SCHAUSPIEL FELLINIS 8 ½ UA *01.10.09 FAUSTRECHT DER FREIHEIT UA *10.10.09 BONNIE & CLYDE UA *13.02.10 GODARD DRIVING UA *26.03.10 ENDSTATION SEHNSUCHT *22.05.10 160 WIEDERAUFNAHMEN DIE RÄUBER – NEUE FASSUNG! WALLENSTEIN DIRTY RICH Vorspann Ein Künstler in der Krise lernt, wieder zu lieben. Ein Lottogewinner verschenkt sein Geld an den Falschen. Eine junge Bankräuberin weiß nicht, was sie mit ihrer plötzlichen Freiheit anfangen soll. Ein Paar lebt eine Liebe in Zitaten. Eine Frau begehrt den Mann ihrer Schwester. Liebes Publikum! 1 61 Auf der Suche nach einer vorübergehenden Heimat für das Heidelberger Schauspiel sind wir auf das seit kurzem leerstehende Schlosskino in der Hauptstraße 42 gestoßen. Den Geist dieses wunderbaren Raums aus den dreißiger Jahren wollen wir ernst nehmen und für Sie mit „Mut zur Freiheit“ aus Kino Theater machen. Auf DVD, im Fernsehen und im Internet geht es vor allem um Special Effects, endlose Serien und kurze Clips. So ist der Film heutzutage wie das Theater ein historisches Medium. Die im Vorspann angedeuteten großen Filmgeschichten lassen sich jetzt als moderne Mythen für die Bühne wiederentdecken. Ihre Schöpfer Fellini, Fassbinder, Penn, Godard und Kazan sind längst Klassiker: Die Shakespeares und Schillers unserer Zeit. Alle von uns eingeladenen Regisseure sind begeistert, einmal „großes Kino“ zu machen und in Deutschlands erstem und einzigem THEATERKINO, zu inszenieren. Wir sind stolz darauf, dass berühmte Filme bei uns in Heidelberg fast alle zum ersten Mal auf die Bühne kommen und laden Sie ganz herzlich ein, mit uns einen neuen Spielort zu entdecken. Vor und nach den Vorstellungen wollen wir Ihnen in der TRAUMFABRIK, dem Nachfolgeraum des FRIEDRICH5, so oft wie möglich spannendes Bonusmaterial bieten: Heidelberger, die ihre Lieblingsfilme vorstellen, Schauspieler, die aus Drehbüchern und Memoiren lesen, Experten, die Geheimnisse der Filmgeschichte verraten. Aktuelle Informationen dazu finden Sie auf unser Website www.theaterkino.de und in allen Publikationen des Theaters. Musik macht glücklich! Für eine Produktion ist das Schauspiel-Ensemble ins OPERNZELT eingeladen. Heiner Kondschak schreibt uns nach DYLAN eine weitere musikalische Biografie über einen Musiker, der seinen Mut zur Freiheit lebte: LENNON – FREE AS A BIRD. Bis demnächst dort und im THEATERKINO Ihr Jan Linders FELLINIS 8 ½ Idee & Drehbuch von Tullio Pinelli, Enio Flaiano, Federico Fellini, Brunello Rondi Uraufführung Regie Dariusch Yazdkhasti Bühne Jürgen Höth Kostüme Katharina Kromminga Video Jens Dreske Dramaturgie Kerstin Grübmeyer 162 „Vergiss nicht, dass es ein komischer Film ist“ – diesen Zettel hatte Federico Fellini sich für die Dreharbeiten von 8 ½ an die Kamera geklebt. Sein Alter Ego, Filmregisseur Guido Anselmi, zieht sich in einen Kurort zurück, um seine Schaffens- und Beziehungskrise zu überwinden. Vergeblich, denn sein Filmteam, seine Ehefrau und seine Geliebte reisen ihm hinterher. Guido ist blockiert – er kann die Fragen seiner Schauspieler und des Produzenten nicht beantworten und auch seine Frauen nicht so lieben, wie sie es möchten. Da erscheint seine Hauptdarstellerin Claudia. Ist sie seine Rettung? 8 ½ ist ein Film über die Zwänge der Freiheit, über Liebe, Kunst, Schuld, Erlösung und über die Frage, wie wir leben sollen. Das Werk wurde mit zwei Oscars ausgezeichnet und kommt zur Eröffnung des THEATERKINOS in Heidelberg erstmals auf die Bühne. Dariusch Yazdkhasti hat in der vergangenen Spielzeit mit ANSICHTEN EINES CLOWNS von Heinrich Böll am Theater Bielefeld und DIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHERS von J. W. Goethe am Theater Kiel zwei erfolgreiche Literaturadaptionen herausgebracht. Er inszeniert zum ersten Mal bei uns. THEATERKINO *01.10.09 FAUSTRECHT DER FREIHEIT von Rainer Werner Fassbinder Mitarbeit Christian Hohoff Uraufführung Regie Daniel Cremer Bühne & Kostüme Brigit Kofmel Sound Tamer Fahri Özgönenc Dramaturgie Nina Steinhilber 1 63 Franz Biberkopf arbeitet als Jahrmarktsattraktion. Als sein Partner und Freund verhaftet wird, steht Franz auf der Straße. Doch dann gewinnt er eine halbe Million im Lotto, wird vom Antiquitätenhändler Max in die bessere Gesellschaft eingeführt und verliebt sich in Eugen, Unternehmersohn aus gutem Hause. Die ihm eigene Schlichtheit macht Franz zum Objekt der Begierde einer bürgerlichen Elite, deren Regeln er nicht beherrscht. Eugen erteilt seinem neuen Freund Nachhilfe in Hochkultur und Etikette und saniert mit Franz’ Lottogewinn die elterliche Firma, die kurz vor der Insolvenz steht. Als Eugen Franz schließlich satt hat, führt er die Trennung herbei – und der Verlierer in diesem bösen Gesellschaftsspiel nimmt sich das Leben. Er hat einfach nicht hineingepasst in eine Welt, in der Freiheit vor allem die Pflicht bedeutet, seine Interessen erfolgreich gegen andere durchzusetzen. Tragödie, Komödie oder Melodram? Der junge Berliner Regisseur und Autor Daniel Cremer, der bei uns in der vergangenen Spielzeit mit Henzes PHAEDRA erfolgreich seine erste Oper inszeniert hat, adaptiert Fassbinders hochpolitischen Film für die Bühne. THEATERKINO *10.10.09 BONNIE & CLYDE von Tomas Schweigen & Ensemble Uraufführung Regie Tomas Schweigen Bühne & Kostüme Susanne Hiller Dramaturgie Nina Steinhilber 164 Eine texanische Kleinstadt mitten im Nirgendwo, zur Zeit der Wirtschafts- und