Handel Tipps vom Unabhängigen Dem „Claim“ als Experte gerecht werden Regelmäßig berichtet Stefan Auer in INPHO über die Entwicklung im Fotofachhandel. Da er als Inhaber der as-con Unternehmensberatung in Lauf bei Nürnberg seit Jahren viele Fachhändler der Branche regelmäßig berät und in Seminaren schult, ist er immer hautnah am Marktgeschehen. Die Erkenntnisse seiner täglichen Praxis kommentiert Stefan Auer exklusiv in INPHO. Zugleich gibt er handfeste Tipps zum erfolgreichen Manövrieren im Markt. In den vergangenen zwei Ausgaben haben wir uns mit den Gründen für den massiven Kundenschwund auseinander gesetzt. In der letzten Ausgabe haben wir eruiert, wie man im Bereich der Fotoarbeiten die Frequenz und damit auch den Umsatz in den verwandten Warengruppen wie Alben und Rahmen ankurbeln kann. Heute wollen wir uns ein wenig mit dem Thema Frequenz im Hardwarebereich auseinander setzen. Man muss allerdings zugeben, dass diese Aufgabenstellung ungleich schwieriger ist, als bei Bildern. Der Grund liegt auf der Hand: Hier schlägt das Internet und die damit verbundene Preistransparenz ungleich stärker zu, als bei Bildern. Machen wir uns zunächst noch einmal klar, warum der Kunde überhaupt noch zum Fachhandel geht, wenn er eine Kamera kaufen möchte. Der primäre Grund ist: Er Der Kunde, der vor Ihnen im Geschäft steht, wedelt mit einer unsichtbaren weißen Fahne, auf der steht: „Lieber Fachhändler, ich möchte bei Dir kaufen, aber mach mir ein Angebot, das mir das auch ermöglicht!“. ist unsicher. Der Kunde, der sich im Internet informiert hat und er weiß was er will, er wird im Internet auch fündig werden, Bei Kameras, Objektiven und weiteren Hardware-Produkten schlägt das Internet und die damit verbundene Preistransparenz ungleich stärker zu als bei Bildern. 18 inPHO 1-2·2014 denn den besten Preis gibt es nunmal im Internet. Das heißt: Der Kunde, der vor Ihnen im Geschäft steht, wedelt mit einer unsichtbaren weißen Fahne, auf der steht: „Lieber Fachhändler, ich möchte bei Dir kaufen, aber mach mir ein Angebot, das mir das auch ermöglicht!“. Das bedeutet, der Kunde kommt zu uns, da er sich nicht sicher ist und auf Ihren Rat vertraut und weil er nach dem Kauf betreut werden will. Der Preisabstand zum Internet darf eben nur nicht so groß sein, dass er es noch mit seinem Gewissen vereinbaren kann, bei Ihnen gekauft zu haben. Dieses ist die erste Botschaft die es gilt, im Marketing zu transportieren: „Sie sind der lokale Experte, Ihnen kann man vertrauen und der Preis ist akzeptabel“. Effektives Marketing wird vernachlässigt Damit sind wir beim Stichwort „Marketing“. Die Werbeausgaben des deutschen Fotofachhandels sind auf ca. ein Prozent vom Umsatz gesunken. Da ist es eigentlich kein Wunder, dass die Besuchsfrequenz der Kunden abnimmt. Unser grundsätzlicher Apell lautet deshalb, die Werbeaktivitäten wieder zu erhöhen. Dass die Wirksamkeit klassischer Werbematerialien, wie z.B. Zeitungsbeilagen zusehends abnimmt, ist dabei unbestritten. Angesichts der sehr massiven Werbung von Mediamarkt & Co., verbunden mit der Daueraussage „Die Märkte sind die günstigsten“, ist dies nicht verwunderlich. Aber gerade diese Werbeaussage hat die Großfläche ad absurdum geführt, denn es hat sich bereits bis zum letzten Endverbraucher rumgesprochen, dass das Internet auf jeden Fall noch günstiger ist. Da ist die Aussage des Fachhandels „komm in den Fachhandel, dort wirst Du fair und kompetent beraten“ schon glaubhafter in der heutigen Zeit. Sicherlich macht in den kleineren und mittleren Städten, in denen die Beilage Beim Marketing muss man heute auf das 360°-Marketing setzen. 360° heißt, dass der Kunde „rundum“ und auf allen Kanälen beworben werden muss. Allen voran sind hier die Online-Beilagen zu nennen. noch wirkt, der Einsatz eines solchen Mediums noch Sinn, wenn es bezahlbar ist. Die Nachteile kennen wir: Man kann Inhalt und Preis nur bedingt beeinflussen und der Vorlauf ist sehr groß. Beim Marketing muss man deshalb heute auf das 360°-Marketing setzen. 