröffnung des
THEATERKINOS in Heidelberg erstmals auf die Bühne. Dariusch Yazdkhasti hat in
der vergangenen Spielzeit mit ANSICHTEN EINES CLOWNS von Heinrich Böll
am Theater Bielefeld und DIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHERS von
J. W. Goethe am Theater Kiel zwei erfolgreiche Literaturadaptionen
herausgebracht. Er inszeniert zum ersten Mal bei uns.
THEATERKINO
*01.10.09
FAUSTRECHT
DER FREIHEIT
von Rainer Werner Fassbinder
Mitarbeit Christian Hohoff
Uraufführung
Regie Daniel Cremer
Bühne & Kostüme Brigit Kofmel
Sound Tamer Fahri Özgönenc
Dramaturgie Nina Steinhilber
1 63
Franz Biberkopf arbeitet als Jahrmarktsattraktion. Als sein Partner und Freund verhaftet wird,
steht Franz auf der Straße. Doch dann gewinnt er eine halbe Million im Lotto, wird vom Antiquitätenhändler Max in die bessere Gesellschaft eingeführt und verliebt sich in Eugen, Unternehmersohn aus gutem Hause. Die ihm eigene Schlichtheit macht Franz zum Objekt der Begierde
einer bürgerlichen Elite, deren Regeln er nicht beherrscht. Eugen erteilt seinem neuen Freund
Nachhilfe in Hochkultur und Etikette und saniert mit Franz’ Lottogewinn die elterliche Firma, die kurz vor der Insolvenz steht. Als Eugen Franz schließlich satt hat, führt er die
Trennung herbei – und der Verlierer in diesem bösen Gesellschaftsspiel nimmt sich das
Leben. Er hat einfach nicht hineingepasst in eine Welt, in der Freiheit vor allem die
Pflicht bedeutet, seine Interessen erfolgreich gegen andere durchzusetzen. Tragödie, Komödie oder Melodram? Der junge Berliner Regisseur und Autor Daniel
Cremer, der bei uns in der vergangenen Spielzeit mit Henzes PHAEDRA
erfolgreich seine erste Oper inszeniert hat, adaptiert Fassbinders
hochpolitischen Film für die Bühne.
THEATERKINO
*10.10.09
BONNIE & CLYDE
von Tomas Schweigen & Ensemble
Uraufführung
Regie Tomas Schweigen
Bühne & Kostüme Susanne Hiller
Dramaturgie Nina Steinhilber
164
Eine texanische Kleinstadt mitten im Nirgendwo, zur Zeit der Wirtschafts- und Finanzkrise der
20er Jahre. Eine junge Frau, gelangweilt von einem mittelmäßigen Leben ohne Perspektive und
Eleganz, trifft einen jungen Mann, der gerade aus dem Gefängnis kommt. Ein Flirt, ein gemeinsamer Banküberfall – bald schon sind Bonnie Parker und Clyde Barrow auf einer wilden Flucht
quer durch das Land. Sie sind verliebt, übermütig, rauben Banken aus, die bereits pleite sind,
und schießen sich den Weg frei, bis sie feststellen, dass er nirgendwo hinführt. Die absolute
Freiheit fordert ihren Preis. Der Mythos BONNIE & CLYDE beschäftigt seit siebzig Jahren Filmemacher wie Fritz Lang (YOU ONLY LIVE ONCE) und Oliver Stone (NATURAL
BORN KILLERS). Mit dem Kultfilm von Arthur Penn aus dem Jahr 1967 wurden Bonnie und Clyde zu Galionsfiguren des New Hollywood. Tomas Schweigen arbeitet
zum ersten Mal bei uns. Er studierte Regie in Zürich, inszenierte am schauspielfrankfurt, am Theaterhaus Jena und am Wiener Schauspielhaus und
gründete die freie Gruppe FAR A DAY CAGE, mit der er zuletzt PATE
I-III realisierte.
THEATERKINO
*13.02.10
GODARD DRIVING
von Tisch50
Uraufführung / Kooperation mit der Hochschule der Künste Zürich
Regie Daniel Pfluger
Bühne & Video Flurin Madsen
Kostüme Daniel Pfluger / Flurin Madsen
Produzent Michael Simon
Dramaturgie Kerstin Grübmeyer
1 65
„Um einen Film zu machen, genügen eine Waffe und ein Mädchen.“ Mit diesem Satz tat Jean-Luc
Godard seinen eigenen Filmen Unrecht, die viel mehr sind als Zitate amerikanischer Kinoklischees. Der radikalste Vertreter der Nouvelle Vague stellte die Filmästhetik auf den Kopf. Seine
Figuren sind Kleinkriminelle, Künstler, Prostituierte und Arbeiter. Sie sind immer in Bewegung
und dabei cool und ironisch zugleich. Die Hauptrolle aber spielt der Film: Jump Cuts, VoiceOvers, Schrifttafeln oder Kommentare in die Kamera entfesseln das Kino von seinen klassischen Regeln. Godards Mut zur Freiheit fordert unsere Wahrnehmung der Welt heraus.
GODARD DRIVING ist ein außergewöhnliches Experiment, die Filme des französischen
Meisters, u. a. AUSSER ATEM, DIE VERACHTUNG und WEEK-END, theatral erfahrbar zu machen. Der Regisseur und Bühnenbildner Michael Simon erarbeitet
GODARD DRIVING mit zwei Absolventen der Hochschule der Künste Zürich,
dem Bühnenbildner Flurin Madsen und dem Regisseur Daniel Pfluger,
Preisträger 2009 des Körber Studios Junge Regie. Das Team hat sich
den Namen Tisch50 gegeben – nach dem Tisch, an dem ihr
erstes Treffen stattfand.
