Programm für die Präsentation der Forschungsprojekte WiSe 2014/15 8. und 9. April 2015 Religionswissenschaftliches Institut, GKO, Universität Leipzig Mittwoch 8. April 2015 Ort: Raum M 203 Schiller-Str. 6/ Magazingasse 6 Rezeption und Lehre – Deskriptive und didaktische Fragen 09:00 Florian Illerhaus: Ásatrú – neogermanisches Heidentum. 09:45 Julia Heilen: Planung und Durchführung einer Lehrveranstaltung – „Einführung in das Islamische Recht für Religionswissenschaftler“. 10:30-11:00 Kaffeepause Kampfkunst und Weltanschauung 11:00 Dorothea Kammler: Kyudo – Die Weltanschauung des japanischen Bogenschießens und ihre heutige Rezeption. 11:45 Gerry Dramburg: Die Weltanschauung in der japanischen Schwertkunst. 12:30-13:30 Mittagspause Religiöse Dynamik I 13:30 Benjamin Rübsam: Dionysius areopagita als prisma religiöser dynamik der spätantike. 14:15 Johann Falk: Mission im frühen institutionellen Buddhismus in Deutschland. 15:00-15:30 Kaffeepause Religiöse Dynamik II 15:30 Florian Illerhaus: Martha Küntzel als Theosophin und Thelemitin. 16:15 Ahmad Jamali: Islamischer Sufismus ein religiöser Nonkonformismus? Eine Untersuchung des Sufismus als Religiöser Nonkonformismus im Kontext der islamischen Orthodoxie. Ende ca. 17:00 Donnerstag 9. April 2015 Ort: Raum M 203 Schiller-Str. 6/ Magazingasse 6 Neue Religion, andere Regeln – Methodische und theoretische Gedanken 09:45 Colin Rosenberg: Theological Correctness. 10:30 Janine Petzold: Gegenüberstellung der Speisegebote des orthodoxen Judentums mit den Speisevorschriften des sunnitischen Islams. 11:15 Tom Bioly: Rationale Entscheidungen in Mekka - Die Rational-Choice-Theorie als Zugang zu religionsgeschichtlichen Problemen am Beispiel der Entstehung der muslimischen Gemeinschaft. 12:00-13:00 Mittagspause Religion rezipieren? I – Medien und Monitoring 13:00 Julius Plumeyer: Die Rezeption des Bushidō in Jim Jarmuschs 'Ghost Dog'. 13:45 Nadja Sthamer: Religion im Konflikt. Religion als Ursache internationaler Konflikte – Eine zulässige Kategorie im Monitoring? 14:30-15:00 Kaffeepause Religion rezipieren? II – Musik 15:00 Carolina Neubert, Patrick Lehmann: Antisemitische Ressentiments in rechtsextremer Rockmusik – Welche Antisemitismen werden bedient? Ende ca. 16:15 Abstracts Mittwoch 8. April 2015 Florian Illerhaus: Ásatrú – Neogermanisches Heidentum. Dieses Forschungsprojekt befasste sich mit dem Eldaring e.V., eine Gruppe, die sich selbst als religiöse Gruppierung in germanischer Glaubenstraditionen stehend betrachtet. Zentrale Glaubensinhalte und Rituale werden beschrieben, sowie die Erfahrungen aus teilnehmender Beobachtung geschildert und die Ergebnisse einer Befragung der Mitglieder des Leipziger Stammtisches des Eldaring vorgestellt. Julia Heilen: Planung und Durchführung einer Lehrveranstaltung – „Einführung in das Islamische Recht für Religionswissenschaftler“. Das Forschungsprojekt zielt darauf ab, die strukturelle und vorbereitende Planung und Konzeption einer religionswissenschaftlichen Lehrveranstaltung transparent zu machen, die Durchführung derselben zu dokumentieren und zu analysieren. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sollen als Ergebnisse vorgestellt werden. Dorothea Kammler: Kyudo – Die Weltanschauung des japanischen Bogenschießens und ihre heutige Rezeption. Kyudō, wie anderen Budō-Disziplinen, wird ein spiritueller, ja religiöser Charakter zugesprochen. Verschiedene religiöse Strömungen, wie der Konfuzianismus und Buddhismus, haben tatsächlich Einfluss auf die japanischen Kampfkünste genommen. Doch wie stark der religiöse Aspekt in den Kampfkünsten ausgeprägt ist, habe ich versucht anhand verschiedener Publikationen u.a. von Herrigel, Yamada und Onuma zu untersuchen. Und wie wichtig ist der religiöse Aspekt im modernen Kyudō? Diesbezüglich habe ich die Darstellung des Kyudō durch die International Kyudo Federation (http://www.ikyf.org/) betrachtet. Gerry Dramburg: Die Weltanschauung in der japanischen Schwertkunst. Der japanischen Schwertkunst werden spätestens seit dem 17. Jhr. religiös-philosophische Einflüsse nachgesagt und auch das moderne Kendô (Weg des Schwertes) der Gegenwart wird mitunter, wenn nicht als sogar Lebensphilosophie, so doch zumindest eine Art Lebenshilfe betrachtet. In meiner Untersuchung möchte ich der Frage nachgehen, wie viel von diesen religiös-philosophischen Einflüssen noch immer im Kendô zu finden sind. Dazu habe ich u.a. die Websites des japanischen Kendôdachverbands (All Japan Kendô Federation), des Deutschen Kendôbunds, sowie deutscher Kendôvereine analysiert, um zu ermitteln: a) wie Kendô dort dargestellt wird und b) welche etwaigen Einflüsse sich daraus erkennen lassen. Benjamin Rübsam: Dionysius areopagita als prisma religiöser dynamik der spätantike. Es ist die Zielsetzung dieser Arbeit eine Übersicht zu geben über die Entwicklung eines einheitlichen christlichen Systems aus den religiösen Traditionen der Antike, im Umfeld pluraler religiöser Gesellschaften und die symbolischen Transformationen zu beschreiben, die dafür von Areopagita vorgenommen werden, sowie deren Auswirkungen auf die Dynamiken der Kirche. Johann Falk: Mission im frühen institutionellen Buddhismus in Deutschland. Die Forschungsarbeit widmet sich dem frühen institutionellen Buddhismus in Deutschland. Durch Analyse der herausgegebenen Schriften dieser Gruppen, und der Untersuchung der internationalen Kontakte, soll herausgestellt werden, auf welche Aspekte der Lehre des Buddha man besondere Aufmerksamkeit gelegt hat, um diese in zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland zu verbreiten. Florian Illerhaus: Martha Küntzel als Theosophin und Thelemitin. Die pensionierte Lehrerin und Theosophin Martha Küntzel traf 1925 den englischen Magier, Freimaurer und Gründer der neuen Religion Thelema, Aleister Crowley. Sie wurde eine brennende Verehrerin Crowleys und seine wichtigste Verbindung zu den deutschen Thelemiten. Mit Quellen u.a. des Sächsischen Staatsarchivs, erhaltenen Briefwechseln und intensiver Beschäftigung mit dem okkulten und devianten Milieu Leipzigs wird versucht das Wirken Küntzels für Theosophie und Thelema in Leipzig zu rekonstruieren. Ahmad Jamali: Islamischer Sufismus ein religiöser Nonkonformismus? Eine Untersuchung des Sufismus als Religiöser Nonkonformismus im Kontext der islamischen Orthodoxie. Bei meiner Präsentation geht es um folgende wichtige Punkte: Kann der islamische Sufismus (islamische Mystik) als Nonkonromismus beizeichnet werden? Was ist Nonkonformismus? Sind alle Sufis Nonkonformisten? Ich versuche bei dem Vortrag durch zwei mystische Texte zu zeigen, dass entsprechend der Definition des Nonkonformismus einige islamische Mystiker als Nonkonrmisten bezeichnet werden können. Abstracts Donnerstag 9. April 2015 Colin Rosenberg: Theological Correctness. Der Psychologe Justin L. Barrett ist einer der Pioniere der kognitiven Religionsforschung (Cognitive Science of Religion) und steuerte seit den 1990er Jahren einige Formulierungen und Konzepte bei, auf die in diesem noch neueren Forschungsfeld Bezug genommen wird. Einer dieser Begriffe ist die sogenannte „Theological Correctness“. Das Konzept bedient die Fragestellung, inwieweit persönliche Gottesvorstellungen tatsächlich im Einklang stehen mit den kulturell erlernten, also den theologisch formulierten Aussagen über die Eigenschaften Gottes. Mit seinen Kollegen entwirft er ein psychologisches Experiment, dessen Ergebnisse er gemäß der Fragestellung interpretiert und in den Duktus der kognitiven Religionsforschung einordnet. Janine Petzold: Gegenüberstellung der Speisegebote des orthodoxen Judentums mit den Speisevorschriften des sunnitischen Islams. Im Fokus steht die vergleichende Betrachtung der Speisevorschriften