Musik in der Kita - DGUV Kinder, Kinder

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Ausgabe 1/2011
Kinder,Kinder
DGUV
50256
Die Zeitschrift für Sicherheit und Gesundheit in Kindertageseinrichtungen
Schwerpunkt
Musik
in der Kita
Besondere Einrichtungen
Waldkindergarten
Verkehrssicherheit
Kita-Warnwesten
Foto: Rui Camillo
Editorial
Inhalt
Liebe Leserin, lieber Leser,
wenn ich mich kurz vorstellen darf: ich bin Natalie Peine
und die neue verantwortliche Redakteurin der Zeitschrift
DGUV Kinder, Kinder. Ich freue mich sehr über die neue
Herausforderung und hoffe, dass Ihnen die Zeitschrift
weiterhin gut gefällt und Sie viele nützliche Informationen
und Anregungen für Ihre Arbeit finden. Wie Ihnen liegen
auch mir Kinder sehr am Herzen. Die gesunde geistige und
körperliche Entwicklung gestalten Sie als Erzieherinnen
aktiv mit. Musik kann dabei eine wichtige Rolle spielen.
Man kennt es von sich selbst: Musik transportiert, verändert
oder verstärkt die eigenen Gefühle und es tut einfach gut,
unter der Dusche oder im Auto lauthals zu singen. Neben
diesem emotionalen Aspekt kommen aber noch viele
andere hinzu, die für die Entwicklung der Kinder förderlich
sind: die soziale Kompetenz wird durch gemeinsames
Musizieren gestärkt, die kognitiven Fähigkeiten werden
beim Nach-Noten-Spielen enorm gefordert und gefördert.
Der Rhythmus ist „Vorspiel“ zur Sprachförderung.
Im Heft finden Sie praktische Tipps für neue Lieder und
Klangspiele zum gemeinsamen Musizieren – dafür müssen
Sie keine begnadete Musikerin sein – Spaß und Neugier
reichen völlig aus.
Doch nicht nur die Gesundheit der Kinder liegt Ihnen am
Herzen. Die Sicherheit ist Voraussetzung dafür. Deswegen
zeigt die Unfallkasse Rheinland-Pfalz, wie sie das Verkehrssicherheitsprojekt „Kita-Warnweste“ initiiert hat und nun
umsetzt. In vielen Praxisbeispielen wird gezeigt, wie das
Thema „Sehen und Gesehen werden“ den Eltern und den
Kita-Kindern nähergebracht werden kann – besonders in
der dunklen Jahreszeit unabdingbare Voraussetzung für den
sicheren Weg in die Kita und nach Hause.
Nun bleibt mir nichts weiter übrig, als Ihnen eine interessante Lektüre zu wünschen und Sie dazu zu ermuntern, mir
immer mal wieder Feedback darüber zu geben, wie Ihnen
die Zeitschrift gefällt, ob Sie sich noch andere Themen
wünschen, und aktiv an der kontinuierlichen Verbesserung
mitzuwirken, indem Sie uns zum Beispiel Material zu
„Unser Projekt“ zukommen lassen. Ich freue mich über
jede Anregung!
Herzlichen Dank
Infos & Termine
3
kurz und knapp
Schwerpunkt Musik
4
6
Wie die Luft zum Atmen
Hier spielt die Musik!
Recht
9
Kein Schmerzensgeld für Verletzungen in der Kita
Praxis
Tschingbumm und Trallala
Besondere Einrichtungen
Die Waldtrolle sind los!
Verkehrssicherheit
Sichtbar? Aber sicher! 10
12
14
Sprachförderung
Die Muttersprache ist der Schlüssel
für die zweite Sprache
Ideenbörse
Unser Projekt: Freie Fahrt für das „Fuß-Diplom“
Medienbesprechungen:
Von singenden Sägen und trillernden Querflöten
Gesundheit
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18
19
Der Rhytmus, bei dem man mit muss
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Impressum
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Vorschau DGUV Kinder, Kinder 2/2011
(Mai)
Natalie Peine
Stellvertretende Chefredakteurin DGUV Kinder, Kinder
2
DGUV Kinder , Kinder 1/2011
„Konflikte unter Kindern“ – Sie alle werden sie nur allzu
gut kennen. Doch wie damit umgehen? Sind Konflikte unter
Kindern vielleicht sogar eher Probleme der Erwachsenen
statt der Kinder? Der Schwerpunktbeitrag dieses Heftes
widmet sich ausführlich diesem Thema. Außerdem geplant:
Lärmprävention in der Kita. Die Unfallkasse NRW zeigt, wie
sie in die Praxis umgesetzt werden kann.
(Änderungen vorbehalten)
Infos & Termine
… kurz und knapp …
Sehschwächen werden frühzeitig erkannt
Immer mehr Vorschulkinder tragen
eine Brille. Dies bestätigt die Deutsche Angestellten Krankenkasse
(DAK). Von 2008 bis 2009 stieg die
Zahl der Brillenverordnungen um
fast 20 Prozent. Das bedeutet:
Werden Sehschwächen von
Kindern frühzeitig erkannt,
besteht eine bessere Chance,
diese zu heilen.
Aufruf zu „Unser Projekt“
Beschreiben Sie Ihr besonders gelungenes
oder außergewöhnliches Projekt, das Sie in
Ihrer Kita durchgeführt haben, und schicken
Sie uns dazu ein aussagekräftiges Foto. Der
Umfang sollte maximal eine DIN A 4 Seite
betragen. Alle in der Rubrik „Unser Projekt“
veröffentlichten Beiträge werden mit 50 Euro
honoriert.
E-Mail: [email protected]
Info: DAK
Foto: fotolia/Monkey Business
Der Bundesverband für Logopädie weist
darauf hin, Kinder auf Sprachstörungen
genau zu beobachten. Insbesondere
bei Kindern mit Migrationshintergrund
werden Sprachstörungen häufig nicht
erkannt, da Erwachsene die Ursachen
fälschlicherweise auf die Mehrsprachigkeit oder auf eventuelle soziale Probleme
beziehen.
Klettern schult Ausdauer und Kraft
Beim Klettern sind Körperbeherrschung und Kreativität
gefragt, ebenso Kommunikation und gegenseitige Hilfe.
Außerdem lernen Kinder mit Wagnissen umzugehen. Der
Bayerische Gemeindeunfallversicherungsverband rät,
dass Kinder ihren Kletterdrang so oft wie möglich ausleben sollten, da nur wenige Bewegungsformen Ausdauer,
Geschicklichkeit und Kraft so intensiv schulen wie das
Klettern.
Quelle: www.guvv-bayern.de
Info: www.dbl-ev.de
„Bewegte Kindheit“
Bildungsmesse didacta 2011
Foto: didacta/Vanerum
Foto: Gerhard Bayer
Sprachstörung häufig
nicht erkannt
Vom 22. bis 26. Februar 2011 öffnet
die didacta ihre Türen in Stuttgart.
Hersteller präsentieren ihre Innovationen rund um das Thema Bildung
in der Kita, Schule und Hochschule.
Außerdem geben Workshops und
Seminare die Möglichkeit zur
Diskussion. Schwerpunktthemen
im Kitabereich sind unter anderem:
Aus- und Fortbildung, Medien zur
Sprachförderung und interkulturelle
Erziehung.
Info: www.didacta-stuttgart.de
Zum 7. Mal findet vom 17. bis
19. März 2011 der Osnabrücker
Kongress „Bewegte Kindheit“
statt. Im Vordergrund stehen
Themen wie „Entwicklungsförderung von Kindern unter drei
Jahren“, „Sprachförderung
durch Bewegung“ und „Bewegtes Lernen“. In Vorträgen,
Seminaren und Workshops
werden aktuelle Erkenntnisse
der Frühpädagogik, Neurowissenschaften,
Entwicklungspsychologie und Sportwissenschaft vorgestellt.
Info: www.bewegtekindheit.de
DGUV Kinder,Kinder 1/2011
3
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W
Herr Bastian, über Musik und ihre
Wirkung wird seit jeher heiß diskutiert.
Sie konnten durch eine Langzeitstudie an
Berliner Grundschulkindern die Wirkung
von Musik auf Kinder nachweisen.
Welche Erkenntnisse haben Sie gewonnen?
In der empirischen Studie von 1992 bis 1998
konnten wir erstaunliche Wirkungen bilanzieren: unter anderem eine Verbesserung
der allgemeinen Kreativität, der sozialen
Kompetenz, der Konzentrationsfähigkeit,
der Schulleistungen und der Intelligenz.
Musik macht Spaß
und fördert viele
Kompetenzen.
