Führungsverantwortung für Frauen in Politik und Wirtschaft

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VERANSTALTUNGSBEITRAG
Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.
SINGAPUR
DR. WILHELM HOFMEISTER
22. Juli 2011
www.kas.de/politikdialog-asien
www.kas.de
Informationsprogramm für Politikerinnen aus Asien
„Führungsverantwortung für Frauen in
könne, war ein Thema des bilateralen Dia-
Politik und Wirtschaft“ – das war das
logs. Frau Fatima Aliah Quibranza Dimapo-
Thema eines Informations- und Dialog-
ro, Mitglied des Kongresses in den Philippi-
programms für Politikerinnen aus Asien,
nen wies zwar daraufhin, dass dort seit den
das vom 10. bis 14. Juli 2011 in Berlin und
Wahlen des vergangenen Jahres etwa 25%
Brüssel stattfand und von dem Regional-
der Parlamentsmandate von Frauen gehal-
projekt Politikdialog Asien zusammen mit
ten werden. Allerdings handelt es sich in der
dem Multinationalen Entwicklungsdialog
Regel um Ehefrauen und Töchter von Politi-
Brüssel organisiert worden war.
kern, die nach ihrer Parlamentszugehörigkeit für drei Wahlperiode eine Walperiode
In Berlin hatten die Teilnehmerinnen Gele-
lang pausieren müssen, ehe sie wieder
genheit verschiedene Erfahrungen und In-
selbst kandidieren können. Die Frauen sind
strumente kennenzulernen, die in Deutsch-
daher eher in einer Stellvertreterfunktion.
land dazu beitragen oder beitragen sollen,
Gleichwohl dürfe man nicht übersehen, dass
den Anteil von Frauen in Politik, Parteien
viele Frauen infolge der neuen Funktion „po-
und Verbänden, aber auch in Führungsposi-
litischer“ werden und ihr Engagement fort-
tionen der Wirtschaft anzuheben.
führen wollen.
In den deutschen Parteien und Parlamenten
Ist die Anhebung des Frauenanteils in der
hat der Frauenanteil, wie Frau Barbara
Politik Anliegen, das auch in Asien von poli-
Richstein, MdL Ministerin a.D. und Frau
tisch engagierten Frauen mit Nachdruck
Edeltraut Töpfer, Landesvorsitzende der
verfolgt wird, so lernten die Teilnehmerin-
Frauenunion Berlin, in zwei Gesprächsrun-
nen beim Besuch des Verbands deutscher
den ausführten, mittlerweile einen relativ
Unternehmerinnen (VDU) ein Thema ken-
hohen Stand erreicht hat, wobei es aller-
nen, das in der aktuellen Diskussion in
dings noch zum Teil deutliche Unterschiede
Deutschland hohe Priorität besitzt: die An-
zwischen einzelnen Parteien und Regionen
hebung des Anteils von Frauen in den
gibt. Beide Politikerinnen informierten die
obersten Führungsgremien von Wirtschafts-
Besucherinnen aus Asien über die Rolle von
unternehmen. Frau Carlotta Köster-Brons,
Frauen in der Politik in Deutschland. Dabei
Geschäftsführerin des VdU, stellte ihren
hoben sie u.a. die Bedeutung der verschie-
Verband und die Kampagne zur Anhebung
denen Quotenregelungen hervor, die die
des Frauenanteils in Aufsichtsgremien und
deutschen Parteien anwenden, um einen
Unternehmensvorständen vor. Seitens der
hohen Frauenanteil auf den Wahllisten und
asiatischen Politikerinnen gab es dazu viele
Parlamenten zu garantieren. Zwar gibt es
Nachfragen, weil an eine ähnliche Kampag-
auch in Asien Quotenregelungen, doch die
ne in ihren Ländern noch nicht zu denken
praktische Umsetzung und nicht zuletzt die
sei. Zugleich ergab sich ein Erfahrungsaus-
Wahlsysteme verhindern noch immer einen
tausch im Hinblick auf die unterschiedliche
tatsächlich größeren Anteil an Frauen in den
Bezahlung von Frauen und Männern in bei-
dortigen Parlamenten. Wie man auch in
den Kontinenten. Die Asiatinnen konnten
Asien andere Regelungen zur tatsächlichen
erfahren, dass in Deutschland noch immer
Beachtung einer Quotenregelung einführen
ein deutlicher Gehaltsunterschied zwischen
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Frauen und Männern selbst bei gleicher Ar-
Gründe dafür liegen nicht in erster Linie in
beit besteht. Frau Köster-Brons bezifferte
der freien und partnerschaftlichen Entschei-
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den Unterschied auf 23%. Sie erläuterte
dung, sondern vor allen Dingen den wirt-
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auch die internationalen Aktivitäten des
schaftlichen und arbeitsmarktpolitischen
Verbands, was dazu führte, dass einige Teil-
Rahmenbedingungen. Doch ein „Rollen-
nehmerinnen sich in ihren Ländern stärker
tausch“ bleibe für Frauen wie Männer in der
um eine internationale Anbindung kümmern
Praxis schwierig. Damit steigt jedoch der
wollen.
