Umweltethik Werthaltung gegenüber der Mit- und Nachwelt Philosophische Grundfragen - Wer bin ich ? - Was kann ich wissen ? - Was soll ich tun ? Was ist Umweltethik ? Zukunftsfähige Entwicklung als weithin akzeptiertes umweltethisches Prinzip neue Fassung des kategorischen Imperativs Neue Dimensionen der Verantwortung Die neue Rolle des Wissens in der Moral Tatsachenwissenschaft von den Fernwirkungen technischer Aktion Gesinnungsethik versus Verantwortungsethik Die Begründung einer zukunftsorientierten Verantwortungsethik Die Pflichten der Zukunftsethik Die Unsicherheit der Zukunftsprojektion Der Vorrang der Unheilsprognose Die Pflicht zum Wissen Prinzipien im Umweltschutz Freiheit und Verantwortung in der Wissenschaft Zu Ende führen der Aufklärung Die vier umweltethischen Wahrheiten Die Wahrheit über die Krise Die Wahrheit über die Ursachen der Krise Die Wahrheit über mögliche Alternativen Die Wahrheit über den Weg zu möglichen Alternativen Umweltethik angesichts struktureller Macht UMWELTETHlK THEMENÜBERSICHT Von der Moral zur Ethik Biologische Wurzeln der Moral Historische Entwicklung Religionen und Ethik Ökologie und Religion Umweltethische Positionen Die christliche (anthropozentrische) Ethik in der Krise Biozentrische Umweltethik Ehrfurcht vor dem Leben (Schweitzer) Mensch und Tier Tierschutz Naturschutz Die Notwendigkeit einer Neuorientierung der Ethik Holistischer Ansatz Von der Gesinnungsethik zur Verantwortungsethik Pflichten der Zukunftsethik Die vier umweltethischen Wahrheiten Die Umweltkrise und ihre Wurzeln Alternativen und ihre Verwirklichung Wissenschaft und Verantwortung Konsequente Aufklärung Technik und Verantwortung Umweltethik und Politik Umweltethik und Recht Umweltethik und Wirtschaft Die Hierarchie der Verpflichtungen Verantwortung und Freiheit Vom Denken zum Handeln Umweltethik und strukturelle Macht Herstellen der Bedingungen einer zukunftsverträglichenEntwicklung Schichten der Realen Welt (links) und korrespondierende Bereiche der Wissenschaften Seele Wirtschaft Gesellschaft Philosophie, Ethik Psychologie Ökonomie Gesellschaftswissenschaften Ökosysteme Ökologie Populationen Vielzeller Ethologie Anatomie Physiologie Molekularbiologie Chemie Physik Atomphysik Zellorganellen Moleküle Atome Nukleonen Die Umweltbezüge des Menschen Wie alle Lebewesen hat der Mensch biologische Umweltbezüge Als soziales Wesen hat der Mensch darüber hinaus gesellschaftliche Bezüge zu seiner Umwelt Als politisches Wesen hat er politische Umweltbezüge Als „Sinnwesen“ hat der Mensch seelisch-geistige Bezüge zu seiner Um- und Mitwelt, die auch die anderen Bereiche durchdringen Humanökologie, die sich mit all diesen Beziehungen auseinandersetzt, ist daher der Versuch einer ganzheitlichen Wissenschaft Ökosysteme Ökologie Populationen Vielzeller Ethologie Anatomie Physiologie Molekularbiologie Chemie Physik Atomphysik Zellorganellen Moleküle Atome Nukleonen Ganzheitliche Ökologie Seele Wirtschaft Gesellschaft Philosophie, Ethik Psychologie Ökonomie Gesellschaftswissenschaften Klassische Ökologie Klassische und ganzheitliche Ökologie Die Goldene Regel Bekannt ist die biblische Weisung (Mt. 7,12): „Alles, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch“, oder die sprichwörtliche negative Version: „Was du nicht willst, daß man dir tu, das füg auch keinem andern zu.“ Die Kardinaltugenden (von lat. Cardo = Angel) Maß Klugheit Starkmut Gerechtigkeit Immanuel Kant (1724-1804): Kritik der praktischen Vernunft I/I,7, Der kategorische Imperativ „Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.“ Das a priori in der Moral Kant untersucht die praktische Vernunft, insofern sie ein a priori enthält, also ein jeder realen Moral vorhergehendes Grundprinzip, das Moral überhaupt erst möglich macht, und das im Menschen selbst natürlicherweise vorhanden ist. Ethik geht keine Kompromisse ein Ethik orientiert sich am sittlich Richtigen, nicht aber an den Zwängen, die der Mensch selbst zu verantworten hat. Sie ist daher auch nicht bereit zu Kompromissen. Im Konfliktfall müssen konkurrierende Interessen gegeneinander abgewogen werden (Güterabwägung) Rechte und Pflichten Ein Säugling hat nur Rechte Schon ein Kleinkind muß lernen, daß andere auch Rechte haben, auf die man Rücksicht nehmen muß. Je reifer ein Mensch wird, umso mehr ist er bereit, Pflichten auf sich zu nehmen. Manche Erwachsene, selbst Wissenschaftler, sind „ethische Kleinkinder“ geblieben. Pflichten, je nach ethischer Position Pflichten gegen sich selbst in Bezug auf die Natur (Kant) Pflichten gegenüber der gegenwärtigen und künftigen Menschheit Pflichten gegenüber dem Leben in allen seinen Formen Gegenüber der Natur gegenüber dem Seienden überhaupt gegenüber Gott Der anthropozentrische Ansatz ist unzulänglich „Der Mensch zerstört, wenn er die Natur zerstört, seine eigene Existenzgrundlage. Insofern geht es, wenn es um die Natur geht, stets um den Menschen. Dennoch, oder besser eben deshalb, ist es notwendig, die anthropozentrische Perspektive heute zu verlassen. Denn solange der Mensch die Natur ausschließlich funktional auf seine Bedürfnisse hin interpretiert und seinen Schutz der Natur an diesem Gesichtspunkt ausrichtet, wird er sukzessive in der Zerstörung fortfahren. Er wird das Problem ständig als ein Problem der Güterabwägung behandeln und jeweils von der Natur nur das übrig lassen, was bei einer solchen Abwägung im Augenblick noch ungeschoren davonkommt. Bei einer solchen Güterabwägung im Detail wird der Anteil der Natur ständig verkürzt. ...Nur wenn der Mensch heute die anthropozentrische Perspektive überschreitet und den Reichtum des Lebendigen als einen Wert an sich zu respektieren lernt, nur in einem wie immer begründeten religiösen Verhältnis zur Natur wird er imstande sein, auf lange Sicht die Basis für eine menschenwürdige Existenz des Menschen zu sichern. Der anthropozentrische Funktionalismus zerstört am Ende den Menschen selbst.“ Robert Spaemann (1979):Technische Eingriffe in die Natur als Problem der politischen Ethik. Scheidewege 9/4, S. 476-497 Albert Schweitzer 1875-1965 Die Bedeutung des biozentrischen Ansatzes Die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben Ehrfurcht vor dem Leben Die Natur ist gnadenlos und voller Leiden. Mit dem Menschen tritt ein Wesen mit der Fähigkeit zum Mitleid in die Welt. Schweitzer verdichtet diese Einsicht in dem Satz: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will“. Albert Schweitzer „Ethik besteht also darin, daß ich die Nötigung erlebe, allem Willen zum Leben die gleiche Ehrfurcht vor dem Leben entgegenzubringen wie dem eigenen. Damit ist das denknotwendige Grundprinzip des Sittlichen gegeben. Gut ist, Leben zu erhalten und Leben zu fördern; böse ist, Leben vernichten und Leben hemmen“. Albert Schweitzer Besonders befremdlich findet man an der Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben, daß sie den Unterschied zwischen höherem und niedererem, wertvollerem und weniger wertvollem Leben nicht geltend mache. Sie hat ihre Gründe, dies zu unterlassen. Das Unternehmen, allgemeingültige Wertunterschiede zwischen den Lebewesen zu statuieren, läuft darauf hinaus, sie danach zu beurteilen, ob sie uns Menschen nach unserm Empfinden näher oder ferner zu stehen scheinen, was ein ganz subjektiver Maßstab ist. Wer von uns weiß, was das andere Lebewesen an sich und in dem Weltganzen für eine Bedeutung hat? Im Gefolge dieser Unterscheidung kommt dann die Ansicht auf, daß es wertloses Leben gäbe, dessen Schädigung und Vernichtung nichts auf sich habe. Unter wertlosem Leben werden dann, je nach den Umständen, Arten von Insekten oder primitive Völker verstanden. „Es ist also jedem von uns auferlegt, im Einzelfall zu entscheiden, ob wir vor der unausweichlichen Notwendigkeit stehen, Leiden zu verursachen, zu töten und uns damit abzufinden, dass wir, eben aus Notwendigkeit, schuldig werden... Die Sühne müssen wir darin suchen, dass wir keine Gelegenheit versäumen, lebendigen Wesen Hilfe zu leisten…“ Albert Schweitzer Nur subjektive Entscheide kann der Mensch in den ethischen Konflikten treffen. Niemand kann für ihn bestimmen, wo jedesmal die äußerste Grenze der Möglichkeit des Verharrens in der Erhaltung und Förderung von Leben liegt. Er allein hat es zu beurteilen, indem er sich dabei von der aufs höchste gesteigerten Verantwor-tung gegen das andere Leben leiten läßt. Nie dürfen wir abgestumpft werden. In der Wahrheit sind