ZHAW, ASV, FS2008 11-1 Kapitel 11 where Analog meets Digital Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis .......................................................................................................................1 11.1 Einführung ...............................................................................................................2 11.2 Digitale Formate und Wandlerfehler ........................................................................3 11.2.1 Zahlencodes .............................................................................................3 11.2.2 Wandlerfehler ...........................................................................................4 11.2.3 Dynamische Eigenschaften.......................................................................6 11.3 Digital - Analog Wandler..........................................................................................8 11.3.1 DAC-Architekturen ....................................................................................8 11.3.2 Glitch Effekt ............................................................................................12 11.3.3 Settling Time...........................................................................................12 11.3.4 Ausgangsspektrum und Filterung ...........................................................13 11.3.5 Spannungsreferenz.................................................................................14 11.3.6 Multiplizierender DAC..............................................................................14 11.4 Analog - Digital Wandler........................................................................................15 11.4.1 A/D-Wandler Begriffe..............................................................................16 11.4.2 Full Parallel (Flash) Converter.................................................................19 11.4.3 Successive Approximation Register (SAR) Converter .............................21 11.4.4 Dual Slope Converter..............................................................................23 11.4.5 Sigma-Delta Converters..........................................................................25 11.4.6 Jitter Einfluss des Abtasttaktes ...............................................................27 11.4.7 Differentielle Eingänge: ...........................................................................28 11.5 Literaturangaben ...................................................................................................30 Anhang A1: Sinx/x Graph ..............................................................................................31 Anhang A2: DAC Datenblatt Auszug .............................................................................32 Anhang A3: Phase Noise to Jitter Conversion ...............................................................33 Anhang A4: ADC Datenblatt Auszug .............................................................................34 ZHAW, ASV, FS2008 11-2 11.1 Einführung Die Wandlung von Signalen unserer Umgebung in die digitale Zahlenwelt und umgekehrt ist in den letzten 10 Jahren immer wichtiger geworden. Viele Prozesse werden mit Computern überwacht, analoge Funktion auf Signalprozessoren ausgeführt, Messgeräte arbeiten digital und Sprach- und Bildsignale werden mit modernen digitalen Verfahren moduliert, letztlich aber doch als Analogsignal übertragen. Die Domäne der A/D- und D/A- Wandler hat deshalb in den letzten Jahren eine steile Entwicklungszeit hinter sich. Wo immer Sprache, Bild oder Messsignale erfasst, weiterverarbeitet oder übertragen werden müssen, werden die analogen Signale digitalisiert. Aber letztlich werden sie am Zielort für die Interaktion mit der Umgebung auch wieder in den Analogen Bereich zurückgewandelt werden. So ist das allseits bekannte ADSL Modem aus Fig. 11.1 ein typisches Beispiel dafür, wie an und für sich alle digitalen Signale irgendwann wieder an die Umwelt angepasst werden müssen, hier für die Übertragung an das Transportmedium Kabel. Fig. 11-1: Blockschaltbild eines ADSL Modem/Router (Quelle: TI) Die Zeiten der erschwinglichen Wandlerpreise sind längst angebrochen und widerspiegelt sich auch in der Tatsache, dass Messinstrumente mit digital erzeugten Signalen (Bsp. Waveform Synthesizer) und Signalauswertung mit eigentlichen Rechnern (Bsp. FFT Analyzer) heute billiger sind, als entsprechende analoge Geräte. Dies liegt nicht zuletzt an den Vorteilen von Signalprozessor Lösungen, nämlich garantierte Reproduzierbarkeit ohne teure Abgleiche und gute Wiederverwendbarkeit der Hardware. Man entwickelt heute nur noch in speziellen Fällen eigene Wandler von Grund auf. So zum Beispiel für die Ära der digitalen Hörhilfen, wo 16- Bit Wandler mit Verlustleistung unter 500 µW notwendig sind oder etwa im Radarbereich wenn 8- Bit Wandler mit 2 GHz Abtastrate benötigt werden. Das Feld dazwischen ist bestens durch käufliche Produkte mit den unterschiedlichsten Wandlungsverfahren mit ihren Vor- und Nachteilen abgedeckt. Dieses Kapitel soll verschiedene Wandlertechniken behandeln und weniger die Fähigkeit selber Wandler von Grund auf entwickeln zu können. Für den Ingenieur ist es wichtig, Wandler spezifizieren, auswählen und ausmessen zu können. Die Wandler sind der Schlüssel zur DSP Technik, was im Wandler verloren geht oder ungewollt dazu kommt ist oft nicht zu korrigieren. A/D- und D/A- Wandler müssen sowohl den Analog- wie den Digitaltechniker interessieren, es ist die Schnittstelle 'where Analog meets Digital'. Vorausgesetzt werden Kenntnisse über Rauschen, Abtasttheorem, Aliasing, Signale und Spektren, FFT. ZHAW, ASV, FS2008 11-3 11.2 Digitale Formate und Wandlerfehler Wie Signale im analogen Bereich aussehen ist einfach zu verstehen, es sind kontinuierliche Spannungs- oder Stromverläufe. Bei digitalen Signalen sind es letztlich nur die dahinter verborgenen Zahlen, welche dem Signal eine Bedeutung geben. Der digitale Signalverlauf ist mit seinen 2 logischen Zuständen ohne tiefere Information. Also sollte die Darstellung von Zahlen wenigstens für Wandler und die das digitale Format nutzende Rechner hilfreich codiert sein. Beim jeder Wandlung gibt es Fehler, solche die man bewusst macht um den Informationsgehalt zu reduzieren (Quantisierung in Amplitude und Zeit) und solche, die durch die nicht perfekte Wandlertechnik hinzukommen. 11.2.1 Zahlencodes Neben der allgegenwärtigen binären (unipolare) und der BCD- Darstellung treten für Wandler weitere populäre Formate auf. Den Hauptanteil bilden die Signed Numbers. Es gibt in dieser Klasse verschiedene Darstellungen. Bei den Sign Magnitude Formaten wird der Betrag der Zahl binär gewandelt und für das Vorzeichen eine 0 (positiv) oder 1 (negativ) davor gesetzt. Das Format ist dadurch gut lesbar, aber schwierig zum addieren und es existieren zwei Darstellungen für die Zahl 0. Bei der Offset Binary Darstellung wird die Hälfte der grössten darstellbaren Zahl (plus 1) vom Binärwert subtrahiert um die Dezimalzahl zu erhalten. Das MSB trägt immer noch die Vorzeicheninformation und es existiert nur eine Darstellung für 0, nämlich {–FullScale}. Das Format ist gut geeignet für Zähler, da von der negativsten zur positivsten Zahl lückenlos binär vorwärts gezählt wird. Es ist deshalb bei Wandlern ein beliebtes Format. Das Rechnen mit diesem Format ist aber immer noch kompliziert. Für eine optimale Anpassung an die Rechnerarchitektur ist die Darstellung im Zweierkomplement 2's Complement geeignet. Positive Zahlen werden simpel durch ihren binären Wert dargestellt und die negativen Zahlen werden durch die Zahl dargestellt, die man zur entsprechenden