Foto: Katja Berghäuser
Alle Kinder sind musikalisch! Sie
alle werden mit dem Herzschlag
der Mutter als Rhythmus, und mit
der Stimme als Instrument geboren. Doch welche Wirkung hat
Musik eigentlich auf Kinder?
Die DGUV Kinder, Kinder-Redaktion
hat dazu den emeritierten
Musikwissenschaftler Hans
Günther Bastian befragt.
4
DGUV Kinder , Kinder 1/2011
zum A
tmen
Auf Augenhöhe
mit Kindern …
… und gleichzeitig was für den
Rücken tun? Wir haben ein modulares Stuhlprogramm entwickelt,
Woran liegt das?
Die formalen Lernerfahrungen beim
Musizieren wie Disziplin, Genauigkeit,
Konzentration und Teamwork sind auch
für andere Bereiche nützlich. Die durch
Musik erworbenen Kompetenzen können
auf andere Fachgebiete übertragen
werden, weil die Prinzipien des Lernens
gleich sind.
Gibt es einen Unterschied in der Wirkung
zwischen Musik hören und Musik
machen?
Ja, den gibt es, denn: Speaking about
music is like singing about football. Beim
Musizieren wird unter anderem zusätzlich
die Motorik trainiert. Ein Instrument
zu spielen, ist eine der komplexesten
Tätigkeiten, da ein Kind dabei viele
Entscheidungen gleichzeitig treffen und
sich über längere Zeit konzentrieren muss.
Eine Frankfurter Studie hat zum Beispiel
bei Erwachsenen nachweisen können,
wie sehr das Singen von Chorsätzen dem
Nur-Hören in den – vor allem emotionalen
– Wirkungen überlegen ist.
Wie konnte die Verbesserung der sozialen
Kompetenzen in Ihrer Langzeitstudie
nachgewiesen werden?
In den Grundschulen, in denen Musik
besonders gefördert wurde, ist die Zahl
von ausgegrenzten Schülern nachweislich
geringer. Kinder mit Musikerziehung
das exakt auf Ihren Rücken und die
haben zudem Vorteile in ihrer sozialen Urteilsfähigkeit, sie sind besser in der Lage,
aus Erfahrungen zu lernen und Situationen
des Alltags adäquat zu erfassen und zu
beurteilen.
Anforderungen der Erziehungsarbeit zugeschnitten ist.
Setzen Sie auf einen ergonomisch
gestalteten Stuhl: strapazierfähig,
exibel und in vielen Designs und
Wahrscheinlich gibt es auch hier einen
Unterschied zwischen Musik konsumieren
und selbst machen?
Ja, vor allem das gemeinsame Musizieren
fordert und fördert das MiteinanderSchaffen, das Voneinander-Lernen, das
Aufeinander-Zugehen und das Füreinander-da-Sein in der gemeinsamen
Verantwortung für das Gelingen des
Ganzen. All diese Aspekte sind fundamental für die soziale Interaktion in
einer Gemeinschaft.
Farben erhältlich!
Bei all den positiven Wirkungen von Musik
ist nachzuvollziehen, dass viele Eltern und
pädagogisches Fachpersonal ihre Kinder
musikalisch erziehen wollen. Kann man es
mit der musikalischen Frühförderung aber
auch übertreiben?
Musikalität ist angeboren. Aber natürlich
kann man sie zusätzlich unterstützen. Am
wichtigsten ist jedoch, dass die Kinder die
Freude an der Musik und am Musizieren
entdecken und sich erhalten. „Musik ist
ganz nutzlos, und das macht sie so wertvoll“, wie es Oskar Wilde formuliert. Wenn
diese Maxime respektiert wird, dann darf
auch über die Vorteile gesprochen werden.
Vielen Dank für das Gespräch.
Professor Hans Günther Bastian,
Saaldorf-Surheim
DGUV Kinder, Kinder
Service
Weitere Informationen zur Wirkung von
Musikerziehung gibt es im Taschenbuch
„Kinder optimal fördern – mit Musik“ von
Hans Günther Bastian, erschienen im Verlag
Schott Music, 6,95 €.
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Macht Musik also schlau?
Nein, so einfach kann man das nicht
sagen. Es konnte lediglich festgestellt
werden, dass es bei den 6 bis 7-jährigen
Kindern einen Zusammenhang zwischen
musikalischer Begabung und allgemeiner
Intelligenz gab: Der IQ-Wert steigt mit
zunehmender Musikalität und umgekehrt.
Die Bilanz zur Intelligenzentwicklung:
Mehrjähriges Singen und Musizieren führt
zu einer Steigerung kognitiver Kompetenzen, wie sie in IQ-Tests gefordert sind.
Erfahren Sie mehr über
ergonomisches Sitzen und Stehen:
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Werksitz – ein Stück Lebensqualität
DGUV Kinder,Kinder 1/2011 5
Hier
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In der Kindertagesstätte Villa Kunterbunt in
Gütersloh sind laute und leise Töne, schnelle und langsame Rhythmen, Singen und
Tanzen nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken.
Die Redaktion DGUV Kinder, Kinder hat einen musikalischen Vormittag miterlebt.
„Araaabi, araaabi, gulli gulli gulli gulli gulli
ramsamsam“ – die neun Kinder, die in der
Käfergruppe und alle unter Drei sind, sprühen vor Spaß, wenn sie in hohen Tönen ihr
geliebtes „Arabi, Arabi“ singen und dabei
ihre Arme wild hochwerfen.
Für die Erzieherin Petra Füchtemeier ist ein
Kita-Tag ohne Musik und Bewegung mittlerweile unvorstellbar: „Wenn man sieht,
wie glücklich die Kinder beim Singen und
Tanzen sind – da bekommt man doch
ganz automatisch Lust, mitzumachen.“
Die Freude an Musik ist so groß, dass
sie längst nicht nur am wöchentlichen
„Musik-Tag“ mit den Kindern musiziert.
Doch das war nicht immer so. Obwohl
Singspiele schon in der Ausbildung zur
Erzieherin vermittelt werden, hat sie wie
viele andere Kolleginnen den Spaß an der
Musik erst später entdeckt. „Ich gehörte
früher auch immer zu denjenigen, die von
sich behauptet haben, total unmusikalisch zu sein und überhaupt nicht singen
zu können“, so Petra Füchtemeier. Erst
* Namen der Kinder von der Redaktion geändert
6
DGUV Kinder , Kinder 1/2011
durch eine Fortbildung im Rahmen des
Projektes „Kita macht Musik“ wurde sie
eines Besseren belehrt. „Jeder hat eine
Stimme und jeder kann singen – und ein
paar nicht getroffene Töne halten die Kinder nicht vom Mitsingen ab. Hauptsache,
man hat Spaß und steckt die Kinder mit
seiner Freude an.“
Für die Kleinsten am Wichtigsten
Insbesondere bei den unter Dreijährigen
spielt Musik eine wichtige Rolle. Dabei
fängt Musizieren nicht erst beim Singen
von bekannten Liedern wie „Alle meine
Entchen“ an. Kleine Kinder improvisieren
mit Gegenständen wie Sandkastenförmchen, Kochlöffeln und Blechdosen, erfinden Melodien und Texte und erzeugen
durch Brummen oder schnelles Pusten
erste Geräusche. Über das Entdecken ihrer
erzeugten Töne und Rhythmen entdecken
sie das Wichtigste – sich selbst. Sie sind
stolz, wenn sie einen Rhythmus trommeln
und die anderen Kinder diesen nachma-
!
chen. Sie sind froh, wenn sie sich an den
Händen fassen und gemeinsam in der
Gruppe „den Tanzbären“ singen und tanzen. Das alles macht die Kinder glücklich,
selbstbewusst und selbstständig. Und all
das mit nur ein paar aneinandergereihten
Tönen und Takten. Die Erzieherin Petra
Füchtemeier erzählt von ihren Erfahrungen
mit Musik: „Kristina* war zum Beispiel zu
Anfang ein ganz schüchternes Mädchen.
Sie hat wenig gesprochen und war sehr
zurückhaltend. Doch eines Tages, als wir
wie immer gesungen haben, ist sie plötzlich richtig aus sich herausgegangen und
hat lauthals mitgesungen. Wir konnten es
kaum glauben.“ Beim Singen und Tanzen
sei Kristina wie ausgewechselt. Das
Schöne dabei sei, dass sie dieses Selbstbewusstsein nun auch im sonstigen Alltag
zeige. „Besonders beim gemeinsamen
Singen strahlt ihr ganzes Gesicht“, so die
Erzieherin. „Das macht so Spaß, sie so zu
sehen.“ Oder Anna. Sie spräche wenig,
singe dafür umso mehr. „Sobald die
Schwerpunkt Musik in der Kita
Gemeinsames Musizieren fördert
das soziale Miteinander.
