ADHD bei Kindern und Jugendlichen

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ADHD bei Kindern und Jugendlichen
Ulm 4
4.6.2009
6 2009
Hauptvorlesung Psychiatrie
Michael Kölch
ö
Psychische Störungen bei Minderjährigen – gibt es die?
22% aller Minderjährigen haben psychische/
Verhaltensprobleme,
p
aber: nicht alle sind entsprechend den WHO-Kriterien
(diagnostische Kriterien) erkrankt & benötigen Behandlung.
6 % aller Kinder unter 18 Jahren sind behandlungsbedürftig
psychisch
p
y
krank
(Bella-Studie, RKI KGGS-Survey 2007),
Psychische Störungen bei Minderjährigen – gibt es die?
Zwangsstörungen
ADHD
Mutismus
Essstörungen
Störung des
Sozialverhaltens
Autismus
Emotionale Störung
mit Trennungsangst
Enuresis
ADHD - Allgemeines: Begriffe und Bezeichnungen
ADS:
Aufmerksamkeits-Defizit-Störung
ADHS:
Aufmerksamkeits-Defizit/Hyperaktivitätsstörung
ADD:
Attention Deficit Disorder
ADHD:
Attention Deficit Hyperactivity Disorder
HKS:
Hyperkinetisches Syndrom
ICD 10:
ICD-10:
F90.0: einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung
yp
Störung
g des Sozialverhaltens
F90.1: hyperkinetische
Symptome und Häufigkeit
Ursachen und Komorbidität
Diagnostik
Therapie
p
Die Kernsymptome
Unkonzentriertheit / Unaufmerksamkeit
Überaktivität / Hyperaktivität
Impulsivität
Historie
Die Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung ist keine
„Mode-Krankheit“.
Der Frankfurter Arzt Dr. Hoffmann beschreibt im 19 Jhdt. in
seinem „Struwwelpeter“ sehr scharf die klassischen ADHSSymptome.
Symptome
1845 Hoffmann: „„Der Struwwelpeter“
p
1881 Scherpf: „Das impulsive Irresein als häufigste kindliche
Seelenstörung“
1902 Still: Kinder mit „Defects in Moral Control“
1917 Czerny: „Schwererziehbare Kinder“
20iger Jahre: Kramer und Pollnow: erethisches Irresein
1937 Bradley: Erstbeschreibung der Wirkung von Stimulanzien
Spektrum-Erkrankung,
Keine kategoriale Auffälligkeit
sondern Verhalten bewegt sich
auf einem Kontinuum
„normalen“ Verhaltens hin zum
„pathologischen“
„p
g
Verhalten:
→ ab wann beginnt Pathologie?
Symptome und Entwicklungsstand
“in abnormen Ausmaß“
Problem: wie definiert man das?
„situationsübergreifend“
g
d.h. nicht nur in der Schule, nicht nur zuhause, nicht nur beim
Sport etc.
aber: Situationsspezifität der Symptome und damit hohe
Abhängigkeit von Umwelt
Kategoriale Diagnostik eines dimensionalen Problems
ADS
Aufmerksamkeit gestört
wenig
impulsiv /
hyperaktiv
yp
Keine
Diagnose
ADHS
HKS
=HKS
sehr
impulsiv /
hyperaktiv
yp
Aufmerksamkeit ungestört
Impulsiver
Subtyp
Epidemiologie: Prävalenz hyperkinetischer Störungen
Deutsche Studie des Robert-Koch-Instituts: 3-4 %
Von ADHD sind 3 – 5 % aller Schulkinder betroffen (Buitelaar
2002)
Jungs häufiger als Mädchen aber Unterschied Klinik vs. Feld
In den USA:
USA Prävalenz
Prä alen bis zu 9 %
%: wie
ie kommt das?