wir, wenn wir die Konflikte immer tiefer erleben. Das gute Gewissen ist eine Erfindung des Teufels. Die Wahrheit einer Weltanschauung hat sich darin zu erweisen, daß das geistige Verhältnis zum Sein und zur Welt, in das wir durch sie kommen, innerliche Menschen mit tätiger Ethik aus uns macht. Albert Schweitzer Wahrheit bewährt sich Die tätige Ethik hat sich im praktischen Leben ständig zu bewähren... Humanismus Autonomie des Geistes Humanität als Bildungsideal Bestreben, das Individuum auf die Höhen des reinen Menschentums zu heben Anthropozentrischer oder mitgeschöpflicher Humanismus? Der „anthropozentrische Humanismus“ ist im europäischen Denken tief verankert. Aus der Sonderstellung und Überlegenheit des Menschen folgert er, dass diesem eine absolute und privilegierte Vorrangstellung gegenüber allen anderen Lebewesen zukomme. Diese Vorrangstellung wird oft damit begründet, dass die Natur keine Idylle sei, sondern ein gnadenloser Kampf ums Überleben herrsche. Es sei daher ganz „natürlich“, wenn der Mensch gegenüber den anderen Lebewesen rücksichtslos seine eigenen Interessen verfolge. Ist „natürlich“ gut? Anthropozentrischer oder mitgeschöpflicher Humanismus? „Natürlich“ ist keine ethische Qualität. Die Sonderstellung des Menschen anzuerkennen, muss nicht zu humanistischer Überheblichkeit führen, sondern kann auch in artübergreifender Humanität ihren Ausdruck finden. Wozu Tierschutz? Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch ABG 1811 § 16: Jeder Mensch hat angeborene, schon durch die Vernunft einleuchtende Rechte und ist daher als Person zu betrachten. § 285: Alles, was von der Person unterschieden ist, ist eine Sache. Tiere sind Sachen. § 353: Sachen, die einer Person zugehören, heißen Eigentum. § 354: Eigentum beinhaltet das Recht, mit einer Sache nach Willkür umzugehen. § 362: EigentümerInnen können frei über ihr Eigentum verfügen, es beliebig benützen oder vernichten. Massentierhaltung Erst der Mensch hat das Schwein „zur Sau gemacht“ Tiere als Produktionsfaktor Seit den 1950er Jahren, im Laufe der Industrialisierung der Landwirtschaft wurden Tiere in mechanisierte Produktionsprozesse eingebunden (65% der Wirtschaft). Produktivität am biologischen Limit (Gentechnik soll dieses weiter hinausschieben), ohne ethische Bedenken Tierschutz und Recht Tierschutz hat keinen Verfassungsrang. Tierschutz ist keine Bundeskompetenz. Tierschutz am niedrigsten juridischen Niveau. Keine Parteienstellung für Tierschutzvereine Kein Vollzugszwang (Amtstierarzt, Polizei, Staatsanwaltschaft). Kein Nothilferecht. Keine Interessensvertretung bei der Behörde. Paradigmenwechsel in Sicht Seit 1871 Tierquälerei im StGB. Ab 1980er Jahre: Laufend neue Tierschutzgesetze in den Bundesländern. 1988: § 285a ABGB. Tiere sind keine Sachen. In der Praxis sind Tiere wie Sachen zu behandeln. 1990er Jahre: Nutztierschutzgesetze (Status Quo fixiert). 1996: Tierschutzvolksbegehren 460.000 Unterschriften. Staatsschutzbericht 1998: Militanter Tierschutz ist die aktivste Untergrundszene. Ernährungsbericht 1998: 300.000 VegetarierInnen. 1998: Tierschutz drittgrößtes Spendenaufkommen: 30 Mio. € pro Jahr. 2000: Tierrechte häufigster Demonstrationsgrund. 2002: Tierrechtskongreß Wien mit 400 Delegierten. Tierrechtsseminare an den Universitäten. Tierschutz besonders für die Jugend eines der wichtigsten Themen. Es geht auch anders Auch Schweine wollen sich „sauwohl“ fühlen Humane Grundregeln Das Gemeinsame ist vor das Trennende zu stellen In der Natur herrscht das Recht des Stärkeren, in einer humanen Gesellschaft muss die Pflicht des Stärkeren im Vordergrund stehen. Die Pflicht der Schwachen besteht darin, die Verantwortung der Mächtigen einzufordern, statt sich ihnen „anzubiedern“. Verbrechen lassen sich nicht mit Verbrechen rechtfertigen Verantwortung ist nicht delegierbar Wer Unrecht erkennt und sich nicht dagegen wendet, macht sich mitschuldig Die Umweltproblematik bringt weitere Dimensionen, denen sich die Ethik zu widmen hat: einen weitgesteckten Zeithorizont – die Einbeziehung der Zukunft und des künftigen Lebens auf der Erde wird als Gegenstand unserer Verantwortung immer deutlicher erkennbar. der globale Aspekt unter dem unser Handeln zu beurteilen ist. die vielfältigen Kenntnisse über folgenschwere Interdependenzen und die Dynamik von Prozessen in der Ökosphäre, die die Lebensgrundlagen auf unserem Planeten destabilisieren und z.T. irreversibel zerstören. Dynamik gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Prozesse. (Vom wirtschaften in einer leeren Welt zum wirtschaften in einer vollen Welt. H. Daly) strukturelle Macht in vielfältiger Form. Von der Ethik zur Umweltethik Der kategorische Imperativ und die Goldene Regel als grundlegende ethische Prinzipien sind auch für die Umweltethik gültig, wenn sie um den Zukunftsaspekt erweitert werden. Der umweltethische Imperativ lautet: Handle so, dass die Folgen Deines Tuns künftiges Leben nicht schädigen, mache das Interesse künftiger Menschen und der Natur zu Deinem eigenen. Neue Dimensionen der Verantwortung (Nach Hans Jonas) Die Verletzlichkeit der Natur Die neue Rolle des Wissens in der Moral Tatsachenwissenschaft von den Fernwirkungen technischer Aktion Die Heuristik der Furcht Von der Gesinnungsethik zur Verantwortungsethik. Aus der Einsicht in die Verletzlichkeit der Natur folgt die neue Rolle des Wissens in der Moral. Gute Motive sind nicht hinreichend. Schlimme Folgen sind vorausschauend zu vermeiden. Konfuzius (551 v. Chr. bis 479 v. Chr) Es gibt drei Wege, richtig zu handeln: ☯ ☯ ☯ Durch Nachdenken - das ist der edelste Durch Nachahmen - das ist der leichteste und Durch Erfahrung - das ist der bitterste... „Unsere Industrie ist am Profit orientiert. In ihrem Verhalten ein moralisches Kalkül zu erwarten, ist genauso hoffnungs-los wie die Aussicht, eine Ma-schine lächeln zu sehen“ (Prof. Dr. Manfred Hinz Bremen) „...Was dem Thema einigermaßen gerecht werden soll, muß dem Stahl und nicht der Watte gleichen. Von der Watte guter Gesinnung und untadeliger Absicht, der Bekundung, daß man auf seiten der Engel steht und gegen die Sünde ist, für Gedeihen und gegen Verderben, gibt es in der ethischen Reflexion unserer Tage genug...“ (Hans Jonas) Pflichten der Zukunftsethik Die „erste Pflicht“ der Zukunftsethik: Beschaffung der Vorstellung von den Fernwirkungen technischer Aktion Die „zweite Pflicht“ der Zukunftsethik: Aufbietung des dem Vorgestellten angemessenen Gefühls Hans Jonas Die Unsicherheit der Zukunftsprognosen und der Vorrang der „Unheilsprognose“ „Das 17. Jahrhundert war so weise, die Vernunft als ein notwendiges Mittel in der Behandlung der menschlichen Angelegenheiten zu betrachten. Die Aufklärung und das 19. Jahrhundert waren so töricht, in der Vernunft nicht nur ein notwendiges, sondern ein hinreichendes Mittel zur Lösung aller Probleme zu sehen. Noch törichter wäre es, würden wir heute, wie manche es möchten, beschließen, daß die Vernunft, weil sie nicht hinreichend ist, auch nicht mehr notwendig ist“ Jacob, Francois: Das Spiel der Möglichkeiten. Von der offenen Geschichte des Lebens. München 1983 Planung und Risiko Weit entfernt daher, daß „seine Entwicklung selber in die Hand nehmen“, das heißt den blinden und langsam arbeitenden Zufall im Vertrauen auf die Vernunft durch bewußte und rasch wirkende Planung ersetzen, dem Menschen eine sicherere Aussicht auf evolutionäres Gelingen gibt, erzeugt es eine ganz neue Unsicherheit und Gefahr, die im selben Verhältnisse steigt, wie es den Einsatz steigert und zugleich mit Abkürzung der Zeit zu den großen Zielen sich auch nicht mehr die Zeit zur Korrektur der – schlechthin unvermeidlichen und nicht mehr kleinen – Irrtümer läßt. Hans Jonas ...da nichts durch die Natur sanktioniert und daher alles erlaubt ist, besteht die Freiheit schöpferischen Spielens, die sich von der Laune des Spieltriebes allein leiten läßt und keinen anderen Anspruch erhebt als den, die Spielregeln zu beherrschen, das heißt den Anspruch technischer Kompetenz. Dieser Standpunkt nihilistischer, der Rechtfertigung enthobener Freiheit ist innerlich widerspruchslos, aber wir brauchen ihn nicht zu diskutieren, da wir der erklärten Verantwortungslosigkeit unser Schicksal gewiß nicht anvertrauen werden. Hans Jonas Die „Beschleunigungskrise“ Das unvermeidlich „utopische“ Ausmaß moderner Technologie führt dazu, daß der heilsame Abstand zwischen alltäglichen und letzten Anliegen, zwischen Anlässen für gewöhnliche Klugheit und Anlässen für erleuchtete Weisheit stetig schrumpft. Da wir heute ständig im Schatten ungewollten, miteingebauten, automatischen Utopismus leben, sind wir ständig mit Endperspektiven konfrontiert, deren positive Wahl höchste Weisheit erfordert – eine unmögliche Situation für den Menschen überhaupt, weil er diese Weisheit nicht besitzt, und für den zeitgenössischen Menschen im besonderen, der sogar die Existenz ihres Gegenstandes leugnet, die Existenz nämlich absoluten Wertes und objektiver Wahrheit. Wir haben Weisheit am nötigsten gerade, wenn wir am wenigsten an sie glauben. Hans Jonas Die Pflicht zum Wissen Aus der Verantwortungsethik folgt als wesentliche Pflicht der Wissenschaft, die Fernwirkungen unseres Handelns zu erkunden und zwar im ökosozialen Kontext. Aus der „Pflicht zum Wissen“ ergibt sich die „Pflicht der Wissenden.