Wörter in Melodien und Rhythmen
‚verpackt‘ sind, scheinen für sie alle
altersbedingten Sprachschwierigkeiten
wie weggeblasen zu sein.“
Petra Füchtemeier meint: „Am Anfang
beobachten die Kleinen das Geschehen
immer erst ganz genau. Wenn sie sich
dann unbeobachtet fühlen, fangen sie
an, mitzusingen.“ Viel Wert lege sie
darauf, dass die Kinder im freien Spiel die
Instrumente – egal ob selbst gebastelte
Rassel oder das gekaufte Xylofon – für sich
entdecken und damit experimentieren
können. Dabei gibt es kaum Regeln. Sie
können so musizieren, wie es ihnen und
ihrer Stimmung entspricht. „Ich zeige
ihnen zum Beispiel nicht, wie man den
Schlägel für das Metallofon richtig hält
oder wie man ‚richtig‘ trommelt. Erstens
gibt es beim Musikmachen kein Richtig
und Falsch, und zweitens kommen die
Kinder irgendwann von ganz allein auf den
Trichter, dass das Xylofon besser klingt,
wenn man es möglichst weit weg vom
Körper hält.“
sich bewusst und intensiv darauf. Zudem
verstehen sie natürlich die Texte von
Liedern wie „Hänsel und Gretel“ oder
„Dornröschen“ schon viel besser als
die jüngeren Kinder. Durch das Singen
im Sitzkreis wird ihr Selbstbewusstsein
stark gefordert und gefördert, wenn sie
zum Beispiel alleine in der Kreismitte
stehen, singen und alle anderen Kinder
zuhören. Natürlich hängt es aber auch
immer von der jeweiligen Persönlichkeit
des Kindes ab, ob es Kinder genießen, im
Mittelpunkt zu stehen und laut mitzusingen, oder ob sie sich eher im Hintergrund
wohler fühlen, ob sie lieber laut trommeln
oder leise mit dem Schellenband rasseln.
Lesen Sie weiter auf Seite 8
Hals über Kopf in
die Musik eintauchen
Freie Fahrt für freies
Experimentieren!
Fotos: Steffen Krinke
Bei den über Dreijährigen spielt das
intuitive Entdecken ihrer selbst erzeugten
Töne und der der Instrumente eine
untergeordnete Rolle. Die älteren KitaKinder interessieren sich weniger für das
Experimentieren mit den Instrumenten,
sondern mehr für das Singen und die Verklanglichung von Texten. Dabei wird zum
Beispiel beim Thematisieren des Herbstes
Blättergeraschel oder Regen imitiert. Bei
ihnen läuft Musik schon stärker über den
Verstand als über die Intuition wie bei den
Kleinsten. Die älteren Kinder können sich
außerdem die Texte und Melodien der
Lieder besser merken und konzentrieren
DGUV Kinder,Kinder 1/2011
7
Schwerpunkt Musik in der Kita
Foto: Steffen Krinke
Die Kombination aus Musik und
Bewegung ist besonders förderlich.
Von lauten und leisen Tönen
„Manchmal habe ich gedacht, diese Lautstärke hältst du keine weiteren fünf Sekunden aus. Aber dann habe ich mir wieder
gesagt, dass das eben auch dazugehört.
Gerade die ganz Kleinen sollen völlig frei
die Instrumente ausprobieren, auch wenn
es ab und zu für die eigenen Ohren nicht
so angenehm ist“, lacht die Erzieherin.
Wenn es doch mal zu heftig wird, versuche
die Erzieherin einzugreifen, in dem sie
den Kindern den Unterschied zwischen
laut und leise sowie schnell und langsam
zeige. Ruhe sei eine wichtige Erfahrung
für die Kinder. „Außerdem kombiniere ich
Musik auch immer mit Bewegung, was
den Kindern sehr entgegenkommt. Nicht
nur bei unserem ‚Tanzbären-Liedʻ tanzen
und hüpfen wir im Takt. Bei unserem
‚Bauarbeiter-Lied‘ werden wir besonders
8
DGUV Kinder , Kinder 1/2011
kreativ: die Kinder erfinden zum Beispiel
Bewegungen und Geräusche zum
Staubsauger, den der Bauarbeiter zum
Wegsaugen der Holzspäne benutzt: die
Klanghölzer reiben sie aneinander, wenn
sie die Säge imitieren.“ Der Kreativität
der Kinder seien keine Grenzen gesetzt,
und alle Vorschläge würden aufgegriffen,
damit jedes Kind stolz auf sich sein könne.
Aller Anfang ist schwer
Nicht nur die Kinder der Kita Villa
Kunterbunt mussten sich erst einmal an
den musikalischen Alltag gewöhnen.
Auch für Erzieherin Petra Füchtemeier
kam der Stein nur langsam ins Rollen.
„Mir ist es zunächst ganz schön schwer
gefallen, mich singend und tanzend voller
Selbstbewusstsein vor den Kindern zu
präsentieren. Erst später hat es ‚klick‘
gemacht und ich habe gemerkt, dass ich
es einfach tun muss, ohne mir darüber
den Kopf zu zerbrechen. Die Kleinen
haben es mir allerdings nicht gerade
leicht gemacht. Zuerst war ich sogar ganz
schön verzweifelt, weil sie überhaupt
nicht mitgemacht haben. Sie haben weder
mitgesungen noch mitgetanzt, haben
mich nur angeschaut, während ich den
Alleinunterhalter gespielt habe“, lacht die
Erzieherin. „Aber nach und nach haben
die Kinder die Bewegungen mitgemacht
und später dann auch mitgesungen. Es
war für mich eine wichtige Erfahrung, dass
die Kinder sich erst sicher genug fühlen
müssen. Gerade die unter Dreijährigen
müssen die Melodien der Lieder und die
Bewegungen dazu gut kennen, um mitzumachen.“ Auch die Instrumente wollen
zunächst erkundet sein. Mittlerweile gäbe
es aber kein Halten mehr. Jetzt räumten
die Kleinen auch nicht mehr ohne ihr
Aufräumlied auf und duldeten keinen Tag
ohne ihr Begrüßungslied. „Wenn man
diesen Spaß an Musik erst einmal am
eigenen Leib erfahren hat, dann hört man
nicht mehr auf und die Musik begleitet
einen den ganzen Tag!“
Natalie Peine ist Redakteurin bei DGUV
Kinder, Kinder.
Recht
Kein Schmerzensgeld für
Verletzungen
in der Kita
Ein Kind, das sich in der Kita verletzt hat, hat keinen Schmerzensgeldanspruch gegen den Kindergartenträger. Dies hat der Bundesgerichtshof in einem Grundsatzurteil entschieden.
Im vorliegenden Fall besuchte ein Kind
eine sogenannte Waldkindergruppe des
städtischen Kindergartens. Beim Spielen
im Wald zog ein Spielkamerad einen
Schraubenzieher aus dem Boden und
traf das Opfer im Auge. Die von den Eltern
im Namen des Kindes erhobene Schmerzensgeldklage blieb in allen Instanzen
erfolglos.
vorsätzlich. Diesen Haftungsausschluss hält der Bundesgerichtshof für verfassungsgemäß.
Unfallkasse ist
leistungsstarker Partner
Gerade für Kindergärten und Schulen
– so der Bundesgerichtshof – bestehe
aufgrund des Bewegungsdranges der
Kinder ein erhöhtes Verletzungsrisiko,
das nicht immer auf ein schuldhaftes
Verhalten der Aufsichtspersonen zurückzuführen sei. Eben zu dieser Vermeidung
von Haftungslücken sei die gesetzliche
Unfallversicherung für Kindergartenkinder
eingeführt worden (Urteil vom 4. Juni 2009
- III ZR 229/07).
Die zwei Erzieherinnen hatten sich
insoweit korrekt verhalten, als die
mittels eines Handwagens mitgeführten
Werkzeuge über eine geringere Schärfe als
Arbeitswerkzeuge verfügten. Allerdings
drängen sich auch kritische Nachfragen
auf. Warum wurden 18 Zentimeter lange
Schraubenzieher an drei bis sechs Jahre
alte Kinder ausgegeben, ohne sie nach
dem Gebrauch direkt wieder einzusammeln? Und dann die falsche Einschätzung,
der Junge habe lediglich etwas Sand ins
Auge bekommen. Tatsächlich, so stellte
sich später heraus, gab es einen Schnitt in
die Hornhaut, der sofort hätte medizinisch
versorgt werden müssen. So waren
Pflichtenverstöße vorliegend nicht auszuschließen. Am Vorsatz fehlte es jedoch.
Dr. Thomas Molkentin ist Leiter des
Referates Unfallversicherung im Bundesministerium für Arbeit und Soziales.