positiven Zahl addieren müsste um Null zu bekommen. Die Bildung ist einfach, man braucht nur jedes Bit der entsprechenden positiven Zahl zu invertieren und 1 dazu zu addieren. Die Konversion des wandlerfreundlichen Offset Formats ins Zweierkomplement ist glücklicherweise einfach. Man muss nur das Vorzeichen-Bit invertieren. So ist für beide Seiten Wandler wie Rechner die Welt in Ordnung. Die Tabelle in Fig. 11-2a zeigt die 3 Codes für 4 Bit Wortbreite. Fig. 11-2a: Signed Numbers für 4 Bit Wortbreite ZHAW, ASV, FS2008 11-4 Daneben haben sich in einigen Bereichen andere Codes etabliert. Der Gray Code ist vor allem in den Bereichen Mechanik/ Winkelcodierung verbreitet. Er ist so aufgebaut, dass sich von Wert zu Wert nur immer ein Bit verändert. Diese Codierung ergibt einen zusätzlichen Fehlerschutz. Der Gray Code wird vom Zustand 0 aus entwickelt, indem man das Bit mit niedrigstem Stellenwert ändert, das in einen neuen Zustand führt. Gray Codes finden auch Anwendung in Hochgeschwindigkeits-Wandlern. Die Wandlung von Gray Code in normale binäre Formate geschieht mit kombinatorischer Logik oder mit Hilfe von Look-up Tables. Fig. 11-2b: Umrechnung zwischen den gebräuchlichen Datenformaten 11.2.2 Wandlerfehler Es gibt eine ganze Reihe von Fehlern in Wandlern und die Interpretation der Datenblätter ist manchmal eine Detektivarbeit, da der Hersteller seinen Baustein möglichst gut darstellen will. Perfekte Wandler gibt es nicht und für viele Anwendungen sind auch nicht alle Genauigkeitsangaben relevant. Die vier wichtigsten Fehler in der Terminologie der Datenblätter sind: - Offset Error Scale (Gain) Error Nonlinearity Nonmonotonic Error (Missing Code) Fig. 11-3 zeigt die ideale Transferfunktion für D/A-Wandler (DAC) und A/D-Wandler (ADC) am Beispiel unipolarer 3 Bit Wandler. Wichtig zu bemerken ist, dass beim DAC die Transferfunktion nur aus Punkten besteht. Beim ADC ist das Eingangssignal nicht quantisiert in der Amplitude. Fig. 11-4 zeigt die Fehler Offset und Scale Error. Zur näheren Erläuterung mittelt man die digitalisierte Treppenfunktion mittels einer Kurve (ausgezogen in der Fig. 11-4). Diese Kurve vergleicht man mit der idealen Gerade des theoretischen Konverters (gestrichelte Linie). Liegt die Wandler Linie im Nullpunkt neben der idealen Linie, so ermittelt man, wie viele Bruchteile der Wertigkeit des LSB diese Verschiebung ausmacht. In der Figur beträgt der Offset Error etwa 1 LSB. Das Offsetvorzeichen ist nicht spezifiziert, d.h. der Fehler kann bei einem Wandler auf beide Seiten auftreten. ZHAW, ASV, FS2008 11-5 Fig. 11-3: Ideale Transferfunktion eines DAC (links) und eines ADC (rechts) Fig. 11-4: Wandlerfehler: Offset Error (links) und Scale (Gain) Error (rechts) Der Scale oder Gain Error zeigt sich in einer zur idealen Kennlinie verschiedenen Steilheit. Der Vollaussteuerbereich (Full Scale, FS) wird dann nicht erreicht oder übertroffen. Grosse Signale werden dann u.U. in der Amplitude begrenzt. In Fig. 11-4 beträgt der Scale Error ca. 1,5 LSB im Bereich FS. Sowohl der Offset Error wie der Gain Error sind entweder vom Hersteller sehr gut abgeglichen oder lassen sich mit externen Widerständen exakt trimmen (Op-Amp Schaltung). Nicht abgleichbar sind die beiden andern Fehler, Nonlinearity and Nonmonotonic Error. Bei der Nichtlinearität weicht die reale Wandlerlinie von einer Geraden ab und führt zu integralen und differentiellen Fehlern. Der differentielle Fehler (auch Differential Nonlinearity, DNL) entspricht der maximalen Abweichung von Stufe zu Stufe. Der integrale Fehler (auch Integral Nonlinearity, INL) entspricht der maximalen Abweichung in Bruchteilen des LSB von der idealen Gerade, wenn Offset und Gain abgeglichen sind. Diese Nichtlinearität bewirkt letztlich Verzerrung des Signals in der digitalen Darstellung. Solche Verzerrungen erzeugen zusätzliche Spektralanteile, die auch als Alias-Terme auftreten. Die am schwierigsten zu handhabenden Fehler sind die Nonmonotonic Errors, also lokale Abweichungen in der Treppe, wie sie in Fig. 11-5 dargestellt sind. Dies führt unter Umständen zu fehlenden Codewörtern (Missing Codes), das heisst bestimmte digitale Worte werden gar nie erreicht. Oder der digitale Ausgang bleibt über einen zu grossen Analogbereich konstant, der Quantisierungsschritt ist lokal zu gross. Die Fehler treten genauso bei der D/A Wandlung auf. Bei D/A- Wandlern kann im Extremfall beim ZHAW, ASV, FS2008 11-6 Nonmonotonic Error die Analogspannung bei steigendem Digitalcode kurzzeitig absinken. Nonmonotonic heisst im Prinzip, dass ein differentieller Fehler > 1 LSB vorliegt. Solche Fehler treten vor allem bei Wandlern mit hoher Auflösung auf, weil dort mit SubrangeWandlern gearbeitet wird, deren Teilresultate zusammengesetzt werden. Fig. 11-5: Wandlerfehler: Nonlinearity (links) und Nonmonotonic Error (rechts) Die modernen Bausteine, so genannte 'monotonic' oder 'non-missing code' Wandler, garantieren, dass nur mit den drei ersten Fehlern zu rechnen ist, von denen nach Abgleich nur der integrale Linearitätsfehler übrig bleibt. Die in den obigen Figuren gezeichneten Fehler sind sinngemäss auch für die DACTransferfunktion anwendbar. Die Datenblätter sind genau zu studieren. Die Angabe über Auflösung und Genauigkeit sind richtig zu interpretieren. Die Bit-Auflösung gibt lediglich das Potential des Wandlers an, wie fein er in der Lage ist, ein analoges Signal zu quantisieren. Die Genauigkeit ist die Angabe der Summe aller Wandlerfehler entweder mit Abgleich oder ohne Abgleich. Angaben über die Einzelfehler lassen sich aus diesem Parameter nicht herauslesen. Moderne Wandler sind derart genau, dass Fehler im Abtastglied vor der Wandlung eine ebenso grosse Rolle spielen (hold leakage, time jitter, Glitch) und mit in das Design einbezogen werden müssen. 11.2.3 Dynamische Eigenschaften Nachfolgend einige wichtige Begriffe die in Datenblättern auftauchen: THD: Total Harmonic Distortion: Verhältnis Effektivwertsumme aller Harmonischen zum RMS- Wert des Nutzsignals (meist nur die ersten 5 H. einbezogen) SNR: Signal to Noise Ratio: Verhältnis RMS-Wert des Nutzsignals zur Effektivwertsumme aller übrigen spektralen Anteile im Frequenzbereich bis fs/2 ohne die Harmonischen. SINAD: Signal to Noise and Distortion Ratio: Verhältnis RMS-Wert des Nutzsignals zur Effektivwertsumme aller übrigen spektralen Anteile im Frequenzbereich bis fs/2 mit den Harmonischen. ENOB: Effective Number of Bits: Berechnete Grösse mit Formel (SINAD -1.76 dB) / 6.02 SFDR: Spurious Free Dynamic Range: Verhältnis des RMS-Wert des Nutzsignals zum Spitzenwert der Nebenwellen, inklusive Harmonische (Spurious) in einer definierten Bandbreite (ohne Angabe: DC bis fs/2). Angabe in dBc oder dBFS (dB Fullscale). Quantization Noise: RMS-Wert des Rauschens infolge Quantisierung: 6.02*N +1.76 dB unter dB Fullscale. Noise Floor: Rausch-Level in der M-Punkt FFT, 10 log(M/2) dB unter dem RMSQuantisierungsrauschen liegt ZHAW, ASV, FS2008 11-7 Fig. 11-6 zeigt die äquivalenten Messanordnungen zur Charakterisierung von A/D- und D/AWandler. Die Berechnung dieser Grössen wird für ADC an einen Signalausschnitt via FFT durchgeführt. Es ist auf die FFT Grösse M zu achten, um den Noise Floor und damit das SNR richtig herauslesen und von den Spurious unterscheiden zu können. Bei der Analyse von DAC wird mit einem Spektrumanalyzer mit entsprechender Resolution Bandwidth gearbeitet. Die Bandbreite des Resolution Filters entspricht dabei der einem Stützpunkt der FFT zugeordneten Bandbreite fs/M. Fig. 11-6: Äquivalente Messanordnungen für ADC und DAC In Fig. 11-7 ist ein Beispiel eines FFT Ergebnisses gezeigt, bei dem eine M = 4096 Punkte FFT eines N = 12 Bit Wandlers durchgeführt wurde. 