“ Mehr Wissen bedeutet mehr Verantwortung. Zur utopischen Hybris gehört auch der Gedanke, es könne Globalplanungen geben, die alle Nebenfolgen großräumiger Aktionen mit bedenken. Je großräumiger die Planung, desto großräumiger die unvorhersehbaren Nebenfolgen. Small ist daher nicht nur beautiful, es ist auch unter dem Gesichts-punkt der Kontrollierbarkeit und Korrigierbarkeit der Folgen immer mehr das einzig Verantwortliche. (Robert Spaemann) Umweltethische Prinzipien Das Sicherheitsprinzip verlangt, im Zweifel über mögliche negative Umweltauswirkungen deren obere Grenze anzunehmen. Analog zum Grundsatz in dubio pro reo (im Zweifel für den Angeklagten) der Rechtssprechung, soll der Grundsatz in dubio pro sekuritate (im Zweifel für die Sicherheit) gelten. Das Vorsorgeprinzip baut auf dem Sicherheitsprinzip auf und bezweckt, das Auftreten irreparabler Gesundheits- und Ökosystemschäden von vornherein auszuschließen, indem riskante Unternehmungen nicht zugelassen werden. Das Verursacherprinzip sieht vor — im Sinne der Verantwortungsethik — jeden Verursacher von Gesundheitsund Ökosystemschäden konsequent und im allgemeinsten Sinn zur Verantwortung zu ziehen. Wirklichkeit Realtät Wahrheit Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Dieses Buch handelt davon, daß die sogenannte Wirklichkeit das Ergebnis von Kommunikation ist. Diese These scheint den Wagen vor das Pferd zu spannen, denn die Wirklichkeit ist doch offensichtlich das, was wirklich der Fall ist, und Kommunikation nur die Art und Weise, sie zu beschreiben und mitzuteilen. Es soll gezeigt werden, daß dies nicht so ist; daß das wacklige Gerüst unserer Alltagsauffassungen der Wirklichkeit im eigentlichen Sinne wahnhaft ist, und daß wir fortwährend mit seinem Flicken und Abstützen beschäftigt sind - selbst auf die erhebliche Gefahr hin, Tatsa-chen verdrehen zu müssen, damit sie unserer Wirklichkeitsauffassung nicht widersprechen, statt umgekehrt unsere Weltschau den unleugbaren Gegebenheiten anzupassen. Es soll ferner gezeigt werden, daß der Glaube, es gäbe nur eine Wirklichkeit, die gefährlichste all dieser Selbsttäuschungen ist; daß es vielmehr zahllose Wirklichkeitsauffassungen gibt, die sehr widersprüchlich sein können, die alle das Ergebnis von Kommunikation und nicht der Widerschein ewiger, objektiver Wahrheiten sind. Paul Watzlawick (1978): Wie wirklich ist die Wirklichkeit?, Aus dem Vorwort, S.7 Wirklichkeit und Realität Richard P. Feynman zur Challenger Katastrophe 1986: „Um einer erfolgreichen Technologie willen muß die Realität Vorrang vor der Werbung gewinnen, denn die Natur kann nicht getäuscht werden“ In die gleiche Richtung weist der Satz von Viktor Frankl: „Dem Leben können wir keine Bedingungen stellen!“ „Die Natur hat immer recht“ sagte auch Justus von Liebig. Realität »Um einer erfolgreichen Technologie willen muß die Realität Vorrang vor der Werbung gewinnen, denn die Natur kann nicht getäuscht werden!« Richard P. Feynman „Dem Leben kann man keine Bedingungen stellen!“ Viktor Frankl „Die Natur hat immer recht!“ Justus von Liebig Der Prüfstein für die (selbst geschaffene) Wirklichkeit, in der wir leben, ist ihre Konfrontation mit der Realität. „Das neuzeitliche Denken hat die Natur auf Begriffe gebracht und hat dank dieses Kunstgriffes Methoden entwickelt, mit deren Hilfe es sich anschickt, das Stück Natur, in dem wir leben, zu zerstören (...) Eine Wissenschaft, die die Natur zerstört, kann keine wahre Erkenntnis der Natur sein.“ (Georg Picht zit. nach Etzold & Fischbeck 2002) Was ist Wahrheit? (nach Hans-Jürgen Fischbeck) Erkenntnis, die das Leben gelingen läßt Lebensdienliche Erkenntnis Ethisch qualifiziertes Wissen Wissen und Wahrheit Der riesige Berg ethisch unqualifizierten Wissens könnte und wird falsifiziert werden, wenn unsere wissenschaftlich-technische Zivilisation die ökologische Krise nicht besteht, die sie nicht zuletzt durch die Blindheit und Übermacht dieses Verfügungswissens heraufbeschworen hat. (Etzold & Fischbeck 2002) Sponsionsformel für das Doktorat der Philosophie an der Universität Wien: Sie werden also geloben: erstens dieser Universität, in der Sie den höchsten Grad der Philosophie erlangt haben, dauernd ein treues Andenken zu bewahren und ihre Aufgaben und Ziele nach Kräften zu unterstützen; sodann die Würde, die ich Ihnen zu verleihen habe, rein und unversehrt zu bewahren und niemals durch üble Sitten oder Schande im Leben zu beflecken; schließlich die edlen Wissenschaften unermüdlich zu pflegen und zu fördern nicht um schnöden Gewinnes oder eitlen Ruhmes willen, sondern auf daß die Wahrheit weitergegeben werde und ihr Licht, worauf das Heil der Menschheit beruht, heller erstrahle. Wertfreie Wissenschaft? Der Begriff Wertfreiheit bei Max Weber bedeutet, nicht wertend vorzugehen, wenn man fremde Kulturen erforscht. Die Wertrationalität einer fremden Kultur zu verstehen, hat eine kritische Haltung gegenüber der eigenen Werthaltung zur Voraussetzung. Aber auch Weber ist klar, daß es eine wertfreie Wissenschaft nicht geben kann. Max Weber 1864-1920 „Wertinteressen sind es, welche auch der rein empirisch wissenschaftlichen Arbeit ihre Richtung weisen.“ Weber sieht als die vornehmste Aufgabe des Wissenschaftlers, sich „Rechenschaft zu geben über den letzten Sinn seines eigenen Tuns“. (zit. nach Meier Seethaler 2002) Rationalitätsebenen nach Max Weber Richtigkeitsrationalität Zweckmäßigkeitsrationalität Wertrationalität Nach Max Weber liegt die Ebene der Wertrationalität außerhalb des Bereichs der empirischen Wissenschaft Kathederpropheten und Pseudo-wertfreie Propheten Wissenschaft und Wertrationalität Zukunftsverantwortung als weithin akzeptierter ethischer Grundkonsens erfordert und begründet heute die Einbeziehung von Wertfragen in die Wissenschaften. Aus der Sponsionsformel für das Doktorat der Philosophie „…die edlen Wissenschaften unermüdlich zu pflegen und zu fördern nicht um schnöden Gewinnes oder eitlen Ruhmes willen, sondern auf daß die Wahrheit weitergegeben werde und ihr Licht, worauf das Heil der Menschheit beruht, heller erstrahle.“ Wertorientierte Wissenschaft Erneuerung oder zu Ende führen der Aufklärung Das sektorale Verfügungs- oder Handlungswissen muß der Kontrolle durch umfassendes, ganzheitliches und wertbezogenes Orientierungswissen unterzogen werden Aus Wissen folgt Verantwortung Von der Bildung zur Ausbildung Überbetonung des Verfügungswissens Wissenschaft tendiert zu Kommerzialisierung Verdrängung der Grundlagenforschung Zwang zu „Schmalspurausbildung“ Wachsende Abhängigkeit von Wirtschaftsinteressen Mißbrauch der Wissenschaft zur Durchsetzung reduktionistischer Fortschrittskonzepte „Hat die erste Aufklärung die ungeheuren kognitiven Leistungspotentiale des menschlichen Verstandes freigesetzt, so möchte man fast sagen, daß es nun, kaum mehr als 200 Jahre später, vor allem darauf ankommt, durch diese zweite Aufklärung ebenso machtvolle Leitungskräfte urteilender Vernunft zur Geltung kommen zu lassen, die uns nicht nur die Zwecke verantwortlichen Lebens – also auch verantwortlichen Forschens und technischen Entwickelns – deutlich macht, sondern die uns auch dabei hilft, die richtigen Mittel und Wege zu ihrer Erreichung zu wählen und Irrwege oder Sackgassen zu vermeiden.