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Das Kind besuchte eine Kindertageseinrichtung und war deshalb nach dem
Siebten Buch Sozialgesetzbuch gesetzlich
unfallversichert. Nach dessen Vorschriften
sind Schmerzensgeldansprüche gegen
Träger und dessen Personal ausgeschlossen, es sei denn, sie handelten
DGUV Kinder,Kinder 1/2011
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Foto: fotolia/ mr.nico
Kinder in einer Kindertageseinrichtung
sind gesetzlich unfallversichert. Im Schadensfall steht ihnen mit der Unfallkasse
ein leistungsfähiger Partner gegenüber.
Denn die sogenannte Haftungsablösung,
bei der die Haftung vom Arbeitgeber
auf die gesetzliche Unfallversicherung
übertragen wird, ist ein zentraler Kern
der gesetzlichen Unfallversicherung. Sie
leistet einen wichtigen Beitrag für die
Existenzsicherheit von Einrichtungen und
Betrieben sowie den sozialen Frieden. Die
durch die gesetzliche Unfallversicherung
zu erbringenden Leistungen sind so
umfangreich, dass im Schadenfall sogar
fiktive Schmerzensgelder mitabgegolten
sind. Der Grundsatz, dass ein zu Schaden
gekommenes Kind durch die gesetzliche
Unfallversicherung umfangreiche Leistungen zum Schadenersatz bekommt, gilt
allerdings nicht bei Vorsatz.
Tschingbumm
und
Trallala
Fotos: Katja Berghäuser
Wer die auf dem See schwimmenden
Entchen genug besungen hat, braucht
Anregung für neue Lieder und Musikspiele.
Singen kann man in fast jeder Situation
10 kleine Tauben (10 Finger zeigen),
im Gruppenalltag: Um ein Sachthema
die saßen auf dem Dach (Hände als Dach
einzuführen, als Signal zum Aufräumen,
zusammengelegt hoch über den Kopf
als Singspiel in der Turnhalle und natürlich
halten).
einfach nur zum Spaß. ErzieherInnen
Da flog eine davon (Arme als Flügel
sollten neue Lieder möglichst auswendig
bewegen),
singen, um bei der Einführung gut auf
und die and‘ren sah‘n ihr nach
die Gruppe eingehen zu können. Eine
(„Schau-Geste“ mit der Hand an der
kindgerechte – nicht zu tiefe Tonlage – ist
Stirn).
ebenfalls wichtig. Besonders gut kommen
die Lieder an, bei denen Bewegungen
9 kleine Tauben (9 Finger zeigen) usw.
den Text begleiten. Das Lied von den 10
Zehn kleine Tauben
kleinen Tauben zum Beispiel wird mit
Melodie und Text:
einfachen Gesten untermalt:
Kati Breuer
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auf dem Dach.
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da - von
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And' - ren
F
sah'n
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2. Neun kleine Tauben, die saßen auf dem Dach...
3. Acht kleine Tauben...
Sieben
kleine
Tauben...
10 4.DGUV
Kinder
, Kinder
1/2011
Schluss: Keine kleine Taube, die saß auf dem Dach. Da flog keine davon und
nach.
Mein Körper macht Musik
Voller Freude entdecken die Kinder, wie
viele verschiedene Geräusche selbst ihr
eigener Körper macht. Da wird geklatscht,
auf die Oberschenkel gepatscht, auf
Brust, Bauch und Po getrommelt oder mit
den Füßen gestampft. Hieraus können
sich einfache Begleitungen zu Liedern
ergeben. Besonders gerne haben es die
Kinder, wenn sie reihum bestimmen
dürfen, mit welchem Körperklang ein
gemeinsames Lied begleitet wird. Ein ganz
einfaches Beispiel lässt sich zur Melodie
von „Alle meine Entchen“ singen und mit
dem Körper begleiten:
Kommt wir wollen klatschen, 1, 2, 3; 1, 2, 3.
Kommt wir wollen klatschen; sei doch mit
dabei.
Statt zu klatschen, wird in den folgenden
Durchgängen gepatscht, geschnipst,
gestampft und so weiter.
Gesunde Ernährung
Praxis
Instrumentenspiele
Klangspiele
Die meisten Einrichtungen verfügen über
einen kleinen oder auch größeren Fundus
an Orff-Instrumenten. Dazu gehören Glockenspiele und Xylofone, Klanghölzer und
Triangeln, Tamburine und Röhrentrommeln
und noch einige mehr. Schon mit einer
kleinen Grundausstattung können die
Kinder herrlich Musik machen. Neben der
Begleitung von Liedern gibt es eine ganze
Reihe von kleinen Spielen, bei denen
Instrumente eingesetzt werden können.
Tipp: Es hat sich bewährt, beim Einsatz von
Instrumenten zunächst ein Leisezeichen
zu verabreden und einzuüben, zum
Beispiel die Arme über den Kopf heben. Die
Kinder haben meistens viel Spaß daran,
einige Male zur Probe richtig laut auf ihren
Instrumenten zu spielen und dann beim
Leisezeichen augenblicklich still zu sein.
Mit einfachen Instrumenten lassen sich
viele tolle Spiele spielen. Gerne vertonen
die Kinder zum Beispiel Gedichte oder
Geschichten mit passenden Geräuschen,
sodass eine Klanggeschichte entsteht.
Hierzu gibt es eine Fülle an Literatur:
Bilderbücher eignen sich sehr gut zur
musikalischen Umsetzung. Auch das
Bewegen zu Klängen (zum Beispiel kleine
Schritte zu Triangelschlägen, große zum
Ton der Trommel) ist sehr beliebt. Und wie
wäre es einmal mit einem musikalischen
Versteckspiel? Hierfür darf sich ein Kind
verstecken. Es macht ab und zu ein paar
Töne auf einem Musikinstrument und die
restliche Gruppe versucht, es anhand des
Klangs wiederzufinden. Richtig schwierig
wird das, wenn gleich mehrere Instrumentenkinder versteckt sind.
Liedbegleitung
Klangvoll auch
ohne Instrumente
Die einfachste Form des Instrumentenspiels ist sicherlich, die Kinder nach ihrem
eigenen Ermessen zu einem gesungenen
Lied Töne erzeugen zu lassen. Dies eignet
sich besonders gut für kurze Lieder. Die
Regel dabei sollte lauten, dass die Instrumente nur so laut klingen dürfen, dass der
Gesang noch zu hören ist. Dies müssen die
Kinder meist erst noch üben.
Spielt man längere Lieder mit mehreren
Strophen mit einer solchen freien Begleitung, so klingt das oft ein wenig langweilig
und ermüdend. Hier bietet es sich an, das
Lied aufzuteilen: Die Strophen werden
gesungen und im Refrain darf dann zum
Gesang musiziert werden. Viele einfache
Lieder erhalten so einen abwechslungsreichen Klang. Ein Beispiel für diese Form
der Liedbegleitung wäre das bekannte
Lied „Ein Vogel wollte Hochzeit machen“:
Die Strophen singt die ganze Gruppe
unbegleitet, das „Fidirallala“ im Refrain
wird gesungen und mit den Instrumenten
begleitet. Die Kinder müssen natürlich gut
aufpassen, wann die Instrumente dran
sind und schulen so ganz unbemerkt ihre
Konzentration.
Tipp: Soll ein ganz bestimmter Rhythmus
eingehalten werden, ist es für die Kinder
einfacher, wenn sie dazu halblaut sprechen – das gilt auch für die Pausen.
Auch wenn es keine gekauften Instrumente gibt, macht das gar nichts. Dann
werden sie eben selbst gebaut! Einfache
Rasseln entstehen aus Schachteln,
Plastikfläschchen oder Dosen, die mit
Steinchen oder Perlen gefüllt werden.
Diese sollten gut verschlossen und sogar
zugeklebt werden.
Schellenbänder für Hand- und Fußgelenke
sind ebenfalls schnell gemacht und besonders beliebt beim Tanzen. Dafür einige
Glöckchen im Wechsel mit Holzperlen auf
ein Stück Hutgummi (etwa 15 cm lang)
fädeln und fest verknoten. Die Kinder
können sich diese Bänder überstreifen
und „klingeln“ dann bei jedem Schritt.
Vielleicht schaffen sie es ja auch, einmal
so vorsichtig damit zu laufen, dass man
die Glöckchen gar nicht hört?
Tipp: Gute Bastelanregungen für einfache
Instrumente findet man im Internet, zum
Beispiel unter
www.musikinstrumentenbau.de.
Kati Breuer ist Autorin und Komponistin in
Stuhr-Brinkum.