0 dBFS ist die Referenzlinie. Das Quantisierungsrauschen liegt bei -74 dBFS. Da die FFT eine Filterbank darstellt mit je der Bandbreite fs/4096, zeigt sich pro Stützwerte ein geringeres Rauschen als die berechneten 74 dBFS. Der Level liegt 10 log(4096/2) tiefer bei -107 dBFS. Dadurch sind die ebenfalls auftretenden Spurious meist deutlich vom Rauschen unterscheidbar. Fig. 11-7: Zusammenhang Noise Floor, SNR und FFT Für den nützlichen Übergang beim DAC in den Bereich der Signalleistung in einem 50 Ω System muss der FS- Pegel in dBm ausgedrückt werden. Ist zum Beispiel FS = 1 Vp, so hat ein voll aussteuerndes Sinussignal genau 10 dBm Leistung. Daraus lässt sich der Noise Floor in dBm angeben, jedoch noch pro fs/M Hz Bandbreite bezogen. Dieser Wert kann einfach auf die Rauschleistungsdichte umgerechnet werden. Sie liegt 10 log (fs/M) tiefer. Reale Wandler besitzen neben dem Quantisierungsrauschen auch immer ein thermisches Rauschen. So kann es bei Auflösungen über 12 Bit sein, dass die Messung (mit ZHAW, ASV, FS2008 11-8 Spektrumanalyzer oder FFT) nicht das Quantisierungsrauschen sondern das thermische Rauschen anzeigt. In Fig. 11-8 für den 14 Bit Wandler AD 6645 mit fs = 80 MSPS müsste, mit einer FFT der Grösse M = 1048576 gemessen, der Noise Floor bei -143 dBFS liegen. Er ist aber in Tat und Wahrheit in der Figur bei -125 dBFS zu finden. Mit 0 dBFS = 10 dBm liegt also der Noise Floor bei -115 dBm. Die Bandbreite pro FFT Stützwert beträgt 80/M MHz, also grob 80 Hz. Die Rauschdichte liegt damit etwa 10 log(80) tiefer bei -134 dBm/Hz. Der Wandler hat somit eine Rauschzahl von 40 dB. Zur Erinnerung: Die Noise Density eines 50 Ω Widerstandes liegt bei -174 dBm/Hz. Dithering: Eine Massnahme bei der zusätzlich Rauschen innerhalb des Wandlers addiert wird, um die Nichtlinearitäten der Transferkennlinie zu verwischen. Der Spurious Level sinkt dadurch markant, das Rauschen steigt wenige dB, wie das die Messung rechts in Fig. 11-7 zeigt. Fig. 11-8: AD6645 Wandler: Dynamische Eigenschaften 11.3 Digital - Analog Wandler Zur Umwandlung von digitalen Signalworten in analoge Signale gibt es mehrere populäre Möglichkeiten, die im Folgenden kurz erläutert werden. 11.3.1 DAC-Architekturen Die einfachste Möglichkeit leitet sich aus dem Op-Amp Summierer ab. In der invertierenden Verstärkerschaltung lassen sich ja sehr schön Ströme summieren, die dann über dem Rückkopplungswiderstand eine entsprechende Summenspannung bilden. Wählt man nun die Summierwiderstände in Zweierpotenzschritten, so werden alle Bits, die auf logisch 1 gesetzt sind entsprechend ihrem Gewicht einen proportionalen Strom an den Summenpunkt liefern. Je feiner die Auflösung und Genauigkeit sein soll, desto genauere Widerstände müssen eingesetzt werden. Kleinere Widerstände haben mehr Gewicht und müssen präziser ausgewählt sein. Die dem logischen Zustand 1 entsprechenden Signalspannungen müssen für alle Bits identisch sein. Dies kann einfach mit einer Referenzquelle und niederohmigen FET als Schalter (z.B. Transmission Gates) realisiert werden. Eine mögliche Lösung zeigt die Fig. 11-9, welche einen 6 Bit Wert in eine Spannung zwischen -10 * (63/64) V und 0 V umwandelt. Eine Pegelverschiebung ist leicht mit einem weiteren Op-Amp zu realisieren. Auch BCD- codierte Signalworte lassen sich auf diese Weise direkt umsetzen. ZHAW, ASV, FS2008 11-9 Fig. 11-9: D/A Wandlung durch Summieren mit skalierten Widerständen Die Methode der gewichteten Widerstände wird aber schwierig herstellbar oder ungenau, wenn mehr als 10 Bit zu wandeln sind, da das Widerstandsverhältnis dann über einen Faktor 1000 beträgt. Eine elegante Umgehung dieses Problems liefert die so genannte R-2R Ladder. Dieses Netzwerk braucht nur zwei Widerstandswerte um die skalierten Ströme zu erzeugen. Fig. 11-10 stellt einen 4 Bit Wandler mit R-2R Ladder vor. Der Ausgangsstrom kann wiederum in einem Op-Amp in Spannung umgewandelt werden. Fig. 11-10: D/A Wandler mit R-2R Ladder, Current-Voltage Converter Die Wahl des Widerstandwertes R kann frei geschehen, die relative Genauigkeit zueinander muss aber genügend gross sein (IC z.B. durch Laser-Wafer-Trimmng). Die monolithisch integrierte Produktion eines R-2R Ladder ist wesentlich einfacher als die eines binär abgestuften Widerstandsnetzwerkes. Neben dem Ladder Netzwerk werden lediglich noch Schalter und ein Op-Amp benötigt. Die Belastung der Referenzspannung ist zudem wenig Code-abhängig. Meist ist der Summierwiderstand RF über dem Op-Amp mit integriert und sollte auch verwendet werden, da er ebenfalls abgeglichen ist und die gleichen Driftwerte besitzt, wie die Ladder- Widerstände. Der Wert für R liegt typisch im Bereich 10 kΩ...100 kΩ. Dass dieses Netzwerk tatsächlich funktioniert ist mit Hilfe der Figur wie folgt zu sehen. Man beginnt beim 2R Widerstand rechts. Die übrigen 2R Widerstände liegen alle an Masse oder virtueller Masse. Durch die Kette findet nun von Stufe zu Stufe eine Verdoppelung der ZHAW, ASV, FS2008 11-10 Spannung statt, bis man links bei VREF angelangt ist. Entsprechend werden die Ströme, in Zweierpotenz gewichtet, dem negativen Eingang des Op-Amp zugeführt und addiert zu Ioutput. Mit dem Feedback Widerstand RF und dem Schalterwert 0 bzw. 1entsteht die Ausgangsspannung. R F (8 + 4 + 2 + 1 ) S3 S2 S1 S0 vOUT = R F ⋅ Ioutput = 16R Es ist zu beachten, dass mit steigender Wertigkeit des Bit die Anforderungen an das jeweilige Glied im Ladder Netzwerk proportional ansteigen. Für einen 16 Bit DA-Wandler mit monotonem Verhalten darf beim Übergang 7FFFH auf 8000H (MSB Ladder Glied wird zugeschaltet) der Fehler nur 1 LSB betragen. Daraus ergibt sich für das 16. Bit eine Widerstandstoleranz von 1/65536 * 100% , also 0.0015%. Solch hohe Genauigkeiten können nur durch Wafer Trimmen erreicht werden. Entsprechend kosten hohe Genauigkeiten einiges mehr, so dass in der Praxis nur die für die Applikation notwendige Wortbreite eingesetzt werden sollte. Eine eng verwandte Ausführungsart ist der aus der SC-Technik bekannte D/A-Wandler, welcher mit einem PCA (programmable capacitor array) aufgebaut ist anstelle der Widerstände. Der betrachtete D/A-Wandler besitzt nach dem Op-Amp einen Spannungsausgang. Die Geschwindigkeit des Wandlers ist begrenzt durch den Operationsverstärker. Schnelle und präzise Op-Amp sind teuer. Deshalb ist bei schnellen D/A-Wandlern häufig ein Stromausgang zu finden, ohne eine virtuelle Masse zu fordern. In Fig. 11-11 zeigt wie der R-2R Ladder Wandler dazu umgebaut werden muss. Binär gewichtete Ströme werden in einem Transistor-Array generiert. Die Referenzspannung VREF, R0 und der statisch arbeitende Op-Amp bilden eine präzise Referenzstromquelle. Dieser Strom wird durch skalierte Emitterwiderstände (R-2R Ladder) in den Stufen Q4 ... Q0 jeweils um den Faktor 2 geteilt. Um die Spannungsabfälle an den BE-Dioden der Transistoren exakt gleich gross zu bekommen, müssen alle Emitter vom gleich grossen Strom durchflossen sein. Dies wird durch Parallelschalten der entsprechenden Anzahl Transistoren erreicht. Je nach Wertigkeit des anliegenden Bit wird dieser Strom auf die Ausgangsleitung oder Masse geschaltet. Der Strom Iout ist nun proportional zum Binärwert. Typischer FS- Ausgangsstrom (Summe aller Ströme) ist meist IFS = 1… 20 mA. Fig. 11-11a): Current-Switched DAC: Prinzip Da letztlich oft eine Spannung zur Weiterverarbeitung benötigt wird, muss Iout zu Vout gewandelt werden. Häufig steht ein differentieller Stromausgang zur Verfügung um Common Mode Fehler besser unterdrücken zu können (DC-Offset, Verzerrungen, Spurious) und doppelte Spannung zu erhalten (siehe Kapitel zu DDS und Fig. 11-12). ZHAW, ASV, FS2008 11-11 Fig. 11-11b): Current-Switched DAC: Spannungswandlung, Cout optional