“ Hubert Markl Nachhaltige Universitäten? Kopernikus University Charta for sustainable development Netzwerk für eine umweltgerechte Entwicklung der Universitäten Energieeffiziente Universitäten Umweltfreundliche Beschaffung Schwerpunktthemen (z.B. Klima) Kopernikus University Charta for sustainable development • • • • • • • • • • Selbstverpflichtung der Hochschulen Umweltethik Weiterbildung der Beschäftigten Programme zur Umweltbildung Interdisziplinarität Vermittlung von Wissen Netzwerkbildung Partnerschaften Weiterbildung Technologietransfer Bis August 2002 haben folgende österreichische Universitäten diese Selbstverpflichtungserklärung unterzeichnet: Karl-Franzens-Universität, Graz Leopold-Franzens-Universität, Innsbruck Universität Klagenfurt Johannes-Kepler-Universität, Linz Universität Wien Universität für Bodenkultur, Wien Universität für Musik und Darstellende Kunst, Wien Veterinärmedizinische Universität, Wien Bildung ist notwendiger denn je Orientierungswissen als Voraussetzung ganzheitlicher, urteilender Vernunft Anerkennung der Ökologie als unabdingbare umfassende Systemwissenschaft Industrieunabhängige Risikoforschung (z.B. Atomenergie, Gentechnik…) Atomkraft hat sich nicht bewährt Tschernobyl und die Folgen Der größte Industrieunfall der Geschichte 26. April 1986 Blick aus dem Hubschrauber Blick aus dem Hubschrauber Ein Reaktor ist explodiert Der Kontrollraum, von dem die Katastrophe ausgelöst wurde Zeitlicher Ablauf 26. April 1986 01:23:00 Uhr: Start eines Tests im Block IV des Kernkraftwerkes 01:23:40 Uhr: Die Notabschaltung misslingt 01:23:48 Uhr: Der Reaktor explodiert; radioaktives Material wird herausgeschleudert. Graphitbrand 28. April 1986 21:00:00 Uhr: Die sowjetische Nachrichtenagentur TASS berichtet erstmals über den Reaktorunfall Die Stadt Pripyat Die Folgen sind vielschichtig Notfallmaßnahmen Evakuierungen, Umsiedelungen Kurzfristige Folgen für die Gesundheit Überregionale radioaktive Verseuchung Folgen für Landwirtschaft und Ernährung Langzeitfolgen für die Gesundheit Folgen auf die Einstellung zur Atomkraft Folgen für die Energiepolitik Notfallmaßnahmen Höchster Befehl, den Schaden so rasch wie möglich zu beheben und die Stromproduktion wieder aufzunehmen. Versuche, den Graphitbrand zu löschen. Versuche, eine weitere Kettenreaktion zu verhindern (Abwurf von Borverbindungen, etc.). Übereilte Maßnahmen, den Strahlenpegel rund um die Reakrtorruine zu senken. Tausende Experten und 600.000 - 860.000 junge Männer (sog. Liquidatoren) werden zu Aufräumarbeiten zwangsverpflichtet. Die ersten Maßnahmen Zwei Männer säubern ein Löschfahrzeug Quelle: Tschernobyl Interinform Die Werksfeuerwehr versucht zu löschen Bis 5. Mai: 4200 Tonnen Blei und Sand werden über dem Reaktor abgeworfen 6. Mai: Brand und radioaktive Emissionen sind unter Kontrolle Evakuierung der Stadt Pripyat Die Evakuierung erfolgt erst nach 1 1/2 Tagen Die Evakuierung wird offiziell als befristet (auf wenige Tage) bezeichnet. Haustiere und Eigentum werden zurückgelassen. Die Stadt wird professionell ausgeplündert. Verseuchte PKW – radioaktiver Schrott Die 30 km Zone wird geräumt Dörfer werden abgesiedelt Ernte, die niemand will Der rote Wald von Tschernobyl Wissenschaftler des Kurchatov Instituts V. A. Legasov, 2. von links Militärischer Einsatz Juni 1986 Die Liquidatoren Der „Elephantenfuß“ Der Sarkophag Baustelle Fertiggestellt, im Winter 1987 Das Innere des Sarkophags Die tote Stadt Pripyat im Sommer 1987 Ausmaß starker radioaktiver Verseuchung •Kontaminierte Gebiete: • Weißrussland: 30 Prozent • Ukraine: 7 Prozent • Russland: 1,6 Prozent des europäischen Teils • Insgesamt sind 162.000 km2 verseucht •Neun Millionen Menschen sind betroffen • 400.000 verlieren ihre Häuser und Wohnungen Wechselnde Windverhältnisse verteilen die radioaktive Wolke über ganz Europa In Deutschland werden v. a. Landstriche in Südost-Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg und Berlin verseucht, in Österreich Teile von Salzburg und Oberösterreich Quelle: UNESCEAR Report, New York 2000; Annex J. 26. April 00.00 Uhr 27. April 12.00 Uhr 27. April 00.00 Uhr 29. April 00.00 Uhr Die Wolke von Tschernobyl 26.4. – 4.5.1986 Bodenbelastung (Cs 137) Bodenbelastung (Cs 137) Folgen in Österreich Große regionale Unterschiede der Verseuchung Weideverbot im Grünland Vernichtung von Lebensmitteln Maßnahmen gegen Kontamination (z.B. Warnung vor Spielen in Sandkisten) Das Dilemma der Information der Öffentlichkeit: „Panikmache oder Beschwichtigung?“ Die Menschen sind verschieden: Informationen, die unbekümmerte Leute problembewußt machen, verursachen bei besorgten Menschen Panikstimmung. Daher tendiert offizielle Information zur Verharmlosung, nicht zuletzt, weil Maßnahmen zur Schadensverringerung teuer, kompliziert und zugleich unzulänglich sind. Die „Umwertung aller Werte“ Frischgemüse: Vorsicht! Tiefkühlware, Konserven: Unbedenklich Heimisches Obst: Vorsicht! Importware aus Südafrika: Empfehlenswert Fleisch vom Biobauern: Vorsicht! Fleisch aus Massentierhaltung mit Importfutter gefüttert: Unbedenklich. Vollkornbrot: Bedenklich, weil das ganze Korn, oberflächlich kontaminiert war, darin enthalten ist. Weißbrot: Unbedenklich, weil Randzonen des Getreidekorns entfernt sind. Biologische Landwirtschaft wird besonders geschädigt Ihre Kunden sind überdurchschnittlich gesundheitsbewußt. Ihre Produkte wurden besonders belastet, weil die Futtermittel aus eigenem Anbau stammen. Folgen in Weißrußland Jahrelang werden rund 20 % des Staatshaushalts zur Milderung der Strahlenbelastung ausgegeben. -Kalidünger, um Radiocäsium-Aufnahme zu verringern. -Umsiedelungen, für die es an Mitteln fehlt. Vielfältige Gesundheitsschäden -Das medizinische System ist überfordert Die Behörden sind überfordert Als einige Jahre nach der Katastrophe abgesiedelte Menschen, deren Lebensbedingungen sehr schlecht waren, wieder in ihre verlassenen Dörfer zurückkehrten, ließ die Regierung, die dagegen machtlos war, verlauten, es bestünde keine Gefahr mehr in den Dörfern. Das verstärkte die Rückbesiedelung und erhöhte wieder die Strahlenbelastung. Eine wenig beachtete Folge Das Volk der Sami (Lappen) ist schwer betroffen. Ihre wesentliche Nahrungsbasis, die Rentiere waren stark radioaktiv verseucht. Ein Teil davon wurde getötet und mußte als radioaktiver Abfall „entsorgt“ werden. Ein Großteil der Tiere muß wochenlang vor der Schlachtung mit strahlenfreiem gekauftem Futter versorgt werden. Aus einem freien Volk ist ein politisch abhängiger Subventionsempfänger geworden. Impressionen aus Pripyat 2005 Impressionen aus Pripyat Ein Kindergarten Das einstige Theater Eine Schule in Pripyat 2005 Ein Friedhof verseuchter Fahrzeuge Kontaminierte Hubschrauber Erwachsene 2000 34 43 51 1998 23 90 19 82 17 627 3 6 58 545 1996 1995 510 1995 1994 539 1994 1992 66 1991 3 1990 28 1989 6 1997 1996 1993 79 Schilddrüsenkrebs bei Kindern 1998 1997 18 84 1999 702 26 66 2000 785 1999 36 54 816 3 1988 2 1987 2 2 1986 491 1993 393 1992 295 1991 259 1990 213 1989 210 1988 189 155 1986 148 1985 139 1984 136 1983 1982 131 1982 1981 132 1981 1980 127 1980 1985 1984 1983 1979 1978 101 1979 97 1978 122 1977 122 1976 1977 10 20 30 40 50 60 80 70 90 1976 Schilddrüsenkrebsfälle 100 1987 Quelle: Otto Hug Strahleninstitut 2002 62 2001 Schilddrüsenkrebs bei Erwachsenen Kinder Jugendliche 2001 13 Schilddrüsenkrebsfälle Folgen für die Gesundheit - Schilddrüsenkrebs 75 Folgen für die Gesundheit: Gering oder schwerwiegend? Offizielle Zahlen der IAEO • Weniger als 50 Tote bis Mitte 2005 • Ca. 4000 Fälle von Schilddrüsenkrebs v. a. bei Kindern und Jugendlichen; davon bis jetzt 9 Todesfälle; Überlebensrate liegt bei 99% (bei westlichen Behandlungsstandards) • Kein Beweis für den Anstieg von Fehlbildungen und Unfruchtbarkeit oder von Leukämie und anderen Krebsarten, in Zusammenhang mit dem Reaktorunfall • Insgesamt werden möglicherweise zukünftig bis zu 4.000 Menschen infolge des Reaktorunfalls sterben • Die Akte Tschernobyl kann geschlossen werden: Armut, ungesunde Lebensweise und Psychische Krankheiten stellen ein viel größeres Problem dar als die Verstrahlung • Quelle: Tschernobyl-Forum-Report Sept. 2005 Zahlen anderer offizieller Stellen • Bisher 25.000 Tote von insg. 800.000 Liquidatoren (Quelle: staatl. Stellen der 3 betroffenen Staaten) • 94 Prozent der Liquidatoren sind heute krank (Quelle: Ukrainische Botschaft 2005) • 84 % der 3 Mio. Menschen, die in der Ukraine radioaktiver Strahlung ausgesetzt waren, sind krank (Quelle: ukrainische Agentur Tschernobyl Interinforum) • Nach den Daten des weißrussischen Krebsregisters hat sich die Krebsrate in der Bevölkerung seit Tschernobyl um 40 Prozent erhöht • Eine Arbeitsgruppe der WHO rechnet in den nächsten 30–50 