Herr Biedermann und die Brandstifter von Max Frisch Regie: Friedrich Sauer Produktion: BR 1953, 69 Minuten Der Haarwasserfabrikant Biedermann hat seinen Geschäftserfolg nicht zum wenigsten dem Mitarbeiter Knechtling zu verdanken, dessen Leistung er nicht anerkennt und den er zum Selbstmord treibt. Herr Biedermann, der eine rosige Gesundheit und eine ansehnliche Villa besitzt, betäubt sein Gewissen auf eine höchst gefährliche Art: Er verbrüdert sich mit zweifelhaften Subjekten, gibt ihnen Kost und Unterkunft und erleichtert ihnen auf jede Weise die Vorbereitung ihrer Untat. Mit dem Benzin, das sie auf seinem Dachboden gestapelt haben, und sogar mit seinen Streichhölzern, stecken sie die Stadt in Brand. "Ein Lehrstück ohne Lehre" nannte Max Frisch sein ursprünglich als Hörspiel geschriebenes und dann für das Theater bearbeitetes Stück. Die Geschichte des Bürgers Gottlieb Biedermann, der die Brandstifter in sein Haus läßt, weil sie ihm schmeicheln und weil er hofft, sich durch Anpassung vor ihnen schützen zu können, kann man natürlich vielfach interpretieren: 1958, bei der Uraufführung des Theaterstücks in Zürich, dachte man an eine Warnung vor kommunistischer Infiltration, bei der deutschen Erstaufführung, die ebenfalls 1958 in Frankfurt am Main stattfand, sah man in dem Stück eher eine Parabel auf die faschistische Machtübernahme von 1933. Max Frisch hatte die Grundidee seines "Lehrstücks ohne Lehre" schon 1948 in seinem Tagebuch entwickelt. Die "Burleske", die er dort aufgezeichnet hat, beginnt mit den Worten: "Eines Morgens kommt ein Mann, ein Unbekannter, und du kannst nicht umhin, du gibst ihm Suppe und ein Brot dazu." Sie endet mit dem Satz: "Du sagst dir mit Recht, daß ein Brandstifter, ein wirklicher, besser ausgerüstet wäre, und gibst auch das, ein Heftlein mit gelben Streichhölzern, und am andern Morgen, siehe da, bist du verkohlt und kannst dich nicht einmal über deine Geschichte verwundern." "Sauers Adaption ist im wesentlichen ein Dialogstück, dessen besonderer Reiz vor allem in der ironischen Off-Erzählung liegt: Da streiten Autor und Figur, da verkürzt der Erzähler schon mal die Geschichte und weist immer wieder darauf hin, daß Herrn Biedermann ja eigentlich gar keine Schuld träfe. Das Ergebnis ist eine ätzende Parabel über die Niedergang des Bürgertums vom Citoyen der Französischen Revolution zum Spießer der Gegenwart. Ein Klassiker, der leider nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat." (Lutz Gräfe) Herr Biedermann: Wilfried Seyferth Frau Biedermann: Johanna Hofer Schmitz: Heinz-Leo Fischer Eisenring: Rudolf Vogel