PHARMA METASTASIERTES KOLONKARZINOM Panitumumab – Option nach Standardtherapie F ür Patienten mit metastasiertem kolorektalem Karzinom (CRC) gibt es mit Panitumumab eine neue Therapieoption. Indiziert ist der voll humane Antikörper als Monotherapie nach Versagen einer Standardchemotherapie bei metastasiertem kolorektalem Karzinom, das den epidermalen Wachstumsfaktor exprimiert und ein nicht mutiertes KRAS-Gen ausweist. Der epidermale Wachtumsfaktor-Rezeptor (EGFR) bilde die Eintrittspforte zu multiplen intrazellulären Signalkaskaden und vermittele Botschaften auch an das Protoonkogen KRAS, erklärte Prof. Thomas Kirchner (München) in München. Bei etwa 40 Prozent der Patienten mit metastasiertem kolorektalem Karzinom ist das KRAS-Gen mutiert; das heißt, es kann nicht mehr abgeschaltet werden und stimuliert ein unkontrolliertes Wachstum von Tumorzellen – unabhängig davon, ob der EGFR aktiviert oder gehemmt wird. Ist dagegen das KRAS-Gen nicht mutiert – wie bei der Mehrzahl der Patienten –, kann die Bindung von Panitumumab an den EGFR die nachgeschaltete Signaltransduktion blockieren und die Tumorproliferation unterbinden. Lange Wirkdauer ermöglicht Infusion alle zwei Wochen Die Bestimmung des KRAS-Mutationsstatus spielt daher als prädiktiver Biomarker eine wichtige Rolle in der Therapie des metastasierten kolorektalen Karzinoms. Seit Kurzem gibt es einen Test, mit dem dies möglich ist. Anhand von Material, das aus dem Karzinomgewebe gewonnen wird, können die potenziellen Responder auf Panitumumab herausgefiltert werden, deren KRAS-Gen nicht mutiert ist. Dadurch würden unwirksame Therapieversuche vermieden, be- A 532 tonte Dr. Wolfgang Abenhardt (München). Da der voll humane Antikörper keinen murinen Anteil besitzt, erkennt ihn das Immunsystem nicht als fremd, wodurch seine Verträglichkeit gut ist. Ein längeres Verweilen im Körper ist unproblematisch, sodass Panitumumab aufgrund der langen Wirkdauer nur im zweiwöchigen Intervall gegeben werden muss. Bei der etwa einstündigen Infusion treten weniger Akutreaktionen auf. Außerdem bedürfe es keiner Prämedikation und auch keiner Überwachung nach der Infusion, sodass letztlich weniger Kosten anfielen, konstatierte der niedergelassene Onkologe. Die randomisierte kontrollierte Phase-III-Studie 408 bestätigte den Einfluss des KRAS-Status (mutiert versus nicht mutiert) auf den Therapieerfolg von Panitumumab bei metastasiertem kolorektalem Karzinom. Diejenigen Patienten überlebten progressionsfrei deutlich länger, die ein nicht mutiertes KRAS-Gen (Wildtyp) aufwiesen, berichtete Dr. Dirk Arnold (Halle). Die selektionierte Therapie ging mit einer Krankheitskontrollrate (kompletter Remission, partieller Remission und Krankheitsstabilisierung) von mehr als 50 Prozent einher. Im Mittel überlebten progressionsfrei die zusätzlich mit Panitumumab zur „best supportive care“ (BSC) behandelten Patienten 12,3 Wochen, verglichen mit 7,3 Wochen unter alleiniger BSC. Bei den Nebenwirkungen standen Hautreaktionen im Vordergrund. Eine Diarrhö Grad 3 entwickelten weniger als ein Prozent, eine Fatigue ein Prozent der Patienten. Schwere Infusionsreaktionen traten nur in 0,05 Prozent der Fälle auf. Die Europäische Arzneimittelagentur EMEA hat Anfang Dezember 2007 die vorläufige Zulassung für Panitumumab (Vectibix®) erteilt. Noch laufende Studien untersuchen, wie wirksam Panitumumab in Kombination mit Chemotherapeutika bei anderen Krebsarten wie Kopf- und Halstumoren ist. I Dr. med. Karin Kreutzberg Pressekonferenz „Neue Wege durch Biomarker: Individualisierte Therapie mit Vectibix® bei Patienten mit kolorektalem Karzinom“ in München, Veranstalter: Amgen, München KURZ INFORMIERT Ropinirol mit verzögerter Wirkstofffreisetzung – Glaxosmithkline hat die Zulassung von Ropinirol-Tabletten mit verzögerter Wirkstofffreisetzung erhalten. ReQuip-Modutab® ist der erste nicht ergoline Dopaminagonist zur Behandlung der Parkinson-Krankheit, der nur einmal täglich eingenommen werden muss. Bei der neuen Formulierung kommt die patentierte Geomatrix-Technologie zum Einsatz, die den Wirkstoff 24 Stunden lang kontinuierlich freisetzt. Diagnose Herzinsuffizienz mit dem quantitativen Triage®-BNP-Schnelltest – Für die Unterstützung der Diagnose der dekompensierten Herzinsuffizienz stellt Inverness Medical (Köln) einen Point-of-care-Test zur Verfügung, der in nur 15 Minuten quantitative Ergebnisse aus EDTABlut liefert. Der Schnelltest Triage-BNP (natriuretisches Peptid Typ B) ermöglicht vier Aussagen: die Unterstützung der Diagnose der dekompensierten Herzinsuffizienz, eine Bewertung des Schweregrads der Herzinsuffizienz, eine Kontrolle der Therapie sowie eine Risiko-Stratifizierung bei Herzinsuffizienz und akutem Koronarsyndrom. Der Marker BNP hat nur einen einzigen Cut-off (100 pg/ml) und einen einfachen Algorithmus. Im Vergleich zum NT-pro-BNP gibt der Marker BNP Auskunft über den hämodynamischen Zustand des Patienten und eignet sich deshalb auch zur sehr schnellen Erfassung eines Therapieeffekts. Bevacizumab und Capecitabin – Nach der Zulassungserweiterung für Bevacizumab (Avastin®) beim kolorektalen Karzinom, hat die Roche AG auch die Zulassungserweiterung für Capecitabin (Xeloda®) erteilt. Capecitabin ist jetzt in Kombination mit einer Chemotherapie für alle Behandlungsarten mit oder ohne Avastin zugelassen. EB Jg. 105 Heft 10 7. März 2008 Deutsches Ärzteblatt