Unterschiede in der Diagnose nach ICD-10 und DSM-IV
ICD-10: Symptome aus allen Hauptkategorien notwendig
- einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung
DSM-IV: Untertypen
yp möglich:
g
- unaufmerksamer Typus
- hyperaktiver Typus
- kombinierte Störung
Bedeutung der unterschiedlichen Klassifikationssysteme für
die Versorgung am Beispiel AHDH
D
S
M
IV
I
C
D
10
Inattention
≧6
Inattention
≧6
Inattention
<6
Inattention
6/9
+
Hyperactivity/Impulsivity
≧6
⇒ ADHD Combined
+
Hyperactivity/Impulsivity
<6
⇒ ADHD predominantly
+
Hyperactivity/Impulsivity
≧6
+
Impulsivity
p
y
1/4
+
Hyperactivity
yp
y
3/5
+
Oppositional Defiant Disorder
Conduct disorder
Type
y
Inattentive Type
⇒ ADHD predominantly Hyperactive-Impulsive
active
Impulsive Type
⇒ Disorder of Attention
and Activity
H
ki ti C
Conduct
d t
⇒ Hyperkinetic
Disorder
Die Kriterien bestimmten die Prävalenz!
3 Subtypen des ADHS
Reine Aufmerksamkeitsstörung = ADS (ca
(ca. 25%)
reine Hyperaktivität/Impulsivität (ca. 5%)
Mischtyp
yp ((ca. 70%))
(entspricht der Hyperkinetischen Störung)
Wie geht es weiter beim Erwachsenen?
Metaanalyse von 21 internationalen epidemiologischen Studien
ergibt eine Prävalenzrate bei Erwachsenen 1-6%
(Wender PH, et al, Adults with ADHD. An overview;
Ann N Y Acad Sci. 2001 Jun;931:1-16 J Clin Psych 1995)
Fazit
Kernsymptome Hyperaktivität, Aufmerksamkeitsstörung und
Impulsivität
p
Prävalenz ca. 3%
Jungen häufiger als Mädchen betroffen 3-6:1
Risikofaktoren: sozial
Das Risiko zu erkranken ist schichtabhängig:
-Unterste vs.
vs oberste Sozialschicht: Risiko für Hyperaktivität x
3,2; Dissozialität x 4,7; Ängste x 1,7)
-Psychiatrische Erkrankungen der Eltern
-Anhaltende, tief greifende Ehekonflikte
-Vernachlässigung
-Aggressiv-impulsiver Erziehungsstil
-Zuviele, unübersichtliche oder zuwenige Regeln und
Inkonsequenz
q
in der Beachtung
g der Einhaltung
g
Babyfernsehen
Neurobiologie von Fernsehkonsumfolgen
Das kindliche Gehirn entwickelt sich nach der Geburt rasch
weiter (Barkovich et al. 1988, Yamada et al. 2000)
Umweltfaktoren, insbesondere der Grad der Stimulation,
beeinflusst die Zahl und dichte neuronaler Synapsen.
Greenough
g et al. ((1987)) Hypothese
yp
Überstimulation durch
schnell wechselnde Bilder führt zu kürzerer
Aufmerksamkeitsspanne bei Kindern und damit erlernten ADHD,
z. B. Hartmann (1996).
Koolstra und van der Voort fanden statistisch signifikante
Zusammenhänge zwischen frühem Fernsehkonsum und
schlechterem Schriftspracherwerb bzw. weniger Lesen im
Schulalter.
Schulalter
Früher Fernsehkonsum
Einführung von Babyfernsehen (Teletubbies) und permanentes
Fernsehen als familiäre Backgroundgestaltung vor allem in
U t
Unterschichtfamilien.
hi htf ili
Christakis (2004): Langzeitstudie (durch eine logistische
Regression abgesichert) Zusammenhang zwischen frühem
F
Fernsehkonsum
hk
und
d ADHD im
i Alter
Alt von 7 JJahren.
