Folien der VL - Universität Wien

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Umweltethik
Werthaltung gegenüber der
Mit- und Nachwelt
Philosophische Grundfragen
- Wer bin ich ?
- Was kann ich wissen ?
- Was soll ich tun ?
Was ist Umweltethik ?
Zukunftsfähige Entwicklung als weithin akzeptiertes umweltethisches Prinzip
neue Fassung des kategorischen Imperativs
Neue Dimensionen der Verantwortung
Die neue Rolle des Wissens in der Moral
Tatsachenwissenschaft von den Fernwirkungen technischer Aktion
Gesinnungsethik versus Verantwortungsethik
Die Begründung einer zukunftsorientierten Verantwortungsethik
Die Pflichten der Zukunftsethik
Die Unsicherheit der Zukunftsprojektion
Der Vorrang der Unheilsprognose
Die Pflicht zum Wissen
Prinzipien im Umweltschutz
Freiheit und Verantwortung in der Wissenschaft
Zu Ende führen der Aufklärung
Die vier umweltethischen Wahrheiten
Die Wahrheit über die Krise
Die Wahrheit über die Ursachen der Krise
Die Wahrheit über mögliche Alternativen
Die Wahrheit über den Weg zu möglichen Alternativen
Umweltethik angesichts struktureller Macht
UMWELTETHlK
THEMENÜBERSICHT
Von der Moral zur Ethik
Biologische Wurzeln der Moral
Historische Entwicklung
Religionen und Ethik
Ökologie und Religion
Umweltethische Positionen
Die christliche (anthropozentrische) Ethik in der Krise
Biozentrische Umweltethik
Ehrfurcht vor dem Leben (Schweitzer)
Mensch und Tier
Tierschutz
Naturschutz
Die Notwendigkeit einer Neuorientierung der Ethik
Holistischer Ansatz
Von der Gesinnungsethik zur Verantwortungsethik
Pflichten der Zukunftsethik
Die vier umweltethischen Wahrheiten
Die Umweltkrise und ihre Wurzeln
Alternativen und ihre Verwirklichung
Wissenschaft und Verantwortung
Konsequente Aufklärung
Technik und Verantwortung
Umweltethik und Politik
Umweltethik und Recht
Umweltethik und Wirtschaft
Die Hierarchie der Verpflichtungen
Verantwortung und Freiheit
Vom Denken zum Handeln
Umweltethik und strukturelle Macht
Herstellen der Bedingungen einer
zukunftsverträglichenEntwicklung
Schichten der Realen Welt (links) und
korrespondierende Bereiche der Wissenschaften
Seele
Wirtschaft
Gesellschaft
Philosophie, Ethik
Psychologie
Ökonomie
Gesellschaftswissenschaften
Ökosysteme
Ökologie
Populationen
Vielzeller
Ethologie
Anatomie
Physiologie
Molekularbiologie
Chemie
Physik
Atomphysik
Zellorganellen
Moleküle
Atome
Nukleonen
Die Umweltbezüge des Menschen
Wie alle Lebewesen hat der Mensch biologische
Umweltbezüge
Als soziales Wesen hat der Mensch darüber hinaus
gesellschaftliche Bezüge zu seiner Umwelt
Als politisches Wesen hat er politische Umweltbezüge
Als „Sinnwesen“ hat der Mensch seelisch-geistige
Bezüge zu seiner Um- und Mitwelt, die auch die anderen
Bereiche durchdringen
Humanökologie, die sich mit all diesen Beziehungen
auseinandersetzt, ist daher der Versuch einer
ganzheitlichen Wissenschaft
Ökosysteme
Ökologie
Populationen
Vielzeller
Ethologie
Anatomie
Physiologie
Molekularbiologie
Chemie
Physik
Atomphysik
Zellorganellen
Moleküle
Atome
Nukleonen
Ganzheitliche Ökologie
Seele
Wirtschaft
Gesellschaft
Philosophie, Ethik
Psychologie
Ökonomie
Gesellschaftswissenschaften
Klassische Ökologie
Klassische und ganzheitliche Ökologie
Die Goldene Regel
Bekannt ist die biblische Weisung
(Mt. 7,12):
„Alles, was ihr wollt, daß euch die Leute tun
sollen, das tut ihnen auch“,
oder die sprichwörtliche negative Version:
„Was du nicht willst, daß man dir tu, das füg
auch keinem andern zu.“
Die Kardinaltugenden
(von lat. Cardo = Angel)
Maß
Klugheit
Starkmut
Gerechtigkeit
Immanuel Kant (1724-1804):
Kritik der praktischen Vernunft I/I,7,
Der kategorische Imperativ
„Handle so, daß die Maxime deines Willens
jederzeit zugleich als Prinzip einer
allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.“
Das a priori in der Moral
Kant untersucht die praktische Vernunft,
insofern sie ein a priori enthält, also ein
jeder realen Moral vorhergehendes
Grundprinzip, das Moral überhaupt erst
möglich macht, und das im Menschen selbst
natürlicherweise vorhanden ist.
Ethik geht keine Kompromisse ein
Ethik orientiert sich am sittlich Richtigen,
nicht aber an den Zwängen, die der Mensch
selbst zu verantworten hat. Sie ist daher
auch nicht bereit zu Kompromissen.
Im Konfliktfall müssen konkurrierende
Interessen gegeneinander abgewogen
werden (Güterabwägung)
Rechte und Pflichten
Ein Säugling hat nur Rechte
Schon ein Kleinkind muß lernen, daß
andere auch Rechte haben, auf die man
Rücksicht nehmen muß.
Je reifer ein Mensch wird, umso mehr ist
er bereit, Pflichten auf sich zu nehmen.
Manche Erwachsene, selbst
Wissenschaftler, sind „ethische
Kleinkinder“ geblieben.
Pflichten, je nach ethischer Position
Pflichten gegen sich selbst in Bezug auf die
Natur (Kant)
Pflichten gegenüber der gegenwärtigen und
künftigen Menschheit
Pflichten gegenüber dem Leben in allen seinen
Formen
Gegenüber der Natur
gegenüber dem Seienden überhaupt
gegenüber Gott
Der anthropozentrische Ansatz ist unzulänglich
„Der Mensch zerstört, wenn er die Natur zerstört, seine eigene
Existenzgrundlage. Insofern geht es, wenn es um die Natur geht, stets
um den Menschen. Dennoch, oder besser eben deshalb, ist es
notwendig, die anthropozentrische Perspektive heute zu verlassen. Denn
solange der Mensch die Natur ausschließlich funktional auf seine
Bedürfnisse hin interpretiert und seinen Schutz der Natur an diesem
Gesichtspunkt ausrichtet, wird er sukzessive in der Zerstörung fortfahren.
Er wird das Problem ständig als ein Problem der Güterabwägung
behandeln und jeweils von der Natur nur das übrig lassen, was bei einer
solchen Abwägung im Augenblick noch ungeschoren davonkommt. Bei
einer solchen Güterabwägung im Detail wird der Anteil der Natur ständig
verkürzt. ...Nur wenn der Mensch heute die anthropozentrische
Perspektive überschreitet und den Reichtum des Lebendigen als einen
Wert an sich zu respektieren lernt, nur in einem wie immer begründeten
religiösen Verhältnis zur Natur wird er imstande sein, auf lange Sicht die
Basis für eine menschenwürdige Existenz des Menschen zu sichern. Der
anthropozentrische Funktionalismus zerstört am Ende den Menschen
selbst.“
Robert Spaemann (1979):Technische Eingriffe in die Natur als Problem
der politischen Ethik. Scheidewege 9/4, S. 476-497
Albert Schweitzer 1875-1965
Die Bedeutung des biozentrischen Ansatzes
Die Ethik der Ehrfurcht vor dem
Leben
Ehrfurcht vor dem Leben
Die Natur ist gnadenlos und voller Leiden.
Mit dem Menschen tritt ein Wesen mit der
Fähigkeit zum Mitleid in die Welt. Schweitzer
verdichtet diese Einsicht in dem Satz:
„Ich bin Leben, das leben will,
inmitten von Leben, das leben
will“.
Albert Schweitzer
„Ethik besteht also darin, daß ich die
Nötigung erlebe, allem Willen zum Leben
die gleiche Ehrfurcht vor dem Leben
entgegenzubringen wie dem eigenen.
Damit ist das denknotwendige
Grundprinzip des Sittlichen gegeben. Gut
ist, Leben zu erhalten und Leben zu fördern;
böse ist, Leben vernichten und Leben
hemmen“.
Albert Schweitzer
Besonders befremdlich findet man an der Ethik der Ehrfurcht
vor dem Leben, daß sie den Unterschied zwischen höherem und
niedererem, wertvollerem und weniger wertvollem Leben nicht
geltend mache. Sie hat ihre Gründe, dies zu unterlassen.
Das Unternehmen, allgemeingültige Wertunterschiede
zwischen den Lebewesen zu statuieren, läuft darauf hinaus, sie
danach zu beurteilen, ob sie uns Menschen nach unserm
Empfinden näher oder ferner zu stehen scheinen, was ein ganz
subjektiver Maßstab ist. Wer von uns weiß, was das andere
Lebewesen an sich und in dem Weltganzen für eine Bedeutung
hat?
Im Gefolge dieser Unterscheidung kommt dann die Ansicht auf,
daß es wertloses Leben gäbe, dessen Schädigung und
Vernichtung nichts auf sich habe. Unter wertlosem Leben
werden dann, je nach den Umständen, Arten von Insekten oder
primitive Völker verstanden.
„Es ist also jedem von uns auferlegt, im Einzelfall
zu entscheiden, ob wir vor der unausweichlichen
Notwendigkeit stehen, Leiden zu verursachen,
zu töten und uns damit abzufinden, dass wir,
eben aus Notwendigkeit, schuldig werden...
Die Sühne müssen wir darin suchen, dass wir
keine Gelegenheit versäumen, lebendigen
Wesen Hilfe zu leisten…“
Albert Schweitzer
Nur subjektive Entscheide kann der Mensch in den
ethischen Konflikten treffen. Niemand kann für ihn
bestimmen, wo jedesmal die äußerste Grenze der
Möglichkeit des Verharrens in der Erhaltung und
Förderung von Leben liegt. Er allein hat es zu
beurteilen, indem er sich dabei von der aufs höchste
gesteigerten Verantwor-tung gegen das andere Leben
leiten läßt.
Nie dürfen wir abgestumpft werden.
In der Wahrheit sind wir, wenn wir die Konflikte immer
tiefer erleben.
Das gute Gewissen ist eine Erfindung des Teufels.
