............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................. DIENSTAG, 10. SEPTEMBER 2013 SEITE 12 ............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................. Gesundheit .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Z a h l d e s Ta g e s 28 Gut jede vierte Frau vergisst die Pille einmal im Monat. Laut einer repräsentativen Gfk-Umfrage ist 28 Prozent diese Panne schon einmal passiert, 7 Prozent davon sogar zweimal oder öfter. Außerdem war jede vierte Frau mit der nächsten Pillenpackung mindestens einmal zu spät dran. Nicht überraschend ist deshalb das Ergebnis, dass jede zehnte Frau angab, mindestens einmal ungewollt schwanger gewesen zu sein. .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Te r m i n Treff für Menschen mit Cochlea Implantat Am Sonnabend, dem 14. September 2013 findet um 10 Uhr in den Räumen von Hörbiko-Neubrandenburg (Pawlowstraße 12), der nächste Treff der Selbsthilfegruppe für Menschen mit einem Cochlea Implantat aus Mecklenburg-Vorpommern statt. Dieses Mal wird Elke Prehn, Leiterin der Beratungsstelle des Elternverbandes hörgeschädigter Kinder des Landesverbandes MV , zu „Sozialrecht – Hilfen und Zuständigkeiten für Menschen mit Hörschädigung“ referieren. Sie wird unter anderem über gesetzliche Grundlagen zu Antragsverfahren, Verordnungen, Fristen und Widersprüchen sowie über das Schwerbehindertenrecht und den daraus folgenden Nachteilsausgleichen informieren. Interessierte CI-Träger mit ihren Angehörigen sind herzlich eingeladen. Anmeldungen sind erwünscht unter der Telefonnummer 0395/ 7071833. FOTO: FRANZISKA KOARK Viele ältere Menschen haben einen geringeren Energieumsatz als Jüngere. Das hat nicht alleine etwas mit dem Geburtsdatum zu tun: „Im Alter bewegen sich die meisten weniger, dadurch nimmt die Muskelmasse ab“, erläutert Achim Bub vom Max-Rubner-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel. Auch Veränderungen im Hormonhaushalt würden dazu beitragen, dass weniger Muskeln aufgebaut werden. Weniger Muskelmasse bedeutet aber einen sinkenden Grundumsatz – also der Energiebedarf, den der Körper im völligen Ruhezustand für Atmung, Herzschlag und den Erhalt der Körpertemperatur hat. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung braucht ein 80-jähriger täglich etwa 400 Kalorien weniger als ein 30-Jähriger. Das entspricht einer Tafel Schokolade oder einer Bockwurst mit Brötchen und Senf. Wie viel Kalorien der Einzelne braucht, lässt sich schwer pauschal sagen: Es kommt auf die Größe und das Gewicht an. Und natürlich darauf, wie aktiv jemand ist. Ein durchtrainierter 70-Jähriger verbraucht mehr Kalorien als ein schlaffer 25-Jähriger. Der Energiebedarf schwankt also je nach körperlichen Voraussetzungen und Lebensstil sehr stark. Ein Mann über 65 Jahre beispielsweise, der ausschließlich liegt oder sitzt, hat einen Energiebedarf von 1629 Kalorien pro Tag. Dieser Wert kann aber nur ein Anhaltspunkt sein. Exakte Daten liefert nur eine Messung des Grundumsatzes. Eisenmangel kann dafür sorgen, dass die Haut fahl aussieht und Fingernägel leicht abbrechen. Auch Haarausfall und eingerissene Mundwinkel sind Anzeichen, dass dem Körper das Spurenelement fehlt. Eisenhaltige Nahrung wie Fleisch, Vollkornprodukte, grünes Gemüse und Hülsenfrüchte gleichen das wieder aus. Spinat ist allerdings kein guter Eisenlieferant, obwohl dies häufig angenommen wird. Die in ihm enthaltende Oxalsäure verhindert eher, dass Eisen aufgenommen wird. Eine Notfallhilfe gegen brüchige Fingernägel sind spezielle Schutzlacke. Nicht nur eine Charakterschwäche Deutsche Gesellschaft für Bipolare Störungen kommt zur Jahrestagung in Greifswald zusammen / Große Rolle der Selbsthilfe betont 1979 erkrankte