Praktikum - Ho-Chi-Minh-Stadt, 2014

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Praktikumsbericht
Universität Bielefeld - Ivette Kraska
Email: [email protected]
Ort: Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon), Vietnam
Art des Aufenthalts: Praktikum, Deutsch als Fremdsprache und Soziologie (Bachelor)
Zeitraum: 15. Februar 2014 - 15. April 2014
Motivation: Meine Motivation war in erster Linie Berufspraxis zu sammeln. Dies wollte ich
jedoch bewusst außerhalb der EU, ich wollte eine Herausforderung in einem komplett anderen
Umfeld. Gleichzeit war es eine persönliche Auszeit vom Alltag.
Organisation: Die Kontaktaufnahme verlief per E-Mail mithilfe von Herrn Romero bei der
Bewerbung. Einreichen musste ich meine Bewerbung bzw. ein Motivationsschreiben, Lebenslauf
und Zeugnis. Die weitere Planung verlief überwiegend alleine, es war schon etwas zeitaufwändig
etwa 5-6 Monate vor Beginn des Praktikums habe ich angefangen. Den Flug buchen, Visum
beantragen (Auskunft etwas schwierig), Krankenversicherung für das Ausland abschließen,
Impfungen machen lassen, eine Wohnung organisieren (hierbei war ich letztendlich auf die Hilfe
meiner Praktikumsbetreuerin angewiesen). Den Zeitpunkt für das Praktikum habe ich bewusst
innerhalb der Semesterferien gewählt um kein Semester zu verpassen und wegen meines
Nebenjobs. Finanzielles: Das meiste war Erspartes, ich wurde jedoch unterstützt mit einem
großzügigem Stipendium von PROMOS. Eigene Vorbereitung: Internet durchsucht nach allen
möglichen Informationen über Land und Menschen, Freundin (Vietnamesin) befragt.
Aufgaben vor Ort: Hospitation, Korrektur von
Texten, Nachhilfe, "Ausflüge", Lehrversuche
Schöne Erlebnisse, wichtige Erfahrungen: Die Menschen die ich kennengelernt habe waren
freundlich, offen, neugierig, entspannt und vor allem hilfsbereit. Ich empfand, selbst während der
Hospitation, Lehrversuchen usw. keinen Stress, Druck oder ähnliches. Mir wurde das Gefühl
vermittelt: "Alles wird schon irgendwie laufen". Meine Englischkenntnisse haben sich deutlich
verbessert. Ich habe Lust auf mehr bekommen und möchte demnächst wieder ins Ausland.
Schwierigkeiten: bestanden hauptsächlich mit der Sprache, ich bin ohne jegliche
Sprachkenntnisse hingegangen. Mit Englisch kommt man aber - zumindest in der Stadt - fast
immer aus und wenn man freundlich entgegenkommt und einem angesehen wird, dass man Hilfe
braucht bekommt man sie auch. Ein Wörterbuch bzw. paar Grundlegende Kenntnisse sind jedoch
sehr hilfreich, aber die Aussprache war - zumindest für mich - sehr schwierig. Mein
Vietnamesisch fanden die Studenten ziemlich lustig.
Allgemeines Fazit: Auf jeden Fall empfehlenswert ich bereue den Schritt auf keinen Fall. Man
sollte jedoch nicht allzu pingelig sein und sich bewusst sein, dass einiges anders läuft. Wenn man
sich jedoch ein wenig anpasst, passiert einem nichts und man wird freundlich willkommen
geheißen. Man braucht auch keine Angst zu haben, dass man plötzlich irgendwo alleine gelassen
wird. Meine Praktikumsbetreuerin war jederzeit für mich da und auch außerhalb der Uni war ich
fast nie komplett auf mich alleine gestellt. Man erregt aber zum Teil doch viel Aufmerksamkeit,
wird oft angestarrt, was ich nach einiger Zeit als etwas nervig empfand. Aber man gewöhnt sich
dran. Ich wäre auf jeden Fall gerne länger geblieben und möchte auf jeden Fall noch einmal hin,
bzw. überlege für einen längeren Zeitraum dort zu bleiben.