Die Wahrheit einer Weltanschauung
hat sich darin zu erweisen, daß das
geistige Verhältnis zum Sein und zur
Welt, in das wir durch sie kommen,
innerliche Menschen mit tätiger Ethik
aus uns macht.
Albert Schweitzer
Wahrheit bewährt sich
Die tätige Ethik hat sich im
praktischen Leben ständig zu
bewähren...
Humanismus
Autonomie des Geistes
Humanität als Bildungsideal
Bestreben, das Individuum auf die Höhen
des reinen Menschentums zu heben
Anthropozentrischer oder mitgeschöpflicher
Humanismus?
Der „anthropozentrische Humanismus“ ist im europäischen
Denken tief verankert. Aus der Sonderstellung und
Überlegenheit des Menschen folgert er, dass diesem eine
absolute und privilegierte Vorrangstellung gegenüber allen
anderen Lebewesen zukomme.
Diese Vorrangstellung wird oft damit begründet, dass die
Natur keine Idylle sei, sondern ein gnadenloser Kampf ums
Überleben herrsche. Es sei daher ganz „natürlich“, wenn
der Mensch gegenüber den anderen Lebewesen
rücksichtslos seine eigenen Interessen verfolge.
Ist „natürlich“ gut?
Anthropozentrischer oder mitgeschöpflicher
Humanismus?
„Natürlich“ ist keine ethische Qualität.
Die Sonderstellung des Menschen anzuerkennen, muss
nicht zu humanistischer Überheblichkeit führen, sondern
kann auch in artübergreifender Humanität ihren Ausdruck
finden.
Wozu Tierschutz?
Allgemeines Bürgerliches
Gesetzbuch ABG 1811
§ 16: Jeder Mensch hat angeborene, schon durch die
Vernunft einleuchtende Rechte und ist daher als
Person zu betrachten.
§ 285: Alles, was von der Person unterschieden ist, ist eine
Sache. Tiere sind Sachen.
§ 353: Sachen, die einer Person zugehören, heißen
Eigentum.
§ 354: Eigentum beinhaltet das Recht, mit einer Sache nach
Willkür umzugehen.
§ 362: EigentümerInnen können frei über ihr Eigentum
verfügen, es beliebig benützen oder vernichten.
Massentierhaltung
Erst der Mensch hat das
Schwein „zur Sau gemacht“
Tiere als Produktionsfaktor
Seit den 1950er Jahren, im Laufe der
Industrialisierung der Landwirtschaft wurden Tiere
in mechanisierte Produktionsprozesse
eingebunden (65% der Wirtschaft).
Produktivität am biologischen Limit (Gentechnik
soll dieses weiter hinausschieben), ohne ethische
Bedenken
Tierschutz und Recht
Tierschutz hat keinen Verfassungsrang.
Tierschutz ist keine Bundeskompetenz.
Tierschutz am niedrigsten juridischen Niveau.
Keine Parteienstellung für Tierschutzvereine
Kein Vollzugszwang (Amtstierarzt, Polizei,
Staatsanwaltschaft).
Kein Nothilferecht.
Keine Interessensvertretung bei der Behörde.
Paradigmenwechsel in Sicht
Seit 1871 Tierquälerei im StGB.
Ab 1980er Jahre: Laufend neue Tierschutzgesetze in den Bundesländern.
1988: § 285a ABGB. Tiere sind keine Sachen. In der Praxis sind Tiere wie
Sachen zu behandeln.
1990er Jahre: Nutztierschutzgesetze (Status Quo fixiert).
1996: Tierschutzvolksbegehren 460.000 Unterschriften.
Staatsschutzbericht 1998: Militanter Tierschutz ist die aktivste
Untergrundszene.
Ernährungsbericht 1998: 300.000 VegetarierInnen.
1998: Tierschutz drittgrößtes Spendenaufkommen: 30 Mio. € pro Jahr.
2000: Tierrechte häufigster Demonstrationsgrund.
2002: Tierrechtskongreß Wien mit 400 Delegierten.
Tierrechtsseminare an den Universitäten.
Tierschutz besonders für die Jugend eines der wichtigsten Themen.
Es geht auch anders
Auch Schweine wollen sich
„sauwohl“ fühlen
Humane Grundregeln
Das Gemeinsame ist vor das Trennende zu stellen
In der Natur herrscht das Recht des Stärkeren, in einer
humanen Gesellschaft muss die Pflicht des Stärkeren im
Vordergrund stehen.
Die Pflicht der Schwachen besteht darin, die
Verantwortung der Mächtigen einzufordern, statt sich
ihnen „anzubiedern“.
Verbrechen lassen sich nicht mit Verbrechen rechtfertigen
Verantwortung ist nicht delegierbar
Wer Unrecht erkennt und sich nicht dagegen wendet,
macht sich mitschuldig
Die Umweltproblematik bringt weitere Dimensionen,
denen sich die Ethik zu widmen hat:
einen weitgesteckten Zeithorizont – die Einbeziehung der
Zukunft und des künftigen Lebens auf der Erde wird als
Gegenstand unserer Verantwortung immer deutlicher
erkennbar.
der globale Aspekt unter dem unser Handeln zu beurteilen ist.
die vielfältigen Kenntnisse über folgenschwere
Interdependenzen und die Dynamik von Prozessen in der
Ökosphäre, die die Lebensgrundlagen auf unserem Planeten
destabilisieren und z.T. irreversibel zerstören.
Dynamik gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Prozesse.
(Vom wirtschaften in einer leeren Welt zum wirtschaften in
einer vollen Welt. H. Daly)
strukturelle Macht in vielfältiger Form.
Von der Ethik zur Umweltethik
Der kategorische Imperativ und
die Goldene Regel als grundlegende
ethische Prinzipien sind auch für die
Umweltethik gültig, wenn sie um den
Zukunftsaspekt erweitert werden.
Der umweltethische Imperativ
lautet:
Handle so, dass die Folgen Deines Tuns
künftiges Leben nicht schädigen, mache das
Interesse künftiger Menschen und der Natur
zu Deinem eigenen.
Neue Dimensionen der Verantwortung
(Nach Hans Jonas)
Die Verletzlichkeit der Natur
Die neue Rolle des Wissens in der Moral
Tatsachenwissenschaft von den Fernwirkungen
technischer Aktion
Die Heuristik der Furcht
Von der Gesinnungsethik zur
Verantwortungsethik.
Aus der Einsicht in die Verletzlichkeit der
Natur folgt die neue Rolle des Wissens in
der Moral.
Gute Motive sind nicht hinreichend.
Schlimme Folgen sind vorausschauend zu
vermeiden.
Konfuzius (551 v. Chr. bis 479 v. Chr)
Es gibt drei Wege, richtig zu handeln:
☯
☯
☯
Durch Nachdenken - das ist der edelste
Durch Nachahmen - das ist der leichteste
und
Durch Erfahrung - das ist der bitterste...
„Unsere Industrie ist am Profit orientiert. In
ihrem Verhalten ein moralisches Kalkül zu
erwarten, ist genauso hoffnungs-los wie die
Aussicht, eine Ma-schine lächeln zu sehen“
(Prof. Dr. Manfred Hinz Bremen)
„...Was dem Thema einigermaßen gerecht
werden soll, muß dem Stahl und nicht der Watte
gleichen. Von der Watte guter Gesinnung und
untadeliger Absicht, der Bekundung, daß man
auf seiten der Engel steht und gegen die Sünde
ist, für Gedeihen und gegen Verderben, gibt es
in der ethischen Reflexion unserer Tage
genug...“
(Hans Jonas)
Pflichten der Zukunftsethik
Die „erste Pflicht“ der
Zukunftsethik:
Beschaffung der Vorstellung
von den Fernwirkungen
technischer Aktion
Die „zweite Pflicht“ der
Zukunftsethik:
Aufbietung des dem
Vorgestellten angemessenen
Gefühls
Hans Jonas
Die Unsicherheit der
Zukunftsprognosen
und der Vorrang der
„Unheilsprognose“
„Das 17. Jahrhundert war so weise, die Vernunft
als ein notwendiges Mittel in der Behandlung der
menschlichen Angelegenheiten zu betrachten.
Die Aufklärung und das 19. Jahrhundert waren
so töricht, in der Vernunft nicht nur ein
notwendiges, sondern ein hinreichendes Mittel zur
Lösung aller Probleme zu sehen.
Noch törichter wäre es, würden wir heute, wie
manche es möchten, beschließen, daß die
Vernunft, weil sie nicht hinreichend ist, auch nicht
mehr notwendig ist“
Jacob, Francois: Das Spiel der Möglichkeiten.
Von der offenen Geschichte des Lebens. München 1983
Planung und Risiko
Weit entfernt daher, daß „seine Entwicklung
selber in die Hand nehmen“, das heißt den
blinden und langsam arbeitenden Zufall im
Vertrauen auf die Vernunft durch bewußte und
rasch wirkende Planung ersetzen, dem Menschen
eine sicherere Aussicht auf evolutionäres
Gelingen gibt, erzeugt es eine ganz neue
Unsicherheit und Gefahr, die im selben
Verhältnisse steigt, wie es den Einsatz steigert
und zugleich mit Abkürzung der Zeit zu den
großen Zielen sich auch nicht mehr die Zeit zur
Korrektur der – schlechthin unvermeidlichen und
nicht mehr kleinen – Irrtümer läßt.
Hans Jonas
...da nichts durch die Natur sanktioniert und daher
alles erlaubt ist, besteht die Freiheit
schöpferischen Spielens, die sich von der Laune
des Spieltriebes allein leiten läßt und keinen
anderen Anspruch erhebt als den, die Spielregeln
zu beherrschen, das heißt den Anspruch
technischer Kompetenz.
Dieser Standpunkt nihilistischer, der
Rechtfertigung enthobener Freiheit ist innerlich
widerspruchslos, aber wir brauchen ihn nicht zu
diskutieren, da wir der erklärten
Verantwortungslosigkeit unser Schicksal gewiß
nicht anvertrauen werden.
Hans Jonas
Die „Beschleunigungskrise“
Das unvermeidlich „utopische“ Ausmaß moderner Technologie
führt dazu, daß der heilsame Abstand zwischen alltäglichen und
letzten Anliegen, zwischen Anlässen für gewöhnliche Klugheit
und Anlässen für erleuchtete Weisheit stetig schrumpft.
Da wir heute ständig im Schatten ungewollten, miteingebauten,
automatischen Utopismus leben, sind wir ständig mit
Endperspektiven konfrontiert, deren positive Wahl höchste
Weisheit erfordert – eine unmögliche Situation für den Menschen
überhaupt, weil er diese Weisheit nicht besitzt, und für den
zeitgenössischen Menschen im besonderen, der sogar die
Existenz ihres Gegenstandes leugnet, die Existenz nämlich
absoluten Wertes und objektiver Wahrheit.