Jahren mit 50.000 Fällen von Schilddrüsenkrebs bei Menschen, die zum Zeitpunkt des Unglücks 0-4 Jahre alt waren Folgen für die Gesundheit - Die IPPNW/GFS-Studie Liquidatoren Mehrere 100.000 Liquidatoren sind strahlenbedingt erkrankt Mehrere 10.000 Liquidatoren sind strahlenbedingt gestorben Schilddrüsenkrebs Bis heute gibt es weit mehr als 10.000 Schilddrüsenkrebserkrankte in der Normalbevölkerung Weit über 50.000 Menschen werden in Zukunft an Schilddrüsenkrebs erkranken Fehlbildungen In Europa gab es 10.000 schwerwiegende zusätzliche Fälle von Fehlbildungen Säuglingssterblichkeit Europaweit gab es 5.000 zusätzliche Todesfälle bei Säuglingen Quelle: IPPNW u. Gesellschaft für Strahlenschutz: Gesundheitliche Folgen von Tschernobyl, 20 Jahre nach der Reaktorkatastrophe, 2006 Eine umfassende Studie über die Folgen der Reaktorkatastrophe http://www.greenpeace.org/ international/press/reports/ chernobylhealthreport Was steckt hinter der Verharmlosung der Strahlengefahren? Es ist die mit allen Mitteln geschaffene und aufrecht erhaltene Wirklichkeit, in der die professionellen Atomkraftbefürworter leben. Es ist nicht zu erwarten, daß sie sich und der Öffentlichkeit eingestehen, „Beihilfe zur fahrlässigen Masseninvalidisierung und – tötung“ zu leisten. Auskunft eines Juristen: Schuldhaftes Verhalten ist gegeben, wenn jemand eine Gefahr „billigend in Kauf nimmt“. Was waren die Lehren aus Tschernobyl? • Atomkraft birgt ein ungeheures Katastrophenpotential und im Ernstfall sind die Menschen hilflos. • In demokratischen Ländern mit Atomkraft plädierten Mehrheiten für einen Ausstieg, der z.B. in Italien vollzogen wurde. • Die „Betreiber“ haben diese Lehre nicht gezogen. Zu sehr sind sie Gefangene ihres Systems. Sie haben nur die Propaganda etwas angepaßt. Argumente der Betreiber Ein Unfall wie in Tschernobyl kann im Westen wegen unterschiedlicher Konstruktion nicht passieren. Die Folgen der Katastrophe sind geringer als zu erwarten war. Die Akte Tschernobyl kann geschlossen werden. Atomkraft ist notwendig, um CO2Emissionen zu reduzieren Die vier buddhistischen Wahrheiten: Die Wahrheit vom menschlichen Leiden Die Wahrheit von den Ursachen des Leidens Die Wahrheit vom Ende des menschlichen Leidens Die Wahrheit vom Weg zum Ende des menschlichen Leidens Die buddhistischen Wahrheiten und ihre Entsprechung in der Umweltkrise Erkennen der ökologischen, gesellschaftlichen und ethischen Krise Suche nach den Wurzeln der Krise Suche nach möglichen Alternativen Die Wege zu ihrer Verwirklichung bereiten Die Umweltkrise und ihre Symptome in der Ökosphäre Zerstörung von Naturlandschaften durch zivilisatorische Expansion Artensterben Ressourcenverschleiß (Verwandlung erschöpflicher Rohstoffe in Abfälle und Schadstoffe) Vergiftung von Luft, Wasser und Böden Raubbauwirtschaft, Wüstenbildung Überforderung der Selbstreinigungsprozesse in der Biosphäre Ozonabbau in der Stratosphäre anthropogener Treibhauseffekt Luft- Wasser- Bodenvergiftung Die Umweltkrise und ihre Symptome in der Anthroposphäre Übervölkerung Wachsende Kluft zwischen Armen und Reichen. Hunger, Elend nehmen zu Abbau des „Menschlichen“ Primat des Profitdenkens „Kommerzmachiavellismus“ Verteilungskämpfe um Ressourcen (z.B. Wasser) verschärfen sich Menschheitsbedrohende Waffensysteme werden weiterentwickelt Bevölkerung 7000 6000 5000 Millionen 4000 3000 2000 Die Verdopplungszeiten nehmen ab 1000 0 1650 1750 1850 Jahre 1950 Bevölkerungswachstum der letzten 2 Jahrtausende ? 10 5 Aufstieg des Islam Fall Roms 1 Pest Beginn der Kreuzzüge 500 1000 1500 Milliarden Menschen Industrielle Revolution 2000 "Die Bevölkerungsexplosion, als planetarisches Stoffwechselproblem gesehen, nimmt dem Wohlstandsstreben das Heft aus der Hand und wird eine verarmende Menschheit um des nackten Überlebens willen zu dem zwingen, was sie um des Glückes willen tun oder lassen konnte: Zur immer rücksichtsloseren Plünderung des Planeten, bis dieser ein Machtwort spricht und sich der Überforderung versagt. Welches Massensterben und Massenmorden eine solche Situation ,rette sich wer kann´ begleiten werden, spottet der Vorstellung. Die so lange durch Kunst hintangehaltenen Gleichgewichtsgesetze der Ökologie, die im Naturzustand das Überhandnehmen jeder einzelnen Art verhindern, werden ihr um so schrecklicheres Recht fordern, gerade wenn man ihnen das Extrem ihrer Toleranz abgetrotzt hat. Wie danach ein Menschheitsrest auf verödeter Erde neu beginnen mag, entzieht sich aller Spekulation." Biomassen in Mt C Wildlebende Landwirbeltiere <5 Mensch 40 Haus- Nutztiere 100-120 Quelle: Vaclav Smil (2002) The earth´s biosphere. MIT Press Die derzeitige Situation Das bedeutet, daß die Menschen und ihre Haus- und Nutztiere mehr als 96% der Biomasse aller Landwirbeltiere ausmachen. Der ökologische Fußabdruck Der ökologische Fußabdruck Fußabdruck der Reichsten Fußabdruck der Ärmsten Erdölfunde und -verbrauch Milliarden Barrel pro Jahr 40 Technisch mögliche Ölförderung 35 Tatsächliche Ölförderung (Entwicklung und Prognose) 30 25 20 15 10 5 0 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 Jährliche Erdölfunde (Zehnjahresmittel) Time to midpoint for various major oil producing nations Wurzeln der Umweltkrise Ursachen in der biologischen „Grundausstattung“ Triebhaftes Verhalten à Bevölkerungsdruck Streben nach Macht und Prestige Freibeutermentalität Überzogene Ansprüche und der Hang zu Bequemlichkeit Konsum als Ersatzbefriedigung Ethnozentrismus, Anthropozentrismus Lineares Denken Bereitschaft zum Gehorsam Konformismus Vernunft vs. Gefühl Der Mensch ist viel weniger „Vernunftwesen“ und viel mehr gefühl- und triebbestimmt, als gewöhnlich angenommen wird. Der instinktive Unterbau des „Humanen“ ist stark und dominiert nicht selten die Vernunft. Aus der Verhaltensforschung und der Psychoanalyse wissen wir, dass das Ausleben von Trieben lustbetonter Selbstzweck ist, das Unterdrücken hingegen Frustration bedeutet und Kraft kostet. Eine wesentliche Funktion der Sexualität beim Menschen ist die Paarbindung, die Voraussetzung für die Geborgenheit des Nachwuchses ist. Wurzeln der Umweltkrise Sekundäre Ursachen Gesellschaftliche Unterdrückung der Frauen Naturwissenschaft & Technik (Reduktionismus) und der technokratische Machbarkeitswahn Künstliche „Systemzwänge“ (falsche Spielregeln) Die globale Wettkampfökonomie und der ökonomische Fundamentalismus Die Dinge sind zu groß, zu kompliziert, zu teuer und zu „gewalttätig“ geworden (E.F. Schumacher) Abbau der Autonomie, Aufgabe der Freiheit zur Verantwortung Die unglückliche Rolle der Katholischen Kirche Horst Haitzinger "Erst ging es um den Schutz der Mitmenschen vor Naturkatastrophen, allerlei Nöten und Krankheiten, und vor den Feinden. Da wurden eine Menge Probleme gelöst. Und heute geht es vor allem um all die Probleme, die durch solche Lösungen neu erzeugt wurden. Die durch Problemlösung erzeugten Probleme wachsen uns über den Kopf.“ Peter Kafka Problemmultiplikatoren Formen der Technik, die einen Rattenschwanz neuer Probleme schaffen. Es handelt sich dabei meist um Probleme, die außerhalb der Fachkompetenz der Spezialisten liegen, die diese Technik vorantreiben. Der Assuanstaudamm Fläche: 5 000 km2, Volumen: 164 Mrd. m3 Die Zielsetzung: Stromerzeugung: 10 Mrd. kWh/Jahr Wasser für Bewässerungsprojekte Unbeabsichtigte Folgen: Stärkere Versickerung als erwartet Ausbleiben der jährlichen Überschwemmung Schlamm setzt sich im Stausee ab (90 Mio. t/Jahr) Unterhalb des Staudamms klares, nährstoffarmes Wasser Fehlen des fruchtbaren Nilschlamms auch als Baumaterial Ufererosion, Versalzung Das Nildelta wächst nicht weiter, es wird zur Salzwüste Verarmung der Küstenfischerei In Oberägypten Ausbreitung der Bilharziose Der Harte und der Sanfte Weg in der Energiewirtschaft Nicht zukunftsfähig Verteilungskämpfe, Ressourcenerschöpfung Umweltzerstörung Hohe Kosten Störanfällig Öl, Kohle, Gas, Atomkraft Energieverbrauch steigt Mehr Energiedienstleistungen (erneuerbare Energien reichen nicht) Aufbringungsorientiert Zukunftsfähig Umwelt- und sozialverträglich Solare Energiesysteme Bedarfsenkung, Effizienzsteigerung (Mehr) Energiedienstleistungen Verbraucherorientiert Energiewende Heute Beherrscher Überlegenheit begründet (Verfügungs)rechte. Der Mensch steht außerhalb der Natur. Die Natur ist für den Menschen da. Anthropozentrische Verengung der Ethik. Technokratische Grundhaltung, Machtdenken, Ausbeutung (nicht nur der Natur). Glaube