Grundlagen der Hygiene Reinthaler Franz Ferdinand Univ. Prof. Dr. Mag. rer.nat. Institut für Hygiene der Medizinischen Universität Graz Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin Hygiene & Infektionskrankheiten Hygiene Definitionen Häufige Infektionskrankheiten Impfungen Hygiene / Krankenhaus- und Umwelthygiene Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin 1 Hygiene… Krankenhaushygiene (Desinfektion, Sterilisation) Umwelthygiene (Trinkwasser, Badewasser, Abwasser, Abfall, Luft, Lärm) Hygiene der Ernähung und der Nahrung (Lebensmittelinfektionen) Sozialhygiene Infektionslehre Krankheitserreger (Bakterien, Viren, Pilze, Parasiten) Bekämpfungsmaßnahmen (Hygiene, Impfungen) Definitionen 2 Definitionen Hygiene: Lehre von der Erhaltung der Gesundheit und Verhütung von Krankheit Unter Hygiene versteht man die Abwehr von gesundheitlicher Bedrohung sowie die Hebung des Gesundheitszustandes. Die bedeutet körperliches, geistiges und soziales Wohlbefinden. Hygiene als Prophylaxe nicht als Therapie!!! Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin 3 Geschichte der Hygiene Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin Geschichte der Hygiene Die Hygiene hat ihren Namen von „Hygieia", der griechischen Göttin der Quellen und Flüsse. Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin 4 Geschichte der Hygiene: Griechen Zusammenhang zwischen Gesunderhaltung des Körpers und gesundem Wasser: zur Körperreinigung öffentliche Bäder Zusammenhang von Sumpfgebieten und dem Vorkommen von Malaria Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin Geschichte der Hygiene Ignaz Semmelweiss (1818 - 1865). 1. Gebärhaus in Wien: Kindbettfieber (Wochenbettfieber) = Schmutzinfektion über Hände von Geburtshelfern und Pflegenden Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin 5 Geschichte der Hygiene Ignaz Semmelweiss Maßnahme: Waschen der Hände mit einer Chlorlösung. Dadurch gelang es ihm, die Übertragung des Kindbettfiebers und damit die hohe Sterberate bei Wöchnerinnen drastisch zu reduzieren. Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin Müttersterblichkeit Ignaz Semmelweiss M ü tte rlic h e M o rta litä t (% ) Beginn der Händedesinfektion 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Senkung der Müttersterblichkeit 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1846 | 1847 | 1848 Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin 6 Geschichte der Hygiene Louis Pasteur (1822 - 1895) Gärungsprozess ist kein rein chemischer Vorgang sondern wird von Krankheitskeimen hervorgerufen. durch Erhitzen gärender Flüssigkeiten kann dieser Prozess unterbrochen werden. z.B. Kuhmilch länger haltbar: Pasteurisierung Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin Geschichte der Hygiene Louis Pasteur 1880 entdeckte Louis Pasteur Strepto-, Pneumo- und Staphylokokken 1885 führte er die Schutzimpfung gegen Tollwut ein. Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin 7 Geschichte der Hygiene Joseph Lister (1827 - 1912) große Fortschritte bei der chirurgischen Wundversorgung : karbolgetränkte Verbände; Karbol- und Phenolspray: Senkung der Sterblichkeitsrate nach Unterschenkelamputationen den. Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin Geschichte der Hygiene Robert Koch (1843 - 1910) deutscher Arzt züchtete erstmals Bakterien Weiterentwicklung von Färbemethoden und gezielter Bakteriennachweis Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin 8 Geschichte der Hygiene Robert Koch Ende des 19. Jahrhunderts konnte er in rascher Folge die Erreger z.B. der Gonorrhoe, Tuberkulose, Cholera, Meningitis, Pest und Syphilis identifizieren. Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin Geschichte der Hygiene Sir Alexander Fleming (1881 - 1955) Entdeckung der antibiotischen Wirkung des Penizillins Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin 9 Geschichte der Hygiene Sir Alexander Fleming Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin 10 Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin Infektion Anhaften, Eindringen und Vermehren eines Krankheitserregers in einen Organismus Exogene / Endogene Infektion Lokale Infektion Generalisierte Infektion Sepsis Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin 11 Kontamination Besiedlung von Oberflächen durch Kontaktkeime! Gegenstände Arbeitsflächen Fußböden Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin Inkubationszeit Zeit vom Eindringen eines Erregers bis zum Auftreten der ersten unspezifischen Krankheitssymptome Hepatitis C (35-70 Tage) Influenza (wenige Stunden bis Tage) Windpocken (7-21 Tage) Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin 12 Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin Parasiten s.str. Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin 13 Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin 14 Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin 15 Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin Infektionswege Tröpfcheninfektion Beim Sprechen, Husten oder Niesen geraten Krankheitskeime (Bakterien, Viren, Pilze) als schwebende Tröpfchen in die Luft und werden beim Einatmen übertragen z.B. Masern und Tuberkulose Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin 16 Infektionswege Schmierinfektion Wird keimbeladenes Material verschmiert (Eiter und Kot) und vom Menschen über den Mund aufgenommen, so geraten die verschiedenen Krankheitserreger in den Körper. Dies kann auch über die Einnahme von belasteten Nahrungsmitteln erfolgen (z.B. Ruhr, Cholera) Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin Infektionswege Percutane Infektion Krankheitserreger, die durch Bisse, Stiche sowie Injektion durch die Haut übertragen werden, z.B. FSME und Borreliose Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin 17 Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin 18 Begriffe aus der Krankenhaushygiene Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin Asepsis Asepsis: alle Maßnahmen zur Verhütung einer Infektion durch Mikroorganismen – Nicht-Kontamination – Barrieren (Handschuhe, Pinzette) Sterile Arbeitsweise! Unterschiede bei der Wundreinigung und beim Verbandswechsel beachten Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin 19 Antisepsis Antisepsis: Abtötung oder irreversible Schädigung pathogener Mikroorganismen durch Maßnahmen der Desinfektion! -Desinfektion -Sterilisation Eine Desinfektion mit z.B.: einer alkoholischen Desinfektionslösung ist somit eine Antiseptische Maßnahme! Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin Sanitation Sanitation: Keimreduktion durch Reinigung unter Einsatz von keimhemmenden Stoffen. Abspülen mit Wasser oder wischen mit Wasser und/oder Seife Hände waschen…. Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin 20 Reinigung (Sanitation: Keimreduktion durch Reinigung unter Einsatz von keimhemmenden Stoffen) Saubermachen? Entfernung von Schmutz? Mechanische Entfernung von Mikroorganismen? Mit Schmutzerntfernung; verbunden ist eine Reduktion der Keimlast: Grobe Vorreinigung: Keimreduktion 1 - 2 log; 9099% Gründliche manuelle Reinigung 2 - 3 log; gute Maschinelle Reinigung 4 - 6 log; 99,99 99,9999% Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin Desinfektion Desinfektion: „lebendes oder totes Material in einen Zustand versetzen in dem es nicht mehr infizieren kann“ Keimarmut!!! „Abtöten aller krankmachenden Keime, wobei die Zahl der Infektionserreger auf einem Gegenstand soweit reduziert wird, dass von ihnen keine Infektion mehr ausgeht“. Per Definition: Keimreduktion um >5 log ; > 99,999% Hierbei wird keine absolute Keimfreiheit erreicht! Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin 21 Sterilisation Sterilisation: „bedeutet Abtötung aller Mikroorganismen, einschließlich der Dauerformen (Sporen) Keimfreiheit!!!“ Mikroorganismen.“ Diese „Keimfreiheit“ muss für alle Stoffe, Zubereitungen und Gegenstände gefordert werden, die mit der Blutbahn, mit sterilen Geweben oder Organen in Kontakt kommen. Per Definition Keimreduktion um 12 log; 99,9999999999% (Wahrscheinlichkeit des Überlebens eines vermehrungsfähigen Erregers darf nicht > 1:1 Mio sein) Achtung: Steril ist nicht gleich pyrogenfrei! Pyrogene sind fiebererzeugende Toxine z.B: Polysacharide Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin Epidemiologische Begriffe Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin 22 Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin 23 Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin 24 Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin Institut für Hygiene, Mikrobiologe und Umweltmedizin 25