des orthodoxen Judentums mit jenen des sunnitischen Islams. Hierbei wird Bezug genommen auf Einteilung, Verarbeitung, Bedeutung und Genuss von Lebensmitteln, sodass entscheidende Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Lebensweisen hinsichtlich der Speisegebote herausgestellt und analysiert werden. Gleichwohl werden Produkte, die als „koscher“ und „halal“ gelten, hervorgehoben. Darüber hinaus sollen neben den Speisevorschriften die Fastenzeiten der beiden gegenübergestellten Religionen, die ebenfalls dem Ziel dienen, ein Leben in ritueller Reinheit zu ermöglichen, eine Rolle einnehmen. Tom Bioly: Rationale Entscheidungen in Mekka - Die Rational-Choice-Theorie als Zugang zu religionsgeschichtlichen Problemen am Beispiel der Entstehung der muslimischen Gemeinschaft. Die Rational-Choice-Theorie ist unter den theoretischen Zugängen in der Religionswissenschaft alles andere als die erste Wahl. Mitunter trifft sie aufgrund ihres Ursprungs in der Volkswirtschaftslehre der Vorwurf, menschliches Verhalten auf ökonomische Prinzipien zu reduzieren. Zum größten Teil wird sie aber gar nicht erst beachtet. An einem Beispiel aus der Anfangszeit des Islams zeigt sich jedoch, dass Rational Choice durchaus als Chance für die religionsgeschichtliche Forschung gelten kann. So erweist sich das ursprünglich intime und familiäre Netzwerk um den Propheten Mohammed als entscheidender Ausgangspunkt für die Entstehung der muslimischen Gemeinschaft. In diesem Kontext können mittels des Kapital-Konzeptes bestimmte individuelle und kollektive Entscheidungen veranschaulicht werden. Unter anderem lässt sich damit – vielleicht erstmals – der Fortbestand und die Weiterentwicklung der Gemeinschaft in der riskanten Situation bis zu ihrer Auswanderung nach Medina zusammenhängend erklären. Julius Plumeyer: Die Rezeption des Bushidō in Jim Jarmuschs 'Ghost Dog'. Jim Jarmusch gilt als einer der prominentesten zeitgenössischen Regisseure des Independentfilm-Genres. In seinem 1999 erschienenen Film Ghost Dog versetzt er seinen gleichnamigen Protagonisten als modernen Samurai in eine amerikanische Großstadt des ausgehenden letzten Jahrhunderts und lässt damit räumliche und zeitlich getrennte Weltanschauungen aufeinander prallen. Ausgehend vom im Seminar behandelten Begriff des Bushidō und mithilfe der Methode der Filmanalyse möchte sich der Vortrag mit der Rezeption des Samurai-Kodex im Film auseinandersetzen und erörtern, in welcher Art und Weise Jarmusch dieses Motiv in seinem Film umsetzt und interpretiert. Nadja Sthamer: Religion im Konflikt. Religion als Ursache internationaler Konflikte – Eine zulässige Kategorie im Monitoring? Laut Huntingtons weithin berühmter These vom "Clash of Civilizations" befindet sich die Welt in einem globalen Neuordnungsprozess, in der die Glaubenszugehörigkeit als universelles Abgrenzungs- und Identitätsmerkmal gilt. Auch, wenn Huntingtons These weitestgehend als wissenschaftlich unzureichend gelten, darf daraus gleichwohl nicht geschlossen werden, dass Unterschiede in religiösen Bekenntnissen für die Konflikte der Gegenwart folgenlos sind. Daraus lässt sich die Frage ableiten: Ist Religion selbst eine zulässige Kategorie in der Ursachenanalyse internationaler Konflikte? Inwiefern lässt sich das in Konfliktmonitoren als Ursachenkategorie wiederspiegeln? Carolina Neubert, Patrick Lehmann: Antisemitische Ressentiments in rechtsextremer Rockmusik – Welche Antisemitismen werden bedient? In unserer Forschungsarbeit untersuchen wir rechtsextreme Musik hinsichtlich ihrer antisemitischen Ressentiments. Wir wollen herausarbeiten welche Hintergründe diese haben, dabei orientieren wir uns an einem Untersuchungsraster, was auf der Unterscheidung zwischen religiös und rassisch motiviertem Antisemitismus basiert und gehen auch der Frage nach, ob diese Unterscheidungskriterien ausreichen.