Teil 4 - Elemente traditioneller Bauformen

Werbung
Bauformen
136
Informationen zum Planen, Bauen und Gestalten - Baukultur in der nordrhein-westfälischen Eifel
4. Elemente traditioneller Bauformen
Traditionelle Bauweisen bieten
angepasste Bausteine
für die Zukunft!
137
bAuformEn
H
L
B
Abb. 253: Gebäudevolumen, schmal und lang in Lückerath,
Stadt Mechernich
Darstellung und Foto: ISL
Abb. 254: Gebäudevolumen
Darstellung: ISL
Schauen Sie sich die Form und
größe der historischen gebäude an.
Abb. 255: Wohnhaus in Widdau, Stadt Monschau
Foto: Elmar Paul Sommer, 2010 Darstellung: ISL
138
Informationen zum Planen, Bauen und Gestalten - Baukultur in der nordrhein-westfälischen Eifel
4.1.
BAuKöRpER
Abb. 256: Schema Baukörper
Darstellung: ISL
In Dörfern der Region wird der Straßenraum
und grenzten direkt ohne Abstandsfläche an die
durch die Straßen, aber auch durch die Volu-
Straße an.
men der Gebäude, deren „Baukörper“ gebildet.
Die Anordnung der Gebäude im Straßenraum
Insgesamt zeigen alle Haustypen der Region
wurde früher durch eine Nutzungsoptimierung
überwiegend schlichte Baukörper, ohne domi-
des Wirtschaftshofes und einen bestmöglichen
nante Vor- und Rücksprünge in der Fassade,
Wetterschutz begründet. Wie in den vorherigen
großfläche Dachaufbauten oder kostspielige
Kapiteln bereits aufgezeigt, prägen die Region
Verzierungen. In der Fassadengliederung wer-
besonders die historischen Gebäudetypen des
den überwiegend Öffnungen in stehenden For-
ein- und zweiraumtiefen Langhauses, bzw. Win-
maten („Lochfassaden“) verwendet.
kelhöfe und Vierkanthöfe, die aus der Grundform
des Langhauses gebildet wurden.
Umsetzung
Die Neubauten sollten vorzugsweise aus lang-
Dabei formen die länglichen Baukörper der Ge-
gestreckten Baukörpern bestehen, deren Höhe
bäude im Grundriss ein Rechteck mit einem
aus zwei Geschossen und Dach bestehen sollte.
Seitenverhältnis von 1:2 bis 1:3. Die Gebäude
Für Hauptgebäude sollte ein Satteldach gewählt
haben meist eine Höhe von 1 1/2 bis 2 Geschos-
werden. Die Seitenverhältnisse im Grundriss von
sen und werden meist durch ein Satteldach
1:2 bis 1:3 lehnen sich an die Baukörper der hi-
abgeschlossen. Die Eingänge zu den Gebäu-
storischen Haustypen der Region an.
den liegen wettergeschützt auf der windabgewandten Hausseite, zugänglich über eine seitlich
angelegte Hoffläche. Die Gebäude stehen meist
GRuNDRISS:
Breite ≤ Höhe
1 x Breite = 2-3 x Länge
nicht mittig auf dem Grundstück, sondern sind
einseitig an der Grundstücksgrenze angebaut
139
bAuformEn
Abb. 257: Gebäudevolumen, Anbau mit Pultdach
Darstellung: ISL
Abb. 258: Gebäudevolumen, Anbau mit Satteldach
Darstellung: ISL
Verhältnis Hauptgebäude/ Nebengebäude
Umsetzung
Betrachtet man das Verhältnis der Baukörper
Nebengebäude, wie Garagen und Schuppen
von Haupt- und Nebengebäuden, so ist in der
sollten an das Haupthaus im Winkel angebaut
Region die winkelförmige Stellung der Baukör-
werden oder über eine Hoffläche mit dem Haupt-
per zueinander prägend. Dabei werden alle
gebäude verbunden sein. Als Dachform ist be-
Baukörper entweder über die Hoffläche oder
vorzugt ein Sattel-, Schlepp- oder Pultdach zu
direkt von der Straße aus erschlossen. Trotz der
wählen.
unterschiedlichen Nutzung der Nebenanlagen
(Stallungen, Scheune, Lagerflächen) werden sie
häufig unter einem Dach vereint oder erweitern
das Hauptgebäude als Winkelanbau.
- Wie lang soll der Baukörper sein?
Ein Mehrfaches der Höhe
- Wie hoch soll der Baukörper sein?
Eineinhalb- bis zweigeschossig
- Wie tief soll der Baukörper sein?
Das Ein- bis Eineinhalbfache der Traufhöhe
Abb. 259: Anbau mit abgeschlepptem Satteldach und Verbindungsgebäude
mit Flachdach in Roetgen, Gemeinde Roetgen Darstellung und Foto: ISL
140
Informationen zum Planen, Bauen und Gestalten - Baukultur in der nordrhein-westfälischen Eifel
C
B
A
5.99
A
A
C
B'
B
B
5.99
A
14.74
2 1/2 B
Umsetzung
C
Seitenverhältnis im Grundriss
B
Abb. 260: Langhaus in Mützenich, Stadt Monschau
Darstellung: ISL
Grundsätzlich findet sich in allen Haustypen das
Der längliche Grundriss des Gebäudes ist unter
Seitenverhältnis im Grundriss von mindestens 1:2
Aspekten der Belichtung der Innenräume zu em-
bis 1:4 wider, es zeigen sich immer längliche Vo-
pfehlen, da alle Räume optimal von zwei bis drei
lumina. Diese schlichten historischen Baukörper
Seiten belichtet werden können.
haben zumeist eine Hausbreite von 6 m und eine
Länge von ca. 12-15 m.
Auf kleineren Grundstücksparzellen spart dieser
Grundriss zudem Platz und ermöglicht eine bes-
Ob die Gebäude trauf- oder giebelständig an
sere Nutzung der Freiflächen auf dem Grund-
der Straße stehen, ergibt sich meist aus dem
stück.
Parzellenzuschnitt und den angrenzenden Gebäuden. Bei Gebäuden des Eifeltyps stellt das
abgeschleppte Dach den Wind- und Wetterschutz
in der Hauptwindrichtung dar, niedrige Räume
darunter wurden zu Lagerzwecken genutzt. Die
Winkelhöfe stehen meist giebelständig zur Straße
und spannen mit den winkelförmig angeordneten
Nebengebäuden die Hoffläche auf.
Abb. 261: Haupthaus mit winkelförmig angebautem Nebengebäude in
Nettersheim, Gemeinde Nettersheim,
Darstellung: ISL
141
Bauformen
Abb. 262: Wetterseitig abgeschlepptes Dach, dadurch eingeschossig,
sonst zweigeschossig in Eicherscheid, Gemeinde Simmerath
Darstellung und Foto: ISL
Abb. 263: Zweigeschossige Straßenfront, Vlatten, Stadt Heimbach
Darstellung: ISL
Abb. 264: Zweigeschossiges Gebäude, Geschossigkeit an Deckenbalken in der Fassade „ablesbar“, Vlatten, Stadt Heimbach
Darstellung: ISL
142
Informationen zum Planen, Bauen und Gestalten - Baukultur in der nordrhein-westfälischen Eifel
Abb. 265: Durch die Fassade stoßende Deckenbalken in Nettersheim,
Gemeinde Nettersheim
Darstellung und Foto: ISL
Abb. 266: Zwei Vollgeschosse mit Satteldach
Darstellung: ISL
Geschossigkeit
Umsetzung
Die Gebäude in der Region zeichnen sich über-
Für die heutige Nutzung von historischen Ge-
wiegend durch zwei Vollgeschosse mit Sat-
bäuden wird häufig die niedrige Deckenhöhe
tel- oder Krüppelwalmdach aus. Das Dach war
bemängelt. Fachwerkhäuser bieten hierzu gute
traditionell nicht ausgebaut. Nur selten wurden
Möglichkeiten der Umnutzung durch die Ent-
die Gebäude eingeschossig errichtet, meist wa-
fernung der Ausfachung und Beibehaltung der
ren dies Anbauten oder Nebengebäude. Dabei
tragenden Balken. Es können so luftigere Raum-
variiert die Geschosshöhe bei den Nebenanla-
zusammenhänge geschaffen werden, wobei
gen stark. So sind eingeschossige Scheunen
zugleich der unverwechselbare Charakter des
mit breiter Grundfläche und hohem Dach in der
Gebäudes erhalten bleibt. Auch Zwischendecken
Traufhöhe häufig genauso hoch wie die zwei-
können entfernt werden, sodass nur die kon-
geschossigen Wohngebäude. Grundsätzlich gilt
struktiv notwendigen Balken erhalten bleiben. So
jedoch, dass die Nebengebäude, wenn sie nicht
können hohe, zweigeschossige Räume neuen
mit einer besonderen Nutzung belegt sind, nied-
Nutzungen und Ansprüchen gerecht werden.
riger sind als das Hauptgebäude.
Abb. 267: Luftige Veränderung des Innenraumes eines historischen
Fachwerkgebäudes in Konzen, Stadt Monschau Foto: Guido Braun, 2010
143
bAuformEn
Abb. 268: Fachwerkkonstruktion mit verputzter Ausfachung in Lückerath,
Stadt Mechernich
Foto: ISL
Abb. 269: Fachwerkgebäude mit erdgeschosshohem Natursteinsockel in
Floisdorf, Stadt Mechernich
Foto: ISL
Die Konstruktionsweisen waren
abhängig von der Verfügbarkeit
lokalen Baumaterialien!
Abb. 270: Fachwerk in Vlatten, Stadt Heimbach
Darstellung: ISL
Hofansicht Neue Nutzung Bildquelle: Alte Bebauung-neue Nutzung 02
144
Informationen zum Planen, Bauen und Gestalten - Baukultur in der nordrhein-westfälischen Eifel
4.2.
