Von Dr. Volker Sill DRUSE DRUSE Foto: Karen Diehn GESUNDHEIT HESTUR 188 32 Seit Herbst 2015 ist unter anderem in einigen Islandpferdebeständen in Norddeutschland – vornehmlich in Schleswig-Holstein, Hamburg und dem niedersächsischen Raum – die Druseerkrankung gehäuft aufgetreten. Dieser Tatsache sind einige Islandpferdeveranstaltungen wie die Winterturnierserie und die Hengstparade zum Opfer gefallen. Die Druse stellt eine bakterielle Infektionskrankheit dar, die durch den Erreger Streptococcus equi ssp. equi verursacht wird. Diese hochansteckende Infektionskrankheit der oberen Atemwege geht häufig mit Abszessbildung der Lymphknoten, insbesondere im Kopfbereich (Unterkieferlymphknoten) einher. Die Druse stellt eine nicht meldepflichtige und nicht anzeigepflichtige Erkrankung dar, daher werden keine amtstierärztlichen Maßnahmen durchgeführt. Die Übertragung läuft zum einen über direkten Kontakt von Pferd zu Pferd über Nüstern und Maul durch Nasensekret oder Eiterbildung im Abszessbereich der Unterkieferlymphknoten und stellt somit eine Tröpfchen- und Schmierinfektion dar. Zum anderen kommt es indirekt zu Übertragung durch beschmutzte Oberflächen wie Hände, Kleidung, Pflege- und Ausrüstungsgenstände, sowie über andere Tierarten wie freilaufende Hunde und Katzen sowie Insekten. Auch über Gemeinschaftstränken und Futtertröge ist eine Übertragung möglich. Dieser bakterielle Erreger überlebt im Trockenen einige Tage, in feuchter Umgebung allerdings bis zu 6-8 Wochen, in seltenen Fällen bis zu 12 Monaten. Dieses Bakterium ist gegenüber herkömmlichen Desinfektionsmitteln empfindlich. Die Inkubationszeit, das heißt die Zeit zwischen Erregerkontakt und Ausbruch der Erkrankung, beträgt in der Regel 3-14 Tage. Die Krankheitsdauer erstreckt sich im Regelfall über einige Wochen. Je nach Immunitätsstatus eines Bestandes kann die Erkrankungsrate bis zu 100% betragen. Bei Auftreten von Komplikationen kann die Sterberate bis zu 2-3% betragen. Auch klinisch gesund erscheinende Pferde können die Infektionserreger bis zu sechs Wochen ausscheiden und sind damit ansteckungsfähig. Bei ca. 10% der betroffenen Pferde kommt es zu Komplikationen, die im Folgenden behandelt werden. Charakteristisch für diese Erkrankung ist auch, dass manche Pferde als Dauerausscheider fungieren, das heißt, dass die Keime über längere Zeiträume im Körper des Pferdes verweilen, ohne dass das Pferd äußerlich erkennbare klinische Krankheitserscheinungen zeigt. Symptome der Druseerkrankung sind zunächst Mattigkeit, Fressunlust, Fieber in der Regel über 39 °C, wobei es auch Pferde gibt, die keine Temperaturerhöhung zeigen, was als sogenannte „Kalte Druse“ bezeichnet wird. Zum Teil zeigen die Pferde Husten und Augen- und Nasenausfluss von wässriger bis eitriger Konsistenz. Schwellungen im Kopflymphknotenbereich, Abszessbildung im Lymphknotenbereich und bedingt durch die Schwellung auch Schluck- oder Atembeschwerden. Nach Überstehen der Erkrankung besteht in der Regel eine belastbare, mehrjährige Immunität. Im Gegensatz zu der akuten Verlaufsform der Druse gibt es auch eine subklinische Verlaufsform, d.h. die Pferde besitzen zum Zeitpunkt des Erregerkontaktes eine gewisse partielle Immunität. Hier kann die Erkrankung entweder vollständig symptomlos verlaufen oder eventuell auch nur einige Tage mit erhöhter Körperinnentemperatur und Nasenausfluss einhergehen. Diese Pferde können auch bis zu sechs Wochen infektionsfähige Bakterien ausscheiden. Diese Pferde werden in der Regel nicht als „krank“ erkannt und stellen die Hauptgefahr der Verschleppung innerhalb des Bestandes und in andere Bestände dar. Komplikationen können in Form von Atemnot, Schluckbeschwerden, Luftsackvereiterung und Nervenschädigung auftreten. In seltenen Fällen kann es auch zu Streuung in die Bauch- oder Brusthöhle mit Abszessbildung führen. Eine weitere Komplikation nach Druseinfektion stellt die Blutfleckenkrankheit (Morbus Maculosus) dar, wo es zu blutigen Schleimhautveränderungen kommt, die durch Immunkomplexreaktionen entstehen. In Einzelfällen treten durch aufplatzende Lymphknoten im Brust- oder Bauchhöhlenbereich auch Todesfälle auf. Eine weitere Komplikation stellt die Luftsackvereiterung dar. Hier kommt es durch Abszessbildung der dem Luftsack benachbarten Lymphknoten zu einem Einbruch in den Luftsack. Der Luftsack des Pferdes stellt eine abgeschlossene Körperhöhle dar, die einer antibiotischen Behandlung schwer zugänglich ist. Hier können Bakterien über sehr lange Zeiträume überleben und diese Pferde fungieren dann als Dauerausscheider. Hier ist eine Ausscheidung von Bakterien bis zu Jahren möglich. Besteht Druseverdacht, sollte bis zu der abschließenden Labordiagnose der Bestand so behandelt werden, als wenn die Erkrankung besteht. Die Sensitivität der Laboruntersuchungen ist unterschiedlich, die Untersuchung eines Nasen-Rachen-Tupfers mit der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) weist eine ca. 50-80%ige, die kulturelle Untersuchung des Erregers auf Nährböden weist eine 2040%ige Sensitivität auf. Insofern sollten im Falle einer Druseerkrankung im Idealfall beide Labormethoden kombiniert werden und auch bis zu drei Mal wiederholt werden. Da die Pferde nicht beständig Bakterien ausscheiden, sind bei Einzeluntersuchungen auch falsch-negative Ergebnisse möglich. Das Probenmaterial kann aus Abszesseiter,