Wir haben Weisheit am nötigsten gerade, wenn wir am
wenigsten an sie glauben.
Hans Jonas
Die Pflicht zum Wissen
Aus der Verantwortungsethik folgt als wesentliche
Pflicht der Wissenschaft, die Fernwirkungen
unseres Handelns zu erkunden und zwar im
ökosozialen Kontext.
Aus der „Pflicht zum Wissen“ ergibt sich die
„Pflicht der Wissenden.“ Mehr Wissen bedeutet
mehr Verantwortung.
Zur utopischen Hybris gehört auch der
Gedanke, es könne Globalplanungen
geben, die alle Nebenfolgen großräumiger
Aktionen mit bedenken. Je großräumiger die
Planung, desto großräumiger die
unvorhersehbaren Nebenfolgen.
Small ist daher nicht nur beautiful, es ist
auch unter dem Gesichts-punkt der
Kontrollierbarkeit und Korrigierbarkeit der
Folgen immer mehr das einzig
Verantwortliche.
(Robert Spaemann)
Umweltethische Prinzipien
Das Sicherheitsprinzip verlangt, im Zweifel über mögliche
negative Umweltauswirkungen deren obere Grenze
anzunehmen. Analog zum Grundsatz in dubio pro reo (im
Zweifel für den Angeklagten) der Rechtssprechung, soll der
Grundsatz in dubio pro sekuritate (im Zweifel für die
Sicherheit) gelten.
Das Vorsorgeprinzip baut auf dem Sicherheitsprinzip auf
und bezweckt, das Auftreten irreparabler Gesundheits- und
Ökosystemschäden von vornherein auszuschließen, indem
riskante Unternehmungen nicht zugelassen werden.
Das Verursacherprinzip sieht vor — im Sinne der
Verantwortungsethik — jeden Verursacher von Gesundheitsund Ökosystemschäden konsequent und im allgemeinsten
Sinn zur Verantwortung zu ziehen.
Wirklichkeit
Realtät
Wahrheit
Wie wirklich ist die Wirklichkeit?
Dieses Buch handelt davon, daß die sogenannte Wirklichkeit das
Ergebnis von Kommunikation ist. Diese These scheint den Wagen vor
das Pferd zu spannen, denn die Wirklichkeit ist doch offensichtlich das,
was wirklich der Fall ist, und Kommunikation nur die Art und Weise, sie
zu beschreiben und mitzuteilen.
Es soll gezeigt werden, daß dies nicht so ist; daß das wacklige Gerüst
unserer Alltagsauffassungen der Wirklichkeit im eigentlichen Sinne
wahnhaft ist, und daß wir fortwährend mit seinem Flicken und
Abstützen beschäftigt sind - selbst auf die erhebliche Gefahr hin,
Tatsa-chen verdrehen zu müssen, damit sie unserer
Wirklichkeitsauffassung nicht widersprechen, statt umgekehrt unsere
Weltschau den unleugbaren Gegebenheiten anzupassen. Es soll ferner
gezeigt werden, daß der Glaube, es gäbe nur eine Wirklichkeit, die
gefährlichste all dieser Selbsttäuschungen ist; daß es vielmehr zahllose
Wirklichkeitsauffassungen gibt, die sehr widersprüchlich sein können,
die alle das Ergebnis von Kommunikation und nicht der Widerschein
ewiger, objektiver Wahrheiten sind.
Paul Watzlawick (1978): Wie wirklich ist die Wirklichkeit?, Aus dem Vorwort, S.7
Wirklichkeit und Realität
Richard P. Feynman zur Challenger Katastrophe
1986:
„Um einer erfolgreichen Technologie willen muß
die Realität Vorrang vor der Werbung gewinnen,
denn die Natur kann nicht getäuscht werden“
In die gleiche Richtung weist der Satz von
Viktor Frankl:
„Dem Leben können wir keine Bedingungen
stellen!“
„Die Natur hat immer recht“
sagte auch Justus von Liebig.
Realität
»Um einer erfolgreichen Technologie willen
muß die Realität Vorrang vor der Werbung
gewinnen, denn die Natur kann nicht
getäuscht werden!«
Richard P. Feynman
„Dem Leben kann man keine Bedingungen
stellen!“
Viktor Frankl
„Die Natur hat immer recht!“
Justus von Liebig
Der Prüfstein für die (selbst geschaffene)
Wirklichkeit, in der wir leben, ist ihre
Konfrontation mit der Realität.
„Das neuzeitliche Denken hat die
Natur auf Begriffe gebracht und hat
dank dieses Kunstgriffes Methoden
entwickelt, mit deren Hilfe es sich
anschickt, das Stück Natur, in dem
wir leben, zu zerstören (...) Eine
Wissenschaft, die die Natur zerstört,
kann keine wahre Erkenntnis der
Natur sein.“
(Georg Picht zit. nach Etzold & Fischbeck 2002)
Was ist Wahrheit?
(nach Hans-Jürgen Fischbeck)
Erkenntnis, die das Leben gelingen läßt
Lebensdienliche Erkenntnis
Ethisch qualifiziertes Wissen
Wissen und Wahrheit
Der riesige Berg ethisch unqualifizierten
Wissens könnte und wird falsifiziert
werden, wenn unsere
wissenschaftlich-technische Zivilisation
die ökologische Krise nicht besteht, die
sie nicht zuletzt durch die Blindheit und
Übermacht dieses Verfügungswissens
heraufbeschworen hat.
(Etzold & Fischbeck 2002)
Sponsionsformel für das Doktorat der
Philosophie an der Universität Wien:
Sie werden also geloben:
erstens dieser Universität, in der Sie den höchsten Grad
der Philosophie erlangt haben, dauernd ein treues
Andenken zu bewahren und ihre Aufgaben und Ziele
nach Kräften zu unterstützen;
sodann die Würde, die ich Ihnen zu verleihen habe, rein
und unversehrt zu bewahren und niemals durch üble
Sitten oder Schande im Leben zu beflecken;
schließlich die edlen Wissenschaften unermüdlich zu
pflegen und zu fördern nicht um schnöden Gewinnes
oder eitlen Ruhmes willen, sondern auf daß die
Wahrheit weitergegeben werde und ihr Licht, worauf
das Heil der Menschheit beruht, heller erstrahle.
Wertfreie Wissenschaft?
Der Begriff Wertfreiheit bei Max Weber bedeutet,
nicht wertend vorzugehen, wenn man fremde
Kulturen erforscht. Die Wertrationalität einer
fremden Kultur zu verstehen, hat eine kritische
Haltung gegenüber der eigenen Werthaltung zur
Voraussetzung.
Aber auch Weber ist klar, daß es eine wertfreie
Wissenschaft nicht geben kann.
Max Weber
1864-1920
„Wertinteressen sind es, welche
auch der rein empirisch
wissenschaftlichen Arbeit ihre
Richtung weisen.“ Weber sieht als
die vornehmste Aufgabe des
Wissenschaftlers, sich
„Rechenschaft zu geben über den
letzten Sinn seines eigenen Tuns“.
(zit. nach Meier Seethaler 2002)
Rationalitätsebenen nach Max
Weber
Richtigkeitsrationalität
Zweckmäßigkeitsrationalität
Wertrationalität
Nach Max Weber liegt die Ebene der Wertrationalität
außerhalb des Bereichs der empirischen Wissenschaft
Kathederpropheten
und
Pseudo-wertfreie Propheten
Wissenschaft und
Wertrationalität
Zukunftsverantwortung als weithin
akzeptierter ethischer Grundkonsens
erfordert und begründet heute die
Einbeziehung von Wertfragen in die
Wissenschaften.
Aus der Sponsionsformel für
das Doktorat der Philosophie
„…die edlen Wissenschaften unermüdlich zu
pflegen und zu fördern nicht um schnöden
Gewinnes oder eitlen Ruhmes willen,
sondern auf daß die Wahrheit
weitergegeben werde und ihr Licht, worauf
das Heil der Menschheit beruht, heller
erstrahle.“
Wertorientierte Wissenschaft
Erneuerung oder zu Ende führen der
Aufklärung
Das sektorale Verfügungs- oder
Handlungswissen muß der Kontrolle
durch umfassendes, ganzheitliches und
wertbezogenes Orientierungswissen
unterzogen werden
Aus Wissen folgt Verantwortung
Von der Bildung zur Ausbildung
Überbetonung des Verfügungswissens
Wissenschaft tendiert zu
Kommerzialisierung
Verdrängung der Grundlagenforschung
Zwang zu „Schmalspurausbildung“
Wachsende Abhängigkeit von
Wirtschaftsinteressen
Mißbrauch der Wissenschaft zur
Durchsetzung reduktionistischer
Fortschrittskonzepte
„Hat die erste Aufklärung die ungeheuren kognitiven
Leistungspotentiale des menschlichen Verstandes
freigesetzt, so möchte man fast sagen, daß es nun, kaum
mehr als 200 Jahre später, vor allem darauf ankommt,
durch diese zweite Aufklärung ebenso machtvolle
Leitungskräfte urteilender Vernunft zur Geltung kommen zu
lassen, die uns nicht nur die Zwecke verantwortlichen
Lebens – also auch verantwortlichen Forschens und
technischen Entwickelns – deutlich macht, sondern die uns
auch dabei hilft, die richtigen Mittel und Wege zu ihrer
Erreichung zu wählen und Irrwege oder Sackgassen zu
vermeiden.“
Hubert Markl
Nachhaltige Universitäten?