BAuKONSTRuKTiON
Abb. 271: Schema Konstruktion
Darstellung: ISL
Fachwerkbauweise
Im Gebäudeinnern war die Baukonstruktion
Die sehr verbreitete Konstruktionsform für Bau-
meist sichtbar. Sogenannte „Kölner Decken“
ernhäuser in der nordrhein-westfälischen Eifel ist
sind in der Region in reicher ausgestatteten Ge-
das Fachwerk. Das Holzgerüst, wie ein Holzske-
bäuden zu sehen. Dabei wurden eng liegende
lettbau errichtet, kann mit verschiedenen Mate-
Balken von oben mit Dielen belegt. Von unten
rialien ausgefacht werden. Die klassische Form
oft weiß gestrichen, zeigen diese Decken ihre
des Holz- oder Weidengeflechts, das mit Lehm
besondere Schönheit.
verschmiert und verputzt wird, wurde durch
Lehm- oder Backsteinausfachungen ergänzt.
Umsetzung
Konstruktiv war durch die Fachwerkbauweise re-
Heute findet das Fachwerk kaum noch Anwen-
lativ früh eine Ausbildung von zwei Geschossen
dung. Holz als Baustoff ist kostengünstig und
möglich. Es stellte zudem eine günstigere Bau-
unter energetischer Betrachtung auch heutzu-
weise als die Massivbauweise dar.
tage gut einsetzbar. Gebäude, die in Holzständerwerk-, Holzskelettbau- oder in Holzfertigbau-
Die Ausfachungen aus Lehm sind recht wet-
weise errichtet sind, stellen Alternativen zum
teranfällig, so wurden diese zum Oberflächen-
Fachwerkbau dar und schaffen Gebäude, die
schutz mit Kalk- und Lehmputzen versehen.
sich häufig besser in die dörfliche Bebauungs-
Bei den historischen Gebäuden wurde das un-
struktur einfügen lassen. Die Skelettbauweise
gleichschenklige Satteldach zu Gunsten des
der Holzkonstruktionen, bestehend aus Balken
Wetterschutzes tiefer heruntergezogen oder
und Stützen, ermöglicht durch Durchbrüche und
die Fassade wurde mit Schieferplatten oder
Öffnungen in Wänden und Decken neue Raum-
Dachziegeln verkleidet. Ab dem beginnenden
zusammenhänge,
20. Jhd. wurden auch Holzverkleidungen und
aber auch eine hohe Flexibilität des Innenraums.
Strukturbleche zum Wetterschutz der Fassade
Dies ist auch bei Umbauten von historischen
eingesetzt.
Fachwerkgebäuden vorteilhaft.
Belichtungsmöglichkeiten,
145
bAuformEn
Abb. 272: Fachwerkkonstruktionsweise mit typischer Holz-Lehm-Ausfachung
in Vlatten, Stadt Heimbach
Foto: ISL
Abb. 273: Fachwerkkonstruktionsweise mit verzierten Balken, Vlatten,
Stadt Heimbach
Darstellung und Foto: ISL
Massivbauweise
Natur-/Bruchsteinmauerwerk
Die Farben der Böden an einem Ort spiegeln
sich in den Natursteinen der lokalen Steinbrüche wider. Diese lokal gebrochenen Natursteine
zeigen daher einen besonders starken Bezug zu
den Besonderheiten der geologischen Beschaffenheit im Umkreis der Ortschaften. So prägen
noch heute die einst zahlreichen Steinbrüche
das Bild der Region.
Abb. 274: Fassadensanierung mit verputztem Bruchstein und holzverschaltem Fachwerk in Rott, Gemeinde Roetgen Foto: ISL
Da Massivbauten aus Naturstein meist nicht verputzt und gestrichen wurden, sind die regionalen
Unterschiede in den Fassadenfarben und der
Materialität gut ablesbar. Im Süden der Region
ist die Massivbauweise mit Naturstein, der mit
Kalkputz geweißt wird, stärker verbreitet. Die
darunterliegende Struktur, die Steingrößen und
-formen sind dennoch, trotz Kalkputz, ablesbar.
Gelber und roter Buntsandstein, Grauwacke und
Flussgerölle zeigen nicht nur farbliche Unterschiede, sondern variieren auch in der SteingröAbb. 275: Ziegelmauerwerk mit Fachwerk im Obergeschoss in Vlatten,
Stadt Heimbach
Foto: ISL
146
ße. Örtlich sind - je nach Vorkommen und Nähe
Informationen zum Planen, Bauen und Gestalten - Baukultur in der nordrhein-westfälischen Eifel
Abb. 276: Massivbau aus Naturstein in Breinig, Stadt Stolberg
Foto: ISL
Abb. 277: Konstruktionsschema Natursteinmauerwerk
Darstellung: ISL
zu den Steinbrüchen - ganze Häuser aus Bruchstein gebaut, wie im nordwestlichen Bereich der
Region, z.B. in Breinig.
Da die Massivbauweise weniger Flexibilität zulässt, müssen dort Öffnungen wohlüberlegt angeordnet werden und es sind keine so großen
Öffnungen möglich. In manchen Bereichen, wie
z.B. in der nördlichen Voreifel, ist erkennbar,
dass der Bruchstein – sofern es die finanzielle
Lage der Bewohner zuließ - das Fachwerk ablöste, indem die Fassaden häufig aus Naturstein
gemauert und dem Gebäude vorgestellt wurden.
Dahinter schließt das Fachwerk an. Die Gebäudeecken sind im Massivbau meist besonders
ausgebildet und durch besonders großformatige
Steine betont und konstruktiv verstärkt. Wo innen
die Decken anschließen, sind in der Fassade oft
die Anker sichtbar, die diese in der massiven
Fassade halten.
147
Bauformen
Abb. 278: Natursteinfassade mit Fachwerk im Obergeschoss in Vlatten,
Stadt Heimbach
Foto: ISL
Abb. 279: Ziegelmauerwerk und Naturstein in Rott, Gemeinde Roetgen
Foto: ISL
Abb. 280: Anwendung des traditionellen Natursteinsockels mit Holzverkleidung im Obergeschoss in Marmagen, Gemeinde Nettersheim
Foto: Thomas Koculak, 2010
148
Informationen zum Planen, Bauen und Gestalten - Baukultur in der nordrhein-westfälischen Eifel
Abb. 281: Ziegelmauerwerk mit abgesetzem Sockel in Nettersheim,
Gemeinde Nettersheim
Foto: ISL
Abb. 282: Konstruktionsschema Ziegelmauerwerk
Darstellung: ISL
Ziegelmauerwerk
Umsetzung
Das Ziegelmauerwerk galt zunächst als städ-
Da die Steinbrüche zum größten Teil geschlossen
tische Bauweise des 19. Jahrhunderts, wurde
wurden, werden heutzutage kaum noch Gebäu-
aber vereinzelt auch auf dem Land übernom-
de aus Naturstein gefertigt. Allerdings gibt es die
men. Meist sind es repräsentative Bauten wie
Möglichkeit Naturstein von Recycling-Märkten
Schulen, Rat- und Gemeindehäuser und Kirchen
zu beziehen. Es gibt verschiedene Anlaufstellen,
sowie vereinzelt Straßenfassaden von Wohnge-
bei denen Baumaterialen abgerissener Gebäude
bäuden, die in Mauerwerk aus gebrannten Zie-
weiter vermarktet werden. Heutige Natursteinge-
geln ausgebildet wurden.
bäude weisen eine hohe Massivität auf und sind
durch die klaren, ruhigen und gegliederten Fas-
Der Sockel ist bei diesen Gebäuden ebenfalls
saden sowie eine begrenzte Öffnungsanzahl und
aus Ziegeln gemauert und die Fassaden zeigen
-größe gekennzeichnet. Es ist empfehlenswert
oftmals Verzierungselemente.
die Massivität durch Fenster- und Türgewände
sowie die Ausbildung eines Sockels zu strukturieren. Zu bevorzugen ist zudem eine haptische
Struktur in der Fassadenoberfläche, anstelle einer glatt verputzten Fläche.
149
bAuformEn
Abb. 283: Dachlandschaft von Vlatten, Stadt Heimbach
Foto: ISL
Bedenken Sie, dass die Farbwahl
und Materialverwendung Ihres
Daches die „Dachlandschaft“ des
ganzen Dorfes beeinflusst.
Abb. 284: Dachlandschaft von Vlatten, Stadt Heimbach
Foto: ISL
150
Informationen zum Planen, Bauen und Gestalten - Baukultur in der nordrhein-westfälischen Eifel
Or
tga
First
ng
Gie
Traufe
bel
Dachüberstand
4.3.
DÄCHER uND
DACHDECKuNg
Abb. 285: Schema Begrifflichkeiten Dachaufbau
Darstellung: ISL
Das charakteristische Erscheinungsbild eines
Die überwiegend in der Region verbreitete Dach-
Dorfes wird auch durch die Ausbildung der Dä-
form ist das Satteldach mit einer Dachneigung
cher, der ,,Dachlandschaft“ geprägt. Je nach
von 45-55° mit geringen Dachüberständen an
Lage der Ortschaft, ob Tallage oder auf einem
Traufe und Ortgang. Die einfache Dachfläche
Höhenrücken, ist die Wahrnehmung dieser von
wird nur durch den Kamin und gelegentlich klei-
außen sehr unterschiedlich. Zumeist zeigt sich
ne Dachgauben oder Dachhäuschen in Reihung
eine zusammengefügte Siedlungsstruktur, die
gestaltet, die meist im gleichen Raster der Fen-
durch Farbe, Form und Anordnung der Dächer
ster in der Fassade ausgerichtet sind.
maßgeblich mitbestimmt wird. Einen Hochpunkt
(Vgl. Prokop; Rothfuß; Curdes, 1989, S. 116f.)
im Siedlungsgefüge bilden stets die Kirche und
Sonderbauten, wie Rat- und Gemeindehäuser
sowie Burgen.
Anhand der Dachlandschaft kann man aus der
Luft betrachtet die Straßenverläufe gut nachvollziehen und so den Dorfgrundriss, den „Fingerabdruck“ einer jeden Ortschaft, besonders gut
ablesen.
