Kap 4 – Krummlinige Bewegungens 4.3 Zentrifugalkraft – Zentripetalkraft Jeder Mensch erinnert sich vermutlich an das prickelnde Gefühl, als er zum ersten Mal in seinem Leben eine volle Milchkanne oder einen mit Wasser gefüllten Eimer im Kreis geschleudert hat, in der großen Ungewissheit, ob denn das Wasser im Eimer bleibt oder nicht doch herausschwappt. Wir erinnern uns, dass die Milchkanne scheinbar mit einer Kraft nach außen zog, der wir mit unserem Arm entgegenhalten mussten. Da sich die Milchkanne konstant auf einer Kreisbahn bewegte, mussten wir die Kugel auf eine Kreisbahn zwingen und das kostet Kraft, eine nach innen zum Kreismittelpunkt gerichtete Kraft. Merke! Die Bahngeschwindigkeit verläuft immer tangential zur Bahnkurve und die auftretenden Kräfte, sowie die nach innen gerichtete Bahnbeschleunigung senkrecht dazu. Bahngeschwindigkeit Zentripetalkraft Stellen wir uns vor, wir sind ein Milchtropfen oder ganz einfach ein Autofahrer, der gerade in eine Kurve fährt, dann würden wir die nach außen gerichtete Kraft erfahren. Diese Kraft heißt Zentrifugalkraft. Die Zentrifugalkraft ist der Trägheit eines Körpers zuzuschreiben. Die Trägheit würde den Körper dazu veranlassen die Kreisbahn sofort zu verlassen, wenn da nicht eine Kraft wäre, die den Körper auf die Kreisbahn zwingt, nämlich die Zentripetalkraft. Der Körper würde tangential zur Bahnkurve davonfliegen. Ob wir von der Zentripetalkraft oder von der Zentrifugalkraft sprechen, hängt also ausschließlich vom Ort der Betrachtung ab, also ob wir uns im rotierenden Körper befinden (Zentrifugalkraft) oder außerhalb des Körpers (Zentripetalkraft). Wie groß die Zentrifugalkraft ist, lässt sich sehr schön an der Verformung der Erde sehen, die auf Grund der Drehbewegung an den Polen abgeflacht ist. Mit Kap 4 – Krummlinige Bewegungens dem folgenden Versuch kann man die Abflachung der Pole sehr schön nachweisen. Ohne Rotation bei Rotation Erinnern wir uns noch einmal an die Milchkanne, dann wird sehr schnellt einsichtig, das die Zentrifugalkraft bzw. die Zentripetalkraft umso größer sind je mehr Milch in der Kanne ist. Außerdem hängt die Kraft auch von der Geschwindigkeit ab, mit der wir die Kanne rotieren lassen. Eine weitere Abhängigkeit besteht im Radius. D.h. je weiter die Kanne vom Körper entfernt ist, desto größer ist die Kraft!! Bei genauer physikalischer Analyse kommt man zu folgender Formel: Fr m r 2 Mit dem folgenden Versuch ließe sie sich auch experimentell nachweisen: Auf der rotierenden Fahrbahn ist ein Wagen beweglich angebracht, der je mach Rotationsgeschwindigkeit eine Feder dehnt. Aus der Anzahl der Umdrehungen (Winkelgeschwindigkeit), dem Abstand des Wagens vom Drehpunkt (Radius) und der Masse des Wagens sowie der gemessenen Kraft lässt sich obige Formel experimentell bestätigen. Vergleichen wir die Definition der Kraft F = m a mit der obigen Formel F = m r 2, so lässt sich nach einem Vergleich der Formeln für die Beschleunigung schreiben: ar r 2 Kap 4 – Krummlinige Bewegungens Diese Beschleunigung ist senkrecht zur Kreisbahn gerichtet! Eine wichtige Anwendung für die Zentrifugalkraft ist die Zentrifuge und der Zentrifugalkraftregler. Während sich die Arme des Fliehkraftreglers nach oben bewegen, bleibt das Zentrum, das ja keine Winkelgeschwindigkeit besitzt, in Ruhe. Das lässt sich mit Hilfe des Pendelversuchs nachweisen, bei dem das Pendel in einem rotierenden System in Ruhe bleibt. Bei einer ganz kleinen Auslenkung des Pendels allerdings wird dieses sofort nach oben angehoben. Da sowohl die Zentrifugalkraft als auch die Gewichtskraft massenabhängig ist, spielt bei rotierenden Systemen, die der Schwerkraft ausgesetzt sind, die Masse keine Rolle, da sie sich in ihrer Wirkung aufheben. Dies zeigt sehr eindrucksvoll der folgende Versuch: Die um ein Vielfaches schwerere rote Kugel befindet sich auf gleicher Höhe wie die weiße Kugel. Fragen dazu: Siehe Buch Oldenbourg Physik 11 Seite 91 / 1, 7 Seite 95 / 2, 3, 4 Kap 4 – Krummlinige Bewegungens