THEATERKINO
*26.03.10
ENDSTATION
SEHNSUCHT
von Tennessee Williams
Deutsch von Helmar Harald Fischer
Regie Sebastian Schug
Bühne Thimo Plath
Kostüme Nicole Zielke
Musik Johannes Winde
Dramaturgie Nina Steinhilber
166
New Orleans, Ende der 40er Jahre. Die alternde Südstaaten-Schönheit Blanche DuBois besucht
ihre Schwester Stella, die an der Seite des Arbeiters Stanley Kowalski ein einfaches aber ausgefülltes Leben führt. Stanley und seine Schwägerin prallen aufeinander, zwei Menschen, die das
Gefühl verbindet, vom Leben betrogen worden zu sein. Doch während Stanley nach oben will
und in die Zukunft denkt, flüchtet sich Blanche in die fragile Traumwelt einer glücklichen
Vergangenheit. Als sie versucht, einen Keil zwischen Stella und ihren Mann zu treiben, bringt
Stanley ihr Illusionsgebäude brutal zum Einsturz. ENDSTATION SEHNSUCHT gilt durch
die mit vier Oscars ausgezeichnete Verfilmung von Elia Kazan aus dem Jahr 1951 heute
gleichermaßen als Theater- und Filmklassiker. Sebastian Schug inszenierte zuletzt bei
uns IDIOTEN, WAS IHR WOLLT, IWANOW und DIRTY RICH. Nun bringt er das
berühmte Drama um Lebenslügen und große Gefühle auf die Bühne. „Wir sind
allesamt zivilisierte Menschen, das heißt, dass wir im Grunde unseres
Herzens Wilde sind, die sich einiger Vorzüge, welche ein zivilisiertes Benehmen ihnen bietet, zu bedienen wissen.“ Tennessee
Williams
THEATERKINO
*22.05.10
DIE RÄUBER
NEUE FASSUNG!
von Friedrich Schiller
Wiederaufnahme
Regie Martin Nimz
Bühne Julia Scholz / Kostüme Justina Klimczyk
Dramaturgie Katrin Spira & Axel Preuß
1 67
DIE RÄUBER ziehen um! Die Erfolgs-Inszenierung des Dramas um den freiheitsliebenden Räuber Karl und seine Bande zeigen wir zu Schillers 250. Geburtstag an einem neuen Ort: im THEATERKINO. „Martin Nimz, der sein Ensemble mit tänzerischer Grandesse durch Schillers Rebellendrama führt, versieht die NEUE FASSUNG! seines Werkes mit einer swingenden ästhetischen Handschrift: Florian Hertweck versprüht als Karl Moor in Habitus und Optik
den Appeal eines stilsicheren ‚Gangster No. 1‘. Sein Bruder Franz (Paul Grill), Keimzelle
aller leidenschaffenden Intrigen, ist ein jovialer Dandy ... Die Inszenierung distanziert
sich weitgehend vom Pathos, ersetzt es durch klare Strukturen, Humor und eine unverkrampfte Charakterzeichnung der Darsteller ... Der aufrührerische Geist Schillers, des ewigjungen Freiheitsdichters, spricht aus jeder einzelnen Faser dieser neuen RÄUBER. Das Haus jubelt, Martin Nimz hat Großes geleistet.“
(Mannheimer Morgen)
THEATERKINO
*22.10.09
WALLENSTEIN
von Friedrich Schiller
Wiederaufnahme
Regie Martin Nimz
Bühne Bernd Schneider
Kostüme Cornelia Brückner, Katja Turtl, Bernd Schneider
Dramaturgie Axel Preuß
168
„Martin Nimz gelingt mit Schillers großem dramatischen Gedicht und dem Heidelberger Ensemble
ein Regie-Coup ... Gilt es doch, einen Achttausender der Weltliteratur zu bezwingen. Und jeder
weiß: Ganz oben wird die Luft verdammt dünn. Kein Problem für den Regisseur Martin Nimz ...
Vor maximal 115 Zuschauern lässt Nimz das monumentale Werk über den trickreich taktierenden Feldherren des Dreißigjährigen Krieges im Veranstaltungssaal der ,Goldenen Rose’ in
Kirchheim aufführen. Immer dicht dran am Geschehen, gewinnt man an diesem Ort rasch den
Eindruck, einem exklusiven Zirkel anzugehören … Alle Ensemble-Mitglieder tragen ihren
Teil dazu bei, aus dieser Produktion zum Schiller-Jahr 2009 ein sinnlich-kulinarisches,
sowohl künstlerisch wie auch intellektuell ansprechendes Großereignis zu machen ...
Gratulation!“ (Rhein-Neckar-Zeitung) Der ganze WALLENSTEIN an einem Abend:
Erleben Sie Schillers Trilogie als theatrales Abenteuer in einer außergewöhnlichen Spielstätte. Wir zeigen WALLENSTEINS LAGER, DIE PICCOLOMINI
und WALLENSTEINS TOD im historischen Festsaal der Gaststätte
Goldene Rose.
GOLDENE ROSE, KIRCHHEIM
*24.10.09
DIRTY RICH
nach Shakespeares RICHARD III. von Tom Lanoye & Luk Perceval
Deutsch von Rainer Kersten
Wiederaufnahme
Regie Sebastian Schug
Bühne Christian Kiehl / Kostüme Geraldine Arnold
Musikalische Leitung Christian Linder
Dramaturgie Katrin Breschke
1 69
Richard, von Natur aus hässlich, will unbedingt auf den Thron. Zuerst beseitigt er seine beiden
Brüder, dann verführt er eine schöne Prinzessin, deren Gatten und Vater er auf dem Gewissen hat.
Wenige Missetaten später wird der böseste aller Theaterbösewichte König. Doch bald ist Richard
III. auf der Flucht: „Ein Pferd, ein Königreich für ein Pferd ...“ In der Bearbeitung von Tom Lanoye
und Luk Perceval für die Salzburger Festspiele sprechen die Figuren ein krasses Idiom, das
Shakespeares anspielungsreiche Sprache kongenial übersetzt. „Daniel Stock zeigt den Mörder an der Macht als Egomanen, der eine deformierte Figur abgibt – Bauch raus, Buckel
hoch – und doch gern singend den Star spielt ... In manchen Provinzstädten würden die
Zuschauer solch einem Richard schnell türenschlagend die Gefolgschaft verweigern.