151
Bauformen
152
Abb. 286: Das Satteldach
Darstellung: ISL
Abb. 287: Das Satteldach
Darstellung: ISL
Abb. 288: Das Krüppelwalmdach
Darstellung: ISL
Abb. 289: Das Krüppelwalmdach
Darstellung: ISL
Abb. 290: Das abgeschleppte Satteldach
Darstellung: ISL
Abb. 291: Das abgeschleppte Satteldach
Darstellung: ISL
Informationen zum Planen, Bauen und Gestalten - Baukultur in der nordrhein-westfälischen Eifel
Abb. 292: Abgeschlepptes Satteldach, moderne Umsetzung, Eicherscheid,
Gemeinde Simmerath
Darstellung und Foto: ISL
Dachform
Satteldach
Krüppelwalmdach
Die Dachform des Satteldaches ist in der nord-
Das Krüppelwalmdach ist als Dachform in der
rhein-westfälischen Eifel weit verbreitet. Grund-
Region ebenfalls zu sehen. Dabei sind die Gie-
sätzlich sind Dacheinschnitte und Dachaufbauten
belspitzen abgeflacht und ergeben dreieckige
kaum vorhanden. Diese recht einfache Dach-
Dachsegmente. Diese Dachform wurde häufig
form begründet sich aus der ursprünglichen Ver-
bei zweiraumtiefen Gebäuden angewandt, die
wendung von Stroh als Dacheindeckung. Dieses
direkt an den Straßenraum angrenzten.
Material ließ nur geringe Einschnitte und Dachaufbauten zu. Noch heute zeigen sich daher in
Pultdach
den Silhouetten der Ortschaften die Satteldächer
Für die Anbauten und Nebengebäude wurde
als überwiegende Dachform.
in der Region überwiegend das Sattel- oder
Pultdach für eingeschossige Nebengebäude
Meist sind die Dächer in den Höhenlagen zum
gewählt. Oft ist das Dach in der Dachneigung
Schutz gegen starke Winde an der „Wetterseite“
flacher als das Satteldach des Hauptgebäudes.
tiefer heruntergezogen. Dieses sogenannte „abgeschleppte Dach“ bietet im Erdgeschoss Platz
Flachdach
für eine Reihe kleiner Räume.
Dächer mit einer Neigung von 0-15° werden als
Flachdächer bezeichnet und sind in der Region
Auch Nebengebäude zeigen häufig Sattel- oder
weniger typisch. In den letzten Jahren wurde es
Pultdächer. Entweder sind diese in der gleichen
jedoch bei vielen Neubauten verwendet. Auch
Richtung mit unterschiedlicher Höhe an das
bei Garagen oder anderen Anbauten sieht man
Haupthaus angebaut oder stehen im Winkel dazu.
heute viele Beispiele mit Flachdach.
Die Baumaterialien und Dachneigungen der Nebengebäude sind meist angepasst an das Hauptgebäude.
153
bAuformEn
Abb. 293: Das Pultdach
Darstellung: ISL
Abb. 294: Das Pultdach
Darstellung: ISL
Umsetzung
Werden in Ortschaften neue Gebäude gebaut,
so stellen sie gleichsam neue „Bausteine“ in
der Dachlandschaft dar und ergänzen den
„Fingerabdruck“ der Ortschaft.
Es wird daher
empfohlen, den individuellen Charakter jeder
Ortschaft anhand der historischen Gebäude
vor Ort individuell aufzunehmen und durch die
Verwendung ähnlicher Materialität und Dach-
„Keine Überlegung führt zu
der Notwendigkeit, Neigung
und Form des überlieferten
Daches zu ändern.“
Zitat: Justinus Bendermacher, Baufibel
form die Neubauten in das bestehende Ortsbild
einzufügen. Die Dachfläche sollte mit kleinen
gereihten Dachgauben oder integrierten flachen
Dachfenstern in der Dachebene gestaltet werden. Dachaufbauten, große Gebäudevorsprünge, großflächige Dachgauben und Zierelemente
wie Türme und Erker sind aus regionaltypischer
Sicht nicht zu empfehlen.
154
Informationen zum Planen, Bauen und Gestalten - Baukultur in der nordrhein-westfälischen Eifel
Abb. 295: Dacheindeckung mit Tonpfannen in Kalterherberg, Stadt Monschau
Foto: ISL
Abb. 296: Tonpfannen, aufbewahrt in Baasem, Gemeinde Dahlem
Foto: ISL
Dachdeckung
führung, deren Wasseraufnahmefähigkeit infolge
Die Dachdeckung prägt die Dachlandschaft und
der schützenden Glasur geringer und dadurch
damit den Charakter der Dörfer erheblich. Im
die Gefahr von Frostschäden herabgesetzt wur-
Mittelalter wurden Gebäude überwiegend mit
de. (Vgl. Niewodniczanska, 2004, S. 44)
Stroh und Holzschindeln gedeckt, repräsentative
Gebäude wie Rathäuser und Herrenhäuser so-
In der Region sind überwiegend Dächer mit
wie Kirchen wurden hingegen bereits häufig mit
altdeutscher Schieferdeckung typisch, die eng-
Schieferschindeln überwiegend aus dem rhei-
lische Deckung mit Rechteckschablonen und die
nischen Schiefergebirge gedeckt. (Vgl. Niewod-
Dacheindeckung mit Blechplatten auf Nebenge-
niczanska, 2004, S. 44)
bäuden wurde nur in geringerem Maße ausgeführt.
Durch
eine
erhöhte
Feuerversicherung
im
18. Jhd. wurden verschiedene Dekrete gegen
Etwa seit der Mitte des 19. Jhd. wurde die
Fachwerksbau
erlas-
Falzpfanne gebräuchlich, die die Abdichtung
sen, welche die Durchsetzung der sogenann-
und
Stroheindeckung
mittels Strohdocken überflüssig machte. Seit
ten ‘harten‘ Dachdeckungen wie Dachpfannen
dem 20. Jhd. wurden Dächer mit Teerpappe,
(Hohl- und S-Pfannen), Schieferdeckung sowie
Asbestfaserzementplatten (Eternit) oder Blech
Blech- und Bleiplatteneindeckung förderte. Die
eingedeckt. Diese dienten als kostengünstige,
Dachpfannen mussten mit Strohdocken unterlegt
pflegeleichte und langhaltende Dachdeckungen
werden. Zunächst wurden die Hohlziegel wegen
und Fassadenverkleidungen bei starken Wit-
ihrer schlechten Qualität beklagt. Ihre Haltbarkeit
terungsbedingungen. Sie wurden verstärkt bei
soll so gering gewesen sein, dass sie den Wit-
Fassadensanierungen
terungseinwirkungen (Sonneneinstrahlung, Re-
den eingesetzt. Diese Materialien stören heute
gen, Frost) nur wenige Jahre standhielten. Eine
häufig das Siedlungsbild und sind meist aus
Verbesserung brachte erst die bleiglasierte Aus-
Gründen des Denkmalschutzes bedenklich. Die
von
Bestandsgebäu-
155
bAuformEn
Abb. 297: Strohdach in der Triftstraße in Höfen, Stadt Monschau
Foto: ISL
Integrieren Sie flache Sonnenkollektoren in die Dachfläche,
sodass einheitlich gestaltete
Dächer entstehen.
Abb. 298: Schieferdach, Kirche in Baasem, Gemeinde Dahlem
Foto: ISL
156
Informationen zum Planen, Bauen und Gestalten - Baukultur in der nordrhein-westfälischen Eifel
Abb. 299: Dachlandschaft eines Hofes in Baasem, Gemeinde Dahlem
Foto: ISL
Asbestfasterzementplatten
enthielten
zudem
einen hohen Anteil von Asbest, der heute als
höchst gesundheitsschädlich eingestuft wird. In
den 80er Jahren wurden dann die ersten asbestfreien Eternitplatten hergestellt, seit 1990/ 91 ist
dies bei allen Produkten durchgesetzt.
Umsetzung
Bei den Dorferneuerungsmaßnahmen wurde
Abb. 300: Schema zur Dacheindeckung mit Stroh
Darstellung: ISL
überwiegend die altdeutsche Deckung mit Schieferplatten verwendet. Als moderne Materialien
fügen sich auch Stegfalzdeckungen in Zinkblech
gut in die Dachlandschaft ein. Die überwiegende
Dachform, das Satteldach, mit einer Dachneigung von 40-55° resultierte aus der ursprünglichen Strohdacheindeckung und wurde bei den
Dachpfannen- und Schieferdacheindeckungen
beibehalten. (Vgl. Niewodniczanska, 2004, S.
Abb. 301: Schema zur Dacheindeckung mit Tonpfannen
Darstellung: ISL
44)
Heutzutage erlaubt die steile Dachform des
Satteldaches einen möglichen Dachausbau zum
Wohn- und Arbeitsraum.
Abb. 302: Schema zur Dacheindeckung mit Schiefer
Darstellung: ISL
157
bAuformEn
Abb. 303: Ortgangausbildung Pfannen in Mörtel gesetzt, Vlatten,
Stadt Heimbach
Darstellung und Foto: ISL
Abb. 304: Ortgangausbildung eines Pfannendaches mit Deckbrett,
Vlatten, Stadt Heimbach
Darstellung: ISL
Ausbildung des Ortganges
Entscheidend für die Ausbildung des Ortganges
ist die Stellung des Gebäudes im Straßenraum.
Zeigt die Giebelseite des Gebäudes zur Straße,
ist die Gestaltung der Fassade einfach, symmetrisch und oft mit schlichten Verzierungen.
Grundsätzlich ist der Ortgang sehr einfach ausgebildet und weist keinen, höchstens einen sehr
kurzen, Dachüberstand auf. Meist ziert ein OrtAbb. 305: Ortgangausbildung eines Pfannendaches mit Deckbrett, Breinig,
Stadt Stolberg
Darstellung und Foto: ISL
brett, auch Windbrett genannt, die Giebelseite.
