Leben Totgeglaubte länger?

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Fa c h ta g u n g
12 – medianet
Freitag, 25. Mai 2012
Marketing Als Plattform zum Wissensaustausch versteht sich die Fachtagung, die vergangenen Mittwoch in Schönbrunn stattfand
P.O.M mit buntem Themenmix
Vier Fachverbände, vier Vortragsprogramme – so abwechslungsreich gestaltet sich der heurige Point of Marketing.
Wien. Extrem schwül war das Wetter am vergangenen Mittwoch
beim Point of Marketing (P.O.M) im
Tagungszentrum Schönbrunn.
Heiße Themen wurden aber
auch bei der Konferenz selbst
angesprochen. So startete in der
Früh der erfahrene Lobbyist Karl
Jurka mit seiner Keynote. Eine
große Enttäuschung dürfte es dabei
für alle anwesenden PR-Berater mit
Ambitionen zum Lobbyismus gegeben haben: Jurka lehnt eine Vermischung von PR, Public Affairs und
Lobbying kategorisch ab.
Die wichtigste Eigenschaft eines
Lobbyisten sei nämlich die Verschwiegenheit. „Wir reden nicht
mit Journalisten“, meinte Jurka
dazu wörtlich. Ein Umstand also,
den PR-Leute nicht so einfach einhalten könnten.
Bunter Rednermix
Nach der Keynote starteten simultan die Präsentationen. Vorteil
der P.O.M ist, dass die eintägige
Konferenz von vier Fachverbänden
gemeinsam veranstaltet wird. Die
Österreichische Marketinggesellschaft (ÖMG), der Dialog Marketing Verband Österreich (DMVÖ),
das Internet Advertising Bureau
(IAB) und der Creative Club Austria (CCA) sind aber jeweils mit
einem eigenen Vortragsprogramm
vertreten. Die Besucher konnten
so je nach Thema und Geschmack
verschiedene Vorträge anhören.
Humor. Die kleinen Provokationen
bleiben aber offensichtlich im Gedächtnis: Bereits 70% der Deutschen kennen Almdudler.
Mit Werbekampagnen beschäftigte sich auch Matthias Spaetgens, Geschäftsführer Kreation
bei „Scholz & Friends“ Berlin und
Professor für Werbung und Grafik
an der Universität für angewandte
Kunst in Wien. Er betonte, wie
wichtig „orchestrierte Kampagnen“
seien, die zugleich auf mehreren
Kanälen gespielt werden können.
Der Kunde als Chef
Zu begeistern wusste etwa Jürgen Polterauer, Geschäftsführer
der Dialogschmiede. Dabei ließ er
seinem Ärger über Controller freien
Lauf, denn sie hätten gerade in der
Wirtschaftskrise Budgets für Dialogmarketing zusammengekürzt.
Ergebnis: Eine Todesspirale, die
das Unternehmen in den Abgrund
Gute Organisation
„Unsere Chefs werden
Das Wechseln zwischen den einzelnen Vorträgen war aufgrund
eines abgestimmten Zeitplans
möglich. Da die Redezeit meist auf
30 Min. beschränkt war, war auch
für genügend Abwechslung gesorgt.
Diszipliniert zeigten sich auch die
Vortragenden: Die Redezeit wurde
nur selten überzogen.
nicht mehr die Controller sein, sondern
unsere Kunden.“
Jürgen Polterauer
© Christoph H. Breneis
Fabian Greiler
Mit österreichischem Schmäh referierte Gerhard Schilling, GF von Almdudler.
führt. Denn nur das Dialogmarketing schaffe es, die Unternehmen
aus der unfreiwilligen Fokussierung auf Preispolitik herauszuführen, hin zu „Soft-Benefits“ für die
Kunden. „Es wurde schon häufig
nachgewiesen, dass loyale Kunden auch bereit sind einen höheren
Preis zu zahlen“, so Polterauer.
Durch die neuen Feedback-Möglichkeiten für Kunden komme es
außerdem zu einem fundamentalen Wandel. So wird zukünftig
die Stimme des Kunden noch mehr
zählen. „Unsere Chefs werden nicht
mehr die Controller sein, sondern
unsere Kunden“, meinte Polterauer
abschließend.
Das Progamm der ÖMG beschäftigte sich wiederum mit
„Emotionen in Deutschland und
Österreich – Marketing der un-
gleichen Zwillinge“. Und für Emotionalität war gesorgt, etwa als
Gerhard Schilling, Geschäftsführer von Almdudler, einige Werbekampagnen des österreichischen
Limonadeherstellers vorstellte. Almdudler ist ja für seinen durchaus
neckischen Umgang mit unseren
deutschen Nachbarn bekannt.
Die im Raum anwesenden Deutschen nahmen es jedenfalls mit
P.O.M
„Point of Marketing“ versteht sich als Plattform für den Wissensaustausch im Marketing.
Die eintägige Konferenz fand am 23. Mai im
Tagungszentrum Schönbrunn statt.
Veranstaltet wird der P.O.M jährlich von
ÖMG, DMVÖ, IAB und dem CAA. Jeder der
vier Fachverbände bietet jeweils ein eigenes
Vortragsprogramm an; Besucher können
so zwischen verschiedenen Rednern und
Themen auswählen.
Kommentar Kleine Renaissance für verwaiste Social Networks: Alternativ-Plattformen trotzen Facebook
Leben Totgeglaubte länger?