h
1278 Kinder wurden mit einem Jahr,
1345 Kinder mit drei Jahren untersucht.
Ein klarer Zusammenhang mit der Menge des täglichen
Fernsehkonsums und dem Auftreten von ADHD
Risikofaktoren: biologisch
Frühgeburtlichkeit
Nikotin/ Alkohol in der Schwangerschaft
Persönlichkeitsmerkmale
– Hohes Neugierverhalten/niedrige
g
g Schadensvermeidung
g
– „schwieriges Temperament“ (Thomas & Chess)
– Funktionelle neurochemische/-anatomische Veränderungen
– reduzierte Frontalhirnaktivierung
– vermind. Hippocampusgröße (infolge emot. Traumata)
– Reduzierte neurophysiologische Antwortmuster
– Pulsfrequenz
– Elektrodermale Reagibilität
Genetisches Risiko (z.B. Zwillingsstudien)
Zwillingsstudien zeigen genetische Vulnerabilität.
(> 2000 Paare
Paare, monozygote Zw.
Zw 50-80% Konkordanz
Konkordanz,
Dizygote 35%)
Adoptionsstudien zeigen einen stärkeren genetischen
Einfluss als Umwelteinfluss („shared environment in
Adoptionsstudien).
Geschwister: Prävalenz 2-4fach erhöht
Eltern: Prävalenz 8-10x höher
Kinder von Eltern mit ADHS: zu ca 60% betroffen
Neurobiologisch
Dysfunktion in frontosubkortikalen Regelkreisen
(Verbindung zwischen präfrontalem Kortex und versch.
subkortikalen Strukturen)
Dopaminerges System, v.a. Striatum= striatofrontale Störung
ADHD Hypothesen: Polymorphismen verknüpft mit ADHS
ADHDDopamin-Transporter:
DAT1 – Gen Allel 9 und 10-repeat
10 repeat Allel
DRD4-Promoter: 7-repeat Allel für den DRD4 und DRD5 Rezeptor
SNAP25 (membrangebundenes Protein)
Neurobiologie
fMRT-Untersuchungen: zeigen Auffälligkeiten, aber N bisher
sehr gering!
g
g
Biederman: Besonderheiten im DLPFC und anterioren Cingulus
CGA bei ADHD
Selective effects of methylphenidate in attention deficit
hyperactivity disorder: a functional magnetic resonance
study.
y
Proc Natl Acad Sci USA
1998 Nov 24;95(24):
14494-9.
ADHS und komorbide Störungen (MTA-Study, n=579)
Die „reine“ ADHD ist selten, häufig treten weitere Störungen hinzu:
Oppositionelles
pp
Trotzverhalten
“reines”
ADHS
31%
Tics
40%
11%
Angst-
Störung des
Sozialverh.
14%
Störungen
34%
MTA Cooperative Group.
Arch Gen Psychiatry
1999; 56:1088
56:1088–1096
1096
Affektive Störungen
4%
Entwicklungsverlauf von Störungen
Frühe Kindheit
Angst
Opposition.
Trotzverhalten
e a te
Erwachsenenalter
Adoleszenz
Substanzmißbrauch
Depression
Störung des
Sozialverhaltens
Antisoziale
Persönlichkeitsstörung
Hyperkinetische
Störung
nach Loeber et al. (2000)
Kessler et al. 2007
Angststörungen
47,1%,
affektive Störungen
38,1%,
Impulskontrollstörung
19,6%,
Substanzabhängigkeit
15,2 %,
Daviss
D
i ett al.
l 2008
Does Pharmacotherapy for ADHD Predict Risk for Later MDD?
Aus dem Grünbuch der EU
Abb.: Langzeitkosten psychischer Gesundheitsprobleme, umgerechnet auf Euro zum Preisniveau 2002 (Scott, Knapp, Henderson & Maughan,
2001. Umrechnung in Euro durch David McDaid, Mental Health Economics European Network).
Quelle: Scott, S., Knapp, M., Henderson, J. & Maughan, J. (2001). Financial costs of social exclusion. Follow-up study of anti-social children into
adulthood. British Medical Journal, 323, 191-196.
