Porträt Anna Lucia Richter 3 Klassiker! 6 Anna Lucia Richter Sophie Harmsen Julian Prégardien Tareq Nazmi Sebastian Wienand Collegium Vocale Gent Freiburger Barockorchester Jérémie Rhorer Sonntag 28. Mai 2017 18:00 Bitte beachten Sie: Ihr Husten stört Besucher und Künstler. Wir halten daher für Sie an den Garderoben Ricola-Kräuterbonbons bereit und händigen Ihnen Stofftaschentücher des Hauses Franz Sauer aus. Sollten Sie elektronische Geräte, insbesondere Mobiltelefone, bei sich haben: Bitte schalten Sie diese unbedingt zur Vermeidung akustischer Störungen aus. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind. Wenn Sie einmal zu spät zum Konzert kommen sollten, bitten wir Sie um Verständnis, dass wir Sie nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns, Ihnen so schnell wie möglich Zugang zum Konzertsaal zu gewähren. Ihre Plätze können Sie spätestens in der Pause einnehmen. Bitte warten Sie den Schlussapplaus ab, bevor Sie den Konzertsaal verlassen. Es ist eine schöne und respektvolle Geste gegenüber den Künstlern und den anderen Gästen. Mit dem Kauf der Eintrittskarte erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihr Bild möglicherweise im Fernsehen oder in anderen Medien ausgestrahlt oder veröffentlicht wird. Porträt Anna Lucia Richter 3 Klassiker! 6 Anna Lucia Richter Sopran Sophie Harmsen Mezzosopran Julian Prégardien Tenor Tareq Nazmi Bass Sebastian Wienand Hammerklavier Collegium Vocale Gent Freiburger Barockorchester Jérémie Rhorer Dirigent Sonntag 28. Mai 2017 18:00 Pause gegen 18:55 Ende gegen 20:00 17:00 Einführung in das Konzert durch Oliver Binder Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e. V. Dieses Konzert wird auch live auf philharmonie.tv übertragen. Der Livestream wird unterstützt durch JTI. Das große Glück, noch klein zu sein, sieht mancher Mensch als Kind nicht ein und möchte, dass er ungefähr so 16 oder 17 wär’. Doch schon mit 18 denkt er: »Halt! Wer über 20 ist, ist alt.« Warum? Die 20 sind vergnüglich – auch sind die 30 noch vorzüglich. Zwar in den 40 – welche Wende – da gilt die 50 fast als Ende. Doch in den 50, peu à peu, schraubt man das Ende in die Höh’! Die 60 scheinen noch passabel und erst die 70 miserabel. Mit 70 aber hofft man still: »Ich schaff’ die 80, so Gott will.« Wer dann die 80 biblisch überlebt, zielsicher auf die 90 strebt. Dort angelangt, sucht er geschwind nach Freunden, die noch älter sind. Doch hat die Mitte 90 man erreicht – die Jahre, wo einen nichts mehr wundert –, denkt man mitunter: »Na – vielleicht schaffst du mit Gottes Hilfe auch die 100!« Herzlichen Glückwunsch Louwrens Langevoort zum 60.! 2 PROGRAMM Jean-Philippe Rameau 1683 – 1764 Suite aus »Zoroastre« (1749/56) Tragédie en musique in fünf Akten Libretto von Louis de Cahusac Ouverture Premier passepied Deuxième passepied Loure Airs [des Esprits inferneaux] Chœr [des jeunes bactriennes] (»Rassurez-vous tendre«) Air tendre en rondeau Ballet figuré I Air »Quel tourment« Gavotte en rondeau Sarabande Entreacte 1 Wolfgang Amadeus Mozart 1756 – 1791 »Ch’io mi scordi di te?« – »Non temer, amato bene« KV 505 (1786) Rezitativ und Arie (Rondo) für Sopran, obligates Klavier und Orchester Textdichter unbekannt Hèctor Parra *1976 Three Shakespeare Sonnets (2016) für Tenor und Orchester. Texte von William Shakespeare Sonnet 18 (»Shall I compare«) Sonnet 19 (»Devouring Time«) Sonnet 20 (»A woman’s face«) Kompositionsauftrag der KölnMusik Uraufführung Pause 3 Wolfgang Amadeus Mozart 1756 – 1791 Thamos, König in Ägypten KV 345 (336a) (1777 – 80) Chöre und Zwischenaktmusiken zu dem historischen Drama Texte von Tobias Philipp Freiherr von Gebler Nr. 1 Maestoso »Schon weichet dir« (Soli, Chor und Orchester) Nr. 2 Maestoso – Allegro (Orchester) Nr. 3 Andante (Orchester) Nr. 4 Allegro (Orchester) Nr. 5 Allegro vivace assai (Orchester) Nr. 6 Adagio maestoso »Gottheit über alle« – Allegro vivace – Allegretto – Allegro vivace – Moderato (Soli, Chor und Orchester) Nr. 7 Andante moderato »Ihr Kinder des Staubes« – Allegro (Bass, Chor und Orchester) 4 Die Gesangstexte Jean-Philippe Rameau Suite aus »Zoroastre« (1749) Tragédie en musique in fünf Akten Libretto von Louis de Cahusac Chœur des jeunes bactriens et bactriennes (»Rassurez-vous tendre«) (1. Akt, Szene 3) Chor der jungen Baktrierinnen und Baktrier Rassurez-vous, tendre Amélite, Voyez nos jeux, écoutez-nous; Beruhige dich, holde Amélite, sieh unser Spiel und lausch dem Sang, dass statt der Unruh, die dich aufwühlt, süße Hoffnung dich umfang! Que le trouble qui vous agite Cède à l’espoir le plus doux. Air »Quel tourment« (Monolog der Erinice, 5. Akt, Szene 1) Quel tourment! Où trouver la trace de ses pas? Un barbare, auroit-il assouvi sa furie? Je frémis! Zoroastre, hélas! Malheureuse! Est-ce à moy, de trembler pour sa vie? Welche Qual! Fände ich von ihm nur eine Spur! Übermannte vielleicht ihn der Wüterich? Ich zittr’ um Zoroastre, o weh! Ach verflucht! Dass grad ich um sein Leben nun bang! Amour, cruel Amour, ton funeste bandeau, cache à nos yeux l’abîme où ta main nous entraîne. Elle a déjà formé tous les nœuds de ta chaîne, quand tu fais briller ton flambeau. Ach grausame Liebe, dein tragisches Band verbirgt den Augen die Kluft, in die uns führt deine Hand. Jedes Glied deiner Kette hat sie längst gewebt, wenn dein Fanal du setzt leuchtend in Brand. Mon coeur s’irrite en vain, son penchant le ramène, c’est un combat toujours nouveau. Mein Herz wehrt sich umsonst, seine Neigung reißt’s mit; es ist ein Kampf, den es lange schon gab. Und ich spür, wie wechselnd die Liebe und der Hass sich rüsten mich zu martern, zu schaufeln mein Grab. Et je sens tour à tour, et l’amour, et la haine, s’armer pour mon suplice, et creuser mon tombeau. Deutsch: Sebastian Viebahn 5 Wolfgang Amadeus Mozart »Ch’io mi scordi di te?« – »Non temer, amato bene« KV 505 (1786) Rezitativ und Arie (Rondo) für Sopran, obligates Klavier und Orchester Textdichter unbekannt Idamante Idamante Recitativo Ch’io mi scordi di te? Che a lei mi doni puoi consigliarmi? Rezitativ Dass ich dich vergessen, mich ihr hinschenken soll, kannst du mir raten? Dass ich lebendigen Leibes …? Oh nein! Mein Leben wär viel schlimmer noch als jeder Tod. Meine erste Liebe warst du, und wirst die letzte sein. Der Tod mag ruhig kommen: Ich harre seiner furchtlos. Indessen, nimmer könnte ich auch nur versuchen, an andrer Glut mich zu verzehrn, mein Lieben einer anderen geben! Denn, ach! Vor lauter Schmerz könnt ich nicht leben! E puoi voler ch’io viva? Ah no. Sarebbe il viver mio di morte Assai peggior! Fosti il mio primo amore, E l’ultimo sarai. Venga la morte! Intrepido l’attendo. Ma, ch’io possa Struggermi ad altra face, ad altr’oggetto Donar gl’affetti miei, Come tentarlo? Ah! di dolor morrei! Rondo Non temer, amato bene, Per te sempre il cor sarà. Più non reggo a tante pene, L’alma mia mancando va. Rondo Bange nicht, geliebtes Wesen, mein Herz, es bleibt für immer dein. Allein, es schwinden mir die Sinne; nicht stand halt ich solch arger Pein. Seufzen entringt sich deinem Munde! Doch sieh nur an, welch schwere Stunde! Gott! Nein, ich kann mich nicht erklärn! Sterne, grausame, habt doch Erbarmen! Was hält so hart zu sein euch an? Schöne Seelen, ihr seid Zeugen der Leiden nun in meinem Herzen: Sagt ihr selbst, ob solche Schmerzen ein treues Herz ertragen kann! Tu sospiri? o duol funesto! Pensa almen, che istante è questo! Non mi posso, oh Dio! spiegar. Stelle barbare, stelle spietate, Perché mai tanto rigor? Alme belle, che vedete Le mie pene in tal momento, Dite voi, s’egual tormento Può soffrir un fido cor! Deutsch: Sebastian Viebahn 6 Hèctor Parra Three Shakespeare Sonnets (2016) für Tenor und Orchester Texte aus den Sonetten 18, 19 und 20 von William Shakespeare Sonnet 18 Sonett 18 Shall I compare thee to a summer’s day? Thou art more lovely and more temperate: Rough winds do shake the darling buds