In schnellen Schaltungen, wie zum Beispiel bei der direkten digitalen Synthese (DDS) von HF-Signalen, begnügt man sich mit einem ohnehin notwendigen Abschlusswiderstand von beispielsweise 50 Ω gegen Masse oder einem Transformator. Zu beachten ist bei der Wahl des Abschlusswiderstandes, welche maximale Ausgangsspannung am DAC selber auftreten darf. Einige Typen erlauben nur 0.5 V, meist sind einige Volt zulässig. Beim System Design und Layout ist darauf zu achten, dass für schnelle Anwendungen die Einschwingzeit der analogen Spannung an der Last kürzer ist, als die geforderte Wandlerzeit. Eine grosse kapazitive Belastung (Ausgangskapazität des DAC, Leiterbahn, Kabel, Eingangskapazität der Folgestufe) ergibt eine entsprechende Zeitkonstante. Im Beispiel von Fig.11-11b mit 100 Ohm Abschlusswiderstand und 100 pF Kabelkapazität ergibt sich eine Einschwingzeit von etwa 100 ns, also max. 10 MHz sinnvolle Wandlerrate. Man beachte, dass die genaue Einschwingzeit, von der Anzahl Bit abhängig ist. Damit ein 10 Bit Konverter auf ein halbes LSB einschwingen kann (1 Teil auf 2048), braucht es Tsettle = 7.6*RC. Andrerseits lässt sich durch Cout ein Tiefpass 1.Ordnung mit Grenzfrequenz ω0 = 1/RLOADCout einfach erzeugen. IOUTA = (DAC CODE/4096) × IOUTFS IOUTB = (4095 – DAC CODE)/4096 × IOUTFS VDIFF = (IOUTA – IOUTB) × RLOAD VDIFF = {(2 DAC CODE – 4095)/4096} × (32 RLOAD/RSET) × VREFIO DAC CODE is 12 Bit binary Fig. 11-12: DAC AD9762 (siehe Anhang 2) Blockbild und Berechnung Ausgangsignal, optionaler Vorschlag für Buffer Benötigt man grössere Ausgangsspannungen als einige 100 mV, so wird ein schneller Operationsverstärker eingesetzt. Der DAC wird wie in Fig. 11-11, bzw. 11-12 gezeichnet wiederum mit einem Widerstand RLOAD abgeschlossen und auf einen nicht-invertierenden Op-Amp geschaltet. Hohe Geschwindigkeiten lassen sich nur mit Breitband Op-Amp erreichen, so genannten Buffern oder Video Verstärkern. Dank den breitbandigen Applikationen in der Datenübertragung und im Mobilfunk sind Op-Amp mit Transitfrequenzen bis über ein GHz erhältlich. ZHAW, ASV, FS2008 11-12 11.3.2 Glitch Effekt Nicht immer einfach ist die Kompensation der durch den Spannungswandler verursachten Fehler infolge der Offsetspannung und der ungenauen Verstärkung, vor allem bei hohen Geschwindigkeiten. Ein weiteres Problem bilden die Glitches, Fig. 11-13. Parasitäre Kapazitäten und ein ungleichmässig schnelles Schalten der Switches im D/A-Wandler verursachen bei einem Codewechsel unerwünschte Impulse am Ausgang. Am stärksten ist der Glitch meist dann, wenn alle Bit wechseln also in der Mitte der Kennlinie beim Wechsel von 7FFF auf 8000. Massgebend für die Störwirkung ist die Fläche G2-G1 unter dem Glitch (oft angegeben in nVs). Da die kurzeitigen Impulse ein breites Spektrum mit DC Anteil haben, nützt eine Filterung nicht allzu viel und macht die Einschwingzeit des Wandlers grösser. Um diese Glitches möglichst gut zu unterdrücken werden ausgeklügelte Schaltungen angewendet, so genannte Deglitcher. Sie bestehen im Wesentlichen aus einem Halteglied, welches den Wert kurzzeitig währende der Glitch-Periode auf dem letzten Wert hält. Es entsteht eine zusätzliche Delay Time, die aber nicht weiter stört. Solche Deglitcher sind heute im DAC integriert (vgl. Fig. 11-13). Fig. 11-13: Glitches, Auswirkung, Gegenmassnahme mit Track&Hold 11.3.3 Settling Time Bei der Geschwindigkeitsmessung wird die Einschwingzeit des Systems, die so genannte Settling Time bestimmt. Diese ist nicht zu Verwechseln mit den Glitches (Logic Noise), welche sich vor allem innerhalb der Delay Time abspielen. Die Definition ist im Datenblatt des Herstellers genau nachzulesen, da zur optimalen Darstellung der Performance nicht immer die ganze Wahrheit offenbart wird. Korrekt ist die Angabe für den extremsten Fall, nämlich die Zeit zwischen 0 Volt und Vollausschlag FS, gemessen ab Umschaltung des Codes bis ein definiertes Restfehlerband um den FS-Wert nicht mehr verlassen wird. Angaben von Slew Rate und Delay Time allein helfen zwar beim Design von Lastimpedanz und Layout, geben aber nicht in jedem Fall die tatsächliche Settling Time wieder. Fig. 11-14 zeigt eine sinnvolle Spezifikationsmöglichkeit. ZHAW, ASV, FS2008 11-13 Fig. 11-14: Settling Time Definitionen Beispiel: Ein 1024X768 Pixel Bildschirm mit 60 Hz Refresh Rate muss eine Pixelrate von 47.2 MHz haben. Mit etwas Reserve ist 64 MHz Pixelfolgetakt realistisch. Um einen weissen Punkt also sauber zwischen 2 schwarze Punkte setzen zu können muss also sie Settling Time kleiner als 15.6 ns sein. 11.3.4 Ausgangsspektrum und Filterung Fig. 11-15: Ausgangsspektrum des D/A-Wandlers. Am Ausgang des DAC erscheint das rekonstruierte abgetastete Signal. Ein D/A- Wandler liefert funktionell und ideal gesehen zu diskreten Zeiten einen quantisierten Amplitudenwert an ein Abtasthalteglied (Sample&Hold, S+H). Das Spektrum des digitalen Eingangssignals zum S+H ist die periodische Fortsetzung des Spektrums (Images) des ursprünglichen Analogsignals bei allen Vielfachen der Wandlerfrequenz (Aliasing). Durch das AbtastHalteglied wird dieses Summenspektrum mit einer sinx/x Funktion mit Nullstellen bei Vielfachen der Wandlerfrequenz fc gewichtet, wie dies in Fig. 11-15 für ein Sinussignal dargestellt ist. Durch geeignete Filterung kann entweder das tieffrequente Original ausgefiltert werden, oder aber mit einen Bandpass durchaus auch das erste, zweite oder dritte Image des Originals. Als Filter eignen sich bei schnellen DAC LC-Filter gut. Für die Spezifikation sind die Angaben der maximalen Nutzfrequenz fmax und der Wandlerrate fc festzulegen. ZHAW, ASV, FS2008 11-14 Das Filter braucht dann bei der Frequenz fc-fmax nur die Sperrdämpfung Amax – Asinx/x zu erfüllen. Fig. 11-16: Definition Rekonstruktionsfilter für DAC, Bsp. fo = 30 MHz, fc = 100 MHz 11.3.5 Spannungsreferenz Bei den neueren Produkten sind Spannungsreferenzen für den Vergleichsmassstab schon im DAC integriert. Bei der Auswahl externer Referenzen muss darauf geachtet werden, dass deren Stabilität über die Betriebstemperatur und deren Rauschleistungsdichte den Anforderungen genügen. Rauscht die Referenz zu stark, so nützt unter Umständen die gewählte hohe Auflösung gar nichts, vor allem bei Einsatz im niederfrequenten Bereich, z.B. Sensortechnik. Bei Einsatz einer passiven RC Filterstufe ist zumindest der Genauigkeitsverlust durch den Spannungabfall im Widerstand zu berücksichtigen, verursacht durch den Eingangsstrom des DAC Referenzanschlusses. Eventuell ist ein nichtinvertierender Bufferverstärker angebracht, mit genügend geringer Offsetspannung. Ist die Referenz zeitlich oder über die Temperatur- und Spannungsschwankung zu ungenau, so ist eine absolute Messung mit voller Auflösung nicht mehr sichergestellt. Zenerdioden sind insbesondere ungeeignete Mittel. Die Rauschleistung der Referenz sollte in der Bandbreite der Applikation geringer sein, als diejenige des Wandlers. 