Die Kristallstruktur des Sr3As 4 The Crystal Structure of Sr 3As4 K laus D eller und B r ig it t e E is e n m a n n Abteilung II für Anorganische Chemie im Eduard-Zintl-Institut der Technischen Hochschule in Darmstadt (Z. N atuiforsch. 32 b, 1368—1370 [1977]; eingegangen am 29. Septem ber 1977) Alkaline Earth Arsenide, Crystal Structure The new intermetallic compound Sr3 As4 has been prepared and structurally charac­ terized by X-ray single crystal methods. Sr3 As4 crystallizes orthorhombic with a = 1484 ± 2 pm, b = 1789 ± 2 pm, c = 597 ± 1 Pm> space group Fdd2. Remarkable element of the structure are As4 -chains. Bei der Untersuchung des Zweistoffsystems S r:As isolierten wir aus Ansätzen der Stöchiometrie Sr: As ~3:4 neben SrAs und SrAs3 die Verbindung Sr3As4. Zur Synthese wurden die Elemente in Korundtiegeln, die in evakuierten Quarzampullen eingeschmolzen waren, zur Reaktion gebracht. Die Proben wurden langsam auf 1100-1150 °C aufgeheizt, etwa 0,5 h bei dieser Temperatur belassen und über 24 h auf Raumtemperatur abgekühlt. Die erhaltenen Reguli waren metallisch dunkelgrau und feinkristallin, enthielten jedoch vereinzelt gut ausgebildete, leistenförmige Einkristalle der bisher noch nicht bekannten Verbindung Sr3As4. Die Verbindung wurde über eine vollständige Röntgenstrukturanalyse charakterisiert. Sonderdruckanforderungen an Dr. B r i g i t t e E i s e n Eduard-Zintl-Institut der Technischen Hochschule Darmstadt, Abt. Anorg. Chemie II, Hochschulm ann, straße 4, D-6100 Darmstadt. Nach Weißenbergaufnahmen (CuKa-Strahlung, Drehachse = Leistenachse) kristallisiert Sr3As4 im orthorhombischen Kristallsystem. Neben der Flächenzentrierungsbedingung wurden noch die Aus­ löschungsbedingungen Reflexe 0 k l nur vorhanden für k -{-l = 4 n und Reflexe hOl nur vorhanden für |-fA = 4w beobachtet. Diese führen zur Raum­ gruppe Fdd2-C^. Die Gitterkonstanten (Tab. I) und Reflexintensitäten wurden an einem automatisehen Zweikreisdiffraktometer (Stoe Stadi 2, MoKa, Graphitmonochromator, co-scan, 7 Schichtlinien, Drehachse c) vermessen. Die Intensitätswerte wurden in üblicher Weise für die Weißenberggeometrie und bezüglich der Absorption nach der Kristall­ gestalt korrigiert. Nach Voluminkrementberechnungen waren in der Elementarzelle 8 Formeleinheiten z u lokalisieren. Die ungefähren Atomparameter wurden aus einer dreidimensionalen Patterson­ synthese abgeleitet und über least-squares-Cyclen Tab. I. Die kristallographischen Daten der Verbindung Sr3 As4 . Der anisotrope Temperaturfaktor ist definiert als exp [ — 2 7i2 (A2 a*2U n + k 2b*2V 22 + l2c*2U 33 + 2 h k a * b * V u + 2 h l a * c * V u + 2 k l b * c * V 2s)]. Raumgruppe F dd 2-C£? Achsen [pm] a = 1484 ± 2, b = 1789 ± 2, c = 597 ± 1 Volumen der EZ [pm3 • 106] 1583,5 Dichte röntg, [g/cm3] 4,72 Absorptionskoeffizient [cm-1] 359,94 Atomparameter x y z Uu U 22 U 33 U 12 U 13 U 23 Sr(l) auf 8 a 0,0000 0,0000 0,2500 0,0098(8) 0,0101(8) 0,00100(14) 0,0000 0,0000 -0,0020(6) Sr(2) auf 16h 0,2520(1) 0,0825(1) 0,9723(6) 0,0085(5) 0,0036(5) 0,0106(11)-0,0004(5)-0,0016(1) 0,0002(1) As(l) auf 16h 0,3361(1) 0,9205(1) 0,9822(7) 0,0117(6) 0,0057(5) 0,0125(9) 0,0007(8)-0,0025(1)-0,0015(1) As(2) auf I 6 h 0,5858(1) 0,9971(1) 0,2551(6) 0,0090(6) 0,0075(6) 0,0117(10)-0,0006(8)-0,0005(1)-0,0031(5) i?-Wert über 802 symmetrieunabhängige Reflexe: 0,057. Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschung in Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht: Creative Commons Namensnennung-Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz. This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution-NoDerivs 3.0 Germany License. Zum 01.01.2015 ist eine Anpassung der Lizenzbedingungen (Entfall der Creative Commons Lizenzbedingung „Keine Bearbeitung“) beabsichtigt, um eine Nachnutzung auch im Rahmen zukünftiger wissenschaftlicher Nutzungsformen zu ermöglichen. On 01.01.2015 it is planned to change the License Conditions (the removal of the Creative Commons License condition “no derivative works”). This is to allow reuse in the area of future scientific usage. K . D eller-B . E isenm ann • D ie K ristallstruktur des Sr3A s 4 verfeinert1. Die Verteilung von Sr und As auf die einzelnen Lagen ergab sich aus den Temperatur­ faktoren sowie aufgrund räumlicher Überlegungen. Zur Nullpunktsfixierung wurde der z-Parameter der Lage Sh bei 0,250 festgehalten. Eine abschließende Differenzfouriersynthese war konturlos, der kon­ ventionelle i?