SWR Tagesgespräch

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Liebe Kolleginnen und Kollegen,
nachfolgend bieten wir Ihnen eine Meldung an.
Prot von Kunow, Präsident der
Deutsch-Brasilianischen Gesellschaft,
gab heute, 20.08.15, dem Südwestrundfunk ein Interview
zum Thema „Brasilienbesuch der Kanzlerin“.
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Datum:
20.08.2015
Das „SWR2 Tagesgespräch“ führte Marion Theis.
Mit freundlichen Grüßen
Zentrale Information
Ex-Botschafter Prot von Kunow: „Brasilien ist für uns ein wichtiger Partner“
Baden-Baden: Der Präsident der deutsch-brasilianischen Gesellschaft und frühere
Botschafter in Brasilien, Prot von Kunow, hält die Reise der Bundeskanzlerin nach
Brasilien für ein gutes Zeichen. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage, der
politischen Lähmung aufgrund des gewaltigen Korruptionsskandals und des
zerstrittenen Parlaments sei Brasilien für Deutschland ein wichtiger Partner, sagte von
Kunow im SWR (Südwestrundfunk).
Deutschland brauche Brasilien als Wirtschaftspartner und als politischen Partner auf der
Weltbühne, in vielen Fragen des Umwelt- und Klimaschutzes und der Vereinten Nationen.
Deshalb sei es richtig, diesem Land in seiner schwierigen Lage und seiner politischen
Krise zu zeigen, dass man es unterstütze und ihm wirtschaftlich helfe. „Ich glaube es ist
ein guter Zug, jetzt diese Konsultationen durchzuführen“, so der frühere Botschafter
wörtlich.
Brasilien habe sich in den letzten Jahren sehr um den Schutz der Umwelt und des
Regenwaldes bemüht; auch da könne Deutschland Brasilien bestärken, betonte von
Kunow. Mit Blick auf den Klimaschutz und die geplanten Infrastrukturmaßnehmen im
Verkehrsbereich sagte der Ex-Botschafter: „Die Brasilianer brauchen uns, und ich
glaube, da können wir sehr viel zusammen machen.“
Wortlaut des Live-Gesprächs:
Theis: In Brasilien gehen gerade jeden Tag Zehntausende gegen die Regierung auf die
Straße. Die Leute wollen Präsidentin Rousseff loswerden. Herr von Kunow, ist es klug
von der Bundeskanzlerin, in so einer heiklen Situation nach Brasilien zu reisen?
von Kunow: Ja, es ist sicher klug. Man hat diese Reise schon zweimal verschoben aus
politischen Gründen, Wahlen sowohl erst einmal in Deutschland, dann letztes Jahr in Brasilien.
Und es ist in Brasilien natürlich eine schwierige Situation: Die Wirtschaft stagniert, geht sogar
leicht zurück, das Bruttosozialprodukt wird dieses Jahr fast zwei Prozent zurückgehen, im
nächsten Jahr wahrscheinlich auch wieder. Dazu kommt eine politische Lähmung aufgrund
eines gewaltigen Korruptionsskandals. Das führt dazu, dass die Präsidentin in Brasilien in einer
sehr schwierigen Lage ist. Das Parlament ist total zerstritten, auch mit ihr. Trotzdem ist Brasilien
Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD)
für uns natürlich ein wichtiger Partner, sowohl im Umwelt- und Klimaschutz wie auch als
Wirtschaftspartner und als politischer Partner auf der Weltbühne. Wir brauchen Brasilien in
vielen Fragen der Vereinten Nationen und des Klima- und Umweltschutzes. Und da ist es
natürlich besonders gut, dass man einem Land in so einer schwierigen Wirtschaftslage, in so
einer politischen Krise zeigt, dass man ein Partner bleibt, dass man sich nicht sofort abwendet,
wenn es eben nicht so gut läuft, wenn die Rohstoffpreise heruntergehen und deshalb die
Wirtschaft leidet, wenn die politische Situation schwieriger wird, dass man eben dann als
verlässlicher Partner da bleibt, das Land auch wirtschaftlich unterstützt, die deutschen Firmen
dort unterstützt. Ich glaube, das ist ein kluger Zug, jetzt diese Konsultation durchzuführen.
Theis: Sie sagen, es ist klug, die Regierung in Brasilien braucht Unterstützung.
Andererseits, es gibt Menschenrechtsverletzungen, organisiertes Verbrechen,
Korruption. Muss das dann von Merkel und ihren sechs Ministern, die sie begleiten, nicht
unbedingt angesprochen werden? Oder ist das oberlehrerhaft?
von Kunow: Man kann es durchaus ansprechen. Es ist ja, Brasilien ist ja eine freie Gesellschaft.
Das wird in der Presse täglich angesprochen. Die Demonstranten sprechen das an. Die
Politiker sprechen das an. Man kann über diese Fragen ganz offen sprechen.
Theis: Man kann oder man muss?
von Kunow: Man sollte es ruhig, denn das sind ja auch die Probleme, die das Land hat.
Theis: Brasilien will ja seine Wirtschaft wieder in den Griff kriegen, das haben Sie schon
angedeutet. Das ist auch im Interesse deutscher Unternehmer, die da gern mehr
investieren müssten in der Konkurrenz zu China. Aber ginge das nicht zulasten der
Umwelt? Weil Brasilien gehört ja jetzt schon zu den größten Klimaverschmutzern
weltweit.
von Kunow: Ja, da muss man sehen, dass Brasilien einerseits durchaus zu den Klimasündern
gehört; andererseits zum Beispiel durch die Nutzung der Wasserkraft für die
Elektrizitätserzeugung mit die sauberste Elektroenergie hat, dass Brasilien sich in den letzten
Jahren, auch unter Präsidentin Rousseff, sehr engagiert für den Umweltschutz, insbesondere
im Amazonas-Bereich sich für den Schutz des Regenwaldes eingesetzt hat. Und da können wir
natürlich Brasilien durchaus bestärken und in der schwierigen wirtschaftlichen Lage vielleicht
auch etwas unterstützen. Dann hat Brasilien fürchterliche Rückstände im Aufbau der
Infrastruktur, ordentliche Verkehrswege, gut funktionierende Häfen und Flughäfen. Und da
können wir wirklich hervorragend zusammenarbeiten. Da können wir etwas bieten, die
Brasilianer brauchen uns. Und ich glaube, da können wir sehr viel zusammen machen.
Theis: Um noch einmal zum Klimaschutz zu kommen: Es werden immer noch 5.000
Hektar Wald pro Jahr abgeholzt in Brasilien. Die deutsche Bundesregierung will Brasilien
Entwicklungskredite von rund 500 Millionen Euro geben, vor allem für den Wald- und
Klimaschutz. Ist das Ihrer Meinung nach sinnvoll angelegtes Geld?
von Kunow: Ja. Der Abbau oder das Abholzen des Regenwaldes ist in den letzten zehn Jahren
stark zurückgegangen. Die Regierung hat sich da wirklich viel Mühe gegeben. Es ist nicht
einfach, weil natürlich auch der Druck der Bevölkerung da ist. In diesen Regenwaldgebieten
wohnen immerhin 20 Millionen Menschen, die natürlich auch überleben wollen, die auch besser
leben wollen. Und da muss man natürlich wahnsinnig helfen, dass das geschehen kann, ohne
dass weiterhin Regenwald abgeholzt wird.
- Ende Wortlaut -
Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD)
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