of May, And summer’s lease hath all too short a date: Soll ich dich einem Sommertag vergleichen? Du bist doch süßer, sachter und konstant, im Mai der raue Wind schüttelt die Knospen, und kurz währt Sommers knapp bemess’nes Pfand: Sometime too hot the eye of heaven shines, And often is his gold complexion dimm’d, And every fair from fair sometime declines, By chance or nature’s changing course untrimm’d: Bisweilen scheint zu heiß des Himmels Auge, oft glänzt gedämpft sein goldnes Wesen nur, und allem Schönen schwindet einst das Schöne, entschmückt durch Lauf und Laune der Natur: But thy eternal summer shall not fade, Nor lose possession of that fair thou ow’st, Nor shall Death brag thou wander’st in his shade, When in eternal lines to time thou grow’st, Doch wird dein ew’ger Sommer nie verblühen, noch flieht die Schönheit, die er dir verleiht, noch kann der Tod stolz in sein Reich dich ziehen: Du wächst in ew’gen Zeilen nach der Zeit: So long as men can breathe or eyes can see, So long lives this, and this gives life to thee. Solange Menschen atmen, Augen sehen, lebt auch mein Vers und lässt dich nicht vergehen. Sonnet 19 Sonett 19 Devouring Time, blunt thou the lion’s paws, And make the earth devour her own sweet brood; Pluck the keen teeth from the fierce tiger’s jaws, And burn the long-liv’d phoenix in her blood; Zehrende Zeit, mach stumpf des Löwen Pranken; mach, dass die Erde frisst die eigne Brut; zieh ruhig den scharfen Zahn dem grimmen Tiger; stürz jung den ew’gen Phönix in die Glut; Make glad and sorry seasons as thou fleet’st, And do whate’er thou wilt, swiftfooted Time, To the wide world and all her fading sweets; But I forbid thee one most heinous crime: Bring Segen, Nöte im Vorübergleiten; tu an, schnellfüß’ge Zeit, was dir behagt, der weiten Welt mit ihren kurzen Freuden, doch sei die infamste Untat dir versagt: 7 O! carve not with thy hours my love’s fair brow, Nor draw no lines there with thine antique pen; Him in thy course untainted do allow For beauty’s pattern to succeeding men. Zerfurche nicht des Liebsten schönes Antlitz, dein Griffel keine Linien in es mal’; in deinem Lauf bewahr ihn unbeschadet der künft’gen Welt als Schönheitsideal. Yet, do thy worst, old Time: despite thy wrong, My love shall in my verse ever live young. Tu selbst dein Ärgstes, alte Zeit – trotz deiner Tat in meinem Vers mein Liebster ew’ge Jugend hat. Sonnet 20 Sonett 20 A woman’s face with nature’s own hand painted Hast thou, the master mistress of my passion; A woman’s gentle heart, but not acquainted With shifting change, as is false women’s fashion: Ein Fraungesicht, das die Natur selbst malte, hast du, Herr – oder Herrin – meiner Liebe; ein sanftes Frauenherz, doch nicht so eines, das wie bei falschen Fraun stets unstet bliebe: An eye more bright than theirs, less false in rolling, Gilding the object whereupon it gazeth; A man in hue, all ›hues‹ in his controlling, Which steals men’s eyes and women’s souls amazeth. Ein Blick, der heller strahlt, nicht so falsch schielend, und golden schimmern lässt, was er mag schauen; wirkst wie ein Mann; in Bann ziehst du sie alle, stiehlst Männerblicke und Herzen der Frauen. And for a woman wert thou first created; Till Nature, as she wrought thee, fell a-doting, And by addition me of thee defeated, By adding one thing to my purpose nothing. Denn die Natur schuf dich zuerst zum Weibe, doch dann entbrannte selbst sie vor Verlangen, und stach mich aus, indem sie an dich fügte, mit dem ich nicht recht weiß, was anzufangen. But since she prick’d thee out for women’s pleasure, Mine be thy love and thy love’s use their treasure. Gegliedert nun, die Frauen zu entzücken, lass mich dein Herz, sie deine Lust beglücken. Deutsch: Sebastian Viebahn 8 Wolfgang Amadeus Mozart Thamos, König in Ägypten KV 345 (336a) (1777 – 80) Chöre und Zwischenaktmusiken zu dem historischen Drama Texte von Tobias Philipp Freiherr von Gebler Nr. 1 Chor Schon weichet dir, Sonne! des Lichtes Feindin, die Nacht; schon wird von Ägypten dir neues Opfer gebracht: Erhöre die Wünsche, die Wünsche erhöre, erhöre die Wünsche! Dein ewig dauernder Lauf führ’ heitere Tage zu Thamos Völkern herauf! Chor der Priester (Soli) Der muntern Jugend gib Lenksamkeit, Tugend, den Männern Mut! Nach tapfern Taten Weisheit zum Raten, Allen gib Vaterlands Blut. Chor Erhöre die Wünsche! … Chor der Sonnen-Jungfrauen (Soli) Ägyptens Töchter sei’n ihrer Geschlechter, der Gatten Zier! Vergnügt, im Stillen Pflicht zu erfüllen, blühend und jahrvoll wie wir! Chor Erhöre die Wünsche! … Chor der Priester (Soli) Gekrönt vom Siege schreck’ Thamos im Kriege der Feinde Reich! Chor der Sonnen-Jungfrauen (Soli) Für uns durch Triebe sorgender Liebe König und Vater zugleich! Chor Schon weichet dir, Sonne! … Nr. 6 Chor Gottheit, über alle mächtig! Immer neu und immer prächtig! Dich verehrt Ägyptens Reich. Steigend, ohne je zu fallen, sei’s das erste Reich aus allen, nur ihm selbst an Größe gleich! 9 Chor der Priester (Soli) Von des Mittags heißem Sande bis zum fernen Meeresstrande wölkt sich Opferrauch empor. Früh schon tonen unsre Lieder, Hymnen bringt der Abend wieder, nie verstummet unser Chor. Chor der Sonnen-Jungfrauen (Soli) Wie in weite Tempel hallen unter der Trompeten Schallen, sanfter Flöten Zauberklang: so mengt sich, Osiris Söhne, unser Lied in eure Töne, Sonne, dir ein Lobgesang. Ein Priester Was der Mund des Fürsten schwöret, Eine Jungfrau Was von seinem Volk erhöret, Chor sei zu beider Wohl der Grund! Er uns hold, treu wir dem Throne, Vatersorgen, Lieb’ zum Lohne, ist der wechselweise Bund. Chor (Tutti) Gottheit, über alle mächtig! Immer neu und immer prächtig! Dich verehrt Ägyptens Reich. Steigend, ohne je zu fallen, sei’s das erste Reich aus allen, nur ihm selbst an Größe gleich! Nr. 7 Der Oberpriester Ihr Kinder des Staubes, erzittert und bebet, bevor ihr euch wider der Götter erhebet! Rächender Donner verteidiget sie wider des Frevlers vergebene Müh’! Chor Wir Kinder des Staubes erzittern und beben und neigen die Häupter zur Erd’! Den Göttern zu frohnen, sei unser Bestreben, was immer ihr Ratschluß begehrt. Höchste Gottheit, milde Sonne, hör’ Ägyptens frommes Fleh’n: Schütz’ des Königs neue Krone, laß sie immer aufrecht steh’n! 10 ZU DEN WERKEN Licht besiegt Finsternis – Suite aus Jean-Philippe Rameaus Zoroastre »Es gibt in dieser einen Oper genügend Musik, um zehn daraus zu machen: Dieser Mann wird uns alle in den Schatten stellen.« So antwortete der Komponist André Campra auf die Frage, wie ihm Jean-Philippe Rameaus Hippolyte et Aricie gefalle. Campra sollte Recht behalten. Rameau war zwar schon 50 Jahre alt, als er am 1. Oktober 1733 seine erste Oper in der Pariser Académie Royale de Musique sehen konnte, aber das hinderte das Publikum nicht daran, sein Werk so kontrovers zu diskutieren wie das eines jungen Aufsteigers. Bald bildeten sich zwei Lager, die Lullyisten und die Ramisten. Rameaus Gegner beriefen sich auf Jean-Baptiste Lully, der etwa 60 Jahre zuvor die Regeln der sogenannten »tragédie lyrique« oder »tragédie en musique« festgelegt hatte. Von diesen Regeln wich Rameau zwar nicht wesentlich ab, doch er gab dem Orchester mehr Selbständigkeit und maß überhaupt der Musik einen höheren Stellenwert in der gesungenen Tragödie bei. Letztlich gewöhnten sich die Zuhörer an seinen Stil, und Rameau, der vor allem als Musiktheoretiker und Komponist origineller Cembalostücke bekannt geworden war, schrieb nun fast nur noch für die Bühne. Mit Werken wie Castor et Pollux, Dardanus und Zoroastre setzte er sich als rechtmäßiger Erbe Lullys durch. Zoroastre, in der ersten Produktion von 1749 eher lauwarm aufgenommen, erwies sich schließlich als einer seiner größten Erfolge – allerdings erst in der gründlich überarbeiteten Fassung, die 1756, im Geburtsjahr Mozarts, auf die Bühne kam. Noch 1770, sechs Jahre nach Rameaus Tod, wurde das Stück für die