Politische Parteien und Parteiensystem in Mali

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PARTEIEN UND
PARTEIENSYSTEME
IN AFRIKA
Berichte der Friedrich-Ebert-Stiftung
MALI
POLITISCHE PARTEIEN UND PARTEIENSYSTEM
IN MALI
Klaus-Peter Treydte, FES Mali
Abdourhamane Dicko
Salabary Doumbia
Juli 2005
Warum diese Berichte?
Politische Parteien sind unverzichtbare Ak-
Aufgrund der jahrzehntelangen Präsenz in
teure eines repräsentativen demokratischen
vielen Ländern Sub-Sahara-Afrikas und der
Systems. Um ihre Funktionen erfüllen zu
kontinuierlichen Unterstützung der Demo-
können, müssen Parteien in ein funktionie-
kratisierungsprozesse in diesen Ländern,
rendes
sein.
verfügen die MitarbeiterInnen der Friedrich-
Während zur Arbeit politischer Parteien und
Ebert-Stiftung über detaillierte Kenntnisse
den
konsolidierten
der historischen Entstehung von Parteien
westlichen Demokratien zahlreiche Studien
und Parteiensysteme in den jeweiligen Län-
existieren, ist dies für die Länder Sub-
dern. Diese werden in den Länderberichten
Sahara-Afrikas nicht der Fall. Verlässliche
der Reihe „Parteien und Parteiensysteme in
Informationen liegen, wenn überhaupt, nur
Afrika“ gebündelt präsentiert. Es liegen
sehr verstreut vor. Sie sind außerdem meist
Berichte zu den folgenden Ländern vor:
Parteiensystem
eingebettet
Parteiensystemen
in
nicht sehr detailliert, häufig nicht aktuell
und beschränken sich zudem üblicherweise
•
Angola
auf das formale Regelwerk, ohne auf die
•
Äthiopien
tatsächlichen Abläufe einzugehen.
•
Benin
•
Botswana
•
Côte d’Ivoire
•
Ghana
•
Kamerun
•
Kenia
•
Madagaskar
•
Mali
•
Mauritius
•
Mosambik
Transiti-
•
Namibia
onsprozessen, deren Ergebnisse noch offen
•
Nigeria
sind. Für ein besseres Verständnis und eine
•
Sambia
präzisere Einschätzung des Verlaufs und des
•
Senegal
gegenwärtigen
Transiti-
•
Simbabwe
onsprozesse fehlen oft detaillierte Informa-
•
Südafrika
tionen. Indem die Berichte dieser Reihe die
•
Tansania
historische Entwicklung von Parteien und
•
Uganda
Dabei sind detaillierte Informationen zu den
politischen
Systemen
Sub-Sahara-Afrikas
heute notwendiger denn je. Die „dritte Welle der Demokratisierung“ (Samuel P. Huntington 1993) hat seit 1990 auch den afrikanischen Kontinent erreicht. In den meisten Ländern wurden Mehrparteiensysteme
geschaffen und demokratische Wahlen abgehalten. Seitdem befinden sich diese Länder
in
mühsamen
politischen
Standes
dieser
Parteiensystemen nachzeichnen sowie die
aktuelle Situation in den Ländern SubSahara-Afrikas darstellen, tragen sie dazu
bei, diese Informationslücke zu schließen.
Aufgrund des thematischen Fokus auf Parteien konnten alternative Akteure der Demokratisierung nur am Rande berücksichtigt
werden.
POLITISCHE PARTEIEN UND PARTEIENSYSTEM IN MALI
Inhaltsverzeichnis
I.
GESCHICHTE UND STRUKTUR DES MEHRPARTEIENSYSTEMS
1. Historische Genese
2. Rechtliche Rahmenbedingungen des Mehrparteiensystems in ihrer aktuellen Form
3. Institutionen des Mehrparteiensystems
4. Richtlinien, Fördereinrichtungen und Sanktionsformen
II. DIE PARTEIEN
1. Überblick über die wichtigsten Parteien
2. Die Parteien in der Einzeldarstellung
III. DIE PARTEIEN IM PARLAMENT
1. Darstellung des politischen Systems und des Wahlsystems
2. Die Parteien in der Einzeldarstellung
IV. ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG DES MEHRPARTEIENSYSTEMS UND DER PARTEIEN
1. Demokratietest
2. Programmatiktest
3. Relevanztest
V. AUSBLICK
POLITISCHE PARTEIEN UND PARTEIENSYSTEM IN MALI
Klaus-Peter Treydte, FES Mali
Abdourhamane Dicko
Salabary Doumbia
Juli 2005
I.
GESCHICHTE UND STRUKTUR DES
•
MEHRPARTEIENSYSTEMS
früheren Metropole Paris;
1. Historische Genese
•
Verzerrte Export- und Importstrukturen;
•
Defizite im Governance-Bereich: Miss-
Wer sich heute im frankophonen Afrika
rechts und links umschaut, sieht in den
Staaten
Elfenbeinküste,
Togo,
Wirtschaftliche Abhängigkeit von der
wirtschaft, Korruption;
•
Demokratisches Defizit.
Guinea-
Conakry, Mali, Burkina Faso, Benin, Tschad,
Mali wurde am 22. September 1960 unab-
Niger, Gabun, Zentralafrikanische Republik
hängig, und verfolgte unter der politischen
Glanz und Elend einer „hinkenden politi-
Führung Modibo Keitas eine „rupturistische
schen Transformation“, die sich „Entkoloni-
Linie“ in den Beziehungen zu Frankreich:
alisierung“ nannte, die aber seit rund einem
•
halben Jahrhundert nicht recht vom Fleck
tären
kam. Frankreich gewährte seinen Kolonien
in Afrika nach dem 2. Weltkrieg die Unabhängigkeit – aber anders als in Vietnam
nauté Française ein: einen Staatenbund, in
dem die neuen Staaten formal unabhängig
wurden, politisch, wirtschaftlich und sozial
hingegen am Tropf der alten Kolonialmacht
hingen. Die wirtschaftlichen, sozialen und
politischen
Begleiterscheinungen
dieser
neuen Unabhängigkeit waren:
Erbschaft des präsidentiellen Systems;
•
Elitenbildung nach dem Muster der Entfremdung (die Füße in Afrika, den Kopf
in Paris) „Schwarze Haut, weiße Seele“
(Frantz Fanon);
Fester
Wechselkurs
Kooperation
mit
•
Ausstieg aus der FCFA-Zone und Schaffung einer eigenen Währung: des Franc
Malien (1962);
•
Wirtschaftspolitik à la Sowjetunion mit
zentraler Planung, Verstaatlichung und
technisch-wirtschaftlicher Zusammenarbeit mit der UdSSR und Rot-China.