Dieses wird vor dem Giebel montiert, sodass
die Dachpfannen dahinter verschwinden und
der Wind nicht unter die Dachpfannen fahren
kann. Diese Ausbildung wurde auch aus Schiefer ausgeführt. Ob Schiefer- oder Pfannendach,
der Ortganges findet immer einen ähnlichen Abschluss. Zum Schutz gegen Witterungen wird
die Ortgangausbildung auch mit Metallplatten
ausgeführt. Ein Strohdach erfordert aufgrund
einer anderen Dachkonstruktion eine andere
Ausformulierung. Der Dachüberstand wird hierbei etwas größer
gestaltet und gegen Wind
und Wetter wird von unten ein Schutzbrett anAbb. 306: Ortgang bei einem Strohdach in Höfen, Stadt Monschau
Darstellung: ISL Foto: Walter Mertens
158
gebracht.
Informationen zum Planen, Bauen und Gestalten - Baukultur in der nordrhein-westfälischen Eifel
Abb. 307: Dachüberstand eines Hauses an der Dorfstraße in Schönau,
Stadt Bad Münstereifel
Darstellung und Foto: ISL
Abb. 308: Traufständige Häuser an der Brunnenstraße in Nöthen, Stadt
Bad Münstereifel
Darstellung und Foto: ISL
Ausbildung der Traufe
Umsetzung
Der Dachüberstand im Bereich der Traufe, also
Die Ausbildung von Ortgang und Traufe nach re-
zwischen der waagerechten Dachkante und der
gionaltypischen Vorbildern ist auch heute noch
Hausansicht Vlatten
Bildquelle: PBG_Vlatten_091021_025
Hauswand, ist ebenfalls relativ gering. Ist das
möglich. Zwar sind die Dachgeschosse heute
Dach zur Wetterseite abgeschleppt, wird das
häufig zu Wohnzwecken genutzt, wodurch sich
Haus unter diesem, wenn auch niedrigeren,
Detailpunkte in der Konstruktion im Trauf- und
Dach fortgesetzt.
Ortgangbereich grundlegend ändern, jedoch
sind die regional entwickelten Dachformen und
Bei sehr geringen Dachüberständen ist der Ab-
Dachdeckungen besonders an die Klima-, und
schluss an der Traufe meist mit einem Gesims-
Witterungsbedingungen der Region angepasst.
brett geschlossen. Am Ende der Dachsparren
Besonders bei der Planung von Neubauten kön-
wird dann ein Brett befestigt. Stehen die Sparren
nen diese durch die Beachtung von ortstypischen
als leichter Dachüberstand über die Hauswand
Dachformen und Detailausbildungen besser in
hinaus, wurde das Dach zwischen den Sparren
die jeweilige Ortschaft eingefügt werden.
abgedichtet.
159
bAuformEn
Abb. 309: Die Dachgauben stehen im Bezug zur Fassade, Breinig, Stadt Stolberg
Darstellung und Foto: ISL
planen Sie sofern erforderlich
kleine Dachgauben in Reihung
und nicht eine große Dachgaube.
Abb. 310: Beispiel Dachgaubenproportion bei Fachwerkhaus, Bleibuir, Stadt Mechernich
Darstellung und Foto: ISL
160
Informationen zum Planen, Bauen und Gestalten - Baukultur in der nordrhein-westfälischen Eifel
4.4.
DACHgAuBEN
Abb. 311: Schema Dachgauben
Darstellung: ISL
Die „Dachlandschaft“ der Dörfer zeichnet sich
Umsetzung
über einfach gestaltete Dachflächen ohne groß-
Heute wird die Dachfläche meist als Wohnraum
flächige Dachaufbauten aus, lediglich der Kamin
ausgebaut und daher ist eine Belichtung durch
tritt durch die Dachfläche. Bei der ursprünglichen
Dachfenster oder Dachgauben unerlässlich.
Dachdeckung mit Stroh waren materialbedingt
Bei der Planung eines Neubaus und Umbau
nur geringe Einschnitte möglich, zudem war
eines historischen Gebäudes sollte jedoch un-
das Dach meist nicht ausgebaut. Es diente als
bedingt eine Reihung von kleinen Giebel- oder
Wärme-, bzw. Kältepuffer zwischen Innen- und
Schleppgauben im Gegensatz zu großflächigen
Außenbereich.
Dachaufbauten bedacht werden. So erzielt man
durch eine Reihung von Gauben die gleiche Be-
Die Dächer mit Schiefereindeckung ermöglichten
lichtung. Bestenfalls stehen die Gauben symme-
erste Ausbildungen von kleinformatigen Dach-
trisch im Fassadenraster mit den Fenster- und
gauben. Zunächst wurden diese an besonderen
Türelementen der Fassade. Das Verhältnis der
Gebäuden eingesetzt, die mit Schiefer gedeckt
Dachfläche zur zusammengefassten Fläche der
wurden. Heute zeigen viele Dächer der Regi-
Gauben sollte mit 2:1 eingehalten werden.
on überwiegend Giebelgauben, Schlepp- oder
Walmgauben. Regionaltypisch sind stehende
Die Eindeckung der Dachgauben sollte sich an
Formate der Dachgauben, die meist mit Schie-
die Deckung des Daches anpassen. Alternativ zu
ferplatten oder Dachpfannen gedeckt wurden. Im
Dachgauben sind auch schmale Dachflächen-
Verhältnis zur Dachfläche des Gebäudes, sind
fenster oder Fensterbänder zu empfehlen, die
die Gauben stets klein und nehmen prozentual
zur Belichtung des Dachraumes bündig in der
nur einen geringen Teil der Dachfläche ein. Die
Dachfläche eingebaut sind.
Anordnung meist mehrerer Gauben (2-4 Gauben
pro Dachfläche) erfolgt in Reihung und in symmetrischer Anordnung im Fassadenraster.
161
bAuformEn
Abb. 312: Fassaden mit Sockelausbildung und verschiedenen Baumaterialien, Vlatten, Stadt Heimbach
Darstellung und Foto: ISL
Bauen Sie ohne große Vorsprünge
in der Fassade einen einfachen
Baukörper, so ähnelt der Baukörper
den volumina und proportionen
der Altbauten und fügt sich in das
Dorfbild ein!
Abb. 313: Unterschiedliche Fassadenkonstruktion, Vlatten, Stadt Heimbach
Darstellung und Foto: ISL
162
Informationen zum Planen, Bauen und Gestalten - Baukultur in der nordrhein-westfälischen Eifel
4.5.
FASSADEN
Abb. 314: Schema Fassade
Darstellung: ISL
In den Ortschaften der Region werden die Stra-
werkbauten so ausgeführt. In den Backstein- und
ßenräume überwiegend durch zweigeschossige
Stuckfassaden der Gebäude, die in der Periode
Gebäude mit Satteldach gebildet. Niedrigere
des Klassizismus (Anfang des 19. Jahrhunderts)
Gebäude wie Nebengebäude und Anbauten
gebaut wurden, kann man eine besonders sym-
schaffen zudem Wind- und Blickschutz. Die Häu-
metrische Fassadengliederung feststellen.
ser weisen keine oder nur geringe Fassadenversprünge auf, was auch unter energetischen
Neben der Symmetrie ist zudem bei Fassaden,
Gesichtspunkten vorteilhaft ist. Die Fassade
die zum Straßenraum ausgerichtet sind, eine
wird durch stehende Fenster- und Tür- bzw.
aufwendigere Gestaltung der Baudetails zu er-
Torformate gegliedert, wobei ein höherer Anteil
kennen, verglichen mit den rückwärtigen und
an Wandfläche zu Wandöffnungen abzulesen
zum Hof gewandten Fassaden der Gebäude.
ist. Man spricht von einer „Lochfassade“, da die
kleinen Öffnungen im Verhältnis zur massiven,
Sockel
flächigen Wand wie „Löcher“ wirken.
Die Ausbildung eines Sockels ist in der Region
in verschiedenen Ausführungen häufig zu be-
Die flächigen Fassaden aus Bruchstein, Ziegeln
obachten. Meist ist der Sockel Teil des Funda-
und Fachwerk haben größtenteils symmetrisch
mentes, welches überwiegend aus Bruchstein
angeordnete Öffnungen. Wenn möglich wurden
besteht. Auf einer Höhe von 50-100 cm ist es
die Fassaden, besonders die zum Straßenraum
im unteren Bereich der Fassade ablesbar, so-
ausgerichteten, gleichmäßig gegliedert. In ver-
wohl bei Fachwerk- als auch bei Massivbauten.
tikaler und horizontaler Anordnung liegen die
Der Sockelbereich kann allerdings auch über
Fenster axial neben-, bzw. übereinander. Ins-
ein ganzes Geschoss reichen. Häufig wird das
besondere im Massivbau wurde dieses Prinzip
gesamte Erdgeschoss in Massivbauweise ge-
stark verfolgt, aber - soweit es die Konstruktion
mauert und trägt das in Fachwerkbauweise aus-
zuließ – wurden auch die Öffnungen in Fach-
geführte Obergeschoss.
163
Bauformen
Abb. 315: Gleichmäßge Fassadengestaltung in Breinig, Stadt Stolberg
Darstellung und Foto: ISL
Abb. 316: Symmetrisch gegliederte Fassade in Rupperath, Stadt Bad Münstereifel
Darstellung und Foto: ISL
164
Informationen zum Planen, Bauen und Gestalten - Baukultur in der nordrhein-westfälischen Eifel
Abb. 317: Symmetrischer Fassadenaufbau in Breinig, Stadt Stolberg
Darstellung und Foto: ISL
Abb. 318: Unregelmäßige Fassadengestaltung in der Höhe in Baasem,
Gemeinde Dahlem
Darstellung und Foto: ISL
Umsetzung
Regionaluntypische Neubauten weisen häufig
unsymmetrisch Fassaden auf, was durch im
Verhältnis zur Wandfläche sehr große und oft
querformatige Fenster sowie Fassadenvor- und
-rücksprünge bedingt ist. Zudem fallen sie oftmals durch untypische Materialverwendung und
Farbgebung auf.
