Präsentation Neozoische Tierarten als PDF

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Neozoische Tierarten –
Grauhörnchen, Waschbären und andere ‚Störenfriede‘ im Wald
Jürgen Huss
Professur für Waldbau, Freiburg
Neozoen = Nach 1492 absichtlich oder unabsichtlich durch Menschen in andere Gebiete verbrachte Tierarten. Neozoen in Europa: 12.200 (DAISIE, 2006)
Neozoen in Deutschland (Bundesamt für Naturschutz, Nov. 2003)
ARTENGRUPPE
ZAHL
Säugetiere Vögel Reptilien, Fische Insekten Andere Summe
22
163
76
553
336
1.150
ETABLIERUNG
erfolgt
8
15
9
115
117
264
unklar
14
148
67
438
219
886
2
Liste der ‚100 worst species‘ nach DAISIE
(= Delivering Alien Invasive Species Inventories for Europe).
Zusammengestellt im Rahmen des 6. Framework Programme for the
European Commission, 2003‐2006 Säugetiere in der DAISIE‐Liste
N A M E
d e u t s c h
Bisamratte
Grauhörnchen Marderhund
Mink, amerik. Nerz
Nutria
Sibir. Streifenhörnchen
Sikawild
Wanderratte Waschbär w i s s e n s c h a f t l I c h
Ondatra zibethicus
Sciurus carolensis
Nyctereutes procyonoides
Mustela vison
Myocastor coypus
Tamias sibiricus
Cervus nippon
Rattus norvegicus
Procyon lotor
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Gründe für die Verbreitung fremdländischer Säugetiere in Mitteleuropa
 Gezieltes Aussetzen von Arten als Kuriosa,
 Gezieltes Aussetzen von Arten zur Steigerung der land‐ und forstwirtschaftlichen Produktion und zur Erweiterung der Jagd,
 Gezieltes Aussetzen zur Bereicherung der heimischen Flora oder Fauna,  Entkommen von Tieren aus Pelztierfarmen oder Zoos.
Einbau in heimische Ökosysteme nicht bedacht und nicht abschätzbar.
Invasive Arten kaum wieder eliminierbar.
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“Non‐native or alien species are one of the greatest threats to the ecological and economic well‐being of the planet”.
Mögliche Auswirkungen invasiver Arten:
 Übertragung von (neuen) Krankheiten,
 Veränderung von Ökosystemprozessen,
 Beeinträchtigung der Biodiversität,
 Störungen in Kulturlandschaften,
 Minderung des Werts von Land und Wasser für menschliche Aktivitäten,
 Verursachung anderer sozio‐ökonomischer Folgen.
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Steckbrief: Grauhörnchen
Namen und Herkunft
Sciurus carolinensis (GMELIN, 1788), Nagetiere (Rodentia),
Fam. der Hörnchen (Sciuridae); grey squirrel. Aussehen
Ähnlich Eichhörnchen, etwas schwerer und plumper. 6
M E R K M A L
KRL cm
Schwanzl.
Gewicht g
Fellfärbung
Haarbüschel am Ohr
Schwanz
GRAUHÖRNCHEN
‐30
‐20
400‐710
hell silber‐ bis dunkel‐schwarzgrau.
keine
EICHHÖRNCHEN
20‐25
16‐20
250‐500
rot; in höheren Lagen dunkel.
ausgeprägt (‚Pinsel‘).
buschig, weiße Ränder.
buschig, gleichfarbig.
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Lebensraum
Überwiegend Laubwälder in tieferen Lagen (Eichhörnchen: bevorzugt Nadelwälder in höheren Lagen).
Wald mit Unterholz (Schutz vor Feinden), teilweise in Parks und Gärten. Ursprünglich Bewohner der Eichenwälder in der Osthälfte der USA und SO‐Kanadas. Dort sehr häufig. Besiedelt auch Nadelwälder.
Verbreitungsgebiet (GRZIMEK, 1978)
Bei Massenvermehrung und Futtermangel Wanderung in Felder (Mais). (Mitte 18. Jh. in Pennsylvanien 640.000/1.280.000 Tiere getötet).
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Ernährung
Allesfresser; vorwiegend Eicheln (kann Gerbsäure verdauen),
Sämereien, Nüsse, Früchte, Bucheckern,
Knospen (Fichte, Buche, Lärche, Birke), Jungtriebe,
schälen Rinden (Saftgewinnung?) vor allem in Eichen‐ und Buchen‐Jungbeständen (auch Lärche, Birke, Esche, Bergahorn). Pilze. Daneben Insekten, Frösche, Jungvögel, Eier, Knochen. Winterverstecke mit Samen (Eicheln). Verhalten, Vermehrung
Sehr flink (auf kurzen Strecken bis 20 km/h);
werden sehr zutraulich, weniger scheu als Eichhörnchen.