Wie kam es dazu? Wer heute das Syndrom
Françafrique begreifen will, muss zur „Konferenz in Brazzaville“ 1944 zurückgehen,
•
•
militärischen
Frankreich;
ohne Befreiungskampf (mit Ausnahme von
Algerien) – und band sie in eine Commu-
Ablehnung der Fortführung einer priori-
auf der Charles de Gaulle die französischen
Kolonien dazu brachte, sich für die Befreiung Frankreichs vom deutschen Faschismus
einzusetzen und dabei schwarze afrikanische Staatsbürger einzubinden. Als Gegen-
FCFA/FF/Euro
–
zug räumte er den afrikanischen Kolonien –
strukturelle Überbewertung;
Kolonialherren und Kolonisierten – eine
•
Jacobinische Grundidee des Staates;
größere Teilhabe an politischen Entschei-
•
Prätoriantertum in der Machtausübung;
dungen ein, nicht jedoch gerade heraus die
Unabhängigkeit. Die französische Verfas4
sung vom 27. Oktober 1946 (die IV. Repu-
keit der einzelnen Territorien plädierten,
blik) billigte den afrikanischen Völkern dann
darunter Houphouet-Boigny, der Führer
tatsächlich gewisse politische Rechte zu:
der RDA der Elfenbeinküste, der am
politische Grundrechte, Meinungsfreiheit,
weitesten entwickelten Region Westaf-
Streikrechte und das Recht auf Gründung
rikas, der die Elfenbeinküste nicht zur
von Gewerkschaften, das Recht auf Grün-
„Milchkuh der Region Westfrika“ ver-
dung von politischen Parteien und politische
kommen lassen wollte. Modibo Keita
Aufstiegschancen innerhalb des französi-
und Senghor widersetzten sich zu dieser
schen Systems der Territorialverwaltungen
Zeit der „Balkanisierung“ Westafrikas,
und in der Metropole. Das war die Zeit, in
wie Senghor sich ausdrückte, und Mo-
der die Parteien und Gewerkschaften ent-
dibo Keita strebte schon damals die Af-
standen und die großen politischen Führer
rikanische Einheit an, in Anlehnung an
der Unabhängigkeit, wie Modibo Keita,
das große mittelalterliche Reich „Gha-
Sékou Touré, Ouezzin Coulibally, Mamadou
na“ des Kankan Moussa im malischen
Konaté,
Félix
Sudan, das von Mauretanien, Senegal,
Houphouet-Boigny, um einige zu nennen,
Mali bis hin nach Niger reichte, und das
ihren politischen Aufstieg machten. Das von
für Kwame Nkrumah dann den verhei-
Gaston Deferres eingeleitete „Rahmenge-
ßungsvollen Namen für den neu ent-
setz“ (Loi-Cadre) von 1956 ermöglichte
standenen Staat Goldküste abgab.
Léopold
Sédar
Senghor,
diesen Führern politischen Aufstieg innerhalb bestimmter halb-autonomer Formen
Das Verfassungsangebot de Gaulles vom
der Territorialverwaltung.
28. September 1958 war allerdings dann
nüchterner ausgefallen: entweder die Bevöl-
Zwei politische Denkmuster entwickelten
kerungen sprachen sich für die Communau-
sich im westlichen Afrika zu dieser Zeit:
té im de Gaulles’schen Sinne aus oder da-
•
Zum einen ein „evolutiver“ Strang
gegen. Verhandlungen waren mit de Gaulle
schrittweiser Unabhängigkeit, vertreten
nicht zu machen.
durch Lamine Gueye (Senegal), Fily Da-
Frankreich behielt die Schlüsselrolle in den
bo Cissoko (Mali) und einer radikaleren
Territorien mit der Hoheit für:
Linie, vertreten durch Modibo Keita,
•
Außenpolitik,
Senghor, Sékou Touré, Mamadou Dia
•
Verteidigung und Sicherheit,
und Mamadou Konaté.
•
Wirtschaftspolitik und
Der zweite Denkstrang in dieser Zeit
•
Währungs- und Finanzpolitik.
•
drehte sich um die Frage der Einheit des
französischsprachigen
Territoriums
in
Die Aspekte der Territorialverwaltung wür-
Westafrika. Hier gab es zum einen die
den in die Hände der politischen Elite der
These der „Föderalisten“, die das Gebiet
Afrikaner gegeben.
des Afrique Occidentale Française (AOF)
als Einheit sahen, das zur Unabhängig-
Sékou Touré in Guinea lehnte dieses Ange-
keit und zur „afrikanischen Einheit“ ge-
bot rundherum ab, die Bevölkerung Guineas
führt werden sollte (Modibo Keita,
stimmte mit „nein“.
Senghor) und die Gruppe der „AntiFöderalisten“, die für die Unabhängig5
Die Malier stimmten zu 97% für das Refe-
erklärte sich am 20 September 1960 für
rendum. Modibo Keita hatte 3 Gründe, die
unabhängig, Mali zwei Tage später.
Bevölkerung zur Zustimmung aufzurufen:
1. Er befürchtete im Falle eines „nein“ das
Modibo Keita wurde Malis erster Präsident,
Eingreifen der französischen Armee, die
versuchte eine Integration anderer politi-
auf der Seite der Partei PSP (Parti Sou-
scher Parteien in die Regierungspartei US-
danais du Progrès), einer eher bürgerli-
RDA zu einer Art Nationalen Front und e-
chen „Händler-Partei“, stand.
tabliert so ein Einparteiensystem, das bis
2. Die
US/RDA
(Union
Soudanai-
1967 herrschte. Die theoretisch anspruchs-
se/Rassemblement Démocratique Afri-
volle Entwicklungspolitik (mit Bildung und
cain) war noch schwach in der Organisa-
Gesundheit als Prioritäten) mit sozialisti-
tion und Modibo Keita wollte kein ris-
schen Vorzeichen (Nationalisierung, Verge-
kantes politisches Spiel eingehen und
nossenschaftlichung des Agrarsektors, kon-
die Partei für einen anti-kolonialen
sumgenossenschaftliche
Kampf mit unsicherem Ausgang opfern.
Verteilungssektor, Staatsbetrieb für die Inf-
3. Er glaubte, daß in der Communauté
rastruktur, monetär gesteuerte Wachstums-
Française eine „afrikanische Einheit“
politik und Verteilungspolitik) konnte sich
leichter zu erreichen wäre, weil viele af-
makro- und mikroökonomisch nie stabilisie-
rikanische Staaten dann gleiche oder
ren. Geldentwertung, Versorgungsengpäs-
ähnliche Berührungspunkte hätten.
se, Nahrungsmittelknappheit, Schwarzmarkt
Organisation
im
auf allen Güter- und Faktormärkten und
Es kam dann aber anders. Houphouet–
Korruption waren die lehrbuchartig eintre-
Boigny ging mit der Elfenbeinküste seinen
tenden Folgen. 1967 kehrte Mali unter
eigenen Weg der Staatsgründung, Guinea
„Diktat-Bedingungen“ in die Franc-Zone
schied ganz aus. Ober-Volta und Dahomey
zurück. Paris führte im Gegenzug für die
entschieden sich nicht und Mauretanien
garantierte Währungsstabilität und für den
beobachtete die Entwicklung unbeteiligt. Es
Kapitalzufluss praktisch wieder das Han-
blieben also nur Mali und Senegal übrig, die
delsmonopol der alten französischen Han-
eine łpìÇ~åÉëáëÅÜÉ=c∏ÇÉê~íáçå=j~äá“ schlos-
delsgesellschaften ein. Die Versorgungslage
sen, die allerdings sehr kurzlebig war. Keita
wurde aber für weite Teile der Bevölkerung
wollte bereits eine Einheit Partei/Staat um-
nicht besser. Innerhalb der US-RDA ergab
setzen und wollte dabei Sékou Touré mit im
sich eine Radikalisierung, indem 1967 der
„ideologischen“ Boot haben. Senghor und
Parteivorstand aufgelöst wurde und ein Na-
Dia waren für einen gemäßigteren Weg und
tionaler Rat zur Verteidigung der Revolution
wollten die Zustimmung Frankreichs einho-
(CNDR) eingeführt wurde, der nach dem
len. Als Senghor und Dia merkten, dass ih-
Muster der chinesischen Kulturrevolution
nen die politische Basis im Senegal durch
politische, wirtschaftliche und soziale Ver-
die Radikalität Keitas wegbrechen könnte,
änderungen herbeiführen wollte: Milizen,
stellten sie schlicht und ergreifend die mali-
Gesinnungspolizei, Schwarze Listen – ein
schen Führer in der Nacht vom 19. auf den
Arsenal totalitärer Instrumente entwickelte
20. September 1960 anlässlich einer politi-
sich kurzzeitig und Präsident Modibo Keita
schen Abstimmungssitzung in Dakar unter
war bereits nicht mehr in der Lage, die Ent-
Hausarrest und bewerkstelligten damit ei-
wicklung zu steuern. Im November 1968
nen unblutigen Staatsstreich. Der Senegal
6
stürzte eine Gruppe Offiziere um Moussa
der anlässlich Treffens der afrikanischen
Traoré das Regime Keita.