11.3.6 Multiplizierender DAC Viele D/A-Wandler können als so genannte Multiplying DAC eingesetzt werden, deren Ausgang dem Produkt aus einer Eingangsspannung und einem digitalen Code entspricht. Verwendet man an Stelle der internen Referenzspannung (z.B. Fig. 11-10) ein externes analoges Signal, so wird dieses ja funktionsgemäss mit dem digitalen Datenwort multipliziert. Anwendungen ergeben sich zum Beispiel als 4-Quadrant-Multiplizierer oder in Verstärkungsregelungen, welche direkt von einem Mikroprozessor digital angesteuert werden (AGC, Digital Pot) oder bei der Gewichtung von Signalen in Rechenschaltungen oder analog realisierten FIR Filtern. DAC mit guten Eigenschaften für multiplizierende Anwendungen sind im Datenblatt als solche speziell gekennzeichnet. Ein grosser AnalogEingangsbereich (d.h. ext. Referenzbereich, Fig. 11-17 Pin 15) und hohe Geschwindigkeit sind wichtige Grössen. Es sind auch Log-DAC Bausteine erhältlich. ZHAW, ASV, FS2008 11-15 Fig. 11-17: Applikationsbeispiel Multiplying DAC (MDAC) Digitale Potentiometer basieren auf einer Widerstandskette mit Schaltern nach Fig. 11-18. Sie sind mit Schleiferstufen 16…1024 verfügbar (4 Bit bis 10 Bit), wahlweise mit nichtflüchtigem Speicher für die Einstellung. Die Bandbreite dieser Bauteile ist auf ca.100 kHz beschränkt. Sie ermöglichen aber vielfältige Einstellungen in analogen Schaltungen direkt ab Prozessor. Fig-11-18: Digitale Potentiometer und Applikation für Filter / Gain 11.4 Analog - Digital Wandler Es gibt sehr viele Ausprägungen von A/D-Wandlern und mindestens ein halbes Dutzend verschiedene Wandlerverfahren. Der Grund für diese Vielfalt sind die unterschiedlichen Applikationen mit ihren verschiedenen Anforderungen an Geschwindigkeit, Dynamikbereich und Genauigkeit. Diese Vielfalt lässt sich grob in 3 Kategorien unterteilen. 1. DC oder langsam variierende Analogsignale. Diese Signale bleiben während des Digitalisierungsprozesses konstant oder ändern nur unwesentlich. Typische Anwendungen finden sich in vielen Regelsystemen für physikalische Parameter. Die hauptsächlich benutzten Techniken sind Dual Slope Converter, Tracking Converter und Sigma-Delta Converter. ZHAW, ASV, FS2008 11-16 2. Kontinuierlich ändernde Wechselsignale und AC- Einzelereignisse. Diese Signale belegen eine bestimmte Bandbreite und die Wellenform muss exakt erfasst und digital abgebildet werden. Ändert sich das Signal während der Wandlungszeit (Audio, Video), so muss eine Sample and Hold (S&H) oder eine Track and Hold (T&H) Schaltung den zu wandelnden Wert vorgängig einfrieren. Für diese Signale werden Successive Approximation Converter, Full Parallel Converter und Sigma-Delta Converter eingesetzt, meist mit integriertem S&H- oder T&H- Glied. 3. Pulse-Amplituden Signale begrenzter Dauer. Bei diesen Signalen besteht zu meist keine Beziehung zwischen aufeinander folgenden Pulsen des Analogsignals. Das zu wandelnde Signal ist die Amplitude eines jeden Pulses, nach dem diese eingeschwungen ist. Wichtig ist hier die Settling Time der Treiberstufe vor dem ADC. Verbreitete Applikation sind z.B. Wandlung von CCD Signale von Bildsensoren, Multiplexed Analogsignale (analoge Abtastwerte), oder Signale des Peak Detektor von Radar- und Sonargeräten. Fast Successive Approximation Converter, Full Parallel Converter und Pipelined Converter kommen zum Einsatz. Fig.: Einteilung der ADC und Anwendungsbereich (Stand 2005) 11.4.1 A/D-Wandler Begriffe Die Signale mit begrenzter Bandbreite (wenn dies nicht sicher ist, ist ein Filter vorzuschalten) werden sehr oft höher abgetastet als die berühmten 2 mal höchste Frequenz, welche für die digitale Signalverarbeitung genügen würde. Gründe sind ein Wunsch nach begrenztem Aufwand beim Tiefpass Filter und Erhöhung der Auflösung durch Mittelung in der digitalen Signalverarbeitung. Der Oversampling Faktor beträgt meist 2 bis 8. Für die hochwertige Wiedergabe eines Einzelereignisses (Impulse) sind sogar eine grosse Anzahl Abtastwerte pro Pulsperiode notwendig um die höchsten beteiligten Frequenz des Impulsspektrums korrekt zu erfassen. Generell genügt es nicht sich nur nach der höchsten interessierenden Frequenz zu richten, sondern wegen des durch das Abtasten entstehenden Aliasing Effektes ist stets die höchste vorkommende Frequenz im Signal ausschlaggebend, inklusive Störsignale. Die notwendige Abtastrate ist aber nicht allein massgebend beider Wahl. Die Zeit selbst, welche eine Wandlung braucht ist ebenso wichtig, um die gewünschte Genauigkeit zu erhalten. Sie wird Aperture time genannt. Während dieser Zeit verändert sich das Eingangssignal auch leicht, so dass je nach Frequenz des Eingangssignals unterschiedlich grosse Fehler gemacht werden. Typischerweise sollte die Abweichung im Eingangssignal bei der grössten Steigung (Nulldurchgang höchste Frequenz bei maximaler Amplitude) nur ±1/4 LSB betragen. ZHAW, ASV, FS2008 11-17 Die maximale Frequenz, welche noch in dieser Toleranz gewandelt werden kann beträgt somit: f max = [ ∆V 1 ] ⋅[ ] ∆t 2π Vpeak mit ∆V = 1 Vpeak 1 LSB = N ⋅ 4 4 2 Mit der Auflösung N Bit und der Vollaussteuerung FS = Vpeak kann also beispielsweise ein 12 Bit Successive Approximation A/D- Converter ohne S&H- Schaltung mit einer Wandlungszeit von 10 µs und FS = 5 V gerade mal fmax = 2 Hz für einen maximalen Fehler von ±1/4 LSB wandeln. Die Conversion Rate beträgt aber an und für sich 100 kHz. Um die Situation zu verbessern empfiehlt sich daher bei schnelleren Signalen der Einsatz eines Sample-and-Hold (S+H, S&H) Glied entsprechend der Fig. 11-19. Fig. 11-19: Sample und Hold Schaltung Die Kapazität CH speichert nach deren Aufladen auf Vin den analogen Wert während der Wandlung. Ein schneller Ladeverstärker A1 und ein niederohmiger Schalter S erlauben eine rasche Aufladezeit von CH auf einen Wert, der auf ein 1/4 LSB genau ist und ein hochohmiger Eingang von A2 verhindert ein Entladen um mehr als Bruchteile eines LSB während der Wandlung. A/D Wandler, die ein S&H- Glied enthalten werden auch Sampling A/D- Converter genannt. Fig. 11-20: Diagramm A/D Aperture time bzw. S&H Uncertainity time Betrachten wir den 12 Bit Wandler nun mit vorgeschaltetem S&H und wollen diesen für Frequenzen von 10 kHz einsetzen, so erhalten wir mit obigen Formeln ∆V = 0.6 mV und ∆t = 2 ns. ZHAW, ASV, FS2008 11-18 Die Zeit ∆t, bei S&H Schaltungen Aperture uncertainity time genannt, wird also recht klein. Die Aperture uncertainity time setzt sich zusammen aus der Unsicherheit des Abtastzeitpunktes in Folge des Jitter des Abtastschaltpunktes und aus Variationen der Ausschaltzeit des Schalter S. Beide Effekte bewirken immer noch Abtastfehler. Fig. 11-20 zeigt in einem Diagramm, welche maximale Frequenz mit ±1/4 LSB Fehler für N Bit Auflösung und gegebene Aperture Uncertainity time erreicht werden kann. Das Diagramm gilt auch für A/D Wandler ohne S&H und gibt dann die Aperture time an. Die Aperture time ta ist die Zeit zwischen Ansteuern des Schalter im S&H Glied zum Öffnen bis er wirklich offen ist und die Spannung am CHold gehalten wird. Als Aperture delay time te bezeichnet man die Verzögerungszeit zwischen dem Ausschaltbefehl (Hold) für S und dem tatsächlichen Auftrennen von S. Da diese Delay time eine konstante Verzögerung ist, deren Variation ja in der Aperture uncertainity time berücksichtigt wird, spielt sie keine Rolle für die Genauigkeit, da ja alle Abtastzeitpunkte um den gleichen Betrag verzögert werden (Abtasttheorem). Einzig bei Pulse-Amplituden Signale könnte diese Verzögerung bei schmalen Pulsbreiten wichtig werden. Dafür verliert die Aperture uncertainity time an Bedeutung, weil die PulseAmplituden Höhe ja während dem ganzen Intervall konstant bleibt. Fig. 11-21: Einfaches Modell für Aperture Time and Aperture Time Uncertainity Beim S&H Glied sind weitere Parameter wichtig. Die Hold time muss solange dauern, bis die Umwandlungszeit des A/D-Teils abgeschlossen ist, das heisst der Spannungswert über CH darf in dieser Zeit nur max. ±1/4 LSB absinken. Die Acquisition time ist diejenige Zeit, die das S&H- Glied benötigt, um bis auf einen tolerierbaren Restfehler dem Eingangsignal zu folgen. Sie kann aus der RC- Zeitkonstante und der Fehlergrösse unter Annahme einer Sprungfunktion am RC Glied berechnet werden. Die minimale Conversion time besteht somit aus der Summe der Acquisition time des S&HGlieds (Aufladevorgang) und der internen Umwandlungszeit des A/D-Teils (Abwägen). Insgesamt gibt es in der Literatur eine Menge an gleichen Begriffen für verschiedene Grössen und die Definitionen sind jeweils im entsprechenden Datenblatt zu verifizieren. Fig. 11-21 versucht die gängigsten Begriffe graphisch darzustellen. ZHAW, ASV, FS2008 11-19 Droop bezeichnet den Vorgang des Spannungsabfalls vom Sollwert, wie er in der Haltephase auftritt. Pedestal ist die Fehlerspannung vom Sollwert aus gerechnet, die durch Ladungstransfer beim Öffnen des Schalters S entsteht (siehe DAC, Glitch) und Feedthrough wird durch kapazitive Kopplung über den geöffneten Schalter S induziert. Zwischen Track-and-Hold und Sample-and-Hold wird in diesem Text kein eigentlicher Unterschied gemacht. Während T&H-Glieder die meiste Zeit im Folgen des Eingangssignals verbringen, sind S&H-Glieder die meiste Zeit im Haltemodus. Für schnelle A/D-Wandler ist dieser Begriffsunterschied immer schwerer zu unterscheiden. 