Uni:
Tätigkeiten: Hospitation, Teilnahme TalkDeutsch, Nachhilfe, Lehrversuche (A1)
Besuchte Kurse: Deutschkurse A1-B2, Tourismus, Landeskunde
(kurz: Übersetzung, Wirtschaft, Didaktik, Linguistik)
Der Stundenplan kann sich einfach mal ändern es wirkt alles etwas lockerer als bei uns, die
Studenten sind unglaublich lernwillig, wollen Deutsch/Englisch-Kenntnisse ausprobieren, ich
wurde oft angesprochen innerhalb der Uni und außerhalb, wo ich herkomme, was ich hier mache,
ob mir Vietnam gefällt usw., Mittagsschläfchen sind üblich, in der Uni außerhalb stehen Betten
im Lehrerzimmer, Studenten schlafen in Fluren auf dem Boden.
Alltag: Geht etwa gegen 6:00 los, wenige Touristen in Distrikt 1, die meiste Zeit bewusst von
Touristengegenden fern gehalten, Lokale schließen meist gegen 22:00, Stadt erkunden, mit
anderen weggehen
Saigon: Es ist laut, schmutzig, chaotisch, es ist immer was los
Kosten: Flug 815€ (Direktflug), Visum 88€ (3 Monate, einmalige Einreise),
Auslandsversicherung 40€ pro Monat (AOK), Reisepass 60€, Impfungen (Hepatitis A) 40€, der
Impfstoff wurde von der AOK übernommen, für die Impfung selbst zahlt man etwa 15€ pro
Dosis, Malaria-Medikament "für den Fall dass" (wird ebenfalls erstattet), 1-Zimmer-Wohnung
ca. 170€ pro Monat, ca. 20qm, zentral, Strom wird extra berechnet (jedoch sehr günstig), Essen,
Verpflegung, Reisen sehr günstig (je nachdem was man wählt).
Das teuerste ist also wirklich der Flug, wenn man nicht jeden Tag in die teuersten Lokale geht,
kann man wirklich sehr günstig leben. Flüge gab es teilweise schon ab 560€ mit einmal
umsteigen. Vietnam Airlines bietet Direktflüge von Frankfurt, Flugzeit etwa 11 Stunden, 30kg
Freigepäck und 6-7kg Handgepäck.
Beispiele (ungefähre Preise und je nachdem wo man hingeht): Portion Reis/Nudeln mit Gemüse
0,50€, Zigaretten 0,80€, Softdrinks 0,30€, Kaffee 0,30€, Bus innerhalb der Stadt ab 0,30€, Taxi
1km 0,50€ (je nach Unternehmen!), Massage 5€, Friseur, Haarschnitt: Frauen 3€, Männer 1€
Verhalten: stets Lächeln ist sehr wichtig, auf keinen Fall laut werden und streiten, auch wenn
man sich ärgert, nicht zu kurze Kleidung tragen (besonders in Tempeln), Handeln auf dem Markt
ja, aber freundlich bleiben, Preis nicht zu weit drücken, wenn es uns schon günstig erscheint, ein
einfaches "Danke" und weitergehen ist meist effektiver und viele Verkäufer bieten von selbst
einen Rabatt an. Mittagsschläfchen sind erlaubt und vollkommen normal, rauchen ist fast überall
erlaubt (teilweise auch in Bussen), keine Kritik an der Regierung äußern, einige Vietnamesen
nehmen es nicht so genau mit der Uhrzeit, also ich würde nicht früher als zum vereinbarten
Zeitpunkt erscheinen, Trinkgeld beim Essen/Friseur/Taxi nicht üblich.