Finanzkrise der 20er Jahre. Eine junge Frau, gelangweilt von einem mittelmäßigen Leben ohne Perspektive und Eleganz, trifft einen jungen Mann, der gerade aus dem Gefängnis kommt. Ein Flirt, ein gemeinsamer Banküberfall – bald schon sind Bonnie Parker und Clyde Barrow auf einer wilden Flucht quer durch das Land. Sie sind verliebt, übermütig, rauben Banken aus, die bereits pleite sind, und schießen sich den Weg frei, bis sie feststellen, dass er nirgendwo hinführt. Die absolute Freiheit fordert ihren Preis. Der Mythos BONNIE & CLYDE beschäftigt seit siebzig Jahren Filmemacher wie Fritz Lang (YOU ONLY LIVE ONCE) und Oliver Stone (NATURAL BORN KILLERS). Mit dem Kultfilm von Arthur Penn aus dem Jahr 1967 wurden Bonnie und Clyde zu Galionsfiguren des New Hollywood. Tomas Schweigen arbeitet zum ersten Mal bei uns. Er studierte Regie in Zürich, inszenierte am schauspielfrankfurt, am Theaterhaus Jena und am Wiener Schauspielhaus und gründete die freie Gruppe FAR A DAY CAGE, mit der er zuletzt PATE I-III realisierte. THEATERKINO *13.02.10 GODARD DRIVING von Tisch50 Uraufführung / Kooperation mit der Hochschule der Künste Zürich Regie Daniel Pfluger Bühne & Video Flurin Madsen Kostüme Daniel Pfluger / Flurin Madsen Produzent Michael Simon Dramaturgie Kerstin Grübmeyer 1 65 „Um einen Film zu machen, genügen eine Waffe und ein Mädchen.“ Mit diesem Satz tat Jean-Luc Godard seinen eigenen Filmen Unrecht, die viel mehr sind als Zitate amerikanischer Kinoklischees. Der radikalste Vertreter der Nouvelle Vague stellte die Filmästhetik auf den Kopf. Seine Figuren sind Kleinkriminelle, Künstler, Prostituierte und Arbeiter. Sie sind immer in Bewegung und dabei cool und ironisch zugleich. Die Hauptrolle aber spielt der Film: Jump Cuts, VoiceOvers, Schrifttafeln oder Kommentare in die Kamera entfesseln das Kino von seinen klassischen Regeln. Godards Mut zur Freiheit fordert unsere Wahrnehmung der Welt heraus. GODARD DRIVING ist ein außergewöhnliches Experiment, die Filme des französischen Meisters, u. a. AUSSER ATEM, DIE VERACHTUNG und WEEK-END, theatral erfahrbar zu machen. Der Regisseur und Bühnenbildner Michael Simon erarbeitet GODARD DRIVING mit zwei Absolventen der Hochschule der Künste Zürich, dem Bühnenbildner Flurin Madsen und dem Regisseur Daniel Pfluger, Preisträger 2009 des Körber Studios Junge Regie. Das Team hat sich den Namen Tisch50 gegeben – nach dem Tisch, an dem ihr erstes Treffen stattfand. THEATERKINO *26.03.10 ENDSTATION SEHNSUCHT von Tennessee Williams Deutsch von Helmar Harald Fischer Regie Sebastian Schug Bühne Thimo Plath Kostüme Nicole Zielke Musik Johannes Winde Dramaturgie Nina Steinhilber 166 New Orleans, Ende der 40er Jahre. Die alternde Südstaaten-Schönheit Blanche DuBois besucht ihre Schwester Stella, die an der Seite des Arbeiters Stanley Kowalski ein einfaches aber ausgefülltes Leben führt. Stanley und seine Schwägerin prallen aufeinander, zwei Menschen, die das Gefühl verbindet, vom Leben betrogen worden zu sein. Doch während Stanley nach oben will und in die Zukunft denkt, flüchtet sich Blanche in die fragile Traumwelt einer glücklichen Vergangenheit. Als sie versucht, einen Keil zwischen Stella und ihren Mann zu treiben, bringt Stanley ihr Illusionsgebäude brutal zum Einsturz. ENDSTATION SEHNSUCHT gilt durch die mit vier Oscars ausgezeichnete Verfilmung von Elia Kazan aus dem Jahr 1951 heute gleichermaßen als Theater- und Filmklassiker. Sebastian Schug inszenierte zuletzt bei uns IDIOTEN, WAS IHR WOLLT, IWANOW und DIRTY RICH. Nun bringt er das berühmte Drama um Lebenslügen und große Gefühle auf die Bühne. „Wir sind allesamt zivilisierte Menschen, das heißt, dass wir im Grunde unseres Herzens Wilde sind, die sich einiger Vorzüge, welche ein zivilisiertes Benehmen ihnen bietet, zu bedienen wissen.“ Tennessee Williams THEATERKINO *22.05.10 DIE RÄUBER NEUE FASSUNG! von Friedrich Schiller Wiederaufnahme Regie Martin Nimz Bühne Julia Scholz / Kostüme Justina Klimczyk Dramaturgie Katrin Spira & Axel Preuß 1 67 DIE RÄUBER ziehen um! Die Erfolgs-Inszenierung des Dramas um den freiheitsliebenden Räuber Karl und seine Bande zeigen wir zu Schillers 250. Geburtstag an einem neuen Ort: im THEATERKINO. „Martin Nimz, der sein Ensemble mit tänzerischer Grandesse durch Schillers Rebellendrama führt, versieht die NEUE FASSUNG! seines Werkes mit einer swingenden ästhetischen Handschrift: Florian Hertweck versprüht als Karl Moor in Habitus und Optik den Appeal eines stilsicheren ‚Gangster No. 1‘. Sein Bruder Franz (Paul Grill), Keimzelle aller leidenschaffenden Intrigen, ist ein jovialer Dandy ... Die Inszenierung distanziert sich weitgehend vom Pathos, ersetzt es durch klare Strukturen, Humor und eine unverkrampfte Charakterzeichnung der Darsteller ... Der aufrührerische Geist Schillers, des ewigjungen Freiheitsdichters, spricht aus jeder einzelnen Faser dieser neuen RÄUBER. Das Haus jubelt, Martin Nimz hat Großes geleistet.