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Extreme Vermehrungspotenz (bis 3 Würfe/Jahr); können sich zu großen Scharen sammeln und in neue Gebiete wandern.
Feinde/Krankheiten
Mensch (weicher Pelz sehr geschätzt; Fleisch als Delikatesse).
Baummarder, Habicht, Fuchs, Iltis, Falken, Eulen. 10
Ausbreitungsgeschichte
Großbritannien: Mehrere ‚Einbürgerungsaktionen‘ Ende 19. Jh. (1876 1 Paar in Cheshire, 1889 350 Tiere in Bedfordshire). Seitdem rasche Verbreitung in England, Schottland, Wales:
1980 1,5 Mill. Tiere geschätzt,
2015 3 “ “ “ (Eichhörnchen 14.000 Tiere).
Südafrika: Um 1900 Aussetzung in Kapstadt durch Cecil Rhodes. Irland: 1911 Aussetzung (Co. Longford). Erste Inventur 1960.
N‐Italien: 1948 4 Paare aus Käfig entkommen, 1966 und 1979 mehrere Aussetzungen; heute 3 Vorkommen.
Deutschland: Bisher kein gesichertes Vorkommen.
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Rolle in mitteleuropäischen Ökosystemen Schäden an Waldbäumen
Absterben geschälter Bäume (vor allem Laubbäume). Großbritannien: 1975 jährliche Verluste der Forstwirtschaft von mehreren 100.000 ₤. ESI: 14 Mill. ₤ jährlich. Südafrika: Schäden In Eichen‐ und Pinienwäldern, Obstgärten.
Buche
Bergahorn
Birke
Bergahorn
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Verdrängung der heimischen roten Eichhörnchen
3 Ursachen: • Direkte Verdrängung (Schlafplätze), • Infektion mit Virus (‚squirrel parapox‘; Koevolution Grauhörnchen:Virus), • rote Weibchen bevorzugen graue Männchen (kein lebensfähiger Nachwuchs).
Eichhörnchen in Großbritannien weitgehend ausgestorben. Zunächst Koexistenz erwartet:
• ‚Greys‘ in Laubwäldern der Niederungsgebiete,
• ‚Reds‘ in Nadelwäldern der Berge.
Rückgang Singvogelpopulationen (Nahrungskonkurrenz?).
Möglicherweise Konkurrent zur Haselmaus.
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Gegenmaßnahmen
Politisch‐emotionale Einstimmung
Eichhörnchen ausgesprochener ‚Sympathieträger‘.
In Großbritannien viele besorgte Bürger.
Daher Bemühungen zur Rettung der ‚Roten‘ durch ESI (= European Squirrel Initiative) mit eigener Zeitung und Buchveröffentlichungen.
14
Seit 2006 Kampagne in Großbritannien: „Save Our Squirrels“. Red Squirrel Survival Trust: „Reds are at risk of extinction“.
LIFE‐Projekt zur Erforschung der Verbreitungstendenzen (2 Mill. €).
Eichhörnchen Notruf e.V., Kleinmachnow.
Aufruf zum Verzehr der ‚greys‘. Squirrel Burger Challenge:
“Rette ein rotes,
iss ein graues!”
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Physische Bekämpfung 1970er Jahre erfolglose Versuche, ‚greys‘ in Großbritannien durch hauptamtliche Jäger beseitigen zu lassen. Fang in Fallen (eher für wiss. Untersuchungen geeignet).
Massive Gegnerschaft von Tierschützern (Italien). (Grauhörnchen so ‚droll‘).
Briten ‚Weltmeister‘ im Füttern von Vögeln. 16
Chemische Bekämpfung
Einsatz von Pestiziden (Rodentiziden) zunehmend geächtet; Gefahr, andere Tiere zu schädigen. Biologische Bekämpfung
Einführung natürlicher Feinde, Parasiten, Viren kaum erprobt; wie vor: Gefahr, andere Tiere zu schädigen.
Versuche zur Sterilisierung von Grauhörnchen (Immuno‐contraception) bis jetzt nicht erfolgreich.
Diskussion über Vorhandensein und Vermehrung von Baummardern.