Nicht in Heidelberg, wo das Publikum mit seinem Theater in den vergangenen
Jahren gewachsen ist und mit großstädtischer Gelassenheit dran bleibt. Viele
Premieren-Bravos für diesen König. Lang lebe sein tapferes Theatervolk.“
(Darmstädter Echo)
THEATERKINO
*NOVEMBER 09
TRAUMFABRIK
IM THEATERKINO
170
„Kino ist Wahrheit 24 mal pro Sekunde.“ (Jean-Luc Godard) Die Wahrheit des Theaters spielt
sich jeden Abend live auf der Bühne und in den Köpfen der Zuschauer ab. Viele Wahrheiten und
Kunstformen werden im neuen Experimentierraum des Schauspiels, der TRAUMFABRIK, einen
neuen Ort finden. Ob Schauspieler Trickfilme nachsynchronisieren, ob die Töne der Band vom
Winde verweht oder bei der Rückkehr der Jediritter die Lichtschwerter gekreuzt werden – am
Ende feiern Harry, Sally und der Fisch namens Wanda Premiere im Käfig voller Narren. Regieassistenten inszenieren wiederentdeckte Drehbücher oder drehen Stummfilme, Dramaturgen präsentieren literarisches oder wissenschaftliches Bonusmaterial zum Spielplan
des THEATERKINOS und Heidelberger Bürger stellen die schönsten Szenen ihrer
Lieblingsfilme vor – Mut zur kreativen Freiheit ist das Motto in der TRAUMFABRIK, dem Nachfolger des FRIEDRICH5. Schnelle Abende, lange Nächte,
freie Projekte und kleine Inszenierungen von den Theatermachern von
morgen, die hier ihre Theaterträume ausleben können. Die Fans des
FRIEDRICH5 dürfen sich auch weiter freuen auf den trockenen Humor der LATE NIGHT mit Frank Wiegard und
Martin Süß und die feucht-fröhlichen Auftritte
der Theaterband AMT 44.
DIE KINESKOP
FILMSCHULE
ZU GAST IN DER TRAUMFABRIK
1 71
Heidelberger aller Altersstufen beschäftigen sich in der interaktiven Veranstaltungsreihe mit
Workshops zu Fotografie, 3-D-Animation und Videojournalismus mit dem Stadtraum, seiner Geschichte und seinen Bewohnern. Der Stadtraum wird zum Lageplan, zum Puzzle und zum Spielfeld. Den Anfang macht die dreitägige Aktion HEIDELBERG IM QUADRAT vom 16.-18.10.2009.
Sechs Filmteams beschreiben innerhalb eines jeweils vorgegebenen Ausschnitts der Stadt die
Orte, Menschen und Eigenarten mit ihren Kameras. Die Veranstaltungsreihe ist Bühne, Kreativzentrum und Ausgangspunkt, die Stadt als großen Film zu sehen. Aktuelle Informationen
unter www.theaterkino.de. Die KINESKOP FILMSCHULE in der TRAUMFABRIK ist eine
Kooperation des Theaters und Philharmonischen Orchesters der Stadt Heidelberg und
des Medienforums Heidelberg e. V.
TRAUMFABRIK
*OKTOBER 09 – APRIL 10
ERSATZVERKEHR
EINE STADTRUNDFAHRT
von Urban Lies
Mit Nils Bovri, Martin Clausen, Lajos Talamonti
Konzept & Regie Lajos Talamonti
172
„Schon schnappt die Türe zu ... Die Bretter, die die Welt bedeuten, haben sich in den Flusenteppich eines Reisebusses verwandelt. Und die Welt in eine Attrappe, die im Abend versinkt.“
(Süddeutsche Zeitung) ERSATZVERKEHR ist eine poetische Bustour, die als Stadtrundfahrt beginnt und als absurde Odyssee endet. Ein Kaleidoskop von Figuren besteigt und verlässt einen
Reisebus auf seiner Irrfahrt durch die Stadt, die sich in eine Kulisse verwandelt. Die Berliner
Gruppe Urban Lies erarbeitet zum Auftakt der Umbauspielzeiten eine Heidelberger Fassung
ihrer Performance. Mancher Fahrgast wird „sein“ Heidelberg nicht wiedererkennen – oder
lernt es erstmals wirklich kennen. Startpunkt ist die Theaterstraße / Ecke Hauptstraße.
ERSATZVERKEHR wird ermöglicht durch das „Nationale Performance Netz“ im Rahmen der Gastspielförderung aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung
für Kultur und Medien sowie der Kultur- und Kunstministerien der Länder.
HEIDELBERG
05.10. - 09.10.09
MUSIKALISCHE
INSZENIERUNGEN
WIEDERAUFNAHMEN
DYLAN – THE TIMES THEY ARE A-CHANGIN’
NINA HAGEN. PUNK ROCKT SCHLAGER
KITSCH!!!
KITSCH & CRIME
1 73
JACQUES BREL – ON N’OUBLIE RIEN UA *WINTER 09
CASH – TRIBUTE TO THE MAN IN BLACK *WINTER 09
LENNON – FREE AS A BIRD UA *13.03.10
JACQUES BREL
ON N’OUBLIE RIEN
mit Natanaël Lienhard
Uraufführung
Regie Pia Donkel
Dramaturgie Jan Linders
174
Dramen in drei Minuten – keiner konnte sie so musikalisch und so poetisch erzählen wie Jacques
Brel, der Größte unter den Chansonniers. Groß in seinem Schmerz, seinen Frechheiten, seiner
Zärtlichkeit und seinem Drang nach Freiheit: Alt sein ohne je erwachsen zu werden. Verzweifelt jedem Mädchen Bonbons statt Blumen anbieten, denn Bonbons welken nicht, Verliebtheit
schon. Das flache Land über alles lieben, wo der Wind aus allen Himmelsrichtungen kommen
kann, um seine Geschichten zu erzählen. Über die untreuen Frauen in Amsterdam und anderswo weinen, anstatt auf sie zu pissen. Die Eleganz von Schwarzen und den Mut von Juden bewundern. Sich fragen, warum die Arbeiter ihren Helden getötet haben und warum
die Menschen in der Metro aussehen wie Ertrunkene. Auf die Rückkehr der Geliebten warten, auf das erste Mal mit der Freundin, auf die Rückkehr der Hoffnung.
Natanaël Lienhard, halber Franzose von Geburt, ist mit Chansons aufgewachsen. Bei uns singt er zum ersten Mal einen ganzen Abend lang Jacques
Brel und erzählt die Geschichten seiner Lieder.
