2. FREITAGSKONZERT Freitag, 12. November 2010, 20 Uhr Beethovenhalle Von den Freuden und Leidenschaften Stella Doufexis Mezzosopran Beethoven Orchester Bonn Andrew Grams Dirigent PROGRAMM KLASSIK BEGEISTERT Foto: Barbara Aumüller Immer wissen, was gespielt wird: Kostenlos unseren Newsletter abonnieren! www.beethoven-orchester.de Programm Von den Freuden und Leidenschaften Claude Debussy (1862 – 1918) Printemps. Sinfonische Suite (1887) Très modéré Modéré Maurice Ravel (1875 – 1937) Shéhérazade. Trois poèmes (1903) nach Texten von Tristan Klingsor Asie – Asien La Flûte enchantée – Die Zauberflöte L’Indifférent – Der Gleichgültige PAUSE Nikolai Rimski-Korsakow (1844 – 1908) Scheherazade. Sinfonische Suite op. 35 (1888) Das Meer und Sindbads Schiff Largo e maestoso – Allegro non troppo Die Geschichte vom Prinzen Kalender Lento – Andantino – Allegro molto – molto moderato Der junge Prinz und die junge Prinzessin Andantino quasi allegretto – Pochissimo piú mosso Come prima – Pochissimo piú animato Feier in Bagdad. Das Meer. Das Schiff zerschellt an der Klippe unter einem bronzenen Reiter Allegro molto – Vivo – Allegro non troppo maestoso Liviu Casleanu Violine Stella Doufexis Mezzosopran Beethoven Orchester Bonn Andrew Grams Dirigent 19.25 Uhr: Einführung mit Dr. Heide Volckmar-Waschk Im Anschluss an das Konzert findet ein NachKlang mit Stella Doufexis im Nordfoyer statt. 4 Besetzung Claude Debussy (1862 – 1918) Printemps. Sinfonische Suite (1887) Uraufführung: 18. April 1913 2 Flöten (2. auch Picc.) 2 Oboen (2. auch Eh) 2 Klarinetten 2 Fagotte 4 Hörner 2 Trompeten 3 Posaunen Harfe, Klavier vierhändig, Pauke, Schlagzeug, Streicher Maurice Ravel (1875 – 1937) Shéhérazade. Trois poèmes nach Texten von Tristan Klingsor Uraufführung: 17. Mai 1904 3 Flöten (2 + Picc.) 3 Oboen (2. + Eh) 2 Klarinetten 2 Fagotte 4 Hörner 2 Trompeten 3 Posaunen 1 Tuba 2 Harfen, Celesta, Pauke, Schlagzeug Streicher Nikolai Rimski-Korsakow (1844 – 1908) Scheherazade. Sinfonische Suite op. 35 (1888) Uraufführung: 22. Oktober (3. November) 1888 in St. Petersburg 3 Flöten (2 + Picc., 2. auch Picc) 2 Oboen (2. auch Eh) 2 Klarinetten 2 Fagotte 4 Hörner 2 Trompeten 3 Posaunen 1 Tuba Harfe, Pauke, Schlagzeug Solo-Violine Streicher 5 Sandro Botticelli, Primavera, Florenz 1482/87 Claude Debussy Printemps. Sinfonische Suite Die sinfonische Suite „Printemps“ sollte das erste große Orchesterwerk von Claude Debussy werden. Doch um Entstehung und Inspiration des Werkes ranken sich etliche Legenden. So ist beispielsweise nur vom befreundeten Maler Marcel Baschet überliefert, dass das Gemälde „Primavera“ von Sandro Botticelli als Vorlage für Debussy gedient habe. Und völlig unklar ist, ob Debussy seine Komposition überhaupt jemals selbst als Orchesterwerk fertig gestellt hat, denn als er es der Öffentlichkeit vorlegte, tat er es nur in einem Klavierauszug mit einigen wenigen instrumentierten Teilen; die originale Partitur war angeblich unmittelbar zuvor beim Buchbinder verbrannt. Tatsache ist zumindest, dass auf „Printemps“ zum ersten Mal der an sich aus der Malerei stammende Begriff des „Impressio6 nismus“ angewandt wurde, der heute geradezu als Inbegriff für die Debussysche Musik gilt. Das zweisätzige Frühwerk von 1887 weist in vielerlei Hinsicht bereits auf spätere Meisterwerke wie „La mer“ oder „Les nocturnes“ voraus, auch wenn es vom Komponisten nur als Fragment vorgelegt wurde. Claude Debussy, der 1862 als ältestes von fünf Kindern