Eichhörnchen springen weiter und können sich besser auf dünne Äste retten als schwerere Grauhörnchen. 17
Restgebiete mit Baummardern in Schottland und Irland ohne Grauhörnchen. Baummarder in Großbritannien wegen Pelzjagd weitgehend ausgerottet (außer Schottland). Aussetzen von Baummardern in anderen Gebieten als Gegenmaßnahme (SCOTT, 2015).
Verbreitung Grau‐ und Eichhörnchen in GB 1940, 2002, 2010 geschätzt . (aus: HUXLEY, 2003: The grey squirrel review. ESI)
In Irland enge Korrelation zwischen Vorkommen von Baummardern mit Rückgang von Grau‐ und Zurückkommen von Eichhörnchen (2014).
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Schutz von Habichten (in Großbritannien ebenfalls weitgehend ausgerottet als Konkurrent der Fasanenjagd). Vorbeugende Maßnahmen in Mitteleuropa
„Wenn Invasoren einmal durchstarten, ist es schon zu spät für Gegenmaßnahmen.“ (HASZRPUNAR, Direktor Zool. Staatssamml. München)
„Erste Exemplare sind im Norden Deutschlands aufgetaucht, aber Ökologen erwarten eine wahre Schwemme.“ (dpa)
Prophylaxe‐Möglichkeiten
M A ß N A H M E
REALISIERBARKEIT
Abschuss, Vergiften (an Landesgrenzen)
Umbau aller Laub‐ und Laubmischwälder
in Fichtenreinbestände
Förderung von Baum‐/Steinmardern
Förderung Habichte, Eulen
19
Förderung Baum‐ und Steinmarder
Baummarder (Mitte) (‚Goldkehlchen‘)
Steinmarder (rechts)
(‚Weißkehlchen‘)
Verbreitungs‐
gebiete (GRZIMEK, 1978)
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M E R K M A L
Alternativnamen
Größe
KRL cm
Gewicht g
Lebensraum
Aktivitätszeit
Nahrung
‚Schaden‘
Pelz BAUMMARDER
STEINMARDER
Edelmarder
Haus‐ oder Dachmarder
48‐53
800‐1.800
schwerer
Erdboden, seltener Bäume
Bäume
nachts auch tags
Eichhörnchen, Vögel, Kleinsäuger (Ratten), Kleinsäuger, Insekten, Vögel
Fische, Beeren
Geflügelställe, Autos, ‚Jagdschaden‘
Kulturfolger
sehr wertvoll weniger wertvoll
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Abschüsse in Baden‐Württemberg (Wildforschungsstelle Aulendorf: Jagdbericht B‐W 2013/14
Baummarder: Abschuss 1956‐2013
Steinmarder: Abschuss 1956‐2013
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Fuchs, Iltis, Wiesel (?)
Förderung Habichte, Eulen
Beredte Klagen über illegale Verfolgung vor allem von Habichten (Abschüsse, Vergiften, Fangeisen) (BÖRNECKE, 2015).
Fazit
 Prognose für Laubwaldwirtschaft bedenklich (‚Gnade uns Gott‘)!
 Physische, chemische Gegenmaßnahmen weder umsetzbar, noch wirksam.
 ‚Biologische Bekämpfung‘ unsicher. Einstellung Jägerschaft (Schutz Marder, Habichte?).
Tierschützer: „Es wird schon nicht so schlimm kommen!“
 Grauhörnchen gutes Beispiel zur Illustration der – schwierigen –
Verzahnung Wildtier‐Vegetation‐Gesellschaft. 23
Der Wunsch von Stefan Strumbel:
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Steckbrief: Waschbär
Namen und Herkunft
Nordamerikanischer Waschbär (Procyon lotor L. 1758), Fam. Kleinbären (Procyonidae), eng mit Marderartigen verwandt. Englisch: raccoon bzw. coon.
Einzige Kleinbärenart, die aus Tropen an Grenzen der Laubwälder vorgedrungen. Ursprüngliches Verbreitungsgebiet Nord‐ und Mittelamerika, 25 Unterarten. Verbreitungskarte (GRZIMEK, 1978)
Wegen Pelz geschätzt – und verfolgt (Fellmäntel). Fellqualität aus Farmen schlechter als aus Freiland. Im 19. Jh. 1 Mill. Tiere/J. getötet. Viele Farmen in Kanada + Europa. Fleisch in Amerika geschätzt. Heute vor allem ‚Sport‘.
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Aussehen
Kopf‐Rumpflänge 40‐70 cm
Schwanzlänge 20‐40 cm
Gewicht 3,5‐9,0 kg
Zugespitzte Schnauze, ausgeprägte dachsähnliche Gesichtsmaske, gestreifter Schwanz. Wirkt plump wegen seines dichten grauen Fells.