THEATERKINO
*WINTER 09
CASH
TRIBUTE TO THE MAN IN BLACK
von & mit Bastian Semm, Sandro Tajouri & Jörg Schröder
1 75
Seit seinem spektakulären Comeback 1994 ist Johnny Cash, der Man in Black, auch der Pop-Gemeinde wieder ein Begriff, die bis dato Country für eine Art Volksmusik gehalten hatte. Doch die
Musik Johnny Cashs war schon immer viel mehr. Seine kritischen Texte und die musikalischen
Einflüsse von Gospel, Rockabilly, Blues und Folk machten Cash zu einer Marke für sich. Er war
Outlaw und Prediger zugleich: „In Nashville trugen sie alle falsche Perlen, Strass, flimmernde
Hosen und blinkende Cowboystiefel, das ganze Zeug. Ich trage Schwarz für die Armen und
die Unterdrückten ...“ Unser neues Ensemblemitglied Bastian Semm hat sich mit seinen
Gitarren an die Fersen des unvergleichlichen Künstlers geheftet. Sandro Tajouri gibt am
Cachon die Rhythmen vor. Jörg Schröder, Cash-Fan der ersten Stunde, liest aus der
bewegten Biografie von Johnny Cash. Der Streifzug durch 1500 Songs und 40 Jahre
Musikgeschichte war am Theater Basel ein großer Late-Night-Erfolg.
THEATERKINO
*WINTER 09
LENNON
FREE AS A BIRD
von Heiner Kondschak
Uraufführung
Regie & Arrangements Heiner Kondschak
Bühne & Kostüme Ilona Lenk
Dramaturgie Jan Linders
176
So berühmt wie unergründlich, so eingängig wie vielseitig, so legendär wie aktuell, so mutig wie frei:
John Winston Lennon hat einen Abend verdient, der seine Musik, seine Texte, seine Aktionen und
Performances, seine Songs und Skandale als großes Welttheater auf die Bühne bringt. Heiner Kondschak schreibt für unser äußerst musikalisches Schauspielensemble und seine Band nach DYLAN
– THE TIMES ARE A-CHANGIN’ eine weitere Biografie in Greatest Hits, von der Schülerband aus
Liverpool über die Beatles bis zur „Double Fantasy“ mit Yoko Ono. „Life is what happens to you
while you are busy making other plans.“ Dieses Motto von John Lennon nehmen wir so ernst
wie komisch. Heiner Kondschak, der Spezialist für musikalische Lebensläufe, lässt einen Mythos wiederauferstehen – FREE AS A BIRD. Der Schuss des Attentäters von New York
beendete 1980 nicht nur ein viel zu kurzes Leben, sondern die wohl besten Jahre des
letzten Jahrhunderts: das Zeitalter des Pop.
OPERNZELT
*13.03.10
DYLAN
THE TIMES THEY ARE A-CHANGIN’
von Heiner Kondschak
Uraufführung / Wiederaufnahme
Regie Heiner Kondschak
Bühne & Kostüme Ilona Lenk
Dramaturgie Miriam Teßmar
1 77
„Die zur Zeit beste Show in der Stadt“. (Scala) mit Florian Hertweck alias Bob Dylan zieht ins
OPERNZELT! Heiner Kondschaks Revue über die Stimme der amerikanischen Protestbewegung
ist Kult so wie die singenden und musizierenden Schauspieler. „,Die Welt ist ein Karneval’ behauptet Bob Dylan gleich zu Beginn. Und wenn sich die Welt in einer Bühnenshow über Vita
und Werk des Folk-Rock-Chamäleons Bob Dylan spiegelt, dann gleicht sie auch den Achterbahn-Höhen und -Tiefen eines Jahrmarkts … Heiner Kondschak ist ein musikalisch-inszenatorischer Perfektionist, der bereits mit der ROCKY HORROR SHOW in Heidelberg das
Publikum scharenweise ins Theater lockte. Bei THE TIMES THEY ARE A-CHANGIN’
entfachen die von der Bühne überspringenden Funken einen Flächenbrand der Begeisterung.“ (Rhein-Neckar-Zeitung) Die erfolgreichste Inszenierung des Heidelberger Theaters der letzten Jahre!
OPERNZELT
*15.11.09
NINA HAGEN.
PUNK ROCKT SCHLAGER
mit Monika Wiedemer & Gregor Schwellenbach
Uraufführung / Wiederaufnahme
Idee & Regie Matthias Rott
Arrangements Gregor Schwellenbach
Bühne & Kostüme Stephanie Karl
Dramaturgie Katharina Simmert
178
„Happiness, Flutsch-Flutsch! Fun fun! Ist alles so schön bunt hier!“ Folgen Sie uns auf einen Trip
in den Kosmos eines Paradiesvogels. Liebliche Schlagersängerin, schrille Operndiva oder Mother
of Punk: Nina Hagen lässt sich nicht festlegen und verteidigt ihre Freiheit lauthals. Eine singende Schauspielerin und ihre Ein-Mann-Band stöbern in der bunten und wechselhaften Karriere
der deutschen Punk-Ikone. Das Ergebnis ist ein ganz persönlicher Remix und eine Show nach
dem Nina-Hagen-Prinzip: Man weiß nie, was kommt! „Ovationen für Nina Hagen. ... Schluss
mit dem besinnlichen Geklampfe! Ab jetzt wird’s bunt! Monika Wiedemer und Gregor
Schwellenbach wandelten bei der Premiere von NINA HAGEN. PUNK ROCKT SCHLAGER auf den Pfaden eines Paradiesvogels und machten aus der Städtischen Bühne
einen verruchten Nachtclub der 80er Jahre … Monika Wiedemer hüpft, kreischt
und wirft sich auf der grellen Bühne umher wie das Original selbst … Matthias
Rott gelingt hier ein mitreißend-kurzweiliges Heidelberger Regie-Debüt
… Nina, ja du bist’s! Dich haben wir vernommen!“ (Mannheimer Morgen)
THEATERKINO
*31.10.09
KITSCH!!!
Lovesongs & Balladen von Tom Waits bis Sinead O’Connor
Uraufführung / Wiederaufnahme
mit Alexander Peutz
Arrangements & Klavier Michael Klubertanz
Regie Ila Schnier
1 79
KITSCH!!! Das ist die Suche nach den ganz großen, echten Gefühlen. Das sind eine starke Stimme
und ein Klavier. Das sind Lovesongs, Balladen und Jazzklassiker, das sind Lieder von Tom Waits,
Pink, Paul Simon und Sinead O’Connor, Queen, Supertramp und The Who – neu arrangiert von
Michael Klubertanz und pur gesungen von Superstimme Alexander Peutz. Auch in dieser Spielzeit wird KITSCH!!! im neuen THEATERKINO die Herzen höher schlagen lassen. „Klubertanz
am Flügel und Peutz am Mikrofon sangen sich mit unglaublicher Spielfreude die Bälle zu,
ergänzten sich prächtig und hatten sichtlich selbst enormen Spaß an diesem Liederabend
... Das Publikum johlte vor Begeisterung und erklatschte sich etliche Zugaben.“ (RheinNeckar-Zeitung) What a wonderful world!
