2 Mechanik I 2.3.3 Radialbeschleunigung und Zentripetalkraft 2 Ein Teilchen bewegt sich nur auf einer Kreisbahn, weil es durch die zum Mittelpunkt des Kreises gerichtete Zentripetalkraft dazu gezwungen wird. Selbst bei konstanter Radialgeschwindigkeit v ändert sich ständig die Richtung des Teilchens. Wird die Zentripetalkraft plötzlich „abgeschaltet“, bewegt sich das Teilchen ab dem Moment geradeaus weiter (wie ein Auto, das aus der Kurve fliegt). Den Betrag der Zentripetalkraft kannst du mit Hilfe des zweiten Newton‘schen Gesetzes berechnen. Die Beschleunigung a des Teilchens hängt von der Geschwindigkeit (entweder Radialgeschwindigkeit v oder Winkelgeschwindigkeit ω) und dem Radius r ab: F=m∙a=m∙ v2 = m ∙ r ∙ ω2 r Die Zentrifugalkraft (Fliehkraft) ist eine Scheinkraft in einem beschleunigten System. Sie hat denselben Betrag wie die Zentripetalkraft, aber die umgekehrte Richtung. Ein Probenteilchen in einer Zentrifuge würde beschreiben, dass es aufgrund der Zentrifugalkraft nach außen beschleunigt wird. Ein externer Beobachter sieht dagegen, dass die Probengläser durch die Mechanik der Zentrifuge auf der Kreisbahn gehalten werden (Zentripetalkraft). Auf die Probenteilchen wirkt keine Kraft, deshalb können sie der Kreisbewegung nicht folgen. 2.3.4 Drehmoment Willst du z. B. einen Drehstuhl in Drehung versetzen, musst du eine Kraft aufwenden. Die Größe der Kraft hängt allerdings davon ab, wie nah an der Drehachse du anfasst. Das Drehmoment M berücksichtigt sowohl die Kraft F, als auch den Abstand l zum Drehpunkt. Bilden F und l einen rechten Winkel, gilt: M=F∙l [M] = N ∙ m 10 F IxF=M Abb. 4: Drei-Finger-Regel für das Drehmoment medi-learn.de/6-phy-4 Übrigens ... Das Drehmoment ist als Vektorprodukt von Abstand zum Drehpunkt und Kraft definiert und damit selbst eine vektorielle Größe. Wenn die Kraft und der Abstand einen rechten Winkel bilden, kannst du die Richtung des Drehmomentvektors mit der Drei-Finger-Regel der rechten Hand bestimmen. 2.3.5 Hebelgesetz Ein Hebel ist ein starrer Körper (z. B. ein Knochen), der an einem Angelpunkt (z. B. einem Gelenk) drehbar befestigt ist. Kräfte, die an einem Hebel angreifen, bewirken ein Drehmoment. Greifen zwei Kräfte an dem Hebel so an, dass er sich gerade nicht bewegt, ist das Drehmoment nach links genauso groß wie das nach rechts: M1 = M2 Sind die angreifenden Kräfte F und die Abstände l zum Angelpunkt senkrecht zueinander (wie fast immer in den Physikumsaufgaben), kannst du auch schreiben: F1 ∙ l1 = F2 ∙ l2