Kommunismus als Utopie, Theorie und Herrschaftsform

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BERGISCHE UNIVERSITÄT WUPPERTAL
Fachbereich A
GEISTES- UND KULTURWISSENSCHAFTEN
Sommersemester 2012
Politikwissenschaft
Do 10-12, N-11.16
apl. Prof. Dr. Wolfgang Bergem
Beginn: 12.4.2012
E-mail: [email protected]
Sprechstunde: Di 15-16
S e m i n a r:
Kommunismus als Utopie, Theorie und Herrschaftsform
Inhalt und Ziel der Veranstaltung:
Über zwanzig Jahre nach der Auflösung der Sowjetunion scheint ein von der Freund-FeindKonstellation des Kalten Krieges entlasteter Blick auf Kommunismus möglich zu sein. Dabei ist
Kommunismus heute keineswegs nur ein Thema für Osteuropa-Historiker und Spezialisten der
politischen Ideengeschichte. „Was ist die Alternative zum Kapitalismus?“ Die große deutsche
Wochenzeitung Die Zeit stellte vor kurzem mit dieser Frage als Aufmacher – die übrigens nicht
sogleich mit „Kommunismus“ beantwortet wurde – das über Jahrzehnte hinweg für selbstverständlich gehaltene Wirtschaftssystem zumindest zur Diskussion. Immerhin scheinen sich mit
der Rede von „alternativlosen“ Entscheidungen operierende Denkverbote derzeit zu lockern.
Das Seminar zielt darauf, die Mehrdimensionalität des Kommunismusbegriffs als Bezeichnung
für einen in utopischem Denken fundierten, teils stärker theoretisch, teils eher ideologisch orientierten Gesellschaftsentwurf, für eine soziale und politische Bewegung sowie für die verschiedenen Herrschaftsformen im „real existierenden Sozialismus“ freizulegen. Ausgangspunkt
der Untersuchungen sind die Gesellschaftsentwürfe vom Urchristentum bis zu den Frühsozialisten der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die Elemente kommunistischer Ideen antizipiert
haben. Besondere Aufmerksamkeit wird den Schriften von Karl Marx gewidmet, der zum entscheidenden Referenzautor der weiteren theoretischen Entwicklungen im Kommunismus und
entsprechender Bewegungen wurde. In Abgrenzung zu Ideologie und Herrschaftsform der
Sowjetunion werden die VR China, der jugoslawische Selbstverwaltungssozialismus und die
Reformulierungsversuche in Polen, der ČSSR und der DDR betrachtet. Thematisiert wird auch
die vor allem in den sechziger und siebziger Jahren des 20. Jahrhundert zu beobachtende Revitalisierung des Kommunismus in westlichen Demokratien, die vor allem im Neomarxismus der
Frankfurter Schule und im Eurokommunismus westeuropäischer Parteien sichtbar wurde. Das
Seminar schließt mit einer Diskussion der Perspektiven kommunistischer Gesellschaftstheorien
nach dem Kollaps der kommunistischen Staatenwelt und der verschiedentlich als Zusammenbruch des kapitalistischen Systems interpretierten gegenwärtigen globalen Finanzkrise.
Fach-Modul: Modul III.2, III.3; KBA Pol.Wiss. PB B.1.a; KBA Sowi PB B2b1.c, PB C3b1.c; Med POL I.e
Erste Literaturhinweise:
Altvater, Elmar: Das Ende des Kapitalismus, wie wir ihn kennen, Münster 2011.
Fetscher, Iring: Von Marx zur Sowjetideologie, Darstellung, Kritik und Dokumentation des sowjetischen,
jugoslawischen und chinesischen Marxismus, 22. Auflage, Frankfurt a. M. 1987.
Fetscher, Iring / Herfried Münkler (Hg.): Pipers Handbuch der politischen Ideen, Bd. 4 und 5, München
1986 und 1987.
Holzer, Jerzy: Der Kommunismus in Europa. Politische Bewegung und Herrschaftssystem,Frankfurt
1997.
Kołakowski, Leszek: Die Hauptströmungen des Marxismus, 3 Bde., München 1979-1999.
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