an die Allmacht von Wissenschaft und Technik. Lineares, reduktionistisches Denken. Überzogene Ansprüche. Glaube an den „Endsieg“ der Technik über die Natur. oder Defätismus, Resignation. Bewahrer Überlegenheit begründet (Fürsorge)pflichten. Der Mensch wird als Teil der Natur gesehen. Der Mensch hat Verpflichtungen gegenüber der Natur. Ethik der Mitgeschöpflichkeit, Ehrfurcht vor dem Leben. Solidarische Grundhaltung, Kooperation. Erkenntnis der hohen Komplexität und Verletzlichkeit der Biosphäre. Vernetztes, ganzheitliches Denken. Anspruchsvoll in den wesentlichen Dingen. Einsicht, daß die Natur immer „recht“ hat. „Die dauerhafte Wirtschaft muß ausschließlich auf die regelmäßige Benutzung der jährlichen Strahlungsenergie gegründet werden“ Wilhelm Ostwald 1909 (»Energetische Grundlagen der Kulturwissenschaft«) Problemmultiplikator Atomkraft Umweltverseuchung bereits bei der Urangewinnung Genocid an indigenen Völkern Gesundheitsschäden durch „Niedrigstrahlung“ (Krebs, Leukämie, Mißbildungen und Erbkrankheiten in den Folgegenerationen) Katastrophenpotential kerntechnischer Anlagen Notwendigkeit von Alarmplänen und Katastrophenvorsorge (die nie ausreichen) Überforderung personeller Ressourcen unlösbare Abfallprobleme Verflechtung mit der Atomrüstung die „Plutoniumproblematik“ der „Atomstaat“ exorbitante Kosten (auch Folgekosten) Behinderung umwelt- und sozialverträglicher Alternativen Kernkraft und ethische Fragen Darf man bei Abwesenheit eines Schwellenwertes der Schädigung Grenzwerte der Strahlenbelastung festsetzen ? Wie gehen wir mit dem Problem „anonymer“ Gesundheitsschädigung um ? Ist die natürliche Strahlung eine Rechtfertigung zusätzlicher künstlicher ? Sind Schaden – Nutzen – Abwägungen akzeptabel, wenn der „Nutzen“ heute, die Schäden aber in weiterer Zukunft zu erwarten sind ? Wie sicher ist „sicher“ ? (Das „Restrisiko“) Dürfen wir künftig lebenden Menschen Pflichten aufbürden (Kontrolle über Atommüll)? Ionisierende Strahlung ist einem Hagel winziger Geschosse vergleichbar Es gibt keine Strahlendosis ohne Wirkung Bei niedriger Dosisleistung wird die Strahlung nicht „schwächer“, sondern die energiereichen Teilchen „seltener“. Jedes einzelne Alphateilchen, schnelle Elektron (Betateilchen), jeder Gammaquant überträgt aber ein Vielfaches der Energie, die zu einer molekularen Veränderung erforderlich ist. Daher ist die Zahl von „Eintreffer-Ereignissen“ der Dosis (ohne Schwellenwert) proportional. Dosis / Wirkung bei Punkt- und Chromosomenmutationen Der Effekt ist unabhängig von der Dosisleistung “The lowest dose of ionizing radiation is one nuclear track through one cell. You can't have a fraction of a dose of that sort. Either a track goes through the nucleus and affects it, or it doesn't”. John W. Gofman „Es braucht nur einen kleinen Zufall, ein Atom am falschen Platz, um dich zu verderben, um dich zu erniedrigen, um dir deinen Verstand zu nehmen, auf den du so stolz bist.“ (Aus dem „Système de la nature“, erschienen 1770 von einem anonymen Verfasser, wahrscheinlich Baron Holbach) Die wichtigste Rolle des Staates "..so ist es vor allem Aufgabe des Staates, die Verantwortung für die Nebenfolgen zu tragen, zu definieren und zu verteilen. Ja dies ist seine wichtigste Aufgabe überhaupt. Für den Staat gilt nicht, wie für das Individuum, daß das Handeln nur durch partielle Blindheit gegen entferntere Folgen ermöglicht wird. Der Staat hat, im Unterschied zum Individuum, die Pflicht, so weit zu sehen, wie es unter Zuhilfenahme aller in einer bestimmten Epoche zur Verfügung stehenden Mittel möglich ist. Gerade deshalb kann er sich selbst nicht, ohne seine eigentliche Aufgabe zu verfehlen, als Verwirklicher von "Zielen", von "Programmen" verstehen wollen. Er kann seiner primären Aufgabe, die unerwünschten Nebenfolgen menschlicher Zweckhandlungen zu neutralisieren, nur genügen, wenn er nicht selbst als der größte Realisierer von Zwecken auch die größten, und dann von niemandem mehr kontrollierten Nebenfolgen produziert". Technische Eingriffe in die Natur als Problem der politischen Ethik. Scheidewege 9, 476-497, 1979 Robert Spaemann „Die Entfesselung radioaktiver Strahlung schafft einen Umstand, der durch keinerlei spätere Entscheidung ungeschehen gemacht werden kann. Die kommenden Generationen haben das Faktum als ein unveränderbares und als solches unfruchtbares Datum in ihr Leben aufzunehmen. Wer sich mit diesen künftigen Generationen in einer geschichtlichen Solidarität weiß, kann daher einen solchen Mehrheitsentscheid nicht einfach akzeptieren, weil er ihn als Überschreitung der Kompetenz einer Mehrheit betrachten muß, die doch gegenüber den Betroffenen stets in der Minderheit bleibt.“ Robert Spaemann 1979 „Die zivile und die militärische Atomindustrie sind Siamesische Zwillinge!“ Hannes Alfvén (Nobelpreisträger) Hier geht es weiter Betroffene von Industrie-Unfällen Betroffene ersten Grades - direkt ins Unfallgeschehen verwickelte Arbeiter Betroffene zweiten Grades - indirekt betroffene Werksangehörige Betroffene dritten Grades - geschädigte Anrainer der Industrieanlage Betroffene vierten Grades - Geschädigte in Folgegenerationen Problemmultiplikator industrielle Landwirtschaft Unterbrechung der Stoffkreisläufe Abhängigkeit von Erdöl Abhängigkeit von Phosphaten Teure Großmaschinen Ausräumen der Landschaft Landschaft wird häßlich Artenschwund Bodenverdichtung Humusverluste Bodenerosion Dünger & Pestizide im Grundwasser „Bauernsterben“ Verlust angepaßter Sorten und Nutztierrassen Überschüsse Exporte schädigen nachhaltige Landwirtschaft in Zielländern Getreide als Instrument der Disziplinierung Industrielle Landwirtschaft ist nicht zukunftsfähig Hauptursachen des Artensterbens Zerstörung von Lebensräumen Fragmentierung von Lebensräumen Biozideinsatz und Raubbau (Jagd, Fischerei) Faunen- Florenverfälschung mit invasiven Arten Sekundäre Effekte, „Dominoeffekt“ Die „Grüne Revolution“ Hunger in der Welt erfordert Maximalerträge und dazu die Industrialisierung der Landwirtschaft Große Monokulturen Hochleistungssorten (cash crops) Mechanisierung mit modernsten Großmaschinen Massiver Einsatz von Agrochemikalien (Dünger, Pestizide) künstliche Bewässerung Folgen der „Grünen Revolution“ Die ökologischen Folgen: Schädlingskalamitäten, Bodenzerstörung Die sozialen Folgen: Zerstörung der agrarischen Gesellschaft, Landflucht, Slumbildung, Hunger, Elend Die ökonomischen Folgen: Hohe Kosten, wachsende Abhängigkeit von Agrokonzernen, zunehmende Verschuldung Fazit: Scheitern auf allen Linien Hilfsenergie pro Lebensmittelenergie (nach Steinhart & Steinhart (1974) Science 184) Der ökonomische Fundamentalismus Der Glaube an die „unsichtbare Hand“ (des Adam Smith), die dafür sorgt, daß Egoismus und Raffgier das allgemeine Wohl vermehrt "the business of business is business" Milton Friedman, "The social responsibility of business is to increase its profits," New York Times Magazine, September 13, 1970. Umweltschutz und Politik „Auf dem schmalen Grat des Überlebens zwischen verschiedenen Alternativen des Untergangs verändert sich der Begriff der Politik. Politik kann heute nur noch als die Kunst verstanden werden, die Existenz der Menschen in einer gefährdeten Welt zu sichern. Sie ist die Kunst, Vernunft zu realisieren.“ Georg Picht 1971 Die Suche nach möglichen Alternativen Mensch und Erde Rede am Hohen Meissner 1913 Ludwig Klages 1872-1956 Psychologe, Begründer der wissenschaftlichen Graphologie Natur- und Umweltschutz in Österreich 1872 Rettung des Wienerwaldes durch Joseph Schöffel Peter Rosegger tritt für Naturschutz ein 1913 Österreichischer Naturschutzbund wird gegründet 1952 Rettung der Krimmler Wasserfälle 1971 Brücke über den Neusiedlersee zw. Mörbisch und Illmitz verhindert Erste Kundgebungen gegen Atomkraft markieren den Anfang der Österreichischen Ökologiebewegung 1974/75 AKW-Projekt Stein-St.Pantaleon verhindert 1978 5. November Volksabstimmung Zwentendorf 1982 Kamp-Kraftwerke Rosenburg und Steinegg verhindert 1984 Ereignisse um das Kraftwerk Hainburg 1997 Gentechnik-Volksbegehren Ein altes Paradigma der „Entwicklungshilfe“ Entwicklung = Wirtschaftswachstum Wirtschaftswachstum = Energieverbrauchs-Wachstum Energieverbrauchs-Wachstum = Elektrizitätswachstum Elektrizitätswachstum = Kernenergie Amulya Reddy, indischer Physiker „Diese Kette stimmt in keinem Glied. Entwicklung ist die Verbesserung der Lebensbedingungen der Ärmsten.