Einweihung des neuen Pariser Opernhauses ausgewählt. Manches an Zoroastre erschien dem französischen Publikum neu und richtungweisend. Das begann bereits mit dem Stoff, den Rameau und sein Librettist Louis de Cahusac weder der griechisch-römischen Sagenwelt noch mittelalterlichen Romanen entnommen hatten. Bei ihrem Titelhelden Zoroastre handelt es sich vielmehr um den persischen Religionsstifter, der im ersten oder zweiten Jahrtausend vor Christus lebte und im Deutschen als »Zarathustra« bekannt ist. Eine italienische Form seines Namens lautet 11 übrigens »Sarastro« – was natürlich an Mozarts Zauberflöte denken lässt. Die Assoziation führt nicht in die Irre: In beiden Opern geht es um den Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Licht und Finsternis. Beide Werke propagieren in kaum verhüllter Weise die aufklärerischen Ideale des Freimaurerordens, dem sowohl Cahusac (und möglicherweise Rameau) als auch Mozart und sein Librettist Schikaneder angehörten. Obwohl es durchaus möglich ist, dass Mozart Rameaus Oper kannte, muss man einen direkten Einfluss gar nicht zwingend annehmen. Die Freimaurer des 18. Jahrhunderts machten nun einmal gerne Anleihen bei den Religionen des Orients, sodass beide Komponisten auch unabhängig voneinander auf die Figur des weisen Zarathustra stoßen konnten. Ungewöhnlich war neben dem Stoff auch der Verzicht auf den in früheren Opern obligatorischen Prolog, der mit der Haupthandlung wenig zu tun hatte und vor allem dem Lob des Königs diente. In Zoroastre ersetzt eine eindrucksvolle programmatische Ouvertüre diesen Werkteil. Ihr Beginn, so erklärten Rameau und Cahusac in ihrer Vorrede zum Libretto, sei »eine starke, pathetische Darstellung der barbarischen Gewaltausübung durch Abramane [den bösen Gegenspieler Zoroastres] und der Klagerufe der von ihm unterdrückten Völker«. Dagegen male der zweite Teil des Stücks »ein lebhaft heiteres Bild von Zoroastres wohltätiger Macht und vom Glück der Völker, die er von der Unterdrückung erlöst hat.« In der Suite schließt sich an die Ouvertüre eine Reihe von Tänzen und Charakterstücken an. Ihre Anordnung folgt nicht der Chronologie der Opernhandlung, sondern einer eigenen Dramaturgie, die vor allem auf klangliche Kontraste und rhythmische Abwechslung berechnet ist. Einige Sätze gehen auch auf Material aus Rameaus Pièces de clavecin en concerts von 1741 zurück: So wurde beispielsweise aus dem Cembalo-Stück La Livri die Gavotte en Rondeau. 12 »Für Mademoiselle Storace und mich« – Wolfgang Amadeus Mozarts Konzertarie KV 505 Als »Konzertarien« bezeichnet man jene mehr als 50 Arien Wolfgang Amadeus Mozarts, die nicht in größeren Bühnenwerken, sondern als Einzelnummern überliefert sind. Ganz korrekt ist dieser Begriff nicht, denn manche der Stücke entstanden als zusätzliche oder alternative Arien zu fremden und eigenen Opern. Schließlich war es im 18. Jahrhundert gängige Praxis, dass Opern bei jeder Neuproduktion den Möglichkeiten und Ansprüchen der beteiligten Sänger angepasst wurden. Die kleine Szene »Ch’io mi scordi di te?« – »Non temer, amato bene« komponierte Mozart aber tatsächlich für den Konzertgebrauch, und man weiß sogar, für welche Sängerin und für welches Konzert. Nancy Storace, in England geborene Tochter eines italienischen Kontrabassisten, zählte zu den berühmtesten Buffa-Primadonnen der Zeit – berühmt gleichermaßen für ihre hohe Musikalität, ihre brillanten schauspielerischen Fähigkeiten und ihr lebhaftes, ungezwungenes Auftreten. Nach großen Erfolgen in Italien wurde sie 1783, mit gerade einmal 18 Jahren, für die neue italienische Operntruppe am Wiener Burgtheater angeworben. In Wien blieb sie vier Jahre lang, und unter den etwa 20 Opernpartien, die sie dort sang, war auch die der Susanna in Mozarts Le nozze di Figaro. Bevor Storace Wien in Richtung London verließ, gab sie ein Abschiedskonzert, bei dem Mozart mitwirkte. Wohl für diese Veranstaltung am 23. Februar 1787 schrieb er die Scena con Rondo KV 505. Auf dem Titelblatt notierte er: »Composto per la Sig.ra Storace dal suo Servo ed amico [von ihrem Diener und Freund] W. A. Mozart Vienna li 26 di dicembre 1786«. Und dem entsprechenden Eintrag im Verzeichnüß aller meiner Werke fügte er noch die folgende Bemerkung hinzu: »mit Klavier solo. für Mad:selle storace und mich«. Dass Mozart eine Liebschaft mit der jungen Sängerin hatte, gehört wohl ins Reich der Legende. Er muss sie aber sehr geschätzt haben – schließlich ließ er es sich nicht nehmen, ihr Abschiedsgeschenk noch mit einer obligaten, von ihm selbst vorgetragenen Klavierpartie aufzuwerten. Der Text der Szene stammt von einem unbekannten Dichter. Mozart hatte 13 ihn kurz zuvor schon einmal vertont, als er seinen Idomeneo für eine konzertante Aufführung in Wien bearbeitete und dabei eine neue Arie für die Figur des Idamante einfügte. Der kretische Prinz erklärt darin der trojanischen Königstochter Ilia, dass er nur sie und nicht ihre Rivalin Elettra liebe. Neue Musik für alte Instrumente – Three Shakespeare Sonnets von Hèctor Parra Dass ein auf historischen Instrumenten spielendes Ensemble sich für Musik unserer Zeit interessiert, mag auf den ersten Blick befremdlich erscheinen. Bei genauerer Betrachtung allerdings nicht mehr: Denn während Neugier und Experimentierfreude für Avantgarde-Interpreten ohnehin unabdingbar sind, helfen die gleichen Eigenschaften den Spezialisten für Alte Musik dabei, vergessene Aufführungspraktiken wiederzuentdecken. Gerade das Freiburger Barockorchester hat immer wieder den Kontakt zur Neuen Musik gesucht – so auch zu der des katalanischen Komponisten Hèctor Parra, dessen Kammeroper Das geopferte Leben 2014 unter Beteiligung des Ensembles uraufgeführt wurde. Die Zusammenarbeit hatte großen Erfolg, und daher lag es nahe, sie fortzusetzen. Vor anderthalb Jahren, so erinnert sich Parra, habe ihm Philharmonie-Intendant Louwrens Langevoort vorgeschlagen, auf der Textgrundlage von William Shakespeares Sonett 20 ein Werk für Julian Prégardien und das Freiburger Barockorchester zu schreiben. Parra erweiterte das Projekt zu einem kleinen Zyklus, indem er die Sonette 18 und 19 hinzunahm. »Man muss kein englischer Muttersprachler sein«, erklärt er in seinem Werkkommentar, »um zu merken, dass Shakespeares Sprache reine Musik ist, Musik in all ihren Dimensionen – der akustischen, der semantischen und natürlich der poetischen. Und die Sonette sind in dieser Hinsicht die Quintessenz seines Schaffens. In ihnen konzentriert sich Shakespeares Sicht auf die fragile conditio humana, seine Erkenntnis, dass nur die im Kunstwerk sublimierte Liebe den Menschen das tragische Ende überleben 14 lässt, das ihm als selbstbewusstem Wesen beschieden ist. Das alles mittels einer unvergleichlich schönen und starken Sprache, voller Ironie und einer fast schon aphoristischen gedanklichen Konzentration wie auch erstaunlicher Wort- und Klangspiele. Um meinen Zyklus komponieren und den Sonetten 18 bis 20 eine gesungene Stimme geben zu können, ließ ich mich weitgehend von den stets leicht asymmetrischen und schwebenden Binnenrhythmen inspirieren. Und von den verblüffend intimen und kraftvollen Tonfällen, wie man sie in aufgezeichneten Deklamationen bestimmter englischer Shakespeare-Spezialisten wie Ben Crystal, Patrick Stewart oder David Tennant erleben kann. Auf der anderen Seite bieten auch die alten Instrumente erstaunlich vielfältige Möglichkeiten, allerdings nicht genau die gleichen wie moderne Instrumente. Daher habe ich, statt meine Schreibweise anzupassen, lieber andere Facetten meines musikalischen Denkens erkundet, andere Gesten, Texturen und Farben, die man mit modernen Instrumenten nicht entwickeln kann, die aber dennoch meine persönlichen sind. Man sollte nicht vergessen, dass die Orchester der Alten Musik, obwohl sie geschaffen wurden, um die Musik vergangener Jahrhunderte authentischer zu interpretieren, doch Produkte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind, konzipiert von großen Künstlern unserer Zeit wie Nikolaus Harnoncourt oder Gustav Leonhardt. Sie haben uns einen neuen Blick auf instrumentale Gesten und Klänge eröffnet, die leichter und weniger aufgebläht sind, auf eine Orchestrierung, die nicht so sehr auf üppigen Klangballungen gründet, sondern dem Konzept der Resonanz und der mitschwingenden Saiten näher steht. Folglich bedeutet das Schreiben für ein solches Ensemble nicht notwendigerweise, dass man andauernd die Stile der Vergangenheit neu interpretieren müsste. Vielmehr geht es darum, die Art und Weise des Umgangs mit instrumentaler Energie und dem gestischen Ausdruck, der sie produziert, radikal neu zu denken.