Staatschefs in Baule im Juni 1990 Demokratiefortschritte im frankophonen
Nach
einer
6-jährigen
Übergangsphase
Afrika einforderte und französische Hilfe
wurde 1974 in einem Verfassungsreferen-
von Demokratisierungserfolgen abhän-
dum eine II. Republik unter Moussa Traoré
gig machte; und
eingeführt, die zwar wirtschaftspolitisch
•
Durch den Zusammenbruch des Sowjet-
nicht sozialistisch war, aber ebenfalls das
reiches, den Fall der Berliner Mauer und
Einparteien-/Staatparteien-Modell
der
damit den Wegfall politischer Renten
Form der UDPM (Union Démocratique du
durch ideologisches Wechselwählertum
Peuple Malien) weiterführte. Wirtschaftspo-
im internationalen Konzert.
in
litisch bereinigte das Regime Moussa Traoré
einige sozialistische Extreme, blieb aber im
Konsequenterweise kritisierte Moussa Trao-
Wesentlichen bei einem „staatskapitalisti-
ré Mitterrands Demarche als unafrikanisch
schen System“ großer unproduktiver Unter-
und als Einmischung in innere Angelegen-
nehmungen und Bürokratien. Gleichzeitig
heiten. Es war aber schon zu spät. Arbeiter
baute das Militär als „korporatistische Ein-
und Staatsfunktionäre demonstrierten für
heit“ den Staat zu einem „Selbstbedie-
die Auszahlung ausstehender Löhne und
nungsladen“ für Offiziere um:
Gehälter, Studenten und Rechtsanwälte für
•
Korruption, Pfründenwirtschaft, Land-
die Einhaltung der Menschenrechte, Frauen
und Villenakkumulation für die militäri-
für Ernährung und Gesundheit. Das Regime
sche „In-Group“ – im Volksmund: „cjf=
reagiert mit Militäraktionen im Januar und
Ó=c~ãáääÉ=jçìëë~=Éí=fåíáãÉë“;
März 1991, bei denen auf nicht bewaffnete
über Monate ausbleibende Löhne und
Demonstranten geschossen wurde. Vom 25.
Gehälter für die Arbeiter und Angestell-
auf den 26. März 1991 kam es zu einem
ten, Hunger und Elend in den gleichzei-
Massaker mit mehr als 100 Toten in der
tig
Innenstadt Bamakos; am Abend wurde
•
•
von
den
großen
Sahel-
Trockenheitsperioden betroffenen länd-
Moussa
Traoré
durch
den
Lieutenant-
lichen Bevölkerungskreisen.
Colonel Amadou Toumani Touré abgesetzt.
Wirtschaftlich und sozial ging es in Mali
Ein Übergangskomitee für das Wohl des
auch unter Moussa Traoré abwärts.
Volkes (CTSP – Comité de Transition pour le
Salut du Peuple) konstituierte sich, regelte
Die politische Abwärtsbewegung Malis und
den Übergang und berief eine Nationale
das wirtschafts- und entwicklungspolitische
Konferenz ein, die eine neue Verfassung für
Scheitern des Regimes Moussa Traoré wur-
eine „III. Republik“ ausarbeiten sollte. Die
de durch drei von außen kommende Ele-
Nationale Konferenz tagte vom 29. Juli bis
mente verstärkt und beschleunigt:
zum 12. August 1991 und legte tatsächlich
•
Durch die Strukturanpassungsprogram-
die Basis für ein modernes demokratisches
me der Weltbank und des IWF, die ab
pluralistisches Mali:
1988 dem Militärregime eine Sparpolitik
•
•
Entwurf einer Verfassung, verabschiedet
verordneten.
am 12. Februar 1992 mit allen Elemen-
Durch die Umorientierung der französi-
ten einer modernen Gewaltenteilung in
schen Außenpolitik unter Mitterrand,
Legislative, Exekutive und Rechtspre7
•
•
chung einschließlich eines Verfassungs-
Das Innenministerium (Ministerium für die
gerichtshofs und einer Versammlung
Territorialverwaltung und Gemeinden) ist
von Gemeinden und Regionen;
mit der Registrierung der politischen Partei-
Erarbeitung eines neuen Wahlgesetzes
en beauftragt. Der Antrag einer Partei wird
und
Aufsichts-
geprüft, dem zuständigen Präfekten zur
/Durchführungsbehörde für transparen-
Adressenprüfung zugeschickt und, wenn
te Wahlen;
alles in Ordnung ist, bekommt die Partei
Charta der politischen Parteien, Erarbei-
innerhalb von 2 Wochen eine Bescheini-
tung eines Oppositionsstatuts und öf-
gung
fentliche Finanzierung politischer Partei-
Innenministerium ist auch im weiteren Sinne
en.
für die gesamte technische und inhaltliche
einer
(récépissé) der Anerkennung. Das
Abwicklung von Wahlen zuständig (Erstel2. Rechtliche Rahmenbedingungen des
lung
der
Wählerlisten,
Abhaltung
von
Mehrparteiensystems in ihrer aktu-
Volksbefragungen oder Referenden, Ein-
ellen Form
sammlung und datentechnische Aufberei-
Bei der Erarbeitung der malischen Verfas-
tung der Ergebnisse von Wahlen, Verkün-
sung stand die Vorerfahrung Benins Pate.
dung des vorläufigen Ergebnisse von Wah-
Auch wenn weite Teile des Präsidentialismus
len und Zustellung der Abstimmungsunter-
an die V. Republik Frankreichs angelehnt
lagen aus den Wahlbüros an den Verfas-
sind, so enthält die neue malische Verfas-
sungsgerichtshof und zentrale Archivierung
sung einige innovative Aspekte:
aller Wahlunterlagen).
•
Ein Verfassungsgerichtshof wacht über
die Verfassungsmäßigkeit der Gesetzgebung und die Durchführung durch die
Exekutive.
•
Ein Hoher Rat der Gemeinden und Regionen wird eingerichtet, der nicht nur
dekorativ sondern der beratend/exekutiv
die Dezentralisierung in Staat und Gesellschaft begleiten soll.
•
Die Einrichtung eines Obersten Gerichtshofs stärkt die Unabhängigkeit der
•
abhängige Wahlkommission“ CENI (Gesetz
Nr.97/008 vom 14. Januar 1997; ergänzt
und modifizierte durch Gesetz Nr. 02/007
vom 12. Februar 2002 und durch Gesetz Nr.