-Wert betrug 0,057. Die Atompara­ meter sind in Tab. I aufgeführt. Strnkturbeschreibung und Diskussion In Abb. 1 ist die Atomanordnung in einer Pro­ jektion auf die a,&-Ebene dargestellt. Danach sind alle As-Atome von 6 Sr-Atomen umgeben, die je­ ©--0 1369 weils ein dreiseitiges Prisma ausbilden. Die As-SrAbstände liegen zwdschen 314 und 331 pm. Zum Koordinationspolyeder hinzugezählt werden muß im Falle des As 1 ein weiteres As-Atom im Abstand von 248,3 pm, im Falle des As 2 zwei weitere AsAtome im Abstand von 248,3 und 254,8 pm, die über einer bzw. zwei Vierecksflächen angeordnet sind, so daß die Koordinationszahlen 7 bzw. 8 resultieren. Die Sr-Atome zeigen untereinander Ab­ stände von 411 bis 435 pm. Dabei ist jedes Sr-Atom von acht weiteren Sr-Atomen und acht As-Atomen umgeben, so daß sich die Koordinationszahl 16 er­ gibt. Die Atomabstände sind in Tab. II zusammen­ gestellt. © 0. — © & TS) 0 @ A © © Abb. 1. Projektion der Atomanordnung des Sr3 As4 auf die o , 6 -Ebene. (Große Kreise: Sr-Atome, kleine Kreise: As-Atome.) Die eingetragenen z-Parameter sind gerundet. 1370 K . D eller—B . E isenm ann • D ie K ristallstruktur des Sr3As 4 Tab. II. Atomabstände [pm] und Koordinationszahlen in der Verbindung Sr3 As4 . (Standardabweichung: 0,2.) As 1 As 1 As 1 As 1 As 1 As I As 1 Sr 1 Sr 1 Sr 1 Sr 1 Sr 1 Sr 1 Sr 1 Sr 1 - As 2 Sr 1 Sr 2 Sr 2 Sr 2 Sr 1 Sr 2 As 1 As 2 As2 As I Sr 2 Sr 2 Sr 2 Sr 2 Bindungswinkel: As 1 - As 2 - As 2 248,3 314,0 315,5 320,3 321,0 330,8 (lx ) (1 X ) (1 X ) (1 x ) (lx ) (1 x ) 331,1 ( I x ) 314,0 (2 x ) 321,5 (2 x ) 327,1 (2 x ) 330,8 (2 X ) 411,3 (2 x ) 418,1 (2 x ) 434,6 (2 x ) 434,9 (2 x ) KZ 16 2 3 As 1 As 2 Sr 2 Sr I Sr 2 Sr 2 Sr 1 Sr 2 248,3 (1 x ) 254,8 (IX ) 317,8 ( l x ) 321,5 ( l x ) 322,6 ( l x ) 326,6 ( I x ) 327,1 ( I x ) Sr 2 - As 1 Sr 2 - As2 Sr 2 - As I Sr 2 - As I Sr 2 - As2 Sr 2 - As2 Sr 2 - As2 Sr 2 - As 1 Sr 2 - Sr 1 Sr 2 - Sr 1 Sr 2 - Sr 2 Sr 2 - Sr 2 Sr 2 - Sr 1 315,5 ( I x ) 317,8 (IX ) 320,3 ( I x ) 321,0 ( I x ) 322,6 (1 x ) 326,6 ( I x ) 329,7 (1 x ) 331,1 ( I x ) 411,3 ( l x ) 418,1 ( l x ) 419,6 (2 x ) 427.9 (2 x ) 434.9 (2 x ) KZ 8 329,7 ( I x ) KZ 16 116,3° Auffallend an dieser Struktur ist - sieht man von leichten Verzerrungen ab - die relativ einfache Teil­ struktur der Sr-Atome. Die Erdalkaliatome bilden dreiseitige Prismen aus, die über gemeinsame Flä­ chen miteinander verbunden sind. Die As-Atome sitzen so in benachbarten prismatischen Lücken, daß gewinkelte As4-Kettenstücke in Form eines ,,S“ entstehen. Dieser Polyederverband ist als Bauein­ heit bereits im Ca2As3 beobachtet worden2. Der Abstand der beiden mittleren As-Atome der Kette voneinander beträgt 254,8 pm, das endständige Atom ist jeweils 248,3 pm entfernt und schließt mit 1 As2 As 2 As 2 As2 A s2As 2 As 2 As 2 - KZ 7 Programmsystem Shel-X-76, Cambridge, unver­ öffentlicht. K. D e l l e r u . B. E i s e n m a n n , Z. Naturforsch. 3 1 b , 1023 [1976]. H. S c h ä f e r , B. E i s e n m a n n u . W. M ü l l e r , Angew. Chem. 85, 742 [1973]. dem mittleren Teil der Kette einen Winkel von 116,3° ein. Nach der erweiterten Zintl/K lem m /Busm annK onzeption3 sind entsprechend der Bindigkeit der As-Vierer-Kette sechs negative Ladungen zuzu­ ordnen, die von drei Sr-,,Ionen“ kompensiert wer­ den. Die Verbindung ist damit, Avie SrA s4 und SrAs3 5 eine Zintl-Phase. Der Deutschen Forschungsgemeinschaft danken wir für die finanzielle Unterstützung dieser Arbeiten. Herrn Prof. Dr. H. S c h ä f e r danken wir für kritische und anregende Diskussionen. 4 5 A. I a n d e l l i u . E . F r a n c e s c h i , J. Less Common Metals 30, 211 [1973]. K. D e l l e r u . B. E i s e n m a n n , Z. Naturforsch. 31b, 1550 [1976].