“ (Mannheimer Morgen) THEATERKINO *22.10.09 WALLENSTEIN von Friedrich Schiller Wiederaufnahme Regie Martin Nimz Bühne Bernd Schneider Kostüme Cornelia Brückner, Katja Turtl, Bernd Schneider Dramaturgie Axel Preuß 168 „Martin Nimz gelingt mit Schillers großem dramatischen Gedicht und dem Heidelberger Ensemble ein Regie-Coup ... Gilt es doch, einen Achttausender der Weltliteratur zu bezwingen. Und jeder weiß: Ganz oben wird die Luft verdammt dünn. Kein Problem für den Regisseur Martin Nimz ... Vor maximal 115 Zuschauern lässt Nimz das monumentale Werk über den trickreich taktierenden Feldherren des Dreißigjährigen Krieges im Veranstaltungssaal der ,Goldenen Rose’ in Kirchheim aufführen. Immer dicht dran am Geschehen, gewinnt man an diesem Ort rasch den Eindruck, einem exklusiven Zirkel anzugehören … Alle Ensemble-Mitglieder tragen ihren Teil dazu bei, aus dieser Produktion zum Schiller-Jahr 2009 ein sinnlich-kulinarisches, sowohl künstlerisch wie auch intellektuell ansprechendes Großereignis zu machen ... Gratulation!“ (Rhein-Neckar-Zeitung) Der ganze WALLENSTEIN an einem Abend: Erleben Sie Schillers Trilogie als theatrales Abenteuer in einer außergewöhnlichen Spielstätte. Wir zeigen WALLENSTEINS LAGER, DIE PICCOLOMINI und WALLENSTEINS TOD im historischen Festsaal der Gaststätte Goldene Rose. GOLDENE ROSE, KIRCHHEIM *24.10.09 DIRTY RICH nach Shakespeares RICHARD III. von Tom Lanoye & Luk Perceval Deutsch von Rainer Kersten Wiederaufnahme Regie Sebastian Schug Bühne Christian Kiehl / Kostüme Geraldine Arnold Musikalische Leitung Christian Linder Dramaturgie Katrin Breschke 1 69 Richard, von Natur aus hässlich, will unbedingt auf den Thron. Zuerst beseitigt er seine beiden Brüder, dann verführt er eine schöne Prinzessin, deren Gatten und Vater er auf dem Gewissen hat. Wenige Missetaten später wird der böseste aller Theaterbösewichte König. Doch bald ist Richard III. auf der Flucht: „Ein Pferd, ein Königreich für ein Pferd ...“ In der Bearbeitung von Tom Lanoye und Luk Perceval für die Salzburger Festspiele sprechen die Figuren ein krasses Idiom, das Shakespeares anspielungsreiche Sprache kongenial übersetzt. „Daniel Stock zeigt den Mörder an der Macht als Egomanen, der eine deformierte Figur abgibt – Bauch raus, Buckel hoch – und doch gern singend den Star spielt ... In manchen Provinzstädten würden die Zuschauer solch einem Richard schnell türenschlagend die Gefolgschaft verweigern. Nicht in Heidelberg, wo das Publikum mit seinem Theater in den vergangenen Jahren gewachsen ist und mit großstädtischer Gelassenheit dran bleibt. Viele Premieren-Bravos für diesen König. Lang lebe sein tapferes Theatervolk.“ (Darmstädter Echo) THEATERKINO *NOVEMBER 09 TRAUMFABRIK IM THEATERKINO 170 „Kino ist Wahrheit 24 mal pro Sekunde.“ (Jean-Luc Godard) Die Wahrheit des Theaters spielt sich jeden Abend live auf der Bühne und in den Köpfen der Zuschauer ab. Viele Wahrheiten und Kunstformen werden im neuen Experimentierraum des Schauspiels, der TRAUMFABRIK, einen neuen Ort finden. Ob Schauspieler Trickfilme nachsynchronisieren, ob die Töne der Band vom Winde verweht oder bei der Rückkehr der Jediritter die Lichtschwerter gekreuzt werden – am Ende feiern Harry, Sally und der Fisch namens Wanda Premiere im Käfig voller Narren. Regieassistenten inszenieren wiederentdeckte Drehbücher oder drehen Stummfilme, Dramaturgen präsentieren literarisches oder wissenschaftliches Bonusmaterial zum Spielplan des THEATERKINOS und Heidelberger Bürger stellen die schönsten Szenen ihrer Lieblingsfilme vor – Mut zur kreativen Freiheit ist das Motto in der TRAUMFABRIK, dem Nachfolger des FRIEDRICH5. Schnelle Abende, lange Nächte, freie Projekte und kleine Inszenierungen von den Theatermachern von morgen, die hier ihre Theaterträume ausleben können. Die Fans des FRIEDRICH5 dürfen sich auch weiter freuen auf den trockenen Humor der LATE NIGHT mit Frank Wiegard und Martin Süß und die feucht-fröhlichen Auftritte der Theaterband AMT 44. DIE KINESKOP FILMSCHULE ZU GAST IN DER TRAUMFABRIK 1 71 Heidelberger aller Altersstufen beschäftigen sich in der interaktiven Veranstaltungsreihe mit Workshops zu Fotografie, 3-D-Animation und Videojournalismus mit dem Stadtraum, seiner Geschichte und seinen Bewohnern. Der Stadtraum wird zum Lageplan, zum Puzzle und zum Spielfeld. Den Anfang macht die dreitägige Aktion HEIDELBERG IM QUADRAT vom 16.-18.10.2009. Sechs Filmteams beschreiben innerhalb eines jeweils vorgegebenen Ausschnitts der Stadt die Orte, Menschen und Eigenarten mit ihren Kameras. Die Veranstaltungsreihe ist Bühne, Kreativzentrum und Ausgangspunkt, die Stadt als großen Film zu sehen. Aktuelle Informationen unter www.theaterkino.de. Die KINESKOP FILMSCHULE in der TRAUMFABRIK ist eine Kooperation des Theaters und Philharmonischen Orchesters der Stadt Heidelberg und des Medienforums Heidelberg e. V. TRAUMFABRIK *OKTOBER 09 – APRIL 10 ERSATZVERKEHR EINE STADTRUNDFAHRT von Urban Lies Mit Nils Bovri, Martin Clausen, Lajos Talamonti Konzept & Regie Lajos Talamonti 172 „Schon schnappt die Türe zu ... Die Bretter, die die Welt bedeuten, haben sich in den Flusenteppich eines Reisebusses verwandelt. Und die Welt in eine Attrappe, die im Abend versinkt.