04-012 vom 30. Januar 2004) zur Sicherstellung der Transparenz von Wahlen. Sie überprüft:
•
Die Korrektur der Wählerlisten vor den
Wahlen;
•
Herstellung der Wählerlisten;
•
Erstellung und Druck der Wahlausweise;
tritt öffentlich seine persönliche Vermö-
•
Organisation der Wahlunterlagen;
genssituation darzulegen.
•
Kontrolle der Wahlkampagnen (Code of
Rechtsprechung.
•
Seit 1997 gibt es noch zusätzlich eine „Un-
Der Präsident ist gehalten, vor Amtsan-
Conduct, Fairness etc.);
Laizität des Staates, Mehrparteiensystem
und republikanische Staatsform können
•
Ad-hoc Vollmachten für Stimmabgabe;
nicht durch Verfassungsänderung abge-
•
Kontrolle der Stimmabgabe;
schafft werden.
•
Auswertung der Stimmen im Wahllokal,
Datenerfassung, Zentralisierung und Be-
3. Institutionen des Mehrparteiensys-
kanntgabe der Ergebnisse.
tems
8
Die Erfahrungen mit der unabhängigen
tungen finanzieren und dass sie für ihre
Wahlkommission CENI anläßlich der Wahlen
Einnahmen und Ausgaben geordnete Buch-
1997 waren aber enttäuschend; tatsächlich
haltungsregeln, Prozeduren und Kontrollen
führte die CENI mehr zu Chaos als zu grö-
einhalten. Sie sind auch gehalten, zum 31.
ßerer Transparenz. Die CENI-Wahlergebnisse
März eines jeden Jahres ihre Bücher der
wurden angezweifelt und daraus entwickel-
Abteilung Kontenprüfung des obersten Ge-
te sich eine lange innenpolitische Blockade-
richtshofes vorzulegen. Tatsächlich werden
situation, die die zweite Amtszeit Konarés
aber nur fiktive Tabellen von Einnahmen
belastete. Daraus wurden die Konsequen-
und Ausgaben vorgelegt ohne Belege. Der
zen für die Wahlen 2002 gezogen:
zuständige Beamte im Innenministerium
•
Dem Innenministerium wurde wieder
urteilt: „Nach der Umsetzung der gesetzli-
die administrative und technische Ober-
chen Vorschriften durch die Parteien zu ur-
hoheit für die Durchführung der Wahlen
teilen, dürfte keiner der malischen Parteien
gegeben;
auch nur eine Centîme zustehen.“ Die am
die CENI wurde in ihrem Aufgabenbe-
wenigsten umstrittene öffentliche Finanzie-
reich zurückgeschraubt und hat nur
rung der Parteien ist auch in Mali die Kos-
noch die Aufgabe, die Wahlen in Ab-
tenübernahme für die Stimmzettel der poli-
lauf, Neutralität und Transparenz zu
tischen Parteien und deren Transport in die
kontrollieren;
Wahllokale.
•
•
eine neue Generaldirektion für Wahlen
sorgt für zuverlässige Wählerlisten, fäl-
Nicht nur die Transparenz der Finanzen der
schungssichere Wahlausweise und fi-
Parteien ist defizitär, auch die innerparteili-
nanziert in begrenztem Umfang die Be-
che Demokratie selbst.
teiligung politischer Parteien an den
Artikel 34 des Gesetzes Nr. 00-045 vom 7.
Wahlen.
Juli 2000, das die öffentliche Finanzierung
durch die Generaldirektion für Wahlen zum
4. Richtlinien, Fördereinrichtungen und
Sanktionsformen
Inhalt hat, ist explizit und eindeutig:
•
Regelmäßiger Nachweis von Wahlen in
Die Generaldelegation für Wahlen ist auch
der Partei zur Erneuerung der Legitimi-
mit einer gewissen Grundfinanzierung der
tät;
Parteien beauftragt. Zum ersten Mal in der
•
die Partei muss einen neutralen Sitz ha-
Geschichte Malis wurden 50 Parteien im
ben, der nicht die Wohnung eines Mit-
Jahre 2002 rund 1 Million Euro zur Verfü-
glieds ist;
gung gestellt. Diese Finanzierung hat in der
•
bei einer malischen Bank haben;
Bevölkerung einen bitteren Beigeschmack
gebracht. Man hat den Eindruck, dass sich
•
Parteien konstituieren, um an Mittel zu
kommen, aber nicht um Politik transparenter zu machen.
die Partei muß eine ordentliches Konto
ein jährliches Inventarverzeichnis und
eine jährliche Bilanz vorweisen;
•
und die Herkunft der Mittel effizient
nachweisen.
Titel 4, Artikel 22 und 23 der Parteiencharta
Kurz: die Vorschriften sind relativ klar und
fordern, dass sich die Parteien aus Mit-
einfach – aber niemand hält sich daran.
gliedsbeiträgen, Vermögen und Veranstal9
Bei einer empirischen Untersuchung von
Dazu kommt das Phänomen der politischen
April bis Juli 2004 des Projekts zur Förde-
Transhumance: ein Abgeordneter findet
rung der politischen Parteien, finanziert vom
wenig Widerstand bei sich und bei anderen,
„Niederländischen
Mehrparteien-Institut“,
während einer Legislaturperiode die Fronten
kam eine ernüchternde Bilanz heraus: Von
oder Parteien zu wechseln. Entsprechend
den 94 offiziell registrierten Parteien konn-
wechselhaft ist auch das Wählerverhalten.
ten nur 63 tatsächlich ausgemacht werden;
11 konnten räumlich verortet, aber nicht
II. DIE PARTEIEN
identifiziert werden. 20 wurden überhaupt
nicht aufgefunden. Die politischen Parteien
1. Überblick über die wichtigsten Par-
haben auch keine Vorstellung ihrer Mitglie-
teien
der. Die alte Partei PSP gibt unumwunden
Bei der relativ einfachen und unkomplizier-
zu, dass es unmöglich ist, die Anzahl der
ten Registrierung und bei der geringen Kon-
Mitglieder der Partei zu bestimmen, weil es
troll-
einfach keine Listen in den Ortsvereinen
Willigkeit der zuständigen Behörden ist es
gibt.
leicht verständlich, weshalb es nach dem
oder
Monitoring-Möglichkeit
oder
Sturz Moussa Traorés eine Explosion in der
Innerparteiliche Demokratie ist in der tradi-
Parteienlandschaft gab. Nach rund 30 Jah-
tionellen Umgebung der malischen Gesell-
ren Einparteienherrschaft unterschiedlicher
schaft schwierig umzusetzen. Der junge
Prägung war es mehr als verständlich, seine
Mann gibt dem Patriarchen keine Wider-
politische Überzeugung ungefiltert zum
worte, die Frau spricht nicht in der Öffent-
Ausdruck bringen zu wollen. Die Parteien-
lichkeit, der Älteste hat das letzte Wort.
gründungen waren spontan, elementar und
Malische Parteien sind das Produkt von Pat-
Ausdruck eines existenziellen Bedürfnisses.
riarchen, die eine Klientel von Gleichgesinn-
Die Parteiengründungen fanden aber nicht
ten um sich scharen. Häufig gibt es nur eine
in einem amorphen Raum statt.
