Fakultät für Physik und Geowissenschaften Physikalisches Grundpraktikum O 17a „Beugung (Laserlicht)“ Aufgaben 1. Bestimmen Sie durch Beugung (Fraunhofer, Fresnel) von Laserlicht am Einfachspalt dessen Breite. Messen Sie hierzu die Intensität des gebeugten Lichts mit einer CCD-Zeilenkamera; bestimmen Sie die Spaltbreite aus der Lage der Minima verschiedener Ordnungen. 2. Nehmen Sie die Intensitätsverteilung des an einem Doppelspalt gebeugten Laserlichts mit einer CCD-Zeilenkamera auf. Bestimmen Sie den Mittenabstand der Spalte und die Spaltbreite aus (a) der Lage der Minima verschiedener Ordnungen sowie durch (b) den Fit des bekannten FraunhoferBeugungsbilds an die Daten. 3. Bestimmen Sie die Gitterkonstante eines Transmissionsgitters durch Ausmessung der Lage der Maxima. Literatur Physikalisches Praktikum, 13. Auflage, Hrsg. W. Schenk, F. Kremer, Optik, 2.0, 2.2, 2.3 Gerthsen Physik, D. Meschede, 22. Auflage, 517-524 Zubehör Diodenlaser mit Strahlaufweitung (λ = 636 nm), CCD-Zeilenkamera (Thorlabs mit Software), PC, Drucker, Messschraubenokular, Polarisationsfilter, Einzel- und Doppelspalt, Transmissionsgitter, Reflexionsgitter, Millimeterskale mit Lochblende Schwerpunkte zur Vorbereitung - Interferenz, Kohärenz, Kohärenzbedingung - Beugung am Spalt, Doppelspalt, Reflexions- und Transmissionsgitter - Beugung nach Fraunhofer und Fresnel - Aufbau und Funktionsweise eines Lasers, He-Ne-Laser - Eigenschaften von Laserlicht, Gesetz von Malus - Prinzipieller Aufbau eines CCD-Sensors 1 Sicherheitshinweis Der Laser-Primärstrahl (Laserklasse 2) hat eine Leistung von ca. 1 mW. Direktes Hineinsehen in den Laser-Primärstrahl kann zu Augenverletzungen führen. Bei der Beobachtung der Interferenz mit einem Okularmikrometer Ist ein Polarisationsfilter zur Abschwächung der Intensität zwischen Laser und Spalt einzubringen (Gesetz von Malus). Fraunhofersche- und Fresnelsche Beugung Es wird bei Beugungserscheinungen zwischen der Beugung (Beobachtungsart) nach Fraunhofer und nach Fresnel unterschieden. Bei der Fraunhoferschen Beugung oder Beugung paralleler Strahlen betrachtet man die Beugung ebener Wellen. Im letztgenannten Fall ist der Abstand zwischen Lichtquelle und dem Hindernis (z.B. Spalt), an dem die Beugung erfolgt, und der Abstand zwischen Beobachtungspunkt und Hindernis stets unendlich. Im Experiment erreicht man diese Art von Beugung, indem man die Lichtquelle in den Brennpunkt einer Sammellinse stellt oder eine Lichtquelle (Laser) verwendet, die selbst ebene Wellen aussendet. Das Beugungsbild betrachtet man in der Brennpunktsebene einer Sammellinse auf einem Schirm oder wie in unserem Fall mit einer CCD-Zeilenkamera. Als Fresnelsche Beugung wird jene Art von Lichtbeugung bezeichnet, bei deren Berechnung die Krümmung der Wellenfront der einfallenden sowie der gebeugten Welle nicht vernachlässigt werden kann, die Strahlen also nicht parallel verlaufen. Fresnelsche Beugung tritt dann auf, wenn sich sowohl die Lichtquelle als auch die Beobachtungsebene des Beugungsbildes oder auch nur letztere sich in einem endlichen Abstand zu dem beugenden Hindernis befindet. Die Berechnung dieser Probleme