DGUV Kinder, Kinder
Service
Weitere Lieder, Tänze und Klanggeschichten
von Kati Breuer gibt es in „Mit Musik durchs
Kita-Jahr“. Das Buch mit Audio-CD ist im Verlag
an der Ruhr erschienen und kostet 19,80 €.
Die Instrumente dürfen nur so laut sein,
dass der Gesang noch zu hören ist.
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Für unsere anspruchsvolle Ganztagsbetreuung in unseren
Kindergärten, Grundschulen und Gymnasien suchen wir
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zeichnen sich durch Eigeninitiative und Engagement aus
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DGUV Kinder,Kinder 1/2011
11
Fotos: Wiebke Schönbohm-Wilke
Die
Waldtrolle sind los
Wald bekanntlich keine Wände hat, wird
es bei den „Trollen“ auch nie richtig laut.
„Außerdem werden die Kinder bei uns viel
früher selbstständig“, beschreibt Michaela
Zippel einen Vorteil des pädagogischen
werden, sie kommen alleine auf 1000
Wald-Konzeptes. Ein Beispiel: Schon die
Ideen“, erzählt Erzieherin Elke Eggers. Der
Wald sei für die Kinder jeden Tag ein neues, Dreijährigen tragen jeden Tag ganz alleine
ihre Isomatte und den Frühstücksrucksack
spannendes Abenteuer.
für das Picknick in den Wald. Wenn die
Im Einklang mit der Natur
„Trolle“ in die Schule kommen, ist es für sie
Seit sieben Jahren lebt Elke Eggers
daher ein Kinderspiel, die Verantwortung
zusammen mit ihrer Kollegin Michaela
für ihre Sachen zu übernehmen oder
Zippel das pädagogische Waldkonzept.
sich alleine an- und auszuziehen. Denn
Zuvor waren die Pädagoginnen in Regeldurch die Bewegung an der frischen Luft,
kindergärten beschäftigt. Erste Versuche
das Klettern über Baumwurzeln und die
mit einzelnen Waldtagen überzeugten
hautnahe Beschäftigung mit der Natur wird
sie aber davon, dass sich Kinder in der
die Motorik der Kinder intensiv trainiert.
Natur ganz anders entwickeln. Die Kinder
„Die Waldkinder bewegen sich meist sehr
gehen hier ausgesprochen harmonisch
geschickt, stolpern entsprechend selten
und friedlich miteinander um. Und weil der und können Gefahren des Waldes gut
Regen, Matsch und kalter Wind: Die kleinen Trolle des Waldkindergartens im friesischen Schortens haut so schnell nichts um.
Schlammspritzer sitzen auf Nasen und
Wangen von Fynn und Leo. Den ganzen
Morgen hat es ununterbrochen im Waldkindergarten „Die Trolle“ geregnet. Ein
Wetter, bei dem man eigentlich niemanden vor die Tür schicken mag. Aber die 15
Mädchen und Jungen im Alter zwischen
drei und sechs Jahren scheint die Dauerdusche im Wald nicht zu stören. Von Kopf
bis Fuß wasserdicht verpackt in Gummistiefeln, Buddelhosen und Mützen sitzen
die Kleinen friedlich auf ihrer Waldwiese
und spielen. Fynn und Leo zum Beispiel
bauen gerade für ihren entdeckten Regenwurm ein Regenwurm-Schlafzimmer. „Die
Kinder müssen bei uns nicht beschäftigt
12
DGUV Kinder , Kinder 1/2011
Besondere Einrichtungen
Im Wald müssen Kinder nicht beschäftigt werden.
Sie kommen ganz alleine auf viele kreative Ideen.
einschätzen. Sie wissen beispielsweise
genau, dass ein nasser Baum glitschig
ist und sich nicht zum Klettern eignet“,
unterstreicht Elke Eggers.
Frische Luft macht
gesund und glücklich
„Vielen Eltern fällt es schwer, ihre Kinder
bei klirrender Kälte bei uns abzugeben“,
schmunzeln die beiden Erzieherinnen.
Spielregeln für den Wald
Tatsächlich würden die Kinder im Winter
Damit den Kindern im Wald nichts
durch die ständige Bewegung im Wald
passiert, gibt es feste Regeln, die auf
aber eher schwitzen als frieren. Das A
dem ersten Elternabend besprochen und und O sei daher die richtige Kleidung.
dann mit den Kindern täglich eingeübt
Optimal ist der „Zwiebellook“, bei
werden. Die wichtigsten davon lauten:
dem mehrere Kleidungsschichten
Es darf nichts aus dem Wald gegessen
übereinandergezogen werden. Dank
werden. Selbst auf dem Wiesenareal
frischer Luft, Abhärtung und geringer Anvor dem Wald können über Nacht giftige steckungsgefahr haben die Kinder jedoch
Fliegenpilze wachsen. Und schon die
mit Kinderkrankheiten wenig zu tun. „Nur
Dreijährigen wissen: Brombeeren
im Winter, wenn wir wegen Glätte- und
könnten infiziert sein. Außerdem: Alle
Verletzungsgefahr lange in unsere NotTiere bleiben im Wald. Auch wenn der
unterkunft ausweichen müssen, führt die
Regenwurm von Fynn und Leo noch so
Heizungsluft zu mehr Krankheitsfällen“,
niedlich ist, müssen sie sich bald von
erzählt Michaela Zippel. „Wir unternehihrem kleinen Freund verabschieden.
men mit den Kindern natürlich auch sonst
Ganz wichtig: Balanciert wird nur auf
viel. In der letzten Woche waren wir bei
einzelnen Bäumen, nicht auf Stapeln.
einem Bäcker und in einer Turnhalle. Aber
Denn Stämme könnten wegrutschen und dann kamen gleich die Fragen: Wann
die Kinder in ernsthafte Gefahr bringen. gehen wir wieder in unseren Wald?“
Wiebke Schönbohm-Wilke ist freie Journalistin in Jever.
Die Waldkindergarten-Idee stammt von einer
dänischen Mutter, die 1952 gerne mit ihren
eigenen vier Kindern und Nachbarskindern
den Tag im Wald verbrachte. Seit Anfang der
70er Jahre wurden auf dieser Grundlage in ganz
Skandinavien Waldkindergärten gegründet.
In Deutschland entstand 1969 in Flensburg
ein erster Kindergarten nach diesem Konzept.
Heute gibt es schätzungsweise 300 Waldkindergärten in Deutschland.
Das pädagogische Konzept ergibt sich aus den
„natürlichen“ Lernsituationen im Wald. Die
Förderung der Grob- und Feinmotorik geschieht
durch lustvolle Bewegungsanlässe und
-möglichkeiten. Die Kinder erfahren dabei die
Grenzen ihrer eigenen Körperlichkeit. Gelernt
wird ganzheitlich, das heißt mit allen Sinnen.
DGUV Kinder, Kinder
Service
GUV-Information (GUV-SI 8084) „Mit Kindern im Wald
- Möglichkeiten und Bedingungen in einem natürlichen Spiel- und Lebensraum“. Bestellung über www.
dguv.de (webcode d2236 – Datenbank Regelwerk
Sicherheit und Gesundheitsschutz).
Die Broschüre „Sicherheit im Waldkindergarten“
mit Empfehlungen für die Sicherheit von Kindern und
Kindergartenpersonal im Waldkindergarten ist auf
der Internetseite www.ekd.de/efas unter der Rubrik
Dienstleistungen/Publikationen kostenlos herunterzuladen.
Mit der richtigen Kleidung macht der Schlamm den Kindern nur eines: Spaß.
DGUV Kinder,Kinder 1/2011
13
Sichtbar
Aber sicher
Damit die Sichtbarkeit von Kita-Kindern im Straßenverkehr verbessert wird, startet die Unfallkasse
Rheinland-Pfalz das Projekt „Kita-Warnweste“.
Kinder sind im Straßenverkehr besonders
gefährdet. Sie haben eine andere Wahrnehmung als Erwachsene. Bedingt durch
ihre geringe Körpergröße ist ihr Sichtfeld
im Straßenverkehr eingeschränkt. Zudem
reagieren sie oft spontan und unberechenbar für andere Verkehrsteilnehmer,
die die Kinder wiederum häufig nicht
oder zu spät wahrnehmen. Um Kinder vor
Gefahren im Straßenverkehr besser zu
schützen, wurde innerhalb der Präventionskampagne „Risiko raus!“ das Projekt
„Kita-Warnweste“ von der Unfallkasse
Rheinland-Pfalz initiiert. Eines der Ziele
dieses Projektes ist es, Kinder und Eltern
für das Thema „Sehen und Gesehen
werden“ zu sensibilisieren.