“ (Süddeutsche Zeitung) ERSATZVERKEHR ist eine poetische Bustour, die als Stadtrundfahrt beginnt und als absurde Odyssee endet. Ein Kaleidoskop von Figuren besteigt und verlässt einen Reisebus auf seiner Irrfahrt durch die Stadt, die sich in eine Kulisse verwandelt. Die Berliner Gruppe Urban Lies erarbeitet zum Auftakt der Umbauspielzeiten eine Heidelberger Fassung ihrer Performance. Mancher Fahrgast wird „sein“ Heidelberg nicht wiedererkennen – oder lernt es erstmals wirklich kennen. Startpunkt ist die Theaterstraße / Ecke Hauptstraße. ERSATZVERKEHR wird ermöglicht durch das „Nationale Performance Netz“ im Rahmen der Gastspielförderung aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie der Kultur- und Kunstministerien der Länder. HEIDELBERG 05.10. - 09.10.09 MUSIKALISCHE INSZENIERUNGEN WIEDERAUFNAHMEN DYLAN – THE TIMES THEY ARE A-CHANGIN’ NINA HAGEN. PUNK ROCKT SCHLAGER KITSCH!!! KITSCH & CRIME 1 73 JACQUES BREL – ON N’OUBLIE RIEN UA *WINTER 09 CASH – TRIBUTE TO THE MAN IN BLACK *WINTER 09 LENNON – FREE AS A BIRD UA *13.03.10 JACQUES BREL ON N’OUBLIE RIEN mit Natanaël Lienhard Uraufführung Regie Pia Donkel Dramaturgie Jan Linders 174 Dramen in drei Minuten – keiner konnte sie so musikalisch und so poetisch erzählen wie Jacques Brel, der Größte unter den Chansonniers. Groß in seinem Schmerz, seinen Frechheiten, seiner Zärtlichkeit und seinem Drang nach Freiheit: Alt sein ohne je erwachsen zu werden. Verzweifelt jedem Mädchen Bonbons statt Blumen anbieten, denn Bonbons welken nicht, Verliebtheit schon. Das flache Land über alles lieben, wo der Wind aus allen Himmelsrichtungen kommen kann, um seine Geschichten zu erzählen. Über die untreuen Frauen in Amsterdam und anderswo weinen, anstatt auf sie zu pissen. Die Eleganz von Schwarzen und den Mut von Juden bewundern. Sich fragen, warum die Arbeiter ihren Helden getötet haben und warum die Menschen in der Metro aussehen wie Ertrunkene. Auf die Rückkehr der Geliebten warten, auf das erste Mal mit der Freundin, auf die Rückkehr der Hoffnung. Natanaël Lienhard, halber Franzose von Geburt, ist mit Chansons aufgewachsen. Bei uns singt er zum ersten Mal einen ganzen Abend lang Jacques Brel und erzählt die Geschichten seiner Lieder. THEATERKINO *WINTER 09 CASH TRIBUTE TO THE MAN IN BLACK von & mit Bastian Semm, Sandro Tajouri & Jörg Schröder 1 75 Seit seinem spektakulären Comeback 1994 ist Johnny Cash, der Man in Black, auch der Pop-Gemeinde wieder ein Begriff, die bis dato Country für eine Art Volksmusik gehalten hatte. Doch die Musik Johnny Cashs war schon immer viel mehr. Seine kritischen Texte und die musikalischen Einflüsse von Gospel, Rockabilly, Blues und Folk machten Cash zu einer Marke für sich. Er war Outlaw und Prediger zugleich: „In Nashville trugen sie alle falsche Perlen, Strass, flimmernde Hosen und blinkende Cowboystiefel, das ganze Zeug. Ich trage Schwarz für die Armen und die Unterdrückten ...“ Unser neues Ensemblemitglied Bastian Semm hat sich mit seinen Gitarren an die Fersen des unvergleichlichen Künstlers geheftet. Sandro Tajouri gibt am Cachon die Rhythmen vor. Jörg Schröder, Cash-Fan der ersten Stunde, liest aus der bewegten Biografie von Johnny Cash. Der Streifzug durch 1500 Songs und 40 Jahre Musikgeschichte war am Theater Basel ein großer Late-Night-Erfolg. THEATERKINO *WINTER 09 LENNON FREE AS A BIRD von Heiner Kondschak Uraufführung Regie & Arrangements Heiner Kondschak Bühne & Kostüme Ilona Lenk Dramaturgie Jan Linders 176 So berühmt wie unergründlich, so eingängig wie vielseitig, so legendär wie aktuell, so mutig wie frei: John Winston Lennon hat einen Abend verdient, der seine Musik, seine Texte, seine Aktionen und Performances, seine Songs und Skandale als großes Welttheater auf die Bühne bringt. Heiner Kondschak schreibt für unser äußerst musikalisches Schauspielensemble und seine Band nach DYLAN – THE TIMES ARE A-CHANGIN’ eine weitere Biografie in Greatest Hits, von der Schülerband aus Liverpool über die Beatles bis zur „Double Fantasy“ mit Yoko Ono. „Life is what happens to you while you are busy making other plans.“ Dieses Motto von John Lennon nehmen wir so ernst wie komisch. Heiner Kondschak, der Spezialist für musikalische Lebensläufe, lässt einen Mythos wiederauferstehen – FREE AS A BIRD. Der Schuss des Attentäters von New York beendete 1980 nicht nur ein viel zu kurzes Leben, sondern die wohl besten Jahre des letzten Jahrhunderts: das Zeitalter des Pop. OPERNZELT *13.03.10 DYLAN THE TIMES THEY ARE A-CHANGIN’ von Heiner Kondschak Uraufführung / Wiederaufnahme Regie Heiner Kondschak Bühne & Kostüme Ilona Lenk Dramaturgie Miriam Teßmar 1 77 „Die zur Zeit beste Show in der Stadt“. (Scala) mit Florian Hertweck alias Bob Dylan zieht ins OPERNZELT! Heiner Kondschaks Revue über die Stimme der amerikanischen Protestbewegung ist Kult so wie die singenden und musizierenden Schauspieler. „,Die Welt ist ein Karneval’ behauptet Bob Dylan gleich zu Beginn. Und wenn sich die Welt in einer Bühnenshow über Vita und Werk des Folk-Rock-Chamäleons Bob Dylan spiegelt, dann gleicht sie auch den Achterbahn-Höhen und -Tiefen eines Jahrmarkts … Heiner Kondschak ist ein musikalisch-inszenatorischer Perfektionist, der bereits mit der ROCKY HORROR SHOW in Heidelberg das Publikum scharenweise ins Theater lockte. Bei THE TIMES THEY ARE A-CHANGIN’ entfachen die von der Bühne überspringenden Funken einen Flächenbrand der Begeisterung.“ (Rhein-Neckar-Zeitung) Die erfolgreichste Inszenierung des Heidelberger Theaters der letzten Jahre! OPERNZELT *15.11.09 NINA HAGEN. PUNK ROCKT SCHLAGER mit Monika Wiedemer & Gregor Schwellenbach Uraufführung / Wiederaufnahme Idee & Regie Matthias Rott Arrangements Gregor Schwellenbach Bühne & Kostüme Stephanie Karl Dramaturgie Katharina Simmert 178 „Happiness, Flutsch-Flutsch! Fun fun! Ist alles so schön bunt hier!