« Hèctor Parra widmet sein Werk Louwrens Langevoort aus Anlass seines 60. Geburtstags; das Sonett 20 ist zusätzlich noch Hervé Boutry, dem Direktor des Ensemble intercontemporain, zugeeignet. 15 »Es müsste nur der Musik wegen aufgeführt werden« – Mozarts Thamos Seine einzige Schauspielmusik schrieb Mozart zu dem Stück Thamos, König in Ägypten, dessen Autor der österreichische Staatsrat, Freimaurer und Amateurdichter Tobias Philipp Freiherr von Gebler war. Das »heroische Drama« beschwört, wie später die Zauberflöte, Sonnenkult und Priesterwelt des alten Ägypten. Von allen Werken Mozarts hat Thamos vielleicht die längste und rätselhafteste Entstehungsgeschichte: Die Chöre und wohl auch die instrumentalen Zwischenaktmusiken entstanden in einer ersten Fassung bereits 1773; sie wurden am 4. April 1774 im Wiener Kärntnertortheater aufgeführt. Ihre heute bekannte Form erhielten die Sätze allerdings erst nach Revisionen 1776/77 und noch einmal 1779/80. Noch 1783 ließ sich Mozart die Musik von Salzburg nach Wien schicken, weil er sie dort erneut aufführen wollte. Daraus wurde allerdings nichts, denn inzwischen hatten die Theater – sicher nicht ganz zu Unrecht – das Interesse an Geblers pathetischem Sprechstück verloren. Mozart tat es leid um seine Komposition, die er offenbar noch immer sehr schätzte: »Es müsste nur bloß der Musik wegen aufgeführt werden, und das wird wohl schwerlich gehen, schade ist es gewiss!« Zumindest für die drei Chöre des Werks fand ihr Komponist vielleicht doch noch eine Verwendung: Man entdeckte in seinem Nachlass Abschriften mit neuen, teils lateinischen, teils deutschen, aber jedenfalls christlich-geistlichen Texten. Sie wurden der Musik sicher mit Mozarts Billigung unterlegt, vielleicht sogar auf seine Anregung hin. Die Instrumentalsätze des Thamos sind von ganz unterschiedlicher Anlage, entsprechend der jeweiligen dramatischen Situation, die in Mozarts Autograph in der Handschrift seines Vaters Leopold festgehalten ist. So heißt es beispielsweise vor der zweiten Nummer, der Zwischenaktmusik vor dem zweiten Akt: »Der 1. Aufzug schließt mit dem genommenen Entschluss zwischen Pheron und Mirza, den Pheron auf den Thron zu setzen.« Und zu Nr. 3, der Zwischenaktmusik vor dem dritten Akt, gibt es außer der vorangestellten Situationsbeschreibung sogar noch zwei Eintragungen Leopolds in die Noten selbst. Ihnen zufolge malt 16 die unruhig hin- und herschwankende Bewegung der Takte 8 bis 10 den »falschen Charakter« des verräterischen Generals Pheron, während das folgende sanfte Oboenthema die »Ehrlichkeit« der Titelfigur Thamos charakterisiert. Mozarts fünfter Satz, die Musik zwischen dem vierten und dem fünften Akt, schließt sich an die »allgemeine Verwirrung« unmittelbar vor der Lösung des dramatischen Konflikts an – was auch das Umschlagen vom »dämonischen« d-Moll zum »heroischen« D-Dur erklärt. Zum letzten Instrumentalsatz existieren erneut zwei programmatische Notizen Leopold Mozarts: »Pherons Verzweiflung, Gotteslästerung und Tod« liest man gleich zu Anfang. Und über den allmählich lauter werdenden, in Halbtonschritten aufsteigenden Violin-Achteln ab Takt 18 stehen die Worte »Anfang des Donnerwetters«. Pheron, der Bösewicht des Dramas, wird am Ende vom Blitz erschlagen. Jürgen Ostmann 17 BIOGRAPHIEN Anna Lucia Richter Als Tochter einer Musikerfamilie und langjähriges Mitglied des Mädchenchores am Kölner Dom erhielt Anna Lucia Richter schon seit ihrem neunten Lebensjahr Gesangsunterricht bei ihrer Mutter Regina Dohmen. Im Anschluss wurde sie von Kurt Widmer in Basel ausgebildet und schloss ihr Gesangstudium mit Auszeichnung bei Klesie Kelly-Moog an der Musikhochschule in Köln ab. Weitere Anregungen erhielt sie von Magreet Honig, Edda Moser, Christoph Prégardien und Edith Wiens. Die Künstlerin gewann zahlreiche internationale Preise. Zuletzt wurde ihr im Februar 2016 der prestigereiche Borletti-Buitoni Trust Award zugesprochen. Ein großer Auftakt der aktuellen Spielzeit war für Anna Lucia Richter das Eröffnungskonzert des Lucerne Festivals mit Mahlers achter Sinfonie unter Riccardo Chailly. Zu den weiteren Höhepunkten dieser Spielzeit zählen ihre Auftritte mit dem Orchestre de Paris unter Thomas Hengelbrock in Bachs Johannespassion, mit dem Danish National Symphony Orchestra unter András Schiff in Haydns Nelson-Messe, beim Konzerthausorchester Berlin unter Iván Fischer mit der Orchesterversion von Schuberts­ Der Hirt auf dem Felsen, Mahlers zweiter Sinfonie mit dem Orchester und Chor der Accademia Nazionale di Santa Cecilia unter Daniel Harding in Rom und – mit dem Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach – eine große Europatournee mit dem Freiburger Barockorchester unter Hans-Christoph Rademann. Im Rahmen der Eröffnungskonzerte der Elbphilharmonie Hamburg sang sie in Haydns Schöpfung mit der NDR Elbphilharmonie unter Thomas Hengelbrock. In der letzten Zeit trat sie außerdem als Konzertsängerin mit dem Lucerne Festival Orchestra und dem London Symphony Orchestra unter Bernard Haitink, dem Los Angeles Philharmonic, dem San Francisco Symphony unter Sir András Schiff, dem Königlichen Concertgebouworchester Amsterdam und dem Budapest 18 Festival Orchestra unter Iván Fischer oder der Sächsischen Staatskapelle Dresden unter Reinhard Goebel auf. Des Weiteren arbeitete sie mit Dirigenten wie Jonathan Cohen, Axel Kober, Fabio Luisi, Sir Roger Norrington, Andrés Orozco-Estrada und Markus Stenz erfolgreich zusammen. Besonders widmet sich Anna Lucia Richter dem Liedgut. Sie hat sich bereits ein umfangreiches Repertoire angeeignet und ist in den großen Liedzentren zu Gast, so bei den Schwetzinger SWR Festspielen, beim Heidelberger Frühling, dem SchleswigHolstein Musikfestival, der Schubertiade Schwarzenberg oder in der Wigmore Hall London. Ihr US-Debüt gab sie mit drei Liederabenden in New Yorks Park Avenue Armory, begleitet von Gerold Huber. In New York war sie in dieser Saison erneut zu erleben, diesmal in der Weill Recital Hall der Carnegie Hall mit ihrem viel beachteten und außergewöhnlichen Liederkreis-Programm mit Eichendorff-Vertonungen und Improvisationen, begleitet von Michael Gees. Weitere Liederabende gab sie bei der Schubertiade Vilabertran, beim Bayerischen Rundfunk in München und im Amsterdamer Concertgebouw. Die Künstlerin nimmt immer wieder zeitgenössische Vertonungen in ihre Liedprogramme auf, so etwa die Uraufführung des Werkes Singet leise von Moritz Eggert und den Zyklus Ophelia Sings von Wolfgang Rihm, den er eigens für sie komponiert hat. Ihr Opernrepertoire umfasst u. a. Partien wie Sandmann/Taumann (Hänsel und Gretel), Barbarina (Le nozze di Figaro), Ilia (Idomeneo) und Zerlina (Don Giovanni) sowie die Rollen Eurydice/La Musica in Monteverdis L’Orfeo, der viel beachteten Produktion von Sasha Waltz mit Aufführungen an der Nederlandse Opera Amsterdam, in Luxemburg, Baden-Baden, an der Staatsoper Berlin und in Lille unter Pablo Heras-Casado. Im Frühjahr 2017 übernahm sie in Keith Warners Neuproduktion von Hans Werner Henzes Elegie für junge Liebende die Hauptpartie der Elizabeth Zimmer am Theater an der Wien. Die Kölner Philharmonie widmete Anna Lucia Richter in dieser Saison drei Porträtkonzerte. Den Auftakt machte im vergangenen November eine Aufführung von Glucks Orfeo ed Euridice mit 19 der Hofkapelle München. Es folgte im Februar ein Liederabend zusammen mit Michael Gees mit Werken von Benjamin Britten, Robert Schumann und Johannes Brahms sowie Improvisationen auf Texte von Eichendorff. Das heutige Konzert beschließt die Reihe. 