Erprobung in Worms und
Frankenthal
Im Januar 2010 wurden 25 Kindertageseinrichtungen in Worms und Frankenthal
mit leuchtend gelben Warnwesten
ausgestattet. Diese trugen die Kinder bei
Ausflügen, Spaziergängen und anderen
Touren. Außerdem erhielten die Einrichtungen das Handbuch „Kind und Verkehr“
vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat
(DVR), das viele Übungen sowie ein
Eltern-Informationsschreiben enthält.
Nach drei Monaten erfolgte eine Evaluation in Form einer Befragung von Erziehern
und Erzieherinnen durch das Institut für
Arbeit und Gesundheit der Deutschen
Das Projekt „Kita-Warnweste“ sensibilisiert die
Kinder zum Sehen und Gesehen werden.
14
DGUV Kinder , Kinder 1/2011
Gesetzlichen Unfallversicherung (IAG),
das von der Unfallkasse RheinlandPfalz beauftragt wurde. Anhand der
Befragungsergebnisse wurde überprüft,
wie die Aktion von den ErzieherInnen der
Kindertageseinrichtungen bewertet wurde
und ob das Tragen von Kinderwarnwesten
im Straßenverkehr für sinnvoll angesehen
wird.
Ergebnisse der Erprobungsphase
Die ErzieherInnen bewerteten die Wirkung
der Aktion insgesamt sehr positiv. So
gaben 95 Prozent der Befragten an, dass
die Kinder die Warnwesten „sehr gut“
beziehungsweise „gut“ annahmen.
93 Prozent erklärten zudem, dass das
Verkehrssicherheit
An- und Ausziehen der Westen unproblematisch war. Sogar 96 Prozent der Befragten
stellten eine deutliche Verbesserung
der Sichtbarkeit der Kinder gegenüber
anderen Verkehrsteilnehmern fest. Die
insgesamt positiven Resultate veranlasste
die Präventionsabteilung der Unfallkasse
Rheinland-Pfalz, dieses Projekt landesweit
umzusetzen.
Umsetzung des Projektes
Ziel des Projektes ist es, zehn Prozent aller
rheinland-pfälzischen Kindertageseinrichtungen innerhalb von zwei Jahren zu
erreichen. Aus diesem Grund luden die
Beteiligten der Aktion zu zwei regionalen
Fachtagungen in Rheinland-Pfalz ein.
Diese waren gleichzeitig das Startsignal
für die landesweite Umsetzung.
Etwa 300 ErzieherInnen folgten den
Einladungen, um sich über das Konzept zu
informieren. Schnell wurde allen Teilnehmern klar, dass es den Veranstaltern nicht
ausschließlich darum ging, die Warnwesten
großflächig in den Kindertagesstätten zu verteilen. Vielmehr geht es um einen ganzheitlichen Ansatz, das heißt die Einbeziehung der
ErzieherInnen, der Kinder und deren Eltern.
Daher sind folgende Bedingungen mit der
Teilnahme am Projekt verbunden:
Das Tragen der Warnwesten ist Bestandteil des Projektes
innerhalb der „Risiko raus!“-Kampagne. • das regelmäßige Tragen der Kinder- und Erwachsenenwarnwesten bei
Aufenthalt im öffentlichen Straßen verkehr,
• die Sensibilisierung der Kinder,
• die aktive Einbindung der Elternschaft,
• die Erstellung eines Projektberichtes,
• die Beteiligung an einer Evaluation.
Folgende Partner konnten für das Projekt
„Kita-Warnweste“ gewonnen werden:
• Ministerium für Wirtschaft, Verkehr,
Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz
• Landesverkehrswacht Rheinland-Pfalz
• IKK Südwest
• 3M-Deutschland
• Institut für Arbeit und Gesundheit
Des Weiteren hatten die ErzieherInnen bei der Deutschen Gesetzlichen Unfallder Veranstaltung die Gelegenheit, sich
versicherung (IAG)
in Workshops spielerische Anregungen
• Institut für Arbeitsschutz der Deutschen rund um das Thema Sicherheit durch
Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA).
Sichtbarkeit zu holen, sowie sich aktiv
über Erfahrungen in punkto Elternarbeit
Heike Stanowski ist Mitarbeiterin der
auszutauschen.
Abteilung Prävention der Unfallkasse
Rheinland-Pfalz.
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Fotos: UK RLP
Gleichzeitig machte die Auswertung deutlich, dass es schwierig war, dieses Thema
auch den Eltern zu vermitteln. Außerdem
wünschten sich die ErzieherInnen mehr
praktische Anleitungen für Kinder und die
Elternarbeit. Die schriftlichen Hinweise
boten ihnen zu wenig Hilfe. Die Ergebnisse
der Auswertung werden nun Schritt für
Schritt umgesetzt und fließen in die weitere
Arbeit mit ein.
Verkehrssicherheit
Übungen zum Thema
„Gesehen werden“
Kindern die Bedeutung von Sichtbarkeit bei Dunkelheit zu vermitteln, ist Ziel dieser Übungen, die
von der Unfallkasse Rheinland-Pfalz zusammengestellt wurden. Kinder sollen lernen, dass „Gesehen
werden“ keine Selbstverständlichkeit ist, sondern dass sie selbst aktiv dazu beitragen müssen.
Findet die Geister!
Wo sind wir?
Materialien: Reflektierende
Geister mit unterschiedlich
farbigen Augen, Taschenlampen
Beschreibung:
Fünf Kinder verlassen den Raum. Jedem
der fünf Kinder wird ein Geist mit einer
Augenfarbe zugeordnet (rot/grün/weiß/
gelb/rosa). Die anderen Kinder verteilen
die Geister auf dem Fußboden. Die fünf
Kinder betreten den abgedunkelten Raum
mit einer Taschenlampe. Nun suchen die
Kinder den Raum nach den Geistern ab.
Welches Kind hat zuerst all seine Geister
mit der entsprechenden Augenfarbe
gefunden?
Gesprächsanlässe des Spiels:
Welchen Sinn hat reflektierendes
Material im Straßenverkehr (es macht uns
sichtbarer – aber aufpassen müssen wir
trotzdem)?
Materialien: Reflektierende
Geisterpaare mit zwei gleichen
Symbolen auf der Rückseite, Taschenlampen
Beschreibung:
Drei Kinderpaare verlassen den Raum.
Im Raum werden die Geisterpaare auf dem
Fußboden verteilt. Die Kinderpaare suchen
in dem dunklen Raum mit einer Taschenlampe nach je zwei reflektierenden Geistern
mit gleicher Rückseite. Nach Finden eines
Geistes kontrollieren die Kinderpaare im
Schein der Taschenlampe, ob auch auf der
Rückseite des Geistes gleiche Motive
zu sehen sind.
Welches Team hat die meisten Geisterpaare
gesammelt?
Gesprächsanlässe des Spiels:
Welchen Sinn hat reflektierendes Material
im Straßenverkehr (es macht uns sichtbarer
– aber aufpassen müssen wir trotzdem)?
„Sucht die Kinder-Paare!“
Materialien: Unterschiedliche reflektierende Materialien mindestens in
zweifacher Ausgabe, Taschenlampe
Beschreibung:
Zwei Kinder suchen zu zweit in einem
abgedunkelten Raum mit einer Taschenlampe nach je zwei gleich reflektierenden
Kindern.
Dazu befestigen fünf Kinderpaare reflektierendes Material an ihrer Kleidung vor
allem an Armen und Beinen. Alle Kinder
(auch die kein reflektierendes Material
tragen) stehen im Kreis. Der Raum wird
abgedunkelt. Das Kinderpaar stellt sich
in die Mitte des Kreises und versucht,
alle Kinderpaare zu entdecken.
Variation:
Die Kinder verteilen sich kreuz und
quer im Raum.
16
DGUV Kinder , Kinder 1/2011
Fotoshooting –
„Wer blitzt das beste Bild?“
Materialien: Taschenlampen mit starkem
Lichtstrahl
Beschreibung:
Besonders augenscheinlich wird der Effekt
von retroreflektierendem Material, wenn
man es mit Blitzlicht fotografiert.
Kinder gehen durch die Einrichtung und
suchen Gegenstände, die mit retroreflektierendem Material ausgestattet sind, und
fotografieren diese. Anschließend werden
alle Bilder an einer Wäscheleine, die quer
durch den Raum gespannt ist, aufgehängt.
Die Kinder betrachten gemeinsam die Bilder
und wählen die besten aus. Die Aufnahmen
legen die Fragen nach dem „Warum?“ nahe.
Hinweis:
An einer Leine, zum Beispiel neben der Informationstafel für Eltern, werden verschiedene reflektierende Materialien ausgestellt.
Die Kinder als Experten erklären ihren Eltern
die Wirkung der Materialien.