Kopernikus University Charta
for sustainable development
Netzwerk für eine umweltgerechte
Entwicklung der Universitäten
Energieeffiziente Universitäten
Umweltfreundliche Beschaffung
Schwerpunktthemen (z.B. Klima)
Kopernikus University Charta for
sustainable development
•
•
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•
•
•
•
•
•
•
Selbstverpflichtung der Hochschulen
Umweltethik
Weiterbildung der Beschäftigten
Programme zur Umweltbildung
Interdisziplinarität
Vermittlung von Wissen
Netzwerkbildung
Partnerschaften
Weiterbildung
Technologietransfer
Bis August 2002 haben folgende
österreichische Universitäten diese
Selbstverpflichtungserklärung unterzeichnet:
Karl-Franzens-Universität, Graz
Leopold-Franzens-Universität, Innsbruck
Universität Klagenfurt
Johannes-Kepler-Universität, Linz
Universität Wien
Universität für Bodenkultur, Wien
Universität für Musik und Darstellende Kunst,
Wien
Veterinärmedizinische Universität, Wien
Bildung ist notwendiger denn je
Orientierungswissen als Voraussetzung
ganzheitlicher, urteilender Vernunft
Anerkennung der Ökologie als
unabdingbare umfassende
Systemwissenschaft
Industrieunabhängige Risikoforschung
(z.B. Atomenergie, Gentechnik…)
Atomkraft hat sich nicht bewährt
Tschernobyl
und die Folgen
Der größte Industrieunfall der Geschichte
26. April 1986
Blick aus dem
Hubschrauber
Blick aus dem Hubschrauber
Ein Reaktor ist explodiert
Der Kontrollraum, von dem die Katastrophe ausgelöst wurde
Zeitlicher Ablauf
26. April 1986
01:23:00 Uhr: Start eines Tests im Block IV
des Kernkraftwerkes
01:23:40 Uhr: Die Notabschaltung misslingt
01:23:48 Uhr: Der Reaktor explodiert; radioaktives Material wird herausgeschleudert.
Graphitbrand
28. April 1986
21:00:00 Uhr: Die sowjetische
Nachrichtenagentur TASS berichtet erstmals
über den Reaktorunfall
Die Stadt Pripyat
Die Folgen sind vielschichtig
Notfallmaßnahmen
Evakuierungen, Umsiedelungen
Kurzfristige Folgen für die Gesundheit
Überregionale radioaktive Verseuchung
Folgen für Landwirtschaft und Ernährung
Langzeitfolgen für die Gesundheit
Folgen auf die Einstellung zur Atomkraft
Folgen für die Energiepolitik
Notfallmaßnahmen
Höchster Befehl, den Schaden so rasch wie
möglich zu beheben und die Stromproduktion
wieder aufzunehmen.
Versuche, den Graphitbrand zu löschen.
Versuche, eine weitere Kettenreaktion zu
verhindern (Abwurf von Borverbindungen,
etc.).
Übereilte Maßnahmen, den Strahlenpegel
rund um die Reakrtorruine zu senken.
Tausende Experten und 600.000 - 860.000
junge Männer (sog. Liquidatoren) werden zu
Aufräumarbeiten zwangsverpflichtet.
Die ersten
Maßnahmen
Zwei Männer säubern ein
Löschfahrzeug
Quelle: Tschernobyl Interinform
Die Werksfeuerwehr versucht zu löschen
Bis 5. Mai: 4200 Tonnen Blei und Sand
werden über dem Reaktor abgeworfen
6. Mai: Brand und radioaktive Emissionen
sind unter Kontrolle
Evakuierung der Stadt Pripyat
Die Evakuierung erfolgt erst nach 1 1/2 Tagen
Die Evakuierung wird offiziell als befristet (auf wenige
Tage) bezeichnet.
Haustiere und Eigentum werden zurückgelassen.
Die Stadt wird professionell ausgeplündert.
Verseuchte PKW – radioaktiver Schrott
Die 30 km Zone wird geräumt
Dörfer werden abgesiedelt
Ernte, die niemand will
Der rote Wald von Tschernobyl
Wissenschaftler des Kurchatov Instituts
V. A. Legasov, 2. von links
Militärischer Einsatz Juni 1986
Die Liquidatoren
Der „Elephantenfuß“
Der Sarkophag
Baustelle
Fertiggestellt, im Winter 1987
Das Innere des Sarkophags
Die tote Stadt Pripyat im Sommer 1987
Ausmaß starker radioaktiver
Verseuchung
•Kontaminierte Gebiete:
• Weißrussland: 30 Prozent
• Ukraine: 7 Prozent
• Russland: 1,6 Prozent des europäischen Teils
• Insgesamt sind 162.000 km2 verseucht
•Neun Millionen Menschen sind betroffen
• 400.000 verlieren ihre Häuser und Wohnungen
Wechselnde Windverhältnisse verteilen die radioaktive Wolke über ganz Europa
In Deutschland werden v. a. Landstriche in Südost-Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg und
Berlin verseucht, in Österreich Teile von Salzburg und Oberösterreich
Quelle: UNESCEAR Report, New York 2000; Annex J.
26. April 00.00 Uhr
27. April 12.00 Uhr
27. April 00.00 Uhr
29. April 00.00 Uhr
Die Wolke
von
Tschernobyl
26.4. –
4.5.1986
Bodenbelastung (Cs 137)
Bodenbelastung (Cs 137)
Folgen in Österreich
Große regionale Unterschiede der
Verseuchung
Weideverbot im Grünland
Vernichtung von Lebensmitteln
Maßnahmen gegen Kontamination
(z.B. Warnung vor Spielen in
Sandkisten)
Das Dilemma der Information der
Öffentlichkeit:
„Panikmache oder Beschwichtigung?“
Die Menschen sind verschieden:
Informationen, die unbekümmerte Leute
problembewußt machen, verursachen bei
besorgten Menschen Panikstimmung.
Daher tendiert offizielle Information zur
Verharmlosung, nicht zuletzt, weil
Maßnahmen zur Schadensverringerung
teuer, kompliziert und zugleich
unzulänglich sind.
Die „Umwertung aller Werte“
Frischgemüse: Vorsicht!
Tiefkühlware, Konserven: Unbedenklich
Heimisches Obst: Vorsicht!
Importware aus Südafrika: Empfehlenswert
Fleisch vom Biobauern: Vorsicht!
Fleisch aus Massentierhaltung mit Importfutter
gefüttert: Unbedenklich.
Vollkornbrot: Bedenklich, weil das ganze Korn,
oberflächlich kontaminiert war, darin enthalten ist.
Weißbrot: Unbedenklich, weil Randzonen des
Getreidekorns entfernt sind.
Biologische Landwirtschaft wird
besonders geschädigt
Ihre Kunden sind überdurchschnittlich
gesundheitsbewußt.
Ihre Produkte wurden besonders belastet, weil
die Futtermittel aus eigenem Anbau stammen.
Folgen in Weißrußland
Jahrelang werden rund 20 % des
Staatshaushalts zur Milderung der
Strahlenbelastung ausgegeben.
-Kalidünger, um Radiocäsium-Aufnahme zu
verringern.
-Umsiedelungen, für die es an Mitteln fehlt.
Vielfältige Gesundheitsschäden
-Das medizinische System ist überfordert
Die Behörden sind überfordert
Als einige Jahre nach der Katastrophe
abgesiedelte Menschen, deren
Lebensbedingungen sehr schlecht waren,
wieder in ihre verlassenen Dörfer
zurückkehrten, ließ die Regierung, die
dagegen machtlos war, verlauten, es
bestünde keine Gefahr mehr in den
Dörfern.
Das verstärkte die Rückbesiedelung und
erhöhte wieder die Strahlenbelastung.
Eine wenig beachtete Folge
Das Volk der Sami (Lappen) ist schwer betroffen.
Ihre wesentliche Nahrungsbasis, die Rentiere
waren stark radioaktiv verseucht.
Ein Teil davon wurde getötet und mußte als
radioaktiver Abfall „entsorgt“ werden.
Ein Großteil der Tiere muß wochenlang vor der
Schlachtung mit strahlenfreiem gekauftem Futter
versorgt werden.
Aus einem freien Volk ist ein politisch abhängiger
Subventionsempfänger geworden.
Impressionen aus Pripyat 2005
Impressionen aus Pripyat
Ein Kindergarten
Das einstige Theater
Eine Schule in Pripyat 2005
Ein Friedhof verseuchter Fahrzeuge
Kontaminierte Hubschrauber
Erwachsene
2000
34
43
51
1998
23
90
19
82
17
627
3
6
58
545
1996
1995
510
1995
1994
539
1994
1992
66
1991
3 1990
28
1989
6
1997
1996
1993
79
Schilddrüsenkrebs bei Kindern
1998
1997
18
84
1999
702
26
66
2000
785
1999
36
54
816
3 1988
2
1987
2
2
1986
491
1993
393
1992
295
1991
259
1990
213
1989
210
1988
189
155
1986
148
1985
139
1984
136
1983
1982
131
1982
1981
132
1981
1980
127
1980
1985
1984
1983
1979
1978
101 1979
97 1978
122
1977
122
1976
1977
10
20
30
40
50
60
80
70
90
1976
Schilddrüsenkrebsfälle
100
1987
Quelle: Otto Hug Strahleninstitut 2002
62
2001
Schilddrüsenkrebs bei Erwachsenen
Kinder
Jugendliche
2001
13
Schilddrüsenkrebsfälle
Folgen für die Gesundheit - Schilddrüsenkrebs
75
Folgen für die Gesundheit:
Gering oder schwerwiegend?
Offizielle Zahlen der IAEO
• Weniger als 50 Tote bis Mitte 2005
• Ca. 4000 Fälle von Schilddrüsenkrebs v.
a. bei Kindern und Jugendlichen; davon
bis jetzt 9 Todesfälle; Überlebensrate liegt
bei 99% (bei westlichen
Behandlungsstandards)
• Kein Beweis für den Anstieg von
Fehlbildungen und Unfruchtbarkeit oder
von Leukämie und anderen Krebsarten, in
Zusammenhang mit dem Reaktorunfall
• Insgesamt werden möglicherweise
zukünftig bis zu 4.000 Menschen infolge
des Reaktorunfalls sterben
• Die Akte Tschernobyl kann geschlossen
werden: Armut, ungesunde Lebensweise
und Psychische Krankheiten stellen ein
viel größeres Problem dar als die
Verstrahlung
•
Quelle: Tschernobyl-Forum-Report Sept. 2005
Zahlen anderer offizieller Stellen
• Bisher 25.000 Tote von insg. 800.000 Liquidatoren
(Quelle: staatl. Stellen der 3 betroffenen Staaten)
• 94 Prozent der Liquidatoren sind heute krank
(Quelle: Ukrainische Botschaft 2005)
• 84 % der 3 Mio. Menschen, die in der Ukraine
radioaktiver Strahlung ausgesetzt waren, sind
krank (Quelle: ukrainische Agentur Tschernobyl
Interinforum)
• Nach den Daten des weißrussischen
Krebsregisters hat sich die Krebsrate in der
Bevölkerung seit Tschernobyl um 40 Prozent
erhöht
• Eine Arbeitsgruppe der WHO rechnet in den
nächsten 30–50 Jahren mit 50.000 Fällen von
Schilddrüsenkrebs bei Menschen, die zum
Zeitpunkt des Unglücks 0-4 Jahre alt waren
Folgen für die Gesundheit - Die
IPPNW/GFS-Studie
Liquidatoren
Mehrere 100.000 Liquidatoren sind strahlenbedingt erkrankt
Mehrere 10.000 Liquidatoren sind strahlenbedingt gestorben
Schilddrüsenkrebs
Bis heute gibt es weit mehr als 10.000 Schilddrüsenkrebserkrankte in der Normalbevölkerung
Weit über 50.000 Menschen werden in Zukunft an
Schilddrüsenkrebs erkranken
Fehlbildungen
In Europa gab es 10.000 schwerwiegende zusätzliche
Fälle von Fehlbildungen
Säuglingssterblichkeit
Europaweit gab es 5.000 zusätzliche Todesfälle bei Säuglingen
Quelle: IPPNW u. Gesellschaft für Strahlenschutz:
Gesundheitliche Folgen von Tschernobyl, 20 Jahre nach der Reaktorkatastrophe, 2006
Eine umfassende Studie über die
Folgen der Reaktorkatastrophe
http://www.greenpeace.org/
international/press/reports/
chernobylhealthreport
Was steckt hinter der Verharmlosung der
Strahlengefahren?