20 Sophie Harmsen Als Kind deutscher Diplomaten weit gereist, studierte Sophie Harmsen an der University of Cape Town und danach bei der kanadischen Sopranistin Edith Wiens. Sie lebt heute mit ihrer Familie in Berlin. Die Mezzosopranistin ist besonders als Mozartinterpretin gefragt. 2016 debütierte sie mit großem Erfolg als Annio in La clemenza di Tito am Teatro Real in Madrid. 2017 war sie unter der Leitung von René Jacobs als Dorabella in Così fan tutte auf einer Tournee durch Europa und Asien mit dem Freiburger Barockorchester zu hören, so auch im April in der Kölner Philharmonie. Zu ihren Projekten dieser Saison zählten außerdem das Weihnachtsoratorium mit Thomas Hengelbrock und dem NDR Elbphilharmonie Orchester, Mozarts c-Moll-Messe mit Adam Fischer und den Düsseldorfer Symphonikern sowie Konzerte und Aufnahmen geistlicher Werke von Anton Bruckner mit dem RIAS Kammerchor und der Akademie für Alte Musik Berlin. Ihre Darstellungskraft auf der Opernbühne konnte Sophie Harmsen mit berühmten Regisseuren wie Robert Wilson, William Kentridge und Andreas Dresen vervollkommnen. Besonders die Alte Musik schätzt die Mezzosopranistin. Sie feierte Erfolge bei Soloabenden mit Concerto Köln und der Capella Augustina. Konzerte mit Václav Luks, Jos van Immerseel, Raphaël Pichon, Andrea Marcon sowie zahlreiche Auftritte und CD-Einspielungen mit Frieder Bernius dokumentieren ihre künstlerische Vielseitigkeit. Besonders verbunden fühlt sich Sophie Harmsen der Internationalen Bachakademie Stuttgart, mit der sie sowohl mit Helmuth Rilling als auch mit Hans Christoph Rademann regelmäßig konzertiert. Bei großen Festivals wie den Salzburger Festspielen, dem Schleswig-Holstein Musik Festival, dem Rheingau Musik Festival und dem Bachfest Leipzig ist sie regelmäßig zu Gast. Daneben arbeitete sie mit großen Sinfonieorchestern wie z. B. dem Gewandhaus­ orchester Leipzig, dem Konzerthausorchester Berlin, dem Radio21 Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin und dem Israel Philharmonic Orchestra zusammen. In der Kölner Philharmonie war sie zuletzt im April als Dorabella in Così fan tutte mit dem Freiburger Barockorchester unter René Jacobs zu hören. 22 Julian Prégardien Seine musikalische Ausbildung erhielt der 1984 in Frankfurt geborene Sänger bei der Limburger Dommusik und an der Musikhochschule Freiburg. In der letzten Saison sorgte seine Interpretation der Partie des Hylas in Berlioz’ Les Troyens unter Leitung von Kent Nagano anlässlich der Spielzeiteröffnung der Hamburgischen Staatsoper für großes Aufsehen. Außerdem war Julian Prégardien in einer Inszenierung von Schuberts Winterreise in der »komponierten Interpretation« Hans Zenders am Grand Théâtre de la Ville de Luxembourg zu erleben. Im Laufe der aktuellen Opernsaison ist Julian Prégardien als Tamino in einer Neuproduktion von Mozarts Zauberflöte an der Opéra de Dijon unter Leitung von Christophe Rousset zu hören. Als Oberon in Carl Maria von Webers gleichnamiger Oper feiert der junge lyrische Tenor im Juli sein Debüt an der Bayerischen Staatsoper München. Seine Konzertauftritte umfassen Bachs Matthäuspassion mit Kent Nagano und dem Orchestre symphonique de Montréal, eine Tournee mit dem RIAS Kammerchor und der Akademie für Alte Musik unter Leitung von René Jacobs, Bachs h-Moll-Messe mit dem Windsbacher Knabenchor, das Weihnachtsoratorium mit dem Dresdner Kreuzchor, sowie Haydns Nelson-Messe mit dem dänischen SymfoniOrkestret unter Leitung von András Schiff. Daneben ist er mit einem Händel-Arien-Programm mit dem Titel Biblical Scenes gemeinsam mit der Akademie für Alte Musik Berlin bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, im Konzerthaus Berlin und im Prinzregententheater München zu hören. Erneut eingeladen ist der Tenor zu den Salzburger Festspielen mit Werken von Michael Haydn unter Leitung von Ádám Fischer und zu den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik mit einem Telemann-Recital mit der Hamburger Ratsmusik. Mit einem Monteverdi-Projekt gemeinsam mit seinem Vater Christoph Prégardien und Anima Eterna Brugge unter Leitung von Jos van Immerseel ist Julian Prégardien unter anderem bei den Dresdner 23 Musikfestspielen zu hören. Mit diesem Programm, das die VaterSohn-Konstellationen in den beiden Monteverdi-Opern Il ritorno d’Ulisse in patria und L’Orfeo beleuchtet, feierten die Musiker bei den Salzburger Pfingstfestspielen 2015 einen großen Erfolg. In der kommenden Saison findet das Projekt eine Fortsetzung mit Konzerten in Brügge und Antwerpen. Auf Einladung des Komponisten Thomas Larcher und des Bruckner Orchesters Linz unter Leitung von Dennis Russell Davies sang Julian Prégardien 2016 erstmals den »Padmore Cycle« in zwei Konzerten im Brucknerhaus Linz und im Musikverein Wien. Julian Prégardien ist an der Gesamtaufführung aller Lieder von Franz Schubert in den Jahren 2015 bis 2017 sowohl bei der Schubertiade in Hohenems und Schwarzenberg als auch in der Wigmore Hall London mit mehreren Liederabenden und unterschiedlichen Klavierpartnern beteiligt. Weitere Liederabende führten ihn unter anderem nach Tokyo, Köln, Neumarkt, Düsseldorf und Freiburg. Seit dem Sommersemester 2013 hat Julian Prégardien einen Lehrauftrag an der Hochschule für Musik und Theater München. Seit 2016 gibt er außerdem erste Meisterklassen: in München, am Kongelige Danske Musikkonservatorium in Kopenhagen sowie bei der Sommerakademie des Mozarteums Salzburg im Rahmen der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik. Bei uns war er zuletzt erst am 17. Mai in einem Liederabend gemeinsam mit seinem Vater Christoph Prégardien und dem Pianisten Michael Gees zu hören. 24 Tareq Nazmi Der deutsch-ägyptische Bass Tareq Nazmi wuchs in München auf und studierte dort an der Hochschule für Musik und Theater bei Edith Wiens und Christian Gerhaher sowie privat bei Hartmut Elbert. 2009 erhielt er den 1. Preis der Walter und Charlotte Hamel Stiftung und war Preisträger beim Bundeswettbewerb Gesang 2008. Zu seinen weiteren Auszeichnungen zählen ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes und beim Ravinia’s Steans Music Institute bei Chicago. Seine erste Bühnenerfahrung konnte der junge Bass an der Bayerischen Theaterakademie und als Mitglied des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper sammeln, wo er von 2012 bis 2016 dem Ensemble angehörte und Partien in Opern von Mozart, Strauss, Wagner, Cavalli, Monteverdi, Bizet, Halévy und Rameau sang. Auch außerhalb Münchens hat Tareq Nazmi auf sich aufmerksam gemacht: Im Sommer 2015 dirigierte René Jacobs Mozarts Don Giovanni auf einer Tournee mit dem Freiburger Barockorchester in Barcelona, Shanghai, Peking und Paris und lud Tareq Nazmi ein, beide Bass-Partien, die des Commendatore und des Masetto, zu übernehmen. 