Essen: Traumhaft. Es gibt an jeder Ecke die
Möglichkeit an etwas Essbares zu kommen. Vietnamesische Küche überwiegend, Straßenhändler
bieten sehr günstiges Essen an, ich wusste öfters nicht was ich gegessen habe (ist von Vorteil
wenn man jemanden dabei hat der sich auskennt, fast ausschließlich vietnamesische Karten, nur
vereinzelt auf Englisch), aber auch viele Möglichkeiten westlich zu essen, Fast-Food-Ketten,
Steak-Häuser usw., Supermärkte bieten einige internationale Waren (amerikanisch, russisch,
deutsch, koreanisch, japanisch, französisch...), Vegetarisch essen auch gut umsetzbar, zum
Kaffee wird oft kalter grüner Tee dazugegeben (umsonst), riesige Preisspanne je nachdem wo
man hingeht.
Verkehr: Aus westlicher Sicht sehr
chaotisch, fast ausschließlich Mopeds unterwegs, transportiert wird alles: Kartons, MetallStangen, Tiere, alles was geht, fast jeder hat einen Roller, viele Taxis, Busse fahren etwa alle 15
Minuten, halten aber teilweise nicht richtig an, an der Bushaltestelle sollte man sich durch
Handzeichen bemerkbar machen, Moto-Bike-Taxis sind die schnellste Möglichkeit irgendwo
hinzukommen, Ausländer werden oft angesprochen und es werden dann übertrieben hohe Preise
genannt, vorher schlau machen was man üblicherweise bezahlt und unbedingt vor der Fahrt den
Preis ausmachen. Auto fahren nur die "Reichen", selbst Roller fahren: am besten erst wenn man
sich an den Verkehr gewöhnt hat (am besten als Beifahrer), es hält nämlich keiner an, wer links
abbiegen will fährt einfach durch den entgegenkommenden Verkehr - und es funktioniert.
Ungewöhnliches: Vietnamesische Frauen schützen sich um jeden Preis vor der Sonne mit
Sonnenschirmen, langen Pullovern, Handschuhen bis zu den Ellbogen und Mundschutz  blasse
Haut ist schön, sehr aufs Äußere bedacht, rauchen z.B. wird fast schon verurteilt und man wird
öfter darauf hingewiesen, dass es schlecht für die Gesundheit ist. Hauptsächlich rauchen nur die
Männer. Essgeräusche beim Essen, Nase putzen ohne Taschentuch... Notdurft wird öfter an
öffentlichen Plätzen verrichtet (Straßenrand, Baustellen z.B.)
Freizeit: Essen gehen, Kaffee trinken, Kino, Billard (Männer-Sport), Karaoke, Parks,
Discotheken, Kneipen
Besuchte Orte: Saigon, Go Cong,
Nha Trang, Ben Tre. Viele Möglichkeiten zu reisen, mit dem Zug, oder in einem Liegebus, sehr
günstig. Die Studenten, die Tourismus studieren sind die perfekten Reisebegleiter und meist
bereit euch bei derartigen Dingen zu unterstützen.
Weitere Fremdsprachen: Englisch, Französisch, Deutsch, Koreanisch, Chinesisch, Spanisch
Straßenhändler: Allgegenwärtig, aber eigentlich nicht erlaubt, aber wirklich unternommen wird
nichts, kommen meist vom Land und bieten traditionelles Essen, Kaffee, Säfte usw. an,
Straßencafes als Treffpunkt für viele um sich zu unterhalten und abzuschalten.
Sicherheit: Ich war als Frau innerhalb der Stadt öfter alleine unterwegs und mir ist nie etwas
passiert, Distrikt 1 ist angeblich relativ sicher, nachts sollte man aber nicht alleine durch die
Gegend rennen, die Straßen sind menschenleer und nach 22 Uhr wird man schon mal vom
Sicherheitspersonal darauf hingewiesen, dass es spät ist und man wegen Krimineller lieber nach
Hause gehen sollte.
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