Lebensraum
Milde Winter in Mitteleuropa günstig.
Bevorzugt Wälder und Uferbereiche an Bächen oder Seen mit hohem Eichenanteil. Nicht in reinen Nadelwäldern und wasserlosen Trockengebieten.
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Sucht Nahrung im seichten Wasser meist durch Tasten (z. B. Krebse) = missdeutet als Waschen! Besonders anpassungsfähig. Sehr geschickter Kletterer (Hinterpfoten drehbar). Überwiegend nachtaktiv. Schläft in hohlen Bäumen. Hält unregelmäßig Winterruhe – je nach Witterung.
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Ernährung
Geschickter Allesfresser, extrem omnivor (variabel nach Jahreszeit):
50 % pflanzliche Stoffe: wildes Obst, Beeren, Gräser, Blätter, Kulturen:
Obst, Nüsse, Mais, Getreide, Melonen, Süßkartoffeln.
50 % Schnecken, Krebse, Fische, Frösche, Würmer, Insekten, selten Vögel bzw. Kleinsäuger. Mehr Sammler als Jäger (ähnlich Dachs).
In Kanada und nördlicher USA kürzere oder längere Winterruhe (nicht Winterschlaf; frisst sich dicke Schwarte von Eicheln an).
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Verhalten und Vermehrung
Hervorragend entwickelter Tast‐ und Geruchssinn.
Teilweise Einzelgänger, teilweise in kleinen Verbänden. Weibliche Tiere verbleiben in Geburtsortnähe, männliche ziehen bis 40 km weiter.
Starke Anpassung der Vermehrung an Lebensraum. Gut zähmbar; sehr neugierig. 29
Feinde/Krankheiten Keine natürlichen Feinde. Viele Verluste durch Verkehrsunfälle.
Kann Tollwut und Waschbär‐Spulwurm übertragen.
Ausbreitungsgeschichte
2 Populationen in Deutschland:
• Hessen 1934 Aussetzung von 2 Paaren am Edersee (Raum Kassel)
Von dort anhaltende exponentielle Ausbreitung des Waschbären: 1955 300 1960 1.000
1970 20.000 2015 500.000 (nach Bundesamt für Naturschutz).
Kassel = Hauptstadt der Waschbären (50 Tiere/km²).
40 % übernachten in Gebäuden.
•
Brandenburg
1945 Entweichen von 25 Tieren aus Pelztierfarm nach Bombenangriff
östl. Berlin.
1960 400 Tiere
30
1960 1. gesicherter Nachweis in B.‐W., seither auf dem Vormarsch.
Ausbreitung des Waschbären (MICHLER, 2010)
31
Abschuss Schwer zu bejagen, da schlau und kletterfreudig. Jagdjahr 1995/6 3.500 Tiere erlegt,
“ 2011/12 104.000 “ “ (DJV).
1/3 aller Waschbär‐Abschüsse in Hessen.
In Brandenburg in der Jagdsaison 2013/14 fast 21.600 Tiere erlegt.
Waschbärabschuss Baden‐Württemberg
32
Rolle in mitteleuropäischen ‚Ökosystemen‘ Offenbar bisher keine gravierenden Auswirkungen auf die heimische Tierwelt. Gefahr für bodenbrütende Vögel bei Nahrungssuche in Schutzgebieten bisher nicht eingetreten. Reiher‐Kolonie.
Inzwischen festes Glied der europäischen Tierwelt. Als „Bereicherung der deutschen Landschaft“ gewertet.
Schädigt offenbar Restbestände der Sumpfschildkröte in Brandenburg.
Lästig für Menschen, da Eindringen und Leben Städten und Häusern: Plündern von Mülltonnen, Schäden an Häusern (Dachböden), Heimsuchen von Obstgärten.
Klagen von Jägern: Waschbären überwältigen Jagdhunde.
Diskussion zwischen Jagdverband und NABU: Streichen des Waschbären von der Liste der jagdbaren Tiere. 33
Ein Freiburger Beitrag zur Frage der Rolle des Waschbären: Und eine offene Freiburger Frage:
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Steckbrief: Marderhund
Namen + Herkunft
Nyctereutes procyonoides; echte Hunde (Caninae).
Tanuki, Enok, Obstfuchs, racoon dog.
Urtümlichste Hundeart, nicht mit Bären, Kleinbären, Mardern näher verwandt. 6 Unterarten in Asien.
Aussehen
Wie Mischform aus Marder + Hund bzw. Kleinbär.