Führungspersönlichkeit und die Partei ist
eine kleine Gruppe von Eingeschworen um
Es war oben gezeigt worden, dass sich seit
einen Mann oder eine Idee. Die Theorie hat
den 50er Jahren politische Parteien in Mali
das Bild der Taxi- oder Telefonkabinen-Partei
gebildet hatten.
formuliert: alle Mitglieder der Partei gehen
•
in eine Taxi oder in eine Telefonkabine. Innerparteiliche Demokratie kann ohne eine
Sie waren mehr bürgerlich und händlerorientiert wie die PSP.
•
Oder sie zielten auf eine radikale Unab-
gewisse Breiten- oder Massenbasis nicht
hängigkeit mit neuen ideologischen Ho-
praktiziert werden. Unterschiedliche Auffas-
rizonten: US-RDA.
sungen führen zu einer Spaltung. Führte der
äußere Druck unter dem Militärregime
In den 80er Jahren kamen durch den Kon-
Moussa Traorés die Kritiker und Andersden-
takt mit Europa, USA, Kanada, Polen etc.
kenden, die Innovatoren und Ideologen
neue Vorstellungen dazu. Wer heute in Mali
zusammen, so setzte mit der Demokratie
in der politischen Führung ist, ist deshalb
auch ein fast natürlicher Zerfallsprozeß der
fast zwangsläufig durch sämtliche Formen
großen politischen Blöcke ein: bei der A-
gegangen. Entsprechend komplex ist das
DEMA, beim CNID, bei der US-RDA und bei
politische Profil eines jeden Spitzenpolitikers.
der UDPM (siehe Charakterisierung unten).
10
Konaré kommt aus einer US-RDA Familie,
berücksichtigt als andere. Die Anordnung ist
war zum Studium in Polen, war eine Zeit-
nach dem Datum der Zulassung in der III.
lang Jugendminister in einem Kabinett
Republik: Siegel, Zulassungsdatum, Bedeu-
Moussa Traorés, gründete eine Kulturko-
tung/Kommentar.
operative und wurde Parteiführer einer sozialdemokratischen Partei. Moussa Balla Cou-
Union pour la Démocratie et le Déve-
libaly war Planungskommissar unter Modibo
loppement (UDD; seit 24.04.1991)
Keita und Unternehmer bei Moussa Traoré,
Die Union pour la Démocratie et le Déve-
Parteiführer der UDD – einer Nachfolgerin
loppement ist eine Auffangpartei des poli-
der aufgelösten UDPM – und ist heute Prä-
tischen Erbes Moussa Traorés. Der jetzige
sident des Wirtschafts- und Sozialrats.
Vorsitzende Me Hassan Barry war einer der
beiden Jugendsekretäre der Einheitspartei
Wenn man heute das Parteienspektrum
UDPM Moussa Traorés. Eine ideologisch-
grob fassen wollte, könnte man 6 Strömun-
politische Zuordnung ist schwierig, aber
gen ausmachen:
man geht nicht fehl, wenn man die UDD
a) Reste der alten PSP, wobei es schwierig
den „Wirtschaftsflügel“ der alten Einheits-
ist, sie in ihrer Dimension zu erfassen;
partei nennen würde. Maitre Hassan Barry
b) Restgrößen der US-RDA, wobei nach
wurde in der 2. Amtszeit Konarés Minister
dem Zerfall der Referenzmarke Moskau
für die politischen Parteien und für die Be-
die ideologische Größe eher unbestimmt
ziehungen zu den Institutionen der Verfas-
ist. Möglicherweise ist die US-RDA nur
sung und leistete (in Zusammenarbeit mit
noch eine afrikanische Traditionspartei.
der Friedrich-Ebert-Stiftung) einen wichtigen
c) Parteien der entstanden Mittelklasse,
Bildung,
Auslandserfahrung,
Bürger-
rechte (CNID);
d) Sozialdemokratische Strömung ADEMA
in Spaltung und möglicherweise Fusion
Beitrag zum Abbau der innenpolitischen
Blockadesituation durch die radikale Opposition COPPO und trug dadurch schließlich
zur Ermöglichung transparenter Kommunalwahlen 98/99 bei.
wieder begriffen: ADEMA, RPM, URD,
Parena;
e) Reste des Moussa Traoré Erbes: UDD
f)
Union Soudanaise du Rassemblement
Démocratique Africain (US-RDA; seit
und MPR (Choguel Maiga);
27.04.1991)
Und schließlich ein „unpolitisches“ Po-
Die Union Soudanaise du Rassemblement
tential der Bevölkerung, das den „zivil-
Démocratique Africain ist die alte Unabhän-
gesellschaftlichen“ Präsidenten Amadou
gigkeitspartei im frankophonen Afrika. In
Toumani Touré gegen das Spektrum der
Mali unter Modibo Keita entwickelte sie sich
politischen Parteien an die Macht ge-
in die radikal-sozialistische Richtung (in der
wählt hat.
Elfenbeinküste unter Houpouet-Boigny in
eine post-koloniale, liberale Richtung). Eh-
2. Die Parteien in der Einzeldarstellung
renmitglied dieser Partei ist auch heute noch
Im Folgenden werden die 13 wichtigsten
Mariam Travelé-Keita, die Witwe Modibo
politischen Parteien Malis aus einer Grund-
Keitas. Die Partei hat einen gewissen Stel-
gesamtheit von 63 Parteien in Stichworten
lenwert im kommunalpolitischen Bereich,
dargestellt. Manche, im Rampenlicht ste-
auf Landesebene verfügt sie aber nur über
henden Parteien werden dabei etwas stärker
einen Abgeordneten. Nach 1997 war die
11
US-RDA Teil der radikalen Oppositionsallianz
Alliance pour la Démocratie – Parti Afri-
COPPO gegen Konaré.
cain pour la Solidarité et la Justice (ADEMA/PASJ; seit 06.06.1991)
Parti pour la Solidarité et le Progrès
Die Alliance pour la Démocratie – Parti Afri-
(PSP; seit 18.05.1991)
cain pour la Solidarité et la Justice ist ein
Die Parti pour la Solidarité et le Progrès war
breites Sammelbecken politischer Meinun-
in der Phase der Unabhängigkeitswerdung
gen und Multiplikatoren bereits vor dem
die „rechte“ Gegenspielerin zur US-RDA.
Sturz Moussa Traorés gewesen. Da Parteien
Die Händler und bürgerlichen Kreise Malis
verboten waren, gründete sich die Partei
blieben auf der Seite der Franzosen. In der
zunächst nach dem Vereinsrecht als Associa-
ersten Zeit Modibo Keitas beteiligt sich die
tion/Allianz. Drei Wurzeln oder Strömungen
PSP auch an der Organisation der Kapital-
kamen zusammen: man unterschied Kona-
flucht. In der III. Republik etablierte sich die
risten (Flügel der verbotenen Parti Malien du
Partei unter ihrem Vorsitzenden Oumar
Travail), den „IBK“-Klan aus der US-RDA
Hammadoun Dicko zunächst zu einer de-
gespeist und den CMDT-Flügel, die soge-
mokratischen Partei, schwenkte nach den
nannten Associanisten, die Reformen in der
Wahlen 1997 ins radikalo Coppo-Lager ab
alten Moussa Traoré-Staatsverwaltung ein-
und verspielte viel politisches Kapital. Sie
bringen wollten. Unumstritten war der Vor-
stellt heute einige Bürgermeister und ist im
sitz Konarés in der Partei bis zu seiner Wahl
Parlament mit 2 Abgeordneten vertreten.