2016 gab Tareq Nazmi unter François-Xavier Roths Leitung dann sein Rollendebüt als Leporello an der Oper Köln sowie sein Debüt am Theater an der Wien als Masetto. Als Basilio in Rossinis Il Barbiere di Siviglia war er an der Komischen Oper Berlin zu Gast und als Zaccaria in Verdis Nabucco in St. Gallen. Mit Mozarts selten gespielter Schauspielmusik Thamos, König in Ägypten ist er außer bei uns auch beim Grafenegg Festival zu hören. Im Konzertfach verfügt Tareq Nazmi über ein weites Repertoire, das von Bach bis Beethoven, von Haydn bis Brahms und von Mozart bis Dvořák reicht. Wichtige Stationen waren für ihn sein Debüt beim Washington National Symphony Orchestra unter Christoph Eschenbach, Konzerte mit dem WDR Sinfonieorchester Köln in der Kölner Philharmonie und mit Brahms’ Ein deutsches Requiem in San Sebastian unter Jukka-Pekka Saraste sowie in 25 Mozarts Requiem mit dem Deutschen Symphonieorchester Berlin unter Manfred Honeck. Eine enge Zusammenarbeit verbindet Tareq Nazmi mit Enoch zu Guttenberg, unter dessen Leitung er wiederholt bei den Festspielen Herrenchiemsee oder als Sarastro in Mozarts Zauberflöte im Münchner Prinzregententheater zu sehen war. Mit den selten gespielten Mozart-Konzertarien für Bass-Stimme gab Tareq Nazmi unter Constantinos Carydis sein Debüt bei den Salzburger Festspielen 2016. Im gleichen Jahr führte ihn eine Tournee mit dem Orchester der KlangVerwaltung und Enoch zu Guttenberg mit Mozarts Requiem nach Kanada und in die USA. Darüber hinaus gab Tareq Nazmi sein Debüt beim Orchestre de Paris in Schumanns Faust-Szenen unter Daniel Harding und war in Lissabon mit Beethovens neunter Sinfonie beim Orquestra Gulbenkian unter Alain Altinoglu zu hören. Auch Liederabende gehören mehr und mehr zu Tareq Nazmis Repertoire. Zusammen mit Gerold Huber trat er zuletzt mit Liedern von Schubert und Schumann in München, Deggendorf und zum ersten Mal bei der Schubertiade in Hohenems auf. In der Kölner Philharmonie war Tareq Nazmi zuletzt im April 2014 zu Gast. 26 Sebastian Wienand Sebastian Wienand wurde 1984 geboren und lebt in Basel. Er konzertiert weltweit als Solist, Kammermusikpartner sowie Continuo-Cembalist meist auf historischen Tasteninstrumenten und spielt dabei mit Ensembles wie dem Freiburger Barockorchester, der Akademie für Alte Musik Berlin, Les musiciens du Louvre, dem Millenium Orchestra sowie Musikern wie Maurice Steger, Gottfried von der Goltz oder Rebeka Rusó. Noch Jahre vor seinem Cembalo-, Fortepianound Generalbass-Studium an der Schola Cantorum Basiliensis gründete er das Ensemble l’Ornamento, mit dem er seit seiner Jugend die Welt der barocken Kammermusik erkundet und entdeckt. Diese besonders intensive Arbeit wurde belohnt durch Erfolge wie den Ersten Preis und den Publikumspreis bei Musica Antiqua Brügge oder den Publikumspreis der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, bei denen das Ensemble seither beinahe jährlich gastiert. Als musikalischer Assistent des belgischen Dirigenten René Jacobs hat er seit nun beinahe einer Dekade regelmäßig erheblichen Anteil an der Einstudierung und Aufführung von dessen weltweit gefeierten Opernproduktionen – seien sie konzertant oder szenisch – an Häusern wie dem Theater an der Wien oder La Monnaie in Brüssel. Darüber hinaus musiziert er regelmäßig unter Dirigenten wie Pablo Heras-Casado und Leonardo García Alarcón, mit dessen Millenium Orchestra er dieses Jahr auch ein Klavierkonzert von Mozart aufnimmt. Von seinem wichtigsten Partner – dem Freiburger Barockorchester – wurde er bereits mehrfach eingeladen, so etwa 2010 mit einem Mozart-Klavierkonzert beim Arts Festival in Hongkong, oder 2014 mit Beethovens Chorfantasie in der Philharmonie Berlin anlässlich des Jubiläums des Mauerfalls. Ein weiterer Höhepunkt seiner solistischen Laufbahn war ein von Andreas Staier moderiertes Konzert mit Klavierwerken von Haydn im Rahmen der Schwetzinger Festspiele 2013, zu denen er im Sommer 2016 erneut eingeladen 27 wurde, um in Doppelleitung mit der Geigerin Katharina Heutjer an einem Abend alle sechs Brandenburgischen Konzerte von Johann Sebastian Bach mit La Cetra Basel aufzuführen. Es sind einige CDs mit ihm als Solist und Kammermusikpartner erschienen, unter anderem Cembalokonzerte der Bach-Familie mit dem Brandenburgischen Staatsorchester unter Howard Griffiths und Bachs fünftes Brandenburgisches Konzert mit dem Freiburger Barockorchester. Sebastian Wienand ist bzw. war Stipendiat des Deutschen Musikrats, der Deutschen Stiftung Musikleben, der Credit Suisse Young Artist Series, der MozartStiftung Dortmund sowie der Kunststiftung Baden-Württemberg. In der Kölner Philharmonie ist Sebastian Wienand heute zum ersten Mal zu hören. 28 Collegium Vocale Gent Das Collegium Vocale Gent wurde 1970 von dem aus dem belgischen Gent stammenden Dirigenten und Chorleiter Philippe Herreweghe gegründet. Das Ensemble wendete als eines der ersten die neuen Erkenntnisse der historischen Aufführungspraxis auf Vokalmusik an, wodurch das Ensemble schon nach wenigen Jahren auf allen wichtigen Podien und Musikfestivals in Europa, Israel, den Vereinigten Staaten, Russland, Südamerika, Japan, Hongkong und Australien gastierte. Ab 2017 veranstaltet das Ensemble das eigene Sommerfestival Collegium Vocale Crete Senesi in der Toskana. Das Collegium Vocale Gent ist inzwischen zu einem äußerst flexiblen Ensemble mit einem breiten Repertoire aus verschiedenen Stilepochen geworden, dessen Kern die deutsche Barockmusik und insbesondere die Vokalwerke von Johann Sebastian Bach sind. Heutzutage führt das Collegium Vocale Gent diese Musik vorzugsweise mit einem kleinen Ensemble auf, wobei die Sänger sowohl Chor- als auch solistische Partien ausführen. Immer 29 mehr beschäftigt sich das Collegium Vocale Gent auch mit dem romantischen, modernen und zeitgenössischen Chorrepertoire. Das Collegium Vocale Gent arbeitet und arbeitete mit Klangkörpern wie dem Orchestre des Champs-Élysées, dem Freiburger Barockorchester, der Akademie für Alte Musik Berlin, dem Antwerp Symphony Orchestra, dem Rotterdams Filharmonisch Orkest, dem Budapest Festival Orchestra und dem Königlichen Concertgebouworchester Amsterdam sowie Dirigenten wie u. a. Ivor Bolton, Marcus Creed, Reinbert de Leeuw, Iván Fischer, Nikolaus Harnoncourt, René Jacobs, Sigiswald Kuijken, Yannick Nézet-Séguin, Kaspars Putniņš, Jos van Immerseel, Paul Van Nevel und James Wood. Unter der Leitung von Philippe Herreweghe baute das Ensemble eine Diskographie mit mehr als 100 Einspielungen auf, darunter Werke von Beethoven, Brahms, Dvořák, Kantaten von Johann Sebastian Bach, Joseph Haydns Oratorium Die Jahreszeiten und Infelix ego, Motetten und die fünfstimmige Messe von William Byrd. 2016 erschienen Aufnahmen von Igor Strawinskys Threni und Requiem Canticles sowie von Carlo Gesualdos sechstem Madrigalbuch. Unter der Leitung von Reinbert de Leeuw nahm das Collegium Vocale Gent Leoš Janáčeks Rikadla auf. Das Collegium Vocale Gent wird unterstützt durch die Flämische Gemeinschaft, die Stadt Gent und die nationale belgische Lotterie. In der Kölner Philharmonie war das Collegium Vocale Gent zuletzt im Juni 2015 in einer Aufführung von Händels Semele zu hören. 30 Die Besetzung des Collegium Vocale Gent Sopran Annelies Brants Gunhild Lang-Alsvik Chiyuki Okamura Magdalena Podkościelna Elisabeth Rapp Mette Rooseboom Tenor Malcolm Bennett Benjamin Glaubitz Dan Martin Tom Phillips Sören Richter Hitoshi Tamada Alt Sofia Gvirts Karolina Hartman Gudrun Köllner Sandra Raoulx Sylvia van der Vinne Mieke Van Laren Bass Erks Jan Dekker Stefan Drexlmeier Philipp Kaven Julián Millán Felix Rumpf Vytautas Vepstas 31 Freiburger Barockorchester Das Freiburger Barockorchester (FBO) blickt auf eine knapp 30-jährige musikalische Erfolgsgeschichte zurück: Aus studentischen Anfängen im Jahr 1987 entstand innerhalb kurzer Zeit ein international gefragter Klangkörper, der inzwischen regelmäßig in den bedeutendsten Konzert- und Opernhäusern gastiert. Neben der Vielfalt des Repertoires vom Frühbarock bis in die Gegenwart wird vor allem die besondere Klangkultur des auf historischen Instrumenten spielenden FBO gerühmt. Seit Mai 2012 verfügt das Orchester gemeinsam mit den Kollegen vom ensemble recherche über ein international einzigartiges Domizil: das Ensemblehaus Freiburg, eine musikalische Werkstatt und Ideen­ schmiede für zwei Spitzenensembles der älteren und neuen Musik unter einem Dach. Das Freiburger Barockorchester arbeitet mit bedeutenden Künstlern wie René Jacobs, Andreas Staier, Jean-Guihen Queyras, Isabelle Faust, Kristian Bezuidenhout, Christian Gerhaher und Pablo Heras-Casado zusammen. Der künstlerische Erfolg dieser 32 musikalischen Partnerschaften äußert sich auch in zahlreichen CD-Produktionen und der Verleihung prominenter Auszeichnungen wie zuletzt dem ECHO Klassik Deutscher Musikpreis (2011, 2012, 2013, 2014, 2015 und 2016), dem Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik (2006, 2009, 2015 und 2016), dem Gramophone Award (2011 und 2012), dem Edison Classical Music Award (2008, 2012 und 2013) oder dem Classical Brit Award (2007). Unter der künstlerischen Leitung seiner beiden Konzertmeister Gottfried von der Goltz und Petra Müllejans sowie unter der Stabführung ausgewählter Dirigenten präsentiert sich das FBO mit rund einhundert Auftritten pro Jahr in unterschiedlichen Besetzungen vom Kammer- bis zum Opernorchester: ein selbstverwaltetes Ensemble mit eigenen Konzertreihen im Freiburger Konzerthaus, in der Stuttgarter Liederhalle und der Berliner Philharmonie und mit Tourneen in der ganzen Welt. In der Kölner Philharmonie ist das Freiburger Barockorchester regelmäßig zu Gast. Zuletzt waren am 13. Mai Mitglieder des Orchesters als Freiburger BarockConsort bei uns zu hören. 