der Komponist und Musiker Martin Kolbe an einer Bipolaren Störung. Die psychische Krankheit beendete seine Karriere als Gitarrist – nach rund 1000 Konzerten, Auftritten im „Rockpalast“, Arbeit als Studiomusiker für Liedermacher Hannes Wader, Jazzrocker Volker Kriegel oder die Blueserin Anne Haigis. Heute sagt er, er habe selbst gut 30 Jahre gebraucht, bis er gelernt hatte, mit der manisch-depressiven Erkrankung zu leben. Statt auf der Bühne zu stehen engagiert sich Kolbe in der Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen (DGBS). Diese bereitet gerade ihre 13. Jahrestagung in Greifswald vor, die vom 26. bis 28. September stattfinden wird. Ralph Schipke sprach mit Martin Kolbe. Ist der Eindruck richtig: Auf der medizinischen Fachtagung der DGBS arbeiten Behandelte, Behandelnde und betroffene Angehörige sehr eng zusammen? Das ist doch eher ungewöhnlich. Kolbe: Wahrscheinlich ist das ein Zukunftsmodell, auf das andere Gesellschaften, die sich mit häufig auftretenden – speziell psychiatrischen – Krankheiten befassen, neidisch sein können. Unsere Arbeitsweise ist leider noch nicht der Normalfall. Üblich ist es, dass sich die Profis unter sich treffen und ihr Fachchinesisch austauschen. Betroffene und erst recht Angehörige sind bei solchen Tagungen außen vor. Es ist wirklich eine Besonderheit der DGBS, dass wir ein triologischer Verein sind. Bei uns sitzen alle drei Parteien mit im Boot. Sie erwähnten die wichtige Rolle der Angehörigen. Wie wichtig ist das Thema Selbsthilfe bei einer Bipolaren Störung? Bei der Behandlung und dem Umgang mit psychischen Störungen ist Selbsthilfe ein wichtiger Baustein und hat vorbeugende Effekte. Das Feedback anderer Betroffener kann für den Kranken sehr wichtig sein. Das Gefühl, du bist nicht allein mit dem Thema. Betroffene sind oft sensibler und weniger hilflos als unbeteiligte Außenstehende. Auch über unser Bipolar- Forum in Internet kann man solche pressive oft noch nicht genug wahrgeMenschen kennenlernen und viel über nommen. Es sind inzwischen „Volksdie Krankheit erfahren. Diagnosen krankheiten“. Oft mit extremen Konstellen und ernsthafte Probleme kann sequenzen. Die Suizidzahlen sind einaber nur der Fachmann oder die Fach- fach erschreckend. Die Bipolare Störung ist in der Öffentlichkeit hierzufrau – sprich ein Therapeut – lösen. Thema der 13. DGBS-Tagung ist lande noch zu wenig bekannt. Doch ist „Leben im eigenen Rhythmus“. es gerade wichtig, über diese Krankheit ganz offen zu kommunizieren, sie Warum? Das ist für die Erkrankten und Ange- nicht einfach als Makel oder Charakhörige eine Schlüsselfrage. Einerseits terschwäche abzutun. Sonst haben die ist die Erkrankung selbst einem star- Betroffenen nicht nur mit Problemen ken Rhythmus zwischen manischen zu kämpfen, dass sie Unterstützung und depressiven Phasen unterworfen. von Freunden und Familie verlieren, Und dazwischen gibt es ein Normalni- sondern dazu noch aus der Gesellveau. Anderseits hilft ein ziemlich schaft ausgegrenzt werden. Für mehr exakter Tagesrhythmus dem Einzel- Öffentlichkeit kämpfen inzwischen nen, mit der Krankheit viel besser klar einige Prominente, die selber erkrankt sind und zu ihrer Erkrankung stehen zu kommen. Sind psychische Erkrankungen zur- und darüber in Zeitungen oder Büchern sprechen. Der Maler Vincent zeit in Mode? Es scheint in mancher Chefetage zum van Gogh, Nirvana-Sänger Kurt Coguten Ton zu gehören, sein „Burnout“ bain oder die Soul-Stimme Amy Winegehabt zu haben ist so etwas wie ein house gingen hingegen an dieser „Gütesiegel“ für ein knallhartes, effi- Krankheit zugrunde. zientes Arbeitsklima. Nicht jede Stim- . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagungsinformationen und mehr mungsschwankung muss auch gleich zur Krankheit unter: vom Psychiater behandelt werden. www. dgbs.de Trotzdem werden Bipolare oder De.