Es ist die mit allen Mitteln geschaffene und
aufrecht erhaltene Wirklichkeit, in der die
professionellen Atomkraftbefürworter leben.
Es ist nicht zu erwarten, daß sie sich und
der Öffentlichkeit eingestehen, „Beihilfe zur
fahrlässigen Masseninvalidisierung und –
tötung“ zu leisten.
Auskunft eines Juristen:
Schuldhaftes Verhalten ist gegeben,
wenn jemand eine Gefahr „billigend in
Kauf nimmt“.
Was waren die Lehren aus Tschernobyl?
• Atomkraft birgt ein ungeheures
Katastrophenpotential und im Ernstfall sind
die Menschen hilflos.
• In demokratischen Ländern mit Atomkraft
plädierten Mehrheiten für einen Ausstieg, der
z.B. in Italien vollzogen wurde.
• Die „Betreiber“ haben diese Lehre nicht
gezogen. Zu sehr sind sie Gefangene ihres
Systems. Sie haben nur die Propaganda
etwas angepaßt.
Argumente der Betreiber
Ein Unfall wie in Tschernobyl kann im
Westen wegen unterschiedlicher
Konstruktion nicht passieren.
Die Folgen der Katastrophe sind geringer
als zu erwarten war.
Die Akte Tschernobyl kann geschlossen
werden.
Atomkraft ist notwendig, um CO2Emissionen zu reduzieren
Die vier buddhistischen
Wahrheiten:
Die Wahrheit vom menschlichen Leiden
Die Wahrheit von den Ursachen des
Leidens
Die Wahrheit vom Ende des
menschlichen Leidens
Die Wahrheit vom Weg zum Ende des
menschlichen
Leidens
Die buddhistischen Wahrheiten
und ihre Entsprechung
in der Umweltkrise
Erkennen der ökologischen,
gesellschaftlichen und ethischen Krise
Suche nach den Wurzeln der Krise
Suche nach möglichen Alternativen
Die Wege zu ihrer Verwirklichung
bereiten
Die Umweltkrise und ihre Symptome
in der Ökosphäre
Zerstörung von Naturlandschaften durch zivilisatorische
Expansion
Artensterben
Ressourcenverschleiß (Verwandlung erschöpflicher
Rohstoffe in Abfälle und Schadstoffe)
Vergiftung von Luft, Wasser und Böden
Raubbauwirtschaft, Wüstenbildung
Überforderung der Selbstreinigungsprozesse in der
Biosphäre
Ozonabbau in der Stratosphäre
anthropogener Treibhauseffekt
Luft- Wasser- Bodenvergiftung
Die Umweltkrise und ihre Symptome
in der Anthroposphäre
Übervölkerung
Wachsende Kluft zwischen Armen und Reichen.
Hunger, Elend nehmen zu
Abbau des „Menschlichen“
Primat des Profitdenkens
„Kommerzmachiavellismus“
Verteilungskämpfe um Ressourcen (z.B.
Wasser) verschärfen sich
Menschheitsbedrohende Waffensysteme
werden weiterentwickelt
Bevölkerung
7000
6000
5000
Millionen
4000
3000
2000
Die
Verdopplungszeiten
nehmen ab
1000
0
1650
1750
1850
Jahre
1950
Bevölkerungswachstum der letzten 2 Jahrtausende
?
10
5
Aufstieg des Islam
Fall Roms
1
Pest
Beginn der Kreuzzüge
500
1000
1500
Milliarden Menschen
Industrielle Revolution
2000
"Die Bevölkerungsexplosion, als planetarisches
Stoffwechselproblem gesehen, nimmt dem
Wohlstandsstreben das Heft aus der Hand und
wird eine verarmende Menschheit um des
nackten Überlebens willen zu dem zwingen, was
sie um des Glückes willen tun oder lassen konnte:
Zur immer rücksichtsloseren Plünderung des
Planeten, bis dieser ein Machtwort spricht und
sich der Überforderung versagt. Welches
Massensterben und Massenmorden eine solche
Situation ,rette sich wer kann´ begleiten werden,
spottet der Vorstellung. Die so lange durch Kunst
hintangehaltenen Gleichgewichtsgesetze der
Ökologie, die im Naturzustand das
Überhandnehmen jeder einzelnen Art verhindern,
werden ihr um so schrecklicheres Recht fordern,
gerade wenn man ihnen das Extrem ihrer
Toleranz abgetrotzt hat. Wie danach ein
Menschheitsrest auf verödeter Erde neu beginnen
mag, entzieht sich aller Spekulation."
Biomassen in Mt C
Wildlebende Landwirbeltiere
<5
Mensch
40
Haus- Nutztiere
100-120
Quelle: Vaclav Smil (2002) The earth´s biosphere. MIT Press
Die derzeitige Situation
Das bedeutet, daß die Menschen und
ihre Haus- und Nutztiere
mehr als 96%
der Biomasse aller Landwirbeltiere
ausmachen.
Der ökologische Fußabdruck
Der ökologische Fußabdruck
Fußabdruck der Reichsten
Fußabdruck der Ärmsten
Erdölfunde und -verbrauch
Milliarden Barrel pro Jahr
40
Technisch mögliche Ölförderung
35
Tatsächliche Ölförderung
(Entwicklung und Prognose)
30
25
20
15
10
5
0
1930 1940
1950 1960
1970 1980 1990 2000 2010 2020
Jährliche Erdölfunde (Zehnjahresmittel)
Time to midpoint for various major oil producing nations
Wurzeln der Umweltkrise
Ursachen in der biologischen „Grundausstattung“
Triebhaftes Verhalten à Bevölkerungsdruck
Streben nach Macht und Prestige
Freibeutermentalität
Überzogene Ansprüche und der Hang zu Bequemlichkeit
Konsum als Ersatzbefriedigung
Ethnozentrismus, Anthropozentrismus
Lineares Denken
Bereitschaft zum Gehorsam
Konformismus
Vernunft vs. Gefühl
Der Mensch ist viel weniger „Vernunftwesen“ und viel mehr
gefühl- und triebbestimmt, als gewöhnlich angenommen
wird. Der instinktive Unterbau des „Humanen“ ist stark und
dominiert nicht selten die Vernunft.
Aus der Verhaltensforschung und der Psychoanalyse
wissen wir, dass das Ausleben von Trieben lustbetonter
Selbstzweck ist, das Unterdrücken hingegen Frustration
bedeutet und Kraft kostet. Eine wesentliche Funktion der
Sexualität beim Menschen ist die Paarbindung, die
Voraussetzung für die Geborgenheit des Nachwuchses ist.
Wurzeln der Umweltkrise
Sekundäre Ursachen
Gesellschaftliche Unterdrückung der Frauen
Naturwissenschaft & Technik (Reduktionismus)
und der technokratische Machbarkeitswahn
Künstliche „Systemzwänge“ (falsche
Spielregeln)
Die globale Wettkampfökonomie und der
ökonomische Fundamentalismus
Die Dinge sind zu groß, zu kompliziert, zu teuer
und zu „gewalttätig“ geworden
(E.F. Schumacher)
Abbau der Autonomie, Aufgabe der Freiheit zur
Verantwortung
Die unglückliche Rolle der Katholischen Kirche
Horst Haitzinger
"Erst ging es um den Schutz der
Mitmenschen vor Naturkatastrophen, allerlei
Nöten und Krankheiten, und vor den
Feinden. Da wurden eine Menge Probleme
gelöst. Und heute geht es vor allem um all
die Probleme, die durch solche Lösungen
neu erzeugt wurden. Die durch
Problemlösung erzeugten Probleme
wachsen uns über den Kopf.“
Peter Kafka
Problemmultiplikatoren
Formen der Technik, die einen
Rattenschwanz neuer Probleme schaffen.
Es handelt sich dabei meist um Probleme,
die außerhalb der Fachkompetenz der
Spezialisten liegen, die diese Technik
vorantreiben.
Der Assuanstaudamm
Fläche: 5 000 km2, Volumen: 164 Mrd. m3
Die Zielsetzung:
Stromerzeugung: 10 Mrd. kWh/Jahr
Wasser für Bewässerungsprojekte
Unbeabsichtigte Folgen:
Stärkere Versickerung als erwartet
Ausbleiben der jährlichen Überschwemmung
Schlamm setzt sich im Stausee ab (90 Mio.
t/Jahr)
Unterhalb des Staudamms klares,
nährstoffarmes Wasser
Fehlen des fruchtbaren Nilschlamms auch als
Baumaterial
Ufererosion, Versalzung
Das Nildelta wächst nicht weiter, es wird zur
Salzwüste
Verarmung der Küstenfischerei
In Oberägypten Ausbreitung der Bilharziose
Der Harte und der Sanfte Weg in der
Energiewirtschaft
Nicht zukunftsfähig
Verteilungskämpfe,
Ressourcenerschöpfung
Umweltzerstörung
Hohe Kosten
Störanfällig
Öl, Kohle, Gas, Atomkraft
Energieverbrauch steigt
Mehr Energiedienstleistungen
(erneuerbare Energien reichen
nicht)
Aufbringungsorientiert
Zukunftsfähig
Umwelt- und sozialverträglich
Solare Energiesysteme
Bedarfsenkung,
Effizienzsteigerung
(Mehr)
Energiedienstleistungen
Verbraucherorientiert
Energiewende
Heute
Beherrscher
Überlegenheit begründet
(Verfügungs)rechte.
Der Mensch steht außerhalb der
Natur. Die Natur ist für den
Menschen da.
Anthropozentrische Verengung
der Ethik.