geboren wurde, erhielt seinen ersten Klavierunterricht als Achtjähriger während eines Aufenthaltes bei seiner Tante in Cannes, die jedoch sogleich die besondere musikalische Begabung erkannte und veranlasste, dass der Junge ein Jahr später bereits am Pari- Claude Debussy, Porträt von Marcel Baschet, 1885 ser Konservatorium unterrichtet wurde. Während Debussy nie eine öffentliche Schule besuchte und Grundlagen des Lesens, Schreibens und Rechnens nur von seiner Mutter vermittelt bekam, erhielt er dort eine langjährige und umfassende Musikausbildung. Als Debussy im Jahr 1884 mit dem „prix de Rome“ die höchste Auszeichnung für einen jungen französischen Komponisten verliehen wurde, konnte dies sicherlich als ein erster Höhepunkt seiner Karriere gesehen werden. Doch der dreijährige Aufenthalt in der römischen Villa Medici, der mit diesem Preis verbunden war, machte Debussy alles andere als glücklich, sondern wurde von ihm zunehmend als „elendes Sträflingsdasein“ empfunden, das seine schöpferische Arbeit eher behinderte als förderte. 7 Debussy, 1885 vor der Villa Medici, in der Mitte mit weißem Jackett Die Académie des Beaux-Arts, die die Stipendien verlieh, verlangte Früchte des Romaufenthaltes, und jedes Jahr mussten die Stipendiaten (neben Musikern waren es auch Maler oder Literaten) eine Sendung – „un envoi de Rome“ – auf den Weg nach Paris bringen. Im Februar 1887 war Debussy mit seiner zweiten Sendung beschäftigt und berichtete in einem Brief an den Pariser Buchhändler Emile Baron von einem besonderen Plan: Sein neues Werk sollte „von spezieller Färbung“ sein und „möglichst viele Sinnesempfindungen vermitteln.“ Weiter heißt es dort: „Der Titel ist ‚Frühling’, der Frühling wird aber nicht mehr im deskriptiven Sinn, sondern menschlich aufgefasst. Ich möchte das langsame und schmerzvolle Entstehen der Wesen und Dinge in der Natur ausdrücken, dann ihre aufsteigende Entwicklung bis zu einem abschließenden Freudenausbruch über die Wiedergeburt zu einem irgendwie erneuerten Leben.“ Doch was Ende des Jahres 1887 der Jury an der Akademie vorgelegt wurde, wurde mit harscher Kritik bedacht, die in dem 8 Satz gipfelte: „Die Akademie hat das Recht, von einem so begabten Musiker wie Herrn Debussy Besseres zu erwarten.“ Insbesondere riet man ihm, sich vor diesem „vagen Impressionismus“ zu hüten, der ein „Feind der Wahrheit in den Kunstwerken“ sei. Doch was war das Neuartige und zugleich Abschreckende dieses Werkes? Wie das fünf Jahre spätere Werk „Prélude à l’après-midi d’un faune“ beginnt der erste Satz von „Printemps“ mit einer unisono geführten Melodie, die zur Grundlage des ganzen Werkes wird, in ihrer pentatonischen Struktur aber kein tonales Zentrum mehr erkennen lässt. Das Thema wird in ein ständiges Fließen der Musik eingebunden, das rhythmisch zwar äußerst facettenreich, aber ohne markante Zäsuren gestaltet wird, was für damalige Ohren als pures Chaos empfunden werden musste. Als Gipfel der außergewöhnlich reichen Orchester-Besetzung hat Debussy schließlich Frauenstimmen wie Instrumente eingesetzt, die ihre Stimme ohne Text nur zu summen hatten. Doch was als besondere Klangfarben von Debussy gedacht war, konnten die Juroren gar nicht angemessen würdigen, da im vorgelegten Klavierauszug ja nur einzelne Stellen instrumentiert waren. Ob Debussy mit der Orchestrierung schlichtweg nicht fertig geworden war? Erst Jahre später instrumentierte Henri Büsser – nach Maßgaben von Debussy – das Werk neu oder überhaupt erstmals vollständig. Die Idee, einen Summchor in ein Orchesterwerk einzubeziehen, hatte Debussy inzwischen im dritten Satz seiner „Nocturnes“ verwirklicht. Vielleicht ist das der Grund, weshalb die endgültige Fassung von „Printemps“ sie nicht wieder aufgriff. 