THEATERKINO
*WINTER 09
KITSCH & CRIME
Ein Mixtape für Bonnie und Clyde
Uraufführung / Wiederaufnahme
Mit Alexander Peutz
Arrangements & Klavier Michael Klubertanz
Regie Ila Schnier
180
Diskokugel oder Kugelhagel? „Hätte das legendäre Gangster-Paar Bonnie und Clyde in ihrem
Fluchtwagen über den Komfort eines Kassettenradios verfügt, welche Titel hätten sie wohl durch
den Südwesten der USA begleitet?“ (Mannheimer Morgen) Goldene Zeiten für Fans des berühmten Gangsterpärchens, das diese Spielzeit gleich zweimal das neue THEATERKINO überfällt
– in einer neuen Inszenierung über den Mythos und seine Filme und in dem bejubelten Nachfolger von KITSCH!!! „Peutz beeindruckt einmal mehr mit einer Stimme, die sowohl kraftvoll
zu rocken als auch sanft zu säuseln vermag. Klubertanz hat bekannte Songs neu arrangiert
und das Gedicht THE STORY OF BONNIE AND CLYDE, geschrieben von Bonnie Parker
höchstpersönlich, vertont.“ (RNZ). Stilecht in Verbrechergarderobe und musikalisch
in Bestform stellt das kongeniale Duo „den berühmten Kriminellen den Soundtrack
ihres Lebens zusammen.“ (Mannheimer Morgen) Und fängt dabei unplugged
die Atmosphäre der Zeit ein. „Doch auch wenn Peutz und Klubertanz alle
Klischees auskosten, tun sie dies mit einem komplizenhaften Augenzwinkern.“ (Ruprecht online)
THEATERKINO
*WINTER 09
AMT 44
DIE THEATERBAND
unterstützt durch den
181
Sie tragen karierte Pullunder, Hornbrillen und sauber gekämmte Frisuren. Sie tragen Tennissocken in ihren Sandalen. Und sie tragen zur Erheiterung ihres Publikums bei. AMT 44 nennt sich
die Theaterband, die sich aus dem Schauspielensemble und den Kollegen vom ZWINGER3 zusammensetzt – und bei der ohne Antrag gar nichts läuft. Bandmitglieder von Amts wegen sind
zurzeit Klaus Cofalka-Adami (Gitarre, Gesang), Benjamin Hille (Keyboard, Gesang), Dominik
Knapp (Schlagzeug), Natanaël Lienhard (Cello, Gesang), Monika Wiedemer (Gesang, Geige)
und Frank Wiegard (Gitarre, Gesang), die in wechselnder und auch für Gäste und neue
Mitglieder offener Besetzung spielen. Mit Coversongs mittelmäßig bekannter Bands, die
dafür aber umso witzigere Texte haben, bringen sie die Lachmuskeln zum Zucken,
während Cédric Pintarelli als nörgelndes Servicepersonal Publikum und Band
mit Kaltgetränken versorgt. So avancierte DAS SCHLIMMSTE IST, WENN
DAS BIER ALLE IST von den Kassierern bei Auftritten der Theaterband
schnell zur Hymne der LATE NIGHT. Die Gründung von AMT 44
wurde 2008 durch eine großzügige Spende des Freundeskreises möglich, der die Band mit den nötigen Instrumenten und Verstärkern ausstattete.
FAMILIENBANDE
Partnerschaft mit dem Teatron Beit Lessin, Tel Aviv
Gefördert im Fonds „Wanderlust“ der
ZWINGER1
ALLES IST ERLEUCHTET DSE *27.11.09
DER MANN DER DIE WELT ASS UA *17.12.09
THEY CALL ME JECKISCH UA *21.01.10
ERKLÄR MIR, LIEBE UA *31.01.10
DIE DEMJANJUK-PROZESSE DSE *31.03.10
UNDERCOVER TEL AVIV UA *29.04.10
IDENTITY PARADE UA *MAI 10
184
WIEDERAUFNAHMEN
HERR LEHMANN
DEUTSCHLAND PORNO TOTAL
DER KALTE KUSS VON WARMEM BIER
FAMILIENBANDE
185
Familie. Die kleinste gesellschaftliche Einheit, der Ursprung aller Komödien
und Tragödien, der Ort größter Freiheit und Unfreiheit zugleich. Man kann sie als
Heimat der Liebe begreifen oder als sich selbst reproduzierendes, unzerstörbares Virus, als das Normalste der Welt oder das Verrückteste, ob in Deutschland, Israel oder der
Ukraine. Im ZWINGER1 erzählen wir in dieser Saison lauter Familiengeschichten: Von der
Suche eines jungen Mannes nach der verschwundenen Heimat seiner Vorfahren, von einem
seine Kräfte verlierenden Vater und seinen Söhnen, von Liebesgedichten, die erste Beziehungen knüpfen, und von einem alten Mann, den seine Vergangenheit einholt. Alle Stücke sind zum
ersten Mal in Deutschland zu sehen. Wir freuen uns sehr, dass DER MANN DER DIE WELT ASS,
das Siegerstück des HEIDELBERGER STÜCKEMARKTS 2009, nach der Uraufführung bei uns
auch in Basel und Magdeburg gespielt wird. Ausgezeichnet mit einer Förderung der Kulturstiftung
des Bundes, starten wir die zweijährige Partnerschaft mit dem Teatron Beit Lessin in Tel Aviv. Das
zweitgrößte Theater Israels spielt fast ausschließlich neue Dramatik und veranstaltet ein dem
HEIDELBERGER STÜCKEMARKT vergleichbares Festival. Sechs israelisch-deutsche Teams
mit Schauspielern, Regisseuren und Autoren machen sich in Heidelberg und Tel Aviv auf die
Suche nach Familienbanden jenseits der Normalität und arbeiten bei Recherchereisen an
sechs Uraufführungen, zum Teil in mehreren Sprachen. Junge Bildende Künstler aus Tel
Aviv gestalten Bühnen-Installationen und Kostüme in Zusammenarbeit mit dem Ausstatter Sebastian Hannak. Jede der sechs Produktionen wird in Deutschland und Israel
gezeigt und von Diskussionen und Lesungen begleitet, die wir in Kooperation mit
der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg anbieten. Dazu kommt ein
Programm von Videokunst und Dokumentarfilmen, kuratiert von Galit
Eilat vom Israeli Center for Digital Arts. Künstlerisch geleitet wird
die Partnerschaft von Chefdramaturg Avishai Milstein (Tel
Aviv) und Schauspieldirektor Jan Linders (Heidelberg).