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Ältere haben geringeren Energiebedarf ................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................. Gewusst? Eisenmangel macht Nägel brüchig Moderne Therapien für Krankheiten der Seele Serie über Krankenhäuser in MV / Heute: Bethanien-Krankenhaus der Odebrecht-Stiftung Greifswald Johanna Odebrecht war ein Mädchen aus gutem Hause – ihr Vater war Mitte des 19. Jahrhunderts Bürgermeister in Greifswald. In ihrem Testament verfügte sie, dass vor den Toren der Stadt ein „Heim für gefallene Mädchen“ entstehen solle – das Geld stellte sie zur Verfügung. Die nach ihr benannte Stiftung ist noch heute Träger des evangelischen Bethanien-Krankenhauses an der Gützkower Landstraße – nicht mehr vor den Toren der Stadt, sondern nicht weit vom neuen Campus der Universität entfernt. Auch zu DDR-Zeiten wurden hier Kranke behandelt, Alte und Behinderte betreut. Seit den 1980er Jahren wurden es immer mehr Betten für psychisch Kranke. In der folgenden Dekade wurde an der Uniklinik die Psychiatrie aufgelöst – der Behandlungsauftrag ging an das Bethanien-Krankenhaus über. Bis heute werden hier erwachsene Patienten aus der Region Greifswald, Ostvorpommern, Demmin und Usedom behandelt. „Unsere Kapazitäten sind an der Belastungsgrenze“, sagt Chefarzt Dr. Jens Langosch. „In den letzten Jahren haben wir vor allem die Zahl der TagesklinikPlätze erhöht. Bei uns ist sie jetzt im Verhältnis zur Gesamtbettenzahl bundesweit am größten.“ Dabei gibt es Tageskliniken und Ambulanzen nicht nur in Greifswald, sondern auch in Wolgast und Demmin. Die Schon vor mehr als 100 Jahren wurde das Bethanien-Krankenhaus in Greifswald eröffnet. FOTO: KRANKENHAUS dezentrale Organisation kommt den Patienten zugute, die auf diese Art wohnortnah betreut werden können. Im Haus selbst gibt es eigene Stationen für die verschiedenen Krankheitsbilder wie Depressionen, Suchterkrankungen, Demenz oder Psychosomatik. „Moderne Psychiatrie ist sehr komplex“, erklärt Langosch. „Deshalb muss die Behandlung störungsspezifisch und mit speziell geschultem Personal erfolgen.“ Hier wird zum Beispiel die Elek- tro-Krampf-Therapie angeboten. Sie hilft Patienten mit schweren Depressionen – die Erfolgsquote liegt bei über 80 Prozent, so Langosch. „Dabei wird in Narkose ein künstlicher epileptischer Anfall ausgelöst und dadurch – bildlich gesprochen – die Reset-Taste im Gehirn gedrückt. Nach fünf bis zehn Anwendungen ist die Depression behandelt.“ Auch alle anderen modernen psychiatrischen Therapieansätze werden hier verfolgt. Behandelt werden auch Notfäl- le – im Durchschnitt kommen drei bis zehn Patienten pro Tag, die akut Hilfe brauchen. „Dafür haben wir die Kapazitäten, wir müssen niemanden abweisen. Wartelisten gibt es bei uns nur für Krankheitsbilder, die kein sofortiges Eingreifen erfordern.“ In die Institutsambulanz des Bethanien-Krankenhauses kommen viele Menschen mit psychischen Problemen, die bei niedergelassenen Fachärzten keine Termine bekommen. In diesem Bereich gebe es einfach zu wenig Angebote, meint Langosch. Für einige Störungen gibt es Spezialsprechstunden. So werden in der Memory-Klinik zum Beispiel Patienten mit Gedächtnisstörungen behandelt. Überhaupt seien die Angebote für ältere Patienten hier besonders gut, so der Chefarzt. Derzeit entsteht sogar ein neues Gebäude für diese Zwecke, da die Versorgung der Senioren einer der wichtigsten Punkte für die Zukunft sei. Dörte Rahming STECKBRIEF Betten: 158 stationär/ 88 in der Tagesklinik Beschäftigte: 270 Patienten: ca. 2600 stationär/ 5600 ambulant Tel. 038 34 – 54 30 www.odebrecht-stiftung.de