9 Maurice Ravel Shéhérazade. Trois poèmes nach Texten von Tristan Klingsor Als 1889 und 1900 die Weltausstellungen in Paris stattfanden, öffnete sich für Frankreich das Tor zur Welt. Faszinierend für Komponisten war dabei die Begegnung mit spanischer, russischer und nicht zuletzt mit asiatischer Musik. Der Orient lag damals „förmlich in der Luft“, wie es der Dichter Tristan Klingsor (Pseudonym für Arthur Justin Léon Leclère) ausdrückte. Die sinfonische Dichtung „Scheherazade“ des russischen Komponisten Nikolai Rimski-Korsakow erfreute sich zunehmender Beliebtheit, Debussy experimentierte weiterhin mit Klangverbindungen, die auf tonale Spannungsverhältnisse verzichteten, und von 1899 bis 1904 erschienen in Frankreich von Jean-Claude Mardrus eine neue „authentische“ Übersetzung der „Märchen aus 1001 Nacht“. Maurice Ravel gehörte ebenso wie Tristan Klingsor zum Freundeskreis der „Apachen“, die sich gegenseitig bei ihren Treffen die neuesten eigenen Werke präsentierten und darüber diskutierten. Hatte sich Ravel bereits 1898 an die Komposition einer Oper über Maurice Ravel die orientalische Märchenerzählerin gemacht, wovon jedoch nur die Ouvertüre überliefert ist, so wurde er aufmerksam, als der Dichterfreund 1902 einige Gedichte seiner Sammlung 10 „Shéhérazade“ vortrug. Drei dieser Gedichte wählte Ravel schließlich für eine Vertonung aus, wobei sich Klingsor später wunderte, dass es nicht etwa lyrische, sondern mehr deskriptive Texte waren, denen der Komponist den Vorzug gab. Inhaltlich haben die „poèmes“ mit den „Märchen aus 1001 Nacht“ nur wenig zu tun und die Gestalt der Märchenerzählerin Shéhérazade wird an keiner Stelle explizit genannt. Es handelt sich eher um sehnsuchtsvolle Stimmungsbilder, in denen das ferne Traumland beschrieben wird. Das erste und weitaus umfangreichste Gedicht „Asie“ bietet eine Vielzahl solcher Beschreibungen, die immer wieder, dabei aber stets in neuen Variationen mit „je voudrais“ anheben und musikalisch durch unzählige kleine und übermäßige Sekundschritte und subtiler Instrumentierung für orientalisches Kolorit sorgen. Im zweiten und dritten Lied, die beide deutlich kürzer als das erste sind, äußert sich betörendes Liebeswerben, das vor allem durch die Soli einzelner Holzbläser ausgekostet wird und den Zyklus in verhaltener Melancholie enden lässt. 11 Nikolai Rimski-Korsakow Scheherazade. Sinfonische Suite op. 35 Sind „Printemps“ und „Shéhérazade“ eher als Frühwerke der beiden französischen Komponisten zu sehen, so handelt es sich bei der sinfonische Suite „Scheherazade“ um ein Werk, das der russische Komponist Nikolai Rimski-Korsakow zweifellos auf dem Höhepunkt seiner kompositorischen Laufbahn schrieb. Einen langen Weg hatte er bis dahin zurückgelegt, auf dem sich musikalischer Anspruch und kompositorische Fähigkeiten deutlich gewandelt hatten. Die Laufbahn als Musiker war in der Familie Rimski-Korsakow zunächst völlig undenkbar gewesen. Wie sein 22 Jahre älterer Bruder trat auch Nikolai zunächst in die Petersburger MarineKadettenschule ein und beendete seine Ausbildung mit einer knapp dreijährigen Seereise rund um den Globus. Nachdem er sich über viele Jahre autodidaktisch mit Musik befasst hatte, wurde