Aktuelle Informationen finden sich unter www.
familienbande-heidelberg.de
ALLES
IST ERLEUCHTET
nach dem Roman von Jonathan Safran Foer
Deutsch von Dirk van Gunsteren
Deutschsprachige Erstaufführung
Regie Martin Nimz
Bühne & Kostüme Bernd Schneider
Dramaturgie Nina Steinhilber
186
Witzig, klug und absolut außergewöhnlich: Jonathan Safran Foers überraschendes und berührendes Debüt ALLES IST ERLEUCHTET ist ein literarischer Glücksfall. In der Regie von Martin
Nimz, mit dem das Heidelberger Theater eine lange und erfolgreiche Zusammenarbeit verbindet,
kommt der Bestseller erstmals auf eine deutsche Bühne und eröffnet den ZWINGER1. Auf der
Suche nach seinen Wurzeln reist der junge amerikanische Jude Jonathan in die Ukraine. Was
ist während der Shoah mit seiner Familie passiert? Ein altes Foto mit dem Bild der Frau, die
seinem Großvater einst das Leben gerettet hat, ist Ausgangspunkt einer Odyssee durch ein
Land, das Jonathan fremd ist. Heritage Touring hilft und schickt ihm einen alten Ukrainer, der angeblich blind ist, sowie dessen Enkel Alex, der angeblich Englisch spricht.
Gemeinsam machen sie sich auf den Weg zu dem Dorf Trachimbrod, in dem Jonathans Familie lebte, bevor es ausgelöscht wurde – und mit ihm jede Erinnerung daran. Während Alex von den Stationen ihrer abenteuerlichen Reise
berichtet, stellt Jonathan sich den Geistern der Vergangenheit und
erfindet die Geschichte des vergessenen Ortes neu.
ZWINGER1
*27.11.09
DER MANN
DER DIE WELT ASS
von Nis-Momme Stockmann
Uraufführung / Autorenpreis & Publikumspreis
des HEIDELBERGER STÜCKEMARKTS 09
Regie Dominique Schnizer
Bühne & Kostüme Christin Treunert
Dramaturgie Jan Linders
187
„Ich wollte es alles hinkriegen. Aber wisst ihr. Ich kann es nicht gut machen. Ich kann es nur
schlecht machen. Ich fresse alles auf.“ Der Sohn ist 35 Jahre und erfolgsverwöhnt, aber eines
Tages gerät er aus der Bahn, und das Leben prüft ihn erbarmungslos. Von seiner Frau und seinen
Kindern hat er sich bereits getrennt, dann wird er arbeitslos. Sein Vater ist dement und zunehmend hilfebedürftig. Der kranke Bruder ist in seinen Augen ein Simulant. Zu stolz, um sich
zu entschuldigen, stemmt er sich gegen das Leben. Ohne Geld, ohne Perspektive, den Vater
pflegend, den Bruder verlierend, steht er zuletzt ganz alleine da und will nicht weichen
und nicht brechen. Wer ist stärker: Er oder das Leben? Der 28-jährige Dramatiker NisMomme Stockmann gilt schon jetzt als große Neuentdeckung. Mit DER MANN DER
DIE WELT ASS gewann er den Autorenpreis und den Publikumspreis des
HEIDELBERGER STÜCKEMARKTS 2009 und wurde mit dem Werkauftrag
des Stückemarkts beim Berliner Theatertreffen ausgezeichnet. Regie
führt der Österreicher Dominique Schnizer, der nach Arbeiten am
Deutschen Schauspielhaus in Hamburg und bei den Ruhrfestspielen erstmals in Heidelberg inszeniert.
ZWINGER1
*17.12.09
THEY CALL ME
JECKISCH
– FAMILIENBANDE
Partnerschaft mit Teatron Beit Lessin, Tel Aviv
Uraufführung
Regie Nina Gühlstorff
Dramaturgie Nina Steinhilber
188
Sie leben in der modernen Weltstadt Tel Aviv, sind aufgewachsen mit Omas Streuselkuchen, sprechen hebräisch und wollen einen deutschen Pass. Als ihre Großeltern auf der Flucht vor den Nazis aus Deutschland nach Palästina kamen, wurden sie in der neuen Heimat spöttisch „Jeckes“
genannt, weil sie, immer noch deutsch und korrekt, selbst bei großer Hitze eine Jacke trugen.
Viele „Jeckes“ der ersten Generation hatten Schwierigkeiten, sich an das Leben im Gelobten
Land zu gewöhnen, einige hat die alte Heimat nie losgelassen. Ist es möglich, dorthin zurückzukehren, wo Familienangehörige vertrieben und ermordet wurden? Nachgeborene
der dritten Generation zieht es heute wieder nach Deutschland, aus Neugier oder weil
ausgerechnet dort ein Gefühl von Sicherheit und Freiheit lockt. Ohne die Vergangenheit zu vergessen, versuchen sie, der historischen Perspektive eine neue, eigene
hinzuzufügen. Mit Schauspielern aus Tel Aviv und Heidelberg recherchiert das
Team um Regisseurin Nina Gühlstorff in Familien deutscher Juden in
Israel. Basierend auf ihren persönlichen Geschichten erzählt THEY
CALL ME JECKISCH von Menschen, die seit vier Generationen zwischen zwei Welten leben.
