Univ.-Prof. Dr.-Ing. Manfred Norbert Fisch anlässlich der Verleihung der des Fritz Schumacher Preises 2013 am 4. November im Rathaus: Sehr verehrte Frau Senatorin Blankau, sehr verehrte Mitglieder der Hamburger Bürgerschaft, sehr verehrter Herr Vizepräsident Schira, meine sehr verehrten Damen und Herren! Heute habe ich die besondere Ehre, eines der beiden Reisestipendien im Rahmen des Fritz-Schumacher-Preises an eine Studentin der TU Braunschweig „Carolo Wilhelmina“ zu überreichen. Dazu will ich unsere Architektur-Studentin kurz vorstellen. Frau Albrecht ist eine Studierende einer jungen Generation, deren internationale Ausrichtung schon aus ihrer Biographie hervorgeht. 1988 geboren in Istanbul, aufgewachsen in Flensburg, bereits ein Auslandsjahr in den USA vor ihrem Bachelor-studium der Architektur in Braunschweig, und ein weiteres Jahr an der North Carolina State University, bevor sie sich für eine Rückkehr nach Braunschweig entschied. Das klimagerechte und nachhaltige Bauen war bereits Schwerpunkt ihrer Studien in North Carolina, und so war es nur konsequent, dass sie sich nach ihrer Rückkehr als eine der ersten Studierenden in den 2012 neu gestarteten Masterstudiengang „Sustainable Design“ der TU Braunschweig einschrieb. Dieser neue Studiengang ist als interdisziplinär ausgerichtetes Angebot für Architekten, Bau- und Umwelt-Ingenieure konzipiert, mit der vertiefenden Auseinandersetzung mit dem Zukunftsthema Nachhaltigkeit als Kernthema. Frau Albrecht nahm im WS 2012/13 an einer Entwurfsaufgabe teil, die sich mit dem Thema der Wasserknappheit infolge der globalen Erwärmung und ihrer Auswirkungen auf Oasenstädte und deren traditionellen gesellschaftlichen Systeme in der südlichen Sahara beschäftigte: „Thirsty – The International Oasis Lab of Nefta“ a h ei in en i en in hr n o hen und einer gemeinsamen Exkursion in die Oase Nefta an der tunesisch-algerischen Grenze war von den Studierenden gefordert einen innovativen Entwurf für ein internationales Forschungs- und Bildungs-zentrum vor Ort zu entwickeln, der sich durch hohe ökologische, ökonomische und soziokulturelle Nachhaltigkeit auszeichnen sollte und dessen außergewöhnliches architektonisches Konzept seiner Bedeutung als Kommunikator dieser Prinzipien gerecht werden sollte. Jasmin Albrecht fiel als aufgeschlossene und ideenreiche Studierende auf, die durch ihre gründliche Recherche und strukturierte Arbeits-weise eine große Ernsthaftigkeit in der Auseinandersetzung mit dem Thema zeigte. Jasmin Albrechts Entwurf reagiert unmittelbar auf die Thematik der Wasserknappheit in der Oasenstadt. Basierend auf eine Studie eines Fraunhofer Instituts (IGB, Stuttgart) setzt sie eine innovative Technik ein und gewinnt mit Hilfe einer hochkonzentrierten Salzlösung Trinkwasser aus der Luft. Das Salz kommt aus dem nahen ausgetrockneten Salzsee Chott el Cherid. Hierzu entwickelt sie an einer windreichen Stelle am Rande der Oase einen hohen, luftdurchströmten Turm. Gabionen aus lokalen Natursteinen bilden die Fassade des Turms in denen die Salzlösung nach unten fließt. Dabei nimmt die Salzlösung Wasser (Wasserdampf) aus der Luft auf, weil diese hygroskopisch ist. Dieses aufgenommen Wasser wird nun mittels Sonnenenergie und einer Vakuumtechnik aus der wässrigen Salzlösung abgetrennt und als Trinkwasser genutzt. Die Gabionen sind im inneren des Turms ablesbar und führen zu einer besonderen Atmosphäre des Innenraums. Alle Nutzungsbereiche des Labs werden vertikal um den Turm herum positioniert. Das Projekt besitzt eine hohe Signifikanz. Die Entwurfsverfasserin entwickelt ihr Projekt konsequent aus den ökologischen Zusammen-hängen der Oasenstadt und antwortet mit einer großen visionären Geste, die überregional den Ge-danken des Sustainable Designs transportiert. Durch ihr großes Interesse an der Erforschung und Entwicklung von zukunftsfähigen energetischen Gebäudekonzepten sowie die Einbindung dieses Themas in ihre sehr visionäre Studienarbeit, sehe ich sie als eine herausragende Studentin der Architektur. Vor allem die Umsetzung der Ent-wurfsarbeit in extremen Klimaräumen, hat Jasmin Albrecht ausgezeichnet. Der besonders empfind-same Umgang und die Rücksichtnahme auf kulturelle Aspekte fremder Gesellschaften, ist hervorzuheben und sicherlich den vielen nationalen sowie internationalen Studien- und Berufserfahrungen, die Jasmin Albrecht mitbringt, zu verdanken. Wir hoffen sehr, dass die Verleihung dieses Reise-stipendiums etwas dazu beitragen kann, dass Sie liebe Jasmin Albrecht ihr Interesse und ihr Engagement für die Themen des internationalen klimagerechten Bauens weiterführen und vertiefen können, und hoffen, dass wir ihnen auf diese Weise eine kleine Unterstützung auf diesem Weg mitgeben können.