Differentialdiagnosen
Teilleistungsstörungen
Über- oder Unterforderung
Bindungsstörung mit Enthemmung
Alkoholembryopathie
y p
Depression
Prodromalstadium einer Psychose
Familiäre Belastungen
Suchtmittelkonsum
Störung des Sozialverhaltens
bipolare Störung
Tic-Störungen
Fazit
Multiple Risikofaktoren, genetisch und sozial
Hoher Anteil an Komorbidität (v
(v.a.
a mit Störung des
Sozialverhaltens)
Entwicklungsrisiken vermehrt
Diagnostik
Anamnese !
Anamnese !!
Anamnese !!!
Es gibt keinen Test für ADHD,
sondern ADHD ist eine klinische Diagnose, die auf
► Zusammenschau aus Anamnese (auch Fremdanamnese),
► Verhaltensbeobachtung,
► testpsychologischen Untersuchungen,
► körperlich-pädiatrischer Untersuchung beruht.
Anamnese
Schwangerschaft:
Noxen wie Nikotin und Alkohol
Alkohol, Stress
Stress, Medikamente
Geburt:
Sauerstoffmangel?
g
Beginn wann
Schreikind?
Entwicklungsschritte, motorische Entwicklung?
Frühkindliche Betreuung
Bindungsaspekte
Anamnese schliesst auch Schule mit ein!
Pädiatrische Untersuchung
Entwicklungsstand
EEG: Epilepsien (Absencen)
Motorische Fähigkeiten
Stigmata
g
– Syndrome?
y
Hinweis auf Alkoholembryopathie/fetales
y p
Allkoholsyndrom?
Pflegezustand
Klinisch standardisierte Erhebungsverfahren
FB möglichst aus zwei Kontexten: Eltern und Kiga oder Kita oder
Schule
11 Jahre alter Junge Profil im CBCL
7 Jahre alter Junge: Profil im CBCL
Standardisierte testpsychologische Untersuchungen
Intelligenz:
HAWIK
K-ABC
CFT
Aufmerksamkeit:
d2
Computerbasierte Aufmerksamkeitstests
Therapie
Wie behandelt man?
Medikamentös?
Psychotherapeutisch?
Pädagogisch?
Medikamentöse “Hilfe”
Hilfe zum Stillsitzen
Tranquilizer
Wann besteht Behandlungsbedürftigkeit?
Ob eine p
psychische
y
Auffälligkeit
g
/ Störung
g
behandlungsbedürftig ist, hängt ab vom
¾Schweregrad
¾Grad der Einschränkung in seinen
Lebensmöglichkeiten
¾subjektiven Leidensdruck
¾Ausmaß der Schädigung anderer Menschen
Therapie bei ADHS
Multimodale Behandlung der hyperkinetischen Symptomatik
Pharmakotherapie
p ((I))
Psychoedukation (Aufklärung und Beratung) (III)
Elterntraining / Familieninterventionen (I)
Schul-/Kindergarten-Interventionen (I)
Selbstinstruktionstraining / Selbstmanagementtraining (II)
Behandlung komorbider Störungen
Soziales Kompetenztraining (opp./aggr. Verhalten) (II)
Einzel- / Gruppentherapie (Selbstwertgefühl, Kontaktstörungen)(V)
(tiefenpsychologisch / non-direktiv / verhaltenstherapeutisch)
Übungsbehandlungen (Teilleistungsstörungen) (I-V)
(Evidenzgrad)
Geschichte der Stimulantientherapie
1937
Charles Bradley,
Bradley Arzt in Providence,
Providence Rhode Island
Island,
beobachtete, dass Benzedrin (D- und L-Amphetamin) einen
beruhigenden Effekt auf das Verhalten von Kindern in einer
Behandlungseinrichtung hatte
1971
Paul Wender postulierte in seinem Buch "Minimal Brain
D f
Dysfunction",
ti " d
dass di
die therapeutischen
th
ti h Eff
Effekte
kt d
der
Stimulanzien bei der ADHD auf Alterationen in der
Neurotransmission der Katecholamine zurückzuführen sind.