“ Folgen Sie uns auf einen Trip in den Kosmos eines Paradiesvogels. Liebliche Schlagersängerin, schrille Operndiva oder Mother of Punk: Nina Hagen lässt sich nicht festlegen und verteidigt ihre Freiheit lauthals. Eine singende Schauspielerin und ihre Ein-Mann-Band stöbern in der bunten und wechselhaften Karriere der deutschen Punk-Ikone. Das Ergebnis ist ein ganz persönlicher Remix und eine Show nach dem Nina-Hagen-Prinzip: Man weiß nie, was kommt! „Ovationen für Nina Hagen. ... Schluss mit dem besinnlichen Geklampfe! Ab jetzt wird’s bunt! Monika Wiedemer und Gregor Schwellenbach wandelten bei der Premiere von NINA HAGEN. PUNK ROCKT SCHLAGER auf den Pfaden eines Paradiesvogels und machten aus der Städtischen Bühne einen verruchten Nachtclub der 80er Jahre … Monika Wiedemer hüpft, kreischt und wirft sich auf der grellen Bühne umher wie das Original selbst … Matthias Rott gelingt hier ein mitreißend-kurzweiliges Heidelberger Regie-Debüt … Nina, ja du bist’s! Dich haben wir vernommen!“ (Mannheimer Morgen) THEATERKINO *31.10.09 KITSCH!!! Lovesongs & Balladen von Tom Waits bis Sinead O’Connor Uraufführung / Wiederaufnahme mit Alexander Peutz Arrangements & Klavier Michael Klubertanz Regie Ila Schnier 1 79 KITSCH!!! Das ist die Suche nach den ganz großen, echten Gefühlen. Das sind eine starke Stimme und ein Klavier. Das sind Lovesongs, Balladen und Jazzklassiker, das sind Lieder von Tom Waits, Pink, Paul Simon und Sinead O’Connor, Queen, Supertramp und The Who – neu arrangiert von Michael Klubertanz und pur gesungen von Superstimme Alexander Peutz. Auch in dieser Spielzeit wird KITSCH!!! im neuen THEATERKINO die Herzen höher schlagen lassen. „Klubertanz am Flügel und Peutz am Mikrofon sangen sich mit unglaublicher Spielfreude die Bälle zu, ergänzten sich prächtig und hatten sichtlich selbst enormen Spaß an diesem Liederabend ... Das Publikum johlte vor Begeisterung und erklatschte sich etliche Zugaben.“ (RheinNeckar-Zeitung) What a wonderful world! THEATERKINO *WINTER 09 KITSCH & CRIME Ein Mixtape für Bonnie und Clyde Uraufführung / Wiederaufnahme Mit Alexander Peutz Arrangements & Klavier Michael Klubertanz Regie Ila Schnier 180 Diskokugel oder Kugelhagel? „Hätte das legendäre Gangster-Paar Bonnie und Clyde in ihrem Fluchtwagen über den Komfort eines Kassettenradios verfügt, welche Titel hätten sie wohl durch den Südwesten der USA begleitet?“ (Mannheimer Morgen) Goldene Zeiten für Fans des berühmten Gangsterpärchens, das diese Spielzeit gleich zweimal das neue THEATERKINO überfällt – in einer neuen Inszenierung über den Mythos und seine Filme und in dem bejubelten Nachfolger von KITSCH!!! „Peutz beeindruckt einmal mehr mit einer Stimme, die sowohl kraftvoll zu rocken als auch sanft zu säuseln vermag. Klubertanz hat bekannte Songs neu arrangiert und das Gedicht THE STORY OF BONNIE AND CLYDE, geschrieben von Bonnie Parker höchstpersönlich, vertont.“ (RNZ). Stilecht in Verbrechergarderobe und musikalisch in Bestform stellt das kongeniale Duo „den berühmten Kriminellen den Soundtrack ihres Lebens zusammen.“ (Mannheimer Morgen) Und fängt dabei unplugged die Atmosphäre der Zeit ein. „Doch auch wenn Peutz und Klubertanz alle Klischees auskosten, tun sie dies mit einem komplizenhaften Augenzwinkern.“ (Ruprecht online) THEATERKINO *WINTER 09 AMT 44 DIE THEATERBAND unterstützt durch den 181 Sie tragen karierte Pullunder, Hornbrillen und sauber gekämmte Frisuren. Sie tragen Tennissocken in ihren Sandalen. Und sie tragen zur Erheiterung ihres Publikums bei. AMT 44 nennt sich die Theaterband, die sich aus dem Schauspielensemble und den Kollegen vom ZWINGER3 zusammensetzt – und bei der ohne Antrag gar nichts läuft. Bandmitglieder von Amts wegen sind zurzeit Klaus Cofalka-Adami (Gitarre, Gesang), Benjamin Hille (Keyboard, Gesang), Dominik Knapp (Schlagzeug), Natanaël Lienhard (Cello, Gesang), Monika Wiedemer (Gesang, Geige) und Frank Wiegard (Gitarre, Gesang), die in wechselnder und auch für Gäste und neue Mitglieder offener Besetzung spielen. Mit Coversongs mittelmäßig bekannter Bands, die dafür aber umso witzigere Texte haben, bringen sie die Lachmuskeln zum Zucken, während Cédric Pintarelli als nörgelndes Servicepersonal Publikum und Band mit Kaltgetränken versorgt. So avancierte DAS SCHLIMMSTE IST, WENN DAS BIER ALLE IST von den Kassierern bei Auftritten der Theaterband schnell zur Hymne der LATE NIGHT. Die Gründung von AMT 44 wurde 2008 durch eine großzügige Spende des Freundeskreises möglich, der die Band mit den nötigen Instrumenten und Verstärkern ausstattete. FAMILIENBANDE Partnerschaft mit dem Teatron Beit Lessin, Tel Aviv Gefördert im Fonds „Wanderlust“ der ZWINGER1 ALLES IST ERLEUCHTET DSE *27.11.09 DER MANN DER DIE WELT ASS UA *17.12.09 THEY CALL ME JECKISCH UA *21.01.10 ERKLÄR MIR, LIEBE UA *31.01.10 DIE DEMJANJUK-PROZESSE DSE *31.03.10 UNDERCOVER TEL AVIV UA *29.04.10 IDENTITY PARADE UA *MAI 10 184 WIEDERAUFNAHMEN HERR LEHMANN DEUTSCHLAND PORNO TOTAL DER KALTE KUSS VON WARMEM BIER FAMILIENBANDE 185 Familie. Die kleinste gesellschaftliche Einheit, der Ursprung aller Komödien und Tragödien, der Ort größter Freiheit und Unfreiheit zugleich. Man kann sie als Heimat der Liebe begreifen oder als sich selbst reproduzierendes, unzerstörbares Virus, als das Normalste der Welt oder das Verrückteste, ob in Deutschland, Israel oder der Ukraine. Im ZWINGER1 erzählen wir in dieser Saison lauter Familiengeschichten: Von der Suche eines jungen Mannes nach der verschwundenen Heimat seiner Vorfahren, von