ist zumeist sehr kompliziert. Für Fresnelsche Beugung am geraden Spalt entscheidet u. a. die Größe des Wellenparameters w über die Intensitätsverteilung in der Beobachtungsebene w= λa b . Dabei sind a der Abstand zwischen Spaltebene und der zu ihr parallelen Beobachtungsebene, b die Spaltbreite und λ die Wellenlänge des verwendeten monochromatischen Lichts. In analoger Weise bestimmt bei der Beugung am Doppelspalt (Spaltabstand g) die Fresnel-Zahl NF mit NF = g2 den 4a λ Übergang der Beobachtung der Fresnel-Beugung zur Fraunhofer-Beugung für NF < 1. Abb. 1.1 Schematische Darstellung der Intensitätsverteilung bei Beugung an einem breiten Spalt (w <<1) 2 Für w ≈ 1 umfassen die Intensitätsschwankungen den gesamten Bereich zwischen x1 und x2. Je nach dem Wert von w kann in der Mitte des Beugungsbilds ein Maximum oder ein Minimum der Intensität auftreten. Bei w>>1 (b>λ) aber entspricht das Beugungsbild dem der Fraunhoferschen Beugung. Das Hauptmaximum der Intensität befindet sich hinter der Spaltmitte und ist umso mehr "verschwommen", je enger der Spalt ist. Hinweise zu Aufgabe 1 Die Auswahl des Einfachspaltes (A, B oder C) wird vom Betreuer vorgenommen. Es ist die Beobachtungsart nach Fraunhofer zu realisieren. Dazu stellt man den Spalt (Abb. 1.2) so auf, dass seine Ebene senkrecht zur Achse der optischen Bank steht. Das auftreffende Licht passiert die rechteckige Öffnung des Spaltes zum Teil ungestört in seiner ursprünglichen Richtung und wird zum anderen Teil gebeugt. Abb. 1.2 Zur Beugung nach Fraunhofer Alle die durch den Spalt der Breite b ungestört hindurchtretenden achsenparallelen (nicht gebeugten) Strahlen werden in der Brennebene F′ der Sammellinse L bei x = 0 gesammelt. Ihr Gangunterschied ist null, so dass sie sich verstärken. Der Gangunterschied Δ ist definiert als die Differenz der optischen Weglängen s (Δ = s1-s2 für Luft mit der Brechzahl n = 1) der miteinander interferierenden Strahlen. Parallelstrahlen, die von einzelnen Punkten des Spaltes unter dem gleichen Winkel α ausgehen (homologe Punkte), werden bei x = f tanα vereinigt, wobei f die Brennweite der Sammellinse ist. Zwischen diesen Strahlen treten jedoch Gangunterschiede Δ auf. Ist z.B. Δ= λ zwischen den beiden Randstrahlen, so löschen sich jeweils ein Strahl der oberen und der 3 unteren Spalthälfte, die von zwei Spaltpunkten mit dem Abstand b/2 ausgehen, bei Vereinigung durch L gegenseitig aus. Für das Minimum beliebiger Ordnungen1 (n = ±1, ±2,...) gilt dann b sinα n = n λ . (1) Minimale Beleuchtungsstärke (Dunkelheit) tritt in der Brennebene F′ an den Stellen ⎡ ⎛ n λ ⎞⎤ xn = f tanα n = f tan ⎢arcsin ⎜ ⎟⎥ ⎝ b ⎠⎦ ⎣ auf. Für kleine Beugungswinkel α erhält man xn ≈ f (2) nλ . b Zur Ausmessung des Beugungsbildes wird die CCD-Kamera so auf der optischen Bank positioniert, dass sich ihre Brennebene FCCD genau im Abstand der gegebenen Brennweite f von L befindet. Dann erscheint ein besonders scharfes Bild der Minima und Maxima. Anschließend wird mit der CCDKamera die Intensitätsverteilung ausgemessen; die Daten werden abgespeichert und in ORIGIN importiert. Die Abstände 2xn zwischen den ±n-ten Minima werden in ORIGIN