Bio- und Gentechnik: Segen oder Fluch? G entechnologie, Genetik, Biogenetik: Das sind Begriffe, die in den letzten Wochen und Monaten immer mehr in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses geraten sind. Denn die moderne Wissenschaft hat sich in den vergangenen Jahren auf diesem Gebiet rasend schnell weiterentwickelt. Der Mensch, um den es dabei zentral geht, musste inzwischen feststellen, dass wissenschaftliche Möglichkeiten und ökonomische Überlegungen allein nicht Maßstab für das Handeln sein dürfen. Daher wurde aus Diskussionen, die früher allein einem kleinen, wissenschaftlich interessierten Kreis vorbehalten waren, mehr oder weniger eine öffentliche Auseinandersetzung um ethische Grundsätze. Wir Christen kommen bei Diskussionen um die biotechnologische Revolution leicht ins Schwimmen: Ist das, was jetzt möglich ist, im Licht der Bibel eigentlich „vertretbar“? Und wenn nein: Wie sollen wir uns dazu stellen? Wieso lässt Gott dann diese Entwicklungen zu? Wann wird Er einschreiten und dem Ganzen ein Ende machen? Gentechnologie – was ist das? Worum geht es bei der Gentechnologie eigentlich? Wenn wir von der Genetik sprechen, dann meinen wir die Wissenschaft von der Entstehung der Organismen und im engeren Sinn die Lehre von der Vererbung. Die Gentechnologie ist in diesem Zusammenhang die Technologie zur Neukombination und Übertragung von Genen. Gene sind die Erbfaktoren und die Erbanlagen, also die eigentlichen Träger der Vererbung, unter deren Einfluss sich die Merkmale Klonen: ungeschlechtliches Vermehren; In der Natur kennen wir das, wenn eineiige Zwillinge zur Welt kommen. Therapeutisches Klonen: Es geht darum, menschliche Embryonen durch ein bestimmtes Klonverfahren herzustellen, um diese für therapeutische Zwecke als Quelle für die Gewinnung menschlicher embryonaler Stammzellen nutzen zu können. Mit dem sogenannten therapeutischen Klonen soll also vor allem Kranken geholfen werden. Reproduktives Klonen: Hier handelt es sich um Klonen mit dem Ziel der Fortpflanzung. Verbrauchende Embryonenforschung: Forschung an Embryonen, die mit der Vernichtung des Embryos endet; Präimplantationsdiagnostik: PID; die Untersuchung von künstlich befruchteten Eizellen vor ihrer Einsetzung in die Gebärmutter einer Frau; Embryo: Keimling; das sich aus der befruchteten Eizelle entwickelnde Lebewesen; 4 Bio- und Gentechnik entwickeln, die das geistige, seelische und körperliche Erscheinungsbild der Organismen prägen. Wir reden also nicht über „christliche Wahrheiten“, sondern über Funktionsweisen und Grundprinzipien, die Gott in seine Schöpfung gelegt hat, die der Mensch inzwischen teilweise erforschen konnte und in die er offensichtlich bis zu einem gewissen Grad eingreifen kann. Es ist an dieser Stelle nicht mein Ziel, eine wissenschaftliche Auseinandersetzung zu den Möglichkeiten der Genetik zu führen. Dazu fehlt mir und den meisten Lesern einfach das Fachwissen. Vielmehr sollten wir uns aus „ethischer“ (sittlich-moralischer) Perspektive klar werden, dass auch und gerade auf diesem Gebiet der Mensch vor Gott steht und Ihm in allem Rechenschaft abgeben wird und muss. Klonen und PID – aktuelle Schlagworte Das gilt auch und besonders, wenn es um solch sensible Themen wie das so genannte therapeutische Klonen, reprod u k t i v e s Klonen (man denke nur an die Übertragung des Tierexperiments ‚Dolly‘ auf Menschen), „verbrauchende“ Embryonenforschung oder Präimplantationsdiagnostik geht. Was sagt die Bibel? Auch die Bibel selbst ist in diesem Sinn kein Gesetzbuch oder Lexikon, in dem wir zu jedem praktischen Punkt eine umfassende und präzise Antwort finden. Vielmehr lässt die Bibel das moralische Licht Gottes auf jede Einzelheit unseres Lebens scheinen – von uns hängt es ab, ob wir dieses Licht in unserem Lebenswandel aufnehmen. Wir wollen daher auch bei diesem Thema einfach zum Nachdenken anregen – damit jeder auch solche populärwissenschaftlich, halbwissenschaftlich und wissenschaftlich diskutierten Themen im Licht der Bibel und in ganz persönlicher Verantwortung vor Gott erwägt. Gott hatte schon dem ersten Menschen den Auftrag gegeben: „Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan; und herrscht über die Fische des Meeres und über das Gevögel des Himmels und über alles Getier, das sich auf der Erde regt!