einem seine Kräfte verlierenden Vater und seinen Söhnen, von Liebesgedichten, die erste Beziehungen knüpfen, und von einem alten Mann, den seine Vergangenheit einholt. Alle Stücke sind zum ersten Mal in Deutschland zu sehen. Wir freuen uns sehr, dass DER MANN DER DIE WELT ASS, das Siegerstück des HEIDELBERGER STÜCKEMARKTS 2009, nach der Uraufführung bei uns auch in Basel und Magdeburg gespielt wird. Ausgezeichnet mit einer Förderung der Kulturstiftung des Bundes, starten wir die zweijährige Partnerschaft mit dem Teatron Beit Lessin in Tel Aviv. Das zweitgrößte Theater Israels spielt fast ausschließlich neue Dramatik und veranstaltet ein dem HEIDELBERGER STÜCKEMARKT vergleichbares Festival. Sechs israelisch-deutsche Teams mit Schauspielern, Regisseuren und Autoren machen sich in Heidelberg und Tel Aviv auf die Suche nach Familienbanden jenseits der Normalität und arbeiten bei Recherchereisen an sechs Uraufführungen, zum Teil in mehreren Sprachen. Junge Bildende Künstler aus Tel Aviv gestalten Bühnen-Installationen und Kostüme in Zusammenarbeit mit dem Ausstatter Sebastian Hannak. Jede der sechs Produktionen wird in Deutschland und Israel gezeigt und von Diskussionen und Lesungen begleitet, die wir in Kooperation mit der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg anbieten. Dazu kommt ein Programm von Videokunst und Dokumentarfilmen, kuratiert von Galit Eilat vom Israeli Center for Digital Arts. Künstlerisch geleitet wird die Partnerschaft von Chefdramaturg Avishai Milstein (Tel Aviv) und Schauspieldirektor Jan Linders (Heidelberg). Aktuelle Informationen finden sich unter www. familienbande-heidelberg.de ALLES IST ERLEUCHTET nach dem Roman von Jonathan Safran Foer Deutsch von Dirk van Gunsteren Deutschsprachige Erstaufführung Regie Martin Nimz Bühne & Kostüme Bernd Schneider Dramaturgie Nina Steinhilber 186 Witzig, klug und absolut außergewöhnlich: Jonathan Safran Foers überraschendes und berührendes Debüt ALLES IST ERLEUCHTET ist ein literarischer Glücksfall. In der Regie von Martin Nimz, mit dem das Heidelberger Theater eine lange und erfolgreiche Zusammenarbeit verbindet, kommt der Bestseller erstmals auf eine deutsche Bühne und eröffnet den ZWINGER1. Auf der Suche nach seinen Wurzeln reist der junge amerikanische Jude Jonathan in die Ukraine. Was ist während der Shoah mit seiner Familie passiert? Ein altes Foto mit dem Bild der Frau, die seinem Großvater einst das Leben gerettet hat, ist Ausgangspunkt einer Odyssee durch ein Land, das Jonathan fremd ist. Heritage Touring hilft und schickt ihm einen alten Ukrainer, der angeblich blind ist, sowie dessen Enkel Alex, der angeblich Englisch spricht. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg zu dem Dorf Trachimbrod, in dem Jonathans Familie lebte, bevor es ausgelöscht wurde – und mit ihm jede Erinnerung daran. Während Alex von den Stationen ihrer abenteuerlichen Reise berichtet, stellt Jonathan sich den Geistern der Vergangenheit und erfindet die Geschichte des vergessenen Ortes neu. ZWINGER1 *27.11.09 DER MANN DER DIE WELT ASS von Nis-Momme Stockmann Uraufführung / Autorenpreis & Publikumspreis des HEIDELBERGER STÜCKEMARKTS 09 Regie Dominique Schnizer Bühne & Kostüme Christin Treunert Dramaturgie Jan Linders 187 „Ich wollte es alles hinkriegen. Aber wisst ihr. Ich kann es nicht gut machen. Ich kann es nur schlecht machen. Ich fresse alles auf.“ Der Sohn ist 35 Jahre und erfolgsverwöhnt, aber eines Tages gerät er aus der Bahn, und das Leben prüft ihn erbarmungslos. Von seiner Frau und seinen Kindern hat er sich bereits getrennt, dann wird er arbeitslos. Sein Vater ist dement und zunehmend hilfebedürftig. Der kranke Bruder ist in seinen Augen ein Simulant. Zu stolz, um sich zu entschuldigen, stemmt er sich gegen das Leben. Ohne Geld, ohne Perspektive, den Vater pflegend, den Bruder verlierend, steht er zuletzt ganz alleine da und will nicht weichen und nicht brechen. Wer ist stärker: Er oder das Leben? Der 28-jährige Dramatiker NisMomme Stockmann gilt schon jetzt als große Neuentdeckung. Mit DER MANN DER DIE WELT ASS gewann er den Autorenpreis und den Publikumspreis des HEIDELBERGER STÜCKEMARKTS 2009 und wurde mit dem Werkauftrag des Stückemarkts beim Berliner Theatertreffen ausgezeichnet. Regie führt der Österreicher Dominique Schnizer, der nach Arbeiten am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg und bei den Ruhrfestspielen erstmals in Heidelberg inszeniert. ZWINGER1 *17.12.09 THEY CALL ME JECKISCH – FAMILIENBANDE Partnerschaft mit Teatron Beit Lessin, Tel Aviv Uraufführung Regie Nina Gühlstorff Dramaturgie Nina Steinhilber 188 Sie leben in der modernen Weltstadt Tel Aviv, sind aufgewachsen mit Omas Streuselkuchen, sprechen hebräisch und wollen einen deutschen Pass. Als ihre Großeltern auf der Flucht vor den Nazis aus Deutschland nach Palästina kamen, wurden sie in der neuen Heimat spöttisch „Jeckes“ genannt, weil sie, immer noch deutsch und korrekt, selbst bei großer Hitze eine Jacke trugen. Viele „Jeckes“ der ersten Generation hatten Schwierigkeiten, sich an das Leben im Gelobten Land zu gewöhnen, einige hat die alte Heimat nie losgelassen. Ist es möglich, dorthin zurückzukehren, wo Familienangehörige vertrieben und ermordet wurden? Nachgeborene der dritten Generation zieht es heute wieder nach Deutschland, aus Neugier oder weil ausgerechnet dort ein Gefühl von Sicherheit und Freiheit lockt. Ohne die Vergangenheit zu vergessen, versuchen sie, der historischen Perspektive eine neue, eigene hinzuzufügen. Mit Schauspielern aus Tel Aviv und Heidelberg recherchiert das Team um Regisseurin Nina Gühlstorff in Familien deutscher Juden in Israel. Basierend auf ihren persönlichen Geschichten erzählt THEY CALL ME JECKISCH von Menschen, die seit vier Generationen zwischen zwei Welten leben. ZWINGER1 *21.01.10 ERKLÄR MIR, LIEBE Deutsche Liebeslyrik vom Barock bis heute Uraufführung Regie Mareike Mikat Bühne & Kostüme Maike Storf Dramaturgie Kerstin Grübmeyer 189 „Oh du, Geliebte meiner siebenundzwanzig Sinne, ich liebe dir! – Du deiner dich dir, ich dir, du mir – Wir?