bestimmt. Die Auswertung erfolgt mittels linearer Regression (xn vs. n). In Ergänzung zur Fraunhoferschen Beugung ist das Beugungsbild durch Fresnelsche Beugung auszumessen und die Spaltbreite b zu bestimmen. Dazu ist der Abstand a zwischen Spaltebene und CCD-Sensor zu messen. Unter Verwendung der Beziehungen tanα n = xn a und sinα n = n λ b (3a,b) kann durch Ausmessen der Lage der Minima wie bereits oben ausgeführt der Wert für b bestimmt a werden. Für kleine Winkel gilt wieder die Näherung xn ≈ n λ . b Es sind beide Ergebnisse unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Beobachtungsverfahren zu diskutieren. Hinweise zu Aufgabe 2 Ein Doppelspalt besteht aus zwei parallelen Spalten gleicher Spaltbreite b mit dem Mittenabstand g zwischen den Spalten. Bei der Berechnung der Beugung nach Fresnel muss wie bereits oben beschrieben die Krümmung der Wellenfront (I) der einfallenden sowie der gebeugten Welle oder (II) nur der gebeugten Welle berücksichtigt werden. Bei unserer Versuchsanordnung liegt Fall (II) vor. Die von zwei Punkten F1 und F2 der Einzelspalte des Doppelspaltes ausgehenden Wellenzüge besitzen in einem Punkt P des (gebeugten) Wellenfeldes den Gangunterschied Δ= r1 - r2 mit r1 = F1P 1 Für die Betrachtung Minima höherer Ordnungen muss man die Spaltbreite in Viertel (n = ±2), Sechstel (n = ±3) usw. einteilen. 4 und r2 = F2P (Abb. 2.1). Alle Punkte mit gleichem Gangunterschied Δ (bzw. Phasendifferenz δ = Δ 2π/λ) liegen somit definitionsgemäß auf einem zweischaligen Rotationshyperboloid mit F1 und F2 als Brennpunkten und der Verbindungslinie F1F2 als Hauptachse (Rotationsachse). Abb. 2.1 Konfokale Hyperbeln, Brennpunkte im Abstand e von der Hauptachse, jede Hyperbel gibt Orte gleichen Gangunterschiedes Δ an. Die von F1 und F2 ausgehenden Wellen verstärken sich z.B. bei einer Phasendifferenz δ = 2 nπ (n = ±1, ±2,...). Im Versuch werden die Rotationshyperboloide von einem ebenen Schirm (CCD-Zeile) im Abstand d von der Rotationsachse geschnitten, der senkrecht zur optischen Achse (Hauptachse der Hyperbeln) steht. In einem genügend kleinen Gebiet um die optische Achse können Maxima und Minima in gleichgroßen Abständen zueinander beobachtet werden. In Abb. 2.2 ist die Überlagerung von zwei durch den Doppelspalt gebeugten Teilbündeln dargestellt. Abb. 2.2 Zur Beugung am Doppelspalt Im Abstand x1 interferieren diese Teilbündel. Der Gangunterschied Δ zwischen ihnen ergibt sich über 2 ⎛g ⎞ r = ⎜ + x1 ⎟ + d 2 ⎝2 ⎠ 2 1 2 ⎛g ⎞ r = ⎜ − x1 ⎟ + d 2 ⎝2 ⎠ 2 2 und mit d >> g, d >> x1 und r1 ≈ r2 ≈ d zu Δ = r1 − r2 = r12 − r22 g ≈ x1 r1 + r2 d . (4) 5 Ist der Gangunterschied Δ = n λ (n = ±1, ±2,...), so beobachtet man im Abstand xnmax = n λ d g (5) Maxima bzw. für Δ = (2n - 1) λ/2 (n = ±1, ±2,...) im Abstand xnmin = (2 n − 1) λd (6) 2 g Minima. Aus n λ = gxn / d = g tanα n ≈ g sinα n erkennt man, dass bei großen Abständen d (tanα ≈ sinα ) im Falle der Fresnel-Beugung die Formeln der Fraunhofer-Beugung verwendet werden können. Dem Beugungsbild des Doppelspaltes ist das Beugungsbild seiner Einzelspalte überlagert (Abb. 2.3). Für die zugehörigen Minima (blaue Kurve in Abb. 2.3) gilt die gleiche