1978 "Idea of a paradoxical effect was finally laid to rest"
Judith Rapoport
p p ((Science 1978)) zeigte
g in einer Studie am
NIMH, dass sowohl normale Kinder, normale Erwachsene
als auch Kinder mit ADHD alle mit erhöhter Aufmerksamkeit
und Reduktion von Impulsivität und Hyperaktivität reagierten
reagierten.
Charles Bradley, 1937, American
Journal of Psychiatry
NH2
NH
CH3
Amp het amin
O
CH3
H
N
O
CH3
Met hylphenid at
CH3
Met hamphet amin
„Fourteen (out of 30) responded in a spectacular fashíon.“
fashíon.
„I start to make my bed and, before I know it, it is done.“
Psychostimulantien
Wirkmechanismus: nicht genau bekannt!
Dopamintransporterblocker, darüber hinaus
Veränderung
g der Signaltransduktion
g
im dopaminergen
p
g System?
y
Weiteres??? Beeinflussung des Glutamatmetabolismus über
direkte Wirkung am NMDA Rezeptor?
Präparate:
Ritalin®, Medikinet®, Equasym®, Methylphenidat Hexal®
Retardpräparate:
p p
Ritalin SR®, Concerta®, Ritalin LA®, Medikinet ret®,
Equasym ret®
Patches
MTA-Studie
Multizentrische US-amerikanische Studie
579 Kinder
zu Beginn der Untersuchung 7-9 Jahre alt
4 Untersuchungsgruppen
g g pp
nur Medikamentöse Therapie
nur Verhaltenstherapie
Kombination beider Verfahren
kinder- und jugendpsychiatrische
Standardbehandlung
Parent SNAP-Hyperactive/Impulsive
3
2,5
Averag
ge Score
e
CC
Time x Tx: F=21.5, p<.0001
Site x Tx: F=1.3, ns
Site: F=4.4, p<.0006
Beh
MedMgt
2
Comb
1,5
1
Comb, MedMgt > Beh, CC
0,5
0
0
100
200
300
Assessment Point (Days)
400
Re-Analyse der MTA-Studie (Santosh, 2005)
beste Wirksamkeit der Psychostimulantien
y
bei hyperkinetischen Störungen
bei Aufmerksamkeitsstörungen in der Schule
beste Wirksamkeit der kombinierten Behandlung
bei komorbiden emotionalen Störungen
Bei ADHS + Störungen des Sozialverhaltens
+ emotionalen Störungen
Dosierung und Nebenwirkung
MPH
0,3 – 1 mg/kg/Dosis bei
nicht ret
60 (80) mg/d maximale
Tagesdosis
18mg, 36mg
18mg
36mg, 54mg
Concerta
Amphetamin
0,2 – 0,5 mg/kg
40 mg/d
Merke: Hochdosistherapie bringt keinen Erfolg!