Technokratische Grundhaltung,
Machtdenken, Ausbeutung (nicht
nur der Natur).
Glaube an die Allmacht von
Wissenschaft und Technik.
Lineares, reduktionistisches
Denken.
Überzogene Ansprüche.
Glaube an den „Endsieg“ der
Technik über die Natur.
oder Defätismus, Resignation.
Bewahrer
Überlegenheit begründet
(Fürsorge)pflichten.
Der Mensch wird als Teil der Natur
gesehen.
Der Mensch hat Verpflichtungen
gegenüber der Natur.
Ethik der Mitgeschöpflichkeit,
Ehrfurcht vor dem Leben.
Solidarische Grundhaltung,
Kooperation.
Erkenntnis der hohen Komplexität
und Verletzlichkeit der Biosphäre.
Vernetztes, ganzheitliches Denken.
Anspruchsvoll in den wesentlichen
Dingen.
Einsicht, daß die Natur immer
„recht“ hat.
„Die dauerhafte Wirtschaft muß
ausschließlich auf die regelmäßige
Benutzung der jährlichen
Strahlungsenergie gegründet werden“
Wilhelm Ostwald 1909
(»Energetische Grundlagen der Kulturwissenschaft«)
Problemmultiplikator Atomkraft
Umweltverseuchung bereits bei der Urangewinnung
Genocid an indigenen Völkern
Gesundheitsschäden durch „Niedrigstrahlung“ (Krebs,
Leukämie, Mißbildungen und Erbkrankheiten in den
Folgegenerationen)
Katastrophenpotential kerntechnischer Anlagen
Notwendigkeit von Alarmplänen und Katastrophenvorsorge
(die nie ausreichen)
Überforderung personeller Ressourcen
unlösbare Abfallprobleme
Verflechtung mit der Atomrüstung
die „Plutoniumproblematik“ der „Atomstaat“
exorbitante Kosten (auch Folgekosten)
Behinderung umwelt- und sozialverträglicher Alternativen
Kernkraft und ethische Fragen
Darf man bei Abwesenheit eines Schwellenwertes der
Schädigung Grenzwerte der Strahlenbelastung
festsetzen ?
Wie gehen wir mit dem Problem „anonymer“
Gesundheitsschädigung um ?
Ist die natürliche Strahlung eine Rechtfertigung
zusätzlicher künstlicher ?
Sind Schaden – Nutzen – Abwägungen akzeptabel,
wenn der „Nutzen“ heute, die Schäden aber in weiterer
Zukunft zu erwarten sind ?
Wie sicher ist „sicher“ ? (Das „Restrisiko“)
Dürfen wir künftig lebenden Menschen Pflichten
aufbürden (Kontrolle über Atommüll)?
Ionisierende
Strahlung ist
einem Hagel
winziger
Geschosse
vergleichbar
Es gibt keine Strahlendosis ohne
Wirkung
Bei niedriger Dosisleistung wird die Strahlung
nicht „schwächer“, sondern die energiereichen
Teilchen „seltener“.
Jedes einzelne Alphateilchen, schnelle Elektron
(Betateilchen), jeder Gammaquant überträgt
aber ein Vielfaches der Energie, die zu einer
molekularen Veränderung erforderlich ist.
Daher ist die Zahl von „Eintreffer-Ereignissen“
der Dosis (ohne Schwellenwert) proportional.
Dosis / Wirkung bei Punkt- und
Chromosomenmutationen
Der Effekt ist unabhängig von
der Dosisleistung
“The lowest dose of
ionizing radiation is one
nuclear track through
one cell. You can't
have a fraction of a
dose of that sort. Either
a track goes through
the nucleus and affects
it, or it doesn't”.
John W. Gofman
„Es braucht nur einen kleinen Zufall, ein
Atom am falschen Platz, um dich zu
verderben, um dich zu erniedrigen, um dir
deinen Verstand zu nehmen, auf den du so
stolz bist.“
(Aus dem „Système de la nature“, erschienen 1770 von einem
anonymen Verfasser, wahrscheinlich Baron Holbach)
Die wichtigste Rolle des Staates
"..so ist es vor allem Aufgabe des Staates, die
Verantwortung für die Nebenfolgen zu tragen, zu definieren
und zu verteilen. Ja dies ist seine wichtigste Aufgabe
überhaupt. Für den Staat gilt nicht, wie für das Individuum,
daß das Handeln nur durch partielle Blindheit gegen
entferntere Folgen ermöglicht wird. Der Staat hat, im
Unterschied zum Individuum, die Pflicht, so weit zu sehen,
wie es unter Zuhilfenahme aller in einer bestimmten
Epoche zur Verfügung stehenden Mittel möglich ist.
Gerade deshalb kann er sich selbst nicht, ohne seine
eigentliche Aufgabe zu verfehlen, als Verwirklicher von
"Zielen", von "Programmen" verstehen wollen. Er kann
seiner primären Aufgabe, die unerwünschten Nebenfolgen
menschlicher Zweckhandlungen zu neutralisieren, nur
genügen, wenn er nicht selbst als der größte Realisierer
von Zwecken auch die größten, und dann von niemandem
mehr kontrollierten Nebenfolgen produziert".
Technische Eingriffe in die
Natur als Problem der
politischen Ethik.
Scheidewege 9, 476-497, 1979
Robert Spaemann
„Die Entfesselung radioaktiver Strahlung schafft
einen Umstand, der durch keinerlei spätere
Entscheidung ungeschehen gemacht werden
kann.
Die kommenden Generationen haben das Faktum
als ein unveränderbares und als solches
unfruchtbares Datum in ihr Leben aufzunehmen.
Wer sich mit diesen künftigen Generationen in
einer geschichtlichen Solidarität weiß, kann daher
einen solchen Mehrheitsentscheid nicht einfach
akzeptieren, weil er ihn als Überschreitung der
Kompetenz einer Mehrheit betrachten muß, die
doch gegenüber den Betroffenen stets in der
Minderheit bleibt.“
Robert Spaemann 1979
„Die zivile und die militärische
Atomindustrie
sind Siamesische Zwillinge!“
Hannes Alfvén
(Nobelpreisträger)
Hier geht es weiter
Betroffene von Industrie-Unfällen
Betroffene ersten Grades
- direkt ins Unfallgeschehen verwickelte
Arbeiter
Betroffene zweiten Grades
- indirekt betroffene Werksangehörige
Betroffene dritten Grades
- geschädigte Anrainer der Industrieanlage
Betroffene vierten Grades
- Geschädigte in Folgegenerationen
Problemmultiplikator industrielle Landwirtschaft
Unterbrechung der Stoffkreisläufe
Abhängigkeit von Erdöl
Abhängigkeit von Phosphaten
Teure Großmaschinen
Ausräumen der Landschaft
Landschaft wird häßlich
Artenschwund
Bodenverdichtung
Humusverluste
Bodenerosion
Dünger & Pestizide im Grundwasser
„Bauernsterben“
Verlust angepaßter Sorten und Nutztierrassen
Überschüsse
Exporte schädigen nachhaltige Landwirtschaft in Zielländern
Getreide als Instrument der Disziplinierung
Industrielle Landwirtschaft ist nicht zukunftsfähig
Hauptursachen des Artensterbens
Zerstörung von Lebensräumen
Fragmentierung von Lebensräumen
Biozideinsatz und Raubbau
(Jagd, Fischerei)
Faunen- Florenverfälschung mit invasiven
Arten
Sekundäre Effekte, „Dominoeffekt“
Die „Grüne Revolution“
Hunger in der Welt erfordert Maximalerträge und dazu die
Industrialisierung der Landwirtschaft
Große Monokulturen
Hochleistungssorten (cash crops)
Mechanisierung mit modernsten
Großmaschinen
Massiver Einsatz von Agrochemikalien (Dünger,
Pestizide)
künstliche Bewässerung
Folgen der „Grünen Revolution“
Die ökologischen Folgen:
Schädlingskalamitäten, Bodenzerstörung
Die sozialen Folgen:
Zerstörung der agrarischen Gesellschaft, Landflucht,
Slumbildung, Hunger, Elend
Die ökonomischen Folgen:
Hohe Kosten, wachsende Abhängigkeit von
Agrokonzernen, zunehmende Verschuldung
Fazit: Scheitern auf allen Linien
Hilfsenergie pro Lebensmittelenergie
(nach Steinhart & Steinhart (1974) Science 184)
Der ökonomische
Fundamentalismus
Der Glaube an die „unsichtbare Hand“
(des Adam Smith), die dafür sorgt, daß
Egoismus und Raffgier das allgemeine Wohl
vermehrt
"the business of business is
business"
Milton Friedman, "The social
responsibility of business is to
increase its profits,"
New York Times Magazine,
September 13, 1970.
Umweltschutz und Politik
„Auf dem schmalen Grat des Überlebens
zwischen verschiedenen Alternativen des
Untergangs verändert sich der Begriff der
Politik. Politik kann heute nur noch als die
Kunst verstanden werden, die Existenz der
Menschen in einer gefährdeten Welt zu
sichern. Sie ist die Kunst, Vernunft zu
realisieren.“
Georg Picht 1971
Die Suche nach möglichen
Alternativen
Mensch und Erde
Rede am Hohen Meissner 1913
Ludwig Klages 1872-1956
Psychologe, Begründer
der wissenschaftlichen Graphologie
Natur- und Umweltschutz in Österreich
1872 Rettung des Wienerwaldes durch Joseph Schöffel
Peter Rosegger tritt für Naturschutz ein
1913 Österreichischer Naturschutzbund wird gegründet
1952 Rettung der Krimmler Wasserfälle
1971 Brücke über den Neusiedlersee zw. Mörbisch und Illmitz
verhindert
Erste Kundgebungen gegen Atomkraft markieren den Anfang
der Österreichischen Ökologiebewegung
1974/75
AKW-Projekt Stein-St.Pantaleon verhindert
1978 5. November Volksabstimmung Zwentendorf
1982 Kamp-Kraftwerke Rosenburg und Steinegg verhindert
1984 Ereignisse um das Kraftwerk Hainburg
1997 Gentechnik-Volksbegehren
Ein altes Paradigma der
„Entwicklungshilfe“
Entwicklung = Wirtschaftswachstum
Wirtschaftswachstum =
Energieverbrauchs-Wachstum
Energieverbrauchs-Wachstum =
Elektrizitätswachstum
Elektrizitätswachstum = Kernenergie
Amulya Reddy, indischer Physiker
„Diese Kette stimmt
in keinem Glied.