Für das Bauen in der Eifel, das Bezug auf die
regionale Bauweisen nimmt, sind stehende Formate der Fassadenöffnungen unerlässlich. Ein
Abb. 319: Symmetrische Fassadengestaltung in Blankenheim, Gemeinde
Blankenheim
Darstellung und Foto: ISL
gleichmäßiges Fassadenraster, eine Vielzahl
kleiner Fensteröffnungen und eine symmetrische
Aufteilung der Fassade gestaltet ein regionaltypisches „Gesicht“ des Gebäudes, das sich an
den historischen Bestand anlehnt.
Abb. 320: Fassadengestaltung in Rott, Gemeinde Roetgen
Darstellung und Foto: ISL
165
Bauformen
1
1,5
Abb. 321: Altes Fenster in Fachwerk, dreifache Sprossenteilung, Vlatten,
Stadt Heimbach
Foto: ISL
Abb. 322: Neue Stockfenster in erneuertem Fachwerk, einfache vertikale
Fensterteilung in Vlatten, Stadt Heimbach
Darstellung und Foto: ISL
Abb. 323: Neuinterpretation der ochsenblutroten Fenstereinfassungen in Heimbach, Stadt Heimbach
Darstellung und Foto: ISL
166
Informationen zum Planen, Bauen und Gestalten - Baukultur in der nordrhein-westfälischen Eifel
4.6.
FENSTER/ FENSTEREiNFASSuNgEN
Die für die Region typischen stehenden und
Gewände
verhältnismäßig kleinen Fensterformate sind in
Die breiten Fenstereinfassungen dienen auch
der Regel symmetrisch und gleichmäßig ange-
der Gestaltung in der Fassade und lassen die
ordnet, mit Ausnahme von Fachwerkfassaden,
Fenster als eigene prägnante Fassadenelemen-
die diese Ordnung nicht immer zulassen. Die
te und nicht
Fenstergrößen der jeweiligen Fassaden sind
der Fassade wirken. Im Massivbau sind die Ge-
sehr einheitlich und zeigen in ihren stehenden
wände in Naturstein ausgebildet, meist in rotem
Formaten meist ein Seitenverhältnis von 1:1,
Bundsandstein und treten bei weiß gekälkten
1,5:1 und 2:1 (Höhe x Breite). In kleinen Häusern
Fassaden farbig hervor. In Fachwerkfassaden
finden sich im Dachgeschoss oder in Nebenräu-
sieht man häufig eine farbliche Gestaltung der
men häufig kleine quadratische Fenster.
Fenstereinfassungen in dunklem Rot, Weiß oder
als ,,eingeschnittene Löcher“ in
Moosgrün
Ein besonderer Fenstertyp der Eifel, das Stock-
(regionaltypische Farbwerte siehe Kapitel 4.10.
fenster, entwickelte sich mit dem Fachwerkbau,
Materialverwendung)
welcher nur kleine Öffnungen zuließ. Stockfenster sind durch ein festes Bauteil des Fachwerks
Umsetzung
vertikal oder auch im Falle des Kreuzstockfen-
Eine repräsentative und symmetrisch gestalte-
sters vertikal und horizontal geteilt. Diese Fens-
te Fensteraufteilung des Wohnhauses und eine
terform wurde in den Massivbau übernommen,
nutzungsorientierte Anordnung der Fenster-,
wo die Fenster oft einen Segmentbogen als
Tor- und Türelemente in den Fassaden der
oberen Abschluss zeigen. Die traditionelle Fen-
Nebengebäude, wie Scheunen und Ställe, sind
steraufteilung ist ursprünglich eine 4er oder 6er
charakteristisch für die nordrhein-westfälische
Sprossen- oder Dreifelderaufteilung. Im Laufe
Eifel. Wird eine höhere Belichtung des Innen-
der Jahre wurden viele dieser traditionellen For-
raums gewünscht, sollte dies nicht durch eine
men durch einfache Glasflächen ersetzt.
größere Fensterfläche, sondern über eine An-
167
Bauformen
168
Abb. 324: Weiße Holzfenstereinfassungen im Fachwerk in Breinig,
Stadt Stolberg
Foto: ISL
Abb. 325: Ochsenblutrote Holzfenstereinfassungen im Fachwerk in
Bouderath, Gemeinde Nettersheim
Foto: ISL
Abb. 326: Ochsenblutrote Fenstereinfassung in Baasem, Gemeinde Dahlem
Foto: ISL
Abb. 327: Interpretation der regionaltypischen roten Fenstereinfassungen in
Heimbach, Stadt Heimbach
Foto: ISL
Abb. 328: Stockfenster mit Blausteingewände und gemauertem Bogen
in Breinig, Stadt Stolberg
Foto: ISL
Abb. 329: Schlichte Einpassung des Fensters im Bruchsteinmauerwerk mit
einfachem Sturz in Roetgen, Gemeinde Roetgen
Foto: ISL
Informationen zum Planen, Bauen und Gestalten - Baukultur in der nordrhein-westfälischen Eifel
1
1,5
Abb. 330: Gartenfassade mit Fensterläden, Vlatten, Stadt Heimbach
Foto: ISL
Abb. 331: Bruchsteinfassade mit Fensterläden, Wollersheim, Stadt Nideggen
Darstellung und Foto: ISL
zahl von Fenstern in Reihe geplant werden. Vor
allem sollte das Format der Fenster hochformatig gewählt, also das Seitenverhältnis 1,5:1 und
2:1 berücksichtigt, werden. Ein Festerband aus
mehreren Fenstern, die wie eine Reihnung von
stehenden Fensterformaten wirken, wäre auch
denkbar. Querformatige Fensterformate sind
nicht regionaltypisch.
Fensterläden
Fensterläden zum Schutz gegen die extremen
Witterungsverhältnisse sind in der Region zum
Abb. 332: Geschlossene Fensterläden auf Natursteinfassade
in Schevenhütte, Stadt Stolberg
Foto: ISL
Schutz der Fenster und des Innenraumes keine
Seltenheit. Überwiegend kann man zweiflügelige
Fensterläden aus Holz beobachten, wobei sich
die Form der Läden an der Form der zu schützenden Fensterfläche orientiert. Fensterläden
kann man sowohl bei Fachwerk- als auch bei
Massivbauten feststellen. Die Holzläden, welche bei Mauerwerk auf dem Gewände montiert
werden, sind farblich in regionaltypischen Rotund Grüntönen gehalten. Die Fensterflügel sind
meist in Weiß gehalten, wodurch die Farbigkeit
der Läden hervorgehoben wird.
Abb. 333: Fenster mit Natursteingewände und dunklen geschlossenen
Fensterläden, Alt-Breinig, Stadt Stolberg
Foto: ISL
169
bAuformEn
Erhalten Sie möglichst viele Baudetails des alten Hauses, so kann
man die Besonderheit des Ortes
bestmöglich mit modernen Bauweisen verbinden!
1
2
Abb. 334: Moderne Tür mit historischer Türeinfassung in Kronenburg,
Gemeinde Dahlem
Foto: Johannes Böttger, 2010
170
Abb. 335: Natursteineinfassung und alte Holztür mit Oberlicht, Breinig,
Stadt Stolberg
Darstellung und Foto: ISL
Informationen zum Planen, Bauen und Gestalten - Baukultur in der nordrhein-westfälischen Eifel
4.7.
HAuSTÜREN/ TÜREiNFASSuNgEN
Abb. 336: Schema Haustür
Darstellung: ISL
Der Eingangsbereich eines Gebäudes ermög-
Das Oberlicht über der Tür verlängert das Sei-
licht den Zugang zum Innenraum und stellt somit
tenverhältnis der Tür optisch. Manchmal befin-
ein wichtiges Gebäudeelement in der Fassade
den sich in den Türen auch kleine Guckfenster
eines Gebäudes dar. In der Region ist der Ein-
im oberen Drittel der Türfläche.
gangsbereich überwiegend traufseitig angelegt,
also auf der Traufseite des Gebäudes, entweder
direkt an die Straße angrenzend oder über eine
Gewände
vorgelagerte oder seitlich angelegte Hoffläche
Während im Fachwerk Holzrahmungen ver-
erschlossen. Häufig zeigt der Eingangsbereich
wendet werden, sind es in der Massivbauweise
eine kleine Treppe von wenigen Stufen zur Über-
großformatige Natursteine oder gemauerte Zie-
windung der Sockelhöhe. Liegt die Eingangstür
gelsteine, die als Türrahmung und Sturz dienen.
in der straßenseitigen Fassade, ist diese meist
Der Sturz der Fenster und Türen wird dabei
im Fassadenraster axial mit den Fensteröff-
entweder waagerecht oder als Segmentbogen
nungen abgestimmt.
ausgebildet. Durch die farbliche Betonung oder
Verwendung unterschiedlicher Baumaterialien
Die Haustür, im Seitenverhältnis 2,5:1 oder 2:1
treten die Fenster- und Türrahmungen in der
(Höhe zu Breite) zeigt ein stehendes Format und
Fassade als Gestaltungselement besonders her-
ist meist aus Buchen- oder Eichenholz gefertigt.
vor.
Dekorationen beschränken sich auf einfache
Verzierungsformen und unterteilen die Tür in
unterschiedliche Flächen. Typisch für die Region
ist dabei das kleine Fenster, das Oberlicht über
der Tür, welches die Belichtung des Eingangsbereichs im Innenraum ermöglicht.