33 Die Besetzung des Freiburger Barockorchesters Violine I Gottfried von der Goltz Beatrix Hülsemann Christa Kittel Gerd-Uwe Klein Petra Müllejans Hannah Visser Flöte Daniela Lieb Susanne Kaiser Violine II Anne Katharina Schreiber Brian Dean Martina Graulich Daniela Helm Brigitte Täubl Klarinette Lorenzo Coppola Tindaro Capuano Viola Christian Goosses Ulrike Kaufmann Annette Schmidt Chloé Parisot Horn Bart Aerbeydt Gijs Laceulle Oboe Antoine Torunczyk Thomas Meraner Fagott Javier Zafra Posaune Robert Schlegl Keal Couper Bernhard Rainer Violoncello Guido Larisch Stefan Mühleisen Ute Petersilge Trompete Jaroslav Roucek Almut Rux Kontrabass James Munro Miriam Shalinsky Pauke Charlie Fischer Hammerklavier Sebastian Wienand 34 Jérémie Rhorer Jérémie Rhorer studierte am Conservatoire National Supérieur in Paris. 2005 gründete er mit Le Cercle de l’Harmonie sein eigenes Orchester und erregte mit Aufführungen von Mozartopern am Théâtre des Champs-Élysees, bei den Festivals in Aix-en-Provence und Beaune sowie an der Opera Comique in Paris schnell große Aufmerksamkeit. Nach wie vor gastieren Rhorer und Le Cercle de l’Harmonie alljährlich mit inszenierten Opernaufführungen (La Clemenza di Tito, Die Entführung aus dem Serail, Il Barbiere di Siviglia) und Konzerten am Théâtre des Champs-Élysees, wo Rhorer von 2011 bis 2013 Künstlerischer Leiter des Mozart-Festivals war, sowie regelmäßig beim Musikfest Bremen und im Bozar in Brüssel. Jérémie Rhorer widmet sich als Dirigent sowohl der Oper als auch dem sinfonischen Repertoire und der älteren Musik. Regelmäßig leitet er als Gastdirigent das Philharmonia Orchestra. Darüber hinaus dirigierte er zuletzt u. a. das Leipziger Gewandhausorchester, die Bamberger Symphoniker, das Konzerthausorchester Berlin, das Rotterdams Philharmonisch Orkest, das Swedish Chamber Orchestra und Yomiuri Nippon (Tokyo). Dirigierverpflichtungen führten ihn zu den BBC Proms, zu den Festivals in Aix-en-Provence und Edinburgh sowie mit dem Concentus Musicus zur Styriarte nach Graz. Zuvor trat er u. a. in Glyndebourne (mit dem London Philharmonic Orchestra), bei den Wiener Festwochen und Mostly Mozart in New York auf und dirigierte Produktionen an der Wiener Staatsoper, der Bayerischen Staatsoper und im La Monnaie in Brüssel. 2013 wurde er von der französischen Kritikervereinigung für Poulencs Dialogues des Carmélites mit dem Philharmonia Orchestra am Théâtre des Champs-Élysees (auch auf DVD) mit der Auszeichnung für die beste Opernproduktion geehrt. In Lyon leitete er die Uraufführung von Thierry Escaichs Claude in Lyon (ebenfalls auf DVD erschienen). In der vergangenen Spielzeit dirigierte 35 er Henzes Boulevard Solitude in Kopenhagen, Verdis Stiffelio in Frankfurt und Berlioz’ Béatrice et Bénédict in Brüssel. Zu seinen Engagements dieser Spielzeit zählen Konzerte mit dem Orchestre de Paris in der Philharmonie de Paris (mit Werken von Schumann und Mendelssohn), Verdis Requiem mit dem Orchestre National de France, erneute Dirigate beim Philharmonia Orchestra und der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, seine Dirigierdebüts in Norwegen und Finnland sowie Die Entführung aus dem Serail an der Dutch National Opera, Don Giovanni am Théâtre des Champs-Élysees sowie Spontinis Olympie mit Le Cercle de l’Harmonie im Concertgebouw Amsterdam. Jérémie Rhorer und Le Cercle de l’Harmonie haben mehrere CDs eingespielt, u. a. mit Werken von Liszt und Berlioz sowie den neun Sinfonien Beethovens. 2016 erschien ein Live-Mitschnitt von Mozarts Die Entführung aus dem Serail. Neben seiner Tätigkeit als Dirigent ist Jérémie Rhorer auch als Komponist angesehen. Er ist Preisträger des Pierre-Cardin-Kompositionspreises der Académie des Beaux-Arts und hat mehrere Werke im Auftrag des französischen Radios geschrieben. 2006 wurde beim Festival in La Roche-Posay seine gesamte Kammermusik aufgeführt. 2008 spielte das Orchestre National de France die Uraufführung der Orchesterversion seines Klavierwerks Le cimetière des enfants. 2014 wurde in Pau sein Cellokonzert uraufgeführt. Zu seinen aktuellsten Arbeiten zählt ein neues Klavierkonzert für den Pianisten Jean-Yves Thibaudet. Bei uns war Jérémie Rhorer zuletzt im Dezember 2014 mit seinem Ensemble Le Cercle de l’Harmonie zu Gast. 36 KölnMusik-Vorschau Mai SO 11 11:00 MI 31 Singen mit Klasse! Andrea Graff Sopran Joel Urch Bariton Beljana Marion Metje Tuchakrobatin 20:00 Schumann Quartett Erik Schumann Violine Ken Schumann Violine Liisa Randalu Viola Mark Schumann Violoncello Schülerinnen und Schüler aus 12 Kölner Grundschulen Samuel Dobernecker, Alexandra Naumann, Anna Rizzi, Michel Rychlinski Choreinstudierung Wolfgang Amadeus Mozart Streichquartett F-Dur KV 590 Gürzenich-Orchester Köln Andreas Fellner Dirigent Samuel Barber Streichquartett h-Moll op. 11 Michael Mienert Regisseur Julia Gerhards Kostümbild Aribert Reimann Adagio – zum Gedenken an Robert Schumann Singen mit Klasse! Camille van Lunen Ein Geschenk für die Fee für zwei Sänger, Kinderchor und Orchester Ludwig van Beethoven Streichquartett F-Dur op. 59,1 »1. Rasumowsky-Quartett« A ● Quartetto 7 Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e. V. Juni KölnMusik gemeinsam mit dem Gürzenich-Orchester Köln SA DO 10 15 20:00 ab 11:00 Fronleichnam Tigran Hamasyan p An Ancient Observer Kindertag in der Philharmonie Empfohlen für Kinder ab 5 Jahren Der armenische Pianist Tigran Ermöglicht durch die RheinEnergie AG und gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e. V. Hamasyan ist aktuell einer der vielseitigsten Jazzmusiker überhaupt. Denn in seine Musik bezieht er nicht nur alle Spielarten des Modern Jazz ein, sondern genauso Einflüsse aus der armenischen Volksmusik, dem Progressive Rock und der Electronica. Und wer dabei so selbstverständlich zwischen Flügel, Fender Rhodes und Synthesizer hin- und herwechselt, der darf zu Recht solche Kollegen wie Herbie Hancock, Brad Mehldau und Chick Corea zu seinen Bewunderern zählen. In seinem Konzert stellt er nun sein neues Album »An Ancient Observer« vor. Ende gegen 15 Uhr 37 FR MI 16 21 20:00 20:00 Benjamin Grosvenor Klavier Avital meets Avital Band Avi Avital mand Omer Avital ûd, b Yonathan Avishai p Itamar Doari perc, dr Wolfgang Amadeus Mozart Sonate für Klavier B-Dur KV 333 (315c) Ludwig van Beethoven Sonate für Klavier Nr. 14 cis-Moll op. 27,2 Avital meets Avital Alexander Skrjabin Sonate Nr. 2 gis-Moll op. 19 Sie haben den gleichen Nachnamen. Doch miteinander verwandt sind der weltweit führende Mandolinenvirtuose Avi Avital und der international gefragte Jazz-Bassist und Oud-Spieler Omer Avital nicht. Musikalisch aber sind sie schon lange, seit dem Studium in Jerusalem, ein Herz und Seele. Mit zwei großartigen Musikerfreunden präsentieren