er 1861 Schüler von Mili Balakirew. Mit großem Eifer setzte sich der kaum ältere Lehrer für eigenständige russische Musik ein, deren Heil in einer von Satzregeln und Harmonielehre unbelasteten Kompositionsweise gesehen wurde. Neben Modest Mussorgsky, Alexander Borodin und César Cui gehörte auch Rimski-Korsakow fortan zur Petersburger „Gruppe der Fünf“, die sich als „Mächtiges Häuflein“ in den 1860er Jahren von westlichen Einflüssen zu lösen suchte. Als ihm 1871 jedoch völlig überraschend eine Professur und die Leitung des Petersburger Konservatoriums angeboten wurden, empfand Rimski-Korsakow die eigene musikalische Ausbildung zunehmend als unzureichend. Für einige Zeit ließ er sein eigenes 12 Schaffen ruhen und begann das nachzuholen, was in Balakirews Kreis geradezu verpönt war. Seine „Umschulung“ vollendete er schließlich, als er 1873 auch Inspekteur der Marine-Militärkapelle wurde und dort die Besonderheiten der Blasinstrumente studieren konnte. All die neu erworbenen und systematisch angeeigneten Kenntnisse kamen auch seiner sinfonischen Suite „Scheherazade“ von 1888 zugute, die als eines der Meisterwerke von Rimski-Korsa- Rimski-Korsakow zur Entstehungs– zeit der „Scheherazade“ im Arbeitszimmer seiner Wohnung in Petersburg kow gilt. „Mir schwebte eine viersätzige Suite vor, als ich das musikalische Ausgangsmaterial meiner Komposition in einer ganz freien Art und Weise entwickelte. Die Sätze sollten von vornherein durch Themen und allgemeine Motive verbunden sein, das Werk aber sollte sich als ein Kaleidoskop von fabelhaften Bildern im orientalischen Charakter präsentieren …“ Der Erfolg des Werkes liegt sicherlich in der Eingängigkeit und Bildhaftigkeit dieser Themen. Wer hört nicht in dem düsteren Unisono-Thema am Anfang den grimmigen Sultan Schahriar, der Nacht für Nacht eine neue Frau heiratete, sie am nächsten Tag hinrichten ließ, um so alle Frauen, für einmal erlebte 13 Untreue, zu bestrafen? Demgegenüber scheint sich im lieblichen Violinsolo, das sich durch alle vier Sätze windet, zweifellos Scheherazade zu verkörpern, die mit ihren wunderbaren Märchen von Prinzen und Prinzessinnen, Sindbad, dem Seefahrer oder Aladin und den vierzig Räubern ihren Ehemann in den Bann schlägt und ihn schließlich besänftigt. Lange hat RimskiKorsakow gezögert, ob er den vier Sätzen programmatische Titel geben sollte oder es nur bei allgemeinen musikalischen Überschriften (Prélude, Ballade, Adagio und Finale) belassen sollte. Denn er sah es als Gefahr, dass die Fantasie der Hörer zu sehr eingeengt werde, wenn vordergründig nach einem konkreten Programm gesucht werde, das es so nicht gibt. So verwies der Komponist selbst auf einige thematische Inkongruenzen, da Motive in unterschiedlichen Episoden auftauchen und nicht zwangsläufig auf eine Person festgelegt sind. In seiner Autobiographie bemerkte er rückblickend: „Ich wollte nur, der Hörer solle, wenn ihm mein Werk als symphonische Musik gefiel, den Eindruck mitnehmen, es sei unzweifelhaft eine orientalische Erzählung von zahlreichen und verschiedenartigen Märchenwundern, und nicht einfach vier nacheinander gespielte, auf gemeinsame Themen aufgebaute Stücke. Warum nun hat meine Suite den speziellen Namen ‚Scheherazade’? Weil dieser Name und der Titel ‚1001 Nacht’ in jedermanns Sinn den Orient und seine Märchenwunder kennzeichnen …“ Heide Volckmar-Waschk 14 Stella Doufexis Die deutsch-griechische Mezzosopranistin Stella Doufexis gilt als eine der gefragtesten