11.4.2 Full Parallel (Flash) Converter Die schnellsten A/D Umsetzer sind die Parallel Converter, auch Flash Converter genannt. Allerdings ist es auch das Verfahren mit den höchsten Kosten pro Bit. Der Grund für die hohen erzielbaren Umsetzgeschwindigkeiten ist schnell zu erkennen, denn für jeden möglichen digitalen Code ist ein Komparator vorhanden. Fig. 11-22 zeigt dies am Beispiel eines 3 Bit Wandlers. Die Schaltgeschwindigkeit der Komparatoren und der nachfolgenden Encoder-Logik bestimmt die Conversion time. Der Stand der Technik liegt bei 8-bit bis 10-bit Wandlern. Höhere Auflösungen bräuchten über 1024 Komparatoren und ergäben extrem kleine Vergleichsspannungen. Beides ist bei hohen Taktraten unwirtschaftlich und störanfällig. Die Geschwindigkeiten liegen im Bereich 10 MS/s (MegaSample pro s, MSPS) bis 1 GS/s. Fig. 11-22: Flash Wandler für 3 Bit Parallelwandler haben zufällige Linearitätsfehler. Die Abweichung von der idealen Übertragungsfunktion für einen bestimmten Code schwankt von Exemplar zu Exemplar. Sie wird hauptsächlich von den Offsetspannungen der Komparatoren und der Genauigkeit des Widerstandsteilers bestimmt. Haben zwei aufeinander folgende Komparatoren entgegen gesetzte Offsetspannungen entsprechender Grösse, so kann ohne weiteres ein fehlender Code auftreten (missing codes). Die Hersteller Garantie 'no missing code' bescheinigt entsprechend kleine Toleranzen und haben ihren Preis. Der Eingang, der auf alle Komparatoren führt, hat eine relativ grosse Eingangskapazität. Um diesen Eingang bei hoher Geschwindigkeit auch treiben zu können, ist ein Video-Operationsverstärker notwendig, welcher auch bei grossen kapazitiven Lasten stabil bleibt. Die Settling time dieses Op-Amp kann eine Rolle spielen. ZHAW, ASV, FS2008 11-20 Flash Konverter werden sehr oft ohne S&H-Stufe eingesetzt, weil ihre Wandlungszeit und damit die Aperture time vom Prinzip her sehr klein sind, so klein, dass bei der kleinen bis mittleren Auflösung dieser Wandler kein zu grosser Fehler entsteht. Zur Senkung der Kosten oder Erhöhung der Bitzahl wird die Half-flash Technik angewendet. Dies ist ein Zweischritt Prozess, in dem zuerst das Eingangssignal mit der halben Auflösung gewandelt wird. Ein interner DAC setzt das Resultat wieder in eine analoge Spannung um, worauf die verstärkte Differenz zwischen ihr und der Eingangsspannung nochmals gewandelt wird, um die unteren Bits zu erhalten. Ein Blockschaltbild des Verfahrens ist in Fig. 11-23 zu sehen. Man erhält 2n Bit mit zwei n-bit Flashwandlern, für N=8 braucht man also lediglich 31 statt 255 Komparatoren. Fig. 11-23: Half-flash ADC Die Technik des Schachtelns der Wandlung lässt sich noch weiter fortführen, man spricht dann von Multistep convertern. Durch die mehrstufige Verarbeitung wird aber die Anforderung an die Wandlungszeit jeder Stufe bei sehr hohen Geschwindigkeiten immer höher. Hier hilft das so genannte Pipelining. Jede Stufe erhält hierin die volle Abtastperiode zur Verfügung um S&H und partielle Konversion durchzuführen. Der Hardwareaufwand steigt dadurch, aber die Geschwindigkeit innerhalb der Stufen wird um die Anzahl Pipeline Stufen reduziert. Vor jeder Pipeline Stufe wird aber eine S&H-Stufe benötigt. Pipelined ADC benötigen in der Regel mehr Strom als solche ohne Pipelining. Stand der Technik sind 12 Bit bei 200 MS/s bis 16 Bit Auflösung bei 40 MS/s. Fig. 11-24: Four-stage pipelined parallel conversion, 12 Bit 25 MSPS Solche Wandler erlauben die Digitalisierung von ZF-Signalen in Empfängern der Nachrichtentechnik. Fig. 11-24 zeigt ein Blockdiagramm eines vierstufigen Pipelined Parallel Converters. Die ersten 3 Stufen wandeln ein Bit mehr als notwendig, welches zur Fehlerkorrektur benutzt wird. Ein Nachteil dieser Technik: Bei der alternierenden Wandlung mehrerer Signale kann der Verlust der Gleichzeitigkeit in der Signalverarbeitung Auswirkungen (Phasenverschiebung) zeigen. Dieses Problem tritt zum Beispiel in der Nachrichtentechnik bei der Verarbeitung von Inphase- und Quadraturphase- Signalen im Multiplexbetrieb auf. Im nachfolgenden DSP ZHAW, ASV, FS2008 11-21 muss dann eine Interpolation von zwei Abtastwerten durchgeführt werden, so dass die Verzögerung eliminiert wird. Meist genügen dazu eine simple Mittelwertbildung von zwei Abtastwerten und ein Verzögerungsglied um die Hälfte der Abtastperiode. 11.4.3 Successive Approximation Register (SAR) Converter Bei dieser populären Wandlerart werden verschiedene Ausgangscodes ausprobiert, indem man sie über einen D/A-Wandler zum Vergleich mit dem analogen Eingangssignal auf einen Komparator gibt. Normalerweise werden zuerst alle Bits 0 gesetzt. Dann wird das MSB provisorisch auf 1 gesetzt und vom DAC in eine analoge Vergleichsspannung gewandelt. Ist das analoge Eingangssignal grösser als diese Vergleichsspannung, so wird das MSB definitiv auf 1 gesetzt, andernfalls definitiv auf 0. Dasselbe Verfahren wird nun sukzessive für das zweithöchst wertige Bit und die übrigen Bits durchgeführt. Für einen N Bit ADC werden also N Wägeschritte benötigt. Im Prinzip führt man eine binäre Suche durch, beginnend in der Bereichsmitte des ADC. Successive Approximation Converter verfügen über einen Begin conversion Eingang zum Starten der Wandlung und einen Conversion done Ausgang, der das Ende des Suchprozesses anzeigt. Nach dem Conversion done Signal kann das digitale Resultat parallel oder sehr oft seriell aus einem Register (SAR) ausgelesen werden. Vielfach ist die digitale Schnittstelle auf bestimmte Microcontroller angepasst um ein einfaches Interface zu ermöglichen. Fig. 11-25 zeigt ein simples Übersichtsbild eines solchen Wandlers. Fig. 11-25: Successive Approximation ADC Die Geschwindigkeit dieser Wandler liegt im mittleren Bereich. Typisch werden Conversion Rates im Bereich 20 kHz bis 1 MHz erreicht mit Auflösungen zwischen 8 Bit und 18 Bit, dies vergleichsweise mit der Parallel Conversion Technik zu tiefen Preisen. Ein Problem bei diesen ADC kann das Auftreten von Nichtlinearitäten und Missing Codes sein. Diese kommen durch die sukzessive Rückführung und die Nichtidealitäten des D/A-Wandlers zustande, aber auch wenn Spikes auf Speise- oder Signalleitungen vorhanden sind. Eine zweite Fehlerquelle ist wie bereits besprochen, die Aperture time, wenn ohne S&H- Glied gearbeitet wird. Die Successive Approximation Technik lässt sich sehr gut weitgehend in CMOS Technik integrieren. Dadurch wird im Vergleich zur Parallel ZHAW, ASV, FS2008 11-22 Conversion Technik bei gleicher Geschwindigkeit ein deutlich geringerer Stromverbrauch erreicht. Typischerweise kann mit einem Verbrauch von 10 mW...100 mW gerechnet werden. Noch drastischere Stromeinsparungen sind möglich, wenn die Switched Capacitor (SC) Technik zu Hilfe genommen wird. Diese auch als Charge Redistribution Converter oder SCConverter bezeichneten Wandler benutzen exakte