Quelle: www.aktion-bodyguard.de
Modenschau –
Wie sichtbar bin ich?
Materialien: Lachende und traurige
Smiley-Karten, Taschenlampen mit
starkem Lichtstrahl
Beschreibung:
Der Kindergarten wird zum Laufsteg.
Ein Teil der Kinder zieht seine eigene
Jacke, Schal, Schuhe etc. an, die
anderen Kinder bilden die Jury. Jeder
Juror erhält eine Karte mit einem
„lachenden Smiley“ und einem
„traurigen Smiley“. Begutachtet
werden soll die „Sichtbarkeit der
Kleidung“, die die Kinder im Straßenverkehr anziehen. Auf der einen
Seite des Raumes führen die Kinder
ihre aktuelle „Herbstkollektion“ vor,
die Jury auf der anderen Seite besitzt
eine oder mehrere Taschenlampen.
Wichtig ist, dass die Kinder nahe
bei der Lichtquelle sitzen. Der Raum
wird abgedunkelt, die Modenschau
beginnt.
Zwei Kinder führen ihre Kleidung
vor, sie gehen ein- oder zweimal
auf und ab, drehen sich um die
eigene Achse. Im Anschluss macht
die Erzieherin das Licht an, die Juroren
bewerten die Sichtbarkeit der Kinder.
Anschließend werden sie von der Jury
einzeln beurteilt. War das Kind gut zu
sehen, heben sie die Karte mit dem
„lachenden Smiley“, wenn nicht, die
andere Karte.
Am Schluss geben die Kinder ihre
Eindrücke wieder und diskutieren die
unterschiedlichen Abstufungen von
Sichtbarkeit.
Gesprächsanlässe:
Waren die Kinder gut zu sehen?
Welches Kleidungsstück war
gut zu sehen?
Welche Auswirkung hat meine Kleidung in der dunklen Jahreszeit?
Gesunde
Ernährung
Sprachförderung
Foto: GIFIL
„Die Muttersprache ist der Schlüssel
für die zweite Sprache“
Wer seine Muttersprache beherrscht, hat nach Meinung einiger Experten den Grundstein für weitere
Sprachen gelegt. Das bedeutet: Kindergartenkinder,
deren beide Elternteile nicht deutsch sprechen, müssen zweisprachig gefördert werden. Wie sich dies in
den Kindergartenalltag einbauen lässt, erläutert Gila
Hoppenstedt vom German Institute for Immersive
Learning (GIFIL) im Interview.
Gila Hoppenstedt spricht sich für das korrekte
Erlernen der Muttersprache aus.
Frau Hoppenstedt, für rund ein Drittel
der Kita-Kinder ist Deutsch nicht ihre
Muttersprache. Von allen Seiten wird
gefordert, dass sie möglichst früh die
deutsche Sprache lernen. Wie ist das
Dilemma zu lösen?
Wir nehmen die Bedeutung der Muttersprache für den Erwerb der deutschen
Sprache sehr ernst. Die Muttersprache
gilt als der Schlüssel für die zweite
Sprache und die Kinder greifen lange
darauf zurück. Die Muttersprache ist Teil
ihrer Identität, nur in ihr können sie anspruchsvolle Inhalte verstehen und sich
vollständig altersgemäß ausdrücken. Sie
ist so lange Motor ihrer kognitiven Entwicklung, bis die deutsche Sprache diese
Rolle übernehmen kann. Das wird immer
wieder von der Forschung bestätigt.
Inzwischen wird es endlich auch von der
Politik angemahnt.
Wie kann es gelingen, beide Sprachen –
also die Muttersprache und Deutsch – zu
fördern? Schließlich sind ErzieherInnen
in der Regel nicht mehrsprachig.
Wünschenswert wären mehr Erzieherinnen und Erzieher in den Muttersprachen
der Kinder. Wir können aber über Medien
wie mehrsprachige Bilderbücher und Hör-
bücher beide Sprachen dadurch fördern,
dass wir gleiche Inhalte in beiden Sprachen anbieten. Dafür bieten sich kleine
interkulturell verständliche Geschichten
an. Die Kinder erhalten über den
muttersprachlichen Text einen Zugang zu
dem deutschen Text. Sie wissen, worum
es geht, sind motiviert und können sich
auf das Einhören konzentrieren, das so
wichtig für den Spracherwerb ist.
Welche Rolle spielen die Eltern?
Die Eltern sind ganz wichtig. Sie sind
sehr glücklich, wenn sie erfahren, dass
die Kinder auch in der Muttersprache
gefördert werden. Dadurch wird ihre Muttersprache ernst genommen, sie werden
als kompetente Partner angesprochen,
und sie werden motiviert und interessiert
sein, sich mit den Kindern über die
Inhalte zu unterhalten. Die Einbeziehung
der Eltern ist Sprachförderung im besten
Sinne.
die pädagogischen Fachkräfte haben
endlich etwas, womit sie anfangen und
Brücken zu den Eltern bauen können.
Gila Hoppenstedt ist Geschäftsführerin
beim German Institute for Immersive
Learning (GIFIL) in Kiel und Autorin.
DGUV Kinder, Kinder
Service
Materialien der Reihe „Meine Sprache als
Chance – Förderung von Mehrsprachigkeit“
mit Handbuch sowie zweisprachigen Bilderund Hörbüchern gibt es in den Sprachen
Deutsch-Englisch, Deutsch-Russisch und
Deutsch-Türkisch. Sie sind im Bildungsverlag
EINS erschienen.
Im Nordsüd Verlag ist das Bilderbuch „Der
Regenbogenfisch entdeckt die Tiefsee“
neben der deutschen Version in sieben
zweisprachigen Ausgaben erschienen. Zu
jedem Buch erhält der Leser die von einem
Muttersprachler vorgelesene Geschichte als
MP3-Hörbuch dazu.
Haben Sie bereits Rückmeldungen aus
den Kitas?
Die ersten Rückmeldungen sind positiv.
Sie zeigen, wie wichtig der Ansatz ist.
Das Bewusstsein für die wichtige Rolle
der Muttersprache ist gewachsen und
DGUV Kinder,Kinder 1/2011
17
Ihre Meinung
„Unser Projekt“
Schreiben Sie uns! Wir sind gespannt auf Ihre
Meinung und freuen uns über jede Anregung.
Gerne beantworten wir auch Fragen zu Themen
aus Ihrem Berufsalltag mithilfe von Fachleuten.
Möchten Sie ein besonders gelungenes oder
außergewöhnliches Projekt vorstellen? Zögern
Sie nicht: Schicken Sie uns Ihre Beiträge
mit Fotos und Bildern! Alle unter der Rubrik
„Unser Projekt“ veröffentlichten Einsendungen werden mit 50 Euro honoriert (bitte maximal eine DIN-A4-Seite).
Freie Fahrt
für das „Fuß-Diplom“
Haben Sie ein neues Fachbuch, eine Audio-CD
oder eine empfehlenswerte CD-ROM entdeckt?
Ihre Bewertung interessiert sicher viele Kolleginnen und Kollegen. Für veröffentlichte Medienbesprechungen halten wir 25 Euro bereit.
Foto: Kita Don Bosco
Schreiben Sie an:
Universum Verlag GmbH
Redaktion DGUV Kinder, Kinder
Postfach
65175 Wiesbaden
Fax: (0611)9030-381
E-Mail: [email protected]
Unsere Füße tragen uns durchs ganze Leben.
Die Füße sind das Fundament
jedes Menschen. Sie tragen uns
ein Leben lang. Mit unserem
Projekt „Fuß-Diplom“ lenken wir
die Aufmerksamkeit der Kinder
auf ihre Füße. Gymnastische
Übungen und Spiele fördern die
Fußgesundheit der Kinder.
Das Projekt findet einmal jährlich im
Rahmen der Gesundheitsförderung statt
und dauert circa zehn Wochen. Am Ende
der zehn Wochen erhalten die Kinder ihr
Fuß-Diplom, worauf sie sehr stolz sind.