zum Staatspräsidenten 1992 und Wiederwahl 1997. Die 2. Führungsgruppe kämpfte
Congrès National d’Initiative Dèmocra-
um Hegemonien und da innerparteiliche
tique – Faso Yiriwa Ton (CNID-FYT; seit
Wahlprozesse
06.06.1991)=
drohte jeden Tag die Spaltung und musste
Der Congrès National d’Initiative Démocra-
jede Woche auf unterschiedlichen Ebenen
tique (CNID-Faso Yiriwa Ton) ist einer der
Aussöhnungsveranstaltungen
beiden konstitutiven Sammlungspunkte der
werden (Fraktion der Nationalversammlung,
Demokratie- und Bürgerbewegungen gegen
Partei etc.). Auf dem ordentlichen Parteitag
Moussa Traoré gewesen unter dem damals
1999 trug der IBK-Klan den Führungssieg
jungen Anwalt Mountaga Tall. Die Friedrich-
davon und IBK betrachtete sich als der na-
Ebert-Stiftung unterstützte eine Zeit lang die
türliche Nachfolgekandidat Konarés auf die
Arbeit dieser Initiative, die Rechtsanwälte,
Präsidentschaft 2002. Seitdem soll Konaré
Menschenrechtler und andere Multiplikato-
an der Demontage IBKs gearbeitet haben.
ren politisch zusammenbrachte. Aus dieser
Tatsächlich ist die ADEMA/PASJ über die
Initiative löste sich dann 1995 eine Gruppe
Präsidentschaftskandidaturen 2002 ausei-
und gründete die PARENA, die zweite sozi-
nandergefallen: IBK bildete den RPM, Sou-
aldemokratische Partei Malis. Der CNID
malia Cissé gründete die URD und die A-
konnte sich in den Parlamentswahlen 1997
DEMA unter Dioncounda Traoré unterstütz-
nicht durchsetzen und schwenkte ins radika-
te schließlich ATT. Ob die Gruppen wieder
le Coppo-Lager. Heute ist Me Mountaga
zu einer Allianz zusammenfinden, ist offen.
Tall erster Vizepräsident der Nationalver-
Die ADEMA/PASJ ist Vollmitglied der Sozia-
sammlung. Der CNID hat 13 Abgeordnete.
listischen Internationale.
nie
transparent
abliefen,
organisiert
12
Bloc pour la Démocratie et l’Intégration
Mouvement pour l’Indépendence, la
Africaine – Faso Jigi (BDIA-Faso Jigi; seit
Renaissance et l’Intégration Africaine
01.04.1993)
(MIRIA; seit 16.12.1994)
Der Bloc pour la Démocratie et l’Intégration
Das Mouvement pour l’Indépendence, la
Africaine – Faso Jigi ist eine Abspaltung aus
Renaissance et l’Intégration Africaine ist eine
der US-RDA. Der Block schloß sich 1997 der
Abspaltung der ADEMA, die auf die Unver-
radikalen COPPO-Allianz an. 2002 unter-
einbarkeit des Temperaments von Prof. Mo-
stütze diese Partei ATT. Sie ist mit 3 Abge-
hammed Lamine Traoré nach der Wahl Ko-
ordneten im Parlament vertreten und ver-
nerés zum Präsidenten mit der nachrücken-
fügt insgesamt über 187 Stadtratsmandate
den Gruppe zurückzuführen ist. Der MIRIA
im ganzen Land.
schlug sich nach 1997 auf die Seite der
COPPO und beteiligt sich erst wieder an den
Parti pour la Renaissance Nationale (PA-
Wahlen 2002, bekam aber keinen Parla-
RENA; 13.10.1993)=
mentssitz. Prof. Traoré unterstütze 2002
Die Parti pour la Renaissance Nationale ist
den Präsidentschaftskandidaten ATT und ist
eine Abspaltung aus dem CNID/FYT über die
heute Erziehungsminister in der Regierung.
Frage der Radikalität der Opposition zur
Teile des MIRIA wanderten wieder in die
Präsidentschaft Konarés. CNID wollte sich
ADEMA zurück.
von Konaré distanzieren, die „sozialdemokratischeren“ Politiker im CNID sahen dafür
Mouvement Patriotique pour le Renou-
keine Voraussetzung und gründeten eine
veau (MPR; seit 16.01.1995)
zweite sozialdemokratische Partei in der
Das Mouvement Patriotique pour le Renou-
Form der PARENA. Die PARENA koalierte
veau ist das zweite politische Auffangbe-
und bildete gemeinsame Kandidatenlisten
cken der UDPM. Sein Vorsitzender Choguel
mit der ADEMA und kam somit ins Parla-
Maiga
ment 1997. Im 2. Kabinett Konaré stellte sie
Kristallisationspunkt nach der Parlaments-
den Justizminister in der Person von Me
wahl 97. Der MPR hat 4 Abgeordnete in der
Hamidou Diabaté. Die PARENA arbeitet seit
laufenden Legislaturperiode und Choguel
Jahren mit der Stiftung im gesellschafts- und
Maiga selbst ist Industrieminister im aktuel-
dezentralisierungspolitischen
len Kabinett.
Bereich
zu-
spielte
eine
Rolle
als
Coppo-
sammen. Mit 1000 kommunalen Mandatsträgern 1997/98 und rund 600 Mandatsträ-
Convention Démocrate Sociale (CDS;
gern 2004 ist sie eine „Dezentralisierungs-
seit 26.01.1996)
partei“. Auf nationalen Niveau ist ihre Posi-
Die Convention Démocrate Sociale ist eine
tion nicht so stark: sie hat nur 2 Abgeordne-
liberale Partei unter der Führung von Ma-
te. Ihr Vorsitzender ist der frühere Studen-
madou B. Sangaré, dit Blaise. Der Parteifüh-
tenführer Tiebelé Dramé, der im Über-
rer war wegen Unterschlagung von Mitteln
gangskabinett von ATT 1991 eine Zeitlang
der
Ausßenminister Malis war und später im
worden, kann aber seine politischen Funkti-
ersten Kabinett Konaré Minister für die
onen wieder wahrnehmen. Die Partei hat in
Wüsten- und Steppengebiete Malis. Die
der laufenden Legislaturperiode 4 Abgeord-
PARENA sieht sich als zur SI zugehörig (Be-
nete und hat ihre Gefolgschaft hauptsäch-
obachterstatus).
lich in der Region Bougouni.
Rentenkasse
rechtskräftig
verurteilt
13
neralsekretär
der Regionalintegration UE-
Bloc des Alternatives pour le Renouveau
MOA ist, kann er nicht gleichzeitig Partei-
Africain (BARA; seit 08.12.1999)
vorsitzender einer nationalen Partei sein.
Der Bloc des Alternatives pour le Renouveau
Aus diesem Grunde fungiert der frühere
Africain ist eine Abspaltung des Professors
Premierminister Younoussi Touré als Vorsit-
Yoro Diakité aus der Parena. Prof. Diakité
zender der Partei und der Parteivorsitzende
behauptet von sich, die einzige glaubhafte
Cissé erscheint nirgends in den Führungs-
Alternative zum Regime von ATT zu sein.
gremien. 1500 kommunale Mandatsträger
hat die Partei. Sie ist auch im Parlament
Rassemblement pour le Mali (RPM; seit
vertreten.