171
Bauformen
172
Abb. 337: Zeitgemäße Interpretation einer schlichten Tür mit Oberlicht,
Roetgen, Gemeinde Roetgen
Foto: ISL
Abb. 338: Holzeinfassung in Fachwerk in Nideggen, Stadt Nideggen
Foto: ISL
Abb. 339: Neue Tür mit alten Elementen in Nöthen, Stadt Bad Münstereifel
Darstellung und Foto: ISL
Abb. 340: Zeitgemäße Interpretation in Heimbach, Stadt Heimbach
Darstellung und Foto: ISL
Informationen zum Planen, Bauen und Gestalten - Baukultur in der nordrhein-westfälischen Eifel
Abb. 341: Türeinfassung mit Segmentbogen in Baasem, Gemeinde Dahlem
Foto: ISL
Abb. 342: Moderne Haustür mit Oberlicht und Natursteineinfassung in
Reifferscheid, Gemeinde Hellenthal
Foto: ISL
Umsetzung
Die einfach gestaltete Haustür mit einem Oberlicht kann auf unterschiedliche und zeitgemäße
Art interpretiert werden, wie die angeführten
Beispiele gut zeigen. In Anlehnung an die historischen Vorbilder können Proportionen sowie
Einzelelemente wie Oberlicht, Türgriffe, Materialität gut neu eingesetzt werden. Holzeinfassungen oder massive Gewände in anderer
Materialität oder Farbe setzen Akzente in der
Fassade und schaffen ein stimmiges Gesamtbild, welches sich gut in den regionalen Kontext
einfügt.
Abb. 343: Holzeinfassung in Fachwerk mit Oberlicht, Breinig, Stadt Stolberg
Darstellung und Foto: ISL
173
Bauformen
1
1
Abb. 344: Zweiflügeliges Hoftor in Vlatten, Stadt Heimbach
Foto: ISL
Abb. 345: Zweiflügeliges Tor in Zingsheim, Gemeinde Nettersheim
Darstellung und Foto: ISL
Abb. 346: Proportion Scheunentor mit integrierter Personentür und flachem Rundbogen in Breinig, Stadt Stolberg
Darstellung und Foto: ISL
174
Informationen zum Planen, Bauen und Gestalten - Baukultur in der nordrhein-westfälischen Eifel
4.8.
HOF- uND gARAgENTORE
Abb. 347: Hoftor mit Rundbogen in Baasem,
Gemeinde Dahlem
Foto: ISL
In der Region finden wir zwei unterschiedliche
Höhe eines Geschosses auf. Sie sind entweder
Arten und Funktionen von Toren vor. Zum einem
in horizontaler oder vertikaler Holzlattung aus-
gibt es Scheunentore, die die Nebengebäude
geführt. Regionaltypische Farben der Tore sind
(Stallungen und Scheunen) abschließen und
Lackierungen in Ochsenblutrot, Russischgrün,
zum anderen Hoftore, die die Hofflächen vom
Dunkelgrau oder Naturfarben.
Straßenraum abgrenzen.
Gewände
Die Holztore sind meist zweiflügelig ausgebil-
Die Einfassungen der Tore in die Fassade sind
det und im Massivbau durch eine Rundbogen-
ähnlich denen der Fenster und Türen. Im Massiv-
einfassung eingefügt. Bei Fachwerksbauten ist
bau wird meist Naturstein verwendet, im Fach-
der obere horizontale Abschluss gradlinig ausge-
werk ist es Holz, bzw. das Fachwerk selbst.
bildet, um das Tor der Formgebung des Holzge-
Aus konstruktiven Gründen ist der obere Torab-
rüstes anzupassen.
schluss in Massivbauten meist ein Rundbogen,
bedingt durch die enorme Größe. Je steiler der
Neben den zweiflügeligen Klapptoren sind in der
Rundbogen, desto größere Torbreiten können
Region vor allem bei Scheunen auch einfache
überspannt werden.
Schiebetore zu sehen. Sie sind in Führungsschienen eingehängt, die auf die Fassade gesetzt oder integriert sind. Neben kleinen Fenstern
sind in sehr große Tore teilweise Personentüren
eingesetzt, damit nicht bei jedem Passieren das
Öffnen des schweren Tores nötig ist. Die Hofund Garagentore zeichnen sich meist durch ein
Größenverhältnis von 1:1 bis 1:1,5 (Breite zu
Höhe) aus und nehmen die volle bis 1 1/2-fache
175
Bauformen
Abb. 348: Umgebautes Scheunentor zum Hauseingang mit Oberlicht,
Kalterherberg, Stadt Monschau
Foto: ISL
Abb. 349: Neues zweiflügeliges Tor in Kronenburg, Gemeinde Dahlem
Foto: ISL
Abb. 350: Optik eines Scheunentores mit flachem Rundbogen als Haupteingangstür zum Haus in Floisdorf, Stadt Mechernich
Foto: ISL
176
Informationen zum Planen, Bauen und Gestalten - Baukultur in der nordrhein-westfälischen Eifel
Abb. 351: Saniertes zweiflügeliges Hoftor mit abgeschrägten Ecken und mit
für die Region typisch eingebauter Personeneingangstür in Kalterherberg,
Stadt Monschau
Foto: ISL
Abb. 352: Zweiflügeliges Scheunentor mit zwei seitlichen Eingangstüren in
Baasem, Gemeinde Dahlem
Foto: ISL
Umsetzung
Hoftore und Torbögen sollten unbedingt erhalten
schiedenen Nutzungen unter einem Dach wider.
bleiben, da sie den Gebäuden einen ganz be-
Die Farben der Tore sollten mit den Fenster- und
sonderen Charakter geben. Sie können bei Um-
Türfarben abgestimmt werden.
bauten auch als große Belichtungsfläche oder
großer Eingangsbereich umgenutzt werden. Die
Dimension der Hof- und Scheunentore im Verhältnis zu den anderen Öffnungen von Fenstern
und Türen spiegelt sehr gut die ursprünglich ver-
Abb. 353: Türen, Fenster und Scheunentor in einheitlicher Gestaltung in Baasem, Gemeinde Dahlem
Foto: ISL
177
bAuformEn
Abb. 354: Dachlandschaft mit Kaminen in Olef, Stadt Schleiden
Darstellung und Foto: ISL
he
Kaminhö
First
Abb. 355: Position des Kamins auf dem Dach und zum First, Widdau,
Stadt Monschau
Darstellung und Foto: ISL
Hausansicht mit Hecken Bildquelle: DSC_0050.JPG
Abb. 356: Kamin
auf First in Höfen, Stadt Monschau
Darstellung: ISL
Kaminhöhe
Firstlinie
Abb. 357: Kamin mittig auf dem First in der Giebelwand in Breinig,
Stadt Stolberg
Darstellung und Foto: ISL
178
Abb. 358: Kamin mittig auf dem First, Venwegen, Stadt Stolberg
Foto: ISL
Informationen zum Planen, Bauen und Gestalten - Baukultur in der nordrhein-westfälischen Eifel
4.9. KAmiN
Abb. 359: Schema Kamin
Darstellung: ISL
Für die Dachlandschaft ist die Ausführung der
des Kamins in geringem Abstand zu der Firstli-
Kamine von großer Bedeutung. Ruhige Dachflä-
nie festgelegt. Die Firsthöhe überschreitet der
chen und die Stellung der Gebäude zueinander
Kamin nur in geringem Maße. Seltener ist der
prägen die Dachlandschaft, die Kamine sind un-
Kamin zentral in der Giebelwand angeordnet,
tergeordnete Bauelemente.
wodurch es zum Durchbruch durch den First
kommt. Der Kamin wird immer aus massiven
Der Kamin ist jedoch das zentrale Element des
Materialien, entweder Bruchstein oder Ziegeln,
Wohnhauses. In der Wand zwischen Küche und
gemauert und häufig als Witterungsschutz mit
Stube angelegt, durchbricht er traditionell zu-
Schiefer verkleidet (S. 59. Bauen im Grenzland).
sammen mit der Vertikalerschließung, der Treppe, die verschiedenen Ebenen und letztendlich
Umsetzung
als einziges Bauteil das Dach. So war die Lage
In der Planung eines Gebäudes sollte die Lage
des Kamins von Anfang an berücksichtigt werden. Damit er optisch nicht zu sehr in Erscheinung tritt, sollte er Abstand von der Giebelwand
halten und den First nur in geringem Maße überragen. Um die Massivität und Größe des Kamins
zu verringern, sollte er nah am First liegen, diesen aber nicht durchstoßen.
Abstand
Andere Bauteile wie Sonnenkollektoren, Belüftungselemente und Dachfenster sollten möglichst bündig in die Dachfläche eingepasst
werden, um regional typisch einfache Dachflä-
Abb. 360: Kamine mit Abstand vom Giebel in Höfen, Stadt Monschau
Darstellung: ISL Quelle: Guido Bourgeret, 2010
chen zu gestalten.
179
bAuformEn
Abb. 361: Roter Buntsandstein in Nideggen, Stadt Nideggen
Foto: ISL
verwenden Sie die gleichen
Baumaterialien wie bei den
historischen gebäuden oder
nehmen Sie ähnliche Farbtöne
der alten Fassaden auf.
Abb. 362: Fassadenauschnitt eines Gebäudes in Bassem, Gemeinde Dahlem
Darstellung und Foto: ISL
180
Informationen zum Planen, Bauen und Gestalten - Baukultur in der nordrhein-westfälischen Eifel
4.10. mATERiALvERWENDuNg, OBERFLÄCHEN uND FARBWAHL
Die Fassadengestaltung der Fachwerkgebäude
Mauerwerksbauten in der Kalkeifel weiß gekälkt,
ist mit den schwarzen Balken und weißen Aus-
denn in der Umgebung gibt es geologisch be-
fachungen regionaltypisch und in der gesamten
dingt Kalkmulden! Zum Schutz der Hausfassade
Region weit verbreitet. Häufig begegnet man
wurde der Kalk aufgebracht und brachte die farb-
ganzen Straßenzügen, wie in Scheven, Lücke-
lich abgesetzten Fenster-, Tor- und Türelemente
rath, Abenden oder Nöthen, die durch die Fas-
besonders gut zur Geltung. Die Oberflächen der
saden der Gebäude, die Einheitlichkeit der
Fassaden wirken im Gesamteindruck durch die
Fachwerksbauten, einen besonderen Charakter
Verarbeitung der handgefertigte Steine leicht un-
erhalten. Fachwerkbauten wurden in den wald-
eben, zeigen aber das traditionelle Handwerk mit
reicheren Bereichen der Region gebaut und
regionaler Prägung der Region.
stellten einst eine günstigere Bauart im Vergleich
zum Massivbau dar. So ist es nicht ungewöhn-
Die Farbgestaltung der Fassaden ist zwar in
lich, dass einige Gebäude im Untergeschoss in
jedem Dorf der Region unterschiedlich, jedoch
Massivbau und im Obergeschoss im Fachwerk
können bei genauerer Betrachtung durchaus
gebaut wurden.
typische Farbtöne an historischen Gebäuden im
Dorfkern abgelesen werden.