ZWINGER1
*21.01.10
ERKLÄR MIR,
LIEBE
Deutsche Liebeslyrik vom Barock bis heute
Uraufführung
Regie Mareike Mikat
Bühne & Kostüme Maike Storf
Dramaturgie Kerstin Grübmeyer
189
„Oh du, Geliebte meiner siebenundzwanzig Sinne, ich liebe dir! – Du deiner dich dir, ich dir, du mir
– Wir?“ (Schwitters) So schmachtet Kurt seine geheimnisvolle Anna Blume an, an der ihn vor allem
der Name entzückt: „Man kann dich auch von hinten lesen, und du, du Herrlichste von allen, du bist
von hinten wie von vorne: a-n-n-a.“ Wer könnte da widerstehen? Anna erhört Kurt und das Liebesgedicht ist perfekt: „Ach, an deinem Busen / lieg ich, schmachte, / und deine Blumen, dein Gras /
drängen sich an mein Herz.“ (Goethe) So stark ist die Liebe, dass sie sich gar in Einrichtungsgegenstände verwandelt: „Deine Seele, die die meine liebet, ist verwirkt mit ihr im Teppichtibet.“ (Lasker-Schüler) Und Anna sagt zu Kurt: „Ich habe dich so lieb, / ich würde dir
ohne Bedenken / Eine Kachel aus meinem Ofen schenken.“ (Ringelnatz) ERKLÄR
MIR, LIEBE – das sind die schönsten, traurigsten, witzigsten und frechsten deutschen Liebesgedichte vom Barock bis heute – geschmachtet, gesungen und
erlitten von unserem Schauspielensemble und in der Stadt der Romantik
in Szene gesetzt von Mareike Mikat. Die Hausregisseurin am Centraltheater Leipzig hat in Heidelberg u. a. ANTIGONE inszeniert.
ZWINGER1
*31.01.10
DIE DEMJANJUKPROZESSE
Holocaust-Cabaret von Jonathan Garfinkel
Deutsch von Frank Heibert
Deutschsprachige Erstaufführung
Regie Catja Baumann
Dramaturgie Nina Steinhilber
190
Mit DIE DEMJANJUK-PROZESSE nehmen wir die aktuelle Diskussion um ausländische Nazi-Kollaborateure auf. Das Stück des jungen kanadisch-jüdischen Autors Jonathan Garfinkel stellt die
Frage nach der Beweisbarkeit von Schuld. Mit den Mitteln der Satire erzählt es eine verwirrende
Prozessgeschichte um ungesühnte Verbrechen, den Ruf nach Strafe und Genugtuung und die
drei Leben eines Mannes, den seine Vergangenheit immer wieder einholt. War John Demjanjuk
1943 Wachmann im Vernichtungslager Sobibór? Rückblick: Ende der 70er Jahre identifizieren
Überlebende des Holocaust den in Cleveland, Ohio lebenden Familienvater als „Iwan den
Schrecklichen“ aus Treblinka. 80er Jahre: Prozess in Israel, Todesurteil. 90er Jahre: Das
Oberste Gericht Israels spricht den gebürtigen Ukrainer wegen „begründeter Zweifel“ an seiner Identität frei. 2008: Neue Nachforschungen. 2009: Auslieferung nach
Deutschland. Für die deutschsprachige Erstaufführung erweitert Garfinkel
sein Stück um neue, den Prozess in München kommentierende Szenen.
Catja Baumann, Regisseurin der Kult-Serie FRIEDRICHSTRASSE,
inszeniert erstmals im ZWINGER1.
ZWINGER1
*31.03.10
UNDERCOVER
TEL AVIV
– FAMILIENBANDE
Partnerschaft mit Teatron Beit Lessin, Tel Aviv
Uraufführung
Regie Stéphane Bittoun
Dramaturgie Kerstin Grübmeyer
191
Tel Aviv, 3 Uhr nachts. Laila Lavan, die weiße Nacht, hält die Stadt in Atem. Ganz Tel Aviv ist auf
den Beinen. Wie jede Nacht sind auch vier Agenten undercover unterwegs. Doch die Lage ist
unübersichtlich. Sind alle wirklich das, was sie behaupten zu sein? Wer gehört dazu, wem kann
man trauen und wer bedroht das System: Der Street Artist, der seine Kunst nachts heimlich auf
die Häuser der Stadt sprüht? Das philippinische Hausmädchen einer jüdischen Familie, das
am Wochenende Partys mit Landsleuten feiert? Der Wehrdienstverweigerer? Oder die Mutter, die ihren Sohn nicht beschneiden lassen will? Wer will Außenseiter sein und wer wird
wider Willen dazu gemacht? UNDERCOVER TEL AVIV sieht unter die Oberflächen und
beschreibt die israelische Gesellschaft von ihren Rändern her. Regisseur Stéphane
Bittoun hat bereits MEIN ERSTER SONY, den bekannten Roman des Israeli Benny
Barbasch, erfolgreich für die Bühne adaptiert und sich mit Theaterabenden
einen Namen gemacht, die Film, Hörspiel und Theater unterhaltsam und
intelligent verbinden. Seine Familie entstammt väterlicherseits der
ehemals großen Gemeinde französischer Juden in Algerien
und lebt heute zum großen Teil in Israel.
ZWINGER1
*29.04.10
IDENTITY PARADE
– FAMILIENBANDE
Partnerschaft mit Teatron Beit Lessin, Tel Aviv
Uraufführung
Konzept & Regie Omer Krieger / Dana Yahalomi
Dramaturgie Jan Linders
192
Die Performance-Gruppe Public Movement erregt zurzeit Aufsehen und Widerspruch zwischen
Warschau und Berlin. In Israel ist die Gruppe schnell berühmt geworden für ihre politischen Choreografien und Interventionen im öffentlichen Raum. Sie stellt vertraute symbolische Handlungen und praktische Rituale als Tanzstücke nach: die Fahrt einer Staatskarosse und den Zusammenstoß mit Fußgängern und Bodyguards oder den Einsatz von Rettungswagen nach einem
Bombenattentat. Die Aktionen enden jeweils in gemeinsamen Tänzen mit den Schaulustigen.
Für Heidelberger Plätze entwerfen sie nach historischen Recherchen vor Ort neue Choreografien, an denen auch Tänzer und Schauspieler aus dem Haus der Jugend beteiligt sind.