Entwicklung ist die
Verbesserung der
Lebensbedingungen
der Ärmsten.“
(Salzburg Conference for a Non
Nuclear Future 1977)
Small is beautiful
Die Dinge haben sich
vom Maß des
Menschen entfernt.
Sie sind
zu groß
zu kompliziert
zu teuer und
zu „gewalttätig“
geworden
Ernst Friedrich Schumacher
Merkmale „Sanfter“ Technik
Technik nach
Menschenmaß
klein, einfach
überschaubar
fehlerfreundlich
umweltverträglich
billig
Sanfte Technik
Der hydraulische Widder
Energiedienstleistung Hochpumpen von Wasser
Der hydraulische
Widder
Dieses Modell pumpt
Wasser
300 Meter hoch.
Nach 20 Jahren
Betrieb mußte ein
Gummiplättchen
ausgetauscht werden
Kochkiste
Effiziente
Herde
Modern Stoves for all
einfache Herstellung
billig
moderne Verbrennungstechnik (Sekundärluft)
kein Rauch, kein Ruß
hohe Effizienz
ressourcensparend und
damit umweltschonend
Entlastung der Frauen
Einfacher Bau
Eine Schalung bestimmt
die äußere Gestalt.
Der Ofen wird aus
Lehm, der mit StrohHäcksel abgemischt ist,
geformt.
Stäbe als Platzhalter für
die Sekundärluftkanäle.
Einfache Formen
Die Heubox
zum Garen von Getreide oder
Hülsenfrüchten
und zum Warmhalten der
Speisen
Modern Stoves for all
Rindermist: Brennstoff oder Dünger?
Biogas in China
Biogas in China
Gesellschaftliche Kontrolle der Technik
Vergleichende Technikbewertung im
Gesamtzusammenhang der ökologischgesellschaftlichen Entwicklung)
Erarbeitung von Zielvorstellungen mit
breitem Basiskonsens
(Technikentwicklung im Interesse der
Menschen, nicht der Konzerne)
Verwirklichung der Zielvorstellungen mit
demokratischen Instrumenten
Technik und Verantwortung
Potentiell folgenschwere Vorhaben sind
nicht auf Grund von Teilaspekten zu
rechtfertigen
Es ist eine Bewertung im
Gesamtzusammenhang der ökologischgesellschaftlichen Entwicklung erforderlich
Das Sicherheitsprinzip und das
Vorsorgeprinzip sind anzuwenden
Bewertungskriterien für Technik
Technik nach dem Maße des Menschen
Technik als Werkzeug
Überschaubarkeit
Fehlertoleranz
Flexibilität
Möglichkeiten des Mißbrauchs
Umwelt- und Sozialverträglichkeit
Das entscheidende
Bewertungskriterium
Wie paßt eine Technik bzw. Innovation
in eine zukunftsverträgliche
Entwicklung?
Ist sie förderlich?
behindernd?
neutral dazu?
Maßnahmen der Bedarfssenkung als „Lösungsmultiplikator“
Sie senken die Energiekosten der Verbraucher. Das ist vor allem
längerfristig von Bedeutung, denn die fossilen Energieträger werden mit
ihrer Verknappung immer teurer.
Energieeinsparung bedeutet Umweltentlastung.
Die Auslandsabhängigkeit (von Öl und Kohle) wird verringert.
Die Zahlungsbilanz wird entlastet.
Die Versorgungssicherheit wird verbessert.
Senkung des Energiebedarfs ist ein Beitrag zur Erhöhung der
Krisensicherheit.
Investitionen zur rationellen Energieverwendung bedeuten eine Belebung
der Wirtschaft mit sinnvollen Aufgaben.
Sie verbessern die Konkurrenzfähigkeit der Wirtschaft.
Sie bewirken eine dezentrale Verbesserung der Wirtschaftsstruktur und
leisten damit einen Beitrag zur Regionalentwicklung. Das bringt weitere
positive Effekte mit sich, wie z.B. Verringerung der Zwangsmobilität.
Sie sind eine unabdingbare Voraussetzung einer „zukunftsfähigen
Entwicklung„.
Sie verringern die internationalen Spannungen und Verteilungskonflikte um
Ressourcen.
Sie entsprechen der ethischen Forderung des Maßhaltens und dem Gebot
der Solidarität mit der Nachwelt.
Sie wirken in Richtung Abbau struktureller Macht.
(das ist gleichzeitig eines der wirksamsten Hemmnisse ihrer
Verwirklichung).
Lösungsmultiplikator
Ökologische Landwirtschaft
Wirtschaften „mit der Natur“
(hohes bäuerliches Berufsethos)
geschlossene Stoffströme
Senkung des Energieaufwandes
fremdstoffarme, gesunde Produkte
kleinräumige, schöne Kulturlandschaft
auch als Basis für Erholung undTourismus
naturschutzkonform, umweltverträglich
nachhaltig
Sustainability
The World Commission on Environment &
Development 1987 defined "sustainable
development" as:
"development that meets the needes of the
present without compromising the abilities of
the future generations to meet their own
needs"
Zukunftsfähige Entwicklung
(sustainable development)
Die Weltkommission für Umwelt und
Entwicklung definierte 1987 "sustainable
development" als:
„Entwicklung, die den Bedürfnissen der
Gegenwart gerecht wird, ohne die
Möglichkeiten künftiger Generationen zu
beeinträchtigen, ihre eigenen Bedürfnisse zu
befriedigen“
Zukunftsfähige Entwicklung
als internationaler ethischer Grundkonsens
Bedürfnisse und Ansprüche
Bedürfnisse haben natürliche Grenzen
Ansprüche lassen sich beliebig steigern
Bis hier 7. Juni
Hemmnisse – persönliche Ebene
Urvertrauen
die „normative Macht des Faktischen“
unterentwickeltes Verantwortungsgefühl
mangelndes Verstehen
Verdrängung
Bequemlichkeit
Egoismus, „soziale Fallen“
Bereitschaft zum Gehorsam, Anpassung
Streben nach Rang und Einfluß
Gewohnheiten
angestammte (angemaßte) Rechte
Konformismus
Resignation vor der Fülle der Aufgaben
Defätismus (Zukunftspessimismus)
Ein Gegensatzpaar
Fanatiker sind Menschen, die das
Realitätsprinzip nicht zur Kenntnis nehmen
und „mit dem Kopf durch die Wand“
wollen.
Zyniker sind häufig enttäuschte Idealisten,
die am Realitätsprinzip gescheitert sind
und nur mehr Hohn und Spott für Leute
übrig haben, die glauben, etwas Positives
bewirken zu können.
Hemmnisse – gesellschaftliche Ebene
Die Konzernlastigkeit und Kurzsichtigkeit der Politik.
falsche „Spielregeln“ (z.B. das Finanz- und
Steuersystem).
ökologisch falsches Verhalten ist kurzfristig
vorteilhaft.
Gruppeninteressen (meist versteckt).
Wettbewerbsdenken.
Machtakkumulation.
„soziale Fallen“.
Gewohnheiten, angestammte (angemaßte) Rechte.
Das haben wir immer so gemacht...
Das haben wir nie so gemacht...
Eigentümer-Nutzer-Problematik.
die „normative Macht des Faktischen“.
„...die Dinge sind so kompliziert...“
Konstruktionsfehler im Geldsystem
Die heutige
Geldordnung
begünstigt eine kleine
Minderheit.
Das Geldsystem ist im
Interesse der Mehrheit
der Menschen
grundlegend zu
reformieren.
Helmut Creutz
Hans-Christoph Binswanger
(Schweitzer Ökonom)
„99 Prozent der Menschen sehen das
Geldproblem nicht. Die Wissenschaft sieht
es nicht, die Ökonomie sieht es nicht, sie
erklärt es sogar als »nicht existent«.
Solange wir aber die Geldwirtschaft nicht als
Problem erkennen, ist keine wirkliche
ökologische Wende möglich.“
Silvio Gesell
Sein Hauptwerk: "Die Natürliche Wirtschaftsordnung"
Unmittelbar nach dem Ersten
Weltkrieg traf er 1918 in einem
Leserbrief an die Berliner
Zeitung am Mittag die klare
Voraussage:
"Wenn das heutige
Geldsystem, die Zinswirtschaft
beibehalten wird, so wage ich
es heute schon zu behaupten,
dass es keine 25 Jahre dauern
wird, bis wir vor einem neuen,
noch furchtbareren Krieg
stehen."
Doppelstrategie
Beenden gefährlicher
Fehlentwicklungen
Aufbau zukunftsverträglicher
Alternativen
Notwendig ist eine
„Gesamtalternative“
AKTEURE DER NACHHALTIGKEIT IN
ÖSTERREICH
(Seminarprogramm Sommersemester 2000, Uni Wien)
Gruppe angepaßte Technik (GRAT)
Bundesverband erneuerbare Energie
ARGE Biogas
Klimabündnis
ARGE Erneuerbare Energie
Institut für nachhaltige Entwicklung
Reparaturnetzwerk und Servicezentrum R.U.S.Z.
Ernte für das Leben
Ökoinvest
Und viele andere...
Das intelligenteste
Wesen der Erde
Das reduktionistische Paradigma der Gentechnik
scheitert an der Komplexität des Lebendigen
Die Wirkung eines Gens ist vom gesamten Genom eines
Organismus abhängig. Zu erwarten, ein über Artgrenzen
hinweg transplantiertes Gen hätte im fremden Genom
die gleiche Wirkung, ist naiv.
Die Funktion eines Gens hängt von dessen Position im
Genom ab. Die Gentechnik ist nicht in der Lage, Gene
gezielt zu implantieren. Die Genübertragung gleicht eher
einem Schuß ins Dunkle.
Die Annahme, eine Eigenschaft beruhe auf einem
einzelnen Gen, entspricht nur ausnahmsweise der
Realität.
Die Langzeitfolgen gentechnischer Eingriffe auf höheren
Systemebenen entziehen sich der Vorhersage, sind aber
potentiell folgenschwer.
Genetischer Reduktionismus
Genetisches und epigenetisches Konzept
Das heute immer noch dominierende
genetische Konzept stellt einen
Reduktionismus dar.
Es dient vor allem den
Vermarktungsinteressen der Industrie,
die z.B. Krankheiten auf Einzelgene
zurückführen will und Patentrezepte
verspricht.
Epigenetische Netzwerke sind ein
Hilfsbegriff für die komplexen
Interaktionen der „Umwelt“ (beginnend
vom Zellmilieu) mit den Genen.