360° heißt, dass der Kunde „rundum“ und auf allen Kanälen beworben werden muss. Allen voran sind hier die Online-Beilagen zu nennen, also die digitale Version der Zeitungsbeilage, die auf Plattformen wie Kaufda oder Marktjagt für wenig Geld eingestellt werden können. Erstaunlich hierbei ist, dass die Zugriffe auf diese Medien zu einem großen Teil von mobilen Endgeräten aus geschieht, also oft von unterwegs. Das bekannte Phänomen, dass die Kunden mit dem Smartphone im Laden stehen und dann Preise vergleichen, lässt sich hier schön nachvollziehen. Preisabstand zum Internet darf nicht zu groß sein Natürlich müssen sich diese Angebote auch auf Ihrer Homepage und in Ihrem dementsprechenden Newsletter wiederfinden. Eine gepflegte Adressdatenbank ist hierfür Voraussetzung. Dabei sollte der Tenor sein: „Schau erst einmal bei Deinem Fachhändler und Experten vorbei, bevor Du im Inter- net womöglich das Falsche bestellst“. Wie bereits gesagt, darf dabei der Preisabstand zum Internet nicht zu groß sein, maximal ca. zehn Prozent (Daumenwert). Ist der Kunde einmal im Laden, muss man ihn natürlich auch glücklich machen. Das heisst, die früher oft geschulte, heute aber stark in Vergessenheit geratene Bedarfsermittlung und Abschlusstechnik muss natürlich funktionieren. Dabei sind durchaus auch Tricks erlaubt, wie zum Beispiel die sogenannte „geistige Brandstiftung“, erfunden von Dirk Kreuter. Geistige Brandstiftung heißt, den Kunden gezielt zu verunsichern. Dazu folgendes Beispiel: Wenn ein Kunde Sie mit der Aussage konfrontiert: „Im Internet kann ich ja 14 Tage lang die Ware zurückgeben, bei Ihnen aber nicht“, dann können Sie ihn mit der Aussage verunsichern: „Die wissen schon warum…“ oder „das müssen die auch…“. Ebenso gehören Fragen zum Repertoire, wie zum Beispiel: „Wann möchten Sie den Kauf tätigen? Wo haben Sie sich bereits informiert? Etc.. Selbstredend hat dem eine Zubehör-Checklisten vorzubereiten, so wie beim Autokauf: Mit oder ohne Schiebedach? Mit oder ohne Navi? Mit oder ohne Sitzheizung? Hier reklamiert auch kein Kunde und reagiert genervt. Mit der gleichen Selbstverständlichkeit und mit stoischer Ruhe muss auch beim Kamerakauf die Checkliste durchgearbeitet werden und diese muss sowohl der Kunde, als auch der Verkäufer „mit seinem blutigen Daumenabdruck“ unterschreiben. Jede Wette, dass damit deutlich mehr Zubehör verkauft wird, als ohne. Dann lässt sich auch leichter ein (nur) zehn prozentiger Preisabstand zum Internet verkraften. Neben der permanenten Ansprache mit modernen Medien gehören auch Hilfsmittel wie der Service-Pass, die Kundenkarte, die Rabattkarte, Verleihangebote, Testwochen, etc. zum absoluten Pflichtprogramm. Wir müssen unserem „Claim“ als Experte auch gerecht werden und unsere Kompetenz unter Beweis stellen. Man wird heute von jedem Zahnarzt angeschrieben, dass mal wieder eine Zahnreinigung fällig ist. Warum nicht auch der Kamerakunde? Wer eine Prepaid-Kundenkarte für Bilder hat, der vergleicht keine Preise mehr und steuert sofort seinen Fachhändler an. Wer von uns Männern lässt sich nicht mal gerne zum „Probefahren“ mit der neuen Systemkamera verführen? Gute Kunden erhalten regelmäßig einen Gutschein per Post zugeschickt, für einen kostenlosen Kamera-Check beispielsweise. Dass dabei eine kostenpflichtige Reinigungsnotwendigkeit diagnostiziert wird, ist selbstredend. Zugegeben, das ist alles aufwendig, zeitraubend und mühsam. Aber die Alternative ist, dass die Frequenz weiter sinkt. Insofern stellt sich die Frage nach den „ob“ eigent- Ist der Kunde einmal im Laden, muss man ihn natürlich auch glücklich machen. Das heisst, die früher oft geschulte, heute aber stark in Vergessenheit geratene Bedarfsermittlung und Abschlusstechnik muss funktionieren. gute Bedarfsermittlung zu folgen. Dann haben Sie alle Argumente für das Produkt auf Ihrer Seite und der Kunden tut sich schwer, das Geschäft ohne Kauf zu verlassen. Da der Preisabstand zum Internet wie gesagt, nicht zu groß sein darf, ist das verkäuferische Geschickt beim Zubehör gefragt. Wir plädieren sehr stark dafür, lich nicht, höchsten noch „wann?“. Mein Tipp: Beginnen Sie sofort damit, denn zu spät kommt oft zu schnell. Sie kennen mein Motto: „Erfolg ist eine Tat-Sache“ und „Unternehmer kommt von unternehmen“. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen wie immer den Erfolg des Tüchtigen. Stefan Auer ([email protected]) inPHO 1-2·2014 19