Druck auf die Politik, die Veränderungen in
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den Blick zu nehmen und die Rahmenbedin-
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Weil die Länder Asiens noch sehr viel stär-
gungen entsprechend anzupassen. Wenn
ker ausgeprägte ländliche Regionen mit
Frauen die Familie ernähren, stellen sich
vollkommen unterschiedlichen Lebensfor-
politische Anforderungen in einem anderen
men als in den urbanen Zentren besitzen,
Licht dar. Die eigenständige soziale Siche-
waren die Asiatinnen an einem Erfahrungs-
rung, Kinderbetreuungsangebote und glei-
austausch mit dem Landfrauenverband inte-
che Bezahlung erweisen sich als dringender
ressiert. Frau Dr. Evelyn Schmidtke, Haupt-
denn je.
geschäftsführerin, stellte Aufgaben, Mitglieder und Ziele des deutschen Landfrauen-
Für die Asiatinnen waren das interessante
verbandes vor. In ihren Ausführungen wur-
Informationen. Wiederholt kommentierten
de deutlich, dass in Deutschland sich die
sie, dass in ihren Ländern die Vereinbarkeit
Lebensformen zwischen dem ländlichen und
von Arbeit und Familie offensichtlich besser
dem städtischen Bereich zwar weitgehend
geregelt sei, weil es meist noch größere
angeglichen haben, Frauen auf dem Lande
Familien gäbe, die berufstätigen Frauen bei
aber immer noch vor einigen besonderen
der Kinderbetreuung helfen. Auch Haus-
Herausforderungen stehen. Beispielsweise
haltshilfen sind in Asien sehr verbreitet und
ändert sich mit der demographischen Ent-
billig. Freilich wiesen die deutschen Erfah-
wicklung die schulische Versorgung, was
rungen auf Entwicklungen hin, die sich
einen anderen Betreuungsaufwand mit sich
möglicherweise auch in Asien angesichts zu
bringt. Frauen sind daher häufig nur teil-
erwartender demographischer Veränderun-
zeitbeschäftigt.
gen ebenfalls allmählich einstellen werden.
Eine weitere Facette des Themas Frauen
Mit welchen politischen Programmen und
und Arbeitsmarkt lernten die Politikerinnen
Projekten die deutsche Bundesregierung auf
aus Asien im Gespräch mit Frau Ingrid
diese neuen Entwicklungen reagiert erfuh-
Sehrbrock, Stellv. Bundesvorsitzende des
ren die Politikerinnen bei einem Gespräch
Deutschen Gewerkschaftsbundes, kennen.
im Bundesministeriums für Familie, Senio-
Frau Sehrbrock führte u.a. aus, dass Frauen
ren, Frauen und Jugend mit Frau Ministeri-
heute einen größeren Anteil zum Familien-
aldirektorin Eva N. Welskop-Deffaa, Leiterin
einkommen beitragen als noch vor 15 Jah-
der Abteilung Gleichstellung, Chancen-
ren. Benachteiligungen von Frauen im Be-
gleichheit. Frau Welskop-Deffaa sprach u.a.
rufsleben wirken sich damit nicht nur auf
Maßnahmen zur Erweiterung der Erwerbs-
betroffene Frauen selbst, sondern in zu-
möglichkeiten von Frauen an, dabei auch
nehmendem Maße auch auf Kinder sowie
die Unterstützung der Rückkehrmöglichkei-
Partner aus. Frauen arbeiten noch immer
ten nach einer Phase der Erwerbsunterbre-
überwiegend in Teilzeit und Männer in Voll-
chung. Sie wies hin auf den Ausbau des An-
zeit und sie sind mehrheitlich für die Famili-
gebots an Kinderbetreuung, die Einführung
enarbeit zuständig. Sie verdienen im Durch-
des Elterngeldes und die steuerliche Ab-
schnitt weniger und sind überwiegend im
setzbarkeit von Kinderbetreuungskosten,
Niedriglohnbereich zu finden. Klischeehafte
wodurch die die Rahmenbedingungen für
Rollenbilder von egoistischen Karrierefrauen
eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen
und aufopferungsvollen Vollzeitmüttern
und Männern am Erwerbsleben deutlich
würden die soziale Wirklichkeit nicht wider-
verbessert werden sollen. Das Informati-
spiegeln. Die Zahl der Frauen, die mit ihrem
onsmaterial, das den Gästen aus Asien aus-
Gehalt die Familie ernähren, nimmt zu.