Die Farben der Natursteine zeigen die Verbindung der gebauten Umwelt der Dörfer zur Erde.
Diese regionale Verbindung ist bei Neubauten
In Nideggen z.B. ist die Erde rot. Daher ist auch
heute zumeist nicht mehr wahrnehmbar, auch
der aus der Umgebung gebrochene Naturstein,
der Bezug zur regionalen Farbverwendung ist
der rötliche Bundsandstein, rot und damit auch
größtenteils in den Neubaugebieten und bau-
die Fassaden der Gebäude in Nideggen. Dieser
lichen Erweiterungen der Dörfer in der Region
lokale Bezug zur Erde kann bei allen Mauer-
verloren gegangen. Natursteine der Region sind
werksbauten mit unterschiedlichen Färbungen
zwar als recycelte Baumaterialien erhältlich,
der Natursteine abgelesen werden. So wurden
aber nicht die günstigste Konstruktionsvariante.
181
bAuformEn
Balken
Abb. 363: Fachwerk geschwärzt, Ausfachung verputzt und gestrichen,
Vlatten, Stadt Heimbach
Foto: ISL
Ausfachung
Abb. 364: Fachwerk gestrichen, Ausfachung im Naturton in Vlatten,
Stadt Heimbach
Darstellung und Foto: ISL
Fachwerk
Das regionaltypische Fachwerkgebäude zeichnet
sich durch ein geschwärztes Fachwerk mit weißen
Ausfachungen aus. Meist sind die Ausfachungen
im Lehm verschmiert und weiß verputzt. Man trifft
aber auch auf gemauerte Ausfachungen. Entweder wird das Holz dann in seiner ursprünglichen
Farbe belassen oder zum Witterungsschutz gestrichen, was die dunkelbraune bis schwarze
Optik erzeugt. Die Ausfachungen in Lehm werAbb. 365: Fachwerk natur, Ausfachung gemauert, Vlatten, Stadt Heimbach
Foto: ISL
den ebenfalls entweder im Naturton erhalten oder
zum Witterungsschutz weiß verputzt. Sind diese
gemauert, zeigt sich der Farbton des Ziegels oder
das Mauerwerk wird ebenfalls weiß verputzt. Der
Farbton der Balken ist immer dunkler als der Farbton der Ausfachungen, er variiert meist zwischen
dem Naturton des Holzes und Dunkelbraun bis
Schwarz.
Augenscheinlich besonders auffällig ist der Unterschied zwischen altem handgefertigten und
neuem maschinell gefertigten Fachwerk. Die
alten Fachwerkgebäude erhalten ihren individuellen Charakter und auch ihren Charme durch die
Abb. 366: Fachwerk geschwärzt, Ausfachung gemauert, gestrichen,
Vlatten, Stadt Heimbach
Foto: ISL
182
leicht verzogenen Balken. Die tragenden Balken
Informationen zum Planen, Bauen und Gestalten - Baukultur in der nordrhein-westfälischen Eifel
Abb. 367: Grauwacke in Breinig, Stadt Stolberg
Foto: ISL
Abb. 368: Roter Buntsandstein in Nideggen, Stadt Nideggen
Foto: ISL
und auch die Ausfachungen konnten bei Bedarf
erneuert werden. Kleine Unebenheiten in der Fassade fallen nicht störend auf, sondern geben ihr
ein individuelles „Gesicht“.
Naturstein
Die Natursteingebäude tragen zum individuellen Charakter eines jeden Ortes bei, denn sie
spiegeln die einst lokalen Natursteine in ihren
Fassaden wider. Neben Buntsandstein, der in
verschiedenen Rot-, Gelb- und Brauntönen vorzufinden ist, sind auch Grauwacke und Blaustein
Abb. 369: Roter Buntsandstein in Nideggen, Stadt Nideggen
Foto: ISL
prägend im Vennvorland, im nordwestlichen Bereich der Region, in Ortschaften wie Breinig und
Venwegen. Die Steinfassaden wirken massiv
und beständig, wobei die handwerkliche Bearbeitung der Baumaterialien die Einzigartigkeit
eines jeden Gebäudes aufzeigt. Bei Umbauten
bestehender Gebäude konnte man die Fassade
durch neue Fenster- und Türöffnungen verändern und alte Öffnungen schließen, sowie ganze
Gebäudeteile anbauen. Die historischen Haustypen und Bauweisen waren so über Jahrhunderte wandelbar und ließen eine Anpassung an
die jeweiligen Anforderungen der Nutzer zu.
Abb. 370: Backstein, Vlatten, Stadt Heimbach
Foto: ISL
183
bAuformEn
Abb. 371: Fassadengestaltung mit Schiefer in Dreiborn, Stadt Schleiden
Foto: ISL
Abb. 372: Fassadenverkleidung, schwarze Schindeln
Foto: ISL
Im südwestlichen Bereich der Region, bei Kro-
Verkleidungen
nenburg und Dahlem, zeigen sich vielerorts
Zum Schutz der Fassaden wurde und wird noch
Natursteingebäude mit kalkgeschlemmten Fas-
heute vielerorts mit einer Verkleidung der be-
saden. Bei diesen weiß gekälkten Fassaden ist
sonders wetterbeanspruchten Fassadenseite,
das Natursteinmauerwerk in seiner Struktur wei-
der „Wetterseite“ gearbeitet. Neben der Holzver-
terhin sichtbar, es wird jedoch besser vor Witte-
schalung, die in waagerechter und senkrechter
rungsbedingungen geschützt.
Richtung angebracht wird, sind auch Schiefer
und Tonpfannen als Fassadenverkleidung zu
Backstein
beobachten. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts wur-
Seit dem 19. Jhd. wurden auch Backsteinfas-
den Gebäude aus Kostengründen häufig mit
saden in den Ortschaften gebaut, die erste Ein-
Eternitplatten, Bitumen- oder Dachpappe ver-
flüsse des städtischen Bauwesens darstellen.
kleidet. Darunter befinden sich noch heute häufig
Mancherorts wurden Wohngebäude aus Back-
die alten Fachwerke und Natursteinmauerwerke.
stein erbaut, hauptsächlich handelte es sich
Die Entsorgung, im Besonderen der Eternitplat-
jedoch um Bauten mit besonderer Nutzung wie
ten, stellt allerdings heute einen hohen finanzi-
Schulen, Rathäuser etc. Die Fassadenstruktur
ellen Aufwand dar.
ist feiner und gleichmäßiger als die der Natursteinfassaden, im Gesamterscheinungsbild zeigen die Gebäude dunklere Farbtöne von Gelb,
über Rot bis hin zu Braun, Grau und Grün.
184
Informationen zum Planen, Bauen und Gestalten - Baukultur in der nordrhein-westfälischen Eifel
Abb. 373: Horizontale Holzverkleidung, Haus Denzer in Marmagen,
Gemeinde Nettersheim
Foto: Thomas Koculak, 2007
Abb. 374: Vertikale Holzverkleidung einer Scheune, Vlatten, Stadt Heimbach
Foto: ISL
Materialien Dach
Umsetzung
Die ortsbildprägenden Dacheindeckungen zeich-
Die Verwendung der traditionellen Baumate-
nen sich in besonderer Weise durch dunkle
rialien ist heutzutage meist teuer und schwer
Dachziegel aus, die durch ihre handgefertigte
durchsetzbar. Die lokalen Steinbrüche sind größ-
Form ein bewegtes, aber gleichmäßiges Ge-
tenteils geschlossen. Daher ist lediglich Holz
samtbild zeigen. Diese lösten die einst vorherr-
als lokaler und nachwachsender Rohstoff als
schenden Stroh- und Rieddeckungen ab, die
regionales Baumaterial verwendbar, wobei das
ursprünglich die Dachlandschaft prägten, aber
ursprünglich verwendete Eichenholz ein teures
eine große Brandgefahr darstellten. Schiefer, der
Baumaterial darstellt.
auch lokal zu finden war, wurde als Dachdeckung
für Bauten besonderer Nutzung eingesetzt und
Zunehmend ist der Handel mit lokalen Bauma-
zeigt ein filigraneres Gesamtbild der Dachfläche
terialien aus Abbruchhäusern festzustellen, wel-
im Gegensatz zu einer Dachdeckung mit Stroh
cher eine gute Möglichkeit zum Erwerb lokaler
oder Dachpfannen.
Baustoffe und eine günstige Alternative zu Baumaterialien der Baufachmärkte darstellt. Ent-
Farbwahl
scheidet man sich gegen die Verwendung von
Die Umgebung der Orte und ihre Boden-
lokalen Baumaterialien, so kann auch durch eine
beschaffenheiten spiegeln sich maßgeblich in
farbliche Anpassung des neuen Gebäudes an
den Fassaden der Gebäude wider. Die farblichen
die Farbpalletten der jeweiligen Ortschaft eine
Variationen der Fassaden können von einem
optische Einfügung in den Kontext geschaffen
zum nächsten Ort sehr unterschiedlich sein in
werden. Hierzu werden im Folgenden die Farb-
Abhängigkeit zu den unterschiedlichen Steinen
paletten aufgezeigt, die als Orientierung für Farb-
der einst lokalen Steinbrüche.
und Materialwahl in den jeweiligen Ortschaften
genutzt werden können.