“ (1. Mo 1,28). Natürliche Fortpflanzung ist also zentraler Teil der Schöpfungsordnung Gottes – nicht jedoch das künstliche Fortpflanzen und das Herrschen über andere Menschen. Auch Noah, der von Gott sogar die Freiheit erhielt, Tiere zu essen (1. Mo 9,1-5), bekam nicht das Recht, über andere Menschen zu bestimmen, wenn auch eine gewisse Art der Regierung in seiner Zeit von Gott eingeführt wurde. Biotechnologie und Töten – wirklich Fremdworte? Vielmehr verbot Gott das Vergießen von Blut – also das Töten. Das mag in Verbindung mit der Biogenetik-Debatte auch einmal hinzugefügt werden, denn sie ist unter ethischen Gesichtspunkten sehr eng mit der Frage der sogenannten Abtreibung verbunden. Manche Diskussionsteilnehmer lehnen allerdings überhaupt ab, in dem Zusammenhang der Biotechnologie von Töten zu Folge mir nach 5 sprechen. Sie sind der Auffassung, dass das Leben im ethischen Sinn beispielsweise erst nach dem Einnisten des Embryos in die Gebärmutter beginnt. Wer sich jedoch auf eine solche Diskussion einlässt, übersieht, dass durch die Verschmelzung von Ei- und Samenzelle der Embryo und damit der Anfang für ein neues Wesen gemacht ist. Auch wenn dieses ohne Einnistung nicht lebens- und entwicklungsfähig wäre, führt ein abweichendes Verständnis nur dazu, dem Menschen Freiheiten bei der Manipulation von Wesen zu schaffen, eine Freiheit, die er vor Gott einfach nicht hat. Wissenschaft gab es schon in der Bibel Nun sind die vielfältigen, aber doch begrenzten Möglichkeiten der wissenschaftlichen Forschung nicht von vornherein aus biblischer Sicht abzulehnen. Beispielsweise muss Hiob eine ungeheure Kenntnis mancher biologischer und geologischer Zusammenhänge gehabt haben, die man aus meiner Sicht nur als das Ergebnis von „Wissenschaft“ bezeichnen kann. Auch der Hinweis, dass Lukas ein „Arzt“ war, sollte uns vorsichtig machen, die Erforschung, Diagnostik und Therapie – aufbauend auf genauen Untersuchungen – abzulehnen. Die Bibel gibt uns dazu keine Handhabe. Die entscheidende Frage für uns ist jedoch, ob man das zur Verfügung stehende Wissen dazu benutzen darf, in die „Entstehungskette von Leben“ einzugreifen. Ist es erlaubt zu forschen, um Leben „aus der Hand“ des Menschen zu entwickeln? Als Christ wird man diese Frage zweifellos verneinen müssen. Nicht die Forschung als solche ist verkehrt. Aber das Eingreifen des Menschen in die Sphäre der Autorität und Souveränität Gottes ist Sünde. Denn Gott ist es, der Leben schafft und Leben nimmt. So konnte der Schreiber des Hebräerbriefes in Bezug auf den Herrn Jesus sagen: „Gott 6 hat am Ende dieser Tage ... geredet im Sohn, ... durch den er auch die Welten gemacht hat; welcher ... alle Dinge durch das Wort seiner Macht tragend“ (Heb 1,2-3). Wenn es Leben gibt, so hat Er es geschaffen – niemand sonst hat dieses Recht und diese Fähigkeit. Insofern ist der Versuch, Leben in gewisser Hinsicht selbst schaffen und erzeugen zu wollen, eine Anmaßung, selbst „wie Gott zu sein“ – eine Gesinnung des Hochmutes, die es schon seit Babel (1. Mo 11) gibt. Gott gibt und versagt Kinder Nun mag man argumentieren, dass sich die Biogenetiker ja nicht notwendigerweise anmaßten, Leben zu schaffen. Sie würden letztlich nur das, was bei gesunden Menschen „automatisch“ ablaufe, für solche, die auf natürliche Weise keine Kinder bekommen können, nachbauen. Oder sie nutzten diese modernen Methoden, um in Bio- und Gentechnik Ganz unten ein paar Jahren bestimmte Krankheiten besser behandeln zu können. Unabhängig von der Frage, ob die Vielzahl der „Fehlversuche“, die zumindest in den ersten Jahren beim „Klonen von Menschen“ bzw. in der „Verarbeitung“ von Embryonen einzukalkulieren wären, ethisch vertretbar sind: Warum kann der Mensch nicht akzeptieren, dass Gott Kinderlosigkeit und bestimmte Krankheiten nicht von ungefähr zulässt: „Wer hat dem Menschen den Mund gemacht? Oder wer macht stumm, oder taub, oder sehend, oder blind? Nicht ich, der HERR?