Sängerinnen ihres Fachs. Sie musizierte u. a. bereits mit dem BBC Symphony Orchestra, dem Orchestre de Paris, sowie verschiedenen Deutschen Rundfunksinfonieorchestern. Die Zusammenarbeit mit namhaften Dirigenten wie Zubin Mehta, Semyon Bychkov, Kent Nagano, Kurt Masur, Roger Norrington, Christopher Hogwood, Christoph Eschenbach oder Gustavo Dudamel unterstreichen ihre musikalische Qualität. Foto: Milena Schlösser Als renommierte Liedinterpretin, ausgebildet bei Ingrid Figur, Aribert Reimann, Dietrich Fischer-Dieskau und Anna Reynolds, trat sie mit ihrem breit gefächerten Repertoire frühzeitig bei internationalen Festivals in Salzburg, Luzern, Berlin und Bonn auf. Zu den Opernhäusern, an denen Stella Doufexis gastiert, zählen u. a. die Deutsche Staatsoper und die Komische Oper in Berlin, das Gran Teatro del Liceu in Barcelona sowie die Bayerische Staatsoper München. Stella Doufexis 15 Andrew Grams Andrew Grams, in Maryland (USA) geboren, begann seine Dirigentenkarriere im Alter von 17 Jahren mit dem World Youth Symphony Orchestra. Seinem Studium der Violine (Bachelorabschluss 1999), schloss er ein Dirigierstudium bei Otto-Werner Mueller an. Musikalisch wurde Andrew Grams maßgeblich von Franz WelserMöst beeinflusst, dessen Assistent er von 2004 bis 2007 beim Cleveland Orchester war. Daneben arbeitete er bereits mit vielen großen Orchestern der Welt zusammen, darunter u. a. mit dem Philadelphia Orchestra, dem Chicago Symphony Orchestra, dem Orchestre National de Lyon, dem City of Birmingham Symphony Orchestra, dem Melbourne Symphony Orchestra, dem Orchester Santa Cecilia in Rom und den Hamburger Symphonikern. 2003 und 2004 wurde er zu den Meisterkursen mit David Zinman, Murry Sidlin und Michael Stern an die American Academy of Conducting beim Aspen Music Festival eingeladen. Andrew Grams gilt als der „Shooting-Star“ der amerikanischen Nachwuchsdirigenten. Andrew Grams 16 Foto: www.wichertzelck.com Beethoven Orchester Bonn Beethoven Orchester Bonn Dass Tradition und Moderne nicht im Widerspruch stehen, zeigt nicht allein das aktuelle Saisonprogramm des Beethoven Orchester Bonn. Das Renommee des Orchesters als Bewahrer des Bewährten hat sich seit seiner Gründung stets bewiesen und bis heute gefestigt. Auf Gastspielen im In- und Ausland transportiert der Bonner Klangkörper den Ruf der Stadt Bonn als Wiege großer Geister und als Nährboden für kulturelles Engagement. Aber auch die Präsentation moderner und ausgefallener Programme ist ein wichtiger Schwerpunkt in der künstlerischen Arbeit des Ensembles. Exemplarisch dafür stehen die Aufnahme der „Leonore 1806“ - einer speziellen Frühfassung von Beethovens Oper „Fidelio“, die in Zusammenarbeit mit dem BeethovenArchiv Bonn erstmals beim 35. Beethovenfest 1997 aufgeführt und produziert wurde. Zwischen 2003 und 2006 entstand eine Gesamtaufnahme sämtlicher Sinfonien von Dmitri Schostakowitsch und die SACD-Produktion des selten aufgeführten Oratoriums „Christus“ von Franz Liszts erhielt in 2007 einen ECHOKlassik. 