Aktuelle Analysen legen nahe, dass StudiVZ und MySpace nicht von der Bildfläche verschwinden werden.
Wien. Ein Tag ohne Facebook?
Ich habe darüber nachgedacht
und kann mich nicht erinnern,
wann das zum letzten Mal vorkam. Abgesehen vom Blick auf
den eigenen Newsstream gibt es
beinahe jeden Tag Meldungen
rund um Facebook auf den
diversen News-Plattformen im
Web zu lesen.
Wirft man also einen nur oberflächlichen Blick auf die Social
Media-Branche, könnte man fast
glauben, sie besteht aus Facebook
allein. Was aber ist aus den Urvätern der Social Networks geworden? Ich denke da an Plattformen
wie MySpace oder StudiVZ.
Pioniere am Abstellgleis?
Mit Sicherheit war für viele
unter uns MySpace der Einstieg in die Sozialen Netzwerke.
Zu Beginn waren vor allem aufstrebende Musikkünstler, die ihre
neuen Songs promoten wollten,
Zielgruppe der Plattform. Auf individuell gestalteten Seiten stellten sie ihre Videos ein. Schnell
entwickelte sich MySpace weg
von der Nischen-Zielgruppe, hin
zur breiten Öffentlichkeit. 2003
gelauncht, verzeichnete es zu
seinen besten Zeiten ein Wachstum von 230.000 Mitgliedern täglich. Aber schon 2008 wurde es
von Facebook überholt und verschwand nach und nach immer
mehr in der Versenkung.
Ein weiteres Beispiel für ein
Soziales Netzwerk, das man
heute als beinahe ausgestorben
bezeichnen kann, ist StudiVZ.
Wer kann sich eigentlich noch an
deren schickes rot-blaues Sternlogo erinnern? Ab 2006 war ein
großer Teil der deutschsprachigen
Studenten darin vertreten. Wie bei
Facebook konnte man auch hier
alte (Schul-)freunde wiederfinden,
Fotoalben hochladen, chatten,
u.v.m. Mit dem Erscheinen von
Facebook sind aber auch die Nutzer von StudiVZ mehr und mehr
abgewandert, heute kann man sich
oft nicht mal mehr an sein eigenes
Passwort erinnern.
Im Jahr 2012 sind also StudiVZ und MySpace komplett verschwunden, verdrängt durch
Facebook?
Wir haben eine Analyse des vergangenen Monats gemacht, um
herauszufinden, was über die Totgeglaubten in den österreichischen
Online-Kommunikationskanälen
gesprochen wird; die Annahme lag
nahe, dass die Meldungen dazu
mehr als überschaubar ausfallen
werden.
Kräftiges Lebenszeichen
Umso überraschender das Ergebnis: Unsere Analyse hat ergeben, dass es im Zeitraum von vier
Wochen 33 Diskussionen zu StudiVZ, 17 zu SchülerVZ und 29 zu
MySpace gab. Von tot oder ausgestorben kann hier also eigentlich
nicht unbedingt die Rede sein.
In eine ähnliche Kerbe schlägt
MySpace. Unter massivem Userschwund leidend, wurde es im
Vorjahr zum Schnäppchenpreis
an eine Investmentfirma verkauft.
An Bord ist hier auch Justin Timberlake, der MySpace in erster
Linie für die Musik- und Entertainmentindustrie wieder ganz
groß rausbringen will. Die Usermeinungen im Netz beschäftigen
sich auch vorrangig mit der Frage, ob die Plattform bereits völlig
ausgestorben ist oder ob sie einen
Relaunch schaffen wird. Diskussionen, die die Inhalte der Plattform betreffen, gibt es keine.
© dpa/Stephan Jansen, myspace.com, www.studivz.net
EVA ATZLINGER
Social Network ist nicht gleich Facebook. Auch Alternativanbieter bleiben am Radar.
Es gab zwar Webseiten, die den
„Tod“ von StudiVZ für den 12. April
dieses Jahres prognostiziert haben.
Diesen Prognosen hat das Netzwerk jedoch getrotzt, und nicht
nur das – es plant sogar einen umfassenden Relaunch im Sommer.
Die Usermeinungen im Netz zu
StudiVZ sind recht gespalten, diskutiert wird aber dennoch verhältnismäßig rege.
Während von einigen vor allem
die übersichtliche Forenstruktur
und der bessere Datenschutz gelobt
wird, beschreiben andere, dass der
Großteil ihrer Freunde zu Facebook
abgewandert ist und sie keinen
Sinn darin sehen, zwei Accounts
zu pflegen.
Das Ziel von StudiVZ ist es, jetzt
ein Angebot zu schaffen, das nicht
mit Facebook konkurriert, sondern ein spezialisiertes Alternativangebot schafft, das speziell auf
die Bedürfnisse von Schülern und
Studenten zugeschnitten ist.
Wie gehts nun weiter?
Ob MySpace und StudiVZ es
schaffen, ein ansprechendes
Angebot neben Facebook zu etablieren und ob sie eine Wiederauferstehung tatsächlich hinbekommen, bleibt abzuwarten
– zumindest in Filmen wirken
wiederauferstandene Tote selten attraktiv.
Eva Atzlinger ist Online-PRManagerin bei Modern Mind
Marketing.
http://www.mhoch3.at
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