19.04.2001)
Als die unterschiedlichen Strömungen in der
III. DIE PARTEIEN IM PARLAMENT
ADEMA den Weg Ibrahim Boubacar Keitas
zu reellen Chancen, eine Präsidentschafts-
1. Darstellung des politischen Systems
und des Wahlsystems
wahl zu gewinnen, verbauten, trennte sich
der Vorsitzende und ehemalige Premiermi-
Die Verfassung Malis sieht ein stark präsi-
nister von seiner Partei und gründete das
dentielles System nach dem Vorbild der
sozialdemokratische Rassemblement pour le
französischen V. Republik vor. Die National-
Mali. Tatsächlich ist der RPM die stärkste
versammlung spielt im Machtgefüge Malis
zusammenhängende politische Kraft Malis.
deutlich eine sekundäre Rolle. Zwar steht in
Der RPM zählt in der aktuellen Legislaturpe-
der Verfassung, dass das Parlament die Re-
riode 46 Abgeordnete und 1590 kommuna-
gierung zu kontrollieren habe, doch die
le Mandatsträger in den Wahlen 2004. Ib-
Realität sieht anders aus:
rahim Boubacar Keita ist Präsident der Nati-
•
Das Parlament ist ein Zustimmungsor-
onalversammlung und ein Vizepräsident der
gan einer von der Regierung gesteuer-
Sozialistischen Internationalen. Er ist der
ten oder initiierten Gesetzesarbeit oder
politische Kandidat für die nächste Präsi-
–maschinerie;
dentschaftswahl gegenüber dem „apolitischen“
Präsidenten/Kandidaten
•
Amadou
Das Recht der Budgethoheit ist nur begrenzt umsetzbar, da das Budget der
Toumani Touré.
Regierung zu weiten Teilen aus internationalen Budgethilfen und sonstigen
Union pour la République et le Déve-
Transfers zusammengesetzt ist, die Teil
loppement (URD; seit 25.06.2003)
internationaler
Die Union pour la République et le Dévelop-
sind und wenig diskretionäre Interventi-
pement ist die zweite Abspaltung der Kona-
on des Parlaments zulassen;
ré-Hinterlassenschaft
ADEMA/PASJ.
Der
•
langfristiger
Verträge
Relativ kurze Sitzungsperioden mit lan-
ehemalige Finanzminister Konarés Soumalia
gen Pauseninterwallen in der Parla-
Cissé wollte ebenfalls für die Präsidentschaft
mentsarbeit bringt Diskontinuität und
kandidieren, und kam auf den 2. Platz. Die
Ineffizienz mit sich;
ADEMA gab ihre Stimme statt Cissé an ATT,
•
Die Ausschüsse sind nicht professionell
worauf Cissé die URD gründete. Die Partei
besetzt und ihnen ist kein wissenschaft-
ist insofern interessant, als sie gewisserma-
licher Dienst oder Beratungsapparat se-
ßen Stellvertreterfunktion hat: Da Cissé Ge-
kundiert.
14
•
•
•
Die Regierung wird vom Präsidenten
Das Mehrparteiensystem in Mali, das sich
bestellt, und das Parlament hat kein po-
seit 1991 in der 3. Republik etabliert hat, ist
litisch wirksames Mißtrauensrecht. Mi-
sicherlich ein demokratiepolitischer Fort-
nister sind dem Parlament nicht rechen-
schritt aber es sollte zugleich nicht mehr
schaftspflichtig.
hinein interpretiert werden, als was es bis
Die Abgeordneten sind im Wesentlichen
jetzt geleistet hat: der politischen pluralisti-
„Wahlkreis-Abgeordnete“, die kaum für
schen Artikulation einen öffentlichen Raum
globale, sektorbezogene oder grund-
zu schaffen. Mit lediglich etwas mehr als
sätzliche
einer Dekade Existenz kann man noch nicht
Fragen
interessiert
werden
können.
von einer gefestigten Parteiendemokratie
Die Funktion des Abgeordneten wir
sprechen. Selbst wenn einige Parteien auf
mehr als Honoratioren-Posten, denn als
eine gewisse Geschichte zurückblicken kön-
Herausforderung gesellschaftspolitischer
nen (PSP, US-RDA), sind die meisten Partei-
Aufbauarbeit aufgefasst.
en vorläufig noch ephemer, fragil und insgesamt noch nicht Ausdruck einer politi-
Die Wahlergebnisse im Parlament können
schen Willensbildung in der Bevölkerung.
gewissermaßen in drei Phasen interpretiert
Abspaltungen, Neugründungen und Wie-
werden.
der-Fusionen sind Ausdruck dieser Wechsel-
1. Phase: 1992 bis 1997 – Parlament als
haftigkeit.
Ausdruck eines breiten pluralistischen
Parteienspektrums.
2. Phase: 1997 bis 2002 – Parlamentszu-
2. Programmatiktest
Nach
dem
Zerfall
der
sozialistisch-
sammensetzung im Wesentlichen nicht
kommunistischen Ideologie ist die Pro-
Ausdruck von Wahlergebnissen, son-
grammorientierung aller Parteien ins Wan-
dern Ausdruck von Selbstblockaden von
ken gekommen. Kohärente, durchdachte
politischen Parteien und Boykottumset-
Partei- oder Wahlprogramme gibt es nicht.
zungen.
Selbst der ADEMA als sozialdemokratischer
3. Phase: 2002 – neue Pluralität um 3 gro-
Partei gebricht es eines qualifizierten Pro-
ße Fraktionen: ^äíÉêå~åÅÉ= Éí= `Ü~åÖÉJ
gramms. Was an Texten vorhanden ist, sind
ãÉåí= ^``, bestehend aus PARENA,
Bruch- und Versatzstücke von politischen,
BDIA, RND US-RDA; bëéçáê=OMMO, beste-
wirtschaftlichen und sozialen Vorstellungen,
hend aus RPM, MPR und CNID; Fraktion
die mehr Pamphlet- als Programmcharakter
^ääá~åÅÉ= éçìê= ä~= o¨éìÄäáèìÉ= Éí= ä~=
haben. Darüber hinaus ist der internationale
a¨ãçÅê~íáÉ= ^oa, bestehend aus ADE-
Entwicklungsdialog so dominierend, dass
MA und 3 kleinen Fraktionen: URD/LJS
alle Parteien mehr oder weniger die Thesen
(ex-SADI) Unabhängige; CDS/PDJ.
von Weltbank, UNDP oder Europäischer
Union als ihr Programm wiedergeben: Ar-
IV. ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG
mutsbekämpfung, Good Governance, Bil-
DES MEHRPARTEIENSYSTEMS UND
dung, Gesundheit, Globalisierung. Aber
DER PARTEIEN
1. Demokratietest
auch in der Programmatik sollte man die
jungen Parteien nicht über Gebühr strapazieren und von ihnen mehr verlangen, als
was die großen Entwicklungsapparate mit
15
ihren Stäben und Think Tanks auch nicht
mit einer „apolitischen“ Bürgerbewegung
leisten.
wieder durchsetzen oder gelingt es den
politischen Parteien und ihren Kandidaten,
3. Relevanztest
ein „schärferes Demokratiebild“ herüberzu-
Unbestritten haben die politischen Parteien
bringen. Eines steht fest: ATT wird wieder
auch in Mali eine Relevanz für die Demokra-
kandidieren; er baut dabei zunehmend auf
tiegestaltung im weiteren Sinne des Wortes.