Waschbären ähnlich, aber geteilte Gesichtsmaske.
Kopf‐Rumpf‐Länge 50‐60 cm
Schwanzlänge
13‐18 cm
Schulterhöhe
>20 cm
Gewicht ≤ 7,5 kg
35
Lebensraum
Laub‐ und Mischwälder, < 300 mNN
(Mittelgebirge in Tälern bis 800 mNN), gewässerreich, Feuchtwiesen mit Gebüschgruppen, verschilfte See‐
und Flussufer.
Ernährung
Allesfresser: Kleine Nagetiere (Mäuse) , Fische, Eier, Jungvögel, Kröten, Insekten.
Eicheln, Beeren, Früchte (Sommer + Herbst). Aas. ‚Gesundheitspolizei‘ – sorgt für Auslese unter Beutetieren.
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Verhalten + Vermehrung
Scheu + nachtaktiv; tags in Dickichten, hohlen Bäumen, Bauen anderer Tiere, selbst gegrabenen Höhlen. Klettert nicht, streift wie Dachs gemächlich durch Revier (~150 ha). Bellt nicht (nur knurren, miauen). Orientierung überwiegend mit Geruchssinn.
Lebt einzeln oder zeitweilig in Familienverbänden (5‐6 Tiere). Jagt nicht in Rudeln. Paare leben zusammen, gemeinsame Jungenaufzucht.
Potenziell starke Vermehrung wie bei anderen Wildhunden.
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Feinde/Krankheiten Mensch zusammen mit kräftigen Hunden; wehrt kleine Hunde ab. Luchs, Bär, Wolf, Uhu (Gefahr für Jungtiere). Wird in Japan gegessen. Staupe (Virusinfektion); Tollwut; Räude.
Ausbreitungsgeschichte
Entstehung der Hunde in N‐Amerika. Wanderung bereits im Spät‐Tertiär über Beringstraße nach Asien. Dort im östl. Sibirien, China, Japan verbreitet.
Später Zucht in Pelztierfarmen der Sowjet‐Union (‚Ussurischer Waschbär‘). Futterpelz für Armee. 19. Jh. Einführung in W‐Russland. 1929‐1955 Aussetzen von 9.100 Tieren in der Ukraine (Pelztierzucht, Wildtiere haben bessere Pelze).
1898 Züchtung im Frankfurter Zoo. 38
1951 Rumänien.
1954 Österreich.
1955 Polen, Ungarn, DDR.
1962 BRD.
1970 B.‐W.
1997 Schweiz.
Inzwischen deutschlandweit verbreitet (Kerngebiete: Brandenburg, Mecklemburg‐Vorpommern, Sachsen, Sachsen‐Anhalt).
Abschuss Marderhunde in Deutschland
(https://de.wikipedia.org/wiki/Marderhund, 21.10.15 DJV)
JAHR
ABSCHUSS
1995/6
2001/ 2
2007/ 8
2010/11
2013/14
400
11.700
35.500
14.700
20.100
BEMERKUNG
danach Staupe
10.700 BR, M.‐P.
39
(Wildforschungsstelle B.‐W. ,
Aulendorf, 2015)
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Rolle in mitteleuropäischen Ökosystemen Gefahr: Verdrängung von bodenbrütenden Vögeln (bisher ungeklärt).
Vorteil: Zurückdrängung von Mäusen. Kommentar noch 1975: Marderhund noch längst nicht heimisch wie Waschbär. Damals offene Frage: Kann M. zurückgedrängt werden? Antwort heute: Nein!
Nach DASIE (Delivering Alien Invasive Species Inventories for Europe): 1 of 100 ‚worst invasive species‘ – warum?
“Pelztragen ist wieder in!”
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Schlussfolgerungen
Sind Grauhörnchen, Waschbären, Marderhunde als ‚Störenfriede‘ oder ‚Friedensstörer‘ zu werten?
Grauhörnchen haben großes Stör‐Potenzial: Schädigung von Laubbäumen (Aufschrei der Waldbauer),
Verdrängen von Eichhörnchen (Haselmaus?).
Waschbären stören Idylle in städtischen Außenbezirken, ärgern Haus‐ und Gartenbesitzer, aber weder Forstleute noch Naturschützer (?).
Marderhunde erfreuen die Waldbauer, ggf. auch die Jäger; stören den Frieden der Naturschützer nicht. Nicht alle ‚non‐native species‘ sind also automatisch eine Bedrohung für die Menschheit und den Naturschutz, wie DAISIE unterstellt. 42
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