gehändigt wurde, vermittelte weitergehende
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Informationen über die Situation der Frauen
ten Reaktionen gegenüber dem Berichter-
in Deutschland und die politischen Instru-
statter nach ihrer Rückkehr betonten, haben
mente.
sie durch die vielfältigen Gespräche einen
Nach dem Transfer nach Brüssel am Nach-
tischen Themen in Deutschland und auf der
mittag des 12. Juli nahmen die Politikerin-
Ebene der Europäischen Union erhalten. Sie
nen aus Asien am 13. Juli an der öffentli-
empfanden die Informationen als sehr anre-
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chen Konferenz “Strengthening the role of
gend für die eigene politische Arbeit und für
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künftige Diskussionen und Aktivitäten in ih-
sessment of strategies from Asia and Euro-
ren Ländern.
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guten Einblick über die aktuellen frauenpoli-
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pe” teil, die vom Multinationalen Entwirklungsdialog der Konrad-Adsenauer-
Für das Regionalprojekt „Politikdialog Asien“
Stiftung organisiert worden war (siehe dazu
ergaben sich infolge des Informationspro-
gesonderten Bericht.)
gramms wichtige Kontakte zu asiatischen
Politikerinnen, die weiter gepflegt werden
Darüberhinaus führten die Asiatinnen noch
sollen. Die Förderung des politischen Enga-
einige weitere Informationsgespräche mit
gements von Frauen ist ein wichtiges Ele-
Politikerinnen, Vertretern der Europäischen
ment in der Arbeit des Regionalprojekts. Die
Kommission und Frauenverbänden.
sich durch das Informationsprogramm ergebenen Kontakte sollen genutzt werden,
Die Abgeordnete des Europäischen Parla-
um in Asien ein Netzwerk mit Politikerinnen
ments, Frau Doris Pack, (EPP) tauschte mit
zu entwickeln. Nach Möglichkeit soll noch
den Parlamentarierinnen Erfahrungen über
gegen Ende des laufenden Jahres ein regio-
die politische und Parlamentsarbeit aus.
naler Workshop mit Politikerinnen durchgeführt werden, bei dem Anregungen aus dem
Frau Gabriella Kovács in der EU-Kommission
Informationsprogramm aufgegriffen und in
zuständig für Antidiskriminierung einschließ-
einem asiatischen Kontext diskutiert wer-
lich der Gender-Fragen stellte die Konzepte
den.
der EC für eine zielorientierte Sozialpolitik
unter besonderer Beachtung von Antidis-
Die gute Zusammenarbeit mit den Kollegin-
kriminierungsmaßnahmen vor. Frau Dana
nen aus Brüssel vom Multinationalen Ent-
Trama-Zada, im Kabinett der EU-
wicklungsdialog sowie den Kollegen in Berlin
Kommissarin für Justiz, Grund- und Bürger-
von der Abteilung Inlandsprogramme hat
rechte, Viviane Reding, verantwortlich für
maßgeblich zum Erfolg des Informations-
Gleichbehandlung der Geschlechter, erläu-
programms beigetragen. Ihnen sei dafür
terte die Ansätze der EU im Hinblick auf die-
ausdrücklich gedankt.
sen Bereich.
Frau Christian Kremer, stellvertretende Generalsekretärin der Europäischen Volkspartei informierte über die länderübergreifende
Parteiarbeit.
Frau Viviane Teitelbaum, schließlich, die
belgische Koordinatorin der Europäischen
Frauenlobbygruppe EWL (European Women’s Lobby) stellte Anliegen, Ziele und Aktivitäten ihrer Organisation vor und diskutierte mit den Politikerinnen aus Asien unterschiedliche Ansätze der poltiischen Lobbyarbeit für Frauen.
Wie die Politikerinnen aus Asien immer wieder während des Besuchs und auch in ers-
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