Nebenwirkungen
g häufig:
g
Appetitverlust
Schlafstörungen
Fraglich: Wachstumsstörungen, Auswirkungen auf Blutdruck
Nebenwirkungen im Langzeitverlauf
In der MTA Studie führte die Exposition
p
über 6 Jahre bis
in die frühe Adoleszenz
– nicht zu Effekten auf Puls und Blutdruck
– Das Gewicht war im 3 Jahresverlauf geringer aber nicht
mehr am Ende des 6 Jahres Zeitraums
– zu einem Wachstumsverminderungseffekt
Retardierte Präparate: Beispiel OROS® Technology
Laser-drilled hole
Methylphenidate
overcoat
Methylphenidate
compartment #1
Ratecontrolled
membrane
W t
Water
Methylphenidate
compartment #2
Water
Push
compartment
Before operation
During operation
Atomoxetin
- Selektiver
S l kti
N
Noradrenalinwiederaufnahmehemmer
d
li i d
f h h
Wirkeintritt dauert bis zu 8 Wochen
- unterscheidet sich in der chemischen Struktur kaum von Fluoxetin
- war primär ebenfalls als Antidepressivum entwickelt
- dann als Mittel für ADHS im Kindes-, Jugend- und
Erwachsenenalter getestet und zugelassen
- Gravierendste NW ähnlich wie SSRIs: Suizidalität
- Gute Alternative zu Methylphenidat bei komorbiden Ticstörungen
und natürlich auch bei emotionalen Störungen des Kindesalters
Versorgungssituation mit Psychopharmaka
Pharmakoepidemiologie
MPH Verordnungen in Deutschland
80x in den letzten 15 Jahren
Number and prevalence of
stimulant users in 4 countries (Zito,
(
,
Fegert et al. )
per 1000
30
20
10
0
US
Dutch
German
UK
n=3490
n=1239
n=2729
n=380
U.S. stimulant Prävalenz 2.5, 3.6 and 13 mal höher als in NL, D, UK
Anteil der Verordnungen in % Jungen und Mädchen 9–11
Jahre (Fegert, Janhsen et al. )
24 Kiel
25 Elmshorn
23 Lübeck
26 Oldenburg
30 Hannover
39 Magdeburg
57 Siegen
41 Mönchengladbach
50 Köln
61 Bad Vilbel
56 Koblenz
07 Gera
96 Bamberg
92 Amberg
65 Wiesbaden
97 Würzburg
67 Kaiserslautern
90 Nürnberg
68 Mannheim
76 Karlsruhe
75 Pforzheim
94 Passau
91 Ansbach
63 Aschaffenburg
⟩
0
⟩
17
1.7
87 Kempten
⟩
34
3.4
⟩
51
5.1
Stimmt es dass zuviel verordnet wird? Wie wird in besonderen
Settings behandelt?
Kinder in institutioneller Erziehung in USA:
Insgesamt erhielten 35% der Kinder die eine psychiatrische
Diagnose hatten eine psychotrope Medikation.
Die Häufigkeit einer psychotropen Medikation stieg mit dem Alter
an. Steele
S l et al.2006
l 2006 &2008
In Deutschland
Prävalenz Psychopharmaka bei Heimkindern (Ulmer
Heimkinderstudie:
nur 11% (N=79) erhielten eine psychoaktive Medikation
Ulmer Heimkinderstudie
Behandlungsstatus
g
bei
Aufmerksamkeitsstörungen
80
60
Absolute
Häufigkeiten
Methylphenidat
40
Keine med.
Behandlung
20
0
Kinder mit ADHD
((F 90
90.0
0 & F 90
90.1))
Werden die Kinder mit höchstem Risiko behandelt?
Behandlungsstatus von Jungen mit ADHD
in Familien vs. Heimen
100
80
Häufigkeit in
Prozent
60
40
Familien*
Heime
20
0
Behandlungen von Jungen
mit Methylphenidat
*Hochrechnung aufgrund der Daten von Glaeske, Fegert et al. 2002
Fazit Therapie
Therapie richtet sich nach Bedürfnissen von Patient und Eltern
Elterntraining und Psychoedukation
Verhaltenstherapie
Medikamentöse Therapie
p mit MPH oder Atomoxetin
Einschleichend auftititrieren
Erfolg regelmäßig überprüfen
Sicherheitsuntersuchungen durchführen
Medikamentöse Therapie kann Reintegration ermöglichen
Patient
Zusammenfassung ADHD
Häufigste kinder- und jugendpsychiatrische Störung
Kernsymptome Unaufmerksamkeit,
Unaufmerksamkeit Hyperaktivität,
Hyperaktivität Impulsivität
Prävalenz ca. 3%
Jungen
g häufiger
g als Mädchen betroffen
Therapie
medikamentös mit Stimulantien oder Atomoxetin
Verhaltenstherapie und Elterntrainings
Diskussion und Fragen
•
Dr. Michael Kölch
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie /
Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm
Steinhövelstraße 5
89075 Ulm
www.uniklinik-ulm.de/kjpp
Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Jörg M. Fegert
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