“ (2. Mo 4,11). Es ist wahr, dass gerade dieses Thema – wie die gesamte Debatte – eine Gratwanderung darstellt. Bis wohin sind massive operative Eingriffe zur Verbesserung der Lebenssituation ethisch und vor allem vor Gott vertretbar? Wo ist hier eine Grenze erreicht? Die Bibel gibt hier keine scharfe Trennlinie vor. Und doch macht sie deutlich, dass wir auch in diesen Fragen vor Gott stehen, der sich das Recht auf Leben und das Geben von Leben selbst vorbehalten hat. (ohne die zwei unterschiedlichen Maßnahmen an sich auf eine gleiche Stufe stellen zu wollen), ist die Frage angebracht, ob der Mensch nicht in die Rechte Gottes eingreift. Gott zeigt uns in seinem Wort hierfür andere Wege auf. Wie viele kinderlose Ehepaare haben ihre Zeit, die sie mit Kindern nicht gehabt hätten, im Dienst für den Herrn eingesetzt. Wie manche „kranke“ Christen konnten anderen durch ihre Kinderlosigkeit zu einer Hilfe und Stütze sein. Der Herr ist wirklich in der Lage, jede „Ausgangssituation“ bei uns zum Segen für uns selbst und für andere zu benutzen. Wir müssen Ihm „Wer hat dem Menschen den Mund gemacht? Oder wer macht stumm, oder taub, oder sehend, oder blind? Nicht ich, der Herr?“. 2. Mose 4,11 Die Bibel wirft Licht auch auf solche Fragen Jakob musste seinerzeit seiner Frau auf Vorwürfe antworten: „Bin ich an Gottes Statt, der dir die Leibesfrucht versagt hat?“ (1. Mo 30,2). Wir lernen daraus – selbst wenn es für den Einzelnen wirklich bitter sein mag – dass Gott sowohl Kinderlosigkeit als auch Krankheiten nicht von ungefähr zulässt. Sicher mag es im Einzelfall eher einfache Lösungen geben, um dem entgegenzuwirken. Wenn jedoch Anstrengungen wie Klonen oder künstliche Befruchtungen nötig sind, um das „Leid“ zu verringern nur unsere Hände hinhalten – so schwer das im Einzelfall sein mag. Damit soll keineswegs ein Urteil gesprochen werden über die Hoffnung, persönliche Nöte durch die Hilfe von Ärzten, die in Wirklichkeit von Gott angenommen wird – zu lindern. Aber es darf nicht dazu kommen, dass man abwägt zwischen ethischer Verantwortung für Leidende und ethischer Verantwortung bezüglich eines Embryos. Es ist zu bedenken, dass ein Embryo ein Leben ist, das sich nicht wehren kann. Darüber hinaus kommt in diesen Überlegungen der Biotechnologie insgesamt viel zu kurz, dass es nicht einfach um die Würde von Menschenleben geht, sondern um die Verantwortung vor Gott, dem wir Rechenschaft schulden. Wenn man so will: In Wirklichkeit geht es um die Würde Gottes, der als Schöpfer dem Menschen erst seine Würde verleiht. Folge mir nach 7 Bio- und Gentechnik PID – oder sich die Souveränität Gottes anmaßen Das Eingreifen in die Rechte Gottes wird ganz besonders deutlich, wenn es um die sogenannte PID (Präimplantationsdiagnostik) geht. Durch diese wird es möglich, schon vor Einpflanzung eines künstlich befruchteten Embryos in die Gebärmutter zu untersuchen, ob dieser Embryo bestimmte genetisch bedingte Krankheitsrisiken aufweist. Mit dieser Methode wird der Auswahl von Menschen und ihren gewünschten Eigenschaften Tür und Tor geöffnet. Spätestens an dieser Stelle maßt sich der Mensch Rechte an, die allein Gott zustehen. Denn die Auswahl – und damit auch das „Wegwerfen“ solcher Embryos ist ein Vorgang, der die Würde des Menschen – denn auch ein solch winziger Embryo ist letztlich nichts anderes als ein Mensch – und damit in erster Linie die Würde des Schöpfers herabsetzt. Damit würden Menschen menschliches Leben „verbrauchen“. Denn auch das ungeborene Leben wird schon als ein Kind und damit als ein Mensch bezeichnet (Lk 1,41). Darf diese moderne Form der biogenetischen Medizin gestattet sein, wenn damit die Gesundheit anderer Menschen möglicherweise gestützt und geschützt wird? Noch ist man sich einig, dass Experimente am lebenden Menschen nicht gestattet sind. Dann kann es für Experimente an dem embryonalen Menschen aber ebenfalls keine Erlaubnis geben. 