Nepal susanne dorndorf - Travel-to

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Die Mystik und die Wirklichkeit Nepals
"Namaste!" Gegrüßt sei der Gott in dir. So begrüßen wir nach einem langen, mühsamen
zweistündigen Aufstieg die Einheimischen von Narayansthan. Ein Dorf mit ca. 5.000
Menschen ohne Telefon, ohne fließend Wasser, ohne Strom und ohne Autos. Hier werden wir
nun die nächsten fünf Tage verbringen und Krishna Karki, der selbst in diesem Dorf geboren
wurde und gleichzeitig Inhaber einer der größten Travel - Agenturen in Khatmandu ist, wird
uns in sein Heimathaus zu seiner Mutter namens Dammer einladen.
Abb.
Der Anblick bei der Ankunft ist beeindruckend: Narayansthan, "der Ort des Mannes, der aus
dem Meer kam". Die Schlucht soll angeblich eine der tiefsten Schluchten der Erde sein wenn man die Achttausender dazuzählt. Der Canyon stürzt fast senkrecht ins Tal und unten
hört man den großen jadegünen Kali Gandaki sprudeln. Von oben herab sehen wir die
schaukelige Hängebrücke, mit der wir den Fluß überqueren konnten.
Die Begrüßung ist eine Zeremonie. Verschwitzt angekommen bekommt jeder von uns nach
der Begrüßung eine Blütenkette um den Hals und von verschiedenen Frauen, besonders
Krishnas Mutter Dammer, Hibiskusblüten in die Hände gelegt. Welch ein Duft! Ganz
besonders energisch drücken sie dir mit Pulverfarbe einen roten Punkt zwischen die
Augenbrauen. Was soll das bedeuten? Krishna erklärt uns in gutem Englisch, daß dieser
brandrote Punkt ein Symbol der Lebensfreude und des Erfolgs ist. Diese Zeremonie sollten
wir noch öfters erleben.
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Abb.
Die Wirklichkeit von Nepal sollte nun einigen Journalisten und mir geboten werden. Wir
waren eine kleine Journalistengruppe, die mit "Waschbär-Reisen" einmal hinter die
Trekkingkulissen schauen wollten. Ein Dorfprojekt von wo aus man drei Achttausender sehen
kann: Dhaulagiri (8167 m), Manaslu (8156 m) und Annapurna I (8091 m). Es ist gewaltig am
frühen Morgen aufzustehen und die "kosmischen Strahlen", die das Dach der Erde langsam
beleuchten, zu beobachten. Es gibt kaum einen bedeutenden Gipfel der nicht zum leuchtenden
Thron erhoben wurde, von dem aus eine Gottheit die umliegenden Täler schützt. Genauso
sollten wir den Himalaya und seine Bewohner mit ihrer Kultur kennenlernen. Wir waren in
Zelten untergebracht, wo auch Toilettenzelte eingeschlossen waren. Krishna Karki hatte für
alles gesorgt, egal ob Müsli oder Omelett zum Frühstück, abgekochtes Wasser zum Waschen
und jederzeit gab es Tee zum Trinken. Es hätte noch eine Alternative gegeben, im Dorf bei
den Einheimischen und in ihren Lehmhütten zu leben. Allerdings wäre die Ernährung täglich
nur von Reis und Linsen geprägt gewesen. Das wollte Krishna uns nicht zumuten.
Dammers Haus ist Dank ihres Sohnes Krishna eine Luxusausgabe von "Dorfhütte" mit
Zementboden und Glasfenster. Diese 56jährige Frau hat ein interessantes Lebensbild:
Nachdem sie erfuhr, daß ihr Gatte sie in Indien mit einer anderen Frau hintergangen hatte,
trenne sie sich von ihm und kämpfte jahrelang um den Besitz, ob Felder, Schmuck u.a.. Sie
setzte sich durch und konnte somit durch den Verkauf ihres Goldschmuckes ihren Kindern
eine Ausbildung oder sogar ein Studium finanzieren. Diese Frau ist stolz, selbstbewußt und
ohne sie wäre dieses Dorfprojekt niemals gestartet worden. Dammer war die erste, die
verschiedene Gemüsepflanzen anpflanzte und sie will auch heute noch zeigen, daß sie für die
Armen anwesend ist. Krishna ehrt seine Mutter sehr, besonders weil in diesem Land zuerst
die Mütter kommen und dann die Götter.
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Abb.
Volles Programm haben wir in den nächsten Tagen. Bei der Projektschule werden wir von
den Kindern mit Gesang begrüßt. Viele Gesichter schauen uns an, neugierige Augen mustern
uns und übergehen jeden einzelnen Körper. Hier ein Kichern und dort ein Grinsen.
Mittlerweile kennen auch die einheimischen Kinder die Besuche von Auswärts. Darauf folgt
das Zahnarztprojekt. Ein Zahnarzt aus Kashmir angereist behandelt die Nepalesen für ein paar
Tage und zeigt ihnen wie man die Zähne pflegt. Das war sehr beeindruckend.