“ (Schwitters) So schmachtet Kurt seine geheimnisvolle Anna Blume an, an der ihn vor allem der Name entzückt: „Man kann dich auch von hinten lesen, und du, du Herrlichste von allen, du bist von hinten wie von vorne: a-n-n-a.“ Wer könnte da widerstehen? Anna erhört Kurt und das Liebesgedicht ist perfekt: „Ach, an deinem Busen / lieg ich, schmachte, / und deine Blumen, dein Gras / drängen sich an mein Herz.“ (Goethe) So stark ist die Liebe, dass sie sich gar in Einrichtungsgegenstände verwandelt: „Deine Seele, die die meine liebet, ist verwirkt mit ihr im Teppichtibet.“ (Lasker-Schüler) Und Anna sagt zu Kurt: „Ich habe dich so lieb, / ich würde dir ohne Bedenken / Eine Kachel aus meinem Ofen schenken.“ (Ringelnatz) ERKLÄR MIR, LIEBE – das sind die schönsten, traurigsten, witzigsten und frechsten deutschen Liebesgedichte vom Barock bis heute – geschmachtet, gesungen und erlitten von unserem Schauspielensemble und in der Stadt der Romantik in Szene gesetzt von Mareike Mikat. Die Hausregisseurin am Centraltheater Leipzig hat in Heidelberg u. a. ANTIGONE inszeniert. ZWINGER1 *31.01.10 DIE DEMJANJUKPROZESSE Holocaust-Cabaret von Jonathan Garfinkel Deutsch von Frank Heibert Deutschsprachige Erstaufführung Regie Catja Baumann Dramaturgie Nina Steinhilber 190 Mit DIE DEMJANJUK-PROZESSE nehmen wir die aktuelle Diskussion um ausländische Nazi-Kollaborateure auf. Das Stück des jungen kanadisch-jüdischen Autors Jonathan Garfinkel stellt die Frage nach der Beweisbarkeit von Schuld. Mit den Mitteln der Satire erzählt es eine verwirrende Prozessgeschichte um ungesühnte Verbrechen, den Ruf nach Strafe und Genugtuung und die drei Leben eines Mannes, den seine Vergangenheit immer wieder einholt. War John Demjanjuk 1943 Wachmann im Vernichtungslager Sobibór? Rückblick: Ende der 70er Jahre identifizieren Überlebende des Holocaust den in Cleveland, Ohio lebenden Familienvater als „Iwan den Schrecklichen“ aus Treblinka. 80er Jahre: Prozess in Israel, Todesurteil. 90er Jahre: Das Oberste Gericht Israels spricht den gebürtigen Ukrainer wegen „begründeter Zweifel“ an seiner Identität frei. 2008: Neue Nachforschungen. 2009: Auslieferung nach Deutschland. Für die deutschsprachige Erstaufführung erweitert Garfinkel sein Stück um neue, den Prozess in München kommentierende Szenen. Catja Baumann, Regisseurin der Kult-Serie FRIEDRICHSTRASSE, inszeniert erstmals im ZWINGER1. ZWINGER1 *31.03.10 UNDERCOVER TEL AVIV – FAMILIENBANDE Partnerschaft mit Teatron Beit Lessin, Tel Aviv Uraufführung Regie Stéphane Bittoun Dramaturgie Kerstin Grübmeyer 191 Tel Aviv, 3 Uhr nachts. Laila Lavan, die weiße Nacht, hält die Stadt in Atem. Ganz Tel Aviv ist auf den Beinen. Wie jede Nacht sind auch vier Agenten undercover unterwegs. Doch die Lage ist unübersichtlich. Sind alle wirklich das, was sie behaupten zu sein? Wer gehört dazu, wem kann man trauen und wer bedroht das System: Der Street Artist, der seine Kunst nachts heimlich auf die Häuser der Stadt sprüht? Das philippinische Hausmädchen einer jüdischen Familie, das am Wochenende Partys mit Landsleuten feiert? Der Wehrdienstverweigerer? Oder die Mutter, die ihren Sohn nicht beschneiden lassen will? Wer will Außenseiter sein und wer wird wider Willen dazu gemacht? UNDERCOVER TEL AVIV sieht unter die Oberflächen und beschreibt die israelische Gesellschaft von ihren Rändern her. Regisseur Stéphane Bittoun hat bereits MEIN ERSTER SONY, den bekannten Roman des Israeli Benny Barbasch, erfolgreich für die Bühne adaptiert und sich mit Theaterabenden einen Namen gemacht, die Film, Hörspiel und Theater unterhaltsam und intelligent verbinden. Seine Familie entstammt väterlicherseits der ehemals großen Gemeinde französischer Juden in Algerien und lebt heute zum großen Teil in Israel. ZWINGER1 *29.04.10 IDENTITY PARADE – FAMILIENBANDE Partnerschaft mit Teatron Beit Lessin, Tel Aviv Uraufführung Konzept & Regie Omer Krieger / Dana Yahalomi Dramaturgie Jan Linders 192 Die Performance-Gruppe Public Movement erregt zurzeit Aufsehen und Widerspruch zwischen Warschau und Berlin. In Israel ist die Gruppe schnell berühmt geworden für ihre politischen Choreografien und Interventionen im öffentlichen Raum. Sie stellt vertraute symbolische Handlungen und praktische Rituale als Tanzstücke nach: die Fahrt einer Staatskarosse und den Zusammenstoß mit Fußgängern und Bodyguards oder den Einsatz von Rettungswagen nach einem Bombenattentat. Die Aktionen enden jeweils in gemeinsamen Tänzen mit den Schaulustigen. Für Heidelberger Plätze entwerfen sie nach historischen Recherchen vor Ort neue Choreografien, an denen auch Tänzer und Schauspieler aus dem Haus der Jugend beteiligt sind. Die