2 Genetik nicht immer unter dem Lichtmikroskop nachweisbar, da sich eine Störung erst ab einer bestimmten Größe erkennen lässt. Man kann an den Chromosomen verschiedene Umbauvorgänge unterscheiden. Mit der nebenstehenden Tab. 15, S. 57 hast du zu diesem Thema einen Überblick. 2 Abb. 48: Turner-Syndrom: Es gibt 44 Autosomen, aber nur ein Gonosom (= 1 X-Chromosom) medi-learn.de/6-bio1-48­ Warum entwickeln Frauen Barr-Körperchen? Um normal zu funktionieren, muss der weibliche Organismus ein X-Chromosom zu fakultativem Heterochromatin inaktivieren. Dieses Phänomen nennt man Lyon-Hypothese. Demnach ist die Wahl des zu inaktivierenden X-Chromosoms zufällig, geschieht aber schon während der Frühphase der Embryonalentwicklung. Als Grund wird ein Gen-Dosis-Ausgleich angenommen. So wird garantiert, dass bei beiden Geschlechtern Genprodukte der X-Chromosomen in etwa gleicher Menge vorhanden sind. Anders ausgedrückt: Der Mann besitzt ein XChromosom, die Frau zwei. Um die Männer nicht völlig zu benachteiligen, inaktiviert die Frau netterweise ein X-Chromosom. Auf dem Y-Chromsom finden sich relativ zum XChromosom kaum Informationen (genauer: nur für knapp 80 Proteine). Diese Inaktivierung eines X-Chromosoms wird über das Xist-Gen (inactive specific transcript) gesteuert. Die Tab. 14, S. 56 fasst das Vorkommen von Barr-Körperchen und F-Bodies zusammen. Strukturelle Chromosomenaberrationen Strukturelle Chromosomenaberrationen kommen im Vergleich zu numerischen relativ selten vor. Im Gegensatz zu numerischen sind strukturelle Chromosomenfehlverteilungen 56 Karyogramm Barr-Körperchen F-Body gesunder Mann 46, XY nein ja gesunde Frau 46, XX ja (1) nein (Ullrich)TurnerSyndrom 45, X0 nein nein KlinefelterSyndrom 47, XXY ja (1) ja Triple-XSyndrom 47, XXX ja (2) nein XYY-Syndrom 47, XYY nein ja (2) Tab. 14: Vorkommen von Barr-Körperchen und ­F-­Bodies 2.2.3 Epigenetik Die Epigenetik beschreibt ChromosomenModifikationen, die nicht auf der Veränderung der DNA-Sequenz beruhen. Die Hauptmechanismen, die hier zum Tragen kommen, sind Modifikationen bestimmter DNA-Basen (z. B. durch DNA-Methylierung/Demethylierung) und Veränderungen des Chromatins (bestimmte Histonmodifikationen). Auf diese Weise können Gene inaktiviert oder aktiviert werden. Diese Regulationszustände können auf diese Weise auch über eine längere Zeit fixiert werden.