17 Was Richard Strauss als einer der ersten Gastdirigenten des Orchesters begann, setzten später Max Reger und Dirigenten wie Sergiu Celibidache, Günter Wand und Dennis Russell Davies fort: sie setzten wichtige Impulse in der Entwicklung zu einem dynamisch agilen Klangkörper, der von der Fachpresse als herausragend bewertet wurde und wird. Damit konnte das Beethoven Orchester Bonn sich im internationalen Musikbetrieb größte Anerkennung verschaffen. Auf der Suche nach ständig neuen Herausforderungen trat, nach fünfjähriger Zusammenarbeit mit Roman Kofman, in der Saison 2008/2009 GMD Stefan Blunier an. Mit ihm hat das Repertoire eine beeindruckende Erweiterung erfahren und wird das Orchester auch das Publikum mit auf eine Reise voller Entdeckungen nehmen. Dazu gehört neben der regulären Opern- und Konzerttätigkeit des Orchesters (pro Saison stehen ca. 70 Konzerte und 120 Opernaufführungen auf dem Programm), eine ausgedehnte Kinder- und Jugendarbeit, die unter dem Titel „Bobbys Klassik“ eigene Konzertreihen äußerst erfolgreich etabliert hat. 2009 hat das Beethoven Orchester Bonn für sein Education-Programm den ECHO-Klassik in der Kategorie „Sonderpreis der Jury für Nachwuchsförderung im Bereich der Klassik“ erhalten. Projekte wie Schulbesuche, die Patenschaft über das Bonner Jugendsinfonieorchester, Probenbesuche und Instrumentenvorstellungen sind fester Bestandteil des Kinder- und Jugendprogramms. Thomas Honickel, Konzertpädagoge des Beethoven Orchester Bonn, steht dabei als Garant nicht nur für musikalische Bildung, sondern auch für Entertainment und Kreativität. Das Beethoven Orchester Bonn zählt zur Spitzenklasse der deutschen Orchester. Es nimmt im Rahmen der Internationalen Beethovenfeste Bonn wichtige künstlerische Funktionen wahr und wird weit über die Grenzen Bonns hinaus als einer der bedeutendsten deutschen Klangkörper wahrgenommen. 18 Liedtexte Shéhérazade Drei Gedichte nach Versen von Tristan Klingsor Übersetzung: Wilfried Sczepan Asie Asie, Asie. Asie Vieux pays merveilleux des contes de nourrice Où dort la fantaisie comme une impératrice En sa forêt emplie de mystère. Asie, Je voudrais m'en aller avec la goëlette Qui se berce ce soir dans le port, Mystérieuse et solitaire, Et qui déploie enfin ses voiles violettes Comme un immense oiseau de nuit dans le ciel d'or. Je voudrais m'en aller vers des îles de fleurs En écoutant chanter la mer perverse Sur un vieux rythme ensorceleur. Je voudrais voir Damas et les villes de Perse Avec les minarets légers dans l'air. Je voudrais voir de beaux turbans de soie Sur des visages noirs aux dents claires; Je voudrais voir des yeux sombres d'amour Et des prunelles brillantes de joie Et des peaux jaunes comme des oranges; Je voudrais voir des vêtements de velours Et des habits à longues franges. Je voudrais voir des calumets entre des bouches Tout entourées de barbe blanche; Je voudrais voir d'âpres marchands aux regards louches, Et des cadis, et des vizirs Qui du seul mouvement de leur doigt qui se penche 19 Accordent vie ou mort au gré de leur désir. Je voudrais voir la Perse, et l'Inde, et puis la Chine, Les mandarins ventrus sous les ombrelles, Et les princesses aux mains fines, Et les lettrés qui se querrellent Sur la poésie et sur la beauté; Je voudrais m'attarder au palais enchanté Et comme un voyageur étranger Contemple à loisir des paysages peints Sur des étoffes en des cadres de sapin Avec un personnage au milieu d'un verger; Je voudrais voir des assassins souriant Du bourreau qui coupe un cou d'innocent Avec son grand sabre courbé d'Orient. Je voudrais voir des pauvres et des reines; Je voudrais voir des roses et du sang; Je voudrais voir mourir d'amour ou bien de haine. Et puis m'en revenir plus tard Narrer mon aventure aux curieux de rêves En élevant comme Sinbad ma vieille tasse arabe De temps en temps jusqu'à mes lèvres Pour interrompre le conte avec art. La Flûte enchantée