“ (Salzburg Conference for a Non Nuclear Future 1977) Small is beautiful Die Dinge haben sich vom Maß des Menschen entfernt. Sie sind zu groß zu kompliziert zu teuer und zu „gewalttätig“ geworden Ernst Friedrich Schumacher Merkmale „Sanfter“ Technik Technik nach Menschenmaß klein, einfach überschaubar fehlerfreundlich umweltverträglich billig Sanfte Technik Der hydraulische Widder Energiedienstleistung Hochpumpen von Wasser Der hydraulische Widder Dieses Modell pumpt Wasser 300 Meter hoch. Nach 20 Jahren Betrieb mußte ein Gummiplättchen ausgetauscht werden Kochkiste Effiziente Herde Modern Stoves for all einfache Herstellung billig moderne Verbrennungstechnik (Sekundärluft) kein Rauch, kein Ruß hohe Effizienz ressourcensparend und damit umweltschonend Entlastung der Frauen Einfacher Bau Eine Schalung bestimmt die äußere Gestalt. Der Ofen wird aus Lehm, der mit StrohHäcksel abgemischt ist, geformt. Stäbe als Platzhalter für die Sekundärluftkanäle. Einfache Formen Die Heubox zum Garen von Getreide oder Hülsenfrüchten und zum Warmhalten der Speisen Modern Stoves for all Rindermist: Brennstoff oder Dünger? Biogas in China Biogas in China Gesellschaftliche Kontrolle der Technik Vergleichende Technikbewertung im Gesamtzusammenhang der ökologischgesellschaftlichen Entwicklung) Erarbeitung von Zielvorstellungen mit breitem Basiskonsens (Technikentwicklung im Interesse der Menschen, nicht der Konzerne) Verwirklichung der Zielvorstellungen mit demokratischen Instrumenten Technik und Verantwortung Potentiell folgenschwere Vorhaben sind nicht auf Grund von Teilaspekten zu rechtfertigen Es ist eine Bewertung im Gesamtzusammenhang der ökologischgesellschaftlichen Entwicklung erforderlich Das Sicherheitsprinzip und das Vorsorgeprinzip sind anzuwenden Bewertungskriterien für Technik Technik nach dem Maße des Menschen Technik als Werkzeug Überschaubarkeit Fehlertoleranz Flexibilität Möglichkeiten des Mißbrauchs Umwelt- und Sozialverträglichkeit Das entscheidende Bewertungskriterium Wie paßt eine Technik bzw. Innovation in eine zukunftsverträgliche Entwicklung? Ist sie förderlich? behindernd? neutral dazu? Maßnahmen der Bedarfssenkung als „Lösungsmultiplikator“ Sie senken die Energiekosten der Verbraucher. Das ist vor allem längerfristig von Bedeutung, denn die fossilen Energieträger werden mit ihrer Verknappung immer teurer. Energieeinsparung bedeutet Umweltentlastung. Die Auslandsabhängigkeit (von Öl und Kohle) wird verringert. Die Zahlungsbilanz wird entlastet. Die Versorgungssicherheit wird verbessert. Senkung des Energiebedarfs ist ein Beitrag zur Erhöhung der Krisensicherheit. Investitionen zur rationellen Energieverwendung bedeuten eine Belebung der Wirtschaft mit sinnvollen Aufgaben. Sie verbessern die Konkurrenzfähigkeit der Wirtschaft. Sie bewirken eine dezentrale Verbesserung der Wirtschaftsstruktur und leisten damit einen Beitrag zur Regionalentwicklung. Das bringt weitere positive Effekte mit sich, wie z.B. Verringerung der Zwangsmobilität. Sie sind eine unabdingbare Voraussetzung einer „zukunftsfähigen Entwicklung„. Sie verringern die internationalen Spannungen und Verteilungskonflikte um Ressourcen. Sie entsprechen der ethischen Forderung des Maßhaltens und dem Gebot der Solidarität mit der Nachwelt. Sie wirken in Richtung Abbau struktureller Macht. (das ist gleichzeitig eines der wirksamsten Hemmnisse ihrer Verwirklichung). Lösungsmultiplikator Ökologische Landwirtschaft Wirtschaften „mit der Natur“ (hohes bäuerliches Berufsethos) geschlossene Stoffströme Senkung des Energieaufwandes fremdstoffarme, gesunde Produkte kleinräumige, schöne Kulturlandschaft auch als Basis für Erholung undTourismus naturschutzkonform, umweltverträglich nachhaltig Sustainability The World Commission on Environment & Development 1987 defined "sustainable development" as: "development that meets the needes of the present without compromising the abilities of the future generations to meet their own needs" Zukunftsfähige Entwicklung (sustainable development) Die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung definierte 1987 "sustainable development" als: „Entwicklung, die den Bedürfnissen der Gegenwart gerecht wird, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu beeinträchtigen, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen“ Zukunftsfähige Entwicklung als internationaler ethischer Grundkonsens Bedürfnisse und Ansprüche Bedürfnisse haben natürliche Grenzen Ansprüche lassen sich beliebig steigern Bis hier 7. Juni Hemmnisse – persönliche Ebene Urvertrauen die „normative Macht des Faktischen“ unterentwickeltes Verantwortungsgefühl mangelndes Verstehen Verdrängung Bequemlichkeit Egoismus, „soziale Fallen“ Bereitschaft zum Gehorsam, Anpassung Streben nach Rang und Einfluß Gewohnheiten angestammte (angemaßte) Rechte Konformismus Resignation vor der Fülle der Aufgaben Defätismus (Zukunftspessimismus) Ein Gegensatzpaar Fanatiker sind Menschen, die das Realitätsprinzip nicht zur Kenntnis nehmen und „mit dem Kopf durch die Wand“ wollen. Zyniker sind häufig enttäuschte Idealisten, die am Realitätsprinzip gescheitert sind und nur mehr Hohn und Spott für Leute übrig haben, die glauben, etwas Positives bewirken zu können. Hemmnisse – gesellschaftliche Ebene Die Konzernlastigkeit und Kurzsichtigkeit der Politik. falsche „Spielregeln“ (z.B. das Finanz- und Steuersystem). ökologisch falsches Verhalten ist kurzfristig vorteilhaft. Gruppeninteressen (meist versteckt). Wettbewerbsdenken. Machtakkumulation. „soziale Fallen“. Gewohnheiten, angestammte (angemaßte) Rechte. Das haben wir immer so gemacht... Das haben wir nie so gemacht... Eigentümer-Nutzer-Problematik. die „normative Macht des Faktischen“. „...die Dinge sind so kompliziert...“ Konstruktionsfehler im Geldsystem Die heutige Geldordnung begünstigt eine kleine Minderheit. Das Geldsystem ist im Interesse der Mehrheit der Menschen grundlegend zu reformieren. Helmut Creutz Hans-Christoph Binswanger (Schweitzer Ökonom) „99 Prozent der Menschen sehen das Geldproblem nicht. Die Wissenschaft sieht es nicht, die Ökonomie sieht es nicht, sie erklärt es sogar als »nicht existent«. Solange wir aber die Geldwirtschaft nicht als Problem erkennen, ist keine wirkliche ökologische Wende möglich.“ Silvio Gesell Sein Hauptwerk: "Die Natürliche Wirtschaftsordnung" Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg traf er 1918 in einem Leserbrief an die Berliner Zeitung am Mittag die klare Voraussage: "Wenn das heutige Geldsystem, die Zinswirtschaft beibehalten wird, so wage ich es heute schon zu behaupten, dass es keine 25 Jahre dauern wird, bis wir vor einem neuen, noch furchtbareren Krieg stehen." Doppelstrategie Beenden gefährlicher Fehlentwicklungen Aufbau zukunftsverträglicher Alternativen Notwendig ist eine „Gesamtalternative“ AKTEURE DER NACHHALTIGKEIT IN ÖSTERREICH (Seminarprogramm Sommersemester 2000, Uni Wien) Gruppe angepaßte Technik (GRAT) Bundesverband erneuerbare Energie ARGE Biogas Klimabündnis ARGE Erneuerbare Energie Institut für nachhaltige Entwicklung Reparaturnetzwerk und Servicezentrum R.U.S.Z. Ernte für das Leben Ökoinvest Und viele andere... Das intelligenteste Wesen der Erde Das reduktionistische Paradigma der Gentechnik scheitert an der Komplexität des Lebendigen Die Wirkung eines Gens ist vom gesamten Genom eines Organismus abhängig. Zu erwarten, ein über Artgrenzen hinweg transplantiertes Gen hätte im fremden Genom die gleiche Wirkung, ist naiv. Die Funktion eines Gens hängt von dessen Position im Genom ab. Die Gentechnik ist nicht in der Lage, Gene gezielt zu implantieren. Die Genübertragung gleicht eher einem Schuß ins Dunkle. Die Annahme, eine Eigenschaft beruhe auf einem einzelnen Gen, entspricht nur ausnahmsweise der Realität. Die Langzeitfolgen gentechnischer Eingriffe auf höheren Systemebenen entziehen sich der Vorhersage, sind aber potentiell folgenschwer. Genetischer Reduktionismus Genetisches und epigenetisches Konzept Das heute immer noch dominierende genetische Konzept stellt einen Reduktionismus dar. Es dient vor allem den Vermarktungsinteressen der Industrie, die z.B. Krankheiten auf Einzelgene zurückführen will und Patentrezepte verspricht. Epigenetische Netzwerke sind ein Hilfsbegriff für die komplexen Interaktionen der „Umwelt“ (beginnend vom Zellmilieu) mit den Genen. Vielfalt als Evolutionspotential Genetische Vielfalt innerhalb der Sorten Vielfalt lokal angepaßter Sorten Vielfalt von Kulturmethoden Unendlich