Besonders heilig ist in Nepal die Büffelkuh,was ich in diesem Gebiet erfahren durfte. Ich war
fasziniert von dem so großen schwarz-grauen Tier, was fast bei jeder Dorfhütte stand. Die
großen schwarzen Augen, die mich anschauten, wenn ich mich näherte. War es Angst? Ja
dieses Tier hatte Angst vor mir und somit riß es seine Augen auf. Heilig ist die Büffelkuh
deshalb, weil sie mit ihrer Milch die Familie ernährt.
Wir konnten auch beim Getreide säubern zusehen.
Abb.
An einen anderen Tag gingen wir in der starren Mittagssonne in die wunderschöne
wellenförmige Reisterassen-Landschaft, die an rippenhohen Bambusbüschen und
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Bananenstauden brechen. Kanäle, die zur Bewässerung dienen waren zu sehen und die
gesamte Natur wirkte sehr üppig und im Hintergrund der Manaslu, als ob der Achttausender
einen Schutz über das Land der Bauern ausstrahle. Auf einem Feld sehen wir einen
mürrischen Ochsen, der gerade vor einem Pflug gespannt ist. Dann geht's weiter durch die
Idylle der Landschaft und einige Gemüseanlagen. Krishna erzählt, das trotz des Gemüses es in
Nepal auch in Narayansthan es einen hohen Vitamin A Mangel gibt. Was besonders bei
Neugeborenen und bei Kindern zur Blindheit führt. So ist ein sehr wichtiger Bestandteil des
Dorfprojekts die Blindenschule. SWAN (Social Welfare Association Nepal) versuche schon
seit vier Jahren in der JANATA Secondary School integrierten Unterricht zu etablieren. Als
wir in die Blindenschule kamen wollten uns die Kinder mit ihren Berührungen fühlen. Sie
sangen eine Begrüßung und baten uns einiges von unserer Gruppe zu erzählen. Das alles war
sehr beeindruckend. Die 28 Kinder lernen dort zur Zeit musizieren, die Blindenschrift lesen
und schreiben können. Krishna Karki, der gerade 33 Jahre alt ist, sagt, daß das Dorf sich in
der letzten Zeit rasant entwickelt habe. Vor zehn habe es kein Papier und kein Stifte gegeben geschrieben wurde mit Bohnensaft auf Bambusblätter. Heute gibt es genug Schulen, was acht
strohgedeckte niedrige Lehmhütten sind, in denen Kinder barfuss das Abc sogar auf Englisch
lernen. Bettelei kennen die Kinder nicht und werden sie auch nicht von uns Touristen
kennenlernen. Sie kichern uns an, laufen hinter uns her und rufen: "Hello, hello!"
Sie wollen mit uns kommunizieren, da sie auch etwas Englisch sprechen. Nach einem
nepalischen Rupien, wie in Kathmandu, fragen die Kinder nicht.
Abb.
Ein Dorfprojekt.- man kann kommen und gehen und trotzdem geht an der lokalen Struktur
nichts kaputt. Die Harmonie zwischen der Realität und uns in Narayansthan war an allen
Ecken und Kanten zu spüren. Selbst während des Abendessens bei Dammer, was von
Krishnas gesamten Familie vorbereitet worden war. Auf Bastmatten im Hof tischte man uns
das Gericht auf. Reis, bittere Linsen, gebratenes Büffelfleisch und Gemüse bekamen wir in
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Schalen gereicht. Krishna zeigte uns, wie wir den Reis und die anderen Gerichte mit den
Fingern essen sollten. Das war nicht einfach! Naja, Übung macht den Meister und mit Mühe
und Not klappte es dann doch. Einhändig mit der rechten Hand natürlich; die <unreine>, linke
Hand muss schön auf der Bastmatte bleiben, denn sie ersetzt das Toilettenpapier. Wenn die
Trommeln anfangen zu schlagen und die Nepalis singen, sieht man den volkstümlichen Tanz,
bei dem die Einheimischen sehr viel Rhytmusgefühl zeigen.
Sie wissen was Stimmung ist und das bekam ich auch zu spüren. Dammer kam auf jeden
einzelnen von uns zu und forderte uns zum tanzen auf. Hoppla, da hiess es aber die Hüften
schwingen und die Arme bewegen. Das war sehr reizvoll und ging weiter bis alle mit den
Einheimischen gemeinsam, wie auf einer Tanzfläche, versammelt waren. Das zog sich sehr
lange hin, weil wir sehr alle Spaß daran hatten. Die Nepalis sangen zu den Trommeln und so
wurde es immer bunter an diesem Abend. Wir haben zwar nichts von dem Gesang verstanden,
aber mich hat dieses Erlebnis inspiriert. Nepal ist etwas Besonderes, ein <Paradiesvogel>
unter jenen <exotischen> Ländern, die sich in den vergangenen Jahrzehnten der Ferntouristen
entwickelt haben. Die Spiritualität ist im Himalaya allgegenwärtig. Gemeint ist kein
Aberglaube, sondern eine starke seelische Kraft, eine Vergeistigung und eine innere
Besinnlichkeit. Die damit verbundene Ausstrahlung von Wärme und Würde dürfte dieses
gewisse Etwas sein, das mich und viele andere Besucher beeindruckt und das die Bewohner
so anziehend macht. "Namaste, Nepal!"
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