Vielfalt als Evolutionspotential
Genetische Vielfalt innerhalb der Sorten
Vielfalt lokal angepaßter Sorten
Vielfalt von Kulturmethoden
Unendlich viele
Kombinationsmöglichkeiten
Beispiele: Ökologischer Gartenbau, Permakultur,
Aquakultur, Feld-Kanal-Wirtschaft.
TECHNISIERUNG vs. ÖKOLOGISIERUNG
Gentechnik in der Landwirtschaft
als verstärkender
„Problemmultiplikator“
Mißachtet und zerstört biologische
Vielfalt und sucht sie zu ersetzen
Aufbau neuer technokratischer
Systemzwänge
Stärkung zentralistischer
Machtstrukturen
Schaffen neuer Risiken (z.B.
Gentechnik zusätzlich zu Chemie)
Belastung der Infrastruktur (Legislative,
Überwachung, Kontrollen,
medizinisches System... )
Beitrag zur Überforderung der
Lösungskapazitäten
Aushöhlung der persönlichen Freiheit
Beitrag zur Destabilisierung des
„Gesamtsystems“
Behinderung zukunftsverträglicher
Entwicklungen
Evolutionspotential wird eingeschränkt
Ökologische Landwirtschaft als
„Lösungsmultiplikator“
Respektiert und bewahrt biologische Vielfalt
als sichere, unersetzliche Lebensbasis
Abbau technokratischer Systemzwänge
Stärkung lokaler Autonomie
Verminderung von Risiken
Entlastung der Infrastruktur
Beitrag zur Verbesserung der
Lösungskapazitäten
Stärkung der persönlichen Freiheit
Beitrag zur Stabilisierung des
„Gesamtsystems“
Förderung zukunftsverträglicher Entwicklungen
Evolutionspotential bleibt bestehen
und wird z.T. sogar erweitert
Umweltethische Erwägung zu
Biolandbau versus „grüne“ Gentechnik
sind nicht kompatibel
Gentechnik schädigt Biolandbau
Güterabwägung ist daher erforderlich
Sicherheits- und Vorsorgeprinzip sind
anzuwenden
Zukunftsfähigkeit hat Vorrang
Daher ist die „grüne Gentechnik“
nicht zuzulassen
Ist ein „Nein“ zur „grünen“ Gentechnik
fortschrittsfeindlich?
Ganz im Gegenteil:
Es ist fortschrittssichernd!
Volks- oder Konzernvertreter?
Am Beispiel des Gentechnik Volksbegehrens
Das Gentechnikvolksbegehren 1997
Mit den Forderungen:
Kein Essen aus dem Genlabor in
Österreich!
Keine Freisetzung gentechnisch
veränderter Organismen in Österreich!
Kein Patent auf Leben!
erreichte 1,226.000 Stimmen
Ergebnisse im parlamentarischen
Ausschuß ?
Keine Ergebnisse im Sinne des VB
Der „Experte“ der Regierungspartei war ein
Industrielobbyist.
Die im Vorfeld des Volksbegehrens
signalisierte Übereinstimmung der
Regierungsparteien mit der 3. Forderung
(Kein Patent auf Leben) wich der
„normativen Macht des Faktischen“
Was können Politiker
bewegen?
Oder:
Das Elend der repräsentativen
Demokratie
Gesellschaftliche Ebenen
und ihr bestimmender Einfluß
Weltanschauung
künftig?
en
(Sittliche Werte)
Vor
Politik
gab
Kultur
Wirtschaft
heute
Macht und Einfluß der Wirtschaft
Wirtschaft ist gut organisiert und verfügt
über gewaltige Geldmittel
Manche transnationale Konzerne
übertreffen das BSP kleinerer Staaten.
Der „militärisch-industrielle Komplex“
Politiker als Marionetten
Einfluß von Wirtschaft und Politik auf die
Kultur: Beispiel Bildung
Dominanz und Akzeptanz des
„Kommerzmacciavellismus“
Public Relations - Strategien
Das „Third party principle“
Die Rolle der „unabhängigen“ Experten.
Akkordierte Medienberichterstattung.
Vorgefertigte Berichte und Videos.
Zurück zur Politik
Politik bedeutet ursprünglich:
Die Gestaltung der Gesellschaft
nach Wertvorstellungen
Umweltpolitik und Recht
Die Rechtswissenschaften werden
bisweilen als die Nachhut des
gesellschaftlichen Fortschritts bezeichnet.
Die derzeitige Grundrechtsbasis bedeutet
einen Freibrief zur Naturausbeutung. Die
Auswirkung ist ökologisch verheerend.
Ein ökologischer Ordnungsrahmen ist
notwendig.
Ein Gutachten von Verfassungsrechtlern
Eine ökologische Verfassungsordnung
In einigen Ländern wurde bereits – wenigstens
ansatzweise – ein ökologischer Ordnungsrahmen für eine
tragfähige Entwicklung eingeführt, etwa in Kanada,
Kalifornien oder in Neuseeland.
Eine ökologische Verfassungsordnung legt dem Staat die
Verpflichtung auf, die Natur und die Lebensgrundlagen
alles Lebendigen um ihrer selbst willen zu schützen.
In Neuseeland wurde 1991 der „Ressource Management
Act“ als allgemein ökonomisches Planungsgesetz für alle
umweltrelevanten öffentlichen und privaten Aktivitäten
eingeführt. Das Gesetz verlangt ein „sustainable
management“, das die „intrinsic values of ecosystems“
berücksichtigt.
Das ökologische Prinzip ist zum
Verfassungsprinzip zu erheben
In der Verfassungsordnung müssen neue
Rechte der Natur begründt werden, damit
die Natur bereits in der verfassungsrechtlichen Güterabwägung und sodann in den
nachfolgenden Schritten der Rechtskonkretisierung (Gesetzgebung und
Vollziehung) ausreichend vertreten ist.
Ein Vorschlag in Deutschland:
„Jeder hat das Recht auf freie Entfaltung seiner
Persönlichkeit, soweit er nicht die natürlichen
Lebensgrundlagen in ihrer Nachhaltigkeit beeinträchtigt, die
Rechte anderer verletzt und nicht gegen die
verfassungsmäßige Ordnung und das Sit-tengesetz
verstößt.“ Denn:
„Verfassung und Gesetze sind Menschenwerk. Sie können
den Menschen vieles erlauben – eine Zeitlang auch die
Beeinträchtigung und Zerstörung der natürlichen
Lebensgrundlagen, aber die Folge dessen, was die
Menschen sich rechtlich gestatten, definiert die Natur.
Möge der Verfassungsgeber darauf achten, daß er die
menschlichen Gesetze so gestaltet, daß die unerbittliche
Reaktion der Gesetze der Natur nicht über die Menschen
dieses Landes komme.“
Brief des "Global Challenges Network" an die Vorsitzenden der Gemeinsamen
Verfassungskommission von Bundesrat und Bundestag zur Verankerung des
Schutzes der natürlichen Lebensgrundlagen im Grundgesetz.
Grundpflichten müssen eine ökologische
Eigenverantwortlichkeit begründen
Die Menschenwürde darf nicht nur liberalistisch gesehen
werden.
Die Gleichheit muß auch künftige Generationen
umfassen.
Die Wissenschaftsfreiheit muß Rücksichten bzw.
Verpflich-tungen zur Verantwortung enthalten.
Der Parlamentarismus muß erneuert werden. Eine
Vernetzung des Parlaments mit direkter Demokratie
(Vorbild Schweiz) muß verwirklicht werden.
Zentralisierung ist der falsche Weg. Kompetenzen sind
weniger als Macht-, sondern eher als
Verantwortungsbereiche aufzufassen.
Kurzfristig müssen der „Natur“ – durch
welche rechtliche Konstruktion letztlich
auch immer – in den bestehenden
rechtlichen entscheidungsverfahren
wenig-stens Parteienstellung und
andere gleichwertige Mitwirkungsrechte
eingeräumt werden.
Freiheit der
Wissenschaft
Das umweltethische Dilemma
Organisierte Verantwortungslosigkeit
Individuelle
Verantwortung
Die unausweichliche Konsequenz:
Es gilt, Verantwortung zu
organisieren
Peter Kafka (1933-2000)
"Leisten Sie
Widerstand!
Schämen sie sich
nicht, über Dinge
mitzureden, die sie
nicht ganz
verstehen!
Alles Wesentliche ist
nicht verstanden!"
http://www.peterkafka.de/
Die Verantwortung der
Wissenschaft
Das Forum Österreichischer
Wissenschaftler für Umweltschutz
www.fwu.at
Was ist INES?
I nternational
N etwork of
E ngineers and
S cientists
for global responsibility
INES Ethikschutz-Initiative:
Direkte Hilfen für ethisch motivierte
Whistleblower und Arbeitsverweigerer,
Zusammenarbeit mit ethisch orientierten
Organisationen,
Ermutigung von Unternehmern, ihrer ethischen
Verantwortung gerecht zu werden,
Verbesserung der gesetzlichen
Rahmenbedingungen für ethisches
Engagement,
Internationale Zusammenarbeit und
Weiterentwicklung des Ethikschutzes.
Der Beitrag der Religionen
Beispiel: Stiftung Weltethos (Hans Küng).
Das Gemeinsame der Weltreligionen soll
gemeinsam vertreten werden.
Die Zivilgesellschaft formiert sich
Bürgerinitiativen
Gemeinnützige Vereinigungen
NGO, NPO im Umwelt- und Sozialbereich
Aktionsgemeinschaften, Plattformen
Koordinationsstellen (z.B. Ökobüro)
Sozialforen, Konferenz der
Zivilgesellschaft
(http://www.glocalist-review.com/)
http://www.glocalist.com/
Ergebnisse der Konferenz
(http://www.glocalist-review.com/uploads/media/Glocalist_ZIVI_6.pdf)
Erlangung der Volkssouveränität
Dreistufiges Verfahren der Volksgesetzgebung:
Volksinitiative
Volksbegehren und
Volksentscheid
flankiert von einem klaren Aufklärungsauftrag
der Medien
„Ich komme immer mehr
dazu, alles andere gegen
die Nächstenliebe und
Menschenfreundlichkeit
gering einzuschätzen (…)
unser ganzer gepriesener
Fortschritt der Technik,
überhaupt die Civilisation,
ist der Axt in der Hand eines
pathologischen Verbrechers
vergleichbar.“
Albert Einstein (1879-1955).
„Das längst gesuchte
Zwischenglied
zwischen den Affen
und und dem
wahrhaft humanen
Menschen –
sind wir“!
Konrad Lorenz (1903-1989)
„Es ist dir zwar nicht vergönnt,
das Werk zu vollenden —
du hast aber auch nicht das Recht,
deinen Anteil daran zu verweigern...“
(Talmut)
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