Kapazitätsverhältnisse anstelle von Widerständen. Mit nur N + 1 binär gestuften Kapazitäten, einem Komparator und einer Steuerung lässt sich das analoge Eingangssignal digitalisieren. Da zu Beginn der Wandlung alle Kapazitäten parallel geschaltet auf den analogen Wert aufgeladen werden und danach lediglich eine praktisch verlustfreie Ladungsumverteilung unter den C's stattfindet, sinkt die gesamte Verbrauchsleistung auf typisch <1 mW...10 mW. Es werden 14 Bit Auflösung erreicht und Wandlungsraten bis zu 500 kHz. Diese Wandler sind besonders für batteriebetriebene Geräte interessant und begnügen sich zum Teil mit einer einzigen 3…5 V Spannungsversorgung (z.B. LTC1096 Linear Technology). Die Wandlung erfolgt in 6 Schritten: 1) Alle C's parallel aufladen auf Vi mit Sc geschlossen und Sin auf Vi 2) Gemeinsame Platte aller C's mit Sc von Masse trennen, S1...SN auf Masse legen , Sin von Vi trennen -Vin am Komparator Eingang 3) MSB Anschluss mit S1 auf VREF legen -> Umladeprozess -Vin +VREF/2 4) Vergleich mit Masse als Schwelle, falls kleiner MSB = 1, sonst MSB = 0 speichern 5) S1 im Fall MSB = 1 auf Position VREF belassen, sonst auf Masse legen 6) Repeat für alle N Bit's Fig. 11-26: 3-Bit Charge Redistribution Converter (SC-Converter) Für hohe Auflösungen bis 16 Bit wird bei den Successive Approximation Wandlern oftmals ebenfalls die Multi-Step Technik und u.U. ein Pipeline Verfahren eingesetzt. Es werden lediglich die einzelnen internen Wandler in Successive Approximation Art realisiert. Eine Abart dieser Wandlerklasse bilden die Tracking ADC. Sie sind etwas langsam in der Reaktion auf Sprünge, folgen aber nur leicht ändernden Signalen dafür etwas schneller. Beim Tracking Converter zählt ein Zähler solange aufwärts, bis dessen analog konvertierte Spannung dem Eingangssignal entspricht (Fig. 11-27). Nach Erreichen des analogen Signalwertes wird der Zähler nur noch durch fortlaufendes Inkrementieren/ Dekrementieren dem Eingangssignal nachgeführt. ZHAW, ASV, FS2008 11-23 Fig. 11-27: Tracking ADC, Blockdiagramm und Signalverläufe Eine vereinfachte Verwendung benutzt lediglich die 1 Bit Information Up count bzw. Down count zur digitalen Abbildung eines Signals anstelle des gesamten Counter Inhaltes. Besonders Sprachsignale lassen sich mit diesem Verfahren kompakt und ohne grosse Einbusse an Qualität digitalisieren und übertragen oder speichern (vgl. Fig.11-27 rechts). 11.4.4 Dual Slope Converter Die Technik der Slope Converter basiert auf dem Vergleich einer linearen Rampe mit dem Eingangssignal. Bestimmt man digital die Zeit bis die Rampe nach dem Start das Eingangssignal erreicht hat, so ist diese Zeit proportional zum Analogwert. Als digitaler Zeitmesser eignet sich ein Zähler, der von einem stabilen Oszillator angesteuert wird und anhält, wenn die Rampe den Analogwert erreicht. Die lineare Rampe lässt sich durch Laden eines Kondensators mit einer Konstantstromquelle realisieren. Der ganze Hardwareaufwand ist relativ gering. Dies geschieht aber klar auf Kosten der Wandlungsrate. Die Methode der Dual Slope Converter eliminiert viele Probleme mit der Genauigkeit und eignet sich besser für höhere Auflösungen. Die Idee ist in Fig. 11-28 verdeutlicht. Zuerst lädt ein zum Eingangssignal proportionaler Strom die Kapazität C über ein festes Zeitintervall t1 auf. Dann wird der Kondensator C mit einem konstanten Strom entladen, bis die Ausgangsspannung 0 V erreicht. Die Zeit um C zu entladen ist daher ebenfalls proportional zum Eingangssignal. Der Zähler zählt wie schon vorhin die Takte eines Oszillators. Durch geschickte Zählersteuerung lässt sich auch die konstante Integrationszeit mit demselben Oszillator und Zähler realisieren. Zu Beginn der Wandlung wird dazu der Zähler auf Null rückgesetzt. Nun lässt man den Zähler laufen, bis alle Ausgänge 1 sind und als folgender Zustand ein Überlauf angegeben wird. Dieser Überlauf wird in einem FlipFlop gespeichert und schaltet von Eingangssignal auf die negative Referenzspannung -VR um. Der Zähler selbst hat in diesem Moment den Zustand 0 und zählt nun weiter aufwärts, bis der Komparator meldet, dass die Ladung von C vollständig entfernt wurde. Der Zählerstand zum Schluss ist proportional zum Eingangswert: Z = [ Zmax + 1] ⋅ V IA t1 V IA = ⋅ V R T VR Die Auflösung beträgt Log2(Zmax+1) und T ist die Oszillatorperiode. Die Zeitkonstante RC ist so zu wählen, dass der Op-Amp für VIA = VR gut ausgesteuert, aber keinesfalls in den nichtlinearen Bereich in der Nähe der Sättigung gerät. Die Genauigkeit von C, R und der Taktfrequenz beeinflussen die Wandlung aber nicht mehr wesentlich. Ebenso ist die Offsetspannung des Op-Amp weniger kritisch, weil sie bei der Wandlung einmal dazu und einmal abgezählt wird. ZHAW, ASV, FS2008 11-24 Fig. 11-28: Dual Slope ADC Verfahren C selbst sollte ein verlustarmer Metallfolien- oder ein Keramikkondensator sein, da der Eigenverlust an Ladung einen Fehler verursacht. Die Stromquelle bzw. die Spannungsreferenz VR muss hingegen sehr genau sein. Die genauesten Konverter verfügen über einen vorgängigen Abgleichzyklus, ein so genanntes Auto-zeroing, während der Eingang auf 0 V gehalten wird. Die gemessene Fehlerspannung wird vom nachfolgenden Messwert subtrahiert. Durch die Integration des Eingangssignals wird die Dynamik des Wandlers deutlich erhöht. Hochfrequente Geräuschanteile werden mit 20 dB Dekade gefiltert, periodische Störsignale mit der Periodendauer k*t1 werden theoretisch sogar vollständig unterdrückt (t1 siehe Fig. 11-28). Dies erlaubt einerseits die Genauigkeit von Dual Slope Convertern bis auf 22 Bit hochzuschrauben und andrerseits periodische Störsignale, wie etwa die Netzfrequenz (50 Hz Brumm), zu unterdrücken. Fig. 11-29: Unterdrückungsverhalten des Dual Slope ADC Will man derart hohe Auflösungen nutzen, so sollte beim Layout besonders darauf geachtet werden, dass digitale Schaltsignale aus dem Logik- oder µP-Teil nicht mit den analogen ZHAW, ASV, FS2008 11-25 Signalpfaden koppeln. Die Wandlerbausteine selbst weisen meist getrennte Masse für analoge Signale und digitale Signale auf. Diese Massen sollten separat wie normale Signalleitungen geführt werden, und erst am Netzteil sternförmig zusammengeführt werden. Als Schirmung oder Guard Ring eignet sich besser die analoge, unverseuchte Masse. Wenn möglich können die analogen und digitalen Schaltungsteile getrennt auf der Leiterplatte je in einer Hälfte untergebracht werden. Alle Speiseeingänge, vor allem jene der Logikbausteine, sollten direkt beim Baustein mit einem Keramikkondensator von 10n ...100n abgeblockt sein. Dual Slope Wandler werden häufig in digitalen Multimetern eingesetzt. Sie bieten 12 bis 22 Bit Auflösung, hohe Stabilität und gute Netzunterdrückung bei kleinen bis mittleren Wandlungsraten (maximal 1/(2 t1)) und geringem Preis. Sie sind vom Prinzip her streng monoton. Einer der präzisesten integrierten Wandler mit eigenem Mikrokontroller ist der AD1175 (Analog Device). Er arbeitet nach einem optimierten Multi Slope Prinzip und erreicht 22 Bit (6,5 Digits) bei 20 Konversionen pro s. 11.4.5 Sigma-Delta Converters Sigma-Delta Converter (Σ-∆ ADC) haben in den letzten Jahren einen eigentlichen Boom erlebt im Bereich von 12 Bit ...24 Bit Auflösung bei Abtastraten von bis einige hundert kHz. Der Grund liegt in der drastischen Reduktion des analogen Schaltungsteils auf Kosten einer ebenso deutlich erhöhten digitalen Komplexität. Da Letztere aber kompatibel zur Integration von µP und DSP ist ergibt sich insgesamt ein Preisvorteil. Sigma-Delta Converter sind heute vielfach bereits auf demselben Chip implementiert, wie die nachfolgende digitale Signalverarbeitung. Das Grundprinzip der Wandler ist ein integrierendes Verfahren wie