Faktenbox Antibiotika bei Erkältung oder akutem eitrigen Schnupfen Nutzen und Risiken im Überblick Jede medizinische Behandlung bringt Nutzen und Risiken mit sich. Diese Faktenbox kann Sie bei Ihrer Entscheidung und der Vorbereitung des Arztbesuchs unterstützen. 1 Wie hilft Ihnen diese Faktenbox? Es gibt häufig mehrere Behandlungsmöglichkeiten. Ihre eigenen Bewertungen von Nutzen und Risiken der jeweiligen Maßnahmen sind wichtig für eine richtige Entscheidung. Diese Faktenbox hilft Ihnen, Nutzen und Risiken von Antibiotika bei einer Erkältung abzuwägen. Leider gibt es nicht für alle wichtigen Aspekte belastbare wissenschaftliche Erkenntnisse. Die Faktenbox zeigt Ihnen, ob eine Antibiotikabehandlung die Erkältungssymptome lindert und wie häufig Nebenwirkungen bei der Einnahme von Antibiotika auftreten. Die Faktenbox kann Sie bei Ihrer Entscheidung und der Vorbereitung des Arztbesuchs unterstützen. Die Informationen und Zahlen stellen keine endgültige Bewertung dar. Sie basieren auf den derzeit besten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Was ist eine Erkältung? Eine Erkältung ist eine akute Infektionskrankheit, die folgende Symptome umfassen kann: eine verstopfte oder laufende Nase (Rhinitis), Halsschmerzen, Fieber und Husten. Was ist das Ziel der Behandlung? Antibiotika bekämpfen Bakterien. Sie töten Bakterien ab oder hemmen sie in ihrem Wachstum und sollen dadurch den Krankheitsverlauf verbessern und eventuelle Komplikationen verhindern. Für wen kommt eine Behandlung mit Antibiotika bei einer Erkältung in Frage? Generell sprechen sich die Leitlinien für einen zurückhaltenden Einsatz von Antibiotika bei Erkältungskrankheiten und Atemwegsinfekten aus. Unter bestimmten Bedingungen und Nachweis einer bakteriellen Infektion kann eine Therapie mit Antibiotika dennoch angebracht sein. Erklärende Informationen zum Verständnis der Grafiken Die Zahlen sind Durchschnittswerte der Patienten, die Symptome einer Erkältung oder eitrigen Rhinitis (farbiger Nasenausfluss) hatten. Den Patienten wurde eine Antibiotikabehandlung oder ein Placebo (oder gar keine Behandlung) verordnet. Im Durchschnitt wurden die Ergebnisse 1–7 Tage nach der Behandlung gemessen. Was ist eine Placebo-Behandlung? Eine Placebo-Behandlung simuliert eine Behandlung lediglich, zum Beispiel durch ein neutrales oder unechtes Medikament. Die Effekte einer solchen Scheinbehandlung werden dann mit den Effekten der tatsächlichen Behandlung verglichen. Das Ziel der Placebo-Behandlung ist, herauszufinden, ob der Effekt der tatsächlichen Behandlung deutlich stärker ist als der allein durch den Glauben erzielte Effekt, dass man tatsächlich behandelt worden ist. NUTZEN Wie viele Patienten hatten anhaltende Symptome einer Erkältung ? (1-7 Tage nach Behandlung) Placebo-Einnahme Antibiotika-Einnahme 34 von 100 Patienten zeigten bei der Folgeuntersuchung noch Symptome 34 von 100 Patienten zeigten bei der Folgeuntersuchung noch Symptome 66 von 100 Patienten zeigten bei der Folgeuntersuchung keine Symptome 66 von 100 Patienten zeigten bei der Folgeuntersuchung keine Symptome RISIKEN Wie viele Patienten berichteten von Nebenwirkungen ? (z.B. Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall) Placebo-Einnahme 2 Antibiotika-Einnahme 10 von 100 Patienten berichteten von Nebenwirkungen 18 von 100 Patienten berichteten von Nebenwirkungen 90 von 100 Patienten berichteten nicht von Nebenwirkungen 82 von 100 Patienten berichteten nicht von Nebenwirkungen Welche anderen Risiken sind allgemein mit der Einnahme von Antibiotika verbunden ? Ein nicht sachgerechter Gebrauch von Antibiotika kann zu einer Antibiotikaresistenz führen. Eine Antibiotikaresistenz liegt vor, wenn das Medikament nicht mehr wirkt, weil sich die Bakterien verändert haben. Antibiotika können außerdem Magen-Darm-Beschwerden hervorrufen, da sie auch nützliche Darmbakterien angreifen. Außerdem werden Hautausschläge und ein erhöhtes Allergierisiko als Folge von häufiger Antibiotika-­Einnahme vermutet. Was sollte noch beachtet werden? Antibiotika sollten bei Kindern besonders vorsichtig verwendet werden. Dass gerade bei Kindern besonders häufig Antibiotika verschrieben werden, ist kritisch zu sehen. Bis Antibiotika die Erreger erfolgreich bekämpft haben, vergehen einige Tage. So können zwar die Symptome zurückgehen und Ihr Kind kann sich schon wieder besser fühlen. Trotzdem ist es wichtig, Antibiotika genau so einzunehmen, wie es mit dem Arzt vereinbart wurde. Andernfalls können Erreger überleben, sich erneut ausbreiten – und Widerstandskräfte gegen das Antibiotikum bilden. Da es sich bei Erkältungskrankheiten, Grippe und akuten Mittelohrentzündungen in der Regel um Virusinfekte handelt, können Antibiotika hier nichts ausrichten. Nur bei der Gefahr eines schwerwiegenden Krankheitsverlaufs und wenn der Arzt dies gut begründet, sollten Antibiotika gezielt eingenommen werden. Welche anderen Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Patienten sollten viel Flüssigkeit zu sich nehmen und sich ausruhen, bis die Symptome nachlassen. Rezeptfreie Schmerzmittel (z. B. Paracetamol, Ibuprofen) können helfen, die Symptome zu lindern. Welche weiterführenden Informationen können noch helfen? www.faktencheck-antibiotika.de Über diese Faktenbox Die Faktenbox für Antibiotika bei Erkältung wurde in Kooperation mit dem Harding-Zentrum für Risikokompetenz erstellt. Die Informationen und Zahlen in der Faktenbox wurden folgender Quelle entnommen: [1] Kenealy, T., & Arroll, B. (2013). Antibiotics for the common cold and acute purulent rhinitis. Cochrane Database Syst Rev, Zuletzt aktualisiert: 7. Mai 2014 3