eine Remilitarisierung der Verwaltung und
Demokratie nur mit zivilgesellschaftlichen
der Gesellschaft. Er hat bereits weite Teile
Initiativen,
Kooperation,
der Territorialverwaltung in Militärhände
staatlichen und nicht-staatlichen Funktions-
gegeben. Die Militärs heute erscheinen in
trägern, oder mit den Medien zu organisie-
Zivil und man sieht einem Minister oder
ren, erscheint weiterhin bruchstückhaft,
Gouverneur nicht an, dass er Militär ist. ATT
wenn nicht unmöglich. Eine Gesellschaft
gewann seine Wahl 2002 mit dem Stich-
braucht kontradiktorische Artikulationsfor-
wort des „Appaisement“, des „Herunter-
men, und die Parteien sind ein wichtiges
hängens von Gegensätzen“. Dafür ist die
Instrument in dieser Funktion. Sicherlich sind
malische Gesellschaft sehr empfänglich.
die aktuellen malischen Parteien noch weit
Tatsächlich aber brauchen Mali und Afrika
von dem klassischen politologischen Funkti-
insgesamt mehr Widerstreit der Ideen und
onsmodell entfernt: Interessenartikulation,
Konzepte, mehr „Streitkultur“, mehr Wett-
Bildung von Meinungsaggregaten und -
bewerb, mehr „Arbeit der Zuspitzung“ in
integration, Mobilisierung und Elitenbildung
Exekutive und Legislative, um das Entwick-
für Management und Leadership in einem
lungsdefizit aufzuholen. Effizienz, Korrupti-
Staat. Die Friedrich-Ebert-Stiftung ist als
onsbekämpfung,
politische Stiftung besonders beauftragt, an
durch Aktion und Gegenaktion, durch Rede
diesem spezifischen Aufgabenstrang der
und Gegenrede, durch Erziehung zur politi-
insgesamt breit angelegten allgemeinen
schen Verantwortlichkeit zu erzielen, nicht
Entwicklungspolitik mitzuarbeiten.
durch Konsensduselei.
Die
internationaler
Partnerparteien
der
Entwicklung
sind
nur
Friedrich-Ebert-
Stiftung in Mali vom CNID über ADEMA,
RPM, URD bis zu PARENA und ihren Fraktionen im Parlament sind dazu nur allzu gern
bereit.
V. AUSBLICK
Mali steht nach 3 Legislaturperioden in Parlament und 3 Präsidialperioden in der Exekutive erst am Anfang der Demokratieentwicklung. Die nächsten Wahlen 2006/2007
für Parlament und Präsidialamt werden
„NEPAD-
oder
Schicksals-
Demokratiewahlen“ sein. Wird sich der amtierende Präsident Amadou Toumani Touré
16
Dokumentarischer Anhang
Anhang A: Ergebnisse zu den Parlamentswahlen
1992
Wahlbeteiligung 21,3%
ADEMA 48,4%; US-RDA 17,6%; CNID 5,6%; PDP 5,1%; RDP 4,4%; UDD 4,4%; RDT 3,8%; PMD 2,7%;
PSP 1,7%; UFDP 1,6%; UMDD 0,4 %
1997
Wahlbeteiligung 21,6%
ADEMA 75,3% ; Sonstige 24,7%
2002
Sitzverteilung
RPM 46 Sitze; CNID 13 Sitze; MPR 4 Sitze; ADEMA 45 Sitze; SADI 6 Sitze; Unabhängige 6 Sitze; Auslandsmalier 13 Sitze
Quelle: Elections in Africa; www.electionworld.org
Anhang B: Wahlergebnisse zu den Präsidentschaftswahlen
1992
1. Wahlgang
Wahlbeteiligung 23,6%
Alpha Oumar Konaré (ADEMA) 45,0%; Tiéoulé M. Konaté (US-RDA) 14,5%; Mountaga Tall (CNID)
11,4%;
Almamy Sylla (RDP) 9,4%; Baba A. Haidara (US-RDA) 7,0%; Idrisa Traoré (PDP) 7,1%;
Amadou A. Niangadou (RDT) 4,0%; Mamadou Diaby (PUDP) 2,2%; Bamba M. Diallo 2,0%
2. Wahlgang
Wahlbeteiliung 20,9%
Alpha Oumar Konaré 69,0%; Tiéoulé M. Konaté 31,0%
1997
1. Wahlgang
Wahlbeteiligung 29,0%
Alpha Oumar Konaré 84,4%; Mamadou M. Diaby (PUDP) 3,6%; Mountaga Tall (CNID) 1,8%;
Soumana Sacko (CPP) 1,8%; Choguel Maiga (MPR) 1,8%; Seydou B Kouyaté (US-RDA) 1,6% ...
Kein 2. Wahlgang
2002
1. Wahlgang
Wahlbeteiligung 36,8%
Amadou Toumani Touré 28,0%; Soumalia Cissé (ADEMA) 22,7%; Ibrahim Boubacar Keita (RPM) 20,7%:
4 weitere Kandidaten 28,6%
2. Wahlgang
Wahlbeteiligung 30,2%
Amadou Toumani Touré 64,4%; Soumalia Cissé 35,6%
Quelle: Elections in Africa; www.electionworld.org
18
Die Friedrich-Ebert-Stiftung
Die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) wurde 1925 gegründet und ist die älteste politische Stiftung
Deutschlands. Sie ist eine private und gemeinnützige Institution und den Ideen der Sozialen Demokratie verpflichtet. Die Stiftung trägt den Namen des ersten demokratisch gewählten deutschen Staatspräsidenten, Friedrich Ebert, und führt sein Vermächtnis der politischen Gestaltung
von Freiheit, Solidarität und sozialer Gerechtigkeit fort. Diesem Auftrag entspricht sie im In- und
Ausland mit ihren Programmen zur Politischen Bildung, Internationalen Zusammenarbeit sowie
Studienförderung und Forschung.
Die Internationale Arbeit der Friedrich-Ebert-Stiftung
Die Abteilung Internationale Entwicklungszusammenarbeit der Friedrich-Ebert-Stiftung fördert
nachhaltige Entwicklung und Demokratie in Afrika, Asien, Lateinamerika sowie dem Nahen Osten. Zusammen mit ihren Partnern, gesellschaftspolitischen Akteuren in über 100 Ländern, trägt
sie dazu bei, dass in Zukunft:
•
Demokratische Strukturen unter Einbeziehung möglichst aller gesellschaftlicher Gruppen
gesichert,
•
Reformprozesse und Mechanismen eines friedlichen Interessenausgleichs gefördert sowie
•
Globale Zukunftsstrategien gemeinsam gestaltet werden.
Gegenwärtig unterhält das Afrika-Referat der Friedrich-Ebert-Stiftung in den Ländern südlich der
Sahara 19 Büros mit 23 deutschen Mitarbeitern und ca. 180 Ortskräften. Darüber hinaus werden Projekte in 4 weiteren Ländern (Kapverden, Togo, Mauritius, DR Kongo) durchgeführt, die
jeweils von einem angrenzenden Büro oder der Zentrale mitbetreut werden. Für diese Arbeit
standen im Jahre 2005 ca. 12 Mio. € zur Verfügung.
Weitere Informationen sowie FES-Publikationen zu Afrika finden Sie auf unserer Homepage unter: http://www.fes.de/international/afrika.
Friedrich-Ebert-Stiftung
Referat Afrika
Abteilung Internationale Entwicklungszusammenarbeit
Leiter: Dr. Werner Puschra
Godesberger Allee 149
53175 Bonn
Tel.: +49 228 883-576
Fax: +49 228 883-623
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