in Fig. 11-30 schematisch vereinfacht dargestellt. Fig. 11-30: Sigma Delta converter Die 1 Bit DAC Rückführung wird vom analogen Eingangssignal VI subtrahiert. Das resultierende Fehlersignal wird durch den Integrator Tiefpass gefiltert und vom integrierten Fehlersignal wird die Polarität durch den nachfolgenden Komparator bestimmt. Dieser Komparator ist eigentlich nichts anderes als ein 1-bit A/D Wandler. Der Ausgang des Komparators steuert den 1-bit DAC. Der Komparator gibt eine „1“ ab, wenn das vorhergehende Integrationsintervall mit einer Spannung < 0 V endet hat und eine „0“ sonst. Für eine „1“ am Eingang des DAC gibt dieser die Referenzspannung Vref aus, sonst -Vref. Der Ausgang des 1-bit DAC wirkt stets als negative Rückkopplung und versucht daher ständig den Integratorausgang auf Null zu regeln. Die Referenzspannung VREF ist nun grösser oder gleich der Spannung VI. Für kleine VI wird also nachdem einmal eine „1“ am Komparator ausgegeben wurde, eine lange Folge von „0“ folgen, bis der Integrator wieder einen Nulldurchgang erreicht. Ist VIA gleich gross wie VREF, so durchläuft der Integrator die Nulllinie in jedem Taktzyklus und es stellt sich eine Folge von abwechselnden 0 und 1 ein. Die Aufgabe des digitalen Filters ist es, eine digitale Zahl zu finden, die proportional zur ZHAW, ASV, FS2008 11-26 Anzahl Einsen im Bitstrom am Komparatorausgang ist. Dazu ist eine Vielfalt von digitalen Filtern bekannt, welche aber allesamt den grössten Hardwareaufwand diesen Wandler verursachen. Damit die Bestimmung der Proportionalität möglich ist, ist eine deutliche Überabtastung, viel höher als die Nyquist Rate, notwendig. Man spricht von Oversampling und dem Oversampling Ratio, welches dem Verhältnis von aktueller Abtastrate und Nyquistrate entspricht. Typischerweise liegt die aktuelle Abtastrate im Bereich des hundert- bis tausendfachen der Signalbandbreite. Das Digitalfilter hat weiter die Aufgabe, das Quantisierungsrauschen auf die eigentliche Nutzbandbreite des Wandlers zu beschränken. Am Ausgang kann nun eine Decimation (Reduktion der Abtastwerte) auf etwas über die Nyquist-Frequenz vorgenommen werden, ohne dass sich dabei das hochfrequente Rauschen ins Nutzband verschieben kann. Man kann zeigen, dass dank des analogen Filters (Integrator) das weisse Rauschen spektral entsprechend einer Hochpassfunktion (Noise Shaping) geformt wird (Quantisierungsrauschen wird beim Komparator addiert Differenzierung). Fig.11-31: Oversampling, Digital Filterung und Noise Shaping Filtert man dieses Rauschen im Digitalfilter auf die Nutzbandbreite 0...fo, so erhält man eine Rauschleistung von: 3 2 f π2 N = const ⋅ o ⋅ Kf s 12 Daraus ersieht man, dass pro Verdoppelung des Oversampling Ratio ein S/N Gewinn von 9 dB resultiert, was einer Erhöhung der brauchbaren Auflösung von 1.5 Bit entspricht. Für ein 256-faches Oversampling erhält man also nach dem Digitalfilter eine zusätzliche Auflösung von 12 Bit oder einen Dynamikgewinn von grob 72 dB. Ein weiterer Vorteil der Sigma-Delta Converter ist es, dass infolge der hohen Überabtastung keine besonders steilen Anti-Aliasing Filter am Eingang notwendig sind (Fig. 11-32). Oft genügt ein einfaches RC-Glied. ZHAW, ASV, FS2008 11-27 Fig. 11-32: Anti-Aliasing Filter (AAF) ohne und mit K- fachem Oversampling 11.4.6 Jitter Einfluss des Abtasttaktes Wie bereits weiter oben angeführt besteht in der Aperture time ein Anteil Aperture uncertainity time, der Einflüsse wie Temperatur, Exemplarstreuung und Laufzeitvariationen im analogen Buffer und digitalen S&H Schalter beinhaltet. Es ist aber wichtig gerade bei schnellen Wandlern auch den Abtasttaktgeber selber im Auge zu behalten. Jeder Oszillator weist einen Jitter auf, verursacht durch das Rauschen in dessen Schaltung (siehe Kapitel Oszillatoren). Dieser Jitter führt zu einer Verschiebung des Abtastzeitpunktes unabhängig von der Wandler Performance, wie das Bild 11-33 zeigt. Die Folge dieses Jitterns ist eine Reduktion des SNR bzw. ENOB. So nützt wahrscheinlich ein 12 Bit ADC bei 10 MHz wenig, wenn der Oszillator einen Jitter von 10 ps aufweist, wie Fig. 11-34 belegt. Fig. 11-33: Aperture Uncertainity Time tj durch Takt-Jitter Fig. 11-34: Einschränkung in SNR und ENOB bei schnellen ADC durch Takt-Jitter ZHAW, ASV, FS2008 11-28 Sorgfältig entworfene Quarz- und SAW- Oszillatoren haben sehr geringen Jitter von weniger als 1ps, während PLL Synthesizer eher Jitter im Bereich von 10 ps aufweisen. Jitter ist zwar eine Zeit, welche aber immer mit einem Frequenzbereich verbunden ist, da es sich um die Integration der Phasenrauschdichte handelt. Bei der A/D-Wandlung wird das Spektrum des Abtasttaktes wird mit demjenigen des Eingangssignals gefaltet (Multiplikation im Zeitbereich). Bei einem sinusförmigen Eingangsignal übernimmt also das digitalisierte Signal quasi das Phasenrauschen des Taktes. Kritisch ist dabei meist das breitbandige weisse Rauschen, welches das SNR verschlechtert. Für diesen Teil gilt folgende Umrechnung aus der relativen Rauschleistungsdichte in [dBc/Hz] zu Jitter in [s] und für die Oszillatorfrequenz fo A Jitterrms = 2 ⋅ 10 10 2πf o A = PhaseNoiseDensity + 10 log(B) B = Bandbreite des Rauschens (ohne Filter bis 2*fo) Das Anbringen eines Bandpassfilters nach dem Oszillator, insbesondere bei PLL Lösungen ist eine gute Möglichkeit zur Verbesserung des Jitter. Das SNR eines ADC wird also im Wesentlichen von 3 Grössen (ohne Spurious) mitbestimmt: Jitter, Quantisierungsrauschen und Rauschen der Eingangstufen. Die Grössen gehen ins SNR gemäss Fig. 11-35 ein. Fig. 11-35: SNR Berechnung mit allen Rauschanteilen Mehr Details zu diesem Thema in Bezug auf die Nachrichtentechnik wird im 3. Studienjahr vertieft. 11.4.7 Differentielle Eingänge: Schnelle Wandler weisen oft differentielle Signaleingänge auf. Die Konversion von Singleended zu differentiell erfolgt entweder mit Transformator oder speziellen differentiellen OpAmp (Fig. 11-36). Schnelle Wandler können sogar differentielle Takteingänge aufweisen (Beispiel Anhang A5, ADC 6645), die dann ebenso beschaltet werden. Um den Jitter nicht zu erhöhen, sollten keine Komparatoren oder Logik eingesetzt werden. ZHAW, ASV, FS2008 11-29 Fig. 11-36:Anschluss an differentielle Eingänge: oben passiv, untern aktiv ZHAW, ASV, FS2008 11-30 11.5 Literaturangaben Analoge Schaltungen , Manfred Seifart, ISBN 10: 3-3410-1298-2, Verlag Technik, 6. Aufl. 2003 Data Conversion Handbook, Analog Devices, ISBN 10: 0-7506-7841-0, Elsevier - Newnes 2005, Kapitel 2 Download: http://www.analog.com/library/analogDialogue/archives/3906/Chapter%202%20Sampled%20Data%20Systems%20F.pdf Data Conversion Handbook, Analog Devices, ISBN 10: 0-7506-7841-0, Elsevier - Newnes 2005, Kapitel 3 http://www.analog.com/library/analogDialogue/archives/3906/Chapter%203%20Data%20Converter%20Architectures%20F.pdf Phase Noise and Jitter, Walt Kester, Tutorial MT-008, Analog Devices 2005 http://www.analog.com/en/content/0,2886,760%255F%255F91502,00.html Die Hohe Schule der Elektronik: Die hohe Schule der Elektronik, Teil.2, Digitaltechnik, Paul Horowitz und Winfield Hill ISBN-10: 3895760250 Analog-to-Digital Conversion Techniques, David Hoeschele, ISBN 0-471-57147-4, John Wiley, 1994 ZHAW, ASV, FS2008 11-31 Anhang A1: Sinx/x Graph Normierter sin(x)/x Graph für fclk = 1 Hz, d.h. Nyquist-Frequenz 0.5 Hz Nyquistzonen nutzbar für Bandpass-Sampling, Bandpass-Erzeugung ZHAW, ASV, FS2008 11-32 Anhang A2: DAC Datenblatt Auszug ZHAW, ASV, FS2008 11-33 Anhang A3: Phase Noise to Jitter Conversion A2 A3 A4 A1 A = 10 ⋅ log 10 10 + 10 10 + 10 10 + 10 10 Low Noise Crystal Oscillator (100 MHz) PLL Clock Source (2.25 GHz) with Loop Filter 10 kHz ZHAW, ASV, FS2008 11-34 Anhang A4: ADC Datenblatt Auszug