Während des gesamten Projektes haben
wir einen Leitspruch: „Wir reisen jetzt ins
Barfuß-Land und alle reisen mit, unsre
Füße, die sind fit!“
Impressum
DGUV Kinder, Kinder erscheint vierteljährlich
Herausgeber: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung
(DGUV), Mittelstr. 51, 10117 Berlin, www.dguv.de
Chefredaktion: Gregor Doepke (verantw.), DGUV Berlin
Redaktionsbeirat: Ulrike Fister (DGUV), Andreas Kosel
(Unfallkasse Rheinland-Pfalz), Dr. Torsten Kunz (Unfallkasse Hessen), Sabine Margraf (Kindertagesstätte Große
Lache, Wehrheim/Ts.), Angelika Röhr (Unfallkasse NRW),
Jörg Stojke (BGW), Thorsten Vent (Unfallkasse Nord),
Kirsten Wasmuth (Unfallkasse Berlin), Dr. Annekatrin
Wetzstein (IAG)
Redaktion: Natalie Peine (Stv. Chefredaktion),
Diane Zachen
Redaktionsassistenz: Andrea Hütten
18
DGUV Kinder , Kinder 1/2011
Treue Begleiter
Außerdem werden die Kinder von zwei
Bällen begleitet, die sie bei Beginn jeder
Einheit begrüßen und am Ende wieder
verabschieden. Der eine Ball namens
Paul ist groß und angenehm weich. Die
Igelballschwester, Pauline, ist klein und
stachelig-hart.
sie vom Boden aufheben. Besonders
mögen die Kinder das Murmelspiel.
Hierzu sitzen die Kinder in einem Kreis,
die Murmeln liegen auf dem Boden
verteilt und eine Dose steht in der Mitte.
Dann greifen die Kinder mit den Füßen
nach den Murmeln und lassen sie in die
Dose fallen.
Füße geschickt einsetzen
Füße entspannen
Die Kinder lernen auf spielerische Art,
was sie alles mit ihren Füßen machen
und wahrnehmen können. Sie werden
angeregt, jeden Teil ihres Fußes zu
spüren, verschiedene Formen und
Temperaturen wahrzunehmen.
Außerdem machen wir Fußabdrücke
in bunten Farben. Bei allen Übungen
werden abwechselnd der rechte und der
linke Fuß bewegt. Neben den Spielen
und gymnastischen Übungen massieren
die Kinder ihre Füße mit Igelbällen und
cremen sie mit Fußbalsam ein. Das entspannt sie und ist ein guter Ausgleich zu
der „anstrengenden Arbeit“.
Sie stehen auf Zehenspitzen, gehen auf
ihren Fersen oder auf den Innen- und
Außenseiten der Füße. Außerdem
greifen sie mit ihren Füßen nach Gegenständen, zum Beispiel nach Tüchern, die
E-Mail: [email protected]
Produktion und Vertrieb: Universum Verlag GmbH,
Taunusstr. 54, 65183 Wiesbaden,
vertretungsberechtigte Geschäftsführer Siegfried Pabst
und Frank-Ivo Lube.
Die Verlagsanschrift ist zugleich auch ladungsfähige
Anschrift für die im Impressum genannten Verantwortlichen und Vertretungsberechtigten.
Tel.: (0611) 9030-0, Fax: (0611) 9030-281
Anzeigen: Anne Prautsch, Tel.: (0611) 9030-246
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 6.
Internet: www.universum.de, www.kiki-online.de
Herstellung: Alexandra Koch
Grafische Gestaltung: Konzept fünf, Offenbach
Druck: alpha print medien AG, Kleyerstr. 3, 64295 Darmstadt
Benedikt Schulz ist Leiter der Kindertagesstätte Don Bosco in Hamm.
Titelfoto: Katja Berghäuser
ISSN 2191-1525
Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion.
Für mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge
wird lediglich die allgemeine presserechtliche Verantwortung übernommen.
Bestellungen: Annemarie Jung, Tel.: (0611) 90 30-264,
Fax: (0611) 9030-277, [email protected]
Bezugspreise:
Einzelpreis € 1,95 inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten,
Jahresabonnement € 7,80 inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten
Einem Teil der Auflage liegt eine Beilage einzelner
Unfallversicherungsträger bei.
Ideenbörse
Medienbesprechungen
Von singenden Sägen und trillernden Querflöten
Instrumentenkunde für kleine Leute
Es gibt eine Vielzahl von Instrumenten und sie alle machen ganz unterschiedliche Laute. Das ist spannend
für Kinder. Leider steht uns nicht immer ein ganzes Orchester zur Verfügung, um mit ihnen in die Welt der
Klänge einzutauchen. Umso besser, dass wir gleich zwei CDs gefunden haben, die auf kindgerechte Art und
Weise erste differenzierte Klangerlebnisse schaffen und den kleinen Hörern die Eigenarten der präsentierten Instrumente auf unterhaltsame Weise „vor Ohren“ führen.
In bewährter Jeckscher Art präsentiert
der Lieblingsprofessor der DGUVKinder, Kinder-Redaktion sein neuestes
musikalisches Werk Professor Jecks
Instrumenten-Show. Von der singenden
Säge bis hin zu Gitarre, Flöte und sogar
einem Dudelsack werden hier die unterschiedlichen Eigenschaften, Klänge und
Besonderheiten der Musikinstrumente
vorgestellt – verpackt in originelle Musikstücke und kleine Geschichten. Die
Lieder unterschiedlichster Gattung laden
zum Tanzen und Mitsingen ein und eignen sich aus diesem Grunde auch schon
für jüngere Hörer ab vier Jahren.
Marco Simsa wiederum ist einschlägig
bekannt als Produzent von Klassik für
Kinder und führt seine Zuhörer mit
Tina und das Orchester in die Welt der
Orchesterinstrumente. Tinas Onkel ist
Dirigent, und als sie Geburtstag hat,
darf sie zur Orchesterprobe mitkommen
und am Abend das festliche Konzert
besuchen. Im Laufe des Hörspiels präsentieren die Musikerinnen und Musiker
des Orchesters ihre Instrumente, erklären
deren Besonderheiten und spielen kurze
Stücke vor. Neben dem Hörspiel gibt es
den Titel auch als Bilderbuch mit CD, auf
der zu den jeweiligen Textseiten kurze
Tonbeispiele zu hören sind. Vom Herausgeber empfohlen wird das Hörspiel ab
fünf, das Buch ab sechs Jahren. Da auch
das Hörspiel eine intensivere Einführung
in die Instrumentenkunde ist, denken wir,
dass es eigentlich besser für Sechsjährige
geeignet ist.
Unser Fazit: Alle drei Medien bieten erste
differenzierte akustische Erlebnisse zu
verschiedensten Musikinstrumenten und
lassen sich gut im Rahmen einer Musikstunde, aber auch zum „einfach
mal Zuhören“ in der Kita einsetzen.
Catherine Bauer ist Mitarbeiterin der
Redaktion DGUV Kinder, Kinder.
DGUV Kinder, Kinder
Service
Professor Jecks Instrumenten-Show, Audio-CD,
Terzio Verlag, ca. 9,95 €
Tina und das Orchester, Audio-CD, JUMBO
neue Medien, ca. 12,95 €
Tina und das Orchester, Buch mit CD-ROM,
Annette Betz Verlag, 19,95 €
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Verkehrserziehung
in der Kita
Mit einem Konzept
für ein Elternseminar
Die Broschüre gibt praktische Anregungen
für eine altersgerechte Verkehrserziehung
und Beispiele für das Einüben des Verhaltens
im Straßenverkehr. Außerdem bietet sie ein
ausführliches Konzept für einen Elternabend
zur Verkehrserziehung mit Kopiervorlage für
einen Elternbrief.
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Verkehrserziehung in der Kita wurde erstellt von der Redaktion
der Zeitschrift DGUV Kinder, Kinder.
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Guten Morgen
bin
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en, liebe Leu
Guten Morg
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seid ihr den
?
te
bei uns heu
Wer ist alles
nach.
al
m
n
ei
schauen
Kommt, wir
du da?
Jannis, bist
Ja, ich bin da!
t du da?
Johanna bis
Usw.
Ja, ich bin da!
ir da!
w
d
Alle, alle sin
orgen!
M
n
te
Schönen gu
J
Die Kinder sprechen den Text gemeinsam.
Bei „Jannis, Jannis, bist du da?“ setzen Sie
den Namen des Kindes ein. Je nach Alter
und Selbstbewusstsein kann das Kind vielleicht schon alleine antworten: „Ja, ich bin
da!“ Falls das noch nicht klappt, können Sie
natürlich helfen und sagen: „Ja, du bist da!“
Das angesprochene Kind sucht das nächste
aus: „Johanna, Johanna, bist du da?“ usw.,
bis alle Kinder einmal dran waren.
Text entnommen aus dem Buch „Mit Musik durchs Kita-Jahr!“ vom Verlag an der Ruhr;
Illustrationen: Katrin Wolff
Variationen für Könner:
Wenn die Gruppe das Spiel gut kennt,
kommen Bewegungen dazu: Bei der
Frage: „Jannis, bist du da?“ macht der
Fragende eine beliebige Bewegung vor,
zum Beispiel klatschen. Fragt er nun
seinerseits „Johanna, bist du da?“, wählt
er eine neue Bewegung aus, die von
Johanna erwidert wird usw.
DGUV Kinder, Kinder
1/2011
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