viele Kombinationsmöglichkeiten Beispiele: Ökologischer Gartenbau, Permakultur, Aquakultur, Feld-Kanal-Wirtschaft. TECHNISIERUNG vs. ÖKOLOGISIERUNG Gentechnik in der Landwirtschaft als verstärkender „Problemmultiplikator“ Mißachtet und zerstört biologische Vielfalt und sucht sie zu ersetzen Aufbau neuer technokratischer Systemzwänge Stärkung zentralistischer Machtstrukturen Schaffen neuer Risiken (z.B. Gentechnik zusätzlich zu Chemie) Belastung der Infrastruktur (Legislative, Überwachung, Kontrollen, medizinisches System... ) Beitrag zur Überforderung der Lösungskapazitäten Aushöhlung der persönlichen Freiheit Beitrag zur Destabilisierung des „Gesamtsystems“ Behinderung zukunftsverträglicher Entwicklungen Evolutionspotential wird eingeschränkt Ökologische Landwirtschaft als „Lösungsmultiplikator“ Respektiert und bewahrt biologische Vielfalt als sichere, unersetzliche Lebensbasis Abbau technokratischer Systemzwänge Stärkung lokaler Autonomie Verminderung von Risiken Entlastung der Infrastruktur Beitrag zur Verbesserung der Lösungskapazitäten Stärkung der persönlichen Freiheit Beitrag zur Stabilisierung des „Gesamtsystems“ Förderung zukunftsverträglicher Entwicklungen Evolutionspotential bleibt bestehen und wird z.T. sogar erweitert Umweltethische Erwägung zu Biolandbau versus „grüne“ Gentechnik sind nicht kompatibel Gentechnik schädigt Biolandbau Güterabwägung ist daher erforderlich Sicherheits- und Vorsorgeprinzip sind anzuwenden Zukunftsfähigkeit hat Vorrang Daher ist die „grüne Gentechnik“ nicht zuzulassen Ist ein „Nein“ zur „grünen“ Gentechnik fortschrittsfeindlich? Ganz im Gegenteil: Es ist fortschrittssichernd! Volks- oder Konzernvertreter? Am Beispiel des Gentechnik Volksbegehrens Das Gentechnikvolksbegehren 1997 Mit den Forderungen: Kein Essen aus dem Genlabor in Österreich! Keine Freisetzung gentechnisch veränderter Organismen in Österreich! Kein Patent auf Leben! erreichte 1,226.000 Stimmen Ergebnisse im parlamentarischen Ausschuß ? Keine Ergebnisse im Sinne des VB Der „Experte“ der Regierungspartei war ein Industrielobbyist. Die im Vorfeld des Volksbegehrens signalisierte Übereinstimmung der Regierungsparteien mit der 3. Forderung (Kein Patent auf Leben) wich der „normativen Macht des Faktischen“ Was können Politiker bewegen? Oder: Das Elend der repräsentativen Demokratie Gesellschaftliche Ebenen und ihr bestimmender Einfluß Weltanschauung künftig? en (Sittliche Werte) Vor Politik gab Kultur Wirtschaft heute Macht und Einfluß der Wirtschaft Wirtschaft ist gut organisiert und verfügt über gewaltige Geldmittel Manche transnationale Konzerne übertreffen das BSP kleinerer Staaten. Der „militärisch-industrielle Komplex“ Politiker als Marionetten Einfluß von Wirtschaft und Politik auf die Kultur: Beispiel Bildung Dominanz und Akzeptanz des „Kommerzmacciavellismus“ Public Relations - Strategien Das „Third party principle“ Die Rolle der „unabhängigen“ Experten. Akkordierte Medienberichterstattung. Vorgefertigte Berichte und Videos. Zurück zur Politik Politik bedeutet ursprünglich: Die Gestaltung der Gesellschaft nach Wertvorstellungen Umweltpolitik und Recht Die Rechtswissenschaften werden bisweilen als die Nachhut des gesellschaftlichen Fortschritts bezeichnet. Die derzeitige Grundrechtsbasis bedeutet einen Freibrief zur Naturausbeutung. Die Auswirkung ist ökologisch verheerend. Ein ökologischer Ordnungsrahmen ist notwendig. Ein Gutachten von Verfassungsrechtlern Eine ökologische Verfassungsordnung In einigen Ländern wurde bereits – wenigstens ansatzweise – ein ökologischer Ordnungsrahmen für eine tragfähige Entwicklung eingeführt, etwa in Kanada, Kalifornien oder in Neuseeland. Eine ökologische Verfassungsordnung legt dem Staat die Verpflichtung auf, die Natur und die Lebensgrundlagen alles Lebendigen um ihrer selbst willen zu schützen. In Neuseeland wurde 1991 der „Ressource Management Act“ als allgemein ökonomisches Planungsgesetz für alle umweltrelevanten öffentlichen und privaten Aktivitäten eingeführt. Das Gesetz verlangt ein „sustainable management“, das die „intrinsic values of ecosystems“ berücksichtigt. Das ökologische Prinzip ist zum Verfassungsprinzip zu erheben In der Verfassungsordnung müssen neue Rechte der Natur begründt werden, damit die Natur bereits in der verfassungsrechtlichen Güterabwägung und sodann in den nachfolgenden Schritten der Rechtskonkretisierung (Gesetzgebung und Vollziehung) ausreichend vertreten ist. Ein Vorschlag in Deutschland: „Jeder hat das Recht auf freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die natürlichen Lebensgrundlagen in ihrer Nachhaltigkeit beeinträchtigt, die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung und das Sit-tengesetz verstößt.“ Denn: „Verfassung und Gesetze sind Menschenwerk. Sie können den Menschen vieles erlauben – eine Zeitlang auch die Beeinträchtigung und Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen, aber die Folge dessen, was die Menschen sich rechtlich gestatten, definiert die Natur. Möge der Verfassungsgeber darauf achten, daß er die menschlichen Gesetze so gestaltet, daß die unerbittliche Reaktion der Gesetze der Natur nicht über die Menschen dieses Landes komme.“ Brief des "Global Challenges Network" an die Vorsitzenden der Gemeinsamen Verfassungskommission von Bundesrat und Bundestag zur Verankerung des Schutzes der natürlichen Lebensgrundlagen im Grundgesetz. Grundpflichten müssen eine ökologische Eigenverantwortlichkeit begründen Die Menschenwürde darf nicht nur liberalistisch gesehen werden. Die Gleichheit muß auch künftige Generationen umfassen. Die Wissenschaftsfreiheit muß Rücksichten bzw. Verpflich-tungen zur Verantwortung enthalten. Der Parlamentarismus muß erneuert werden. Eine Vernetzung des Parlaments mit direkter Demokratie (Vorbild Schweiz) muß verwirklicht werden. Zentralisierung ist der falsche Weg. Kompetenzen sind weniger als Macht-, sondern eher als Verantwortungsbereiche aufzufassen. Kurzfristig müssen der „Natur“ – durch welche rechtliche Konstruktion letztlich auch immer – in den bestehenden rechtlichen entscheidungsverfahren wenig-stens Parteienstellung und andere gleichwertige Mitwirkungsrechte eingeräumt werden. Freiheit der Wissenschaft Das umweltethische Dilemma Organisierte Verantwortungslosigkeit Individuelle Verantwortung Die unausweichliche Konsequenz: Es gilt, Verantwortung zu organisieren Peter Kafka (1933-2000) "Leisten Sie Widerstand! Schämen sie sich nicht, über Dinge mitzureden, die sie nicht ganz verstehen! Alles Wesentliche ist nicht verstanden!" http://www.peterkafka.de/ Die Verantwortung der Wissenschaft Das Forum Österreichischer Wissenschaftler für Umweltschutz www.fwu.at Was ist INES? I nternational N etwork of E ngineers and S cientists for global responsibility INES Ethikschutz-Initiative: Direkte Hilfen für ethisch motivierte Whistleblower und Arbeitsverweigerer, Zusammenarbeit mit ethisch orientierten Organisationen, Ermutigung von Unternehmern, ihrer ethischen Verantwortung gerecht zu werden, Verbesserung der gesetzlichen Rahmenbedingungen für ethisches Engagement, Internationale Zusammenarbeit und Weiterentwicklung des Ethikschutzes. Der Beitrag der Religionen Beispiel: Stiftung Weltethos (Hans Küng). Das Gemeinsame der Weltreligionen soll gemeinsam vertreten werden. Die Zivilgesellschaft formiert sich Bürgerinitiativen Gemeinnützige Vereinigungen NGO, NPO im Umwelt- und Sozialbereich Aktionsgemeinschaften, Plattformen Koordinationsstellen (z.B. Ökobüro) Sozialforen, Konferenz der Zivilgesellschaft (http://www.glocalist-review.com/) http://www.glocalist.com/ Ergebnisse der Konferenz (http://www.glocalist-review.com/uploads/media/Glocalist_ZIVI_6.pdf) Erlangung der Volkssouveränität Dreistufiges Verfahren der Volksgesetzgebung: Volksinitiative Volksbegehren und Volksentscheid flankiert von einem klaren Aufklärungsauftrag der Medien „Ich komme immer mehr dazu, alles andere gegen die Nächstenliebe und Menschenfreundlichkeit gering einzuschätzen (…) unser ganzer gepriesener Fortschritt der Technik, überhaupt die Civilisation, ist der Axt in der Hand eines pathologischen Verbrechers vergleichbar.“ Albert Einstein (1879-1955). „Das längst gesuchte Zwischenglied zwischen den Affen und und dem wahrhaft humanen Menschen – sind wir“! Konrad Lorenz (1903-1989) „Es ist dir zwar nicht vergönnt, das Werk zu vollenden — du hast aber auch nicht das Recht, deinen Anteil daran zu verweigern...“ (Talmut)