Beziehung wie für den Einzelspalt: b sinα n = n λ ; n = ± 1 , ± 2 ,... I I0 Abb. 2.3 Zur Intensitätsverteilung nach Beugung am Doppelspalt (schwarz: Doppelspaltfunktion, blau: Einzelspaltfunktion mit der gleicher Spaltbreite) α Die Intensitätsverteilung des am Doppelspalt gebeugten Lichtes ist gegeben durch 2 ⎛ sin p ⎞ 2 I = 4 Imax ⎜ ⎟ cos q p ⎝ ⎠ mit p= π b sinα λ und q= π g sinα . λ (7) Während der Faktor (sin p/p)2 die Beugung am Einzelspalt der Breite b beschreibt, charakterisiert der Faktor cos2q den Intensitätsverlauf bei Interferenz zweier punktförmiger kohärenter Lichtquellen im Abstand g zueinander. Die Spaltbreite b und das Verhältnis (g/b) bestimmen maßgeblich die Intensitätsverhältnisse im Beugungsbild. Bei ganzzahligem Verhältnis m = g/b kann man im zentralen Maximum 2m Minima beobachten. Berechnen Sie während der Vorbereitung die theoretische Intensitätsverteilung eines Doppelspaltes in Abhängigkeit ganzzahliger Verhältnisse b/g = 2, 3 und 5 und bestimmen Sie damit die Anzahl der Maxima und der Minima innerhalb der 'Einhüllenden'. Bestimmung des Spaltabstandes g 6 Bei kleinen Beugungswinkeln α erhält man für die Lage x der Extrema der Intensitäten des Doppelspaltes (Maxima und Minima der Funktion cos2q): xn = d tanα n ≈ d sinα n = n dλ . g (8) Maxima: n = 0, ±1, ±2,... Minima: n = ±1/2, ±3/2,... Misst man die Lage der Maxima und Minima im Bereich des zentralen Maximums und trägt die entsprechenden Werte über n auf, so kann man aus dem Anstieg der Ausgleichsgeraden den Spaltabstand g bestimmen. Abschätzung der Spaltbreite b Die Spaltbreite b ist aus der Lage der Minima 1. Ordnung der Einhüllenden der Intensitätsverteilung (blaue Kurve in Abb. 2.3) zu ermitteln. Bestimmung von g und b mittels Fit der Intensitätsverteilung Passen Sie die das Beugungsbild, Gl. (7), an die Daten an und bestimmen Sie daraus g und b. Hinweise zu Aufgabe 3 Das Transmissionsgitter ist zwischen Spalt und Skale zu bringen (Abb.3.1) und zu justieren (optische Achse senkrecht zur Gitterebene). Um die Messgenauigkeit des Abstandes l zwischen Gitterebene und einer linearen Messskala (Lineal, Mattglasskala) zu erhöhen, vergrößert man den Abstand zwischen diesen, bis ein k-tes Maximum (k = ±1, ±2 oder ±3) an den Enden der Skale beobachtet wird. Für die Auswertung werden Gleichungen verwendet, die in Analogie zum Doppelspalt hergeleitet werden können. Abb. 3.1 Zur Messung mit dem Transmissionsgitter Es gilt: sinα k = k λ g , tanα k = xk , αk Beugungswinkel für das k-te Maximum. l ⎛ l ⎞ Für die Gitterkonstante g ergibt sich g = k λ 1 + ⎜ ⎟ ⎝ xk ⎠ 7 2 . Ergänzende Literatur Bergmann-Schaefer; Bd. III, 8. Aufl. a) Kap. III, 1. S. 325-335; b) Kap. III, 8. S. 384-394; c) Kap. III, 10. S. 404-422 H. Hänsel, W. Neumann: Physik, Spektrum, 1993, Bd. 2, Kap. 10.1, 10.2 Lipson, Lipson, Tannhäuser, Optik, Springer, 1997 Applet for two-slit diffraction: http://www.lon-capa.org/~mmp/kap27/Gary-TwoSlit/app.htm Abb. 5 Spektrale optischer Sensoren Empfindlichkeit (a. Fotodiode, b. CCD-Sensor) Die Bedienungsanleitung der Thorlabs CCD-Line-Camera kann aus dem Downloadbereich der Praktikumsseiten heruntergeladen werden. 8