185
Region Stadt Moschau, Gemeinde Simmerath,
Gemeinde Roetgen (z.B. Kalterherberg, Roetgen,
bAuformEn
Höfen, Eicherscheid)
Farben
Benennung der Farben
Fachwerk
RAL 9005 Tiefschwarz
Ausfachung
RAL 9010 Reinweiß
Fenstereinfassung RAL 3009 Oxidrot / Ochsenblutrot
Abb. 375: Foto: ISL
Farben
Benennung der Farben
Fachwerk
RAL 9005 Tiefschwarz
Ausfachung
RAL 9010 Reinweiß
Abb. 376: Foto: ISL
Farben
Benennung der Farben
Fachwerk
RAL 9005 Tiefschwarz
Ausfachung
RAL 9010 Reinweiß
Abb. 377: Foto: ISL
186
Informationen zum Planen, Bauen und Gestalten - Baukultur in der nordrhein-westfälischen Eifel
Region um Stadt Bad Münstereifel, Stadt Mechernich, Gemeinde Nettersheim (z.B. Nöthen, Kommern, Lückerath, Schönau)
Farben
Benennung der Farben
Fachwerk
RAL 9005 Tiefschwarz
Ausfachung
RAL 9010 Reinweiß
Sockel
RAL 7037 Staubgrau
Abb. 378: Foto: ISL
Farben
Benennung der Farben
Fachwerk
RAL 9005 Tiefschwarz
Ausfachung
RAL 9010 Reinweiß
Sockel
RAL 7037 Staubgrau
Fenstereinfassung RAL 3009 Oxidrot / Ochsenblutrot
Abb. 379: Foto: ISL
Sockel
RAL 8011 Nussbraun
Scheunentor
RAL 6004 Blaugrün
RAL 8024 Beigebraun
Mauerwerk
RAL 8028 Terrabraun
RAL 8000 Grünbraun
Fenster
RAL 9010 Reinweiß
Abb. 380: Foto: ISL
187
Region um Gemeinde Hellenthal, Stadt Schleiden
bAuformEn
( z.B. Obereifferscheid, Ramscheid, Ettelscheid)
Farben
Benennung der Farben
Fenstereinfassung RAL 9005 Tiefschwarz
Fassadenputz
RAL 9010 Reinweiß
Abb. 381: Foto: ISL
Farben
Benennung der Farben
Fenstereinfassung
RAL 8025 Blassbraun
Fachwerk
RAL 9005 Tiefschwarz
Ausfachung
RAL 9010 Reinweiß
Abb. 382: Foto: ISL
Farben
Benennung der Farben
RAL 8019 Graubraun
Buntsandsteinsockel RAL 7013 Braungrau
RAL 8014 Sepiabraun
Fachwerk
RAL 9005 Tiefschwarz
Ausfachung
RAL 9010 Reinweiß
Abb. 383: Foto: ISL
188
Informationen zum Planen, Bauen und Gestalten - Baukultur in der nordrhein-westfälischen Eifel
Region um Stadt Stolberg, Gemeinde Roetgen, Gemeinde Hürtgenwald (z.B. Breinig, Venwegen, Rott, Schevenhütte, Hürtgen)
Farben
Benennung der Farben
RAL 7008 Khakigrau
Buntsandstein
RAL 6003 Olivgrün
RAL 7002 Olivgrau
Fenster
RAL 9010 Reinweiß
Abb. 384: Foto: ISL
Farben
Benennung der Farben
RAL 7038 Achatgrau
Buntsandstein
RAL 1020 Olivgelb
RAL 1019 Graubeige
Fenstereinfassung RAL 8004 Kupferbraun
Fenster
RAL 9010 Reinweiß
Abb. 385: Foto: ISL
Farben
Benennung der Farben
RAL 7008 Khakigrau
Buntsandstein
RAL1019 Graubeige
Fensterläden
RAL 6004 Blaugrün
Abb. 386: Foto: ISL
189
bAuformEn
Wählen Sie gedeckte, keine
grellen Farbtöne für Fassade, Dach
und Baudetails und greifen Sie Farben aus dem Ort wieder auf.
Region um Stadt Nideggen, Stadt Mechernich,
Stadt Heimbach, Gemeinde Kall (z.B. Vlatten, Berg,
Muldenau, Sistig, Blens)
Farben
Benennung der Farben
RAL 6014 Gelboliv
Buntsandstein
RAL 7009 Grüngrau
Abb. 387: Foto: ISL
Farben
Benennung der Farben
RAL 9002 Grauweiß
Buntsandstein
RAL 1019 Graubeige
RAL 7006 Beigegrau
Abb. 388: Foto: ISL
190
Informationen zum Planen, Bauen und Gestalten - Baukultur in der nordrhein-westfälischen Eifel
Region um Gemeinde Blankenheim, Gemeinde
Nettersheim, Gemeinde Dahlem (z.B. Nettersheim,
Baasem, Blankenheim, Zingsheim)
Farben
Benennung der Farben
Fassadenputz
RAL 9010 Reinweiß
Fenstereinfassung RAL 3009 Oxidrot / Ochsenblutrot
Abb. 389: Foto: ISL
Farben
Benennung der Farben
Fassadenputz
RAL 9010 Reinweiß
Fenstereinfassung RAL 3009 Oxidrot / Ochsenblutrot
Schieferdach
RAL 7030 Steingrau
Abb. 390: Foto: ISL
Farben
Benennung der Farben
RAL 7008 Khakigrau
Sockel
RAL 8007 Rehbraun
Fensterläden
RAL 6004 Blaugrün
Fenstereinfassung RAL 3009 Oxidrot / Ochsenblutrot
Abb. 391: Foto: ISL
191
bAuformEn
Die hier aufgeführten planerischen Empfehlun-
Nutzen Sie bei Renovierungen die Decken-
gen sollen als Anregungen und Hilfestellung
höhe durch Entfernung von Ausfachungen
verstanden werden, um sich bei Um- und An-
aus, wodurch sich großzügigere Räume er-
bau, Neubau, Restauration und Ergänzung in
geben.
hochbaulichen Aufgaben im ländlichen Raum
leiten zu lassen. Im vorherigen Abschnitt wurden
Elemente der traditionellen Bauformen der Region thematisiert, die zusammengefasst folgende
Empfehlungen bieten:
Wählen Sie eine einfache Dachform ohne
große Dachaufbauten mit einer Dachneigung
von Satteldächern zwischen 45 und 55 Grad.
Diese Dachformen eignen sich gut zum
Dachausbau.
Schaffen Sie längliche Baukörper im Verhält-
Planen Sie geringe Dachüberstände an
nis 1:2 oder 1:3.
Traufe und Ortgang.
Bauen Sie keine aufwendigen Verzierungen
Entscheiden Sie sich bei Bedarf an zusätzli-
in die Fassade Ihres Gebäudes ein.
cher Belichtung des Dachraums nicht für eine
Bauen Sie in Holzständer- oder Fachwerk-
große Dachgaube, sondern kleine Dachgau-
bauweise oder in Massivbauweise mit regi-
ben oder Dachhäuschen in Reihung im glei-
onalen Natursteinen. Möglich ist auch die
chen Raster der Fenster in der Fassade.
Verblendung mit Naturstein oder die Fassa-
Wählen Sie glasierte oder unglasierte Dach-
dengestaltung mit weißem Kalkputz.
pfannen oder Schieferdeckung. Wählen Sie
Planen Sie einen Sockel zwischen 50 bis 100
den Farbton zwischen dunkelgrau und dun-
cm, vorzugsweise gemauert aus Ziegel- oder
kelrot in Abhängigkeit zur überwiegenden
Bruchsteinmauerwerk.
Farbgestaltung der Dachlandschaft im Ortskern.
Planen Sie zweigeschossig oder je nach Zusammenhang mehrgeschossig.
192
Informationen zum Planen, Bauen und Gestalten - Baukultur in der nordrhein-westfälischen Eifel
4.11. pLANERiSCHE EmpFEHLuNgEN
In der Region sind Lochfassaden typisch,
Verwenden Sie lokale Baumaterialien. Oft-
wobei der Anteil der Wandfläche zur Fens-
mals sind diese nicht kostspieliger, wenn man
terfläche höher ist. Wählen Sie dabei für
die Möglichkeit von recycelten Baumateriali-
gestalterische Klarheit und Ruhe eine sym-
en aus Abbruchhäusern über Recyclinghöfe
metrische Anordnung der Fenster und Türen
nutzt. Lokale Baumaterialien haben durch
in der Fassade.
die besondere Qualität des regionalen Hand-
Planen Sie hochformatige Fenster (im Grö-
werks immer zu einer starken regionalen
ßenverhältnis 1:1, 1,5:1 oder 2:1) oder Fensterbänder mit einer vertikalen Gliederung.
Betonen Sie die Fenster- und Türöffnungen
durch eine farblich hervortretende Rahmung
aus Naturstein oder Holz.
Prägung geführt und sollten auch in Zukunft
verwendet werden.
Architektur und Anlagen zur regenerativen
Energiegewinnung müssen in zukunftsweisenden Konzepten für Fassaden- und Dachgestaltung integrativ und in Harmonie mit dem
Planen Sie ein Oberlicht über der Tür zur bes-
regionalen Kontext entwickelt werden.
seren Belichtung des Innenraumes. Wählen
Sie schlichte Türen, vorzugsweise Holztüren,
Bauteile wie Sonnenkollektoren, Belüftungse-
im Größenverhältnis 2,5:1 oder 2:1 (HxB)
lemente und Dachfenster sollen bündig in die
Wählen Sie gedeckte, keine grellen Farbtöne
und regional typische Dachflächen zu gestal-
für Fassade, Dach und Baudetails und greifen
ten.
Dachfläche eingepasst werden, um schlichte
Sie Farben aus dem Ortskern auf. Verwenden
Sie ähnliche Farbtöne der alten Fassaden
und Dächer.
Legen Sie Solar-Photovoltaik Paneele als eine
zusammenhängende Fläche ohne Zerstückelung und in der Farbgebung der Dachfläche
an, um sie der Dachfläche unterzuordnen.
193
Herunterladen