Spielorte werden kurzfristig bekannt gegeben. Weitere Informationen: www. publicmovement.org HEIDELBERG *MAI 10 FRAGMENTS OF PALESTINE Einmaliges Gastspiel Regie Nabeel AlRaee Choreografie Camilla Bakken Künstlerische Leitung Juliano Mer Khamis 193 Der KinderKulturKarawane ist es gelungen, neun Schauspielschülerinnen und -schüler aus Jenin zu einer Gastspielreise nach Deutschland und Österreich einzuladen. Vor Stationen in Leipzig und an der Berliner Schaubühne kommt die Gruppe nach Heidelberg. FRAGMENTS OF PALESTINE schildert absurde Lebenssituationen und verzweifelte Träume von jungen Palästinensern in der West Bank. Das Freedom Theatre wurde 1988, während der ersten Intifada, dem Aufstand der Palästinenser gegen die israelische Besatzung, von der israelischen Regisseurin Arna Mer Khamis gegründet, um gesellschaftliche Erneuerung durch die Künste zu fördern. Es liegt mitten im Flüchtlingslager Jenin im Norden der West Bank und ist bis heute Ziel von Angriffen sowohl durch die israelische Armee als auch durch Palästinenser. Dennoch führt der Schauspieler und Regisseur Juliano Mer Khamis die Arbeit seiner Mutter fort und hat sie im Film ARNA’S CHILDREN (2004) bewegend dokumentiert. Weitere Informationen unter www.thefreedomtheatre.org und www.kinderkulturkarawane.de Mit freundlicher Unterstützung von ZWINGER1 *06.10.09 HERR LEHMANN von Sven Regener Uraufführung / Wiederaufnahme Regie Nina Gühlstorff Bühne & Kostüme Marouscha Levy Dramaturgie Axel Preuß 194 Sven Regeners Kult-Roman HERR LEHMANN wurde über Nacht zum Bestseller. Leander Haußmann machte mit großem Erfolg einen Film daraus. Und in Heidelberg ist die Theaterfassung ein Dauerrenner. „Es geht voran, Geschichte wird verlacht. Im Heidelberger ‚Herr Lehmann‘, der weitgehend Regeners Drehbuchfassung folgt, wird die Kreuzberger Schraube weiter angezogen, die kabarettistische Gangart noch einmal verschärft.“ (FAZ) Ein Lebenskünstler drückt sich um die Herausforderungen des Alltags im Schatten der politischen Großereignisse von 1989: „Rotts Lehmann ist ein sympathischer Taugenichts, offenbar mit viel Glück dem Netzwerk der sozialen Zwänge entkommen, einer, der versucht, ein Leben zu leben ganz aus Laune und Eigensinn, das freilich nicht unberührt bleibt von den Erwartungshaltungen bürgerlicher Mittellagen ... Gühlstorff führt auf eine amüsante Weise beides zusammen: Die Belanglosigkeit des Redens über die kleinen Katastrophen des Alltags und die melancholische Trostlosigkeit jener, die zu viel Zeit, zu wenig Geld und in den vielleicht entscheidenden Augenblicken ihres Lebens nur sich selbst haben.“ (Mannheimer Morgen) ZWINGER1 *16.10.09 DEUTSCHLAND PORNO TOTAL von Patrick Wengenroth Uraufführung / Wiederaufnahme Realisation Patrick Wengenroth Bühne & Kostüme Anja Koch Dramaturgie Thomas Spieckermann 195 Deutschland ist im Feiertaumel und im Jubiläumsfieber. 60 Jahre Grundgesetz, 60. Geburtstag der Bundesrepublik und zugleich 20. Jahrestag des Mauerfalls – viele gute Gründe, mit Vater Land und Mutter Erde ein Familientreffen zu veranstalten. Der Berliner Regisseur Patrick Wengenroth hat schon in vergangenen Spielzeiten mit seinem Boulevard-Show-Format PLANET PORNO begeistert und war damit in der Vorauswahl zum Berliner Theatertreffen 2006. Für Heidelberg hat er neue Zitat-Perlen aus dem Meer der Medien gefischt und lässt sie auf der Bühne erstrahlen – zu unserem Erstaunen und großen Vergnügen. „Wengenroth arrangiert Texte, montiert sie mit Liedern aller Couleur und verdichtet dieses Material zu einem Theaterabend, der vergnüglich und nachdenklich ist, der bizarr und eindrücklich einen Bogen schlägt über deutsche Geschichte und deutsche Befindlichkeit.“ (heidelberg aktuell) Eine Polit-Show zum Superwahljahr mit Angela Merkel, Helmut Kohl, Alice Schwarzer u. v. a. – und mit viel Populärmusik aus Deutschland. „Das Publikum des Heidelberger Theaters war absolut begeistert und jubelte über den intelligent-bösartigen Umgang mit dem deutschen Doppeljubiläum.“ (heidelberg aktuell) ZWINGER1 *20.10.09 DER KALTE KUSS VON WARMEM BIER von Dirk Laucke Uraufführung / Wiederaufnahme Regie Henning Bock Bühne & Kostüme Nina Zoller Dramaturgie Thomas Spieckermann 196 Was macht der Einsatz in Kriegsgebieten mit der Psyche eines Menschen? Als erster deutscher Theaterautor legt Dirk Laucke ein Stück zum hochaktuellen Thema der posttraumatischen Belastungsstörungen von Ex-Soldaten vor. Mit dem Auftragswerk DER KALTE KUSS VON WARMEM BIER wird Laucke seinem Ruf als politischer Nachwuchsautor gerecht. Während Maik am antifaschistischen Schutzwall den sozialistischen Frieden vor Republikflüchtlingen sicherte, verteidigte Richard Jahrzehnte später die Interessen der westlichen Welt in Afghanistan. Beide versuchen, ihren traumatischen Erinnerungen mit Alkohol zu entfliehen. In der Entzugsanstalt treffen sie sich – und brechen zusammen aus. „Lösungen bietet Laucke keine, die Frage, wie das denn ist mit der Freiheit, und wie der Einzelne zurechtkommen kann mit der Gewalt, die im Namen des Staates ausgeübt wird, stellt er umso nachdrücklicher.“ (Frankfurter Rundschau) Dirk Laucke wurde 2006 mit dem KleistFörderpreis für junge Dramatiker ausgezeichnet und von Theater heute 2007 zum Nachwuchsdramatiker des Jahres gekürt. Die renommierte Fachzeitschrift druckte DER KALTE KUSS VON WARMEM BIER im Juli 2009 ab. ZWINGER1 *27.10.09