Die Spielorte werden kurzfristig bekannt gegeben. Weitere Informationen: www.
publicmovement.org
HEIDELBERG
*MAI 10
FRAGMENTS OF
PALESTINE
Einmaliges Gastspiel
Regie Nabeel AlRaee
Choreografie Camilla Bakken
Künstlerische Leitung Juliano Mer Khamis
193
Der KinderKulturKarawane ist es gelungen, neun Schauspielschülerinnen und -schüler aus Jenin
zu einer Gastspielreise nach Deutschland und Österreich einzuladen. Vor Stationen in Leipzig und
an der Berliner Schaubühne kommt die Gruppe nach Heidelberg. FRAGMENTS OF PALESTINE
schildert absurde Lebenssituationen und verzweifelte Träume von jungen Palästinensern in der
West Bank. Das Freedom Theatre wurde 1988, während der ersten Intifada, dem Aufstand der
Palästinenser gegen die israelische Besatzung, von der israelischen Regisseurin Arna Mer Khamis gegründet, um gesellschaftliche Erneuerung durch die Künste zu fördern. Es liegt mitten
im Flüchtlingslager Jenin im Norden der West Bank und ist bis heute Ziel von Angriffen
sowohl durch die israelische Armee als auch durch Palästinenser. Dennoch führt der
Schauspieler und Regisseur Juliano Mer Khamis die Arbeit seiner Mutter fort und hat
sie im Film ARNA’S CHILDREN (2004) bewegend dokumentiert. Weitere Informationen unter www.thefreedomtheatre.org und www.kinderkulturkarawane.de
Mit freundlicher Unterstützung von
ZWINGER1
*06.10.09
HERR LEHMANN
von Sven Regener
Uraufführung / Wiederaufnahme
Regie Nina Gühlstorff
Bühne & Kostüme Marouscha Levy
Dramaturgie Axel Preuß
194
Sven Regeners Kult-Roman HERR LEHMANN wurde über Nacht zum Bestseller. Leander Haußmann machte mit großem Erfolg einen Film daraus. Und in Heidelberg ist die Theaterfassung ein
Dauerrenner. „Es geht voran, Geschichte wird verlacht. Im Heidelberger ‚Herr Lehmann‘, der
weitgehend Regeners Drehbuchfassung folgt, wird die Kreuzberger Schraube weiter angezogen,
die kabarettistische Gangart noch einmal verschärft.“ (FAZ) Ein Lebenskünstler drückt sich
um die Herausforderungen des Alltags im Schatten der politischen Großereignisse von 1989:
„Rotts Lehmann ist ein sympathischer Taugenichts, offenbar mit viel Glück dem Netzwerk
der sozialen Zwänge entkommen, einer, der versucht, ein Leben zu leben ganz aus Laune und Eigensinn, das freilich nicht unberührt bleibt von den Erwartungshaltungen
bürgerlicher Mittellagen ... Gühlstorff führt auf eine amüsante Weise beides zusammen: Die Belanglosigkeit des Redens über die kleinen Katastrophen des
Alltags und die melancholische Trostlosigkeit jener, die zu viel Zeit, zu
wenig Geld und in den vielleicht entscheidenden Augenblicken ihres
Lebens nur sich selbst haben.“ (Mannheimer Morgen)
ZWINGER1
*16.10.09
DEUTSCHLAND
PORNO TOTAL
von Patrick Wengenroth
Uraufführung / Wiederaufnahme
Realisation Patrick Wengenroth
Bühne & Kostüme Anja Koch
Dramaturgie Thomas Spieckermann
195
Deutschland ist im Feiertaumel und im Jubiläumsfieber. 60 Jahre Grundgesetz, 60. Geburtstag der
Bundesrepublik und zugleich 20. Jahrestag des Mauerfalls – viele gute Gründe, mit Vater Land
und Mutter Erde ein Familientreffen zu veranstalten. Der Berliner Regisseur Patrick Wengenroth
hat schon in vergangenen Spielzeiten mit seinem Boulevard-Show-Format PLANET PORNO
begeistert und war damit in der Vorauswahl zum Berliner Theatertreffen 2006. Für Heidelberg
hat er neue Zitat-Perlen aus dem Meer der Medien gefischt und lässt sie auf der Bühne erstrahlen – zu unserem Erstaunen und großen Vergnügen. „Wengenroth arrangiert Texte,
montiert sie mit Liedern aller Couleur und verdichtet dieses Material zu einem Theaterabend, der vergnüglich und nachdenklich ist, der bizarr und eindrücklich einen Bogen schlägt über deutsche Geschichte und deutsche Befindlichkeit.“ (heidelberg
aktuell) Eine Polit-Show zum Superwahljahr mit Angela Merkel, Helmut Kohl,
Alice Schwarzer u. v. a. – und mit viel Populärmusik aus Deutschland.
„Das Publikum des Heidelberger Theaters war absolut begeistert
und jubelte über den intelligent-bösartigen Umgang mit dem
deutschen Doppeljubiläum.“ (heidelberg aktuell)
ZWINGER1
*20.10.09
DER KALTE KUSS
VON WARMEM BIER
von Dirk Laucke
Uraufführung / Wiederaufnahme
Regie Henning Bock
Bühne & Kostüme Nina Zoller
Dramaturgie Thomas Spieckermann
196
Was macht der Einsatz in Kriegsgebieten mit der Psyche eines Menschen? Als erster deutscher
Theaterautor legt Dirk Laucke ein Stück zum hochaktuellen Thema der posttraumatischen Belastungsstörungen von Ex-Soldaten vor. Mit dem Auftragswerk DER KALTE KUSS VON WARMEM BIER wird Laucke seinem Ruf als politischer Nachwuchsautor gerecht. Während Maik
am antifaschistischen Schutzwall den sozialistischen Frieden vor Republikflüchtlingen sicherte, verteidigte Richard Jahrzehnte später die Interessen der westlichen Welt in Afghanistan.
Beide versuchen, ihren traumatischen Erinnerungen mit Alkohol zu entfliehen. In der Entzugsanstalt treffen sie sich – und brechen zusammen aus. „Lösungen bietet Laucke keine,
die Frage, wie das denn ist mit der Freiheit, und wie der Einzelne zurechtkommen
kann mit der Gewalt, die im Namen des Staates ausgeübt wird, stellt er umso nachdrücklicher.“ (Frankfurter Rundschau) Dirk Laucke wurde 2006 mit dem KleistFörderpreis für junge Dramatiker ausgezeichnet und von Theater heute
2007 zum Nachwuchsdramatiker des Jahres gekürt. Die renommierte
Fachzeitschrift druckte DER KALTE KUSS VON WARMEM BIER
im Juli 2009 ab.
ZWINGER1
*27.10.09
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