L'ombre est douce et mon maître dort, Coiffé d'un bonnet conique de soie Et son long nez jaune en sa barbe blanche. Mais moi, je suis éveillée encor Et j'écoute au dehors Une chanson de flûte où s'épanche Tour à tour la tristesse ou la joie. Un air tour à tour langoureux ou frivole Que mon amoureux chéri joue, Et quand je m'approche de la croisée 20 Il me semble que chaque note s'envole De la flûte vers ma joue Comme un mystérieux baiser. L'Indifférent Tes yeux sont doux comme ceux d'une fille, Jeune étranger, Et la courbe fine De ton beau visage de duvet ombragé Est plus séduisante encor de ligne. Ta lèvre chante sur le pas de ma porte Une langue inconnue et charmante Comme une musique fausse ... Entre! Et que mon vin te réconforte ... Mais non, tu passes Et de mon seuil je te vois t'éloigner Me faisant un dernier geste avec grâce Et la hanche légèrement ployée Par ta démarche féminine et lasse ... Asien (Asie) Asien, Asien, Asien, altes wundersames Land der Märchen, wo die Phantasie gleich einer Kaiserin schlummert in ihrem geheimnisumwobenen Wald. Asien, fort möchte ich segeln mit dem Schiff, das sich heute Abend im Hafen wiegt, geheimnisvoll und einsam, und das endlich seine violetten Segel setzt wie ein riesiger Nachtvogel am goldenen Himmel. Ich möchte zu den Blumeninseln reisen und lauschen dem Gesang des lus̈ ternen Meeres 21 mit seinem uralten betörenden Rhythmus. Ich möchte Damaskus sehen und Persiens Städte mit den luftigleichten Minaretten. Ich möchte schöne Turbane aus Seide sehen über dunklen Gesichtern mit schimmernden Zähnen. Ich möchte schwarze liebestrunkene Augen erblicken und freudefunkelnde Pupillen in orangegelber Haut. Ich möchte samtene Gewänder sehen und Kleider mit langen Fransen. Ich möchte Friedenspfeifen sehen zwischen Lippen, von weißem Bartwuchs ganz umgeben. Ich möchte gierige Kaufleute sehen mit schnellem Blick, und Kadis und Wesire, die durch den Wink allein des Fingers, den sie krümmen, Tod oder Leben je nach Laune gewähren. Ich möchte Persien sehen, und Indien, und dann China, die dickbäuchigen Mandarine unter Sonnenschirmen, und die Prinzessinnen mit den zarten Händen, und die Gelehrten, die sich streiten über Dichtkunst und Schönheit. Scheherazade, Gemälde von Virginia Frances Sterrett (1900-1931) 22 Ich möchte verweilen im Zauberschloss und wie ein Fremder auf Reisen mit Muße Landschaften betrachten, gemalt auf Stoffen in Fichtenholzrahmen, mit einer Gestalt inmitten eines Obstgartens. Ich möchte Meuchelmörder lächeln sehen, wenn der Henker einem Unschuldigen den Kopf abschlägt mit seinem großen, krummen Türkensäbel. Ich möchte Bettler sehen und Königinnen, ich möchte Rosen sehen und Blut, ich möchte Tod aus Liebe oder auch aus Hass sehen. Und dann später zurückkehren, meine Abenteuer zu berichten den nach Träumen Gierenden, wie Sindbad meinen alten arabischen Becher von Zeit zu Zeit an die Lippen setzend, um meine Geschichte kunstvoll zu unterbrechen ... Die Zauberflöte (La Flûte enchantée) Im Schatten ist’s kühl und mein Herr schläft, auf dem Haupt eine spitze Kappe aus Seide, die lange gelbe Nase im weißen Bart. Aber ich, ich bin noch wach, und ich höre draußen eine Flötenmelodie, die abwechselnd Trauer und Freude verströmt, eine Weise, schmachtend und dann wieder tänzelnd, gespielt von meinem Liebsten, und wenn ich ans Fensterkreuz trete, fliegt jeder Ton, so scheint mir’s, von der Flöte auf meine Wange, wie ein geheimnisvoller Kuss. 23 Der Gleichgültige (L’Indifférent) Deine Augen sind sanft wie die eines Mädchens, fremder Jüngling, und die feine Linie deines hübschen flaumumschatteten Gesichts ist verführerischer noch im Profil. Dein Mund singt vor meiner Tür eine Sprache, unbekannt und bezaubernd wie verstimmte Musik. Tritt ein! Und möge mein Wein dich stärken … Aber nein, du gehst vorüber und ich sehe dich entschwinden von meiner Schwelle, mir ein letztes Mal anmutig zuwinkend, die Hüfte sanft schwingend in deinem weichen, lässigen Gang … Scheherazade erzählt dem Sultan ihre Geschichten 24 JUGENDOPERNPROJEKT Sonntag, 28. November 2010, 11 Uhr Aula der Freien Waldorfschule Bonn, Stettiner Straße 21, 53119 Bonn Amahl and the night visitors Weihnachtsoper von Gian Carlo Menotti Scarlett Pulwey Amahl Bobbys Klassik Choir Ballett Zentrum Vadim Bondar Beethoven Orchester Bonn Thomas Honickel Inszenierung und Dirigent Amahl ist behindert und lebt mit seiner Mutter in einer ärmlichen Hütte. Aber Amahl hat einen Schatz: seine Phantasie! Und so sieht er an diesem Abend einen ganz besonderen Stern. Seine Mutter glaubt ihm nicht, als er von Königen erzählt, die draußen warten. Bis endlich Amahl die Tür weit aufschlägt und der Mutter zeigt, dass er recht hatte. Die Mutter erfährt, dass die Drei auf dem Weg zu einem armen Kind sind, dem sie ihre Geschenke bringen wollen. Gold! Ob Amahl dieses Kind ist? Menottis Oper gehört zu den ersten großen Zeugnissen der amerikanischen Geschichte von Opern für junge Leute. Ballett und Chöre veredeln ein Werk, das bis auf den heutigen Tag zu Heiligabend in vielen nordamerikanischen Sendeanstalten zur Aufführung gelangt. www.bobbysklassik.de Karten: 5,50 €, (Erwachsene), 2,80 € (Kinder) 25 THEATER- UND KONZERTKASSE Tel. 0228 - 77 8008 Windeckstraße 1, 53111 Bonn Fax: 0228 - 77 5775, [email protected] Öffnungszeiten: Mo - Fr 9.00 - 18.30 Uhr, Sa von 9.00 - 16.00 Uhr Tel. Vorbestellung: Mo - Fr 10.00 - 15.30 Uhr, Sa 9.30 - 12.00 Uhr Kasse in den Kammerspielen Am Michaelshof 9, 53177 Bad Godesberg Tel. 0228 - 77 8022 BONNTICKET: 0228 - 50 20 10, www.bonnticket.de Fax: 0228 - 910 41 11, [email protected] IMPRESSUM Beethoven Orchester Bonn Generalmusikdirektor Stefan Blunier Wachsbleiche 1 53111 Bonn Tel. 0228 - 77 6611 Fax 0228 - 77 6625 [email protected] www.beethoven-orchester.de Redaktion Markus Reifenberg Brigitte Rudolph Texte Dr. Heide Volckmar-Waschk Gestaltung res extensa, Norbert Thomauske Druck Druckerei Carthaus, Bonn Bildnachweise: Für die Überlassung der Fotos danken wir den Künstlern und Agenturen. HINWEISE Wir möchten Sie bitten, während des gesamten Konzertes Ihre Mobiltelefone ausgeschaltet zu lassen. Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir Konzertbesucher, die zu spät kommen, nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns darum, den Zugang zum Konzert so bald wie möglich – spätestens zur Pause – zu gewähren. In diesem Fall besteht jedoch kein Anspruch auf eine Rückerstattung des Eintrittspreises. Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und/oder Bildaufnahmen unserer Aufführungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind. Zuwiderhandlungen sind nach dem Urheberrechtsgesetz strafbar. Das Beethoven Orchester Bonn behält sich notwendige Programmund Besetzungsänderungen vor. Beethoven Orchester Bonn Wachsbleiche 1 53111 Bonn Tel: +49 (0) 228-77 6611 Fax: +49 (0) 228-77 6625 [email protected] www.beethoven-orchester.de Kulturpartner des Beethoven Orchester Bonn