die Avitals jetzt ein fulminantes Klangkaleidoskop, das von Klassik über die Musik des Nahen Ostens und Vorderen Orients bis zum Jazz reicht. Franz Liszt Rhapsodie espagnole (Folies d’Espagne et jota aragonesa) S 254 u. a. 19:00 Einführung in das Konzert A ● Piano 6 SO 18 A ● Philharmonie für Einsteiger 6 16:00 Armida Quartett Martin Funda Violine Johanna Staemmler Violine Teresa Schwamm Viola Peter-Philipp Staemmler Violoncello SO 25 11:00 Jugend musiziert Konzert der Bundespreisträger aus Nordrhein-Westfalen Wolfgang Amadeus Mozart Streichquartett B-Dur KV 458 KölnMusik gemeinsam mit dem Landesmusikrat NRW Marko Nikodijevic tiefenrausch – für Streichquartett Joseph Haydn Streichquartett D-Dur op. 33,6 Hob. III:42 Dmitrij Schostakowitsch Streichquartett Nr. 9 Es-Dur op. 117 15:00 Einführung in das Konzert 15:45 Kölner Philharmonie Familiensache – gemeinsam ins Konzert A ● Rising Stars – die Stars von morgen 6 38 Sonntag 02.07.2017 20:00 Foto: Lebrecht Music & Arts Die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker koelner-philharmonie.de 0221 280 280 SO DO 25 29 15:00 Filmforum 21:00 Stadtgarten Der Lieblingsfilm von Sophie Karthäuser TRIPCLUBBING La Grande Vadrouille (Drei Bruchpiloten in Paris) FR/GB 1966, 101 Min., FSK 6 Regie: Gérard Oury, Mit: Louis de Funès u. a. Valentin Ungureanu Violine Georgeta Iordache Violine Lisa Walther Viola Pedro Pelaez-Romero Violoncello Marina Baranova Klavier Damian Marhulets Klangregie Julian Stetter Elektronik Medienpartner: choices Karten an der Kinokasse Damian Marhulets Ècartelé – für Streichquartett und Elektronik KölnMusik gemeinsam mit Kino Gesellschaft Köln REMIX DI KölnMusik gemeinsam mit der Orchester-Akademie des WDR Sinfonieorchesters Köln e. V. 27 20:00 Sophie Karthäuser Sopran Juli Concerto Köln Georg Philipp Telemann Ouvertüren-Suite F-Dur für zwei Oboen, zwei Fagotte, vier Hörner, Streicher und Basso continuo TWV 55:F11 »Alster-Ouvertüre« SO 02 20:00 Konzert A-Dur für Violine, Streicher und Basso continuo TWV 51:A4 Die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker Konzert e-Moll für Blockflöte, Traversflöte, Streicher und Basso continuo TWV 52:e1 Berlin – New York – Buenos Aires Werke von Boris Blacher, Sebastian Currier, George Shearing, Duke Ellington / Juan Tizol, Astor Piazzolla Ino TWV 20:41 Dramatische Kantate für Sopran und Orchester u. a. 25.06.2017 15:00 Filmforum Der Lieblingsfilm von Sophie Karthäuser A ● Baroque … Classique 7 40 Klassiker! Patricia Kopatchinskaja Violine Mahler Chamber Orchestra Rafael Payare Di 19.09.2017 20:00 Isabelle Faust Violine MCO Academy Mahler Chamber Orchestra Teodor Currentzis Do 16.11.2017 20:00 Anja Harteros Sopran Münchner Philharmoniker Valery Gergiev Di 23.01.2018 20:00 Vokalakademie Berlin u. a. Le Cercle de l’Harmonie Jérémie Rhorer Mi 21.03.2018 20:00 Piotr Anderszewski Klavier Scottish Chamber Orchestra Mi 16.05.2018 20:00 Veronika Eberle Violine Chamber Orchestra of Europe Yannick Nézet-Séguin So 17.06.2018 20:00 6 Ko nzer te Im A bo sp a re Sie b is zu n koelner-philharmonie.de 0221 204 08 204 Foto: Hans_van_der_Woerd 35% Ihre nächsten Abonnement-Konzerte Liebe Abonnentin, lieber Abonnent, Liebe Abonnentin, lieber Abonnent, mit diesem Konzert endet Ihr Abonnement »Klassiker«. Auch in der kommenden Saison haben wir für dieses Abonnement sechs außergewöhnliche Konzerte zusammengestellt. mit diesem Konzert endet Ihr Abonnement »Porträt Anna Lucia Richter«. Wir haben auch in der kommenden Spielzeit mit Philippe Herreweghe einen interessanten Künstler für Sie in den Fokus gerückt. Schon lange gilt der Terminus »Klassik« als Inbegriff von Einzigartigkeit und Maßstäbe setzende Mustergültigkeit. Genau diese Qualitäten besitzen und verkörpern die Werke, Solisten, Dirigenten und Orchester der Abo-Reihe Klassiker! Mit Patricia Kopatchinskaja und Isabelle Faust sind zwei herausragende Violinistinnen mit dem Mahler Chamber Orchestra sowie jeweils einem Konzertklassiker der Moderne zu erleben. Auf den Spuren Richard Wagners bewegen sich die von Valery Gergiev geleiteten Münchner Philharmoniker und wandeln zudem auf den Pfaden des Wagnerianers Richard Strauss. Während das französische OriginalklangEnsemble Le Cercle de l’Harmonie geistliche Werke von Franz Schubert und Ludwig van Beethoven aufführt, lässt der Pole Piotr Anderszewski zwei Mozart-Klavierkonzerte in Klangfarben erblühen. Mit dem Gastspiel des Chamber Orchestra of Europe unter Yannick Nézet-Séguin schließt sich sodann der Klassiker-Kreis. Im Mai 2017 feiert Philippe Herreweghe, und damit einer der schon lange führenden Köpfe und Dirigenten der historischen Aufführungspraxis, seinen 70. Geburtstag. In die Schar der Gratulanten reiht sich die Kölner Philharmonie mit einer auf ihn zugeschnittenen dreiteiligen Porträt-Konzertreihe ein, in denen der Jubilar mit den von ihm gegründeten Ensembles gastiert. Als »Quell reinen Wassers« hat der Flame einmal Johann Sebastian Bach bezeichnet. Zusammen mit dem Chor und Orchester des Collegium Vocale Gent erkundet er einmal mehr die unvergleichlich berührende Schönheit von Bachs Johannespassion. Mit dem 1991 gegründeten Orchestre des Champs-Élysées entfaltet Herreweghe einen reinen Beethoven-Abend. Und nach intensiver Beschäftigung mit dem Sinfoniker Beethoven steht in einem Konzert der Chorkomponist Beethoven im Mittelpunkt, bevor die Reihe mit Motetten von Orlande de Lassus schließt. Wir würden uns freuen, Sie auch in der nächsten Spielzeit als Abonnenten begrüßen zu können! Wir würden uns freuen, Sie auch in der nächsten Spielzeit als Abonnenten begrüßen zu können! Weitere Einzelheiten zu dieser Reihe entnehmen Sie bitte unserer neuen Vorschau »Kölner Philharmonie 2017/2018«, die am 13. Mai 2017 erschienen ist. In der neuen Vorschau finden Sie neben den Konditionen für den Erwerb Ihres Abonnements auch Informationen zu unserer Aktion »Abonnenten werben Abonnenten«! Weitere Einzelheiten zu dieser Reihe entnehmen Sie bitte unserer neuen Vorschau »Kölner Philharmonie 2017/2018«, die am 13. Mai 2017 erschienen ist. In der neuen Vorschau finden Sie neben den Konditionen für den Erwerb Ihres Abonnements auch Informationen zu unserer Aktion »Abonnenten werben Abonnenten«! 42 und weitere Werke von Ludwig van Beethoven Fr 24.11.2017 20:00 Johann Sebastian Bach Johannespassion BWV 245 So 25.03.2018 18:00 O tempo, o ciel! Späte italienische Madrigale von Orlande de Lassus Mi 13.06.2018 20:00 koelner-philharmonie.de 0221 204 08 204 3 Ko nzer te Im A bo sp Sie b aren is zu 35% Foto: Matthias Baus Porträt Philippe Herreweghe Ludwig van Beethoven Messe C-Dur op. 86 Gefördert durch Philharmonie-Hotline 0221 280 280 ­koelner-­philharmonie.de Informationen & Tickets zu allen Konzerten in der Kölner ­Philharmonie! Kulturpartner der Kölner Philharmonie Herausgeber: KölnMusik GmbH Louwrens Langevoort Intendant der Kölner Philharmonie und Geschäftsführer der KölnMusik GmbH Postfach 102163, 50461 Köln ­koelner-­philharmonie.de Redaktion: Sebastian Loelgen Corporate Design: hauser lacour kommunikationsgestaltung GmbH Textnachweis: Der Text von Jürgen Ostmann ist ein Originalbeitrag für dieses Heft. Fotonachweise: Anna Lucia Richter © Matthias Baus; Sophie Harmsen © Tatjana Dachsel; Julian Prégardien © Marco Borggreve; Tareq Nazmi © Marco Borggreve; Sebastian Wienand © Künstleragentur; Collegium Vocale Gent © Michiel Hendryckx; Freiburger Barockorchester © Annelies van der Vegt; Jérémie Rhorer © Yannick Coupannec Gesamtherstellung: adHOC ­Printproduktion GmbH Georg Philipp Telemann »Alster-Ouvertüre« Konzert A-Dur für Violine, Streicher und Basso continuo TWV 51:A4 Konzert e-Moll für Blockflöte, Traversflöte, Streicher und Basso continuo TWV 52:e1 Ino TWV 20:41 Dramatische Kantate für Sopran und Orchester Foto: Josep Molina Sophie Karthäuser Sopran Concerto Köln koelner-philharmonie.de 0221 280 280 Dienstag 27.06.2017 20:00