8 Und auch wenn wahr ist, dass Gefahren nicht automatisch ein Argument gegen eine wissenschaftliche Forschung sind, so bleibt doch wahr, dass Experimente am Menschen – gerade wenn er sich nicht wehren kann – ein Herrschen über den Menschen bedeuten. Und hier macht schon das erste Kapitel der Bibel deutlich, dass der Mensch in dieser Weise nicht über den Menschen herrschen darf – dann würde er sich zu Gott machen. Gottes Geduld ist unbegreiflich Manchmal staune ich, dass Gott überhaupt noch solch eine Geduld hat und noch nicht eingreift. „Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb, an dem die Himmel aufgelöst werden... und die Erde und die Werke auf ihr werden verbrannt werden“ (2. Pet 3,10). Allein dieser Vers macht deutlich, dass Gott nicht endlos zusehen, sondern bald eingreifen wird. Was aber, wenn Gott sogar das Klonen von Menschen zulässt? Dann wollen wir uns immer vor Augen halten, dass es letztlich Gott selbst ist, der dem Menschen den Lebensodem gibt (1. Mo 2,7). Selbst wenn der Mensch behaupten mag, er selbst habe nun einen Menschen ins Leben geführt, so bleibt doch bestehen, dass Gott den Odem des Lebens gibt. Und daher sind wir verpflichtet, selbst wenn wir den Weg nicht gutheißen können, jedem Menschen, unabhängig von dem Weg in das Leben hinein, seine Würde als Geschöpf Gottes zuzugestehen. Auch für diesen ist Christus am Kreuz von Golgatha gestorben – auch dieser kann durch das Blut Christi gerettet werden. Wir wollen dabei festhalten, dass Gott über allem steht. Er ist es, der sogar diese gottfeindlichen Vorgänge zulässt. Ihm läuft nichts aus der Hand. Es ist gut, auch bei einem solchen Thema diese Gewissheit nicht aus den Augen und dem Herzen zu verlieren. Manuel Seibel Praxistipps Praxistipps für den Glaubensweg gefunden im Buch der Sprüche „Die Weisen bewahren Erkenntnis auf, aber der Mund des Narren ist drohender Unglücksfall.“ Sprüche 10,14 Na, wie würdest du es finden, wenn man allgemein der Ansicht wäre: „Es ist ein drohender Unglücksfall, wenn er/sie den Mund öffnet.“ Nicht sehr schmeichelhaft, oder? Nun können wir selbst natürlich eine ganze Menge tun, um diesen „drohenden Unglücksfall“ zu verhindern. Die Sprüche (das Praxishandbuch für den Glaubensweg) enthalten zahlreiche „Tipps“ zum Gebrauch der Zunge. Du musst sie nur suchen, sie stehen nämlich nicht alle an einer Stelle. Fangen wir doch einfach einmal an: „Erst denken, dann reden“ vermindert das Risiko. – „Bei der Menge der Worte fehlt Übertretung nicht; wer aber seine Lippen zurückhält, ist einsichtsvoll“ (10,19). Ein sicherer Weg, alle deine Freunde loszuwerden und andere Freundschaften zu zerstören. – „Ein verkehrter Mann streut Zwietracht aus, und ein Ohrenbläser entzweit Vertraute“ (16,28). „Wer als Verleumder (oder Ausplauderer) umhergeht, deckt das Geheimnis auf“ (11,13). „Wer aber eine Sache immer wieder anregt, entzweit Vertraute“ (17,9). „Dummes Geschwätz“ bringt nichts – im Gegenteil. „Lippengerede gereicht nur zum Mangel (Nachteil)“ (14,23). Heilen oder verwunden – es liegt an dir! „Eine gelinde Antwort wendet den Grimm ab, aber ein kränkendes Wort erregt den Zorn“ (15,1). „Lindigkeit der Zunge ist ein Baum des Lebens, aber Verkehrtheit in ihr ist eine Verwundung des Geistes“ (15,4). So weit nur ein kleiner Anfang und jetzt ein Arbeitsvorschlag für dich: die nächsten 31 Tage je ein Kapitel der Sprüche lesen und alle Verse notieren, die „Gebrauchsanweisungen für die Zunge“ enthalten. Michael Vogelsang Folge mir nach 9